dem Anhang - Klinik Bad Blankenburg

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Trauma und Sucht
Priv.-Doz. Dr. Ingo Schäfer, MPH
Email: [email protected]
18. Fachtagung, Klinik Bad Blankenburg, 01.07.2015
www.sucht-und-wendepunkt.de
Übersicht
•  Trauma und Traumafolgestörungen
•  Bedeutung für Suchterkrankungen
•  Implikationen für die Behandlung
Wann spricht man von einem
psychischen Trauma?
Wenn eine bedrohliche Situation die
Bewältigungsmöglichkeiten massiv
überfordert, so dass es zu Gefühlen
von Hilflosigkeit und einer dauerhaften
Erschütterung des Selbst- und
Weltverständnisses kommt.
(nach Fischer u. Riedesser, 2003)
Einteilung traumatischer
Erlebnisse (Terr, 1991)
„Schicksalhaft“
„Durch Menschen“
- Verkehrs-/Arbeitsunfälle
Typ - I
-  Berufsbedingte Traumata
Trauma
(kurzdauernd) (z.B. Polizei, Feuerwehr)
Geringeres
Risiko einer PTBS
-  Naturkatastrophen
- Vergewaltigung
-  Körperliche Gewalt
-  andere zivile Gewalterlebnisse
(z.B.
Überfälle,
Mittleres
Risiko
einer
PTBS
Geiselnahmen)
-  Langanhaltende
Typ - II
Naturkatastrophen
Trauma
(z.B. Flut, Erdbeben)
Mittleres Risiko einer PTBS
(langdauernd,
wiederholt)
-  Wiederholte
körperliche
und/oder sexuelle Gewalt
in der Kindheit
Hohes Risiko einer PTBS
-  Folter, politische
Inhaftierung
Gewalt und Vernachlässigung
in der Kindheit
Sexuelle Gewalt
Körperliche Gewalt
Aktive
Formen
Emotionale Gewalt
Emotionale Vernachlässigung
Physische Vernachlässigung
Passive
Formen
Emotionale Misshandlung
Hat ein Elternteil, oder eine andere erwachsene Person...
... versucht, Sie dazu zu bringen, dass Sie sich schuldig fühlten
oder Ihnen das Gefühl zu geben, Sie seien schlecht?
... Sie lächerlich gemacht, erniedrigt oder vor anderen beschämt?
... gedroht weg zu gehen und nie wieder zurück zu kommen?
... gedroht Sie zu verletzen oder zu töten (oder jemanden, der
Ihnen wichtig war, z.B. ein Haustier)?
... Sie in einem Zimmer, Schrank oder anderem kleinen Raum
eingesperrt, Sie gefesselt oder an etwas gekettet?
Prävalenz in Deutschland
Sexuelle Gewalt (Wetzels et al. 1997) Frauen ≈ 14 % Männer Körperliche Gewalt ≈ 12 % Emo;onale Gewalt ≈ 10% Emot. Vernachlässigung ≈ 14% (Iffland et al. 2013) ≈ 4 % ≈ 9 % ≈ 3 % 15-­‐20 % Mind. 1 Form Das Spektrum der Folgen
•  Posttraumatische
Störungen
•  Ängste
•  Depressionen
•  Sucht
•  Essstörungen
•  Psychosomatische
Erkrankungen
•  ...
WHO World Mental Health Survey
•  „Familiäre Dysfunktion“ (v.a. Gewalt, Vernachlässigung)
stärkster Prädiktor für psychische Störungen
•  Gilt für alle Diagnosen (Depression, Angststörungen,
Suchterkrankungen, ...)
•  Etwa ein Drittel (29,8%) aller psychischen Erkrankungen
sind damit in Verbindung zu bringen
•  Stärke der Zusammenhänge steigt mit Anzahl der Belastungen
Kessler et al. (2010) Brit J Psych, 197, 378-385
McLaughlin et al. (2010) Psychol Med, 40, 847-859
Posttraumatische Störungen
Reaktionen auf schwere Belastungen
•  Akute Belastungsreaktion (F43.0)
•  Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1)
•  Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung
(geplant in ICD-11)
Dissoziative Störungen
•  Dissoziative Amnesie/Fugue/Depers.störung
•  Nicht Näher Bezeichnete Dissoziative Störung
•  Dissoziative Identitätsstörung
Posttraumatische Belastungsstörung
• 
Beständiges Wiedererleben des Ereignisses
(Erinnerungen/Alpträume, Belastung durch Auslösereize)
• 
Anhaltende Vermeidung von Aktivitäten
und Situationen, die an das Ereignis erinnern
(Einschränkungen im Alltag, sozialer Rückzug)
• 
Erhöhtes vegetatives Erregungsniveau
(Starke Schreckreaktionen, Schlafstörungen)
Was Betroffene erleben
„An meiner Zimmernachbarin liegt es nicht, die geht früh
schlafen. Aber ich liege im Bett und dann kommen diese
Gedanken, schlimme Bilder, ...“
„Ich traue mich kaum über das Gelände zu gehen.
Zu viele Leute, die komische Gefühle machen...“
„Sie ahnen ja nicht welche Kraft mich das kostet.
Meine Freunde nennen mich nicht umsonst das
‚HB-Männchen‘...“
„Traumagedächtnis“
Schwierigkeiten beim gewollten Erinnern:
!  desorganisiert
!  nicht versprachlicht
!  Erinnerungslücken
Ungewolltes Wiedererinnern bzw. -erleben:
!  Auslösung durch Erinnerungsreize
!  mit allen Sinnen
!  besonders plastisch („hier und jetzt“)
Einfluss von Stresshormonen
Kombination von erhöhter Adrenalin-/Noradrenalinund erhöhter Cortisolausschüttung
-  Erste Welle: Adrenalin/Noradrenalin
Verstärkte Speicherung von Details
im sensorischen Gedächtnis
-  Zweite Welle: Cortisol
Störung der Langeitspeicherung
im autobiografischen Gedächtnis
(z.B. Elzinga & Bremner 2002, de Quervain 2008)
„Traumagedächtnis“
Bei PTBS verfestigt sich die Furchtstruktur, wird durch die
einzelnen Stimuli aktiviert (Grafik n. Flatten)
Die Amygdala – Feuermelder im Gehirn
Visueller
Cortex
Thalamus
Amygdala
(„Mandelkern“)!
Puls!
Blutdruck!
Muskulatur!
„Komplexe Posttraumatische
Belastungsstörung“
•  Veränderte Regulation von Affekten und Impulsen
(Chronische Anspannung, Autoaggression,...)
•  Veränderte Selbstwahrnehmung
(Entfremdungsgefühle, Gefühl der Leere, Scham,...)
•  Veränderte Beziehung zu anderen
(Unfähigkeit zu Vertrauen, sozialer Rückzug,...)
•  Veränderte Bedeutungssysteme
(Verlust bisheriger Überzeugungen, allg. Sinnverlust)
„Komplexe Posttraumatische
Belastungsstörung“
Proposals for mental disorders specifically associated with
stress in the International Classification of Diseases-11!
A. Maercker, C.R. Brewin, R.A. Bryant et al.
Lancet. 2013;381(9878):1683-1685
•  Neue Kategorie „komplexe PTBS“ für Reaktionen nach
schweren und wiederholten Traumatisierungen
•  Zusätzlich zu PTBS anhaltende Beeinträchtigungen von
Affekt, Selbstbild und interpersonellen Beziehungen
Die „lähmenden“ Auswirkungen
komplexer Traumatisierungen
„Theore'sch weiß ich o., wie ich für mich selbst sorgen könnte. Ich schaffe es aber nicht, das auch in die Praxis umzusetzen. Es erscheint mir ‚zu groß‘. Zu anstrengend. Für mich selbst zu sorgen bedeutet Arbeit. Spaß zu haben und schöne Dinge zu unternehmen, bedeutet Arbeit. Ich weiß nicht, wie man Dinge genießt. SelbsLürsorge fällt mir einfach unglaublich schwer.“ (http://komplexeptbs.wordpress.com/tag/trauma/)
Folgen für Aktivitäten und Teilhabe
„Die PTBS weist recht hohe Komorbiditätsraten mit anderen Störungsbildern auf bzw. „verpuppt“ sich darin. Dazu zählen insbesondere ... Medikamenten-­‐, Alkohol-­‐ und Drogenmissbrauch oder -­‐abhängigkeit ...“ Beeinträch'gungen von Ak'vitäten und Teilhabe u.a. durch: •  Vermeidung von Ak'vitäten, Menschen, Situa'onen •  Wiedererleben, das viele Ak'vitäten behindert •  Nachhal'ge Störung von Alltagskontakten •  Selbstverletzung („Lösungsversuche, bei unerträglichen Spannungszuständen“) •  Probleme Beziehungen einzugehen und aufrecht zu erhalten •  Verlust von Zukun.shoffnungen, Überzeugungen und Glaubensinhalten, der den Antrieb zu Ak'vitäten vermindert und die Krankheitsbewäl'gung erschwert Oft sind es die „schwierigen“
Patienten
•  Vorsichtig, wachsam, misstrauisch
•  Wut, Strategie der „Nach-vorne-Verteidigung“
(„Bevor Du mich verletzen kannst, greife ich an...“)
•  Bedürfnisse, die nicht nachvollziehbar scheinen
(„Ich kann aber nur bei Licht schlafen...“)
•  Eskalierende Konflikte mit dem Personal
Kampf
Sinnvoll wenn
Chancen bestehen
den Gegner zu
überwältigen
Flucht
Erstarrung
Wenn nichts
von beidem
möglich ist
Sinnvoll wenn
Chancen bestehen
dem Gegner zu
entkommen
Individuelles Vorgehen
Dissoziation
„Veränderungen des Bewusstseins, bei denen die
normalerweise verbundenen psychischen Funktionen des
Gedächtnisses, der personalen Identität, der
Selbstwahrnehmung und der Wahrnehmung der Umwelt
voneinander getrennt („dissoziiert“) ablaufen“
(American Psychiatric Association 1994)
Dissoziation –
ein Alltagsmechanismus
• 
Völliges „absorbiert sein“ (spannende Lektüre, Kino)
• 
Trance-Erleben (Marathonlauf, Autobahn-Hypnose)
• 
„Flow“-Erleben kreativer Denkprozesse
• 
Komplexe Handlungsroutinen
• 
Intensives Tagträumen
Dissoziative Symptome
bei traumatisierten Personen
•  Derealisation (Umgebung wirkt fremd/unecht)
•  Depersonalisation (Gefühl für eigenen Körper verändert)
•  „Trancezustände“
•  Somatoforme/pseudoneurologische Symptome
•  Gedächtnisprobleme/-lücken
Für Beobachter:
„Wegdriften“, „-dämmern“, „Tunnelblick“
Transgenerationale Weitergabe
Häufigkeit und Mechanismen
•  Direkte Weitergabe von Gewalt (ca. 30%)
•  Verminderte elterliche Sensitivität, weniger
empathischer Erziehungsstil
•  Impulsivität erschwert Umgang mit Konfliktsituationen
•  Geringere Belastbarkeit und stärkeres subjektives
Stresserleben betroffener Eltern
(oft aufgrund eigener Symptombelastung,
wie Depression, Symptome der PTBS etc.)
Noll (2005) J Interpers Violence, 20, 455-462
Thornberry et al. (2012) Trauma Violence Abuse, 13, 135-152
Übersicht
•  Trauma und Traumafolgestörungen
•  Bedeutung für Suchterkrankungen
•  Implikationen für die Behandlung
Wie hoch ist der Anteil Suchtkranker, die
interpersonelle Traumatisierungen in
verschiedenen Lebensphasen berichten?
Frühe Gewalt bei Alkoholabhängigen
Männer
Frauen
Gesamt
26%
14%
34%
35%
31%
51%
29%
20%
39%
41%
1%
42%
67%
41%
63%
45%
13%
49%
Kindheit
- Körperliche Misshandlung
-  Sexueller Missbrauch
-  Mindestens eine Form
Erwachsenenalter
- Körperliche Gewalt > 16
-  Sexuelle Gewalt >16
-  Mindestens eine Form
(N=270)
Mindestens 1 Form früher Gewalt
(sexuell oder körperlich)
•  50% der Frauen
•  30% der Männer
•  80 % der Frauen
•  50 % der Männer
Review u.a. bei Simpson & Miller (2002) Clin Psychology Rev, 22, 27-77
Frühe Traumatisierungen bei
Alkoholpatineten (N=347)
CTQ Subskalen Scores 25 20 15 10 5 0 Kein/minimales Trauma (n = 149) EmoFonale Vernachlässigung EmoFonale Vernachlässigung (n = 110) EmoFonale EmoFonaler & Sexueller Missbrauch & Alle Formen von Trauma Vernachlässigung & körperlicher Missbrauch emoFonale (n = 13) emot. Missbrauch (n = 27) Vernachlässigung (n = 35) (n = 13) EmoFonaler Missbrauch Körperliche Vernachlässigung Körperlicher Missbrauch Sexueller Missbrauch Lotzin et al. (in Vorbereitung) Gewalterfahrungen
in der Kindheit
Problematischer
Konsum im
Jugendalter
(Weitere) Erfahrungen
sexueller/körperlicher
Gewalt
...
Verfestigung
traumatisierender
Lebensbedingungen
(„Szene“, Gewalt in
Partnerschaften...)
Steigerung des
Konsums als Versuch
der „Selbstmedikation“
37
Welche Evidenz haben wir?
Epidemiologische
Forschung
Klinische
Forschung
Grundlagenforschung
Versorgungsforschung
Früher Stress und HPA-Achse
Neuronale
Transmission
Hypothalamus
CRH
Amygdala
Hippocampus
Hypophyse
ACTH
Cortisol
Nebennierenrinde
Autonomes
Nervensystem
Immunsystem
„Early life stress“ und Substanzkonsum
Rearing experiences and stress-induced plasma cortisol as early risk
factors for excessive alcohol consumption in nonhuman primates!
C. Fahlke, J.G. Lorenz, J. Long et al."
Alcohol Clin Exp Res. 2000; 24:644-650
Befunde bei alkoholabhängigen Patienten
Impact of Childhood Trauma on Hypothalamus-Pituitary-Adrenal Axis Activity
in Alcohol-Dependent Patients!
I. Schäfer, L. Teske, J. Schulze-Thüsing, K. Homann, J. Reimer, C. Haasen, J.
Hissbach, K. Wiedemann
Eur Addict Res (2010) 16:108-114!
Childhood trauma
None - low
Moderate extreme
Childhood trauma
ACTH
Plasma concentration (pg/ml)
Plasma concentration (pg/ml)
Cortisol
*
*
None - low
Moderate extreme
(N = 38)
Welche Evidenz haben wir?
Epidemiologische
Forschung
Klinische
Forschung
Grundlagenforschung
Versorgungsforschung
Somatische Folgen früher Traumatisierungen
FeliT et al. (1998) Am J Prev Med 14:245-­‐258 Formen früher Belastungen
(„Adverse Childhood Experiences“; ACE)
Misshandlung •  Sexuell •  Körperlich •  EmoFonal Vernachlässigung •  Körperlich •  EmoFonal Belastungen in der Familie •  Häusliche Gewalt •  Alkohol-­‐/Drogenprobleme •  Psych. Erkrankung/Suizidversuch •  Trennung/Scheidung der Eltern •  Haushaltsmitglied in Ha_ Häufigkeit von ACE
40
35
% der SFchprobe 30
25
20
15
10
5
0
0
1
2
ACE Score FeliT et al. (1998) Am J Prev Med 14:245-­‐258 3
≥4
Mindestens 1 Suizidversuch
40
35
% der SFchprobe 30
25
20
15
10
5
0
0
1
2
3
4
ACE Score Dube et al (2001) JAMA 286:3089-­‐3096 5
6
≥7
Häufige Kopfschmerzen
35
% der S;chprobe 30
25
20
15
10
5
0
0
1
2
ACE Score Anda et al. (2010) Headache 9: 1473-­‐1481 3
4
≥5
Lebererkrankungen
18
16
% der S;chprobe 14
12
10
8
6
4
2
0
0
1
2
ACE Score Dong et al. (2003) Arch Intern Med 163:1949-­‐1956 3
≥4
Chronisch obstruktive
Lungenerkrankungen
16
% der S;chprobe 14
12
10
8
6
4
2
0
0
1
2
3
ACE Score Anda et al. (2008) Am J Prev Med 34: 396-­‐403 4
≥5
Zusammenhänge mit
körperlicher Erkrankung
Großbritannien, 18-­‐69jährige (N=3.885) Kumula;ver Anteil ohne Diagnosen 1,0 0,9 0,8 35% von Erkrankung betroffen 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 • 
• 
• 
• 
• 
• 
Krebserkrankungen Typ II Diabetes Herz-­‐Kreislauf-­‐Erkrankungen Erkrankungen des Verdauungssystems Schlaganfälle Lungenerkrankungen 70% von Erkrankung betroffen 0,2 0,1 0,0 0 ACEs 0-­‐9 10-­‐19 20-­‐29 ≥4 ACEs 30-­‐39 Lebensalter Bellis et al. (2014) Journal of Public Health, doi:10.1093/pubmed/fdu065 40-­‐49 50-­‐59 60-­‐69 Ungünstige Bewältigungsstrategien
als Mediatoren
Anzahl früher Belastungen und
spätere Suchtprobleme (N=9.346)
Anda et al. (2006) Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci
•  Klare Zusammenhänge zwischen frühen
Traumatisierungen und Suchtentwicklung
im Jugendalter
•  Auch nach Kontrolle anderer Faktoren
(z.B. Suchterkrankungen der Eltern)
MacMillan et al. (2001) Am J Psychiatry, 158, 1878–1883
Shin, Edwards & Heeren (2009) Addict Behav, 37, 277-280
Sartor et al. (2013) Addiction, 8, 993-1000
Prävention von frühen Belastungen
Junge Erwachsenen in 8 Osteuropäischen Ländern (N=10.700)
Reduk;on von problema;schen Verhaltensweisen, wenn die Teilnehmer keine ACEs häien: Früher Sex (<16 J.) Mult. Sexpartner (≥5) Rauchen (aktuell) Drogen-­‐ (Lebenszeit) Probl. Alkoholkonsum (aktuell) Suizidversuche (Lebenszeit) 21% 21% 22% 36% 51% 83% Bellis M et al. (2014) Bull World Health Organ 92:641–655 Welche Evidenz haben wir?
Epidemiologische
Forschung
Klinische
Forschung
Grundlagenforschung
Versorgungsforschung
Suchtkranke mit frühen Gewalterlebnissen
Häufigere Therapieabbrüche
(Brady et al. 1994, Hien & Levin 1994, Thompson & Kingree 1998)
Häufigere Rückfälle
(Brown, Stout & Mueller 1996, Ouimette, Ahrens et al. 1997)
Mehr gesundheitliche, rechtliche
und soziale Probleme
(z.B. Ouimette et al. 2000, Kang et al. 2002)
Hohe Raten komorbider
psychischer Störungen
(z.B. Brown et al. 1995, Brady et al. 1994, Najavits et al. 1998)
Posttraumatische Belastungsstörung
• 
Beständiges Wiedererleben des Ereignisses
(Erinnerungen/Alpträume, Belastung durch Auslösereize)
• 
Anhaltende Vermeidung von Aktivitäten
und Situationen, die an das Ereignis erinnern
(Einschränkungen im Alltag, sozialer Rückzug)
• 
Erhöhtes vegetatives Erregungsniveau
(Starke Schreckreaktionen, Schlafstörungen)
Wie hoch ist der Anteil Suchtkranker, die eine
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
aufweisen?
Prävalenz der PTBS bei
Alkoholabhängigkeit
A systematic review of the comorbidity between PTSD
and alcohol misuse!
F. Debell, N.T. Fear, M. Head et al.
Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol. 2014; 49:1401-1425
Studie in Norddeutschen Suchteinrichtungen
(N=469 PatientInnen)
50
45
%
Alkoholabh.
45
Drogenabh.
40
35
30
Abh. von A+D
34
30 29
30
25
19 18 18
20
23
21 22
15
15
10
Kein Trauma
Trauma
V.a. PTBS
Sichere PTBS
Driessen et al. (2008) Alcoholism: Clinical and Experimental Research
PTBS bei Suchtkranken
in Behandlung
Frühe Gewalt
•  25% der Frauen
50%
•  15% der Männer
30%
•  50% der Frauen
80%
•  25% der Männer
50%
Review z.B. bei Schäfer & Najavits (2007) Curr Opin Psychiatry 20: 614-618
Zusammenhänge zwischen Trauma,
PTBS und Sucht
HochrisikoHypothese
VulnerabilitätsHypothese
Trauma
Substanzgebrauch
PTBS
SelbstmedikationsHypothese
Bedeutung für den Verlauf der Sucht
•  Enge Beziehungen zwischen Symptomen der PTBS
und dem Konsum
(z.B. Schumacher et al. 2006, Stewart et al. 2000, O‘Hare & Sherrer 2011)
•  PTBS verschlechtert Therapieverlauf und Outcome
(häufigere Therapieabbrüche, schnellere Rückfälle)
(z.B. Dragan et al. 2007, Evren et al. 2011)
•  Behandlung der PTBS bessert die Prognose der
substanzbezogenen Störung
(z.B. Back et al. 2006, Ouimette et al. 2003)
Belege dass Behandlung hilft
Trauma-focused imaginal exposure for individuals with comorbid
posttraumatic stress disorder and alcohol dependence: Revealing
mechanisms of alcohol craving in a cue reactivity paradigm
S.F. Coffey, P.R. Stasiewicz, P.M. Hughes, M.L. Brimo"
Psychology Addict Behav (2006) 20:425-435
•  N=43, Alkoholabhängigkeit und PTBS
• Craving und subjektive Belastung
bei Konfrontation mit Traumareizen
sich durch Expositionstherapie
reduzieren
lässt
effektiv
Substanzen können helfen...
... negative Gefühle zu dämpfen
... positive Gefühle zu erleben
... Kontakt mit Menschen auszuhalten
... „Suizid auf Raten” zu begehen
... Sexualität zu leben
... sich am Täter zu rächen
... sich einigermaßen normal zu fühlen
... Kontrolle zu bekommen
... zu zeigen, wie schlecht man sich fühlt, wenn die
Worte dafür fehlen
Selbstmedikation mit Crystal und Speed
Angaben von 392 Konsumenten
„Hab nächtliche Intrusionen wegen sex. Missbrauch vom Vater gehabt, Speed war gut, um sich wach zu halten.“ „Kindheitserinnerungen auszublenden, auch nachts.“ „Mich zu entspannen, meine Trauma'sierung in den Griff zu kriegen. Selbstmedika'on.“ „Hade ein schwieriges Elternhaus, viel Alk, viel Gewalt ... ohne die Drogen wäre ich depressiv und traurig.“ „Selbstmedika'on bei Depression... Andere nehmen Kopfschmerztableden, ich habe Crystal genommen, wenn’s mir schlecht ging.“ Schäfer, Lotzin & Mililn (2014) Psychotherapeut 59, 300-305
Welche Evidenz haben wir?
Epidemiologische
Forschung
Klinische
Forschung
Grundlagenforschung
Versorgungsforschung
Trauma-informierte Behandlung
Wichtige Aspekte - unabhängig von
„komorbiden Diagnosen“
•  Angebote besser auf die typischen Bedürfnisse Betroffener
ausrichten
•  Krankheitskonzepte die es Betroffenen erlauben, die
eigenen Verhaltens- und Erlebensweisen zu verstehen
•  Normalisierung und Würdigung der Symptome als
Bewältigungsversuch und Schutz
•  Hoffnung und Motivation, die Kontrolle über das Leben
zurück zu erlangen
Was brauchen Betroffene?
„Extremer Stress“
„Todesangst“
Gefühl der Sicherheit
„Sich völlig hilflos fühlen“
„Keine Kontrolle haben“
„Ausgeliefert sein“
Autonomie, Kontrolle
„Unberechenbarkeit“
„Ich wusste nie wann es passiert“
Vorhersehbarkeit, Transparenz
Jede/r sollte zumindest
„etwas“ wissen
Traumasensible Behandlung/Beratung
(Setting, Diagnostik, Stabilisierung)
Traumakompetente Therapie
(Weiterführende Interventionen,
Supervision anderer Einrichtungen)
Traumaspezifische
Therapie
Traumasensible Behandlung
1.  Setting vermittelt „Gefühl der Sicherheit“
2.  Systematische Diagnostik
3.  Informationen vermitteln und basale
Interventionen (Stabilisierungstechniken)
4.  Vernetzung mit niedergelassenen
TherapeutInnen und spezialisierten Kliniken
Phasen der Traumatherapie
Stabilisierung
•  Kontrolle
akuter
Symptome
•  Identifizierung/
Aufbau von
Ressourcen
PsychoedukaFon ImaginaFve Verf., DBT-­‐Techniken… Traumabearbeitung / konfrontation
•  „Dem Trauma
geplant und
dosiert
begegnen“
Reintegration
•  Trauern und
Neubeginn
EMDR VT-­‐Techniken IRRT 74
Strategien bei
Posttraumatischen Störungen
(Phase 1)
• 
Bessere Toleranz gegenüber posttraumatischen Symptomen
und Craving durch verbesserte Emotionsregulation und andere
Bewältigungsstrategien
(z.B. Najavits 2002, Bornovalova 2006)
• 
Modifikation von traumabezogenen und suchtbezogenen
Kognitionen, Einschätzung von Risikofaktoren etc.
(z.B. Najavits 2002)
• 
Reduktion von PTBS-Symptomen durch Prozessierung
traumatischer Erinnerungen
(z.B. Mills et al. 2011, Sannibale 2013)
(Phase 2)
Roberts NP, Roberts PA, Bisson JI (in preparation). Psychological interventions for post-traumatic stress
disorder and comorbid substance use disorder. Cochrane Database of Systematic Reviews
„Trauma- vs. Suchttherapie“
Traumatherapie
Suchttherapie
Therapeutisch induzierten Stress
vermeiden
Konfrontation
Frustrationstoleranz erhöhen
Würdigung traumabedingter CopingStrategien
Krankheitsakzeptanz
Suchtmittelkonsum dysfunktional
Individuelle Vereinbarungen
Allgemein verbindliches
Regelwerk
Rückzug ermöglichen
Überforderung vermeiden
Leben in der Gemeinschaft
Rückzug verhindern
TherapeutIn als Begleitung
TherapeutIn als Gegenüber
Einzeltherapie
Gruppentherapie
(Teunißen, 2006)
Traumaspezifische Therapie:
Welches Modell?
Sequentiell:
Zunächst Suchtbehandlung oder zunächst Traumatherapie
" Ansätze oft nicht ausreichend, Klienten fallen „durchs Netz“
Parallel:
Behandlung beider Problembereiche durch mehrere Therapeuten, die
auf jeweils einen Bereich spezialisiert sind
" Koordinationsbedarf, Klienten müssen Integration leisten
Integrativ:
Sucht- und Traumabehandlung durch dieselben Therapeuten/-innen
" Fortbildungsbedarf, leichter im Sucht- als im Traumabereich
Mögliche Konstellationen
Abhängigkeit
Abhängigkeit
Missbrauch
Missbrauch
10
15
Alter (Jahre)
20
25
30
35
40
45
Typ I („Monotrauma“)
10
15
Alter (Jahre)
20
25
30
35
40
45
Typ II („Komplextrauma“)
• 
Höhere individuelle Ressourcen
• 
Geringe individuelle Ressourcen
• 
Oft schnelle Stabilisierung
• 
Stabilisierung dauert länger
#  Sequenzielle Therapie
(„zuerst Suchtbehandlung“)
kann möglich sein
#  Exposition schneller möglich
#  Integrierte Therapie notwendig
#  Zunächst mehr stabilisierende
Interventionen
#  Exposition im Verlauf
Integrative Behandlungsprogramme
Syst. Übersichten:
Dam et al. (2012)
Clinical Psychology Review,
32, 202–214
Torchalla et al. (2012)
Journal of Substance Abuse
Treatment, 42, 65–77
Najavits & Hien (2013)
Journal of Clinical Psychology:
In Session, 69, 433–479
Therapieprogramm
„Sicherheit finden“
•  Zielt auf die vielfältigen
Folgen traumatischer
Erfahrungen
•  Fokus auf Bewältigungsstrategien
•  Kann in allen Settings
eingesetzt werden
•  Keine TraumatherapieAusbildung notwendig
www.trauma-und-sucht.de
Gruppensitzungen von
„Sicherheit finden”
•  Distanzierung
von Schmerz - Erdung
•  PTBS:
Die eigene Stärke
zurückgewinnen
•  Wenn
Substanzen Sie beherrschen
•  Um
Hilfe bitten
•  Gut
für sich sorgen
•  Unterstützungsangebote
•  Sich
Bedeutungen erschließen
•  Grenzen
setzen in Beziehungen
•  Entdeckungsreise
•  Andere
dazu bringen, Ihre
Genesung zu unterstützen
•  Mitgefühl
•  Umgang
•  Rote
•  Würdigung
und Grüne Signale
•  Ehrlichkeit
•  Heilsames
•  Die
Denken
innere Spaltung überwinden
•  Verbindlichkeit
mit Auslösern
der eigenen Zeit
•  Gesunde Beziehungen
•  Sich
eine Freude machen
•  Heilung
von Wut
Durchführung in der Gruppe
Jede Sitzung besteht aus vier Teilen:
1. Begrüßungsrunde
2. Zitat
3. Hauptteil
4. Abschlussrunde
Begrüßungsrunde
Jedes Gruppenmitglied soll mit wenigen Sätzen berichten...
1. ...wie er/sie sich fühlt
2. ...welche Bewältigungsstrategien er/sie seit der letzten Gruppe
anwenden konnte
3. ...wie sich der Substanzgebrauch und weitere
„Risikoverhaltensweisen“ entwickelt haben
4. ...ob er/sie seine „Selbstverpflichtung“ eingehalten hat
5. ...wie der Stand bzgl. weiterer therapeutischer Unterstützung
oder komplementäre Angebote ist
„Du bist nicht dafür verantwortlich,
dass Du am Boden liegst, aber Du
bist dafür verantwortlich wieder
aufzustehen“
Jesse Jackson
Hauptteil
1.  Zum jeweiligen Sitzungsthema werden
Informationen vermittelt
2. Die Inhalte werden mit den Erfahrungen der
Teilnehmer/-innen verknüpft und diskutiert
3. „Sichere Bewältigungsstrategien“ werden vermittelt
und eingeübt (z.B. Rollenspiele)
Hauptteil
1.  Zum jeweiligen Sitzungsthema werden
Informationen vermittelt
2. Die Inhalte werden mit den Erfahrungen der
Teilnehmer/-innen verknüpft und diskutiert
3. „Sichere Bewältigungsstrategien“ werden vermittelt
und eingeübt (z.B. Rollenspiele)
√
√
√
√
√
Hauptteil
1.  Zum jeweiligen Sitzungsthema werden
Informationen vermittelt
2. Die Inhalte werden mit den Erfahrungen der
Teilnehmer/-innen verknüpft und diskutiert
3. „Sichere Bewältigungsstrategien“ werden vermittelt
und eingeübt (z.B. Rollenspiele)
Abschlussrunde
Jedes Gruppenmitglied wird gebeten...
1.  ...eine Sache zu benennen, die es aus der
Sitzung mitnehmen konnte
2.  ...eine neue „Vereinbarung“ bis zur nächsten
Sitzung zu treffen
√
Studien zu „Sicherheit finden“
17 Pilotstudien (Phase I), u.a.
" Weibl. amb. Patientinnen (Najavits et al., 1998)
" Männl. amb. Patienten (Najavits et al., 2005)
" Weibl. Veteranen (Weller, 2005)
" Männl. u. weibl. Veteranen (Cook et al., 2006)
" Weibl. Patientinnen im Gefängnis (Zlotnick et al., 2003)
" Weibl. Patienten in gemeindenaher Versorgung (Holdcraft et al., 2002)
" Weibl. Patienten in gemeindenaher Versorgung (Young et al., 2004)
" Männl. afro-amerikanische Patienten (Hamilton et al. 2006)
6 kontrollierte Studien (Phase II)
" Weibl. Patientinnen in Einzeltherapie (Hien et al., 2004)
" Jugendl. Mädchen (Najavits et al., 2006)
" Weibl. Patienten in Gruppentherapie (Gatz et al., 2007, Hien et al., 2009)
" Weibl. Patientinne im Gefängnis (Zlotnick et al. 2009)
" Männl. Veteranen in Gruppentherapie (Boden et al. 2011)
2 multizentrische Studien (Phase III)
"   Wohnungslose weibl. Veteranen (Desai et al., 2008)
" Weibl. Patientinnen mit komorbiden Störungen (Morissey et al., 2005)
2 Disseminationsstudien
" Rugs et al. (2004); Brown et al. (2007)
Studie in der stat. Reha
•  5 Fachkliniken
•  539 Patienten, mind.
„subsyndromale“ PTBS
•  Behandlung mit
„Sicherheit finden“
vs. Kontrollgruppe
•  Abstinenz und PTBSSymptomatik nach
6 Mon., Haltequote etc.
Studienablauf
Erstgespräch
(Screening)
Einführungssitzung
(T1)
Gruppensitzungen
(12 Termine)
Abschlusssitzung
(T2)
Katamnese 6 Mon
(T3)
Wo. 1-2
Wo. 3
Wo. 4 - 15
Wo. 16
Effekte auf die PTBS-Symptomatik
(„Posttraumatic Diagnostic Scale“)
Zusammenhänge mit der Anzahl
besuchter Sitzungen
PTBS und Abstinenz
6 Monate nach Behandlung
CANSAS-Netzwerk
Advisory Board
Prof. E. Foa, Philadelphia, Prof. P. Resick, Boston, Prof. M. Cloitre, Palo Alto
Projekt-cluster 1
Projekt-cluster 2
Projekt-cluster 3
Evidenz-basierte Therapien
Emotionsregulation als Moderator zwischen
früher Gewalt, Suchtverlangen und
Rückfällen bei Personen mit
Substanzmissbrauch
Verbesserung der Versorgung
Kognitive Verhaltenstherapie bei
Patientinnen mit PTBS und
Substanzmissbrauch
Risikoeinschätzung bei Eltern mit
Substanzmissbrauch: Entwicklung eines
evidenz-basierten Instrumentes
PD Dr. I. Schäfer, Hamburg
Prof. Dr. N. Scherbaum, Essen
Prof. Dr. M. Driessen, Bielefeld
Prof. Dr. S. Barnow, Heidelberg
Prof. Dr. M. Klein, Köln
PD Dr. I. Schäfer, Hamburg
P 1.A
Zusammenhänge zwischen früher Gewalt
und der neuroendokrinen Stressantwort bei
Personen mit Substanzmissbrauch
PD Dr. I. Schäfer, Hamburg
Prof. Dr. S. Barnow, Heidelberg
Prof. Dr. C. Kirschbaum, Dresden
P 1.B
Koordination
Prof. Dr. U. Ravens-Sieberer Hamburg
P 2.A
P 3.A
Kognitive Verhaltenstherapie bei
Jugendlichen mit PTBS und
Substanzmissbrauch
Learning how to ask –
ein Trainingsprogramm für SuchthilfeEinrichtungen
Prof. Dr. R. Thomasius
Hamburg
Prof. Dr. Dr. M. Härter
Hamburg
P 2.B
Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS), Hamburg
P 3.B
Kooperation mit der Behörde für Gesundheit, Hamburg
Gemeinsamer Datenpool
Mediatoren und Risikofaktoren
www.trauma-und-sucht.de
Seminar „Sicherheit finden“:
25.09./26.09.15 Hamburg
S3-Leitlinie PTBS (AWMF)
Integrated Exposure-Based Therapy for Co-occuring
Posttraumatic Stress Disorder and Substance Dependence.
A Randomized Controlled Trial!
K. Mills, M. Teesson, S. Back et al.
JAMA (2013) 308(7): 690-699
•  N=103 ambulante Pat. mit polyvalenter Abhängigkeit, 62% weiblich
•  13 Sitzungen à 90 Min. integrative KVT (Sucht, Exposition in sensu, kogn.
Ansätze für PTBS M=5 Sitzungen, 54% erhielten Exposition) vs. TAU;
9-Monats-Katamnese
•  In der Interventionsgruppe signifikant stärkere Reduktion der PTBSSymptomatik (CAPS-Score 52.9 vs. 67.2%; p=.02)
•  Keine Unterschiede in Bezug auf die Anzahl der erfüllten
Abhängigkeitskriterien (CIDI)
•  Kein Unterschied bzgl. Adverse Events (Suizidvers., SVV, stat. Aufn.)
S3-Leitlinie Alkoholbezogene
Störungen
• 
„Zur Reduktion von PTBS-Symptomen sollen Patienten
mit alkoholbezogenen Störungen PTBS-spezifische
KVT-Ansätze angeboten werden“
Mills et al. (2013), Sannibale et al. (2013), Hien et al. (2010 a,b)
•  „Patienten mit dieser Komorbidität sollen stabilisierende
integrative KVT-Programme angeboten werden“
Hien et al. (2010 a,b)
• 
Expositions-basierte Interventionen sollen angeboten werden
wenn sich der Konsum auf niedrigem Niveau stabilisiert hat
oder Abstinenz erreicht wurde
Mills et al. (2013), Sannibale et al. (2013)
(Jeweils Evidenzlevel Ib, Empfehlungsgrad A)
Prävalenz + Therapie-Evidenz = ?
Why clinicians do not implement integrated treatment for comorbid
substance use disorder and posttraumatic stress disorder: a
qualitative study !
N. Gielen, A. Krumeich, R. C. Havermans, F. Smeets, A. Jansen
European Journal of Psychotraumatology. 2014; 5:http://dx.doi.org/10.3402/ejpt.v5.22821
•  Qualitative Interviews mit Personen in unterschiedlichen Bereichen
der Suchthilfe
•  Einfluss von Traumatisierungen/PTBS auf Sucht wurde anerkannt,
dabei gravierende Unterschätzung der Prävalenz
•  Fehlannahmen zur Behandlung von Traumafolgen bei Suchtkranken
(Sorge, dass man damit schadet)
•  Wissensdefizite im Suchtbereich
•  Angebote erst in den letzten
Jahren stärker verfügbar
•  Schamgefühle bei Betroffenen,
Selbststigmatisierung
•  . . .
! Spezifische Weiterbildung von
MitarbeiterInnen der Suchthilfe
„Learning how to ask“
1-Tages-Training für psychosoziale Berufe
(in Anlehnung an Read et al. 2007):
1)  Reflexion des Umgangs
mit Traumatisierungen
bei KlientInnen
2)  Wissensvermittlung
Formen und Folgen von
Traumatisierungen
Grundregeln zum Erfragen
und Reagieren auf Berichte
3)  Praktisches Einüben
Rollenspiele
Stichprobe
BeraterInnen aus 23 amb. Suchtberatungsstellen in Hamburg
Interventionsgruppe
(n = 57)
n
M
SD
Kontrollgruppe
(n = 75)
Min Max
n
M
SD Min Max
T
df
p
Alter
57
42,9 12,2
21
64
73 47,1 9,2
23
65
2,3
128
.026
Klienten
pro Monat
55
31,7 18,4
4
80
67 32,1 17,8
4
90
0,1
120
.900
Einstellungen zum Erfragen
Stimme sehr zu 3 Einstellung 2,5 2 **
*
**
**
*
**
*
**
*
**
1,5 1 0,5 Stimme gar nicht 0 zu
T1 T2 Barrieren in Bezug auf das Erfragen
von Traumatisierungen
Sehr 3,0 Barrieren
2,5 2,0 1,5 **
*
**
*
**
*
**
**
*
**
*
**
*
1,0 0,5 Gar nicht 0,0 T1 T2 Sicherheit im Erfragen/Reagieren
Sehr sicher
3,0
Sicherheit
2,5
2,0
**
*
***
***
**
T1
1,5
T2
1,0
0,5
Sehr unsicher
0,0
Erfragen
Reagieren
Selbst Hilfe anbieten
Weitervermitteln
„Was fanden Sie besonders gut“ ?
www.trauma-und-sucht.de
Curriculum Zertifikat
„Traumapädagogik und
Traumazentrierte Fachberatung“
der DeGPT und BAG
Traumapädagogik
Fazit
•  Traumatisierungen sollten – entsprechen der
inzwischen vorliegenden Evidenz – systematisch
in Krankheitsmodellen berücksichtigt werden
•  Der Umgang damit muss zum Grundwissen bei allen
Personen gehören, die mit Suchtkranken arbeiten
•  Anpassung der Routinen (Settings, systematische
Diagnostik)
•  Evidenzbasierte, leitliniengerechte Behandlung
posttraumatischer Störungen
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
www.trauma-und-sucht.de
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