www.kochenohneknochen.de EUR 3,50 A: EUR 3,70 CH: 6,00 CHF 02/2010 Das Magazin für Menschen, die kein Fleisch essen. MIKE NESS Tattoos & Tofu KREATOR Full Metal Vegan BERND DROSIHN Tofu-Pionier aus der Eifel +Tofu selbst gemacht, neue Kochbücher, viele Rezepte 01KoK02.indd 1 06.04.10 21:18 3 editorial Böse Zungen behaupten, Tofu sei fürs Essen das, was das Polyester für die Textilindustrie ist: Man kann es nach allem aussehen und schmecken lassen. Es stimmt schon, Tofu kann man braten oder roh in den Salat schneiden, vielfältig marinieren oder füllen oder ihn einfach so zwischendurch essen. Zweifellos ein vielseitiges Lebensmittel. Aber ein ganzes Heft (fast) nur über Tofu? Na klar! Tofu steht wie kein anderes Lebensmittel sinnbildlich für fleischfreie Ernährung – inklusive der Vorurteile vom Vegetarier als „Tofufresser“. Dabei zeigen die Asiaten, dass man gar nicht zwangsläufig Vegetarier oder Veganer sein muss, um ihn gern zu essen. Die hiesigen Chinarestaurants geben ein falsches Bild ab: In Asien existiert Tofu auf dem Speiseplan als Grundnahrungsmittel gleichberechtigt neben Schwein, Rind und Hund ... pardon, Huhn. Aber wo kommt er eigentlich her? Tofu ist so alt, dass schon niemand mehr weiß, wer ihn überhaupt wann erfunden hat. Angeblich ist er aus Zufall entstanden, als jemand Sojamilch mit verunreinigtem Salz würzen wollte, so dass die Milch geronnen ist. Sicher scheint aber, dass er aus China kommt und dort schon Jahrhunderte vorm Jahre null gegessen wurde. Dort galt er besonders buddhistischen Mönchen als das, was man heute als „Powerriegel“ kennt. Erst in den Siebzigern fand Tofu über Naturkostlä- den seinen Weg nach Europa und Deutschland. Seitdem ist Tofu in Deutschland ein echter Dauerbrenner, der von Jahr zu Jahr immer häufiger gegessen wird. Das zumindest erzählt uns Bernd Drosihn, und der muss es wissen, denn er verkauft ihn in allen Formen und Farben. Weiterhin wird er uns hinten im Heft erzählen, dass Tofu fast alles enthält, was man für gesunde Ernährung braucht. Tobias Graf verkauft ebenfalls Tofu, aber auch noch viele andere Fleischersatzprodukte. Er berichtet von seiner Entdeckernatur und erklärt uns, was er gegen den fehlenden Eigengeschmack seiner Produkte tut. Tofu wird im Prinzip wie Käse hergestellt, denn es ist geronnene, gepresste Milch – Sojamilch, die übrigens wegen bürokratischer Bedenken offiziell so nicht heißen darf. Wie das funktioniert, und wie man Tofu recht unkompliziert zu Hause selbst machen kann, das erfahrt ihr am Ende des Magazins. Außerdem sprachen wir mit Musikern wie Mike Ness von SOCIAL DISTORTION und Mille von KREATOR, die auch gerne Tofu essen, und nicht zuletzt haben wir jede Menge Tipps für euch, wie man das farb- und geschmacklose Etwas in ein leckeres Gericht verwandeln kann. Viel Spaß beim Lesen. Christian Meiners ([email protected]) inhalt 03KoK02.indd 3 Kraut und Rüben 4 Fett, Säuren! Was sind eigentlich Fettsäuren? 8 Made in Brazil Speiseführer: Brasilien 10 Ent-täuschend Fleischersatzprodukte: Mock Duck 12 Geschmackssache Das KoK-Teststudio: Tofu 14 Neues aus Tofutown Bernd Drosihn über „Torfu“ 16 Halbes Hähnchen, ganzer Geschmack Fleischersatzprodukte von Vantastic Foods 20 Full metal vegan KREATOR-Sänger Mille im Gespräch 22 Alles Käse? Beliebte Vorurteile: Milch 27 Tattoos und Tofu Mike Ness: Barbecue mit Sojasteaks 28 Essen ohne Knochen Der KoK-Restauranttest 31 The Art of Create 32 Hannah Kaminsky: Fotografie, Essen, Stricken Keine Schweine im Weltall Star Trek und Veganismus 34 Kochen mit Kindern ... aber ohne Knochen 36 Rezepte Durch den Tag mit Tofu 39 Tofu selbst gemacht Eine Foto-Cook-Story 42 Rezensionen 44 Impressum/Abo/Vorschau 47 06.04.10 21:27 4 kraut und rüben aufgemacht und ausgelöffelt Provamel Bio Soya Yofu mit Balaststoffen Das ist es: Veganer Joghurt mit was drin Das ist drin bei Geschmacksrichtung Pflaume: Wasser, geschälte Sojabohnen* (7,5%), rote Pflaumen* (4,75%), Pflaumensaft* (3,31%), roher Rohrzucker*, Tapiokasirup*, Inulin*, Stabilisator (Pektin), Maisstärke*, Leinsamen* (0,27%), Buchweizen* (0,25%), Limonensaft* aus Fruchtsaftkonzentrat (0,19%), natürliches Aroma, Cornflakes* (0,18%), rote Beetesaft* aus Konzentrat, Meersalz, Säureregulator (Citronensäure), Bifidobacterium, Joghurtkulturen (Str. thermophilus, L. bulgaricus), *= aus kontrolliert biologischem Anbau Das ist drin bei Geschmacksrichtung Cerealien: Wasser, geschälte Sojabohnen* (7,7%), roher Rohrzucker*, Tapiokasirup*, Inulin*, Leinsamen* (0,74%), Buchweizen* (0,53%), Cornflakes* (0,53%), Stabilisator (Pektin), natürliches Aroma, Limonensaft* aus Fruchtsaftkonzentrat, Meersalz, Säureregulator (Citronensäure), Bifidobacterium, Joghurtkulturen (Str. thermophilus, L. bulgaricus), *= aus kontrolliert biologischem Anbau Das bekommt man für sein Geld: 4 x 125 g für 2,79 Euro So schmeckt es: Provamel Soja Yofu ist laut Hersteller „der erste Sojajoghurt, der hochwertiges pflanzliches Eiweiß mit gesunden Balaststoffen kombiniert“. Es gibt ihn in den Geschmacksrichtungen Pflaume und Cerealien. Hat man sich erst mal an den Geschmack von veganem Joghurt an sich gewöhnt, ist der Yofu mit Ballaststoffen und probiotischen Bifidus-Kulturen ein wirklich leckerer Pausensnack, der nicht zu süß ist und durch den Zusatz von (glutenfreien) Getreideprodukten wie Cornflakes, Leinsamen oder Buchweizen einen angenehmen „Biss“ hat. Die Sojabohnen für den Yofu sind ohne Einsatz von Gentechnik erzeugt, fast alle Zutaten sind aus kontrolliert biologischem Anbau und seit 2010 produziert Provamel seine Erzeugnisse CO2-neutral. Alternativ kann man natürlich auch einen ganz normalen Soja-Joghurt mit Müsli und Früchten pimpen. 04-07KoK02.indd 4 Die Rückkehr des GemüseMacs Gibt es jemanden, für den das eine gute Nachricht ist? Der Fast-Food-Gigant McDonald’s bietet wieder einen vegetarischen Burger an. Ein vegetarischer Burger, war da nicht mal was? Richtig, vor Jahren gab es bei McDonald’s den „GemüseMac“. Der wurde aber irgendwann von der Karte genommen: unrentabel. Nun also die Neuauflage. McDonald’s versucht sich schon seit Längerem am Saubermann-Image. Seit dem Jahr 2003 behauptet der Konzern, sein Essen sei eigentlich gesund – das ist Kern der Kampagne mit dem Slogan „Ich liebe es“. Um diese Behauptung zu stützen, liegen seitdem in den Schnellrestaurants Tabellen mit den Nährwerten aller Speisen auf dem Tablett – einschließlich des Hinweises auf den empfohlenen Tagesbedarf. Wohlgemerkt: Nicht die Produkte werden gesünder, aber wenigstens weiß der Verbraucher nun, wann er aufhören muss zu essen. Seit Anfang des Jahres gibt es in allen McDonald’s-Filialen den Veggieburger. Vor allem für Frauen sei er gedacht und wegen der großen Kundennachfrage ins Angebot aufgenommen worden, heißt es seitens des Konzerns. Die Basis des Burgers bilden Kartoffeln, dazu kommen Karotten, Paprika, Mais, Zwiebeln und Lauch. Und tatsächlich: nicht mal im Kleingedruckten verbirgt sich Fleischiges oder Fischiges – dafür aber mehr Fett als in den meisten anderen Burgern der vergleichbaren Gewichtsklasse. So jedenfalls kann man das nachlesen auf der firmeneigenen Infoseite mcdonaldsmenu.info. Mit 1,10 Euro ist der Burger zwar günstig, bei 165 g allerdings auch ziemlich klein. Wer es also mit seinem Ernährungsgewissen vereinbaren kann, der weiß nun auch in fremden Städten zuverlässig, wo es vegetarische Kost gibt. Aber mal ehrlich: In Zeiten von Internethandys und happycow.com kann auch Unwissenheit keine Ausrede mehr sein. Menschen, die vegan leben, haben hingegen auch weiterhin keinen Grund, bei McDonald’s einzukehren: Der Veggieburger enthält Ei und Milch. Auf den Geschmackstest haben wir bisher verzichtet, dafür sind wir brennend interessiert an Erfahrungsberichten aller Art: [email protected] 06.04.10 21:26 KOCHEN OHNE KNOCHEN | KRAUT UND RÜBEN 5 Verlosung CSD? VSD! Diesmal verlosen wir zusammen mit der Firma Feuerwear ein echt edles Schmuckstück: Dan heißt es und ist eine geräumige Damenhandtasche. Man kann sie klassisch als Handtasche tragen, aber auch als praktische Umhängetasche. Den Schultergurt kann man abnehmen, zusätzliche Reißverschlussfächer innen und außen sowie ein Schlüsselfinder und ein Handyfach sorgen für Ordnung in Beruf, Alltag und Freizeit. Jedes Teil ist ein Unikat und kostet im Laden locker 149 Euro. Wir haben von Feuerwear eine Tasche ergattert, die wir euch schenken wollen. Dafür müsst ihr aber ein bisschen arbeiten und folgende Frage beantworten: Was den Technofreaks ihre Loveparade ist und den Homosexuellen ihr Christopher-StreetDay, ist den Veganern ihr Veggie-Street-Day (VSD). Der findet in diesem Jahr schon zum fünften Mal statt, erstmals aber in zwei Städten: am 17. Juli in Stuttgart und am 14. August in Dortmund. Das Motto lautet: „Aus Freude am Leben“. Die Veranstalter wollen zeigen, wie groß die Bandbreite an tierleidfreien Produkten ist. An Informations- und Verkaufsständen gibt‘s alles vom Veggie-Burger über pflanzliche und tierversuchsfreie Kosmetik, bis hin zum lederfreien Schuh. Dazu treten Unterhaltungskünstler auf, die sich für ein veganes Leben entschieden haben. Mehr Infos gibt’s auf ➜ veggie-street-day.de Woraus werden Feuerwear-Taschen hergestellt? Die Antworten schickt ihr wie üblich per E-Mail an [email protected], Betreff: „Ich häng an der Tasche!“ Name und Anschrift nicht vergessen, das Los entscheidet, der Rechtsweg muss gar nicht erst beschritten werden. ➜ feuerwear.de Ecotopia 2010 Das erinnert schon etwas an selige Hippiezeiten: Menschen aus aller Herren Ländern versammeln sich auf einer Wiese, um zu meditieren, Musik und Reden zu hören oder Theater zu spielen. Dergleichen gibt es auch heute noch und heißt zum Beispiel „Ecotopia 2010“. Dies findet vom 1. bis 21. August in Fläming statt, etwa 80 Kilometer südwestlich von Berlin. Gedacht ist das Happening als Austausch über alles, was irgendwie mit dem Thema „Umwelt“ zusammen hängt. Folgerichtig wohnen die Teilnehmer während Ecotopia so naturverbunden und nachhaltig wie möglich. Zu den Veranstaltern gehört übrigens Wam Kat, Mitbegründer des niederländischen Kochkollektivs Rampenplan und Autor des Kochbuchs „24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung“. Er führt mit Ecotopia 2010 eine zwanzigjährige Tradition fort. Über das Programm, die Anfahrt oder Teilnahmebedingungen informiert ihr euch am besten unter ➜ ecotopia2010.org Bei KoK mitmachen? Aber gerne! Das Heft, das du in den Fingern hältst, ist kein anonymes Erzeugnis von irgendeinem Großverlag, der fleischfreie Ernährung als Trend entdeckt und denkt, damit wäre Geld zu verdienen. Unsere Autor(inn)en schreiben für Kochen ohne Knochen, weil sie sich aus Überzeugung vegetarisch oder vegan ernähren und sie immer wieder auf spannende Themen stoßen, die damit zusammenhängen. Du hast eine Idee, du willst darüber schreiben? Melde dich unter mail@ kochenohneknochen.com – wir freuen uns immer über neue Mitstreiter/innen! 04-07KoK02.indd 5 06.04.10 21:26 16 neues aus tofutown Bernd Drosihn über Sojabohnen, „Torfu“ und die „Niagarafälle“ Wenn es in Deutschland jemanden gibt, der sich mit Tofu auskennt, dann ist es Bernd Drosihn. In den Achtzigern galt er noch als subversives Element, heute verbreitet er lieber friedliche „Tofuismen“. Als Geschäftsführer der Tofutown.com GmbH, ansässig in der ländlichen Idylle der Eifel südwestlich von Köln, bringt er unter dem Markennamen viana seit Jahren pflanzliche Lebensmittel unters Volk, als Autor berichtet er in „Tofu – Vom skurrilen Kampf um ein unscheinbares Nahrungsmittel“ (Ventil Verlag) über seine Mühen mit deutschen Bürokraten. Bernd, bist du Veganer, Vegetarier oder Gelegenheitsfleischsünder? Ich bin seit langem Vegetarier, und Veganer seit ein paar Jahren, aber ziemlich entkrampft. Ich bin kein Kampfmissionar und spreche gerne mit allen Leuten. Sünder sind wir doch alle. Wann und wo hast dein „erstes Mahl“ erlebt, also das mit Tofu? Und wie war’s? Es war einmal in Amerika, Greenwich Village, NY in einem makrobiotischen Keller-Restaurant. Die beiden ersten Male fielen aber leider nicht zusammen, obwohl ich sehr heftig in die Tofu-Kellnerin verliebt war. Ich war einfach zu schüchtern. Darüber und über dein ersten Gehversuch im Tofumachen schreibst in deinem Buch. Welche Motivation hattest du, das alles mal aufzuschreiben? Eigentlich kam mein Anwaltsfreund auf die Idee, weil die darin beschriebenen Geschichten um „Torfu“ und die „Niagara-Fälle“ ja ein ganz wichtiges und herrliches Stück strunz-deutscher Rechtsgeschichte ist. Ein weiterer Grund ist, dass ich immer wieder gefragt werde, wie denn alles angefangen habe und wie man auf so eine Idee überhaupt kommen könne. Außerdem wollte ich möglichst viele Menschen anstiften, vegetarische Firmen zu gründen. Mehr als schiefgehen kann es eben nicht. Bei mir ist so ziemlich alles schiefgegangen, was nur schiefgehen kann, und trotzdem werde ich heute von einer der wichtigsten kommenden Zeitungen des Universums – nämlich Kochen ohne Knochen – interviewt. 16-17KoK02.indd 16 Danke für die Blumen! Tofu, das wird nach der Lektüre deines Buches deutlich, war früher mal ein rundum politisches Lebensmittel. Wer so etwas herstellte, verkaufte oder aß, der war so obskur und die etablierte Ordnung in Frage stellend wie die Musik der Punkband, in der er spielte. Wie äußerte sich diese Ablehnung der „Normalos“ gegenüber euch Tofumachern, von wegen Polizeirazzia und Behördenscherereien wegen, ich zitiere: „Torfu“? Die Achtziger waren auf der einen Seite sehr dumpf und bräsig, und andererseits explodierte bei uns Jugendlichen förmlich die Alternativ-Kultur mit Hausbesetzungen, Punk-Musik, Spiritualität, Leben in WGs, Graffitis, politischen Demonstrationen gegen die Aufrüstung und gegen Atomkraft und so weiter. So viel Reibung kann man heute kaum noch haben. Ablehnung ist an mir eigentlich abgeprallt, denn ich war ein sehr unruhiger junger Mensch und immer ganz schnell schon woanders. Ich hatte einen eigenen Kopf und meine Welt war das Machen. Von der kleinen Hinterhof-Metzgerei, in der ihr euren ersten Tofu gemacht habt, zur erfolgreichen Firma Tofutown war es ein weiter Weg. Nun schreibst du, der „Sündenfall“ im Tofugeschäft habe Mitte der Neunziger stattgefunden, als Kommerzdenken gegenüber der Überzeugungstäterschaft die Oberhand gewann und Tofu als Geschäft über Öko-Hippie-Kreise hinaus interessant wurde. Eine klare Analyse – aber hat nicht auch deine Firma von dieser Entwicklung durch starkes Wachstum profitiert? Nein, als Sündenfall würde ich das nicht sehen. Es ist auch absolut richtig, dass sich heute Lebensmittelindustrie 06.04.10 21:37 28 tattoos & tofu Mike Ness: Barbecue mit Sojasteaks Bei einem, der mit seiner Rock’n’Roll-GreaseFrisur, großflächigen Tattoos und Texten über die Zweifel im Leben eines Mannes zur Ikone der Punkszene von Los Angeles wurde und zudem eine Schwäche für Motorräder und getunete alte Autos hat, geht man irgendwie davon aus, dass auch seine Ernährungsgewohnheiten zu diesem Bild passen: Barbecue, blutige Steaks und Bier kommen einem da automatisch in den Sinn. Doch Mike Ness, Frontmann der kalifornischen Rockband SOCIAL DISTORTION, ist seit Jahren überzeugter Vegetarier und auch schon für Peta aktiv geworden. Mike, du kommst gerade vom Essen. War es lecker? Oh ja! Wir haben auch bei dieser Tour die Cateringfirma Hell’s Kitchen angeheuert, und die kümmern sich wirklich gut um mich, kochen alles, was ich mir wünsche – auch wenn ich darauf bestehe, zum Abendessen ein amerikanisches Frühstück mit Pancakes und French Toast serviert zu bekommen. Ich liebe das, das war schon in meiner Kindheit was ganz Besonderes. Es kommt einfach darauf an, dass beim Catering die Wünsche der Band respektiert werden. Was ist dir da wichtig? Ich lege Wert auf Bio-Lebensmittel. Und nach dem Auftritt ein proteinreiches Fruchtgetränk, etwa aus Bananen, Reismilch, Schokolade und Mandelmus. Das ist besser als nachts noch was zu essen, denn ich vermeide Mahlzeiten nach 20 Uhr. Und wenn wir in den USA touren, schaue ich vorher auf happycow.com nach, wo das nächste vegetarische Restaurant ist. Und ich bin immer wieder überrascht, wo es überall welche gibt: Du spielst in irgendeinem Kaff und denkst dir, da findest du sowieso nichts, und dann ist da doch eines und du bekommst da das beste Essen der ganzen Woche serviert. Es gibt mittlerweile fast in jeder Stadt ein paar junge Leute, die in der Hinsicht was geregelt bekommen, und das finde ich ermutigend. Ein krasser Gegensatz dazu war New Orleans: Da konnte ich rein gar nichts finden. Als ich dort herumfragte, wo man vegetarisch essen kann, waren die Reaktionen so, als hätte ich die Leute auf Japanisch angesprochen. Nach zwei Stunden habe ich aufgegeben, aber wenn alles andere vergebens ist, gibt es ja immer noch Pizza Margherita. 28-30KoK02.indd 28 06.04.10 21:32 kochen ohne knochen 39 Durch den Tag mit Tofu Als Kinder haben wir gemeckert, wenn wir das aufgewärmte Mittagessen vom Vortag vorgesetzt bekamen. Wir gehen hier sogar noch weiter: Wir zeigen nämlich, dass es möglich ist, den Speiseplan um eine einzige Zutat herum zu arrangieren – ohne dass es langweilig wird! Heute gibt es den ganzen Tag Tofu: morgens, mittags, abends und zwischendurch. Viel Spaß beim Nachkochen. morgens Lecker Tofu Frühstückseijeijei für 4 Personen oder eine Person, wenn sie soviel isst, wie ich. (von Andreas Lehnertz) • 1 Klotz Tofu • 2 große oder 4 kleine Zwiebeln • 1 Knoblauchzehe • 1 EL Kurkuma • 2 EL Öl • Salz (ca. 2 TL), Pfeffer, Kräuter • 1 Küchenmaschine oder 1 Handmixstab Tofu, geschälte Zwiebeln, geschälte Knoblauchzehe, Kurkuma und Öl in die Küchenmaschine. Alles klein schreddern, dann in die Pfanne, dazu die Gewürze und alles erhitzen bzw. leicht braten. Zum Schluss kommen die Kräuter drauf, fertig. vormittags Tofusandwich (von Björn Esser, BLACK FRIDAY 29) Wenn ich Lust und Zeit habe, mache ich schon abends ein reichhaltiges Sandwich für den nächsten Schultag von mir und meiner Tochter. Hierfür benötige ich pro Sandwich: • 2 Scheiben Vollkorntoast, groß • Tomate • Schlangengurke • 1 Stück Tofu • Salatblätter • vegane Mayonnaise • Ketchup 1. Ich lege die Scheiben Toast in den Toaster und schneide in der Zeit die gewaschene Tomate und Gurke in Scheiben. Auch den Tofu schneide ich in Scheiben. 2. Nachdem die Scheiben Toast getoastet sind, schmiere ich Mayonnaise auf eine Scheibe. Darüber lege ich die Tofuscheiben, die Gurkenscheiben und die Tomatenscheiben. Dann darauf den Salat mit etwas Ketchup gut verteilen und die anderen Scheiben obendrauf. Selbst am nächsten Morgen ist das Sandwich bei kühler Lagerung noch 39-41KoK02.indd 39 lecker und gesund. Gibt Kraft und zwei davon machen wirklich satt. mittags Curry-Kokos-Suppe mit Tofu (von Hamburg-Punk-Djihad) • 1 Zwiebel • 1 rote und 1 gelbe Paprika • mind. 1 1/2 EL Curry • ein daumengroßes Stück Ingwer • Gemüsebrühe • 3 große Kartoffeln • 1 große Möhre • 150 g rote Linsen • 1 Dose Kokosmilch • 1 Limette • Pfeffer (Salz ist genügend in der Brühe drin) • Tofu (am besten passt Sesam-Mandel-Tofu) 1. Zwiebel, Paprika, Kartoffeln und die Möhre zerstören (würfeln). 2. Ingwer schälen und fein raspeln. 3. Zuerst die Zwiebel und Paprika mit Curry und Ingwer anbraten, anschließend 1 Liter Gemüsebrühe dazu. Kartoffeln und Möhre in darin kochen, bis sie gar sind. 4. 10 Minuten bevor die Sachen weich sind die Linsen dazugeben, denn die brauchen nicht so lange. 5. Irgendwann auch noch Tofu rein (muss ja nur warm werden), vorher natürlich in hand-/mundliche Stückchen schneiden. 6. Zum Schluss die Dose Kokosmilch und den ausgepressten Saft von 1/2 bis 1 Limette dazukippen und mit Pfeffer abschmecken. • Dazu ein bisschen Brot reichen. Ich liebe ja die Sesamringe, die es beim befreundeten türkischen oder kurdischen Laden gibt! • Eignet sich in großen Mengen auch für Volxküchen, Solipartys, Haus- und Bauwagenplatz-Besetzungen usw. usf. • Wer’s schärfer mag, nimmt einfach mehr Ingwer und Pfeffer. • Ach ja, ein Bierchen gehört auch noch aufgehebelt! 06.04.10 21:24 46 Vegan genießen Vollwertige Rezepte aus nah und fern (Suzanne Barkawitz) Immer mehr Menschen sympathisieren aus den unterschiedlichsten Gründen mit veganer Ernährung, trauen sich aber noch nicht so recht oder wissen nicht genau, wie das funktioniert. Gut geeignet für den Einstieg in diesen Themenkomplex ist Palas Klassiker „Vegan genießen“, jetzt erhältlich in der überarbeiteten Neuauflage von 2009. Das Koch- und Lesebuch bietet zum Einstieg eine kleine Exkursion zum Thema Veganismus, und es wird mit dem allseits beliebten Vorurteil aufgeräumt, dass eine solche Ernährung mit Mangelerscheinungen einhergeht. Abgerundet wird das Ganze mit einer ausführlichen Warenkunde zu Getreide, Hülsenfrüchten, Sojaprodukten, Meeresgemüse und Co., da das Wissen um die verschiedenen Lebensmittel und deren optimale Kombination bei einer veganen Ernährung ja nicht unwesentlich ist. Dass der Verzicht auf alle Produkte tierischen Ursprungs nichts mit genussfeindlicher Askese und Mangelernährung zu tun hat, beweist der anschließende Rezeptteil. 140 Rezepte aus aller Welt zeigen, dass veganes Essen Spaß machen kann – und wird für ausreichend Abwechslung auf dem Teller mit Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Getreide und Nüssen gesorgt, besteht kein Grund zur Sorge. Die Autorin hat bei der Rezeptzusammenstellung bewusst auf Ersatzmöglichkeiten für tierische Lebensmittel verzichtet, denn sie möchte uns das Tor zu ganz anderen Leckereien öffnen. Wie wäre es zum Beispiel mit gefüllten Tomaten-Buchweizen-Törtchen, Kokos-Koriander-Chutney oder Ingwer-Bananen-Eis? Leider wirken manche der Rezepte trotz „Relaunch“ des Buches etwas altbacken, erinnern sie doch stellenweise an die Vollwertkochbücher aus den Achtziger Jahren. Uschi Herzer ➜ Pala Verlag, pala-verlag.de, 200 Seiten, 16 Euro 44-46KoK02.indd 46 Umweltfreundlich vegetarisch (Bettina Goldner) Rund ein Fünftel der klimaschädlichen Treibhausgase gehen in Deutschland auf das Konto der Ernährung – das entspricht ungefähr der Menge, die der gesamte Straßenverkehr verursacht. Wie dieser überraschend hohe Anteil zustande kommt, erklärt uns Bettine Goldner, Wissenschaftsjournalistin und seit über 20 Jahren Vegetarierin. Sie rechnet vor, dass viel mehr Energie in tierische Lebensmittel investiert werden muss als in pflanzliche. Im Durchschnitt müssen zum Beispiel sieben Kalorien in Form von Getreide verfüttert werden, um eine Kalorie Fleisch zu erzeugen. Doch dagegen lässt sich etwas tun: sich möglichst oft vegetarisch ernähren, besser noch vegan. Das hat auch die belgische Stadt Gent entdeckt, wo „Donderdag Veggiedag“ ist. Allein durch einen Tag Fleischverzicht pro Woche spart man dort soviel CO2, als würden 18.000 Autos im Jahr weniger fahren. Viele Ideen für die Kochpraxis gibt’s dann im zweiten Teil des Buches: 75 vegetarische und vegane Rezepte, die nach dem Kriterium der Klimafreundlichkeit zusammengestellt wurden. Es ist außerdem direkt ersichtlich, wie viel CO2 das Gekochte im Vergleich zum entsprechenden Stück Fleisch verursacht hat. Die Rezeptauswahl ist alltagstauglich und die Gerichte, die wir ausprobiert haben, waren durchweg lecker. Etwas unverständlich ist, warum in einigen Rezepten unnötigerweise Eier verwendet werden. Wir haben zum Beispiel die Mini-Tofuburger mit Sojamehl statt Eiern gemacht und das hat wunderbar funktioniert. Alles in allem ein interessantes KochLesebuch, das vegetarische/vegane Ernährung noch einmal aus einem anderen Blickwinkel als dem des Tierschutzes betrachtet. Uschi Herzer ➜ Walter Hädecke Verlag, haedecke-verlag.de, 152 Seiten, 16,90 Euro Grüne Mini-Tofuburger • 250 g grüne Spalterbsen • 2 Lorbeerblätter • Salz • 250 g Räuchertofu • 75 g Vollkornmehl • 2 Eier • 1 Bund Schnittlauch • 1/2 TL Kümmelpulver • Salz • frisch gemahlener Pfeffer • Cayennepfeffer • 4 EL Raps- oder Olivenöl 1. Die Halberbsen mit den Lorbeerblättern rund 30 Minuten in reichlich Salzwasser leicht sprudelnd kochen, bis sie weich sind. Die Lorbeerblätter entfernen und das Wasser abseihen (es ergibt einen Teller Suppe). Die Erbsen mit dem Handmixer pürieren. 2. Den Tofu sehr klein würfeln. Den Schnittlauch fein hacken. Tofu und Schnittlauch mit Mehl und Eiern mischen und kräftig würzen. Das Erbsenpüree unterheben. 3. Das Öl in einer großen Pfanne erhitzen. Die Erbsenmischung esslöffelweise in das Fett gleiten lassen. Die Mini-Burger von beiden Seiten langsam goldbraun braten. Ergibt etwa 20 Stück. ➜ aus: „Umweltfreundlich vegetarisch“, Bettina Goldner 06.04.10 21:25 47 impressum abo Kochen ohne Knochen Das Magazin für Menschen, die kein Fleisch essen Kochen ohne Knochen im Abo KoK erscheint alle drei Monate, das nächste Heft kommt im August 2010. Ox-Verlag Joachim Hiller Das Mini-Abo über drei Ausgaben gibt‘s für Postfach 110420 10 Euro (Deutschland) und 13 Euro 42664 Solingen (europäisches Ausland) – und als Aboprämie Fon 0212 - 38 31 828 verschenken wir die Original-„Kochen ohne Fax 0212 - 38 31 830 Knochen“-Stofftasche. Pakete an: Kochen ohne Knochen, Hochstraße 15, 42697 Solingen Redaktion: ´ Christian Meiners Zu bestellen im Webshop des Ox-Verlags ([email protected]) unter www.ox-fanzine.de/kokabo Joachim Hiller Uschi Herzer ([email protected]) Anzeigen, Verlag: Joachim Hiller ([email protected]) www.kochenohneknochen.de www.myspace.com/kochenohneknochen vorschau Kochen ohne Knochen #3 (August 2010) http://twitter.com/kochenoknochen V.i.S.d.P.: Joachim Hiller (Für den Inhalt von namentlich gekennzeichneten Artikeln ist der/ die VerfasserIn verantwortlich. Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.) MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Gunnar Baars, André Bohnensack, Simon Tanja Busse über die Macht der Verbraucher und Ernährungsdiktatoren P.I.Y. - Pflanz it yourself! Erste Gehversuche als Gemüsegärtner Brunner, Sebastian Diez, Björn Esser, Tobias Graf, Hannah Kaminsky, Tine Ledermann, Andreas Lehnertz, Glauce Lucas, Tiina Menzel, Mareike Fleischfrei beim Bund Kein Kadavergehorsam und Mille Petrozza, Thomas Renz Layout: André Bohnensack Layoutentwicklung: Linda Köper Fliegen ohne Geflügel Die vegetarischen Bordmenüs der Fluggesellschaften Lektorat: Ute Borchardt Coverzeichnung: Rautie (www.rautie.de) Knochi-Logo: Rautie (www.rautie.de) Vertrieb: UMS Press Abonnement: 3 Ausgaben 10 Euro inkl. P+V das kok-shirt Druck: WAZ Druck, Duisburg Fotonachweise: Klaus Arras, Köln aus „Chinesisch Vegetarisch“, Hädecke Verlag (S. 40), Julien Bourgeois (S. 28), Angela Francisca Endress, Usingen aus „Umweltfreundlich vegetarisch“; Hädecke Verlag (S. 41), Bettina Fürst-Fastré (S. 47), Tobias Graf (S. 20/21), Joachim Hiller (S. 11, S. 26, S. 36, ), Hannah Kaminsky (S. 32/33), Christine Marie (S. 30), Christian Meiners (S. 10, S. 42/43), Gabriel Soares Schwarzes Shirt mit rotem KoK-Logo-Aufdruck. In Bio-Qualität für 15 Euro (+5 Euro P&V), in den Größen M, L, XL und Girlie-M. Nur im KoK-Shop: www.ox-fanzine.de/kokabo (S. 12), Stock.XCHNG (S. 8, S. 27) 47Kok02.indd 47 07.04.10 08:25