Skript zum Ferienkurs Physik für Elektroingenieure Wellenlehre und

Werbung
Skript zum Ferienkurs
Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015 / 16
__________________________________________________________________________________
Daniel Hutzler
Nr. 3
Wellenlehre und Optik
1 Geometrische Optik
1.1 Reflexion und Brechung
1.1.1
1.1.2
1.1.3
1.1.4
Fermat’sches Prinzip
Reflexion
Brechungsgesetz
Totalreflexion
1.2 Dispersion
1.2.1
Elektrische Suszeptibilität
1.3 Abbildung
1.3.1
1.3.2
1.3.3
Spiegel
Linsen
Abbildungsfehler
2 Wellenoptik
2.1 Eigenschaften elektromagnetischer Wellen
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
2.1.5
2.1.6
2.1.7
2.1.8
2.1.9
2.1.10
Permittivität und Permeabilität
Optische Weglänge
Energiedichte
Poynting-Vektor
Darstellung elektromagnetischer Wellen
Superpositionsprinzip und Interferenz
Kohärenz
Polarisation
Fresnelsche Formeln
Dopplereffekt
2.2 Beugung
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
2.2.5
Huygensches Prinzip
Einfachspalt
Doppelspalt
Optische Gitter
Röntgenbeugung
16.03.2016
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
1 Geometrische Optik
Was ist Licht?
 Geschichte:
 Korpuskel (Newton, 1672)
 Welle (Huygens, 1678)
 Transversale Welle (Fresnel, 1815)
 Elektromagnetische Welle (Maxwell, 1865)
 Lichtquantenhypothese (Einstein, 1905)
 Welle-Teilchen-Dualismus: Teilchennatur (z.B. photoelektrischer Effekt, Compton-Effekt) ↔
Wellennatur (z.B. Interferenz)
 Im Vakuum breitet sich Licht mit der Geschwindigkeit c0 = 2,9979… · 108 m/s aus
𝑐
 Es gilt: 𝜆 =
𝑓
 Licht führt als elektromagnetische Strahlung ein elektrische Feld E sowie ein magnetisches
Feld B mit sich. Im freien Raum stehen Ausbreitungsrichtung k, E und B paarweise senkrecht
aufeinander (Transversalität)
 Anders als z.B. Schallwellen brauchen elektromagnetische Wellen kein Medium um sich
auszubreiten
Quelle: ScienceBlogs
Die geometrische Optik ist eine Näherung in der Optik, in der die Welleneigenschaften des Lichts
vernachlässigt werden. Dies ist möglich, weil die Wellenlänge des Lichts klein im Vergleich zu den mit
dem Licht wechselwirkenden Strukturen ist und Beugungseffekte daher vernachlässigt werden
können.
1.1 Reflexion und Brechung
1.1.1 Fermat’sches Prinzip
Licht folgt auf seinem Weg von A nach B dem
kürzesten optischen Weg, d.h. dem Weg mit der
kürzesten Laufzeit.
Quelle: Universität Bayreuth
1
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
1.1.2 Reflexion
Ein Lichtstrahl wird an einer ebenen Fläche teilweise oder vollständig reflektiert, wobei gilt


Normalvektor, einfallender und ausfallender Strahl liegen in einer Ebene
Einfallswinkel = Ausfallswinkel
Quelle: Giancolli
1.1.3 Brechungsgesetz
Im Vakuum breitet sich Licht mit der Lichtgeschwindigkeit c0 = 2,9979… · 108 m/s aus. Im Medium
propagiert Licht langsamer und es gilt daher cMedium < c0. Medien unterscheiden sich durch
𝑐0
verschiedene Brechungsindizes 𝑛 =
bzw. Dielektrizitätskonstanten 𝜀 = 𝑛2 .
𝑐𝑀𝑒𝑑𝑖𝑢𝑚
Quelle: Giancoli
Ein Teil des einfallenden Lichtstrahls wird am Medium reflektiert und ein Teil transmittiert. Für den
transmittierten Teil gilt das Snelliussche Brechungsgesetz:

Einfallender, reflektierter und transmittierter Strahl liegen mit der Normalen in einer Ebene

sin 𝛩1
sin 𝛩2
=
𝑐1
𝑐2
=
𝑛2
𝑛1
Merke: Beim Übergang vom optisch dünneren (kleinerer Brechungsindex) zum optisch dichteren
Medium (größerer Brechungsindex) wird der Lichtstrahl zum Lot hin gebrochen und beim Übergang
vom optisch dichteren zum optisch dünneren Medium vom Lot weg.
Beispiel 1: Parallelverschiebung
Quelle: Wikipedia
2
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Beispiel 2: Prisma
In einem Prisma wird der Lichtstrahl an zwei Flächen, die nicht parallel sind, gebrochen. Der
Ablenkwinkel δ ist minimal, wenn man den Einfallswinkel so wählt, dass der Lichtstrahl im inneren
parallel zur Basis verläuft
Quelle: Giancoli
1.1.4 Totalreflexion
Beim Übergang von einem optisch dichteren zu einem optisch dünneren Medium kann es zu
Totalreflexion kommen. Dies geschieht wenn der Einfallswinkel größer als der sog. Grenzwinkel der
Totalreflexion (auch kritischer Winkel) Θc ist. Hierbei gilt
sin 𝛩𝑐 =
𝑛2
𝑛1
.
Quelle: Wikipedia
Beispiel: Lichtleiter
Quelle: Universität Wien
Licht, das unter einem Winkel Θ0, kleiner Θmax, in einen Lichtleiter eingekoppelt wird, kann sich
aufgrund von Totalreflexion verlustfrei in ihm fortpflanzen. Θmax ist durch die sog. Numerische
Apertur festgelegt:
𝑁𝐴 = 𝑛0 sin 𝛩𝑚𝑎𝑥 = √𝑛12 − 𝑛22 ,
wobei n0 = 1 für Luft gilt.
Auch möglich: gekrümmter Strahlenverlauf durch Brechungsindexgradient in einer Gradientenfaser.
3
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
1.2 Dispersion
Unter Dispersion versteht man allgemein die Abhängikeit einer Größe von der Frequenz bzw.
Wellenlänge. Speziell in der Optik handelt es sich hierbei um die Abhängigkeit der
Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes und daher des Brechungsindexes von seiner Frequenz.
𝑐 = 𝑐(𝜔), 𝑛 = 𝑛(𝜔)
Unterschiedliche Frequenzen werden also unterschiedlich stark gebrochen und es ergeben sich
verschiedene Ablenkwinkel 𝛩 = 𝛩(𝜔) beim Übergang in ein Medium.
Beispiel 1: Prisma
Somit kann weißes Licht, das aus vielen verschiedenen Frequenzen besteht, beispielsweise mit Hilfe
eines Prismas in seine spektralen Bestandteile zerlegt werden. Die einzelnen Farben werden hierbei
unterschiedlich stark gebrochen.
Quelle: Giancoli
Beispiel 2: Regenbogen
Ein Regenbogen entsteht durch Brechung und Totalreflexion des Sonnenlichts an Wassertröpfchen.
Hierbei wird das Licht in seine Spektralfarben zerlegt.
1.2.1 Elektrische Suszeptibilität
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen im Medium wird beschrieben durch
𝑐=
𝑐0
𝑛
=
𝑐0
√𝜀𝑟 ·µ𝑟
(Vakuumlichtgeschwindigkeit: 𝑐0 =
1
√𝜀0 ·µ0
)
mit der Permittivitätszahl εr und der Permeabilitätszahl µr (siehe 2.1.1). Für lichtdurchlässige Medien
gilt in guter Näherung µr ≈ 1 und daher 𝑛 = √𝜀𝑟 .
Die elektrische Suszeptibilität ist eine Materialeigenschaft, die die Fähigkeit der elektrischen
Polarisierung in einem externen elektrischen Feld angibt. Sie ist definiert als 𝜀𝑟 = 𝜒𝑒 + 1. Wir
erhalten somit die Maxwell Relation
𝑛 = √𝜀𝑟 = √1 + 𝜒𝑒 .
4
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Die Polarisation kennzeichnet die Stärke des Dipolmoments in einem dielektrischen Material. In der
linearen Optik besteht ein linearer Zusammenhang zwischen dem elektrischen Feld und der dadurch
im Medium induzierten Polarisation (gilt nicht mehr für sehr hohe Felder, siehe nichtlineare Optik):
𝑃⃗ = 𝜀0 𝜒𝑒 𝐸⃗
Wir wollen nun die Frequenzabhängigkeit der elektrischen Suszeptibilität bestimmen. Hierzu
betrachten wir zunächst die Bewegungsgleichung für die erzwungene Schwingung der negativen
Ladungen bzw. des Schwerpunkts der negativen Ladung q um den Atomkern:
𝑚𝑥̈ = −𝜔02 𝑚𝑥 + 𝑞𝐸0 sin(𝜔𝑡)
𝑘
Wobei 𝜔0 = √𝑚 die Eigenfrequenz und 𝑞𝐸 = 𝑞𝐸0 sin(𝜔𝑡) die Kraft, die das Elektrische Feld der
Welle auf die negativen Ladungen ausübt, ist. Als Lösung setzen wir 𝑥(𝑡) = 𝑥0 sin(𝜔𝑡) an und
erhalten die Amplitude
𝑥0 =
𝑞𝐸0
𝑚(𝜔02 − 𝜔 2 )
Das Dipolmoment errechnet sich zu
𝑝(𝑡) = 𝑞 𝑥(𝑡) =
𝑞 2 𝐸0
sin(𝜔𝑡)
𝑚(𝜔02 − 𝜔 2 )
𝑍
Multipliziert man dieses Dipolmoment mit der Teilchendichte 𝑁 = 𝑉 erhält man die Polarisation
𝑃(𝑡) = 𝑁 𝑝(𝑡) = 𝜀0 𝜒𝑒 𝐸(𝑡)
Suszeptibilität und Brechungsindex in Abhängigkeit von der Frequenz schreiben sich somit als
𝜒𝑒 (𝜔) =
𝑁 𝑞2
𝜀0 𝑚(𝜔02 − 𝜔 2 )
𝑛(𝜔) = √1 +
𝑁 𝑞2
𝜀0 𝑚(𝜔02 − 𝜔 2 )
Tatsächlich treten in Atomen verschiedene Eigenfrequenzen auf und man erhält
𝑛(𝜔) = √1 +
𝑞2
𝑁𝑖
·∑ 2
𝜀0 𝑚
(𝜔𝑖 − 𝜔 2 )
𝑖
Bei den meisten transparenten Stoffen steigt im Sichtbaren der Brechungsindex mit der Frequenz an
und man spricht von normaler Dispersion. Im Umgekehrten Fall liegt eine sog. anomale Dispersion
vor.
5
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
1.3 Abbildung
Man unterscheidet zwischen reellem und virtuellem Bild:
Quelle: Wikipedia
Von einem reellen Bild gehen tatsächlich Lichtstrahlen aus. Es kann, im Gegensatz zu einem virtuellen
Bild, auf einem Schirm abgebildet werden.
1.3.1 Spiegel
Strahlenkonstruktion: Hohlspiegel
Bei der Strahlenkonstruktion für verschiedene Spiegel ist, unabhängig von der Form des Spiegels,
stets Einfalls- gleich Ausfallswinkel zu beachten und man kann sich an der Oberflächennormale, die
senkrecht auf dem jeweiligen Punkt des Spiegels steht, orientieren.
Quelle: TU Dortmund
Parallelstrahlen gehen nach Reflexion durch den Brennpunkt F, Brennpunktstrahlen laufen nach
Reflexion parallel zur optischen Achse und Strahlen, die normal auf die Spiegeloberfläche treffen,
werden in sich zurückreflektiert
Befindet sich der Gegenstand zwischen Fokus F und der Hauptebene V entsteht ein virtuelles Bild.
Die Gegenstandsweite g, Bildweite b und fokale Länge f lassen sich über die folgende Formel
berechnen (Vorzeichen beachten!):
6
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
1 1 1
+ =
𝑔 𝑏 𝑓
Beachte: Bei Holspiegeln ist die Brennweite positiv, wogegen sie bei Konvexspiegeln negativ ist.
Beispiel 1: Parabolspiegel
Eine Parabel ist der geometrische Ort aller Punkte, deren Abstand zum Brennpunk F gleich dem zu
einer speziellen Geraden, der sog. Leitgeraden l, ist. Sie ist daher die ideale Form für einen Spiegel,
der paralleles Licht in einen Punkt fokussieren soll.
Quelle: Wikipedia
Beispiel 2: Sphärischer Spiegel
Eine Annäherung an den Parabolspiegel ist der sphärische Spiegel. Für achsennahe Strahlen gilt
𝑅
𝑓 = 2 . Für achsenferne Strahlen wandert die Brennweite jedoch immer mehr Richtung Kugelfläche.
Beispiel 3: Konvexspiegel
Konvexspiegel oder Zerstreuungsspiegel bilden verkleinernd ab und vergrößern dadurch den
Blickwinkel.
7
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
1.3.2 Linsen
Man unterscheidet zwischen Konvexen Linsen (Sammellinsen; positive Brennweite), Konkaven Linsen
(Zerstreuungslinsen; negative Brennweite) und Meniskuslinsen.
Qulle: Wikipedia
Das Zustandekommen eines Brennpunktes lässt sich sowohl mit Strahlenoptik als auch mit
Wellenoptik erklären.
Quelle: Optical Technology Guide
Strahlenkonstruktion:
Maßstab:
𝑉=
Linsengleichung:
𝐵
𝐺
𝑏
=− ;
1
𝑔
𝑔
1
1
𝑏
𝑓
+ =
Quelle: Wikipedia
Beachte: Trifft paralleles Licht unter einem kleinen Winkel auf die Linse, so wandert der Brennpunkt
auf der sog. Brennebene nach oben bzw. unten. Die Brennebene ist parallel zur Mittelebene der
Linse im Abstand der Brennweite.
8
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Berechnung der Brennweite:
Quelle: Wikipedia
Für relative Dünne Linsen (d << r1,r2) gilt
1 𝑛′ − 𝑛 1 1
=
( − )
𝑓
𝑛
𝑟1 𝑟2
Hier ist n der Brechungsindex der Umgebung (n = 1 für Luft) und n‘ der des Linsenmaterials.
Hierbei ist zu beachten, dass die beiden Radien dann gleiche Vorzeichen haben, wenn die
Mittelpunkte auf derselben Seite der Linse liegen (konvex-konkave Linse), jedoch unterschiedliche
Vorzeichen, wenn die Linse bikonvex oder bikonkav ist.



Konvexe Flächen (nach außen gewölbt): R1 > 0, R2 < 0
Konkave Flächen (nach innen gewölbt) gilt: R1 < 0, R2 > 0
Plane Flächen: R = ± ∞
Beispiel 1: Korrektur von Kurz- und Weitsichtigkeit
Quelle: Wikipedia
9
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Beispiel 2: Lupe
Quelle: Wikipedia
Beispiel 3: Fernrohr
Quelle: Giancoli
Durch das Objektiv entsteht ein reelles Bild in der Brennebene. Im Kepler’schen Fernrohr funktioniert
das Okular wie eine Lupe, die das reelle Bild I1 auf ein virtuelles I2 abbildet, welches jedoch auf dem
Kopf steht.
Qulle: Giancoli
Im Galilei’schen Fernrohr wird eine Streulinse als Okular verwendet und der Betrachter erhält ein
aufrechtes Bild.
10
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Beispiel 4: Fresnel-Linse
Um leistungsstarken Lichtquellen (Leuchttürme, Scheinwerfer, …) gerecht zu werden und einen
hohen Wirkungsgrad zu erzielen, müssten sehr dickbäuchige Linsen verwendet werden. Dies würde
Nachteile wie hohes Gewicht und ungleichmäßige Erwärmung mit sich bringen. Abhilfe schafft hier
die Fresnel-Linse.
Es gibt viele weitere Beispiele für solche Speziallinsen, wie z.B. Grin-Linsen, bei denen der
Brechungsindex in radialer Richtung abnimmt. Weitere Beispiele sind Konvex-Konkav- bzw. KonkavKonvex-Linsen oder elektrische und magnetische Linsen.
1.3.3 Abbildungsfehler
In den bisherigen Betrachtungen wurde stets von achsennahen Strahlen ausgegangen für die, die
sog. Kleinwinkelnäherung gilt:
Quelle:Wikipedia
Allegemein gilt α‘ = δ, γ‘ = α‘ - β‘. Zusätzlich gilt für achsennahe Strahlen

α‘ und β‘ sind sehr klein und es gilt
sin(𝛼 ′ − 𝛽 ′ ) = sin 𝛼′ cos 𝛽′ − cos 𝛼 ′ sin 𝛽 ′ ≈ sin 𝛼 ′ − sin 𝛽′


x << f2
tan γ‘ ≈ sin γ‘
11
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Man erhält somit
𝑓2 =
ℎ
ℎ
ℎ
sin α’
sin α’
≈
=
=
𝑅
≈
𝑅
.
tan 𝛾 ′ sin 𝛾 ′ sin(𝛼 ′ − 𝛽 ′ )
sin (α‘ − β‘)
sin 𝛼 ′ − sin 𝛽 ′
Das Snelliusche Brechungsgesetz liefert 𝑛1 sin 𝛼′ = 𝑛2 sin 𝛽′ und wir erhalten
𝑛2
𝑛1 sin 𝛽′
𝑛2
𝑓2 = 𝑅 𝑛
=𝑅
.
2
𝑛2 − 𝑛1
sin
𝛽′
−
sin
𝛽′
𝑛1
Die bildseitige Brennweite hängt also für achsennahe Strahlen nur von der Krümmung der Fläche und
vom Brechungsindex ab.
Leider ist das nur eine Näherung bzw. ein idealisiertes Bild. In der Praxis treten Abbildungsfehler auf.
Beispiel 1: Sphärische Aberration
Quelle: Wikipedia
Achsenferne Strahlen weisen geringere Brennweite auf. Die Strahlen treffen sich nicht in einem
Punkt. Der Fehler kann durch Blenden, die die achsenfernen Strahlen entfernen (Intensitätsverlust!),
eine Kombination aus Sammel- und Zerstreuungslinsen oder durch das verwenden nicht-sphärischer
Linsen korrigiert werden.
Beispiel 2: Astigmatismus
Quelle: Wikipedia
Bei der Abbildung entstehen zwei Brennlinien in den Punkten T1 und S1. Der Fehler kann durch die
Verwendung von Zylinderlinsen korrigiert werden.
12
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Beispiel 3: Verzeichnung
Quelle: Wikipedia
Die Verzeichnung ist ein geometrischer Abbildungsfehler, der zu einer lokalen Veränderung des
Abbildungsmaßstabes führt.
Sphärische Aberration und Astigmatismus sowie die Koma sind sog. Schärfefehler. Verzeichnung und
Bildfeldwölbung gehören zu den sog. Lagefehler. Die chromatische Aberration ist ein sog. Farbfehler,
der dadurch entsteht, dass Licht unterschiedlicher Wellenlänge verschieden stark gebrochen wird.
Hier wird zwischen dem Farblängsfehler, bei dem die Brennweite wellenlängenabhängig ist, und dem
Farbquerfehler, bei dem einzelne Farbbilder unterschiedlich vergrößert werden, unterschieden.
13
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
2 Wellenoptik
Effekte wie Superposition, Interferenz und die Beugung von Licht können nicht mit geometrischer
Optik erklärt werden. Um diese Effekte verstehen zu können, muss Licht als elektromagnetische
Welle behandelt werden.
2.1 Eigenschaften elektromagnetischer Wellen
2.1.1 Permittivität und magnetische Permeabilität
Die Permittivität ε gibt die Durchlässigkeit eines Materials für elektrische Felder an. Hierbei ist die
relative Permittivität εr eines Mediums (auch Permittivitäts- oder Dielektrizitätszahl) das Verhältnis
𝜀
seiner Permittivität zu der des Vakuums ε0 (elektrische Feldkonstante): 𝜀𝑟 = 𝜀
0
Die Durchlässigkeit eines Materials für magnetische Felder wird durch die magnetische Permeabilität
µ beschrieben. Die magnetische Feldkonstante µ0 gibt die magnetische Permeabilität des Vakuums
µ
an. Die Permeabilitätzahl µr (relative Permeabilität) bezeichnet das Verhältnis: µ𝑟 = µ
0
Der Brechungsindex eines Materials ist gegeben durch 𝑛 = √𝜀𝑟 µ𝑟 . Für die Lichtgeschwindigkeit c0 im
Vakuum gilt 𝑐0 =
1
,
𝜀
√ 0 µ0
für die im Medium 𝑐 =
𝑐0
𝜀
√ 𝑟 µ𝑟
=
𝑐0
.
𝑛
2.1.2 Optische Weglänge und Gangunterschied
Die optische Weglänge L ist in der Wellenoptik die Streckenlänge, für die Licht im Vakuum die gleiche
Zeit wie für einen gegebenen Weg in einem Medium braucht. Da das Verhältnis zwischen
Lichtgeschwindigkeit im Vakuum und im Medium durch den Brechungsindex gegeben ist, berechnet
sich die optische Weglänge L in einem Medium als das Produkt der geometrischen Länge s, die ein
Lichtstrahl durch das Medium nimmt, mit dessen Brechungsindex n zu 𝐿 = 𝑛 · 𝑠. So ist die gesamte
optische Weglänge gegeben durch die Summe über alle Teilstrecken, multipliziert mit dem jeweiligen
Brechungsindex
𝐿 = ∑𝑖 𝑛𝑖 𝑠𝑖 oder ∫ 𝑛(𝑠) 𝑑𝑠 falls der Brechungsindex von Ort zu Ort variiert.
Einen Unterschied in den optischen Weglängen zweier Wege bezeichnet man als Gangunterschied.
2.1.3 Energiedichte
Die elektromagnetische Welle transportiert Energie mit Lichtgeschwindigkeit. Die Energiedichten von
magnetischem und elektrischem Feld sind hierbei gegeben als
1
𝑊𝑒𝑙 = 2 𝜀0 𝐸 2
und
1
𝑊𝑚𝑎𝑔 = 2 µ0 𝐵 2
mit der Dielektrizitätszahl ε0 und der Permeabilitätskonstante µ0. Die Energiedichte des
elektromagnetischen Feldes ist
14
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
𝑊=
Wintersemester 2015/16
1
1
𝜀0 𝐸 2 + µ0 𝐵 2 .
2
2
Mit Hilfe der Maxwellgleichungen kann man zeigen, dass elektrisches und magnetisches Feld über die
Beziehung E = c · B miteinander verknüpft sind und dass 𝑐 =
1
𝜀
√ 0 µ0
gilt und wir erhalten somit
𝐵2
𝑊 = 𝜀0 𝐸 =
µ0
2
2.1.4 Poynting-Vektor
Der sog. Poynting-Vektor S kennzeichnet die Dichte und Richtung des Energietransportes eines
elektromagnetischen Feldes. Sein Betrag entspricht der Leistungsdichte (oder Intensität). Wir setzen
daher an
S=
Energie
Energie · Geschwindigkeit
=
= Energiedichte · Geschwindigkeit
Zeit · Fläche
Volumen
und erhalten
𝑆 = 𝜀0 𝐸 2 𝑐 = 𝜀0 𝑐 2 𝐸 𝐵 =
1
𝐸𝐵
µ0
oder als Vektor
𝑆=
1
⃗ = 𝐸⃗ × 𝐻
⃗
𝐸⃗ × 𝐵
µ0
⃗ . 𝑆 zeigt uns somit die Ausbreitungsrichtung und sein Betrag gibt
mit der magnetischen Feldstärke 𝐻
⃗ stehen paarweise senkrecht aufeinander.
uns die Intensität der Strahlung. Beachte: 𝑆, 𝐸⃗ und 𝐵
Quelle: Wikipedia
Beispiel: Sonne
Für die Sonne gilt S ≈ 1,35 kW/m2. Mit modernen Silicium-Solarzellen können Wirkungsgrade von
20% erreicht werden und somit ca. 250 W pro Quadratmeter gewonnen werden.
2.1.5 Darstellung elektromagnetischer Welle
Lichtwellen sind transversale Wellen, 𝐸⃗,⃗⃗⃗𝐵 und 𝑘⃗ stehen im freien Raum paarweise senkrecht
⃗ verknüpft ist, genügt es im Folgenden 𝐸⃗ zu betrachten. Wir
aufeinander. Da 𝐸⃗ direkt mit 𝐵
beschreiben eine ebene elektromagnetische Welle (Wellenfronten eben und senkrecht zur
Ausbreitungsrichtung) durch
⃗ · 𝑟 − 𝜔 𝑡 − 𝜙)
𝐸⃗ = 𝐸⃗0 cos(𝑘
15
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Mit der Frequnez ω und einer zusätzlichen Phase 𝜙. Der Vektor 𝑘⃗ steht senkrecht auf der
2𝜋
Wellenfront und deutet in Ausbreitungsrichtung. Der Betrag von 𝑘⃗ ist durch gegeben und es gilt
𝜆=
𝑐
𝑓
=
2𝜋 𝑐
.
𝜔
𝜆
Betrachten wir eine Welle, die sich in z-Richtung ausbreitet, können wir daher
2𝜋
𝐸⃗ = 𝐸⃗0 cos ( (𝑧 − 𝑐 𝑡) − 𝜙)
𝜆
schreiben.
2.1.6 Superposition und Interferenz
Das Superpositionsprinzip besagt, dass sich zwei Wellen ungestört überlagern können, d.h. an einem
beliebigen Punkt P werden die Amplituden phasenrichtig addiert. Diese ungestörte Überlagerung von
zwei Wellen führt zu Interferenzeffekten.
Betrachten wir die Überlagerung zweier Wellen:
𝐸⃗1 = 𝐸⃗10 cos (
2𝜋
𝑡 𝑟1
(𝑟1 − 𝑐 𝑡) − 𝜙1 ) = 𝐸⃗10 cos (2𝜋 ( − ) − 𝜙1 )
𝜆
𝑇 𝜆
𝑡 𝑟2
𝐸⃗2 = 𝐸⃗20 cos (2𝜋 ( − ) − 𝜙2 ).
𝑇 𝜆
r1 und r2 beschreiben den Abstand des Punktes P von der jeweiligen Lichtquelle. Die
Schwingungsperiode T sei für beide Wellen identisch, wobei 𝑇 =
2𝜋
𝜔
𝜆
= 𝑐 gilt. Die Intensität ist das
zeitliche Mittel des Betrages des Poynting-Vektors
𝜀0
𝜀0
𝑡 𝑟1
1 𝜀0
𝐼 = 𝑆 = 𝜀0 𝐸 2 𝑐 = √ 𝐸 2 = √ 𝐸02 cos 2 (2𝜋 ( − ) − 𝜙1 ) = √ 𝐸02
µ0
µ0
𝑇 𝜆
2 µ0
Beachte: 𝑐𝑜𝑠 2 (𝑥) =
1
2
Für die Superposition zweier Wellen erhält man nach Addition der elektrischen Felder
𝐼𝑔𝑒𝑠 = √
𝜀0
(𝐸 + 𝐸2 )2 ,
µ0 1
und man erhält nach Einsetzen unter Beachtung der Additionstheoreme
𝑟2 − 𝑟1
+ 𝜙2 − 𝜙1 )].
𝜆
𝐼𝑔𝑒𝑠 = 𝐼1 + 𝐼2 + 2√𝐼1 𝐼2 cos [2𝜋 (
Es gilt also 𝐼𝑔𝑒𝑠 ≠ 𝐼1 + 𝐼2 , das zusätzliche Interferenzglied lässt Iges als Funktion des Ortes schwanken.
Die Intensität wird maximal für
𝑟2 − 𝑟1
+ 𝜙2 − 𝜙1 )] = 1.
𝜆
cos [2𝜋 (
Also wenn
2𝜋 (
𝑟2 −𝑟1
𝜆
+ 𝜙2 − 𝜙1 ) = 𝑁 2𝜋
16
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Somit erhalten wir unter der Annahme, dass 𝜙1 = 𝜙2 ist, Maxima der Intensität bei einem
Gangunterschied von
𝛥 = 𝑟2 − 𝑟1 = 𝑁 · 𝜆.
Minima der Intensität treten auf, wenn der Kosinus im obigen Ausdruck -1 wird und eine analoge
Rechnung zeigt, dass das bei einem Gangunterschied von
𝛥 = (2𝑁 + 1) ·
𝜆
2
geschieht.
Beachte: Bei Interferenzen geht keine Energie verloren. Die Energie wird im Raum umverteilt. Bei
Interferenzen in einem Medium muss λ durch λ/n ersetzt werden.
2.1.7 Kohärenz
Zwei Lichtsender sind kohärent, wenn sie bei gleicher Frequenz mit einer zeitlich konstanten, festen
Phasendifferenz Lichtwellen aussenden. Bei „normalen“ Lichtquellen schwingen die
lichtaussendenden Atome zumeist inkohärent, d.h. unabhängig voneinander. Das hat zur Folge, dass
sich der Interferenzterm über die Zeit rausmittelt und 𝐼𝑔𝑒𝑠 = 𝐼1 + 𝐼2 gilt. Eine Ausnahme stellt hier
der Laser da, dessen Licht kohärent ist.
Der maximale Weglängen- oder Laufzeitunterschied, den zwei Lichtstrahlen aus derselben Quelle
haben dürfen, damit bei ihrer Überlagerung noch ein stabiles Interferenzmuster entsteht, wird als
Kohärenzlänge bezeichnet.
Beispiel 1: Atomare Schwingung
Atomar schwingende Dipole senden elektromagnetische Wellen aus. Solche Schwingungen haben
eine Lebensdauer von ca. 1 ns bis 10 ns. Die in 1 ns zurückgelegte Weglänge des Lichts beläuft sich
auf 30 cm und entspricht der Kohärenzlänge
Beispiel 2: Fresnelscher Doppelspiegel
Die beiden Spiegel M1 und M2 führen zu zwei
virtuellen Lichtquellen S1 und S2. Die beiden
Wellensysteme sind kohärent und können daher
miteinander interferieren.
Quelle: Wikipedia
17
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Beispiel 3: Michelson-Interferometer
Quelle: Georg-August-Universität Göttingen
In einem Interferometer wird eine Lichtwelle in zwei Teile aufgeteilt. Die beiden Wellen durchlaufen
dann unterschiedlich lange Strecken oder Medien, in denen die Laufzeit verschieden ist. Dadurch
ergibt sich eine Phasenverschiebung zwischen den beiden Wellen. Werden die Wellen anschließend
wieder zusammengeführt, kommt es zu Interferenz.
Beim Michelson-Interferometer passiert die Aufteilung und das Wiederzusammenführen des
Lichtstrahls mittels eines halbdurchlässigen Spiegels. Verändert man nun die optische Weglänge
eines Armes, z. B. durch verschieben eines der beiden Spiegels oder durch das Einbringen eines
Mediums mit abweichendem Brechungsindex, so verschieben sich die Phasen der beiden Wellen
gegeneinander. Sind sie in Phase, so addiert sich die Amplitude (𝛥 = 𝑛 · 𝜆, konstruktive Interferenz),
sind sie gegenphasig, so löschen sie sich gegenseitig aus (𝛥 =
(2𝑛+1)
2
· 𝜆, destruktive Interferenz).
Über eine Intensitätsmessung am Detektor kann man so bereits kleinste Änderungen im
Gangunterschied der beiden Wellen messen. So kann z.B. die Wellenlänge oder der Brechungsindex
des eingebrachten Mediums bestimmt werden. Ist das Licht aus der Quelle leicht divergent oder wird
z.B. durch ein Linsensystem künstlich aufgeweitet, so kann man auf dem Schirm Interferenzringe
beobachten.
18
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Beispiel 4: Interferenz an dünnen Schichten
Die Farben, die man in Seifenblasen und dünnen Ölschichten auf dem Wasser beobachten kann,
werden von Interferenzeffekten verursacht. Ein Teil des Lichts wird an der Oberfläche der Schicht
reflektiert. Ein anderer Teil durchdringt die Schicht und wird an ihrer Unterseite reflektiert, passiert
die Schicht ein weiteres mal um an ihrer Oberfläche wieder auszutreten. Die Wegdifferenz der
beiden Strahlen führt zu einem Phasenunterschied. Ist dieser ein Vielfaches der Wellenlänge, tritt
1
konstruktive Interferenz auf, bei einem Phasenunterschied von 𝑛 + 2 destruktive Interferenz.
Beachte: Bei der Reflexion einer elektromagnetischen Welle am optisch dichteren Medium tritt ein
Phasensprung um π auf.
Beispiel 5: Newtonsche Ringe
Quelle: Wikipedia
Hell-dunkel-Zonen oder Interferenzfarben, die durch Interferenz am Luftspalt zwischen zwei
refklektierenden, nahezu parallelen Oberflächen entstehen, nennt man Newtonsche Ringe. In
Reflexion interferieren die beim Übergang Linse-Luft reflektierte mit der hier transmittierten und
𝜆
beim Übergang Luft-Glasplatte reflektierten Welle. Ist 𝑠 = 2𝑑 + 2 ein ungerades vielfaches der
halben Wellenlänge löschen sich diese Wellenlängen aus. Man kann zeigen, dass für den Radius des
k-ten Rings 𝑟 = √𝑘 λ R gilt.
2.1.8 Polarisation von Licht
⃗ ⊥ 𝑘⃗ . Ist das elektrische Feld
Elektromagneitsche Wellen sind Transversalwellen, d.h. 𝐸⃗ ⊥ 𝑘⃗ bzw. 𝐵
stets nur in eine Richtung polarisiert, so spricht man von linear-polarisiertem Licht. Die Richtung von
𝐸⃗ heißt Polarisationrichtung und die von 𝑘⃗ und 𝐸⃗ aufgespannte Ebene heißt Polarisationsebene.
19
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Quelle: www.ipf.uni-stuttgart.de
Zum Interferieren lassen sich nur Wellen bzw. deren Anteile mit gleicher Polarisation bringen.
Polarisation kann linear, elliptisch oder zirkular sein. Die verschiedenen Arten der Polarisation erhält
man durch Überlagerung verschiedener Polarisationen.
So ist zirkulare Polarisation die Summe einer in x- und einer in y-Richtung polarisierten Welle, die
sich in z-Richtung ausbreiten, die gleiche Amplitude und einen Phasenwinkel von π/2 haben. Bei
unterschiedlichen Amplituden ergibt sich elliptisch polarisiertes Licht.
Beispiel 1: Brewster-Winkel
Quelle: TU Dortmund
Eine unpolarisierte Welle lässt sich in zwei senkrecht zueinander polarisierte Anteile zerlegen. Die
Vektoren der elektrischen Feldstärke seien hierbei senkrecht und parallel zur Einfallsebene. Die Welle
regt die Elektronen des Materials zum Schwingen an, wodurch ein Ensemble von atomaren Dipolen
entsteht. Diese können nur in Richtung des reflektierten und des gebrochenen Strahls konstruktiv
interferieren. Vom Hertzschen Dipol ist bekannt, dass die Intensität des parallel zur Dipolachse
abgestrahlten Lichts 0 ist.
Beim Brewsterwinkel bilden reflektierte und transmittierte Welle einen 90° Winkel und das
reflektierte Licht ist somit vollständig parallel zur Oberfläche bzw. senkrecht zur Einfallsebene
polarisiert. Aus dem Snelliuschen Brechungsgesetz folgt, dass
𝛩𝐵 = 𝑎𝑟𝑐𝑡𝑎𝑛 (
𝑛2
)
𝑛1
Beispiel 2: Hertzsches Gitter
Mit einem Hertzschen Gitter kann man elektromagnetische Wellen polarisieren. Es besteht aus gut
leitenden Metalldrähten und ist für Wellen durchlässig, deren elektrisches Feld senkrecht zu den
Drähten schwingt, wogegen parallel polarisiertes Licht reflektiert wird. Schräg oder zirkular
polarisierte Wellen werden in eine senkrechte und eine parallele Komponente getrennt. Der
Drahtgitterpolarisator absorbiert keine Energie.
20
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Beispiel 3: 3D-Brille im Kino
Zwei separate Bilder (Perspektiven) für das linke und das rechte Auge haben werden an die Leinwand
projiziert. Die Bilder sind unterschiedlich polarisiert. Mit Polarisationsfiltern in einer 3D Brille wird
sichergestellt, dass das jeweilige Auge nur das für es vorgesehene Bild sehen kann. Unser Gehirn
erzeugt daraus einen räumlichen Eindruck.
2.1.9 Fresnelsche Formeln
Die fresnelschen Formeln beschreiben quantitativ die Reflexion und Transmission einer ebenen,
elektromagnetischen Welle an einer Grenzfläche. Hierbei geben Reflexions- und Transmissionsfaktor
das Verhältnis der reflektierten Amplitude Er bzw. der transmittierten Amplitude Et zu jener der
einfallenden Welle Ee an. Die Winkel α und β sind über das Brechungsgesetz (𝑛1 sin 𝛼 = 𝑛2 sin 𝛽)
miteinander verknüpft. Für den häufig auftretenden Spezialfall, dass µr1 = µr2 (z.B. µr1 = µr2 = 1), erhält
man folgende vereinfachte fresnelsche Formeln.
Parallel zur Einfallsebene (Ebene die von einfallendem Strahl und Flächennormale aufgespannt wird)
polarisiertes Licht:
𝐸𝑟
𝑛2 cos 𝛼 − 𝑛1 cos 𝛽
𝑅|| = ( ) =
𝐸𝑒 || 𝑛2 cos 𝛼 + 𝑛1 cos 𝛽
𝑇|| = (
𝐸𝑡
2 𝑛1 cos 𝛼
) =
𝐸𝑒 || 𝑛2 cos 𝛼 + 𝑛1 cos 𝛽
Senkrecht zur Einfallsebene polarisiertes Licht:
𝑅⊥ = (
𝐸𝑟
𝑛1 cos 𝛼 − 𝑛2 cos 𝛽
) =
𝐸𝑒 ⊥| 𝑛1 cos 𝛼 + 𝑛2 cos 𝛽
𝑇⊥ = (
𝐸𝑡
2 𝑛1 cos 𝛼
) =
𝐸𝑒 ⊥ 𝑛1 cos 𝛼 + 𝑛2 cos 𝛽
2.1.10 Dopplereffekt
Der Dopplereffekt ist die zeitliche Stauchung bzw. Dehnung eines Signals bei Veränderung des
Abstands zwischen Sender und Empfänger während der Dauer des Signals. Für eine bewegte Quelle
und einen ruhenden Beobachter, wie in obiger Darstellung des akustische Dopplereffekts, gilt:
𝜆𝐸 = 𝜆𝑠 −
21
𝑣𝑠
𝑓𝑠
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Im Falle einer elektromagnetischen Welle müssen relativistische Effekte berücksichtigt werden und
man erhält
𝑓𝐵 = 𝑓𝑠 √
𝑐+𝑣
𝑐−𝑣
Beachte: v > 0 bei Verringerungen des Abstands zwischen Quelle und Beobachter.
2.2 Beugung
2.2.1 Huygensches Prinzip
Das Huygensche Prinzip besagt, dass jeder Punkt einer Wellenfront der Ausgangspunkt einer neuen
Welle, der sog. Elementarwelle, ist. Aus der Überlagerung sämtlicher Wellen ergibt sich die neue
Wellenfront. Durch die Kugelform der Elementarwelle ergibt sich auch eine rücklaufende Welle.
Quelle: Wikipedia
2.2.2 Beugung am Einfachspalt
Von einem Spalt, der schmaler ist als die Wellenlänge, geht eine ziemlich einheitliche Kugelwelle aus,
wogegen sich bei einem breiteren Spalt die einzelnen Wellen zu Beugungsmaxima und –minima
überlagern. Je breiter der Spalt ist, umso mehr Maxima und Minima erscheinen.
Zur Berechnung der Intensitätsverteilung werden viele parallele Strahlen betrachtet und es gibt für
verschieden Winkel konstruktive und destruktive Interferenz.
Quelle: web.physik.rwth-aachen.de
22
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Bedingung für Minima: 𝑎 sin 𝛩 = 𝑛 · 𝜆
1
Bedingung für Maxima: 𝑎 sin 𝛩 = (𝑛 + ) · 𝜆
2
Quelle: Giancoli
2.2.3 Beugung am Doppelspalt
Quelle: Wikipedia
Beim Doppelspaltversuch lässt man Licht aus einer Quelle mit sich selbst interferieren. Die beiden
interferierenden Strahlen müssen eine ausreichende räumliche Kohärenz zueinander haben. Beide
Spalte sind der Ausgangspunkt einer Kugelwelle. Für den Gangunterschied 𝛥 gilt bei ausreichend
großem Abstand zum Schirm:
𝛥 = 𝑎 sin 𝛼
Bedingung für Maxima: 𝛥 = 𝑛 · 𝜆
1
Bedingung für Minima: 𝛥 = (𝑛 + ) · 𝜆
2
2.2.4 Beugung am Gitter
Periodische Strukturen zur Beugung von Licht werden optische Gitter (auch Mehrfachspalt,
Beugungsgitter) genannt. Die sog. Gitterkonstante gibt die Periode des Gitters vor. Bei Bestrahlung
mit Licht ausreichender Kohärenz erzeugt das Gitter eine Serie von Linien konstruktiver Interferenz.
23
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Quelle: Wikipedia
Für Transmissionsgitter gilt in Analogie zum Doppelspalt:
𝛥 = 𝑛 · 𝜆 = 𝑔 sin 𝜑𝑛
Hierbei treten die Hauptmaxima bei Gittern mit dem gleichen Spaltabstand (gleicher Gitterkonsante),
unabhängig von der Spaltzahl (also auch beim Doppelspalt) unter den selben Winkeln auf. Sind an
der Beugung N Gitterelemente beteiligt, so ergeben sich zwischen zwei Hauptmaxima N-1 Minima,
daher werden die Hauptmaxima mit zunehmendem N schärfer.
Quelle: lp.uni-goettingen.de
Nach dem Rayleigh-Kriterium gilt für das Auflösungsvermögen eines Gitters
𝜆
= 𝑛𝑁
𝛥𝜆
Wobei n die Ordnung des Maximums und N die Anzahl der ausgeleuchteten Linien ist.
24
Ferienkurs zu Physik für Elektroingenieure
Wintersemester 2015/16
Hinweis: Das Rayleigh Kriterum besagt, dass zwei Lichtquellen voneinander getrennt wahrgenommen
werden können, wenn ihr Abstand größer dem Absand des ersten Minimums vom Zentrum des
Beugungsmusters ist
Quelle: Wikipedia
Das Bild zeigt die Überlagerung zweier nach Rayleigh gerade noch auflösbarer Beugungsbilder.
2.2.5 Röntgenbeugung
Quelle: Wikipedia
Röntgenbeugung wird in der Materialphysik, der Kristallographie, der Chemie und der Biochemie
eingesetzt, um die Struktur von Kristallen zu untersuchen. Konstruktive Interferenz tritt auf, wenn die
Bragg-Bedingung erfüllt ist:
𝑚 · 𝜆 = 2𝑑 sin 𝛩
25
Herunterladen