METHODEN UND SPIELE FÜR GRUPPEN REISEPROVIANT Essen über den Tellerrand hinaus Danke Ein herzlicher Dank geht an alle, die Methoden und Spiele ausprobiert und ihre Erfahrungen dabei mit uns geteilt haben. Und wir danken unseren InterviewparterInnen, die die Welt der Esskulturen für uns ein bisschen greifbarer gemacht haben. Alle Spiele, Methoden und Texte aus diesem Handbuch findet ihr auch im Internet unter www.reiseproviant.info. Hier gibt es auch jede Menge Rezepte aus aller Welt für kleine und große Gruppen, Tipps zum Kochen unterwegs und Infos zum nachhaltigen Einkauf. www.reiseproviant.info Inhaltsverzeichnis Vorwort 2 Symbole - Erklärungen zum Buch 5 Info: Neuen Geschmack fördern 6 KENNEN UND LERNEN - Methoden zum Einstieg und zur Vertiefung von Wissen 9 Namensspiel 10 Schokoladige Gruppeneinteilung 11 Leckere Gruppeneinteilung 12 Speisekarte 13 Lexikonspiel 14 Koch, Huhn, Kakerlake 15 Piñata 16 Das Nahrungsmittel des Tages 17 Verkehrte Welt: Bussarde und Mäuse 18 Tischsprüche 18 Tischsprüche 19 Sinnesparcours 20 Süß und sauer 21 Cocktails mixen 21 Ernährungs-Jeopardy 22 ESSKULTUR – Methoden rund um Esskulturen 27 WELTWÄRTS – Methoden rund um die internationale Küche 55 Info: Was sind Esskulturen? 28 Info: Esskulturen rund um die Welt 29 Du bist was du isst? 31 Bingo – du bist, was du isst 32 Die eigene Ess-Geschichte 34 Das Lieblingsrezept meiner Oma 35 Rebellenessen 36 Das Jugendkultur-Büffet 37 Mädchenessen – Jungenessen? 38 Kulturgeschichte eines Zeltlagers 39 Info: Lebensmittel mit Migrationshintergrund 56 Info: Wo unser Essen gemacht wird Frühstück Globalista 58 Das internationale Frühstück 59 Interkulturelles Büffet 60 Internationale Pfannkuchen 61 Ländertypisches Kochen 62 Internationales Büffet 63 Fremdes Lieblingsessen 64 „Es wird gegessen, was vom Amt kommt“ 65 Was der Bauer nicht kennt 66 „Arme-Leute-Küche“ 68 Info: Eine Frage des guten Geschmacks? Essensquiz 42 Buntes Büffet 44 „Das schmeckt dir?“ 45 Büffet-Theater 46 Tabu 47 Gruselbüffet 48 Info: Tischsitten und Gebräuche Fingerfood 50 Heimliche Beobachter 51 Das Albatrosspiel 52 Dinner in the dark 54 49 40 57 Info: Schmeckt`s? Verpflegung und Esskultur auf Internationalen Jugendbegegungen 70 Sprichwörtlich 72 Zum Weiterlesen 73 1 Vorwort Ob ein Festessen mit FreundInnen, eine Fertigpizza allein vor dem Fernseher, Stockbrot gemeinsam am Lagerfeuer oder Kaffeekränzchen an Omas Geburtstag. Ob die französische Haute Cuisine, Döner Kebab oder Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat – Essen ist Kultur und wird in verschiedenen Regionen und zu unterschiedlichen Zeiten in der Geschichte von den Menschen gelebt, gestaltet und weiterentwickelt. Zwar essen wir, weil wir Hunger haben und unser Körper wichtige Nährstoffe braucht, die uns am Leben erhalten. Das erklärt aber noch nicht, warum es so viele unterschiedliche Speisen, Zubereitungsweisen und Arten der Nahrungsaufnahme gibt. „Essen“ ist eben mehr als Überlebenszweck und ein wichtiger Teil einer jeden Kultur: Konsum und Genuss, Zubereitungsweisen und Kochrezepte, Gemeinsamkeit, Rituale und Tischsitten – all das sind Themen, die beim Essen eine Rolle spielen. Auch auf Gruppenreisen wird gekocht und gegessen: das Essen dort soll vor allem schmecken und alle wollen satt werden. Aber was heißt schon lecker? Auch hier hat jedeR eine eigene Esskultur im Gepäck und die Geschmäcke sind verschieden. Dabei kann für den einen ein Gurkensalat ebenso „fremd“ sein, wie für den anderen ein Szegediner Gulasch. Daher stecken im Thema Essen auf Gruppenreisen häufig ein besonderes Konfliktpotential und vielfältige Entwicklungschancen. Das gilt besonders für internationale Jugendbegegnungen, in denen die Teilnehmenden aus zwei oder sogar aus mehreren unterschiedlichen Ländern kommen. 2 Vorwort Die Themen Ernährung und Esskultur bieten vielfältige Anknüpfungspunkte, die konstruktiv für die pädagogische Arbeit genutzt werden können. Die aktive Beschäftigung mit Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten fremder und eigener Küchen und Gebräuche ermöglicht, den eigenen Standpunkt zu überdenken und Toleranz und Wertschätzung gegenüber fremden Gerichten und fremden Gewohnheiten zu entwickeln – und das über Ernährung und Esskultur hinaus. Häufig sind Kinder und Jugendliche auch offener für „anderes“ oder „gesundes“ Essen als mancheR denkt. Besonders dann, wenn man sie in den Ernährungsprozess einbindet und Ernährung als Erlebnis gemeinsam gestaltet. In diesem Buch haben wir Methoden, Spiele und Übungen zusammengetragen und entwickelt, die Kinder und Jugendliche dazu einladen sich mit Ernährung und Ernährungsweisen auseinanderzusetzen eigene und fremde Esskulturen kennen zu lernen und zu reflektieren kulinarisch und geistig über den eigenen Tellerrand zu schauen Lebensmittel sinnlich zu erfahren Speisen mit auszuwählen und sich am Kochen zu beteiligen das Essen kreativ mitzugestalten. 33 Vorwort Zur besseren Orientierung gliedert sich dieses Handbuch in drei Teile. Der erste Teil beinhaltet Spiele, die sich rund um Nahrungsmittel und ihre Herkunft drehen. Hier finden sich methodische Elemente zum Beginn eines Seminars oder zur Gruppeneinteilung. Außerdem gibt es Spiele, die Wissen über Ernährung und Lebensmittel vertiefen. Die Spiele und Methoden des ersten Teils können ohne eine eigene Küche durchgeführt werden und sind unabhängig von Mahlzeiten. Im zweiten Teil geht es um das Thema Esskulturen: Verschiedene Methoden und Spiele laden dazu ein, sich mit Esskulturen auseinanderzusetzen und damit, wie sie sich verändern. Es geht um Tischsitten und Gebräuche sowie um Nahrungstabus und Ekel. Viele der Methoden im zweiten Teil sind an eine Mahlzeit geknüpft, oft wird auch eine Küche benötigt, weil die Methoden Kochaufträge für die TeilnehmerInnen beinhalten. Im dritten Teil geht es weltwärts, denn die hier gesammelten Methoden und Spiele drehen sich vor allem um die internationale Küche und ihre Rezepte. Daher ist auch hier meistens eine Küche und ein gemeinsamer Platz zum Essen notwendig. 4 Noch ein Wort zur Sprache: Da es uns wichtig ist, Frauen und Männer, Mädchen und Jungen gleichermaßen abzubilden und anzusprechen, versuchen wir das in der verwendeten Sprache zu berücksichtigen. Für Mehr-Personenbezeichnungen verwenden wir daher das Binnen-I. Wenn einzelne Personen benannt werden, benutzen wir mal die weibliche und mal die männliche Form. Symbole Folgende Symbole erleichtern die Orientierung bei den Methoden und Spielen. Ziele: Alter: Die Ziele sind in Stichworten beschrieben und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Viele Methoden lassen eigene Scherpunktsetzungen zu. Hinter diesem Symbol steht das Alter, ab dem wir diese Methode für sinnvoll halten. Zeit: Variante: Diese Angabe bezieht sich auf die ungefähre Dauer der Methode und ist meistens in Minuten angegeben. Die Dauer kann je nach Größe der Teilnehmendenzahl erheblich variieren. Viele Methoden können auf unterschiedliche Art und Weise durchgeführt werden. Die hier vorgeschlagenen Varianten bieten dazu Anregungen. Mahlzeit: Hier gibt es Hinweise, die bei der Durchführung der Metho- Dieses Symbol zeigt an, dass die Durchführung der Methode nur während einer Mahlzeit sinnvoll ist. Einige Methoden lassen sich aber auch abwandeln und außerhalb einer Mahlzeit durchführen. de beachtet werden sollten. Küche: Dieses Symbol zeigt, dass für die Durchführung der Methode eine Küche vorhanden sein muss. Reflexionsfragen: Viele Methoden ermöglichen bzw. erfordern eine anschließende Reflexion. Dazu haben wir jeweils mögliche Reflexionsfragen zusammengestellt. Material: Hinter diesem Symbol steht das benötigte Material. 5 Neuen Geschmack fördern* „Geschmäcker sind verschieden“ und sie werden schon von frühester Kindheit an kulturell geprägt. Vor allem von Kindern kann man daher nicht erwarten, dass sie von sich aus ihr Geschmacksspektrum erweitern, denn sie sind so wie die meisten Menschen eher „geschmackskonservativ“. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten bei Kindern und Jugendlichen (und auch bei Erwachsenen) die Bereitschaft zu fördern, neue Geschmäcke und neue Lebensmittel kennen zu lernen. Man kann sie dazu ermuntern, Neuland zu entdecken! Beziehungen stiften: Denn was man kennt, das schätzt man mehr. Eine Beziehung zum Lebensmittel, z.B. über Wissen (selber etwas aussäen und großziehen, mitmachen beim Kochen, Essen gestalten) herzustellen, hilft Menschen, sich auf neue Lebensmittel einzulassen. Positive Emotionen: Essen in fröhlicher Tischrunde und mit Menschen in der Tischgemeinschaft, die man mag, fördert das Wohlgefühl. Und wenn Menschen sich wohlfühlen, lassen sie sich eher auf Neues ein. Einen Anschluss zu vertrauten Speisen herstellen: eine „Brücke“ zwischen Neuem und Bekannten bauen, z.B. mit einem Grünkernbratling-Hamburger. Soziale Akzeptanz und Vorbilder: Was Menschen essen, die ein Vorbild sind oder auf deren Achtung Wert gelegt wird, hat großen Einfluss auf die Akzeptanz der Speisen und Nahrungsmittel. Freiwilligkeit und Selbstständigkeit: Unter Druck reagieren Kinder oft mit Widerstand. Es ist sinnvoller mit Entdeckerlust zu reizen und z.B. fremde Lebensmittel kreativ und ansprechend zu präsentieren oder präsentieren zu lassen. Hoher Status von Lebensmitteln: Wird ein Lebensmittel hoch geschätzt, gesellschaftlich positiv bewertet oder ist es ein Distinktionsmerkmal (ein Mittel zur Abgrenzung von anderen), wird es auch gegen geschmackliche Widerstände probiert (z.B. Schnecken, Bier, Kaffee, Oliven, Lachs). Häufiges Probieren von verschiedenen Lebensmitteln und Gerichten. * in Anlehnung an Barabara Methfessel: Esskultur und familiale Alltagskultur. 6 Neuen Geschmack fördern Wie kann man Kinder und Jugendliche für „fremdes Essen“ begeistern? Einige meinen das geht nicht. Wir glauben schon. Hier sind einige Ideen unserer InterviewpartnerInnen. „Jeder, der irgendwie Kultur mag, wird auch für fremdes Essen zu begeistern sein. Dann muss es natürlich auch ein attraktives Angebot geben, es muss besonders angerichtet (etwas ausgefallen) sein und farblich abgestimmt werden.“ Helena, 21 Jahre, lebt in Deutschland „In dem sie das fremde Essen kochen lernen, und in dem man sie auffordert, Neues auszuprobieren. Wenn dabei auch Rezepte ausgetauscht werden, können sie das dann zu Hause auch probieren.“ Scott, 20 Jahre, lebt in Österreich „Ich versuche Kindern zu erklären, dass es spannend ist, andere Kulturen kennen zu lernen und dass man dies auch über das Essen tun kann, z.B. beim gemeinsamen Kochen: Man kann es bei einem Seminar zum Interkulturellen Lernen für die Kinder und Jugendlichen zum Thema „Verschiedene Kulturen und Vorurteile“ nutzen. Als Aktivität können alle Kinder gemeinsam unterschiedliche Gerichte kochen. Wenn alle bereit zum Ausprobieren sind, dann können sie erraten, welches Gericht zu welchem Land bzw. zu welcher Kultur gehört. Ich denke, dass dies den Kindern Motivation geben kann, um sich mit einer Kultur oder einem Land auseinander zu setzen.“ Berkan, 22 Jahre, lebt in der Türkei „Ich glaube es liegt daran, wie oft sie die Sachen essen. Wenn die Kinder genauso häufig asiatisches Essen wie z.B. Pasta essen würden, wären sie daran gewöhnt. Je jünger sie sind, desto eher werden sie neue Sachen akzeptieren. In Japan essen Kinder übrigens fünf Tage die Woche in der Schule und es gibt immer ganz unterschiedliche Gerichte, traditionelle japanische oder westliche. Ich glaube diese Kinder werden offener für anderes Essen sein.“ Takako, 32 Jahre, lebt in Japan „Ich denke der beste Weg hierfür ist das gemeinsame Kochen mit Kindern und Jugendlichen. So bringt man ihnen die fremde Küche näher. Nach dem Motto: ‚Was der Bauer nicht kennt, das isst er auch nicht!’“ Yilmaz, 29 Jahre, lebt in Deutschland „Man muss einen Bezug zum Essen herstellen. Am besten muss man das Essen mit ihnen kochen. Ich habe das schon mal in einer Schule gemacht. Ich habe versucht Erdnüsse mit den Kindern so zu braten, wie wir das in Sambia machen und alle wollten mitmachen und probieren, wie das schmeckt, was sie selber gemacht haben. Man muss das offen und transparent machen, weil es manchmal für einige Leute schon ungewöhnlich oder eklig sein kann, wenn sie etwas essen sollen, das sie vorher noch nie gesehen haben.“ Keith, 29 Jahre, lebt in Deutschland 7 Notizen 8 KENNEN UND LERNEN 9 Namensspiel Ein klassisches Namensspiel für den Anfang eines Seminars/einer Reise. 10–15 min 7+ Namen lernen, Kontakt aufnehmen Die TeilnehmerInnen sitzen im Kreis und nennen der Reihe nach ihren Namen und ein Lieblingsgericht, das mit dem gleichen Buchstaben anfangen muss wie ihr Vorname (z.B. Tim Torte, Maria Milchreis, Regina Roulade). Achtung: Die Namen und die zugehörigen Lieblingsgerichte müssen von jedem weiteren Teilnehmer wiederholt werden, bevor er seinen eigenen Namen und das Lieblingsgericht sagt. Beträgt die Gruppengröße mehr als 15 Personen, kann die zu nennende Anzahl der Namen auf die fünf letzten RednerInnen beschränkt werden. Helfen ist erlaubt. 10 Alle sagen der Reihe nach ihren Vornamen und ihr Lieblingsgericht. Die anderen versuchen sich die Namen zu merken. Dann stehen alle auf. Die Spielleiterin beginnt, schaut einen Teilnehmer an und nennt seinen Namen plus Lieblingsessen. Lag sie richtig, darf sie sich setzen. Jetzt ist der Genannte dran und sucht sich eine andere Teilnehmerin aus... Schokoladige Gruppeneinteilung Die Kinder werden mit Hilfe von Schokolade in Gruppen eingeteilt. 5 min Snack Kleingruppen bilden, kennen lernen 7+ so viele verschiedene Schokoladentafeln, wie Gruppen gebildet werden sollen Diese Methode ist eine leckere Alternative zur üblichen Gruppeneinteilung. Von unterschiedlichen und gut unterscheidbaren Schokoladentafeln (z.B. Zartbitter, Vollmilch, weiße Schokolade etc.) werden so viele Stücke abgebrochen, wie TeilnehmerInnen in die Gruppe sollen. Jeder nimmt nun mit geschlossenen Augen ein beliebiges Stück Schokolade. Die TeilnehmerInnen mit der gleichen Schokoladensorte bilden eine Gruppe. Nach: Fair Trade e.V. Alles schoko oder was? Praxisbuch zum globalen Lernen mit Kindern am Beispiel des Fairen Handels. 11 Leckere Gruppeneinteilung Mithilfe verschiedener Nahrungsmittel eine Gruppe in Kleingruppen unterteilen. 5-10 min 8+ Kleingruppen bilden, kennen lernen Für diese Gruppeneinteilung werden die verschiedenen Lebensmittel in einen großen Sack getan. Von jeder Art (Nüsse, Zitrusfrüchte etc.) sollten so viele Exemplare im Sack sein, wie die Gruppe groß sein soll. Zum Beispiel sollen 16 TeilnehmerInnen in vier Gruppen geteilt werden. Dafür werden z.B. benötigt: Zitrusfrüchte – eine Mandarine, eine Pampelmuse, eine Zitrone, eine Orange; Nüsse – eine Haselnuss, eine Walnuss, eine Erdnuss, eine Pistazie; grünes Gemüse – eine Zucchini, eine Lauchstange, eine grüne Paprika, eine Gurke usw. 12 ein Sack oder Stoffbeutel, verschiedene Lebensmittel (Zitrusfrüchte, Nüsse, grünes Gemüse, rotes Gemüse, Gewürze etc.) Den TeilnehmerInnen wird nur verraten, dass sie mit den gezogenen Lebensmitteln sinnvoll Gruppen bilden sollen. Was warum zusammen passt, müssen diese im Austausch selber heraus finden. Der Schwierigkeitsgrad kann variiert werden. Die gebildeten Kleingruppen können während der ganzen Reise bestehen bleiben. Sie können sich auch einen zu ihren Nahrungsmitteln passenden Namen aussuchen: freche Früchtchen, saure Sachen, Ratatouille etc. Speisekarte Die TeilnehmerInnen gestalten Speisekarten selber. 15–30 min große Papierbögen, bunte Filzstifte, Klebeband Eine Gruppe von TeilnehmerInnen erhält den Auftrag für den nächsten Tag eine Speisekarte zu gestalten. Die Speisekarte kann entweder für alle drei Mahlzeiten oder nur für die Hauptmahlzeit gestaltet werden. Der Gestaltung sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die Speisekarte wird an einem zentralen Ort, z.B. am Infobrett aufgehängt. 8+ Neugier auf das Essen wecken, TeilnehmerInnen an der Essensvorbereitung beteiligen Es werden Tischkarten für jeden Platz/Tisch gebastelt, auf denen die Speisenfolge steht. Die TeilnehmerInnen können sich auch kreative Namen für die Gerichte ausdenken, zum Beispiel wie in einem Nobelrestaurant oder beim Imbiss. Als Motto kann ein Tischspruch oder geflügeltes Wort übers Essen mit auf der Speisekarte stehen, z.B. „Man ist, was man isst“, „Hunger ist der beste Koch“, „Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird“ o.ä. 13 Lexikonspiel Die TeilnehmerInnen erfinden die Herkunftsgeschichte von Nahrungsmitteln. 30–60 min 12+ evtl. Snack ein Lexikon, Papier und Stifte die eigenen Vorstellungen über die Herkunft von Lebensmitteln in Frage stellen, Vorurteile in Bezug auf Nahrungsmittel hinterfragen und eventuell korrigieren, etwas über die Herkunft von Lebensmitteln erfahren Die Spieleleiterin sucht ein oder zwei Lebensmittel aus einem Lexikon heraus (oder hat Texte, z.B. aus dem Internet, mitgebracht). Sie schreibt den Lexikontext ab. Alle anderen TeilnehmerInnen denken sich einen Text aus, der im Lexikon stehen könnte. Anschließend sammelt die Spieleleiterin die Blätter ein und liest sie vor. Die TeilnehmerInnen raten: Welches ist der richtige Text? 14 Das Spiel eignet sich sowohl für exotische Lebensmittel (Morogo, Mukusule, Kombu, Jabuticaba oder Sapodilla – alles echt, wirklich wahr) und Gerichte als auch für bekannte Lebensmittel, über deren Herkunft wir aber nichts wissen oder nur ungefähre Informationen besitzen. Besonders schön ist das Spiel, wenn es vor oder nach einem Essen gespielt wird und sich auf die verwendeten Lebensmittel bezieht. Koch, Huhn, Kakerlake Stein, Schere, Papier – mal anders. 10 min Zwei Gruppen stehen sich an einer Mittellinie mit ca. einem Meter Abstand gegenüber. Zuerst müssen die einzelnen Figuren erklärt werden und welche Figur welche andere „sticht“. Das geht so: Der Koch erschlägt das Huhn – Geste dazu: böse gucken, schreien und einen Schlag nach unten ausführen. Das Huhn frisst die Kakerlake – Geste dazu: sich in die Brust werfen und einen krähenden Hahn machen. Die Kakerlake erschreckt den Koch – Geste dazu: Fühler am Kopf andeuten und einmal nach oben hüpfen. 8+ Seil oder Stöcke als Mittellinie Aufwärmen, Auflockerung Die Gruppe, die gewinnt, muss versuchen die VerliererInnen zu fangen. Natürlich bemüht sich die unterlegene Gruppe, sich schnell in Sicherheit hinter ihre Rettungslinie (6 bis 10 Meter hinter dem Feld) zu bringen. Wer gefangen wird, wechselt die Seiten und dann geht’s in die nächste Beratungsrunde. Wurden die Gesten erklärt und gemeinsam ausprobiert, dürfen sich die Gruppen kurz zurückziehen und heimlich beraten, welche Figur sie darstellen wollen. Dann treffen sich alle an der Mittellinie wieder und die Leiterin zählt laut bis drei. Dann stellen die jeweiligen Gruppen ihre Figur dar. 15 Piñata Piñata ist ein Spiel aus Mexiko und gehört dort zu den klassischen Geburtstagsspielen. Die TeilnehmerInnen zerschlagen mit einem Stab einen Kasten mit Süßigkeiten. 120 min 8+ Snack gute Stimmung schaffen, gemeinsam basteln ein Karton, zwei große Bögen Pappe, Schnur, eine Schere, ein Tacker, Klebeband, Kleber, Bleistift und Radiergummi, Süßigkeiten und kleine Geschenke zum Füllen der Piñata, Material zum Verzieren der Piñata (z.B. Wachsmaler, Wasserfarben, Bastelkrepp, weißes Papier, Wolle, Stoffreste...), eine Augenbinde und ein langer, robuster Stock Eine Piñata (gesprochen wird es „Pinnjatta“) hat innen immer einen Karton, der mit Süßigkeiten gefüllt wird. Der Karton wird dann mit Klebeband zugeklebt und eine Schnur um den Karton gebunden, an der die Piñata nachher aufgehängt wird. Anschließend bastelt man eine Figur um den Karton herum, zum Beispiel einen Schmetterling, eine Spinne oder einen Elefanten. Dazu wird der Karton auf einen Bogen Pappe gelegt und eine Linie drum herum gezeichnet. Dieses Rechteck muss nun auf jeder Seite um etwa 20 Zentimeter vergrößert werden, so groß muss der Körper der Figur mindestens sein! Jetzt können Kopf, Beine oder Schwanz angezeichnet werden. Dann wird die Figur ausgeschnitten, auf die zweite Pappe gelegt und auch sie umzeichnet. Auch sie muss ausgeschnitten werden. Die zwei gleichen Figuren werden oben und unten auf den Karton geklebt. Wenn sie gut angetrocknet sind, kann die Figur angemalt, mit Stoff, Wolle oder Krepppapier nach Lust und Laune 16 beklebt werden. In Lateinamerika werden die Piñatas gerne ganz dicht mit Fransenstreifen aus Kreppband beklebt. Die Piñata wird an einen Baum oder einer langen Wäscheleine aufgehängt. Die erste Teilnehmerin bekommt nun die Augen verbunden. Mit einem langen Stock versucht sie die Piñata zu zerschlagen. Die anderen dürfen ihr durch Zurufe helfen. Nach drei Minuten ist die nächste Teilnehmerin an der Reihe. Wenn die Piñata zerschlagen ist, dürfen sich alle am Süßigkeitenregen bedienen. Piñatas kann man problemlos im Internet bestellen. Da sie handgefertigt werden, sind sie leider nicht ganz billig. Das Nahrungsmittel des Tages Die TeilnehmerInnen erstellen einen Steckbrief zur wichtigsten Zutat des Essens. 30 min 10+ Beispiel für einen Steckbrief Name: Lateinischer Name: Herkunft: Häufigste Verwendung: Eine Geschichte/Legende, die mit dem Nahrungsmittel zu tun hat: Tafel, Kreide oder Papierbögen und Stifte Lebensmittel kennen lernen, Essen bewusster wahrnehmen Jeden Tag wird die wichtigste Zutat oder auch das wichtigste Gewürz des Essens in Form eines Steckbriefes oder einer Kurzbeschreibung vorgestellt. Das kann auf einer Tafel angeschrieben, auf Papierbögen aufgehängt und/oder vor dem Essen vorgelesen/präsentiert werden. Diese Aufgabe kann täglich wechseln: Zum Beispiel kann immer die Küchendienstgruppe den Auftrag haben, sich darum zu kümmern, die Informationen zu beschaffen und den Steckbrief zu gestalten. Es ist empfehlenswert dazu ein Nahrungsmittel-/Gewürzlexikon mitzunehmen. Bestimmt kann aber auch die Köchin/der Koch Auskunft geben. Lustig ist es auch, wenn die TeilnehmerInnen sich etwas zum Lebensmittel ausdenken müssen. 17 Verkehrte Welt: Bussarde und Mäuse Tischsprüche Die TeilnehmerInnen vertiefen spielerisch ihr Wissen und bekommen viel Bewegung. 15–30 min 9+ Wissen vertiefen, neues Lernen In Bewegung kommen Seil, Stöcke oder irgendetwas anderes, um eine Linie zu markieren Die Gruppe wird in zwei Mannschaften aufgeteilt, die sich an einer markierten, ca. 1,5 Meter breiten „Schlucht“ gegenüber stehen. Eine Gruppe sind die Mäuse, die anderen sind die Bussarde. Jetzt formuliert die Leiterin eine Aussage, die entweder falsch oder richtig ist, z.B.: „Die Kartoffel kommt ursprünglich aus Südamerika“ (richtig) oder „Kühe sind immer lila“. Ist die Aussage richtig, müssen die Bussarde die Mäuse fangen. Diese versuchen, sich schnellstmöglich hinter die Rettungslinie zu flüchten, die etwa sechs bis zehn Meter hinter der Schlucht liegt. Haben die Mäuse ihre Rettungslinie überschritten, können sie nicht mehr von den Bussarden gefangen werden. Ist die Aussage falsch, fangen die Mäuse die Bussarde (verkehrte Welt). Wer gefangen wird, wechselt in die andere Mannschaft. Besonders spaßig an dem Spiel ist, dass es in der Stresssituation immer wieder zu falschen Beurteilungen der Aussagen kommt und alle wild durcheinander fangen oder weglaufen. 18 Die TeilnehmerInnen lernen unterschiedliche Tischsprüche und Danksagungen zum Essen kennen. 10 min 8+ Papier, Stifte Essen bewusster erleben, Traditionen des Essensdanks kennen lernen, vor dem Essen zur Ruhe kommen Die Leiterin schreibt verschiedene Essenssprüche, Danksagungen, Gebete oder Gedichte auf einzelne Zettel und mischt diese in einem Hut o.ä. Vor jedem Essen zieht ein Teilnehmer einen Spruch, trägt ihn der Gruppe vor und nennt seine Herkunft. Die TeilnehmerInnen erfahren, dass es verschiedene Traditionen des Dankens für das Essen gibt. Gedankt wird häufig den Elementen, der Köchin, Gott oder auch den Himmelsrichtungen. Teilweise sind diese Traditionen religiös geprägt. Durch Tischsprüche vor der Mahlzeit kommen die TeilnehmerInnen zur Ruhe und es entsteht die Chance, dass das Essen und die Herkunft der Nahrungsmittel bewusster erlebt wird. Am Ende der Woche kann darüber gesprochen werden, wie die TeilnehmerInnen den Dank bzw. die Sprüche empfunden haben. Auch inhaltliche Gemeinsamkeiten können thematisiert werden. Bestimmt kennen die TeilnehmerInnen auch noch viele andere Tischsprüche und/oder Gebete. Tischsprüche Erde, die uns dies gebracht Sonne, die es reif gemacht Liebe Sonne, liebe Erde Euer nie vergessen werde Christian Morgenstern Wir sitzen beisammen der Tisch ist gedeckt, wir wünschen einander, dass es uns schmeckt! Fünf sind geladen Zehn sind gekommen Gieß Wasser zur Suppe Heiß alle Willkommen Gesegnet seien die Hände, die das Essen bereitet haben! aus der Türkei So wie der kleine Vogel piept So danken wir dafür So wie der kleine Esel schreit So danken wir dafür So wie der kleine Löwe brüllt So danken wir dafür Guten Appetit Nach langer dunkler Nacht sind heiter wir erwacht und sitzen froh in dieser Runde nun in der frühen Morgenstunde; mag das Frühstück uns gut munden, stärken für die Wanderrunden. Attila der Hunnenkönig, aß zuviel und trank zu wenig, deshalb starb er nicht im Kampfe, sondern an einem Magenkrampfe Earth who gave to us this food Sun who made it ripe and good Dear Sun, dear Earth By you we live Our loving thanks to you we give aus Neuseeland Viele kleine Fische Schwimmen jetzt zu Tische Reichen sich die Flossen Dann wird kurz beschlossen Jetzt nicht mehr zu blubbern Sondern jetzt zu futtern. Und alle rufen mit: Guten Appetit. Im Topf zwei kleine Gurken lagen. Da hörte ich die eine fragen: „Warum, Gefährtin, sind wir sauer? Erklär mir diesen Fakt genauer!“ Drauf sprach die andre tief bewegt: „Na ja, man hat uns reingelegt.“ Dieter Lietz Piep, piep, piep, Guten Appetit! Ein jeder esse, was er kann nur nicht seinen Nebenmann. Und nehmen wir es ganz genau: Auch nicht seine Nebenfrau. Hat er sie dann doch gegessen, Zähneputzen nicht vergessen! Vom alten Fritz, dem Preußenkönig, weiß man zwar viel, doch viel zu wenig. So ist es zum Beispiel nicht bekannt, das er die Bratkartoffeln erfand! Drum heißen sie auch – das ist kein Witz – Pommes Fritz! Heinz Erhardt 19 Sinnesparcours Nahrungsmittel können in diesem Parcours an verschiedenen Stationen mit allen Sinnen erlebt werden. 3 Stunden 6+ Essen mit allen Sinnen erleben, Essen bewusster wahrnehmen Duftmemory: Schälchen, Messer, Zahnstocher, Augenbinden, Mörser, Filmdöschen, je nach Thema verschiedene Lebensmittel Das Auge isst mit: Dazu braucht man Filmdöschen, einen Mörser und ca. fünf verschiedene Gewürze, wie Rosmarin, Lavendel, Vanille, Thymian oder Kamille. Die Gewürze werden im Mörser zerkleinert und dann in jeweils zwei Filmdöschen gefüllt. In den Deckel wird ein kleines Loch gepiekst, damit man daran riechen kann. Die Döschen werden gemischt. Die TeilnehmerInnen sollen die richtigen Paare finden. Von drei Schälchen mit demselben Joghurt werden mit Lebensmittelfarbe zwei eingefärbt, eins rot und eins blau. Dann probieren die TeilnehmerInnen alle Sorten. Wie schmeckt’s und welcher ist leckerer? Jetzt werden den TeilnehmerInnen die Augen verbunden. Können sie die Joghurts noch unterscheiden? Dosenessen: Hierzu braucht man Lebensmittel, die beim Essen und Trinken ganz unterschiedliche Geräusche machen wie z.B. Chips, Möhren, Nüsse mit Schale, Äpfel, Knäckebrot. Eine Gruppe verbindet sich nun die Augen, die andere übernimmt Eingießen, Schneiden, Füttern, Schälen und in die Hand geben. Wie hört es sich an, wenn Mineralwasser eingegossen wird, wie, wenn man von einer Möhre abbeißt oder von einem Knäckebrot? Für diese Sinnesübung braucht man Augenbinden, Dosenobst und Gemüse wie Pfirsiche, Mandarinen und Möhren sowie am besten die gleichen Lebensmittel als frische Ware. Obst und Gemüse werden in kleine Stücke geschnitten und auf Zahnstocher aufgespießt. Jetzt können die TeilnehmerInnen mit verbundenen Augen die Stücke probieren. Dabei werden sie von einem Sehenden begleitet. Die „Blinden“ sollen herausfinden, ob sie etwas frisches oder Obst aus der Dose gegessen haben. Woran erkennt man den Unterschied und was schmeckt besser? Anschließend wird gewechselt. 20 Wie hören sich Nahrungsmittel an?: Die Reihenfolge lässt sich natürlich auch umdrehen. Süß und sauer Cocktails mixen Eine Methode fürs Feedback. 20–30 min eine Zitrone, eine Banane Abschlussreflexion zum Seminar, Aktion etc., Feedback einholen Banane und Zitrone werden gleichzeitig herumgegeben. Die TeilnehmerInnen sollen anhand dieser beiden Lebensmittel sagen, was ihnen gut gefallen hat (was war süß und leicht) und was ihnen nicht so gut gefallen hat (wo musste man in die saure Zitrone beißen?). Eine Methode fürs Feedback. verschiedene süße und saure Fruchtsäfte, Sprudelwasser Abschlussreflexion zum Seminar, Feedback einholen Die Getränke und Becher werden auf einem Tisch bereitgestellt und die Gruppe versammelt sich um den Tisch. Der Reihe nach kann sich nun jeder einen persönlichen Cocktail zum Seminar mixen: während die TeilnehmerInnen sich eingießen, sollen sie erläutern, warum sie wovon wie viel nehmen. Dabei sollen die eigenen Assoziationen zu den Bedeutungen der Fruchtsäfte im Vordergrund stehen (z.B. Bananensaft: süß und gute Zeit, Birnensaft: klebrig und langweilig, Pampelmusensaft: sauer und spritzige Inhalte etc.). 21 Ernährungs-Jeopardy Die TeilnehmerInnen lösen Aufgaben um die Wette. 60-90 min 14+ gelerntes Wissen festigen, neues Lernen An einer Moderationswand werden waagerecht sechs Überschriften aufgehängt: Küchenwissen, Geschichte und Kultur, International, Tischsitten und Gebräuche, Grünzeugs und Nachhaltig konsumieren. Darunter hängen jeweils sechs Karten mit den Punktewerten 20, 40, 60, 80 und 100. Die TeilnehmerInnen werden in Kleingruppen unterteilt. Nacheinander darf jede Gruppe eine Zahl und Kategorie wählen, aber nur nach aufsteigendem Zahlenwert, d.h. zuerst kommt z.B. eine 20-Punkte-Frage aus dem Bereich Geschichte und Kultur. Die nächste Gruppe kann dann entweder die 40-Punkte-Frage aus demselben Bereich nehmen oder mit einer 20-Punkte-Frage aus einem anderen Bereich weitermachen. Wird die Frage richtig beantwortet, bekommt die jeweilige Gruppe die Karte. Bei einer falschen Antwort, wird die Karte von der Spielleiterin einbehalten. 22 Spielplan mit Überschriften und Punktekarten Natürlich ist das Erreichen der höchsten Punktzahl wichtig. Aber Hauptsache die TeilnehmerInnen haben Spaß und kommen ins Gespräch, denn viele Fragen laden zum Diskutieren ein. A Romana B Batavia C Alberta Grünzeug 60 Nenne drei typische Wintergemüse! A ...ohne Fleisch B ...ohne Schweinefleisch C ...ohne Fisch und Fleisch Küchenwissen 80 Wie viel Prozent der SüdostasiatInnen vertragen keine Laktose (Milchzucker, der in Kuhmilch vorkommt)? A 15 % B 56 % C 98 % Grünzeug 40 Was ist keine Salatsorte? A Aprikosen B Erdbeeren C Brombeeren Grünzeug 20 Welches Obst gibt es schon ab Mai im deutschen Freilandbau? A Ja, das stimmt. Sie enthalten wichtige Kohlenhydrate B Ja, das stimmt, sie enthalten sehr viel Eiweiß C Nein, das ist Quatsch Küchenwissen 100 Man sagt, Insekten enthalten wertvolle Nährstoffe. Stimmt das? Küchenwissen 60 Halal kochen, bedeutet kochen… A tierischen Produkten B pflanzlichen Produkten C gekochten Produkten Küchenwissen 40 Eine VeganerIn ernährt sich ausschließlich von A wurden sie ohne Salz gekocht B sind sie bissfest C wurden sie nur kurz gekocht Küchenwissen 20 Wenn Nudeln „al dente“ gekocht sind, Grünzeug 80 Was haben Ananasrenette, Rosenstreifling und Pommerscher Krummstiel gemeinsam? A Es sind alles Pilze B Es sind alles Äpfel C Es sind alles kandierte Früchte Geschichte und Kultur 60 Maikäfersuppe und kandierte Maikäfer kamen in Deutschland noch auf den Tisch bis ca. A 1950 B 1750 C etwas so ekliges wurde hier nie gegessen Geschichte und Kultur 80 In Westeuropa wird flächendeckend mit Besteck gegessen seit ca. Geschichte und Kultur 20 Wie lässt sich die Redensart „Essen wie Gott in Frankreich“ erklären? A Fleisch B Wildkräuter und Nüsse C Insekten Geschichte und Kultur 100 Auf dem Speiseplan von Jäger- und Sammlerkulturen standen an erster Stelle Grünzeug 100 Nenne drei essbare Wildkräuter! A Frankreich ist bekannt für seine „feine und schmackhafte Küche“ B Könige speisten am liebsten in Frankreich C Die Götter verehrten Frankreich für seine Spezialitäten Tischsitten und Gebräuche 20 Sage „Guten Appetit“ in drei verschiedenen Sprachen! A 1200 - Mittelalter B 1700 - Aufklärung C 1900 - Industrialisierung Geschichte und Kultur 40 Heute nimmt man an, dass Kaffee ursprünglich aus A der heutigen Türkei kommt B dem heutigen Äthiopien in Afrika kommt C dem heutigen Brasilien in Lateinamerika kommt Nachhaltiger Konsum 60 Was ist schädlicher für das Klima? Tischsitten und Gebräuche 80 Das sollte man in China beim Essen auf gar keinen Fall machen: Tischsitten und Gebräuche 100 Zitiere drei Tischgedichte/-sprüche/-gebete! A beim Essen schmatzen B sich bei Tisch die Nase putzen C einen Zahnstocher benutzen A Die ProduzentInnen bekommen für ihre Produkte einen fairen Preis B Die Tiere werden artgerecht gehalten C Die EinkäuferInnen können billiger einkaufen A der linken Hand gegessen B der rechten Hand gegessen C beiden Händen gegessen In Deutschland verbraucht jeder Bewohner durchschnittlich 145 Liter Wasser pro Tag. A 5 Liter B 30 Liter C 80 Liter Nachhaltiger Konsum 80 Wie viel Wasser verbraucht ein Bewohner des afrikanischen Kontinents durchschnittlich am Tag? A Dreimal pro Woche ein Steak essen B Haarspray benutzen C Von Köln nach Frankfurt mit dem Auto fahren (ca. 200 km) Nachhaltiger Konsum 40 Was heißt Fairer Handel? A Alles darf so wachsen, wie es will B Es werden keine Gifte verwendet C Es darf nicht gedüngt werden Nachhaltiger Konsum 20 Was heißt ökologisch angebaut? Tischsitten und Gebräuche 60 In arabischen Ländern wird traditionell mit A doggy-bag B dish-bag C waste-bag Tischsitten und Gebräuche 40 Wie nennt man die Tüte, die AmerikanerInnen im Restaurant mitnehmen können, wenn Speisereste übrig geblieben sind? Nachhaltiger Konsum 100 Für die Produktion von Fleisch wird weltweit 40% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche gebraucht, da die Tiere Pflanzen fressen. Wieviel mal so viele Menschen könnten satt werden, wenn die Menschen gar kein Fleisch, sondern nur noch Pflanzen essen würden? International 60 Nenne drei verschiedene Namen für runde dünne Brote und das Land/die Region, in der sie so heißen! z.B. Pfannkuchen (Deutschland), Chapati (Indien, Kenia), Tortilla (Mexiko), Fladenbrot (Türkei, Libanon) International 80 Was ist Himmel un´ Äd? A ungefähr doppelt so viele Menschen B ungefähr fünf mal so viele Menschen C ungefähr zehn mal so viele Menschen International 20 Kartoffeln kommen ursprünglich aus? A Ein Gericht aus dem Rheinland mit Kartoffeln, Äpfeln und Blutwurst B Der Anfang eines rheinischen Tischgebetes C Der Name einer alten Kartoffelsorte A Blutwurst B Schokopudding C Muffins International 100 Was versteht ein Engländer unter „black pudding“? A Lateinamerika B Europa C Südafrika International 40 Wo wurde der Döner erfunden? A In Istanbul B In Berlin C In Beirut ESSKULTUR 27 Was sind Esskulturen? Esskulturen sind, wie jede Kultur, unterschiedlich und vielfältig und auch sie verändern sich ständig. Und wenn von bestimmten Länderküchen, wie „der spanischen Küche“ oder „der deutschen Küche“ die Rede ist, sind diese Esskulturen bei näherem Hinschauen eher von einer Region geprägt als an Ländergrenzen gebunden. Ein Blick in die Vergangenheit macht zudem deutlich, wie schnell sich die Esskultur in einer Region verändern kann. So gehören die Lieblingsrezepte unserer Großeltern wahrscheinlich nicht mehr zu unserem alltäglichen Speiserepertoire. Unsere eigene Esskultur wird durch die Gesellschaft geprägt, in der wir leben, aber auch innerhalb dieser gibt es viele Unterschiede bei den Essgewohnheiten der Menschen. Was bei uns und anderen auf den Tisch kommt ist abhängig von vielen Faktoren, die sich in folgende Bereiche einordnen lassen. Verwendung von Nahrungsmitteln: Welche Lebensmittel werden verwendet? Welche wachsen in der Region bzw. wo kommen die verwendeten Lebensmittel her? Zubereitungsweisen: Auf welche Art und Weise werden die Gerichte zubereitet? Tischsitten und Gebräuche. Was wird wie gegessen, z.B. mit oder ohne Besteck? Was ist eigentlich beim Essen erlaubt oder verboten und warum? Welche Rituale gibt es beim Essen? Auch auf Gruppenreisen gibt es jeweils eine eigene Esskultur: Wann, wie und was gegessen wird – all diese Aspekte gehören dazu. Hinzu kommt, dass auch jeder Teilnehmende eine eigene Esskultur mitbringt. Daher kann es zu Konflikten oder Problemen kommen, etwa wenn einzelne Teilnehmer bestimmte Lebensmittel nicht essen mögen oder Nahrungsmittel nicht vertragen können, z.B. aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen. In besonderen Maße betrifft das auch internationale Veranstaltungen, bei denen die TeilnehmerInnen aus verschiedenen Ländern kommen. 28 Nahrungstabus und Ekel: Wie entsteht Ekel? Lässt sich über Geschmack doch streiten? Warum werden bestimmte Pflanzen, Tiere oder Speisen gegessen und andere nicht? Politische und wirtschaftliche Verhältnisse: Ist die Region arm oder reich? Wird politischer Einfluss auf die Ernährung genommen? Esskulturen rund um die Welt Wir haben Menschen aus aller Welt zum Thema Esskultur interviewt. Hier sind einige ihrer Statements. „Die Esskulturen von Chile und Deutschland sind „In unserer Kultur (Russland) wird immer doppelt so viel ziemlich ähnlich. Aber was mir besonders auffällt, ist folgendes: Der Gruß „Mahlzeit“! Bei der Arbeit, in der Mittagspause sagen in Deutschland alle „Mahlzeit“ auf dem Weg zur Kantine. Das finde ich sehr komisch, vor allem wenn man es bei der Toilette sagt. Außerdem ist die Mittagspause bei der Arbeit viel zu kurz, in weniger als 30 Minuten essen und quatschen. In Chile brauchen wir mindestens eine Stunde.“ Felipe, 30 Jahre, lebt in Chile gekocht, falls doch noch spontan Gäste vorbei schauen. Falls jemand noch Hunger hat, kann er gerne essen so viel er will und natürlich ALLES haben, was man in der Küche zum Essen nur finden kann! Das bedeutet aber nicht, dass bei uns Essen weggeworfen wird, wenn zu viel gekocht wurde. Es wird am nächsten Tag noch mal aufgewärmt – die Russen schmeißen nur ungern Essen weg.“ Helena, 21 Jahre, lebt in Deutschland „Essen und Tischkultur haben eine lange Tradition in Georgien. Man sagt, dass die georgische Tafel eine „Akademie“ ist. Deswegen mag ich die gute Küche und halte an Esstraditionen fest.“ Karlo, 25 Jahre, lebt in Deutschland „Gegessen wird in der Türkei, wenn alle am Tisch sitzen. Bei gesellschaftlichen Anlässen, sprechen der Gastgeber oder einer der älteren Menschen eine Tischrede passend zum Anlass des Essens. Häufig wird erst gegessen, wenn Opa oder Oma, also die älteren Leute, die wir respektieren, schon angefangen haben. Bei uns sagen sie vor und nach dem Essen ‚guten Appetit’. Wenn das Essen gut geschmeckt hat, sagt man demjenigen, der es gekocht hat: ‚Gesegnet seien die Hände, die das Essen bereitet haben.’ In Deutschland habe ich beobachtet, dass man sich beim Essen die Nase putzt. Das würde in der Türkei keiner machen. Ich habe mich jetzt daran gewöhnt, wenn es jemand macht, aber wenn ich in einer Kneipe bin, putze ich meine Nase nicht am Tisch, sondern versuche dafür auf die Toilette zu gehen.“ Berkan, 22 Jahre, lebt in der Türkei „Ich mag den Geschmack der deutschen Küche, finde sie aber sehr ungesund. Ich habe während meiner Zeit in Deutschland 12 kg zugenommen. Zurück in Japan, habe ich diese Kilos in drei Monaten wieder abgenommen. Früher war es so, dass wir in Japan auf dem Boden an einem niedrigen Tisch gesessen und gegessen haben, aber jetzt essen wir meistens eher so wie in Deutschland. Wir essen mit Stäbchen statt mit Messer und Gabel, außer in westlichen Restaurants.“ Takako, 32 Jahre, lebt in Japan 29 Esskulturen rund um die Welt „Die Esskultur in den USA ist einerseits von den Kulturen der vielen Einwanderer geprägt und daher breit gefächert und reich, andererseits durch die massive Agrar- und Fertiggerichteindustrie dominiert und daher eintönig, rituallos und arm. Viele essen morgens wenig und kalt (cereal), zu Mittag schnell, aber nicht wenig, und am Abend zu Hause oder in einem Lokal größer und schwerer. Schnell- und Fertiggerichte sind wegen Zeitmangel sehr beliebt. Wegen langer Arbeitszeiten und auch bei Schülern bereits durchgeplanter Terminkalender schaffen es die US-Amerikaner nicht sehr oft gemeinsam zu essen.“ Scott, 42 Jahre, lebt in Österreich „In der anatolischen Ess- und Kochkultur nimmt man sich mehr Zeit für das Kochen und Essen. Viel mehr frisches Gemüse wird beim Kochen verwendet. Man speist auch in einer größeren Runde im Vergleich zur deutschen Kultur. Freunde, Verwandte und Nachbarn werden auch mal ganz kurzfristig zum Essen eingeladen. Eine Regel ist, dass der Gastgeber sich nicht hinsetzen darf, bevor der letzte Gast sitzt!“ Yilmaz, 29 Jahre, lebt in Deutschland 30 „Essen ist sehr wichtig für mich und Kochen ein großes Hobby von mir. Für mich ist Essen Kultur, Essen ist Sprache. Man kann sich mit Essen ausdrücken, Essen ist das, was man liebt. Ja, Essen hat mit Liebe zu tun. Es ist etwas, das sehr wichtig für jeden ist. Ich war schon in einigen Ländern und ich merke immer wieder, wie wichtig das Essen ist. Wenn ich mich in einem Land wohlfühlen will, muss ich auch mit dem Essen dort klar kommen. Für mich ist das Essen in Deutschland regional unterschiedlich, je nachdem wo man ist. Es gibt eine große Auswahl, sicher viel mehr Gerichte als in Sambia. Mit Deutschland verbinde ich Kartoffeln. So viel Kartoffeln wie hier habe ich vorher noch nie gegessen.“ Keith, 29 Jahre, lebt in Deutschland „Wenn ich an deutsches Essen denke, dann fällt mir Soße ein. Kartoffeln mit Soße und Fleisch mit Gemüse. Außerdem ist das Essen eher funktional als lustbetont. Das Drumherum scheint wichtiger als das Essen selbst zu sein, also die Sitten und Gebräuche und die Regeleinhaltung: dass man richtig am Tisch sitzt und das Besteck nach dem Essen zusammen legt. Aber es kommt nicht so sehr darauf an, dass es schmackhaft ist.“ Birgit, 48 Jahre, lebt in Deutschland Du bist, was du isst? Unser Geschmack ändert sich mit der Zeit. Dieses Spiel macht das sichtbar. 20–30 min 14+ verschiedene Lebensmittel sich der Veränderungen der eigenen Esskultur bewusst werden, die Esskultur von anderen kennen lernen Reflexionsfragen: Im Raum verteilt stehen verschiedene Lebensmittel und Süßigkeiten: Spaghetti, Wirsing, Chips, Popcorn, Camembert, Lakritz, Kaffee, Schokolade, Oliven, Salzstangen, Milchschnitten. Der Spielleiter liest nun die Fragen vor. Die TeilnehmerInnen laufen je nach Antwort zu den entsprechenden Schälchen. Das Spiel lädt dazu ein, sich der Veränderung von eigenem Geschmack und Vorlieben im Verlauf seines Lebens bewusst zu werden. Hat sich der Geschmack im Verlauf des Lebens geändert? Hat sich die Sichtweise auf Lebensmittel im Verlauf des Lebens geändert? Das habe ich als Kind geliebt. Das habe ich als Jugendlicher geliebt. Das liebe ich heute. Das esse ich beim Fernsehen. Das hat mir meine Mama immer verboten. Damit verbinde ich eine ganz konkrete Erinnerung. Damit kann man mich nicht locken. Das ist am ungesündesten. Das ist am wenigsten ungesund. 31 Bingo – du bist, was du isst Die TeilnehmerInnen beantworten sich gegenseitig Fragen zu ihren Essgewohnheiten. 30 min 10+ kennen lernen, erfahren, was eine Esskultur ist, sich der eigenen Ernährungsgewohnheiten/Esskultur bewusst werden, etwas über die Esskulturen der anderen erfahren Die TeilnehmerInnen erhalten die Bingo-Blätter und sollen sich die Fragen nun gegenseitig beantworten. Für jede Frage soll möglichst eine andere Person befragt werden. Danach kann sich eine Auswertungsrunde anschließen in der auf einige Ergebnisse näher eingegangen wird, z.B. wer zu Hause kocht oder ob gemeinsam gefrühstückt wird. Man kann das Spiel auch als Bingo-Variante spielen. Dann geht es darum, möglichst schnell vier Reihen (senkrecht, diagonal oder waagerecht) voll zu bekommen. Wer als Erster fertig ist, gewinnt. 32 ausreichend Kopien der Bingo-Vorlage, Stifte Reflexionsfragen: Gab es viele Gemeinsamkeiten zwischen den Ergebnissen der TeilnehmerInnen? Gab es viele Unterschiede? Was war überraschend? Anhand der Fragen kann schließlich darüber gesprochen werden, was eine Esskultur ist und wie sie sich ausdrückt. Die Ergebnisse können auf einer Flipchart festgehalten werden. 1 5 9 13 1. Wie oft isst du am Tag? 2. Was ist dein Lieblingsessen? 3. Wie oft isst du am Tag zusammen mit deiner Familie? 4. Was isst du zum Frühstück? 5. Dankst/betest du vor dem Essen? 2 6 10 14 6. Ein Gericht, das du selber kochen kannst, ist... 7. Wie oft isst du in der Woche Fleisch? 8. Das gibt’s immer bei deiner Oma... 9. Das ist bei euch beim Essen nicht erlaubt... 3 7 11 15 10. Dein Lieblingsessen im Alter von acht Jahren... 11. Das gibt’s bei euch zu Hause regelmäßig... 12. Wer kocht bei euch zu Hause? 13. Wer räumt den Tisch ab? 4 8 12 16 14. Wie oft in der Woche gibt es „Fertigessen“? 15. Dein Lieblingsgemüse 16. Das magst du überhaupt nicht essen... Die eigene Ess-Geschichte 30–60 min verschiedene Lebensmittel und /oder Bilder von Lebensmitteln und Speisen Die TeilnehmerInnen sitzen im Kreis. In der Mitte liegt ein Tuch, auf dem viele verschiedene Lebensmittel und/oder Bilder von Lebensmitteln und Speisen ausgebreitet sind. Der Spielleiter fordert die TeilnehmerInnen auf, sich ein Lebensmittel/Bild zu nehmen, dass als Kind eine besondere Rolle für sie gespielt hat, was sie sehr gemocht oder abgelehnt haben oder mit dem sie besondere Erfahrungen verbinden. Der Reihe nach erzählen die TeilnehmerInnen dann ihre Geschichte zu den jeweiligen Lebensmitteln und was sie heute damit verbinden. 34 14+ die eigene Ess-Geschichte reflektieren, andere Sichtweisen auf Essen kennen lernen, kulturelle Stereotypen über Essen reflektieren Reflexionsfragen: Hat sich die Sicht der TeilnehmerInnen auf bestimmte Lebensmittel/Speisen im Verlauf ihres Lebens geändert? Gibt es Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Ess-Geschichten? Und woran liegt das? Welche Rolle spielt Ernährung in ihrem Leben? Das Lieblingsrezept meiner Oma Die TeilnehmerInnen bringen das Lieblingsrezept ihrer Oma oder einer anderen älteren Person mit und stellen es den anderen vor. 45 min 14+ beliebig beliebig Reflexionsfragen: Finden die TeilnehmerInnen die Lieblingsrezepte der Großelterngeneration lecker? Wie haben sich die Essgewohnheiten in den letzten 50 Jahren verändert? Woran liegt es, dass Esskulturen sich verändern? Esskulturen als dynamisch und veränderbar erleben und verstehen mitgebrachte Rezepte Esskulturen verändern sich mit der Zeit. Was unsere Großeltern gegessen haben, unterscheidet sich von dem, was wir heute essen und mögen. Während Esskulturen dynamisch und flexibel sind, ist das Bild von Esskulturen erstaunlich konstant: Im Ausland hält man Sauerkraut für das Hauptnahrungsmittel der Deutschen und wir glauben in England gäbe es nur Baked Beans und Chips & Fish. Die TeilnehmerInnen werden im Vorfeld gebeten, ihre Oma oder eine andere ältere Person nach einem Lieblingsrezept aus ihrer Kindheit zu fragen. Dieses und das eigene Lieblingsrezept bringen die TeilnehmerInnen mit. Nun stellt jeder Teilnehmer das Lieblingsrezept der Oma und sein eigenes Lieblingsrezept vor. Die Rezepte können dann auch gemeinsam nachgekocht werden. 35 Rebellenessen Die TeilnehmerInnen kochen ein Protestessen. 60–120 min Spielkarten Die LeiterInnen bereiten verschiedene Spielkarten vor. Aus diesen Spielkarten darf sich die Kochgruppe des nächsten Tages eine Karte ziehen. Sie muss dann ein entsprechendes Menü für alle TeilnehmerInnen kochen. An diesem Spiel wird schnell deutlich, dass es einerseits schon große Unterschiede in den Vorlieben der Menschen unserer näheren Umgebung gibt und dass wir andererseits auch ganz eindeutige Vorstellungen über die unterschiedlichen Esskulturen haben. 36 14+ sich unterschiedlicher Esskulturen bewusst werden, lernen, dass Esskulturen einschließen und ausschließen können Inhalte der Karten können zum Beispiel sein: Was kochst du, wenn du gegen deine Mutter rebellieren möchtest? Was kochst du, wenn du gegen deinen Opa rebellieren möchtest? Mit welchem Gericht vertreibst du freche Kinder? Das Jugendkultur-Büffet Die TeilnehmerInnen gestalten ein Büffet, an dem deutlich wird, dass unterschiedliche Jugendkulturen sich auch im Essverhalten wiederspiegeln. 120 min 14+ Dekoration und Lebensmittel, siehe unten sich unterschiedlicher Esskulturen bewusst werden, Vorurteile und Stereotypen reflektieren, verstehen, dass Esskulturen von der jeweiligen Subkultur/Jugendkultur abhängen Unterschiedliche Jugendkulturen spiegeln sich auch im jeweiligen Essverhalten wieder. Das Büffet macht diese Unterschiede transparent und gibt den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, die eigenen Empfindungen und Vorurteile zu reflektieren. Jede Kleingruppe überlegt sich, welche Jugendkultur sie darstellen möchte. Sie kümmert sich dann um die Inszenierung „ihrer“ Jugendkultur als Büffet. Die Kleingruppe kauft ein, kocht und dekoriert entsprechend. Bei der Büffeteröffnung halten alle Gruppen eine kleine Ansprache zu „ihrem“ Tisch. Dazu einige Ideen: Der Teenie-Tisch ist mit Plastikbechern, Chipstüten, Senf-, Ketchup und Majoflaschen dekoriert. Ein ganzer Stapel „Bravos“ liegt auf dem Tisch. Aus dem Ghettoblaster kommt Musik. Es gibt Hamburger, Chicken-Nuggets und Chips. Die Sports-Bar wartet mit isotonischen Drinks auf. Es gibt knackige Salate und Obst. Die Tische in der Öko-Ecke sind mit Packpapier bezogen. Dekoriert wird mit Materialien aus der Natur: Tannenzapfen, Blumen etc. Es gibt Getreidebratlinge und Gemüse. Im Yuppie-Corner sind die Tische mit Stoffen aus Samt und Satin gedeckt. Es gibt Kerzen und schönes Geschirr. Die Yuppies trinken Traubensaft und essen Antipasti. Alle TeilnehmerInnen sollten die Möglichkeit haben, alles zu probieren. Reflexionsfragen: Welche Vorurteile gibt es gegenüber verschiedenen Jugendkulturen? Sind die Jugendkulturen wirklich so stereotyp, wie sie dargestellt wurden? Finden die TeilnehmerInnen sich in den dargestellten Esskulturen wieder? Was ist ihre eigene Jugend(ess-)kultur? Nach: BzGA: „GUT DRAUF“, Essensfeste 37 Mädchenessen – Jungenessen? Wie man sich als Junge oder als Mädchen verhält, ist kulturell geprägt. Das drückt sich auch in Essverhalten und Esskultur aus. Dieses Spiel macht unser erlerntes Essverhalten erlebbar. 120 min 14+ Moderationsmaterial, Dekomaterial (zum Beispiel: Papiertischdecken, Serviette, Kerzen, Stifte zum Gestalten der Papiertischdecken etc.) erfahren, dass Essverhalten erlernt wird und nicht angeboren ist, lernen, dass Essen Teil der Identität ist, die eigene Sozialisation als Junge oder Mädchen reflektieren Die Gruppe wird in eine Mädchen- und eine Jungengruppe aufgeteilt. Jede Gruppe wird von einer LeiterIn betreut, die die Diskussion moderiert. Die Gruppen überlegen gemeinsam: Was essen wir besonders häufig? Was essen wir besonders gerne? Welche Rolle spielen das Ambiente, die Tischdekoration, die Hintergrundmusik, das Geschirr etc.? Welche Rolle spielt Ernährung in unserem Leben? Nach der Diskussion sollen die TeilnehmerInnen einen Entwurf für ein Menü samt Dekoration entwerfen: Die Gruppen kaufen das benötigte Material ein und kochen gemeinsam. Gegessen wird an einer langen Tafel. Den einen Teil der Tafel dekorieren die Jungen, den anderen die Mädchen. Die Speisen werden auf die entsprechende Tischhälfte gelegt und das Essen feierlich eröffnet: Jede Gruppe erläutert, warum sie was gekocht hat. Dann wird gemeinsam gegessen. Die Jungen kochen, was sie für „typisch Mädchen“ halten und dekorieren dementsprechend und umgekehrt. Hat die eine Gruppe den Geschmack der anderen Gruppe getroffen? Warum oder warum nicht? 38 Reflexionsfragen: Anschließend sollte darüber gesprochen werden, ob das Essen als „typisch“ für das jeweilige Geschlecht empfunden wurde oder nicht. Wie sind die unterschiedlichen Empfindungen der TeilnehmerInnen zu dieser Frage? Haben sich die Gruppen in ihrer Gestaltung von eigenen Geschlechterstereotypen leiten lassen? Gibt es geschlechtsspezifisches Essen und geschlechtsspezifische Arten der Dekoration? Worauf legen die Jungen/die Mädchen Wert bei ihrer Ernährung? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es? Kulturgeschichte eines Zeltlagers Die TeilnehmerInnen schreiben eine Esskulturgeschichte ihres Zeltlagers auf. 2 Studen 12+ etwas über die Entstehung von Esskulturen lernen die eigene Esskultur reflektieren Die LeiterInnen kopieren aus Reiseführern die Rubriken „Essen und Trinken“. Die TeilnehmerInnen sollen nun in Kleingruppen eine „Kulturgeschichte des Essens“ ihrer Ferienfreizeit schreiben. Leitpunkte dabei können sein: Nach welchen Kriterien werden Lebensmittel ausgesucht? Wer entscheidet, was auf den Tisch kommt? Was ist besonders beliebt? Warum? Was ist besonders unbeliebt? Warum? Woher stammen die Lebensmittel? Kopien aus Reiseführern, Papier und Stifte Variante 1: Jede Gruppe erhält eine Teilaufgabe, zum Beispiel „Vorspeisen“, „Getränke“, oder „am Lagerfeuer“. Variante 2: Die Esskulturgeschichte ist auch ein nettes Thema für die Lagerzeitung. Variante 3: Die Kulturgeschichte wird mit den (Lieblings-)Rezepten der Ferienfreizeit ergänzt. Alle TeilnehmerInnen erhalten dann ein Exemplar zur Erinnerung. Die Darstellung darf überspitzt sein – sie sollte aber im Kern wahr sein. Sprachlich soll sie sich am Stil von Reiseführern orientieren. Anschließend werden die Darstellungen vorgetragen. 39 Eine Frage des guten Geschmacks? Über Nahrungstabus und Ekelgefühle „In der deutschen Küche benutzt man sehr viel Schweinefleisch. Ich muss immer fragen, ob Schweinefleisch drin ist, weil ich es nicht esse und es auch in der Türkei nicht gegessen wird.“ Berkan, 22 Jahre „Normalerweise sind Buddhisten Vegetarier, aber die meisten Japaner essen auch Fleisch. Allerdings essen wir mehr Fisch und diesen häufig roh und überhaupt viel mehr aus dem Meer: Meeresfrüchte, Seegras und Algen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir auf einer Insel leben.“ Takako, 32 Jahre Die meisten Kulturen haben jahrtausendealte Nahrungstraditionen. In ihnen kommen die Geschichte, die Religion und die Lebensbedingungen der Menschen einer Region zum Ausdruck. Es entstanden Vorlieben für bestimmte Nahrungsmittel, während andere abgelehnt werden und noch heute mit Tabus belegt sind. Besonders deutlich wird das bei tierischen Produkten: In Mitteleuropa gilt Milch als eines der gesündesten Nahrungsmittel, aber viele Chinesen werden darüber den Kopf schütteln. Zu Recht, denn weniger als 5% der ostasiatischen Bevölkerung können Milch vertragen. Dagegen vertragen in Deutschland 85% der EinwohnerInnen Kuhmilchprodukte. In islamisch geprägten Ländern wird kein Schweinefleisch gegessen, denn es gilt als unrein, den Indern hingegen ist die Kuh heilig und kommt nicht auf den Teller. In den USA ist das Essen von Pferdefleisch verpönt und in Deutschland wird ein Gericht mit Hundefleisch auf einhellige Ablehnung stoßen. Die Gründe, wie es zu den Nahrungstabus kommt, sind jeweils vielschichtig und lassen sich selten genau belegen. Häufig gehen sie auf religiöse oder politisch motivierte Vorschriften zurück, teilweise ergeben sie sich aber auch durch regionale Bedingungen, wie z.B. welche Viehhaltung möglich und sinnvoll war. 40 An diesen wenigen Beispielen wird deutlich, wie relativ unsere Vorstellung von normalem Essen ist. Normal ist eben, was unseren (teilweise) sehr alten gesellschaftlichen Gewohnheiten und Gebräuchen entspricht. Viel Veränderung ist aber auch hier immer mit dabei. Wer würde heute denken, dass in Deutschland Maikäfer noch vor 100 Jahren in die Suppe kamen? Ernährungsgewohnheiten sind aber nicht nur gesellschaftlich, sondern auch biografisch bedingt: was in der eigenen Familie als essbar und lecker gilt, wird sich auf den Geschmack der Kinder auswirken. Wer offen für Neues ist, hat also gute Chancen, sein persönliches Geschmacksspektrum auf vielfältige Art und Weise zu erweitern. Sich mit diesen Themen spielerisch auseinander zu setzen, macht deutlich, dass auch Vorstellungen über guten Geschmack und Ekelgefühle kulturell geprägt und erlernt sind. Eigene Vorurteile über (Ess-)gewohnheiten anderer Kulturen können dabei reflektiert werden. 41 Essensquiz Ein Ratespiel mit Quizkarten, die Speisen auf ungewöhnliche Art beschreiben. 30 min 14+ Pappkarten und Stifte Die Karten und Stifte werden ausgeteilt und die TeilnehmerInnen werden gebeten, sich interessante, abwegige, eklige und vor allem originelle Beschreibungen zu Lebensmitteln und Speisen auszudenken. Der Spielleiter sollte hier als Anregung einige Beispiele nennen. Die Beschreibung schreiben die Teilnehmerinnen auf die eine Seite der Karte und die Lösung auf die andere Seite. Die Karten werden in einem Korb gesammelt. Jetzt zieht die Leiterin je eine Karte und liest die Beschreibung vor. Wer als erstes die richtige Lösung ruft, bekommt die Karte. Wer die meisten Karten hat, gewinnt. Die VerfasserInnen der Karte müssen sich bei „ihrer“ Karte natürlich zurückhalten. 42 Reflexionsfragen: Was hat die Beschreibung der Lebensmittel und Speisen bei den TeilnehmerInnen ausgelöst? Hatte die Gruppe danach noch Appetit auf diese Lebensmittel? Warum finden wir es eklig z.B. Hund zu essen, obwohl wir selber Schweinefleisch essen? Wie entstehen Ekel und Esstabus? Der Leiter gestaltet zu einem vielfältigen Büffet die Karten selber. Die TeilnehmerInnen sollen die Karten den einzelnen Speisen zuordnen. Oder: Zwei Gruppen treten gegeneinander an. Der Leiter stoppt die Zeit. Die Gruppe, die die Kärtchen am schnellsten zuordnen konnte, gewinnt. Essensquiz Sichtweise auf das eigene Essverhalten ändern, lernen, dass Ekel und Nahrungstabus kulturell verschieden sind Einige Anregungen für Beschreibungen: Käse: gegorene Milch Marmelade: Zermatschtes Obst aufgekocht und mit Zucker versetzt Mett: zermalmtes Fleisch von einem unhygienischen Tier, dass alles isst, was ihm vor die Schnauze kommt und das deshalb stark aus dem Mund riecht Tsatsiki: Paste mit vergorener Milch und einem Gewürz, das starken Mundgeruch verursacht Schinken: In Scheiben geschnittener Hintern eines Tieres, dass stark aus dem Mund riecht Oliven: unreife, und häufig mit Eisengluconat schwarz gefärbte Früchte (viele auf dem Markt zu kaufende schwarze Oliven sind gefärbt) Eier: unbefruchtete Keimzelle in Kalkschale Kaffee: sehr bitteres Getränk, dass die Adern erweitert und nervös macht Wein: gegorener Saft Leberwurst: Fleisch und Leber mit Gewürzen gestampft in den Darm desselben Tieres gepresst Honig: Absonderungsprodukt von Flügelinsekten 43 Buntes Büffet Die TeilnehmerInnen färben Essen mit Lebensmittelfarben und lernen etwas über die Entstehung von Ekelgefühlen. 30-60 min beliebig 10+ nicht unbedingt erforderlich erfahren, dass Ekelgefühle erlernt und kulturell geprägt sind, lernen, dass Ekel wenig damit zu tun hat, was wir essen, sondern stärker damit, was wir als „eklig“ empfinden Die TeilnehmerInnen färben Speisen ein und reichern damit das Büffet an. 44 Lebensmittelfarben, Lebensmittel zum Einfärben, zum Beispiel Butter, Joghurt, Milch, Wasser Reflexionsfragen: Wie hat den TeilnehmerInnen das Essen geschmeckt? War es komisch, manche Speisen zu probieren? Gab es Speisen, die die TeilnehmerInnen nicht essen wollten? Warum? „Das schmeckt dir?“ Eine eingeweihte Kleingruppe versucht durch Kommentare zum Essen Einfluss auf den Geschmack der anderen zu nehmen. 60 min 12+ lernen, dass Geschmack nicht nur individuell ist, lernen, dass Gruppendynamiken den eigenen Geschmack beeinflussen können Bei jüngeren Kindern reicht es vollkommen aus, wenn nur die LeiterInnen am Essen herummäkeln. Drei TeilnehmerInnen werden unter einem Vorwand von der Großgruppe getrennt. Währenddessen werden die anderen TeilnehmerInnen in das Spiel eingeweiht: Sie sollen auf jeden Fall am Essen herummäkeln – egal wie gut es schmeckt. Nun gibt es ein besonders beliebtes Essen: Zum Beispiel Spaghetti Bolognese mit frischen Pizzabrötchen und zum Nachtisch Tiramisu. Nun mäkeln alle am Essen herum. Anschließend wird die Situation aufgeklärt. Es schließt sich eine moderierte Diskussion an: Wie haben die Nichteingeweihten reagiert? Hat das Meckern den Anderen den Appetit verdorben? Warum empfinden wir etwas als lecker? Bei diesem Spiel sollten die LeiterInnen ein Auge auf die Gruppendynamik haben. Die Versuchspersonen sollten nicht zu „TeilnehmerInnen ohne eigene Meinung und Selbstbewusstsein“ abgestempelt werden. Vielmehr überlegen sich die TeilnehmerInnen gemeinsam, welche Strukturen unsere Wahrnehmung von Essen beeinflussen. 45 Büffet-Theater Die TeilnehmerInnen spielen ein kleines Theaterstück zum Büffet. 30–60 min 12+ Spielkarten Die TeilnehmerInnen werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhält eine Spielkarte. Spielkarte 1: Ihr seid Marsmenschen und ernährt euch von rotem Sand. Jegliche Aufnahme organischer Substanz löst in euch Ekel und Widerwillen aus. Nun kommt ihr auf der Erde an. Seht euch die Speisen an! Ihr seid entsetzt! Spielkarte 2: Ihr kommt grade von einer anstrengenden Wüstentour zurück. Drei Wochen habt ihr euch von lauwarmen Brackwasser und Zwieback ernährt. Ihr seid ausgehungert und voller Appetit. Seht euch die Speisen an! Ihr seid begeistert. Jede Gruppe soll sich nun das Büffet anschauen und daraufhin ein Rollenspiel entwickeln. Wichtig ist, dass die TeilnehmerInnen die Spielkarten der jeweils anderen Gruppe nicht einsehen dürfen. Anschließend spielen sich die Gruppen die Situationen gegenseitig vor. 46 beliebige kalte Mahlzeit, Abendessen oder Büffet die eigene Sichtweise auf Lebensmittel in Frage stellen Reflexionsfragen: Welche Geschichte steckt hinter den jeweiligen Theaterstücken? Welches Essen wird als lecker oder ekelhaft und warum? Tabu Die TeilnehmerInnen denken sich Nahrungstabus aus. 15 min 14+ lernen, dass Tabus erlernt werden und veränderbar sind, eigene Nahrungstabus als einige unter vielen begreifen Die TeilnehmerInnen sitzen in Teams an gedeckten Tischen. Die Gruppe, die zuerst vor vollen Tellern sitzt, gewinnt. Bedingung: Bevor man sich etwas auf den Teller häuft, muss man aufstehen und laut verkünden, warum man diese Speise niemals essen würde. Etwa: „Ich verabscheue Kartoffelbrei, weil man kein Lebewesen zerquetschen darf“ oder „braune Soße ist politisch vollkommen inkorrekt.“ Jede Teilnehmerin muss ein anderes Nahrungstabu aufstellen. 47 Gruselbüffet Die TeilnehmerInnen richten Lebensmittel unappetitlich an und thematisieren im Anschluss „Ekel“. 90-120 min 14+ Snack oder Hauptmahlzeit (Büffet) nicht unbedingt erforderlich je nach Rezept Tabus reflektieren, lernen, dass Ekelgefühle erlernt werden, lernen, dass die Darbietung von Essen ausschlaggebend für Ekel ist, die Inszenierung von Essen als Teil unserer Esskultur begreifen Die TeilnehmerInnen gestalten ein Gruselbüffet: Aus Hackfleisch können Hände oder andere Körperteile geformt werden. Aus Schokomasse kann man einen Hundehaufen oder ähnliches herstellen. Mit Obst und Gemüsekonserven lässt sich Erbrochenes darstellen. Schließlich wird das Gruselbüffet feierlich eröffnet und wenn möglich auch gegessen. Reflexionsfragen: Hat das Büffet zum Essen eingeladen? Was hat die Präsentation und Inszenierung von Essen mit Geschmack zu tun? Wie entstehen Ekelgefühle? 48 Variante 1: Das Gruselbüffet lässt sich schön mit Festen wie Walpurgisnacht oder Halloween verknüpfen. Variante 2: Zwei Gruppen treten gegeneinander an und versuchen, sich die Speisen anzupreisen. Tischsitten und Gebräuche Andere Länder, andere Fritten... „Bei uns (in Sambia) essen wir meistens von einem gemeinsamen Teller und meistens mit den Händen und das ist sehr anders hier. Irgendwie gibt es eine gewisse Verbundenheit, wenn man von einem Teller isst. Das ist ein großer Unterschied für mich. In einigen Regionen in Sambia darf der Älteste zuerst nehmen, zum Beispiel wenn es Fleisch gibt. In anderen Regionen darf der Kleinste zuerst nehmen, weil man sagt, er braucht es am meisten. Es ist wichtig, die jeweils regionale Sitte zu kennen, weil es als sehr unhöflich angesehen wird, wenn man sich nicht an sie hält. Außerdem scheinen in Sambia viel mehr Leute vor dem Essen zu beten. Es ist einfach normal.“ Keith, 29 Jahre, lebt in Bonn Hattest du auch schon mal das unangenehme Gefühl, dich bei einem gemeinsamen Essen nicht ganz angemessen verhalten zu haben? Das wäre naheliegend, denn auch innerhalb einer Kultur unterscheiden sich die Gewohnheiten rund ums Essen. Und das gilt auch für Gruppenreisen – hier gelten bestimmte Regeln, nach denen gekocht und gegessen wird, die nicht für jeden gleich einsichtig sind, vor allem nicht, wenn jemand neu dabei ist. Es ist gut, sich die Gebräuche der eigenen Gruppe einmal genauer anzuschauen und darauf zu achten, dass das Essen ein gemeinsames Erlebnis ist, das niemanden ausschließt. In Deutschland gilt es als normal mit Messer und Gabel zu essen und weltweit teilen noch 900 Millionen Menschen diese Tischsitte mit uns. Mehrheitsfähig ist sie aber nicht: Statt Besteck benutzen ca. eine Milliarde Menschen Stäbchen, z.B. in Japan oder China, aber vier Milliarden Menschen essen mit den Händen und dafür gelten zumeist strenge Regeln. Auch in Mitteleuropa ist die durchgängige Benutzung von Besteck noch nicht allzu lange der Normalfall: Erst vor 150 Jahren wurde die Gabel auch in Deutschland zur Massenware. Die Art und Weise, wie das Essen rund um den Globus zu sich genommen wird, ist in vielerlei Hinsicht sehr unterschiedlich und betrifft nicht nur das Tischbesteck. Was bei Tisch „erlaubt“ und „verboten“ ist, ist eine Wissenschaft für sich und für Außenstehende nicht immer leicht zu durchschauen: In islamischen Ländern gilt z.B. Naseputzen bei Tisch als unhöflich. Das wird auch in asiatischen Ländern nicht gerne gesehen, allerdings ist schmatzen, schlürfen oder mit vollem Mund zu sprechen dort durchaus zulässig. Verschiedene Gebräuche gibt es auch hinsichtlich der Eröffnung und der Beendigung der Mahlzeit: ob gemeinsam mit dem Essen begonnen wird, wer sich zuerst nehmen darf und wann die Mahlzeit als beendet gilt – für all das gelten eigene Regeln. Der Brauch des Dankens (vor oder nach dem Essen) ist weltweit verbreitet und teilweise religiös geprägt. In christlichen Kulturen wird zumeist vor dem Essen gebetet oder gesungen. Einige Kulturen kennen eine „Opfergabe“ für die Ahnen oder die Geister, wie z.B. die Buddhisten. In Indien ist der Brauch verbreitet, Reis in die vier Himmelsrichtungen zu werfen. 49 Fingerfood Die TeilnehmerInnen essen verschiedene Speisen mit den Händen. 30 min 8+ eigene Tischsitten reflektieren, die eigene Esskultur als eine unter vielen begreifen verschiedene Lebensmittel, z.B. eine Tafel Schokolade, Butterbrote in Stücke geschnitten, Apfel in Stücke geschnitten, gekochte Nudeln ohne Soße, eine Schale Nüsse, Kartoffeln in Stücke geschnitten, Kartoffelbrei, Griesbrei oder beliebige andere Speisen in unterschiedlichen Konsistenzen Auf dem Tisch stehen Schalen mit verschiedenen Speisen. Die TeilnehmerInnen sollen von allen kosten. Einzige Bedingung: Sie dürfen nur ihre Hände benutzen. Weltweit essen viel mehr Menschen mit den Händen als mit Besteck oder Stäbchen. Noch vor 150 Jahren war das auch in Europa der Normalfall. Das man nicht mit den Händen essen soll, wird oftmals mit Hygiene begründet. Dabei ist es genauso unhygienisch eine Tafel Schokolade mit den Händen zu essen wie gekochte Nudeln. 50 Reflexionsfragen: Wie haben sich die TeilnehmerInnen beim Essen mit den Händen gefühlt? Warum essen wir Hauptmahlzeiten nicht mit den Händen? Warum essen wir Schokolade mit den Händen, Nudeln aber nicht? Diese Methode kann auch zum Mittag- oder Abendessen mit den dort zubereiteten Speisen durchgeführt werden. Heimliche Beobachter Die TeilnehmerInnen finden die heimlichen Tischsitten heraus und diskutieren ihre Vor- und Nachteile. keines, ggf. Moderationsmaterial 60 min 14+ Eine Kleingruppe von etwa fünf Personen trifft sich vor einer Mahlzeit mit der Leiterin. Die Leiterin erläutert die Aufgabe: Die TeilnehmerInnen sollen die „heimlichen Tischsitten“ beobachten und anschließend dokumentieren. Leitfragen dazu können sein: Wie suchen sich die TeilnehmerInnen ihren Sitzplatz aus? Wo sitzen die TeilnehmerInnen? Wie wird der Tisch gedeckt? Warum? Wer nimmt sich zuerst? Wer zuletzt? Wer leert die Schüsseln? Wer nimmt sich das letzte Stück? Wird mit oder ohne Besteck gegessen? In welcher Hand wird die Gabel gehalten? Wie verhalten sich die Essenden? Was ist Gesprächsthema? Gibt es Konflikte? Wenn ja, welche? Reflexionsfragen: Nach dem Essen findet eine moderierte Diskussion mit allen TeilnehmerInnen statt. Die BeobachterInnen schildern ihre Eindrücke, die Beobachteten dürfen kommentieren und erklären. Gemeinsam arbeiten die TeilnehmerInnen die heimlichen Tischsitten heraus. Es sollte auch thematisiert werden, warum diese Regeln scheinbar für alle bekannt sind: Gibt es auch Menschen, die diese Regeln nicht kennen können? Wie sollte man damit umgehen? erfahren, was Tischsitten sind, erleben, dass sich hinter jedem Essen unausgesprochene Regeln verbergen, lernen, dass diese Regeln Gemeinsamkeit schaffen, aber auch ausschließen können Wichtig ist, dass bei der Beobachtung und Auswertung nicht zu sehr auf individuelle Gewohnheiten der Einzelnen eingegangen wird, sondern auf die gesamte Gruppendynamik. Aussagen sollten in der Auswertung nicht personengebunden vorgestellt werden. Also nicht: „Lea verschüttet immer ihre Limo.“ oder „Ralf isst mit den Händen.“ sondern „Einige essen mit den Händen.“ etc. Die ausgewählte Gruppe beobachtet nicht passiv, sondern wird aktiv. Ganz bewusst versuchen sie, sich nicht an die Tischsitten zu halten. Sie essen mit den Händen, kommen zu spät zum Essen oder stehen schon früher auf, sie lassen ihren Teller nach dem Essen auf dem Tisch stehen, sie nehmen sich Nachtisch schon mit der Hauptspeise. Wichtig ist hierbei, dass die Gruppe nicht so auffällig agiert, dass die anderen gleich merken, dass sie einen geheimen Auftrag haben. Reflexionsfragen: Wie haben sich die „RegelbrecherInnen“ gefühlt? Wie haben die anderen auf die „Regelverstöße“ reagiert? Welche Tischsitten gelten bei unserem Camp/unserem Seminar? 51 Das Albatrosspiel Das Leitungsteam entführt die TeilnehmerInnen auf die Insel Albatros. Sie spielen selbst die Einheimischen, die TeilnehmerInnen sind die TouristInnen. Das Verhalten der AlbatrossianerInnen kann zu der Interpretation verleiten, Frauen würden auf Albatros unterdrückt. zwei Tücher, eine Schale mit Erdnüssen 120 min Alle TeilnehmerInnen sitzen im Kreis. Das Leitungsteam (ein Mann und eine Frau) erklärt, dass man jetzt eine Reise zur Insel Albatros mache. Dann verlässt das Leitungsteam den Raum und kehrt kurze Zeit später zurück. Sie tragen Tücher um den Körper gebunden. Der Mann geht zur Frau, die Frau folgt ihm. Sie laufen einige Runden um die TeilnehmerInnen. Dabei summen sie leise vor sich hin. Dann gehen sie einige Runden im Innenkreis. Der Mann geht auf die männlichen Teilnehmer zu, welche die Beine übereinander geschlagen haben, und stellt ihre Beine auf den Boden. Die Frau macht das gleiche bei Männern und bei Frauen. Der Mann setzt sich auf einen Stuhl, die Frau kniet sich auf den Boden neben ihn. Dann reicht die Frau ihm eine Schale mit Erdnüssen. Der Mann nimmt die Schale an und isst ein paar Erdnüsse. Dann gibt er die Schale der Frau zurück, die auch isst. Die Frau stellt die Erdnüsse zur Seite. Der Mann legt ihr eine Hand in den Nacken. Daraufhin beugt sich die Frau nach vorne und berührt mit der Stirn den Boden. So verweilt sie einen Augenblick. Dies wiederholen sie dreimal. Dann lächeln sie sich an, nicken einander zu und erheben sich. Summend ziehen sie wieder durch den Kreis. Wieder stellen sie die übereinander geschlagenen Beine der TeilnehmerInnen 52 14+ auf den Boden – der Mann bei den Männern, die Frau bei Frauen und Männern. Die beiden verlassen den Raum und kehren nach einiger Zeit ohne Tücher in den Seminarraum zurück. Das Leitungsteam bittet die TeilnehmerInnen, zu beschreiben, was sie gesehen haben. Außerdem sollen sie kurz erläutern, ob sie gerne auf Albatros leben würden. Die LeiterInnen klären sie dann über die Kultur auf Albatros auf: Wenn die Menschen auf Albatros zufrieden sind, summen sie. Sie glauben an die Göttin der Erde. Deshalb stellen sie ihren BesucherInnen als besondere Ehrerweisung immer erst beide Füße auf den Boden. Erdnüsse erfreuen sich als heilige Früchte auf Albatros besonderer Beliebtheit. Frauen haben einen besonderen Kontakt zur Göttin, weil sie wie die Erde Leben hervorbringen. Um sie vor Gefahr zu schützen, muss der Mann immer vor der Frau hergehen und auch ihr Essen vorkosten. Die Frauen haben das Recht auf der Erde zu sitzen, weil sie dann der Erdgöttin näher stehen. Männer können nur über die Frauen Kontakt zur Mutter Erde aufnehmen. Mit Einverständnis der Frau dürfen sie ihre Das Albatrosspiel die TeilnehmerInnen lernen, dass auch im Alltag das Verhalten anderer Menschen immer interpretiert wird. Interkulturell kompetent zu sein bedeutet, sich Interpretationen bewusst zu werden und sich immer wieder zu fragen: Was sehe ich? Hand in ihren Nacken legen. Die Frau berührt dann mit ihrer Stirn die Erde und kann so einen Kontakt zwischen Erdgöttin und dem Mann herstellen. Auf Albatros dürfen Frauen fremde Frauen und fremde Männer berühren, die Männer jedoch nur fremde Männer. Danach diskutieren die TeilnehmerInnen, welche Annahmen und Einschätzungen zu einer bestimmten Interpretation des Gesehenen geführt haben und woher diese kommen. Für die Auswertung sollte man viel Zeit einplanen, um eine wirkungsvolle Konfrontation zwischen Wahrnehmung und Interpretation zu erreichen. Aber: Die Auswertung sollte nicht dahin gehen, dass man Diskriminierung und Unterdrückung als kulturell gegeben hinnehmen muss. Ziel sollte sein, zwischen Wahrnehmung und Interpretation unterscheiden zu lernen. 53 Dinner in the dark Die TeilnehmerInnen nehmen eine Mahlzeit blind ein. 60 min 12+ Augenbinden Die TeilnehmerInnen sitzen gemeinsam am Tisch. Alle werden gebeten sich Augenbinden anzuziehen. Erst dann wird das Essen aufgetragen. Die LeiterInnen verteilen jeweils kleine Portionen von allem (besonders spannend ist es, wenn es verschiedene Speisen gibt) auf den Tellern der TeilnehmerInnen. Guten Appetit: jetzt wird blind gegessen. Falls sich jemand nachnehmen will, machen das die LeiterInnen auf Bitte der „Blinden“. Es sollten genügend sehende UnterstützerInnen dabei sein, damit es kein vollständiges Chaos gibt. Auf ein Zeichen hin, nehmen alle TeilnehmerInnen am Ende des Essens ihre Augenbinden ab. 54 die eigene Perspektive verändern, essen anders und bewusster wahrnehmen Die TeilnehmerInnen bilden Zweier-Gruppen. Eine Person verbindet sich die Augen, die andere Person wird sie beim Essen unterstützen: gemeinsam Essen auffüllen, zum Platz geleiten etc. Danach wird gewechselt. Reflexionsfragen: Wie war es blind zu essen? Hatte das Auswirkungen auf den Geschmack der Lebensmittel? Welche Sinne wurden besonders angesprochen? weltwärts 55 Lebensmittel mit Migrationshintergrund „Einmal war ich in einer Schule und fragte, was wirklich deutsches Essen ist: Ein Kind sagte ,Pizza!‘ “ Keith, 29 Jahre Die „typischen“ Gerichte einer Region sind immer abhängig vom regionalen Nahrungsmittelangebot. Für viele Teile der Erde gilt das noch immer, vor allem für ärmere Regionen. Gegessen wird meistens, was unmittelbar vor Ort wachsen kann, denn das spart Transport- und Lagerkosten. Wirft man einen Blick auf die ursprüngliche Herkunft vieler Lebensmittel und Gerichte wird deutlich, dass auch die Speisekarte in Deutschland vor ein paar hundert Jahren wesentlich ärmer ausfiel. Denn auch Lebensmittel und Gerichte haben eine Migrationsgeschichte: Tomaten und Kartoffeln haben ihre Wiege in Lateinamerika und die Zucchini ist ein Import aus dem Mittelmeerraum. Auch andere Produkte wie Tee, Kaffee oder viele Gewürze, die aus unseren Küchen nicht mehr wegzudenken sind, gibt es erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit. Ebenso unendlich ist die Liste der „eingewanderten“ Gerichte: Von Spaghetti und Pizza über asiatische Gerichte, wie Sushi bis hin zu Falafel oder Döner. 56 „Fremde“ Lebensmittel haben unsere Esskultur durch Einwanderung und weltweiten Handel verändert und bereichert und das trifft in unserer global vernetzten Welt auf viele Kulturen zu. Weit gereist – aber fair Schokolade, Kaffee oder Bananen – das sind unverzichtbare Lebensmittel und wer freut sich nicht, wenn’s die mal wieder im Sonderangebot beim Discounter gibt? Ganz sicher nicht die ProduzentInnen und Produzenten in den Anbauländern des Südens: Denn schlechte Arbeitsbedingungen und keine Arbeiterrechte, fehlende Gesundheitsvorsorge und wenig Bildungsmöglichkeiten sind der Preis für unsere billigen Konsumgüter. Der Faire Handel will dem entgegenwirken, das Prinzip ist einfach: wir zahlen etwas mehr für die Produkte und die ProduzentInnen bekommen dafür einen gerechteren Lohn. Langfristige Handelsbeziehungen können so gestützt werden. Zudem wird der ökologische Anbau gefördert und soziale Projekte, z.B. zur Gesundheitsvorsorge oder Ausbildung werden ermöglicht. Fair gehandelte Produkte erkennt man am TransFair-Siegel. Wo unser Essen gemacht wird Das Essen fällt nicht vom Himmel und wird auch nicht im Auch auf Gruppenreisen können wir mit unseren Einkäufen mitbestimmen, welche Lebensmittel in die Regale kommen. Wenn niemand genmanipulierten Mais kauft, wird er auch nicht hergestellt werden, und wenn die Nachfrage nach fair gehandeltem Kaffee steigt, wird es mehr davon geben. Supermarkt produziert. In unserer hochindustrialisierten Gesellschaft, bekommen wir von der Herstellung meistens kaum mehr etwas mit. Die Bedingungen, unter denen die Nahrungsmittel produziert werden, sind häufig nicht besonders gut: Hühner in zu engen Käfigen, Brot mit massenhaft chemischen Zusätzen, genmanipulierte Tomaten, miserable Arbeitsbedingungen – um nur einige zu nennen. Auch wissen viele Kinder kaum noch, wie Möhren wachsen oder woher die Milch kommt. Wer sich heute im Supermarkt umsieht und einen Blick auf das Kleingedruckte wirft, stellt zudem schnell fest, dass unsere Lebensmittel überwiegend importiert sind, oft von sehr weit her. Ein Grund dafür liegt auf der Hand: Manche Produkte, wie Kaffee oder Bananen wachsen nicht bei uns. Allerdings gibt es auch Birnen aus Argentinien, Bohnen aus Kenia oder Honig aus Kanada. Vieles wird das ganze Jahr über angeboten, obwohl es bei uns gerade keine „Saison“ hat. Und viele Menschen wissen gar nicht mehr, was bei uns gerade wächst. Das geht zu Lasten der Umwelt (weite Transportwege schaden dem Klima), zu Lasten der Menschen (in vielen Ländern arbeiten Menschen für einen Hungerlohn für unser Gemüse) und zu Lasten des Geschmacks (viele Produkte müssen unreif gepflückt werden). 57 Frühstück Globalista Bei einem Frühstück/Brunch ordnen die TeilnehmerInnen die Speisen ihren Ursprungsländern zu. 30-45 min 10+ Esskulturen als veränderbar begreifen, erfahren, dass Einflüsse aus anderen Kulturen unseren Speiseplan verändern, etwas über die Herkunft von Lebensmitteln erfahren Papiertischdecken und dicke Filzstifte, Klebeband, Frühstücksbüffet Die Büffettische werden zusammengestellt und mit Papiertischdecken bezogen. Gut festkleben, die Decke darf nicht verrutschen. Auf die Papiertischdecke wird eine große Weltkarte gemalt. Wem das zu viel Arbeit ist, schreibt die Namen der Kontinente auf die Decke. Die Schriftzüge sollten der realen Lage der Kontinente auf einer Weltkarte entsprechen. Auf einem separaten Tisch stehen zum Beispiel folgende Lebensmittel: Kaffee, Kakao, Orangensaft, Milch, Schokocreme, Müsli, Nüsse, Honig, Marmelade, geschnittenes Obst (Äpfel, Kiwi, Melone etc.), Brot, Orangensaft, Eier etc. Die Lebensmittel sollten in ihren Originalverpackungen vorhanden sein. Oft kommt z.B. Honig aus Lateinamerika und so können die TeilnehmerInnen die Herkunft besser entschlüsseln. Es sollten auch Produkte aus fairem Handel oder ökologischem Anbau dabei zu sein. Die TeilnehmerInnen werden aufgefordert den Tisch zu decken: Sie sollen die Speisen ihrer Herkunft entsprechend auf dem Tisch platzieren. Bei offenen Fragen hilft die Leiterin und/oder der Koch. 58 Reflexionsfragen: In welche verschiedenen Kategorien kann man die Produkte einteilen (Milchprodukte, pflanzliche, tierische, internationale oder nationale Produkte, aus warmen Ländern, verpackte und unverpackte Produkte etc.)? Wo und von wem werden sie produziert? Gibt es Produktionsschritte in verschiedenen Ländern? Überrascht es die TeilnehmerInnen, dass so viele Dinge von weit her kommen? Wie sähe unsere Speisekarte ohne die „fremden“ Produkte aus? Warum gibt es Milchprodukte oder Honig z.B. aus Griechenland, wenn sie auch bei uns hergestellt werden können? Welche verschiedenen Siegel (Öko, FairTrade etc.) tragen die Produkte und was bedeuten sie? Das internationale Frühstück Die TeilnehmerInnen lernen unterschiedliche Frühstückskulturen kennen, indem verschiedene Gruppen an je einem Tag ein Frühstück zubereiten. 90 min 12+ Reflexionsfragen: Gibt es Unterschiede zwischen den Frühstückskulturen der verschiedenen Länder? Gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen TeilnehmerInnen der Gruppen? Welchen Einfluss hat die Lebenssituation auf die Frühstücks-/Esskultur? sich der eigenen Esskultur/Frühstückskultur bewusst werden Esskulturen anderer (Kulturen) kennen lernen Frühstückskulturen sind unterschiedlich. Sie unterscheiden sich nicht nur in verschiedenen Ländern, sondern auch in verschiedenen Jugendkulturen. Auf einer internationalen Jugendbegegnung/Reise werden die TeilnehmerInnen aufgefordert, jeweils ein Frühstück vorzubereiten, das ihren Frühstücksgewohnheiten entspricht. Die Gruppe überlegt vorher: Was essen wir besonders häufig? Was essen wir besonders gerne? Wie frühstücken wir (im Bus, am Tisch…)? Was trinken wir zum Frühstück? 59 Interkulturelles Büffet Die TeilnehmerInnen stellen sich typische Gerichte aus ihrer Region gegenseitig vor. 60-120 min 14+ Rezepte für regionale Spezialitäten, regionale Gerichte (beides von den TeilnehmerInnen mitzubringen), Moderationskärtchen, Pinnwand, Nadeln Reflexion der eigenen Esskultur, Kulturen als nicht statisch, sondern als veränderbar erleben, Sichtweise auf „andere Kulturen“ kritisch reflektieren Bereits im Vorfeld des Seminars/der Reise werden die TeilnehmerInnen gebeten, das Rezept von einer Spezialität aus ihrer Heimat auf Hochdeutsch und im Dialekt mitzubringen. Evtl. können auch noch die Speise (bzw. die Zutaten dafür) mitgebracht werden. Jeder Teilnehmer stellt die Spezialität seiner Heimat und sein Rezept im Dialekt vor. Viele TeilnehmerInnen werden Schwierigkeiten haben, ein „typisches Gericht“ zu finden, andere werden keinen Dialekt beherrschen. Reflexionsfragen: Wie haben die TeilnehmerInnen „typische Gerichte“ ausgewählt? Werden in ihren Familien diese Gerichte noch gekocht oder gegessen? Ist das Gericht wirklich „typisch“ für die Region, wird es häufiger gegessen als andere Speisen? Wann ist etwas eigentlich „typisch“? Sind die Zutaten wirklich „typisch“ für diese Region? Woher kommen sie ursprünglich? Welche Probleme hatten die TeilnehmerInnen beim Verfassen der Rezepte im Dialekt? Gibt es „deutsches Essen“? 60 Die Antworten werden auf Moderationskärtchen geschrieben und aufgehängt. Zu den Fragen können einzelne Arbeitsgruppen gebildet werden. Anschließend diskutieren die TeilnehmerInnen gemeinsam Fragen wie: – Verändern die Ergebnisse die Sichtweise auf „die Kultur“ von MigrantInnen? – Welche Beispiele gibt es dafür, dass sich auch Kulturen anderer Länder ständig verändern? – Wie verändern sich Essgewohnheiten durch Zuwanderung? Über dem Büffet hängt ein Schild mit der Denkanregung: „Was ist typisch deutsches Essen?“ Die Rezepte werden vorgetragen und dann wird gegessen. Internationale Pfannkuchen Die TeilnehmerInnen bereiten mit den gleichen Zutaten unterschiedliche „typische“ Gerichte zu. 120 min 14+ Rezepte z.B. von der Webseite www.reiseproviant.info, Zutaten, die zum Kochen gebraucht werden erleben, dass Esskulturen erheblich von der Zubereitung und nicht unbedingt von den Zutaten beeinflusst sind, eigene Stereotypen über typisches Essen in Frage stellen, „Küchen“ anderer Länder kennen lernen Diese Methode lässt sich auch mit internationalen Nudel- oder Kartoffelgerichten durchführen. Ein Ei, eine Tasse Mehl, eine Tasse Milch – so lautet das kinderleichte Rezept für Pfannkuchen. Aus den gleichen Zutaten lassen sich aber noch ganz andere Speisen zubereiten als die allseits bekannten runden und süßen Teigfladen. Zum Beispiel Kaiserschmarrn, Gemüseauflauf mit Pfannkuchenrollen, Flädlesuppe etc. Die TeilnehmerInnen teilen sich in Gruppen auf und bekommen je ein Rezept ausgehändigt, das als Grundzutat Pfannekuchenteig hat. Dieses Rezept kochen sie nach. Anschließend werden alle Speisen auf einen großen Tisch gedeckt und das internationale Pfannkuchen-Büffet feierlich eröffnet. Jede Gruppe stellt ihr Gericht vor. 61 Ländertypisches Kochen Die TeilnehmerInnen erhalten ein Kochrezept, dessen Herkunft sie erraten müssen. 120 min 14+ die eigene Sichtweise auf „typische Küchen“ überdenken, etwas über die Kulturgeschichte von Speisen lernen, Küchen anderer Länder kennen lernen Kochrezepte aus mindestens zehn Ländern, Papier und Stifte, Lebensmittel und Gewürze die zum Kochen gebraucht werden Vorbereitung: Die LeiterInnen kopieren Kochrezepte aus mindestens zehn unterschiedlichen Ländern. Der Name des Gerichts und seine Herkunft werden geschwärzt. Rezepte gibt es z.B. auf der Webseite www.reiseproviant.info. Die Kochgruppe des nächsten Tages sichtet nun die Rezepte. Sie überlegt, aus welchen Regionen die Kochrezepte stammen könnten. Die Argumente sollte sie später vortragen können. Die Kochgruppe hat nun noch genug Zeit einzukaufen. Dann kocht die Kochgruppe das ausgewählte Rezept. Anschließend eröffnet sie das „typische xy-Essen“. Dabei sollen sie auch erläutern, warum das Essen typisch für das jeweilige Land ist. Nach dem Essen können alle TeilnehmerInnen einen Tipp abgeben. Dann lösen die LeiterInnen das Rätsel auf. Dabei wird zum Beispiel deutlich, dass viele Rezepte eher Regionen, als Ländern zugeordnet werden können. 62 Reflexionsfragen: Warum empfinden wir ein Gericht als typisch? Was sind Kriterien für die Zuordnung? Wie entstehen „typische Speisen“? Internationales Büffet Die TeilnehmerInnen bereiten Speisen aus verschiedenen Weltregionen zu und präsentieren sie auf einem internationalen Büffet 3-4 Stunden Küchen und Speisen anderer Kulturen kennen lernen, etwas über die Herkunft von Lebensmitteln erfahren 14+ internationale Rezepte für Speisen, die sich für ein Büffet eignen (Salate, Pasten, Brot, Suppe, Teigtaschen etc.), Papiertischdecken, Filzstifte, Lebensmittel Das internationale Büffet eignet sich zum Beispiel als Abschlussessen einer Reise. Es muss einige Tage im Voraus geplant werden, da die erforderlichen Lebensmittel dafür eingekauft werden müssen. Die verschiedenen Länder/Regionen werden mitsamt einiger Rezeptvorschläge von den LeiterInnen vorgestellt. Jetzt sollen Gruppen gebildet werden, die Lust haben, den jeweiligen Länderbeitrag fürs Büffet zu übernehmen (kann auch gelost werden, siehe auch Spiele zur Gruppeneinteilung). Die Gruppen bekommen die Rezepte ausgehändigt und können sich überlegen, was sie davon gerne zubereiten möchten. (Hier kann es auch klare Vorgaben seitens der Leitung geben, was zubreitet wird.) Am Tag des Büffets bereiten die Gruppen ihre Speisen gemeinsam zu. Der Büffettisch wird mit Packpapier bezogen und mit einer Weltkarte bemalt. Die TeilnehmerInnen ordnen die Speisen auf der Weltkarte des Büffettisches nach ihrer Herkunft an. Zusätzlich beschreiben die Gruppen kleine Infokarten mit dem Namen und der Herkunft des Gerichts. Zur Büffet-Eröffnung stellt jede Gruppe ihre Gerichte vor und erzählt von den Schwierigkeiten oder Herausforderungen bei der Zubereitung. Guten Appetit unter dem Motto: Probiert wird! 63 Fremdes Lieblingsessen Die TeilnehmerInnen fragen Einheimische (z.B. PassantInnen) nach ihrem Lieblingsrezept und kochen es nach. 4 Stunden 14+ Papier, Stifte mit den Menschen des Reiselandes/der Region in Kontakt kommen und ihre Esskultur kennen lernen, ein fremdes Gericht nach Anleitung nachkochen Dieses Spiel eignet sich für den Besuch einer Stadt oder eines belebten Ortes, am besten mit einem Wochenmarkt. Die TeilnehmerInnen werden in mehrere Kleingruppen aufgeteilt (4 bis 6 Personen) und bekommen die Aufgabe Einheimische nach ihrem Lieblingsrezept zu fragen. Sie sollen sich das Rezept samt Zutaten aufschreiben lassen (sie müssen ja nicht gleich das erste nehmen, sondern können auch auswählen). Anschließend kaufen sie die dafür benötigten Lebensmittel ein und bereiten eine Mahlzeit für ihre Gruppe zu. Zu einem vereinbarten Zeitpunkt kommen alle TeilnehmerInnen zusammen. Jede Gruppe erzählt ihre Erlebnisse des Tages und präsentiert ihr Gericht. Beim gemeinsames Essen sollen alle voneinander probieren können. 64 Falls die Küche zu klein ist, sollten überwiegend kalte Gerichte zubereitet werden, damit alle später zusammen essen können. Das muss den TeilnehmerInnen dann natürlich vorher mitgeteilt werden. „Es wird gegessen, was vom Amt kommt“ Die TeilnehmerInnen erhalten ein Frühstück „vom Amt“ und erfahren etwas über die Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Deutschland. 45 min 14+ In einigen Bundesländern erhalten Flüchtlinge Essenspakete, die „vom Amt“ zusammengestellt und zugeschickt werden. Die darin enthaltenden Lebensmittel sind häufig weder vollwertig noch entsprechen sie den Ernährungsgewohnheiten der meisten Menschen (Flüchtlinge wie auch Deutsche). An einem Morgen gibt es ein Frühstück, das „vom Amt“ kommt. TeilnehmerInnen für die (Nahrungs-)Situation von Flüchtlingen sensibilisieren Diese Methode sollte nur durchgeführt werden, wenn Interesse daran besteht, das Thema zu vertiefen und zu diskutieren. Nach diesem unbefriedigenden Frühstück sollte sich ein zeitiges und tolles Mittagessen anschließen. Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es z.B. hier: http://www.proasyl.de/texte/tag01/faltblatt_essen.pdf Im Ausreisezentrum erhalten die Flüchtlinge ein Töpfchen abgepackte Marmelade, ein Töpfchen abgepackten Honig, ein Päckchen abgepackte Butter und zwei Scheiben Graubrot vom Discounter. Dazu gibt es dünnen schwarzen Tee. Die LeiterInnen begrüßen die TeilnehmerInnen: „Guten Morgen zusammen! Heute Morgen habt ihr die Möglichkeit, in die Rolle eines Flüchtlings in Deutschland zu schlüpfen. Auf dem Tisch kommt heute das, was „vom Amt“ kommt. Für euch nur heute, für Flüchtlinge über Monate und Jahre.“ 65 Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht Aus vorbereiteten Essenspaketen mit internationalen Lebensmitteln, wird das Essen von den TeilnehmerInnen zubereitet. 120 min 14+ Wenn Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland kommen oder Deutsche ins Ausland fahren, sind sie manchmal mit Gerichten und Lebensmitteln konfrontiert, die sie nicht kennen. Noch komplizierter wird es, wenn sie selber mit fremden Zutaten kochen sollen. In Deutschland, wo man eigentlich fast alles kaufen kann, erleben das manchmal Flüchtlinge ungewollt, da sie Essenspakete erhalten, die ihnen vom Amt zugeteilt werden. Menschen aus Afrika oder Asien stehen dann vor der Aufgabe, mit Schinkenwurst und Schwarzwurzeln zu kochen. Die TeilnehmerInnen erhalten Essenspakete, deren Inhalt sich an den Hauptnahrungsmitteln der verschiedenen Länder orientiert. Sie sollen mit dem Inhalt der Pakete kochen. Es können Rezepte bereitgestellt werden. Wer einen Schwerpunkt auf die Auseinandersetzung mit der Thematik „Flüchtlinge“ legen möchte, kann die Rezepte in einer Fremdsprache ausgeben, da für die meisten Flüchtlinge Deutsch ja auch eine Fremdsprache ist. 66 vorbereitete Essenspakete (am besten in kleine Kartons gepackt) In der Realität sind die Lebensmittelpakte „vom Amt“ in Deutschland nicht so reichhaltig bestückt, wie die hier gegebenen Beispiele und enthalten häufig auch kaum frische Lebensmittel. Der Schwerpunkt liegt bei dieser Methode daher mehr auf der Konfrontation mit fremden Lebensmitteln und weniger auf der unzulänglichen Ausstattung der Esspakete (siehe hierzu S. 65). Reflexionsfragen: Welche Lebensmittel waren den TeilnehmerInnen bekannt, welche nicht? Wussten sie, wie man die Lebensmittel zubereitet? Gab es Probleme mit der Kombination? Haben ihnen die Lebensmittel geschmeckt? Könnten die TeilnehmerInnen mit diesen Lebensmitteln täglich abwechslungsreich kochen? Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht sich in die Rolle anderer versetzen, erfahren, dass Esskultur Teil des individuellen Lebensstils ist, etwas über die Lebensbedingungen von Flüchtlingen erfahren, Küchen anderer Länder kennen lernen Vorschläge für die Befüllung der Essenspakete Ecuador: Kartoffeln, weißer Reis, Maismehl, Kochbananen, Bananen, Linsen, Möhren, rote Zwiebeln, brauner Zucker, Pflanzenöl, Salz Indien: Basmati-Reis, Weizenmehl, gelbe oder rote Linsen, Zwiebeln, Tomaten, Auberginen, Ghee oder Butter, Salz, Pfeffer, Ingwer, Zucker, Kreuzkümmelsamen, Wassermelone, Limonen China: weißer Reis, Weizenmehl, Gurken, Mu-Err-Pilze, grüne Bohnen, Eier, Soja-Soße, Erdnuss-Öl, Ingwer, Essig, Tofu, Salz, Pfeffer, Wassermelone, Pfirsiche Japan: weißer Reis, Kartoffeln, japanische Nudeln, Eier, Thunfisch, Fisch, Zwiebeln, grüne Paprika, Gurke, Rettich, Zucker, Miso, Tofu, Salz, Pfeffer, Wassermelone, Äpfel Ägypten: Kartoffeln, weißer Reis, Butter, Joghurt, Eier, Wassermelone, Bananen, Auberginen, rote Zwiebeln, Tomaten, grüne Oliven, grüne Paprika, Gurken, Kürbis, Weinblätter, Salz, Pfeffer Türkei: Fladenbrot, Reis, Zucchini, Tomaten, schwarze Oliven, Kichererbsen, Feta-Käse, schwarzer Tee, Sonnenblumenöl, frische Minze, Zimt, Salz, Pfeffer, süßes Gebäck, Orangen 67 „Arme-Leute-Küche“ Die TeilnehmerInnen müssen mit beschränktem Lebensmittelangebot ein Gericht aus der internationalen Küche kochen. 120 min 14+ erfahren, dass die Entstehung von „Küchen“ auch Resultat des Lebensmittelangebotes und der finanziellen Möglichkeiten ist, Küchen anderer Länder kennen lernen ein reduziertes Lebensmittelangebot, je nach Region und Zeit (eine Liste mit regionaltypischen Speisen aus denen ihr auswählen könnt, findet ihr auf S. 67) In vielen Regionen der Welt, besonders in den ärmeren Regionen, haben die meisten Menschen nicht wie bei uns die Möglichkeit, alles, was sie möchten, im Supermarkt einzukaufen. Meistens gibt es nur das, was in der Region gerade angebaut wird und viele Menschen können sich selbst davon nur die billigsten Nahrungsmittel leisten. Die Leiterin bereitet den Speisentisch vor: Auf dem Tisch befinden sich Lebensmittel, die die ärmere Bevölkerung eines Landes zur Verfügung hat. Die Kochgruppe muss nun aus diesen Lebensmitteln für alle kochen. 68 Es kann sich eine moderierte Diskussion über die Entstehung von „Küchen“ anschließen. Übrigens: In Gesellschaften mit gering ausgeprägten sozialen Ungleichheiten gibt es nur wenige verschiedene Küchen. In solchen Gesellschaften werden meist nur Alltags- und Festtagsküchen unterschieden. Notizen 69 Schmeckt’s? Verpflegung und Esskultur auf internationalen Jugendbegegnungen Bei internationalen Jugendbegegnungen geschieht interkulturelles Lernen nicht nur nebenbei, sondern ist ein ausdrücklich benanntes und für die Veranstalter wichtiges Ziel. Den Bereich der Verpflegung mit in die Konzeption einzubeziehen, liegt auf der Hand; schließlich wird auf einer einwöchigen Begegnung je nach Begegnungsland und -partnern zehn bis 20 Stunden gegessen – wenn nicht sogar wesentlich länger. So können die Mahlzeiten als gute Gelegenheiten für die bewusste Gestaltung des Begegnungsprogramms gesehen werden, anstatt als notwendige Programmpunkte, die pragmatisch und effizient in den Tagesablauf eingebaut werden müssen. Man kann z.B. typische Gerichte der eigenen Region gemeinsam probieren und über die Hintergründe oder ihre Entstehungsgeschichte berichten. Eine russische Gruppe mit russischer Küche beglücken zu wollen, wäre aber wohl in den meisten Fällen eine falsch verstandene Gastfreundschaft. Allerdings ist es sinnvoll die Gewohnheiten der Gastgruppe einzubeziehen. Nur Süßes zum Frühstück zu reichen, kann einigen Gästen gegenüber eher den Eindruck erwecken, man wolle sie hungern lassen – ebenso wie ein kaltes Abendessen. Zu einer warmen Mahlzeit kein Brot oder kein Wasser zu reichen, kann auf Unverständnis stoßen. Und manch’ braune Soße, die über alles gegossen wird, kommt nicht bei allen Gästen gut an. Schließlich geht es ja nicht darum die Gastgeber zu zwingen das zu essen, was in Deutschland (angeblich) auf den Tisch kommt, sondern ihnen einen Einblick in die vielseitige 70 Esskultur des Gastlandes zu ermöglichen und sie selbst entscheiden zu lassen, was ihnen schmeckt und was nicht. Somit kann das Essen und die Art, wie die Verpflegung gestaltet wird, ein weiteres Angebot zum interkulturellen Lernen auf der Begegnung sein – und zwar für beide Seiten. Diese Chance gilt es zu nutzen. Findet die Begegnung in einer Kinder- und Jugendübernachtungsstätte bzw. einem Tagungshaus statt, ist es sinnvoll nach einer Abstimmung mit dem Begegnungspartner auch mit den Verantwortlichen in der Küche Sonderwünsche zu besprechen. Etwa um eine mehrsprachige Auszeichnung von Speisen zu ermöglichen, Speisen ohne Fleisch oder mit Schweinefleisch besonders zu kennzeichnen und getrennt zu servieren oder Speisen auszuschließen, die die Gastgruppe überwiegend ablehnen würde. Die Naturfreundejugend Deutschlands hat gute Erfahrungen mit der Selbstverpflegung auf internationalen Jugendbegegnungen gemacht. Das regt eine vielfältige und individuelle Kommunikation und Interaktion (oft ohne viele Worte) zwischen Einzelpersonen z.B. im jeweiligen Kochteam oder beim Einkaufen an. Es entsteht auch ein ganz anderes Gemeinschaftsgefühl und eine andere Identifikation mit dem zubereiteten Essen. Natürlich sind auch hier Prozesse in interkulturellen Kontexten manchmal zeitintensiver, da man sich auch über vermeintliche Selbstverständlichkeiten verständigen muss. Positiv gewendet können aber gerade diese Fragen helfen sich der eigenen Esskultur und der eigenen Gewohnheiten bewusst zu werden. Schmeckt’s? Verpflegung und Esskultur auf internationalen Jugendbegegnungen Schnell entsteht eine Alltagskommunikation über Fragen wie „Warum esse ich zum Frühstück nur Süßes und warum möchte er warmes Fleisch zum Frühstück?“ oder „Warum esse ich normalerweise in einer Viertelstunde und sie zwei Stunden lang? Auf vielen internationalen Jugendbegegnungen gehört ein Abschiedsessen mit anschließender Party zu den Höhepunkten des Programms. Egal ob im Stil eines Staatsbanketts, als Stehempfang mit Fingerfood, am Lagerfeuer oder auf Holzbänken im Zelt – eine liebevolle Gestaltung kann der Auftakt für einen gelungenen Abend sein, der den Teilnehmenden lange in Erinnerung bleibt. Gerade hier ergibt es Sinn, diesen Abend gemeinsam mit den Teilnehmenden intensiv vorzubereiten und das Essen immer wieder durch Beiträge aus der vergangenen Begegnung zu bereichern. 71 Sprichwörtlich Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm Sauer macht lustig Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird Zu viele Köche verderben den Brei Gut gekaut ist halb verdaut Hunger ist der beste Koch Liebe geht durch den Magen Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen Nach dem Essen sollst Du ruhen oder tausend Schritte tun Der Mensch lebt nicht vom Brot allein Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht Wess’ Brot ich ess, dess’ Lied ich sing Wer nicht kommt zur rechten Zeit, muss essen, was übrig bleibt Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen Das Auge isst mit Salz und Brot macht Wangen rot 72 In der allergrößten Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot An apple each day keeps the doctor away (England) Den wahren Geschmack des Wassers erkennt man erst in der Wüste (jüdisch) Die Soße ist für die Kochkunst, was die Grammatik für die Sprache ist (Niederlande) Wer immer nur wartet, bis ein anderer ihn zum Essen ruft, wird oft nichts bekommen (Roma-Weisheit) Lass mich in deinen Suppentopf gucken und ich sage dir, wer du bist (Russland) Ein gutes Essen ist Balsam für die Seele (Tadschikistan) Die zuverlässigste aller Uhren ist der Magen (Tschechien) Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel: man weiß nicht, was man bekommt (U.S.A.) Wer Honig essen will, muss Bienenstiche vertragen (Arabisches Sprichwort) Die Suppe, die man sich eingebrockt hat, muss man auch auslöffeln Zum Weiterlesen Schmeckt’s? – Alles übers Essen von Sabine Jaeger und Hermann Schulz, Hanser, 12,90 Euro Wo Schmatzen und Schlürfen erlaubt ist! von Sonja Floto-Stammen und Sandra Kretzmann, moses, 14,95 Euro GEOlino extra: So isst die Welt 6,20 Euro So isst die Welt von Peter Menzel und Faith Daluisio, Mair DuMont, 39,00 Euro Wohlgeschmack und Widerwillen von Marvin Harris, Klett-Cotta, 19,50 Euro „Erst kommt das Fressen...!“ – Über das Essen und Kochen in der Sozialen Arbeit von Lotte Rose und Benedikt Sturzenhecker (Hrsg.), Juventa, 24,90 Euro Reiseproviant. Das Kochbuch für Gruppen von Jasmin Khalil, Naturfreundejugend Deutschlands, 8 Euro Faszination Qutdoor-Küche von Heike Hornig & Markus Hönig, ziel Verlag, 19,80 Euro Ganz schön ausgekocht – Gesundes Essen für Gruppen, Freizeiten und Touren Deutsche Wanderjugend, 12,50 Euro GUT DRAUF! Essensfeste Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung www.reiseproviant.info Rezepte aus aller Welt für kleine und große Gruppen, Tipps zum Kochen unterwegs, Infos zum nachhaltigen Einkauf und zum interkulturellen Lernen www.familienhandbuch.de/cms/Ernaehrung_Esskultur.pdf Ein informativer Text über die Bedeutung von Sozialisation und Erziehung für die Ausbildung von Esskulturen und Geschmack. www.konsum-global.de Stadtführungen und Informationen zum Thema nachhaltiger Konsum und Globalisierung. www.de.einkaufsnetz.org Welchen Fisch kann man guten Gewissens kaufen und in welchem Supermarkt hat das Gemüse die wenigsten Giftstoffe? Im Einkaufnetz von Greenpeace gibt es Broschüren zu diesen Themen und jede Menge mehr Informationen zu unseren Nahrungsmitteln. www.fair4you-online.de Die Seite im Netz für junge Leute zum Thema „Fairer Handel“. www.oekolandbau.de/jugendliche Die Seite im Netz für junge Leute zum Thema „ökologischer Landbau“. www.talkingfood.de Alles über gesunde Ernährung. www.utopia.de Die Internetplattform für strategischen Konsum zur Verbesserung der Welt. 73 DAS KOCHBUCH FÜR GRUPPEN von Jasmin Khalil REISEPROVIANT Essen über den Tellerrand hinaus REISEPROVIANT – Das Kochbuch für Gruppen Essen über den Tellerrand hinaus DAS KOCHBUCH FÜR GRUPPEN Neues ausprobieren ist immer ein Abenteuer – auch beim Essen. Das gilt besonders für Reisen und Freizeiten, denn da hat jedeR eine eigene Esskultur im Gepäck. Reiseproviant lädt dazu ein, über den eigenen Tellerrand zu schauen: mit über 100 Rezepten aus aller Welt für kleine und große Gruppen, mit Tipps zum Kochen unterwegs und Informationen zum nachhaltigen Einkauf. Neben den Rezepten bietet ein interkultureller Infoteil Einblicke in die Vielfalt von Küchen und Esskulturen der Welt. 128 Seiten mit farbigen Abbildungen Ringbuchheftung Preis: 8 Euro zzgl. Versandkosten ISBN: 978-3-921381-51-9 Das Buch gibt es im Shop der Naturfreundejugend Deutschlands oder direkt bei [email protected]. 75 Notizen 76 Impressum Über uns Die Naturfreundejugend Deutschlands ist der eigenständige Jugendverband der NaturFreunde Deutschlands. Wir sind in 16 Landesverbänden und vielen Ortsgruppen organisiert. Viele Veranstaltungen des Verbandes finden in den über 400 deutschen Naturfreundehäusern statt. In unserer Arbeit setzen wir uns für Gerechtigkeit zwischen den Menschen und für den Erhalt der Natur ein. Wir organisieren Reisen und Freizeiten für junge Leute ins In- und Ausland und bilden GruppenleiterInnen und ReiseleiterInnen aus. Wir sind aktiv in der Umweltbildung, engagieren uns für die Anerkennung der Kinderrechte und unterstützen Kinder und Jugendliche dabei, die Welt nach ihren eigenen Vorstellungen mitzugestalten. Gefördert vom Impressum Reiseproviant – Methoden und Spiele für Gruppen Essen über den Tellerrand hinaus Herausgeber und Verlag: Naturfreundejugend Deutschlands Haus Humboldtstein 53424 Remagen Telefon: 02228-9415-0 Telefax: 02228-9415-22 [email protected] www.naturfreundejugend.de Konzept: Jasmin Khalil und Melanie Werner Redaktion: Jasmin Khalil, Melanie Werner, Ansgar Drücker Fotos: Jasmin Khalil und Melanie Werner Layout: Deike Reineck, www.deikind.net Druck: Uhl-Media GmbH ISBN: 978-3-921381-52-6 © 1. Auflage 2010 Vervielfältigung auch von Teilen, nur mit Genehmigung der Naturfreundejugend Deutschlands gestattet. Gefördert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplan des Bundes Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier. REISEPROVIANT Essen über den Tellerrand hinaus www.reiseproviant.info METHODEN UND SPIELE FÜR GRUPPEN Die Esskulturen und Küchen der Welt sind vielfältig und verändern sich ständig. Auch auf Reisen und Freizeiten wird gekocht und gegessen und jedeR hat eine eigene Esskultur im Gepäck – ein spannendes und bisher wenig beachtetes (Spiel-)Feld! Dieses Handbuch versammelt Methoden und Spiele, die dazu einladen kulinarisch und geistig über den eigenen Tellerrand zu schauen. Die Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Esskulturen ermöglicht es, den eigenen Standpunkt zu überdenken und Toleranz gegenüber fremden Gerichten und fremden Gewohnheiten zu entwickeln – und das über das Essen hinaus. ISBN 978-3-921381-52-6