Übungen zu Experimentalphysik IV im SS 2010 Prof. E. Rößler Bernd Schmidtke Blatt 8 Ausgabe: Korrektur: Donnerstag, 08.06.2010 Mittwoch, 16.06.2010 bzw. Freitag, 18.06.2010 Aufgabe 1: Termbezeichnung 2 Punkte Ein Zweielektronen-System mit Gesamtspin S = 1 und Bahndrehimpuls L = 2 sei durch die LS-Kopplung der Quantenmechanik beschrieben. Wie lauten die Termbezeichnungen aller möglichen Zustände? Aufgabe 2 : Spin-Bahn-Kopplung a) 2 Punkte Berechnen Sie die Größe des Magnetfeldes, das ein Elektron auf der innersten Bohrschen Bahn aufgrund seiner Bahnbewegung am eigenen Ort erzeugt. Hinweis: Transformieren Sie in ein Koordinatensystem mit dem Elektron im Ursprung. Bei der Rücktransformation der Koordinatensysteme tritt der Faktor 1 auf. Dieser sog. 2 Thomas-Faktor ergibt sich aus relativistischer Rechnung. b) 1 Punkt Wie groß ist die Wechselwirkung zwischen Spin und Bahndrehimpuls? c) 1 Punkt Welcher Erwartungswert wird also bei der quantenmechanischen Betrachtung aus der Wellenfunktion berechnet werden? d) 1 Punkt Die Spin-Bahn-Aufspaltung zwischen den Niveaus 6P1 2 und 6P3 2 beträgt für Cäsium ∆λ = 42.2 nm, die kurzwellige Linie hat λ = 852.1 nm. Berechnen Sie die Spin-BahnKopplungskonstante, und skizzieren Sie den Weg, daraus auch die Feinstrukturkonstante α zu bestimmen. Geben Sie das Magnetfeld an, welches aufgrund der Bahnbewegung erzeugt wird. Aufgabe 3: Blochgleichungen Je 2 Punkte In einem Zweiniveausystem (z. B. Orientierung des Spins im B-Feld) folgt die Besetzung der Niveaus der Boltzmannverteilung. In einem äußeren, konstanten Magnetfeld (in z-Richtung) führen die Spins eine Präzessionsbewegung (analog zum mechanischen Kreisel) mit der Larmorfrequenz ω L durch. Der Erwartungswert des Spinoperators lässt sich durch r r d sˆ = µ × B dt r mit µ = γ ŝ und sˆ = s x , s y , s z wiedergeben. ( ) Berücksichtigt man die Wechselwirkung des Spins mit einem Wärmebad, darf man für die Deutung von ESR-Experimenten nicht mehr den einzelnen Spin betrachten, sondern das Spinr Ensemble und dessen Magnetisierung M , es gilt dann analog r r d r M = M ×B dt Die Relaxation (longitudinale Relaxationszeit T1) der Magnetisierung in z-Richtung (ausgerichtet im äußeren Feld) beschreibt die zeitliche Einstellung des thermischen Gleichgewichts. Dies lässt sich durch M −Mz d Mz = 0 , dt T1 wobei M0 der Wert von Mz im thermischen Gleichgewicht ist. Dem Abklingen von Mz durch den Zerfall der Kohärenz wird durch ein Zusatzglied Rechnung getragen 1 d Mx = − Mx, dt T2 analog für die gleichberechtigte My, wobei T1 die transversale Relaxationszeit ist. Dies lässt sich in den Blochgleichungen, welche auch für die Kernmagnetisierung im Falle der NMR gelten, zusammenfassen: 1 − Mx T2 r r r d 1 M = γM × B + − M y dt T2 M0 − Mz T1 In der Praxis hat sich die Transformation in das rotierende Koordinatensystem bewährt. Dieses rotiert mit ω L um die z-Achse. a) Transformieren Sie die Blochgleichungen in das rotierende Koordinatensystem b) Zum Zeitpunkt t = 0 werden die Spins in x-Richtung umgeklappt (durch einen sog. 90°-Puls), d.h. M x (t = 0 ) = M 0 . Lösen Sie für diesen Fall die Blochgleichungen im r rotierenden Koordinatensystem. Wie entwickelt sich die Magnetisierung M (t ) für t > 0? c) Diese sogenannte „freie Induktion“ M ∗ (t ) = M x (t ) + iM y (t ) stellt die komplexe Fouriertransformierte des Absorptionsspektrums dar. Berechnen Sie es im rotierenden Koordinatensystem. d) Für die Übergänge zwischen zwei Zuständen gilt auch hier ∆E = hω . Berechnen Sie für das klassische gyromagnetische Verhältnis eines Elektrons die Frequenzen, die in einem Magnetfeld von 1T auftreten. In welchem Bereich des elektromagnetischen Spektrums liegen diese?