Humboldt-Universität zu Berlin WS 2003/2004 Philosophische Fakultät III SS 2004 Institut für Sozialwissenschaften PJ: Soziale Netzwerkanalyse und Interpersonale Beziehungen Hauptstudium SoWi Dozentin: Dr. Marina Hennig Sind moderne Freundschaften differenzierte Freundschaften? Eine netzwerkanalytische Untersuchung Theo Gnauck Matrikel-Nr.: 138449 Dajana Heerde Matrikel-Nr.: 163465 Krisztina Kiss Matrikel-Nr.: 181329 Anette Zander Matrikel-Nr.: 162775 Berlin, 17. Februar 2005 Inhaltsverzeichnis I Einleitung 2 II Der Freundschaftsbegriff 3 III Theorie(n) der Freundschaft III.1 Ein ideengeschichtlicher Annäherungsversuch 4 III.2 Eine Theorie der Freundschaft in der Soziologie? 6 III.3 Georg Simmel – „Differenzierte Freundschaften“ 8 IV Hypothesen 9 V Methode der empirischen Untersuchung VI V.1 Die egozentrierte Netzwerkanalyse 12 V.2 Untersuchungseinheit und methodische Vorgehensweise 12 V.3 Operationalisierung der zentralen Untersuchungsdimensionen 14 Ergebnisse VI.1 Demographische Daten 15 VI.2 Freundschaft VI.2.1 Netzwerkgröße und -dichte 16 VI.2.2 Bedeutung von Freundschaft und Bekanntschaft 17 VI.2.3 Der/die beste Freund/in 19 VI.3 Differenzierte Freundschaften VI.3.1 Uni-/Multiplexität 19 VI.3.2 Individuelle und soziale Verschiedenheit der alteri 20 VI.4 Auswertung der Thesen 21 VII Zusammenfassung und Ausblick 25 Literaturverzeichnis 27 Anhang 1 I Einleitung „Wer unser Freund ist, zeigt sich (...) eher in gemeinsamen vollzogenen Handlungen als im Reden über den Begriff der Freundschaft. Wer über sie nachdenkt (…), dem ist der auf Vertrauen basierende Umgang mit dem Freund zum Problem geworden“ (F. Nietzsche)1. Dennoch beschäftigte das Phänomen Freundschaft bereits die Philosophen des Altertums, die sich insbesondere mit der Frage nach Inhalt und Wert von Freundschaft auseinandersetzten. In der soziologischen Forschung hingegen nimmt dieses Thema eher eine untergeordnete Rolle ein; Uneinigkeit herrscht darüber, wie Freundschaft begrifflich und methodisch zu untersuchen ist. Einen Versuch unternimmt die Netzwerktheorie, wenn die Eingebundenheit eines Individuums in sein gesellschaftliches Umfeld und die Struktur dessen untersucht werden soll. Dabei wird Freundschaft in einer egozentrierten Netzwerkanalyse gleichgesetzt mit anderen sozialen Beziehungen wie Familie, Partner- oder Nachbarschaft, die sich aber im Gegensatz zu Freundschaft durch klare Definitionen (z. B. Beginn und Ende der Beziehung) auszeichnen; Freundschaft hingegen bleibt eine subjektive Bestimmung eines jeden Individuums. Welche Schwierigkeiten sich daraus für die sozialwissenschaftliche Freundschaftsforschung ergeben, soll im nachfolgenden Kapitel näher erläutert werden. Nach dem Soziologen und Philosophen Georg Simmel (1858 – 1918), dessen Definition von Freundschaft Grundlage für unsere hier entwickelten Hypothesen bildet, setzt mit der Moderne im ausgehenden 19. Jahrhundert eine Tendenz zur Entwicklung differenzierter Freundschaften ein, die sich von der traditionellen Form einer „vollkommenen Freundschaft“ nach aristotelischem Vorbild wegbewegt. Freundschaften würden von nun an aufgrund persönlicher Interessen gepflegt, was der Intensität der jeweiligen Freundschaften nicht abträglich sei, den Charakter „absoluter seelischer Vertrautheit“ mit einer oder wenigen Personen jedoch verliert, denn „solche Vertrautheit dürfte mit wachsender Differenzierung der Menschen immer schwieriger werden“2. Unser Forschungsinteresse dieser Untersuchung besteht demnach darin, mit Hilfe der egozentrierten Netzwerkanalyse zu untersuchen, ob sich diese Tendenzannahme Simmels im heutigen Zeitalter der Individualisierung, in dem das Individuum immer mehr aus seinem sozialen Gefüge herauszutreten scheint, bewahrheitet oder ob infolge dieser Individualisierung eine Differenzierung von Freundschaften nicht stattgefunden hat und Freundschaften noch 1 Eichler, Klaus Dieter :Philosophie der Freundschaft, 2. Aufl. 2000: Reclam Verlag Leipzig, S. 150 Simmel, Georg: Soziologie der Freundschaft. In: Eichler, K.-D. (Hrsg.) 1999, Philosophie der Freundschaft, Reclam Verlag Leipzig, S. 160 2 2 immer als intensiv erlebt werden. Der von uns verwendete Begriff ‚moderne Freundschaften‘ meint die heutigen Freundschaftsbeziehungen. Unsere Untersuchungseinheit besteht aus 20 Befragten im Alter von 25 – 45 Jahren, die in Berlin ansässig sind. II Der Freundschaftsbegriff Wie bereits angedeutet, unterliegt der Begriff Freundschaft keiner klar abgrenzbaren Definition, sondern wird in folgendem Umfang individuell verschieden aufgefasst und interpretiert: Während für die einen eine Abgrenzung zum „Bekannten“ kaum möglich ist, reservieren die anderen den Begriff „Freund“ ausschließlich für die engsten und intimsten Freunde. Unter dieser Voraussetzung ist eine Untersuchung von Freundschaften vor allem für die quantitative Sozialforschung schwierig, weil sie auf feststehende Begriffe als Grundlage für ihre Arbeiten ebenso wie für die vergleichbare Datenauswertung angewiesen ist. Insbesondere lässt sich für die Methode der Netzwerkanalyse, in der soziale Netze zumeist rein quantitativ erhoben werden, vermuten, dass sie für die Freundschaftsforschung ungeeignet ist. Jedoch kann die eigentliche Schwierigkeit der nicht standardisierbaren Definitionsgrundlage durch eine Verbindung aus quantitativer und qualitativer Datenerhebung aufgelöst werden. Über die traditionelle, standardisierte, quantitative Erhebungsmethode können (im groben) Inhalt, Intensität und Form von Freundschaften erfragt werden. Hingegen hat die qualitative Forschungsmethode zum Vorteil, dass sie den nötigen Freiraum für subjektive Beurteilungen lassen kann, d. h. etwa mit offenen Fragen auch eine tiefere Themenbearbeitung zulässt. Dass diese Art von Datenerhebung keine größere Probandenzahl (wie in der rein quantitativen Sozialforschung) erlaubt und die Datenauswertung eine erhebliche Mehrarbeit bedeutet, stellt den Nachteil dieser Methode dar. In der vorliegenden Untersuchung von Freundschaftsnetzwerken wird eine unseres Erachtens notwendige Verbindung aus beiden Erhebungsmethoden angewandt, womit wir uns vor allem an die 1997 beendete Fallstudie von Kirsten Schulte3 anlehnen. Die Schulte-Studie zeigt u. a., wie unterschiedlich die Antworten auf eine gleiche Fragestellung, z. B. bei der Abgrenzung zwischen Freund und Bekanntem durch die verschiedenen Fragetechniken ausfallen können. Da die Abgrenzung dieser Begrifflichkeiten auch in Simmels Theorie eine we- 3 Schulte, Kirsten: Freundschaftsbeziehungen in persönlichen Netzwerken. In: Lang, Stefanie (1997) 3 sentliche Rolle spielt, haben wir diese als Untersuchungsgegenstand ebenfalls aufgenommen und jeweils in einen quantitativen und einen qualitativen Teil integriert. Wie die Schulte-Studie basieren bereits einige andere Untersuchungen zu Freundschaftsnetzwerken und sozialen Netzwerkuntersuchungen, die u. a. Freundschaften thematisieren, auf der Anwendung verschiedener Datenerhebungstechniken; zum Teil werden ausschließlich qualitative Interviews durchgeführt4. Eine relativ neue Studie von Johannes Schaub (2002) versucht, nach ausführlicher kritischer Prüfung der herkömmlichen quantitativen Methodik diese erneut anzuwenden. Die doch sehr unterschiedlichen Herangehensweisen in der bisherigen sozialwissenschaftlichen Freundschaftsforschung lassen sich grob zusammenfassen: „(1) Die Verantwortung für die inhaltliche Ausfüllung des Freundschaftsbegriffs wird den Mitgliedern der untersuchten Stichprobe überlassen. (2) Die Definition von Freundschaft wird im Vorhinein von den Forschern eingeschränkt. (3) Es werden induktive Verfahren verwendet, um herauszufinden, welchen Begriff von ‚Freundschaft’ diejenigen Personen haben, die untersucht werden.“5 Die vorliegende Studie kann der letzteren Vorgehensweise zugeordnet werden, da wir einerseits im standardisierten Teil u. a. die Begriffe „Freund“ und „Bekannter“ als ‚vordefiniert‘ verwenden und vorgeben (der Befragte legt hier selbst fest, in welchem Verhältnis die Personen in seinem Netzwerk zu ihm stehen), zugleich aber erfragen wir im qualitativen Teil über offene Fragen eine subjektive Definition dieser Begrifflichkeiten und nehmen beide Antworten gleichermaßen in die Datenauswertung auf. Der ‚vordefinierte‘ Begriff von Freundschaft basiert hier auf dem Verständnis des Begriffs aus dem allgemeinen Sprachgebrauch: ein auf gemeinsames Interesse und/oder gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis zueinander6. III Theorien(n) der Freundschaft III.1 Ein ideengeschichtlicher Annäherungsversuch Betrachtet man den Menschen als ein mit Vernunft ausgestattetes Wesen, welches sich als Individuum und Teil der Umwelt, Gemeinschaft oder Gesellschaft vorfindet, erscheint es kaum verwunderlich, dass er sich und seine Beziehungen zum „Anderen“ (in welcher Gestalt auch immer) reflektiert. Die ewige und urphilosophische Frage nach dem Wer-bin-ich-? spiegelt sich auch und gerade in dem Phänomen der Freundschaft wider. 4 z. B. Meyer/Schulze (1992), Valtin/Fatke (1997), Schmidt-Mappes (2001), Auhagen (1991): hier wurde alternativ das von 18 Freundschaftspaaren geführte Doppeltagebuch als Erhebungsmethode gewählt 5 Valtin/Fatke: S. 30/31 6 siehe auch: Duden Deutsches Universalwörterbuch 1989. Mannheim; Wien; Zürich: Dudenverlag 4 Bereits in der Antike sahen Philosophen wie Platon und Aristoteles die besondere Rolle und Verbindung zwischen dem Selbst und dem Anderen in Form einer Freundschaft. Aristoteles verweist zudem in seiner „Nikomachischen Ethik“ besonders auf die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Freundschaft. So gehört Freundschaft für ihn nicht nur generell zum Notwendigsten im Leben, sondern bildet das wichtigste Element in der Natur des Menschen: „Insofern die Polis um des guten Lebens willen existiert, ist sie auf Verschwägerungen und Geschlechtsverbände, Opfergenossenschaften und Formen des geselligen Lebens angewiesen und sie alle sind das Werk der Freundschaft, denn Freundschaft ist nichts anderes als die Entscheidung, miteinander zu leben.“7 Hier wird der Freundschaft die hohe Tugend des gesellschaftlich-politischen Zusammenhalts zugeschrieben. Freundschaft stiftet jene Eintracht unter den Menschen, die aus den Ämtern und Institutionen der Polis noch nicht erwächst. Aristoteles Typologie der Freundschaft (Interessenfreundschaft, Lustfreundschaft und vollkommene Freundschaft) wird auch von Kant in der Tradition der Aufklärung in ähnlicher Weise fortgeführt. Auch hier findet sich ein Idealtypus der ‚vollkommenen Freundschaft’ in Form einer „Freundschaft des Sentiments“ wieder. Trotz des stark von ihm mitbeeinflussten Rationalismus seiner Zeit verschreibt sich auch Kant einer Art Ideal der „wahren“ Freundschaft im Unterschied zu anderen eher zweck-nutzenorientierten Freundschaftstypen. Eine nicht zu unterschätzende Ursache dafür könnte in der philosophischen Grundhaltung einer „positiven“ Anthropologie liegen. Diese wurde spätestens mit der Hobbesschen Philosophie des „Der Mensch ist des Menschen Wolf“ völlig neu überdacht. So scheint die Sichtweise zum Phänomen und Begriff der Freundschaft eines Theoretikers und Denkers in engem Zusammenhang mit dessen anthropologischer Ausrichtung seiner Philosophie zu stehen. Als ein Beispiel für eine in der Hobbesschen Tradition liegende „negative“ Anthropologie ließe sich die Freund-Feind-Theorie Carl Schmitts anführen. Auch Schmitt reflektiert wie anfangs erwähnt das Selbst in Beziehung zu dem Anderen. Während Aristoteles jedoch noch die positive gesellschaftlich-politische Bedeutung der Integration von Freundschaften thematisiert, betont Schmitt in Negation dessen die in sich notwendige nach außen gerichtete gemeinsame Abgrenzung vom Anderen, Fremden – dem Feind. Er geht also von einem weder rational noch moralisch begründbarem Bedürfnis des Menschen aus, sich in Abgrenzung vom Anderen, einen Fremden zu markieren und ihn zum Feindbild zu küren. Schmitt unterscheidet zwischen privatem und politischem bzw. öffentlichem Feind, d. h. das erlaubte und erwünschte Feindbild bezieht sich auf einen größeren anderen Verband, nicht auf Angehöri- 7 Schneider/Bachem (Hrsg.) 1967: Aristoteles. Aufzeichnungen zur Staatstheorie. Köln: Verlag Jakob Hegner, S. 139 5 ge des eigenen Verbands (Volk oder Religionsgemeinschaft): "Feind ist nur der öffentliche Feind, weil alles, was auf eine solche Gesamtheit von Menschen, insbesondere auf ein ganzes Volk Bezug hat, dadurch öffentlich wird..."8 Von einer ganz anderen Warte der Betrachtung folgt auch der Psychoanalytiker Sigmund Freud einer im Grunde negativen Anthropologie: "Das gern verleugnete Stück Wirklichkeit hinter alledem ist, daß der Mensch nicht ein sanftes, liebebedürftiges Wesen ist, das sich höchstens, wenn angegriffen, auch zu verteidigen vermag, sondern daß er zu seinen Triebbegabungen auch einen mächtigen Anteil von Aggressionsneigungen rechnen darf."9 Diese für Freud in hohem Maße sexuell generierten Aggressionsneigungen kann der Mensch entweder zielgehemmt in gemeinschaftlichen (freundschaftlichen) Verbänden sublimieren, oder an einem äußeren Feind(bild) ausleben. So erhält Freundschaft die Bedeutung einer aus der Notdürftigkeit heraus entstandenen Gemeinschaft, die sich in der kultivierten Form eines gezügelten Sexualtriebs auslebt. Was bei Schmitt das „private“ und „öffentliche“ ausmacht, zeigt sich bei Freud ganz ähnlich gelagert in einer Art „innen“ und „außen“. Das heißt, in Exklusion zu dem anderen, äußeren und größeren Verband steht inklusiv der eigene, innere und kleinere Verband. Die gesellschaftliche Bedeutung von Freundschaft, ob nun aus einer anthropologisch eher positiven oder negativen Sichtweise betrachtet, ist im einen wie im anderen Falle unbestritten. So sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die hier vorgenommene, inhaltlich stark verkürzte Gegenüberstellung philosophisch-weltanschaulich grundverschiedener Annäherungsversuche an die Wesensbedeutung der Freundschaft nicht als dichotome Erklärung von Freundschaftstheorien missverstanden werden sollte. Vielmehr gilt es, auf die Veränderung und Unterschiedlichkeit theoretischer Herangehensweisen und damit auf die, dem Phänomen der Freundschaft immanenten Subjektivität aufmerksam zu machen. Zum anderen soll hiermit deutlich werden, dass scheinbar nicht nur die verschiedenen Theorien der verschiedenen Denker mit gesellschaftlichen Wandlungsprozessen einhergehen, sondern ebenso das Phänomen Freundschaft den Entwicklungs- und Veränderungsprozessen von Gesellschaft obliegt. III.2 Eine Theorie der Freundschaft in der Soziologie? Wie in Kapitel II bereits angedeutet wurde, ergeben sich mit der näheren Betrachtung des Phänomens Freundschaft deutliche Schwierigkeiten bezüglich seiner theoretischen Bedeu8 9 Schmitt, C.: Der Begriff des Politischen, Berlin 1991 (1932), S. 29 Freud, S.: Das Unbehagen in der Kultur, Band IX 1974/82, Frankfurt/M., S. 240 6 tung und damit auch der methodologischen Herangehensweise. So beruht der Begriff auf einer Vielzahl subjektiv verstandener, mehrdimensionaler Inhalte, die sich in einer ganzheitlichen Theorie kaum greifen lassen. In seinem Aufsatz „Freundschaft. Ein Beitrag zu einer Soziologie der persönlichen Beziehungen“ (1964) postuliert Friedrich H. Tenbruck, dass es der Soziologie an einer Theorie der Freundschaft mangele. Ihm ist die besondere Schwierigkeit der Subjektivität und Mehrdimensionalität von Freundschaft durchaus bewusst, wenn er betont, dass sie ihrer Erscheinung nach nicht gleichmäßig über Räume und Zeiten verteilt und von Land, Kultur, Schicht, Alter, Zeit u.s.w. verschieden zu betrachten sei, doch: „Damit ergibt sich von selbst die Methode: Man muss die Formen und Inhalte dieser Wellen und Arten von Freundschaft vergleichen und zu gesellschaftlichen Faktoren in Beziehung setzen.“10 So entwickelt er in seiner Abhandlung eine Theorie der persönlichen Beziehungen, die Freundschaft als eine solche, sozial/gesellschaftlich bedingte und nicht zufällige Äußerungsform individueller Anlagen definiert. Einhergehend mit der Heterogenität der Umwelt und der daraus erwachsenen sozialen Differenzierung und Individualisierung der Gesellschaft verändere sich auch das Bedürfnis nach Freundschaft, so dass etwa: „(...) die hochindividualisierten persönlichen Beziehungen, wie Liebe, Freundschaft und kleine Freundschaftskreise dort wichtig werden müssen, wo die Vereinzelung radikal und die Chancen zur Ausbildung umgreifender sozialer Identifikationen gering sind.“11 Persönliche Beziehungen wie Freundschaft dienen demnach der Orientierung und Stabilisierung des Ichs. Zudem, so Tenbrucks zentrale These, sei das Bedürfnis nach Freundschaft als Korrelat gesellschaftlicher Vereinzelung zu begreifen. Dieser Zusammenhang äußere sich insbesondere in erhöhten Gruppenzusammenschlüssen (Vereine, Orden, Bruderschaften, Sekten etc.) und Ideologien (z. B. Aufklärung, dass alle Menschen Brüder seien). Umgekehrt seien „Zeiten gehäufter Vereinsbildung (…) denn auch immer Phasen starken gesellschaftlichen Wandels.“12 Der hier angesprochene gegenseitige Einfluss von gesellschaftlicher Differenzie- rung/Individualisierung und persönlichen (sozialen) Beziehungen wie Freundschaft führten uns zu der Frage: Inwieweit ist es möglich, dass gesellschaftliche Wandlungsprozesse, wie die einer zunehmenden Differenzierung und Individualisierung, auch Auswirkungen auf Struktur und Inhalt heutiger Freundschaftsbeziehungen zeigen? 10 Tenbruck, F. H. 1964: Freundschaft. Ein Beitrag zu einer Soziologie der persönlichen Beziehungen. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, S. 232 11 Tenbruck 1964, S. 240 12 Tenbruck 1964, S. 239 7 Georg Simmels Konzept der „Differenzierten Freundschaften“ erweist sich als eine geeignete theoretische Grundlage für die zentrale Fragestellung der hier vorliegenden empirischen Untersuchung. Sie soll an dieser Stelle kurz vorgestellt werden. III.3 Georg Simmel – „Differenzierte Freundschaften“ Ähnlich wie Tenbruck sieht auch Simmel einen Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Differenzierung und sozialen Beziehungen. Während Tenbruck eher das ‚äußere’ Erscheinungsbild von Freundschaft ins nähere Blickfeld rückt (kurz: je mehr Vereinzelung, desto stärker der Zusammenschluss persönlicher Beziehungen), betrachtet Simmel den ‚inneren’ Veränderungsprozess von Freundschaftsbeziehungen, d. h. die veränderte Bedeutung von Freundschaft. So habe sich nach Simmel das antike Ideal einer Freundschaft absoluten Vertrauens mit den Anforderungen einer zunehmenden Differenzierung der Gesellschaft in (zunehmend) differenzierte Freundschaften gewandelt (kurz: je mehr Vereinzelung, desto „vereinzelter“ der Charakter sozialer Beziehungen): "Solche völlige Vertrautheit dürfte indes mit der wachsenden Differenzierung der Menschen immer schwieriger werden. Vielleicht hat der moderne Mensch zuviel zu verbergen, um eine Freundschaft im antiken Sinne zu haben (...) Es scheint, daß deshalb die moderne Gefühlsweise sich mehr zu differenzierten Freundschaften neigte, d. h. zu solchen, die ihr Gebiet nur an je einer Seite der Persönlichkeit haben und in die übrigen nicht hineinspielen. Damit kommt ein ganz besonderer Typus der Freundschaft auf (...) Diese differenzierten Freundschaften, die uns mit einem Menschen von der Seite des Gemütes, mit dem anderen von der geistigen Gemeinsamkeit her, mit einem dritten um religiöser Impulse willen, mit einem vierten durch gemeinsame Erlebnisse verbinden.“13 „Differenzierte Freundschaften“ sind demnach Ausdruck unterschiedlicher Interessensphären, bei denen nicht mehr die idealtypische ganzheitliche Entsprechung zweier Personen angestrebt wird. Eine entscheidende Rolle nimmt dabei das Element der ‚Diskretion’, des ‚Geheimnisses’, oder anders ausgedrückt, das ‚Maß des Eindringens oder der Reserve innerhalb des Freundschaftsverhältnisses’ ein. Im ‚Geheimnis’ sieht Simmel zum einen das gemeinsam verbindende und Dritte ausschließende Wissen einer Beziehung, zum anderen aber auch das gegenseitige Nichtwissen. Das heißt, persönliche/soziale Beziehungen kennzeichnen sich durch die „Diskretionsfrage“ des „Sich-Offenbarens und Sich-Verschweigens“. Im Unterschied zur absolut alles miteinander teilenden Freundschaft im antiken Sinne ist die moderne „differenzierte“ Freundschaft von der Forderung bestimmt, „(…) daß die Freunde 13 Simmel, G. 1908: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung. Kap. 6: Die Kreuzung sozialer Kreise. Frankfurt/M.: Suhrkamp. GSG 11., S. 163 8 gegenseitig nicht in die Interessen- und Gefühlsgebiete hineinsehen, die nun einmal nicht in die Beziehung eingeschlossen sind und deren Berührung die Grenze des gegenseitigen Sich-Verstehens schmerzlich fühlbar machen würde.“14 Solange sie sich auf die Bestimmtheit ihres Gebietes beschränkt, kann die „differenzierte Freundschaft“ genauso von einer „aus ihren letzten Wurzelsäften getränkten“15 Gefühlstiefe geprägt sein wie jene Freundschaft aus „undifferenzierten Epochen und Personen16“. Ganz anders hingegen verhält sich dies bei der Bekanntschaft: Die Bekanntschaft ist nach Simmel der eigentliche Sitz der ‚Diskretion’. Ihr fehlt es an Intimität, da eine gewisse grundsätzliche Reserve, somit Distanz, gewahrt wird und sich einer dem anderen nur oberflächlich offenbart: „Indem man aussagt, mit einer bestimmten Person bekannt, ja selbst gut bekannt zu sein, bezeichnet man doch sehr deutlich den Mangel eigentlich intimer Beziehungen; man kennt von Andern unter dieser Rubrik nur das, was er nach außen hin ist: entweder im rein gesellschaftlich-repräsentativen Sinn oder so, daß man eben nur kennt, was der andere uns zeigt; der Grad des Kennens (...) bezieht sich nicht auf das, was in der innerlichen Schicht, sondern nur was in der, dem Andern und der Welt zugewandten wesentlich ist.“17 Die theoretischen Grundannahmen Simmels zum Begriff der „differenzierten Freundschaft“ und „Bekanntschaft“ bildeten die Basis für die folgenden, im weiteren Verlauf zu überprüfenden Hypothesen dieser Untersuchung. IV. Hypothesen These 1: Je höher die Anzahl der Freundschaften egos, desto differenzierter sind die Beziehungen. Simmels Formulierung: „die differenzierten Freundschaften, die uns mit einem Menschen von der Seite des Gemütes, mit dem anderen von der geistigen Gemeinsamkeit her, mit einem dritten um religiöser Impulse willen, mit einem vierten durch gemeinsame Erlebnisse verbinden“18 lässt auf eine Vielzahl von Freunden schließen. Wir vermuten deshalb einen positiven Zusammenhang zwischen der Größe des Netzwerkes und der Differenziertheit der 14 Simmel, G. 1908, S. 163 Simmel, G. 1908, S. 164 16 Simmel, G. 1908, S. 160 17 Simmel, G. 1908, S. 163 18 Simmel, G. 1908, S. 164 15 9 Freundschaften, weil mehr Freunde mehr bzw. unterschiedlichere Beziehungsinhalte möglich machen. Die Differenziertheit der Freundschaften erhalten wir aus den Angaben zu den einzelnen von uns ausgewählten und vorgegebenen Beziehungsinhalten. These 2: Je höher die individuelle und soziale Verschiedenheit der Freunde egos, desto differenzierter die jeweilige Freundschaft. Wir nehmen an, dass, wenn der individuelle und soziale Hintergrund egos mit dem seiner alteri tendenziell weniger übereinstimmt, die Wahrscheinlichkeit steigt, eine Beziehung mit weniger Beziehungsinhalten vorzufinden. These 3: Mit der Anzahl und der individuellen und sozialen Verschiedenheit der Freunde egos sinkt bzw. steigt das Bedürfnis oder die Wichtigkeit (nach) der einen idealtypisch motivierten Freundschaft „völligen Vertrauens“. Wir vermuten, dass die Netzwerkgröße und die alteri-Verschiedenheit positiv mit dem Bedürfnis nach dem besten Freund korrelieren, weil nach Simmel davon auszugehen ist, dass „solche Vertrautheit (...) mit wachsender Differenzierung der Menschen immer schwieriger werden [dürfte]“19 und wir annehmen, dass die Person völligen Vertrauens in diesem Fall evtl. vermisst wird. Wenn, wie zu These 2 beschrieben, die alteri-Verschiedenheit die Differenziertheit positiv beeinflusst, folgt aus mehr Differenzierung weniger vollkommenes Vertrauen. Wir setzen voraus, dass die von Simmel gemeinte Freundschaft im antiken Sinne heute als ‚bester Freund’ bezeichnet wird resp. diese Bezeichnung dem idealen Freundschaftstypus am ehesten entspricht. Die zu untersuchende Variable „Freundschaft völligen Vertrauens“ wird von uns also mit ‚bester Freund’ bezeichnet. These 4: Gibt es unabhängig von der Anzahl der bestehenden Freundschaften egos noch den „besten Freund“? Neben der von Simmel aufgeworfenen Grundfrage, ob es den einen, einzigen Freund völligen Vertrauens heute noch gibt, soll ein Zusammenhang zur jeweiligen Netzwerkgröße un19 Simmel: Soziologie der Freundschaft, S. 160 10 tersucht werden. Wie bereits zu These 1 beschrieben, gehen wir (nach Simmel) davon aus, dass die Beziehungen differenzierter werden, desto größer das Freundschaftsnetzwerk ist. Wir haben die Frage „Gibt es noch den besten Freund?“ in vorliegender These ergänzt um die Frage, ob der ‚beste Freund’ evtl. in kleineren, weniger differenzierten Netzwerken eher zu finden ist als in großen oder eben unabhängig davon. Die Annahme einer positiven Korrelation zwischen Netzwerkgröße und Differenziertheit impliziert, dass der ‚beste Freund’ vor allem in den kleinen Netzwerken zu finden ist. These 5: Je mehr der Beziehungsinhalt zu den alteri von Diskretion geprägt ist, desto eher wird die Bezeichnung „Bekannter“ benutzt (in Abgrenzung zu „Freund“). Mit dieser These wollen wir Simmels vermuteten positiven Zusammenhang zwischen der Diskretion und der Bezeichnung „Bekannter“, wie in Kapitel III.3 beschrieben, überprüfen. Die unabhängige Variable ‚Diskretion‘ wird unserer Ansicht nach verständlicher als ‚Wahrung der Intim- und Privatsphäre‘ bzw. als ‚Distanzwahrung‘ aufgefasst und kann als solche bezüglich der jeweiligen alteri, also bezüglich der Freunde und Bekannten, erfragt werden. Die Bezeichnungen „Freund“ und „Bekannter“ können neben anderen von den Befragten den alteri zugeordnet werden. Da wir die Diskretion zu den alteri genauer definieren wollen, fragen wir diese ergänzend in beide Richtungen ab, d. h. wie viel Diskretion wahrt alter ego und wie viel Diskretion wahrt ego gegenüber den alteri. These 6: Ist der Zufriedenheitsgrad mit dem jeweiligen Freundeskreis unabhängig von der Uni- bzw. Multiplexität der Beziehungsinhalte? Georg Simmel hat differenzierte Freundschaften in der Moderne vermutet, ohne diese Veränderung explizit zu werten. Anhand vorliegender Arbeitsthese wollen wir überprüfen, wie zufrieden die Befragten abhängig oder unabhängig von ihren differenzierten Freundschaften sind bzw. ob bei einem stark ausgeprägten differenzierten Netz evtl. der gleiche oder ein ähnlicher Zufriedenheitsgrad angegeben wird wie bei einem weniger differenzierten Netz. Wenn es denn den Wandel von dem einen besten Freund hin zu differenzierten Freundschaften gegeben hat, wollen wir die heutige Situation von den Befragten mithilfe eines Zufriedenheitsgrades in diesem Sinne bewerten lassen. 11 V Methode der empirischen Untersuchung V.1 Die egozentrierte Netzwerkanalyse Mit der Netzwerkanalyse (NWA) ist in der sozialwissenschaftlichen Forschungsgeschichte ein Instrumentarium gefunden worden, welches erstmals die Untersuchung von Beziehungen zwischen Akteuren ermöglicht. In der NWA wird zwischen der Erhebung eines Gesamtnetzwerkes, z. B. eine Befragung aller Angestellten einer Firma, und der egozentrierten Netzwerkanalyse unterschieden. Letztere ermöglicht eine umfassendere Befragung innerhalb einer kleinen Gruppe bzw. innerhalb einer Stichprobe aus der Gesamtheit. Die Anwendung von Netzwerkanalysen begann mit der Beobachtung einer kleinen Gruppe in den 40er Jahren und hat sich – ergänzt um die standardisierte Befragung der einzelnen Akteure – als egozentrierte netzwerkanalytische Untersuchungsmethode in den 80er Jahren im GSS (General Social Survey) und der ZUMA (Zentrum für Umfragen und methodische Analysen) etabliert.20 Obgleich die NWA rein quantitativ arbeitet, wird, wie in Kapitel II ausgeführt, bereits häufiger eine zusätzliche qualitative Erhebungstechnik integriert, wenn es der Untersuchungsgegenstand erfordert. Die egozentrierte NWA (auch persönliche NWA genannt) untersucht die direkten Beziehungen eines einzelnen Akteurs (ego) zu anderen. Zusätzlich wird ego nach den Beziehungen zwischen den von ihm genannten Netzwerkpersonen (alteri/alter egos) befragt. Anhand dieser Daten können weiterführende Untersuchungen beispielsweise zur Netzwerkdichte erfolgen. Die Reziprozität wird oftmals nicht überprüft, d. h. wenn ego eine Person angibt, mit der er gern persönliche Dinge bespricht, lässt das nicht zwangsläufig den Umkehrschluss zu. Von größerem Interesse ist zumeist das Bestehen einer Beziehung bestimmter Art, welche an sich den Forschungsgegenstand darstellt. Die egozentrierte NWA ist die am häufigsten angewandte Methode für soziale Netzwerkuntersuchungen und sie wird auch in dieser Studie verwendet. V.2 Untersuchungseinheit und weitere methodische Vorgehensweise Wir untersuchen eine Stichprobe von 20 Personen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren. Unser Forschungsinteresse gilt den Freundschaftsnetzwerken von Erwachsenen; eine weitere Eingrenzung als die der Altersbeschränkung haben wir nicht vorgenommen. Über das Schneeballsystem, d. h. über Bekannte von Bekannten, erwarten wir Probanden beiden Ge20 Jansen, D. 1999: Einführung in die Netzwerkanalyse. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Opladen: Leske + Budrich, S. 63/73 12 schlechts, unterschiedlichen Familienstandes, allein und in Partnerschaft lebend, mit und ohne Kinder sowie unterschiedlicher sozialer Schichtung. Der Proband erhält zu Beginn der Befragung eine Namensliste (siehe Anhang: Anlage 1), die zur Wahrung der Anonymität ausschließlich für ihn vorgesehen ist. Die Namen der alteri werden über bestimmte Fragen (Namensgeneratoren) erfasst, welche im Vorfeld themenspezifisch festgelegt werden. Dass wegen der Definitionsproblematik des Freundschaftsbegriffs nicht direkt nach den Namen der Freunde gefragt werden kann, ist in der Forschung mittlerweile unumstritten. Ronald S. Burt hat 1984 einen Namensgenerator mit nur einer Frage eingeführt (Mit wem reden Sie über persönliche Probleme?), um das Kernnetzwerk eines Individuums zu erfassen. Claude Fischer und McCallister erstellten mit gleicher Intention bereits in den 70er Jahren Namensgeneratoren aus 10 spezifischen Fragen. Diese haben wir größtenteils übernommen (Anlage 2). Der Proband notiert zu den einzelnen Fragen die Namen, welche anschließend nummeriert und als solche für die weitere Bearbeitung verwendet werden. Abweichend von anderen Studien gibt es in unserer keine Beschränkung für die Anzahl der Namen. Den Generatoren folgen die Namensinterpretatoren, d. h. die Fragen für alle weiterführenden Informationen zu den alteri und zu den Beziehungen zwischen ego und den alteri. Unsere Interpretatoren, bestehend aus einem standardisierten Fragebogen in Form von Karteikarten mit den entsprechenden Antwortmöglichkeiten (Anlage 3), enthalten unseren Hypothesen entsprechend Fragen zu den Hintergrundmerkmalen der alteri, zu den äußeren Beziehungsmerkmalen wie Kontakthäufigkeit sowie zu den inneren Merkmalen wie emotionale Bindung und das Verhalten innerhalb der Beziehungen. Die Erfragung dieser Merkmalsstruktur haben wir an die Schulte-Studie angelehnt. Die quantitative Erhebungsmethode wird von uns ergänzt durch eine kürzere qualitative Befragung in Form von offenen Interviews zu den Hintergrundmerkmalen egos und seinem subjektiven Begriffsverständnis von Freundschaft und die Erwartungshaltung an eine solche (Anlage 5). Beide Techniken sollten hinsichtlich des zeitlichen Aufwandes in einem Verhältnis von 3:1 stehen. Die Antworten im qualitativen Teil sind für die Niederschrift vorgesehen. Über die Namensgeneratoren erfassen wir das soziale Netzwerk der Probanden. Neben Freunden und Bekannten werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Familienangehörige, Nachbarn, Arbeitskollegen und Ehe- und Beziehungspartner genannt. Im Laufe des Fragebogens erhält der Befragte die Möglichkeit, alle alteri mit eben genannten, von uns vorgegebenen Bezeichnungen zu benennen. Dadurch ist garantiert, dass mit einzelnen Kategorien, wie z. B. mit den Freunden und Bekannten, selektiv weitergearbeitet werden kann. 13 Die Auswertung des qualitativen Teils erfolgt über das Auszählen gleicher Worte/Wortgruppen; der quantitative Teil wird mithilfe des Statistikprogramms SPSS ausgewertet. V.3 Operationalisierung der zentralen Untersuchungsdimensionen Um den von uns verwendeten Simmelschen Begriff der „Differenzierten Freundschaften“ näher einzukreisen und in Hinblick auf unsere Untersuchungshypothesen messbar zu machen, sei an dieser Stelle auf die Bedeutung einiger der zentralen Indikatoren aufmerksam gemacht (siehe dazu Anlage 6). Wie in V.1 bereits erwähnt, sind in der Datenerfassung der Ego-Netzwerke zum einen die persönlichen ‚äußeren’ Merkmale egos (Anlage 4) und aller Befragten und zum anderen dessen Angaben zu den Hintergrundmerkmalen (D) der alteri mit inbegriffen. Diese absoluten Eigenschaften zu beispielsweise Alter, Geschlecht, Schulabschluss oder Einkommen ermöglichen es uns, in der Auswertung insbesondere auf die individuelle und soziale Verschiedenheit zwischen ego und den alteri und den alteri untereinander einzugehen. Individuelle und soziale Verschiedenheit meint hier also Unterschiede bezüglich einzelner individuellsozialer Eigenschaften egos und/oder seiner alteri. Die Verschiedenheit individuell-sozialer Merkmale erscheint uns als ein entscheidender Indikator für „Differenzierte Freundschaften“, da diese sich nach Simmel auf unterschiedlichen Interessenssphären begründen, die u. a. auch mit der Verschiedenheit „sozialer Kreise“21 einhergehen. Messbar wird diese Verschiedenheit durch den Index der Diversität (z. B. Geschlechterdiversität), dessen Wert auf das jeweilige Verteilungsverhältnis schließen lässt. Eine weitere zentrale Untersuchungsdimension „Differenzierter Freundschaften“ sind einzelne, über die Namensinterpretatoren abgefragte Beziehungsinhalte (C) zwischen ego und seinen alteri. Die Variablen ‚Worüber reden Sie?’ und ‚Welche der genannten Freizeitaktivitäten verbringen Sie am ehesten gemeinsam?’ bestehen aus einer von uns jeweils festgelegten Antwortbatterie möglicher Beziehungsinhalte. Dabei sind weniger die einzelnen Inhalte als solches von Untersuchungsinteresse, sondern vielmehr die Anzahl der Auswahlen egos in Anbetracht der Möglichkeit der Mehrfachnennung. In Bezug auf „Differenzierte Freundschaften“, die sich der Theorie nach auf ein jeweils spezifisches Element der Beziehung zurückführen lassen, ist für uns eine gesonderte Auswahl von besonderem Interesse. Mit Hilfe des Maßes der Uni- und Multiplexität von Beziehungen lassen sich „Differenzierte Freund21 "[D]ie Gruppen, zu denen der Einzelne gehört, bilden gleichsam ein Koordinatensystem, derart, daß jede neu hinzukommende ihn genauer und unzweideutiger bestimmt. Die Zugehörigkeit zu je einer derselben läßt der Individualität noch einen weiten Spielraum; aber je mehr es werden, desto unwahrscheinlicher ist es, daß noch andre Personen die gleiche Gruppenkombination aufweisen werden, daß diese vielen Punkte sich noch einmal in einem Punkte schneiden." Simmel (1908), S. 466 14 schaften“ statistisch beschreiben. Eine Beziehung ist multiplex, wenn die Relationen zwischen den einzelnen Netzwerkeinheiten beziehungsweise Personen sich auf eine unterschiedliche Zahl von Inhalten beziehen. Beziehen sie sich hingegen auf nur einen ganz bestimmten Typ von Inhalt, sind sie uniplex. Damit sind uniplexe Beziehungen differenzierte Beziehungen. Nur ein einzelner Inhalt wird mit einer Person geteilt, die verschiedenen Inhalte verteilen sich auf mehrere Personen. In diesem Sinne verwenden wir die Uniplexität von Beziehungsinhalten wie in den o. g. Fragen als ein Maß für „Differenzierte Freundschaften“. Von zentraler Bedeutung für die Erklärung „Differenzierter Freundschaften“ nach Simmel sind auch die Indikatoren Vertrauen und Diskretion. Als Dimensionsform der Emotionalen Verbundenheit (B) sind sie, genauso wie die Beziehungsinhalte (C) Namensinterpretatoren, die im Fragebogen über die alteri abgefragt werden. Vertrauen meint den Grad der Offenheit innerhalb der Beziehung zwischen ego und dem jeweiligen alteri. Dieser wird anhand der Frage: „Inwieweit vertrauen Sie sich dieser Person an?“ mit bewusst nur 2 Antwortmöglichkeiten (absolut=1; eingeschränkt=2) ausgewiesen, da eine mittlere Kategorie aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Unkonkretheit in Bezug auf ein zu ermittelndes absolutes Vertrauen im Simmelschen (antikes Ideal) verleiten würde. Die Diskretion, d. h. der Theorie nach ein gewisses Maß an persönlicher Distanzwahrung in einer Beziehung, ermisst sich unserer Ansicht nach aus zweierlei Aspekten: zum einen die eigene Distanzwahrung gegenüber der alteri, zum anderen die Einschätzung über die Distanzwahrung des Anderen gegenüber ego. Insbesondere den zweiten Aspekt haben wir, über die Theorie Simmels hinaus, verwendet, da er durch die intendierte eigene Zurückhaltung innerhalb einer Beziehung den Ausdruck von Diskretion verstärkt. VI Ergebnisse VI.1 Demographische Daten Das durchschnittliche Alter der Probanden beträgt 31,75 Jahre (min 25 J., max 41 J.). Wir haben 10 Männer und 10 Frauen befragt, 11 Personen haben Kinder, 2 sind verheiratet, 1 dauernd getrennt lebend. Insgesamt ledig sind 16, ledig und in Partnerschaft lebend 6, ledig ohne Partnerschaft 10, geschieden und in Partnerschaft lebend 1. Damit wiegt der Anteil der Singles bzw. nicht in Partnerschaft lebenden Befragten in unserer Befragtenaltersgruppe von 25 bis 41 Jahren über die Hälfte. Der ansteigende Trend zum Single-Dasein aus anderen bundesweiten Datenerhebungen bestätigt sich auch in unserer Befragung. 15 Der Schulabschluss verteilt sich unter den Probanden wie folgt: Hauptschulabschluss 1, Realschulabschluss 6, Fach- oder Hochschulreife 13. Vollzeitbeschäftigt sind 12 der Befragten, teilzeitbeschäftigt 2. Unter den Probanden gibt es weiterhin 4 Studenten/Schüler, 1 Arbeitslosengeld-/Sozialhilfeempfänger und eine Mutter im Erziehungsurlaub. Das Nettoeinkommen liegt mit wenigen Ausnahmen im Bereich 500 bis 1500 Euro. Diese Daten wurden ebenfalls zu den einzelnen alteri abgefragt, um eine eventuelle soziale Verschiedenheit feststellen zu können. Alle befragten Personen sind im Durchschnitt seit knapp 17 Jahren in Berlin wohnhaft. Die kürzeste Zeitspanne liegt bei einem Jahr. Diese Werte garantieren uns, dass für die Probanden die Möglichkeit bestand, ein lokales Freundschaftsnetzwerk aufzubauen. Insgesamt sind von den 20 Befragten 322 Netzwerkpersonen angegeben worden, von denen 197 als Freunde und 52 als Bekannte bezeichnet wurden. Das durchschnittliche Alter der alteri-Gesamtheit liegt bei 34 Jahren (min 0,5 J., max 81 J./5 missings). Das Durchschnittsalter der Freunde liegt bei 31,7 Jahren. Bemerkenswerterweise ist dieser Wert identisch mit dem Durchschnittsalter unserer Probanden. Das durchschnittliche Gesamtnetzwerk zählt 16,1 Netzwerkpersonen. Das kleinste Netzwerk besteht aus 5, das größte aus 35 Personen. Mit einem Mittelwert von 16 genannten alteri liegen wir deutlich über dem Durchschnitt der Vergleichsliteratur, was auch darauf zurückzuführen ist, dass in einer Vielzahl von Erhebungen die Namensliste begrenzt wird22. Die Fischer-Generatoren geben keine Begrenzung vor, sie erhalten durchschnittlich 8 Personen23. VI.2 Freundschaft VI.2.1 Netzwerkgröße und –dichte Das durchschnittliche Freundschaftsnetzwerk besteht aus 10,37 Personen. Das kleinste Freundschaftsnetzwerk aus 5, das größte aus 18 Personen. Bei einem Mittelwert von 10,37 Personen definieren wir in unserer Untersuchung die Freundschaftsnetzwerke mit 11 Personen und mehr als große und die mit 10 und weniger als kleine Freundschaftsnetzwerke. Eine befragte Person hat keinen ihrer alteri als Freund bezeichnet, bleibt aber für Aussagen zu den Gesamtnetzwerken und für die Charakterisierung von Bekannten im Datenpool erhalten. 22 Jansen, S. 75, Schulte, S. 16; Burt dagegen lässt beliebig viele Personen nennen, arbeitet aber nur mit den ersten 5 genannten weiter betrifft das „große“ Fischer-Netzwerk; zur Unterscheidung „kleines“ und „großes“ Fischer-Netzwerk siehe Jansen, S. 76-78 23 16 Alle Werte bezüglich der Freundschaftsgröße und –dichte und den Daten zu den als Freunde bezeichneten alteri ergeben sich folglich aus den 19 existenten Freundschaftsnetzwerken. Wie erwartet wurden aufgrund der Namensgeneratoren neben Freunden und Bekannten auch Familienangehörige (einschl. der eigenen Kinder), Arbeitskollegen/Kommilitonen, Nachbarn, Ehe- und Beziehungspartner erfasst. Bei 17 von 20 Befragten liegt der Freundschaftsanteil gemessen am Gesamtnetzwerk bei 50 % und mehr. Die Bekannten machen einen eher geringen Teil von im Durchschnitt 16,1% aus (min 0% bis max 57,1%). Bei 13 von 20 Netzwerken sind Bekannte erfasst worden. Über die Möglichkeit der Mehrfachnennung sind die Freunde in 5 Fällen gleichzeitig Beziehungspartner; erstaunlicherweise zählen die Ehepartner nicht darunter. In 12 Fällen werden Verwandte auch als Freunde bezeichnet, in 8 Fällen der Arbeitskollege, in 6 Fällen der Kommilitone/Mitschüler und in 2 Fällen der Nachbar. 7 alteri wurden zugleich als Freunde und Bekannte bezeichnet, was verdeutlicht, dass es für diese beiden Begrifflichkeiten keine eindeutige Abgrenzung gibt. Die Mehrfachnennungen machen auch deutlich, dass die Namensgeneratoren und/oder die mündliche/schriftliche Ankündigung der Studie beispielsweise Verwandte oder Kollegen nicht von vornherein ausschließen sollten, um so tatsächlich das vollständige Kernnetzwerk erfassen zu können, selbst wenn sich der Forschungsgegenstand ausschließlich auf Freundschaften bezieht. Damit das Netz egos als Netzwerk qualifiziert werden kann, werden auch die Beziehungen zwischen den alteri erfragt. Daraus ergibt sich neben der Netzwerkgröße ein weiteres wichtiges Charakteristikum von Netzwerken: die Netzwerkdichte. Sie definiert das Verhältnis der tatsächlichen alteri-Beziehungen zur Anzahl der möglichen Beziehungen. Für unsere Studie ist die Netzwerkdichte im Einzelnen unerheblich, sie wird aber der Vollständigkeit halber in Anlage 7 ausgeführt. VI.2.2 Bedeutung von Freundschaft und Bekanntschaft Wie bereits in Kapitel II und V.1 beschrieben, haben wir eine qualitative Erhebungsmethode in Form von offenen Interviews verwandt, um die subjektive Definition von Freundschaft und Bekanntschaft eines jeden Befragten zu erhalten. Bezüglich der Frage „Was bedeutet Freundschaft für Sie?“ ergab die Auszählung gleicher Worte und Wortgruppen folgendes Ergebnis: Am häufigsten genannt wurde das Vertrauen (11 Nennungen), gefolgt von Erreichbarkeit (9 Nennungen) und Zuverlässigkeit (7 Nennungen). Miteinander reden und miteinander lachen können sowie die gegenseitige Hilfsbereitschaft wurden jeweils 5-mal ge- 17 nannt24. Das einleitende Zitat unserer Arbeit können wir hier bestätigen: das Vertrauen stellt offensichtlich mehrheitlich die Basis von Freundschaft dar. Entgegen anderer Studien25 konnte sich die allgemein gebräuchliche Definition, Freundschaft beruhe vor allem auf Zuneigung, in unserer Untersuchung nicht bestätigen (emotionale Bindung/Zuneigung wurde im Vergleich nur 2-mal genannt). Inwieweit Vertrauen und/oder Zuverlässigkeit eine emotionale Bindung zur Folge hat und als deren Ursache vielleicht vordergründig genannt wird, konnte von uns nicht geklärt werden. Dies mag möglicherweise an der Interviewreihenfolge liegen. So kann es zu Verzerrungen der diesbezüglichen Ergebnisse gekommen sein, da der quantitative und qualitative Frageteil nacheinander folgend und nicht räumlich und zeitlich voneinander getrennt verlief. Des Weiteren haben wir für den Fall, dass es einen besten Freund gibt, gefragt, was diese Freundschaft auszeichnet. Die Charakterisierung dieser besten Freundschaften ist vergleichbar mit den Antworten zur allgemeinen Auffassung von Freundschaft. Besonders auffällig ist bei dem besten Freund, dass das Wort ‚Vertrauen‘ (wieder am häufigsten angegeben) um die Worte ‚vollkommenes‘ oder ‚völliges‘ ergänzt wurde. ‚Freundschaften völligen Vertrauens‘ wurden also explizit als solche benannt. Viele weitere Beschreibungen wie Zuverlässigkeit, miteinander reden können, Hilfsbereitschaft, gleiche Interessen etc. verteilen sich ähnlich wie bei der ersten Frage. Während zur allgemeinen Bedeutung von Freundschaft auf die Erreichbarkeit und das gemeinsam-Zeit-verbringen verwiesen wurde, wird bei dem besten Freund die Nähe trotz Entfernung und unregelmäßigem Kontakt betont. Im Gegensatz zu Frage 1 wurde auch die Langjährigkeit der besten Freundschaften betont. Bei der Frage „Was unterscheidet Ihrer Meinung nach einen Freund von einem Bekannten?“ sind die Antworten am kürzesten ausgefallen. Eine auffällig gleiche Wortwahl zieht sich hier durch alle Antworten: ‚weniger...‘ und ‚kein...‘. Das Wort ‚oberflächlich‘ wurde 3-mal verwendet, auf die Distanz zu Bekannten im Gegensatz zum Freund 5-mal hingewiesen. Von ‚weniger bis gar kein Vertrauen‘ über ‚keine persönlichen Dinge besprechen‘ bis ‚weniger emotionale Verbundenheit‘ wurde die Bekanntschaft gemessen an den (nun reduzierten bis nicht vorhandenen) Freundschaftseigenschaften. Bewertet man die Worte ‚weniger‘ und ‚kein‘ als negativ, bleibt festzustellen, dass es keinerlei positive Formulierung bzgl. des Bekannten (im Vgl. zu Freunden) gibt. Lässt sich Diskretion mit Distanz und persönlichem Abstand gleichsetzen, finden wir diese in allen Antworten wieder. Zusammen mit der Auswertung der Diskretionsfragen aus dem quantitativen Teil haben wir durch die unterschiedlichen Fragetechniken eine sehr detaillierte Definition zu beschriebener Thematik erhalten. Die Auswertung 24 eine detaillierte weiterführende Auflistung der häufigsten Antworten aus dem qualitativen Teil findet sich in Anlage 8 z.B. hat Kirsten Schulte durch eine alternative qualitative Fragetechnik die emotionale Komponente abgefragt und diese als bestätigt vorgefunden; allerdings hat sie den Beziehungsinhalt ‚Zuneigung‘ explizit als solchen abgefragt 25 18 der offenen Frage nach der Unterscheidung Freund/Bekannter hat auch gezeigt, wie sehr Definition und Abgrenzung der Begriffe von dem Grad der Diskretion abhängig sind. VI.2.3 Der/die beste Freund(in) Auf die Frage „Haben Sie einen besten Freund/eine beste Freundin?“ antworteten 17 von 20 Befragten mit ja26. Damit bestätigen wir die Ergebnisse von Vergleichsstudien aus den letzten Jahren, in denen zumeist zwei Drittel der Befragten mind. einen besten Freund angaben27. Mehr als einen besten Freund gaben in unserer Studie 7 Befragte an. Eine diesbezügliche Untersuchung im Zusammenhang mit der Größe des jeweiligen Freundschaftsnetzwerkes ergab folgendes Ergebnis: gemessen an den von uns in Relation zum Durchschnitt der Anzahl der Freunde definierten kleinen und großen Freundschaftsnetzwerken finden wir in der Verteilung die Nennungen mit mehr als einem besten Freund häufiger in den großen Netzwerken wieder. Besonders die Nennungen mit nur einem besten Freund überwiegen in den kleinen Netzwerken. Ein positiver Zusammenhang zwischen der Anzahl der besten Freunde und der Größe der Freundschaftsnetzwerke kann hier festgestellt werden. Für den Fall der Verneinung o. g. Frage haben wir weiterführend gefragt, ob denn ein bester Freund fehlen würde (und wenn ja, warum). Diese Frage wurde verneint oder nicht beantwortet, so dass wir keinerlei Aussagen zu dem Bedürfnis nach einem besten Freund im Falle des Nichtvorhandenseins treffen können. Wie bereits im vorangegangenen Kapitel beschrieben, wurden Freundschaft im Allgemeinen und die beste Freundschaft sowie Freundschaft in Abgrenzung zur Bekanntschaft am häufigsten über das Vertrauen definiert. Der beste Freund erhielt 2-mal den Zusatz „vollkommenes“ Vertrauen, womit bestätigt werden kann, dass es den idealen Freundschaftstypus im antiken Sinne heute noch gibt. VI.3 Differenzierte Freundschaften VI.3.1 Uni-/Multiplexität Uniplexität und Multiplexität werden zweimal gemessen: Erstens unter Verwendung der Namensgeneratoren, bei denen danach gefragt wurde, mit wem was gemacht wird, zweitens mit der Frage, wie man die Freizeit miteinander verbringt. (Anlage 9) 26 1 Befragter machte zu dieser Frage keine Angabe, 2 Befragte antworteten mit nein z.B. Meyer/Schulze (1992), Schmidt-Mappes (2001), Valtin/Fatke (1997): hier auf Geschlechterverteilung hin untersucht, bei einem Drittel mind. ein bester Freund gleichen Geschlechts 27 19 Über die Namensgeneratoren erschließt sich das Gesamtnetzwerk, d. h. alle Netzwerkmitglieder, einschließlich der für unsere Untersuchung weniger interessanten Mitglieder wie Verwandte, Arbeitskollegen, Nachbarn etc. Gemessen an den insgesamt 322 Netzwerkmitgliedern bilden 100 davon uniplexe Beziehungen („differenzierte“) und 222 multiplexe. Dies bedeutet, dass mit 31% im Vergleich zu 69% der Anteil der uniplexen Beziehungen um ein vielfaches geringer ist als der der multiplexen Beziehungen. Die allgemeine Annahme Simmels eines „Mehr“ an differenzierten Beziehungen (Freundschaft mit inbegriffen) lässt sich anhand dieses entscheidenden Ergebnisses unserer Untersuchung nicht aufrechterhalten. Auch bezüglich der Freizeitaktivitäten ergibt sich ein ähnliches Bild: 23 von 197 (11,7%) alteri, die von den jeweiligen egos als Freund bezeichnet werden, bilden eine spezielle uniplexe Beziehung bezüglich der gemeinsamen Freizeitaktivitäten, d. h. sie teilen mit Ego nur eine bestimmte Freizeitaktivität. 39 von 197 (19,8%) Freunden teilen mit Ego zwei Freizeitaktivitäten. Dies zeugt zwar von keiner uniplexen Beziehung (sondern einer multiplexen, Grenzwert 2), doch weist es dennoch auf eine verhältnismäßig spezifizierte Beziehung. Von den 52 Bekannten sind es 17, die eine uniplexe Beziehung (Freizeitaktivitäten) mit dem jeweiligen Ego aufweisen. Während es also 32,7% der Bekannten sind, die nur eine Freizeitaktivität mit Ego teilen, beträgt der Anteil unter den Freunden 11,7%. Dies bedeutet, dass uniplexe Beziehungen bezüglich der gemeinsamen Freizeitaktivitäten unter den von Ego als Bekannter bezeichneten alteri häufiger vorkommen als unter den als Freund bezeichneten. Derart differenzierte Beziehungen werden damit eher als Bekannte bezeichnet. VI.3.2 Individuelle und soziale Verschiedenheit der alteri Die individuelle und soziale Verschiedenheit wird, wie schon in V.3 erwähnt, im besonderen über das Diversitätsmaß gemessen. Hauptmerkmale hierfür sind Geschlecht, Einkommen und Schulabschluss. Die diesbezüglichen Ergebnisse sollen hier kurz vorgestellt werden. Die Geschlechterdiversität liegt nahezu bei 1, d. h. das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in den Freundschaftsnetzwerken ist in etwa ausgeglichen. Unter den befragten egos wie auch unter den von ihnen genannten alteri befinden sich also fast gleich viele Männer wie Frauen. Damit ist eine individuelle Verschiedenheit bezüglich des Geschlechts nicht auszumachen. 20 Auch die Einkommensunterschiede sind in den Freundschaftsnetzwerken nicht signifikant, d. h. die Freunde der Mehrzahl der Befragten verdienen in etwa gleich viel. Ähnlich steht es mit dem Schulabschluss. Die von ego jeweils angegebenen Mitglieder seines Netzwerkes haben mehrheitlich ähnliche Schulabschlüsse. Daraus lässt sich schließen, dass eine Differenziertheit bezüglich einer sozialen Verschiedenheit des Einkommens und Schulabschlusses kaum festzustellen ist. Vielmehr scheint es diesbezüglich eine Tendenz zur Homogenität von Netzwerken zu geben, d. h. ein gewisser Hang zur ‚Schichttreue’. Die Simmelsche Annahme, dass die Differenziertheit eines Individuums bezüglich seiner individuellen und sozialen Verschiedenheit das Spezifikum eines „differenzierten Freundes“ bedinge, lässt sich hier nicht nachweisen, da anhand der untersuchten äußeren Merkmale eine Verschiedenheit der Netzwerkmitglieder äußerst gering ist. VI.4 Auswertung der Thesen These 1: Je höher die Anzahl der Freundschaften egos, desto differenzierter sind die Beziehungen. Die Uni-und Multiplexität gilt in der NWA als Kriterium für Differenziertheit. Wenn man differenzierte Beziehungen in Hinblick auf Uni-und Multiplexität bzgl. der Freizeitfrage betrachtet, also in Hinblick auf die Frage: Macht man mit einem Freund nur eine Sache (uniplexe Beziehung) oder macht man mit ihm mehrere Sachen (multiplexe Beziehung), dann weisen die überdurchschnittlich großen Freundschaftsnetzwerke einen, wenn auch geringen Unterschied zum Durchschnitt der Netzwerke und gegenüber den kleineren Freundschaftsnetzwerken auf. (siehe hierzu Anlage 10) Dabei werden Uniplexität und Multiplexität zweimal gemessen unter Verwendung der Namensgeneratoren und anhand der Frage, wie man die Freizeit miteinander verbringt. Die Ergebnisse der beiden Fragen werden hier übereinander gelegt und damit eine Durchschnittsmulti- bzw. Uniplexität errechnet. Insgesamt, also bei allen Befragten, die Freunde angegeben hatten, sehen die Mittelwerte bzgl. der Beziehungen zu den Freunden wie folgt aus: 82,95 % der Beziehungen sind multiplex und 17,05 % sind uniplex in der Gesamtheit der Freundschaftsnetzwerke. 21 Die großen Freundschaftsnetzwerke (11 und mehr Freunde) haben eine leicht geringere Multi- und leicht höhere Uniplexität als der Gesamtdurchschnitt: 79,38 % der Beziehungen sind multiplex und 20,62 % uniplex. Bei den kleinen Freundschaftsnetzwerken (10 und weniger Freunde) sind 85,55 % der Beziehungen multiplex und 14,45 % uniplex. Auch wenn die Unterschiede zwischen den kleinen und großen Freundschaftsnetzwerken eher gering ausfallen, so bestätigt sich doch tendenziell unsere o. g. Hypothese.28 These 2: Je höher die individuelle und soziale Verschiedenheit der Freunde egos, desto differenzierter die jeweilige Freundschaft. Als vereinfachte Antwort auf diese These wird wie folgt vorgegangen: Die soziale Verschiedenheit der Freunde wird hier anhand der Variablen Schulbildung und Einkommen gemessen. Nach Ermittlung des IQV29 von beiden Variablen werden die Mittelwerte errechnet. Dann werden alle darunter liegenden Fälle auf ihre Multi-und Uniplexität hin geprüft. Später geschieht dasselbe mit den über dem Mittelwert liegenden Fällen. Bzgl. der Schulbildung ergab sich bei der Gruppe mit geringerem IQV eine durchschnittliche Uniplexität von 14,58 % und eine durchschnittliche Multiplexität von 85,42 %; entsprechend bei der Gruppe mit höherem IQV eine durchschnittliche Uniplexität von 19,27 % und eine durchschnittliche Multiplexität von 80,73 %. Bzgl. des Einkommens waren die Ergebnisse ähnlich: Bei geringem IQV ergab sich eine durchschnittliche Uniplexität von 13,62 % und eine durchschnittliche Multiplexität von 86,38 %; entsprechend bei der Gruppe mit höherem IQV eine durchschnittliche Uniplexität von 20,14 % und eine durchschnittliche Multiplexität von 79,86 %. Hinsichtlich dieser Messung bestätigt sich tendenziell die obige These, es gibt also einen – wenn auch sehr schwachen– Zusammenhang zwischen sozialer Verschiedenheit (Schulbildung, Einkommen) und der Uni-und Multiplexität der Beziehungen. Möglicherweise hat sich dieser Zusammenhang zufällig ergeben und würde bei einer größeren Untersuchungseinheit 28 Kontrollrechnung hierzu in Anlage 11 Der IQV beschreibt, ob und wie differenziert eine Variable ist, in diesem Fall also Schulabschluss und Höhe des Einkommens der Freunde, und drückt dies in einer Zahl zwischen einschließlich Null und Eins aus. Dabei bedeutet Null, dass keine Variation vorliegt (wenn beispielsweise alle Freunde eines Freundschaftsnetzwerkes den gleichen Schulabschluss hätten); Eins dagegen bedeutet maximale Variation (wenn jeder Freund einen anderen Schulabschluss hätte), Anlage 12. 29 22 deutlicher ausfallen. Wie bereits unter VI.3.2 erläutert, gibt es zwischen den egos und den jeweiligen alteri in unserer Untersuchung kaum nennenswerte individuelle und soziale Verschiedenheiten. These 3: Mit der Anzahl und der individuellen und sozialen Verschiedenheit der Freunde egos sinkt bzw. steigt das Bedürfnis oder die Wichtigkeit (nach) der einen idealtypisch motivierten Freundschaft „völligen Vertrauens“. Da die Frage nach dem Bedürfnis nur beantworten konnte, wer keinen besten Freund hat, ist die Überprüfung dieser These hier nicht möglich: 17 von 20 Befragten haben einen besten Freund und waren deshalb von der Frage ausgeschlossen. Zwei Personen haben keinen besten Freund; eine von ihnen hat das Bedürfnis nach einem besten Freund verneint. Von einem Befragten gibt es keine Angaben. Damit kann auch nicht auf das Bedürfnis im Zusammenhang mit der (äußerst geringen) individuellen und sozialen Verschiedenheit der Freunde eingegangen werden.30 These 4: Gibt es unabhängig von der Anzahl der bestehenden Freundschaften egos noch den „besten Freund“? Diese Frage lässt sich leicht beantworten: in 17 von 20 Fällen gibt es den „besten Freund“. In zwei Fällen gibt es ihn nicht; ein Befragter hat keine Angabe gemacht (7 von 20 Befragten haben mehr als einen besten Freund). Hier bestätigt sich das Ergebnis einiger anderer Studien zur Thematik: mindestens zwei Drittel haben noch den besten Freund. Interessanterweise haben 70% der Befragten mit einem kleinen Freundschaftsnetzwerk und einem besten Freund den einen besten Freund; im Gegensatz hierzu gaben nur ca. 43% der Befragten mit einem großen Freundschaftsnetzwerk und einem besten Freund an, einen einzigen besten Freund zu haben, ca. 57% haben zwei und mehr beste Freunde. Dieser erhebliche Unterschied bestätigt uns jedoch nicht in der Annahme, dass der beste Freund eher in kleineren Freundschaftsnetzwerken zu finden ist, da es diesen in annährend allen Freundschaftsnetzwerken unterschiedlicher Größe gibt. Vielmehr bedeutet dies einen Anstieg der „besten Freundschaften“ in größeren Freundschaftsnetzwerken. 30 Wir haben nach der Freundschaft „völligen Vertrauens“ gefragt. Bei der Frage nach der Bedeutung von Freundschaft im qualitativen Teil (offene Antwortmöglichkeit) wurde „Vertrauen“ am häufigsten genannt. Nachfolgend Erreichbarkeit und Zuverlässigkeit. (Anders als bei der Studie von Stefanie Lang wurde die emotionale Bindung selten angegeben. Aber dies mag durchaus an der unterschiedenen Befragungstechnik liegen.) 23 These 5: Je mehr der Beziehungsinhalt zu den alteri von Diskretion geprägt ist, desto eher wird die Bezeichnung "Bekannter" benutzt (in Abgrenzung zu "Freund"). Maßgeblich hierbei sind die Fragen 29 und 30. Die Frage 29 lautete: „Jeder Mensch hat eine gewisse Intim- und Privatsphäre. Wird diese bei Ihnen von der genannten Person gewahrt? (voll und ganz = 1; meistens = 2; kaum = 3; gar nicht = 4)“. Um die Diskretionsfrage auch in die andere Richtung zu stellen, sollte zusätzlich die Frage 30 beantwortet werden: „Bewahren Sie sich in der Beziehung zu dieser Person eine gewisse persönliche Distanz? (voll und ganz = 1; meistens = 2; kaum = 3; gar nicht = 4)“. Der Mittelwert bei den als "Bekannte" angegebenen alteri bzgl. Frage 29 betrug: 1,47 und 2,32 bzgl. der Frage 30. Der Mittelwert bei den als "Freunde" angegebenen alteri bzgl. Frage 29 betrug: 1,46 und 2,84 bzgl. der Frage 30.31 Das bedeutet hinsichtlich des Verhaltens der alteri gegenüber dem Befragten, dass es keinen Unterschied gibt bzgl. der Tatsache, ob alter ein Bekannter oder Freund ist, da die Mittelwerte geradezu gleich sind (1,47 zu 1,46). Bemerkenswert ist, dass bei beiden der Wert fast genau zwischen "voll und ganz" und "meistens" liegt; also die Intim- und Privatsphäre des Befragten von Bekannten und Freunden gleichermaßen hoch respektiert wird. Hinsichtlich des eigenen Verhaltens des Befragten gegenüber den alteri ist es so, dass er sich bei den Bekannten mehr Distanz bewahrt (2,32 neigt eher zu "meistens"); während er bei Freunden weniger Distanz bewahrt (2,84 neigt eher zu "kaum"). Nehmen wir hierzu auch die Ergebnisse aus der qualitativen Befragung (siehe VI.2.2), dass in Bekanntschaften persönlicher Abstand und damit Distanz genommen wird im Vergleich zu Freundschaften, so scheint sich unsere These 5 insofern zu bestätigen, dass mit abnehmender Diskretion die Bezeichnung Freund verwendet wird. These 6: Ist der Zufriedenheitsgrad mit dem jeweiligen Freundeskreis unabhängig von der Uni-bzw. Multiplexität der Beziehungsinhalte? Der Befragte hatte vier Antwortmöglichkeiten auf die Frage: „Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Freundeskreis? (sehr zufrieden= 1; zufrieden= 2; weniger zufrieden= 3; unzufrieden= 4)“. 31 siehe hierzu Anlage 13 24 Es wurden lediglich die Möglichkeiten 1 oder 2 gewählt. Eine Befragte hatte keine Freunde genannt und fiel damit aus. Es ergab sich folgendes Bild: Insgesamt sind bei allen Befragten, die Freunde genannt haben, 17,05 % der Freundschaftsbeziehungen uniplex und 82,95 % multiplex. Bei den 11 Befragten, die mit ihrem Freundeskreis sehr zufrieden sind, sind 15,54 % der Freundschaftsbeziehungen uniplex, 84,46 % sind multiplex und die 8 Befragten, die zufrieden sind mit ihrem Freundeskreis, gaben an, 19,14 % uniplexe und 80,86 % multiplexe Freundschaften zu haben. (Anhang 14) Auch hier sind die Unterschiede so gering, dass sie kaum Beachtung finden: Die mit dem Freundeskreis sehr zufriedenen Befragten haben leicht mehr multiplexe und etwas weniger uniplexe Beziehungen als die mit ihrem Freundeskreis "nur" zufriedenen Befragten. Somit kann die These 6 eindeutig damit beantwortet werden, dass der Zufriedenheitsgrad mit dem jeweiligen Freundeskreis weitestgehend unabhängig ist von der Uni- bzw. Multiplexität der Beziehungsinhalte. Eine größer angelegte Befragung könnte hier eventuell Klarheit schaffen. VII Zusammenfassung und Ausblick Obwohl sich unsere aus der Simmelschen Definition von Freundschaften hergeleiteten Hypothesen in unserer Untersuchung nur geringfügig überprüfen lassen, können wir daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass Freundschaftsbeziehungen in der Moderne vor allem auf Vertrauen basieren. Damit scheint es entgegen der Simmelschen Tendenzannahme noch heute die „absolut seelische“ Vertrautheit zu geben, trotz Individualisierung. Eine Differenziertheit von Freundschaften kann in unserer Untersuchungseinheit kaum nachgewiesen werden, vielmehr werden differenzierte Beziehungen in Bezug auf Bekanntschaften deutlich, die sich eindeutig uniplexer und mit mehr Distanz von Seiten der Befragten gestalten als Freundschaften. Differenzierte Freundschaften sind zwar durchaus vorhanden, bilden aber gemeinhin nicht die Regel.32 Ob und inwieweit sich nun gesellschaftliche Wandlungsprozesse wie zunehmende Differenziertheit und Individualisierung auf die Struktur bzw. den Inhalt heutiger Freundschaftsbeziehungen auswirken, kann auch deshalb nicht untersucht werden, weil keinerlei Vergleichsstudien existieren, die freundschaftliche Beziehungen aus den zurückliegenden Epochen wider- 32 siehe hierzu Schmidt-Mappes, S. 77 – 82: in dieser Studie gaben sechs von acht Befragten zwar an, differenzierte Freundschaften zu haben, Freundschaften seien aber nicht vor allem differenziert. 25 spiegeln. Somit lässt sich nicht nachvollziehen, ob denn tatsächlich Veränderungen in der Gestaltung von Freundschaft seit Simmel aufgetreten sind. Jedoch können wir anhand der Ergebnisse eindeutig davon ausgehen, dass es den „besten Freund“ bzw. die „besten Freunde“ noch immer gibt; eine Aufteilung der verschiedenen Interessensphären auf verschiedene Freunde und damit eine Differenzierung von Freundschaften scheinen sich nicht durchgesetzt zu haben. Unsere Untersuchung stellt einen Versuch zur Beantwortung der Frage da, ob moderne Freundschaften differenzierte Freundschaften sind (nach Simmel) und könnte Grundlage sein für weiterführende Studien, da es uns in dieser Arbeit zeitlich und rahmenbedingt nicht möglich ist, Freundschaften in Hinblick auf alle Facetten und Dimensionen hin zu untersuchen. Auch sollte der Umfang der Untersuchungseinheit großzügiger gestaltet werden, um ein aussagekräftigeres und damit repräsentatives Ergebnis erzielen zu können, was jedoch einen erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand zur Folge hätte. Differenziertheit von Freundschaften kann hier lediglich gemessen werden anhand der Namensgeneratoren und der Freizeitfrage, wobei die aus den Generatoren ermittelte Differenziertheit die aussagekräftigere ist, weil mehrere Dimensionen gleichzeitig abgefragt werden können. In einer umfangreicheren Untersuchung sollte jedoch auch eine Verknüpfung zu weiteren Fragen wie nach der emotionalen Bindung, Wichtigkeitsgrad der Freunde, Kontakthäufigkeit, räumliche Nähe, Gesprächsinhalte etc. gefunden werden. 26 Literaturverzeichnis Aristoteles 1969: Nikomachische Ethik. Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co. Auhagen, Ann Elisabeth 1991: Freundschaft im Alltag: eine Untersuchung mit dem Doppeltagebuch. Bern; Stuttgart; Toronto: Huber Diekmann, Andreas 1999: Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. (5. Auflage) Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH Eichler, Klaus Dieter: Philosophie der Freundschaft, 2. Aufl. 2000: Reclam Verlag Leipzig Freud, Sigmund: Das Unbehagen in der Kultur, Band IX 1974/82, Frankfurt/M. Jansen, Dorothea 1999: Einführung in die Netzwerkanalyse. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Opladen: Leske + Budrich Lang, Stefanie 1997: Kulturelle Identität, soziale Netzwerke und Kognition: Berichte ethnologischer Forschungen aus Köln. Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. Meyer, Sibylle/ Eva Schulze 1992: Balancen des Glücks: neue Lebensformen: Paare ohne Trauschein, Alleinerziehende und Singles. (2. Auflage) München: Beck Pappi, Franz Urban (Hrsg.) 1987: Methoden der Netzwerkanalyse. München: R. Oldenbourg Verlag Schaub, Johannes 2002: Freundschaftsnetzwerke in den neuen Bundesländern. eine vergleichende empirische Untersuchung. (Beiträge zur Sozialpsychologie. Band 4) Frankfurt am Main; Berlin; Bern; Bruxelles; New York; Oxford; Wien: Lang Schmidt-Mappes, Isabel 2001: Freundschaften heute. Volkskundliche Untersuchung eines Kulturphänomens. Freiburg im Breisgau: Verlag WISSENSCHAFT & ÖFFENTLICHKEIT Schmitt, Carl: Der Begriff des Politischen, Berlin 1991 (1932) Schneider, Lampert/ Peter Bachem (Hrsg.) 1967: Aristoteles. Aufzeichnungen zur Staatstheorie (sog. Politik). Köln: Verlag Jakob Hegner 27 Schulte, K. (1997): Freundschaftsbeziehungen in persönlichen Netzwerken. In: Lang, S. (Hrsg.) Kulturelle Identität, soziale Netzwerke und Kognition. Berichte ethnologischer Forschungen aus Köln, Wiesbaden: Deutscher Universitäts- Verlag. Simmel, Georg: Soziologie der Freundschaft. In: Eichler, K.-D. (Hrsg.) 1999, Philosophie der Freundschaft, Leipzig: Reclam Verlag. Simmel, Georg 1908: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung. Kap. 6: Die Kreuzung sozialer Kreise. Frankfurt/M.: Suhrkamp. GSG 11. Tenbruck, Friedrich H. 1964: Freundschaft. Ein Beitrag zu einer Soziologie der persönlichen Beziehungen. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Valtin, Renate/ Reinhard Fatke 1997: Freundschaft und Liebe. Persönliche Beziehungen im Ost/West- und im Geschlechtervergleich. Donauwörth: Auer Verlag GmbH 28