Mathematische Vorkenntnisse für Physik Labor Technische Physik Dipl. Ing. (FH) Michael Schmidt Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Grundbegriffe 1.1 Reelle Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.1 Wissenschaftliche Darstellung . . . . . . . . . . . 1.2 Physikalische Größen und Einheiten . . . . . . . . . . . . 1.2.1 Physikalische Größen und deren Messung . . . . . 1.2.2 Einheiten von physikalischen Größen . . . . . . . 1.2.3 Darstellung einer physikalischen Größe . . . . . . 1.3 Vorsilben für dezimale Vielfache und Teile von Einheiten 1.3.1 Formelzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Funktionaler Zusammenhang . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5 Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6 Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.7 Bezugssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8 Koordinatensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8.1 Kartesisches Koordinatensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 1 2 2 2 2 3 3 3 4 5 5 6 6 . . . . . . . . . . . . . 7 7 8 9 9 10 11 11 11 12 13 14 15 15 3 Geometrie 3.1 Ebene geometrische Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Dreiecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1.1 rechtwinkliges Dreieck . . . . . . . . . . . . . . . 17 17 17 17 2 Rechenregeln 2.1 Addition und Subtraktion . . . . . . . . . . . 2.2 Multiplikation und Division . . . . . . . . . . 2.3 Bruchrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Kürzen und Erweitern . . . . . . . . . 2.3.2 Addition . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3 Subtraktion . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.4 Multiplikation . . . . . . . . . . . . . . 2.3.5 Division . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.6 Doppelbrüche . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Rechenregeln bei Addition und Multiplikation 2.5 Binomische Formeln . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Potenzen und Wurzeln . . . . . . . . . . . . . 2.7 Logarithmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik Inhaltsverzeichnis 3.2 3.1.1.2 Gleichschenkliges Dreieck 3.1.1.3 Gleichseitiges Dreieck . . 3.1.2 Quadrat . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3 Rechteck . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.4 Parallelogramm . . . . . . . . . . . 3.1.5 Kreis . . . . . . . . . . . . . . . . . Räumlich geometrische Körper . . . . . . . 3.2.1 Würfel . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Quader . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3 Kreiszylinder . . . . . . . . . . . . 3.2.4 Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Trigonometrie 4.1 Winkel . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Winkelfunktionen . . . . . . . . . . 4.2.1 Wichtige Funktionswerte . . 4.2.2 Symmetrien . . . . . . . . . 4.2.3 Wichtige Additionstheoreme 4.3 Sinussatz . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Kosinussatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Funktionen 5.1 Geraden und Potenzfunktionen . . . . . . . . . . . 5.2 Potenzfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Polynomfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Exponentialfunktionen und Logarithmusfunktionen 5.5 Trigonometrische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 18 18 18 18 19 19 19 19 20 20 . . . . . . . 21 21 23 24 25 25 25 26 . . . . . 27 27 30 30 32 34 6 Differenzieren von Funktionen 37 6.1 Ableitung und Differtialquotient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 6.2 Ableitungen von elementaren Funktionen . . . . . . . . . . . . . . 38 6.3 Ableitungsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 7 Integrieren von Funktionen 39 7.1 Stammfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 7.2 Das bestimmte Integral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 8 Vektoren 8.1 Definition eines Vektors 8.2 Spezielle Vektoren . . . . 8.2.1 Einheitsvektor . . 8.2.2 Ortsvektor . . . . Version: 28. Oktober 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 43 44 44 44 iv Labor Technische Physik Inhaltsverzeichnis 8.3 8.4 8.5 8.6 Darstellung eines Vektors . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3.1 Vektoren im kartesischen Koordinatensystem . Vektoren und physikalische Größen . . . . . . . . . . Vektoren in physikalischen Formeln . . . . . . . . . . Rechnen mit Vektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.6.1 Addition und Subtraktion von Vektoren . . . 8.6.2 Multiplikation eines Vektors mit einem Skalar 8.6.3 Skalarprodukt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.6.4 Vektorprodukt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 46 47 48 48 48 50 50 52 9 Vektoranalysis 55 9.1 Differentiation einer vektorielle physikalischen Größe nach der Zeit 55 9.2 Integration einer vektorielle physikalischen Größe nach der Zeit . 56 10 Komplexe Zahlen 10.1 Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.2 Darstellung einer komplexen Zahl . . . . . . . . . . . 10.3 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.3.1 Betrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.3.2 konjugiert komplexe Zahl . . . . . . . . . . . . 10.4 Darstellung einer komplexen Zahl . . . . . . . . . . . 10.4.1 Algebraische oder kartesische Form . . . . . . 10.4.2 Trigonometrische Form . . . . . . . . . . . . . 10.4.3 Exponentialform . . . . . . . . . . . . . . . . 10.4.4 Umrechnung zwischen den Darstellungsformen 10.4.4.1 Polarform in kartesische Form . . . . 10.4.4.2 Kartesische Form in Polarform . . . 10.5 Rechenregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.5.1 Addition und Subtraktion komplexer Zahlen . 10.5.2 Multiplikation komplexer Zahlen . . . . . . . 10.5.3 Division komplexer Zahlen . . . . . . . . . . . 10.5.4 Potenzieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . v . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 59 59 61 61 61 62 62 62 63 64 64 64 65 65 65 66 67 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 1 Grundbegriffe 1.1 Reelle Zahlen Im technisch-wissenschaftlichen Umfeld arbeitet man mit reellen Zahlen. Die Menge der reellen Zahlen umfasst Brüche (siehe Kapitel 2.3) (rationalen Zahlen) und die irrationale Zahlen. Irrationale Zahlen sind Dezimalzahlen, die nicht als Verhältnis zwischen zweier ganzer Zahlen darzustellen sind. Die Dezimaldarstellung einer irrationalen Zahl bricht nicht ab und die Ziffernfolge ist nicht periodisch. Beispiel für reele Zahlen: √ 2 = 1, 41421362 . . . 2 = 0, 6666666 . . . 3 0, 25 10 1.1.1 Wissenschaftliche Darstellung Eine reelle Zahl x wird im technischen Bereich häufig in folgender Form dargestellt: x = ±d · 10a Die reelle Zahl d wird Mantisse genannt und die ganze Zahl a wird Exponent genannt. Den Exponenten wählt man so, dass man für die Mantisse eine angenehme Größenordnung erhält. Bei physikalischen Größen wählt man den Exponenten oft so, dass man den Term 10a durch eine Vorsilbe bei der Einheit ersetzten kann (siehe Kapitel 1.3). Beispiel für eine wissenschaftliche Darstellung: Die Wellenlänge λ des Lasers beträgt: λ = 0, 000000433 m = 433 · 10−9 m = 433 nm 1 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 1 Grundbegriffe 1.2 Physikalische Größen und Einheiten 1.2.1 Physikalische Größen und deren Messung Der Begriff „physikalische Größe“ ist in DIN 1313 definiert. Eine physikalische Größe kennzeichnet messbare Eigenschaften und Zustände von physikalischen Objekten oder Vorgängen. Sie ist sowohl eine qualitative als auch eine quantitative Aussage über ein messbares Merkmal eines physikalischen Objektes, z. B. eines Körpers (z.B. Länge), eines Zustands (z.B. Temperatur) oder eines Vorgangs (z.B. Beschleunigung). Die Messung einer physikalischen Größe besteht in einem Vergleich der zu messenden Größe mit einer zuvor willkürlich festgelegten Einheit und der Ermittlung des Zahlenwertes, welcher angibt wie oft die Einheit in der zu messenden Größe enthalten ist. 1.2.2 Einheiten von physikalischen Größen Der Begriff „Einheit“ ist ebenfalls in DIN 1313 definiert. Die Name der Einheiten und die Einheitenzeichen für das Internationale Einheitensystem (SI System) und die daraus abgeleiteten Größen sind in DIN 1301 aufgeführt. 1.2.3 Darstellung einer physikalischen Größe Der Wert jeder physikalischen Größe wird dargestellt als Produkt aus Zahlenwert und Einheit: Physikalische Größe = Zahlenwert Einheit G = {G} [G] Beispiel für eine physikalische Größe : Spannung = 30 V {U} = 30 (lies: die Maßzahl der Spannung ist 30) [U] = V (lies: die Einheit der Spannung ist Volt) Der Zahlenwert ist abhängig von der Wahl der Einheit, die physikalische Größe ist davon unabhängig (invariant). Bei der Messung können nur gleichartige Eigenschaften miteinander verglichen werden, d.h. die Länge eines Tisches kann nur mit einer Einheit der gleichen Eigenschaft, also einer Längeneinheit, verglichen werden. Version: 28. Oktober 2016 2 Labor Technische Physik 1.3 Vorsilben für dezimale Vielfache und Teile von Einheiten 1.3 Vorsilben für dezimale Vielfache und Teile von Einheiten Zur Kennzeichnung von dezimalen Vielfachen und Teilen der Einheiten sind folgende Vorsilben zu verwenden, wobei Hekto, Deka, Dezi und Zenti nur noch benutzt werden sollen, wo sie bereits üblich sind. Faktor Vorsilbe Symbol Faktor Vorsilbe Symbol 10−1 10−2 10−3 10−6 10−9 10−12 10−15 10−18 10−21 10−24 d c m µ n p f a z y 101 102 103 106 109 1012 1015 1018 1021 1024 d h k M G T P E Z Y Dezi Zenti Milli Mikro Nano Piko Femto Atto Zepto Yokto Deka Hekto Kilo Mega Giga Tera Peta Exa Zetta Yotta Tabelle 1.1: Übersicht für dezimale Vielfache und Teile von Einheiten 1.3.1 Formelzeichen Ein Formelzeichen ist ein Symbol für den Namen eines Objekts zur Verwendung in Formeln. Prinzipiell kann jedes beliebige Symbol als Formelzeichen verwendet werden. Es wird anstelle des Objektnamens geschrieben und ist mit dessen Bedeutung identisch. Das bedeutet, dass ein Symbol immer durch den ihm zugeordneten Objektnamen ersetzt werden kann und umgekehrt. Für die physikalischen Größen sind die Formelzeichen genormt und in der DIN 1304 festgelegt. Beispiel für ein Formelzeichen: Für die physikalische Größe „Zeit“ wird in Formeln das Formelzeichen „t“ verwendet. 1.4 Funktionaler Zusammenhang Gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen mindestens zwei physikalischen Größen, so nennt man dies einen funktionalen Zusammenhang. 3 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 1 Grundbegriffe Beispiel für einen funktionalen Zusammenhang: Wenn sich ein Körper geradlinig mit einer konstanten Geschwindigkeit v bewegt, dann besteht ein funktionaler Zusammenhang zwischen dem betrachteten Zeitraum t und dem zurückgelegten Weg s. Die physikalischen Größen zwischen denen ein funktionaler Zusammenhang besteht, können in einer Wertetabelle aufgelistet werden. Beispiel für eine Wertetabelle: Ein Körper bewegt sich geradlinig mit einer konstanten Geschwindigkeit v. Für den in der Zeit t zurückgelegten Weg s erhält man folgende Wertepaare. Zeit t in Sekunden 0 1 2 3 4 5 Zurückgelegter Weg s in Meter 0 5 10 15 20 25 Tabelle 1.2: Funktionaler Zusammenhang zwischen vergangener Zeit t und dem zurückgelegten Weg s 1.5 Formel In der Physik dient eine Formel dazu, eine kurze abstrakte Beschreibung des funktionalen Zusammenhangs zwischen verschiedenen physikalischen Größen zu geben. Beispiel für eine Formel: Der funktionale Zusammenhang zwischen den physikalischen Größen Geschwindigkeit v, Zeit t und zurückgelegter Weg s bei der geradlinigen Bewegung eines Körpers wird durch folgende Formel beschrieben: s = v·t Dabei muss auch auf die geeignete Auswahl der Einheiten für die physikalischen Größen geachtet werden. Wird in der Formel die Zeit t in Sekunden gemessen und die Geschwindigkeit in m/s dann ist der zurückgelegte Weg s im Meter anzugeben. Version: 28. Oktober 2016 4 Labor Technische Physik 1.6 Gleichung 1.6 Gleichung Wenn die physikalische Formel ein Gleichheitszeichen beinhaltet, dann stellt sie auch eine Gleichung dar. Eine Gleichung besagt, dass die Größen auf der linken und der rechten Seite des Gleichheitszeichens gleich sind. Bei physikalischen Größen ist darauf zu achten, dass auf der linken und rechten Seite der Gleichung die selben physikalischen Einheiten verwendet werden. Gleichungen dienen in der Regel dazu, aus ihnen eine noch unbekannte Größe zu bestimmen. Beispiel für eine physikalische Gleichung: Die Geschwindigkeit v wird in km/h angegeben und die Zeit t in s gemessen. Um den Weg s in der Einheit Meter angeben zu können, muss zunächst die Einheit der Geschwindigkeit v umgerechnet werden: s= 1 m·h ·v·t 3, 6 km · s Diese Gleichung liefert nun den zurückgelegten Weg s in der gewünschten Einheit Meter. An Gleichungen mit physikalischen Größen kann man folgende algebraische Operationen vornehmen: • Auf beiden Seiten der Gleichung kann dieselbe physikalische Größe in der passenden physikalischen Einheit addiert oder subtrahiert werden. • Beide Seiten der Gleichung können mit derselben physikalische Größe in der passenden physikalischen Einheit multipliziert oder durch sie dividiert werden. • Beide Seiten der Gleichung können in dieselbe Potenz erhoben werden. • Beide Seiten können mit einem konstanten Faktor multipliziert werden. Diese Operationen sind jeweils auf beiden Seiten der Gleichung anzuwenden. 1.7 Bezugssystem In der Physik ist ein Bezugssystem ein räumliches Gebilde, das erforderlich ist, um das Verhalten ortsabhängiger physikalischer Größen eindeutig und vollständig zu beschreiben. Für ein Bezugssystem werden drei relativ zueinander ruhende und nicht auf einer Geraden liegenden Bezugspunkte ausgewählt, um die drei Raumrichtungen 5 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 1 Grundbegriffe festlegen zu können. Durch diese drei Punkte wird eine Ebene aufgespannt. Die dritte Dimension erhält man dann z. B. als Normale auf dieser Ebene. Damit hat man ein Bezugssystem definiert, welches als Voraussetzungen für die Definition eines Koordinatensystems dient, dass zur Angabe von Raumpunkten verwendet werden kann. 1.8 Koordinatensysteme Ein Koordinatensystem dient zur eindeutigen Beschreibung von Punkten im Raum. Diesen Raumpunkten kann dann eine ortsabhängige physikalische Größe zugeordnet werden. Die Position eines Punktes im Raum kann in verschiedenen Koordinatensystemen dargestellt werden. Je nach verwendetem Koordinatensystem hat derselbe Punkt unterschiedliche Koordinatenwerte. Der Koordinatenursprung bezeichnet den Punkt in einem Koordinatensystem, an dem alle Koordinaten den Wert Null annehmen. 1.8.1 Kartesisches Koordinatensystem Dieses Koordinatensystem wird in der Physik besonders häufig verwendet. Es ist ein orthogonales Koordinatensystem. Die drei Richtungsachsen (x-Achse, yAchse und z-Achse) stehen paarweise senkrecht aufeinander. Die Lage eines Raumpunktes P wird in diesem Koordinatensystem durch Angabe der drei Abstandskoordinaten x, y und z, die sogenannten rechtwinkligen oder kartesischen Koordinaten, beschrieben. Diese Koordinaten sind die senkrechten Projektionen des Punktes auf die drei Koordinatenachsen. Abbildung 1.1: Angabe der Lage des Raumpunktes P in einem kartesischen Koordinatensystem. Version: 28. Oktober 2016 6 Labor Technische Physik 2 Rechenregeln 2.1 Addition und Subtraktion In der Physik können nur gleiche physikalische Größen addiert bzw. subtrahiert werden. Dabei ist stets darauf zu achten, dass alle Größen die gleiche Einheit besitzen. Beispiel für Addition und Subtraktion : Ein Flugzeugträger bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 10 Meter pro Sekunde in eine gegebene Richtung. Ein Flugzeug startet vom Deck des Flugzeugträgers in dieselbe Richtung. Es hat gemessen vom Flugzeugträger, eine Geschwindigkeit von 100 Meter pro Sekunde. Wie schnell bewegt sich das Flugzeug in Bezug auf das Wasser? Abbildung 2.1: Beispiel für Addition von zwei Geschwindigkeiten Um die Geschwindigkeit des Flugzeugs relativ zum Wasser zu erhalten, addiert man die Geschwindigkeit des Flugzeugs bezogen auf das Schiff zu der Geschwindigkeit des Schiffes in Bezug auf das Wasser: vges = va + vc = 100 m m m + 10 = 110 s s s Die Reihenfolge, in der man die einzelnen Größen addiert ist völlig egal, bei der Addition gilt das Vertauschungsgesetz auch Kommutativgesetz genannt (siehe Kapitel 2.4). Achtung, bei der Subtraktion gilt das Kommutativgesetz nicht. 7 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 2 Rechenregeln 2.2 Multiplikation und Division Werden physikalische Größen mit einer natürlichen Zahl multipliziert bzw. dividiert dann ändert sich nur der Wert der physikalischen Größe. Beispiel für die Multiplikation einer physikalischen Größe mit einer natürlichen Zahl In einem Eimer können maximal 10 Liter Wasser eingefüllt werden. Wie viel Wasser können maximal in 5 Eimer eingefüllt werden? Die Berechnung lautet: Fassungsvermögen eines Eimers: Ve = 10 Liter Anzahl der Eimer: n=5 Fassungsvermögen aller Eimer: Vg = ? Liter Vg = n · Ve Vg = 5 · 10 Liter Vg = 50 Liter Werden physikalischen Größen multipliziert bzw. dividiert, dann erhält man als Ergebnis eine neue physikalische Größe. Beispiel für Multiplikation von zwei physikalischen Größen Wie groß ist die Fläche eines rechteckigen Grundstücks mit den Kantenlängen l1 = 26 m und l2 = 31 m? Länge 1: l1 = 26 m Länge 2: l2 = 31 m Fläche : A =? m2 A = l1 · l2 = 26 m · 31 m = 806 m2 Beispiel für die Division von zwei physikalischen Größen: Ein Auto fährt in 1,4 Stunden eine Strecke von 84 Kilometer. Wie groß ist seine Geschwindigkeit? Zeit: t = 1, 4 h Weg: s = 84 km Geschwindigkeit: v =? km h v= s 84 km km = = 60 t 1, 4 h 1, 4 h Werden zwei physikalische Größen mit gleichen Einheiten dividiert, dann kürzen sich die Einheiten und man erhält als Ergebnis eine Zahl ohne Einheiten: Version: 28. Oktober 2016 8 Labor Technische Physik 2.3 Bruchrechnung Beispiel für die Division von zwei physikalischen Größen mit gleichen Einheiten: Wie groß ist der Brechungsindex von Wasser wenn die Lichtgeschwindigkeit in Wasser 2, 25 · 109 ms ist? Lichtgeschwindigkeit im Vakuum: 2, 998 · 109 ms Lichtgeschwindigkeit im Vakuum: 2, 254 · 109 ms Brechungsindex: nWasser =? nWasser = 2, 998 · 109 2, 254 · 109 m s m s = 1, 33 2.3 Bruchrechnung Die Bruchrechnung beruht darauf, dass sich das Ganze noch unterteilen lässt. Ein ganzer Kuchen kann man zum Beispiel in vier Teile teilen. Wenn diese Teile gleich groß sind, so ist jedes Teil ein Viertel des Kuchens. Geschrieben wird dies in der „Zähler-Bruchstrich-Nenner-Schreibweise“. Die Zahl unter dem Bruchstrich wird Nenner genannt. Sie gibt an in wie viele Teile das Ganze geteilt worden ist. Die Zahl über dem Bruchstrich wird Zähler genannt. Sie gibt an, wie viele Teile davon im aktuellen Fall gemeint sind. So erhält man einen Bruch (siehe Abb. 2.2). Abbildung 2.2: Beispiel für einen Bruch. Man erhält den Kehrbruch eines Bruches indem man den Zähler und den Nenner vertauscht. 2.3.1 Kürzen und Erweitern Der Wert eines Bruches ändert sich nicht, wenn man Zähler und Nenner des Bruches mit derselben Zahl multipliziert, den Bruch also erweitert oder durch einen gemeinsamen Teiler von Zähler und Nenner teilt, den Bruch also kürzt. 9 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 2 Rechenregeln Beispiel für das Kürzen von Brüchen 44 cm = 92 44 cm = 92 4 · 11 4 · 11 cm = cm 4 · 23 4 · 23 11 cm 23 Es gilt: → kürzen a·c a = |b · c{z b} z }| { ←erweitern 2.3.2 Addition Zwei Brüche addiert man, indem man sie so erweitert, dass sie einen gemeinsamen Nenner haben, den sogenannten Hauptnenner. Die Summe der Brüche ist dann die Summe der beiden Zähler der erweiterten Brüche, dividiert durch den Hauptnenner. Als Hauptnenner eignet sich immer das kleinste gemeinsame Vielfache der zu addierenden Brüche. Handelt es sich bei den Brüchen um physikalische Größen, ist darauf zu achten, dass alle Brüche die gleiche Einheit besitzen. Beispiel für die Addition von Brüchen: Es ist die Gesamtlänge der beiden Längen 34 cm und Länge 1: l1 = 43 cm 9 Länge 2: l2 = 10 mm Gesamtlänge: lg =? cm l2 = 9 10 mm zu berechnen. 9 9 1 9 mm = · cm = cm 10 10 10 100 lg = l1 + l2 3 9 3 · 25 9 75 9 = cm + cm = cm + cm = cm + cm 4 100 4 · 25 100 100 100 84 21 · 4 cm = cm = 100 25 · 4 21 lg = cm 25 Version: 28. Oktober 2016 10 Labor Technische Physik 2.3 Bruchrechnung 2.3.3 Subtraktion Man subtrahiert Brüche, indem man sie zuerst erweitert, so dass sie einen gemeinsamen Nenner haben (Hauptnenner). Danach bildet man die Differenz der Zähler und behält den Hauptnenner bei. Handelt es sich bei den Brüchen um physikalische Größen, dürfen nur Brüche mit gleicher Einheit subtrahiert werden. Beispiel für die Subtraktion von Brüchen Die beiden Kräfte 23 N und 43 N greifen in entgegengesetzter Richtung an einem Körper an. Kraft 1: F1 = 23 N F2 = 34 N Wie groß ist die Gesamtkraft? Kraft 2: Gesamtkraft: Fg =? N Fg = F1 − F2 3 2 3·3 2·4 9 8 1 Fg = N − N = N− N= N− N= N 4 3 4·3 3·4 12 12 12 2.3.4 Multiplikation Brüche werden multipliziert, indem man ihre Zähler und Nenner miteinander multipliziert. Das Produkt der Zähler ist dann der Zähler des Ergebnisses. Das Produkt der Nenner ist dann der Nenner des Ergebnisses. Werden die Brüche von zwei physikalischen Größen multipliziert, dann erhält man als Ergebnis eine neue physikalische Größe. Beispiel für die Multiplikation von Brüchen: Eine rechteckige Fläche hat die Kantenlängen 43 m und Rechtecks? Länge 1: l1 = 34 m Länge 2: l2 = 23 m Fläche: A =? m2 A = l1 · l2 = 2 3 m. Wie groß ist die Fläche des 3 2 3·2 2 6 2 1·6 2 1 2 m· m= m = m = m = m 4 3 4·3 12 2·6 2 2.3.5 Division Durch einen Bruch wird dividiert, indem man mit seinem Kehrbruch multipliziert. Bei physikalischen Größen ist bei der Kehrbruchbildung zu beachten, dass 11 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 2 Rechenregeln die Einheiten im Zähler und Nenner auszutauschen sind. Werden die Brüche von zwei physikalischen Größen dividiert, dann erhält man als Ergebnis eine neue physikalische Größe oder wenn die beiden Größen die gleiche Einheit besitzen erhält man einen Zahlenwert ohne Einheit. Beispiel für die Division von Brüchen: Geschwindigkeitsänderung: ∆v = 35 ms Zeitdauer: ∆t = 23 s Beschleunigung: a =? sm2 a= ∆v = ∆t 3 m 5 s 2 3s = 3m 3 1 9 m · · = 5 s 2 s 10 s2 2.3.6 Doppelbrüche In physikalischen Anwendungen kommen häufig Doppelbrüche vor. Um diese Doppelbrüche zu vereinfachen, formt man den Term so um, dass sowohl im Zähler als auch im Nenner nur ein Bruchstrich vorkommt. Dann kann man die Division als Multiplikation mit dem Kehrbruch schreiben und wenn möglich weiter vereinfachen. Beispiel für einen Doppelbruch: R1 Ue R2 Ra U a Abbildung 2.3: Bei der Ermittlung des Spannungsverhältnisses am belasteten Spannungsteiler muss ein Doppelbruch vereinfacht werden. Bei einem mit dem Widerstand Ra belasteten Spannungsteiler ergibt sich für das Verhältnis von Ausgangsspannung Ua zur Eingangspannung Ue : Version: 28. Oktober 2016 12 Labor Technische Physik 2.4 Rechenregeln bei Addition und Multiplikation R ·R a 2 Ua Ra +R2 = ·R2 Ue R1 + RRaa+R 2 = Ra ·R2 Ra +R2 · (Ra + R2 ) (Ra + R2 ) · R1 + Ra ·R2 Ra +R2 Ra · R2 (Ra + R2 ) · R1 + (Ra + R2 ) · Ra · R2 = R1 · Ra + R1 · R2 + Ra · R2 = Ra ·R2 Ra +R2 2.4 Rechenregeln bei Addition und Multiplikation Für das Rechnen mit reellen Zahlen x, y, z gelten folgende Rechenregeln: • Bei der Addition und Multiplikation reeller Zahlen dürfen die Zahlen in ihrer Reihenfolge vertauscht werden. Diese Operationen sind kommutativ: Beispiel für das Kommutativgesetz: In einem fahrenden Zugwagen mit vz = 30 ms bewegt sich ein Passagier mit vP = 0, 6 ms in Fahrtrichtung. Wie groß ist für einen ruhenden Beobachter am Bahndamm die Gesamtgeschwindigkeit vg der Person? m m m + 0, 6 = 30, 6 s s s m m m vg = vp + vz = 0, 6 + 30 = 30, 6 s s s vg = vz + vp = 30 Abbildung 2.4: Beispiel für das Kommutativgesetz. • Bei der Addition und Multiplikation reeller Zahlen dürfen die Zahlen beliebig geklammert werden, die Operationen sind assoziativ: 13 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 2 Rechenregeln Beispiel für das Assoziativgesetz: Das Volumen V eines Quaders der Höhe h = 2, 4 m, der Breite b = 120 cm und der Tiefe t = 2, 5 m, soll berechnet werden. V = h · b · t = (h · t) · t = (2, 4 m · 2, 5 m) · 120 cm = 6 m2 · 1, 2 m = 7, 2 m3 • Für das Ausmultiplizieren von geklammerten Termen gilt das Distributivgesetz: Beispiel für das Distributivgesetz: R1 R2 Abbildung 2.5: Reihenschaltung von Widerständen Die Widerstandswerte von R1 = 120 W und R2 = 330 W sollen verfünffacht werden und durch einen einzelnen Widerstand Rg ersetzt werden. Rg = 5 · R1 + 5 · R2 = 5 · (R1 + R2 ) = 5 · (120 W + 330W) = 5 · 450 W = 2, 25 kW • Punktrechnung geht vor Strichrechnung. 2.5 Binomische Formeln Als binomische Formeln werden üblicherweise die folgenden drei Umformungen bezeichnet: • (x + y)2 = x2 + 2 · x · y + y 2 erste binomische Formel (Plus-Formel) • (x − y)2 = x2 − 2 · x · y + y 2 zweite binomische Formel (Minus-Formel) • (x+y)·(x−y) = x2 −y 2 Version: 28. Oktober 2016 dritte binomische Formel (Plus-Minus-Formel) 14 Labor Technische Physik 2.6 Potenzen und Wurzeln 2.6 Potenzen und Wurzeln Die n-te Potenz einer reellen Zahl x ist: xn = x | · x{z· · · x} n Faktoren in der obigen Formel ist x die Basis und n der Exponent. Es gibt folgende Definitionen: 1 xn Def x0 = 1 √ 1 Def n x = xn Def x−n = Für die Potenzrechnung gelten folgende Rechenregeln: • xa · xb = x(a+b) xa xb Beispiel: 32 · 32 = 3(2+2) = 34 = 81 Beispiel: 34 32 • (xa )b = x(a·b) Beispiel: (33 ) · 3(3·2) = 36 = 729 • xa · y a = (x · y)a Beispiel: 32 · 42 = (3 · 4)2 = 122 = 144 Beispiel: 122 32 • • xa ya = x(a−b) für x 6= 0 = a x y für b 6= 0 = 3(4−2) = 32 = 9 2 = 12 3 2 = 42 = 16 2.7 Logarithmen Wenn zwischen den reellen Zahlen a, b, c die Beziehung a = bc besteht, dann nennt man die Zahl c den Logarithmus von a zur Basis b. Man schreibt: c = logb a Der Logarithmus einer positiven reellen Zahl a zur Basis b ist also der Wert des Exponenten c, wenn a als Potenz zur Basis b dargestellt wird. Mit Hilfe von einem Logarithmus kann man also berechnen, mit welcher Zahl eine andere Zahl potenziert wurde. Logarithmen sind nur für positive reelle Zahlen definiert und auch die Basis muss eine positive reelle Zahl sein. Bei Logarithmen handelt es sich also um Exponenten und es gelten bestimmte Rechenregeln: 15 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 2 Rechenregeln • Für Produkte: logb (a1 · a2 · · · an ) = logb (a1 ) + logb (a2 ) + · · · + logb (an ) Beispiel: log10 (100 · 1000) = log10 (100) + log10 (1000) = 2 + 3 = 5 • Für Quotienten: logb aa21 = logb (a1 ) − logb (a2 ) Beispiel: log10 1000 100 = log10 (1000) − log10 (100) = 3 − 2 = 1 • Für Potenzen: logb (ar ) = r · logb (a) Beispiel: log10 (1005 ) = 5 · log10 (100) = 5 · 2 = 10 • Für Wurzeln: 1 √ logb n a = logb a n = n1 · logb a √ 1 Beispiel: log10 3 1000 = log10 1000 3 = 1 3 · log10 (1000) = 1 3 ·3=1 In der Physik werden nur bestimmte Zahlen als Basis verwendet. Ein Logarithmus zur Basis 10 heißt Briggs’scher, dekadischer, gewöhnlicher oder Zehnerlogarithmus, die Logarithmen zur Basis e (e = 2, 781 . . . ) werden natürliche Logarithmen genannt da viele Abläufe in der Natur mit Hilfe dieser Logarithmen berechnet werden können. Für die Logarithmen mit der Basis 10 oder e gibt es eigene Symbole: log10 a = ln a loge a = lg a Version: 28. Oktober 2016 16 Labor Technische Physik 3 Geometrie Bei geometrische Figuren handelt es sich, um in zwei oder drei Dimensionen begrenzte Formen, deren Längen, Flächeninhalte oder Rauminhalte durch bestimmte Verhältnisse verbunden sind. In den folgenden Formeln steht A für die Fläche der Figur und U für deren Umfang. 3.1 Ebene geometrische Körper 3.1.1 Dreiecke 3.1.1.1 rechtwinkliges Dreieck α + β = 90◦ 1 1 A= ·h·c= ·a·b 2 2 2 Phytagoras: c = a2 + b2 Höhensatz: h2 = p · q Kathetensatz: a2 = c · p b2 = c · q 3.1.1.2 Gleichschenkliges Dreieck α=β √ 1 1 A = · h · c = · c · 4a2 − c2 2 4 1 √ 2 h = · 4a − c2 2 17 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 3 Geometrie 3.1.1.3 Gleichseitiges Dreieck a = b = c und α = β = γ = 60◦ √ 1 1 A = · h · a = · a2 · 3 2 4 √ 1 h= ·a· 3 2 3.1.2 Quadrat A = a2 U =4·a √ d=a· 2 3.1.3 Rechteck A=a·b U = 2a + 2b √ d = a2 + b 2 3.1.4 Parallelogramm A = a · h = a · b · sin α U = 2a + 2b h = b · sin α d1/2 = q a2 + b2 ± 2a · Version: 28. Oktober 2016 √ b2 − h2 18 Labor Technische Physik 3.2 Räumlich geometrische Körper 3.1.5 Kreis A = π · r2 U =2·π·r Beispiel für die Verwendung von ebenen Körpern in der Physik: A In einem runden Leiter mit dem Radius 0, 5 mm darf die Stromdichte den Wert von 16 mm 2 nicht übersteigen. Wie groß ist der maximale Strom der durch den Leiter fließen darf? Stromdichte: Radius : Strom: A S = 16 mm 2 r = 0, 5 mm I =? A I = S · A = S · r2 · π = 16 I = 12, 57A A · (0, 5 mm)2 · π mm2 3.2 Räumlich geometrische Körper 3.2.1 Würfel V = a3 O = 6 · a2 √ d=a· 3 3.2.2 Quader V =a·b·c O = 2 · (a · b + a · c + b · c) √ d = a2 + b 2 + c 2 19 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 3 Geometrie 3.2.3 Kreiszylinder V = π · r2 · h M =2·π·r·h O = 2 · π · r · (r + h) 3.2.4 Kugel 4 · π · r3 3 O = 4 · π · r2 V = Beispiel für die Verwendung von räumlichen Körpern in der Physik: Ein Würfel mit der Kantenlänge 10 cm schwimmt im Wasser und taucht dabei 8 cm in die Wasseroberfläche ein. Wie groß ist seine Dichte? Kantenlänge: a = 10 cm Eintauchtiefe: h = 8 cm Dichte von Wasser: ρW = 1000 mkg3 Dichte des Würfels: ρ =? mkg3 h · a · a · ρW a3 h 8 cm kg · 1000 3 = · ρW = a 10 cm m kg ρ = 800 3 m ρ= Version: 28. Oktober 2016 20 Labor Technische Physik 4 Trigonometrie Die Grundaufgabe der Trigonometrie besteht darin, aus drei Größen eines gegebenen Dreiecks (Seitenlängen und Winkelgrößen) andere Größen dieses Dreiecks zu berechnen. Als Hilfsmittel werden dabei die trigonometrischen Funktionen verwendet. 4.1 Winkel Ein Winkel ist in der Geometrie ein Teil der Ebene, der von zwei in der Ebene liegenden sich schneiden Geraden begrenzt wird. Der gemeinsame Schnittpunkt der beiden Geraden wird Scheitelpunkt genannt, die Geraden heißen Schenkel des Winkels. Die Größe des Winkels wird mit einem Winkelmaß angegeben. Bildet der Scheitelpunkt den Mittelpunkt eines Kreise, dann kann man die Größe des Winkels mit der Länge s des Kreisbogens zwischen den Schenkeln und dem Radius r des Kreises berechnen. Zur Angabe der Größe eines Winkels, auch Winkelweite genannt, dient das Winkelmaß. Je nach Einsatzgebiet werden verschiedene Maße und deren Einheiten verwendet. Der Vollwinkel ist der kleinste Winkel, um den ein Strahl um seinen Ursprung gedreht wieder seine Ausgangsrichtung erreicht. Die Winkelweite wird als Vielfaches oder Teil eines Vollwinkels angegeben. Das vom Geodreieck vertrauteste Winkelmaß ist das Gradmaß mit der Einheit Grad (Einheitszeichen ◦ ). 1 ° ist als der 1/360 Teil eines Vollwinkels festgelegt. Sind kleinere Winkel zu bestimmen, teilt man das Grad in Minuten (Einheitszeichen 0 ) und Sekunden (Einheitszeichen 00 ) ein oder man gibt das Gradmaß als gewöhnliche Dezimalzahl an. Es gilt: 1° 60 10 1° 1 00 = = 60 3600 10 = In vielen Berechnungen der Physik und der Mathematik ist das Bogenmaß mit der Einheit Radiant (Einheitszeichen rad) das zweckmäßigste Winkelmaß. Das 21 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 4 Trigonometrie Bogenmaß berechnet sich aus der Länge des Kreisbogens von einem Schenkel des Winkels zum anderen, geteilt durch den Radius des Kreises (siehe Abbildungen 4.1). Wenn die Bogenlänge mit s und der Kreisradius mit r bezeichnet wird, dann ergibt sich für den Winkel α im Bogenmaß: α= s r Abbildung 4.1: Das Bogenmaß für den Winkel α in der Einheit Radiant ist definiert als das Verhältnis s/r. Dabei ist s die Länge des Kreisbogens, der durch die Schenkel des Winkels α aus einem Kreis vom Radius r ausgeschnitten wird. Da das Bogenmaß sich als Quotient zweier Längen ergibt ist es dadurch eigentlich ohne Einheit. In Rechnungen wird daher im Fall des Winkels im Bogenmaß oft keine Einheit angegeben. Durch das nicht notwendige aber bewusst vorgenommene Hinzufügen der Einheit „rad“ lässt sich in manchen Fällen darauf hinweisen, welche physikalische Größe gemeint ist, ohne sie namentlich anzugeben. Bei Geraden, die sich in der Ebene kreuzen, gibt es wichtige Beziehungen zwischen den Winkeln (siehe Abb. 4.2). Abbildung 4.2: Einige nützliche Beziehungen zwischen Winkel Version: 28. Oktober 2016 22 Labor Technische Physik 4.2 Winkelfunktionen 4.2 Winkelfunktionen Die elementaren Winkelfunktionen sind: • die Sinusfunktion (abgekürzt: sin), • die Kosinusfunktion (abgekürzt: cos), • die Tangensfunktion (abgekürzt: tan oder tg), Die Winkelfunktionen sind als Seitenverhältnisse in rechtwinkligen Dreiecken (siehe Abb. 4.3) definiert. Abbildung 4.3: Rechtwinkliges Dreieck Die Kathete a ist die Ankathete des Winkels α und die Gegenkathete des Winkels β. Die Kathete b ist die Gegenkathete des Winkels α und die Ankathete des Winkels β. Sie sind daher zunächst nur für Winkel von 0◦ bis 90◦ bzw. zwischen 0 rad und π/2 rad definiert: Gegenkathete b Hypotenuse c Ankathete a cos α = Hypotenuse c Gegenkathete b tan α = Ankathete a sin α = Gegenkathete a Hypotenuse c Ankathete b cos β = Hypotenuse c Gegenkathete a tan β = Ankathete b sin β = Die Winkelfunktionen können aber am Einheitskreis auch auf größere Winkel erweitert werden. Vom Schnittpunkt des einen Winkelschenkels mit dem Einheitskreis werden die Lote auf die beiden Koordinatenachsen gefällt und liefern Sinus und Kosinus des Winkels (siehe Abb. 4.4). Auf diese Weise können jedem Winkel von 0◦ bis 360◦ Werte der Winkelfunktionen zugeordnet werden, die auch negativ werden können. Die oben angegebenen Beziehungen gelten dabei weiterhin. Eine eingehende Beschreibung erfolgt in Kapitel 5.5. 23 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 4 Trigonometrie Abbildung 4.4: Rechtwinkliges Dreieck Die Kathete a ist die Ankathete des Winkels α und die Gegenkathete des Winkels β. Die Kathete b ist die Gegenkathete des Winkels α und die Ankathete des Winkels β. 4.2.1 Wichtige Funktionswerte Für ausgewählte Winkel sind in nachfolgender Tabelle die Werte der Sinus- und Kosinusfunktion angegeben. α in rad 0 π 18 π 12 π 9 π 6 π 4 π 3 5π 12 π 2 α in ◦ 0 10 15 20 23,6 30 36,9 40 45 50 53,1 60 64,2 70 75 80 90 sin α cos α 0 √0,17 √ 1 6− 2 4 0,34 0,4 1 √0,98 √ 1 6+ 2 4 0,94 0,92 √ 1 3 2 0,8 0,77 √ 1 2 2 0,64 0,6 1 2 0,60 0,64 √ 1 2 2 0,77 0,8 √ 1 3 2 0,9 0,94 √ √ 1 6 + 2 4 0,98 1 1 2 0,44 0,34 √ √ 1 6 − 2 4 0,17 0 Tabelle 4.1: Werte der Winkelfunktionen Sinus und Kosinus Die Winkelwerte sind auf eine Stelle nach dem Komma gerundet, die Funktionswerte sind auf zwei Stellen nach dem Komma gerundet Version: 28. Oktober 2016 24 Labor Technische Physik 4.3 Sinussatz 4.2.2 Symmetrien Die trigonometrischen Funktionen haben einfache Symmetrien. Daher ergeben sich folgende Beziehungen: sin(−x) = − sin x cos(−x) = cos x π sin + x = cos x 2 π + x = − sin x cos 2 π sin − x = cos x 2 π cos − x = sin x 2 Für den Tangens gilt: tan(x) = sin(x) cos(x) 4.2.3 Wichtige Additionstheoreme Sehr oft braucht man folgende Formeln: (sin x)2 + (cos x)2 = 1 sin(x ± y) = sin x · cos y ± cos x · sin y cos(x ± y) = cos x · cos y ∓ sin x · sin y sin 2x = 2 · sin x · cos x cos 2x = (cos x)2 − (sin x)2 4.3 Sinussatz Der Sinussatz stellt eine Beziehung zwischen den Winkeln eines allgemeinen ebenen Dreiecks und den gegenüberliegenden Seiten her. Sind a, b und c die Seiten eines Dreiecks mit dem Flächeninhalt A und α,β und γ die jeweils gegenüber liegenden Winkel und R der Radius des Umkreises (siehe 25 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 4 Trigonometrie Abbildung 4.5), dann gilt: b c a·b·c a = = = =2·R sin(α) sin(β) sin(γ) 2·A 4.4 Kosinussatz Der Kosinussatz stellt eine Beziehung zwischen den drei Seiten eines Dreiecks und dem Kosinus eines der drei Winkel des Dreiecks her. Für die drei Seiten a, b und c eines Dreiecks sowie für den der Seite c gegenüberliegenden Winkel γ (siehe Abbildung 4.5) gilt: c2 = a2 + b2 − 2 · a · b · cos(γ) Entsprechend gilt für die anderen Winkel α und β: a2 = b2 + c2 − 2 · b · c · cos(α) b2 = a2 + c2 − 2 · a · c · cos(β) Die zuvor genannten drei Gleichungen sind ihrerseits Folgerungen aus den folgenden drei Kosinusformeln: a = b · cos(γ) + c · cos(β) b = c · cos(α) + a · cos(γ) c = a · cos(β) + b · cos(α) Abbildung 4.5: Bezeichnungen im Dreieck für Sinussatz und Cosinussatz Version: 28. Oktober 2016 26 Labor Technische Physik 5 Funktionen Eine Funktion ist eine Beziehung zwischen zwei Mengen, dem sogenannten Definitionsbereich und Bildbereich der Funktion. Elemente des Defintionsbereiches werden als Funktionsargumente bzw. unabhängige Variable bezeichnet. Elemente des Bildbereiches werden als Funktionswert oder als abhängige Variable bezeichnet. Eine Funktion ordnet nun jedem Element des Defintionsbereiches genau ein Element des Bildbereiches zu., d.h. jedes Funktionsargument liefert als Resultat der Funktion einen eindeutigen Funktionswert. Wird die Funktion f genannt und sind Definitionsbereich und Bildbereich der Funktion reelle Zahlen, so kann man diese Zusammenhänge in kurzer Form notieren: • R→R f bildet reelle Zahlen in reelle Zahlen ab. • x 7→ f (x) f (x) (lies f von x) ist der eindeutige Funktionswert von x. • x 7→ y = f (x) Die reelle Zahl y ist der Funktionswert von x. Definitionsbereich und Bildbereich von Funktionen können auch auf komplexe Zahlen (siehe Kapitel 10.1) erweitert werden. Eine reelle Funktion hat meist vier Erscheinungsformen: • Die Beschreibung der Zuordnung mit Angabe des Definitionsbereichs. • Die Funktionsgleichung. • Den Graphen der Funktion. • Die Liste der zugeordneten Werte, die sogenannte Wertetabelle. Physikalischen Größe sind voneinander abhängig. Zwischen den Größen besteht ein funktionaler Zusammenhang. In der Physik kommen dabei häufig die nachfolgenden Funktionen zur Anwendung. 5.1 Geraden und Potenzfunktionen Eine Gerade g, die nicht parallel zur y-Achse verläuft, heißen lineare Funktion. Eine Ursprungsgerade ist eine Gerade, die durch den Koordinatenursprung eines kartesischen Koordinatensystems verläuft. Daher werden Ursprungsgeraden durch besonders einfache Geradengleichungen beschrieben: y =m·x 27 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 5 Funktionen Die Konstante m ist die Steigung der Geraden. Sie ist ein Maß für die Steilheit der Geraden. Sie gibt das Verhältnis der Änderung von y zur entsprechenden Änderung von x an. Steigt die Gerade in positiver x-Richtung an, so ist ihre Steigung positiv. Für eine fallende Gerade ist die Steigung negativ. Eine Steigung mit dem Wert Null bedeutet, dass die Gerade waagrecht, also parallel zur x-Achse verläuft. y 4 3 2 1 ∆y ∆x −1 −2 −3 −4 −4 −3 −2 −1 x 1 2 3 4 Abbildung 5.1: Ursprungsgerade mit Steigungsdreieck In der Abbildung 5.1 sind zwei Punkte der Linie hervorgehoben, ferner sind die Änderungen ∆x und ∆y eingezeichnet. ∆x und ∆y sind die Katheten des Steigungsdreiecks. Die Steigung m ergibt sich dann als Verhältnis: m= ∆y y2 − y1 = x2 − x1 ∆x Beispiel für eine Ursprungsgerade An einem konstanten Widerstand R werden unterschiedliche Spannungen U angelegt und die Stromstärke I durch den Widerstand gemessen. Es ergibt sich die Wertetabelle 5.1. Die Wertepaare der Wertetabelle sind in Abbildung 5.2 in einem Diagramm dargestellt. Durch diese Messung kann das Ohmsche Gesetz nachgeprüft werden. Es besagt, dass sich bei konstantem Widerstand R die Stromstärke I und die Spannung U im gleichen Verhältnis ändern müssen. Es gilt: R= Version: 28. Oktober 2016 U ∆U = I ∆I 28 Labor Technische Physik 5.1 Geraden und Potenzfunktionen Spannung U in Volt 2,1 3,3 4,5 6 12 15 25 Stromstärke I in Milliampere 14 22 30 40 80 100 166,66 Tabelle 5.1: Wertetabelle, eingestellte Spannung U und gemessene Stromstärke I an einem konstanten Widerstand R Abbildung 5.2: gemessene Stromstärke I bei eingestellter Spannung U an einem Widerstand Durch Addition einer Zahl c erreicht man eine senkrechte Verschiebung, c heißt auch y-Achsenabschnitt. y 4 3 2 ∆y 1 ∆x x c −1 −2 −3 −4 −4 −3 −2 −1 1 2 3 4 Abbildung 5.3: Gerade mit einer senkrechten Verschiebung um c Als Funktionsgleichung erhält man: y =m·x+c 29 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 5 Funktionen 5.2 Potenzfunktionen Die Funktionsgleichung einer Potenzfunktion hat folgende Form: f (x) = a · xn Dabei ist: a und x sind also reelle Zahlen außer die Null n ist also eine ganze Zahl außer die Null a, n ∈ R\0 n ∈ Z\0 Beispiel für eine Potenzfunktion: Bei einer homogen geladenen Kugel mit dem Radius rK ergibt sich für die elektrische #» Feldstärke E außerhalb der Kugel: #» E= Q · r−2 · e#»r 4 · π · 0 für: r ≥ rK Abbildung 5.4: Das elektrische Feld einer homogen geladenen Kugel wächst im Innenraum der Kugel linear mit r und nimmt außen umgekehrt proportional zu r2 ab. Potenzfunktionen mit ganzen Exponenten sind die Bausteine für Polynomfunktionen und sie werden im nachfolgenden Kapitel behandelt. 5.3 Polynomfunktionen Eine Polynomfunktion ist eine Summe von Vielfachen von Potenzfunktionen mit natürlichen Exponenten einer Variablen. Die Funktionsgleichung einer Polynomfunktion hat die Form: f (x) = an · xn + an−1 · xn−1 + · · · + a1 · x + a0 Ist an 6= 0, dann wird die Funktion als Polynom n- ten Grades bezeichnet. Version: 28. Oktober 2016 30 Labor Technische Physik 5.3 Polynomfunktionen Beispiel für eine Polynomfunktion: Bei einem senkrechten Wurf eines Körpers nach oben mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 und der Anfangshöhe r0 ergibt sich für den zeitlichen Verlauf der Geschwindigkeit v(t) und für den zeitlichen Verlauf des zurückgelegten Weges r(t): m ·t s2 m 1 r(t) = r0 + v0 · t − · 9, 81 2 · t2 2 s v(t) = v0 − 9, 81 Abbildung 5.5: senkrechter Wurf nach oben mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 = 7 ms und der Anfangshöhe r0 = 2 m Für bestimmte Werte der Variablen x wird die Polynomfunktion als Funktionswert Null (f (x) = 0) ergeben. Diese besondere x-Werte werden Nullstellen der Polynomfunktion genannt. Dabei haben Polynome n-ten Grades höchstens n reelle Nullstellen. In der Physik muss man oft die Nullstellen eines Polynoms bestimmen. Beispiel für die Bestimmung der Nullstellen eines Polynoms 2-ten Grades: Ein Polynom 2-ten Grades ist eine quadratische Gleichung. Die Berechnung der Nullstellen dieser Gleichung kann recht einfach erfolgen, indem man diese Gleichung auf die erste oder zweite Binomische Formel umformt. Dies kann z. B. mit Hilfe der quadratischen Ergänzung erfolgen. Im letzten Beispiel war der zeitliche Verlauf des Weges gegeben durch r(t) = r0 + v0 · t − 12 · g · t2 , mit g = 9, 81 sm2 . Wenn man nun die Zeit wissen möchte, 31 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 5 Funktionen wann der Körper wieder den Erdboden erreicht, dann muss man mathematisch gesehen, die Nullstellen r(t) = 0 der Funktion bestimmen. 1 · g · t2 = 0 2 1 v0 · t − · g · t2 = −r0 2 2 · v0 2 · r0 t2 − ·t= g g 2 2 2 · v0 2 · r0 v0 v0 t2 − = ·t+ + g g g g 2 2 v0 2 · r0 v0 t− = + g g g r0 + v0 · t − s v0 t− =± g s t1 = 2 · r0 + g s t2 = − 2 · r0 + g v0 g v0 g 2 · r0 + g | − r0 g 2 2 v0 |+ g |: − √ | 2 2 v0 g |+ + 2 v0 g v0 g + v0 g Die mathematische Berechnung liefert zwei Lösungen, wobei die Lösung t2 mit einer negativen Zeit physikalisch nicht möglich ist. 5.4 Exponentialfunktionen und Logarithmusfunktionen Eine wichtige Klasse von Funktionen im physikalischen, technischen Bereich sind die Exponentialfunktionen und ihre Umkehrfunktionen, die Logarithmusfunktionen. Exponentialfunktionen sind Funktionen, die sich dadurch auszeichnen, dass die Variable im Exponenten steht. Die wichtigste Exponentialfunktion ist die sogenannte e-Funktion: f (x) = ex Sie hat als Basis die eulersche Zahl e = 2, 718 281 828 459 . . . Version: 28. Oktober 2016 32 Labor Technische Physik 5.4 Exponentialfunktionen und Logarithmusfunktionen y y = ex 7 6 5 4 3 2 1 0 y = ln(x) y = e−x x 0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 Abbildung 5.6: Exponentialfunktion ex ,e− x, und die natürliche Logarithmusfunktion ln(x) Beispiel für die e-Funktion: Bei Anschluss eines Kondensators an eine Gleichspannung fließen elektrische Ladungen auf die Platten des Kondensator und dieser wird aufgeladen. Mit dem Zufluss von elektrischen Ladungen auf die Platten erhöht sich auch die Spannung uC (t) zwischen den Platten des Kondensators. Die Spannung uC (t) hat den zeitlichen Verlauf: t uC (t) = U0 · 1 − e− R·C uC (t) R 3 2 U0 C uC (t) 1 t 1 2 3 4 Abbildung 5.7: Kondensatorspannung uc (t) beim Aufladen des Kondensators C über einen Widerstand R 33 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 5 Funktionen 5.5 Trigonometrische Funktionen In der Physik begegnet man den trigonometrischen Funktionen oft ohne Bezug auf ein Dreieck. Die Winkelfunktionen sind für die Physik wichtig, da sie die Eigenschaft haben, periodische Funktionen zu sein: sin (x + 2 · n · π) = sin x cos (x + 2 · n · π) = cos x wobei n eine beliebige ganze Zahl ist. y y = sin x 1 x −3π 2 −2π −π π 2 −π 2 −1 π 3π 2 2π y 1 −3π 2 −2π −π −π 2 −1 y = cos x π 2 π x 3π 2 2π 6 5 4 3 2 1 −3π 2 −π −π 2 −1 y = tan x π 2 π 3π 2 −2 −3 −4 −5 −6 Abbildung 5.8: Die trigonometrischen Funktionen Version: 28. Oktober 2016 34 Labor Technische Physik 5.5 Trigonometrische Funktionen Beispiel für trigonometrische Funktionen: Ein sinusförmiger Wechselstrom i(t) = io · sin (ω · t) erzeugt in einem ohmschen Widerstand R die zeitabhängige Leistung p(t) = R · [i(t)]2 = R · i2o · sin2 (ω · t) p(t) R · i2o π 2·ω π ω t 3·π 2·ω 2·π ω 5·π 2·ω 3·π ω Abbildung 5.9: Die trigonometrischen Funktionen 35 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 6 Differenzieren von Funktionen 6.1 Ableitung und Differtialquotient In der Physik treten sehr oft zeitabhängige Größen auf. Das bedeutet, dass der Wert der physikalischen Größe eine Funktion der Zeit ist. Bei diesen zeitabhängigen physikalischen Größen interessiert man sich meistens auch für die Veränderung des Größenwertes bezogen auf die Zeit. Dieses zeitliche Änderungsverhalten kann mit Hilfe des Begriffs der Ableitung genauer beschrieben werden. Die Ableitung der Funktion f (x) an der Stelle x0 bezeichnet man mit f 0 (x0 ). Die Ableitung f 0 (x0 ) beschreibt das Änderungsverhalten der Funktion in der Umgebung der betrachteten Stelle x0 . Wenn man nun für jede Zahl x aus dem Definitionsbereich der Funktion f (x) das Änderungsverhalten der Funktion bestimmt, erhält man auf diese Weise eine neue Funktion f 0 (x). Diese Funktion heißt die Ableitungsfunktion oder kurz die Ableitung von f (x). Bei einer zeitabhängigen physikalischen Größe y = f (t) ist die Ableitungsfunktion y 0 = f 0 (t) ein Maß für die Steigung der Funktion f (t) im Zeitpunkt t und kann auch folgendermaßen ausgedrückt werden: y 0 = f 0 (t) = dy dt Beispiel für die Ableitung einer physikalischen Größe: y(t) y(t) = 0, 2 m + 0, 3 ms · t + 0, 1 sm2 · x2 5 y(t0 ) 4 dy dt 3 y ′ (t) = 0, 3 ms + 0, 2 sm2 · t dy dt 2 1 t 1 2 3 4 5 6 Abbildung 6.1: Wegfunktion y(t) und ihre zeitliche Ableitung y 0 (t) 37 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 6 Differenzieren von Funktionen y 0 (t) ist die Ableitung des zurückgelegten Weges eines Körpers nach der Zeit t. Diese Ableitung ergibt eine neue physikalische Größe, die Geschwindigkeit v(t) des Körpers. Der Ausdruck dx (gelesen dy nach dt) bezeichnet man als Differentialquotient. dt Ableitung und Differentialquotient sich also dasselbe: f 0 (t) = dy dt Durch Umformen dieser Gleichung erhält man: dy = f 0 (t) · dt Dieser Ausdruck wird als das Differential der Funktion y = f (t) bezeichnet und erweist sich in der Physik als besonders zweckmäßig. 6.2 Ableitungen von elementaren Funktionen Potenzfunktion Trigonometrische Funktion Exponentialfunktion Logarithmusfunktion Funktion f (x) Ableitung f 0 (x) xn sin x cos x ex ln x n · xn−1 cos x − sin x ex 1 x Tabelle 6.1: Übersicht Ableitung der elementaren Funktionen 6.3 Ableitungsregeln Funktion f (x) Ableitung f 0 (x) Konstante Faktorregel y(t) = C y(t) = C · f (t) y 0 (t) = 0 y 0 (t) = C · f 0 (t) Summenregel y(t) = f1 (t)+f2 (t)+· · ·+fn (t) y 0 (t) = f10 (t)+f20 (t)+· · ·+fn (t)0 Produktregel y(t) = u(t) · v(t) y 0 (t) = u0 (t) · v(t) + u(t) · v 0 (t) Quotientenregel y(t) = Kettenregel y(t) = f (g(t)) u(t) v(t) y 0 (t) = u0 (t)·v(t)+u(t)·v 0 (t) [v(t)]2 y 0 (t) = df (g) dg · dg(t) dt Tabelle 6.2: Übersicht über die Ableitungsregeln Version: 28. Oktober 2016 38 Labor Technische Physik 7 Integrieren von Funktionen Man kann das Integrieren einer Funktion als die Umkehroperation zum Differenzieren einer Funktion ansehen. Wenn man eine Funktion f (t) integriert, dann sucht man eine sogenannte Stammfunktion F (t), deren Ableitung nach der Variablen t wiederum gerade die Funktion f (t) ergibt. Leider ist die Stammfunktion F (t) nicht eindeutig. Wird ein konstanter Term C ∈ R zur Stammfunktion F (t) addiert oder subtrahiert und anschließend die Summe differenziert, dann erhält man egal welchen Wert der Term C annimmt immer die Funktion f (t). Es gilt daher: d [F (t) + C] = f (t) dt oder als Integral geschrieben: Z f (t) dt = F (t) + C Dabei wird der Ausdruck f (t) dt als unbestimmtes Integral und C als Integrationskonstante bezeichnet. R 7.1 Stammfunktionen Physikalische Größen sind oft von der Zeit abhängig. Ist ihr zeitlicher Verlauf als Funktion der Zeit bekannt, können diese Größen über die Zeit integriert werden. Durch die Integration ergeben sich dann weitere physikalische Größen. Für die wichtigsten in der Physik verwendeten Funktionen sind in der nachfolgenden Tabelle die Stammfunktionen aufgeführt. 39 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 7 Integrieren von Funktionen Funktion f (t) Stammfunktion F (t) konstante Funktion f (t) = k F (t) = k · t + C Potenzfunktion f (t) = tk k 6= −1 F (t) = Hyperbel f (t) = F (t) = ln(|t|) + C e-Funktion f (t) = ek·t , k 6= 0 F (t) = Logarithmus f (t) = ln(t) F (t) = −t + t · ln(t) + C Sinus f (t) = sin(k · t), k 6= 0 F (t) = − k1 · cos(k · t) + C Cosinus f (t) = cos(k · t), k 6= 0 F (t) = 1 t = t−1 1 k+1 1 k 1 k · tk+1 + C · ek·t + C · sin(k · t) + C Tabelle 7.1: Stammfunktionen von häufig verwendeten Funktionen mit t, k ∈ R 7.2 Das bestimmte Integral Wenn man die Funktion f (t) über ein bestimmtes Intervall integriert, beispielsweise von t1 nach t2 dann erhält man das bestimmte Integral, indem die Integrationskonstante C nicht mehr vorkommt. Das bestimmte Integral ist von großer Bedeutung, denn das bestimmte Integral einer Funktion Zt2 f /t) dt = F (t)|tt21 = F (t1 ) − F (t2 ) t1 ist die Maßzahl der Fläche unter der Funktionskurve f (t) und der x-Achse im Intervall [t1 , t2 ]. Manchmal kann diese Fläche direkt einer physikalischen Größe zugeordnet werden. Beispiel für das bestimmte Integral Wird eine mechanische Feder zusammengedrückt, muss man dafür eine Kraft aufwenden. Zwischen der Wegstrecke s um welche die Feder zusammengedrückt wird und der dazu aufzuwendenden Kraft F gilt mit Hilfe der Federkonstanten k die Beziehung: F (s) = k · s Die dabei aufzuwendende infinitesimale Verformungsarbeit d E ist proportional zur momentan aufgewendeten Kraft F und zur infinitesimalen Wegstrecke d s: d E = F (s) · ds Version: 28. Oktober 2016 40 Labor Technische Physik 7.2 Das bestimmte Integral F (s1 ) F (s2 ) s Abbildung 7.1: Die zum Stauchen einer Feder aufzuwendende Kraft F ist abhängig davon wie stark die Feder gestaucht wird. Die bei einer Stauchung der Feder von s1 nach s2 aufzuwendende Verformungsarbeit E12 ergibt: E12 = = Zs2 s1 Zs2 F (s)d s k · s ds s1 s2 1 · k · s2 2 s1 1 2 = · k · s2 − s21 2 = F (s) F (s) = k · s b E12 = s1 Rs2 s1 F (s)ds s2 s Abbildung 7.2: Das bestimmte Integral entspricht der Fläche zwischen der Funktionskurve und der x-Achse. 41 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 8 Vektoren 8.1 Definition eines Vektors Vektoren sind Objekte, die durch eine Zahl und eine Richtung vollständig beschrieben werden. Vektoren können durch einen Pfeil dargestellt werden (siehe Abb. 8.1(a)). In Formel werden Vektoren durch einen Pfeil symbolisiert. Beispiel für Vektoren in einer Formel: #» F = m · #» a Die Länge wird auch als Betrag des Vektors bezeichnet. In Formeln wir der Betrag des Vektors gekennzeichnet, indem man • entweder #» das Formelzeichen mit Vektorpfeil mit Betragsstriche kennzeich net: F #» • oder auf den Vektorpfeil verzichtet: F = F Abbildung 8.1: (a) Darstellung eines Vektors (b)Anfangspunkt und Endpunkt eines Vektors Ein Vektor lässt sich auch eindeutig durch einen Anfangs- und Endpunkt festlegen (siehe Abb. 8.1(b)). Man unterteilt die Vektoren in: • Freie Vektoren: Sie dürfen parallel zu sich selbst verschoben werden. • Linienflüchtige Vektoren : Sie sind längs ihrer Wirkungslinie verschiebbar. • Gebundene Vektoren: Sie werden von einem festen Anfangspunkt aus abgetragen. 43 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 8 Vektoren 8.2 Spezielle Vektoren 8.2.1 Einheitsvektor Ein Vektor mit dem Betrag 1 wird als Einheitsvektor #» e bezeichnet. Er kann dargestellt werden als: #» v #» e = mit | #» e| = 1 v 8.2.2 Ortsvektor Als Ortsvektor eines Punktes bezeichnet man einen Vektor, der von einem festen Bezugspunkt (in der Regel vom Nullpunkt des Koordinatensystems) zu diesem Punkt zeigt. In der Physik werden Ortsvektoren verwendet, um die Bewegung eines punktförmig gedachten Körpers zu beschreiben. Abbildung 8.2: Beispiel für einen Ortsvektor #» a in einem kartesischen Koordinatensystem. 8.3 Darstellung eines Vektors Jeder Vektor im dreidimensionalen Raum lässt sich darstellen als Linearkombination dreier linear unabhängiger Basisvektoren. Die Auswahl dieser Basisvektoren hängt von der Wahl des Koordinatensystems ab. Diese drei Basisvektoren haben den Betrag 1, es handelt sich also um Einheitsvektoren und sie liegen jeweils in Richtung einer Koordinatenachse. Nach den Version: 28. Oktober 2016 44 Labor Technische Physik 8.3 Darstellung eines Vektors Regeln der Vektorrechnung können Vektoren mit Hilfe dieser Basisvektoren aufgebaut werden, sie sind gewissermaßen die „Basis“, auf der alle anderen Vektoren aufbauen. Die Komponenten des Vektors sind die skalaren Faktoren, mit denen die Basisvektoren multipliziert werden müssen, um den eigentlichen Vektor zu erhalten. Im dreidimensionalen kartesischen Koordinatensystem kann ein Vektor, durch seine Länge entlang der drei Koordinatenachsen beschrieben werden. Diese drei Komponenten beschreiben die Länge und Richtung eines Vektors im Raum, nicht jedoch seine genaue Lage in diesem Raum. Die Komponenten des Vektors hängen von der Wahl des Koordinatensystems ab. Abbildung 8.3: (a) Darstellung eines Raumpunktes P mit den Koordinate x und y in einem zweidimensionalen kartesischen Koordinatensystem. (b) Darstellung eines Vektors #» a mit seinen Komponenten x und y in einem zweidimensionalen kartesischen Koordinatensystem. Nur die Länge und Richtung des Vektors im Raum werden durch seine Komponenten beschrieben, nicht aber seine Lage im Raum. Abbildung 8.4: Verschiebung eines zweidimensionalen Vektors #» a in den Ursprung eines kartesischen Koordinatensystems. 45 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 8 Vektoren Verschiebt man einen Vektor so, dass der Anfangspunkt des Vektorpfeils im Ursprung des Koordinatensystems liegt (siehe Abb. 8.4), ändert sich nichts an dem eigentlichen Vektor. Die Komponenten des verschobenen Vektors stimmen dann mit den Koordinaten des Punktes auf den die Pfeilspitze zeigt überein. Vektoren die im Ursprung beginnen, können wie noch gezeigt wird, einfach mit Basisvektoren beschrieben werden. 8.3.1 Vektoren im kartesischen Koordinatensystem In einem dreidimensionalen kartesischen Koordinatensystem werden folgende Basisvektoren benötigt: 1 #» e x = 0 0 0 #» e y = 1 0 0 #» e z = 0 1 Abbildung 8.5: Die Basisvektoren #» e x , #» e y , #» e z zeigen jeweils entlang der Koordinatenachsen. Alle haben die Länge 1. Wird einen Vektor #» v in einem räumlichen kartesischen Koordinatensystem vom Nullpunkt beginnend dargestellt, so definiert sein Endpunkt einen Punkt P (x; y; z) mit den Koordinaten (x; y; z) (siehe Abb. 8.6) . Die Koordinaten sind die Projektionen des Vektors auf die drei Koordinatenachsen. Diese sind die Komponenten des Vektors. Man kann nun den Vektor in folgender Form schreiben: x #» v = (x; y; z) = y z Im ersten Fall nennt man den Vektor Zeilenvektor im zweiten Fall Spaltenvektor. Mit Hilfe der Einheitsvektoren kann man den Vektor auch darstellen durch: #» v = x · #» e + y · #» e + z · #» e x Version: 28. Oktober 2016 y z 46 Labor Technische Physik 8.4 Vektoren und physikalische Größen Abbildung 8.6: Vektor in einem kartesischen Koordinatensystem. Der Betrag eines Vektors #» v im kartesischen Koordinatensystem berechnet sich aus seinen Komponenten vx ; vy ; vz : | #» v| = q vx2 + vy2 + vz2 8.4 Vektoren und physikalische Größen In der Physik werden physikalische Größen, die einen Zahlenwert und eine Richtung haben, als gerichtete Größen bezeichnet. Solche Größen können durch Vektoren dargestellt werden. Physikalische Größen für die sich keine Richtung im Raum zuordnen lässt und die durch einen einzigen reellen Zahlenwert charakterisiert werden, heißen Skalar . Physikalische Größe Vektor Betrag der Größe Richtung der Größe Länge des Vektors Richtung des Vektors Tabelle 8.1: Gerichtete Größen und ihre Darstellung durch Vektoren. Beispiel für vektorielle und skalare physikalische Größen: Vektorielle physikalische Größen sind z. B. : Beschleunigung, Geschwindigkeit. Skalare physikalische Größen sind z.B. Temperatur, Energie. 47 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 8 Vektoren 8.5 Vektoren in physikalischen Formeln Vektoriellen physikalischen Größen werden mit einem Pfeil versehen. Beispiel für ein physikalische Formel mit Vektoren: #» v = #» a · t. Die Länge wird auch als Betrag des Vektors bezeichnet. Die Länge des Vektors trägt die jeweilige Einheit der physikalischen Größe. In Formeln wir der Betrag des Vektors gekennzeichnet, indem man: • Entweder das Formelzeichen mit Vektorpfeil mit Betragsstriche kennzeichnet. • Oder auf den Vektorpfeil beim Formelzeichen verzichtet. Beispiel einer physikalische Formel mit Beträgen von Vektoren: | #» v | = | #» a| · t v =a·t 8.6 Rechnen mit Vektoren 8.6.1 Addition und Subtraktion von Vektoren Die Addition und Subtraktion zweier Vektoren erfolgt komponentenweise: a b a ± bx #» x x x #» a ± b = ay ± b y = ay ± b y az bz az ± b z Abbildung 8.7: Addition von Vektoren. Version: 28. Oktober 2016 48 Labor Technische Physik 8.6 Rechnen mit Vektoren Es gelten folgende Rechenregeln: #» #» • Kommutativgesetz: #» a + b = b + #» a #» #» #» #» a + b + #» c • Assoziativgesetz: a + b + c = #» Beispiel für die Addition von Vektoren: Ein Schiff mit der Eigengeschwindigkeit #» v s überquert einen Fluss mit der Fließgeschwindigkeit #» v w . Welche Geschwindigkeit | #» v g | hat das Schiff für einen am Ufer stehenden Beobachter? Abbildung 8.8: Addition von Geschwindigkeitsvektoren. Bezogen auf das x-y Koordinatensystem sind die Geschwindigkeiten: #» vs = 4 m 6 s #» vw = −2 m 0 s ! ! Durch Addition der Vektoren und anschließende Betragsbildung erhält man die gesuchte Größe: #» v g = #» v s + #» vw = 4 m −2 m + 6 s 0 s = 4−2 m = 6+0 s ! ! ! | #» v g| = 2 m 6 s ! q 2 + v2 vgx gy p m = 22 + 6 2 s m = 6, 32 s 49 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 8 Vektoren 8.6.2 Multiplikation eines Vektors mit einem Skalar Die Multiplikation eines Vektors mit einem reellen Skalar erfolgt komponentenweise: ax λ · ax #» a λ · a = λ · y = λ · ay az λ · az Abbildung 8.9: a) Multiplikation des Vektors #» a mit einem Skalar λ < 0. b) Multiplikation des Vektors #» a mit einem Skalar λ > 0. 8.6.3 Skalarprodukt #» Als Skalarprodukt #» a · b bezeichnet man den Skalar: #» #» #» a · b = | #» a | · b · cos ϕ #» Abbildung 8.10: Das Skalarprodukt #» a · b ist gleich der Fläche F = a · b · cos ϕ. Für das Skalarprodukt in Komponentenschreibweise gilt: ax bx #» #» a · b = ay · by = ax · bx + ay · by + az · bz az bz Version: 28. Oktober 2016 50 Labor Technische Physik 8.6 Rechnen mit Vektoren Es gelten folgende Rechenregeln: #» #» • Kommutativgesetz: #» a · b = b · #» a #» #» #» #» • Distributivgesetz: #» a · b + #» c = #» a · b + #» a · #» c λ · #» a · b = (λ · #» a)· b = #» #» a · λ· b Zwei von Null verschiedene Vektoren stehen genau dann senkrecht aufeinander, wenn ihr Skalarprodukt Null ist. Beispiel für ein Skalarprodukt: Mit einer horizontal wirkenden konstanten Kraft F = 100 N wird eine Kiste eine Rampe hinaufgeschoben. Die Kiste wird s = 5 m weit die Rampe hinaufgeschoben und gewinnt dabei sy = 3 m an Höhe. Abbildung 8.11: Beispiel für ein Skalarprodukt Wie groß ist die dabei verrichtete Arbeit E? Aus dem Betrag des Weges | #» s | = 5 m und der y-Komponenten des Weges sy = 3 m berechnet man zuerst die x-Komponente sx des Weges: | #» s |2 − s2y sx = q = q 52 m2 − 32 m2 = q 25 m2 − 9 m2 = p 16 m2 = 4m #» Die Arbeit E berechnet aus dem Skalarprodukt der wirkenden Kraft F und dem zurückgelegtem Weg #» s: #» #» E = F · ds ! E= ! 100 4 N· m 0 3 = 100 N · 4 m + 0 N · 3 m = 400 N m 51 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 8 Vektoren 8.6.4 Vektorprodukt #» #» Das Vektorprodukt #» a × b zweier dreidimensionalen Vektoren #» a und b ist ein dreidimensionaler Vektor #» c mit folgenden Eigenschaften: #» #» #» • | c | = | a | · b · sin ϕ #» • #» c ⊥ #» a und #» c ⊥ b #» #» a und b . Abbildung 8.12: Das Vektorprodukt #» a × b zweier Vektoren #» Die Richtung von #» c ist eine reine Konvention und wird durch eine rechtsgängige Schraube - als eine Art Eselsbrücke - plausibel gemacht. Die Schraubenregel besagt, dass der Vektor #» c in die Richtung weist, in die sich eine Schraube mit Rechtsgewinde bewegt, wenn man sie in dem Sinne dreht, der einer Drehung mit kleinstem Drehwinkel des Vektors #» a in Richtung des Vek#» tors b entspricht. Diese Schraubenregel wird durch die nachfolgende Abbildung veranschaulicht. Abbildung 8.13: Das Vektorprodukt und die Schraubenregel. Für das Vektorprodukt in Komponentendarstellung gilt: a b a · b − az · b y #» x x y z #» #» c = a × b = ay × b y = az · b x − ax · b z az bz ax · b y − ay · b x Version: 28. Oktober 2016 52 Labor Technische Physik 8.6 Rechnen mit Vektoren Beispiel für Vektorprodukt: #» Das Drehmoment M spielt für Drehbewegungen die gleiche Rolle wie die Kraft für geradlinige Bewegungen. Das Drehmoment ist definiert als Vektorprodukt zwischen dem Vektor #» #» r vom Drehpunkt zum Angriffspunkt der äußeren Kraft und der äußeren Kraft F : #» #» M = #» r ×F #» Abbildung 8.14: Abhängigkeit der Richtung des Drehmoments von der Kraft F und dem Abstand #» r vom Drehpunkt aus zum Angriffspunkt der Kraft. SP: Schwerpunkt DP: Drehpunkt 53 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 9 Vektoranalysis 9.1 Differentiation einer vektorielle physikalischen Größe nach der Zeit Ist bei einer vektorielle physikalischen Größe #» a (t) eine oder mehrere Koordinaten zeitabhängig, dann ändert sich der Betrag und die Richtung der Größe mit der Zeit. Die zeitliche Ableitung der Größe wird durch das Differenzieren der einzelnen Koordinaten der vektorielle Größe gebildet. Für einen dreidimensionalen Vektor mit kartesischen Koordinate gilt: d d #» a (t) = dt dt d dt d dt ax (t) ay (t) az (t) In der Physik wird die zeitliche Ableitung durch einen Punkt gekennzeichnet. Es gilt: ȧx (t) d #» #» ˙ a (t) = a (t) = ȧy (t) dt ȧz (t) Beispiel für das Ableiten eines Vektors: Ein Elektron bewegt sich in einem homogenen Magnetfeld auf einer schraubenförmigen Bahn, die durch den Ortsvektor #» r (t) beschrieben wird: R · cos (ω · t) #» r (t) = R · sin (ω · t) c·t Die Trajektorie auch Bahnkurve genannt, stellt die Raumpostionen graphisch dar, an welche sich das Elektron beim Ablauf der Zeit befindet. Die Bahnkurve wird durch den Ortsvektor beschrieben. Die Bahnkurve des Ortsvektors #» r (t) ist in Abb. 9.1 dargestellt. 55 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 9 Vektoranalysis z #» B y x Abbildung 9.1: Bahnkurve eines bewegten Elektrons in einem homogen Magnetfeld mit Ortsvektors #» r (t). Um den Geschwindigkeitsvektor #» v (t) des Elektrons zu erhalten, muss man den Ortsvektor #» r (t) nach der Zeit ableiten: d #» v (t) = #» r (t) dt R · cos (ω · t) dt (R · cos (ω · t)) d d = (R · sin (ω · t)) R · sin (ω · t) = dt dt d c·t (c · t) d dt −ω · R · sin (ω · t) = ω · R · cos (ω · t) c 9.2 Integration einer vektorielle physikalischen Größe nach der Zeit Ist bei einer vektorielle physikalischen Größe #» a (t) eine oder mehrere Koordinaten zeitabhängig, dann ändert sich der Betrag und die Richtung der Größe mit der Zeit. Die Integration dieser Größe nach der Zeit wird durch das Integrieren der einzelnen Koordinaten der vektorielle Größe gebildet. Für einen dreidimensionalen Vektor mit kartesischen Koordinate gilt: R Z R #» a (t)dt = R Version: 28. Oktober 2016 ax (t) dt ay (t) dt az (t) dt 56 Labor Technische Physik 9.2 Integration einer vektorielle physikalischen Größe nach der Zeit Beispiel für die Integration eines Vektors: Abbildung 9.2: Beispiel für einen schiefen Wurf. Abb. 9.2 zeigt ein Beispiel für einen schiefen Wurf. Dabei führt der Körper gleichzeitig zwei Bewegungen aus: • Eine unbeschleunigte Bewegung in waagerechter Richtung längs der x-Achse mit der Geschwindigkeit v0x = | #» v 0 | · cos α, • Eine beschleunigte Bewegung in senkrechter Richtung längs der y-Achse mit der Anfangsgeschwindigkeit v0y = | #» v 0 | · sin α und der dazu entgegengesetzten Beschleunigung #» g. Für ein Koordinatensystem wie in Abb. 9.2 ergeben sich folgende Gleichungen: • Für die Beschleunigung #» a (t) = m 0 −9, 81 s2 ! • Für die Geschwindigkeit #» v (t) = Z #» a (t) · dt = v0x v0y − 9, 81 sm2 · t ! • Für den Weg des Körpers #» r (t) = 57 Z #» v (t) · dt = v0x · t v0y · t − 21 · 9, 81 sm2 · t2 ! Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 10 Komplexe Zahlen 10.1 Definition Die komplexen Zahlen erweitern den Zahlenbereich der reellen Zahlen derart, dass die Gleichung x2 + 1 = 0 lösbar wird. Dies gelingt durch Definition einer neuen Größe i mit der Eigenschaft i2 = −1. Man kann beweisen, dass es durch Definition dieser neuen Zahl eine Lösung für jede algebraische Gleichung gibt. Dazu führt man die komplexe Zahl ein, als eine Kombination einer reellen mit einer imaginären Zahl: x +i z = |{z} Realteil | y |{z} Imaginärteil {z komplexe Zahl } Die Darstellungsform z = x + i y stellt die Normalform einer komplexen Zahl dar. Sie wird auch als algebraische oder kartesische Form bezeichnet. In Büchern werden komplexe Zahlen oft mit einem Strich und der Variablen gekennzeichnet. Die reellen Bestandteile x und y der komplexen Zahl z = x + i y werden als Realteil und Imaginärteil von z bezeichnet. Man verwendet dafür die beiden Schreibweisen: Realteil von z : Imaginärteil von z : x = <(z) = Re(z) y = =(z) = Im(z) 10.2 Darstellung einer komplexen Zahl Eine reelle Zahl x kann eindeutig einem Punkt auf einer reellen Zahlengeraden zuordnen werden und eine imaginären Zahl i y kann eindeutig einen Punkte auf einer imaginären Zahlengeraden zuordnen werden. Wählt die x-Achse eines kartesischen Koordinatensystems als reelle Achse und die y-Achse als imaginäre Achse spannen die beiden Achsen eine Ebene auf, welche Gaußsche Zahlenebene oder komplexen Zahlenebene genannt wird (siehe 59 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 10 Komplexe Zahlen Abb. 10.1). Man kann nun jedem Punkt P (x; y) der Zahlenebene eindeutig eine komplexe Zahl z = x + i y zuordnen. Abbildung 10.1: Bildliche Darstellung einer komplexen Zahl z = x + i y durch einen Punkt P (z) in der Gaußsche Zahlenebene. In Anwendungen werden komplexe Zahlen meist durch sogenannte Zeiger dargestellt. Dabei handelt es sich um eine bildliche Darstellung der komplexen Zahl z = x + i y in Form eines Pfeils, der vom Koordinatenursprung aus zum Bildpunkt P (z) = P (x; y) gerichtet ist. Man kennzeichnet einen solchen Zeiger durch einen Unterstrich : z = x + iy Abbildung 10.2: Bildliche Darstellung einer komplexen Zahl durch einen Zeiger in der Gaußsche Zahlenebene. Version: 28. Oktober 2016 60 Labor Technische Physik 10.3 Grundbegriffe 10.3 Grundbegriffe 10.3.1 Betrag Unter dem Betrag |z| der komplexen Zahl z = x + i y versteht man die Länge des zugehörigen Zeigers: |z| = q x2 + y 2 Abbildung 10.3: Zum Begriff des Betrags einer komplexen Zahl. 10.3.2 konjugiert komplexe Zahl Für eine komplexe z = x+i y wird die komplexe Zahl z ∗ = x−i y als konjugiert komplexe Zahl bezeichnet. Die Realteile beider Zahlen sind gleich, die Imaginärteile sind vom Betrag her gleich aber unterscheiden sich im Vorzeichen. Zu einer gegebenen Zahl z wird ihre konjugiert komplexe Zahl mit einem ∗ gekennzeichnet. Es gilt: z = x + iy z∗ = x − i y <(z ∗ ) = <(z) =(z ∗ ) = −=(z) Die zugehörigen Bildpunkte bzw. Zeiger liegen daher spiegelsymmetrisch zur reellen Achse (siehe Abb. 10.4). 61 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 10 Komplexe Zahlen Abbildung 10.4: Zum Begriff der konjugiert komplexen Zahl. 10.4 Darstellung einer komplexen Zahl 10.4.1 Algebraische oder kartesische Form In Abschnitt 10.1 wurde die komplexe Zahl z als die algebraische Summe aus einer reellen Zahl x und einer imaginären Zahl i y eingeführt: z = x + iy Die algebraische Form wird auch kartesische Form genannt und stellt die Normalform einer komplexen Zahl dar. 10.4.2 Trigonometrische Form Der Bildpunkt P (z) einer komplexen Zahl z = x + i y kann man auch durch die Polarkoordinaten r und ϕ beschreiben (siehe Abb. 10.5). Abbildung 10.5: Zur trigonometrischen Form einer komplexen Zahl. Die komplexe Zahl z kann mit folgenden Transformationsgleichungen von der kartesischen Form in die sogenannte trigonometrische Form überführt werden: x = r · cos ϕ y = r · sin ϕ Version: 28. Oktober 2016 62 Labor Technische Physik 10.4 Darstellung einer komplexen Zahl Damit erhält man: z = x + i y = r · cos ϕ + i r · sin ϕ = r · (cos ϕ + i sin ϕ) Der Übergang von der komplexen Zahl z zur konjugiert komplexen Zahl z ∗ bedeutet geometrisch eine Spiegelung des Bildpunktes P (z) an der reellen Achse (siehe Abb. 10.6). Dabei tritt ein Vorzeichenwechsel des Winkels ϕ ein. Dies bedeutet eine Drehung des Zeigers z ∗ im mathematisch negativen Drehsinn. Der Betrag r des Zeigers z ∗ bleibt jedoch unverändert. Die zur komplexen Zahl z = r · (cos ϕ + i sin ϕ) gehörende konjugiert komplexe Zahl lautet daher in der trigonometrischen Form: z = r · (cos ϕ − i sin ϕ) Abbildung 10.6: Zur trigonometrischen Darstellungsform der konjugiert komplexen Zahl. 10.4.3 Exponentialform Die eulersche Formel bzw. Eulerformel, ist eine Gleichung, welche eine Verbindung zwischen den trigonometrischen Funktionen und den Exponentialfunktionen mittels komplexer Zahlen herstellt. Sie lautet: ei ϕ = cos ϕ + i · sin ϕ Mit ihrer Hilfe ist es möglich komplexe Zahlen von der trigonometrische Form in die Exponentialform zu überführen. Für die komplexe Zahl z = x + i y (siehe Abb. 10.7) gilt: z = x + iy = r · cos ϕ + i r · sin ϕ = r · (cos ϕ + i sin ϕ) = r · ej ϕ 63 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 10 Komplexe Zahlen Abbildung 10.7: Zur Polarform einer komplexen Zahl. 10.4.4 Umrechnung zwischen den Darstellungsformen 10.4.4.1 Polarform in kartesische Form Eine komplexe Zahl welche in der trigonometrischen Form z = r·(cos ϕ + j sin ϕ) oder in der Exponentialform z = r · ej ϕ vorliegt, kann in die kartesische Form z = x + i y mit Hilfe folgender Transformationsgleichungen umgerechnet werden: x = r · cos ϕ y = r · sin ϕ 10.4.4.2 Kartesische Form in Polarform Eine komplexe Zahl welche in der kartesischen Form z = x + i y vorliegt, kann in die trigonometrische Form z = r · (cos ϕ + j sin ϕ) oder in der Exponentialform z = r · ej ϕ mit Hilfe folgenden Transformationsgleichungen umgerechnet werden: r = |z| = y tan ϕ = x q x2 + y 2 Achtung! Bei der Bestimmung des Winkels ϕ ist zu berücksichtigen, in welchen Quadranten der Gaußschen Ebene sich der Punkt der komplexen Zahl befindet. Abhängig vom Quadranten erfolgt die Berechnung des Winkels ϕ (im Bogenmaß!) nach folgenden Formeln: Quadrant ϕ= I arctan II,III y x arctan y x IV +π arctan y x +2·π Tabelle 10.1: Winkelbestimmung ϕ abhängig vom Quadranten. Version: 28. Oktober 2016 64 Labor Technische Physik 10.5 Rechenregeln 10.5 Rechenregeln 10.5.1 Addition und Subtraktion komplexer Zahlen Komplexe Zahlen werden addiert bzw. subtrahiert, indem man jeweils für sich getrennt ihre Realteile und ihre Imaginärteile addiert bzw. subtrahiert. Die Addition und die Subtraktion komplexer Zahlen lässt sich nur in der kartesischen Form durchführen. Es gilt: z1 + z2 = z2 + z1 • Kommutativgesetz • Assoziativgesetz z1 + z2 + z3 = z1 + z2 + z3 • z + z ∗ = 2 · <(z) • z − z ∗ = 2 · =(z) Abbildung 10.8: Zur geometrischen Addition bzw. Subtraktion zweier komplexen Zahlen. 10.5.2 Multiplikation komplexer Zahlen Für die Multiplikation zweier komplexen Zahlen z1 und z2 in kartesischer Form gilt: z1 · z2 = (x1 + j y1 ) · (x2 + j y2 ) = (x1 · x2 − y1 · y2 ) + j (x1 · y2 + x2 · y1 ) In trigonometrischer Schreibweise gilt: z1 · z2 = r1 · (cos ϕ1 + i sin ϕ1 ) · r2 · (cos ϕ2 + i sin ϕ2 ) = r1 · r2 · [cos ϕ1 · cos ϕ2 − sin ϕ1 · sin ϕ2 + i · (sin ϕ1 · cos ϕ2 + cos ϕ1 · sin ϕ2 )] Durch die Verwendung der Additionstheoreme cos (ϕ1 + ϕ2 ) = cos ϕ1 · cos ϕ2 − sin ϕ1 · sin ϕ2 sin (ϕ1 + ϕ2 ) = sin ϕ1 · cos ϕ2 − cos ϕ1 · sin ϕ2 65 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 10 Komplexe Zahlen folgt: z1 · z2 = (r1 · r2 ) · [cos (ϕ1 + ϕ2 ) + i sin (ϕ1 + ϕ2 )] Für die Multiplikation komplexer Zahlen in der Polarform gilt die Regel: Komplexe Zahlen in Polarform werden multipliziert, indem man ihre Beträge multipliziert und ihre Argumente (Winkel) addiert. z1 · z2 = r1 · ei ϕ1 · r2 · ei ϕ2 = r1 · r2 · ei (ϕ1 +ϕ2 ) Abbildung 10.9: Zur Multiplikation zweier komplexen Zahlen. 10.5.3 Division komplexer Zahlen Für die Division zweier komplexen Zahlen in kartesischer Form muss zunächst Zähler und Nenner des Quotienten mit dem konjugiert komplexen Nenner, d. h. mit der Zahl z2 ∗ = x2 − i y2 multipliziert werden. Es gilt: z1 x1 + i y1 (x1 + i y1 ) · (x2 − i y2 ) = = z2 x2 + i y2 (x2 + i y2 ) · (x2 − i y2 ) x1 · x2 + y 1 · y 2 x2 · y1 − x1 · y2 = +i 2 2 x2 + y 2 x22 + y22 Die Division zweier komplexen Zahlen in Polarform lässt sich auf eine Multiz plikation zurückführen. Der Quotient z12 kann als das Produkt aus z1 und dem Kehrwert von z2 gebildet werden. Version: 28. Oktober 2016 66 Labor Technische Physik 10.5 Rechenregeln Abbildung 10.10: Zur Division zweier komplexen Zahlen. z1 r 1 · e i ϕ1 r1 i (ϕ1 −ϕ2 ) = = ·e i ϕ 2 z2 r2 · e r2 In der trigonometrischen Schreibweise erhält man: z1 r1 cos ϕ1 + i sin ϕ1 = · z2 r2 cos ϕ2 + i sin ϕ2 r1 cos ϕ1 + i sin ϕ1 cos ϕ2 − i sin ϕ2 = · · r2 cos ϕ2 + i sin ϕ2 cos ϕ2 − i sin ϕ2 (cos ϕ1 · cos ϕ2 + sin ϕ1 · cos ϕ2 ) + i (sin ϕ1 · cos ϕ2 − cos ϕ1 · sin ϕ2 ) = cos2 ϕ2 + sin2 ϕ2 Durch die Verwendung der Additionstheoreme cos (ϕ1 − ϕ2 ) = cos ϕ1 · cos ϕ2 + sin ϕ1 · sin ϕ2 sin (ϕ1 − ϕ2 ) = sin ϕ1 · cos ϕ2 − cos ϕ1 · sin ϕ2 2 cos ϕ2 + sin2 ϕ2 = 1 folgt: z1 r1 = · [cos (ϕ1 − ϕ2 ) + i sin (ϕ1 − ϕ2 )] z2 r2 10.5.4 Potenzieren Eine komplexe Zahl z wird in die n-te Potenz erhoben, indem man ihren Betrag r in die n-te Potenz erhebt und ihr Argument (Winkel) ϕ mit dem Exponenten n multipliziert. 67 Version: 28. Oktober 2016 Labor Technische Physik 10 Komplexe Zahlen In exponentieller Schreibweise gilt: h z n = r · ei ϕ in = rn · ei (n·ϕ) In trigonometrischer Schreibweise gilt: z n = [r · (cos ϕ + i · sin ϕ)]n = rn · [cos (n · ϕ) + i · sin (n · ϕ)] Version: 28. Oktober 2016 68 Index Ableitung, 37 assoziativ, 13 komplexe Zahl,konjugiert, 61 komplexen Zahlenebene, 59 Bahnkurve, 55 Basis, 15 Basisvektor, 44 Bogenmaß, 21 Logarithmus, 15 Logarithmus, natürlicher, 16 Differential, 38 Differentialquotient, 38 Distributivgesetz, 14 Nenner, 9 Nullstellen, 31 e-Funktion, 32 Einheitsvektor, 44 Eulerformel, 63 eulersche Zahl, 32 Exponent, 1, 15 Funktion, Bildbereich, 27 Funktion, linear, 27 Funktion,Definitionsbereich, 27 Funktionsargument, 27 Funktionswert, 27 Gaußsche Zahlenebene, 59 gerichtete Größen, 47 Gradmaß, 21 Hauptnenner, 10 Imaginärteil, 59 Integral, bestimmte, 40 Integral, unbestimmtes, 39 Integrationskonstante, 39 Kehrbruch, 9 kommutativ, 13 Kommutativgesetz, 7 komplexe Zahl, Normalform, 59 Mantisse, 1 quadratische Ergänzung, 31 Realteil, 59 reelle Zahlen, 1 Skalar, 47 Spaltenvektor, 46 Stammfunktion, 39 Steigung, 28 Steigungsdreieck, 28 Trajektorie, 55 Ursprungsgerade, 27 Vektor, Betrag, 43, 48 Vektor, freier, 43 Vektor, gebunden, 43 Vektor, Komponenten, 45 Vektor, linienflüchtig, 43 Vertauschungsgesetz, 7 Wertetabelle, 4, 27 Zähler, 9 Zehnerlogarithmus, 16 Zeiger, 60 Zeilenvektor, 46 69