Institut für Nachrichtentechnik Grundlagen der Elektrotechnik für Maschinenbauingenieure Versuch V4 Wechselstrom und Netzwerke Inhaltsverzeichnis 1 Elektrische Netzwerke 1 1.1 Netzwerkelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Kirchhoffsche Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.3 Zweipolige Netzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.4 Netzwerkfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2 Komplexe Wechselstromrechnung 12 2.1 Rechenregeln und Darstellungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.2 Harmonische Schwingung und komplexe Schwingung . . . . . . . . . . . . . 13 2.3 Darstellung einer komplexen Netzwerkfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3 Elektrische Leistungsberechnung 18 3.1 Leistung bei Wechselgrößen 3.2 Komplexe Leistungsberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 3.3 Leistung bei Gleichgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4 Geräte-Kurzbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 22 4.1 Signalgenerator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 4.2 Multimeter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 4.3 Versuchsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5 Versuchsdurchführung 25 Versuch 1: Messungen an Spannungs- und Stromquelle . . . . . . . . . . . . . . . 26 Versuch 2: Messungen an einem RC-Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Versuch 3: Messungen an einem RLC-Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Literaturverzeichnis 29 1 KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE Kapitel 1 Elektrische Netzwerke 1.1 Netzwerkelemente Zur Beschreibung von Bausteinen realer elektrischer Schaltungen werden sogenannte Netzwerkelemente eingeführt. Dies sind idealisierte Modelle, die einfachen mathematischen Beziehungen zwischen den auftretenden Größen (Spannungen, Ströme, magnetische Flüsse) gehorchen. Sofern sich die elektromagnetischen Feldgrößen zeitlich hinreichend langsam ändern, spricht man auch von konzentrierten Netzwerkelementen, da in diesem Fall die Ortsvariable zur mathematischen Beschreibung nicht benötigt wird. Es folgen die Definitionen der wichtigsten konzentrierten Netzwerkelemente, wobei die in Bild 1.1 dargestellten Bezugsrichtungen für die Spannung u(t) und den Strom i(t) gewählt werden. Z i(t) u(t) Abbildung 1.1: Netzwerkelement mit Strom i(t) und Klemmenspannung u(t) u(t) und i(t) sind in Pfeilrichtung stets positiv zu zählen. Diese Zählpfeile sind bei der Analyse von Netzwerken willkürlich anzusetzen; man vereinbart jedoch, Zählpfeile für Spannungen stets vom höheren zum niedrigeren Potential gerichtet anzusetzen (Flußrichtung der positiven Ladungsträger). Die Richtung des Strompfeiles folgt aus der dem Netzwerkelement zugehörigen mathematischen Beschreibung. 1.1.1 Ohmscher Widerstand Bild 1.2 zeigt das Symbol des ohmschen Widerstandes R zusammen mit den Bezugsrichtungen der elektrischen Größen. 2 KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE R iR(t) uR(t) Abbildung 1.2: Ohmscher Widerstand Die mathematische Beziehung zwischen uR (t) und iR (t) an einem ohmschen Widerstand ist durch das ohmsche Gesetz gegeben: uR (t) = R · iR (t) (1.1) Die Einheit des ohmschen Widerstandes ist V/A = Ω [Ohm]. Eine gleichwertige Definition stellt die Gleichung (1.2) dar, in der G für den ohmschen Leitwert mit der Einheit A/V = Ω−1 = S [Siemens] steht. iR (t) = G · uR (t) (1.2) Hieraus folgt die Beziehung R = 1/G. 1.1.2 Kapazität Bild 1.3 zeigt das Symbol der Kapazität C zusammen mit den Bezugsrichtungen der elektrischen Größen. C iC(t) uC(t) Abbildung 1.3: Kapazität Definiert wird die Kapazität C (Einheit As/V = F [Farad]) durch folgende Gleichung: iC (t) = C · 1.1.3 duC (t) dt (1.3) Induktivität Bild 1.4 zeigt das Symbol der Induktivität L zusammen mit den Bezugsrichtungen der elektrischen Größen. Die Induktivität L (Einheit Vs/A = H [Henry]) wird folgendermaßen definiert: uL (t) = L · diL (t) dt (1.4) 3 KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE L iL(t) uL(t) Abbildung 1.4: Induktivität 1.1.4 Quellen Die Quellen (Spannungsquelle bzw. Stromquelle) zählen gegenüber den bisher behandelten passiven zu den aktiven Netzwerkelementen. Spannungsquelle Bild 1.5 zeigt das Ersatzschaltbild einer Spannungsquelle mit Innenwiderstand Ri und angeschlossenem Verbraucherwiderstand RV . Ri uq i i u u Rv i Abbildung 1.5: Spannungsquelle mit Verbraucher Folgende Größen einer Spannungsquelle können definiert werden: a) Urspannung uq der Spannungsquelle uq ist die sogenannte Urspannung der Spannungsquelle, die lastunabhängig ist. uq = constLast b) Leerlaufspannung uL der Spannungsquelle Bei unbelasteter Quelle (RV → ∞) gilt: i = 0 → Ri · i = 0 → uL = u|i=0 = uq In Rechnungen kann die Urspannung uq der Spannungsquelle stets durch deren Leerlaufspannung uL ersetzt werden. 4 KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE c) Klemmenspannung u der Spannungsquelle Mit uq = uL gilt: u = uL − Ri · i (1.5) Die Klemmenspannung u ist demnach die Spannung, die an den äußeren Klemmen der Spannungsquelle meßbar ist. d) Klemmenstrom i der Spannungsquelle i= uL − u Ri (1.6) e) Kurzschlußstrom iK der Spannungsquelle Bei kurzgeschlossener Quelle gilt: RV iK = 0 → u = 0 uL = i|u=0 = Ri (1.7) f) Innerer Widerstand (Innenwiderstand) Ri der Spannungsquelle Aus Gleichung 1.7 folgt: Ri = uL Leerlaufspannung = iK Kurzschlußstrom g) Innerer Widerstand (Innenwiderstand) Ri der idealen Spannungsquelle Bei kurzgeschlossener idealer Spannungsquelle gilt: iK = lim i → ∞ Rv →0 Damit folgt für den Innenwiderstand Ri der idealen Spannungsquelle: uL =0 iK →∞ iK Ri = lim Stromquelle Bild 1.6 zeigt das Ersatzschaltbild einer Stromquelle mit Innenwiderstand Ri und angeschlossenem Verbraucherwiderstand RV . Analog zu den Erläuterungen bei der Spannungsquelle gilt: a) Urstrom iq der Stromquelle iq = constLast (lastunabhängig) 5 KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE iq i Ri u Rv Abbildung 1.6: Stromquelle mit Verbraucher b) Kurzschlußstrom iK der Stromquelle Bei kurzgeschlossener Quelle gilt: RV = 0 → u = 0 Ri (Stromteilerformel siehe Gleichung (1.12)) i = iq · Ri + RV → iK = i|RV =0 = iq c) Klemmenstrom i der Stromquelle Mit iq = iK gilt: u i = iK − Ri (1.8) d) Klemmenspannung u der Stromquelle u = Ri · (iK − i) e) Leerlaufspannung uL der Stromquelle Mit RV → ∞ gilt i = 0 uL = u|i=0 = Ri · iK (1.9) (1.10) f) Innenwiderstand Ri der Stromquelle Aus Gleichung (1.10) folgt Ri = Leerlaufspannung uL = iK Kurzschlußstrom g) Innenwiderstand Ri der idealen Stromquelle Mit RV → ∞, i = constLast gilt für die Leerlaufspannung der idealen Stromquelle: uL = lim u → ∞ RV →∞ Damit folgt für den Innenwiderstand Ri der idealen Stromquelle: Ri = u lim →∞ L uL =∞ iK 6 KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE 1.2 Kirchhoffsche Gesetze Ein elektrisches Netzwerk besteht aus einer beliebigen Zusammenschaltung der beschriebenen Elemente. Die Verbindungsstelle der Klemmen zweier oder mehrerer Netzwerkelemente wird als Knoten bezeichnet. Ein geschlossener Weg (topologisch betrachtet) in einem solchen Netzwerk heißt Masche. 1.2.1 Erstes Kirchhoffsches Gesetz (Knotenregel) In einem beliebigen Knoten mit den Strömen i1 (t), i2 (t), . . . , in (t) gilt für jeden Zeitpunkt: n X (±iµ (t)) = 0 µ=1 Dabei ist in der Klammer das Pluszeichen zu wählen, falls der betreffende Strom auf den Knoten hingezählt wird, andernfalls das Minuszeichen (Vereinbarung!). Bild 1.7 soll diesen Sachverhalt verdeutlichen. Die Anwendung des Gesetzes liefert die Gleichung: i1 (t) − i2 (t) + i3 (t) − i4 (t) − i5 (t) = 0 2 1 3 5 4 Abbildung 1.7: Netzwerkknoten mit 5 Strömen 1.2.2 Zweites Kirchhoffsches Gesetz (Maschenregel) In einer beliebigen Masche mit den Spannungen u1 (t), u2 (t), . . . , un (t) gilt für jeden Zeitpunkt: n X (±uµ (t)) = 0 µ=1 Dabei ist in der Klammer das Pluszeichen zu wählen, falls die Zählrichtung der betreffenden Spannung mit dem Uhrzeigersinn übereinstimmt, andernfalls das Minuszeichen (Vereinbarung!). Bild 1.8 soll diesen Sachverhalt verdeutlichen. 7 KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE Die Anwendung der Maschenregel liefert die Gleichung: −u1 (t) + u2 (t) − u3 (t) − u4 (t) = 0 Bei der Analyse von Netzwerken zeichnet man zunächst die Zählpfeile unter Berücksichtigung des Quellen-Verbrauchersystems für jede Quelle und für jeden Verbraucher ein und berechnet mit dieser Bepfeilung die Schaltung. Ergeben sich dabei Spannungen oder Ströme mit umgekehrtem Vorzeichen, so sind die entsprechenden Pfeile umzukehren. u 1 (t) L u 4 (t) C C u 2(t) R u 3(t) Abbildung 1.8: Netzwerkmasche mit 4 Spannungen 1.3 Zweipolige Netzwerke Von besonderer Bedeutung sind Netzwerke, die ausschließlich über 1 Klemmenpaar von außen betrieben werden. Derartige Netzwerke heißen Zweipole (Bild 1.9). i(t) u(t) i(t) Abbildung 1.9: Zweipoliges Netzwerk Zwischen den Größen u = u(t) und i = i(t) besteht i.a. ein komplizierterer Zusammenhang als zwischen Strom und Spannung bei den Netzwerkelementen. Die Analyse spezieller zweipoliger Netzwerke mittels der Kirchhoffschen Gesetze führt im folgenden auf die wichtigen 8 KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE R1 i1 u1 R2 Rm i2 im um u2 u0 Abbildung 1.10: Serienschaltung ohmscher Widerstaände Begriffe Serien- und Parallelschaltung sowie auf die Spannungs- und Stromteilerschaltung. Der Einfachheit wegen findet als Netzwerkelement des zweipoligen Netzwerkes ausschließlich der ohmsche Widerstand R bzw. der ohmsche Leitwert G Verwendung. 1.3.1 Serienschaltung Die Maschenregel liefert nach Bild 1.10 u0 = u1 + u2 + u3 + . . . + um . Die Knotenregel liefert i1 = i2 = i3 = . . . = im = i. Einsetzen in Gleichung (1.1) ergibt: u0 = R1 · i + R2 · i + R3 · i + . . . + Rm · i = (R1 + R2 + R3 + . . . + Rm ) · i = Rres · i mit Rres = m X Rk . k=1 Die Serienschaltung von Widerständen läßt sich demnach durch einen einzigen Widerstand ersetzen, dessen Wert der Summe aller in Serie geschalteten Widerstände entspricht. 1.3.2 Parallelschaltung Die Maschenregel liefert nach Bild 1.11 u1 = u2 = u3 = . . . = um = u0 . Die Knotenregel liefert i = i1 + i2 + i3 + . . . + im . Einsetzen in Gleichung (1.1) ergibt: i= wobei u0 u0 u0 u0 1 1 1 1 1 + + + ...+ = u0 ( + + + ...+ ) = u0 , R1 R2 R3 Rm R1 R2 R3 Rm Rres m m X X 1 1 = oder Gres = Gk . Rres k=1 Rk k=1 9 KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE i i1 u0 u1 im i2 R1 u2 um R2 Rm Abbildung 1.11: Parallelschaltung von Impedanzen Die Parallelschaltung ohmscher Widerstände läßt sich demnach durch einen einzigen Widerstand ersetzen, dessen Kehrwert durch die Summe der Kehrwerte aller parallel geschalteten Widerstände gegeben ist, bzw. durch einen Leitwert, dessen Wert der Summe aller parallel geschalteten Leitwerte entspricht. 1.3.3 Spannungsteilerschaltung i i1 R1 u1 u0 i2 R2 u2 Abbildung 1.12: Spannungsteilerschaltung Die Anwendung der Knotenregel ergibt nach Bild 1.12: i = i1 = i2 . Die Anwendung der Maschenregel ergibt: u0 = u1 + u2 . wegen u1 = R1 · i und u2 = R2 · i folgt daraus: u0 = R1 · i + R2 · i = (R1 + R2 ) · i Schließlich folgt hieraus die Beziehung: R2 u2 = u0 R1 + R2 (1.11) KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE 10 Gleichung (1.11) wird als Spannungsteilerformel bezeichnet. 1.3.4 Stromteilerschaltung Die Anwendung der Knotenregel ergibt nach Bild 1.13: i = i1 + i2 Die Anwendung der Maschenregel ergibt: u0 = u1 = u2 Mit i1 = G1 · u1 und i2 = G2 · u2 folgt daraus: i = G1 · u1 + G2 · u2 = (G1 + G2 )u0 Hieraus leitet man die Stromteilerformel ab: i2 R1 G2 = = i G1 + G2 R1 + R2 i1 (1.12) u1 G1 i i2 u0 u2 G2 Abbildung 1.13: Stromteilerschaltung 1.4 Netzwerkfunktionen In der Regel interessiert bei elektrischen Netzwerken das Übertragungsverhalten, d.h. die Reaktion des Netzwerkes auf Erregung mit elektrischen Größen. Als Reaktion oder Antwort auf solch eine Erregung kommen beispielsweise Ströme durch Netzwerkelemente oder Spannungen zwischen Netzwerkknoten in Frage. Eine Netzwerkfunktion H ist definiert als der Quotient einer Antwortgröße Xa und einer Erregungsgröße Xe unter Festlegung des beiderseitigen Abschlusses: H= Ze - Abschluß am Eingangstor Za - Abschluß am Ausgangstor Xa |Z ,Z Xe e a KAPITEL 1. ELEKTRISCHE NETZWERKE 11 Ist das Ausgangstor mit dem Eingangstor identisch, wird die Netzwerkfunktion Immitanz genannt, im anderen Fall Übertragungsfunktion. Die Immitanzen lassen sich noch unterteilen in Impedanzen Z und Admittanzen Y , je nachdem, ob die erregende Größe ein Strom oder eine Spannung ist. Z(jω) = U(jω) I(jω) , Y (jω) = I(jω) U(jω) Hier sind U(jω) und I(jω) die komplexen Amplituden, die in Abschnitt 2.2 definiert werden. Gleichung (1.1) beispielsweise definiert am ohmschen Widerstand die Impedanz R = u/i, wobei i der erregende Strom und u die daraus resultierende Spannung bedeutet. In diesem speziellen (reellen) Fall ist die Impedanz Z mit dem ohmschen Widerstand R identisch. Gleichung (1.2) definiert am ohmschen Widerstand die Admittanz G = i/u, wobei u die erregende Spannung und i der daraus resultierende Strom bedeutet. In diesem Fall ist die Admittanz Y mit dem ohmschen Leitwert G identisch. Als Beispiel zur Definition einer Übertragungsfunktion soll die Spannungsteilerschaltung aus Kapitel 1.3.3 dienen. Dort wurde der Quotient aus der Spannung u2 , die am Widerstand R2 abfällt und der Eingangsspannung u0 gebildet. Es handelt sich somit um eine Spannungsübertragungsfunktion: H= R2 U2 (jω) = U0 (jω) R1 + R2 (1.13) KAPITEL 2. KOMPLEXE WECHSELSTROMRECHNUNG 12 Kapitel 2 Komplexe Wechselstromrechnung Elektrische Schaltungen bei Wechselstrombetrieb werden fast ausschließlich mit der komplexen Wechselstromrechnung behandelt. Dabei wird angenommen, daß die Erregung des Netzwerkes rein sinusförmig verläuft. Ermittelt wird das Verhalten des Netzwerkes im stationären Zustand, d.h. nach Abklingen der Einschwingvorgänge. Um Verwechslungen √ mit dem Symbol des elektrischen Stromes i zu vermeiden, steht für die Zahl −1 statt des in der Mathematik üblichen ’i’ das ’j’. 2.1 2.1.1 Rechenregeln und Darstellungsformen Komplexe Ebene Bild 2.1 zeigt die Darstellung einer komplexen Zahl z in der komplexen Ebene. Komplexe Im{ z},y z y | z| Re{z},x x Abbildung 2.1: Komplexe Zahlenebene Größen werden im folgenden durch Unterstreichen gekennzeichnet. In Bild 2.1 lassen sich 13 KAPITEL 2. KOMPLEXE WECHSELSTROMRECHNUNG unmittelbar die Größen für die kartesische Darstellung komplexer Zahlen ablesen. Komplexe Größe: Betrag: Konjugiert komplexe Größe: Realteil: Imaginärteil: z = x + jy √ |z| = x2 + y 2 z ∗ = x − jy Re{z} = x = |z| · cos α Im{z} = y = |z| · sin α Im{z} Winkel: α = arctan(y/x) = arctan Re{z} 2.1.2 (2.1) Polardarstellung Mittels der Eulerschen Formel ejα = cos α + j sin α folgt aus Gleichung (2.1): jα z = |z| · e z ∗ = −jα = |z| · e q = x2 q + x2 y2 + y j arctan( ) x ·e y2 y −j arctan( ) x ·e Mit den folgenden Umrechnungsformeln lassen sich für eine gegebene komplexe Zahl leicht Betrag und Winkel (Phase) ableiten: z= z= 2.2 1 , C + jD |z| = √ A + jB , C + jD s |z| = 1 , C 2 + D2 α = − arctan( D ) C (2.2) A2 C2 B2 + , + D2 α = arctan( BC − AD ) AC + BD Harmonische Schwingung und komplexe Schwingung Eine harmonische Schwingung ist als Projektion eines mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω umlaufenden Punktes auf die x-Achse (Kosinusschwingung) bzw. auf die y-Achse (Sinusschwingung) darstellbar: √ x = x(t) = x̂ cos(ωt + ϕ) = Xef f · 2 · cos(ωt + ϕ) √ y = y(t) = ŷ sin(ωt + ϕ) = Yef f · 2 · sin(ωt + ϕ) (2.3) KAPITEL 2. KOMPLEXE WECHSELSTROMRECHNUNG 2.2.1 14 Kenngrößen der harmonischen Schwingung x(t): x̂: t: ω: f: T = 1/f : ϕ: Xef f : Momentanwert der Schwingung Scheitelwert oder Amplitude Zeit in [sec] Kreisfrequenz in [1/sec], wobei gilt: ω = 2π · f = 2π T Frequenz in [Hz] Periodendauer in [sec] Nullphasenwinkel Effektivwert der Schwingung Eine komplexe Schwingung ergibt sich, wenn der komplexe Zeiger z in Bild 2.1 mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω im mathematisch positiven Sinn um den Nullpunkt rotiert. Es ist z(t) = |z| · (cos[ωt + ϕ] + j sin[ωt + ϕ]) und mit ẑ = |z| 2.2.2 z(t) = ẑ · ej(ωt+ϕ) = ẑ · ejϕ · ejωt = ẑ · ejωt (2.4) Kenngrößen der komplexen Schwingung z(t) = ẑ · ejωt : ẑ: ẑ = ẑ · ejϕ√ : Z ef f = ẑ/ 2: Momentanwert der komplexen Schwingung Reelle Amplitude, Betrag Komplexe Amplitude Komplexer Effektivwert Mit ω = 2π/T folgt auf Gleichung (2.4): z(t = 0; T ; 2T ; 3T ; . . .) = ẑ. Die komplexe Amplitude ist also die Lage des Zeigers z in der komplexen Ebene zu den Zeitpunkten t = 0, T, 2T, . . . Ein Vergleich von Gleichung (2.3) und Gleichung (2.4) ergibt: x(t) = Re{z(t)}, y(t) = Im{z(t)}, z(t) = x(t) + jy(t) Die komplexe Schwingung ist demnach die Addition der senkrecht aufeinanderstehenden harmonischen Schwingungen in der komplexen Ebene. Falls als Erregungsgröße eines elektrischen Netzwerkes eine Sinusfunktion [Cosinusfunktion] mit entsprechendem ϕ dient, läßt sich die Antwortgröße demnach im Imaginärteil [Realteil] der komplexen Antwortfunktion finden. Ein großer Vorteil der komplexen Wechselstromrechnung liegt darin, daß sich die Exponentialfunktion bei Differential- und Integraloperationen selbst reproduziert. Dies soll an dem folgenden Beispiel verdeutlicht werden. Beispiel: Serienschaltung einer Induktivität mit ohmschen Widerstand 15 KAPITEL 2. KOMPLEXE WECHSELSTROMRECHNUNG i(t) Z? L uL(t) R uR(t) u(t) Abbildung 2.2: Serienschaltung einer Induktivität mit ohmschem Widerstand Gesucht sei die Impedanz Z des zweipoligen Netzwerkes, das in Bild 2.2 gegeben ist. Außerdem sei die Phasenlage der einzelnen Spannungen zu untersuchen. Die Analyse der Schaltung ergibt (Gleichung (1.1), (1.4)): u(t) = uR (t) + uL (t) = R · i(t) + L · di(t) dt i(t) = ı̂ · ej(ωt+ϕi ) u(t) = û · ej(ωt+ϕu ) = R · ı̂ej(ωt+ϕi ) + L · ı̂ · dej(ωt+ϕi ) dt û · ejϕu · ejωt = R · ı̂ · ejϕi · ejωt + L · ı̂ · jω · ejϕi · ejωt û · ejϕu = (R + jωL) · ı̂ · ejϕi û = (RjωL) · ı̂ û Z = = R + jωL ı̂ (2.5) Allgemein läßt sich zeigen: Falls ein elektrisches Netzwerk mit einer harmonischen Schwingung erregt wird, ist die Antwortgröße wiederum eine harmonische Schwingung derselben Frequenz. Man beschränkt daher die Rechnung auf die Verknüpfung der komplexen Amplituden. Das Ergebnis (2.5) läßt sich anschaulich als Zeigerdiagramm in der komplexen Ebene darstellen (Bild 2.3). Ausgangspunkt bei der Konstruktion des Zeigerdiagramms ist die Spannung u(t) am gesamten Zweipol, die dem Strom i(t) um den Winkel ϕ = ϕu − ϕi vorauseilt. Der Zeiger dieser Spannung kann als Bezugszeiger benutzt werden (ϕu = 0◦ ). Die Spannung am ohmschen Widerstand uR (t) ist in Phase mit dem Strom i(t), während die Spannung an der Induktivität uL (t) dem Strom i(t) um ϕ = 90◦ vorauseilt. Die Zeiger der Spannungen uR (t) und uL (t) können geometrisch mit Hilfe des Satzes von Thales konstruiert werden. Es gilt allgemein das ohmsche Gesetz in komplexer Form: Z= û = |Z| · ej(ϕu −ϕi ) , ı̂ Y = ı̂ = |Y | · ej(ϕi −ϕu ) û (2.6) KAPITEL 2. KOMPLEXE WECHSELSTROMRECHNUNG 16 u i u uL uR i Abbildung 2.3: Zeigerdiagramm wobei die Impedanz des ohmschen Widerstandes durch Z R = R, die Admittanz des ohmschen Widerstandes durch Y R = G, die Impedanz einer Induktivität durch Z L = jωL, die Admittanz einer Induktivität durch Y L = 1/jωL, die Impedanz einer Kapazität durch Z C = 1/jωC, die Admittanz einer Kapazität durch Y C = jωC gegeben ist. Alle in Kapitel 1 für den ohmschen Widerstand hergeleiteten Beziehungen sind somit ebenfalls für beliebige Kombinationen von Impedanzen oder Admittanzen der genannten Art gültig. Die in Kapitel 1.4 gegebenen Angaben über Netzwerkfunktionen sollen daher an dieser Stelle etwas erweitert werden. 2.3 Darstellung einer komplexen Netzwerkfunktion Wurde bei einer gegebenen Problemstellung die gesuchte Netzwerkfunktion gefunden, so ist es wünschenswert, die Wirkung des Netzwerkes auf die Erregung anschaulich darstellen zu können. Hierzu wird die im allgemeinen komplexe Netzwerkfunktion in Betrag und Phase zerlegt: H(ω) = |H(ω)| · ej arg{H(jω)} Der Betragsverlauf, auch Amplitudenfrequenzgang genannt, und der Phasenfrequenzgang lassen sich in einem Diagramm über der Frequenz skizzieren. Beispiel: RLC-Serienschwingkreis Die Serienschaltung aus R, L und C wird von einer eingeprägten Sinusspannung variabler Frequenz (ω = 2π · f ) gespeist. Es interessiert der Strom durch diesen Schwingkreis als 17 KAPITEL 2. KOMPLEXE WECHSELSTROMRECHNUNG i C R uR u L uL uC Abbildung 2.4: RLC-Serienschwingkreis Wirkung auf die angelegte Spannung. Dieser wird bestimmt durch die Admittanz Y des Zweipols: 1 ı̂ 1 1 Y = = = 1 = 1 û Z ) R + jωL + jωC R + j(ωL − ωC Gleichung (2.2) ermöglicht leicht die Aufspaltung der Admittanz Y in Betrag und Phase: 1 Y =q R2 + (ωL − 1 2 ) ωC −j arctan( ·e ωL − R 1 ωC ) Die Amplitude erreicht demnach ihr Maximum, wenn gilt: ωL − 1 1 = 0 oder ω = ω0 = √ ωC LC (Resonanzfrequenz) Bild 2.5 zeigt den Amplituden- und Phasenfrequenzgang im Diagramm. Es zeigt sich, daß |ı̂| bei niedrigen und sehr hohen Frequenzen sehr stark, in der Nähe der Frequenz ω0 nur schwach gedämpft wird. Der RLC-Kreis weist also Bandpaßverhalten auf. |Y | 1 R (a) ϕ = ϕi − ϕu π 2 6 (b) 6 π 4 0 - ω0 − π4 − π2 - ω0 Abbildung 2.5: Amplituden- (a) und Phasenfrequenzgang (b) der Admittanz Y des RLCKreises 18 KAPITEL 3. ELEKTRISCHE LEISTUNGSBERECHNUNG Kapitel 3 Elektrische Leistungsberechnung In der Elektrotechnik werden verschiedene Arten von Leistungen unterschieden. Im folgenden sollen die Begriffe Wirk-, Blind- und Scheinleistung erläutert werden. Bei der Angabe von Gleichungen soll wiederum stets der eingeschwungene Zustand vorausgesetzt sein. Elektrische Leistung ist das Produkt aus Spannung U und Strom I an einem Zweipol. P = U ·I 3.1 Leistung bei Wechselgrößen Da Strom und Spannung im allgemeinen zeitabhängig sind, schreibt man P (t) = u(t) · i(t) (3.1) und bezeichnet P (t) als Momentanwert der elektrischen Leistung. Es gilt dabei die Vereinbarung: P (t) > 0 : P (t) < 0 : Energiefluß zum Verbraucher Energierückfluß zum Generator Es sei û u(t) = û · sin(ωt + ϕu ), Uef f = √ , 2 ı̂ i(t) = ı̂ · sin(ωt + ϕi ), Ief f = √ , 2 wobei gilt: ϕu , ϕi ϕ = ϕu − ϕi 0◦ < ϕ < 180◦ −180◦ < ϕ < 0◦ : : : : Nullphasenwinkel von u(t), i(t) Phasenverschiebungswinkel zwischen u(t) und i(t) Spannung eilt Strom um ϕ voraus Strom eilt Spannung um |ϕ| voraus (3.2) 19 KAPITEL 3. ELEKTRISCHE LEISTUNGSBERECHNUNG Mittels der Beziehungen 1 [cos(x − y) − cos(x + y)] 2 cos(x − y) = cos x cos y + sin x sin y sin x sin y = (3.3) (3.4) ergibt sich aus den Gleichungen (3.1) und (3.2) der Momentanwert der Leistung zu P (t) = Gl. (3.3) = = Gl. (3.4) = = u(t) · i(t) = û · sin(ωt + ϕu ) · ı̂ · sin(ωt + ϕi ) ûı̂ { cos(ϕu − ϕi ) − cos(2ωt + ϕu + ϕi )} 2 ûı̂ cos(ϕu − ϕi ) − cos [2(ωt + ϕu ) − (ϕu − ϕi )] 2 ûı̂ [1 − cos (2(ωt + ϕu )) ] cos(ϕu − ϕi ) − [ sin (2(ωt + ϕu )) ] sin(ϕu − ϕi ) 2 Uef f · Ief f [1 − cos (2(ωt + ϕu )) ] cos ϕ − [ sin (2(ωt + ϕu )) ] sin ϕ . (3.5) Die Wirkleistung PW ist als der zeitliche (arithmetische) Mittelwert der Momentanwerte der elektrischen Leistung definiert. Aus Gleichung (3.5) folgt PW = Uef f · Ief f · cos ϕ, (3.6) wobei cos ϕ als Leistungsfaktor bezeichnet wird. Die Wirkleistung gibt die im zeitlichen Mittel tatsächlich von der Quelle abgegebene oder vom Verbraucher aufgenommene Leistung an. Ihre Einheit ist 1 W [Watt] = 1 J/s = 1 Nm/s. Die Scheinleistung PS ist das Produkt aus Effektivspannung Uef f und Effektivstrom Ief f : PS = Uef f · Ief f . (3.7) Ihre Einheit ist 1 VA [Volt-Ampère]. Die Blindleistung PB ist als PB = Uef f · Ief f · sin ϕ (3.8) definiert. Wie aus einem Vergleich mit Gleichung (3.5) zu ersehen ist, steht die Blindleistung für die Größe eines Terms, der im zeitlichen Mittel verschwindet. Dies kann so verstanden werden, daß in periodischer Folge Energie in den Verbraucher fließt und wieder an die Quelle zurückgegeben wird. Die Blindleistung wird zur Unterscheidung von Wirk- und Scheinleistung mit der Einheit 1 var angegeben. Aus den Gleichungen (3.6), (3.7) und (3.8) folgen die wichtigen Beziehungen: 2 PS2 = PW + PB2 PS ≥ PW PS ≥ PB . (3.9) (3.10) (3.11) 20 KAPITEL 3. ELEKTRISCHE LEISTUNGSBERECHNUNG 3.2 Komplexe Leistungsberechnung Für die Leistungsberechnung in linearen, mit harmonischen Schwingungen erregten und eingeschwungenen Netzwerken bietet sich die komplexe Rechnung aus Kapitel 2 als elegante Lösung an. Die komplexe Leistung ist als 1 û · ı̂ jϕ û · ı̂∗ = (ûejϕu · ı̂e−jϕi ) = · e = Uef f · Ief f · ejϕ 2 2 2 = Uef f · Ief f · (cos ϕ + j sin ϕ) = PS · (cos ϕ + j sin ϕ) = PW + jPB P = definiert. Der Realteil der komplexen Leistung ist demnach die Wirkleistung PW , der Imaginärteil die Blindleistung PB . Die Scheinleistung ergibt sich aus dem Betrag der komplexen Leistung. Beispiele a) Ohmscher Widerstand R Am ohmschen Widerstand sind Spannung und Strom in Phase, d.h. ϕu = ϕi . Hieraus folgt: û · ı̂ P = [cos(0) + j sin(0)] 2 û · ı̂ cos(0) = Uef f · Ief f , PB = 0, PS = PW → PW = 2 b) Ideale Kapazität C Aus Gleichung (2.6) folgt π −j û 1 jϕ = |Z| · e = ı̂ = jωC · û, ·e 2 ı̂ ωC → ı̂ eilt gegenüber û um 90◦ voraus: ϕu − ϕi = ϕ = −90◦ P = û · ı̂ π π cos(− ) + j sin(− ) 2 2 2 π û · ı̂ π û · ı̂ cos(− ) = 0, PB = sin(− ) = −Uef f · Ief f 2 2 2 2 Die kapazitive Blindleistung PB ist demnach negativ und dem Betrag nach gleich der Scheinleistung PS PB = −|PS | = −Uef f · Ief f PW = c) Ideale Induktivität L Analog zu b) ergibt sich für eine ideale Induktivität L PW = 0, PB = Uef f · Ief f , PS = PB Die induktive Blindleistung ist demnach positiv 21 KAPITEL 3. ELEKTRISCHE LEISTUNGSBERECHNUNG d) Serienschaltung von ohmschem Widerstand und Kapazität C (Bild 3.1) i C uC R uR u Abbildung 3.1: RC-Serienschaltung 1. Möglichkeit: Aus a) und b) folgt: Ohmscher Widerstand R nimmt reine Wirkleistung auf: 2 PW = URef f · Ief f = Ief f ·R = 2 URef f R Kapazität C nimmt reine (negative) Blindleistung auf: PB = −UCef f · Ief f = − 2 Ief f 2 = −UCef f · ωC ωC 2. Möglichkeit: Z = û 1 1 =R+ = R − j( ) ı̂ jωC ωC Z = s 1 −j arctan( ) 1 ωRC )2 · e R2 + ( ωC 1 )} ωRC 1 · sin{arctan(− )} ωRC → PW = PS · cos ϕ = Uef f · Ief f · cos{arctan(− → PB = PS · sin ϕ = Uef f · Ief f û 1 wobei Uef f = √ = √ · |Z| · ı̂ 2 2 3.3 Leistung bei Gleichgrößen Da Gleichgrößen zeitunabhängig sind, vereinfacht sich Gleichung (3.5) mit Uef f = U und Ief f = I zu P = PW = U · I. KAPITEL 4. GERÄTE-KURZBESCHREIBUNG 22 Kapitel 4 Geräte-Kurzbeschreibung 4.1 Signalgenerator Der Tonfrequenzgenerator liefert im Frequenzbereich 20 Hz - 20 kHz eine variable Spannung (Effektivwert) zwischen 0 V und 1 V. Hierbei ist der Frequenzbereich in die drei Bereiche I. II. III. 20 Hz - 199,8 Hz 200 Hz - 1998 Hz 2000 Hz - 19980 Hz Auflösung 0,2 Hz Auflösung 2 Hz Auflösung 20 Hz und der Spannungsbereich in die vier Bereiche I. II. III. IV. eingeteilt. 0,1 mV - 0,999 mV 1 mV - 9,99 mV 10 mV - 99,9 mV 100 mV - 999 mV ≈ 1 V Auflösung 1 µV Auflösung 10 µV Auflösung 100 µV Auflösung 1 mV Die genauen Werte von Frequenz und Spannung werden jeweils durch einen dreistelligen Dezimalschalter eingestellt, wobei die einzustellenden Zahlen im Bereich zwischen 1.00 - 9.99 liegen müssen. Bei den Versuchen ist die Signalspannung am 600Ω-Ausgang abzugreifen. 4.2 Multimeter Das hochempfindliche elektronische Multimeter wird bei den Messungen als reines Wechselspannungsmeßinstrument benutzt, wobei der Effektivwert angezeigt wird. Da das Instrument einen sehr hohen Innenwiderstand bezüglich der Meßobjekte besitzt, kann dieser vernachlässigt werden. Wählen Sie bei den Messungen stets den Meßbereich, der den kleinsten Ablesefehler zur Folge hat. Übersteuerung des Meßinstrumentes sind in jedem Falle zu vermeiden! KAPITEL 4. GERÄTE-KURZBESCHREIBUNG 4.3 23 Versuchsfeld Bild 4.1 zeigt die Frontansicht des Versuchsfeldes. Die acht Netzwerkelemente (C1 , C2, L/RL , R1 , R2 , R3 , R4 ) lassen sich über die Anschlußbuchsen zu verschiedenen Netzwerken zusammenschalten. Da der Tonfrequenzgenerator einen Innenwiderstand von 600 Ω besitzt, ist die Signalspannung vom Eingang des Netzwerkes durch den Spannungsfolger (Operationsverstärker mit Spannungsverstärkung 1) zu entkoppeln. 24 KAPITEL 4. GERÄTE-KURZBESCHREIBUNG Werte der Netzwerkelemente des Versuchsfeldes C1 C2 L RL R1 R2 R3 R4 = = = = = = = = ? (Wird während des Versuchs bestimmt) 500 nF 1, 5 mH 20 Ω (Verlustwiderstand der Induktivität) 90 Ω 30 Ω 100 Ω 160 Ω + 5V +15V - 15V +5V L C1 C2 RL 1 R1 R2 R3 RLC aktiv/passive Versuchsschaltung Abbildung 4.1: Versuchsfeld R4 KAPITEL 5. VERSUCHSDURCHFÜHRUNG 25 Kapitel 5 Versuchsdurchführung Zu den Versuchen ist ein übersichtliches Protokoll anzufertigen! Die Aufgabenteile 2a), 3a) sowie die Ableitung der benötigten Formeln in 2e), 2f) und 3c) (iv) sollen vor dem Versuchstermin bearbeitet werden! Zur Versuchsdurchführung sind mitzubringen: • Taschenrechner • 5 Bogen Millimeterpapier • Geo-Dreieck • Zirkel 26 KAPITEL 5. VERSUCHSDURCHFÜHRUNG Versuch 1: Messungen an Spannungs- und Stromquelle Als Quelle dient der 5 V-Anschluß eines Netzgerätes. a) Bauen Sie die Schaltung gemäß Bild 5.1 a) auf. Messen Sie die Klemmenspannung und den Klemmenstrom. b) Bauen Sie die Schaltung gemäß Bild 5.1 b) auf. Messen Sie die Klemmenspannung und den Klemmenstrom. Um welchen Quellentyp handelt es sich? IQ UQ Quelle IQ R4 Quelle R4 UQ a) R3 b) Abbildung 5.1: c) Bauen Sie die Schaltung gemäß Bild 5.2 a) auf. Messen Sie die Klemmenspannung und den Klemmenstrom. d) Bauen Sie die Schaltung gemäß Bild 5.2 b) auf. Messen Sie die Klemmenspannung und den Klemmenstrom. Um welchen Quellentyp handelt es sich jetzt? IQ UQ Quelle IQ R2 Quelle a) R2 UQ b) Abbildung 5.2: R3 27 KAPITEL 5. VERSUCHSDURCHFÜHRUNG Versuch 2: Messungen an einem RC-Glied Auf dem Versuchsfeld ist die Schaltung gemäß Bild 5.3 aufzubauen! i C1 uC R3 uR u Abbildung 5.3: a) Bestimmen Sie die qualitativen Verläufe der Übertragungsfunktionen (Betrag und Phase als Funktion der Frequenz) H R (f ) = U R (f ) U (f ) , H C (f ) = U C (f ) U (f ) b) Eine Wechselspannung mit dem Effektivwert U = 1 V ist mit Hilfe des Signalgenerators an das Netzwerk zu legen. Messen Sie im Frequenzbereich von 1 kHz bis 10 kHz die Spannungen UR und UC mit dem Multimeter! c) Zeichnen Sie die Spannungsverläufe UC und UR als Funktionen der Frequenz auf Millimeterpapier! Bei einer bestimmten Frequenz fg gilt UC = UR . Wie groß ist diese Frequenz? d) Zeichnen Sie die zu den Frequenzen f1 = 1 kHz, f2 = 10 kHz und fg gehörigen Zeiger für U R in einem Zeigerdiagramm. Benutzen Sie U als Bezugszeiger! e) Bestimmen Sie den Wert der Kapazität C1 ! f) Berechnen Sie Wirk-, Blind- und Scheinleistungen, die das Netzwerk bei den Frequenzen f1 und fg aufnimmt! 28 KAPITEL 5. VERSUCHSDURCHFÜHRUNG Versuch 3: Messungen an einem RLC-Glied Auf dem Versuchsfeld ist die Schaltung gemäß Bild 5.4 aufzubauen! i C1 u C2 L uL RL uRL R1 uR uC Abbildung 5.4: a) Bestimmen Sie formelmäßig die Admittanz Y des gesamten Zweipols. b) Eine Wechselspannung mit dem Effektivwert U = 1 V ist mit Hilfe des Signalgenerators an das Netzwerk zu legen. Messen Sie im Frequenzbereich von 1 kHz bis 10 kHz die Spannung UR mit dem Multimeter. Berechnen Sie daraus die Beträge Y1 der Admittanz am Eingang! c) Ersetzen Sie den Widerstand R1 durch R2 ! (i) Messen Sie die neuen Werte der Spannung UR und berechnen Sie daraus die Beträge Y2 der Admittanz. (ii) Zeichnen Sie die Verläufe von Y1 und Y2 als Funktion der Frequenz auf Millimeterpapier! Bei einer bestimmten Frequenz fr erreichen Y1 und Y2 zugleich ihre Maximalwerte. Wie groß ist die Frequenz fr ? (iii) Zeichnen Sie die zu den Frequenzen f1 = 1 kHz, f2 = 10 kHz und fr gehörigen Zeiger für U R in ein Zeigerdiagramm. Benutzen Sie U als Bezugszeiger! (iv) Berechnen Sie die Wirk-, Blind- und Scheinleistungen, die das Netzwerk bei den Frequenzen f1 und fr aufnimmt! Literatur (1) R. Unbehauen: Elektrische Netzwerke, Berlin: Springer, 1981 (2) K. Steinbuch, W. Rupprecht: Nachrichtentechnik, Band 1, 29