philanthropie und stiftung - Deutscher Hochschulverband

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philanthropie
und stiftung
Arnulf Melzer/Frank Frieß Ethik im Fundraising:
Vertrauen langfristig sichern
Dondi Cupp Ethische Richtlinien für das Hochschulfundraising an der University of Michigan
1 | 2016
Ulf Hansen/Peter Wiegand Werteorientiertes
Fundraising
Christoph Mecking Mission Investing
DHV-FUNDS-CONSULT
Harvard University in Cambridge, MA, USA
There are two “i“s in Fundraising:
They should stand for inspiration and innovation.
Ken Burnett (britischer Autor und Fundraiser)
Wir suchen Ihren Head of Fundraising.
„Über die Netzwerke von Leaders In Science
haben wir zielgerichtet einen Fundraiser gefunden,
der in der Lage ist, den Fundraisingaufbau
in der Startphase der Stiftungsuniversität
bestmöglich umzusetzen.“
Prof. Dr. Hendrik Lehnert
Präsident Universität zu Lübeck
Ihre Ansprechpartnerin:
Frau Dipl. pol. Cornelia C. Kliment
Leiterin DHV-Funds-Consult
Consultant Leaders In Science
Tel: 0228/90266-43
E-Mail: [email protected]
Foto: mauritius-images
Foto: dpa-picture-alliance
Nachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Jede Woche etwa elf neue Stiftungen
Von TANDEM über hochform bis Welcome . . . . . . . . . . 14
Stipendienprogramme der Deutschen Universitätsstiftung
Der Zweck leitet die Mittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Phil Anthrop
Begleiten und Verantwortung wecken . . . . . . . . . . . . . . 15
Fragen an einen TANDEM-Unterstützer und einen
Welcome-Stipendiaten
Ethik im Fundraising
Vertrauen langfristig sichern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Ethik im Hochschulfundraising
Arnulf Melzer/Frank Frieß
Ethische Richtlinien für das Hochschulfundraising . 10
Fragen an Dondi Cupp, Associate Vice-President for
Development der University of Michigan
Werteorientiertes Fundraising. . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Ein Jahr Stiftungsuniversität zu Lübeck
Ulf Hansen/Peter Wiegand
Impressum
6. Jahrgang
Herausgegeben im Auftrag der
Deutschen Universitätsstiftung (DUS).
Zweck der DUS ist die Förderung von
Wissenschaft und Forschung, Bildung
sowie Mildtätigkeit durch Unterstützung
von Wissenschaftlern und des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Deutsche
Universitätsstiftung ist im Juni 2009
vom Deutschen Hochschulverband gegründet worden.
Philanthropie und Stiftung erscheint
halbjährlich.
Redaktion:
Felix Grigat, M.A. (verantwortl.
Redakteur), Michael Hartmer, Dr.,
Dipl. pol. Cornelia C. Kliment
Titelseite: mauritius-images
Grafik und Layout: Robert Welker
Mission Investing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Vermögensanlage für den guten Zweck
Christoph Mecking
Rezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Exzellenter Einstieg
NPO-Management
Chancengeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Christoph Lüdemann, Student des Jahres, und seine
Initiative L’appel Deutschland
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe: Für unverlangt eingesandte Manuskripte
Matthias Daberstiel („Kurt Manus“),
Fundraiser-Magazin; Stephan George
(„Phil Anthrop“), Kunden- und Stiftungsmanagement Senior-Berater Stiftungen,
Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA
Beiträge, die mit Namen oder Initialen
des Verfassers gekennzeichnet sind, stellen nicht in jedem Falle die Meinung der
Redaktion oder des Herausgebers dar.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
kann keine Haftung übernommen werden.
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4
Nachrichten
JEDE WOCHE ELF NEUE STIFTUNGEN
583 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts sind 2015 neu errichtet
worden. Damit steigt die Zahl der Stiftungen in Deutschland auf 21.301,
teilte der Bundesverband Deutscher
Stiftungen auf seiner Jahrespressekonferenz mit. Auf 100.000 Bürger kommen demnach 26 Stiftungen. Die
Wachstumsquote liege bundesweit bei
2,5 Prozent. Besonders der Osten zeige sich dynamisch: In Thüringen (5,8
Aufsichtsbehörden und Bundesverband Deutscher Stiftungen zu dieser
Alternative. Aufgelöst wurden im Jahr
2015 bundesweit insgesamt 61 Stiftungen.
Stiftungen in der Flüchtlingshilfe
Einige Stiftungsneugründungen des
vergangenen Jahres nehmen explizit
die neuen Aufgaben Integration von
Soziale Zwecke prägen den Stiftungssektor
Verteilung der Stiftungszweckhauptgruppen in Prozent (rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts)
Soziale Zwecke
49,8
Andere gemeinnützige Zwecke
41,2
( z.B. Völkerverständigung, Tierschutz)
Bildung und Erziehung
35,2
Kunst und Kultur
31,5
Wissenschaft und Forschung
25,3
Umweltschutz
12,8
Öffentliches Gesundheitswesen
12,6
Sport
Privatnützige Zwecke
10,1
6,7
Mehrfachnennungen möglich, n = 16.483
Quelle: Datenbank Deutscher Stiftungen, Stand Februar 2016
Prozent) und Sachsen (4,5 Prozent)
liegt die Wachstumsquote über dem
Durchschnitt.
Im Vergleich zu den Vorjahren hat
sich laut Bundesverband die Zahl der
Neuerrichtungen rechtsfähiger Stiftungen bürgerlichen Rechts bundesweit leicht verringert. Ein Grund
könnte die zunehmende Beliebtheit
von unselbstständigen Stiftungen sein,
die statistisch nicht erfasst sind. Bei zu
geringer Vermögensausstattung raten
Zugewanderten und gesellschaftlicher
Zusammenhalt in den Blick. Auch bestehende Stiftungen haben im vergangenen Jahr laut Bericht durch Zusammenarbeit ihre Stärke in diesen Themen gezeigt. Unter anderem in Hamburg, Frankfurt und Stuttgart spielen
Stiftungen in gemeinsamen Förderaktionen eine wichtige Rolle. Neuestes
Beispiel für die Vernetzung im Rahmen der Flüchtlingshilfe ist das jüngst
aufgelegte
Patenschaftsprogramm
„Menschen stärken Menschen“ des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen wird
an diesem Programm mitwirken. Ziel
ist, 2.000 Patenschaften über Bürgerstiftungen zu organisieren und zu betreuen.
Blick auf die Bundesländer
Den größten Zuwachs an Stiftungen
in absoluten Zahlen erreichte erneut
das bevölkerungsreichste Bundesland
Nordrhein-Westfalen mit 117 Neugründungen.
In absoluten Zahlen liegt NRW weiter
an der Spitze: 4.159 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts haben hier
ihren Sitz. An zweiter Stelle liegt Bayern (3.845 Stiftungen), gefolgt von Baden-Württemberg mit 3.187 Stiftungen. Sachsen ist stiftungsreichstes ostdeutsches Bundesland mit 509 Stiftungen.
Gemessen an der Einwohnerzahl haben bei den Bundesländern die Stadtstaaten Hamburg (78 Stiftungen pro
100.000 Einwohner) und Bremen (50)
sowie die Flächenländer Hessen (31),
Bayern und Baden-Württemberg (30)
in der Stiftungsdichte die Nase vorn.
Hauptstadt der Stiftungen in Bezug
auf ihre Einwohnerzahl bleibt Würzburg. Pro 100.000 Einwohner gibt es
hier 92 Stiftungen, dahinter kommen
Hamburg und Oldenburg mit jeweils
78 Stiftungen und Frankfurt mit 77.
INTERNETPORTAL FLÜCHTLINGSHILFE
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat auf seiner Internetseite
www.stiftungen.org/fluechtlinge
ein
Portal eröffnet, auf dem sich zahlreiche deutsche Stiftungen präsentieren,
die in der Flüchtlingshilfe aktiv sind.
Diese sind systematisch geordnet je
nach ihrem Engagement für die Integration von Flüchtlingen, Gesundheit,
Sport, Bildung und Ehrenamt. Auf
Fragen wie: „Wo gibt es gute Ansätze
von Stiftungen für die Flüchtlingshilfe? Wer fördert wie? In welchen Städten und Regionen haben sich Stiftun-
philanthropie und stiftung 1 | 2016
gen zusammengeschlossen, auch mit
anderen Akteuren?“ kann man hier
Antworten finden. Stiftungen sind aufgerufen, selbst einzutragen, was sie für
Flüchtlinge leisten, und eingeladen,
sich einen Überblick über andere Stiftungsprojekte zu verschaffen.
Nachrichten
5
NIEDRIGE ZINSEN BELASTEN STIFTUNGEN
Stiftungen fürchten im aktuellen Niedrigzinsumfeld um ihr Bestehen. 58
Prozent der Stiftungsvertreter erwarten ein Sterben von Stiftungen als Folge der sehr niedrigen Zinsen. 95 Prozente gehen von sinkenden Einnahmen in den kommenden vier bis fünf
Jahren aus, und 82 Prozent rechnen
mit einem Rückgang der Fördermöglichkeiten. Das sind Ergebnisse einer
Umfrage, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC unter vermögensstärksten Stiftungen in Deutschland
durchgeführt hat und über die die
Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Demnach machen den wohltätigen Organisationen die Folgen der
lockeren Geldpolitik der europäischen
Zentralbank zu schaffen. Viele Stiftungen nähmen schon reale Vermögensverluste in Kauf. Die Stiftungslandschaft in Deutschland wird sich laut
PWC aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen merklich verändern. Dazu
gehöre auch, dass Stiftungen abgewickelt werden. Die Befragten nehmen
laut FAZ mehrheitlich an, dass mehr
Stiftungen zusammengelegt oder abgewickelt werden als in den vergangenen
fünf Jahren. Im Krisenjahr 2009 zeigten sich laut PWC damals nur sechs
Prozent der Stiftungen betroffen, von
der jetzigen Niedrigzinspolitik nunmehr 38 Prozent. In den vergangenen
drei Jahren habe nur jede fünfte Stiftung im Durchschnitt eine Rendite
von mindestens fünf Prozent erreicht.
In einigen Fällen sei das Stiftungsvermögen laut PWC nach Abzug der Inflation zurückgegangen. Numehr geben 60 Prozent an, ihr Vermögen nur
noch real erhalten zu wollen. Ein Drittel teilen mit, ihr Kapital nur noch nominal zu sichern und damit eine
schleichende Entwertung des Vermögens hinzunehmen.
STIFTERVERBAND ZEICHNET KIRON UNIVERSITY AUS
Der Stifterverband für die Deutsche
Wissenschaft hat die Hochschulperle
digital des Jahres 2015 an die Kiron
University vergeben. Zur Wahl standen zwölf Hochschulperlen digital des
Monats, die der Stifterverband im vergangenen Jahr ausgezeichnet hatte.
Die Hochschulperle des Jahres ist mit
3.000 Euro dotiert. Auf den zweiten
Platz kam das Projekt Sicherheitstest
für Unternehmen an der Fachhochschule Aachen (32.230 Stimmen). Der
dritte Platz ging an das Online-Tool
der Technischen Universität Braunschweig Sandkasten – selfmade campus (7.442 Stimmen).
Die Kiron University zeige laut Stifterverband Flüchtlingen, die in Deutschland studieren wollen, eine Perspektive auf. Anders als in staatlich anerkannten Hochschulen könnten sich
Flüchtlinge ohne Papiere einschreiben
und gleich mit dem Studium beginnen.
Während des Studiums haben sie zwei
Jahre Zeit, alle notwendigen Unterlagen zu besorgen, die sie für einen regulären Studienabschluss benötigen. Die
ersten beiden Studienjahre absolvieren die Studierenden Onlinekurse, so
genannte MOOCs (Massive Open Online Courses), darunter auch Sprachkurse, die von deutschen und internationalen Universitäten kostenlos angeboten werden. Haben sie alle OnlineKurse bestanden und ausreichend
Leistungspunkte gesammelt, wechseln
sie im dritten Studienjahr an eine der
Partneruniversitäten. Hier können die
Studierenden der Kiron University
nach drei Jahren ihren regulären Bachelor-Abschluss machen.
Die Jury lobte den vorbildlichen Einsatz von Blended Learning – einer
Kombination aus Online- und Präsenzlehre – und die soziale Ausrichtung.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
DER ZWECK LEITET
DIE MITTEL
Man bekommt den Eindruck, Vermögensanlage unter Nachhaltigkeitsaspekten ist für Stiftungen inzwischen ein Muss. Schließlich sind
Stiftungen durch ihre Verpflichtung
für die Gesellschaft geradezu prädestiniert, in solche Anlagekonzepte zu investieren.
Aber ein zweiter Blick lohnt sich.
Warum z.B. sollte eine Stiftung zur
Förderung der Kunst und Kultur
ihr Vermögen in alternative Energien investieren? Das hat nichts
mit dem gesellschaftlichen Auftrag
der Stiftung zu tun. Denn Letzterer
definiert sich einzig über den durch
den Stifter vorgegebenen Stiftungszweck, den es nach bestem Wissen
und Gewissen zu verwirklichen
gilt.
Besser geeignet erscheint daher der
Ansatz des „mission-related-investment“. Die Anlage des Stiftungsvermögens wird thematisch auf den
Stiftungszweck abgestimmt, um einen hohen gesellschaftlichen Nutzen zu erzielen – auch wenn dieser
sich möglicherweise nicht monetär
fassen lässt. So kann z.B. eine dem
Umweltschutz verpflichtete Stiftung den Ankauf von Biotopflächen durch zinsgünstige Darlehen
unterstützen. Oder eine „Hilfe zur
Selbsthilfe“ Stiftung über die Vergabe von Mikrokrediten ihre
Zweckverwirklichung
unterstützen.
Hinschauen lohnt sich, denn die
Vermögensanlage bestimmt nicht
den Zweck, sie dient ihm.
Bleiben Sie engagiert
Phil Anthrop
6
Nachrichten
VW-STIFTUNG: 154 MILLIONEN EURO FÜR NIEDERSACHSENS HOCHSCHULEN
Das Kuratorium der VolkswagenStiftung hat weitere 67 Mio. Euro für die
niedersächsische Wissenschaft bewilligt. Damit summiert sich das Gesamtfördervolumen im „Niedersächsischen
Vorab“ in 2015 auf 154 Millionen
Euro – gegenüber 137 Millionen Euro
im vergangenen Jahr. Unter anderem
fließen Mittel in frühkindliche Bildung, die Wissenschaftsallianz der
Universitäten Braunschweig und Hannover sowie die Gewinnung exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Niedersachsen.
aktuellen Bewilligungsrunde mit rund
15 Millionen Euro auf die Linie „Programme und Ausschreibungen“. Darin
werden unter anderem zwei neue Ausschreibungen etabliert: „Frühkindliche
Bildung und Entwicklung“ mit zunächst 3,9 Mio. Euro sowie „Forschung für eine nachhaltige Agrarproduktion“ mit 3 Millionen Euro Fördervolumen.
Für die Förderlinie „Holen & Halten“,
die Hochschulen dabei unterstützt, exzellente Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler an niedersächsische
Hochschulen zu bringen bzw. sie für
den Verbleib in Niedersachsen zu gewinnen, wurden rund 10 Mio. Euro
bewilligt. Daraus gehen Mittel an die
Universitäten in Göttingen, Hannover
Die Vorschläge zur Verwendung der
Fördermittel aus dem „Niedersächsischen Vorab“ kommen von der niedersächsischen Landesregierung. Der
größte Anteil der Gelder entfällt in der
und Osnabrück, die Medizinische
Hochschule Hannover sowie das
Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover.
In die Förderlinie „Forschungsverbünde und -schwerpunkte“ fließen mit
den Bewilligungen rund 13 Millionen
Euro. Darin finden sich auch die Wissenschaftsallianz zwischen der Technischen Universität Braunschweig und
der Leibniz Universität Hannover sowie das Zukunftskonzept der Technischen Universität Clausthal, die rund
9,6 Mio. Euro Förderung erhalten. Für
„Neue Forschungsgebiete“ hat das Kuratorium zudem rund 2 Mio. Euro bewilligt.
ENGAGEMENT FÜR FLÜCHTLINGE FÜHRT ZU SPENDENREKORD
Die Deutschen haben im Jahr 2015
rund 5,5 Milliarden Euro gespendet.
Damit liegt das private Spendenaufkommen wieder deutlich über dem
Vorjahr (plus 11,7 Prozent). Die GfKStudie „Bilanz des Helfens“, die jährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrats durchgeführt wird, zeigt außerdem: 47 Prozent der Bundesbürger
haben sich im vergangenen Jahr fü̈r
Flüchtlinge in Deutschland engagiert.
engagiert. Dabei beteiligten sich 34
Prozent ausschließlich durch Sachspenden. Etwa 8 Prozent (5,4 Millionen
Personen) spendeten Geld für die
Flüchtlingshilfe in Deutschland und 6
Prozent investierten Zeit in Form von
ehrenamtlichem Engagement. Beson-
Rund 47 Prozent der deutschen Privatpersonen ab 10 Jahren – das sind insgesamt 31,8 Millionen Menschen – haben
sich nach eigenen Angaben im Jahr
2015 für Flüchtlinge in Deutschland
Foto: picture alliance/dpa
Rund 22,7 Millionen Menschen spendeten im Jahr 2015 Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen. Im
Vergleich zum Vorjahr sind das etwa
0,3 Millionen Menschen mehr. Parallel
zu diesem leichten Plus der Spenderzahl stieg die Spendenhäufigkeit deutlich von 6,2 auf 6,6 Spenden pro Person an. Auch die durchschnittliche
Spende lag mit 37 Euro über dem Vorjahr.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
ders großes Engagement für Flüchtlinge, insbesondere bei Geldspenden,
zeigten die über 60-Jährigen. „Zeitspender“ waren dagegen in allen Altersgruppen mit Ausnahme der über 70-Jährigen gleichmäßig vertreten.
Nachrichten
DEUTSCHER STIFTERPREIS AN DIE
POLYTECHNISCHE GESELLSCHAFT
Der Verein Polytechnische Gesellschaft
in Frankfurt am Main wird im Mai 2016
mit dem Deutschen Stifterpreis geehrt.
Dies gab der Bundesverband Deutscher
Stiftungen heute bekannt. Damit würdigt der Verband das Engagement der
Polytechnischen Gesellschaft als Stifterin von drei Stiftungen. Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft, die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte sowie die Wöhler-Stiftung gehen
auf die Initiative des 200-jährigen Traditionsvereins zurück. Verein wie Stiftungen verstehen sich als Motoren einer
starken Stadtgesellschaft.
„Scheinbar haben die Polytechniker
schon bei den Stiftungserrichtungen
geahnt, worauf es in Stadtgesellschaften im 21. Jahrhundert dringend ankommen wird: langfristiges Wirken
zugunsten von Vielfalt und Zusammenhalt. Für diesen Weitblick ehren
wir die Polytechnische Gesellschaft
+++ TERMINE-TICKER +++
mit dem Deutschen Stifterpreis 2016“,
so der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen,
Prof. Dr. Michael Göring, zur Juryentscheidung. „Dass wir damit indirekt so
verdienstvolle Wegbegleiter der Polytechnischen Gesellschaft wie Adolph
Diesterweg, Johann Wolfgang von
Goethe und Freiherr vom Stein würdigen, ist ausdrücklich gewollt.“
Die Polytechnische Gesellschaft wurde im Jahr 1816 gegründet. Eine Reihe
von Handwerkern, Gelehrten, Kaufleuten, Juristen und Ärzten wollte den
Neuanfang nach der napoleonischen
Herrschaft nicht allein der Politik
überlassen. Mit Vielfalt und Tüchtigkeit – dem Wortsinn der Polytechnik –
wollten die Bürgerinnen und Bürger
selbst Hand anlegen. Seit 200 Jahren
setzt sich der 320 Mitglieder umfassende Verein für eine moderne Stadtgesellschaft ein.
DEUTSCHLANDSTIPENDIUM BLEIBT UMSTRITTEN
Die Bundesregierung ist mit der bisherigen Entwicklung des Deutschlandstipendiums zufrieden, obwohl die
Gesamtzahl der Geförderten hinter
den
Zielen
zurückbleibt.
Das
Deutschlandstipendium habe einen
Grundstein für eine neue Stipendienkultur in Deutschland gelegt, heißt es
laut Tagesschau seitens des BMBF.
2014 wurden rund 22.500 Studierende
durch die Fördermaßnahme unterstützt. Das entspricht 0,84 Prozent der
Studierenden, die im Wintersemester
2014/2015 an einer deutschen Hochschule eingeschrieben waren. Nach
ursprünglicher Planung sollten acht
Prozent der Studierenden in Deutschland mittelfristig durch das Deutschlandstipendium gefördert werden. Das
kündigte die damalige Bundesbildungsministerin Annette Schavan
zum Start des Programms an. Zwei
Jahre später senkte die Große Koalition diese Zielvorgabe auf zwei Prozent
ab. Das Stipendium wurde im Som-
7
mersemester 2011 eingeführt. Es unterstützt laut BMBF Studierende an
deutschen Hochschulen, „deren Werdegang herausragende Leistungen in
Studium und Beruf erwarten lässt“.
Sie erhalten seitdem eine monatliche
Zuwendung in Höhe von 300 Euro,
die zu gleichen Teilen von privaten
Förderern und vom Bund kommt.
Kai Gehring, hochschulpolitischer
Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, fordert erneut ein Ende des
Deutschlandstipendiums. „Es ist teuer
und ineffizient, bringt null soziale Öffnung der Hochschulen, bevorteilt
wirtschaftsstarke Standorte, die Vergabe bleibt intransparent und willkürlich“, so Gehring zu tagesschau.de.
Die Bundesmittel für das Deutschlandstipendium sollten stattdessen
„ins BAföG, in die bewährten Begabtenförderwerke und endlich in mehr
Stipendien für Geflüchtete“ investiert
werden.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
4. April 2016: DHV-HRK-Fundraising-Symposium zum Thema
„Spenderpsychologie“, Berlin
6.-8. Mai: 21. alumni clubs.net
Jahreskonferenz, Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule
(RWTH), Aachen
7. April 2016: Fundraisingtag
NRW, Veranstalter: FundraiserMagazin, Gelsenkirchen
27.-29. April 2016: Deutscher
Fundraisingkongress 2016, Veranstalter: Deutscher Fundraising
Verband e.V., Berlin
6.-8. Mai 2016: 21. acn Konferenz
– Forum für Alumni-Management,
Career Service und Fundraising,
Veranstalter: alumni-clubs.net e.V.
Verband der Alumni-Organisationen im deutschsprachigen Raum,
Aachen
9./10. Mai 2016: DHV-Seminar
„Fundraising für Hochschulen“,
Bonn
11.-13. Mai 2016: Deutscher StiftungsTag 2016, Veranstalter: Bundesverband Deutscher Stiftungen,
Leipzig
31. Mai 2016: 14. FundraisingForum Frankfurt, Veranstalter:
Evangelische Kirche in Hessen
und Nassau, Frankfurt/M.
18. Juni 2016: 2. Fundraising-Festival Hannover, Veranstalter: Evangelisches MedienServiceZentrum
der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Hannover
20. Juni 2016: 8. Fundraising Tag
Baden-Württemberg, Stuttgart
13. September 2016: DHVSeminar „Fundraising für Hochschulen“, Berlin
8
Ethik
Vertrauen langfristig sichern
Ethik im Hochschulfundraising
Arnulf Melzer / Frank Frieß
D
er Begriff Ethik ist in aller Munde. Organisationen und Unternehmen stehen zusehends unter
der Beobachtung einer kritischen Öffentlichkeit,
die sich mehr denn je dafür interessiert, wie moralisch und
werteorientiert diese handeln. Reputation ist zu einer wichtigen Währung geworden. Wenn sie verlorengeht, können
die ökonomischen Folgen fatal sein. Spendensammelnde
Organisationen sind insbesondere auf ihren guten Ruf angewiesen, schließlich leben sie von dem Vertrauen ihrer
Spender und der Öffentlichkeit. Für Fundraiser bedeutet
dies, dafür Sorge zu tragen, dass das Vertrauen von Förderern langfristig gesichert und das Ansehen und die Integrität ihrer Organisation nicht gefährdet werden. Die Interessen von Förderern müssen angemessen wertgeschätzt und
Prof. Dr. Arnulf Melzer ist Professor für
Limnologie an der Technischen Universität
München. Von 1986 bis 2001 hat er die
Limnologische Station in Iffeldorf aufgebaut. Von 1997 bis 2003 war er Vizepräsident und hat in dieser Zeit das Hochschulfundraising an der TU München aufgebaut.
Seit 2004 ist er Bevollmächtigter des Präsidenten für Fundraising. Seit 2010 ist er außerdem im Hochschulrat der Hochschule
für Musik Franz Liszt in Weimar und stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates
der TUM Universitätsstiftung.
Dr. Frank Frieß ist seit 2008 Referatsleiter
des Hochschulreferats Fundraising an der
Technischen Universität München. Davor
war er mehrere Jahre im Verlagsmanagement einer Tageszeitung in verschiedenen
Führungspositionen im Bereich Kundenservice, Marketingstrategie und allgemeines Management tätig. Nach einem sozialwissenschaftlichen Studium war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität des Saarlandes.
respektiert werden. Die zweckgerichtete und transparente
Spendenverwendung, die Wahrung der Vertraulichkeit und
der Schutz personenbezogener Daten sind die wichtigsten
Prinzipien ethischen Handelns im Fundraising. Die amerikanische „Association of Fundraising Professionals“ (AFP)
sowie der Deutsche Fundraisingverband haben hierzu allgemeine Ethikregeln verabschiedet, die als Selbstverpflichtung für professionelle sowie ehrenamtliche Fundraiser gelten können.
In besonderem Maße ist jedoch das Wissenschaftssystem
von seiner Reputation abhängig. Die Wissenschaft genießt
hohes Vertrauen in der Gesellschaft. Ihr wird ein signifikanter Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen zugetraut. Hochschulen und Forschungsorganisationen können ihre gesellschaftliche Funktion allerdings
nur dann erfüllen, wenn sie frei von politischen und ökonomischen Interessen forschen und handeln können.
Hochschulfundraiser sind als „Spendensammler“ für die
Wissenschaft somit gleich doppelt herausgefordert. Neben
den allgemeinen Ethikrichtlinien gelten für Hochschulen
weitere spezifische Regeln. So darf die Unabhängigkeit der
Wissenschaft und Forschung auch von Seiten eines Förderers nicht infrage gestellt werden. Es darf weiterhin nicht
der Eindruck entstehen, wissenschaftliche Ergebnisse, gute
Noten oder akademische Titel ließen sich „kaufen“. Ebenfalls sollte klar zwischen philanthropischem Engagement
und Sponsoring unterschieden werden – gemeinnützige
Zuwendungen schließen Gegenleistungen jeglicher Art
aus. Beachtung der wissenschaftlichen Freiheit, Vermeidung von Korruption, Ausschluss von verborgenen Absprachen und eine möglichst hohe Transparenz sind zentrale
Punkte im Hochschulfundraising. Das heißt jedoch nicht,
dass die berechtigten Interessen von Förderern nicht zur
Geltung kommen dürften, solange gesetzliche Regelungen
und ethische Prinzipien beachtet und die Hochschulen als
Partner auf Augenhöhe respektiert werden. Großzügigkeit
darf auch interessengeleitet sein.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
9
Copyright: TU München/Scharger
Ethik
Ein Blick über München. Im Vordergrund der Thiersch-Turm der Technischen Universität.
Besonders deutlich wird dies bei Stiftungslehrstühlen – einem wichtigen und besonders sensiblen Bereich im Hochschulfundraising. Stiftungslehrstühle geraten immer wieder
einmal in die Kritik. Der häufig geäußerte Vorwurf einer
unberechtigten Einflussnahme auf wissenschaftliche Ergebnisse trifft in der Regel, trotz vereinzelter Negativbeispiele,
nicht zu. Bei aller kritischen Beobachtung dürfen die
Chancen von Stiftungslehrstühlen an Hochschulen denn
auch nicht übersehen werden. Sie bieten für Hochschulen
die Möglichkeit, neue und innovative Themen frühzeitig zu
besetzen und tragen damit zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hochschulen bei. Sie helfen zudem, ein Grundproblem der Universitäten, insbesondere in
den technischen Fächern, zu lösen, die Diskrepanz zwischen wissenschaftlichem und organisatorischem Wandel.
Der wissenschaftliche und technologische Wandel vollzieht
sich in immer schnelleren Zyklen, denen sich die Hochschulen durch organisatorischen Wandel anpassen müssen.
Es ist schließlich auch die organisatorische Ebene, auf der
die Interessen der Förderer Eingang finden, nicht die wissenschaftliche. Organisatorischer Gestaltungswille und
wissenschaftlicher Erkenntnisprozess sind voneinander getrennte Sphären, und diese Grenze muss respektiert werden. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat
vor einigen Jahren für den Bereich der Stiftungslehrstühle
entsprechende Richtlinien für Hochschulen wie für Förderer vorgeschlagen.
Ethik hat immer auch etwas mit persönlicher Verantwortung zu tun. Verantwortung kann letztlich nur der übernehmen, der seine Rolle innerhalb der Organisation kennt sowie über entsprechende Entscheidungs- und Handlungs-
spielräume verfügt. Die persönliche Motivation des Fundraisers und seine Einstellung sowohl gegenüber Förderern
als auch gegenüber der eigenen Organisation sind wichtige
Faktoren, wenn es darum geht, verantwortungsbewusst zu
handeln. Es gibt ferner eine organisatorische Verantwortung für ethisches Verhalten. Im Wechselspiel zwischen
Hochschulleitung und Fundraiser sollten die Entscheidungsbefugnisse definiert und Erfolgskriterien für das Fundraising festgelegt werden. Woran bemisst sich der Erfolg
im Fundraising, an der Höhe der Spendeneingänge oder an
der Realisierung sinnvoller Hochschulentwicklungsprojekte? Ein genauer Aufgabenzuschnitt, definierte Prozesse
und kommunizierte Richtlinien können darüber hinaus für
Klarheit in der Organisation sorgen.
Einige Hochschulen haben sogenannte „Codes of Conduct“ verabschiedet, die Regeln für den Umgang mit Förderern und Spendern aufzeigen. Die Erarbeitung eines solchen „Code of Conduct“ kann bereits helfen, das Bewusstsein innerhalb der Hochschule für diesen sensiblen Bereich
zu schärfen und für einen „organisatorischen Reflexionsgewinn“ sorgen. An amerikanischen Universitäten finden
sich weiterhin „Gift Acceptance Policies“, also Regeln für
die Akzeptanz von Spenden. Sie sind Ausdruck eines professionellen Fundraisingverständnisses. Ethikrichtlinien,
„Codes of Conduct“ und „Gift Acceptance Policies“ sollen
den Fundraisern einen „Kompass“ für korrektes ethisches
Verhalten an die Hand geben. Ethik-Boards können in
schwierigen Zweifelsfällen Hochschulfundraiser von Entscheidungen entlasten. Von ihrer eigenen Verantwortung
entbinden, können sie sie nicht.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
10
Ethik
Ethische Richtlinien für das
Hochschulfundraising
Fragen an Dondi Cupp, Associate Vice-President for Development
der University of Michigan
Welche ethische Regeln gelten für das Fundraising Ihrer
Universität?
Ethische Standards für das Fundraising (und für Fundraiser) sind auf zwei Ebenen geregelt. Erstens hat jede Universität eine Reihe von Richtlinien und Verfahren, die Aussagen über ethische Standards und Praktiken für alle Mitarbeiter treffen. Typischerweise ist es die Aufgabe der Abteilung für Hochschulentwicklung, spezifische Leitlinien zu
entwickeln und aufrecht zu erhalten, die die ethische Praxis des Fundraising regeln. Zweitens unterstützt die Organisation CASE (Council for the Advancement and Support
of Education) die ethische Praxis des Fundraising in allen
Belangen – z.B. Dienstleistungsspenden, Alumni-Beziehungen, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und ähnliche Gebiete – auf vielfältige Weise, u.a. durch:
– die Entwicklung und die Weitergabe ethischer Prinzipien für die Praxis,
– Hilfen zum Umgang mit Interessenkonflikten,
– die Veranstaltung von Konferenzen, die sich speziell der
ethischen Praxis widmen,
– CURRENTS Zeitschriftenartikel und Bücher, die ethische Prinzipien und Praktiken diskutieren,
– das CASE InfoCenter, das CASE-Mitglieder unterstützt,
die Fragen zu ethischen Problemen haben,
– durch Stellungnahmen zu Anfragen von Presse, Behörden oder anderen Organisationen zur ethischen Praxis.
Das CASE-Kuratorium hat Richtlinien für die ethische Praxis verabschiedet, um das berufliche Verhalten in allen Bereichen des Fundraisings anzuleiten. Diese Erklärung soll
auch die Diskussion über und das Bewusstsein für ethische
Fragen stärken, die im Rahmen unserer beruflichen Tätigkeit entstehen können. Der endgültige Text wurde in Toronto am 11. Juli 1982 nach einem Jahr der Beratung durch
nationale und regionale Leitungen und durch unzählige
Freiwillige der gesamten Mitgliedschaft verabschiedet. An
der University of Michigan halten wir uns im Fundraising
an die CASE-Richtlinien.
Gibt es ein leitendes Kriterium dieser ethischen Richtlinien zum Fundraising?
Ja: „Tue nichts Illegales oder Unehrliches. Diene den Idealen der Philanthropie. Repräsentiere in allem, was du tust,
den höchsten Verhaltensstandard der Berufsausübung.
Handle stets integer! Bringe die Universität nicht in Verlegenheit.“ Ich denke, das sind die wichtigsten Aspekte dieser
Richtlinien.
Wie werden Fundraiser auf solche ethischen Vorgaben
verpflichtet?
Wir vermitteln ihnen unsere Richtlinien, Verfahren und Erwartungen während ihrer Orientierungsphase, wenn sie
mit ihrer Arbeit beginnen, und fahren während ihrer Weiterbeschäftigung damit fort, auf diese wichtigen Faktoren
hinzuweisen.
Claus Weimann und Dondi Cupp
Können Sie aus Ihrer Erfahrung ein konkretes Beispiel
nennen, wo Fundraising an ethische Grenzen gestoßen
ist und Sie eine Spende ablehnen mussten?
philanthropie und stiftung 1 | 2016
Ethik
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Vor kurzer Zeit lehnten wir eine Nachlass-Spende ab,
nachdem wir von dem Anwalt des Spenders erfahren hatten, dass die Witwe des Spenders ernsthafte finanzielle
Probleme hatte. Die finanzielle Situation des Paares hatte
sich dramatisch verändert, nachdem sie ihr Testament zugunsten der Universität festgelegt hatten. Rechtlich hätten
wir das Geschenk annehmen können, aber wir dachten,
dass es moralisch richtig sei, die Spende abzulehnen.
Der Spende fehlt dann die philanthropische Absicht oder
der Spender will zu viel Kontrolle darüber, wie das Geschenk verwendet wird. Die einfachste Definition dessen,
was ein Geschenk ist, ist, dass es freiwillig geschieht. Der
Spender will nichts zurückbekommen, und die Spende soll
seine Mission unterstützen. Wenn einer dieser Faktoren
fehlt, sollten Sie wahrscheinlich zweimal überlegen, das
Geschenk anzunehmen.
Die typischen Beispiele, bei denen Spenden abgelehnt werden müssen, beinhalten jedoch eine Art von quid-pro-quo:
Es gibt auch andere Arten von Geschenken, die Sie nicht
akzeptieren sollten. Zum Beispiel, wenn das Geschenk
oder der für das Geschenk vorgesehene Verwendungszweck etwas ist, das Ihre Institution nicht braucht oder
nicht will, oder wenn das Geschenk Sie in der Zukunft
Geld kosten könnte. Zum Beispiel sind Universitäten sehr
vorsichtig bei Geschenken von Grundstücken, bei denen
Einschränkungen bezüglich ihrer Verwendung gemacht
werden oder die nicht verkauft werden dürfen.
CASE STATEMENT OF ETHICS
쮿 Fundraising-Experten repräsentieren in der Gesellschaft ihre Hochschulen, Universitäten und Schulen
aufgrund der Aufgaben, die sie innerhalb der akademischen Gemeinschaft wahrnehmen.
쮿 Sie haben daher eine besondere Verpflichtung, die
besten Eigenschaften ihrer Institutionen beispielhaft
zu veranschaulichen und die höchsten Standards des
persönlichen und beruflichen Verhaltens einzuhalten.
쮿 Dadurch preisen sie die Vorzüge ihrer Institutionen–
und die Bildung im Allgemeinen – an, ohne andere
Hochschulen und Schulen herabzusetzen.
쮿 Ihre Worte und Taten verkörpern Respekt vor der
Wahrheit, Fairness, freier Forschung, und vor den
Meinungen anderer.
쮿 Sie respektieren alle Personen ohne Rücksicht auf
Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung,
Familienstand, Religion, ethnische oder nationale
Identität, Behinderung oder Alter.
쮿 Sie setzen sich für das berufliche Ansehen ihrer Berufskollegen ein und erkennen die Urheberschaft für
Ideen, Wörter oder Bilder von anderen an.
쮿 Sie respektieren das Recht auf Privatsphäre und
schützen vertrauliche Informationen.
쮿 Sie gewähren und nehmen keine Vergünstigungen für
den persönlichen Gewinn an, noch erbitten sie Bevorzugungen für ihre Institutionen oder nehmen sie
an, wenn ein höheres öffentliches Interesse dadurch
verletzt würde.
쮿 Sie vermeiden tatsächliche oder scheinbare Interessenkonflikte und suchen in zweifelhaften Fällen Rat
bei den zuständigen Behörden.
쮿 Sie folgen den Gesetzen und Verordnungen, die es
für das Fundraising gibt.
쮿 Sie halten diese und weitere auf ihren Tätigkeitsbereich anwendbare Standards ein und fordern aktiv
ihre Kollegen auf, sie in der Einhaltung der höchsten
Verhaltensstandards zu unterstützen.
Wie gehen US-amerikanische Hochschulleitungen generell mit diesen Problemen um?
Wir versuchen, Probleme zu vermeiden, indem wir den Abnahmeprozess von Spenden in enger Abstimmung mit unseren Rechtsanwälten organisieren, die jede Spendenvereinbarung überprüfen. Wir haben bestimmte Prinzipien,
bei denen wir nicht bereit sind, Kompromisse einzugehen –
und wir stehen zu ihnen.
Die Fragen stellte Claus Weimann, Academic Exchange Officer for International Development der University of Michigan.
DAS FUNDRAISING DER UNIVERSITY
OF MICHIGAN
Wie hoch waren die eingeworbenen Spendengelder
im vergangenen Jahr?
2014/2015 waren es 1,384 Mrd. US-Dollar
Wie viele Fundraiser arbeiten an der University of Michigan?
Ca. 175 Personen arbeiten im Fundraising der University
of Michigan. Im Gesamtbereich Hochschulentwicklung
arbeiten insgesamt ca. 550 Personen.
Was waren herausragende Erfolge im Fundraising der
letzten Jahre?
In diesem Jahr wurde eine Spendensumme von 3,2 Mrd.
US-Dollar für die 4-Milliarden-Dollar „Victors für Michigan“-Kampagne erreicht, die noch eine Laufzeit von
weiteren drei Jahren hat. Eine Milliarde US-Dollar des
Kampagnen-Erfolgs soll für Stipendien eingesetzt werden. Mehr als 1.400 Freiwillige arbeiten in Beiräten und
Gremien, die unsere Capital Campaign unterstützen.
Die Spendenrücklagen der University of Michigan betragen bereits mehr als 10 Milliarden US-Dollar und
sind damit die zweitgrößten Rücklagen einer öffentlichen amerikanischen Universität.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
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Ethik
Werteorientiertes Fundraising
Ein Jahr Stiftungsuniversität zu Lübeck
Ulf Hansen / Peter Wiegand
D
as Fundraising an der Universität zu Lübeck verknüpft Werteorientierung, strategische Ziele und
Öffentlichkeitswirksamkeit. Im Folgenden soll
dieser Anspruch verdeutlicht werden:
Am 1. Januar 2015 wurde die Universität zu Lübeck Stiftungsuniversität und beschreitet somit neue Wege. Dies bedeutet eine Chance, sich neu zu definieren. Ziel ist es, die
Universität als erfolgreiche Institution im Bereich der Lebenswissenschaften mit einem Fokus auf Medizin und Medizintechnik langfristig zu positionieren. Es gilt ein klares
und unverwechselbares Profil zu entwickeln, das exzellente
Forschung mit Lehre und einem klaren Bekenntnis zu unternehmerischem Handeln verknüpft. In der Etablierung
der Stiftungsuniversität besteht die Möglichkeit, bessere
und raschere Möglichkeiten der Kooperation zwischen
Wissenschaft und Wirtschaft zu entwickeln.
Die Universität will mehr sein, als ein außergewöhnliches
Studienzentrum und eine exzellente Forschungsstätte. Sie
versteht sich darüber hinaus als ein bedeutender Bildungsstandort. Von zentraler Bedeutung wird es daher sein, den
Campus zu einem Ort der Identifikation für Studierende,
Wissenschaftler, Mitarbeiter, Freunde und Förderer zu entwickeln. Es gilt einen Raum zu schaffen, der den selbst gesteckten Ansprüchen genügt und Strahlkraft über die Region hinaus entwickelt. Reputation – Alleinstellung – Exzellenz sind ein Dreiklang, ein ausdrückliches Bekenntnis
zum Leistungsprinzip. Als eine wertevermittelnde Institution betont die Universität neben der akademischen Ausbildung die Notwendigkeit von Persönlichkeitsentwicklung
und Persönlichkeitsbildung. Lernen und Wissen sind eingebunden in die Vermittlung von Orientierung, Haltung
und Werten. Bewusst knüpft die Stiftungsuniversität an die
Autoren:
Ulf Hansen, Leiter Externe Partnerschaften & Fundraising
Peter Wiegand, Leiter Kommunikation und Marketing
über Jahrhunderte gewachsene und bedeutende Stiftungskultur der Hansestadt Lübeck an.
Zeitgleich mit dem Start der Stiftungsuniversität wurden
mit Unterstützung der Possehl-Stiftung ein Leiter Externe
Partnerschaften & Fundraising und ein Leiter Kommunikation und Marketing zum Aufbau einer professionellen
Fundraisingstruktur eingestellt. Dabei ist das Fundraising
in engem Zusammenhang mit den Kommunikationsmaßnahmen, der Öffentlichkeitsarbeit und dem Marketing der
Universität zu sehen, da ohne einen entsprechenden Bekanntheitsgrad Förderungen nur unter erschwerten Bedingungen möglich sind. Die „Mission“ des Fundraisings orientiert sich an dem Anfang 2015 verabschiedeten Leitbild
der Universität.
Ziel des Fundraisings ist es, die Universität in der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu unterstützen und darüber hinaus eine Plattform zu schaffen, auf der in vielfältiger Form
die wechselseitig befruchtende Begegnung von Wissenschaft und Wirtschaft stattfinden kann. Es ist der Universität ein besonderes Anliegen, sowohl der Hochschule als
auch der Wirtschaft die Chance zu bieten, von den Impulsen der jeweils anderen Seite zu profitieren. Ganz besonders wichtig erscheint der Aufbau von Verständnis, Respekt und Akzeptanz für die jeweils unterschiedlichen Kulturen, Strukturen, Aufgaben und Arbeitsweisen.
Die Stabsstelle Externe Partnerschaften & Fundraising hat
den Auftrag, ein systematisches und professionelles Fundraising-Konzept zu erstellen und in die Praxis umzusetzen. Sie propagiert ein Relationship-Fundraising, bei dem
langfristige Beziehungen zwischen der Organisation und
dem Stifter/Spender aufgebaut werden. Fundraising wird
dabei im Wettbewerb um Spenden und Sponsorengelder
als ein Instrument der Organisationsentwicklung und Zukunftsbefähigung verstanden. Das Konzept zeigt Wege auf,
wie die Chancen der Stiftungsuniversität genutzt werden
philanthropie und stiftung 1 | 2016
13
Copyright: thomas berg / www.bilderberg.tv
Ethik
Das im Februar 2016 neu eröffnete Center of Brain, Behavior and Metabolism (CBBM)
können. Es demonstriert, wie durch die Etablierung eines
festen Kreises von Freunden und Förderern ein Budget für
zusätzliche Maßnahmen gewonnen und zugleich die Bindung einer Öffentlichkeit an die Universität intensiviert
werden kann. Außerdem spricht es Empfehlungen aus, an
welche Wirtschaftsunternehmen und Stiftungen sich die
Universität auf der Suche nach neuen Partnern wenden
kann. Dieser Ansatz ist eng mit der Bereitschaft verbunden,
Kooperation als ein Leistungsversprechen zu verstehen.
Dies bedeutet über die Aufbauphase hinaus einen permanenten Lernprozess aller Beteiligten.
Schwerpunkt der Strategie bildet neben dem weiteren Ausbau und der Pflege des bereits vorhandenen Netzwerkes
von Förderern und Sponsoren die konzeptionelle Weiterentwicklung der Hochschulförderung sowie die nachhaltige Positionierung der Universität in der internen und externen Öffentlichkeitsarbeit.
Eine starke Positionierung der neugegründeten Stiftungsuniversität in der Öffentlichkeit und die Entwicklung einer
tragfähigen Corporate Identity innerhalb der Universität,
die es allen wissenschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht, sich
mit den Werten und Zielen der Stiftungsuniversität persönlich zu verbinden, sind die zentralen Ziele der Fundraisingund Kommunikationsstrategie für die kommenden Jahre.
Die erfolgreiche Umsetzung dieser Ziele erfordert einerseits eine intensive Einbeziehung aller Zielgruppen, andererseits eine sichtbare Weiterentwicklung des Markenauftritts der Universität sowie die Bereitstellung der für diesen
Entwicklungsprozess notwendigen Ressourcen.
Neben dem Leitbild als Handlungsmaxime hat die Universität am 13. Oktober 2015 ihre Drittmittelrichtlinie verabschiedet. Sie regelt den Umgang mit Drittmitteln und soll
dazu beitragen, Transparenz und Rechtssicherheit zu schaffen bei der Beantragung, Durchführung und Bewirtschaftung, um sowohl bei der Finanzierung von Forschungsvorhaben durch die Unternehmen als auch allen weiteren Zuwendungen durch öffentliche und private Dritte den Anschein unlauterer Absichten zu vermeiden. Darüber hinaus
dient sie auch der Qualitätssicherung der Prozesse im Rahmen solcher Projekte.
Der Erfolg eines nachhaltigen Fundraisings für die Stiftungsuniversität zu Lübeck hängt vor dem Hintergrund ihrer Zielgruppen entscheidend von der internen Fundraisingbereitschaft ab. Orientierung bildet für Studierende,
Wissenschaftler, Mitarbeiter, Freunde und Förderer dabei
das Bekenntnis zu gemeinsamen Werten. Eigenverantwortung und die Verantwortung für die Gemeinschaft bilden
die zentralen Grundlagen dieses Wertekanons.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
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Stipendien
Von TANDEM über
hochform bis Welcome
D
as 2012 von der Deutschen Universitätsstiftung
gegründete TANDEM-Stipendienprogramm hat
zum Oktober 2015 einen vierten Jahrgang aufgenommen. TANDEM fördert „First-Generation-Students“
durch die Vermittlung eines fach- und studienortnahen
Hochschullehrers als Mentor für eine 1:1-Betreuung sowie
durch regelmäßige Workshops zu Themen des wissenschaftlichen Arbeitens und zu Schlüsselkompetenzen. In
den Workshops lernen die Stipendiaten etwa, wie sie das
Mentoring möglichst effektiv gestalten können, werden im
wissenschaftlichen Arbeiten und Selbstmanagement angeleitet und bekommen in Bewerbungstrainings wertvolle
Tipps für die Karriereplanung. Die TANDEM-Workshops
werden von erfahrenen Referenten durchgeführt und in
Abstimmung mit der Deutschen Universitätsstiftung konzipiert. Die Stipendiaten erhalten neben dieser ideellen Förderung außerdem ein Büchergeld für Materialien rund um
das Studium sowie für Veranstaltungen.
Die Mentees und Mentoren der drei Stipendienprogramme
werden kontinuierlich von der Deutschen Universitätsstiftung begleitet.
Foto: ©Till Eitel | www.eyetill.com
Das TANDEM-Stipendium bietet den Stipendiaten außerdem die Chance, an der zunehmenden Internationalisierung
von Gesellschaft und Wissenschaft in Form eines universitären Auslandsaufenthaltes teilzuhaben. Die Förderung durch
die Reinhard Frank Stiftung ermöglicht es ausgewählten
TANDEM-Stipendiaten, an einer sechswöchigen Summer
Session an der University of California in Irvine und Los Angeles teilzunehmen. Die sechswöchigen Kompaktkurse werden von den US-Universitäten für eigene und internationale
Studenten in der vorlesungsfreien Zeit angeboten. Diese
Kurse bieten neben der fachlichen Weiterbildung einen Einblick in das amerikanische Universitätssystem und die Möglichkeit, sich international zu vernetzen. Die Stipendiaten
werden in Zusammenarbeit mit der Roland Berger Stiftung
ausgewählt. Finanziert wird das TANDEM-Stipendienprogramm nach einer Anschubfinanzierung durch den Generali
Zukunftsfonds aktuell durch Stiftungen und Privatpersonen.
Ergänzt wurde das TANDEM-Stipendienprogramm im
Herbst 2015 durch die Programme hochform und Welcome
für Akademiker mit Flüchtlingsstatus und Studenten, die ihre Heimatländer aufgrund der aktuellen Krisenlagen verlassen haben. Die Deutsche Universitätsstiftung möchte diese
jungen Akademiker in ihrem Studium unterstützen und für
einen erfolgreichen Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt
vorbereiten. Das Stipendienprogramm hochform richtet sich
an Studierende aus MINT-Fächern, die ein Masterstudium
an einer deutschen Universität absolvieren. Das Programm
hochform führt die Deutsche Universitätsstiftung in Kooperation mit der Walter Blüchert Stiftung durch. Das Programm Welcome wird finanziert durch Stiftungen und Privatpersonen. Auch die Auswahl der Stipendiaten erfolgt in
Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern: Die Stipendiaten der beiden Programme werden in Kooperation mit dem
Deutschen Akademischen Austauschdienst sowie der OttoBenecke-Stiftung ausgewählt.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
Stipendien
15
Begleiten und
Verantwortung wecken
Fragen an einen Tandem-Unterstützer und einen Welcome-Stipendiaten
Christian Schwarz ist Managing Partner,
mdc-investment – Family Office und Geschäftsführender Gesellschafter der Palm
Beach Bademoden.
Seit Ende 2015 sind Sie zusätzlich Förderer eines Welcome-Stipendiaten. Was hat Sie zu diesem zusätzlichen
Engagement bewogen?
Christian Schwarz: Es ist mir ein besonderes Anliegen,
Menschen aus Krisenregionen eine gute Ausbildung zu ermöglichen, damit sie für sich und ihre Familien die Zukunft
erfolgreich gestalten können. Zudem ist Bildung der erste
Schritt zu Toleranz und Respekt im Umgang miteinander.
Dies ist gerade in unserer heutigen Zeit außerordentlich
wichtig.
Herr Schwarz, Sie unterstützen das Programm TANDEM
seit 2014 finanziell, was war Ihre Motivation einzusteigen?
Christian Schwarz: Junge Menschen zu fördern, zu unterstützen und sie auf ihrem Weg in einen Beruf zu begleiten.
Malek Al Hariri studiert seit dem Wintersemester 2015 Wirtschaftsingenieurwesen
(Bachelor) am Karlsruher Institut für
Technologie (KIT).
Ihr Engagement geht aber noch weiter. Zwei Stipendiatinnen sind regelmäßig Gast im Hause ihrer Familie. Was
bedeutet Ihnen der persönliche Kontakt, der unmittelbare
Austausch mit den Stipendiatinnen?
Christian Schwarz: Wir möchten auch aktiv einen Beitrag
leisten: unseren Stipendiatinnen neue Blickwinkel eröffnen
und sie bei Fragen zu ihrer persönlichen Entwicklung, die
Karriere und den Beruf betreffend, unterstützen.
Auch bei den TANDEM-Workshops sind Sie aktiv. Sie haben zum Thema Bewerbungstraining referiert und einen
Einblick in die Anforderungen an potenzielle Mitarbeiter
in Familienunternehmen gegeben. Wie war die Resonanz
der Teilnehmer darauf?
Christian Schwarz: Sehr positiv! Es hat mir viel Freude bereitet, meine Erfahrungen zu teilen, Fragen zu beantworten
und den Studierenden dadurch ein wenig zu helfen.
Herr Al Hariri, Sie sind seit dem Wintersemester 2015 Stipendiat des Welcome-Programms. Wie fühlt sich das an?
Malek Al Hariri: Klar ist es ein tolles Gefühl, von einer der
führenden wissenschaftsorientierten Stiftungen Deutschlands gefördert zu werden. Man hat natürlich auch eine gewisse Verantwortung und den Willen, etwas zurückgeben
zu wollen.
Anlässlich des Kick-off-Workshops in Bonn zu Semesterbeginn wurde auch über die Entwicklung der MentorMentee-Beziehung gesprochen. Hat Ihnen das geholfen
bei der konkreten Einschätzung dieser Beziehung?
philanthropie und stiftung 1 | 2016
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Stipendien
Malek Al Hariri: Es war auf alle Fälle hilfreich für mich,
dabei gewesen zu sein. Ich konnte mir die Mentor-Mentee
Beziehung nach dem Workshop viel besser vorstellen und
habe im Anschluss daran einen sehr positiven Eindruck.
Wie oft treffen Sie Ihren Mentor? Sind die Treffen eher anlassorientiert, oder haben Sie einen Terminrhythmus vereinbart?
Malek Al Hariri: Das erste Treffen findet demnächst statt,
und ich freue mich sehr darauf. Mein Mentor ist Inhaber
des Lehrstuhls für Wirtschaftstheorie am Institut für Volkswirtschaftslehre. Ich verspreche mir von unserem ersten
Treffen, dass wir besprechen, wie wir unsere Mentor-Mentee-Beziehung inhaltlich und organisatorisch gestalten
werden, und wie ich mich mit meinen Fragen rund um das
Studium an ihn wenden kann.
Welcome ist geben und nehmen. Fühlen Sie sich durch
das Programm sowohl gefördert als auch gefordert?
Malek Al Hariri: Also wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich
eher mehr gefördert als gefordert, denn die Hauptanforderung dieses Programms ist es, dass man sein Studium erfolgreich und reibungslos abschließt, wobei ich das nicht
als eine Anforderung betrachten würde, weil es mein Ziel
ist, einen Abschluss zu machen. Man wird auch bei der
Verfolgung seiner Ziele durch vielerlei Veranstaltungen
und Workshops sehr unterstützt. Daher kann man bei diesem Stipendienprogramm nur gewinnen.
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DHV-FUNDS-CONSULT
leadersinscience
d i e d h v - p e r s o n a l b e r at u n g
DHV-Funds-Consult und Leaders In Science – Die DHV-Personalberatung suchen zum nächstmöglichen
Zeitpunkt im Auftrag unseres Mandanten, der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU),
eine FUNDRAISERIN/einen FUNDRAISER
Die KU ist die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum und die größte nichtstaatliche staatlich anerkannte, deutsche
Universität. Sie wird von einer kirchlichen Stiftung des öffentlichen
Rechts getragen und ist dem Gedanken der Einheit von Forschung
und Lehre ebenso verpflichtet wie dem christlichen Menschenbild
und Werteverständnis.
Die KU ist mit sieben Fakultäten am Standort Eichstätt, von denen
zwei als Fachhochschulfakultäten eingerichtet sind, schwerpunktmäßig geistes- und sozialwissenschaftlich ausgerichtet; am Standort Ingolstadt sind die Wirtschaftswissenschaften als achte Fakultät angesiedelt. Die fast fünfeinhalbtausend Studierenden schätzen
die guten Studienbedingungen an der KU und identifizieren sich
weit überdurchschnittlich mit ihrer Universität.
Ziel der KU ist es vor allem, neben der attraktiven, innovativen Lehre die Forschung weiter zu stärken und die Zusammenarbeit mit
anderen Trägern der Wissenslandschaft im In- und Ausland zu intensivieren.
Zu den Aufgaben der Fundraiserin/des Fundraisers gehören:
– Entwicklung, Umsetzung und Ausbau sämtlicher FundraisingMaßnahmen
– Auf- und Ausbau des Internetauftrittes und der Printmedien
– Aufbau einer Database-Software für die interne und externe
Kommunikation
– Budgetverantwortung für den Aufgabenbereich
– Organisation und Steuerung der Fundraising-Events
Sie erfüllen folgende Voraussetzungen:
– Mehrjährige Berufserfahrung im Fundraising, idealerweise im
Hochschulbereich
– Hochschulabschluss oder vergleichbarer Werdegang
– Sehr gute Kenntnisse des Databasemanagements
– Sehr gute EDV-Kenntnisse
– Hohe kommunikative Kompetenz und emotionale Intelligenz im
Umgang mit dem Thema
– Bereitschaft zu flexibler Gestaltung der Arbeitszeit sowie zu
Dienstreisen
– Kreativität und hohe Belastbarkeit
– Sehr gute Englischkenntnisse, idealerweise gute Kenntnisse
einer weiteren Fremdsprache
Das Arbeitsverhältnis (Vollzeit, unbefristet), richtet sich nach dem
Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L).
Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt fördert die Gleichstellung von Frauen und Männern. Bewerbungen von Frauen werden deshalb ausdrücklich begrüßt. Schwerbehinderte werden bei
ansonsten im Wesentlichen gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt.
Alle Bediensteten sind verpflichtet, den kirchlichen Auftrag und
den katholischen Charakter der Universität anzuerkennen und zu
beachten. Dies wird von der Universität bei Ernennung von Beamten sowie bei Einstellung von Arbeitnehmern berücksichtigt; sie ist
deshalb auch in dieser Hinsicht an aussagekräftigen Bewerbungen
sehr interessiert.
Wir erbitten die üblichen Bewerbungsunterlagen (Anschreiben,
Lebenslauf, Zeugnisse) bitte ausschließlich per E-Mail und in deutscher Sprache unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung bis spätestens Freitag, 29. April 2016, an: [email protected]
Für Rückfragen steht Ihnen Frau Anne Schermer, Projektmanagerin
Leaders In Science – Die DHV-Personalberatung unter 0228/902 66 61
zur Verfügung.
Stiftungsrecht
17
Mission Investing
Vermögensanlage für den guten Zweck
D
as Hauptanliegen einer jeden Stiftung – ob selbstständig oder nicht – ist es, ihren (gemeinnützigen) Zweck so wirkungsvoll wie möglich zu erfüllen. Dafür hat ihr der Stifter ein entsprechendes Vermögen
dauerhaft zur Verfügung gestellt. Doch gerade in Zeiten anhaltend niedriger Zinsen stehen – insbesondere kleineren –
Stiftungen oft zu wenige Mittel zur Verfügung. Eine Vermögensanlage, die dem Satzungszweck der Stiftung entspricht, das sog. „Mission Investing“ bzw. „Mission-related
Investment“, kann hier eine Lösung bieten. Es verspricht
eine doppelte Rendite.
Herausforderungen der Vermögensanlage
Die Vermögensausstattung ist ein unverzichtbares Element
der Stiftung. Sie hat eine dienende Funktion mit Blick auf
die Verwirklichung des Stiftungszwecks, muss dessen Erfüllung dauerhaft und nachhaltig gesichert erscheinen lassen. Die Vermögensanlage einer Stiftung bewegt sich in einem ständigen Spannungsfeld zwischen den Faktoren Rendite, Sicherheit und Liquidität. Hieraus folgt, dass die Vermögensausstattung als materielle Grundlage der Stiftungstätigkeit – mit Ausnahme von ggf. vom Stifter vorgesehenen Verbrauchselementen – prinzipiell in ihrem Wert ungeschmälert zu erhalten ist, nicht zuletzt, um dem inflationsbedingten Vermögensverzehr auszugleichen. Doch muss
die Anlage des Stiftungsvermögens auch möglichst hohe
Renditen erzielen, um die Zweckverwirklichung sicherzustellen – eine zunehmende Herausforderung angesichts der
anhaltenden Talfahrt an den Finanzmärkten.
von der Größe der Stiftung möglich. Für eine Wissenschafts- oder Bildungsstiftung denkbar sind etwa Direktinvestments durch die Vergabe von Studentenkrediten oder
Darlehen, Beteiligungen an Unternehmen, die in Forschung
und Entwicklung tätig sind, der Bau oder Kauf einer Immobilie mit anschließender Vermietung an eine Kita oder
Schule oder die Zeichnung von Anteilen an Bildungsfonds.
Auf diese Weise wird der Stiftungszweck nicht nur über die
Projektarbeit bzw. -förderung verwirklicht, sondern auch
schon in der Vermögensanlage. Durch eine solche indirekte Zweckförderung können Stiftungen ihre Leistungskraft
und damit ihren gesellschaftlichen Nutzen erheblich steigern. Zahlreiche Studien und Erfahrungen aus der Praxis
belegen, dass zweckbezogene Investments eine ebenso gute
Rendite erwirtschaften wie traditionelle; nachhaltige Anleihen weisen sogar eine überdurchschnittliche Bonität auf –
sogar in der Krise. Darüber hinaus sind positive Imageeffekte zu erwarten.
Bei der Identifikation und Auswahl zweckfördernder oder
doch zumindest zweckkonformer Investments ist Kenntnis
und Kreativität gefragt. Hilfreich ist, dass sich auch die
Märkte für nachhaltige, sozial, ethisch und ökologisch wirkungsorientierte Geldanlagen seit Jahren eindrucksvoll
entwickeln. In den letzten Jahren hat sich allein in
Deutschland das Volumen der als nachhaltig eingestuften
Anlagen auf 200 Mrd. Euro erhöht. Damit einher ging eine
Differenzierung der Nachhaltigkeitsstrategien, -ansätze
und -produkte.
Wirkungsvolles, zweckbezogenes Investieren
Satzungsgestaltung
Eine Möglichkeit, die Effektivität der Stiftungsarbeit unter
schwierigen Umständen aufrechtzuerhalten oder gar zu
steigern, bietet das „zweckbezogene Investieren“. Hierbei
wird schon die Vermögensanlage thematisch auf den Stiftungszweck abgestimmt. Investiert wird dort, wo sich die
Stiftungsziele unmittelbar verstärken lassen und gleichzeitig
eine Rendite erwirtschaften, mindestens aber das Kapital
real erhalten lässt. In der Tat macht es für eine Umweltstiftung wenig Sinn, ihre Renditen in Bereichen zu verdienen,
wo die Umwelt geschädigt wird. Zweckbezogenes Investieren ist grundsätzlich in jeder Anlageklasse und unabhängig
Da auch bei der Vermögensverwaltung stiftungsrechtlich
primär die Vorgaben des Stifterwillens zu beachten sind, ist
es ratsam, schon bei der Gründung einer Stiftung den Gesichtspunkt zweckbezogener Investitionsorientierung satzungsgemäß zu verankern. So kann festgelegt werden, dass
die Anlage des Stiftungsvermögens wert- und ertragsorientiert mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns vorzunehmen ist und neben einer finanziellen auch eine soziale
und ethische Rendite im Sinne des Stiftungszwecks erzielen soll („Mission Investing“), mindestens jedoch nicht
dem Stiftungszweck zuwiderlaufen darf. Auch eine Satzungsänderung im Sinne des ursprünglichen Stifterwillens
kann hier Klarheit schaffen. Im Übrigen stehen vermeintliche rechtliche Hindernisse oft nicht wirklich im Wege.
Rechtsanwalt Dr. Christoph Mecking ist
geschäftsführender Gesellschafter des
Instituts für Stiftungsberatung in Berlin
(www.stiftungsberatung.de).
Die Verantwortlichen sind vor diesem Hintergrund aufgerufen, sich mit dem Auftrag der Stiftung und der beabsichtigten Wirkung auch in der Gestaltung der Vermögensanlage auseinanderzusetzen. Die Entscheidung für ein Mission
Investing ist dann nicht weit.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
18
Rezensionen
Exzellenter Einstieg
NPO-Management
as ZHAW in Winterthur ist
bekannt für seine zertifizierte
Diplom-Ausbildung zum Fundraising-Manager. Deshalb freute ich
mich auch auf das Buch FundraisingManagement aus diesem Haus und
wurde erst mal überrascht. Das Buch
ist mit 76 Seiten sehr schmal, weil es in
der Reihe „SML Essentials“ des
ZHAW erschien. Hier geht es wirklich
um die Essenz des Fundraising und
dieser Inhalt überzeugte. Leticia Labaronne und Bruno Seger ist es gelungen, einen sehr schönen kompakten
Einstieg ins Fundraising zu schreiben.
Für Einsteiger ist das eine enorme
Zeitersparnis und ein Gewinn. Logischerweise etwas schweizlastig im Inhalt, aber das meiste ist auch für Österreich und Deutschland anwendbar
und aktuell. Die Struktur des Buches
ist sehr klar und übersichtlich. Die Kapitel können natürlich wegen der gebotenen Kürze das Thema nicht erschöpfend behandeln, aber man gewinnt schnell einen Eindruck, was
sich hinter Fundraising versteckt, und
kann sich orientieren. Inhaltlich reicht
es von der gesellschaftlichen Bedeutung des Themas, über den Schweizer
Spendenmarkt bis zu organisatorischen Voraussetzungen, Strategieentwicklung und Methoden im Fundraising. Sogar die für Hochschulen interessanten Themen Capital Campaign
und Großspenden haben ihren Platz
gefunden. Ein Kapitel zum Berufsbild
des Fundraisers rundet das Buch gut
ab.
ie verändern sich die Ansprüche an Nonprofit-Organisationen im Gefüge des
Dritten Sektors? Welche Bestrebungen
um Professionalisierung sind vonnöten, um nicht nur die eigene Arbeit zu
entwickeln, sondern sich auch sicher
für die Zukunft aufzustellen? Nicht jeder, der sich beruflich sozial engagieren möchte, setzt sich auch gern mit
den Anforderungen von Management
auseinander. Dieser Sammelband zeigt
aber genau die Sinnhaftigkeit dessen
auf. Die Besonderheit besteht dabei im
Vermeiden theorielastiger Diskussion
zugunsten konkreter Fallbeispiele
meist regional tätiger Organisationen.
Viele Fachautoren trugen dafür ihre
praktischen Erfahrungen zu dem Band
bei. Darunter auch Experten aus Kliniken, Schulen und Bildungsinitiativen.
Ergänzt werden diese durch Interviews
mit Mitarbeitern, in denen auch durch
berufliche Werdegänge unterschiedliche Herausforderungen in der NPOArbeit sichtbar werden. Die Basis dafür
findet sich ja zunächst in vielen Organisationen in der Gewinnung und Bindung Freiwilliger, deren Tätigkeiten mit
denen der Hauptamtlichen koordiniert
werden wollen.
D
Auch didaktisch ist das Buch eine
Empfehlung. Besonders hervorzuheben die gute Info-Graphik zu den
Fundraising-Grundlagen in der Mitte
des Buches. Vertiefende und farbig
hervorgehobene Inhalte sowie Interviews und Statements von Schweizer
Fundraising-Experten runden den guten inhaltlichen Gesamteindruck ab.
Dieser Band verschafft Einsteigern ins
Thema einen exzellenten Überblick.
W
Darüber hinaus sind es auch die spezifischen Organisationsformen wie Förderkreise, Stiftungen oder Genossenschaften, die als Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung der jeweiligen
Interessen diskutiert werden. Ein gesondertes Kapitel widmet sich dem bedeutenden Aspekt der Mittelbeschaffung. Hier werden Online-Spenden
und Crowdfunding ebenso behandelt
wie Corporate Social Responsibility im
Kontext des Fundraisings. Der umsichtige Einsatz dieser Mittel in Kombination mit einem durchdachten Personalmanagement ruft auch in NPOs immer häufiger soziales Unternehmertum auf den Plan. Auch dieser Aspekt
wird hier abgedeckt.
Literaturempfehlungen
Falk Uebernickel, Walter Brenner,
Therese Naef, Britta Pukall, Bernhard Schindlholzer: Design Thinking – Das Handbuch. Verlag Frankfurter Allgemeine, 2015, 240 Seiten,
ISBN 9783956010651. 29,90 Euro
Björn Lampe/Kathleen Ziemann/
Dr. Angela Ullrich: Praxishandbuch
Online-Fundraising. transcript Verlag
2015.184
Seiten.
ISBN:
9783837633108. [D] 9,99 Euro, [A]
10,30, CHF 13,95.
Andreas Schiemenz. Das persönliche Gespräch: Fundraising durch
Überzeugung. SpringerGabler. 2015.
248 Seiten. ISBN 9783658014254.
34,99 Euro
Reinhard Lang und Ellen Sturm.
Neue Verbindungen schaffen. Unternehmenskooperationen für gemeinnützige Organisationen. Zu
bestellen unter www.upj.org
Ulrike Sterblich, Tino Kreßner, Anna Theil und Denis Bartelt. Das
Crowdfunding-Handbuch.
Ideen
gemeinsam finanzieren. orange
press 2015. 240 Seiten. ISBN:
9783936086805. 20,00 Euro
Fundraising-Praxis vor Ort. Alexander Gregory und Torsten Schmotz
(Hrsg.). AG Spak. 6. Auflage 2015.
534 Seiten. ISBN: 9783940865892.
39,00 Euro
Andreas Will. Sponsoren finden.
Praxiswissen für die erfolgreiche
Sponsorensuche. Business Village
Verlag 2015. 212 Seiten. ISBN 9783-8698031-97. 21,80 Euro
Die Inhalte im aktuellen Fundraiser-Magazin 2-2016
– Herausforderungen im Face-toFace-Fundraising
Kurt Manus
Matthias Daberstiel
Leticia Labaronne, Bruno Seger. Fundraising Management. SML Essentials
Band 05. vdf Hochschulverlag. 2016.
76 Seiten. ISBN: 978-3728137319.
[D]15,40 Euro, [CH] 16,00 CHF
Annette Zimmer, Thorsten Hallmann
(Hrsg.). Nonprofit-Organisationen vor
neuen Herausforderungen. Springer
Verlag 2016. 580 Seiten. ISBN 978-36581058-60. [D] 59,99 Euro, [A]
46,26 Euro, [CH] 83,90.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
– Die Capital Campaign der University of Oxford
– Tipps für die Einstellung eines
Fundraisers
Chancengeber
Christoph Lüdemann, Student des Jahres, und
seine Initiative L’appel Deutschland
I
mmer wieder einmal gibt es Geschichten, die von kleinen oder zufälligen Anfängen, denen dann große Taten folgten, erzählen. So las Albert Schweitzer in einer
Zeitschrift, dass für das Land Gabun in Afrika Missionare
gesucht würden. Er fasste den Entschluss, als Arzt dorthin
zu gehen. Daraus entstand ein großes und weltweit bekanntes Lebenswerk.
kenstation auf. Er gründet zusammen mit anderen im Jahr
2013 den Verein „L’appel Deutschland“. Mittlerweile hat er
mehr als 30 ehrenamtliche Mitarbeiter und ein jährliches
Spendenvolumen von beinahe einer Viertel Million Euro.
Die Organisation leistet in Ruanda und auch in Sierra Leone Hilfe zur Selbsthilfe und richtet ihre Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Infrastruktur an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort aus. Im Norden Ruandas
wurde in Kiruhura eine Krankenstation aufgebaut, die die
medizinische Versorgung der ländlichen Bevölkerung sicherstellt; in Sierra Leone wird eine Ganztagsschule entstehen, die dort nach der Ebola-Epidemie dringend notwendige Bildung ermöglicht. Mit dem „Umgekehrten Generationenvertrag“ setzt der Verein zudem ein innovatives
und zugleich sozialverträgliches Finanzierungsmodell um,
das langfristig Menschen in Ruanda und Sierra Leone Bildungschancen eröffnen will. Nach dem Vorbild der Studierendengesellschaft an der Universität Witten/Herdecke
wird Studieninteressierten durch einen Sponsor aus
Ein kleiner Anfang für eine kleine aber doch beeindruckende Initiative wird auch von dem Studenten Christoph Lüdemann berichtet. Er habe mit einem Komilitonen im Jahre 2009 in einer Kölner Kneipe gesessen und über die Weltlage räsoniert. In den Medien sei über die desolate Lage 15
Jahre nach dem Bürgerkrieg in Ruanda berichtet worden.
Man müsse etwas tun, waren sich die beiden einig. Wenig
später habe er zufällig einen Bochumer Theologiestudenten aus Ruanda getroffen. Sie reisten mit ihm in dessen
ruandisches Heimatdorf und lebten dort drei Monate unter
einfachsten Verhältnissen. Krankenversorgung habe es dort
nicht gegeben.
Lüdemann wird initiativ und baut mit den Menschen dort
– unterstützt von der ruandischen Regierung – eine Kran-
Deutschland eine Studienmöglichkeit gegeben. Nach ihrem
Abschluss und dem Eintritt ins Berufsleben verpflichten sie
sich, ihren Förderungsbetrag einem neuen Stipendiaten zukommen zu lassen, so dass fortlaufend junge Menschen die
Möglichkeit auf Bildung erhalten.
Für diese Initiative wurde Christoph Lüdemann nun vom
Deutschen Hochschulverband und dem Deutschen Studentenwerk als Student des Jahres 2016 ausgezeichnet. Er
sei die treibende Kraft hinter L’appel Deutschland, die in
zwei der ärmsten afrikanischen Länder Projekte und Bauvorhaben durchführt. Trotz eines zeitintensiven Studiums
lenke er eine Hilfsorganisation, die Menschen mit schlechten Zukunftsaussichten Perspektiven auf eine bessere Zukunft eröffnet. Dieses außergewöhnliche und vorbildliche
Engagement solle mit der Auszeichnung „Student des Jahres“ gewürdigt werden, erklärten DHV und DSW.
philanthropie und stiftung 1 | 2016
11. bis 13. Mai in Leipzig
Älter – bunter – anders:
Demografischer Wandel und Stiftungen
Fotos (v.l.n.r.): Steffen Kugler / Bundesregierung, Gottschalk / Photothek, Julia Baumgart / EKD, Jürgen Jeibmann /
Sächsische Staatskanzlei, Sauti Kuu Foundation, Deutsche Nationalstiftung; Grafik: scusi / Fotolia.com
Europas größter Stiftungskongress mit über 1.600 Teilnehmenden
sowie namhaften Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft,
Kultur und Zivilgesellschaft
Dr. Angela Merkel
Dr. Gerd Müller
Bundeskanzlerin
Bundesentwicklungsminister
Prof. Dr. Dr. h.c.
Margot Käßmann
Botschafterin des Rates der EKD
für das Reformationsjubiläum 2017
Stanislaw Tillich
Dr. Auma Obama
Ministerpräsident des
Freistaates Sachsen
Gründerin und Vorsitzende
Sauti Kuu Foundation
Prof. Dr.
Richard Schröder
Vorstandsvorsitzender
Deutsche Nationalstiftung
sowie die Ministerpräsidenten a.D. des Freistaates Sachsen
Prof. Dr. Kurt Biedenkopf und Prof. Dr. Georg Milbradt,
der Ökonom und Migrationsforscher Prof. Dr. Thomas Straubhaar,
der Altersforscher Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse,
der Pfarrer Rainer Eppelmann,
der Landesbischof Dr. Carsten Rentzing
sowie die Chefvolkswirte
Dr. Karsten Junius (Bank J. Safra Sarasin),
Carsten Klude (M.M.Warburg & CO),
Dr. Alfred Roelli (Pictet & Cie),
Dr. Gertrud Traud (Landesbank Hessen-Thüringen)
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interessante Kontakte knüpfen
Anregungen für die Stiftungspraxis
Fachvorträge und Podien zu aktuellen Themen
Treffen der Arbeitskreise, Foren und Expertenkreise
Verleihung des Deutschen Stifterpreises 2016
festlicher Dialog der Stiftungen
Weitere Informationen und Anmeldung unter
www.stiftungen.org/stiftungstag | [email protected]
Telefon (030) 89 79 47-53
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