Marketing Integrierte Kommunikation im KMU. Eine von einer zentralen Stelle koordinierte Kommunikation macht Sinn, gerade auch in kleineren und mittleren Unternehmen. Die sich rasch ändernde Medienlandschaft verlangt immer mehr einen präzisen, aufeinander abgestimmten Einsatz der einzelnen Kommunikationsinstrumente. Von Christoph Portmann* Kommunikation wird «als Übermittlung von Botschaften zum Zweck der Steuerung von Meinungen, Einstellungen, Erwartungen und Verhaltensweisen bestimmter Adressaten gemäss den spezifischen Zielsetzungen verstanden. Als Teil im Marketingmix geht es also darum, potenziellen Käufern die Nutzenund Kaufargumente einer spezifischen Marktleistung klar und verständlich via verschiedene Kommunikationskanäle (Medien) so zu übermitteln, dass diese zum angepriesenen Produkt eine positive Grundeinstellung haben, sie in diesem für sich einen spezifischen Nutzen erkennen, dadurch ein Wunschbegehren ausgelöst wird und es so zum Kauf kommt. Atomisierung der Medien. Heutzutage liegt das Problem für KMU mit ihren beschränkten Kapazitäten und Budgets in der rasant voranschreitenden Strukturveränderung der Medienund Kommunikationsmärkte. Diesbezüglich wird von einer Atomisierung (Zersplitterung) der Medien in immer kleinere Einheiten gesprochen. Die neuen, vielseitigen und multimedialen Kommunikationsmöglichkeiten bedeuten einen verstärkten Kommunikationswettbewerb. Dieser erschwert das Erlangen der Aufmerksamkeit der Zielgruppen sowie auch die Differenzierung gegenüber der Konkurrenz. Zudem erschwert er die Zusammenstellung eines optimalen Medienmix und hat einen Einfluss auf die Kosten, resp. das Marketing- und Werbebudget. Kommunikation als Managementansatz. Die in der heutigen Praxis oft vorherrschende isolierte Planung einzelner Kommunikationsinstrumente durch die zuständigen Fachbereiche wie Marketing, Verkauf, Werbung, PR, Messe- und Eventorganisation, Sponsoring etc. wird der Forderung nach Integration in keiner Weise gerecht. Integrierte Unternehmens- und Markenkommunikation ist Unternehmensphilosophie und Managementansatz. Geleitet wird der entsprechende Bereich durch einen auf Geschäftsleitungsebene angesiedelten Marketing- und/oder Kommunikationsmanager. Alle beteiligten Bereiche und Stellen arbeiten koordiniert und integriert auf der gleichen Grundlage (dem Marketingund Kommunikationskonzept) eng zusammen. Durch die integrierte Kommunikation wird die definierte Botschaft klar und unmissverständlich übermittelt. Damit wird eine effektivere und effizientere Darstellung des Unternehmens bei den Zielgruppen erreicht. Drei Kernelemente. Die Integrierte Kommunikationsstrategie, ein integrativer Teil des Marketingkonzeptes, ist die Basis zur Ableitung der Einsatzstrategien für die einzelnen Kommunikationsinstrumente und dient als Grundlage für die Aufteilung des Kommunikationsbudgets. Die drei Kernelemente der IK-Strategie sind: > Strategische Positionierung des Unternehmens oder der Marktleistung > Definition der kommunikativen Leitidee > Festlegung des Leitinstrumentes (bis max. ca. drei) Die Strategische Positionierung beinhaltet wie oben beschrieben das angestrebte Soll-Bild eines Unternehmens, einer Marke oder einer Marktleistung, das im Bewusstsein der Zielgruppe verankert werden soll, und die Hauptziele der Kommunikation. Sie muss jetzt aufgenommen und in Form einer kommunikativen Leitidee, einer Grundaussage in Form eines Slogans oder Claims konkretisiert werden. Ausgehend davon werden später im Rahmen der Kommunikationsregeln die zu kommunizierenden Botschaften abgeleitet. Die strate- Christoph Portmann ist Inhaber von Score Marketing in Stäfa und Partner der Agentur für Marketing und Kommunikation amakom in Wetzikon. Während Score Marketing sich auf das strategische Marketing konzentriert, ist amakom im operativen Bereich tätig und steht Unternehmen bei der professionellen Umsetzung von Konzepten und im Bereich von Werbung und Kommunikation zur Seite. Der Autor bietet Beratung, Seminare und Referate an. Score Marketing Bergstrasse 96, 8712 Stäfa, Tel. 044 926 36 00 [email protected] www.ScoreMarketing.ch, www.amakom.ch Organisator Seite 38/39 Ausgabe 05/11–6. Mai 2011 gische Ausrichtung der gesamten Kommunikation verlangt eine klare Zuordnung von Funktionen und Aufgaben der einzelnen Kommunikationsinstrumente. Dazu müssen die einzelnen Instrumente im Hinblick auf deren Bedeutung im Kommunikationsmix und zur Zielerreichung analysiert werden. Als Leitinstrument wird dasjenige Instrument festgelegt, dem aus strategischer Sicht eine überragende Bedeutung im Hinblick auf die Gesamtkommunikation beigemessen wird. Die kommunikative Leitidee wird dann schwerpunktmässig durch dieses Leitinstrument realisiert. Zudem hat das Leit- instrument einen grossen Einfluss auf die Wahl der ande- ren, das Leitinstrument flankierenden Instrumente aus dem Kommunikationsmix. Hierarchie der Planung. Die Verantwortung für das Marketing und die Gesamtkommunikation liegt auf Geschäftsleitungsebene. Nur eine auf dieser Ebene angesiedelte Stelle hat letztlich die Kompetenz und Durchsetzungskraft, alle Beteiligten zu einer gemeinsamen Kommunikationspolitik zu verpflichten. Für ein erfolgreiches Kommunikationsmanagement ist es unabdingbar, dass bei der strategischen Planung der Kommunikationspolitik die Fachstellen in den Planungsprozess integriert werden. Dies um das umfangreiche Knowhow aus den Märkten in die Planung einfliessen lassen zu können und um eine positive Akzeptanz bei den involvierten Stellen zu erreichen. In der Praxis kann es Sinn machen, für diese Planung einen spezialisierten Marketing- und/oder Kommunikationsberater als Moderator bei der Strategieentwicklung zuzuziehen. Die Planung erfolgt auf dieser Ebene up-down – also von oben geleitet/geführt, aber mit Integration und Einbezug der Fachstellen. Die taktische Kommunikationsplanung erfolgt dann auf der Basis der gemeinsam erarbeiteten und verabschiedeten strategischen Vorgaben auf der Ebene der Fachabteilungen und Fachstellen wie beispielsweise Verkauf, Werbung, PR, Messe- und Eventorganisation, Sponsoring etc. Bei einer externen Lösung kann hier eine Werbe- oder Kommunikationsagentur zugezogen werden. Auf dieser Ebene wird dann von einem Bottom-up-Planungsprozess gesprochen. Kompetenz und Durchsetzungskraft entscheidend. Der Nutzen für Unternehmen, die ein integriertes Marketing anwenden und die integrierte Kommunikation leben, liegt auf der Hand: Eine, auf Geschäftsleitungsebene angesiedelte Stelle (Person) zeichnet verantwortlich für das Marketing und die Kommunikation des Unternehmens. Aufgrund der Kompetenz und der hierarchischen Eingliederung des verantwortlichen Marketingleiters auf Geschäftsleitungsebene hat dieser die Kompetenz und Durchsetzungskraft, die Vorgaben auch Marketing Organisator Seite 40 Ausgabe 05/11–6. Mai 2011 Planungsprozesse der integrierten Kommunikation Top-down-Planung Ebene Gesamtkommunikation 1. Analyse der Ist-Situation Bottom-up-Planung Ebene Fachabteilung /-stelle 2. Erarbeitung der Strategischen Positionierung 3. Definition der Zielgruppen 4. Bestimmung der kommunikativen Leitidee 1. Analyse der Ist-Situation 2. Festlegung der Kommunikationsziele 5. Festlegung der Leitinstrumente 3. Identifizierung der Zielgruppen 6. Auswahl und Kategorisierung der flankierenden Instrumente Austausch, Koordination und Integration von Planungselementen in das IK-Konzept 4. Festlegung der Kommunikationsstrategie Austausch, Koordination und Integration von Planungselementen in das IK-Konzept 7. Festlegung und Verteilung des Kommunikationsbudgets 5. Festlegung der Verteilung des Kommunikationsbudgets 8. Realisierung der Gesamtkommunikation 6. Entwicklung von Einzelmassnahmen der Kommunikation 9. Erfolgskontrolle 7. Kontrolle der Kommunikationswirkung Quelle: Planungsprozess IK, Brun/Aerne 2008 um- und durchzusetzen. Die strategischen Vorgaben und das Gesamtbudget sind für alle Stellen bindend. Marketing und Kommunikation können so als Unternehmensphilosophie gelebt werden und alle beteiligten Stellen kommunizieren auf der gleichen Grundlage. Die ausgearbeitete Positionierung grenzt das Unternehmen und/oder die Marktleistung klar von den Mitbewerbern ab. Die Kernbotschaft in Form der Leitidee ist für alle klar, das definierte Leitinstrument setzt den kommunikativen Schwerpunkt, es wird in seiner Wirkung verstärkt und unterstützt durch die flankierenden Instrumente. So werden Streuverluste minimiert und der Einsatz der Ressourcen optimiert. Integriertes Marketing und Kommunikation gehört heute in grösseren Unternehmen zum Standard. Ausschlaggebend für den Erfolg ist die Integration der Fachstellen in den strategischen Planungsprozess. Der Ansatz hat Potenzial und gerade auch KMU können davon profitieren und ihre Ressourcen damit optimal und nicht zuletzt kostensparend einsetzen. Quellen und Literaturempfehlung > Integrierte Unternehmens- und Markenkommunikation, Manfred Brun, Verlag Schäfer/Poeschel, 5. Auflage 2009, ISBN 978-3-7910-2878-1 > Integrierte Kommunikation, Grundlagen mit zahlreichen Beispielen, Markus Aerni und Manfred Blum, Compendio Verlag, Ausgabe 2008, ISBN 978-3-7155-9324-1 Einige Kommunikationsbegriffe > Die Kommunikationspolitik plant und steuert die Kommunikation zwischen Unternehmen und Umwelt beziehungsweise einzelnen Zielgruppen nach innen und nach aussen. Sie ist eine strategische Funktion der Führung und des Marketings. > Unter Kommunikation versteht man die Übermittlung von Informationen und Bedeutungsinhalten zum Zweck der Steuerung von Meinungen, Einstellungen, Erwartungen und Verhaltensweisen bestimmter Adressaten gemäss spezifischer Zielsetzung. > Im Kommunikationsprozess sind zwei Partner beteiligt. Ein Sender, welcher die Informationen via Informationskanal (Medium) übermittelt, und ein Empfänger, der die Nachricht aufnimmt. Das Medium wird auch als Kommunikations- oder Werbeträger bezeichnet. > Die Kommunikationsinstrumente sind im Marketingmix im Submix Kommunikation angegliedert. Dazu gehören: persönliche Kommunikation, klassische Werbung, Verkaufsförderung, Direktmarketing, Sponsoring, Messen und Events, Internet und Multimedia). > Kommunikationsträger können beispielsweise Informations- und Unterhaltungsmedien, aber auch Verkehrsmittel, Ausstellungsräume, Litfasssäulen etc. sein. Sie dienen als Übermittlungsmedien, mit denen Botschaften an die Adressaten übermittelt werden. > Die Begriffe Kommunikation und Werbung werden im betriebswirtschaftlichen Umfeld oft synonym verwendet.