Kapitel 4 Energie und Arbeit Kraftfelder ► Wenn wir jedem Punkt des Raums eindeutig einen Kraft-Vektor zuordnen können, erhalten wir ein Kraftfeld F (r ) Häufig tauchen in der Physik Zentral-Kraftfelder auf : F (r ) f (r ) rˆ Die Kraft zeigt immer auf ein festes Zentrum Stärke der Kraft hängt (nur) von r ab. f(r) < 0 : Kraft ist attraktiv (z.B. Gravitation) f(r) > 0 : Kraft ist repulsiv (z.B. zwischen gleichen elektrischen Ladungen) 2 Beispiel Zentralfeld r Attraktives Kraftfeld der Gravitation einer Vollkugel (rot markiert) : Äquipotentialflächen def. Bereiche gleichen Potentials (bzw. in diesem Fall auch gleicher Kraft). Die Äquipotentialflächen sind konzentrische Kreise. Die attraktive Kraft F ist senkrecht zu den Potentialflächen, in Richtung (–r) gerichtet. 3 Beispiel für ein Nicht-Zentralfeld F FE FM M E rˆE M M rˆM Gm 2 2 r r M E rˆ Gravitationsfeld zweier Massen: z.B. Kraft auf eine Probemasse m zwischen Erde und Mond. Da beide Einzelfelder von Erde und Mond attraktive Zentralfelder sind, wird es irgendwo zwischen Erde und Mond einen Bereich geben, wo sich die Gravitationskräfte der beiden Himmelskörper gerade aufheben („Trennkurve“). Auch außerhalb dieses Bereiches sind die Gravitationsfelder von Erde und Mond modifiziert im Vergleich zum Feld einer einzelnen Masse. Das gesamte Kraftfeld kann als Überlagerung der Einzelfelder geschrieben werden. 4 Homogene und inhomogene Kraftfelder ► Ein Kraftfeld heißt homogen (innerhalb eines Raumbereichs), wenn Richtung und Betrag einer Kraft nicht vom Ort abhängen, andernfalls ist das Kraftfeld inhomogen. Das Feld tief im Inneren (z << L) eines Plattenkondensators kann als homogen angenommen werden. Am Rand entstehen inhomogene Felder h Auch das Gravitationsfeld kann in der Nähe der Erdoberfläche (h << R) als homogen angenommen werden, d.h. Kraft und Beschleunigung variieren nur vernachlässigbar wenig mit der Höhe. 5 Bewegung in Kraftfeldern : Arbeit F|| P r F┴ r t t Arbeit = Kraft Weg Wir betrachten die Bahnkurve eines Teilchens in einem Kraftfeld : An einem beliebigen Punkt P wirkt eine Kraft. Wir können die Kraft zerlegen in Komponenten F┴ und F|| , d.h. senkrecht und parallel zur Tangente an die Bahn in P F|| ist parallel zur Bahn, d.h. parallel zur Geschwindigkeit v F|| bewirkt eine Beschleunigung, d.h. Veränderung des Betrages der Geschwindigkeit v; F┴ ist senkrecht zur Bahn, d.h. senkrecht zur Geschwindigkeit v F ┴ bewirkt eine Krümmung der Bahn, d.h. lediglich Veränderung der Richtung der Geschwindigkeit v 6 Allg. Definition der Arbeit längs eines Weges von P1 nach P2 auf der Bahn : Definition der Leistung Einheiten : P W [Arbeit] = Nm = Joule W12 P2 P1 F (r ) dr d.h. Arbeit pro Zeit [Leistung] = Joule/s = Watt 7 Arbeit bei einfacher Bewegung im Schwerfeld P2 h P1 Bahn gegeben durch x = x(y) von y1 = 0 bis y2 = h Kraft in Punkt (x,y) : F FG mg eˆ y P2 y2 h W12 F dr mg eˆ y dr mg dy mg dy mgh P2 P1 P1 y1 0 8 Konservative/nicht-konservative Kraftfelder Wenn die Arbeit in einem Kraftfeld unabhängig vom Weg ist, gilt : W F (r ) dr 0 P1 P2 P1 Das Kraftfeld heißt dann konservativ Wenn die Arbeit in einem Kraftfeld abhängig vom Weg ist, gilt i.d.R. : W F (r ) dr 0 P1 P2 P1 Das Kraftfeld heißt dann nicht-konservativ Anmerkung : Nur wenn das Kraftfeld konservativ ist, kann die potentielle Energie (d.h. Energie abhängig von Position) sinnvoll definiert werden (andernfalls würde die Energie vom vorherigen Weg zur aktuellen Position abhängen) 9 Beispiel für konservative Kraftfelder F (0,0, F ) Arbeit in einem homogenen Kraftfeld : Überlegungen (ohne Rechnung) : Homogenes Feld Kraft überall konstant. Betrachte 2 mögliche Wege I,II zwischen P1 und P2: Senkrecht zur Kraft wird auf beiden Wegen keine Arbeit geleistet, da dort die Kraft F senkrecht auf dem Weg-Element dr steht. Es bleiben gleich große Weg-Teile parallel zur Kraft übrig. Da F = const. ist die Arbeit auf beiden Teilwegen W = F (z2-z1), d.h. hängt lediglich von Anfangs- und Endpunkt ab. Jeden beliebigen Weg III im Kraftfeld kann man in infinitesimal kleine Wege zerlegen, auf denen ebenfalls die Differenz (z2-z1) für die Arbeit relevant ist – und nicht die Form des Weges. mathematischer Beweis (Annahme : konstante Kraft sei in z-Richtung gerichtet) : W F (r ) dr F P1 P2 P1 dz F ( z 2 z1 ) F ( z1 z 2 ) 0 P1 P2 P1 10 Potentielle Energie (im konservativen Kraftfeld) Wie wir gesehen haben, hängt in einem konservativen Kraftfeld die Arbeit nur von den Koordinaten des Anfangs- und Endpunktes einer Bewegung ab. Wir können daher die potentielle Energie eines Körpers im Punkt P definieren als die Arbeit, die zu leisten ist, wenn man den Körper von einem Bezugspunkt P0 nach P bringt WP0 P P P0 F (r ) dr E pot P0 E pot P Anmerkung : Beachte das Minus-Zeichen in –Epot(P), da nach Defnition die Arbeit zu leisten ist (und nicht gewonnen wird), um den Körper von P0 nach P zu bringen. Ein Körper am Punkt P hat also das Potential (d.h. die Möglichkeit) diese Arbeit wieder zu gewinnen, indem er nach P0 bewegt wird. Wenn wir den Bezugspunkt P0 so wählen, dass Epot(P0) = 0, dann gilt : WP0 P E pot P 11 Beispiel : Potentielle Energie im homogenen Kraftfeld (F = const.) wir wählen den Bezugspunkt P = (0,0,0) und legen z-Richtung parallel zur Kraft : h Arbeit : WA B WA B ' F dz F h 0 z.B. im Schwerefeld der Erde nahe der Oberfläche : F = -mg W mgh z B‘ B h potentielle Energie der Schwerkraft : E pot mgh 0 F (0,0, F ) A 12 Energiesatz der Mechanik F ma mv v F mv v t2 v F dt m v v dt t2 t1 dv mit : v dt dt dv dt mit : Ekin 1 2 mv 2 v2 1 2 2 v F dt m v d v m v v 2 1 t v 2 1 1 t2 Ekin(v2) Ekin(v1) kinetische Energie dr und : v dt dt dr dt t1 r2 v F dt F dr E pot (r1 ) E pot (r2 ) t2 t1 r1 Ekin P1 E pot P1 Ekin P2 E pot P2 EnergieErhaltungssatz 13 Beispiel Energieerhaltung : Schwingung einer Feder Potentielle Energie der Schwingung : D 2 E pot x x x0 2 x0 x Ekin Epot Ein Körper der Masse m schwingt in x-Richtung unter dem Einfluss einer Kraft F =−D (x-x0). In jedem Punkt x ist die Gesamtenergie E = Epot+ Ekin = Epot(x = xm) = Ekin(x = 0) = const. 14 Zusammenhang zwischen Kraft und potentieller Energie Geht man in einem konservativen Kraftfeld vom Punkt P um die infinitesimal kleine Strecke Δr = (Δx, Δy, Δz) zum Punkt P‘, so ändert sich die potentielle Energie um : E pot E pot x x E pot y y E pot z z Anmerkung : Das Vorgehen ist äquivalent zur Näherung einer Funktion y(x) durch Extrapolation von Punkt y(x) mittels der Tangenten : y(x+x) = y(x) + y/x x Variation y = y/x x 15 andererseits gilt : dW F dr dE pot E pot Fx x Fy y Fz z Vergleich mit : liefert : E pot x E pot Fx ; E pot x x E pot y E pot y Fy ; E pot E pot E pot F ; ; y z x y E pot z E pot E pot z z Fz Kraft = Gradient der pot. Energie Die Kraft zeigt in Richtung der größten (negativen) Variation des Potentials, d.h. in Richtung des Potential-Minimums 16 Potential und Feldstärke wir betrachten z.B. das Gravitationspotential F sei : ME >> m (Probemasse) m r ME Definition des Potentials : 1 V r lim E pot r m 0 m d.h. Potential V = potentielle Energie „pro Probemasse“ GM Gravitationspotential : VG r r Definition der Feldstärke : Kraft pro Probemasse F E pot r E V r m m d.h. die Feldstärke ist der Gradient des Potentials 17