Teil 5: Makrostatik: Aggregation der Mikroeinheiten in Buchungssystemen: die VGR Volkswirtschaftslehre © Blaas 1. Einleitung 2. Das Europäische System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen ESVG 1995 3 3. Die Produktionskonten der Sektoren 4. Das Produktionskonto nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften 5. Das Produktionskonto finanzieller Kapitalgesellschaften 6. Entstehungsrechnung: Von der Wertschöpfung zum Bruttoinlandsprodukt 7. Verwendungsrechnung 8. Verteilungsrechnung 9. Gesamtwirtschaftliche Aggregate 1 10. Volkswirtschaftliche f Saldenmechanik S Volkswirtschaftslehre © Blaas 2 1 1. Einleitung 1) Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) ist der Versuch, die wirtschaftlichen Transaktionen einer vergangenen Periode, i.A. eines abgelaufenen Jahres, möglichst vollständig und genau für eine gesamte Volkswirtschaft statistisch zu erfassen und darzustellen. Dabei wird eine konsistente und einerseits hinreichend detaillierte, andererseits aber übersichtliche Darstellung g des Wirtschaftsprozesses p angestrebt. g Wichtige Ziele der VGR sind die * Erfassung des Aufkommens der Güter („woher?“ - Produktion; Import) und ihrer Verwendung („wohin?“ - Weiterverarbeitung, Konsum, Investition, Lager, Export); * Erfassung der Entstehung und Verteilung der Einkommen, ihre „Umverteilung“ (Steuern, Transfers und Subventionen des Staates, Transaktionen mit EU-Institutionen) und Verwendung; * Erfassung der Finanzierung (Sparen, Abschreibungen, Verschuldung, Kapitaltransfers) * Darstellung nach Wirtschaftszweigen oder institutionellen Sektoren. ______________ 1) Statistik Austria, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen 1977-2001. Wien 2002 Volkswirtschaftslehre © Blaas 3 Die VGR hat nicht zuletzt die Aufgabe, wichtige gesamtwirtschaftliche Aggregate statistisch zu ermitteln, wie z.B. das BIP, den Export, den Import, das Preisniveau und dessen Veränderung, etc. Üblicherweise ist die VGR auf ein Land und ein Jahr bezogen, sie stellt also die wirtschaftliche Tätigkeit eines Landes in einem bestimmten Jahr dar. Darüberhinaus gibt es auch Berechnungen von VGR-Daten für andere zeitliche und räumliche Abgrenzungen. In zeitlicher Hinsicht sind Quartalsrechnungen von Bedeutung, die für die Konjunkturanalyse wichtig sind. In räumlicher Hinsicht gibt es einerseits Berechnungen für Gebietsabgrenzungen innerhalb einer Volkswirtschaft. So werden z.B. in Österreich im Rahmen der Regionalen Gesamtrechnung Daten für die Bundesländer und für die 35 Nuts 3Regionen g ermittelt. Andererseits können aber auch Gruppen pp von mehreren Volkswirtschaften zu einer Wirtschaftseinheit zusammengefasst werden (z.B. die EU) und dafür VGR-Berechnungen angestellt werden. (Siehe dazu http://www.statistik.at/web_de/statistiken/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/index.html) Volkswirtschaftslehre © Blaas 4 2 Wenn wir in diesem Zusammenhang von den wirtschaftlichen Transaktionen sprechen, so sind damit natürlich nur jene Transaktionen gemeint, die "offiziell" erfassbar sind, d.h. die nicht in irgendeiner Form illegal oder "schwarz" sind. Es ist offensichtlich, dass es einen mehr oder weniger großen Anteil an ökonomischen Transaktionen in einer Volkswirtschaft gibt, die nicht in der VGR enthalten sind, weil sie "am Fiskus vorbei geschmuggelt" werden, nicht abgerechnet werden, oder weil sie eben schlichtweg illegale Aktivitäten sind (Beispiel: Drogenmarkt). (Zum Begriff, Arten und Schätzung der "Schattenwirtschaft" vgl. D. Cassel und A. Caspers, Was ist Schattenwirtschaft?; in: WiSt, 13. Jg., Heft 1, 1984, S. 1 - 7.) Nach nicht unumstrittenen1) Studien von F. Schneider (Univ. Linz) hat im Jahre 2000 der Anteil der durch „Pfusch“ erwirtschafteten Wertschöpfung 10% des österreichischen BIP überstiegen (10,07%, 272 Mrd öS). Im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz liegt Österreich im Mittelfeld: Schweiz 8,9%, Deutschland 16,0%. Aber: im neuen System der österreichischen VGR auf Basis des ESVG 95 werden diverse Anpassungen zur Sicherung der Vollständigkeit der VGR vorgenommen: _________________________________ 1) Kritik wird an der Schätz-Methode (Bargeldansatz) geübt, die nicht zwischen legalen und illegalen Tätigkeiten unterscheidet (U. Sedlaczek 2005; www.nachdenkseiten.de). Volkswirtschaftslehre © Blaas A. 5 Untererfassung Zuschätzungen von Unternehmen, die keine Daten melden B. Konzeptive Änderung aufgrund g methodischer Erfordernisse wegen g definitorischer Unterschiede C. Ausgleich von underreporting Schätzung von nicht deklarierten Einkommen aus versteckten wirtschaftlichen Tätigkeiten (vor allem von kleinen Unternehmen) – Aufschlag für „ohne Rechnung Geschäfte“. Zuschlag auf die Produktion bei der Privatzimmervermietung, Zuschlag für Trinkgelder im Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Taxibetrieb und Friseurgewerbe Diese Korrekturen unterscheiden sich von jenen, deren Ziel die Erfassung der sog. Schattenwirtschaft ist. Zuschätzungen für diesen Bereich erfolgen für das Bauwesen, für KFZ-Reparatur und für Hausgehilfinnen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 6 3 2. Das Europäische System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen - ESVG In Österreich kommt das ESVG zur Anwendung, das 1999 in der EU verbindlich eingeführt wurde. Di Dieses ESVG llegt einen i einheitlichen i h i li h R Rahmen h fü für di die nationalen i l VGR VGRs ffest, innerhalb dessen die einzelnen Länder in unterschiedlich detaillierter Weise ihre Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen organisieren (können).1) Das ESVG ist weiters mit dem weltweiten System of National Accounts (SNA) kompatibel und an die spezifisch europäischen Erfordernisse angepasst. 1) siehe z.B. H.-P. Nissen, Das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen. Physica Verlag, Heidelberg 2002; March/Newson, Einführung des neuen Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen. Statistik kurzgefaßt, 27/1999; download von http://europa.eu.int/comm/eurostat/Public/datashop/ Volkswirtschaftslehre © Blaas 7 Ökonomische Akteure Um die ökonomischen Aktivitäten systematisch und übersichtlich zusammenstellen zu können, werden in der VGR die wirtschaftlichen Akteure (die Wirtschaftseinheiten) zu institutionellen Einheiten zusammengefasst. Das sind die wirtschaftlichen Entscheidungsträger, die eigenverantwortlich handeln und über ein eigenes Rechnungswesen verfügen. Sie sind die Bausteine für eine weitere Zusammenfassung nach institutionellen Sektoren. Das ESVG unterscheidet folgende 6 Sektoren: 1. Unternehmungen: Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften (UN) 2. Unternehmungen: Finanzielle Kapitalgesellschaften (UF) 3 Staat 3. Staat, öffentlicher Sektor (Bund (Bund, Länder Länder, Gemeinden, Gemeinden Sozialversich.) Sozialversich ) (St) 4. Private Haushalte (H) 5. Private Organisationen ohne Erwerbscharakter (O) 6. Übrige Welt, Ausland (A) Volkswirtschaftslehre © Blaas 8 4 1. Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften UN Kapitalgesellschaften (AGs, GesmbHs) Personengesellschaften (OHG, KG) rechtlich unselbständige Betriebe des Staates u. privater Organisationen ohne Erwerbscharakter (z (z.B. B Krankenhäuser) 2. Finanzielle Kapitalgesellschaften UF Banken Versicherungen zugehörige Hilfsgewerbe, z.B. Warentermin-Börsen Volkswirtschaftslehre © Blaas 9 3. Öffentlicher Sektor - Staat St Öff. Haushalte (Bund, Länder,Gemeinden) Sozialversicherungen Parafiszi (z.B. Kammern) 4. Private Haushalte H Familien, Einzelpersonen, Gruppen von Einzelpersonen (private Haushalte im engeren Sinn: HH) Selbständige Landwirte, Einzelunternehmer, Händler, Gastwirte, selbständige Verkehrsunternehmer, V k h t h F Freiberufler, ib fl etc.: t UH Volkswirtschaftslehre © Blaas 10 5 5. Private Organisationen ohne Erwerbscharakter O Politische Parteien Gewerkschaften Kirchen, Wohlfahrtsverbände Vereine 6. Übrige Welt - Ausland A Wirtschaftseinheiten, die ihren ständigen Sitz (auch Wohnsitz) außerhalb des Wirtschaftsgebietes haben (auch die EU gehört in diesen Sektor) Volkswirtschaftslehre © Blaas 11 Ökonomische Aktivitäten Die ökonomischen Aktivitäten werden zu vier Kategorien zusammengefaßt: 1. Produktion von Gütern (Waren und Dienstleistungen) und die damit verbundene Entstehung von Einkommen 2. Verteilung, Umverteilung und Verwendung von Einkommen 3. Bildung von Vermögen aus dem laufenden Einkommen 4. Finanzierung der Vermögensbildung durch Kredite Diesen vier Aktivitätstypen entsprechen in der VGR vier Konten: Volkswirtschaftslehre © Blaas 12 6 1. Produktionskonten P wichtigste ökonomische Aktivität: Produktion von Gütern der größte Teil aller Güter wird für den Markt produziert, aber ein Teil dient dem „Eigenverbrauch“ typische Marktproduzenten sind UN UN, UF UF, UH typische Nicht-Markt-Produzenten sind St und O 2. Einkommenskonten E die im Zuge des Produktionsprozesses entstandenen Leistungseinkommen als Löhne, Gehälter, Mieten, Zinsen, Pachteinnahmen, Gewinne fließen entsprechend den Verfügungsrechten an den Produktionsfaktoren den Wirtschaftssubjekten zu die Verteilung der Verfügungsrechte bestimmt die Primärverteilung der Einkommen durch Abgaben (Steuern) und Transferzuflüsse werden diese Einkommen umverteilt, das Ergebnis ist die sekundäre Einkommensverteilung Volkswirtschaftslehre © Blaas 13 3. Vermögensveränderung VÄ ein Teil des Einkommens wird gespart, dient der Vermögensbildung sämtliche Sektoren bilden Sachvermögen in Form von Investitionen, nur die privaten Haushalte im engeren Sinn (HH) bilden ausschließlich Geldvermögen 4. Finanzierung F Vermögensbildung und eigene Finanzierungsmittel sind nicht in jedem Sektor größengleich, sodaß zur Finanzierung der Vermögensbildung Kredite aufgenommen bzw. gegeben werden Volkswirtschaftslehre © Blaas 14 7 Das volkswirtschaftliche Rechnungswesen kann man also als ein System von Konten definieren, das entsprechend den Prinzipien der doppelten Buchführung sämtliche ökonomische Transaktionen zwischen den Wirtschaftssektoren einer Volkswirtschaft und zwischen in- und ausländischen Wirtschaftssubjekten für eine abgelaufene Zeitperiode festhält. In diesem Kontensystem werden die ökonomischen Aktivitäten Produktion von Gütern - Produktionskonten Entstehung, Verteilung von Einkommen - Einkommenskonten Vermögensbildung - Vermögensveränderungskonten Finanzierung - Finanzierungskonten den einzelnen Wirtschaftssektoren systematisch zugeordnet. Grundlage aller ökonomischen Aktivitäten (im System der VGR) ist die Produktion, aus der Einkommen entstehen, die wiederum zu Vermögen führen, welche zu Finanzierungsaktivitäten führen. Daher ist auch das Produktionskonto zentral, auf das wir uns im Folgenden beschränken. Volkswirtschaftslehre © Blaas 15 3. Die Produktionskonten der (institutionellen) Sektoren Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die Gütermenge, die im Laufe eines Jahres innerhalb der geografischen Grenzen einer Volkswirtschaft (d.h. im Inland) produziert worden ist. Darin enthalten sind auch Güter, die von Unternehmen im Inland produziert worden sind, deren Eigentümer Ausländer sind. Nicht enthalten sind jene Güter, die inländische Unternehmen im Ausland produziert haben. Wie wird das BIP in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ermittelt? Es ist aufgrund der obigen Definition naheliegend, dass die Produktionskonten für die Bestimmung des BIP von zentraler Bedeutung sind. Wir gehen daher bei der Berechnung des BIP von diesen Konten aus. Als ersten Schritt halten wir fest, dass im ESVG fünf verschiedene ökonomische Akteure unterschieden werden, die Güter (im weitesten Sinn) im Inland produzieren (UN, UF, St, UH, O, aber nicht: A). Jedem dieser 5 Akteure ist ein sektorales Produktionskonto zugeordnet, und die Summe dieser 5 Produktionskonten ergibt das volkswirtschaftliche Produktionskonto, aus dem das BIP abzuleiten ist. Volkswirtschaftslehre © Blaas 16 8 Für jeden Sektor existiert im ESVG ein Produktionskonto, das grundsätzlich nach dem folgenden Schema organisiert ist, jedoch gemäß den spezifischen Produktionsbedingungen des jeweiligen Sektors angepasst ist (siehe Nissen 2002). Der O D Output t t oder d Produktionswert P d kti t des d P Produktionsprozesses d kti im i jeweiligen j ili S Sektor kt iistt di die Summe aus Verkäufen und selbsterstellten Bruttonvestitionen. V D WS Einkäufe Verkäufe Abschreibungen Wertschöpfung Selbster-stellte B tt Bruttoinvestitionen Bruttoproduktionswert zu Herstellungspreisen p e se PW (HP) Volkswirtschaftslehre © Blaas 17 Berücksichtigt man die Gütersteuern und Gütersubventionen, so erhält man den Produktionswert zu Marktpreisen. V Einkäufe D Abschreibungen WS Wertschöpfung TG ZG Gütersteuern minus Gütersubventionen Verkäufe Selbsterstellte Bruttoinvestitionen Bruttoproduktionswert zu H t ll Herstellungspreisen PW(HP) Gütersteuern minus Gütersubventionen Produktionswert P d kti t zu Marktpreisen PW(MP) Aus Zeit- und Platzgründen beschränken wir uns im Folgenden auf die Darstellung der Produktionskonten der beiden wichtigsten produktiven Sektoren, der nichtfinanziellen und der finanziellen Kapitalgesellschaften. Volkswirtschaftslehre © Blaas 18 9 4. Das Produktionskonto nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften VUNU VUN Ausgaben für Einkäufe von inländ. Vorleistungen von dem eigenen Sektor UF UnternehmensHaushalten Einnahmen aus Verkäufen von Vorleistungen an den eigenen Sektor Finanzunternehmen Staat Haushalte Organisationen VUN Einnahmen aus Verkäufe von Investitionsgütern an den eigenen Sektor UF Staat Haushalt Organisationen IbUN DUN Abschreibung WSUN Wertschöpfung: Arbeitnehmerentgelt A b it h t lt + Betriebsüberschuss = Faktorentgelt TGUN ZGUN Gütersteuern minus Gütersubventionen = Nettoproduktionsabgabe Einnahmen von Verkäufen von Konsumgüter Export von Waren und Dienstleistungen Produktionswert Produktionswert Importierte Vorleistungen CHUN EXUN Volkswirtschaftslehre © Blaas 19 Zu den einzelnen Positionen auf der Aufwandsseite (Sollseite) des Produktionskontos: Vorleistungen VUNU werden eingekauft vom eigenen Sektor oder anderen Unternehmens-Sektoren (z.B. Strom) werden benötigt von Finanzunternehmen (Dienstleistungen von Banken etc.) werden eingekauft z.B. von Steuerberatern, Rechtsanwälten (UnternehmensHH) Importierte Vorleistungen ImUN sind Einkäufe von Waren und Dienstleistungen aus der übrigen Welt Abschreibung DUN entsprechen dem produktionsbedingten Wertverzehr am Anlagevermögen des Unternehmens (-sektors) Wertschöpfung (zu Herstellungspreisen) WSUN ist die verbleibende Differenz zwischen dem Produktionswert zu Herstellungspreisen (Habenseite) und den bisher aufgelisteten Positionen der Aufwandsseite, sie ist gleich der Summe der entstandenen Leistungs- (oder Faktor-) einkommen Volkswirtschaftslehre © Blaas 20 10 Bruttowertschöpfung die Bruttowertschöpfung (zu Herstellungspreisen) ist die Summe aus WS und Abschreibung; sie ist die Grundlage für die BIP-Berechnung, weil sie die eigentliche Entstehung neuer ökonomischer Werte mißt (Korrekturen: TG, ZG und uBG) Gütersteuern TGUN (oder indirekte Steuern): alle Steuern oder Abgaben Abgaben, die für gehandelte Güter zu entrichten sind: Mehrwertsteuer (insbes. der Teil der Umsatzsteuer, der nicht abzugsfähig ist (Vorsteuerabzug)), Zölle, Verbrauchssteuern. Sie erhöhen den Produktionswert zu Marktpreisen, weil man davon ausgeht, dass sie auf die Verkaufspreise überwälzt werden und damit den Marktpreis erhöhen Gütersubventionen ZGUN sind Unterstützungszahlungen des Staates an Unternehmen, um die Produktion bestimmter Güter überhaupt erst möglich zu machen oder den Preis eines Gutes niedrig zu halten; man geht davon aus aus, dass Subventionen preissenkend wirken und daher den Produktionswert zu Marktpreisen senken Volkswirtschaftslehre © Blaas 21 Zu den einzelnen Positionen auf der Erlösseite (Habenseite) des Produktionskontos: Auf der Habenseite findet sich der Produktionswert zu Marktpreisen, der sich aus den Erlösen der Güterverkäufe und den (zu Herstellungspreisen bewerteten) nicht verkauften Gütern zusammensetzt. Vorleistungen VUN werden an den eigenen Sektor oder an Unternehmen anderer Sektoren verkauft Verkauf von Konsumgütern (CHUN =) CUN z.B. Autos, Waschmaschinen, Lebensmittel, etc. Verkauf von Investitionsgütern (Bruttoinvestitionen) IbUN z.B. Bürohäuser, Werkhallen, maschinelle Ausstattung, Lagerbestände, etc. Bruttoinvestitionen erhöhen das Produktivvermögen Export von Waren und Dienstleistungen EXUN Volkswirtschaftslehre © Blaas 22 11 Produktionswert Der Produktionswert zu Marktpreisen des Sektors der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften auf der Grundlage der Habenseite: PWUN = VUN + CUN + IbUN + EXUN Der Produktionswert zu Marktpreisen des Sektors der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften auf der Grundlage der Sollseite: PWUN = VUN + DUN + WSUN + TGUN - ZGUN = VUN + BWSUN + TGUN - ZGUN Bzw. PWUN = PW(HP) + TGUN - ZGUN PW zu Marktpreisen ist PW zu Herstellungspreisen plus Gütersteuern minus Gütersubventionen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 23 5. Das Produktionskonto finanzieller Kapitalgesellschaften VUFU Produktionswert VUF Ausgaben für Einkäufe von inländ. Vorleistungen von dem eigenen Sektor UN UnternehmensHaushalten Einnahmen aus Provisionen und Bankgebühren von den Sektoren nichtfin. Kapitalges. Finanzunternehmen Staat Unternehmens-Haushalte Organisationen VUF Importierte von Dienstleistungen DUF WSUF Volkswirtschaftslehre © Blaas Abschreibung Wertschöpfung: Faktoreinkommen an priv. Haushalte nichtfin. Unternehmen Staat übrige Welt einbehaltene Gewinne private Haushalte CHUF Exporte von Dienstleistungen EXUF Unterstellte Bankgebühren uBG = Zinseinnahmen minus Zinszahlungen uBG 24 12 Zu den einzelnen Positionen auf der Aufwandsseite (Sollseite) des Produktionskontos: Die Sollseite des Produktionskontos der finanziellen Unternehmen entspricht im Wesentlichen jener der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften: Einkäufe von Vorleistungen Importe von Dienstleistungen Abschreibung Wertschöpfung Volkswirtschaftslehre © Blaas 25 Zur Erlösseite (Habenseite): Einnahmen aus Dienstleistungen (Provisionen und Bankgebühren) von Unternehmenssektoren VUF und von privaten Haushalten CHUF Einnahmen aus dem Export von Dienstleistungen EXUF Es zeigt sich jedoch, dass Provisionen und Bankgebühren als einzige Einnahmen vollkommen unzureichend sind, die von diesem Sektor ausgewiesene Wertschöpfung zu ermöglichen. Ohne weitere Einnahmen müsste der Sektor Verluste ausweisen. Das Problem wird durch die Einführung sogenannter unterstellter Bankgebühren uBG Die Unterstellung geht davon aus, dass die Banken erheblich mehr Dienstleistungen produzieren und verkaufen, als sie in den Provisionen und Bankgebühren in Rechnung stellen. Der Wert dieser unterstellten Leistungen wird gemessen durch die Differenz zwischen den Zinseinnahmen und den Zinszahlungen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 26 13 Produktionswert Der Produktionswert zu Marktpreisen des Sektors der finanziellen Kapitalgesellschaften auf der Grundlage der Habenseite: PWUF = VUF + CUF + EXUF + uBG Der Produktionswert des Sektors der finanziellen Kapitalgesellschaften auf der Grundlage der Sollseite: PWUF = VUF + DUF + WSUF Fü die Für di Verbuchung V b h der d unterstellten t t llt Bankgebühr B k büh gelten lt seit it 1 1.1.2005 1 2005 neue R Regeln, l di die d durch h di die Europäische Kommission festgelegt wurden: ein Abzug dieser Position von der Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche ist nunmehr nicht mehr notwendig. Volkswirtschaftslehre © Blaas 27 6. Entstehungsrechnung: von der Wertschöpfung zum Bruttoinlandsprodukt Nach Überprüfung der Vollständigkeit und konzeptueller Anpassungen werden detaillierte Produktionskonten für alle Wirtschaftsbereiche erstellt. Aus diesen wird dann die Bruttowertschöpfung (zu Herstellungspreisen) je Wirtschaftsbereich abgelesen. Die Summe der Bruttowertschöpfungen aller Wirtschaftsbereiche ergibt dann die Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft insgesamt, und damit den wesentlichen Teil des Bruttoinlandsproduktes Bruttoinlandsproduktes. Volkswirtschaftslehre © Blaas 28 14 Die Summe – aller Bruttowertschöpfungen (zu Herstellungspreisen) über alle Wirtschaftbereiche (Wertschöpfung plus Abschreibung) plus – Gütersteuern minus – Gütersubventionen ergibt das BIP nach der Entstehungsrechnung: BIP = BWS(HP) + TG – ZG Volkswirtschaftslehre © Blaas 29 Bruttoinlandsprodukt nach Wirtschaftsbereichen, laufende Preise Bruttow ertschöpfung zu Herstellungspreisen Jahr Land- und Forstw irtschaft schaft, Fischerei Bergbau und Gew innung von Steinen und Erden Sachgütererzeugung Energie- und Wasserversorgung Bauw esen 1 2 3 4 5 BeherberHandel; gungsRep. v. Kfz u. und GebrauchsGaststättengütern w esen 6 Verkehr und Nachrichtenübermittlung 7 8 Mrd. € 2000 3,80 0,72 38,38 4,38 13,96 24,96 7,75 13,11 2001 3,96 0,79 39,07 4,66 13,61 25,43 8,22 13,98 2002 3,86 0,79 39,12 4,72 13,77 26,10 8,67 14,73 2003 3,77 0,81 39,20 4,88 14,71 26,19 9,11 14,84 2004 3,93 0,91 40,60 5,15 15,15 27,09 9,49 14,92 2005 3,55 0,99 42,91 5,21 15,58 28,29 10,02 14,06 2006 3,84 1,06 46,28 5,51 16,01 29,46 10,74 14,39 2007 2008 4,33 4,27 0,98 1,17 49,44 51,62 6,19 6,58 17,90 19,12 30,52 32,35 11,11 11,75 15,09 15,34 Q: Statistik Austria Volkswirtschaftslehre © Blaas 30 15 Fortsetzung Bruttoinlandsprodukt nach Wirtschaftsbereichen, laufende Preise Bruttow ertschöpfung zu Herstellungspreisen Kredit- und Versicherungsw esen Realitätenw esen, Vermietung bew egl. Sachen, unternehmensbezogene Dienstleistungen 9 10 Öffentliche Verw altung, Sonstige LandesverDienstteidigung, leistungen1) Sozialversicherung 11 12 Bruttow ertschöpfung zu Herstellungspreisen, insgesamt GüterGüter steuern Gütersubventionen Bruttoinlandsprodukt 13=S 1...12 14 15 16=13+14-15 Jahr Mrd. € 10,44 29,77 11,82 27,51 186,59 25,03 4,09 207,53 10,50 31,45 11,86 28,50 192,04 25,61 5,15 212,50 2000 2001 10,84 33,86 11,93 29,28 197,69 26,52 5,36 218,85 2002 10,51 35,18 12,21 30,62 202,02 26,82 5,53 223,30 2003 10,98 37,56 12,37 31,81 209,95 27,90 5,07 232,78 2004 11,71 40,93 12,87 33,30 219,42 28,72 4,55 243,58 2005 12,65 43,60 13,47 34,73 231,71 29,33 4,88 256,16 2006 13,70 13,36 45,75 47,53 13,81 14,45 36,08 37,88 244,89 255,43 30,88 31,97 4,99 5,53 270,78 281,87 2007 2008 Q: Statistik Austria Volkswirtschaftslehre © Blaas 31 7. Verwendungsrechnung Bei der Berechnung des BIP, die primär auf der Entstehungsseite basiert, stellt die Verwendungsrechnung einen eigenen Berechnungsansatz dar. Dieser Ansatz beruht darauf, dass das BIP als Summe der gesamtwirtschaftlichen Nachfragekomponenten (=Verwendung) betrachtet werden kann. Die gesamtwirtschaftlichen inländische Nachfrage setzt sich zusammen aus: Konsum Investitionen (brutto) Export minus Import BIP = C + Ib + EX - IM Volkswirtschaftslehre © Blaas 32 16 Konsumausgaben umfassen Ausgaben gebietsansässiger privater Haushalte, Ausgaben des Staates und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck. Der Konsum privater Haushalte inkludiert Ausgaben von Personen, die in Heimen oder anderen öffentlichen oder privaten Institutionen leben, sowie Ausgaben für Verpflegung und Bekleidung des Bundesheeres. Die Konsumausgaben des Staates lassen sich nach dem Verbrauchskonzept in den Individualverbrauch und den Kollektivverbrauch untergliedern. Di Bruttoinvestitionen Die B tt i titi umfassen f Sachanlageinvestitionen S h l i titi (B (Bauten, t A Ausrüstungen, ü t Nutztiere und –pflanzen), Investitionen in immaterielle Anlagegüter (Computerprogramme, Urheberrechte), Verbesserungen an nichtproduziertem Sachvermögen sowie Vorratsänderungen (Brenn/Treibstoffe; Roh- und Hilfsstoffe; Handelswaren; unfertige in Herstellung befindliche Erzeugnisse; fertige Erzeugnisse aus eigener Produktion) und der Nettozugang an Wertsachen (z.B. Kunstwerke). Der Außenhandel umfasst Warenimporte und Warenexporte sowie Di Dienstleistungsimporte tl i t i t und d Dienstleistungsexporte Di tl i t t . Volkswirtschaftslehre © Blaas 33 Q: Statistik Austria Volkswirtschaftslehre © Blaas 34 17 8. Verteilungsrechnung Im VGR-System Österreichs liegt bei der Berechnung des BIP das Schwergewicht auf den Ansätzen der Entstehungsrechnung und der Verwendungsrechnung. Die Verteilungsrechnung wird als Residualmethode verwendet und ist insgesamt kein originärer Berechnungsansatz erhobener Einkommen. Positiv bestimmt wird im Verteilungsansatz jedoch die Lohn- und Gehaltssumme aus der jährlich erstellten Lohnsteuerstatistik. Lohnsteuerstatistik Nach der Verteilungsrechnung ergibt sich das BIP als Summe von Arbeitnehmerentgelt Betriebsüberschuss plus Selbständigeneinkommen Produktionsabgaben minus Subventionen BIP = ANE + BÜ + PA - SU Volkswirtschaftslehre © Blaas 35 Arbeitnehmerentgelt Bruttolohn- und gehaltsumme Sozialbeiträge (Krankenversicherung, Pensionsversicherung etc.) Betriebsüberschuss und Selbständigeneinkommen (Sonstige) Produktionsabgaben Steuern, die unabhängig von der Menge oder dem Wert der produzierten oder gehandelten Waren zu entrichten sind (z.B. Grundsteuer, KFZ-Steuer) (Sonstige) Subventionen Subventionen, die nicht zu den Gütersubventionen zählen (z.B. ÖPULZahlungen in der Landwirtschaft) Hinweis: in der folgenden Tabelle sind die beiden letzten Positionen zusammengefasst Volkswirtschaftslehre © Blaas 36 18 Verteilung des Bruttoinlandsproduktes, laufende Preise Jahr Arbeitnehmerentgelt1) 1 Bruttobetriebsüberschuss und S Selbständigeneinkommen 2 Produktionsabgaben minus S Subventionen 3 Bruttoinlandsprodukt 4=1+2+3 Primäreinkommen aus der/an die übrige Welt 5 Mrd. € Abschreibungen 6 Nettonationaleinkommen Laufende Transfers aus der/an die übrige Welt 7=4+5-6 8 Verfügbares Einkommen 9=7+8 2000 106,85 76,54 24,14 207,53 -3,52 31,35 172,66 -1,60 171,06 2001 108,86 79,21 24,42 212,50 -4,55 32,79 175,17 -1,79 173,37 180,42 2002 110,73 82,78 25,34 218,85 -2,73 33,89 182,23 -1,81 2003 113,11 85,32 24,87 223,30 -2,17 34,85 186,28 -1,82 184,46 2004 115,33 91,56 25,90 232,78 -1,75 36,08 194,96 -1,92 193,03 2005 119,52 97,43 26,63 243,58 -2,38 37,58 203,63 -2,08 201,55 2006 125,13 103,89 27,14 256,16 -2,84 39,18 214,14 -1,83 212,31 2007 131,53 110,36 28,89 270,78 -5,43 41,24 224,11 -1,36 222,75 2008 138,50 113,58 29,78 281,87 -4,48 43,23 234,16 -1,53 232,63 Q: Statistik Austria Volkswirtschaftslehre © Blaas 9. 37 Gesamtwirtschaftliche Aggregate Bruttoinlandsprodukt Das wichtigste gesamtwirtschaftliche Aggregat ist zweifelsohne das BIP. Es dient zur Einschätzung des wirtschaftlichen Entwicklungsstandes einer Volkswirtschaft, insbesondere auch im internationalen Vergleich. Für internationale Vergleiche wird neben dem BIP auch das BIP pro Kopf in einer einheitlichen Währung (z.B. $ oder €) verwendet (um die Unterschiede in der absoluten Größe einer Volkswirtschaft auszuschalten), auszuschalten) sowie das BIP pro Kopf zu Kaufkraftparitäten (um die Unterschiede der Preisniveaus auszuschalten). Volkswirtschaftslehre © Blaas 38 19 Nettoinlandsprodukt zu Marktpreisen und zu Faktorkosten Zieht man vom BIP die Abschreibungen ab, so erhält man das p zu Marktpreisen p NIP ((zu Marktpreisen). p ) Nettoninlandsprodukt Addiert man weiters zum NIP zu Marktpreisen die Subventionen und subtrahiert man die Gütersteuern, so erhält man das Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten Volkswirtschaftslehre © Blaas 39 Bruttonationaleinkommen (früher: Bruttonationalprodukt, Bruttosozialprodukt) Bisher haben wir die gesamtwirtschaftliche Produktion nach dem sogenannten Inlandskonzept ermittelt: das BIP ist die Summe der im Inland erstellten Güter und Dienstleistungen. Dem ist die Berechnung nach dem Inländerkonzept gegenüberzustellen. Nach diesem Konzept wird das Bruttonationaleinkommen BNE berechnet. Das Bruttonationaleinkommen ergibt sich, indem man zum BIP die von der übrigen Welt empfangenen Primäreinkommen PEA hinzuzählt (Arbeitnehmerentgelt, Vermögenseinkommen, Subventionen) und die an die übrige Welt geleisteten Primäreinkommen PEA abgezogen g g g werden (Arbeitnehmerentgelt, Vermögenseink., Produktions- u. Importabgaben): BIP + PEA - PEA = BNE Volkswirtschaftslehre © Blaas 40 20 Bruttoinlandsprodukt, Bruttonationaleinkommen und verfügbares Einkommen Jahr PrimärPrimäreineinkommen kommen aus der an die übrigen Welt übrige Welt Bruttoinlandsprodukt 1 2 3 Bruttonationaleinkommen Abschreig bungen Nettonationaleinkommen 4=1+2-3 5 6=4-5 Laufende Laufende Transfers Transfers an aus g die übrige der übrigen Welt Welt 7 8 Verfügbares Einkommen 9=6+7-8 Mrd. € 1997 1998 1999 182,49 190,63 197,15 9,91 10,31 13,52 11,86 12,39 16,56 180,54 188,55 194,12 26,09 27,18 28,23 154,44 161,36 165,89 1,69 1,72 1,97 2,43 2,93 3,11 153,70 160,16 164,75 2000 2001 207,04 211,86 14,36 15,04 17,63 19,11 203,77 207,79 29,63 31,15 174,14 176,64 2,20 2,68 3,08 3,31 173,26 176,01 Q: Tabelle 1, Statistik Austria 2002 Volkswirtschaftslehre © Blaas 41 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Hauptgrößen Bruttoinlandsprodukt Bruttoinlandsprodukt Jahr 1 verkettete Volumenindizes 1) 2 Mrd. € 2000=100 laufende Preise Bruttonationalein nationaleinkommen 3 Verfügbares Einkommen laufende Preise laufende Preise je Einwohner je Erwerbstätigen 4 5 je Einwohner je Erwerbstätigen 6 7 € Mrd. € 2000 210,39 100,0 206,35 26.260 61.360 21.980 51.360 2001 215,88 100,8 210,71 26.840 62.650 22.280 52.000 2002 220,84 101,7 218,11 27.320 64.220 22.800 53.590 2003 226,18 102,9 224,14 27.860 65.630 23.330 54.960 2004 236,15 105,3 233,98 28.890 68.300 24.200 57.210 2005 245,33 107,5 242,81 29.800 70.330 24.990 58.980 2006 257 90 257,90 111 0 111,0 254 61 254,61 31 140 31.140 72 800 72.800 26 070 26.070 60 950 60.950 Volkswirtschaftslehre © Blaas 42 21 Nettonationaleinkommen, verfügbares Einkommen Zieht man vom Bruttonationaleinkommen die Abschreibungen ab, so erhält man das p NNE Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen (auch: Volkseinkommen zu Marktpreisen). Addiert man weiters zum Nettonationaleinkommen NNE die laufenden Transfers aus der übrigen Welt hinzu und subtrahiert man die laufenden Transfers an die übrige Welt Welt, so erhält man das verfügbare Volkseinkommen Yv der Gesamtwirtschaft. Volkswirtschaftslehre © Blaas 43 Bruttoinlandsprodukt – Bruttonationaleinkommen Inlandskonzept – Inländerkonzept Inlandskonzept BIP zu Marktpreisen Inländerkonzept ± Saldo der Primäreinkommen zwischen Inländern und der übrigen Welt - Abschreibungen NIP zu Marktpreisen BNE zu Marktpreisen - Abschreibungen ± Saldo der Primäreinkommen zwischen Inländern und der übrigen Welt NNE zu Marktpreisen Volkseinkommen zu Marktpreisen - Produktionsabgaben + Subventionen + Saldo der laufenden Transfers aus der/an die Übrige Welt NIP zu Faktorkosten Verfügbares Einkommen der Volkswirtschaft Volkswirtschaftslehre © Blaas 44 22 10. Volkswirtschaftliche Saldenmechanik Neben den oben behandelten Aggregaten wie BIP oder BNE sind für das Verständnis der wirtschaftlichen Dynamik (Konjunkturentwicklung) die Finanzierungssalden der nach den makroökonomischen Akteuren zusammengefassten Aggregate von besonderer Bedeutung. g Das sind die Aggregate der folgenden vier Akteursgruppen: 1. Private Haushalte 2. Unternehmen 3. Staat (Öffentlicher Sektor) 4 4. Ausland Volkswirtschaftslehre © Blaas 45 Ausgangspunkt der folgenden Darstellung ist die Tatsache, dass in einer Volkswirtschaft den Veränderungen der finanziellen Passiva insgesamt gleich große Veränderungen der Aktiva gegenüberstehen müssen (saldenmechanische Identität). Was sind diese Veränderungen der Aktiva und Passiva aus der Sicht der einzelnen Akteure? Aktiva 1. Private Haushalte SH: Sparen der priv. HH 2. Unternehmen SU: Sparen der Unternehmen 3. Staat 4. Ausland Volkswirtschaftslehre © Blaas T: Staatseinnahmen X: Exporte Passiva H: Kreditnachfrage d. priv. HH I: Unternehmensinvestitionen g G: Staatsausgaben M: Importe 46 23 Die saldenmechanische Identität besagt daher, dass (ex post!) immer gelten muß: (SH – H) + (I – SU) + ( T – G) + (X – M) = 0 oder (SH – H) + (I – SU) Haushalts sparen Unterneh menskredite + (X – M) = Leistungs bilanz ( G – T) Nettokreditaufnahme des Staates Volkswirtschaftslehre © Blaas 47 Betrachten wir zunächst die Finanzierungssalden (FS) im Euro-Raum, die ein durchaus typisches Bild der gegenläufigen Entwicklungen dieser Salden zeigen: 1. Der FS des Auslandes ist weitgehend g ausgeglichen g g ((Leistungsbilanzsaldo g plus/minus Null) 2. Der FS der privaten Haushalte liegt beständig im Plus (zwischen 2% und 4% des BIP) 3. Dieser Finanzierungsüberschuss wird durch die Finanzierungsdefizite von Staat und Unternehmen absorbiert, die aber konjunkturell gegenläufig schwanken: bei guter Konjunktur verringert der Staat sein Defizit (automatische Stabilisatoren; s.u.), der Unternehmenssektor nimmt Kredite zur Finanzierung der Investitionen auf auf. Bei schlechter Konjunktur gerät das Budget des Staates automatisch ins Defizit, und andererseits verringern die Unternehmen Investitionen und Kreditaufnahme. Volkswirtschaftslehre © Blaas 48 24 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungssalden im Euro-Raum Q: M. Marterbauer, Budgetpolitik im Zeitalter verminderter Erwartungen; WIFO Working paper 366/2010; S. 7 Volkswirtschaftslehre © Blaas 49 Deutliche Abweichungen von diesem typischen Bild weisen etwa die deutschen Finanzierungssalden auf: 1. Zunächst einmal hat der Finanzierungsüberschuss der privaten Haushalte ((in der betrachteten Periode 95-08)) deutlich zugenommen, g , er hat sich von 3% des BIP auf etwa 6% verdoppelt. 2. Im internationalen Vergleich besonders unüblich hat der Unternehmenssektor in den letzten Jahren einen Finanzierungsüberschuss aufgebaut! (Veranlagung der Unternehmen auf den Finanzmärkten wachsen schneller als ihre Kreditaufnahme). 3. Dieser doppelten (!) Finanzierungsüberschüsse werden nur partiell vom Staat absorbiert, bis 2007/08 jedenfalls brint der öff. Sektor sein Defizit fast auf Null. Null 4. Damit bleibt nur das Ausland, mit seinem Finanzierungsdefizit die gesamten Überschüsse aufzunehmen (Exportüberschüsse). Volkswirtschaftslehre © Blaas 50 25 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungssalden in Deutschland Q: M. Marterbauer, Budgetpolitik im Zeitalter verminderter Erwartungen; WIFO Working paper 366/2010; S. 8 Volkswirtschaftslehre © Blaas 51 Ähnliche Entwicklungen sind in Österreich feststellbar: 1. Auch in Österreich ist der Finanzierungsüberschuss der privaten Haushalte angestiegen (zuletzt auf etwa 5% des BIP) 2 Die FS von Staat und Unternehmen zeigen das typische konjunkturell 2. gegenläufige Bild. 3. Auch in Österreich absorbiert das Ausland einen zunehmenden Teil der Finanzierungsüberschüsse (d.h.: zunehmende Exportüberschüsse). Volkswirtschaftslehre © Blaas 52 26 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungssalden in Österreich Q: M. Marterbauer, Budgetpolitik im Zeitalter verminderter Erwartungen; WIFO Working paper 366/2010; S. 9 Volkswirtschaftslehre © Blaas 53 Teil 6: Makrodynamik 1: Wachstum und technischer Fortschritt Volkswirtschaftslehre © Blaas 54 27 6. Makrodynamik 1: Wachstum und technischer Fortschritt 1. Was ist Wirtschaftswachstum? 2. Warum Wirtschaftswachstum? 3. Determinanten des Wachstums 4. Angebotsseite 5. Nachfrageseite 6 6. Wachstumspolitik Volkswirtschaftslehre © Blaas 1. 55 Was ist Wirtschaftswachstum? Unter Wirtschaftswachstum versteht man einen langfristigen ökonomischen Prozess, der sich in der Vergrößerung der zur Verfügung stehenden Güter und Dienstleistungen manifestiert. Gemessen wird das Wirtschaftswachstum durch die Zuwachsrate (Wachstumsrate) der zur Verfügung stehenden Güter und Dienstleistungen Dienstleistungen, oder anders ausgedrückt: durch die Zuwachsrate des realen Bruttoinlandsproduktes. Wir unterscheiden das nominelle und das reale BIP. – Das nominelle BIP gibt die Summe der Güter und Dienstleistungen zu laufenden Preisen an. – Das reale BIP gibt die Summe der Güter und Dienstleistungen, bewertet zu Preisen eines bestimmten Jahres, an. Der Unterschied zwischen nominellem und realem BIP besteht also in der Verwendung anderer Preise bei der Bewertung derselben Mengen. Im ersten Fall werden die jeweils in der Periode gültigen Preise verwendet, im zweiten Fall die Preise einer früheren oder späteren Periode. Zweck der realen Rechnung ist es, die Wirkung der Inflation auszuschalten und ein möglichst exaktes Bild über das Ansteigen des Gütervolumens zu erhalten. Volkswirtschaftslehre © Blaas 56 28 BRUTTOINLANDSPRODUKT ÖSTERREICH JAHRE BIP nomin. Wachstum lauf. Preise nominell M d€ Mrd % aus Spalte (1) (1) 1990 1995 2000 2001 2002 (2) 133,60 172,29 204,84 210,28 BIP real Preise 95 M d€ Mrd Wachstum real % aus Spalte (3) (3) (4) 8,2% 4,2% 4,2% 2,7% 155,67 172,29 195,63 197,56 4,7% 1,6% 3,0% 1,0% Volkswirtschaftslehre © Blaas Inflation BIP-Deflator % aus Spalten (2) bzw. (4) (5) 3,5% 2,6% 1,2% 1,7% 57 Betrachten wir als Beispiel die Entwicklung des österreichischen BIPs. Abbildung 6.1: Bruttoinlandsprodukt Österreich 2.500.000 2.000.000 Mio öS BIP nominell 1.500.000 1.000.000 500.000 0 1955 Volkswirtschaftslehre © Blaas BIP real (Preise 1976) 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 58 29 Abbildung 6.2: Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes 16,00% Wachstum nominell 12,00% 8,00% 4,00% Wachstum real 0 00% 0,00% -4,00% 1956 1961 1966 1971 1976 1981 1986 1991 Volkswirtschaftslehre © Blaas 59 Volkswirtschaftslehre © Blaas 60 30 Definitionen: Nominelle/reale Wachstumsrate: g = (BIPt+1 - BIPt)/BIPt gr = (BIPrt+1 - BIPrt)/BIPrt BIP-Deflator P: BIPn = BIPr.P Dieser Zusammenhang in Veränderungsraten ausgedrückt: g = gr + P' wobei P' die Veränderungsrate des BIP-Deflators ist. Mit anderen Worten: die gesamtwirtschaftliche Inflationsrate ist die Differenz zwischen nomineller und realer Wachstumsrate. Reales BIP per capita (pro Kopf - BIP): BIPt/Nt G = (BIPt+1/Nt+1 - BIPt/Nt)/BIPt/Nt Volkswirtschaftslehre © Blaas 61 Weitere wichtige Begriffe sind: Kapitalproduktivität Kapitalkoeffizient Kapitalintensität Zur Definition dieser Begriffe gehen wir von folgender Identität aus: Q = Q K * K A *A A Arbeitseinsatz K Kapitaleinsatz Q Output (Quantität) Volkswirtschaftslehre © Blaas Q/K.......Kapitalproduktivität K/Q.......Kapitalkoeffizient K/A........Kapitalintensität 62 31 2. Warum Wirtschaftswachstum? Ableitung der “fundamentalen marktwirtschaftliche Gleichung" aus der Identität Q = (Q/A).A wobei: Q........Quantität/Output/BIP Q/A.....Arbeitsproduktivität (=PR) A A.........Arbeitseinsatz Arbeitseinsatz (Erwerbstätige) Daraus folgt: lnQ(t) = lnPR(t) + lnA(t) und nach Ableitung nach der Zeit t: dQ(t) / dt dPR(t) / dt dA(t) / dt = + Q(t) PR(t) A(t) oder d iin W Wachstumsh t (V ä d (Veränderungs-) ) raten t gr = pr + a Volkswirtschaftslehre © Blaas 63 Oder in Worten: Das BIP-Wachstum ist die Summe aus Produktivitätswachstum und Wachstum des Arbeitseinsatzes. Langfristige Wachstumsraten der Produktion, der Arbeitsproduktivität und des Arbeitseinsatzes: OECD (gewichteter Durchschnitt von 21 OECD Ländern; Hanusch/Kuhn, S. 221). Produktion Arbeitsproduktivität Arbeitseinsatz 1960-1973 5,2 4,1 1,1 1973 1979 1973-1979 29 2,9 16 1,6 13 1,3 1979-1986 2,3 1,4 0,9 Volkswirtschaftslehre © Blaas 64 32 In der EU ist ein Wirtschaftswachstum von 1,75 Prozent notwendig, damit die Beschäftigung konstant bleibt und eines von 2,5 Prozent, damit die Arbeitslosigkeit nicht steigt. Wenn das Wirtschaftswachstum um einen Prozentpunkt über diesen Normalpfad steigt, dann sinkt die Arbeitslosenrate um etwa 0,5 Prozentpunkte und im darauf folgenden Jahr nochmals um 0,25 Prozentpunkte. In der EU ist im Jahre 2000 die durchschnittliche Wachstumsrate 3,4 Prozent, die Arbeitslosenrate sinkt um 0,7 Prozentpunkte. Zu diesem Schluss kommen die Wirtschaftsforscher Markus Marterbauer und Ewald Walterskirchen in einer Studie über "Einfluss des Wirtschaftswachstums auf die Arbeitslosigkeit" im Auftrag der Arbeiterkammer. Marterbauer und Walterskirchen haben einen Zeitabschnitt von 1988 bis 1998 untersucht und dabei im Einzelnen sechs Lä d - Deutschland, Länder D t hl d F Frankreich, k i h G Großbritannien, ßb it i Ni Niederlande, d l d Dä Dänemark k und d Österreich, also drei große und drei kleine - näher analysiert. Studie: EU braucht 2,5 Prozent Wachstum DER STANDARD; Samstag/Sonntag, 25./26. November 2000, Seite 26 Volkswirtschaftslehre © Blaas 3. 65 Determinanten des Wachstums Was bestimmt das Wirtschaftswachstum eines Landes über einen längeren Zeitraum hinweg? Das ist die Frage, mit der sich die Wachstumstheorie befasst. Die Wachstumstheorie, also die Erklärung der Bestimmungsgründe (= Determinanten) des Wirtschaftswachstums, ist ein komplexer und auch umstrittener Teil der Volkswirtschaftslehre. Es existieren unterschiedliche theoretische Ansätze, z.B. keynesianische, neoklassische und endogene Wachstumsmodelle. Wesentlich ist zunächst, dass das Wirtschaftswachstum sowohl vom Angebot als auch von der Nachfrage abhängt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 66 33 Um das BIP zu vergrößern, muss die Produktionskapazität für diese größere Produktionsmenge vorhanden sein, also die Angebotsseite gegeben sein die Nachfrage di N hf fü di für diese größere öß Produktionsmenge P d kti gegeben b sein i (erwartet werden), denn ohne sie wird die Produktion nicht ausgeweitet (werden). Was bestimmt also die langfristige Entwicklung der Produktionskapazität und die langfristige Entwicklung der Nachfrage (nach inländischen Gütern und Dienstleistungen)? Volkswirtschaftslehre © Blaas 67 Die Angebotsseite (Produktionskapazität) wird vom Arbeitsvolumen und von der Arbeitsproduktivität bestimmt. Die Nachfrage wird von der langfristigen Entwicklung der Nachfragekomponenten (BIP = C+I+EX-IM) bestimmt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 68 34 4. Angebotsseite Volkswirtschaftslehre © Blaas 69 4.1. Arbeitsvolumen Das Arbeitsvolumen, das in einer Periode im Produktionsprozess eingesetzt wird, hängt (a) vom Arbeitsangebot und (b) von der Nachfrage nach Arbeitskräften ab. Arbeitsangebot: Wird bestimmt von demographischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten: Bevölkerungsgröße und -wachstum, Einwanderung, Auswanderung; Erwerbsbeteiligung der Männer, der Frauen, alter Menschen Arbeitsnachfrage: g Wird bestimmt von der Nachfrage der Unternehmen und des öffentlichen Sektors nach Arbeitskräften, also primär von den Produktionsplänen der Unternehmen und damit von deren Absatzerwartungen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 70 35 4.2. Arbeitsproduktivität und Innovation Die Arbeitsproduktivität ist das Ergebnis komplexer Zusammenhänge bei der Herstellung von Gütern und Leistungen. Man kann diese Komplexität wie folgt aufschlüsseln: Arbeitsproduktivität wird bestimmt vom 1. Vorhandensein natürlicher Ressourcen 2. Kapitalstock 3. technischen Fortschritt 4. Humankapital 5. Sozialkapital Volkswirtschaftslehre © Blaas 71 Wir vernachlässigen hier der Einfachheit halber die natürlichen Ressourcen, weil sie im Hinblick auf die Wachstumspolitik weniger relevant sind (Klima und natürliche Umwelt sind schwerer zu verändern als die anderen Faktoren). Kapitalstock Der (Sach-) Kapitalstock, also die in einer Volkswirtschaft verfügbaren Produktionsanlagen, Maschinen, etc. ist für die Produktivität wesentlich, weil eine bessere Ausstattung der Erwerbstätigen mit modernen Maschinen etc. mehr zu produzieren ermöglicht als mit einer schlechteren Ausstattung. Der Umfang und die „Aktualität Aktualität“ des Kapitalstocks hängt von der Investitionsbereitschaft, vom Investitionsklima ab. Entwicklungsländer: FDI Foreign Direct Investment Volkswirtschaftslehre © Blaas 72 36 Technischer Fortschritt und Innovation Als technischen Fortschritt bezeichnen wir makroökonomische Prozessinnovationen. Prozessinnovationen (zum Begriff „Innovation“ s.u.) Sie äußern sich dadurch, dass zur Erzeugung einer bestimmten Outputmenge Q „insgesamt“ weniger Arbeit und/oder weniger Kapital eingesetzt werden muss (d.h. dass die Kapitalproduktivität und/oder die Arbeitsproduktivität ansteigen). Volkswirtschaftslehre © Blaas 73 Technischer Fortschritt und Innovation Als technischen Fortschritt bezeichnen wir makroökonomische Prozessinnovationen. Prozessinnovationen (zum Begriff „Innovation“ s.u.) Sie äußern sich dadurch, dass zur Erzeugung einer bestimmten Outputmenge Q „insgesamt“ weniger Arbeit und/oder weniger Kapital eingesetzt werden muss (d.h. dass die Kapitalproduktivität und/oder die Arbeitsproduktivität ansteigen). Volkswirtschaftslehre © Blaas 74 37 Dementsprechend kann man den technischen Fortschritt danach unterscheiden, ob er – weniger Arbeitseinsatz bedeutet: arbeitssparender T.F. – weniger Kapitaleinsatz: kapitalsparender T.F. – gleichermaßen weniger Arbeits- und Kapitaleinsatz: neutraler T.F. Volkswirtschaftslehre © Blaas 75 Für die wirtschaftspolitische Analyse ist wesentlich – welche Freisetzungseffekte an Arbeit und/oder Kapital durch den technischen Fortschritt hervorgerufen werden – welches kompensatorische Wachstum diese Freisetzung ausgleichen könnte (vgl. dazu die obigen Bemerkungen zur Frage „Warum Wachstum?“) – welche Verteilungswirkungen der technische Fortschritt entfaltet (Verteilung zwischen den Faktoreinkommen für Arbeit bzw. Kapital) – inwieweit technischer Fortschritt mit einem störungsfreien Gleichgewichtswachstum vereinbar ist . Volkswirtschaftslehre © Blaas 76 38 Was versteht man unter Innovationen? Innovation ist die erstmalige g unternehmerische Nutzung g einer Erfindung/Entwicklung, eines R&D-Ergebnisses – Unterscheide: Produktinnovation, Prozessinnovation – Innovationen äußern sich in Veränderungen der Angebots- und auch der Nachfragefunktionen Volkswirtschaftslehre © Blaas 77 Was versteht man unter Innovationen? Innovation ist die erstmalige g unternehmerische Nutzung g einer Erfindung/Entwicklung, eines R&D-Ergebnisses – Unterscheide: Produktinnovation, Prozessinnovation – Innovationen äußern sich in Veränderungen der Angebots- und auch der Nachfragefunktionen Volkswirtschaftslehre © Blaas 78 39 Humankapital Der Produktionsfaktor Arbeit ist ebensowenig homogen wie der Faktor Kapital, es gibt unterschiedlich qualifizierte qualifizierte, jüngere und ältere Erwerbstätige etc. etc Für die Arbeitsproduktivität in einer Volkswirtschaft ist daher das allgemeine Bildungsniveau, die Qualität der Ausbildung, das Schul- und Universitätswesen, etc. von großer Bedeutung. Ausbildung kann als Investition in das „Humankapital“ betrachtet werden. Humankapital kann durch Migration „importiert“ werden, oder auch „exportiert“ werden („brain drain“). Volkswirtschaftslehre © Blaas 79 Sozialkapital Neben dem Sachkapital und dem Humankapital ist für die Arbeitsproduktivität der institutionelle Rahmen (vgl. Teil 1 der Vorlesung) wesentlich. – Formelle Institutionen (Verfassung, Gesetze, Normen) – Informelle Institutionen (kulturelle und gesellschaftliche Konventionen und Regeln, ethische Normen) Volkswirtschaftslehre © Blaas 80 40 Technischer Fortschritt und Innovation q Die traditionelle Theorie erklärte das Wachstum aus quantitativen Veränderungen der Produktionsfaktoren und einem exogenen technischen Fortschritt (unter der (vereinfachenden) Annahme, dass langfristig gesehen nur das Angebot, nicht aber die Nachfrage für das Wirtschaftswachstum bestimmend ist). In dieser theoretischen Sichtweise werden folgende Bestimmungsgründe für das Wirtschaftswachstum unterschieden: Volkswirtschaftslehre © Blaas 81 1. Mengenausweitung der Produktionsfaktoren K, A a. vermehrter Arbeitseinsatz A b. vermehrter Kapitaleinsatz K 2. Qualitätsverbesserung der Produktionsfaktoren (technischer Fortschritt im weiten Sinn) a. Verbesserung der einzelnen Faktorqualität i. Verbesserung der Qualität von Humankapital (Ausbildung, Erziehung) ii. Verbesserung der Qualität von Sachkapital (Qualitätsfortschritt) b. Verbesserung der Faktorkombinationen i. Verbesserung der Faktororganisation (organisatorischer Fortschritt) ii. Verbesserung der Einsatztechnik (technischer Fortschritt im engeren Sinn). Volkswirtschaftslehre © Blaas 82 41 Während die herkömmliche Wachstumstheorie das Wachstum durch die quantitative Veränderung der Produktionsfaktoren, durch Substitution der Faktoren und durch einen exogenen technischen Fortschritt erklärt, steht hingegen bei der modernen Sichtweise der technische Fortschritt als endogener Innovationsprozess im Mittelpunkt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 83 Technischer Fortschritt Als technischen Fortschritt bezeichnen wir makroökonomische Prozessinnovationen. Sie äußern sich dadurch, dass zur Erzeugung einer bestimmten Outputmenge Q „insgesamt“ weniger Arbeit und/oder Kapital eingesetzt werden muss (d.h. dass die Kapitalproduktivität und/oder nd/oder die Arbeitsproduktivität Arbeitsprod kti ität ansteigen) ansteigen). Dementsprechend kann man den technischen Fortschritt danach unterscheiden, ob er – weniger Arbeitseinsatz bedeutet: arbeitssparender T.F. (steigender Kapitalkoeffizient) – weniger e ge Kapitaleinsatz: ap ta e sat kapitalsparender ap ta spa e de T.F. ((fallender a e de Kapitalkoeffizient) – gleichermaßen weniger Arbeits- und Kapitaleinsatz: neutraler T.F. (gleichbleibender Kapitalkoeffizient) Volkswirtschaftslehre © Blaas 84 42 Für die wirtschaftspolitische Analyse ist wesentlich – welche Freisetzungseffekte an Arbeit und/oder Kapital durch den technischen Fortschritt hervorgerufen werden – welches kompensatorische Wachstum diese Freisetzung ausgleichen könnte (vgl. dazu die obigen Bemerkungen zur Frage „Warum Wachstum?“) – welche Verteilungswirkungen der technische Fortschritt entfaltet (Verteilung zwischen den Faktoreinkommen für Arbeit bzw. Kapital) – inwieweit technischer Fortschritt mit einem störungsfreien Gleichgewichtswachstum vereinbar ist . Volkswirtschaftslehre © Blaas 85 Die Wirtschaftspolitik ist einerseits am technischen Fortschritt interessiert und fördert diesen daher mit verschiedenen Instrumenten (Forschungsförderung; High-Tech-Förderung; etc.). Andererseits ist die Wirtschaftspolitik auch bemüht, die negativen sozialen Auswirkungen eines „zu raschen“ technischen Fortschrittes abzufedern (oder auch die Sozialpartner), Sozialpartner) z.B. z B durch aktive Arbeitsmarktpolitik, mithilfe derer Arbeitskräfte, die durch technischen Fortschritt arbeitslos geworden sind, umgeschult und neu qualifiziert werden. Was versteht man unter Innovationen? – Innovation ist die erstmalige unternehmerische Nutzung einer E fi d Erfindung/Entwicklung, /E t i kl eines i R&D R&D-Ergebnisses E b i – Unterscheide: Produktinnovation, Prozessinnovation – Innovationen äußern sich in Veränderungen der Angebots- und auch der Nachfragefunktionen Volkswirtschaftslehre © Blaas 86 43 Inwiefern schafft die Marktwirtschaft besondere Anreize zur Innovation? Das Neuerungsverhalten der Unternehmer wird durch Gewinnaussichten im marktwirtschaftlichen Wettbewerb angetrieben und zugleich durch drohende Verluste aus erfolgreichen Neuerungen der Konkurrenten erzwungen. Welche W l h P Persönlichkeitsö li hk it und dO Organisationsmerkmale i ti k l kkennzeichnen i h Innovatoren und innovative Unternehmen? Bei den Menschen dominieren höherwertige Bedürfnisse: – Leistungsbedürfnis, Anerkennungsbedürfnis – Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, Erfolgsmotiv für die Persönlichkeitsstruktur ist kennzeichnend – Neugier, Kreativität – Offenheit für neue Erfahrungen – Tendenz zum Nonkonformismus In innovativen Unternehmen können die Möglichkeiten innovativer Menschen zum Tragen kommen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 87 Welche gesellschafts- und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen begünstigen Innovationen? – soziale Akzeptanz: positive Einstellung zu Neuerung und Fortschritt – Haftung für Neues: Balance zwischen Risiko und Chance (keine zu starke Sozialisierung des innovatorischen Risikos) – Rahmenbedingungen offen für Innovation (z.B. Steuergesetze mit dem Ziel stärkerer Anreize für Innovationen ) Welche Rolle spielt der Staat im Innovationsprozess? Innovationspolitik: – infrastrukturelle Bedingungen (Verkehr; Ausbildung; etc.) – Gestaltungsinterventionen und Anpassungsinterventionen zur besseren Bewältigung des Strukturwandels – Industriepolitik alt: Industrien am Ende des Lebenszyklus; Industriepolitik neu: Förderung von Zukunftsindustrien, Technologiepolitik Volkswirtschaftslehre © Blaas 88 44 5. Nachfrageseite Die Nachfragekomponenten sind langfristig und in letzter Instanz vom in- und ausländischen Konsum bestimmt. Daraus folgt, dass die Nachfrage entscheidend von der langfristigen Entwicklung der Einkommen und deren Verteilung abhängt. Entscheidend dabei ist, dass es nicht ausreichend ist, dass das Einkommen der Haushalte insgesamt ansteigt, sondern dass sich die Verteilung so g g Einkommen auch ein höherer Konsum entwickelt,, dass aus dem gestiegenen wird. Volkswirtschaftslehre © Blaas 89 Steigen nämlich z.B. die Einkommen so, dass dieser Anstieg nur den Spitzenverdienern zugute kommt, so steigt der Konsum dadurch gar nicht oder nur unwesentlich. Denn die marginale Konsumneigung sinkt mit der Höhe des Einkommens. Die marginale Konsumneigung (auch: marginale Konsumquote, Grenzneigung zum Konsum), beschreibt den Anteil des Einkommens, den die privaten Haushalte einer Volkswirtschaft an der nächsten zusätzlichen (marginalen) Einkommenseinheit konsumieren, d.h. nicht sparen. Die Konsumneigung/Sparquote ist aber von der Höhe des Einkommens abhängig (siehe Abbildung): je höher das Einkommen, desto geringer die marginale i l K Konsumneigung. i Volkswirtschaftslehre © Blaas 90 45 Sparquoten in Deutschland 2003 (Nettoeinkommen in € pro Monat) Volkswirtschaftslehre © Blaas Q: isw wirtschaftsinfo Nr. 36 91 Die Nachfrage muss also langfristig dadurch gesichert werden, dass die Einkommen der privaten Haushalte insgesamt steigen und die Einkommensverteilung sich nicht zu ungunsten der unteren Einkommen Ei k verändert. ä d t Volkswirtschaftslehre © Blaas 92 46 6. Wachstumspolitik Ansatzpunkte der Wachstumsbeeinflussung: * Nachfragepolitik * Angebotspolitik Nachfragepolitik Als Politik der Nachfragesteuerung (demand management) werden alle wirtschaftspolitischen Maßnahmen zusammengefasst, deren Ziel es ist, die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu beeinflussen. Staatsausgaben und –einnahmenpolitik. Volkswirtschaftslehre © Blaas 93 Angebotspolitik - Investitionen und technischer Fortschritt (Sachkapital) – Investitionsförderung, Forschungsförderung – Strukturpolitik – Arbeit und Ausbildung (Humankapital) – Arbeitszeitpolitik – Aktive Arbeitsmarktpolitik (Schulung, Vermittlung) – Bildungspolitik – Infrastruktur – Umwelt, Boden, nicht erneuerbare Rohstoffe – Qualitatives Wachstum – Schließen veralteter Anlagen Volkswirtschaftslehre © Blaas 94 47 Teil 7: Makrodynamik 2: Konjunktur und Inflation Volkswirtschaftslehre © Blaas 7. 95 Makrodynamik 2: Konjunktur und Inflation 1 1. Ei l it Einleitung 2. Maßkonzepte, Indikatoren und Prognose der Konjunktur 3. Inflation 4. Konjunktur- und Stabilisierungspolitik 5. Der Zusammenhang zwischen Konjunktur und Wachstum Volkswirtschaftslehre © Blaas 96 48 1. Einleitung 1.1. Begriff Der Begriff Konjunktur bzw. Konjunkturschwankungen bezeichnet die g gesamtwirtschaftlicher Mengengrößen g g g ((Sozialprodukt, p , Veränderungsmuster Beschäftigung, Kapazitätsauslastung) und gesamtwirtschaftlicher Preisgrößen (Veränderungsraten des Preisniveaus, Zinsniveauschwankungen) Die Konjunkturanalyse ist die gesamtwirtschaftliche Analyse für die mittlere Frist (3 bis 5 Jahre). Die Einheiten der Konjunkturbeobachtungen sind in erster Linie Vierteljahre. Bis heute gibt es keinen einheitlichen theoretischen Rahmen zur Erklärung von Konjunkturschwankungen, der eine gesicherte empirische Bestätigung aufweist (Nachfrage vs. Angebot). Volkswirtschaftslehre © Blaas 97 1.2. Konjunkturphasen Bei Konjunkturschwankungen handelt es sich um schwingungsähnliche Phänomene von unterschiedlicher Dauer, also um unregelmäßige, aber doch einigermaßen periodisch wiederkehrende Veränderungsmuster. Nach neueren Konjunkturanalysen des WIFO für den Zeitraum 1976 bis 2005 dauern die Zyklen in Österreich (je nach Berechnungsmethode) im Durchschnitt 33/4 Jahre (bzw. 41/2 Jahre) von Konjunkturhöhepunkt zu Konjunkturhöhepunkt, und 4 (bzw. 5) Jahre von Konjunkturtiefpunkt zu Konjunkturtiefpunkt (Scheiblecker 2007). Die unterschiedlichen Schwingungslängen kann man auch aus früheren Konjunkturanalysen ablesen (Siehe Abbildungen 7.2 und 7.3: Zyklische Komponente des öst. BIP). Volkswirtschaftslehre © Blaas 98 49 Die üblichen Bezeichnungen der Phasen der Konjunktur sind – Aufschwung für die frühe ansteigende Phase der gewählten Maßgröße, – Hochkonjunktur (Boom) für den Höhepunkt – Konjunkturabschwung j g für die Verlangsamung g g der Entwicklung g – Rezession (Konjunkturtief, s.u.) – Ist die Verlangsamung mit einer absoluten Abnahme der betrachteten Aggregate verbunden, so spricht man von Depression. – Dauert die rezessive oder depressive Phase sehr lange, so spricht man von Stagnation. – Krise heißt ein besonders scharfer Abfall von der Hochkonjunktur Hochkonjunktur. Diese nicht sehr exakten Formulierungen lassen erkennen, dass die jeweils gewählten Bezeichnungen davon abhängen, was der jeweilige Betrachter als "normal" ansieht. Volkswirtschaftslehre © Blaas 99 Abbildung 7.1: Phasen der Konjunktur Hochkonjunktur Abschwung Aufschwung Konjunkturtief t Volkswirtschaftslehre © Blaas 100 50 2. Maßkonzepte, Indikatoren und Prognose der Konjunktur 2.1. Maßkonzepte a)) P i b Preisbezogene B Betrachtung: t ht In der Zeit vor dem ersten Weltkrieg und teilweise auch in der Zwischenkriegszeit verstand man unter Konjunkturschwankungen vor allem Schwankungen des Preisniveaus, insbesondere der Großhandelpreise (Preise der Rohstoffe und Halbfertigwaren). Volkswirtschaftslehre © Blaas b) 101 Beschäftigungsbezogene Betrachtung: Nach KEYNES (1936) wurde eine andere Klasse volkswirtschaftlicher Aggregate als Maßgröße der Konjunktur üblich, nämlich Arbeitslosigkeit und Beschäftigung. Die beiden Größen hängen insoferne eng miteinander zusammen, als unselbständig Beschäftigte und Arbeitslose zusammen die unselbständig erwerbstätige Bevölkerung bilden. Die Phasenbeschreibung der Konjunktur mittels Beschäftigung und mittels Arbeitslosigkeit muß nicht übereinstimmen. Während die Beschäftigung nur die Nachfrageseite des Arbeitmarktes widerspiegelt, ergibt sich die Zahl der Arbeitslosen aus der Angebots- und der Nachfrage am Arbeitsmarkt. So kann etwa trotz steigender Beschäftigung (Nachfrage) auch noch die Arbeitslosigkeit zunehmen, wenn das Angebot schneller wächst als die Beschäftigung (die Entstehung neuer Arbeitsplätze). Volkswirtschaftslehre © Blaas 102 51 Wie wird Arbeitslosigkeit gemessen? Grundsätzlich wird die Arbeitslosenquote als Anteil der Arbeitslosen an der Summe der Erwerbstätigen plus Arbeitslosen (= Arbeitskräftepotential) ermittelt. Diese Definition führt aber keineswegs zu einer unzweideutigen Berechnungsvorschrift. Neben verschiedenen Datenquellen gibt es national unterschiedliche Definitionen von „Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit“ und „Erwerbstätigkeit Erwerbstätigkeit“, die zz.T. T erheblichen Einfluss auf die Größe der Arbeitslosenquote haben können. Jedes Statistik-Amt der EU-Mitgliedsstaaten berechnet die Arbeitslosigkeit im Land anders. Die Unterschiede ergeben sich häufig aus der unterschiedlichen Zeitdauer, für die Arbeitslosengeld gewährt wird. So ist z.B. in Großbritannien seit Herbst 1996 der Arbeitslosengeldbezug auf sechs Monate beschränkt, und es ist sehr niedrig, wodurch sich relativ wenige Arbeitslose bei den Ämtern melden (Unterrepräsentation von Arbeitslosen). In Belgien dagegen wird das Arbeitslosengeld unbefristet ausbezahlt, es melden sich daher bei den Ämtern auch Personen, die dem Arbeitsmarkt gar nicht zur Verfügung stehen (können), wie z.B. Frauen und Männer mit Erziehungs- oder Pflegepflichten (Überrepräsentation ). Volkswirtschaftslehre © Blaas 103 Eine international vergleichbare Zahl der Arbeitslosen ermittelt das Statistische Amt der EU, EUROSTAT, auf der Basis von Umfragen gemäß der Methode der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Als arbeitslos gilt nach dieser Methode, wer mindestens 15 Jahre alt ist und folgende drei Bedingungen erfüllt: 1 Die Person darf während der vergangenen zwei Wochen nicht gegen 1. Entgelt gearbeitet haben, 2. sie muss eine neue Stelle innerhalb von zwei Wochen antreten können und 3. sie muss sich im letzten Monat aktiv um Beschäftigung bemüht haben. Die Zahl der nach dieser Methode ermittelten Arbeitslosen, dividiert durch die Anzahl der Erwerbspersonen insgesamt ergibt dann die Arbeitslosenquote nach den Kriterien der EU. Volkswirtschaftslehre © Blaas 104 52 Zum Vergleich: die traditionell von der österreichischen Arbeitsmarktverwaltung ausgewiesene Arbeitslosenquote berechnet sich aus dem Anteil der (bei den Arbeitsämtern) als arbeitslos vorgemerkten Personen an der Zahl aller unselbständig Beschäftigten. Aufgrund des wesentlich kleineren Nenners liegt die traditionelle Arbeitslosenquote deutlich über der nach EU-Normen berechneten Quote: Volkswirtschaftslehre © Blaas 105 Tabelle: Arbeitslosenquoten nach Eurostat und nach öst. Berechnung Jahr VAALREM (lt. Eurostat) AALRGM („alte öst. Methode“) 1990 5,4 1991 5,8 1992 60 6,0 1993 6,8 1994 3,8 6,5 1995 3,9 6,6 1996 4,3 7,0 1997 4,4 7,1 1998 4,5 7,2 1999 3,9 6,7 2000 3,7 5,8 2001 3,9 2002 4,2 2003 VAALREM: Arbeitslosenquote in % der Erwerbspersonen lt. Eurostat AALRGM: Arbeitslosenquote in % der unselbständigen Erwerbspersonen Quelle: Gen-Datenbank, WIFO Volkswirtschaftslehre © Blaas 106 53 Sozialproduktsbezogene Betrachtung: Die gängigste Formulierung der Konjunkturschwankungen in der Nachkriegszeit wurde die anhand des gesamtwirtschaftlichen Produktionsaggregates. E gibt Es ibt hi hier zweii grundlegende dl d Mö Möglichkeiten: li hk it – Erstens können Konjunkturschwankungen als Schwankungen der Zuwachsraten des realen Bruttoinlandsproduktes definiert werden. – Zweitens kann man die Konjunktur als Auslastungsschwankungen des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotentials definieren, was eher der Vorstellung der Konjunktur als Überanspannung (Überhitzung) und Entspannung im Produktionsprozess entspricht. Auch bei diesen beiden Maßkonzepten werden die Konjunkturphasen verschieden datiert. Das Sozialprodukt kann nur solange wachsen, als es von erheblicher Unterauslastung in die Vollauslastung hineinwächst. Deswegen liegt der Zeitpunkt höchsten Kapazitätsauslastung im Regelfall nach dem Zeitpunkt höchsten Sozialproduktswachstums. Volkswirtschaftslehre © Blaas 107 Abbildung 7.2: Zyklische Komponente des BIP 1967-1995 3 2 1 95Q1 93Q1 94Q1 92Q1 91Q1 90Q1 89Q1 88Q1 87Q1 86Q1 84Q1 85Q1 83Q1 82Q1 81Q1 80Q1 79Q1 78Q1 77Q1 76Q1 74Q1 75Q1 73Q1 72Q1 71Q1 70Q1 69Q1 68Q1 0 67Q1 c) -1 -2 -3 -4 Quelle: WIFO, Mitteilung F.R. Hahn Volkswirtschaftslehre © Blaas 108 54 Begriffe: Potential Output: Gesamtwirtschaftliches Produktionspotential ist jene gesamtwirtschaftliche P d kti Produktionsleistung, l i t di die mitit d den verfügbaren fü b P Produktionsfaktoren d kti f kt b beii "normaler" Nutzung erbracht werden kann D.h. bei einem Nutzungsgrad, bei dem stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum, Stabilität des Preisniveaus, hoher Beschäftigungsstand und außenwirtschaftliches Gleichgewicht in größtmöglicher Annäherung realisiert sind. Alternativ zum Potential Output kann auch der Trendoutput (Trendfortschreibung des BIPs) verwendet werden (s.u.) Vgl. WIFO-Monatsberichte 2 (82, S. 104). Volkswirtschaftslehre © Blaas 109 Abbildung 7.3: Konjunkturschwankungen Österreich 1976-2004 (Jahreswerte) 3,00 2,00 1 00 1,00 0,00 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 -1,00 -2,00 -3,00 Konjunkturindikator = Outputlücke (BIP – Trendoutput) in % Q: WIFO 2005 (gap.xls) Volkswirtschaftslehre © Blaas 110 55 d) Einkommensverteilung im Konjunkturverlauf: Konjunkturschwankungen sind auch Schwankungen der Einkommensverteilung: – Aufschwung (vor allem im Sinne der Wachstumsratendefinition) durch Zunahme der Gewinnquote, Gewinnquote – Abschwung durch Zunahme der Lohnquote gekennzeichnet. Begriffe: Gewinnquote, Lohnquote, funktionale Eink. verteilung Der Grund dafür liegt darin, dass ein starker Aufschwung die Kapazitätsauslastung verbessert und damit den Fiskostenanteil (Fixkosten pro erzeugtem Stück) senkt, wodurch bei gleichen Preisen und Löhnen die G i Gewinne steigen. t i A d Andererseits it hi hinken k di die Löh Löhne iim K Konjunkturaufschwung j kt f h meist nach. Ebenso wird die personelle Einkommensverteilung wegen der hohen Gewinne im Aufschwung ungleichmäßiger, in der Rezession gleichmäßiger. Volkswirtschaftslehre © Blaas 111 2.2. Wann ist Rezession? Zur Frage der Definition des Begriffes „Rezession“: Rezession oder Wirtschaftswachstum? Markus Marterbauer, WIFO Online, 10.12.2001 Seit Mitte des Jahres 2000 schwächte sich in Österreich ähnlich wie in den meisten EU-Ländern das Wirtschaftswachstum merklich ab. Diese Entwicklung hatte sich im Jahre 2001 – unter anderem unter dem Einfluss der Terroranschläge in den USA – weiter verschärft. Dieser deutliche Wachstumseinbruch und seine Auswirkungen auf Kapazitätsauslastung und Arbeitsmarkt lösten in Österreich eine Diskussion darüber aus, ob die gegenwärtige Konjunkturlage (2001) als "Rezession" beschrieben werden könne. Divergierende Ansichten gab es dabei aufgrund unterschiedlicher Definitionen des Begriffs Rezession: Volkswirtschaftslehre © Blaas 112 56 Variante 1 Gemäß der Verwendung in den USA bezeichnet der Begriff einen saison-bereinigten Rückgang der Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Diese D Di Definition fi i i wurde d iin d den lletzten JJahren h auch h iin Europa E üblich und wird vom WIFO angewandt. Sie rechtfertigt die – derzeit allgemein akzeptierte – Aussage, dass Produktion und Nachfrage in den USA schrumpfen und die Wirtschaft in eine Rezession geraten ist. So wird nach dem Rückgang des BIP im III. Quartal gegenüber dem Vorquartal (–0,1%) auch für das IV. Quartal ein Rückgang erwartet. Volkswirtschaftslehre © Blaas Variante 2 113 In der EU hingegen war lange Zeit eine Verwendung des Begriffes "Rezession" üblich, die auf einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im Jahresdurchschnitt gegenüber dem Vorjahr abstellte. Nach dieser Definition wird von allen derzeit vorliegenden Konjunkturprognosen weder für die USA noch für Europa heuer oder im nächsten Jahr eine Rezession vorausgesagt. Die Prognosen des IMF, der OECD und der EU-Kommission erwarten für die USA für 2001 und 2002 jeweils ein Wachstum in der Größenordnung von etwa 1% gegenüber dem Vorjahr und für Europa von etwa 1½% (wobei die Unsicherheiten für das kommende Jahr als erheblich gelten müssen). V i t 3 Variante Eine dritte Ei d itt V Variante, i t d den B Begriff iff "R "Rezession" i " abzugrenzen, b war iin den fünfziger und sechziger Jahren gebräuchlich: In der Phase starken Wirtschaftswachstums wurde damals von einer "Wachstumsrezession" gesprochen, wenn das BIP zwar zunahm, aber merklich schwächer als im langjährigen Durchschnitt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 114 57 Verwendet man den Begriff, wie er in der europäischen Konjunkturdiskussion gebräuchlich war (Variante 2), dann durchlief Österreich in der Nachkriegszeit (bis 1981) drei Rezessionen: – 1975 (–0,4%; Zusammenbruch des internationalen Währungssystems, erster Erdölpreisschock), – 1978 ((–0,4%; 0 4% "L "Leistungsbilanzkrise"), i t bil k i ") – 1981 (–0,1%; Hochzinspolitik, zweiter Erdölpreisschock). In der europäischen Rezession 1993 (EU –0,5%) wuchs die Wirtschaft in Österreich sogar leicht (+0,4%). In der modernen Definition des Begriffes, der in den USA und zunehmend auch in Europa Verwendung findet (Variante 1), sind in Österreich die Perioden 1974/75, 1980/81 und 1992/93 als Rezession zu bezeichnen. Das BIP ging in diesen Phasen über zwei bis vier aufeinanderfolgende Quartalen zurück. Eine Diagnose ausschließlich aufgrund von Jahreswerten (Variante 2) könnte sich daher als wenig angemessen erweisen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 115 2.3. Konjunkturindikatoren und Konjunkturprognose Konjunkturelle Indikatoren lassen sich danach einteilen, – ob sie der Konjunktur vorauseilen vorauseilen, – sich mit der Konjunktur synchron bewegen – oder der Konjunktur nachhinken. Im ersten Fall spricht man von Frühindikatoren bzw. vorauseilende Indikatoren, im zweiten Fall von Präsensindikatoren bzw. gleichlaufende Indikatoren und im dritten Fall von Spätindikatoren bzw. nachhinkenden Indikatoren. Volkswirtschaftslehre © Blaas 116 58 Frühindikatoren zeigen an, wie der Verlauf der Konjunktur in der unmittelbaren Zukunft - d.h. in den nächsten Monaten - sein wird. Zu den wichtigsten Frühindikatoren gehören die Auftragseingänge der Industrie und die Baugenehmigungen im Hochbau. Den Auftragseingängen - vor allem in der Investitionsgüterindustrie kommt eine wichtige Bedeutung zu. Stocken die Auftragseingänge, lässt sich an der Höhe der "Auftragspolster" mit einiger Genauigkeit der Zeitpunkt berechnen, an dem die Produktion und die Beschäftigung zurückgehen werden. Der Frühindikator Baugenehmigungen bezieht sich nur auf die Baubranche. Wer eine Baugenehmigung hat, wird - nach der Statistik mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % - innerhalb von zwei Jahren mit der Bauausführung beginnen. Die Erstellung von Bauten ist stark konjunkturabhängig, daher geben die Baugenehmigungen einen ziemlich verlässlichen Hinweis auf die zu erwartende Konjunkturlage. Volkswirtschaftslehre © Blaas 117 Die gegenwärtige Konjunkturlage wird in der Praxis vor allem an der industriellen Produktion gemessen. Wichtige Spätindikatoren sind die Lohnstückkosten und die Preise, vor allem ll die di Verbraucherpreise V b h i (Lebenshaltungsindex). (L b h lt i d ) Die Preise folgen aus zwei Gründen den Konjunkturphasen: – erstens erhöhen sich die Masseneinkommen (Einkommen der unselbständig Erwerbstätigen) und damit die Konsumgüternachfrage im Konjunkturverlauf ziemlich spät (vgl. Einkommensverteilung im Konjunkturverlauf; Abschnitt 2). – Zweitens kann im Aufschwung eine steigende Nachfrage zu relativ stabilen Preisen befriedigt werden, weil die Kapazitäten noch nicht voll ausgelastet sind. Erst mit dem Erreichen der Kapazitätsgrenzen an der Spitze des Booms beginnen die Preise (stärker) zu steigen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 118 59 In Österreich werden in regelmäßiger Form Konjunkturprognosen (und Wachstumsprognosen) von drei Instituten durchgeführt und veröffentlicht, und zwar je vier Prognosen pro Jahr vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und vom Institut für Höhere Studien und Wissenschaftliche Forschung (IHS) sowie je zwei Prognosen pro Jahr von der Österreichischen Nationalbank (ÖNB). Methodischer Unterschied zwischen den Prognosen des WIFO und des IHS: – Bei der Erstellung der WIFO-Prognosen dominiert das Expertengespräch (Abstimmung der einzelnen Referenten für: internationale Konjunktur; Außenhandel; Löhne/Preise; Konsum; Industrie; Landwirtschaft; Öffentlicher und Konsistenz der Vorausschau. WIFO-Konjunkturprognose siehe: http://www wifo ac at/cgi-bin/tabellen/tabhome http://www.wifo.ac.at/cgi bin/tabellen/tabhome.cgi cgi – Bei den IHS-Prognosen dominiert das Prognosenmodell als methodisches Instrument, insbesondere bei den mittelfristigen Prognosen (3 bis 5 Jahre), aber auch hier gehen die Überlegungen der Ökonomen in die Prognose ein. Volkswirtschaftslehre © Blaas 119 Übersicht 1: Liste der vorauseilenden, annähernd gleichlaufenden und nachhinkenden Konjunkturindikatoren für Österreich Bezeichnung Periodizität ----------------------------------------------------------------Vorauseilende Indikatoren Auftragseingänge Industrie, Industrie insgesamt, insgesamt real Auftragseingänge Industrie, insgesamt (ohne Maschinen) Ausland, real Geleistete Arbeitsstunden je Arbeiter, Industrie Lager, Gesamtwirtschaft, real Sonstige Einkommen aus Besitz und Unternehmung Gesamtwirtschaft, real Geldmenge M1, real Aktienkursindex der Wiener Börsenkammer Industrieproduktion: Gruppe Grundstoffe K j kt t t (WIFO): Konjunkturtest (WIFO) Produktionserwartungen, P d kti t I d t i insgesamt Industrie i t IFO-Geschäftsklimaindex, Verarbeitendes Gewerbe (ohne Nahrungs- und Genussmittel) IFO-Geschäftsklimaindex, Verarbeitendes Gewerbe (ohne Nahrungs- und Genussmittel und ohne verschiedene Grundstoffe Produktionserwartungen von vier EG-Ländern (BRD, Frankreich, Italien, Belgien) Volkswirtschaftslehre © Blaas M M M Q Q M M M Q M M M 120 60 Bezeichnung Periodizität ----------------------------------------------------------------Präsensindikatoren (annähernd gleichlaufende Indikatoren) Brutto-Inlandsprodukt, real Brutto-Inlandsprodukt Unselbständig Beschäftigte, Industrie Arbeitslosenrate, Gesamtwirtschaft,invertiert Großhandelumsätze, real (7 : 3 bereinigt) Bruttoentgelte für unselbständige Arbeit Gesamtwirtschaft, real Industrieproduktion, Industrie insgesamt (7 : 3 bereinigt) Q M M M Q M Nachhinkende Indikatoren Lohnstückkosten, Industrie Lohnstückkosten Rendite der Neuemissionen Brutto-Anlageinvestition, Gesamtwirtschaft real Industrieproduktion: Gruppe Fertige Investitionsgüter Unselbständig Beschäftigte, Gesamtwirtschaft M M Q M M Volkswirtschaftslehre © Blaas 121 Übersicht 2: Kreuzklassifikation der österreichischen Konjunkturindikatoren nach ökonomischen Kriterien und nach dem zeitlichen Verhalten im Konjunkturverlauf Ökonomische Kriterien Zeitliches Verhalten im Konjunkturverlauf Vorauseilend Annähernd gleichlaufend Nachhinkend Arbeitsmarkt Geleistete Arbeitsstunden je Arbeiter Industrie Unselbständig Beschäftigte, Industrie Arbeitslosenrate Gesamtwirtschaft, Arbeitslosenrate, Gesamtwirtschaft invertiert Unselbständig Beschäftigte, Gesamtwirtschaft Aufträge, Produktion, Handel Auftragseingänge Industrie, insgesamt real Auftragseingänge Industrie, insgesamt (ohne Maschinen), Ausland, real Brutto-Inlandsprodukt, real Industrieproduktion, Industrie insgesamt (7 : 3 bereinigt) Industrieproduktion: Gruppe Fertige Investitionen, Lager Lager, Gesamtwirtschaft, real Einkommen, Kosten Sonstige Einkommen aus Besitz und Unternehmung, Gesamtwirtschaft real Geldmarkt, Aktienmarkt Geldmenge M1, real Aktienkursindex der Wiener Börsenkammer Erwartungsindikatoren (Inland, Ausland) Konjunkturtest (WIFO): Produktionserwartungen, Industrie insgesamt IFO-Geschäftsklimaindex, Verarbeitendes Gewerbe (ohne Nahrungs- und Genussmittel) IFO-Geschäftsklimaindex, Verarbeitendes Gewerbe (ohne Nahrungs- und Genussmittel) und ohne verschiedene Grundstoffe) Produktionserwartungen von vier EG-Ländern (BRD, Frankreich, Italien, Belgien) Volkswirtschaftslehre © Blaas Brutto-Anlageinvestitionen, Gesamtwirtschaft, real Bruttoentgelte für unselbständige Arbeit Gesamtwirtschaft, real Lohnstückkosten, Industrie Rendite der Neuemissionen 122 61 3. Inflation Gliederung: 3.1. Erscheinung und Messung der Inflation 3.2. Nachfragesoginflation 3.3. Kostendruckinflation 3.4. Die Phillips-Kurve 3.5. Inflationswirkungen Volkswirtschaftslehre © Blaas 123 3.1. Definition und Messung der Inflation a) Begriff: Inflation ist der nachhaltige Anstieg des Preisniveaus, d.h. eines gewogenen Preisdurchschnittes. Es müssen also bei einer (mäßigen) Inflation nicht alle Preise steigen: es genügt, wenn die überwiegende Zahl der Preise und damit der Durchschnitt derselben steigt. b) Wahl des Preisniveaus: Eine für die Inflationstheorie wichtige Frage ist die, welches Preisniveau zur Inflationsmessung am zweckmäßigsten heranzuziehen sei. Preisindices, d.s. Kennziffern zur Messung der durchschnittlichen Preisentwicklung wurden zuerst für den unternehmerischen Preisentwicklung, Informationsbedarf nach Beobachtung der Entwicklung der Preise der von diesen benötigten Rohstoffe ermittelt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 124 62 Dementsprechend war der zur Inflationsmessung ursprünglich herangezogene Index der Großhandelspreisindex. Das entspricht einer Produzentensicht der Inflation, der Betonung der Recheneinheitsfunktion des Geldes und einer vorwiegend konjunkturtheoretischen Ausrichtung von Inflationsstudien. p , die in den Großhandelspreisindex p vor allem eingehen, g , Rohstoffpreise, schwanken ja stark mit der Konjunktur, und Konjunkturen wurden ursprünglich auch vor allem als Preisschwankungen (und nicht so sehr, wie heute, als Produktions- und Beschäftigungsschwankungen) gesehen. Heute dient meist ein Konsumgüterpreisniveau (Verbraucherpreisniveau) als Maßgröße, die im Verbraucherpreisindex - VPI ausgedrückt wird.. Der jeweils relevante Verbrauch wird dargestellt mit Hilfe eines längerfristig inhaltlich g gleichbleibenden Warenkorbes. Volkswirtschaftslehre © Blaas 125 Im Verbraucherwarenkorb werden die von einem Haushalt typischer Größe und Zusammensetzung typischerweise verbrauchten Güter und Dienstleistungen zusammengefasst. Die Preise der Waren im "Korb", gewichtet mit den Anteilen der jeweils repräsentierten p Ausgabenanteile g am Budget, g , werden monatlich erhoben und über die Zeit verglichen. In Abständen von mehreren Jahren vorgenommene Kosumerhebungen, d.s. stichprobenmäßige Untersuchungen über das Verbraucherverhalten der Mitglieder einer Volkswirtschaft oder bestimmter Schichten derselben, geben Aufschluss über allfällige Wandlungen des Konsumverhaltens und zeigen damit an, ob und inwieweit der bislang verwendete Warenkorb in seiner Zusammensetzung geändert werden muss, um weiterhin als typisch gelten zu können können. Volkswirtschaftslehre © Blaas 126 63 Gegenwärtig (Verbraucherpreisindex in der Fassung Revision 2000) gehen ca. 800 verschiedene typische Waren in die (monatliche) Verbraucherpreisermittlung ein, dazu werden flächendeckend in ganz Österreich ca. 40.000 Preise erhoben und gemittelt. Der HVPI, der harmonisierte VPI dient der besseren Vergleichbarkeit mit den anderen Ländern in der EU und ist dem Warenkorb dieser Ländern angelehnt angelehnt. Eine weitere, moderne Alternative zu diesen Messungsmöglichkeiten ist der Preisindex des Bruttoinlandsproduktes oder BIP-Deflator (u.U. auch der BNE-Deflator), der die Preisveränderungen aller Güter, nicht nur der Konsumgüter, erfasst. Diese Art der Messung ist vor allem aus wachstumstheoretischer Sicht interessant. Volkswirtschaftslehre © Blaas 127 Q: W. Hämmerle 2008, www.wko.at Volkswirtschaftslehre © Blaas 128 64 3.2. Nachfragesoginflation a) Begriff und Voraussetzung eines Nachfragesogs : Eine die Nachfragesogerklärung (kurz manchmal: Nachfrageinflation) e ö pe de Definition e t o der de Inflation at o lautet: autet verkörpernde Inflation ist diejenige Veränderung des allgemeinen Preisniveaus, die in einer Wirtschaft dadurch in Gang gebracht wird, dass zu gegebenen Preisen und Kosten die Gesamtnachfrage das Gesamtangebot übersteigt. Dieser Überschuss der Gesamtnachfrage über das Gesamtangebot heißt inflatorische Lücke. In der Sicht der Nachfragesogtheorie führen z.B. starke Lohnerhöhungen deshalb zur Inflation, weil (bei gegebener Ausgabenneigung) in deren Gefolge möglicherweise mehr Konsumgüter nachgefragt werden als vorhanden sind. Volkswirtschaftslehre © Blaas 129 Wichtig für das Entstehen dieses inflationären Zusammenhanges sind folgende Bedingungen: 1. dass das Gesamtangebot für den Fall einer Erhöhung der Nachfrage nicht rasch gesteigert werden kann (wäre das möglich, so käme es ohne Inflation nur zu Produktionszunahme); 2 dass die effektive Gesamtnachfrage steigt, 2. steigt also nicht entscheidend durch Geldknappheit (bzw. knappe Kreditmittel) beschränkt wird; 3. dass die Preise sich marktwirtschaftlich frei bilden können. Würden hingegen Preiskontrollen geübt, so käme es bei Übernachfrage zu einer zurückgestauten Inflation: Das Geld, das die Nachfrager für die zu kontrollierten Preisen erfolgenden Markttransaktionen nicht benötigen, wird notgedrungen als Kasse gehalten bzw. kurzfristig abrufbar veranlagt; es wird zurückgestaute Kaufkraft und sucht sich, mit der Zeit immer drängender, irgendwelche Kaufmöglichkeiten. Volkswirtschaftslehre © Blaas 130 65 b) Verschiedene Arten des Nachfragesogs: Der gesamte Nachfrageüberschuss kann aufgeteilt werden in: 1. einen Haushaltsnachfrageüberschuss; 2 einen Unternehmernachfrageüberschuss. 2. Unternehmernachfrageüberschuss Haushaltsnachfrageüberschüsse treten auf, wenn die Haushalte mit ihren Einkommen höhere Konsumkäufe planen, als die verfügbare Menge an Konsumgütern multipliziert mit ihren gegebenen Preisen ausmacht. Unternehmernachfrageüberschüsse sind diejenigen Nachfragepläne der Unternehmer bezüglich Investitionsgütern, Rohstoffen und anderen Vorprodukten sowie Faktorleistungen, i b insbesondere d A Arbeitsleistungen, b it l i t die di über üb die di verfügbaren fü b A Angebote b t derselben zu den gegebenen Preisen hinausgehen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 131 3.3. Kostendruckinflation a) Begriff und Erscheinungsformen : Wir sprechen dann von Kostendruckinflation, kurz manchmal oste at o , wenn e Kostensteigerungen oste ste ge u ge zu ua allgemeinen ge e e Kosteninflation, Preissteigerungen führen. Man unterscheidet zwei Hauptfälle: – Lohninflation, d.i. die durch Lohnsteigerungen ausgelöste Inflation, und – (direkte) importierte Inflation. Volkswirtschaftslehre © Blaas 132 66 Es gibt fünf verschiedene Formen importierter Inflation: 1+2: Direkte importierte Inflation kann in zwei Formen auftreten: – erstens infolge einer Kostensteigerung der Importgüter, – zweitens infolge einer außenwirtschaftsinduzierten Erhöhung der Preise der Importsubstitute. 3-5: Daneben gibt es drei Arten "indirekter" importierter Inflation, die nicht Kosteninflation sind: – erstens die Geldwirkung expansiver Exporte, die inflatorische Wirkung der Geldvermehrung infolge des importierten Devisenstromes (hier haben wir es mit einer Variante der monetären Inflationserklärung zu tun), – zweitens die Nachziehwirkung Nachziehwirkung, welche hohe Preise für Exportgüter auf die inländischen Preise ausüben, – drittens schließlich der analoge Effekt der Reduktion der im Inland verfügbaren Mengen durch erhöhten Export (in den letztgenannten Fällen kommt es zu einem Import ausländischer realer Nachfrageinflation). Volkswirtschaftslehre © Blaas 133 Manchmal wird als weitere Möglichkeit der Kosteninflation die Gewinninflation betrachtet. Dies ist der Versuch der Unternehmer, eine Gewinnsteigerung über Preissteigerungen durchzusetzen, ähnlich den Lohnsteigerungen, welche l h d durch hG Gewerkschaftsdruck k h ft d k ausgelöst lö t werden. d T Terminologisch i l i h iistt die Zurechnung zur Kosteninflation jedoch ungeschickt, da Gewinne keine Kosten sind. Schließlich könnte es auch eine kosteninflatorische Zinsinflation geben; Kreditkostensteigerungen lösen Preissteigerungen aus. Hier wird der Unterschied zwischen Kostendruck- und Nachfragesogerklärung der Inflation deutlich. Aus der Kostendrucksicht wirken Zinssteigerungen inflatorisch, aus der Nachfragesicht umgekehrt deflatorisch, weil erhöhte Zinssätze die Nachfrage nach Investitionsgütern und möglicherweise auch nach dauerhaften Konsumgütern senken. Treten beide Effekte auf, könnten die beiden Wirkungen einander also aufheben. Volkswirtschaftslehre © Blaas 134 67 b) Verhältnis zur Nachfragesoginflation: Eine Kostendruckinflation wird dadurch in Gang gebracht, dass Versuche, Löhne oder Gewinne im Wege von Preissteigerungen zu erhöhen, Erfolg haben. Das setzt in vielen Fällen die Möglichkeit zu preisstrategischem Handeln der Wirtschaftssubjekte voraus, ein monopolartiges Element, also Handlungsspiel-räume von Gewerkschaften und Großunternehmen, die als Anbieter "Druck" ausüben; im Gegensatz zur Nachfragesogtheorie, derzufolge die Preise durch ein Sich-Überbieten der Nachfrage im Wettbewerb "hochgesaugt" werden. Zumindestens setzt Kosteninflation Kostenüberwälzungsmöglichkeiten von Unternehmern voraus. Volkswirtschaftslehre © Blaas 135 Im Zusammenhang mit der Annahme einer Kostendruckinflation stellte sich die Frage: – Sind Kostensteigerungen nicht nur die Kehrseite einer expansiven Nachfrage? – Führt also nicht oft der Nachfragewunsch der Konsumenten zum Einkommensdruck in ihrer Rolle als Arbeitnehmer, dem von den Unternehmern nachgegeben wird in der Erwartung, höhere Nachfrage werde es erlauben, die Lohnsteigerungen in die Preise zu überwälzen? Es muss also gefragt werden, ob sich diese beiden Typen von Inflationen überhaupt trennen lassen. Im Regelfall sind in jeder Inflation NachfrageNachfrage und Kostenelemente (und auch monetäre Ursachen) in unterschiedlicher Mischung vorhanden. Die einzelnen Inflationserklärungen betonen jeweils andere Aspekte desselben Prozesses. Volkswirtschaftslehre © Blaas 136 68 Oft sind die beiden Typen von Inflation nur Phasen im Zeitablauf ein und desselben Prozesses: Kostensteigerungen (Gewinnsteigerung) können auch nur das Ergebnis von Versuchen sein, einmal innegehabte, aber verlorene relative Einkommenspositionen zurückzuerobern; oder es sind die auf scheinbare Machteinflüsse zurückgehenden Kostensteigerungen gar nicht höher, als die Nachfrage sie auf Konkurrenzmärkten ohnehin zugestehen würde. So kann es zu Scheinsiegen der Gewerkschaften im expansiven Arbeitsmarkt kommen, feststellbar etwa daran, dass die Lohndrift steigt. Als Lohndrift bezeichnet man die Differenz zwischen der Steigerungsrate der tatsächlich gezahlten Effektivlöhne und jener der kollektivvertraglich ausbedungenen Tariflöhne. Die österreichische Diskussion nimmt typischerweise an, dass Kostensteigerungen maßgebliche Ursache für Inflationen sind, der Effekt der Nachfrage auf Preisniveauveränderungen wird häufig unterschätzt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 137 3.4. Die PHILLIPS-Kurve a) Beziehung zwischen Inflations- und Arbeitslosenrate: Die PHILLIPS-Kurve ist ein aus der Kostendruckerklärung der Inflation e t c e tes, da entwickeltes, dann abe aber auc auch in Nachfragesogzusammenhängen ac agesog usa e ä ge verwendetes Analysekonzept der Inflation. Sie setzt die Preis- bzw. Lohnniveau-veränderungsrate einer Volkswirtschaft in einer Periode (deren Inflationsrate) in Beziehung zur Arbeitslosenrate derselben Periode: Je höher die Arbeitslosenrate, desto geringer Lohn- und Preissteigerungen (siehe Abbildung). Volkswirtschaftslehre © Blaas 138 69 Abbildung 7.4: PHILLIPS-Kurve in u 2 Prozesse abbildbar: 1. Entlang der Kurve (konjunkturelle Schwankungen) 2. Verschiebungen der Kurve (institutionelle Veränderungen) Volkswirtschaftslehre © Blaas 139 3.5. Inflationswirkungen a) Unmöglichkeit allgemeiner Aussagen hierzu: Nach den Erfahrungen der Nachkriegszeit lässt sich über die Wirkungen von Inflationen, zumal von schleichenden Inflationen, das sind solche etwa zwischen 0% und 10% jjährlich,, beinahe nichts Allgemeingültiges g g g mehr aussagen. Fast jede denkbare Wirkung und ebenso ihr Gegenteil traten irgendwo auf. Inflationswirkungen hängen vom rechtlichen und sozialen Rahmen ab; dieser bestimmt, wie weit die Entscheidungsträger ihre Dispositionen ihren Inflationserwartungen anpassen können. Aussagen können also nur für bestimmte Wirtschaftskonstellationen und für bestimmte Gesellschaften und ihre Reaktionsweisen und Institutionen (z.B. im Rahmen der österreichischen Sozialpartnerschaft und Steuergesetzgebung) getroffen werden. Volkswirtschaftslehre © Blaas 140 70 So ist es z.B. heute falsch, zu behaupten, dass Inflation notwendigerweise die Ersparnisse senke oder Löhne und Gehälter hinter den Gewinnen zurückbleiben lasse. Höchstens bei unerwarteten Inflationsbeschleunigungen sind kurzfristig solche Effekte bemerkbar. Wenn die Gewerkschaften stark genug sind, werden bei Preissteigerungen g g die Löhne bald nachziehen. Ebenso ist die Behauptung falsch, dass schleichende Inflationen sich notwendig selbst beschleunigen müssen. Solange nämlich die Zins- und sonstigen Lagerkosten über der Inflationsrate bleiben, lohnt es nicht, Käufe zeitlich vorzulegen. Obendrein sind solche Vorziehkäufe ohnehin durch Budgetbeschränkungen limitiert. Volkswirtschaftslehre © Blaas 141 Falsch ist ferner die Aussage, dass schleichende Inflationen notwendigerweise zu Rezessionen führen. Das gilt höchstens dann, wenn die Wirtschaftspolitik bestimmte Panikreaktionen in Gestalt besonders scharfer restriktiver Maßnahmen zeigt. Gerade Österreich ist für die beiden letztgenannten Behauptungen ein Gegenbeispiel. 1957 bis 1972 etwa erlebte es im Durchschnitt eine bei 3,5% gleichbleibende Inflation bei hohem Wirtschaftswachstum. Nach 1974 und wieder nach 1980 konnte die Inflation von hohem Niveau auf 3-3,5% zurückgeführt werden, ohne dass eine nennenswerte Rezession wirtschaftspolitisch herbeigeführt werden musste. Nicht unwichtig ist freilich die Tatsache, dass ein kleines Land, das in Wechselkursverbund mit einem größeren steht, das Antiinflationspolitik betreibt, diese indirekt "importiert". importiert . Volkswirtschaftslehre © Blaas 142 71 b) Umverteilung zwischen Gläubigern und Schuldnern: Möglicherweise noch immer richtig ist, dass Inflation eine Umverteilung von den Gläubigern zu den Schuldnern bedeutet; freilich nur unter den Bedingungen, dass die (a) Kapitalsumme der Schuld nicht "indexiert" ist oder (b) die Zinssätze nicht sofort mit der Inflation steigen (d (d.h. h fixer Zinssatz für die Schuldrückzahlung). (a) Indexierung einer auf eine Geldsumme lautenden Schuld heißt in einem Obligationenvertrag deren Bindung an einen vertraglich vereinbarten Index des Geldwertes (Verbraucherpreisindex, Baukostenindex; zum für den Gläubiger günstigsten Index). Bei Rückzahlung der Schuld ändert sich die zurückzuzahlende Geldsumme entsprechend den während der Laufzeit des Vertrages erfolgten G ld Geldwertänderungen. tä d (b) Eine analoge Wirkung wird dadurch erzielt, dass der Schuldzinsfuß an die Geldwertveränderungsrate gekoppelt wird, die Schuldzinsen also bei Inflation entsprechend erhöht werden. Durch derartige Vorkehrungen wird einer Umverteilung zugunsten eines Schuldners vorgebeugt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 143 Auch lässt sich heute nicht mehr leicht bestimmen, welche sozialen Gruppen Gläubiger-, welche Schuldnersektoren sind, welche Gruppen also durch Inflation eventuell begünstigt werden. Aber generell gilt: Junge, dynamische Wirtschaftseinheiten Familiengründer; Firmengründer; dynamische Unternehmen (Investierende Unternehmen) Vs. Undynamische, „Rentier“-Akteure (Vermögensbesitzer) ältere, wohlhabende Personen; VermögensverwaltungsInstitutionen und Unternehmen Positive, wachstumsfördernde Wirkung der Inflation Volkswirtschaftslehre © Blaas 144 72 4. Konjunktur- und Stabilisierungspolitik Zu den Begriffen: – Stabilisierungspolitik (= Konjunkturpolitik) – Stabilitätspolitik (Geldwertstabilität als Ziel) Ziel der Stabilisierungspolitik: Dämpfen der Konjunkturschwankungen Instrument: antizyklische Fiskalpolitik (Abschnitt 4.1) und Geldpolitik (Abschnitt 4.2) (Begriffspaar antizyklisch – prozyklisch) Volkswirtschaftslehre © Blaas 145 4.1. Fiskalpolitik Grundsätzlich unterscheidet man zwei Bereiche der staatlichen Fiskalpolitik: (a) die diskretionäre Fiskalpolitik: D S Der Staat b betrachtet h d den K Konjunkturverlauf, j k l f antizipiert i i i zukünftige kü f i Entwicklungen und entscheidet explizit, von Fall zu Fall, welche fiskalpolitischen Maßnahmen er zur Konjunkturstabilisierung treffen sollte. Volkswirtschaftslehre © Blaas 146 73 (b) die Fiskalpolitik mit Hilfe automatischer Stabilisatoren: Hier wirkt das gegebene Einnahmen- und Ausgabensystem des öffentlichen Sektors von alleine in einer bestimmten Weise auf die g g Volkswirtschaft ein,, ohne dass sich staatliche Regierungsstellen in einer bestimmten Konjunktursituation um stabilisierende Maßnahmen bemühen müssten. Es wird ein automatischer Zusammenhang zwischen Staatsausgaben und Steuern auf der einen sowie der konjunkturellen Entwicklung des Bruttosozialprodukts auf der anderen Seite hergestellt, der immer und fortwährend wirkt. Sehen wir uns beide fiskalpolitischen Konzepte im folgenden noch etwas genauer an. Volkswirtschaftslehre © Blaas (a) 147 Diskretionäre Fiskalpolitik: Zur diskretionären Fiskalpolitik zählen folgende Instrumente: (1) Öffentliche Öff tli h IInvestitionsprogramme titi Solche Programme, zum Beispiel im Bereich des Straßenbaus oder bei anderen Infrastruktureinrichtungen, erfordern einen langen Planungsvorlauf (fünf Jahre), wenn nicht fertige oder genehmigte Projekte bereits in den Schubladen der öffentlichen Verwaltung liegen. Investitionsprogramme können daher häufig nicht rechtzeitig zur Konjunkturstabilisierung eingesetzt werden. Die Effizienz solcher Maßnahmen lässt dann in der Regel zu wünschen übrig. Auch die Gefahr einer Verstärung konjunktureller Schwankungen ist vorhanden. Dies bedeutet, dass in Zeiten einer schwachen Konjunktur auch die öffentlichen Investitionen zurückgehen und in Zeiten der Vollbeschäftigung, bei angefüllten staatlichen Kassen, die Investitionen der öffentlichen Hände ebenfalls ein hohes Niveau erreichen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 148 74 (2) Staatliche Beschäftigungsmaßnahmen Der Staat stellt im Rahmen eines solchen Programms für einen bestimmten Zeitraum in seinen eigenen Institutionen Arbeitsplätze zur Verfügung oder er fördert finanziell die Beschäftigung von Arbeitslosen in der Privatwirtschaft. Auch Umschulungsmaßnahmen und Programme der beruflichen Weiterbildung g fallen in diesen Rahmen einer aktiven Arbeitsmarktpolitik zur Stabilisierung der Konjunktur. (3) Staatliche Sozial- und Subventionsprogramme Hier lässt sich beispielsweise die Möglichkeit nennen, in Frühpension zu gehen, um auf diese Weise Arbeitsplätze für jüngere Arbeitnehmer freizumachen. Als Subventionen mit konjunktureller Wirkung kommen Investitionshilfen an Unternehmen, garantierte Mindestpreise und ähnliches in Frage. Über die Effizienz solcher Programme muss man freilich geteilter Meinung sein. Volkswirtschaftslehre © Blaas 149 (4) Veränderungen im Bereich der Besteuerung Der Staat verzichtet auf Steuern, um die private Wirtschaftstätigkeit zu beleben. Als steuerliche Maßnahmen kommen im einzelnen in Frage: – Veränderungen der Steuersätze bei der Einkommen- und Lohnsteuer; – Zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen; – Veränderungen der Körperschaftssteuer, der Kapitalertragssteuer oder sonstiger Steuern (Gewerbesteuer) im Unternehmenssektor. Auch die steuerlichen Maßnahmen benötigen Zeit und stehen zudem häufig im Spannungsfeld politischer Auseinandersetzungen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 150 75 Der Staat besitzt also mit seiner Einnahmen- (=Steuer-) und Ausgabenpolitik ein wirksames Instrument zur Stabilisierung des Konjunkturverlaufs. Er kann ausgleichend wirken, wenn die Wirtschaft von positiven oder negativen Nachfrageschocks getroffen wird (z.B. Ölpreisschock). Nehmen wir an (Bofinger 2003, S. 320 ff.), dass die Investitionen stark schwanken und in den geraden Jahren bei 0,5 Mio € und in den ungeraden bei 1,5 Mio € liegen (siehe Abbildung). Der (Gleichgewichts-) Output der Volkswirtschaft würde dann dementsprechend zwischen einer deflatorischen und einer inflatorischen Lücke hin- und herpendeln. Gleichgewichtsoutput (Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht) = jene gesamtwirtschaftliche Produktionsmenge, bei der gesamtwirtschaftliches Angebot und gesamtwirtschaftliche Nachfrage übereinstimmen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 151 Abbildung 7.5: Konjunkturelle Schwankungen der Investitionen und des Gleichgewichtsoutputs 10 9 8 7 6 5 Investitionen 4 Gleichgewichtsoutput 3 2 1 0 1 2 3 Volkswirtschaftslehre © Blaas 4 5 6 7 8 152 76 Mithilfe einer antizyklischen Steuerpolitik könnte der Staat nun stabilisieren, also z.B. in einem ungeraden Jahr 1 Mio € Steuern mehr einfordern und in einem geraden Jahr den Wirtschaftssubjekten 1 Mio € mehr an Transfers zukommen lassen (Abbildung). Abbildung 7.6: Antizyklische Steuerpolitik 9 8 7 6 Investitionen 5 Gleichgewichtsoutput Steuern 4 3 2 1 0 -1 -2 1 2 3 4 5 6 7 Volkswirtschaftslehre © Blaas 8 153 Oder er könnte in den ungeraden Jahren die Ausgaben auf 0,5 Mio € senken und in den geraden Jahren auf 1,5 Mio € anheben. Mit diesen beiden Strategien wäre es möglich, die Wirtschaft in einem Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung und ohne inflationäre Spannungen zu halten. Abbildung 7.7: Antizyklische Ausgabenpolitik 9 8 7 6 Investitionen 5 Gleichgewichtsoutput Ausgaben 4 3 2 1 0 1 2 3 Volkswirtschaftslehre © Blaas 4 5 6 7 154 8 77 Der große Nachteil dieser Instrumente liegt vor allem darin begründet, dass ihr Einsatz nicht mit der erforderlichen Flexibilität und Schnelligkeit erfolgen kann. Fiskalpolitische Eingriffe verlangen Zeit, auch dann, wenn die erforderlichen rechtlichen Grundlagen bereits vorhanden sind. Es kann daher der ungünstige Fall eintreten, daß fiskalpolitische Interventionen prozyklisch wirken, und zwar dann, wenn zwischen dem Entschluss, konjunkturpolitisch einzugreifen und der ökonomischen Wirkung der Intervention mehrere Monate oder auch mehr als ein Jahr verstreicht (z.B. Formulierung eines entsprechenden Steuergesetzes, Begutachtung, Beschlußfassung im Parlament, Wirksamwerden des Gesetzes, Auswirkung auf das Verhalten der Wirtschaftssubjekte). j ) Politische Problematik: Einsatz der Instrumente in der Rezession gut durchsetzbar, ein Sparprogramm in der Hochkonjunktur aber schwierig umsetzbar. Volkswirtschaftslehre © Blaas (b) 155 Automatische Stabilisatoren: Zu den automatischen Stabilisatoren zählen vor allem zwei Ausprägungen des öffentlichen Fiskalsystems: (1) das progressive Steuersystem Ein progressives Steuersystem in einer Volkswirtschaft bedeutet bedeutet, dass die Steuern stärker ansteigen als die Einkommenszuwächse. Welche Wirkungen treten hieraus für die Entwicklung des Bruttosozialprodukts auf? - Wenn das Volkseinkommen fällt, reduzieren sich die Steuern überproportional, die verfügbaren Einkommen wachsen relativ an und damit auch die privaten Konsumausgaben. Bei gleichbleibenden Staatsausgaben tritt ein stabilisierender Ankurbelungseffekt auf auf. Die Tendenz zur Unterbeschäftigung wird aufgefangen. - Der umgekehrte Wirkungszusammenhang stellt sich bei einer Ansteigen des Volkseinkommens ein. Hier kommt es ceteris paribus, zu einer Kaufkraftabschöpfung und damit zu einer entsprechenden Reduktion des Sozialprodukts im Gleichgewicht. Volkswirtschaftslehre © Blaas 156 78 (2) das Sozialversicherungssystem, insbes. die Arbeitslosenversicherung – Wenn jemand arbeitslos wird, erhält er im System der sozialen Sicherung Arbeitslosenunterstützung und fällt damit als Konsument nur zu einem geringen Teil aus. Die Zahlungen der Arbeitslosenversicherung bringen also Kaufkraft in die Volkswirtschaft und stabilisieren diese bei Unterbeschäftigung. g g Konkretes Beispiel: Schließung des Semperit-Werkes in Traiskirchen/NÖ: das Arbeitsmarkt-Service (AMS) zahlt (im Rahmen der SemperitStiftung) während einer Schulung 55% des letzten Nettogehaltes (12 mal im Jahr) und Sozialversicherung für einen Zeitraum von maximal vier Jahren (Der Standard, 13.12.2001) – Bei Vollbeschäftigung tritt ein Entzug an Kaufkraft durch die Zahlungen an die sozialen Versicherungsträger auf und verhindert auf diese Weise ein zu schnelles Übergleiten in die Überbeschäftigung. Volkswirtschaftslehre © Blaas 157 Fallbeispiel: Fiskal- und Geldpolitik (s.u.) in der Konjunktursituation Ende 2008 – Anfang 2009 1. Konjunktursituation – Konjunkturprognose Ende 2008 2. Fiskalpolitische Maßnahmen 3. Geldpolitische Maßnahmen Volkswirtschaftslehre © Blaas 158 79 1. ÖNB-Konjunkturprognose für die österreichische Wirtschaft, Anfang 2009 Quelle: www.oenb.at, online-abfrage 5.1.2009 Volkswirtschaftslehre © Blaas 159 2. Fiskalpolitische Maßnahmen : • • • Steuerreform 2009 Konjunkturpaket I Konjunkturpaket II Volkswirtschaftslehre © Blaas 160 80 Steuerreform 2009 Mit dem 14.1.2009 ging die Steuerreform 2009 in Begutachtung. Wird sie wie geplant beschlossen, so werden rückwirkend mit 1. Jänner 2009 die Lohnund Einkommensteuern gesenkt (siehe Tabelle) und Familien mit Kindern unterstützt. Insgesamt soll • die Steuerbelastung um 2,3 Milliarden Euro reduziert werden, • Familien mit 510 Millionen EURO gestärkt werden und • Selbständige in der Höhe von 300 Millionen EURO entlastet werden. Zusammen würde das ein einnahmenseitiger fiskalpolitischer Impuls in der Größenordnung von rund 3,2 Milliarden Euro sein. Q: www.bmf.gv.at, Abfrage 16.1.2009 Volkswirtschaftslehre © Blaas 161 Eckdaten der geplanten Steuerreform 2009 (rückwirkend mit 1.1.2009) Quelle: www.bmf.gv.at, 16.1.2009 Volkswirtschaftslehre © Blaas 162 81 Konjunkturpaket I Das österreichische Parlament hat Ende Oktober 2008 das Konjunkturbelebungsgesetz j g g 2008 beschlossen, das weitreichende Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft - insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen - beinhaltet. Insgesamt wird für die österreichische Wirtschaft ein Volumen von rund EUR 1 Milliarde mobilisiert - Mittelstandsmilliarde. Das Paket umfasst folgende Punkte (www.konjunkturpaket.at; 16.1.2009) und wird i d vom A Austria t i Wi Wirtschaftsservice t h ft i – aws umgesetzt: t t Volkswirtschaftslehre © Blaas 163 1. Mehr erp-Kredite Die Kreditrahmen für zinsgünstige erp-Kredite werden um EUR 200 Mio. pro Jahr erweitert. Damit sollen rund EUR 600 Mio. pro Jahr für zinsgünstige Investitionskredite zur Verfügung g gg gestellt werden. 2. erp-Kleinkredite Ein neues erp-Programm für Kleinkredite wurde eingerichtet, wofür insgesamt bis zu EUR 50 Mio. reserviert wurden. Adressaten sind wirtschaftlich selbstständige, gewerbliche, kleine Unternehmen aller Branchen mit Ausnahme der Tourismus- und Freizeitwirtschaft (geplant ist die Ausweitung auch auf diesen Adressatenkreis), die ihren Betrieb erweitern oder modernisieren, ein neues Geschäftsfeld G häft f ld aufbauen fb oder d neue Produkte, P d kt Verfahren V f h oder d Dienstleistungen entwickeln und einführen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 164 82 3. Mehr Haftungen Die Haftungsrahmen der aws wurden ausgeweitet. Damit stehen ausreichend Bürgschaften und Garantien zur Ermöglichung von Fremdfinanzierungen zur Verfügung. Insgesamt sind zusätzliche Haftungsübernahmen von bis zu EUR 400 Mio. pro Jahr in 2009 und 2010 geplant . 4. Mittelstandsfonds Bei der aws wird ein Mittelstandsfonds zur Beteiligung an Unternehmen mit Wachstumsprojekten eingerichtet. Insgesamt werden EUR 80 Mio. zur Verfügung stehen. 5. Darlehen für Forschungs- und Technologieprojekte sowie für Energie- und Energieeffizienz Aus Mitteln der Europäische Investitionsbank und der KfW Bankengruppe sollen pro Jahr EUR 200 Mio. verfügbar gemacht werden. In Ergänzung zu Aktivitäten österreichischer Kommerzbanken beabsichtigt die aws Mittel aus der KMU-Initiative der Europäischen Investitionsbank für den heimischen Mittelstand zu mobilisieren. Volkswirtschaftslehre © Blaas 165 Konjunkturpaket II Angesichts des zu erwartenden scharfen Konjunkturabschwunges hat die österreichische Regierung g g ein weiteres Konjunkturpaket j p mit einem Gesamtvolumen von rund 2 Milliarden EURO beschlossen. Das Paket umfasst folgende Punkte (Q: APA): Volkswirtschaftslehre © Blaas 166 83 Konjunkturpaket II Volkswirtschaftslehre © Blaas 167 Zusammenfassung Fiskalpolitischer Impuls für die österreichische Wirtschaft: • • • Steuerreform 2009: rund 3 3,2 2 Mrd € Konjunkturpaket I: rund 1 Mrd € Konjunkturpaket II. rund 2 Mrd € Fiskalpolitischer Impuls in Summe: ca. 6 Mrd € bzw. rund 2% des österreichischen BIPs (Anm.: Vorgabe der EU: 1,5% des BIP) Volkswirtschaftslehre © Blaas 168 84 4.2. Geldpolitik Definition: Die Geldpolitik ist jener Teil der Wirtschaftspolitik, der monetäre Größen, also Mengengrößen auf den Finanzmärkten (z.B. die Geldmenge, die Kreditmenge) oder Preisgrößen auf den Finanzmärkten (Zinssätze) bestimmen kann. Sie ist also eine Wirtschaftspolitik, die monetäre Mittel benützt. Ziele der Geldpolitik: Die Ziele der Geldpolitik p betreffen auch den g geldwirtschaftlichen Sektor selbst. Seine Stabilität, z.B. die Vermeidung spekulativer Vermögensumschichtungen oder die Ordnung des Wettbewerbs zwischen den Banken, wird häufig als geldpolitisches Ziel genannt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 169 Die Geldpolitik ist also einerseits Teil der Ordnungspolitik. Wegen der allgemeinen Bedeutung des Geldes im Wirtschaftskreislauf sind jedoch meist makroökonomische Ziele der Wirtschaftspolitik im Vordergrund: Erhaltung des Binnen- oder Außenwerts der Währung; Ausgleich der Leistungsbilanz, Sicherung der Vollbeschäftigung. In diesen Fällen ist die Geldpolitik andererseits Teil der Ablaufspolitik. Träger der Geldpolitik: Die Geldpolitik wird in vielen Staaten von der jeweiligen Zentralbank (auch Notenbank genannt) betrieben, wenngleich auch meist nicht ausschließlich von ihr. In diesem Zusammenhang spielt die Unabhängigkeit der Zentralbank (in Österreich die ÖNB, Österreichische Nationalbank; Aktiengesellschaft, Hauptaktionär ist der Bund) von den anderen Trägern der Wirtschaftspolitik, die ebenso wie der Katalog der von ihr zu verfolgenden Ziele sowie die einzusetzenden Instrumente von Land zu Land signifikant variieren können, eine wichtige Rolle. Europäische Währungsunion: EZB – Europäische Zentralbank Volkswirtschaftslehre © Blaas 170 85 Geldpolitische Instrumente 1. Variation des Basiszinssatzes g der Wirtschafts- und Währungsunion g ((WWU)) war Mit der Errichtung auch der Ersatz der geldpolitischen Instrumente der Österreichischen Nationalbank (ÖNB) durch jene des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) verbunden. Seit dem 1.1.1999 steht der frühere Leitzinssatz (Diskontsatz, s.u.) nicht mehr zur Verfügung; er wurde durch den Basiszinssatz ersetzt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 171 Grundlage zur Feststellung von Veränderungen des Basiszinssatzes ist seit 1. August 2002 der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte der EZB, wobei erst dessen kumulierte Veränderung um 0,5 Prozentpunkte eine Veränderung des Basiszinssatzes auslöst. Der Basiszinssatz verändert sich daher regelmäßig in jenem Ausmaß, in dem sich der von der EZB festgelegte Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte um insgesamt mindestens 0,5 Prozentpunkte erhöht oder vermindert hat. Beispiel: der Basiszinssatz wurde am 21. Jänner 2009 von 1,88% auf 1,38% gesenkt, nachdem die EZB den Beschluss gefasst hatte, den Hauptrefinanzierungssatz von 2,50% mit Gültigkeit vom 21.1.2009 auf 2,00% zu senken. Volkswirtschaftslehre © Blaas 172 86 Diskontsatz: Im Rahmen des Diskontgeschäftes (auch Rediskont-, Eskont- oder Reeskontgeschäft) kaufte die ÖNB bis 1998 von den Kreditinstituten noch nicht fällige Warenwechsel unter Abzug des Diskonts, das sind Zinsen für die Zeit vom Ankauf bis zur Fälligkeit der Forderung (Diskontierung). Der Zinssatz, der den Diskontgeschäften der ÖNB zu Grunde lag, wurde vom Generalrat der ÖNB festgesetzt und hieß Diskontsatz oder Bankrate. Der Diskontsatz markierte auf dem österreichischen Geldmarkt im Allgemeinen die Untergrenze des Zinsniveaus. * Ein Wechsel ist eine Urkunde, durch die jemand aufgefordert wird (gezogener Wechsel) oder verspricht (eigener Wechsel), dem Inhaber der Urkunde an einem festgesetzten Tag einen bestimmten Betrag zu zahlen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 2. 173 Offenmarktkäufe bzw. -verkäufe Die ÖNB kann auf dem Geld- oder Kapitalmarkt, also auf dem „offenen Markt“, Wertpapieren ankaufen oder verkaufen. Dadurch wird den Banken und der Wirtschaft Liquidität q zugeführt g oder entzogen. 3. Variation der Mindestreservesätze Die ÖNB kann die Banken verpflichten, Mindestreserven zu halten, d.h. Kreditinstitute müssen einen bestimmten Prozentsatz ihrer Einlagen als zinsenloses Guthaben bei der ÖNB halten (z.B. höchstens 30% bei Sichteinlagen). Eine Erhöhung des Mindestreservesatzes schränkt den Kreditspielraum p der Banken ein. Volkswirtschaftslehre © Blaas 174 87 4. Festlegung des Wechselkurses Ein Instrument, das heute (für Österreich) nicht mehr verfügbar ist, aber für die Europäische Währungsunion. Es wird daher von der europäischen Geldpolitik abhängen, welchen Wert im Inneren und gegenüber Drittstaaten (wie USA, Japan usw.) die europäische (= österreichische) Währung € haben wird. (siehe unten: Wechselkurspolitik) 5. Beeinflussung der Devisentransaktionen p mit Seit 1991 hat Österreich einen freien Kapitalverkehr dem Ausland, zu dem sich Österreich durch internationale Abkommen verpflichtet hat. Volkswirtschaftslehre © Blaas 175 Transmissionskanäle Die Geldpolitik wirkt sich über verschiedene Kanäle auf die Wirtschaft aus. Üblicherweise werden vier Transmissionskanäle unterschieden (Mishkin 1995): (1) der Zinskanal (2) der Wechselkurskanal (3) der Vermögenskanal (4) und der Kreditkanal. Kreditkanal Höhere Zinsen führen zu einem Rückgang der Kapitalbildung (sowohl der Unternehmen als auch der privaten Haushalte), was sich wiederum dämpfend auf die gesamtwirtschaftliche Produktion auswirkt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 176 88 Es wird allgemein angenommen, dass höhere Zinssätze ceteris paribus eine Aufwertung der eigenen Währung bewirken, was sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der im Inland produzierten Güter auswirkt und in der Folge einen Rückgang des Aussenbeitrags sowie weiters einen Rückgang der Gesamtproduktion nach sich zieht. Zinsänderungen können sich auf die Preise verschiedener Vermögenswerte auswirken (Bsp.: Immobilienwert, unendliche Rentenformel), was wiederum z. B. die Investitionsausgaben beeinflusst. Mit den Vermögenspreisen können sich auch das Vermögen der privaten Haushalte (z.B. Immobilien) und in der Folge deren Konsumentscheidungen ändern. Volkswirtschaftslehre © Blaas 177 Der Kreditkanal der Geldpolitik wird über die Banken wirksam. Im Fall einer restriktiven Geldpolitik (z.B. Erhöhung des Mindestreservesatzes) gehen erstens die Reserven der Banken zurück, woraufhin diese die Kreditvergabe einschränken. Zweitens sinkt bei steigenden Zinsen tendenziell der Nettowert der Unternehmen (Zins- und Aktienniveau sind gegenläufige Größen), sodass diese in der Folge ihren Gläubigern (Banken oder anderen Institutionen) weniger Sicherheiten bieten können. Dadurch schrumpft das Kreditvolumen, insbesondere in Fällen, wo Moral-HazardÜberlegungen eine Rolle spielen. Eine verminderte Kreditaufnahme durch die Unternehmen geht Hand in Hand mit einer reduzierten Investitionstätigkeit. Volkswirtschaftslehre © Blaas 178 89 Fallbeispiel 3. Geldpolitische Maßnahmen in der Konjunktursituation Ende 2008 – Anfang 2009 (Ergänzung zur Fiskalpolitik, s.o.) Volkswirtschaftslehre © Blaas 179 EZB senkt Leitzins auf zwei Prozent Im Kampf gegen die Rezession in vielen Ländern des Euro-Raums hat die Europäische Zentralbank (EZB) am 15.1.2009 beschlossen, den Leitzins deutlich zu senken. Der wichtigste Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld wurde mit Wirkung vom 21.1.2009 (um 0,5 Prozentpunkte) auf 2,0 Prozent gesenkt (siehe Tabelle unten). Mit der weiteren Zinssenkung hat die EZB auf die sich verschärfende Wirtschafts- und Finanzkrise in Europa reagiert. Im Dezember hatte die Notenbank den Leitzins um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte; s.u.) gesenkt. Das war der größte Zinsschritt in ihrer zehnjährigen Geschichte. Bereits im Oktober und November hatte die EZB den Zins um je 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Q: ORF online, 15.1.2009 Volkswirtschaftslehre © Blaas 180 90 Nächster Zinsschritt im März Nach vier Zinssenkungen in Folge hat die EZB ihren nächsten Zinsschritt für März angedeutet. g Kaum Zinsen in den USA und Japan In den USA und in Japan liegen die Leitzinsen im Jänner 2009 praktisch bei null. In Großbritannien senkte die Bank von England den Leitzins in der vergangenen Woche um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent. Das ist der tiefste Stand ihrer 315-jährigen Geschichte. Volkswirtschaftslehre © Blaas 181 Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsoperationen der Europäischen Zentralbank 28. April 2000 28 9. Juni 2000 3 75% 3,75% 4,24% 15. Oktober 2008 12. November 2008 10. Dezember 2008 21. Jänner 2009 11. März 2009 8. April 2009 13. Mai 2009 3,75% 3,25% 2,50% 2,00% 1,50% 1,25% 1,00% Q: www.ecb.int, 20.1.2010 Volkswirtschaftslehre © Blaas 182 91 5. Der Zusammenhang zwischen Konjunktur und Wachstum Konjunktur und Wachstum wurden traditionellerweise in der Lehrbuchtheorie als von einander unabhängige Gebiete der Makroökonomie gesehen. In der oben zitierten Arbeit wird jedoch nachgewiesen, dass ein statistisch signifikanter g Zusammenhang g zwischen Konjunkturschwankungen j g und dem Ausmaß wirtschaftlichen Wachstums besteht. In einer Stichprobe von immerhin 92 Ländern (aus Afrika, Nord- und Mittelamerika, Lateinamerika, Asien, Europa und dem Pazifikgebiet) sowie in einer Stichprobe von OECD-Ländern wurde festgestellt, dass Länder mit stärkeren Konjunkturschwankungen ein geringeres Wachstum aufweisen. Diese Ergebnisse ergänzen sehr gut andere Arbeiten, in denen gezeigt wurde, dass e ein ebe ebenso so negative egat e Verhältnis e ä t s zwischen sc e po politischer t sc e Instabilität stab tät u und d Wirtschaftswachstum besteht. So haben z.B. Falk und Sinabell (s.u.) einen negativen statistischen Zusammenhang zwischen der Wachstumsrate und deren Schwankungen áufgezeigt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 183 Statistischer Zusammenhang zwischen Wachstum und Schwankungen der Wachstumsrate M. Falk, F. Sinabell, A Spatial econometric analysis of the regional growth and volatility in Europe. In: Empirica, 2009 Volkswirtschaftslehre © Blaas 184 92 Weiters wurde nachgewiesen, dass der negative Effekt der Konjunkturschwankungen auf das Wirtschaftswachstum vorwiegend von der damit verbundenen Volatilität der Innovationen stammt, die ihrerseits Unsicherheit reflektiert. Man kann das wie folgt erklären: Unsicherheit über zukünftige Absatzmärkte steigert die Kosten von unternehmerischen Fehlentscheidungen, sodass starke Konjunkturschwankungen zu starken Schwankungen in innovatorischen Aktivitäten führen. Wir können also abschließend resümieren, dass Konjunktur und Wachstum keineswegs isolierte isolierte, voneinander unabhängige makroökonomische Phänomene sind, sondern dass (auf gesamtwirtschaftlicher Ebene, nicht notwendig auf regionaler Ebene) ein negativer Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Konjunkturschwankungen und der Höhe der Wirtschaftswachstums besteht. Volkswirtschaftslehre © Blaas 185 Teil 8: Makrodynamik 3: Internationale Wirtschaft Volkswirtschaftslehre © Blaas 186 93 8. Makrodynamik 3: Internationale Wirtschaft 1. Internationale Handelsverflechtung Österreichs 2. Die Zahlungsbilanz 3. Wechselkurse 4. Außenwirtschaftspolitik 5. Wirtschaftliche Integration Volkswirtschaftslehre © Blaas 1. 187 Internationale Handelsflechtung Österreichs Abbildung 8.1: Export- und Importquoten 1960-1994 Export- und Importquote Österreich 45% 40% 35% 30% 25% 20% Exportquote Importquote 15% 10% 5% 0% 1960 1962 1964 1966 1968 Volkswirtschaftslehre © Blaas 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 188 94 Abbildung 8.2: Export- und Importquote Österreichs 1990-2006 70% 60% Exportquote 50% Importquote 40% 30% 20% 10% 0% 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Volkswirtschaftslehre © Blaas 189 Typisch für “SMOPECS” (Small Open Economies) zeigt Österreich einen hohen Anteil von Exporten bzw. Importen am BIP, der heute die 50% bereits überschritten hat. Dass die absolute Größe eines Landes, genauer: seines Bruttoinlandsproduktes, und damit seines Binnenmarktes die Ein- und Ausfuhrintensität beeinflusst, zeigen die folgenden Exportquoten (Exporte von Waren u. Dienstleistungen lt. VGR): Größere Länder Exportquote in % des BIP (2007) Kleinere Länder Exportquote in % des BIP (2007) USA 12,1 Finnland 45,7 Japan 17,6 Dänemark 52,2 52,4 Italien 29,2 Schweden Frankreich 26,5 Schweiz 55,9 Großbritannien , 26,3 Österreich 59,6 , Norwegen 45,8 Deutschland 46,9 Niederlande 74,9 EU 27 40,3 Kanada Belgien 88,8 EU 15 39,1 Quelle: WKO, online Abfrage 9.1.2008 Volkswirtschaftslehre © Blaas 190 95 2. Die Zahlungsbilanz Gliederung: 2.1. 2.2. 2.3. 2.4. Begriff der Zahlungsbilanz Definitorischer Zahlungsbilanzausgleich Aufbau der Zahlungsbilanz Die österreichische Zahlungsbilanz in den letzten Jahren Volkswirtschaftslehre © Blaas 191 2.1. Begriff der Zahlungsbilanz Die Zahlungsbilanz ist eine systematische Darstellung aller wirtschaftlichen Transaktionen zwischen In- und Ausländern in einer gegebenen Periode. Sie fasst sowohl zweiseitige entgeltliche Rechtsgeschäfte wie auch einseitige Vermögensübertragungen zwischen dem Inland und dem Ausland zusammen. Einseitige Vermögensübertragungen sind in der Außenwirtschaft durchaus nicht unbedeutend. Güter werden oft in erheblichem Ausmaß als Wirtschaftshilfe unentgeltlich übertragen. Ein bekanntes Beispiel hierfür war der MARSHALL-Plan, das "European Recovery Program" (ERP), eine Wirtschaftshilfe der USA an Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. g Noch häufiger g werden Rüstungsgüter g g als "Hilfen" geschenkt. Manche Länder erhalten hohe Unterstützungszahlungen von sie fördernden wohlhabenden Ausländern (insbesondere Israel). Schließlich senden Auswanderer und Gastarbeiter Gelder an Angehörige in ihren Herkunftsländern. Volkswirtschaftslehre © Blaas 192 96 Die Zahlungsbilanz setzt sich aus einem realwirtschaftlichen (Leistungsbilanz) und einem finanzwirtschaftlichen Teil (Kapitalbilanz) zusammen und beruht auf dem Prinzip der doppelten Buchhaltung. Methodisch knüpft sie an die internationalen Konventionen des Balance of Payments Manual des IWF und an das System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen an. Die G Di Gesamtübersicht üb i h zeigt i alle ll grenzüberschreitenden üb h i d T Transaktionen ki Österreichs. Volkswirtschaftslehre © Blaas 193 Grenzüberschreitend bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern abgewickelt werden. Inländer im Sinne der Zahlungsbilanz sind natürliche Personen mit ständigem Wohnsitz im Inland sowie natürliche und juristische Personen Personen, die den Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit im Inland haben. Die Staatsbürgerschaft ist somit nicht das relevante Kriterium. Volkswirtschaftslehre © Blaas 194 97 2.2. Definitorischer und faktischer Zahlungsbilanzausgleich Die Zahlungsbilanz der gesamten Welt muss in jedem Sinn immer ausgeglichen sein. Die Welt ist ein geschlossenes Wirtschaftssystem. Was jemand in ihr erhält, muss ein anderer geben erhält geben. Rechnet man den Empfang positiv und die Ausgabe negativ, so gleichen sich bei jeder widerspruchsfreien Abgrenzung Einnahmen und Ausgaben der Welt auf null aus. In einem bilanztechnisch-definitorischen Sinn muss weiters auch die gesamte Zahlungsbilanz jedes einzelnen Landes immer ausgeglichen sein: Jeder Übertragung des Inlandes an das Ausland muss ein Gegenposten entsprechen, jedem Akt, bei dem ein Anspruch auf ausländische Kaufkraft entsteht ein Akt der Verfügung über diesen Anspruch entsteht, Anspruch, jedem Zahlungseingang ein Zahlungsausgang. Buchungstechnisch (doppelte Buchführung) werden Bilanzen immer ausgeglichen aufgebaut. Volkswirtschaftslehre © Blaas 195 In einem faktischen und für wirtschaftspolitische Überlegungen relevanten Sinne ist aber die Zentralbank-Praxis ausschlaggebend. In dieser wird primär der Leistungsbilanzsaldo als Maßstab zur Beurteilung der Frage herangezogen, ob eine Volkswirtschaft außenwirtschaftlich ausgeglichen bilanziert oder nicht. In Österreich ist es etwa (derzeit) üblich, von einer ausgeglichenen außenwirtschaftlichen Bilanz zu sprechen, wenn der Saldo der Leistungsbilanz in einem Korridor von +/- 1 Mrd. Euro liegt. Volkswirtschaftslehre © Blaas 196 98 2.3. Aufbau der Zahlungsbilanz Entsprechend den internationalen Konventionen gliedert sich die Zahlungsbilanz in folgende Teilbilanzen: (1) die Leistungsbilanz, (2) die Vermögensübertragungen (3) Kapitalbilanz und (4) die Statistische Differenz. Volkswirtschaftslehre © Blaas (1) 197 Leistungsbilanz Die Leistungsbilanz gliedert sich in die vier Komponenten Güter, Dienstleistungen, Einkommen und laufende Transfers. 1.1 Güter: Im Gegensatz zur Monatsbilanz werden in der Quartalsbilanz so wie bisher die Außenhandelsdaten des ÖSTAT als Ausgangspunkt für die Errechnung der Güter verwendet. Die Differenz zwischen den Gütern und Warenzahlungen wird als ,,Nicht aufteilbare Leistungen" unter den Dienstleistungen ausgewiesen. Eine wesentliche Neuerung ist, daß gemäß internationalen Konventionen sowohl der Warenexport als auch der Warenimport ohne Transport- und Versicherungskomponente dargestellt wird. Transaktionen, bei denen der Produktions- oder Warencharakter im V d Vordergrund d steht t ht - wie i vor allem ll b beii d der L Lohnveredelung h d l - sind i d ebenfalls b f ll iin den Gütern enthalten, des weiteren die sonstigen Handelsleistungen. Dabei handelt es sich um Verkäufe von Gütern an Ausländer bzw. Käufe von Gütern durch Inländer, wobei aber die Güter nicht in der Außenhandelsstatistik enthalten sind. Volkswirtschaftslehre © Blaas 198 99 1.2 Dienstleistungen: Das Einkommen aus Vermögen (Kapitalerträge) sowie aus unselbständiger Arbeit (Arbeitsentgelte) ist nicht mehr in den Dienstleistungen enthalten. Beide Komponenten zusammen bilden als Einkommen neben den Gütern, Dienstleistungen und laufenden Transfers eine eigenständige Kategorie in der Leistungsbilanz. Transport: Nunmehr wird auch die Debetseite des Transports ausgewiesen, da die Ausweisung der Güter ohne Transport- und Versicherungskomponente erfolgt. Der Internationale Personentransport ist nicht mehr im Reiseverkehr enthalten, sondern wird in der Position Transport gesondert ausgewiesen. Der gesamte Transport wird nach den Transportmedien - See, Lufttransport, sonstiger Transport - gegliedert. Reiseverkehr: Der Reiseverkehr ist enger definiert und enthält an Transportleistungen nur mehr die Benutzung des privaten Pkw bzw. die Nutzung von Transportmitteln innerhalb des Ziellandes. Ergänzungen und Korrekturen, die bisher nur einmal jährlich erfolgten, werden nunmehr laufend vorgenommen, sodaß die unterjährigen Quartalsergebnisse bereits auf das Jahresergebnis schließen lassen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 199 1.3 Einkommen: Erwerbseinkommen wie z. B. Löhne und Gehälter bzw. Vermögenseinkommen wie Erträge/Aufwendungen aus Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen etc. Auch enthalten die Kapitalerträge aus Direktinvestitionen reinvestierte Gewinne. 1.4 Laufende Transfers: Laufende Transfers als Teil der Leistungsbilanz enthalten nur mehr jene Transaktionen, die Einfluss auf das Einkommen und den Verbrauch der betroffenen Volkswirtschaften haben. Bei den laufenden Transfers wird wie bisher zwischen öffentlichen und privaten Transfers unterschieden. Ein Beispiel für die öffentlichen Transfers sind die Beiträge Österreichs an die EU, die auch bisher in der Transferbilanz enthalten waren. Dagegen wandern Teile der Rückflüsse in die Bilanz der Vermögensübertragungen. In den privaten Transfers sind beispielsweise Gastarbeiterüberweisungen sowie Pensionen und Renten enthalten. Volkswirtschaftslehre © Blaas 200 100 (2) Vermögensübertragungen Um die Abstimmung zwischen Zahlungsbilanz und VGR, deren Außenkonto sie ja bildet, weiter zu harmonisieren, wurde die Bilanz der Vermögensübertragungen (Capital Account) neu in die Zahlungsbilanz aufgenommen. Sie ist Teil des Außenkontos des Vermögensveränderungskontos der VGR. Sie erfasst einerseits die einseitige Übertragung von Vermögensgütern (Transaktionen, die bisher in der Transferbilanz enthalten waren), während in der Transferbilanz nur mehr jene Übertragungen gezeigt werden, die aus dem laufenden Einkommen geleistet bzw. auf Empfängerseite Bestandteil des laufenden Einkommens sind. Wichtigste Bausteine dieser Position sind die Ein- und Auswanderung, Schuldenerlasse und bestimmte Rückflüsse aus dem EU-Haushalt zur Verbesserung der Infrastruktur. Andererseits zeigt sie den Erwerb bzw. Veräußerung von nicht produzierten, nicht finanziellen Vermögensgegenständen. Diese Position zeigt beispielsweise den Ankauf von Patenten (nicht deren Nutzung!), den Verkauf von Kundenstöcken, Sportlerablösen und ähnliches. Volkswirtschaftslehre © Blaas (3) 201 Kapitalbilanz Der Kapitalverkehr wird nach folgenden Finanzierungsinstrumenten unterteilt: Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, sonstige Investitionen, Finanzderivate und offizielle Währungsreserven. Innerhalb der einzelnen Instrumente gibt es eine Trennung in österreichische Anlagen im Ausland (Forderungen) bzw. ausländische Anlagen in Österreich (Verpflichtungen). 3.1 Direktinvestitionen: Neben Beteiligungen (in Form von Aktien und anderen Kapitalanteilen) sowie langfristigen Darlehen enthalten die Direktinvestitionen auch - soweit erkennbar - die kurzfristigen Finanzbeziehungen verbundener Unternehmen. Außerdem sind der grenzüberschreitende Erwerb und die Veräußerung von Grundstücken den Direktinvestitionen zugeordnet. Grundgedanke dabei ist, jene wirtschaftlichen Beziehungen zusammenzufassen, die ihrer Natur nach durch ein besonders intensives unternehmerisches Engagement geprägt sind. Volkswirtschaftslehre © Blaas 202 101 3.2 Portfolioinvestitionen: Portfolioinvestitionen umfassen Investitionen in Anteilspapieren, langfristigen festverzinslichen Wertpapieren, Geldmarktpapieren. Ausgenommen sind jedoch alle Wertpapiere, die als Direktinvestitionen zu klassifizieren sind. 3.3 Sonstige Investitionen: Sonstige Investitionen sind all jene Kapitalformen, die weder den Portfolioinvestitionen, noch den Direktinvestitionen, noch den offiziellen Währungsreserven zugerechnet werden (Guthaben, Einlagen Kredite). Einlagen, Kredite) Volkswirtschaftslehre © Blaas 3.4 203 Finanzderivate: Finanzderivate (wie z. B. Optionsscheine), die bisher Teil der Position Portfolioinvestitionen waren, werden nun rückwirkend als eigene Position neben Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, sonstigen Investitionen und Währungsreserven in der Kapitalbilanz ausgewiesen. Finanzderivate mit Zinsen als Basiswert bleiben wie bisher Teil des Einkommens Einkommens. 3.5 Offizielle Währungsreserven: Die offiziellen Währungsreserven sind Bestandteil der Kapitalbilanz; daher zeigt ein Minus eine Zunahme und ein Plus eine Abnahme der offiziellen Währungsreserven an. Gemäß neuem Konzept wird nur mehr die transaktionsbedingte g Veränderung g der offiziellen Währungsreserven g gezeigt, die Bewertungsänderungen werden nur mehr in der Internationalen Vermögensposition Österreichs gezeigt. Zu den offiziellen Währungsreserven zählen: Währungsgold, Bargeld und Einlagen, Wertpapiere, Sonderziehungsrechte und andere Forderungen gegen den IWF sowie Forderungen gegen die EZB. Volkswirtschaftslehre © Blaas 204 102 (4) Statistische Differenz Die Verbuchung aller wirtschaftlichen Transaktionen erfolgt in der Zahlungsbilanz gemäß den Grundsätzen der doppelten Buchführung. Bei vollständiger und richtiger Erfassung aller Vorgänge müsste sich daher th theoretisch ti h eine i ausgeglichene li h Z Zahlungsbilanz hl bil ergeben. b In der Praxis verbleibt aber eine Restgröße, die man nach Aufrechnung aller Zahlungsbilanzteilbereiche in einer Periode berücksichtigen muss, um auf ein ausgeglichenes Gesamtergebnis zu kommen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 205 2.4. Die österreichische Zahlungsbilanz in den letzten Jahren (Mio EURO) 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 -1.530 -4.343 7.068 -2.437 -1.819 -1.751 -3.606 7.088 -3.323 -1.910 5.871 1.350 7.713 -1.554 -1.637 3.784 -1.535 7.860 -966 -1.575 4.845 -787 7.977 -983 -1.362 4.916 -1.427 9.371 -1.622 -1.407 6.292 333 10.162 -2.936 -1.266 8.763 1.324 12.274 -3.790 -1.045 -475 -592 -385 13 -275 -189 -802 -62 4.647 4.154 -2.665 -527 -642 -240 -5.182 -6.290 Summe der Teilbilanzen 2.642 1.811 2.821 3.270 3.928 4.487 308 2.411 Statistische Differenz -2.642 -1.811 -2.822 -3.270 -3.928 -4.486 -308 -2.411 Leistungsbilanz Güter Dienstleistungen Einkommen Laufende Transfers Vermögensübertragungen Kapitalbilanz Quelle: Quelle: OeNB, Statistik Austria. Bis 2005 endgültige Daten, 2006 revidierte Daten, 2007 provisorische Daten. Letzte Änderung am 28.05.2008 Volkswirtschaftslehre © Blaas 206 103 Kapitalbilanz Direktinvestitionen i.w.S. im Ausland in Österreich Portfolioinvestitionen Forderungen Anteilspapiere Verzinsliche Wertpapiere Verpflichtungen Anteilspapiere Verzinsliche Wertpapiere Sonstige Investitionen Forderungen Handelskredite Kredite Bargeld und Einlagen Sonstige Forderungen Verpflichtungen Handelskredite Kredite Bargeld und Einlagen Sonstige Verpflichtungen Finanzderivate Offizielle Währungsreserven 2000 4.647 3.365 -6.230 9.595 3.229 -29.167 -16 959 -16.959 -12.208 32.395 3.857 28.539 -2.521 -17.228 -2.234 -9.948 -4.994 -52 14.707 502 2.564 11.424 217 -263 2001 4.154 3.108 -3.506 6.615 6.333 -12.225 -101 -12.124 18.558 -4.897 23.455 -7.286 -9.575 309 -8.434 -701 -749 2.289 -711 3.276 -309 33 -69 2002 -2.665 -5.791 -6.170 379 -4.347 -25.116 -3 348 -3.348 -21.767 20.769 2.949 17.820 6.081 12.135 97 -3.529 15.200 366 -6.054 -320 5.574 -11.183 -126 -417 2003 -527 7 -6.323 6.330 4.032 -16.854 -2 418 -2.418 -14.436 20.886 2.145 18.741 -5.691 -15.481 12 -12.695 -2.700 -98 9.790 134 743 8.156 757 -670 2004 -642 -3.552 -6.685 3.133 -1.068 -26.920 -3 281 -3.281 -23.639 25.852 5.493 20.359 2.912 -17.565 -395 -6.730 -9.754 -686 20.477 409 2.030 17.799 238 -493 2005 -240 -138 -62.819 62.681 -10.926 -34.380 -4 561 -4.561 -29.820 23.454 4.759 18.695 10.283 -23.294 -576 -12.393 -9.959 -365 33.577 63 5.824 26.926 763 156 2006 -5.182 -2.463 -4.482 2.019 11.472 -26.988 -6 815 -6.815 -20.173 38.460 8.494 29.967 -13.978 -54.582 -1.389 -13.798 -39.232 -164 40.604 846 14.562 24.605 592 -719 2007 -6.290 -577 -23.183 22.605 21.128 -15.119 -1 067 -1.067 -14.052 36.247 2.675 33.573 -22.768 -35.506 -307 -25.809 -8.842 -548 12.738 131 -7.036 18.426 1.217 -2.217 838 2.067 1.810 1.795 1.558 385 504 -1.857 Volkswirtschaftslehre © Blaas 3. 207 Wechselkurse Gliederung: 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. Wechselkursbegriffe Realer und nomineller Wechselkurs Der effektive Wechselkurs Wechselkursregime Volkswirtschaftslehre © Blaas 208 104 3.1. Wechselkursbegriffe Der bilaterale Wechselkurs Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, den Preis einer ausländischen Währung durch die inländische auszudrücken: (1) die kontinentaleuropäische Variante Wechselkurs = Preis für eine ausländische Geldeinheit gemessen in der Inlandswährung z.B. 0,78€ / 1 US $ oder 1,06€ / 1 £ Man nenntt diesen M di W Wechselkurs h lk d den "D "Devisenwechselkurs" i h lk " oder auch den "Preiswechselkurs". Volkswirtschaftslehre © Blaas 209 (2) die angelsächsische Variante (die in der ökon. Terminologie verwendete Variante) Wechselkurs = Preis für eine inländische Geldeinheit Geldeinheit, ausgedrückt in der Auslandswährung z.B. 1.27$ / 1 € oder 0,94 £ /1 €. Man nennt diesen Wechselkurs auch den "Mengenwechselkurs". Der Mengenwechselkurs ist natürlich der Kehrwert des Preiswechselkurses. Aufwertung: A f t Ansteigen A t i (Si (Sinken) k ) d. d Mengen M (P (Preis)i ) wechselkurses h lk Abwertung: Sinken (Ansteigen) des Mengen (Preis)- wechselkurses Volkswirtschaftslehre © Blaas 210 105 Veröffentlichung des aktuellen Wechselkurses in den Tageszeitungen: Der bilaterale Wechselkurs wird regelmäßig in den Tageszeitungen und anderen Medien publiziert. Dabei sind folgende zwei Unterscheidungen zu treffen: 1. Devisenkurs und Valutenkurs Kurs der Währung auf dem Markt für Devisen (Guthaben auf ausländischen Banken) bzw. Kurs auf dem Markt für Valuten (ausländische Banknoten und Münzen) 2. Ankaufskurs und Verkaufskurs Die Tageszeitungen (und andere Medien) veröffentlichen meistens drei Wechselkurse, und zwar den Ankaufskurs, den Verkaufskurs und einen Mittelwert. Volkswirtschaftslehre © Blaas 211 Wenn Transaktionskosten bei einem Tausch bedeutend sind (z.B. das Bereithalten von Valuten), fallen der Angebotspreis und der Nachfragepreis auseinander. So auch auf den Devisen- und Valutenmärkten. Aus der Sicht der Bank ist der Ankaufskurs immer niedriger und repräsentiert den Kurs, zu dem die Bank eine Währung (in unserem Falle; €) ankauft, der Verkaufskurs ist höher und der Verkaufspreis der Währung (€). Die Differenz sind die von den Banken geforderten Transaktionskosten Transaktionskosten. Beispiel (20. Jänner 2006, Der Standard): Die An- und Verkaufskurse für den Euro werden z.B. in Tageszeitungen veröffentlicht. Sie geben an, wieviel Dollar (Pfund, Franken) die Bank beim Kauf eines EURO zahlt („Ankauf“) bzw. wieviel Dollar (Pfund, Franken) die Bank für einen Euro verlangt („Verkauf“) Die Bank zahlt f. 1 € Währung Ankauf eines € Die Bank verlangt g f. 1 € Mittelwert Verkauf eines € US-$ 1,2137 1,2139 1,2140 Britisches Pfund 0,6877 0,6879 0,6881 Schweizer Franken 1,5527 1,5533 1,539 Volkswirtschaftslehre © Blaas 212 106 3.2. Realer und nomineller Wechselkurs Wir unterscheiden nun zwischen dem nominellen (n) und dem realen (r) Wechselkurs. Es gilt folgende fundamentale Beziehung zwischen realem und nominellem Wechselkurs r und n: r n = pi pa Dabei ist: r n pi pa der reale Wechselkurs der nominelle Wechselkurs Index für das inländische Preis-(Kosten-) Niveau Index für das Preis-(Kosten-) Preis (Kosten ) Niveau im Ausland (oder im Falle des effektiven Wechselkurses – siehe unten – in mehreren anderen Ländern) in ausländischer Währung. Volkswirtschaftslehre © Blaas 213 Die Bedeutung des realen Wechselkurses liegt darin, dass sich in ihm die (preisliche) Konkurrenzposition des Inlandes gegenüber dem Ausland manifestiert. Denn bei konstantem nominellen Wechselkurs bedeutet ein sinkender (steigender) realer Wechselkurs, dass sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes durch eine relative Verbilligung (Verteuerung) seiner Exportgüter im Ausland verbessert (verschlechtert). pi r = pa n bzw. in Veränderungsraten: r n p i p a Volkswirtschaftslehre © Blaas 214 107 Der günstigste Fall ist der, dass der reale Wechselkurs sinkt während der nominelle Wechselkurs steigt. Eine reale Abwertung (negatives Vorzeichen der linken Seite der unten stehenden Gleichung) und eine nominelle Aufwertung (positives Vorzeichen von n) sind simultan daher nur dann möglich, wenn die Inflationsrate im Inland geringer ist als im Ausland (dann gibt es einen Spielraum für eine nominelle Aufwertung). Dieses Kunststück ist z.B. Österreich in der zweiten Hälfte der 70er Jahre gelungen. r n p i p a pi Beispiel: pi = 2%, p a = 4%; bei einer nominellen Aufwertung von 1% ergibt sich dann eine reale Abwertung von 1% und damit eine Verbesserung der preislichen Konkurrenzfähigkeit um 1% (gegenüber diesem Land): - 1% = + 1% + 2% - 4% Volkswirtschaftslehre © Blaas 215 Beispiel Argentinien 2001/2002: Die argentinische Währung, der Peso, wurde in den 90er Jahren im Verhältnis 1:1 an den Dollar gebunden, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Der nominelle Wechselkurs zum Dollar war also n=1. Nachdem sich die argentinische Wirtschaftspolitik damit der Möglichkeit beraubt hatte, auf inländische Preisveränderungen mithilfe der Wechselkurspolitik zu reagieren, hing die internationale Wettbewerbsfähigkeit Argentiniens von der relativen Preisentwicklung und der Wechselkurspolitik der Handelspartner ab. Durch die Abwertung der Währungen wichtiger lateinamerikanischer Handelspartnerländer (z.B. Brasilien), stieg der nominelle und damit der reale Wechselkurs des Peso an, die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber diesem Land wurde somit schlechter. Diese Entwicklung war einer der Ursachen für die dramatische Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in Argentinien und der danach folgenden politischen und gesellschaftlichen Probleme. Volkswirtschaftslehre © Blaas 216 108 3.3. Der effektive Wechselkurs Für jede ausländische Währung existiert also - soferne sie konvertibel ist - ein Wechselkurs gegenüber dem Euro, theoretisch gibt es also sehr viele bilaterale Wechselkurse. Nun ist nicht jeder einzelne bilaterale Wechselkurs von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung (bzw. von Bedeutung für die gesamte EU), sondern nur die Wechselkurse jener Länder, die wichtige Handelspartner-Länder sind. Das ist ein größerer oder kleinerer Teil der Gesamtheit der Wechselkurse. Dieser Teil wird im sogenannten effektiven Wechselkurs zusammengefasst. Der effektive Wechselkurs ist also nicht der Wechselkurs des EURO gegenüber einer einzelnen ausländischen Währung Währung, sondern gegenüber einem gewogenen Mittel der wichtigsten Wechselkurse (gewogen mit den jeweiligen Handelsanteilen). Volkswirtschaftslehre © Blaas 217 Effektiver Wechselkursindex nominell: gewogenes geometrisches Mittel der Wechselkurse zu den wichtigsten Haupthandelspartnern des gesamten Euroraums (die EZB veröffentlicht unterschiedliche effektive Wechselkurse je nach Anzahl der Handelspartnerländer, z.B. 21 Länder, s.u. Abb.). Der Intra-Währungsunionshandel bleibt außer Betracht. Das Indexgewicht entspricht der Bedeutung der jeweiligen Länder im Außenhandel der gesamten Währungsunion (siehe Tabelle unten). Die Handelsgewichte basieren auf dem Außenhandel mit Gütern der Sachgüterproduktion. Effektiver Eff kti Wechselkursindex W h lk i d real: l entspricht t i ht d dem nominell-effektiven i ll ff kti Wechselkursindex des Euro korrigiert um das Inflationsdifferenzial des Euroraums zu seinen Handelspartnern. Q: EZB Volkswirtschaftslehre © Blaas 218 109 Abbildung: Nomineller effektiver Wechselkurs des EURO; Eurozone 16 Länder; gegenüber der Gruppe der 21 wichtigsten HandelspartnerLänder (AU, CA, DK, HK, JP, NO, SG, KR, SE, CH, GB, US, BG, CZ, EE, LV, LT, HU, PL, RO, CN) 99Q1 = 100 Q: EZB online Volkswirtschaftslehre © Blaas Weights in the EER21 indices based on different reference periods Q: EZB online Volkswirtschaftslehre © Blaas 219 Partner country Reference period 1995-1997 Reference period 1998-2000 Reference period 2001-2003 Reference period 2004-2006 Australia 0.9 0.9 1.0 1.0 Bulgaria 0.4 0.3 0.5 0.6 Canada 1.8 2.0 2.0 1.7 China 5.3 6.3 9.1 13.6 Czech Republic 2.7 2.6 3.6 4.1 Denmark 3.1 2.8 2.8 2.7 E t i Estonia 02 0.2 02 0.2 03 0.3 03 0.3 Hong Kong 2.6 2.1 1.9 2.0 Hungary 1.9 2.3 3.0 3.1 Japan 12.0 10.8 9.2 8.3 Latvia 0.1 0.1 0.2 0.2 Lithuania 0.2 0.2 0.3 0.3 Norway 1.6 1.5 1.3 1.3 Poland 2.9 3.4 4.0 4.9 Romania 0.9 1.0 1.4 1.7 Singapore 2.2 1.9 1.7 1.8 3.9 South Korea 3.5 3.3 3.4 Sweden 5.7 5.2 4.5 4.8 Switzerland 8.1 7.2 6.9 6.4 United Kingdom 22.6 21.6 20.3 17.8 United States 21.3 24.3 22.9 19.6 Total 100 100 100 100 220 110 3.4. Wechselkursregime Typologie: Fixe Wechselkurse Flexible Wechselkurse Managed Floating ("Dirty" Floating) Wechselkurse unterliegen überhaupt nicht der Veränderung durch Marktkräfte, wenn sie feste Wechselkurse sind, also behördlich festgelegte Kurse sind. In diesem Falle darf niemand zu einem anderen als dem staatlich festgelegten Wechselkurs eine Währung eintauschen. (Typisch für Planwirtschaften) I Marktwirtschaften In M kt i t h ft gibt ibt es statt t tt dessen d eher h stabile t bil W Wechselkurse, h lk wie i es z.B. B im EWS, dem (früheren) Europäischen Wechselkurssystem der Fall war. Volkswirtschaftslehre © Blaas 221 Stabile Wechselkurse sind solche, die innerhalb einer festgelegten engen Bandbreite um einen Mittelkurs, z.B. +/- 2,25%, schwanken dürfen. Die Einhaltung der Bandbreite wird durch Devisenan- und -verkäufe gemanaged, d.h. seitens der dazu verpflichteten Währungsbehörden gewährleistet (unterer und oberer Interventionspunkt). Innerhalb der vorgegebenen Bandbreite sind die Wechselkurse Marktpreise. Lässt sich der Mittelkurs nicht mehr halten, so wird auf- oder abgewertet. (Auch: "schmutziges Floaten" , dirty floating) Sich ausschließlich auf dem Markt bildende Wechselkurse heißen flexible Wechselkurse (floating exchange rates). Volkswirtschaftslehre © Blaas 222 111 Zur Bedeutung stabiler Wechselkurse: Sind die Wechselkurse nicht stabil, müssen sich die Unternehmen gegen Wechselkursschwankungen absichern. Dazu werden Devisentermingeschäfte durchgeführt. Beispiel: ein (europäischer) Exporteur vereinbart mit seiner Bank, dass er zu einem festen Stichtag 1 Mrd $ einzahlt. Die Bank verpflichtet sich, diese Dollar dann zu einem Kurs von 1 Euro je Dollar zu kaufen und 1 Mrd € zu überweisen. Der Dollar fällt Der Dollar steigt 1 Dollar kostet 0,90 Euro 1 Dollar kostet 1,10 Euro Bank zahlt 1 Mrd € Bank zahlt 1 Mrd € g Umrechnungskurs ohne Kurssicherung Vermiedener Kursverlust 900 Mio € 100 Mio € Umrechnungskurs ohne Kurssicherung Entgangener Kursgewinn 1,1 Mrd € 100 Mio € Das Unternehmen hat damit sein Wechselkursrisiko begrenzt, ihm entgehen dafür aber mögliche Wechselkursgewinne. Volkswirtschaftslehre © Blaas 223 3.5. Wechselkurstheorien Kaufkraftparitätentheorie Zahlungsbilanztheorie Siehe dazu: Streissler/Streissler, S. 384 ff. Volkswirtschaftslehre © Blaas 224 112 4. Außenwirtschaftspolitik Die moderne Außenwirtschaftspolitik ist wie die meisten anderen Bereiche der Wirtschaftspolitik heute ein mit vielen Aufgaben und Funktionen befrachteter Politikzweig. Zentrale Aufgabe ist jedoch, für eine ausgeglichene Zahlungsbilanz zu sorgen. Im folgenden befassen wir uns zunächst mit zwei Fragen, und zwar erstens, wie eine nicht ausgeglichene Zahlungsbilanz ausgeglichen werden kann, und zweitens noch mit der Frage Protektionismus versus Freihandel. Volkswirtschaftslehre © Blaas 225 4.1. Zahlungsbilanzausgleich Die Zahlungsbilanz kann ausgeglichen werden über 1. 2. 3. 4. 5. g gesamtwirtschaftliche Nachfrageveränderungen, g g , Veränderungen des relativen Preisniveaus, Zinssatzveränderungen, Geldbestandsveränderungen und schließlich Wechselkursveränderungen Zinssatzveränderungen und unter Umständen auch Geldmengenveränderungen wirken primär auf die Kapitalverkehrsbilanz Kapitalverkehrsbilanz, sekundär, über Nachfrageveränderungen, freilich auch auf die Leistungsbilanz. Die anderen genannten Veränderungen wirken primär auf die Leistungsbilanz. Volkswirtschaftslehre © Blaas 226 113 (1) Gesamtwirtschaftliche Nachfrageveränderungen Steigen die Einkommen im Inland stärker als im Ausland, so passiviert sich die Leistungsbilanz, weil die Importe stärker als die Exporte steigen. In Rezessionen aktiviert sie sich hingegen. Ein Leistungsbilanzpassivum erfordert somit eine relative Einkommensschrumpfung, um es auszugleichen. (2) Preisniveauveränderungen Dieselbe Analyse lässt sich statt in mengenmäßigen Effekten auch anhand der Preisniveauwirkungen vornehmen. Bei gleichbleibenden Wechselkursen führt eine relative Preisniveauerhöhung g im Inland unter der Voraussetzung g nicht vollkommen preisunelastischer Nachfragen zu einem Anstieg der Importe und einer Senkung der Exporte. Sie führt daher zu einer Passivierung der Leistungsbilanz. Umgekehrt aktiviert eine relative Preisniveausenkung die Leistungsbilanz. Die relevanten Preisniveaus sind freilich vor allem die der Exporte und der Importsubstitute, weniger das allgemeine Preisniveau (der Verbraucherpreise oder des BIP). (3) Zinsveränderungen Zinssteigerungen relativ zum Ausland ziehen (gleichbleibende Wechselkurse und gleichbleibendes Risiko vorausgesetzt) Kapital aus dem Ausland an, aktivieren kti i also l di die K Kapitalbilanz it lbil und d üb über di diese di die Z Zahlungsbilanz. hl bil D Denn K Kapital it l sucht auch international die günstigste Anlage. Für relative Zinssenkungen gilt das Umgekehrte. Zinssteigerungen wirken über diverse Kanäle (siehe Geldpolitik) aber andererseits nachfragesenkend. Dadurch wachsen die Importe langsamer als die Exporte und die Leistungsbilanz wird auch aktiviert. Zinssenkungen passivieren umgekehrt die Leistungsbilanz. Volkswirtschaftslehre © Blaas 228 114 (4) Geldmengenveränderungen Geldmengensteigerungen relativ zum realen Sozialprodukt können zu Preisniveausteigerungen führen. Relativ höhere Preise im Inland können zu geringerer Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten und damit zu einer Passivierung der Leistungsbilanz führen. (5) Wechselkurspolitik: Auf- und Abwertungen Steht die Wechselkurspolitik zur Disposition, so kann die Abwertung der Währung zu verbesserten Exportchancen und damit zu einer Aktivierung der Leistungsbilanz führen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 229 4.2. Protektionismus versus Freihandel Im Gegensatz zur Integrationspolitik (siehe unten) ist es das Ziel des Protektionismus, den Handel einzuschränken, insbesondere um die heimische Wirtschaft „zu schützen“ und inländische Arbeitsplätze abzusichern. Unter Protektionismus sind dabei alle Maßnahmen zu verstehen, die ein Staat g , um die bei Freihandel eintretenden oder erwarteten unerwünschten ergreift, Marktergebnisse abzuwenden. Folgende Ziele können mit protektionistischen Maßnahmen angestrebt werden: – Erzielung von öffentlichen Einnahmen (Zölle) – Schutz bestimmter Produktionssektoren, die international nicht mehr bzw. noch nicht wettbewerbsfähig sind – Ankurbeln des Wirtschaftswachstums – Bekämpfung der Arbeitslosigkeit – Verbesserung der Handelsbilanz – Beeinflussung der Einkommensverteilung – Abbau internationaler Abhängigkeit (Autarkiebestrebungen) und Demonstration nationaler Größe Volkswirtschaftslehre © Blaas 230 115 Protektionistische Maßnahmen: – Tarifäre Handelshemmnisse (Import-, Export-, Durchfuhr-Zölle) – Nicht-tarifäre Handelshemmnisse – Quantitative Restriktionen (Kontingente; Quoten; Verbote; Lizenzen; Selbstbeschränkungsabkommen; Kompensationsgeschäfte) – Nebenabgaben auf Importe (Ausgleichsabgaben/Mindestpreise; Anti-Dumping Abgaben) – Administrative Restriktionen (Gesundheitsvorschriften; Sicherheitsvorschriften; Umweltschutzauflagen; Industrienormen; obligatorische Verpackungen und Inhaltsangaben; marken- und patentrechtliche Restriktionen; B Beschränkungen hä k fü für P Produktwerbung; d kt b Produktionsvorschriften/Beimischungszwang; etc.) – Wirtschaftspolitische Maßnahmen (Subventionen; Steuererleichterungen; Investitionshilfen; Forschungszuwendungen; Förderung bestimmter Branchen; diskriminierende Vergabe öffentlicher Aufträge; etc:) Volkswirtschaftslehre © Blaas 231 Ziel des GATT (General Agreement on Tariffs and Trade; 1948) bzw. in Folge (1994) der WTO (World Trade Organisation) ist eine Welthandelsordnung mit möglichst wenig Protektionismus. Freihandel, Integration: siehe unten Volkswirtschaftslehre © Blaas 232 116 5. Wirtschaftliche Integration Wirtschaftliche Integration bedeutet einen Prozess der Handelsliberalisierung zwischen zwei oder mehreren Staaten Staaten. Dabei gilt eine Integration immer dann als wirtschaftlich vorteilhaft, wenn die handelsschaffenden Effekte größer sind als die handelsvernichtenden. Integration kann zur Aufteilung der Weltwirtschaft in regionale Handelsblöcke führen, die ihrerseits nach außen mehr oder weniger protektionistisch sein können (siehe unten). Volkswirtschaftslehre © Blaas 233 5.1. Stufen der Integration Man unterscheidet folgende Stufen der Integration entsprechend der Intensität des Zusammenschlusses: 1. Assoziierung Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss zur Verfolgung bestimmter, gemeinsam gewählter Vorhaben (z.B. Zollfreiheit für bestimmte Güter). Diese Integrationsform dient meist nur als Vorstufe für die nachfolgenden Integrationsformen. 2. Regionale Freihandelszone Beii di B dieser A Artt d des Z Zusammenschlusses hl liliegtt di die ffreie i Beweglichkeit der im Integrationsraum erzeugten Güter vor (d.h. grundsätzlich sind alle Güter von Zöllen befreit; Ausnahmen existieren aber oft). Allerdings besteht die Zollautonomie der einzelnen Mitgliedsstaaten gegenüber Drittländern weiter fort. Volkswirtschaftslehre © Blaas 234 117 3. Zollunion In dieser Form des Zusammenschlusses ist zusätzlich zu allen Elementen der regionalen Freihandelszone eine gemeinsame Außenhandelspolitik der Mitgliedstaaten inbegriffen (z.B. gemeinsame einheitliche Außenzolltarife). 4. Gemeinsamer Markt Im gemeinsamen Markt liegt außer den Merkmalen der Zollunion die freie Beweglichkeit der Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital) vor. Damit sind einerseits gewerbliche Niederlassungsfreiheit und andererseits freie Arbeitsplatzwahl vorgesehen. 5 Wirtschaftsunion 5. Zum gemeinsamen Markt kommt hier eine partielle, supranationale Wirtschaftspolitik hinzu. Als Beispiele lassen sich die Agrarpolitik oder die Steuerharmonisierung der EU nennen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 235 6. Wirtschafts- und Währungsunion Hier liegen die Wirtschaftsunion und eine supranational Währungspolitik vor. Beispiel dafür ist die zukünftige gemeinsame EU-Währungspolitik der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. 7. Totale Integration bzw. Politische Union Es handelt sich dabei um eine Wirtschafts- und Währungsunion mit einer supranationalen Zentralisierung aller bzw. wesentlicher wirtschaftspolitischer Entscheidungen (meist in einem föderalen Aufbau). In der EU ist die Politische Union als Ziel formuliert worden. Beispiele für Integrationsbestrebungen außerhalb Europas sind die Association of Southeast Asian Nations (ASEAN), die Caribbean Community (CARICOM), der Andenpakt und das North American Free Trade Agreement (NAFTA). Volkswirtschaftslehre © Blaas 236 118 5.2. Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion Voraussetzungen für eine Währungsunion – unwiderrufliche Festsetzung der Währungsparitäten – Beseitigung der Bandbreiten – vollständige und irreversible Konvertibilität der Währungen – völlige Liberalisierung des Kapitalverkehrs – Koordinierung der GeldGeld-, Kredit-, Kredit- Kapitalmarkt- und Währungspolitik (z.B. durch ein gemeinschaftliches Zentralbankensystem; Europäisches Währungsinstitut in Frankfurt) Volkswirtschaftslehre © Blaas 237 Die Konvergenzkriterien, die erfüllt werden müssen, um Mitglied der Währungsunion werden zu können, bestehen aus folgenden vier Bedingungen: 1. Preisstabilität D K Das Kriterium it i d der P Preisstabilität i t bilität iistt d dann erfüllt, füllt wenn ein i Mitgliedstaat eine anhaltende Preisstabilität und während des letzten Jahres vor der Prüfung eine durchschnittliche Inflationsrate aufweist, die um nicht mehr als 1,5%-Punkte über der Inflationsrate jener - höchstens drei - Mitgliedstaaten liegt, die auf dem Gebiet der Preisstabilität das beste Ergebnis erzielt haben (Verbraucherpreisindex). 2. Finanzlage der öffentlichen Hand Dieses Kriterium teilt sich in zwei Unterkriterien: a. die öffentliche Neuverschuldung b. der Schuldenstand der öffentlichen Hand Volkswirtschaftslehre © Blaas 238 119 a. Öffentliche Neuverschuldung Das Verhältnis zwischen dem (geplanten oder tatsächlichen) Defizit und dem Bruttonationalprodukt zu Marktpreisen darf zum Zeitpunkt der Prüfung 3% nicht überschreiten, es sei denn, – dass entweder das Verhältnis erheblich und laufend zurückgegangen und in die Nähe des Referenzwertes gekommen ist; – dass der Referenzwert nur ausnahmsweise und vorübergehend überschritten wird und das Verhältnis in der Nähe des Referenzwertes bleibt. b. Schuldenstand der öffentlichen Hand Das Verhältnis zwischen dem öffentlichen Schuldenstand und dem BIP zu Marktpreisen darf zum Zeitpunkt der Prüfung 60% nicht überschreiten, es sei denn, dass das Verhältnis hinreichend rückläufig ist und sich rasch genug dem Referenzwert nähert. Volkswirtschaftslehre © Blaas 239 3. Wechselkursstabilität Dieses Kriterium gilt dann als erfüllt, wenn der Mitgliedstaat die im Rahmen des Wechselkursmechanismus des Europäischen Währungssystems vorgesehenen Bandbreiten zumindest in den letzten zwei Jahren vor der Prüfung ohne starke Spannungen eingehalten hat. Insbesondere darf er den bilateralen Wechselkurs innerhalb dieses Zeitraumes gegenüber der Währung eines anderen Mitgliedstaates nicht von sich aus abgewertet haben. 4. Niveau der langfristigen Zinssätze Dieses Kriterium gilt dann als erfüllt, wenn im Verlauf von einem Jahr vor der Prüfung der durchschnittliche langfristige Nominalzinssatz im betreffenden Mitgliedstaat um nicht mehr als 2%-Punkte über dem entsprechenden Satz in jenen - höchstens drei - Mitgliedstaaten liegt, die auf dem Gebiet der Preisstabilität das beste Ergebnis erzielt haben. Volkswirtschaftslehre © Blaas 240 120 Europäische Währungsunion: Wichtige Begriffe: Europäisches Währungssystem II (EWS II): Da nicht alle EU-Staaten zum Beginn der Endstufe der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) Anfang 1999 dem Euro-Währungsgebiet angehörten, mussten t die di Wäh Währungsbeziehungen b i h zwischen i h d den WWU WWU-Teilnehmern T il h (d (den sogenannten Ins) und den übrigen EU-Staaten (den sogenannten Outs oder PreIns) geregelt werden. Hierzu hat man sich in Anlehnung an das EWS auf ein EWS II als reformiertes Nachfolgesystem geeinigt. Ziel ist es zum Einen, übermäßige Wechselkursverzerrungen und -schwankungen zu vermeiden, die ein reibungsloses Funktionieren des Europäischen Binnenmarktes behindern können. Zum Anderen sollen für die Pre-Ins Anreize zur wirtschafts- und finanzpolitischen Annäherung (siehe Konvergenzkriterien) geschaffen werden, so dass ein späterer WWU-Beitritt möglich wird. Im Rahmen des neuen Wechselkursmechanismus erhält der Euro die Funktion als LeitLeit oder Ankerwährung, Ankerwährung so dass die Paritäten (Leitkurse) für die Währungen der Pre-Ins an den Euro geknüpft werden. Volkswirtschaftslehre © Blaas 241 Der maximale Schwankungsspielraum für die Wechselkurse wird durch die Standardbandbreite von ± 15 Prozent um die Leitkurse bestimmt, wobei nach erfolgreichen Konvergenzbemühungen für einzelne Währungen engere Bandbreiten möglich sind. Bei Erreichen der Interventionspunkte sind grundsätzlich unbegrenzte Devisenmarktinterventionen vorgesehen, die allerdings vom Grundsatz her nur unterstützenden Charakter haben dürfen und eine konvergenzorientierte Geldund Finanzpolitik keinesfalls ersetzen können. Um dies sicherzustellen, erhalten die Europäische Zentralbank und die am Wechselkursmechanismus teilnehmenden nationalen Notenbanken das Recht, jederzeit eine vertrauliche Überprüfung der Leitkurse in Gang zu setzen. Bei Gefahren für die Preisstabilität können sie außerdem Interventionen verweigern. Dem EWS II gehörten zu Beginn nur die Dänenkrone und die Griechische Drachme (bis 1.1.2001) an. Für letztere gilt die Standardbandbreite von ± 15 Prozent, für die Dänenkrone dagegen eine enge Schwankungsmarge von ± 2,25 Prozent. Volkswirtschaftslehre © Blaas 242 121 Europäisches System der Zentralbanken (ESZB) Das ESZB umfasst die EZB und die nationalen Zentralbanken aller EUMit li d t t Mitgliedstaaten, unabhängig bhä i d davon, ob b sie i d den E Euro eingeführt i füh t h haben b oder d nicht. i ht Eurosystem Besteht aus der EZB und den derzeit sechzehn nationalen Zentralbanken der EUMitgliedstaaten, die den Euro in der dritten Stufe der WWU eingeführt haben. Die nationalen Zentralbanken der Mitgliedstaaten, die noch nicht dem EuroWährungsgebiet beigetreten sind sind, zählen zwar zum ESZB ESZB, aber nicht zum Eurosystem. Solange es EU-Mitgliedstaaten gibt, die nicht dem Euro-Währungsgebiet angehören, werden das Eurosystem und das ESZB nebeneinander bestehen. Volkswirtschaftslehre © Blaas 243 Euro-Währungsgebiet Umfasst das Gebiet der EU-Mitgliedstaaten, die der dritten Stufe der WWU beigetreten sind und damit den Euro als gemeinschaftliche Währung eingeführt haben. Volkswirtschaftslehre © Blaas 244 122 Euro Währungsgebiet - Euroländer Stand 1.1.2009 16 Mitgliedstaaten der Europäischen Union nehmen an der gemeinsamen Währung teil: Belgien Deutschland Finnland F Frankreich k i h Griechenland Irland Italien Luxemburg Malta Niederlande Österreich Portugal Slowakei Slowenien Spanien Zypern Q: www.ecb.int Volkswirtschaftslehre © Blaas 245 LITERATUR zu Vorlesung 1. Allgemein P. Bofinger, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Pearson Studium 2003 H. Hanusch, Th. Kuhn, Einführung in die Volkswirtschaftslehre. Springer-Verlag, Berlin 1994, 3. Auflage R. LECHNER, G. STEINDORFER, Grundkonzepte der Wirtschaftstheorie. Skriptum zur Prüfung am 9. Juni 1998. Wien 1998 A. RONCAGLIA, Handbuch der modernen Wirtschaft. Edition S, Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei. Wien 1987 J. SCHUMANN, Grundzüge der mikroökonomischen Theorie. Springer- Verlag, Berlin Heidelberg New York 1980 E. u. M. STREISSLER, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre für Juristen. Manz Verlag, Wien 1984 H.R. VARIAN, Grundzüge der Mikroökonomik. Vlg. Oldenbourg, München, Wien. 2. Auflage 1991 A WAGNER A. WAGNER, Makroökonomik. M k ök ik UTB, UTB Gustav G t Fischer Fi h Vlg., Vl Stuttgart St tt t 1990 A. WAGNER, Mikroökonomik. UTB, Gustav Fischer Vlg., Stuttgart 1989, 2. Auflage P. WEISE, Neue Mikroökonomie. Physica-Verlag, Würzburg - Wien 1981 U. WESTPHAL, Makroökonomik. Theorie, Empirie und Politikanalyse. Springer Verlag, Berlin 1988 R. Whitley, Divergent Capitalisms. The social structuring and change of Business Systems. Oxford 2000. 2. Die österreichische Wirtschaft H. Abele u.a. (Hrsg.), Handbuch der österreichischen Wirtschaftspolitik. 3. Auflage, Manz Verlag, Wien 1989 E. Nowotny und Winckler, Georg (Hrsg.), Grundzüge der Wirtschaftspolitik Österreichs. Manz, Wien 1994 P. ROSNER, Grundzüge der Politischen Ökonomie Österreichs. WUV-Universitätsverlag, Wien 1994 K. WENGER (Hrsg.), Grundriß des österreichischen Wirtschaftsrechts. Bd. II. Besonderes Wirtschaftsrecht. Verlag Manz, Wien 1990 3. Spezialthemen C. Thomasberger, EU Monetary Union and Enlargement. In: W. Blaas (ed.), Eastern Enlargement as an All European Development Project. Special Issue of „Der Öffentliche Sektor - Forschungsmemoranden“, 2002. E. Staehelin.Witt, R. M. Plattner, Wirtschaft und Raumplanung. Beziehungen – Konflikte – Lösungen. In: Raumplanung, hrsg. Vom Eidgen. Justiz- und Polizeidepartement, Bundesamt für Raumplanung. Bern 1998 Volkswirtschaftslehre © Blaas 246 123