Grundlagen Die Wirtschaftsethik ist ein Teilbereich der Ethik und beschäftigt sich mit der Anwendung der Ethik im Bereich der Ökonomie. Dabei geht diese der Frage nach, welche Handlungen und Haltungen gut und richtig sind. [1] Der Wirtschaftsethik kommt dabei die Rolle zu, die Disziplinen der Philosophie und der Wirtschaftswissenschaften zu verbinden. [2] Sowohl die Ethik als auch die Ökonomik befassen sich mit dem menschlichen Handeln, allerdings wird dieses aus unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachtet. Die Ökonomik analysiert wie sich Verhaltensmuster des Menschen in Bezug auf die Produktion und die Verteilung ergeben. Die Ethik analysiert, welche Handlungen legitim oder gerecht sind, um ein friedvolles Zusammenleben zu ermöglichen. Die Wirtschaftsethik behandelt primär, welches wirtschaftliche Handeln rechtfertigbar ist und wie dieses gefördert werden kann. Hohmann nennt diese Definition der Wirtschaftsethik kurz: „Ethik für die Wirtschaft“ [3] . Er meint damit primär das Wirtschaftsethik nur eine von vielen Bindestrich-Ethiken (z.B. Umwelt-Ethik, Medizin-Ethik usw.) darstellt und weist darauf hin dass es auch einen anderen Ansatz für die Definition der Wirtschaftsethik gibt. Dabei wird der Begriff der Ökonomik in einen weiteren Kontext, der modernen Ökonomik, definiert. Dadurch wird die Wirtschaftsethik als allgemeine Ethik mit ökonomischer Methode definiert. Diese Definition führt dazu, dass der Gegenstand „Moral“ in terms of economics rekonstruierbar ist. Die Implementierung und Realisierung von ethischen Normen ist dadurch klarer Bestandteil wirtschaftsehtischer Methodik, welche normalerweise nicht primärer Bestandteil der Ethik ist. [4] Inhaltliche Ebenen der Wirtschaftsethik Aufgrund des komplexen und vielschichtigen Aufgabengebietes dieser Disziplin erfolgt eine Untergliederung in die drei Bereiche der Ordnungs-, Unternehmens- und Individualethik. Auf alle drei Bereiche wirken definierte Unternehmenskodizes sowie staatliche Rahmenbedingungen. [5] 1 / 11 Grundlagen Ordnungsethik oder Makroebene Die oberste Ebene der Ordnungsethik setzt sich mit der richtigen bzw. gerechten Wirtschaftsordnung auseinander. Dabei werden Fragen behandelt wie zum Beispiel, ob sich marktwirtschaftliche Ordnungen aus ethischen Überlegungen rechtfertigen lassen, oder welchen moralischen Gehalt diese aufweisen [6] Dietzfelbinger spricht dabei von der Systemebene und nennt exemplarisch die Auseinandersetzung mit Fragen über Wirtschaftssysteme und deren Vorzüge, Fragen zu Wirtschaftsordnungspolitik oder des Umweltschutzes. [7] Unternehmensethik oder Mesoebene Innerhalb der Mesoebene wird das Handeln von Unternehmen, welche als Akteure einer Wirtschaftsordnung agieren, betrachtet. Da Unternehmen eine moralische Verantwortung aufweisen beschäftigt sich die Unternehmensethik hauptsächlich mit Fragen der unternehmensstrukturellen und kulturellen Bedingungen und deren Einfluss auf das ethisch gerechtfertigte Verhalten. [8] Es werden somit Institutionen betrachtet, welche in der Öffentlichkeit stehen und gezwungen sind Unternehmensethik sowohl intern wie auch extern zu betreiben. [9] Individualethik oder Mikroebene Die innerste Ebene beschäftigt sich mit dem Verhalten von einzelnen Individuen und analysiert und formuliert Pflichten und Verhalten gegenüber den Mitmenschen und der Umwelt. [10] Es werden hier primär Führungskräfte und deren Entscheidungs-, und Führungsverhalten sowie Mitarbeitende analysiert. [11] Das Schema der Ebenentrennung der Wirtschaftsethik ist nicht absolut, d.h. die Bereiche sind nicht zu einhundert Prozent trennbar und es gibt zwischen Bereichen Überschneidungen. So 2 / 11 Grundlagen wird eine klare Trennung in der Praxis meist nicht möglich sein, da stets Abhängigkeiten bestehen. So bilden Mitarbeiter und Führungskräfte ein Unternehmen, Unternehmen bilden mit dem Staat eine Marktwirtschaft. Dies führt dementsprechend zu Überschneidungen. [12] Methodologische Unterteilung Bei der Methodologischen Unterteilung, d.h. der Trennung der wissenschaftlichen Methodik, kann zwischen drei Bereichen unterschieden werden. Diese kann deskriptiv, normativ oder metatheoretisch sein. [13] Deskriptive Wirtschaftsethik Dieser Bereich erforscht und „beschreibt real existierende Phänomene der Moral in der Gesellschaft, etwa Arbeitslosigkeit, ungleiche Einkommensverteilung, Korruption, Kinderarbeit“ [14] usw. Normative Wirtschaftsethik Bei der normativen Methodologie werden Grundsätze für ein korrektes Handeln und Entscheiden erarbeitet. Es werden dabei philosophische Denkweisen und Methoden eingesetzt und es erfolgt auch eine Beurteilung der deskriptiv vorgefundenen Verhaltensweisen und Normen. [15] Metatheoretische Wirtschaftsethik 3 / 11 Grundlagen Der metatheoretische Bereich der Wirtschaftsethik behandelt die Sprache, Begriffe und Sätzen der Ethik. Dabei werden Begründungsstrategien auf argumentative Stichhaltigkeit hin überprüft. [16] Gründe und Funktionen der Wirtschaftsethik In den letzten Jahren nahm der Ruf nach Ethik innerhalb der Wirtschaftswelt stetig zu. Als Ursachen hierfür werden genannt, dass Unternehmen gezwungen sind, als Wirtschaftsubjekte und somit als größerer Verband in der Gesellschaft, eine verantwortliche Rolle zu übernehmen und dass sie damit auch gegenüber den Stakeholdern ein vorbildliches Verhalten zeigen können. Damit gegenüber den Stakeholdern ein vorbildliches Verhalten gezeigt werden kann. [ 17] Dies ist allerdings nicht die einzige Begründung für die Auseinandersetzung mit Wirtschaftsethik, folgend wird ein Auszug, basierend auf der Aufstellung von Dietzfelbinger gegeben: Gründe Abzocker-Mentalität Ökonomisierung der Alltagswelt 4 / 11 Grundlagen Bestechung/Korruption Orientierungslosigkeit Ellbogengesellschaft Rigorose Gesellschaft Rolle der Unternehmen Soziale Ungerechtigkeit Folgen technischer Innnovation Corporate Citizenship Globalisierung des Marktes Strukturverlust Individualisierung 5 / 11 Grundlagen Umweltprobleme Kommunikationsgesellschaft Unbeabsichtigte Wirkungen Kulturvermischung Unlauteres Geschäftsgebaren Leitfunktion der Wirtschaft Unternehmenskultur Lobbyismus Unternehmensphilosophie Medienkontrolle 6 / 11 Grundlagen Verantwortung Moralverlust Vorbildfunktion Mobbing Wertewandel Neue Arbeitsorganisation Wertschöpfung Neue Armut Ziellosigkeit Öffentliche Beobachtungen Zweidrittelgesellschaft 7 / 11 Grundlagen Gründe für Unternehmens- und Wirtschaftsethik (Dietzfelbinger, Daniel (2004) S. 26) Die hier angeführten Begründungen führen dazu, dass Wirtschaftsethik unterschiedliche Funktionen innerhalb der Unternehmen übernimmt. So kann aufgrund der vorherrschenden Abzocker-Mentalität, Ökonomisierung der Alltagswelt oder des Lobbyismus, die Wirtschaftsethik die wichtige Funktion haben Veränderung solcher Zustände herbeizuführen und diese moralischen Missstände zu beseitigen. [18] Aber Wirtschaftsethik kann auch als ein Motivationselement innerhalb der Unternehmen eingesetzt werden und setzt somit positive Anreize für das Unternehmen und deren Mitarbeiter. Es können bestehende moralisch ethische Ansätze in ein tragfähiges Konzept gebracht werden und dem Unternehmen so Wettbewerbsvorteile aufgrund seines verantwortlichen Handelns bringen. [19] Grenzen der Wirtschaftsethik Trotz des immer höher werdenden Stellenwertes der Disziplin der Wirtschaftsethik, weist diese auch entsprechende Grenzen auf. So ist die reine Auseinandersetzung mit Ethik noch kein Garant für moralisch agierende Wirtschaftssubjekte. Sondern dient nur zur kritischen Reflexion existierender und neu formulierter Werte und Normen. Auch handelt es sich nicht immer um gesichertes Wissen, so steht meist Orientierungswissen zur Verfügung statt eigentliches Verfügungswissen. Dies führt letztendlich dazu, dass Forschungsergebnisse meist neue Fragen aufwerfen, als klare Antworten zu geben. So ist auch eine Letztbegründung, d.h. normative Aussagen, die Werte und Normen als logischen Anfang beweisen und somit den Beweis für die endgültige Korrektheit einer Theorie geben sollen, nicht zu erwarten. [20] Literatur: Göbel, Elisabeth (1992): Wirtschaftsethik. Die verschiedenen Ansätze und der zwischen ihnen bestehende Zusammenhang, in WiSt, 21. Jg, Heft 2. In: Kreikebaum, Hartmunt (1996): Grundlagen der Unternehmensethik. Stuttgart: Schäffer-Poeschl Verlag. 8 / 11 Grundlagen Karmasin, Matthias; Litschka, Michael (2008): Wirtschaftsethik - Theorien, Strategien, Trends. Einführungen: Wirtschaft, Band 8. Wien, Berlin: LIT Verlag. Hohmann, Karl; Lütge, Christoph (2005): Einführung in die Wirtschaftsethik. 2.Auflage. Münster: LIT Verlag. Noll, Bernd (2002): Wirtschafts- und Unternehmensethik in der Marktwirtschaft. Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer Verlag. Dietzfelbinger, Daniel (2004): Aller Anfang ist leicht. Unternehmens- und Wirtschaftsethik für die Praxis. 4. Auflage. München: Herbert Utz Verlag. [1] Vgl. Göbel, Elisabeth (1992) S. 79 [2] Vgl. Karmasin, Matthias; Litschka, Michael (2008) S. 20 [3] Hohmann, Karl; Lütge, Christoph (2005) S. 19 [4] Vgl. Hohmann, Karl; Lütge, Christoph (2005) S. 19-20 9 / 11 Grundlagen [5] Vgl. Noll, Bernd (2002) S. 34-35 [6] Vgl. Noll, Bernd (2002) S. 36 [7] Vgl. Dietzfelbinger, Daniel (2004) S. 88 [8] Vgl. Noll, Bernd (2002) S. 36 [9] Vgl. Dietzfelbinger, Daniel (2004) S. 89 [10] Vgl. Noll, Bernd (2002) S. 36 [11] Vgl. Dietzfelbinger, Daniel (2004) S. 89 [12] Vgl. Dietzfelbinger, Daniel (2004) S. 90 [13] Vgl. Karmasin, Matthias; Litschka, Michael (2008) S. 25-26 [14] Karmasin, Matthias; Litschka, Michael (2008) S.26 [15] Vgl. Karmasin, Matthias; Litschka, Michael (2008) S. 26 10 / 11 Grundlagen [16] Vgl. Karmasin, Matthias; Litschka, Michael (2008) S. 26 [17] Vgl. Dietzfelbinger, Daniel (2004) S.25 [18] Vgl. Dietzfelbinger, Daniel (2004) S. 26 [19] Vgl. Dietzfelbinger, Daniel (2004) S. 26 [20] Vgl. Karmasin, Matthias; Litschka, Michael (2008) S. 22-23 11 / 11