Anlage 3 – Wirkstoff AKTUELL A usgabe 06/2008 KBV Wirkstoff AKTUELL EINE INFORMATION DER KBV IM RAHMEN DES § 73 (8) SGB V IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT Eplerenon (Inspra®) Der Aldosteronantagonist Eplerenon soll zur Behandlung der Herzinsuffizienz nur in der zugelassenen Indikation eingesetzt werden. Indikation Behandlung der systolischen Herzinsuffizienz nach kürzlich aufgetretenem Myokardinfarkt*. Empfehlungen zur wirtschaftlichen Verordnungsweise Jede symptomatische Herzinsuffizienz, aber auch jede mittel- bis hochgradige kardiale Pumpfunktionsstörung mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) ≤ 40 % ohne Beschwerden des Patienten, stellt eine pharmakotherapeutische Behandlungsindikation dar (2). ACE-Hemmer oder Beta-Rezeptorenblocker sind Mittel der ersten Wahl für die Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz. In Abhängigkeit von der Symptomatik (NYHA Stadien II-IV) können auch Diuretika, Herzglykoside und Aldosteronantagonisten indiziert sein (2). Der teure Aldosteronantagonist Eplerenon soll entsprechend der Zulassung nur zur Behandlung der systolischen Herzinsuffizienz nach kürzlich aufgetretenem Myokardinfarkt gegeben werden und zwar zusätzlich zur Standardtherapie, die Beta-Rezeptorenblocker einschließt. In einer Dosis von 25 bis 50 mg pro Tag kann Eplerenon bei Herzinsuffizienz nach einem Myokardinfarkt mit linksventrikulärer systolischer Dysfunktion die Sterblichkeit und Morbidität vermindern. Für die Indikation einer chroni- schen Herzinsuffizienz anderer Ursache wurde bisher kein eindeutiger Wirksamkeitsnachweis erbracht (3). Die Behandlung sollte mit 25 mg einmal täglich begonnen und unter Beachtung des Kaliumwertes im Serum auf eine Zieldosis von 50 mg einmal täglich gesteigert werden. Mit der Behandlung sollte innerhalb von 3 bis 14 Tagen nach einem akuten Myokardinfarkt begonnen werden. Bei Patienten mit einem Kaliumwert im Serum über 5,0 mmol/l darf keine Behandlung mit Eplerenon eingeleitet werden. Der Nutzen einer Therapie mit Eplerenon bei Patienten im Alter über 75 Jahre ist unklar (2;3). Gefährdet sind die Patienten unter Eplerenon vor allem durch das Auftreten einer Hyperkaliämie (siehe unter Nebenwirkungen, Risiken, Vorsichtsmaßnahmen). Bisher liegen nur unzureichende Langzeitdaten für Eplerenon hinsichtlich unerwünschter Arzneimittelwirkungen beim Menschen vor. Die Warnhinweise auf ein erhöhtes Mammakarzinomrisiko sind zu beachten (4). Wirkungsweise Aldosteron ist ein Schlüsselhormon im Renin-AngiotensinAldosteron-System, das an der Blutdruckregulation und Pathophysiologie von kardiovaskulären Erkrankungen beteiligt ist. Eplerenon hemmt kompetitiv die Bindung von Aldosteron an die Mineralokortikoid-Rezeptoren. Daraus resultiert eine verminderte Kaliumausscheidung und eine verringerte Natriumrückresorption. Eplerenon wird hauptsächlich über CYP3A4-Isoenzyme metabolisiert und renal ausgeschieden. Die Resorption erfolgt unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt drei bis fünf Stunden (1). Wirksamkeit In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie (EPHESUS)** wurden 6642 Patienten untersucht, die nach einem Myokardinfarkt mit eingeschränkter LVEF (im Mittel 33 %) und klinischen oder radiologischen Zeichen der Herzinsuffizienz über die mittlere Studiendauer von 16 Monaten entweder zusätzlich zur Basistherapie mit Eplerenon (bis zu 50 mg, mittlere Dosierung 42,6 mg) oder zusätzlich mit Placebo behandelt wurden. Dabei wurden der primäre Endpunkt Gesamtmortalität um absolute 2,3 % (14,4 % vs. 16,7 %; RR 0,85; p = 0,008; NNT 43/16 Monate) und der kombinierte pri- märe Endpunkt aus Krankenhauseinweisung oder Tod aufgrund kardiovaskulärer Ursachen um 3,3 % (26,6 % vs. 29,9 %; RR 0,87; p = 0,002; NNT 30/16 Monate) gesenkt. Weitere sekundäre Endpunkte, die zugunsten von Eplerenon ausfielen, waren plötzlicher Herztod (4,9 % vs. 6,1 %; RR 0,79; p = 0,03; NNT 83/16 Monate) und Krankenhausbehandlung wegen Herzinsuffizienz (14,3 % vs. 18,7 %; RR 0,85; p = 0,03; NNT 23/16 Monate). Nach den vorab definierten Subgruppenanalysen zur Gesamtmortalität profitierten Patienten mit normalem Serum-Kreatinin, mit Hypertonieanamnese und mit einer * Text im genauen Wortlaut zu den Anwendungsgebieten ist der Fachinformation (1) zu entnehmen. ** EPHESUS: Eplerenone Post-Acute Myocardial Infarction Heart Failure Efficacy and Survival Study KV Thüringen - RS 12/2008 Seite von 4 Anlage 3 – Wirkstoff AKTUELL gleichzeitigen Gabe von ACE-Hemmer (bzw. AT1-Antagonist) und Beta-Rezeptorenblocker signifikant mehr von Eplerenon als die komplementären Patientengruppen. Als Nebenwirkung der Therapie wurde bei 5,5 % der Patienten eine schwere Hyperkaliämie dokumentiert (Placebo 3,9 %; p = 0,002; NNH 62/1 Jahr) (3). Nebenwirkungen, Risiken und Vorsichtsmaßnahmen (1) Nebenwirkungen Häufig: Hyperkaliämie, Nierenfunktionsstörungen, Hypotonie, Durchfall, Übelkeit, Hautausschlag, Benommenheit, gelegentlich: Hyponatriämie, Dehydrierung, Hypercholesterinämie, Hypertriglyceridämie, Myokardinfarkt, Linksherzinsuffizienz, Vorhofflimmern, Gynäkomastie, Thrombose der Beinarterien, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Juckreiz, erhöhte Blutharnstoff- und Kreatininwerte, Pyelonephritis, Eosinophilie, Häufigkeit nicht bekannt: angioneurotisches Ödem. Vorsichtsmaßnahmen Kontrolle der Serumkaliumwerte vor Beginn der Behandlung und nach Dosisanpassung. Risikofaktoren für das Auftreten einer Hyperkaliämie unter Gabe von Eplerenon sind: Diabetes mellitus, insbesondere mit Microalbuminurie, Nierenfunktionseinschränkungen, u. a. im Alter, gleichzeitige Gabe von NSAR, gleichzeitige Gabe von Trimethoprim, gleichzeitige Gabe von ACE-Hemmern oder AT1-Antangonisten, Volumenmangel, Exsikkose. Kontraindikationen Patienten mit Serumkaliumwerten > 5,0 mmol/l bei Behandlungsbeginn, Patienten mit mäßiger bis schwerer Niereninsuffizienz (Kreatininclearance < 50 ml/min), Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-PughKlasse C), Patienten, die kaliumsparende Diuretika, Kalium-Präparate oder starke CYP3A4-Hemmer (z. B. Itraconazol, Ketoconazol, Clarithromycin, Ritonavir, Nefazodon, Nelfinavir) erhalten. Eplerenon sollte bei Schwangeren und während der Stillzeit wegen des Fehlens aussagekräftiger Daten und wegen des unbekannten Nebenwirkungspotenzials nur mit Vorsicht und unter Abwägung des Nutzens und des Risikos eingesetzt werden. Eplerenon ist für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren nicht zugelassen. Kosten Wirkstoff DDD-Angaben1 in mg Präparat Dosis (mg/Tag)2 Kosten pro Jahr [€]3 Aldosteronantagonisten4,5,6 Eplerenon Inspra® 50 25 – 50 1041,757 10 2,5 – 40 35,73 – 84,32 8 4 – 32 247,16 – 451,26 1,25 – 10 45,22 – 52,85 Basistherapeutika4 ACE-Hemmer Enalaprilmaleat Generikum AT1-Antagonisten Candesartan Atacand®, Blopress® Bisoprololhemifumarat8 Concor Cor® 1,25 mg, Generikum Beta-Rezeptorenblocker 109 Diuretika Hydrochlorothiazid Generikum 25 25 – 50 49,09 – 98,19 Furosemid Generikum 40 40 – 160 39,82 – 159,29 Digitoxin Digimerck pico 0,05 mg, Generikum 0,1 0,05 – 0,1 39,53 – 42,12 10 Herzglykoside ® Literatur 1. 2. 3. Pfizer: Fachinformation "Inspra ". Stand: April 2007. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Empfehlungen zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz, 3. Auflage. Arzneiverordnung in der Praxis (Therapieempfehlungen), April 2007; Band 34, Sonderheft 3. Pitt B, Remme W, Zannad F et al.: Eplerenone, a selective aldosterone blocker, in patients with left ventricular dysfunction after myocardial infarction. N Engl J Med 2003; 348: 1309-1321. ® 4. 5. FDA / CDER: Medical Review Inspra™: http://www.fda.gov/cder/foi/nda/2003/ 21-437S002_Inspra_Medr_P3.pdf. Zuletzt geprüft: 25. August 2008. GKV-Arzneimittelindex im Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO): Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) (Hrsg.): Anatomisch-therapeutisch-chemische Klassifikation mit Tagesdosen. Amtliche Fassung des ATC-Index mit DDD-Angaben für Deutschland im Jahre 2008. Köln: Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), 2008. © Wirkstoff AKTUELL ist eine Information der KBV in Kooperation mit der ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT. Seite von 4 KV Thüringen - RS 12/2008 Stand: 18. August 2008 Stand Lauertaxe: 15.10.2008 1 Nach (5), 2Dosierung gemäß Fachinformation, 3Kostenberechnung anhand des kostengünstigsten Präparates einschließlich Import ohne Berücksichtigung der Teilbarkeit der Tabletten, gesetzliche Pflichtrabatte der Apotheken und pharmazeutischen Unternehmen wurden berücksichtigt. 4Die Kostentabelle zeigt nur anhand eines Vertreters der Wirkstoffklasse einen Kostenvergleich und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weitere Wirkstoffe finden Sie in den Empfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz (2). 5Der ältere und deutlich preisgünstigere Aldosteronantagonist Spironolacton ist in Deutschland zwar für Patienten mit sekundärem Aldosteronismus, jedoch nicht wie in den USA ausdrücklich für die Herzinsuffizienz zugelassen. 6Additiv zu Basistherapeutika. 7Die Kosten für die Wirkstärken 25 mg und 50 mg sind gleich. 8Zusätzlich zu ACE-Hemmern und Diuretika, und optional Herzglykosiden. 9Bezogen auf Bisoprololhemifumarat. 10Zugelassen zur Behandlung von kardialen Ödemen und/oder zur adjuvanten symptomatischen Therapie der chronischen Herzinsuffizienz zusätzlich zu ACE-Hemmern. Anlage 3 – Wirkstoff AKTUELL A usgabe 07/2008 KBV Wirkstoff AKTUELL EINE INFORMATION DER KBV IM RAHMEN DES § 73 (8) SGB V IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT Allergenpräparat aus Gräserpollen von Wiesenlieschgras zur sublingualen Anwendung (Grazax®) Falls eine spezifische Immuntherapie (SIT) zur Behandlung einer allergischen Erkrankung mit IgE-vermittelter Sensibilisierung und korrespondierenden klinischen Symptomen erforderlich sein sollte, ist die subkutane SIT (SCIT) Mittel der Wahl. Bei Kontraindikationen oder fehlender Compliance kann bei pollenbedingter allergischer Rhinokonjunktivitis die kostenintensivere sublinguale SIT als Therapiealternative bei Erwachsenen eingesetzt werden. Indikation Therapie der Gräserpollen-induzierten Rhinitis und Konjunktivitis bei Erwachsenen mit klinisch relevanten Symptomen und zusätzlich diagnostiziert durch positiven Pricktest und/oder spezifischen IgE-Test auf Gräserpollen. Empfehlungen zur wirtschaftlichen Verordnungsweise muntherapie (SLIT) belegt ist (s. u.), fehlt im Gegensatz zur SIT noch der Nachweis einer über die Therapiedauer hinaus anhaltenden Toleranz gegenüber den eingesetzten Allergenen sowie einer prophylaktischen Wirkung im Hinblick auf Asthmaentwicklung und zukünftige Neusensibilisierungen (1). Eine spezifische Immuntherapie (SIT) sollte nur durchgeführt werden bei nachgewiesener, IgE-vermittelter Sensibilisierung mit korrespondierender klinischer Symptomatik durch Allergene, bei denen eine Karenz nicht möglich und ein geeigneter Extrakt vorhanden ist (1). Die Mischung von mehr als drei oder vier Einzelextrakten ist abzulehnen, da die Verdünnung zu einer suboptimalen Dosierung der Allergenquellen führen kann (2). Diagnostik, Indikationsstellung und Auswahl der relevanten Allergene sollten grundsätzlich nur von Fachärzten mit entsprechenden allergologischen Kenntnissen (z. B. Zusatzweiterbildung Allergologie) vorgenommen werden. Die SIT setzt eine sorgfältige Aufklärung der Patienten über die Durchführung, Art und Dauer der Behandlung, die erwarteten Wirkungen, eventuelle Risiken sowie mögliche Alternativen voraus (1). Die SLIT mit Grazax® sollte nur bei Erwachsenen mit klinischen Symptomen einer allergischen Rhinokonjunktivitis durch Gräserpollenallergene durchgeführt werden, deren Behandlung mit einer SCIT nicht in Frage kommt (systemische Nebenwirkungen/Anaphylaxie, kontraindizierte Medikation, Ablehnung der SCIT durch Patienten). Die Behandlung mit Grazax® sollte laut Fachinformation mindestens vier Monate vor Beginn der Allergiesaison beginnen und über sechs Monate fortgeführt werden (3). Die SIT gilt als die einzige kausale Therapieform IgEvermittelter allergischer Erkrankungen. Therapieform der Wahl einer SIT ist die subkutane spezifische Immuntherapie (SCIT). Wenngleich die Wirksamkeit der sublingualen Im- Bei allergischem Asthma durch Inhalationsallergene ist die SLIT keine wirksame Alternative für die SCIT. Eine Routineanwendung der SLIT bei Kindern und Jugendlichen wird aufgrund der aktuellen Datenlage bisher nicht empfohlen (1;4). Wirkungsweise Das bevorzugte Erklärungsmodell zum Wirkmechanismus misst der Aktivierung allergenspezifischer regulatorischer T-Zellen, die IL-10 und „transforming growth factor“-(TGF)-ß produzieren und Toleranz vermitteln, eine wesentliche Rolle zu. Daneben verschiebt sich die bei Allergie dominierende, durch Th2-Zellen vermittelte Immunantwort zugunsten einer stärkeren Th1-Antwort. Zusätzlich werden Mastzellen und eosinophile Granulozyten in ihrer Funktion gehemmt. Langfristig kann die allergenspezifische IgE-Produktion sinken, während die allergenspezifische IgG4-Produktion ansteigt (5). Wenngleich für die SLIT nicht alle genannten Mechanismen nachgewiesen wurden, so zeigte sich nach einer 22-monatigen Therapie ein wie bei der SCIT zunehmender allergenspezifischer IgG4/IgE-Quotient. Die spezifischen IgG4-Konzentrationen stiegen während der Therapie signifikant an, wenn auch weniger ausgeprägt als bei der SCIT (Faktor 23 versus > 100) (6). Wirksamkeit Die beiden nachstehend beschriebenen Studien wurden jeweils wegen der hohen Rate an unerwünschten Arzneimittelwirkungen und der damit verbundenen Abbruchrate als Per-Protocol- und nicht wie dem Goldstandard entsprechend als Intention-to-treatAnalyse ausgewertet. In einer doppelblinden, placebokontrollierten, randomisierten kontrollierten Studie (RCT) wurden 634 erwachsene Patienten mit einer durch Gräserpollen induzierten Rhinokonjunktivitis mit 75.000 SQ-T eines standardisierten Allergenpräparates aus Gräserpollen von Wiesenlieschgras in Form einer Lyo-Tablette oder Placebo behandelt. Der mittlere Symptomscore für Rhinokonjunktivitis (primärer Endpunkt) lag unter Verum während der gesamten Pollenflugsaison signifikant niedriger als unter Placebo (2,4 vs. 3,4; p < 0,0001) (7). Bei fortgesetzter Behandlung waren nach 22 Monaten im Vergleich zu Placebo der Symptomscore um 36 % und der Medikationsscore um 44 % reduziert. Die Effekte waren im zweiten Jahr größer (nicht signifikant, p = 0,0789) (6). Bei einer weiteren RCT mit 855 erwachsenen Patienten war der mittlere Symptomscore für Rhinokonjunktivitis KV Thüringen - RS 12/2008 Seite von 4 Anlage 3 – Wirkstoff AKTUELL in der Verumgruppe, die ebenfalls 75.000 SQ-T der Lyo-Tablette erhielt, während der gesamten Pollenflugsaison gegenüber der Placebogruppe aufgrund der kürzeren Vorbehandlung nicht signifikant reduziert (2,5 vs. 2,9; p = 0,071). Nur für den Zeitraum der maximalen Pollenbelastung erreichte der Unterschied zwischen Verum und Placebo eine Signifikanz (3,6 vs. 4,2; p = 0,047) (8). Direkte Vergleiche mit einer SCIT oder einer symptomatischen Therapie fehlen. Nebenwirkungen, Risiken und Vorsichtsmaßnahmen (3;7) Im Gegensatz zur SCIT wurden bei der SLIT mit Gräserpollen bisher keine systemischen (anaphylaktischen) Reaktionen beobachtet, wohl aber in Einzelfällen mit anderen Allergenen (6;9). Zu bedenken ist, dass die Therapie nicht, wie bei der SCIT, unter der Aufsicht des Arztes erfolgt. Nebenwirkungen werden deshalb möglicherweise nicht erkannt und behandelt. Deshalb sollte jeder Patient über die Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Nebenwirkungen Sehr häufig: Juckreiz in den Ohren, Halsreizung, Niesen, Mundschleimhaut-Ödem, oraler Pruritus, häufig: Kopfschmerzen, orale Parästhesie, Juckreiz in den Augen, Konjunktivitis, Husten, asthmatische Reaktionen, Engegefühl im Hals, oropharyngeale Schwellung, orale Hypästhesie, orale Missempfindungen, orale Schleimhautbläschen, geschwollene Zunge, Glossodynie, Müdigkeit, Pruritus, gelegentlich: Schwindel, Lidschwellung, Bronchospasmus, Dyspnoe, pfeifendes Atemgeräusch, Heiserkeit, Larynxbeschwerden, Pharynxödem, Lippenbläschen, Ulzeration im Mund, Odynophagie, Stomatitis, Zungenbeschwerden, Störungen der Speicheldrüsen, Erbrechen, Diarrhoe, angioneurotisches Ödem, Urtikaria, Beschwerden im Brustraum (Schmerzen, Engegefühl), Hitzegefühl, Fieber, Fremdkörpergefühl im Hals. Tumorerkrankungen und Erkrankungen des Immunsystems (z. B. Immundefekte, Autoimmunerkrankungen), Entzündungen in der Mundhöhle mit schweren Symptomen, wie z. B. Lichen ruber planus mit Ulzerationen, schwere orale Mykose oder andere Stomatitiden, mangelhafte Compliance. Schwangerschaft Eine Therapie mit Grazax® sollte nicht während einer Schwangerschaft begonnen werden. Nach Eintritt einer Schwangerschaft sollte eine laufende Behandlung nur nach sorgfältiger Beurteilung des Allgemeinzustandes (einschließlich Überprüfung der Lungenfunktion) fortgesetzt werden. Bei Patientinnen mit vorbestehendem Asthma wird eine engmaschige Überwachung während der Schwangerschaft empfohlen. Stillzeit Für die Anwendung von Grazax® während der Stillzeit liegen keine klinischen Daten vor. Kontraindikationen Unzureichend behandeltes Asthma bronchiale und/oder irreversible Atemwegsobstruktion (FEV1 trotz adäquater Arzneimitteltherapie unter 70 % vom Sollwert), Kosten Wirkstoff Präparat Dosis1 Kosten 6 Monate2 [€] SLIT Allergenextrakte aus Pollen von Wiesenlieschgras Grazax® Allergenextrakte aus Pollen von Wiesenknäuelgras, Gewöhnliches Ruchgras, Deutsches Weidelgras, Wiesenrispengras, Wiesenlieschgras Oralair® Gräser Sublingualtabletten 75.000 SQ-T / Tag 634,30 300 IR / Tag 556,423 SCIT Allergenextrakte aus Gräserpollen ALK-depot SQ 200 Gräsermischung + Roggen F2 Loratadin Generikum Budesonid nasal Generikum 1 ml / 4 Wochen4 325,505 Antihistaminikum 10 mg / Tag 17,03 200 µg / Tag6 46,39 10 mg / Tag 24,91 Topisches Corticosteroid Systemisches Corticosteroid Prednisolon oral Generikum Literatur 1. Kleine-Tebbe J, Bergmann K-C, Friedrichs F et al.: Die spezifische Immunthera- 2. 3. 4. 5. pie (Hyposensibilisierung) bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI), des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA) und der Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA). Allergo J 2006; 15: 56-74. May S, Haustein D: Die individuelle Rezeptur in der spezifischen Immuntherapie. Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 2001; 44: 719-723. Alk-Scherax: Fachinformation "Grazax®". Stand: November 2007. Wilson DR, Torres LI, Durham SR: Sublingual immunotherapy for allergic rhinitis. Cochrane Database Syst Rev 2008; Issue 2: CD002893. Bellinghausen I, Allam J-P, Bieber T et al.: Wirkmechanismen der spezifischen Immuntherapie. Allergo J 2007; 16: 566-569. 6. Dahl R, Kapp A, Colombo G et al.: Sublingual grass allergen tablet immunotherapy provides sustained clinical benefit with progressive immunologic changes over 2 years. J Allergy Clin Immunol 2008; 121: 512-518. 7. Dahl R, Kapp A, Colombo G et al.: Efficacy and safety of sublingual immunotherapy with grass allergen tablets for seasonal allergic rhinoconjunctivitis. J Allergy Clin Immunol 2006; 118: 434-440. 8. Durham SR, Yang WH, Pedersen MR et al.: Sublingual immunotherapy with oncedaily grass allergen tablets: a randomized controlled trial in seasonal allergic rhinoconjunctivitis. J Allergy Clin Immunol 2006; 117: 802-809. 9. Lee HH, Rasche C, Worm M: Sicherheit der spezifischen Immuntherapie. Allergo J 2007; 16: 582-585. © Wirkstoff AKTUELL ist eine Information der KBV in Kooperation mit der ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT. Seite von 4 KV Thüringen - RS 12/2008 Stand: 02. September 2008 Preise: Lauertaxe, Stand: 15.11.2008 1 Dosierung gemäß Fachinformation; 2Kostenberechnung anhand des kostengünstigsten Präparates einschließlich Import, gesetzliche Pflichtrabatte der Apotheken und pharmazeutischen Unternehmen wurden berücksichtigt; 3Kosten beziehen sich auf die Fortsetzungsbehandlung ohne Berücksichtigung der Einleitungsbehandlung; 4bei Einsetzen der Pollensaison Reduzierung der Allergendosis bis auf 1/5 der Ausgangsdosis möglich; 5Kosten beziehen sich auf die Fortsetzungsbehandlung ohne Berücksichtigung der Initialtherapie sowie der Kosten für Injektionsmaterial; 6Reduzierung der Dosis während des Behandlungsverlaufes möglich. Die Angaben zu den symptomatischen Therapien stellen ergänzende Informationen und keine Behandlungsalternativen dar.