Gesundheitsgespräch Kraft für schwache Herzen: Zum Herz-Aktiv-Monat 2016 Sendedatum: 30.04.2016 Herzinsuffizienz: Schwaches Herz - was ist das eigentlich? Experte: Prof. med. Stefan Störk, Wissenschaftlicher Leiter am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz der Universität Würzburg und Mitglied der Arbeitsgruppe Chronische Herzinsuffizienz der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie Autorin: Monika Dollinger Herzinsuffizienz: Schwaches Herz - was ist das eigentlich? Unter Herzinsuffizienz versteht man, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, genügend Blut und damit Sauerstoff an die lebenswichtigen Organe im Körper zu pumpen. Im Volksmund spricht man von der Herzmuskelschwäche oder noch allgemeiner von Herzschwäche, während die Mediziner den Fachausdruck Herzinsuffizienz verwenden. Herzmuskelschwäche ist insofern nicht ganz korrekt, da zur Herzinsuffizienz auch Erkrankungen gehören, bei denen eine Schwächung der Muskelkraft gar nicht das Hauptproblem darstellt. Die Herzinsuffizienz ist eine sehr häufige Erkrankung und ist seit dem Jahr 2007 die häufigste Krankenhaus-Entlassdiagnose. Wenn das Herz langsam schwach wird: Zu wenig Kraft zum Pumpen Die Herzinsuffizienz ist ein sogenanntes Syndrom; das heißt, dass verschiedene Störungen und Symptome bei einem Menschen zusammenkommen. Typische Symptome sind allgemeine Schwäche und Luftnot. Allerdings kommen diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen vor, so dass sie nicht beweisend für eine Herzinsuffizienz sind. In der Regel tritt eine Herzinsuffizienz nicht plötzlich auf, sondern entwickelt sich langsam durch eine Vorschädigung des Herzmuskels (beispielsweise nach Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 1 einem Herzinfarkt), länger bestehenden Bluthochdruck oder einen Herzklappenfehler. Wie das Herz pumpt… Der Pumpvorgang im Herzen besteht aus zwei Haupt-Phasen: Das Herz muss in der Herzkammer enthaltenes Blut in den Kreislauf hineinpumpen – und dann muss es sich erneut mit Blut füllen. Beide Vorgänge können gestört sein – und zwar einzeln oder zusammen. …und wenn es nicht richtig funktioniert 1. Die Anspannungsphase ist gestört: Das Herz kann das Blut nicht mehr aus der Kammer heraus pumpen. Ärzte nennen dies eine einschränkte Pumpleistung (oder eine systolische Herzinsuffizienz). Sie ist vergleichbar mit einem Motor, der nicht mehr mit ausreichender Kraft arbeitet. 2. Die Entspannungsphase ist gestört: Wenn die Wände der Herzkammer verdickt sind und damit steif werden, kann sich das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut füllen. Auch eine Fibrose (vermehrtes Bindegewebe) kann dazu führen, dass die Elastizität des Herzmuskels zurückgegangen ist und es sich deswegen nicht mehr gut genug füllt. Ärzte sprechen dann von einer diastolisch bedingten Herzinsuffizienz. Folgen gestörter Pump- bzw. Entspannungsfunktion Wenn das Herz das Blut nicht kraftvoll genug in den Kreislauf pumpt oder wenn es sich nur mühsam entspannen kann, gelangen Sauerstoff und Nährstoffe nicht mehr in ausreichender Menge in den Körper und die vom Körper verbrauchten Stoffwechselprodukte werden ungenügend abgebaut und ausgeschieden. Die Folgen davon sind typische Beschwerden wie Luftnot, Schwäche und Mattigkeit. Ursachen für Herzinsuffizienz • Die häufigste Ursache ist die Arteriosklerose, also die Entstehung von Ablagerungen an den Innenwänden der Herzkranzarterien. Sie können zu einer Verengung der Blutgefäße und im schlimmsten Fall auch zum Herzinfarkt führen. • Außerdem können Bluthochdruck oder eine gestörte Herzklappenfunktion für eine Herzmuskelschwäche ursächlich verantwortlich sein. • Ferner führt die sogenannte dilatative Kardiomyopathie (Vergrößerung der Herzkammern) dazu, dass die Pumpfähigkeit des Herzens eingeschränkt ist. Daneben existieren etliche andere, jedoch seltenere Ursachen. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 2 Das schwache Herz entdecken: Der Weg zur Diagnose Häufig stellen sich die Patienten mit Luftnot beim Hausarzt vor. Dies ist jedoch ein sehr unspezifisches Symptom, denn dafür kann es ganz verschiedene Ursachen geben. Unter Umständen kann ein erhöhter Blutwert (das sogenannte natriuretische Peptid) auf eine Herzinsuffizienz hinweisen. Andere Routine-Untersuchungen, wie z.B. das EKG können ebenfalls das Vorhandensein einer Herzinsuffizienz weder sicher beweisen noch ausschließen. So sollte eine sorgfältige Diagnostik ablaufen Beim Hausarzt ist deshalb die Diagnose nicht immer einfach zu stellen. "Wenn Verdacht auf Herzmuskelschwäche vorliegt, sollte eine Überweisung zu einem in der Echokardiographie, also Ultraschalluntersuchung des Herzens, erfahrenen Arzt erfolgen“, Prof. Stefan Störk von der Uniklinik Würzburg. Dabei stellt der Arzt fest, ob die Pump- oder Entspannungsfunktionen des Herzens so stark gestört sind, dass sie die Luftnot erklären. Schritt für Schritt: Wenn so eine Störung vorliegt, muss anschließend der Patient über die nächsten diagnostischen und therapeutischen Schritte beraten werden. Dazu gehören häufig: • eine Röntgenuntersuchung des Thorax • eine koronare Angiographie (Röntgenuntersuchung der Herzkranzgefäße), um die genauen Ursachen der Muskelschwäche zu ermitteln; • eventuell eine Herzmuskelbiopsie (Entnahme von Gewebeproben), um so Störungen zu identifizieren, die beispielsweise durch Viren hervorgerufen werden; - und weitere Spezialuntersuchungen. Dem Risiko auf der Spur Das Risiko, im späteren Leben eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, kann anhand von Herzinsuffizienz-Risikofaktoren abgeschätzt werden. Dazu gehören: • hoher Blutzucker • hoher Blutdruck • Übergewicht • Herzinfarkt oder Herzmuskelschwäche bei Familienangehörigen. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 3 Wichtig: Diese Risikofaktoren sollten unbedingt auch erkannt und behandelt werden. Lebensstiländerungen spielen hierbei eine ganz wichtige Rolle. Die richtige Ernährung und Bewegung sind wesentlicher Bestandteil jeder HerzinsuffizienzTherapie. Das Eindämmen der Risikofaktoren trägt dazu bei, das spätere Auftreten der Herzmuskelschwäche zu verzögern oder zu verhindern. Einer Arteriosklerose oder auch Herzwandverdickung kann so vorgebeugt werden, die oft Mitursachen der Herzinsuffizienz sind. "Die Herzinsuffizienz hat auch heute noch eine sehr ernste Prognose! Sie ist in der Tat ernster als die vieler Krebserkrankungen. Aber die meisten Menschen wissen das nicht und realisieren es leider auch dann nicht, wenn eine Herzinsuffizienz bereits diagnostiziert wurde.“ Prof. Stefan Störk vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz an der Universität Würzburg Tipp: Bei Diagnose einer Herzinsuffizienz ist eine engmaschige Mitbetreuung durch den Kardiologen unbedingt ratsam. Therapie bei Herzschwäche: Herzpatient ist nicht gleich Herzpatient Normalerweise erhalten Patienten nach einem Herzinfarkt Medikamente zur Blutverdünnung und um den Cholesterinwert zu senken. Außerdem nehmen sie sogenannte Betablocker und ACE-Hemmer ein, die zur Verbesserung der Herzarbeit beitragen sollen. Kommt eine Herzinsuffizienz hinzu, werden teilweise noch mehr Medikamente erforderlich. Die Patienten brauchen dann zusätzlich Medikamente: • die Wasser ausschwemmen (Diuretika), • das Herz stärken (Digitalis-Glykoside), • die Herzfrequenz verlangsamen. Viele Herzinsuffizienz-Patienten leiden zusätzlich an weiteren Begleiterkrankungen. Die wichtigsten darunter sind Diabetes, Bluthochdruck, Nierenfunktionsstörung, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Blutarmut, Depression. Diese Begleiterkrankungen können das Voranschreiten einer Herzinsuffizienz beschleunigen und sollten deshalb konsequent behandelt werden: dies schließt gegebenenfalls häufigere Anpassungen der Medikation, Kontrolle von Blutwerten sowie (Selbst-)Messung von Puls, Blutdruck im zeitlichen Verlauf mit ein. Link-Tipps: Informationen für Patienten Deutsche Herzstiftung e.V.: www.herzstiftung.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 4 Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz in Würzburg: www.herzschwaecheinfo.de Deutsche Internetseite der Europäischen Herzschwäche-Gesellschaft: www.heartfailurematters.org Unterschätzt! Der Nutzen regelmäßiger körperlicher Bewegung in der Vorbeugung, aber auch Behandlung einer Herzinsuffizienz wird von den meisten Patienten unterschätzt! "Bei nachgewiesener Herzinsuffizienz ist es jedoch wichtig, dass der Patient nicht einfach irgendeinen Sport treibt, sondern ein vom Arzt auf seine Herzmuskelschwäche abgestimmtes Bewegungsprogramm absolviert, wie z.B. ein leichtes Ausdauertraining.“ Prof. Stefan Störk vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz an der Universität Würzburg Operation Wenn die Herzkrankgefäße aufgrund einer Arteriosklerose verengt sind, kann man versuchen, sie wieder zu erweitern. Als Möglichkeiten stehen hier zur Verfügung: Die Gefäßaufdehnung (meist begleitet vom Einsetzen einer Gefäßstütze, einem Stent) oder aber die Bypass-Operation. Auch damit beugt man der Herzinsuffizienz vor. Auch bei einem hochgradigen Klappenfehler (Verengung der Klappe oder Undichtigkeit) wird der Herzmuskel chronisch überlastet, so dass die medikamentöse Behandlung alleine nicht ausreicht, um das Fortschreiten der Herzinsuffizienz aufzuhalten. Ein kathetergestützter oder herzchirurgischer Klappeneingriff kann das Problem in vielen Fällen beheben. Vor einem Eingriff sind oft mehrere spezielle Untersuchungen erforderlich, die in einer Spezialsprechstunde abgestimmt werden sollten. Eine Art Schrittmacher Wenn die Pumpleistung schlecht ist und sich auch das Herz nicht mehr synchron mit Blut füllt, kann man ein kleines Gerät einsetzen, das wie ein erweiterter Herzschrittmacher arbeitet. Der übliche Herzschrittmacher regt den Herzmuskel zu einer regelmäßigen Kontraktion an. Der Schrittmacher gegen Herzinsuffizienz hat eine zusätzliche Sonde über der linken Herzkammer und gibt elektrische Impulse ab, die die Kontraktionen der linken und rechten Herzkammern wieder synchronisieren. Unter dieser optimierten Schrittmacherstimulation kann sich die Herzfunktion zum Teil wieder eindrucksvoll erholen. Ob so ein Gerät sinnvoll ist, muss ein Besuch in einer Spezialsprechstunde klären. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 5 Neues Herz Reichen die Medikation oder Operation nicht mehr aus, bleibt für Patienten im Endstadium der Erkrankung als letzte Möglichkeit die Herztransplantation. Der Empfehlung für diese Therapie gehen in der Regel umfangreiche Voruntersuchungen voraus, die in einer Spezialsprechstunde gemeinsam von Kardiologen und Herzchirurgen besprochen werden. "Außerdem gibt es Übergangsverfahren wie Mini-Motoren und -pumpen, die ins Herz eingesetzt werden. Diese sogenannten Assist Devices verbleiben meist nur für eine begrenzte Zeit im Körper. Sie können einerseits die Herzfunktion praktisch normalisieren, andererseits bedingen sie ein erhöhtes Risiko für Infektionen, Thrombosen oder Blutung. Deshalb wird auf dieses Verfahren derzeit nur zurückgegriffen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.“ Prof. Stefan Störk Ausblick Die Behandlung der Herzinsuffizienz hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt und ständig verbessert. Eine optimale Therapie ist heutzutage an den einzelnen Patienten angepasst und wird regelmäßig überprüft. Hierbei kommt neben wiederholten Arztbesuchen auch Telemonitoring (Fernüberwachung von Herzfrequenz, Blutdruck, Gewicht) zum Einsatz oder die Mitbetreuung durch eine spezialisierte Herzinsuffizienzschwester. Herzsportgruppen Expertinnen: Dr. Petra Pfaffel, Diplom-Sportlehrerin für Prävention und Rehabilitation und Übungsleiterin für Herzgruppen, Geschäftsführerin der Herz-LAG-Bayern. Dr. med. Christa M. Bongarth, Kardiologin und Ärztliche Direktorin der Klinik Höhenried am Starnberger See und 1. Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft für kardiologische Prävention und Rehabilitation in Bayern e.V. (Herz-LAG Bayern) Autorin: Beate Beheim-Schwarzbach Mit Herz aktiv - Bewegung und Sport für Herzpatienten Fast allen Herzkreislauf-Patienten wird vom Arzt Bewegung und Ausdauersport empfohlen, um wieder gesund zu werden und einem Rückfall vorzubeugen. Besonders gut eignen sich dafür sogenannte Herzgruppen, in denen die Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 6 Patienten entsprechend der eigenen Belastbarkeit und unter ärztlicher Aufsicht gezielt ein besonderes Training absolvieren. In diesen Gruppen findet Bewegung und Sport ein- bis zweimal pro Woche statt, jeweils rund 90 Minuten lang. Ergänzt wird das Bewegungsangebot einer Herzgruppe oft durch Gespräche oder Vorträge zu einem herzgesunden Lebensstil. Inhalte der Herzgruppe Es geht um Koordination und Kräftigung und zu einem großen Teil um Ausdauer, die die Teilnehmer zum Beispiel an speziellen Rädern oder in der Turnhalle trainieren. Außerdem umfasst das Angebot, je nach Belastbarkeit der Teilnehmer auch gymnastische Übungen sowie Elemente zur Körperwahrnehmung und Entspannung. Wichtig: Keiner soll irgendwelche Höchstleistungen erbringen, sondern lernen, sich selbst einzuschätzen und die eigenen Grenzen zu erkennen. Für welche Patienten geeignet? Die meisten Teilnehmer einer Herzgruppe sind Patienten mit Herzkranzgefäßerkrankungen: Sie hatten zum Beispiel einen Herzinfarkt und einen Stent (Gefäßstütze), mit dessen Hilfe ein Herzkranzgefäß aufgedehnt wurde oder sie haben eine Bypassoperation (Überbrückung eines krankhaft veränderten Abschnittes der Blutgefäße) hinter sich. Herzgruppen eignen sich auch für Patienten mit Herzmuskelproblemen (zum Beispiel Herzinsuffizienz) und für Patienten mit Herzklappenerkrankungen und -fehlern. Außerdem sind die Gruppen offen für Menschen, die einen Herzschrittmacher oder eine Herztransplantation bekommen haben. Vor dem Training - Ärztliche Untersuchung Damit sowohl die Patienten der ambulanten Herzgruppe als auch deren Übungsleiter wissen, wie viel sich jeder zumuten kann und soll, müssen alle Teilnehmer vor Beginn ein Belastungs-EKG machen. Dabei legt der Kardiologe fest, wie stark ein Patient belastet werden darf. Folgende Symptome müssen vermieden werden: • Beschwerden im Rahmen von Angina pectoris (Enge-Gefühl in der Brust), • Atemnot, • objektive Zeichen einer Sauerstoffnot des Herzens, die am EKG erkennbar sind. Treten solche Symptome auf, muss der Patient ärztlich behandelt werden und darf bis zur definitiven Abklärung nicht trainieren. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 7 Trainingsbelastung ermitteln Mit den Daten, die der Kardiologe beim Belastungs-EKG erhält, errechnet er die individuelle Trainings-Herzfrequenz, also die optimale Pulsfrequenz, mit der ein Teilnehmer trainiert. Wer weniger belastbar ist, kommt in eine Übungsgruppe (Belastbarkeit 0,5-1 Watt/kg Körpergewicht). Patienten mit größerer Belastbarkeit werden Teilnehmer einer Trainingsgruppe (Belastbarkeit >1 Watt/kg Körpergewicht). Wichtig: Um die eigene Belastung beim Sport zu überprüfen, ist es vor allem am Anfang sinnvoll, eine Pulsuhr zu tragen. Darüber hinaus misst der Übungsleiter auch immer wieder zusammen mit den Teilnehmern den Puls. Gründe, warum Herzsport sinnvoll ist Viele Patienten mit einer Herzkreislauf-Erkrankung erhalten nach der Behandlung im Akut-Krankenhaus eine Anschlussheilbehandlung in einer kardiologischen Reha-Klinik für etwa drei Wochen. Dort lernen sie, Ihre körperliche Belastungsfähigkeit einzuschätzen, üben sportliche Belastungen ein, erfahren Grundsätzliches über ihre Risikofaktoren und die Erkrankung und werden medikamentös eingestellt, d.h. bekommen die richtigen Medikamente in der für sie passenden Dosierung. Doch im Alltag schwächt sich der günstige Effekt der Rehabilitation oft schnell ab - genau da setzt die Herzgruppe an. Sekundärprävention tut Not Weil viele Patienten mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung nach dem Aufenthalt in der Reha-Klinik bald ihren gewohnten Lebensstil wieder aufnehmen, der zur Herzerkrankung geführt hat (z.B. rauchen, ungesunde Ernährung), sind sie denselben Risikofaktoren ausgesetzt wie zuvor. Wenn sie sich aber nach der Reha-Klinik gleich einer Herzgruppe anschließen, sind sie körperlich aktiv und kommen mindestens einmal pro Woche zusammen, um zu üben, über ihre Probleme zu sprechen und gesundheitsbildende Informationen zu erhalten. Dadurch fällt es ihnen leichter, das beizubehalten, was sie in der Reha-Klinik gelernt haben. Kompetenz verbessern • Teilnehmer einer Herzgruppe wissen besser über ihre Risikofaktoren Bescheid. • Herzgruppenteilnehmer verbessern ihre körperliche Leistungsfähigkeit und entwickeln ein Gespür dafür, wo ihre körperlichen Möglichkeiten und Grenzen liegen. • Die Herzgruppe schafft Möglichkeiten, sich Wissen um herzgesunde Verhaltensweisen anzueignen und wie diese zur persönlichen Gewohnheit werden können. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 8 • Insgesamt erreichen Teilnehmer einer Herzgruppe eine höhere Lebensqualität, denn sie lernen Schritt für Schritt ihre persönlichen Möglichkeiten kennen, auch mit Herzerkrankung ihr Leben aktiv und genussvoll zu gestalten. Und: Auch schon die Teilnahme an der Herzgruppe selbst macht Freude! Fazit: Herzgruppe – eine große Chance für Herzpatienten! Die Psyche - Angst vor erneuter Belastung Viele Patienten haben nach einer Herzerkrankung Angst vor Belastung, denn die dramatische Erfahrung einer lebensbedrohlichen Krankheit führt zu einer existenziellen Verunsicherung. Deswegen nehmen auch eine ganze Reihe von Patienten in der Reha-Klinik die Hilfe eines Psychologen in Anspruch, der ihnen helfen soll, wieder optimistischer in die Zukunft zu schauen. Wieder optimistischer werden Viele Teilnehmer von Herzgruppen berichten, dass ihnen geholfen hat, zu erleben, dass sie nicht allein mit ihren Problemen sind. Nach der Rehabilitation gaben viele an, sie fühlten sich wohl, seien relativ gut belastbar und hätten ihre Angst in den Griff bekommen. Übungsbeispiel 1: Die Tanzreise Bei der sogenannten Tanzreise gehen die Teilnehmer einer Übungsgruppe als Erstes zu Musik durch die Halle, jeder in seinem eigenen Tempo. Dann stoppt die Musik und die Übungsleiterin nennt das erreichte Reiseziel ... zum Beispiel Schuhplattln in Bayern. Zur entsprechenden Musik deutet die Übungsleiterin die dazu gehörenden Bewegungen an: Sie hebt abwechselnd das rechte und linke Knie, die Fersen und die Arme. Jeder kann wählen, ob er sich schneller oder langsamer bewegt und wie sein eigener Schuhplattler aussehen soll. Die Übung dauert eine Minute, dann stoppt die Musik und es geht weiter in das nächste Land. Insgesamt durchquert die Gruppe sieben bis acht Länder und "tanzt" zum Beispiel zu Samba, Cancan und Bauchtanz. Die ganze Tanzreise dauert etwa zwanzig Minuten. Ziel der Übung Die Teilnehmer sollen sich ausdauerorientiert belasten und gleichzeitig auch spüren lernen, wann sie Pause machen müssen. Ganzheitliches Training Bewegungsübungen wie die Tanzreise sind für Herzpatienten sinnvoll, weil dabei die Koordination von Armen und Beinen geübt wird. Die Patienten lernen, sich gemäß ihrer individuellen Möglichkeiten auf einen Rhythmus einzulassen und gleichzeitig die Ausdauer zu trainieren. Insgesamt werden dadurch positive Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Dann geht jeder in seinem Tempo los. Die Übungsleiterin begleitet die Gruppe und korrigiert, wo es nötig ist. Die Übung dauert 15 bis 20 Minuten. Ziel der Übung Während der Walking-Einheit sollte jeder Patient nach und nach seine persönliche Trainings-Herzfrequenz halten können. Fakten - Wie man eine Herzsportgruppe findet Herzgruppen gibt es oft in Sportvereinen, aber auch z.B. in Volkshochschulen oder in manchen Betrieben. Es gibt sie nicht nur in Städten, sondern auch in vielen kleineren Orten. Nähere Infos: Hier finden Sie Ihre Herzgruppe am Wohnort und weitere Informationen rund um Herzgruppen: www.herz-lag-bayern.de Kosten Die Teilnahme an einer Herzgruppe ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen (90 Übungseinheiten in einem Zeitraum von zwei Jahren). Falls die Patienten anschließend noch nicht ausreichend belastbar sind, kann eine weitere Verordnung ausgestellt werden, allerdings bleiben viele Patienten auch als Selbstzahler ihrer Herzgruppe treu. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Seite 10