Anlage 3 - KV Thüringen

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Anlage 3 – Wirkstoff AKTUELL
A usgabe 06/2008
KBV
Wirkstoff AKTUELL
EINE INFORMATION DER KBV IM RAHMEN DES § 73 (8) SGB V IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT
Eplerenon (Inspra®)
Der Aldosteronantagonist Eplerenon soll zur Behandlung der Herzinsuffizienz nur in der zugelassenen Indikation
eingesetzt werden.
Indikation
Behandlung der systolischen Herzinsuffizienz nach kürzlich aufgetretenem Myokardinfarkt*.
Empfehlungen zur wirtschaftlichen Verordnungsweise
Jede symptomatische Herzinsuffizienz, aber auch jede
mittel- bis hochgradige kardiale Pumpfunktionsstörung
mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF)
≤ 40 % ohne Beschwerden des Patienten, stellt eine pharmakotherapeutische Behandlungsindikation dar (2).
ACE-Hemmer oder Beta-Rezeptorenblocker sind Mittel
der ersten Wahl für die Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz.
In Abhängigkeit von der Symptomatik (NYHA Stadien
II-IV) können auch Diuretika, Herzglykoside und Aldosteronantagonisten indiziert sein (2).
Der teure Aldosteronantagonist Eplerenon soll entsprechend der Zulassung nur zur Behandlung der systolischen
Herzinsuffizienz nach kürzlich aufgetretenem Myokardinfarkt gegeben werden und zwar zusätzlich zur Standardtherapie, die Beta-Rezeptorenblocker einschließt. In einer
Dosis von 25 bis 50 mg pro Tag kann Eplerenon bei Herzinsuffizienz nach einem Myokardinfarkt mit linksventrikulärer systolischer Dysfunktion die Sterblichkeit und
Morbidität vermindern. Für die Indikation einer chroni-
schen Herzinsuffizienz anderer Ursache wurde bisher kein
eindeutiger Wirksamkeitsnachweis erbracht (3).
Die Behandlung sollte mit 25 mg einmal täglich begonnen
und unter Beachtung des Kaliumwertes im Serum auf eine
Zieldosis von 50 mg einmal täglich gesteigert werden. Mit
der Behandlung sollte innerhalb von 3 bis 14 Tagen nach
einem akuten Myokardinfarkt begonnen werden. Bei Patienten mit einem Kaliumwert im Serum über 5,0 mmol/l
darf keine Behandlung mit Eplerenon eingeleitet werden.
Der Nutzen einer Therapie mit Eplerenon bei Patienten
im Alter über 75 Jahre ist unklar (2;3).
Gefährdet sind die Patienten unter Eplerenon vor allem
durch das Auftreten einer Hyperkaliämie (siehe unter Nebenwirkungen, Risiken, Vorsichtsmaßnahmen).
Bisher liegen nur unzureichende Langzeitdaten für Eplerenon hinsichtlich unerwünschter Arzneimittelwirkungen
beim Menschen vor. Die Warnhinweise auf ein erhöhtes
Mammakarzinomrisiko sind zu beachten (4).
Wirkungsweise
Aldosteron ist ein Schlüsselhormon im Renin-AngiotensinAldosteron-System, das an der Blutdruckregulation und
Pathophysiologie von kardiovaskulären Erkrankungen beteiligt ist. Eplerenon hemmt kompetitiv die Bindung von Aldosteron an die Mineralokortikoid-Rezeptoren. Daraus resultiert
eine verminderte Kaliumausscheidung und eine verringerte
Natriumrückresorption. Eplerenon wird hauptsächlich über
CYP3A4-Isoenzyme metabolisiert und renal ausgeschieden.
Die Resorption erfolgt unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt drei bis fünf
Stunden (1).
Wirksamkeit
In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten
Studie (EPHESUS)** wurden 6642 Patienten untersucht, die
nach einem Myokardinfarkt mit eingeschränkter LVEF (im
Mittel 33 %) und klinischen oder radiologischen Zeichen der
Herzinsuffizienz über die mittlere Studiendauer von 16 Monaten entweder zusätzlich zur Basistherapie mit Eplerenon (bis
zu 50 mg, mittlere Dosierung 42,6 mg) oder zusätzlich mit Placebo behandelt wurden. Dabei wurden der primäre Endpunkt
Gesamtmortalität um absolute 2,3 % (14,4 % vs. 16,7 %; RR
0,85; p = 0,008; NNT 43/16 Monate) und der kombinierte pri-
märe Endpunkt aus Krankenhauseinweisung oder Tod aufgrund kardiovaskulärer Ursachen um 3,3 % (26,6 % vs. 29,9 %;
RR 0,87; p = 0,002; NNT 30/16 Monate) gesenkt. Weitere
sekundäre Endpunkte, die zugunsten von Eplerenon ausfielen,
waren plötzlicher Herztod (4,9 % vs. 6,1 %; RR 0,79; p = 0,03;
NNT 83/16 Monate) und Krankenhausbehandlung wegen
Herzinsuffizienz (14,3 % vs. 18,7 %; RR 0,85; p = 0,03; NNT
23/16 Monate). Nach den vorab definierten Subgruppenanalysen zur Gesamtmortalität profitierten Patienten mit normalem Serum-Kreatinin, mit Hypertonieanamnese und mit einer
* Text im genauen Wortlaut zu den Anwendungsgebieten ist der Fachinformation (1) zu entnehmen.
** EPHESUS: Eplerenone Post-Acute Myocardial Infarction Heart Failure Efficacy and Survival Study
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gleichzeitigen Gabe von ACE-Hemmer (bzw. AT1-Antagonist)
und Beta-Rezeptorenblocker signifikant mehr von Eplerenon
als die komplementären Patientengruppen. Als Nebenwirkung
der Therapie wurde bei 5,5 % der Patienten eine schwere Hyperkaliämie dokumentiert (Placebo 3,9 %; p = 0,002; NNH
62/1 Jahr) (3).
Nebenwirkungen, Risiken und Vorsichtsmaßnahmen (1)
Nebenwirkungen
Häufig: Hyperkaliämie, Nierenfunktionsstörungen, Hypotonie, Durchfall, Übelkeit, Hautausschlag, Benommenheit,
gelegentlich: Hyponatriämie, Dehydrierung, Hypercholesterinämie, Hypertriglyceridämie, Myokardinfarkt, Linksherzinsuffizienz, Vorhofflimmern, Gynäkomastie, Thrombose der Beinarterien, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit,
Juckreiz, erhöhte Blutharnstoff- und Kreatininwerte, Pyelonephritis, Eosinophilie,
Häufigkeit nicht bekannt: angioneurotisches Ödem.
Vorsichtsmaßnahmen
Kontrolle der Serumkaliumwerte vor Beginn der Behandlung und nach Dosisanpassung.
Risikofaktoren für das Auftreten einer Hyperkaliämie unter
Gabe von Eplerenon sind:
Diabetes mellitus, insbesondere mit Microalbuminurie,
Nierenfunktionseinschränkungen, u. a. im Alter,
gleichzeitige Gabe von NSAR,
gleichzeitige Gabe von Trimethoprim,
gleichzeitige Gabe von ACE-Hemmern oder AT1-Antangonisten,
Volumenmangel, Exsikkose.
Kontraindikationen
Patienten mit Serumkaliumwerten > 5,0 mmol/l bei
Behandlungsbeginn,
Patienten mit mäßiger bis schwerer Niereninsuffizienz
(Kreatininclearance < 50 ml/min),
Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-PughKlasse C),
Patienten, die kaliumsparende Diuretika, Kalium-Präparate
oder starke CYP3A4-Hemmer (z. B. Itraconazol, Ketoconazol, Clarithromycin, Ritonavir, Nefazodon, Nelfinavir)
erhalten.
Eplerenon sollte bei Schwangeren und während der Stillzeit
wegen des Fehlens aussagekräftiger Daten und wegen des
unbekannten Nebenwirkungspotenzials nur mit Vorsicht und
unter Abwägung des Nutzens und des Risikos eingesetzt
werden.
Eplerenon ist für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren nicht
zugelassen.
Kosten
Wirkstoff
DDD-Angaben1
in mg
Präparat
Dosis
(mg/Tag)2
Kosten pro Jahr [€]3
Aldosteronantagonisten4,5,6
Eplerenon
Inspra®
50
25 – 50
1041,757
10
2,5 – 40
35,73 – 84,32
8
4 – 32
247,16 – 451,26
1,25 – 10
45,22 – 52,85
Basistherapeutika4
ACE-Hemmer
Enalaprilmaleat
Generikum
AT1-Antagonisten
Candesartan
Atacand®, Blopress®
Bisoprololhemifumarat8
Concor Cor® 1,25 mg, Generikum
Beta-Rezeptorenblocker
109
Diuretika
Hydrochlorothiazid
Generikum
25
25 – 50
49,09 – 98,19
Furosemid
Generikum
40
40 – 160
39,82 – 159,29
Digitoxin
Digimerck pico 0,05 mg, Generikum
0,1
0,05 – 0,1
39,53 – 42,12
10
Herzglykoside
®
Literatur
1.
2.
3.
Pfizer: Fachinformation "Inspra ". Stand: April 2007.
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Empfehlungen zur Therapie
der chronischen Herzinsuffizienz, 3. Auflage. Arzneiverordnung in der Praxis (Therapieempfehlungen), April 2007; Band 34, Sonderheft 3.
Pitt B, Remme W, Zannad F et al.: Eplerenone, a selective aldosterone blocker,
in patients with left ventricular dysfunction after myocardial infarction.
N Engl J Med 2003; 348: 1309-1321.
®
4.
5.
FDA / CDER: Medical Review Inspra™: http://www.fda.gov/cder/foi/nda/2003/
21-437S002_Inspra_Medr_P3.pdf. Zuletzt geprüft: 25. August 2008.
GKV-Arzneimittelindex im Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO): Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) (Hrsg.):
Anatomisch-therapeutisch-chemische Klassifikation mit Tagesdosen. Amtliche
Fassung des ATC-Index mit DDD-Angaben für Deutschland im Jahre 2008. Köln:
Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), 2008.
© Wirkstoff AKTUELL ist eine Information der KBV in Kooperation mit der ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT.
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KV Thüringen - RS 12/2008 Stand: 18. August 2008
Stand Lauertaxe: 15.10.2008
1
Nach (5), 2Dosierung gemäß Fachinformation, 3Kostenberechnung anhand des kostengünstigsten Präparates einschließlich Import ohne Berücksichtigung der Teilbarkeit der
Tabletten, gesetzliche Pflichtrabatte der Apotheken und pharmazeutischen Unternehmen wurden berücksichtigt. 4Die Kostentabelle zeigt nur anhand eines Vertreters der
Wirkstoffklasse einen Kostenvergleich und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weitere Wirkstoffe finden Sie in den Empfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz (2). 5Der ältere und deutlich preisgünstigere Aldosteronantagonist Spironolacton ist in Deutschland zwar für
Patienten mit sekundärem Aldosteronismus, jedoch nicht wie in den USA ausdrücklich für die Herzinsuffizienz zugelassen. 6Additiv zu Basistherapeutika. 7Die Kosten für die
Wirkstärken 25 mg und 50 mg sind gleich. 8Zusätzlich zu ACE-Hemmern und Diuretika, und optional Herzglykosiden. 9Bezogen auf Bisoprololhemifumarat. 10Zugelassen zur
Behandlung von kardialen Ödemen und/oder zur adjuvanten symptomatischen Therapie der chronischen Herzinsuffizienz zusätzlich zu ACE-Hemmern.
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EINE INFORMATION DER KBV IM RAHMEN DES § 73 (8) SGB V IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT
Allergenpräparat aus Gräserpollen von Wiesenlieschgras zur sublingualen Anwendung (Grazax®)
Falls eine spezifische Immuntherapie (SIT) zur Behandlung einer allergischen Erkrankung mit IgE-vermittelter
Sensibilisierung und korrespondierenden klinischen Symptomen erforderlich sein sollte, ist die subkutane SIT (SCIT)
Mittel der Wahl. Bei Kontraindikationen oder fehlender Compliance kann bei pollenbedingter allergischer Rhinokonjunktivitis die kostenintensivere sublinguale SIT als Therapiealternative bei Erwachsenen eingesetzt werden.
Indikation
Therapie der Gräserpollen-induzierten Rhinitis und Konjunktivitis bei Erwachsenen mit klinisch relevanten Symptomen und zusätzlich diagnostiziert durch positiven Pricktest und/oder spezifischen IgE-Test auf Gräserpollen.
Empfehlungen zur wirtschaftlichen Verordnungsweise
muntherapie (SLIT) belegt ist (s. u.), fehlt im Gegensatz zur SIT
noch der Nachweis einer über die Therapiedauer hinaus anhaltenden Toleranz gegenüber den eingesetzten Allergenen sowie
einer prophylaktischen Wirkung im Hinblick auf Asthmaentwicklung und zukünftige Neusensibilisierungen (1).
Eine spezifische Immuntherapie (SIT) sollte nur durchgeführt
werden bei nachgewiesener, IgE-vermittelter Sensibilisierung
mit korrespondierender klinischer Symptomatik durch Allergene, bei denen eine Karenz nicht möglich und ein geeigneter
Extrakt vorhanden ist (1). Die Mischung von mehr als drei
oder vier Einzelextrakten ist abzulehnen, da die Verdünnung
zu einer suboptimalen Dosierung der Allergenquellen führen
kann (2). Diagnostik, Indikationsstellung und Auswahl der
relevanten Allergene sollten grundsätzlich nur von Fachärzten mit entsprechenden allergologischen Kenntnissen (z. B.
Zusatzweiterbildung Allergologie) vorgenommen werden.
Die SIT setzt eine sorgfältige Aufklärung der Patienten über
die Durchführung, Art und Dauer der Behandlung, die erwarteten Wirkungen, eventuelle Risiken sowie mögliche Alternativen voraus (1).
Die SLIT mit Grazax® sollte nur bei Erwachsenen mit klinischen Symptomen einer allergischen Rhinokonjunktivitis
durch Gräserpollenallergene durchgeführt werden, deren Behandlung mit einer SCIT nicht in Frage kommt (systemische
Nebenwirkungen/Anaphylaxie, kontraindizierte Medikation,
Ablehnung der SCIT durch Patienten). Die Behandlung mit
Grazax® sollte laut Fachinformation mindestens vier Monate
vor Beginn der Allergiesaison beginnen und über sechs Monate fortgeführt werden (3).
Die SIT gilt als die einzige kausale Therapieform IgEvermittelter allergischer Erkrankungen. Therapieform der
Wahl einer SIT ist die subkutane spezifische Immuntherapie
(SCIT). Wenngleich die Wirksamkeit der sublingualen Im-
Bei allergischem Asthma durch Inhalationsallergene ist die
SLIT keine wirksame Alternative für die SCIT. Eine Routineanwendung der SLIT bei Kindern und Jugendlichen wird aufgrund der aktuellen Datenlage bisher nicht empfohlen (1;4).
Wirkungsweise
Das bevorzugte Erklärungsmodell zum Wirkmechanismus misst
der Aktivierung allergenspezifischer regulatorischer T-Zellen, die
IL-10 und „transforming growth factor“-(TGF)-ß produzieren und
Toleranz vermitteln, eine wesentliche Rolle zu. Daneben
verschiebt sich die bei Allergie dominierende, durch Th2-Zellen
vermittelte Immunantwort zugunsten einer stärkeren Th1-Antwort.
Zusätzlich werden Mastzellen und eosinophile Granulozyten in
ihrer Funktion gehemmt. Langfristig kann die allergenspezifische
IgE-Produktion sinken, während die allergenspezifische IgG4-Produktion ansteigt (5). Wenngleich für die SLIT nicht alle genannten
Mechanismen nachgewiesen wurden, so zeigte sich nach einer
22-monatigen Therapie ein wie bei der SCIT zunehmender allergenspezifischer IgG4/IgE-Quotient. Die spezifischen IgG4-Konzentrationen stiegen während der Therapie signifikant an, wenn
auch weniger ausgeprägt als bei der SCIT (Faktor 23 versus > 100) (6).
Wirksamkeit
Die beiden nachstehend beschriebenen Studien wurden jeweils
wegen der hohen Rate an unerwünschten Arzneimittelwirkungen
und der damit verbundenen Abbruchrate als Per-Protocol- und
nicht wie dem Goldstandard entsprechend als Intention-to-treatAnalyse ausgewertet. In einer doppelblinden, placebokontrollierten, randomisierten kontrollierten Studie (RCT) wurden 634
erwachsene Patienten mit einer durch Gräserpollen induzierten
Rhinokonjunktivitis mit 75.000 SQ-T eines standardisierten Allergenpräparates aus Gräserpollen von Wiesenlieschgras in Form
einer Lyo-Tablette oder Placebo behandelt. Der mittlere Symptomscore für Rhinokonjunktivitis (primärer Endpunkt) lag unter
Verum während der gesamten Pollenflugsaison signifikant niedriger als unter Placebo (2,4 vs. 3,4; p < 0,0001) (7). Bei fortgesetzter
Behandlung waren nach 22 Monaten im Vergleich zu Placebo der
Symptomscore um 36 % und der Medikationsscore um 44 % reduziert. Die Effekte waren im zweiten Jahr größer (nicht signifikant,
p = 0,0789) (6). Bei einer weiteren RCT mit 855 erwachsenen
Patienten war der mittlere Symptomscore für Rhinokonjunktivitis
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in der Verumgruppe, die ebenfalls 75.000 SQ-T der Lyo-Tablette
erhielt, während der gesamten Pollenflugsaison gegenüber der
Placebogruppe aufgrund der kürzeren Vorbehandlung nicht signifikant reduziert (2,5 vs. 2,9; p = 0,071). Nur für den Zeitraum der
maximalen Pollenbelastung erreichte der Unterschied zwischen
Verum und Placebo eine Signifikanz (3,6 vs. 4,2; p = 0,047) (8).
Direkte Vergleiche mit einer SCIT oder einer symptomatischen
Therapie fehlen.
Nebenwirkungen, Risiken und Vorsichtsmaßnahmen (3;7)
Im Gegensatz zur SCIT wurden bei der SLIT mit Gräserpollen bisher keine systemischen (anaphylaktischen) Reaktionen beobachtet,
wohl aber in Einzelfällen mit anderen Allergenen (6;9).
Zu bedenken ist, dass die Therapie nicht, wie bei der SCIT, unter der Aufsicht des Arztes erfolgt. Nebenwirkungen werden deshalb
möglicherweise nicht erkannt und behandelt. Deshalb sollte jeder Patient über die Nebenwirkungen aufgeklärt werden.
Nebenwirkungen
Sehr häufig: Juckreiz in den Ohren, Halsreizung, Niesen, Mundschleimhaut-Ödem, oraler Pruritus,
häufig: Kopfschmerzen, orale Parästhesie, Juckreiz in
den Augen, Konjunktivitis, Husten, asthmatische
Reaktionen, Engegefühl im Hals, oropharyngeale
Schwellung, orale Hypästhesie, orale Missempfindungen, orale Schleimhautbläschen, geschwollene Zunge,
Glossodynie, Müdigkeit, Pruritus,
gelegentlich: Schwindel, Lidschwellung, Bronchospasmus, Dyspnoe, pfeifendes Atemgeräusch, Heiserkeit,
Larynxbeschwerden,
Pharynxödem,
Lippenbläschen,
Ulzeration im Mund, Odynophagie, Stomatitis, Zungenbeschwerden, Störungen der Speicheldrüsen, Erbrechen, Diarrhoe, angioneurotisches Ödem, Urtikaria,
Beschwerden im Brustraum (Schmerzen, Engegefühl),
Hitzegefühl, Fieber, Fremdkörpergefühl im Hals.
Tumorerkrankungen und Erkrankungen des Immunsystems
(z. B. Immundefekte, Autoimmunerkrankungen),
Entzündungen in der Mundhöhle mit schweren Symptomen, wie z. B. Lichen ruber planus mit Ulzerationen, schwere orale Mykose oder andere Stomatitiden,
mangelhafte Compliance.
Schwangerschaft
Eine Therapie mit Grazax® sollte nicht während einer
Schwangerschaft begonnen werden. Nach Eintritt einer
Schwangerschaft sollte eine laufende Behandlung nur
nach sorgfältiger Beurteilung des Allgemeinzustandes
(einschließlich Überprüfung der Lungenfunktion) fortgesetzt werden. Bei Patientinnen mit vorbestehendem
Asthma wird eine engmaschige Überwachung während
der Schwangerschaft empfohlen.
Stillzeit
Für die Anwendung von Grazax® während der Stillzeit
liegen keine klinischen Daten vor.
Kontraindikationen
Unzureichend behandeltes Asthma bronchiale und/oder
irreversible Atemwegsobstruktion (FEV1 trotz adäquater Arzneimitteltherapie unter 70 % vom Sollwert),
Kosten
Wirkstoff
Präparat
Dosis1
Kosten 6 Monate2 [€]
SLIT
Allergenextrakte aus Pollen von
Wiesenlieschgras
Grazax®
Allergenextrakte aus Pollen von
Wiesenknäuelgras, Gewöhnliches
Ruchgras, Deutsches Weidelgras,
Wiesenrispengras, Wiesenlieschgras
Oralair® Gräser
Sublingualtabletten
75.000 SQ-T / Tag
634,30
300 IR / Tag
556,423
SCIT
Allergenextrakte aus Gräserpollen
ALK-depot SQ 200
Gräsermischung + Roggen F2
Loratadin
Generikum
Budesonid nasal
Generikum
1 ml / 4 Wochen4
325,505
Antihistaminikum
10 mg / Tag
17,03
200 µg / Tag6
46,39
10 mg / Tag
24,91
Topisches Corticosteroid
Systemisches Corticosteroid
Prednisolon oral
Generikum
Literatur
1. Kleine-Tebbe J, Bergmann K-C, Friedrichs F et al.: Die spezifische Immunthera-
2.
3.
4.
5.
pie (Hyposensibilisierung) bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie
(DGAKI), des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA) und der Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA). Allergo J 2006; 15:
56-74.
May S, Haustein D: Die individuelle Rezeptur in der spezifischen Immuntherapie.
Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 2001; 44: 719-723.
Alk-Scherax: Fachinformation "Grazax®". Stand: November 2007.
Wilson DR, Torres LI, Durham SR: Sublingual immunotherapy for allergic rhinitis.
Cochrane Database Syst Rev 2008; Issue 2: CD002893.
Bellinghausen I, Allam J-P, Bieber T et al.: Wirkmechanismen der spezifischen
Immuntherapie. Allergo J 2007; 16: 566-569.
6. Dahl R, Kapp A, Colombo G et al.: Sublingual grass allergen tablet immunotherapy provides sustained clinical benefit with progressive immunologic changes
over 2 years. J Allergy Clin Immunol 2008; 121: 512-518.
7. Dahl R, Kapp A, Colombo G et al.: Efficacy and safety of sublingual immunotherapy with grass allergen tablets for seasonal allergic rhinoconjunctivitis. J Allergy
Clin Immunol 2006; 118: 434-440.
8. Durham SR, Yang WH, Pedersen MR et al.: Sublingual immunotherapy with oncedaily grass allergen tablets: a randomized controlled trial in seasonal allergic rhinoconjunctivitis. J Allergy Clin Immunol 2006; 117: 802-809.
9. Lee HH, Rasche C, Worm M: Sicherheit der spezifischen Immuntherapie. Allergo
J 2007; 16: 582-585.
© Wirkstoff AKTUELL ist eine Information der KBV in Kooperation mit der ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT.
Seite von 4
KV Thüringen - RS 12/2008 Stand: 02. September 2008
Preise: Lauertaxe, Stand: 15.11.2008
1
Dosierung gemäß Fachinformation; 2Kostenberechnung anhand des kostengünstigsten Präparates einschließlich Import, gesetzliche Pflichtrabatte der Apotheken und pharmazeutischen Unternehmen wurden berücksichtigt; 3Kosten beziehen sich auf die Fortsetzungsbehandlung ohne Berücksichtigung der Einleitungsbehandlung; 4bei Einsetzen
der Pollensaison Reduzierung der Allergendosis bis auf 1/5 der Ausgangsdosis möglich; 5Kosten beziehen sich auf die Fortsetzungsbehandlung ohne Berücksichtigung der
Initialtherapie sowie der Kosten für Injektionsmaterial; 6Reduzierung der Dosis während des Behandlungsverlaufes möglich. Die Angaben zu den symptomatischen Therapien
stellen ergänzende Informationen und keine Behandlungsalternativen dar.
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