Skript Nr. 1 Vorbereitung auf die Überprüfung vor dem Gesundheitsamt Im Selbststudium zum Heilpraktiker für Psychotherapie Skript Nr. 8 F5: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren • Essstörungen • nicht organische Schlafstörungen • Sexualstörungen • psychosomatische Erkrankungen • schädlicher Gebrauch von nicht abhängigkeitserzeugenden Substanzen Christine Wunderlich Heilpraktikerin für Psychotherapie © 0 Inhaltsverzeichnis (1) Skript Nr. 8 Einführung Seite Essstörungen - Fortsetzung Seite 1. Hinweise zur Bearbeitung des Skripts............................... 3 2. Übersicht Krankheitsbilder F5............................................. 5 1. wesentliche Merkmale und Symptome..................... 33 3. Einführung Krankheitsbilder F5.......................................... 7 2. diagnostische Leitlinien............................................ 37 3. Komorbidität, Verlauf und Prognose......................... 39 4. Ätiologie.................................................................... 41 5. Therapie.................................................................... 43 6. Differenzialdiagnosen............................................... 45 Binge-Eating-Störung....................................................... 47 Adipositas.......................................................................... 51 Bulimia nervosa Essstörungen Seite 1. Einführung und Epidemiologie............................................ 9 Anorexia nervosa 1. 2. wesentliche Merkmale und Symptome..................... diagnostische Leitlinien............................................ 13 19 3. Komorbidität, Verlauf und Prognose......................... 21 4. Ätiologie.................................................................... 23 nicht organische Schlafstörungen Seite © 5. Therapie.................................................................... 27 6. Differenzialdiagnosen............................................... 31 1. Einführung .......................................................................... 57 2. Krankheitsbilder.................................................................. 59 3. Therapie.............................................................................. 63 1 Inhaltsverzeichnis (2) Sexualstörungen 1. 2. Übersicht............................................................................. wesentliche Merkmale........................................................ Skript Nr. 8 Seite 65 Seite schädlicher Gebrauch von nicht abhängigkeitserzeugenden Substanzen......................... 93 Literaturverzeichnis....................................................................... 97 Impressum.................................................................................... 98 67 Krankheitsbilder 1. nicht organische sexuelle Funktionsstörungen........ 69 2. Störungen der Geschlechtsidentität......................... 71 3. Störungen der Sexualpräferenz................................ 73 psychosomatische Erkrankungen Seite 1. Einführung........................................................................... 75 2. Ätiologie.............................................................................. 77 Krankheitsbilder © 1. Asthma bronchiale und Colitis ulcerosa................... 81 2. Ulcus-Erkrankungen und Neurodermitis.................. 83 3. Funktionsstörungen der Schilddrüse (Hyper- und Hypothyreose).......................................................... 85 Therapie psychosomatischer Erkrankungen...................... 91 2 Übersicht Krankheitsbilder F5 Skript Nr. 8 F5 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren F50 Essstörungen F50.0 Anorexia nervosa F51 nicht organische Schlafstörungen F51.0 Insomnie F52, F64*), F65*) Sexualstörungen F52 nicht organische sexuelle Funktionsstörungen, F51.1 Hypersomnie F64 Störungen der Geschlechtsidentität F50.2 Bulimia nervosa F53 psychische und Verhaltensstörungen im Wochenbett, andernorts nicht klassifiziert F54 psychologische und Verhaltensfaktoren bei andernorts klassifizierten Krankheiten (psychosomatische Erkrankungen) F55 schädlicher Gebrauch von nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen Beispiele: Beispiele: postpartale Depression / postpartale Psychose • Asthma bronchiale • Antidepressiva • Colitis ulcerosa • Laxanzien dargestellt in Skript Nr. 5: „Affektive Störungen“ (spezielle Depressionsformen) • Ulkus-Erkrankungen • Analgetika • Neurodermitis • Antacida • Funktionsstörungen der Schilddrüse (Hyper- und Hypothyreose) F51.2 Störung des SchlafWach-Rhythmus F65 Störungen der Sexualpräferenz Binge-Eating-Störung: • klassifiziert unter F50.4: „Essattacken bei anderen psychischen Störungen„ F51.3 Schlafwandeln (Somnambulismus) F51.4 Pavor nocturnus Adipositas: • psychisch mitbedingt: F54 • somatogen: E66.0 © F51.5 Albträume (Angstträume) *)Störungen der Geschlechtsidentität und Sexualpräferenz sind im ICD 10 unter F6 klassifiziert (F6 = „Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen“) zur besseren Übersicht sind sie in diesem Skript zusammengefasst unter dem Oberbegriff „Sexualstörungen“ 3 Essstörungen - Anorexia nervosa: wesentliche Merkmale und Symptome (1) Skript Nr. 8 wesentliche Merkmale der Anorexia nervosa sind: die selbst herbeigeführte Gewichtsabnahme erfolgt durch a) eine eingeschränkte Nahrungsaufnahme (das Untergewicht wird ausschließlich durch striktes Diäteinhalten und Hungern erreicht oder aufrechterhalten) 1. Gewichtsabnahme und b) zusätzliche aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (z. B.: Erbrechen, Abführen, exzessive sportliche Betätigung) es kommt zu einer Unterernährung unterschiedlichen Grades, die zu zahlreichen körperlichen Funktionsstörungen – bis hin zum Tod – führen kann es besteht eine irrationale panische Furcht (eine tief verwurzelte überwertige Idee) dick zu sein oder zu werden: 2. Körperschemastörung • trotz Untergewicht und gegenteiliger Versicherungen halten die Betroffenen sich für dicker, als sie eigentlich sind • sie haben keine realistische Einschätzung gegenüber dem eigentlichen körperlichen Zustand (= Körperschemastörung), sie sehen – auch wenn sie schon extremes Untergewicht haben – eine „fette“ Person im Spiegel • die Betroffenen legen eine sehr niedrige Gewichtsschwelle für sich selbst fest bereits zu Beginn der Störung sind bestimmte Verhaltensweisen zu beobachten: 1. ständige Beschäftigung mit und Kontrolle von Gewicht und Aussehen: • peinlich genaue Kontrolle von Kalorien, Erstellen einer Liste von „erlaubten“ und „verbotenen“ Lebensmitteln • es werden Mahlzeiten ausgelassen oder extrem reduziert auf die fast kalorienfreien Bestandteile (z. B. Salat), bis sie fast nichts mehr essen • viele bekochen Freunde und Verwandte, ohne selbst am Essen teilzunehmen 3. auffällige Verhaltensweisen • die Betroffenen wiegen sich mehrmals täglich und kontrollieren den Umfang von Oberschenkeln, Bauch und Hüften • die Gedanken kreisen fast nur noch um Ernährung, Lebensmittel und Gewicht, häufig kommt es dabei zu einem sozialen Rückzug • das Aushalten des Hungers wirkt selbstbestätigend, als eine Gefühl der Stärke für die eigene Willenskraft 2. zusätzlich unterstützen die Betroffenen die Gewichtsabnahme noch durch: • exzessiven Sport: sie bevorzugen Tätigkeiten aller Art, die mit einem hohen Kalorienverbrauch verbunden sind • Laxanzien- oder Diuretika-Missbrauch • selbst herbeigeführtes Erbrechen, selbst nach kleinsten Mahlzeiten © 4 Wörterbuch / Prüfungsfragen zu S. 13 4. Laxanzien, auch: Laxativa • Abführmittel Diuretika • Medikamente, die eine vermehrte Ausschwemmung von Wasser aus dem Körper bewirken 1. Eine sehr schlanke 17-jährige Frau kommt in Begleitung ihrer Mutter in Ihre Praxis. Welche der folgenden anamnestischen Angaben bzw. Befunde sprechen für die Verdachtsdiagnose einer Anorexia nervosa? a) b) c) d) e) 2. Seit Geburt bestehende Verdauungsstörung Amenorrhoe Einnahme von Diuretika Body-Mass-Index (BMI) von 22 kg/m2 Blutig-schleimige Durchfälle Körpergewicht von 52 kg bei einer Körpergröße von 160 cm Ablehnung von Rohkost Meidung von körperlichen Aktivitäten Regelmäßige Verwendung von Abführmitteln Amenorrhoe Für Patientinnen mit Anorexia nervosa ist charakteristisch, a) dass sie schon vor der Pubertät untergewichtig waren b) dass wegen der begleitenden psychischen Probleme schon frühzeitig ein Arzt aufgesucht wird c) dass der Gewichtsverlust durch eine körperliche Erkrankung verursacht wird d) dass der Gewichtsverlust z. B. durch Vermeidung hochkalorischer Speisen selbst herbeigeführt wird e) dass die Krankheit ausschließlich in der Pubertät vorkommt und sich als vorübergehende Störung erweist © 5. Eine 45-jährige Frau berichtet Ihnen über ihre 19-jährige Tochter, bei der sie eine Magersucht vermutet. Welche der folgenden Angaben stützen den Verdacht auf eine Anorexia nervosa? a) b) c) d) e) 3. Skript Nr. 8 6. Welche der folgenden Aussagen sind typisch bei Patienten mit Anorexia nervosa? 1) 2) 3) 4) 5) Ihr Body-Mass-Index (BMI) liegt im Normbereich Die Betroffenen haben eine Körperschemastörung Die Betroffenen haben schon häufig Diäten durchgeführt Hormonstörungen treten auf Die Betroffenen haben eine Himbeerzunge a) b) c) d) e) nur 1 ist richtig nur 1, 2 und 4 sind richtig nur 2, 3 und 4 sind richtig nur 2, 3, 4 und 5 sind richtig alle sind richtig Zur Anorexia nervosa gehören folgende Symptome: 1) 2) 3) 4) 5) Verstärkte Monatsblutung bei Frauen Übertriebene körperliche Aktivität Nahrungsverweigerung im Säuglingsalter Selbst induziertes Erbrechen Eingeschränkte Nahrungsmittel a) b) c) d) e) nur 1 und 3 sind richtig nur 2 und 4 sind richtig nur 2 und 5 sind richtig nur 2, 4 und 5 sind richtig alle sind richtig Welche der folgenden Aussagen zu Essstörungen treffen zu? a) Bei Anorexia nervosa ist das Suizidrisiko erhöht b) Die Binge-Eating-Störung ist bei Männern häufiger als bei Frauen c) Der Übergang von Anorexia nervosa in eine Bulimia nervosa oder eine BingeEating-Störung ist nicht möglich d) Ein relevantes Untergewicht wird angenommen bei einem Body-Mass-Index (BMI) von 20 kg/m2 e) Bei Beginn einer Anorexia nervosa vor der Pubertät kann eine primäre Amenorrhö auftreten 5 Anorexia nervosa – Differenzialdiagnosen Skript Nr. 8 Gewichtsabnahme sowie zwanghafte ernährungsbezogene Verhaltensweisen können sowohl bei körperlichen als auch anderen psychischen Erkrankungen auftreten: mögliche Differenzialdiagnosen körperliche Erkrankungen (Beispiele) Abgrenzung zur Anorexia nervosa • • • • bösartige Tumore (z. B. des ZNS, Leukämie) Infektionskrankheiten (z. B. Tuberkolose) endokrine Störungen (z. B. Hyperthyreose, Diabetes mellitus) entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn) führen auch zu erheblichem Gewichtsverlust und müssen vorher ausgeschlossen werden Bulimia nervosa (F50.02) Störungen durch psychotrope Substanzen (F1) • bei der aktiven Form der Anorexie (bulimische Anorexie) werden auch Maßnahmen zur Gewichtsabnahme unternommen (z. B. Erbrechen) ABER: Heißhungerattacken sind eher selten, bei der Bulimie hingegen sind sie Leitsymptom der Störung • Gewichtsabnahme kann auch bei Alkohol- oder Drogenmissbrauch bzw. Abhängigkeit vorkommen andererseits kommt Substanzmissbrauch und –abhängigkeit häufig gemeinsam mit Anorexie vor (= Komorbidität – dann wären 2 Diagnosen zu stellen) • Gewichtsverlust ist ein typisches Symptom der depressiven Episode affektive Störungen (F3) aber: der Gewichtsverlust ist ungewollt und verursacht durch Appetitverlust und/oder Antriebshemmung andererseits leiden Anorexie-Kranke häufig zusätzlich an depressiven Symptomen (= Komorbidität – dann wären 2 Diagnosen zu stellen) Angst- und Zwangserkrankungen (F4) Schizophrenie (F3) © • bei der Anorexie können ernährungsbezogene Ängste und Zwänge auftreten je nach Ausprägungsgrad sind ggf. mehrere Diagnosen zu stellen • Vergiftungswahn kann z. B. zur Nahrungsverweigerung führen zur Abgrenzung sind die Leitsymptome der Schizophrenie und wahnhaften Störung heranzuziehen 6 Essstörungen - Adipositas (3) • die Therapie der Adipositas besteht aus einer Kombination von Psychotherapie, Ernährungs- und Bewegungstraining • bei der Psychotherapie gilt auch die kognitive Verhaltenstherapie als Mittel der Wahl • die Therapie kann ambulant oder stationär erfolgen Skript Nr. 8 Therapiemöglichkeiten (Beispiele): • Analyse des Essverhaltens (z. B. Essen bei Stress oder „zwischendurch“) und Entwickeln von Selbstkontrolltechniken und Bewältigungsstrategien kognitive Verhaltenstherapie • Identifikation und Bearbeitung dysfunktionaler Gedanken und Einstellungen • Bearbeitung von überhöhten Leistungsansprüchen und Perfektionismus • Training zur Stressbewältigung Ernährungsrehabilitation psychoanalytisch / tiefenpsychologisch orientiert • Ernährungsberatung und Normalisierung bzw. Veränderung des Essverhaltens zur Reduzierung und Stabilisierung des Gewichts • Bearbeitung der unbewussten Konflikte, die mit Essen kompensiert werden • Bewegungstraining, Anleitung zu körperlichen Aktivitäten, Erstellen von Trainingsplänen weitere • Entspannungstraining • Körperwahrnehmungstraining und kreative Therapien zur Verbesserung der Wahrnehmung von Körpersignalen und Gefühlen und deren Ausdruck Selbsthilfegruppen • empfehlenswert ist die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe (z. B. Overeaters Anonymous) • sollte nur bei sehr schwerer Adipositas (BMI > 35) und grundsätzlich in Kombination mit den oben genannten Therapieformen durchgeführt werden medikamentös / operativ Beispiele: • medikamentös: Appetitzügler • operativ: Magenband zur Magenverkleinerung © 7 Sexualstörungen – wesentliche Merkmale Skript Nr. 8 da Sexualstörungen bislang (von 2 Prüfungsfragen abgesehen, siehe S. 70) kein Prüfungsthema waren, werden die Störungen nur in einem kurzem Überblick mit ihren wesentlichen Merkmalen dargestellt: F52 nicht organische sexuelle Funktionsstörungen • alle Beeinträchtigungen des sexuellen Erlebens und Verhaltens (Frauen und Männer), z. B.: Kurzbeschreibung Mangel an sexuellem Verlangen und Befriedigung Ausfall der für den Geschlechtsakt notwendigen phsysiologischen Reaktion (z. B. Erektion) Unfähigkeit, den Orgasmus zu steuern oder zu erleben die individuellen Ansprüche einer Person an eine erfüllte Sexualität werden nicht erreicht und verhindern die von der betroffenen Person gewünschte sexuelle Beziehung F64 Störungen der Geschlechtsidentität F65 Störungen der Sexualpräferenz (Syn.: Transsexualität) (Syn.: sexuelle Deviationen, Perversionen) • es besteht eine tief verwurzelte Unzufriedenheit (meist seit der Kindheit) mit dem eigenen Geschlecht (Frauen und Männer) • damit verbunden ist der dringende Wunsch, die Rolle des anderen Geschlechts teilweise oder vollständig anzunehmen und der Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung entscheidend bei den Störungen der Geschlechtsidentität ist, dass nicht der Sexualtrieb im Mittelpunkt steht, sondern die geschlechtliche Identifikation, verbunden mit sozialer Anerkennung es kommt dadurch zu zwischenmenschlichen Problemen und einem hohen Leidensdruck • weitgehend fixierte Formen sexueller Befriedigung, die an außergewöhnliche Bedingungen geknüpft sind (fast ausschließlich bei Männern) Auszug aus dem ICD 10: über mindestens 6 Monate treten • ungewöhnliche sexuell erregende Fantasien und sexuell dranghafte Bedürfnisse oder Verhaltensweisen auf, die sich a) auf ungewöhnliche, nicht menschliche Objekte oder b) auf Leiden oder Demütigung von sich selbst oder anderen Menschen oder c) auf Kinder oder andere Personen beziehen, die nicht einwilligungsfähig oder-willig sind • die sexuelle Reaktion wird als psychosomatisch angesehen, d. h., dass sowohl psychische als auch somatische Ursachen (z. B. vaskulär oder hormonell) spielen eine Rolle Ätiologie • einzelnen Störungen in dieser Kategorie können auch als rein psychogen angesehen werden psychische Faktoren sind z. B.: • Partnerschaftsprobleme • berufliche Stresssituationen • Selbstunsicherheit • psychosexuelle Traumen (z. B. Missbrauch) © • die Ätiologie ist unbekannt • körperliche Ursachen sind bislang nicht nachgewiesen • als Hypothese werden einschneidende lebensgeschichtliche Erlebnisse (z. B. Trennungserlebnisse) bei gleichzeitiger Abwehr der Identifikation mit dem Vater oder der Mutter • die Ätiologie ist sehr komplex und in den Einzelfällen sehr unterschiedlich • sie wird in erster Linie psychodynamisch (z. B. Entwicklungsdefizite, biografische Traumen) betrachtet 8 psychosomatische Erkrankungen – Ätiologie (1) • Skript Nr. 8 die multifaktorielle Genese psychosomatischer Erkrankungen setzt sich zusammen aus: a) b) c) d) genetischer Disposition (v. a. hinsichtlich des erkrankten Organs) körperlicher Faktoren psychischer Faktoren psychosozialer Faktoren mit unterschiedlicher Gewichtung, die sich gegenseitig beeinflussen zu den psychischen und psychosozialen Faktoren gibt es unterschiedliche Erklärungsmodelle, z. B. : Bezeichnung Beschreibung • die psychische Mitbeteiligung an der Erkrankung besteht aus anhaltenden inneren Spannungszuständen, die auf unbewusste, verdrängte frühkindliche Konflikte zurückzuführen sind • die anhaltenden Spannungszuständen können zu körperlichen Überlastungen führen und z. B. die Immunabwehr schwächen, zu entzündlichen Prozessen führen und allergische Reaktionen fördern unbewusste Grundkonflikte nach psychoanalytischer Auffassung können sein*): 1. Abhängigkeits-/Autonomiekonflikt: • großes Bedürfnis nach Geborgenheit/ Sicherheit (Abhängigkeit) und gleichzeitiges Bestreben nach Selbstständigkeit (Autonomie) psychoanalytische Konflikttheorien durch die Autonomiebestrebungen gerät aber möglicherweise die Beziehung zur Bezugsperson (in den meisten Fällen ist damit die Mutter bzw. die versorgende Person gemeint) in Gefahr dies führt zu einer inneren Ambivalenz, die nicht gelöst werden kann 2. Nähe-Distanz-Konflikt: • einerseits bedeutet Nähe in der Beziehung zu anderen Personen die Gefahr der Selbst-Auflösung, andererseits bedeutet Distanz zu anderen „verloren zu sein“ zum Selbstschutz werden andere auf Distanz gehalten, was in der Folge zu Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit führt häufig dient Aggression als „Mittel zur Klärung“ des Konflikts 3. Selbstwertkonflikte / narzisstische Konflikte: • der Selbstwert ist abhängig von der Bestätigung (z. B. Bewunderung) anderer Personen daraus resultiert eine Abhängigkeit zu anderen mit ständiger Suche nach Anerkennung und Bestätigung sind diese nicht vorhanden, kommt es zu einer Bedrohung des Selbst *) der © Zusammenhang von o. g. Grundkonflikten und psychosomatischen Erkrankungen konnte bislang wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden und wird je nach therapeutischer Schule kontrovers diskutiert 9 psychosomatische Erkrankungen – Krankheitsbilder: Asthma bronchiale und Colitis Ulcerosa • Skript Nr. 8 grundsätzlich kann jede Erkrankung psychosomatisch sein es gibt jedoch einige Krankheiten, die allgemeinhin als psychosomatisch angesehen werden Beispiele für psychosomatische Erkrankungen im kurzen Überblick (1): Bezeichnung durch eine Hyperreagibilität des Bronchialsystems kommt es zu • Anfällen von exspiratorischer Atemnot (bei der Ausatmung), begleitet von Ängsten und Unruhe • Atemnotanfälle, verlängerte Ausatmung Asthma bronchiale Entstehungsursachen (Beispiele) Kurz-Beschreibung / Symptome • pfeifende Atemgeräusche es werden • • • • • genetische allergische immunologische entzündliche psychische Ursachen angenommen • bei ca. 1/3 der Asthma-Patienten spielen psychische Faktoren eine wichtige Rolle, verursacht durch z. B.: a) Nähe-Distanz-Konflikt b) Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt die durch aktuelle Konflikte (z. B. Trennungserlebnisse) reaktiviert werden • Husten mit zähem Auswurf • häufig kommt es auch zu einer Reizgeneralisierung, z. B.: CAVE: „status asthmaticus“ = sehr schwer und langanhaltender (bis zu Stunden) Atemnotanfall, der lebensbedrohlich (Ersticken) werden kann schubweise verlaufende, chronische Entzündung des Dickdarms mit • • • • • Colitis ulcerosa psychische Faktoren (Beispiele) blutig-schleimigen Durchfällen Krämpfen im Unterbauch Appetitlosigkeit, Erbrechen Gewichtsverlust allgemeine Schwäche • die genaue Ätiologie ist unbekannt es werden • Umwelteinflüsse (z. B. Mikroben) und eine fehlgesteuerte immunologische Reaktion darauf sowie • psychische Faktoren vermutet lösen echte Blumen einen Anfall aus -> dies überträgt sich durch Reizgeneralisierung auch auf künstliche Blumen • ein Zusammenhang von Stress und einer Veränderung der Bewegungen des Darms gilt als nachgewiesen • darüber hinaus können eine Selbstwertproblematik (v. a. Gefühle von Hilflosigkeit) Nähe-Distanz-Konflikt Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt eine Rolle spielen • in der Ursprungsfamilie der Patienten wird häufig ein emotional „kühler“ Umgang mit wenig Interaktion festgestellt © 10 Wörterbuch / Prüfungsfragen zu S. 81 Hyperreagibilität • Überreaktion gr.: spirare = atmen Exspiration • Exspiration = Ausatmung • Inspiration = Einatmung 1. Immunologie, immunologisch • biologische und biochemische Grundlagen der körperlichen Abwehr (des Immunsystems) von Krankheitserregern (z. B. Bakterien, Viren ) und andere Stoffe (z. B. Umweltgifte) Mikroben • Kleinstlebewesen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind (z. B. Bakterien, Pilze) Skript Nr. 8 2. Welche der genannten Erkrankungen zählen zu den psychosomatischen Erkrankungen im engeren Sinne? 1) 2) 3) 4) 5) Bronchialasthma Magengeschwüre Colitis ulcerosa Herzathma Zuckerkrankheit a) b) c) d) e) nur 1 ist richtig nur 1 und 2 sind richtig nur 1, 2 und 3 sind richtig nur 1, 2, 3 und 4 sind richtig alle sind richtig Welche der folgenden Aussage (n) zur Colitis ulcerosa ist/sind richtig? 1) Es handelt sich um eine akut beginnende, häufig rezidivierende und chronifizierende unspezifische entzündliche Erkrankung des Dickdarms, die mit blutig-schleimigen Durchfällen einhergeht 2) Zwei ursächliche Hypothesen werden ernsthaft diskutiert: • Ursache ist eine allergische, autoimmunologisch bedingte Erkrankung • Es handelt sich um eine psychosomatische Erkrankung 3) Untersuchungen haben ergeben, dass in den Familien von Patienten häufig ein emotional einengender Umgangsstil herrscht, der durch wenig Interaktion, durch die Vermeidung von Gefühlen und Affekten wie auch durch ein Fehlen von äußerem Sozialkontakt charakterisiert ist a) b) c) d) e) © nur 1 ist richtig nur 2 ist richtig nur 3 ist richtig nur 1 und 2 sind richtig alle sind richtig 11 Literaturverzeichnis Skript Nr. 8 • Psychiatrie systematisch, Ebert, UNI-MED-Verlag 2008 • Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie, Lieb, Frauenknecht, Brunnhuber, Elsevier-Verlag, 7. Auflage 2012 • Fallgeschichten Psychiatrie und Psychotherapie, Lieb, Heßlinger, Jacob, Elsevier-Verlag, 4. Auflage 2013 • Psychiatrie und Psychotherapie, Möller, Laux, Deister, Thieme-Verlag, Duale Reihe, 4. Auflage 2009 • Psychiatrie und Psychotherapie für Heilpraktiker, Koeslin, Elsevier-Verlag, 3. Auflage 2011 • Heilpraktiker für Psychotherapie, Schneider, Elsevier-Verlag, 2012 • Neurotische Störungen und Psychosomatische Medizin, Hoffmann, Hochapfel, Schattauer-Verlag, 8. Auflage 2009 • Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ermann, Verlag W. Kohlhammer, 5. Auflage 2007 • Psychosomatik und Psychotherapie, Hänel, Enders, Davis, Elsevier-Verlag, 2008 • • Internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD 10 V (F), klinisch-diagnostische Leitlinien, Dilling, Verlag Hans Huber, 8. Auflage 2011 Psychische Störungen in der Praxis, Leitfaden zur Diagnostik und Therapie in der Primärversorgung nach dem Kapitel V (F) der ICD 10,Müßigbrodt et al., Verlag Hans Huber, 4. Auflage 2010 • Die vielen Gesichter des psychischen Leidens, das offizielle Fallbuch der WHO zum ICD 10, Dilling, Verlag Hans Huber, 2000 • Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen (DSM 5), American Psychiatric Association, Hogrefe-Verlag, 2015 • Lexikon Psychiatrie, Psychotherapie, Medizinische Psychologie, Peters, Urban & Fischer-Verlag, Sonderausgabe 2011 • Lingua Medica, Lehrbuch zur medizinischen Terminologie, Bondio, Bettin, Logos-Verlag, 2. Auflage 2009 • www.wikipedia.de • www.duden.de Quellennachweis Fotos, Abbildungen: www.fotolia.com • © Deckblatt: Papillon galet, @manipulateur 12 Impressum Impressum: alle Rechte vorbehalten: CWC-Verlag., Herrsching www.cwc-verlag.de ISBN Print: 978-3-946570-21-9 ISBN CD ROM: 978-3-946570-22-6 ISBN Download: 978-3-946570-23-3 1. Auflage Mai 2016 Produktion: Satz & Druck Molnar Skript Nr. 8 Zur Autorin: Christine Wunderlich ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und seit mehreren Jahren erfolgreich als Privatdozentin für die Vorbereitung zur Prüfung vor dem Gesundheitsamt für den Heilpraktiker Psychotherapie tätig. Ihre umfangreiche Skriptenreihe ist über mehrere Jahre aus ihrem Wissen als Dozentin und den Prüfungserfahrungen ihrer Schüler/innen entstanden. Darüber hinaus ist die Autorin als Fachtherapeutin für Burnout, Stressbewältigung & Entspannung tätig und gibt dazu Kurse in Unternehmen, u. a. mit dem von ihr entwickelten Konzept „Stressbewältigung in Achtsamkeit in nur 6 Schritten©“ Weitere Informationen finden Sie unter: www.christine-wunderlich-coaching.de Die Autorin und der Verlag sind zu erreichen unter: [email protected] Wichtige Hinweise: Dieses Skript einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder andere Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mit Hilfe elektronischer Systeme jeder Art, gesamt oder auszugsweise sowie Übersetzungen sind ohne schriftliche Genehmigung des Verlages untersagt. Die Nutzung dieses Skriptes und die Umsetzung der darin enthaltenen Informationen erfolgt ausdrücklich auf eigenes Risiko. Haftungsansprüche gegen den Verlag oder die Autorin für Schäden materieller oder ideeller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Informationen bzw. die Nutzung fehlerhafter und/oder unvollständiger Informationen verursacht werden, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Ausgeschlossen sind somit jegliche Rechts- und Schadensersatzansprüche gegenüber dem Verlag oder der Autorin. 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