Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Mathematik II für Biologen Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Stefan Keppeler 12. Juni 2015 Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Zufallsvariable Definition Kennzahlen: Erwartungswert Kennzahlen: Varianz Kennzahlen: Erwartungstreue Verteilungsfunktion Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Definition Beispiel: Exponentialverteilung Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Definition Kennzahlen: Erwartungswert Kennzahlen: Varianz Kennzahlen: Erwartungstreue Verteilungsfunktion Definition: Eine Funktion X : Ω → R heißt Zufallsvariable (Zufallsgröße). Sie heißt diskret, falls sie nur endlich viele oder abzählbar unendlich viele Werte annehmen kann. Bemerkung: Jede Teststatistik ist eine Zufallsvariable, z.B. Spermasexing: Ω = {♂, ♀}12 , X = #♀, d.h. z.B. X(♀, ♀, ♀, ♀, ♂, ♀, ♀, ♀, ♀, ♂, ♀, ♀) = 10 Kennzahlen: Erwartungswert E[X], Varianz Var(X), Standardabweichung, Median... Vorsicht: Nicht verwechseln mit den Begriffen für Stichproben! (siehe auch später...) Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Definition Kennzahlen: Erwartungswert Kennzahlen: Varianz Kennzahlen: Erwartungstreue Verteilungsfunktion Definition: Der Erwartungswert einer diskreten Zufallsvariable X ist X E[X] := k · P [X = k] k Beispiele: ◮ X: Ergebnis eines fairen Würfelwurfs E[X] = 6 X k=1 ◮ X ∼ Bin(n, p): k· 1 1 + 2 + ... + 6 = = 3,5 6 6 E[X] = np Beweis: Linearität (X, Y : Zufallsvariablen, a, b ∈ R) E[aX + bY ] = aE[X] + bE[Y ] , insbesondere E[a + bX] = a + bE[X]. Stefan Keppeler Beweis: Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Definition Kennzahlen: Erwartungswert Kennzahlen: Varianz Kennzahlen: Erwartungstreue Verteilungsfunktion Definition: Die (theoretische) Varianz einer diskreten Zufallsvariablen X ist Var(X) := E[(X − E[X])2 ] p und ihre Standardabweichung ist σ(X) := Var(X). Es gilt: Var(X) = E[X 2 ] − (E[X])2 Beweis: Beispiele: ◮ Wurf eines fairen Würfels Var(X) = 6 X (− 25 )2 + (− 32 )2 + . . . + ( 25 )2 1 = 6 6 (k − 72 )2 · k=1 = ◮ 35 ≈ 2,9 12 X ∼ Bin(n, p): ⇒ σ(X) ≈ 1,7 Var(X) = np(1 − p) Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Definition Kennzahlen: Erwartungswert Kennzahlen: Varianz Kennzahlen: Erwartungstreue Verteilungsfunktion Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable ◮ ◮ Stichprobe: {x1 , . . . xn } Betrachte die xi als unabhängige Zufallsvariablen Xi , die alle gleich verteilt sind, insbesondere E[Xi ] = E[X] und Var(Xi ) = Var(X) ∀ i = 1, . . . , n . n ◮ 1X xi und n i=1 n 1 X die empirische Varianz s2x = (xi − x)2 n−1 i=1 erwartungstreu, d.h. Dann sind der Mittelwert x = E[x] = E[X] und E[s2x ] = Var(X) . Beweis: Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Definition Kennzahlen: Erwartungswert Kennzahlen: Varianz Kennzahlen: Erwartungstreue Verteilungsfunktion Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Definition: Die (theoretische kumulative) Verteilungsfunktion F : R → [0, 1] einer Zufallsvariable X ist gegeben durch F (t) := P [X ≤ t] Beispiele: ◮ ◮ Wurf eines fairen Würfels X ∼ B(10; 0,7) 0.35 1 n=10, p=0.7 n=10, p=0.7 0.9 0.3 0.8 0.7 0.6 0.2 F(t) P[X=k] 0.25 0.15 0.5 0.4 0.3 0.1 0.2 0.05 0.1 0 0 1 2 3 4 5 k 6 7 8 9 10 0 −2 0 2 4 6 8 10 12 t Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Definition: Eine Zufallsvariable X : Ω → N0 heißt Poisson-verteilt mit Parameter λ > 0 falls P [X = k] = e−λ λk . k! Man schreibt X ∼ Pois(λ) Eigenschaften: E[X] = λ, Var(X) = λ Beispiele: ◮ X = # radioaktive Zerfälle pro Sekunde (für 1kg Plutonium) ◮ X = # Mutationen in festem Zeitraum ◮ X = # Erdbeben in festem Zeitraum Grund: Bin(n, p = nλ ) −→ Pois(λ) n→∞ Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Beispiel: ◮ In Schüttelhausen gibt es im Schnitt 8 Erdbeben pro Jahr. ◮ Annahme: Beben zu jeder Zeit gleich wahrscheinlich ◮ Wie ist X, die Anzahl der Erdbeben pro Jahr, verteilt? ◮ Wir benötigen: E[X] = 8 Teile Jahr in gleich große Zeitabschnitte: Wahrscheinlichkeit für Beben 8 8 8 12 , im Februar: 12 ... ; X ∼ Bin(12, 12 ) ◮ in Woche 1: 8 , in Woche 2: 8 ... ; X ∼ Bin(52, 8 ) 52 52 52 ◮ am 1. Januar: 8 , am 2. Januar: 8 ... ; X ∼ Bin(365, 8 ) 365 365 365 ◮ im Januar: ...stündlich, minütlich... immer feiner ; X ∼ Pois(8) Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable 0.25 0.16 X ~ Bin(12,8/12) X ~ Bin(52,8/52) 0.14 0.2 0.12 0.1 P(X=k) P(X=k) 0.15 0.1 0.08 0.06 0.04 0.05 0.02 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 0 20 0 2 4 6 8 k 0.16 14 16 18 20 10 12 14 16 18 20 X ~ Pois(8) 0.14 0.12 0.12 0.1 P(X=k) 0.1 P(X=k) 12 0.16 X ~ Bin(365,8/365) 0.14 0.08 0.08 0.06 0.06 0.04 0.04 0.02 0 10 k 0.02 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 k 0 0 2 4 6 8 k Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Definition Beispiel: Exponentialverteilung Nicht alle Zufallsvariablen sind diskret (“zählen” etwas), manche können beliebige reelle Werte annehmen. Beispiel: “Wartezeit” in Schüttelhausen Definition: Eine Zufallsvariable X heißt stetig verteilt, falls eine stetige und diffbare Funktion FX : R → R+ 0 , die Verteilungsfunktion, existiert mit P [a ≤ X ≤ b] = FX (b) − FX (a) . Die Ableitung fX := FX′ heißt Dichte von X Zusammenhang: FX (t) = P [a ≤ X ≤ b] = Z t fX (s) ds , −∞ Z b Skizze fX (s) ds = FX (b) − FX (a) . a Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen Zufallsvariable Poisson-Verteilung Stetige Zufallsvariable Definition Beispiel: Exponentialverteilung Beispiel: ...zurück nach Schüttelhausen: ◮ X = # Erdbeben in einem Jahr, E[X] = 8 =: λ, k also X ∼ Pois(λ), d.h. P [X = k] = λk! e−λ gilt auch für andere Zeiträume: ◮ X1 = # Beben in einem halben Jahr, E[X] = also X1 ∼ Pois( λ2 ), d.h. P [X1 = k] = k (λ 2) k! e λ 2 =4 −λ 2 ◮ X2 = # Beben in fünf Jahren, E[X] = 5λ k −5λ also P [X2 = k] = (5λ) k! e ◮ Y = # Beben in Zeitintervall der Länge t (in Jahren) k −λt E[Y ] = λt, also P [Y = k] = (λt) k! e P [Y ≥ 1]= 1 − P [Y = 0] = 1 − e−λt = Wahrscheinlichkeit für mindestens ein Beben im Zeitraum der Länge t = Wahrscheinlichkeit dafür, dass Wartezeit T höchtens t = P [T ≤ t] = FT (t) und damit auch fT (t) = λe−λt Stefan Keppeler Zufallsvariable: Verteilungen & Kennzahlen