4 - das Lebenshaus

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WissensWert
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2010
INFOBRIEF FÜR BETROFFENE MIT SELTENEN SOLIDEN TUMOREN: GIST, SARKOME, NIERENKREBS
Nach Neuwahlen:
Der Lebenshaus-Vorstand stellt sich vor
Am 22. Oktober 2010 lud das Lebenshaus zur 8. ordentlichen
Mitgliedsversammlung nach Bad Nauheim. Alle aktiven
Mitglieder des Vereins erhielten dazu im Vorfeld eine
schriftliche Einladung. Etwa 25 Prozent davon erschienen zur
Versammlung. Neben Informationen zu den Tätigkeiten in 2009
und einem Ausblick in das Jahr 2011 wurde der Vorstand für
2009 entlastet und der Kassenbericht - ebenfalls für 2009,
akzeptiert. Danach wurden Neuwahlen des Vorstandes durchgeführt.
Christel Jäger-Freysoldt hat sich dabei zur
Wiederwahl als stellvertretende Vorsitzende
gestellt und wurde einstimmig in Ihrem
Amt bestätigt. Marianne Zöphel wurde als
neue Schriftführerin gewählt und Stefanie
Seite bekleidet ab sofort das Amt des Kassenwartes. Als Kassenprüferinnen stellten
sich Gisela Ahlwarth und Martina Friedl
zur Verfügung und wurden einstimmig
gewählt. Kai Pilgermann bleibt auch weiterhin 1. Vorsitzender, seine Amtszeit läuft
noch bis 2014. Der Lebenshaus-Vorstand ist
damit komplett besetzt.
„Schön, dass wir in diesem Jahr wieder
engagierte Mitglieder für die offenen Positionen in unserem Vorstand finden konnten. Gerade als gemeinnütziger Verein sind
wir auf diese aktive Mitarbeit angewiesen“,
so Vereinssprecher Markus Wartenberg.
„Unser Dank gilt denen, die sich für den
Verein stark machen und ihre Freizeit opfern, um ehrenamtlich für das Lebenshaus
tätig zu sein! Ein ganz herzliches Dankeschön auch an Stefanie Peyk, die in den
vergangenen fünf Jahren das Amt der
Schriftführerin inne hatte“, stellte Kai
Pilgermann fest.
Im Folgenden möchte sich der neue
Vorstand kurz bei Ihnen vorstellen:
1. Vorsitzender:
Kai Pilgermann
Name: Kai Pilgermann
Geburtstag: 30. August 1976
Familienstand: verheiratet
Kontakt: Krengelstrasse 55D
D-46539 Dinslaken
Telefon: 0179-7914291
Email: [email protected]
GIST-Diagnose:
Im Alter von 27 Jahren wurde bei mir GIST
diagnostiziert und entfernt. Nach der Operation (mit Tumorruptur) habe ich bis zum
November 2010 täglich Imatinib 400mg
eingenommen. Nach sechseinhalb Jahren
habe ich zusammen mit meinem behandelnden Arzt entschieden eine Therapiepause zu
versuchen. Im Zusammenhang damit wurde
das Kontrollintervall (CT bzw. MRT) wieder auf 3 Monate gesenkt.
Das Lebenshaus:
Zum Verein Das Lebenshaus e.V. bin ich
kurz nach der Diagnose über die regionale
GIST-Patientengruppe Rhein-Ruhr in
Bochum gekommen. Im September 2004
wurde ich in den Vorstand des Lebenshauses
gewählt. Dort verantwortete ich als Kassenwart zunächst die Finanzen. Als weitere
Projekte habe ich in den letzten Jahren
unter anderem die Internet-Auftritte
Inhalt
n Nach Neuwahlen: Der LH-Vorstand stellt sich vor 1
n 6. Patientenkontakte-
Wochenende
n Was ist was – Onkologie?
4
8
n Neue GIST-Studie: Imatinib vs. Nilotinib
9
n Progression bei GIST
11
n Extremitätenperfusion – Spezialbehandlung für Sarkome
15
n Fortgeschrittene Weichteilsarkome
18
n Neue Sarkom-Studie
20
n Nierenkrebs-Ticker
22
n Nierenkrebsforum 2011 22
n Spendenübergabe „Gesprächszeit Nierenkrebs“ 23
n Expanging Circles in Supporting Kidney Cancer 25
n Neoadjuvante Therapie bei Nierenkrebs
n Die SMAT-Studie
26
28
n Neu: Patienten-Gruppe "Berlin"
n Palliativmedizin heute
30
31
n Das Lebenshaus - persönlich 34
n Impressum
35
n Terminkalender Januar/Februar
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2010
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WissensWert
(Verein, GIST, Nierenkrebs und Sarkome)
sowie die Mailingliste aufgebaut und betreut. National und international war ich als
Repräsentant für Das Lebenshaus auf unterschiedlichen Konferenzen und Veranstaltungen. Im Jahr 2009 bin ich zum Vorsitzen­
den des Lebenshauses gewählt worden. Ich
sehe meine Aufgabe darin, die bisherige
Arbeit fortzuführen und Das Lebenshaus
weiter mitzuentwickeln. Mein Hauptziel
hierbei ist, dass für alle unsere Patienten mit
seltenen Krebserkrankungen eine optimale
Information, Betreuung und Therapie
erreicht wird.
Beruf & Hobbies:
Nach dem BWL Studium habe ich bei
einem großen Stahlhersteller im Personal­
bereich angefangen. Seit März 2010 bin ich
dort im Gesundheitsbereich als betrieblicher
Gesundheitsmanager zuständig für alle
Präventionsmaßnahmen, die wir für unsere
Mitarbeiter anbieten (z.B. Rückenschulen,
Fitnessstudios in Arbeitsplatznähe und Vorsorgeuntersuchungen). Unser Ziel ist es,
dass die Mitarbeiter gesund bleiben!
Seit der GIST-Erkrankung habe ich das
Laufen als Ausgleichssport für mich entdeckt. In Hamburg bin ich 2006 meinen
ersten Marathon gelaufen. Seitdem versuche
ich mindestens einmal im Jahr einen Stadtmarathon zu absolvieren. Meistens verbinde
ich dies mit einem Kurzurlaub (z.B. 2009
Luxemburg, geplant 2011 Hamburg). Weiterhin höre ich gerne Rockmusik und lese
sehr viel, vor allem aus dem Fantasy-Bereich, wie beispielsweise „Herr der Ringe“.
Lebensmotto:
„Verstehen kann man das Leben rückwärts -leben muss man es vorwärts!“
(Soren Kierkegaard, dänischer Philosoph)“
Stellvertretende Vorsitzende:
Christel Jäger-Freysoldt
Name: Christel Jäger-Freysoldt,
Alter: 66 Jahre
Krankheitsgeschichte:
Ende März 2000: Befund GIST des
Dünndarms (16x12cm)
Dezember 2000: Nachweis von Metastasen
in der Leber
Anfang 2001: erfolglose Chemotherapie
Ab April 2001: durch Eigenrecherche
Kai Pilgermann
Christel Jäger-Freysoldt
Einschluss in Studie zu "GIST-Therapie
mit Imatinib 400mg täglich"
Monitoring zeigt rückläufige Metastasen
Juni 2002: Progress, Dosiserhöhung auf
Imatinib 800mg täglich
Seit Juli 2002 bis heute: stabile Erkrankung
(seit 101 Monaten!)
Ich habe gelernt, mit der Erkrankung zu
leben. Natürlich gibt es einige Nebenwirkungen. Meine Augen tränen, besonders bei
Sonnenlicht. Meine Haut ist sehr „dünnhäutig“ geworden und Muskelkrämpfe
gehören auch dazu. Dagegen habe ich ein
gutes Nebenwirkungsmanagement
gefunden. Mit dem fehlenden Geruchs- und
Geschmackssinn kann ich inzwischen auch
umgehen, wenn das auch einen großen
Eingriff in die Lebensqualität bedeutet.
Erkrankung: Pimärtumor Erstdiagnose
9/2005, GIST des Magens, Tumorruptur
bei der OP und Wundinfektion,
2 Wochen später Versammlung meiner
Familie mit allen Brandenburger Schutz­
engeln vor meinem Krankenbett, der Tod
stand schon im Flur bereit – Glück gehabt –
die Engelschar siegte zusammen mit dem
2. OP-Team, meinem Mann und meiner
Tochter; der Kampf gegen die Infektion
war nach Wochen auch gewonnen. Mit
5,5cm war der Tumor nicht zu groß, aber
die Mitoserate dafür sehr hoch. Die angebotene Teilnahme an der Studie CSTI 571
nahm ich dankbar an, der Zufallsgenerator
legte fest: 1 Jahr lang 400 mg/Tag Imatinib,
leider nicht 3 Jahre – oder: ohne Studie
dauerhaft. 2006 und 2007 war ich tumorfrei, 1/2008 Lokalrezidiv und Metastasen
im Bauchraum – wieder 400mg/Tag Imatinib. So ist das bis heute. Die bösen Gesellen
sind jetzt nicht mehr zu sehen im MRT,
neue kamen nicht hinzu. Das Glück ist
wieder an meiner Seite! – Ich schließe es
fest in meine Arme!
Meine Arbeit in der Patientenorganisation
bedeutet mir sehr viel. Ich möchte den
Patienten etwas von meiner positiven Einstellung zu der Erkrankung vermitteln und
ihnen die Möglichkeiten, die wir haben,
aufzeigen.
Schriftführerin:
Marianne Zöphel
Warum ich mich im Lebenshaus
engagiere?
Nach diesem Krankheitsverlauf war mir das
Vertrauen in die Ärzteschaft fast abhanden
gekommen, ich hatte mich auch sonst nicht
zu meinem Vorteil verändert. Kraftlosigkeit, Unsicherheit, Angst vor all und jedem,
Schmerzen, Nebenwirkungen des Medikamentes griffen arg in mein gewohntes
Leben ein. Durch Zufall fand ich im onkologischen Wartezimmer einen Flyer über
Krebserkrankungen und gezielte Medikamentenforschungen von einer Pharmafirma. Nach einem Anruf dort erhielt ich
den 1. Patientenratgeber per Post und
suchte darauf hin im März 2008 den Kontakt zum Lebenshaus.
Name: Marianne Zöphel
Wohnort: Königs Wusterhausen - am
Berliner Stadtrand
Alter: 68 Jahre
Meine ersten „Aktivitäten“ im Lebenshaus
bestanden im passiven Aufnehmen von
allem, was es zu lesen, zu hören und zu
Mein Glück sind meine beiden Söhne,
36 und 33 Jahre alt. Sie begleiten mich mit
viel Umsicht und Geduld für meine Krankheit. Darüber hinaus gibt es zwei „Vize­
enkel“, 6 und 2 Jahre alt, um die ich mich
ab und zu „kümmern“ darf. Das macht
mich stark und gibt mir Mut und Kraft.
Mein Lebensmotto lautet:
„Wer keinen Mut zum Träumen hat,
hat keine Kraft zum Kämpfen. Wer
kämpft kann verlieren! Wer nicht
kämpft, hat schon verloren.“ Ich habe
Kraft und will leben!
2010
Marianne Zöphel
Stefanie Seite
verstehen galt. Langsam stabilisierten sich
Körper und Seele wieder, mein Erlebtes
strukturierte und relativierte sich, die lähmende Hilf losigkeit wich. Das Zusammensein mit Betroffenen, die Kraft des Wissens,
und die Energie der Akteure im Lebenshaus
strahlten auch nach Königs Wusterhausen
herüber, machten Mut, bef lügelten meine
Lebensgeister und ließen meinen Alltag
wieder leichter werden. Ich war nicht mehr
allein mit GIST. Bis zu dem Wunsch, in der
Patientenorganisation mitzuhelfen war es
nur ein kleiner Schritt. Die Neuaufstellung
des Vorstandes im Jahre 2010 war dann
dafür der rechte Zeitpunkt. Ich wurde als
Schriftführerin gewählt und freue mich nun
auf die Zusammenarbeit im Team des
Vorstandes, aller Patientenkontakte und
Mitarbeiter der Geschäftsstelle.
natürlich noch lange genießen – deshalb
muss die Krankheit auch ein Stück weit mir
gehorchen. Bange machen gilt nicht!
Was gibt es für mich außerhalb des
Lebenshauses?
Im Berufsleben stehe ich nicht mehr. Wenn
nun Haushalt und Garten fertig sind, keine
Omapf lichten rufen, werden die großen und
kleinen, die lustigen und anstrengenden
Steckenpferde geritten. Mäßige sportliche
Aktivitäten und die Kultur mit ihren unterschiedlichen Facetten begleitet mich je nach
Stimmungslage. Seitdem ich wieder mein
Cello tragen und 2- 3 Stunden zusammenhängend mitspielen kann, fahre ich wöchent­
lich nach Berlin zur Orchester- bzw. Kammermusikprobe. Das Zusammenwirken in
der großen und der kleinen Gemeinschaft
der Musikanten empfinde ich immer als
tolle Bereicherung. Es ist wohl manchmal
recht anstrengend, aber sehr ausgleichend,
auf bauend und unheimlich hilfreich, über
viele Probleme hinwegzukommen. Die
„täglichen Hausaufgaben“ und einige Auftritte gehören natürlich auch dazu.
Unsere schöne weite Welt kennenzulernen
war und ist für mich immer wieder eine
große Herausforderung und ein Geschenk
zugleich. Das und vieles andere möchte ich
Kassenwart:
Stefanie Seite
Name: Stefanie Seite
Alter: 32 Jahre
Geburtstag: 25.03.1978
Wohnort: Schweerstr. 11a,
58456 Witten
Telefon: 02302-585859
Hobbies: Handball, lesen, Musik hören,
Freunde und Familie
Familienstand: ledig
Mein Name ist Stefanie Seite und einige
kennen mich aus der SHG Rhein-Ruhr,
in der ich seit Sommer 2009 als Patientenkontakt anzutreffen bin.
Meine GIST-Diagnose war eine Zufalls­
diagnose, die ich im Juli 2005 bekam.
Zu diesem Zeitpunkt war ich 27 Jahre alt.
Der Tumor befand sich am Dünndarm und
wurde erfolgreich entfernt. Durch eine
hohe Mitosen Anzahl und einer Tumorgröße von 7cm, wurde ich als Hochrisikopatientin eingestuft. Es wurde mir daraufhin die adjuvante EORTC-Studie vorgeschlagen. An dieser konnte ich teilnehmen
und habe für einen Zeitraum von 2 Jahren
(Okt. 2005 – Okt. 2007) 400mg/Tag
Imatinib genommen. Seit Okt. 2007 nehme
ich kein Imatinib mehr und bin seitdem
tumorfrei.
Durch die ganzen Ereignisse und entstandenen Fragen habe ich mich auf die Suche
nach Antworten von gleichgesinnten gemacht. Im Internet bin ich auf das Lebenshaus gestoßen und habe Kontakt mit Karin
Pelzing aufgenommen. Im Dezember 2005
habe ich dann erstmalig die SHG RheinRuhr besucht. Es hat mir dort sehr gut gefallen und ich war froh endlich offen reden
und Erfahrungen austauschen zu können.
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Das Lebenshaus
Im Laufe der Zeit habe ich als „helfende
Hand“ Karin bei der Arbeit in der Gruppe
unterstützt und nach Ihrem Tod die Aufgabe des Patien­tenkontaktes übernommen.
Dies macht mir großen Spaß und meine
Aufgabe und Ziele sind es, die Patienten zu
unterstützen, ihnen eine Möglichkeit zum
Austausch zu geben und mit Rat und Tat
zur Seite zu stehen. Denn Niemand muss
alleine und unwissend mit der GIST-Erkrankung sein.
Durch die Arbeit als Patientenkontakt habe
ich mir Gedanken gemacht, wie ich noch
weiter das Lebenshaus unterstützen kann.
Ich habe mich 2009 zur Kassenprüferin
wählen lassen und im Oktober 2010 das
Amt des Kassenwartes übernommen und
gehöre somit zum neuen Vorstandskreis.
Ich freue mich sehr auf die kommende
Arbeit und hoffe, dass ich damit meinen
Teil zur tollen Entwicklung des Lebenshauses beitragen kann.
In meinem Privatleben bin ich Groß- und
Außenhandelskauffrau und in der Disposition (Einkauf ) meines Ausbildungsbetriebes
tätig. Die Freizeit wird zum größten Teil
mit Handball ausgefüllt. Angefangen habe
ich damit im Alter von 7 Jahren. Jedoch in
meiner Jugendzeit noch viele Dinge zusätzlich ausprobiert und dadurch mit dem
Handball aufgehört. Durch viele Zufälle
aber vor ein einigen Jahren wieder mit viel
Leidenschaft angefangen. Meine Position ist
das Tor. Dieser Mannschaftssport hat mir
nach meiner Diagnose oft geholfen und mir
einen Ansporn gegeben wieder in mein
„altes“ Leben zurück zu finden. Die rest­
liche Zeit verbringe ich mit meinem
Freund, Freunden und Familie, höre Musik
und lese gerne. Außerdem besuche ich sehr
gerne Konzerte/Veranstaltungen und
erkunde andere Städte.
Viele liebe Grüße
Stefanie Seite
Lebensmotto:
„Träume nicht Dein Leben,
sondern lebe Deinen Traum.“
2010
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WissensWert
6. Patientenkontakte-Wochenende:
„Ich freue mich schon auf’s nächste Mal!“
„Vielen Dank für die Informationen und die Mühe, die Ihr uns
am letzten Wochenende entgegen gebracht habt. Ich fühle
mich motiviert und gehe gestärkt in die Gruppenplanung für
2011“ war die Aussage einer Teilnehmerin. „Für mich waren
viele Dinge sehr interessant und haben mir doch mehr Sicherheit in der besonderen Situation gegeben“ lautete ein weiteres
Zitat einer anderen Gruppenleiterin nach dem 6. Patientenkontakte-Workshop vom 22. bis 24. Oktober 2010 in Bad Nauheim,
zu dem regionale Gruppenleiter aus ganz Deutschland
angereist waren. Ein Fazit hatten Sie am Ende alle gemeinsam:
„Ich freue mich schon auf’s nächste Mal!“
Der Workshop startete am Freitag-Nachmittag. Die neue Betreuerin der regionalen
Patientenkontakte des Lebenshauses Brigitte
Wartenberg begrüßte die Teilnehmer und
erläuterte das Konzept der jährlichen Veranstaltung: „Auch in diesem Jahr haben wir
wieder ein ausgewogenes Programm vorbereitet, bestehend aus medizinische Updates,
praxisbezogenen Informationen zur Unterstützung der Arbeit in den regionalen
Gruppen und Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch.“ „Die Ziele des Workshops
sind, die Teilnehmer zu informieren, sie für
Ihre praktische Arbeit in der Region stärker
zu machen und auf ihre persönlichen Anliegen einzugehen“, so Brigitte Wartenberg
weiter, die diesen Workshop erstmals
organisiert und konzipiert hatte.
Mit einem Herzlich Willkommen und
„ich freue mich bekannte Gesichter wiederzusehen und neue Lebenshaus-Bewohner
kennenzulernen“ begrüßte Christel JägerFreysoldt, stellvertretende Vorsitzende des
Lebenshauses, alle Teilnehmer.
Zu Beginn stellte Markus Wartenberg,
Vereinssprecher des Lebenshauses, die einheitlichen neuen Email-Adressen der regionalen Patientengruppen vor. Diese sind
unterteilt nach GIST und Nierenkrebs, unter dem Dach des Vereins Das Lebenshaus.
Durch die Nutzung einheitlicher EmailAdressen „unter einem Dach“ ergeben sich
viele Vorteile:
n
Kostenlose Nutzung für Patienten­
kontakte/Regionale Gruppen
n Einheitlicher Email-Auf bau für alle
Gruppen
n Schutz der Privatsphäre der Patientenkontakte
n Jeder Patientenkontakt kann alle Emails
lesen.
Dies bietet Vorteile für Lernprozess der
neuen Patientenkontakte. Markus Wartenberg erklärte den Auf bau und die praktische
Nutzung „live“ im Internet. Die Teilnehmer erkannten schnell die Vorteile der
neuen Email-Adressen und etliche möchten
möglichst bald mit den neuen EmailAdressen arbeiten.
Von 16:00 – 18:00 Uhr fand an diesem
Freitag-Nachmittag die 8. ordentliche
Mitgliederversammlung des Vereins
„Das Lebenshaus e.V.“ statt. Nach dem an
alle „Aktiven Mitglieder“ versandten Ein­
ladungsschreiben – erstatteten Vorstand
Kai Pilgermann und Vereinssprecher
Markus Wartenberg Bericht über das Mitgliedsjahr 2009. Des Weiteren wurden Vorstandspositionen mit Marianne Zöphel und
Stefanie Seite neue besetzt. Insgesamt kann
das Lebenshaus auf ein überaus erfolgreiches
Jahr 2009 zurückblicken - mit vielen nationalen und internationalen Fortschritten.
Dafür bedankte sich das Leitungsteam:
Bei den Betroffenen, die aktiv in ihrem
Lebenshaus mitgearbeitet haben, den
Menschen, die uns mit Beiträgen und/oder
Spenden unterstützt haben sowie den medizinischen Experten und den Pharmapartnern. Ohne die vielen Unterstützer und
ihre persönliche Verbundenheit, wäre die
Arbeit des Lebenshauses nicht denkbar.
Während des Abendessens (Scientific
Dinner) ließ Markus Wartenberg es sich
nicht nehmen, die Teilnehmer über ein
interessantes Thema zu informieren: Die
künftige Beteiligung von Patientenorganisationen an der Forschung. „Dieses „patient
involvement in clinical research“ kann in
der klinischen Forschung künftig tatsächlich einen großen Unterschied machen.
Im Wesentlichen geht es darum, die Medikamentenentwicklung in Zukunft zielgenauer, patientengerechter, effizienter und
schneller zu machen. Dies ist im Interesse
2010
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Das Lebenshaus
n
Die Teilnehmer des
PatientenkontakteWorkshops waren
begeistert vom vielfältigen
Programm.
Wie geht man mit dem Tod eines Gruppenmitgliedes – mit der Trauer – um?
n Wie kann man seine Gruppe in der
Region bekannter machen?
Dieser so wichtige Praxis-Austausch soll
künftig alle zwei Monate im Rahmen von
Telefonkonferenzen zwischen allen Patientenkontakten und dem Lebenshaus-Team
fortgeführt und vertieft werden.
Nach der Mittagspause standen zwei
weitere wichtige GIST-Themen auf dem
Programm.
1. Adjuvante Imatinib-Therapie
– Stand Herbst 2010:
Was wissen wir derzeit und
welche Fragen sind unbeantwortet?
aller. So bietet sich der sehr sinnvolle Weg
an, dass Patientenorganisationen, medizinische Experten, Forschungs-Netzwerke,
Regulatoren und forschende Industrie
künftig enger auf „Augenhöhe“ zusammenarbeiten. Patienten dürfen nicht nur
„Gegenstand“ klinischer Forschung sein,
sondern Patientenvertreter echte Partner im
Forschungs- und Studienprozess. Patienten
haben eine einmalige Sichtweise auf klinische Behandlungen. Ihre Erfahrung ist
daher für die Forschung von enormer
Bedeutung.“ so Wartenberg, dessen Ausführungen die Teilnehmer selbst zu so
später Stunde noch konzentriert folgten.
Der Samstag begann mit intensiver Gruppenarbeit. Was sind - derzeit noch immer die wichtigsten Problemfelder/Fehlerquellen/Knackpunkte bei der Diagnose,
Behandlung und Nachsorge der GIST? Die
Teilnehmer erarbeiten, was aus Ihrer Sicht
und Ihrer Erfahrung für Betroffene noch
immer problematisch verläuft. Hier konnten viele auf eigene Erlebnisse zurück­
blicken – aber auch auf ihre Erfahrungen als
Gruppenleiter sowie ihre zahlreichen Gespräche mit Patienten. Die rege Diskussion
zeigte, dass trotz aller Auf klärung, die
bisher durch Experten, Pharmafirmen und
Das Lebenshaus e.V. geleistet worden ist,
immer noch die Notwendigkeit zu besserer
Behandlungsqualität in der Breite besteht.
GIST ist und bleibt eine seltene Erkrankung, bei der es von großer Bedeutung ist,
sich als Patient zu informieren, da etliche
Patienten nicht von GIST-Experten behandelt werden oder im Arzt-Patienten-Gespräch oftmals zu wenig Zeit für tiefer
gehende Erläuterungen bleibt.
Weiterhin beschäftigte die Teilnehmer die
Frage „Definition von GIST-Experten/Klinken: Wer ist eigentlich ein Experte?“
Weitere Anmerkungen waren die widersprüchliche Einordnung des Grades der
Schwerbehinderung, sowie Fragen zum
Thema „Reimportierte Medikamente“.
Die meisten Punkte, die die Teilnehmer
erarbeitet hatten, waren deckungsgleich mit
der bereits von Markus Wartenberg zusammengestellten Themen: Durchaus eine Bestätigung dafür, dass sich Das LebenshausTeam den Patientensituationen bewusst ist.
Der weitere Samstagvormittag stand ganz
im Zeichen des Erfahrungsaustausches der
regionalen Gruppenleiter. Von organisatorischen Fragen, über Themen wie die Referenten-Suche bis hin zum „Meistern“ von
schwierigen Situationen bei den GruppenTreffen wurden viele Fragen diskutiert und
beantwortet. Nur wenige Beispiele hieraus:
n Wie oft sollte sich eine Gruppen treffen?
n Wie findet man gute Referenten und
was sollte man hierbei beachten?
n Womit haben Patientenkontakte immer
mal wieder Schwierigkeiten?
n Wie verfährt man mit „störenden“
Gruppenmitgliedern?
Hier erläuterte Markus Wartenberg noch
einmal detailliert, was Adjuvanz bedeutet,
warum man so etwas überhaupt benötigt,
auf welchen Daten die Zulassung der adjuvanten Imatnib-Therapie beruht, welche (?)
Patienten behandelt werden sollten und wie
lange (?) nach derzeitigem Stand behandelt
werden sollte…Wichtige Entscheidungsbasis
für oder gegen eine adjuvante Therapie ist
vor allem die Risiko-Klassifizierung nach
Miettinnen. Hier bestimmen Lokalisation,
Größe und Mitoserate (Zellteilungsrate) des
Tumors das Rückfall-Risiko und somit die
Risiko-Klasse. Patienten nach erfolgreicher
Entfernung des Primärtumors (keine Metastasen) sollten also unbedingt folgende Informationen – für eine Entscheidung - haben:
n Operationsstatus – in der Regel R0
n Diagnose GIST – dazu Mitoserate (Zellteilungsrate) und Risiko-Klassifizierung
nach Mettinnen = low, intermediate
oder high risk
n Mutationsanalyse (Exon-Analyse) Und
hierbei nicht nur die reine Exon-Bestimmung also z.B. Exon 11 oder Exon 18 –
sondern die exakte Beschreibung der
Mutation wie z.B. Exon 18 D842V
Markus Wartenberg verdeutlichte hier noch
einmal die Position der Experten – verbunden mit der Frage nach genauerer Erläuterung durch die Experten. Direkt im Anschluss schaltete Markus Wartenberg
2010
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WissensWert
via Skype/Internet per Lautsprecher den
GIST-Experten PD Dr. Peter Reichhardt
vom Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg
in den Workshop. Zur freudigen Überraschung aller Teilnehmer über die spontane
Live-Zuschaltung, erklärte PD Dr. Peter
Reichhardt noch einmal nachdrücklich die
wesentlichen Fakten, die wir inzwischen
kennen sowie die Fragen bzgl. einer adjuvanten Therapie, die derzeit noch offen
sind. Die Teilnehmer bedankten sich bei
Herrn PD Dr. Peter Reichardt mit Applaus,
und waren mit einem Lächeln im Gesicht
nachhaltig beeindruckt darüber, dass sich
ein Experte an einem Samstagnachmittag
speziell für sie Zeit genommen hat, um
Fragen zu beantworten.
2. Fortschreiten der Erkrankung
(Progress):
Was sollten Patienten unbedingt wissen bzw. tun?
Welche Therapieoptionen gibt
es derzeit bei Progress?
Auch dieses Thema behandelte Markus
Wartenberg ausführlich im Rahmen seiner
Präsentation. Die Aufarbeitung des ersten
Teils des Vortrages finden Sie in diesem
WissenWert Nr. 4 auf Seite 11
Frisch gestärkt nach der Kaffeepause hatten
die Patientenkontakte dann die Möglichkeit, am dem Workshop „YOGA – Einführung und Praxis“ teilzunehmen. Geleitet
wurde der Workshop von Frau Dr. Brigitte
Schulze, Referentin an der VHS Wetterau
in Friedberg, die viele Jahre in Indien gelebt, sich für wohltätige Projekte eingesetzt
und sich vor allem mit YOGA und deren
Lebensweise tiefgreifend beschäftigt hat.
In der theoretischen Darlegung machte Frau
Dr. Schulze den interessierten Teilnehmern
begreif lich, dass Yoga in Europa mehr als
körperliche Betätigung bekannt sei. Tatsächlich jedoch sei Yoga eine indische
philosophische Lehre, die eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen umfasse.
„Hierzulande verfolgen Yoga-Übungen
zumeist einen ganzheitlichen Ansatz, der
Körper, Geist und Seele in Einklang bringen soll“, so Dr. Schulze weiter. Bevor sie
mit praktischen Übungen fortfahren wollte,
befragte sie die Patientenkontakte, welche
Erfahrungen sie bereits mit Yoga gemacht
hatten. Die meisten Teilnehmer antworteten, dass sie nur wenig oder noch gar
nicht mit Yoga in Berührung gekommen
waren. Alle Erfahrungen waren jedoch auf
körperlicher Ebene, z.B. im Fitness-Studio,
gesammelt worden. Im praktischen Teil des
Seminars leitete die Referentin die Teilnehmer an, zuerst leichte und später etwas
schwierigere körperliche Übungen durchzuführen, die sie langsam und verständlich
vorführte. Die Teilnehmer wiederholten
die Übungen mit Eifer nach ihren persönlichen körperlichen Möglichkeiten. Zum
Abschluss spielte die Referentin der Gruppe
ein indisches Lied vor, um neben der körperlichen Erfahrung auch akustisch in die
Lebensweise „der Yogis“ für einen Moment
einzutauchen.
Rückblickend waren einige Teilnehmer
sehr begeistert von Dr. Brigitte Schulze und
ihrem Vortrag, andere wiederum, waren
um die Erkenntnis reicher, dass Yoga zwar
interessant ist, aber sie selbst nichts damit
anfangen können. „Gelohnt hat sich die
Teilnahme an diesem Workshop in jedem
Fall", so die Aussage der Anwesenden.
Der Samstagabend fand im Sportheim Bad
Nauheim mit Abendessen und anschließendem Kegeln einen lockeren und entspannten Abschluss. Das Abendessen ließen
sich alle in netter Plauderrunde schmecken,
und einige warfen noch ein paar Kugeln in
geselliger Atmosphäre, bevor dieser informative Tag sein Ende fand.
Stefanie Seite, Patientenkontakt Rhein-Ruhr
Dr. Werner Heller im Gespräch mit Frau Dr. Brigitte Schulze
Von der Gruppe Nürnberg: Markus Albersdörfer
Dr. Brigitte Schulze führte die Patientenkontakte in die entspannende
Welt des Yoga
Martina Friedl, Leiterin der Gruppe in München
2010
Am Sonntag-Morgen begann der letzte Tag
des Patientenkontakte-Wochenendes mit
90 Minuten aufgeteilt in zwei Bereiche:
1.Fragen des Lebenshaus-Teams zu
bestimmten Themen. Hier war es dem
Leitungsteam sehr wichtig, bestimmte
Erfahrungen und Meinungen der Patientenkontakte für künftige Entscheidungen
und Projekte einzuholen.
2.Herausforderungen des Therapie-/
Nebenwirkungs-Managements bei den
oralen Target-Therapien. Bezug nehmend auf den Artikel in WissesWert
Nr. 2 erläuterte Markus Wartenberg
noch einmal dass die Compliance bei den
oralen Target-Therapien eine „TherapieKo­operation“ zwischen Arzt und Patient
benötigt. Damit moderne orale TargetTherapien wirken können, ist unter
anderem die regelmäßige Einnahme entscheidend. Das heißt: Patienten müssen
compliant - also therapietreu, sein. Doch
Compliance beinhaltet nicht nur das
„Denken“ an die tägliche Einnahme der
Tabletten oder Kapseln. Compliance bei den oralen Target-Therapien - bedeutet weit mehr: Sie erfordert auch ein
professionelles Therapie- und Nebenwirkungsmanagement durch das Behandlungsteam. Sehr einfach bedeutet dies:
n An
die „Adresse“ der Ärzte bzw. des
Behandlungsteams:
Die oralen Target-Therapien erfordern
Expertise, Erfahrung und Engagement in
Form eines kontinuierlichen und professionellen Therapie- und Nebenwirkungs-Managements sowie eine offene
Kommunikation mit den Patienten.
Sollte ein Arzt dies nicht leisten wollen
oder können – sollte er schlichtweg keine
Patienten mit diesen Therapien behandeln.
n An
die „Adresse“ der Patienten und
Begleiter (Angehörigen):
Die oralen Target-Therapien erfordern
ein Höchstmaß an Therapietreue – also
regelmäßige und richtige Einnahme.
Die Ärzte haben täglich viele Patienten
zu behandeln und können spezielle Situationen nicht erahnen. Daher: Sollten
Patienten Fragen, Wünsche, Bedenken,
Probleme, Nebenwirkungen haben –
müssen Sie offen mit Ihrem Arzt darüber
sprechen. Es geht um Eigenverantwortung, um eigene Interessen – um das
eigene Leben, bei welchem der Patient
die Verantwortung auch für die Therapie
nicht einfach gedankenlos abgeben sollte.
Den abschließenden Programmpunkt eröffnete Brigitte Wartenberg mit einer einerseits meditativen und andererseits Kraft
schöpfenden Phantasiereise. Unterlegt mit
sanften Klängen wurden die Teilnehmer ins
Land der Phantasie begleitet. Angenehm
entspannt und leicht ging es zum letzten
Teil der Veranstaltung.
Ein weiterer Vortrag von einer externen
Referentin, Frau Ilona Wölk stand als
Nächstes im Programm. „Gruppen moderieren und leiten“ lautete der Titel. Im
Detail stellte Ilona Wölk „Modelle von
Gruppen und ihre Dynamiken vor“ sowie
„Prozesse, die jede Gruppe durchläuft“.
Spannend wurde es, als die Teilnehmer mit
konkreten Fragestellungen aus ihrer Gruppe
die Referentin forderten. Hier zeigte sich,
dass die Dozentin mit ihrem reichen Erfahrungsschatz wertvolle Hilfestellungen und
Tipps auf Lager hatte. Ein Teil der Patientenkontakte stand dem Vortrag anfänglich
etwas skeptisch gegenüber, hatten sie in
dieser Hinsicht doch schon mehrfach Seminare besucht. Am Schluss waren sich jedoch
alle einig, nämlich dass sie alle etwas dazugelernt hatten und für sich und ihre regionale Gruppen hilfreiche Ideen mitnehmen
konnten.
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Das Lebenshaus
möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass die Pharmaunternehmen keinerlei
Einf luss auf Ziel, Programm und Inhalte
der Veranstaltung ausgeübt haben.
(Die Kooperation des Vereins Das Lebenshaus e.V. mit Pharmafirmen erfolgt nach
jederzeit einsehbaren Richtlinien für
Finanzierungsvereinbarungen und dem
FSA-Kodex.)
Brigitte Wartenberg ist Ansprechpartnerin,
Betreuerin, Koordinatorin für die Patientenkontakte
"Gruppen moderieren und leiten" - war
das Thema des Vortrages von Ilona Wölk.
Am frühen Nachmittag wurde es Zeit sich
zu verabschieden. Herzliche Umarmungen
und die Freude auf das nächste Wieder­
sehen, waren Ausdruck einer innigen
Gemeinschaft mit neu integrierten Mitgliedern. Mit zahlreichen Erkenntnissen und
aktuellen Informationen können nun die
Patientenkontakte gestärkt in die Arbeit in
den regionalen Gruppen gehen, ganz nach
dem Lebenshaus-Motto: „Denn niemand ist
allein mit einer seltenen Erkrankung!“
Der Dank des Lebenshaus-Teams gilt den
Sponsoren Novartis und Pfizer, welche die
Veranstaltung durch ihre finanzielle Unterstützung möglich gemacht haben. Hier
2010
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WissensWert
Das Lebenshaus
WAS IST WAS – in der Medizin/Onkologie?
Mutation
(lat. mutatio, Veränderung, Wechsel)
EXON
KIT-Rezeptor
Ig
Der Begriff Mutation bezeichnet dauerhafte
Veränderungen des genetischen Erbgutes.
Die gesamte Erbinformation eines Menschen befindet sich im Inneren des Zellkerns, in den so genannten Chromosomen.
Diese bestehen aus Desoxyribonukleinsäure
(DNA), Abschnitte dieser DNA werden als
Gene bezeichnet. Darin sind alle wichtigen
Erbinformationen gespeichert. So ist zum
Beispiel ein bestimmtes Gen für die Augenfarbe eines Menschen verantwortlich, andere wiederum enthalten den Bauplan für
Proteine usw. Im Falle einer Mutation
kommt es zu Veränderungen im Auf bau
dieser Gene. Diese Veränderungen können
spontan auftreten oder durch äußere Einf lüsse wie zum Beispiel radioaktive Strahlung, Chemikalien oder Umweltgifte
(z.B. Abgase, Zigarettenrauch) etc. hervorgerufen werden.
Unsere Gene sind sehr vielfältig und ebenso
vielfältig können auch die möglichen Veränderungen sein. So gibt es Mutationen, die
negative Auswirkungen haben. Einige führen zu einer positiven Weiterentwicklung,
andere zeigen gar keine Auswirkung – so
genannte stille Mutationen. Im schlimmsten Falle führen Mutationen jedoch zu
einem Funktionsverlust der veränderten
Gene und beeinf lussen das Verhalten der
gesamten Zelle. Zunächst betrifft eine
Mutation nur das Erbgut einer Zelle, wird
aber von dieser an alle eventuell entstehenden Tochterzellen weitergegeben. Denn bei
jeder Zellteilung wird deren DNA kopiert.
Sind Mutationen vorhanden, werden diese
einfach „mitkopiert“.
Zusätzlich gibt es Veränderungen, so genannte Keimbahn-Mutationen, die an die
eigenen Kinder weitergegeben werden können. Andere, die somatischen Mutationen,
dagegen sind nicht vererbbar. Hierbei handelt es sich um Veränderungen in all den
Körperzellen, die nichts mit der Fortpf lanzung zu tun haben. Diese Mutationen können sich jedoch in Wachstum und Funktion
AML
Ig
Ig
Ig
GIST
Ig
TM
NK/T-Zell-
Lymphome
K1
K1
Mastozytosen
Mastzellleukämien
Myeloische Leukämien
Seminome/
Dysgerminome
der Zellen niederschlagen. So können entartete Zellen beispielsweise ihre ursprüngliche Funktion verlieren und sich unkon­
trolliert teilen, ein Tumor entsteht. Dieser
„Defekt“ des genetischen Materials wird
auf nachfolgende Zellen im eigenen Körper
"übertragen", kann aber nicht auf Nachkommen vererbt werden. Jedoch sind auch
unter den Krebserkrankungen mittlerweile
einige Tumorarten bekannt, in deren
Zusammenhang eine Weitergabe der Mutation an die nächste Generation möglich ist
(z.B. bei genetischem Brustkrebs). Sicherlich gibt es gerade auf diesem Gebiet noch
sehr viel zu erforschen.
Primärmutationen bei GIST
Im Bereich GIST nimmt die Untersuchung
der jeweiligen Mutation einen besonderen
Stellenwert ein, denn sie kann ausschlag­
gebend für die Therapiewahl sein. Am
häufigsten finden sich bei den gastro-intestinalen Stromatumoren Mutationen im
KIT-Gen (80-85% der Fälle), einige wenige zeigen Veränderungen im PDGFRAGen (5-10%). Außerdem gibt es auch GIST,
bei welchen keine Mutationen nachweisbar
sind, so genannte „Wild-Typ GIST“.
K1
Die DNA dieser Gene (KIT und PDGFRA)
enthält verschiednen Abschnitte – so genannte Exons, die benötigt werden, um die
entsprechenden Rezeptorgene zu bauen.
KIT-Mutationen/Veränderungen liegen
meist in den Abschnitten/ Exons 9, 11, 13
und 17 im PDGFRA-Gen in den Exons
12, 14 und 18. Heute wissen wir, dass gerade die KIT-Mutationen in Exon 9 und 11
am besten auf Imatinib reagieren, das heißt,
die Patienten mit einer derartigen Veränderung profitieren am längsten von dem
Medikament. Wobei bei Patienten mit
Exon 9 Mutation eine höhere Dosierung
(800 mg/d) einen deutlichen Vorteil im
durchschnittlichen, progressionsfreien
Überleben zeigt.
Wichtig ist jedoch auch hier: Jeder Mensch
ist unterschiedlich und auch GIST ist nicht
gleich GIST. Daher hängt auch das Ansprechen auf die Therapie nicht einzig und
allein von der jeweiligen Mutation ab, sondern wird von vielen - ganz individuellen
und zum Teil sicherlich noch unbekannten,
Faktoren beeinf lusst.
2010
GIST
4
WissensWert
Studie CAMN107G2301:
Erstlinien-Therapie „Imatinib vs. Nilotinib“.
Randomisierte multizentrische Phase III Studie zur Untersuchung der
Wirksamkeit und Sicherheit von Nilotinib im Vergleich zu Imatinib bei
erwachsenen Patienten mit inoperablen oder metastasierten Gastro­
intestinalen Stromatumoren (GIST) in der Erstlinien-Therapie.
Nilotinib (Handelsname Tasigna®) gehört
zur zweiten Generation der Bcr-Abl Tyrosinkinase-Inhibitoren. Nilotinib hemmt die
Tyrosinkinase-Aktivitäten von PDGFRA
und KIT und beeinf lusst die Lebensfähigkeit der GIST-Zelllinie GIST882 mit
ähnlicher Stärke wie Imatinib. Die vorliegenden in vitro Daten (Labo-Daten) von
GIST-Zelllinien mit verschiedenen KITMutationen zeigen, dass Nilotinib wachstumshemmende Aktivität gegenüber Imatinib-empfindlichen und -resistenten Formen
von KIT besitzt. Außerdem zeigten Studien
zur zellulären Aufnahme von Nilotinib im
Vergleich zu Imatinib, dass die intrazelluläre Konzentration von Nilotinib in den
GIST-Zelllinien GIST882 und GIST GDG1
um das 7-10fache höher lag als die von
Imatinib.
Nilotinib zeigte bei GIST-Patienten, bei
denen eine oder mehrere vorherige Therapien versagt hatten, eine klinische Wirkung. Die progressionsfreie Überlebenszeit
(PFS) von Nilotinib bei Imatinib-resistenten GIST-Patienten betrug in einer Phase IStudie [CAMN107A2103] im Median 168
Tage (5,6 Monate). Bei Gesamtbetrachtung
der vielversprechenden klinischen Ergebnisse in einer stark vorbehandelten Patientengruppe und der in vitro Daten, die eine
antiproliferative Wirkung von Nilotinib bei
Imatinib-sensitiven und Imatinib-resistenten GIST-Zellen belegen, erscheint die Annahme begründet, dass Nilotinib bei GISTPatienten eine vergleichbare oder gegenüber
Imatinib verbesserte Wirksamkeit haben
könnte.
Primäres Studienziel
Vergleich der progressionsfreien Über­
lebenszeit (PFS von Progression Free Survival) von Nilotinib vs. Imatinib bei Patien­
ten mit inoperablem und/oder metastasiertem GIST, die zuvor nicht mit TKI
(= Tyrosinkinase-Inhibitoren) behandelt
wurden oder bei denen 6 Monate nach
Absetzen der adjuvanten Imatinib-Therapie
ein GIST-Rezidiv aufgetreten ist. (Weiterhin wurden vier sekundäre Studienziele
definiert.)
Einschlusskriterien (= nur Auszug)
n Histologisch bestätigte Diagnose von
inoperablem und/oder metastasiertem
GIST
n Mindestens eine auf dem CT/MRI-Scan
messbare Läsion entsprechend der
RECIST-Kriterien
n Keine vorherige Therapie mit Imatinib
oder einer anderen Prüfmedikation bei
inoperablem und/oder metastasiertem
GIST
n
GIST-Rezidiv = 6 Monate nach
Absetzen der Imatinib-Behandlung und
anschließend keine andere Studien­
medikation (zum Beispiel Sunitinib oder
andere TKIs)
Ausschlusskriterien (= nur Auszug)
n Vorherige Behandlung mit Nilotinib
oder anderen TKIs
n Patienten mit Fortschreiten der
Erkrankung unter adjuvanter ImatinibTherapie
Behandlung / Dosierung
n Nilotinib 400 mg bid
(bid = 2 mal pro Tag
= gesamt 800mg/Tag)
oder
n Imatinib 400 mg/Tag
4 2010
WissensWert
Studiendesign und
Therapiedauer
Studienleitung:
Randomisierte, offene, zweiarmige,
multizentrische Phase III Studie zur Untersuchung der progressionsfreien Überlebenszeit von Nilotinib vs. Imatinib bei Patienten
mit inoperablem/matastasiertem GIST in
der Erstlinien-Therapie.
PD Dr. P. Reichardt
HELIOS Klinikum Bad Saarow
Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg
Die Studie besteht aus drei Phasen:
Kernphase: Vom Randomisierungszeitpunkt bis zum Progress
Extensionsphase: Erlaubt Patienten mit
einem Progress in der Kernstudie, die
alternative Therapie zu erhalten:
a. Patienten, die in der Kernphase Nilotinib
erhalten haben, erhalten
Imatinib 400 mg/Tag oder 800 mg/Tag
(bei Exon 9 Mutation)
b. Patienten, die in der Kernphase Imatinib
erhalten haben, erhalten Nilotinib
800mg/Tag. Teilnahme an der
Exten ­sionsphase ist optional und dauert
max. bis zum Progress.
Follow Up Phase: Vom Zeitpunkt der
Progression, für Patienten, die an der
Extensionsstudie nicht teilnehmen möchten
- werden für max. 10 Jahre im Hinblick auf
das Überleben beobachtet.
WICHTIG
Studienzentrale:
Frau Simone Micheel
HELIOS Klinikum Bad Saarow
Klinik für Innere Medizin III
Hämatologie, Onkologie
und Palliativmedizin
Pieskower Straße 33
15526 Bad Saarow
Tel: 033631 / 7-3728
Fax: 033631 / 7-3528
[email protected]
Die Behandlung im Rahmen der Studie ist nur
in den Studienzentren
möglich.
Hannover
Berlin
Essen
Düsseldorf
Frankfurt/M
Weiden
Mannheim
Freiburg
München
Weitere beteiligte Studienzentren in Deutschland:
10
Berlin Buch
PD Dr. Peter Reichardt
HELIOS Klinikum Berlin Buch Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg
München
Dr. Marcus Schlemmer
Uni-Klinikum München-Grosshadern
Essen
Dr. Sebastian Bauer
Uni-Klinikum Essen Tumorzentrum
Mannheim
Prof. Dr. Peter Hohenberger
Klinikum Mannheim, Chirurgische Klinik
Frankfurt/Main
Dr. Salah-Eddin Al-Batran
Krankenhaus Nordwest
Düsseldorf
Prof. Dr. Jochen Schütte
Marien-Hospital Düsseldorf
Freiburg
PD Dr. Gerald Illerhaus
Uni-Klinikum Freiburg, Hämatologie/Onkologie
Hannover
PD Dr. Viktor Grünwald
Kliniken der MHH, Hämatologie, Onkologie
Weiden
Prof. Dr. Frank Kullmann
Klinikum Weiden, Medizinische Klinik I
2010
4
GIST
Diagnose „Progression bei GIST“?
Was nun – was tun? (Teil 1)
Im Laufe der letzten Jahre, konnten mit der Imatinib-Behandlung
sehr gute Ergebnisse in der Therapie von inoperablen und
metastasierten GIST erzielt werden. Etliche Patienten profitieren
inzwischen über 10 Jahre von der Imatinib-Therapie. Bei anderen
reagieren die Tumoren weniger gut auf Imatinib oder es kommt
nach einer gewissen Zeit zum Progress (Rezidiv) – also zum
Fortschreiten der Erkrankung.
n
Nur etwa 1- 2% aller Patienten tolerieren Imatinib gar nicht – man nennt dies
initiale Imatinib-Unverträglichkeit.
In diesen Fällen steht mit Sunitinib eine
weitere zugelassene Therapie zu Ver­
fügung.
n Weiterhin sind nur etwa 10 - 15% der
GIST resistent gegen Imatinib. Das heißt
bei diesen Patienten zeigt sich kaum
oder keine Wirkung durch Imatinib.
n Nach 2-3 Jahren können sich bei bis zu
65% der zuerst mit Imatinib erfolgreich
behandelten Patienten teilweise oder
völlige Resistenzen bilden.
Die allererste Maßnahme bei Verdacht auf
eine Progression der Erkrankung unter
Imatinib ist die genaue Abklärung (Veri­
fizierung) des Progresses: Also die zentrale
Frage: Handelt es sich wirklich um einen
Progress?
Diese Frage mag zunächst vielleicht etwas
ungewöhnlich klingen. Doch sie beruht auf
den Erfahrungen unserer Patientenorganisation und vieler GIST-Experten. Etliche
Diagnosen eines angeblichen Progresses haben sich im nach hinein als falsch erwiesen.
So auch in einigen Studien, bei welchen
Einschlusskriterien der klare Nachweis
eines Progresses unter Imatinib und/oder
Sunitinib waren. Als die behandelnden
Ärzte die Situationen etlicher Patienten
noch einmal genau überprüften, stellte sich
im nach hinein heraus, dass kein Progress
vorgelegen hatte.
Fokale Progression: Läsion in einer Läsion
Daher drei zentrale Botschaften zu
Beginn dieses Artikels:
1. Den Verdacht auf Progress sollte man
immer per Zweitmeinung bei einem
erfahrenen GIST-Zentrum überprüfen
lassen – bevor man irgendetwas an der
laufenden Therapie verändert.
2. Obwohl es bei GIST inzwischen zwei
zugelassene Therapien, zwei weitere
Off-Label-Therapien sowie - je nach
Status des Patienten evtl. eine klinische
Studie gibt – sind die Optionen limitiert.
Das heißt: Betroffene und Ärzte sollten
darauf achten, dass Patienten möglichst
lange von der jeweiligen Therapie
profitieren.
3. Nichts ist schlechter, als bei Verdacht auf
Progress Panik und operative Hektik zu
verbreiten. Wichtig sind systematisches,
wohlüberlegtes Abklären der Situation
mit Expertise und Erfahrung. Wie viele
von Ihnen wissen: GIST sind nicht gleich
GIST. Und so können die Experten im
Einzelfall durchaus auch ein individuelles
Vorgehen vorschlagen.
11
4 2010
WissensWert
Wie geht man vor bei der Verifizierung eines Progresses und welches
sind die wichtigsten Fragen, die zu
stellen sind?
1.Ist der Patient „compliant“ oder einfacher
gesagt „therapietreu“.
Das heißt: Hat er regelmäßig sein
Medikament eingenommen?
2.Nimmt der Patient evtl. begleitende
(komplementäre) Therapien, welche
ggf ls. die Wirkung der GIST-Therapie
negativ beeinf lussen?
3.Ist eine Progression im klaren Sinne
überhaupt bestätigt?
4.Stimmt die histologische Diagnose GIST
überhaupt?
5.Welche Symptome hat der Patient –
besteht überhaupt eine Gefahr, eine
Bedrohung?
Beispiel Imatinib: Der Wirkstoffmoleküle
dringen in die Tumorzellen ein, setzen sich
passgenau – wie „Schlüssel in Schlösser“
und schalten dadurch (indirekt) die Tumorzellen dauerhaft ab. Es handelt sich dabei
um eine „Dauertherapie“ Das heißt: Um das
Tumorwachstum zu stoppen, kommt es
darauf an, dass die richtige (…vom Arzt verordnete…) Tablette oder Kapsel - zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Art und
Weise und in der vorgegebenen Dosierung
– regelmäßig eingenommen wird. Auf unser Schlüssel-Beispiel bezogen: Der Patient
muss durch permanente Einnahme dafür
sorgen, dass immer genügend „Schlüssel“
im Körper sind, damit die Tumorzellen ab-
geschaltet werden können. Nimmt er sein
Medikament gar nicht oder nur unregel­
mäßig ein, sind keine oder viel zu wenige
„Schlüssel“ im Körper und der Tumor bzw.
die Metastasen wachsen weiter. Durch seine
Compliance, also Therapietreue hat der
Patient eine Mitverantwortung aber auch
eine positive Einf lussmöglichkeit auf den
Erfolg der Therapie.
BEISPIEL
1. Ist der Patient „compliant“ oder
einfacher gesagt „therapietreu“.
Das heißt: Hat er regelmäßig sein
Medikament eingenommen?
Patientenvertreter und Mediziner erleben
immer wieder, dass Patienten zunächst versichern ihr Medikament regelmäßig eingenommen zu haben. Fragt man dann genauer
nach – kommt man im Gespräch durchaus
auf Unregelmäßigkeiten in der Einnahme.
Die Gründe können vielfältig sein: Ein
Rezept nicht rechtzeitig eingelöst, Urlaubs­
pause = Medikamentenpause, viel Stress im
Tagesablauf oder eigenes Absetzen aufgrund
unerträglicher Nebenwirkungen. Eigentlich
ist es ganz einfach! Ein Medikament kann
nicht wirken bei Patienten die es nicht einnehmen – oder?
Damit moderne orale Target-Therapien
wirken können, ist unter anderem die regelmäßige Einnahme entscheidend. Das heißt:
Patienten müssen "compliant" - also therapie­
treu, sein. Doch Compliance beinhaltet
nicht nur das „Denken“ an die tägliche
Einnahme der Tabletten oder Kapseln.
Compliance - bei den oralen Target-Therapien - bedeutet weit mehr: Sie erfordert
auch ein professionelles Therapie- und
Nebenwirkungsmanagement durch das
Behandlungsteam.
12
Hilde F. (63) nimmt seit über drei
Jahren Imatinib. Die Nebenwirkungen hat sie relativ gut im
Griff – was sie plagt sind immer
mal wieder spontane Durchfälle.
Sie plant nun eine 3-wöchige Kultur-Gruppenreise durch Italien.
Ihre größte Sorge: Da die Gruppenreise aus vielen Zwischenstopps und Besichtigungen besteht – könnten die Durchfälle
zur Belastung für sie aber auch
ihre Mitreisenden werden. Da sie
glaubt nach über drei Jahren
durch Imatinib einen gewissen
„Langzeit-Schutz“ aufgebaut zu
haben, beschließt sie das Medikament während der dreiwöchigen
Reise nicht zu nehmen. Kurz nach
ihrer Rückkehr hat Hilde F. ihren
nächsten Kontrolltermin. Das Ergebnis: Verdacht auf Progress.
Erst nach einem offenen Gespräch mit dem GIST-Experten,
kommt dieser auf ihre „TherapieFerien“. Sie führen die ImatinibTherapie weiter fort und der Experte diagnostiziert nach kurzer Zeit glücklicherweise ein Wideransprechen der Tumoren
und Erkrankungsstabilität.
2. Nimmt der Patient evtl. begleitende
(komplementäre) Therapien, welche
gegebenenfalls die Wirkung der GISTTherapie negativ beeinflussen?
In keinem anderen europäischen Land wird
soviel Geld für komplementäre Methoden
ausgegeben wie in Deutschland. Hier reichen die Wünsche der Patienten – aber auch
die Versprechen der vielen Anbieter von
n Linderung der Nebenwirkungen über
n Rezidive vermeiden,
n das Immunsystem stärken,
n den Tumor bekämpfen bis hin zu
n alternativen Therapien, welche die schulmedizinischen Therapien angeblich
ersetzen können – gleichsam mit
Wunderheilungen per Natur.
Aus dem Bereich der komplementären, also
begleitenden Medizin gibt es verschiedene
ergänzende Möglichkeiten, um Therapien
zu unterstützen. Pf lanzliche Mittel können
hier eventuell eingesetzt werden, um mögliche Nebenwirkungen zu lindern, das
Wohlbefinden eines Patienten zu verbessern
2010
4
GIST
CT
und seine Lebensqualität zu erhöhen. Doch
Vorsicht: Wundermittel gibt es hier (leider)
nicht und vieles ist noch nicht genau untersucht. Das heißt, die Wirksamkeit der Sub­
stanzen ist in den allermeisten Fällen nicht
durch Studien belegt. Manchmal können
ganz natürliche Stoffe, die sich eigentlich
harmlos anhören sogar einen negativen
Effekt auf den Behandlungserfolg haben.
Wie viele von Ihnen wissen, gibt es bereits
bekannte natürliche Stoffe wie z.B. Grapefruitsaft oder Johanniskraut-Präparate, die
mit Imatinib, Sunitinib und anderen Target-Therapien interagieren. Von vielen
natürlichen Stoffen, die im Rahmen der
komplementären Therapien angeboten
werden, weiß man nichts bezüglich ihrer
Wirksamkeit. Genauso gibt es hier wenig
Erkenntnisse, Daten und Erfahrungen
bezüglich der Interaktionen mit Imatinib,
Sunitinib oder den anderen Substanzen.
Mögen also viele natürliche Stoffe gut
gemeint sein, wissen wir so gut wie nichts
darüber, ob die Wirkung einer GISTTherapie dadurch nicht verstärkt oder abgeschwächt wird. Im Extremfall könnte dies
bedeuten, dass sich Nebenwirkungen deutlich erhöhen oder dass die Wirksamkeit der
Therapie auf die Tumorzellen verringert
wird. Es kommt zum Progress – zum Fortschreiten der Erkrankung. Daher ist es
überaus wichtig, dass Patienten alle zusätzlichen Maßnahmen, die sie neben ihrer
GIST-Therapie ergreifen möchten mit ihrem
behandelnden Arzt besprechen.
3. Ist eine Progression im klaren Sinne
überhaupt bestätigt?
Wie bereits erläutert: Nicht selten erleben
wir es im Lebenshaus, dass ein Progress
diagnostiziert wird – der nach Einholung
einer Zweitmeinung gar keiner ist. Oft liegt
es an einer Fehlinterpretation der Bildgebung durch weniger GIST erfahrene Radio­
logen. Verlässt sich der Onkologe dann nur
auf den schriftlichen Bericht und schaut
sich die Bilder nicht selber an, kommt es
schnell zur Diagnose Progress und damit
zur Änderung der eigentlich erfolgreich
laufenden Therapie mit Imatinib, Sunitinib
oder anderen. Aus diesem Grund ist die
optimale Bildgebung und eine ausreichende
43 HU
30 HU
PET
Vor Beginn der Therapie mit Imatinib
Expertise des Radiologen besonders bei
GIST dringend erforderlich. Viele onkologisch tätige Mediziner sind seit Jahren gewohnt, dass die Wirksamkeit einer Therapie
– also das Ansprechen – sich in der „Größen­
reduktion“ des Tumors ausdrückt. Bei den
neuen Target-Therapien mit Imatinib oder
Sunitinib musste man hier dazu lernen.
Ergänzend zu den RECIST-Kriterien, nach
denen bisher das Ansprechen von Tumoren
im CT nur aufgrund der Größenreduktion
beurteilt wird, wurden neue Kriterien
(CHOI-Kriterien) zur radiologischen Be­
urteilung von GIST entwickelt. Diese be­
ruhen auf der Messung der Tumordichte, da
auch bei unveränderter Tumorgröße aber
gleichzeitiger Abnahme der Tumordichte
von einem Therapieansprechen ausgegangen
wird. Gemessen wird die Tumordichte im
CT (Computertomographie) in HU (Houns­
field-Units). Nur wenn also die radiologische Diagnose „Progress“ verlässlich ist,
kann der Onkologe die Behandlung zielführend anpassen.
Phänomen der „Pseudo-Progression“ nach 2 Monaten unter Imanitib: Klares
Therapieansprechen – keine Progression!
BEISPIEL
Ein großer Tumor im CT, der unter Imatinib scheinbar größer
wird. Vergleicht man die beiden zu unterschiedlichen Zeitpunkten
gemachten - Aufnahmen, ohne
zu wissen, auf was man achten
muss und ohne die Dichte im CT
zu messen, sieht das Gewebe lediglich dunkler aus und man
könnte ein Wachstum – ein Fortschreiten der Erkrankung – mutmaßen. In Wirklichkeit andelt es
sich um eine klassische zystische
Umwandlung des Tumorgewebes
unter Imatinib, die durchaus mit
einer Größenzunahme ablaufen
kann – parallel mit einer ausgeprägten Dichte-Abnahme.
13
4 2010
WissensWert
Dieses Phänomen der „Pseudo-Progression“
wurde in den ersten Jahren der ImatinibTherapie relativ oft fehl gedeutet. Doch mit
dem zunehmenden Wissen unter Radiologen und Onkologen bzgl. der von Choi und
Antoch entwickelten Kriterien sind diese
Fehldiagnosen glücklicherweise rückläufig.
Parallel zum CT zeigt hier die Bildgebung
im FDG-PET, dass keine Progression vorliegt. Diese PET-Kontrolle braucht man in
der Regel nicht, wenn man die Dichte der
Tumoren (gemessen in HU = HounsfieldUnits) auf den CT-Bildern vergleicht. An
diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig
die interdisziplinäre Zusammenarbeit und
die jeweilige GIST-Expertise in den einzelnen Fachgebieten ist.
GIST
5. Welche Symptome hat der Patient –
besteht überhaupt eine Gefahr, eine
Bedrohung?
Diagnose 1: Malignes Melanom
Häufig sind die größten Probleme bei der
„Diagnose Progress“ Panik und überstürztes Handeln. Teilweise werden kurzfristig
irgendwelche Operationen durchgeführt
oder eine laufende Therapie wird schon
abgesetzt in Vorbereitung auf irgendeine
neue Therapie oder Studie, die da eventuell
kommen könnte.
4. Stimmt die histologische Diagnose
GIST überhaupt?
Bei Patienten, die gar nicht oder nur sehr
kurz von den Standard-Therapien mit Imatinib oder Sunitinib profitieren - könnte
möglicherweise eine falsche histologische
Diagnose vorliegen. Hinzu kommen dann
oft noch andere Informationen, die eine
solche Vermutung stützen könnten - wie
z.B. keine Mutation nachweisbar (Wild Typ)
oder sogar Metastasen an für GIST ungewöhnlichen Lokalisationen. Der erfahrende
GIST-Experte erkennt relativ schnell, dass
das Gesamtbild (Diagnose, Krankheits-/
Therapieverlauf ) für einen GIST nicht
stimmig erscheint.
Durch die zunehmende Aktualität und Bedeutung des Themas GIST werden in letzter Zeit immer häufiger GIST-Diagnosen
gestellt, die keine GIST sind – so z.B. in der
fehlerhaften Abgrenzung zu Melanomen,
Sarkomen und Desmoiden. Auch hier wird
wiederum deutlich, wie wichtig die Interaktion der Fachgebiete ist. Nur wenn der
GIST-erfahrene Pathologe die eindeutige
Diagnose GIST stellt, können nachfolgende
Fachärzte wie Onkologen oder Chirurgen
entsprechend therapeutisch richtig handeln.
14
Wie bereits eingangs beschrieben: Nichts
ist schlechter, als bei Verdacht auf Progress
Panik und operative Hektik zu verbreiten.
Wichtigste Frage zunächst: Hat der Patient
konkret Symptome bzw. Beschwerden – besteht für den Patienten eine unmittelbare
Bedrohung?
Diagnose 2: Pleomorphes Sarkom
BEISPIEL
Vergleicht man die zwei Aufnahmen oben von Tumorgewebe unter dem Mikroskop, so sieht
man, dass alle Zelltypen spindelzellig sind. Die Fachleute erkennen, dass beide Tumoren CD117
positiv sind. Doch diese histologischen Befunde sind keine GIST!
Bild 1 ist ein malignes Melanom
und
Bild 2 ein pleomorphes Sarkom.
Da Imatinib bei beiden Erkrankungen nicht wirkt, ist klar, dass
Patienten mit den „Pseudo- Diagnosen“ GIST unter Imatinib
progredient sein müssen.
Obwohl Forschung und Behandlung der
GIST in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht haben, sind die Optionen
noch immer limitiert. Das heißt ganz klar:
Es ist ein „Spiel“ auf Zeit. Betroffene und
Ärzte sollten darauf achten, dass Patienten
möglichst lange von der jeweiligen Therapie profitieren – bei akzeptabler Lebens­
qualität. Wichtig also - bei Verdacht auf
Progress – ist ein systematisches, wohlüberlegtes Abklären der Situation mit Expertise
und Erfahrung.
Experten können im Einzelfall durchaus
auch ein individuelles Vorgehen vorschlagen. Sollte es sich z.B. wirklich um einen
Progress handeln und dieser aber nur sehr
langsam voranschreiten, könnte „Watch &
Wait“ auch eine Option sein: Heißt:
„Beobachten & Abwarten“! Also: Die engmaschige Kontrolle der fortschreitenden
Erkrankung bis eine Therapie-Änderung
notwendig wird oder neue Optionen in
Form von klinischen Studien zur Verfügung stehen.
Im nächsten WissensWert Nr. 1/2011
lesen Sie:
Diagnose „Progression bei GIST“?
Was nun – was tun? (Teil 2)
n Resistenz-Mechanismen bei Progress
n Behandlungsalgorithmus bei Progress
2010
SARKOME
4
WissensWert
Spezialbehandlung für Sarkome an Armen und Beinen:
Die Extremitätenperfusion
Die Extremitätenperfusion (ILP) ist eine Sonderform der Chemotherapie, mit der nur
Extremitäten, das heißt also Arme und Beine behandelt werden. Die Abkürzung ILP
entstammt den Anfangsbuchstaben der englischsprachigen Bezeichnung "Isolated
Limb Perfusion", zu Deutsch: „Isolierte Extremitäten Durchströmung/-flutung“.
Bei der Extremitätenperfusion wird der vom Tumor befallene Arm oder das vom
Tumor befallene Bein unter Narkose vom Blutkreislauf zeitweise "abgekoppelt" und
mit sehr starken zytostatischen Medikamenten durchspült. Da bei dieser Behandlung
nicht der gesamte Körper behandelt wird und die Extremitäten mehr chemo-therapeutische Medikamente vertragen als andere Körperteile oder Organe, kann hier mit
größeren Medikamenten-Mengen oder stärkeren Medikamenten gearbeitet werden
als bei der "normalen" Chemotherapie.
Bei dieser „Form der Operation“ in Kombination mit Chemotherapie wird ausschließlich das vom Tumor betroffene Bein oder
der Arm behandelt. Dazu wird die Durchblutung von Bein oder Arm über eine
Herz-Lungen-Maschine umgeleitet und damit jeglicher Blutaustausch zwischen der
Gliedmaße und dem Körperkreislauf unterbrochen. Dann kann die Behandlung
(Durchf lutung, Perfusion) der Gliedmaße
mit den Medikamenten TNF-alpha (Tumor-Nekrose Faktor alpha) und Melphalan
(Chemotherapeutikum) ausschließlich in
dem isolierten Arm oder Bein erfolgen.
Behandlungsziele
Das Hauptziel der Extremitätenperfusion ist
es beispielsweise, eine mögliche Amputation
zu verhindern, indem nur der betroffene
Arm oder das betroffene Bein eine sehr
hoch dosierte Chemotherapie erhält, die
dazu führen soll, dass der Tumor sein
Wachstum einstellt, kleiner wird oder sogar
ganz verschwindet.
Die Extremitätenperfusion kann wie auch
die Chemotherapie eingesetz werden:
n adjuvant zur Beseitigung von Tumorresten und zur Senkung des Risikos
einer Neuentstehung eines Tumors,
n neoadjuvant zur Verkleinerung eines
Tumors um die weitere, ggf. operative
Behandlung zu erleichtern oder kurativ
zur Heilung, bzw. um einen Tumor zum
Verschwinden zu bringen.
Derzeit geht man davon aus, dass von etwa
100 fortgeschrittenen Tumoren an den
Gliedmaßen ca.
80% resektabel sind
15% mit Hilfe der ILP behandelbar
(resektabel) sind
5% gar nicht resektabel sind.
Ob, mit welchem Ziel und mit welchem
Risiko eine solche Behandlung durchgeführt werden kann, sollten Sie unbedingt
mit den entsprechenden Spezialisten an den
Sarkom-Zentren besprechen.
Durchführung
Die Extremitätenperfusion stellt einen
schweren Eingriff dar, an dem mehrere
Ärzte-Teams beteiligt sind:
n Anästhesisten führen die Narkose durch
und überwachen den Patienten,
n Chirurgen unterbrechen den Blutkreislauf zu den Gliedmaßen (Arm oder
Bein) und schließen den Behandlungs­
bereich an eine Maschine an, die ihn mit
den Medikamenten durchspült,
n Radiologien/Nuklearmediziner achten
darauf dass keine, bzw. nur eine zulässige
Menge der Medikamente vom abgetrennten Kreislauf in den Blutkreislauf
des Körpers eindringt und
n anschließend wird das Bein oder der
Arm wieder von Chirurgen an den Blutkreislauf des Körpers angeschlossen.
Die Dauer der ILP ist recht unterschiedlich.
In der Regel dauert der gesamte Prozess
einer Extremitätenperfusion mehrere
Stunden.
15
2010
4
WissensWert
),0p&UNKTIONSSCHEMA
­SOPHAGEALE
+ERNTEMPERATUR
ÍSOPHAGEALDIE3PEISERÍHRE
BETREFFEND
‡#
6ERBINDUNGZUR6ENE‡#
$RAINAGE
MITNATÓRLICHEM
'EF»LLE
!USWASCHHAHN
-ANO
METER
‡#
6ERBINDUNGZUR
!RTERIE
‡#
‡#
4UMOR
4ELE
THERMOMETER
‡#
4HERAPEUTIKUM
ANTEILIGE$OSIERUNG
!LTERNATIVWEG
DES4HERAPEUTIKUMS
'ESAMTDOSIS
3AUERTSOFFUND
7»RMEAUSTAUSCHER
2OTATIONS
PUMPE
‡#
/
#/
,MIN
"EINDECKE
ERW»RMTAUF‡#
W»HRENDDER
0ERFUSION
Wirkungsweise
Die ILP wird unter "hyperthermen" Bedingungen durchgeführt. Dies bedeutet, dass
die Temperatur der betroffenen Gliedmaße
auf 38° - 40° Celsius erhöht wird. Auf diese
Weise wird eine optimale Durchblutung des
Tumors erzielt (sog. Shuntbildung), so dass
die bereits genannten Medikamente ihre
volle Wirksamkeit entfalten können.
Während der etwa 90 Minuten dauernden
eigentlichen ILP hat TNF-alpha mehrere
Effekte:
n Zum einen wird durch TNF-alpha die
Aufnahme des Chemotherapeutikums
Melphalan direkt in den Tumor stark erhöht. Damit erhöht sich die Zerstörung
der Tumorzellen um ein Vielfaches.
n Zum anderen unterbindet TNF-alpha
die Blutzufuhr in das Tumorgewebe und
zerstört die Architektur der Blutgefäße
des Sarkoms. Dies wird von einer
schweren Entzündungsreaktion begleitet.
Diese Effekte führen dann innerhalb weniger Wochen bei über 70% der damit be­
handelten Patienten zumindest zu größten
Teilen zum allmählichen Absterben des
Tumors.
Risiken und Nebenwirkungen
Bei der ILP handelt es sich um einen aufwändigen Eingriff, der in allgemeiner
16
Narkose vorgenommen wird. Trotz der
sehr beeindruckenden Erfolge der ILP soll
deswegen im Folgenden auch auf die möglichen Nebenwirkungen hingewiesen
werden:
n Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen
und andere grippeartige Symptome,
n Erschöpfung, Müdigkeit, Übelkeit,
Appetitlosigkeit, Erbrechen,
n Störungen des Herzschlages, der Herzfunktion oder niedriger Blutdruck,
n Beeinträchtigung der Nierenfunktion,
Störungen der Leberfunktion
n Schmerzen oder Schwellung im
betroffenen Arm oder Bein, Wasser­
einlagerung
n Nervenschädigung im betroffenen Arm
oder Bein
n Blasenbildung der Haut, braune Hautverfärbung, lokale Wundinfektionen
n Blutgerinnsel in den Arterien oder
Venen des betroffenen Armes oder Beins
gleichsweise gut vertragen und mit großen
Erfolgen in der Behandlung des fortgeschrittenen Weichteil­sarkoms eingesetzt.
Deutsche Sarkom-Zentren in welchen
die ILP u. a. eingesetzt wird:
Sarkom-Zentrum Berlin-Brandenburg
PD Dr. P.-U. Tunn / PD. Dr. P. Reichardt
Sarkom-Zentrum Essen
PD Dr. G. Täger / PD Dr. S. Bauer
Sarkom-Zentrum Frankfurt
(Klinikum Höchst)
Prof. Dr. M. Schwarzbach
Chirurgische Onkologie Mannheim
Prof. Dr. P. Hohenberger
Behandlung
mit ILP: Genauer nachgefragt…
Aus einem Gespräch mit
Prof. Dr. Peter Hohenberger,
Mannheim:
Seit wann kennt man die ILP?
Die Anwendung der ILP und die Verab­
reichung der Medikamente erfolgt ausschließlich durch erfahrene und speziell ausgebildete (und akkreditierte) Operationsteams in Sarkom-Zentren. Daher ist das
Auftreten von schweren Nebenwirkungen
extrem unwahrscheinlich. Normalerweise
wird dieses Behandlungsverfahren ver-
Die hypertherme isolierte Extremitätenperfusion ist ein Verfahren, das bereits seit den
50iger Jahren existiert, initial angewendet
bei Patienten mit einem malignen Melanom, das auf Extremitäten (Bein oder Arm)
begrenzt war. Früher hat man ausschließlich
Zellgifte (Zytostatika) in der Perfusion eingesetzt, unter der Vorstellung, dass die hohe
2010
Dosierung der Zellgifte in einem geschlossenen Kreislauf, wie ihn die Extremitätenperfusion darstellt, dazu führt mehr Tumorzellen abzutöten als dies bei systemischer
Applikation möglich wäre. Da allerdings
viele der Zellgifte nur dann wirken, wenn
sich Zellen in der Teilung befinden und dies
auch im Verlauf einer 1 ½- bis 2-stündigen
Perfusion nur wenige der Tumorzellen sind,
hat dieser Ansatz nicht zum Erfolg geführt.
Bahnbrechend war die Entdeckung von
Ferdy Lejeune Ende der 80iger Jahre, dass
die Anwendung von rekombinantem
humanem Tumornekrosefaktor (TNF) in
Kombination mit Melphalan (einem Zellgift) dazu führen kann, die Gefäßstrombahn der Tumoren zu zerstören (was unabhängig davon ist, ob die Tumorzellen selbst
in der Zellteilung sind oder nicht).
Seit wann weiss man um
den erfolgreichen Einsatz bei
Sarkomen?
Die erste 1992 veröffentlichte Patientenserie
beschrieb Patienten mit Weichgewebe­
sarkomen und großen Melanomrezidiven.
Diese zeigten eine nahezu komplette Tumor­
rückbildung bei acht von neun Patienten.
Im Rahmen einer dann multizentrisch in
Europa und Israel durchgeführten Studie
konnte nachgewiesen werden, dass über
80 % von Patienten, die von einer Amputation wegen eines Weichgewebesarkoms
bedroht sind, nach Anwendung der Extremi­
tätenperfusion die Tumoren sich soweit
zurückbildeten, dass sie resektabel wurden.
Über die nächsten fünf Jahre betrachtet
musste nur bei 15 % der Patientengruppe
doch eine Amputation erfolgen werden.
Bei welchen Sarkomsubtypen
funktioniert die ILP?
Die Technik der Extremitätenperfusion
funktioniert prinzipiell bei allen Sarkomsubtypen, sofern es sich um hochmaligne
Sarkome (Grading 2 und 3) handelt. Bei
sehr großen und hypervaskularisierten
Liposarkomen, meist myxoiden Liposarkomen, die als hochdifferenziert eingeschätzt
werden, funktioniert die Perfusion meist
auch. Andere weichgewebliche Tumoren,
die mit dieser Therapie behandelt werden
können sind insbesondere Desmoide,
manchmal auch Hämangiome.
4
SARKOME
Welches sind die
wesentlichen Ziele?
Wesentliches Ziel einer Extremitätenperfusion ist nicht die komplette Vernichtung des
Tumors, hiervon wären die eingesetzten
Medikamente überfordert. Vielmehr führt
die Zerstörung der Tumorgefäßstrombahn
dazu, dass die Tumoren sich zurückbilden,
und das Wachstum in das Umgebungsgewebe einstellen. Eine ausgesprochene
Tumorverkleinerung wird nicht unbedingt
erreicht und erwartet. Vielmehr dient die
Perfusion dazu, den Tumor zu „devitalisieren“ da die Sicherheitsabstände bei Sarkomresektionen, die zur Vorbehandlung einer
Perfusion bedürfen, meist sehr klein sind.
Bei einem Sicherheitsabstand von weniger
als 1 cm ist es sehr viel günstiger, den Abstand zu einem „kaputten“ Tumor zu haben
als zu einem, der aktiv und vital gerade
dabei ist, in das Umgebungsgewebe einzuwachsen. Die Operation, d.h. die Entfernung des Resttumors nach Perfusion mit
einem Zeitabstand von ca. vier bis sechs
Wochen ist auf jeden Fall Bestandteil des
Gesamtbehandlungskonzeptes. Allerdings
muss dann bei Erreichen von tumorfreien
Resektionsrändern nur bei einer relativ
geringen Anzahl von Patienten eine zusätzliche Strahlentherapie vorgenommen werden. Dies ist im Hinblick auf die Funktion
der Gliedmassen häufig von Vorteil.
Wie ist der Stellenwert
der ILP heute und welches
Risikopotential besteht?
Inzwischen hat sich die Extremitätenper­
fusion zu einem standardisierten Behandlungsverfahren entwickelt. Allerdings ist die
Anwendung des Hauptwirkstoffes, nämlich
des rekombinanten TNF-alpha nicht ganz
unproblematisch. Diese Substanz ist normalerweise nur dann im Blut, wenn eine bakterielle Infektion (Sepsis) vorliegt und vermittelt hierbei ganz heftige Fieberschübe –
dies jedoch bei jedem Menschen.
Die in der Extremitätenperfusion verabreichte Dosis beträgt etwa das Hundertfache
dessen, was bei einem Menschen normalerweise unter den Bedingungen einer Infektion im Blut vorkommt. Die angewendete
Dosis von TNF könnte zu schwerstem Fieber, Kreislaufreaktionen, Nierenversagen,
oder Herzversagen führen und darf deshalb
Prof. Dr. Peter Hohenberger – Chirurgischer Onkologe, Uniklinik Mannheim
nur dann eingesetzt werden wenn sicher­
gestellt ist, dass aus der perfundierten
Extremität nichts in die systemische Zirkulation übertritt. Hierzu bedient man sich
radioaktiver Substanzen, die an die roten
Blutkörperchen im Perfusionskreislauf gekoppelt werden. Durch einen Geigerzähler
über dem Herzen wird gemessen, ob Radio­
aktivität dort ankommt. Ist das nicht der
Fall, so kann davon ausgegangen werden,
dass der Perfusionskreislauf geschlossen ist.
Dann kann eine derartige Perfusion für den
Patienten ungefährlich durchgeführt
werden.
Wer führt ILPs qualifiziert
durch?
Die notwendige technologische Ausstattung
(Herz-Lungen-Maschine, erfahrener Per­
fusionist, radioaktive Applikation im OP)
kann logischerweise nicht von jedem Krankenhaus vorgehalten werden. Derzeit sind
die Zentren mit den höchsten Zahlen an
Perfusionen in Deutschland Berlin, Mannheim, Essen, Erlangen, Bochum, Homburg
und jüngst auch Frankfurt-Höchst. Europaweit sind etwa 40 Zentren akkreditiert.
Akkreditierung bedeutet, dass durch ein für
diese Technik erfahrenes Team die örtlichen Voraussetzungen überprüft werden
sowie einer Perfusion beigewohnt wird,
bevor das neu in diese Technik einsteigende
Zentrum die Erlaubnis erhält das Medikament TNF-alpha überhaupt zu bestellen
und geliefert zu bekommen.
17
2010
4
WissensWert
Trabectedin: Therapie zur Behandlung
fortgeschrittener Weichteilsarkome.
Trabectedin (Handelsname Yondelis® ) ist ein Medikament, das man ursprünglich
aus einer bestimmten Meerestierart - den Manteltieren oder Tunicata - gewonnen
hat, das heute jedoch synthetisch von dem Unternehmen PharmaMar hergestellt
wird. Es gehört zu den wenigen innovativen Arzneimitteln in der Behandlung von
Weichteil­sarkomen, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind.
Die den Krebs bekämpfende Wirkung
beruht im Wesentlichen darauf, dass es bestimmte Proteine hemmt, die für ein korrektes Funktionieren der DNA unbedingt
erforderlich sind. Die DNA (Desoxyribonukleinsäure) befindet sich im Kern einer
Zelle und enthält die genetischen Informationen darüber, wie eine Zelle wächst, sich
teilt und welche Aufgabe sie zu erfüllen hat.
Trabectedin bindet an die DNA und produziert Brüche in der Kette, die tödlich für die
Krebszellen sind. Es verlangsamt auch die
Vermehrung der Krebszellen, indem es in
ihren Zellzyklus eingreift.
Die Therapie mit Trabectedin wird als
intravenöse Infusion über einen zentral­
venösen Katheter verabreicht, und zwar jeweils alle drei Wochen über einen Zeitraum
von 24 Stunden. Zusammen mit Trabectedin erhalten Patienten in der Regel ein Arzneimittel, das die Leber schützt und das
Risiko reduziert, dass Nebenwirkungen
auftreten wie Übelkeit und Erbrechen. In
regelmäßigen Abständen wird der Gesundheitszustand des Patienten überprüft, um die
Wirkungen der Therapie auf den Organismus zu überwachen. Der Arzt wird über die
Behandlungsdauer entscheiden, je nach dem
Befinden des Patienten und dem Verlauf
seiner Erkrankung.
Nebenwirkungen
Wie jedes Medikament kann auch Trabec­
tedin Nebenwirkungen unterschiedlicher
Art verursachen – wobei es durchaus Patienten gibt, bei denen keinerlei Nebenwirkungen auftreten. Im Folgenden werden die
häufigsten Nebenwirkungen aufgeführt.
18
n
Erschöpfung oder Fatigue
Übelkeit und Erbrechen
n Beeinträchtigung Verdauungsapparat –
ggf ls. Durchfälle, Verstopfung
n Entzündungen, Schwellungen im Mund
n Veränderungen des Geschmacks
n Eine verringerte Anzahl an Blutkörperchen. Kann dazu führen, dass Patienten
anfälliger für Infektionen werden.
n Möglicherweise eine erhöhte
Blutungsneigung
n Möglicherweise Störung der
Leberfunktion
n Erhöhung des Bilirubinspiegels im Blut
kann eine Gelbsucht verursachen (eine
Gelbfärbung der Haut, der Schleimhäute
und der Augen)
n Muskelschmerzen
Andere Nebenwirkungen:
n Haarausfall oder Gewichtsverlust
n Kopfschmerzen
n Erschwerte Atmung/Luftnot, Husten
n Schlafstörungen
n
WICHTIG
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über
ihre Nebenwirkungen! Für viele
Nebenwirkungen gibt es Hilfen,
Mittel, Gegenmaßnahmen! Kein Patient sollte unter vermeidbaren Nebenwirkungen
leiden müssen oder glauben er könne seinen Arzt nicht damit
„behelligen“.
Wechselwirkungen
Patienten sollten ihrem behandelnden Arzt
unbedingt mitteilen falls sie vorhaben,
weitere Medikamente einzunehmen, diese
bereits einnehmen oder vor kurzem eingenommen haben. Dies gilt auch für Medikamente, die nicht rezeptpf lichtig sind sowie
für Impfungen, Arzneimittel auf Pf lanzenbasis – alle oralen komplementären Therapien. Impfstoffe, die Partikel von Lebend­
viren enthalten (wie bei der Gelbfieberimpfung) sind während der Behandlung mit
Trabectedin zu vermeiden.
Trabectedin kann die Wirkung von Medikamenten, die Phenytoin enthalten (bei
Epilepsie) abschwächen. Daher ist von
diesen Medikamenten abzuraten. Sollten
Patienten eines der folgenden Medikamente
einnehmen, welche die Wirkung von
Trabectedin abschwächen können, ist eine
zusätzliche Kontrolle der Behandlung
erforderlich:
n Rifampicin (bei bakteriellen Infektionen)
n Phenobarbital (bei Epilepsie)
n Johanniskraut (Hypericum perforatum,
ein Arzneimittel auf Pf lanzenbasis)
Eine zusätzliche Kontrolle ist auch erforderlich, wenn Sie Medikamente nehmen,
welche die Wirkung von Trabectedin
verstärken könnten. Dazu gehören:
n Ketoconazol oder Fluconazol
(bei Pilzinfektionen)
n Ritonavir (bei Aids)
n Clarithromycin (bei bakteriellen
Infektionen)
n Cyclosporin (hemmt das Immunsystem
des Körpers)
n Verapamil (bei hohem Blutdruck und
Herzerkrankungen)
2010
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Eine zusätzliche Kontrolle ist außerdem
notwendig, wenn Trabectedin zusammen
mit Medikamenten verabreicht wird,
welche Statine enthalten (zur Senkung des
Cholesterinspiegels und als Vorbeugung
gegen kardiovaskuläre Erkrankungen).
Behandlung mit Trabectedin:
Genauer nachgefragt…
Wer kann behandelt werden?
Trabectedin ist angezeigt für die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem
Weichteilsarkom (WTS)
n die nicht für eine Behandlung mit Anthrazyklinen und Ifosfamid geeignet sind,
n nach erfolgloser Behandlung mit diesen
Wirkstoffen.
Die derzeitigen Wirksamkeitsdaten basieren
vorwiegend auf Patienten mit Liposarkomen oder Leiomyosarkomen. Für die Behandlung dieser beiden Sarkomarten und
ggf ls. weiterer Sarkom-Subtypen sollten
Patienten die Expertise erfahrener SarkomZentren einholen.
Patienten im Kindesalter: Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Trabectedin
bei pädiatrischen Patienten ist bislang nicht
erwiesen. Es darf daher nicht bei Kindern
und Jugendlichen angewendet werden, bis
weitere Daten vorliegen.
Ältere Patienten: Es wurden keine Studien
speziell bei älteren Patienten durchgeführt.
Insgesamt waren 20% der 1.164 Patienten
in der integrierten Analyse zur Sicherheit
der klinischen Prüfungen in der WTSMonotherapie über 65 Jahre alt. Es wurden
keine relevanten Unterschiede im Sicherheitsprofil bei dieser Patientenpopulation
festgestellt. Dosisanpassungen, die allein auf
Alterskriterien basieren, werden nicht
routinemäßig empfohlen.
SARKOME
4
(/
(/
Patienten mit eingeschränkter Leber- oder
Nierenfunktion müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um eine Behandlung mit Trabectedin beginnen zu können. Desweiteren
sind ggf ls. unter Therapie engmaschigere
Kontrollen und spezielle Untersuchungen
erforderlich.
Welche Dosis ist empfohlen?
Für die Behandlung des Weichteilsarkoms
mit Trabectedin beträgt die empfohlene
Dosis 1,5 mg/m 2 Körperoberf läche, gegeben als intravenöse Infusion über 24 Stunden mit einem dreiwöchigen Intervall
zwischen den Therapiezyklen.
Wie sollte die Therapie
verabreicht werden?
Trabectedin muss unter der Aufsicht eines
in der Anwendung von Chemotherapien
erfahrenen Arztes angewendet werden. Die
Verabreichung sollte auf qualifizierte Onkologen oder sonstige auf die Gabe von zytotoxischen Substanzen spezialisierte medizinische Fachkreise beschränkt bleiben.
Welche Blutuntersuchungen
sollten vorgenommen werden
und wann?
Vor Beginn der Behandlung muss ein
großes Blutbild und die Blutchemie erstellt
werden, um sicherzustellen, dass dem Patien­
ten das Arzneimittel vom klinischen Standpunkt aus gegeben werden kann. In den
ersten Zyklen sollte eine wöchentliche
Überwachung der hämatologischen Parameter: - Bilirubin, - Aminotransferasen und
Kreatin-Phosphokinase (CPK) erfolgen.
In den nachfolgenden Zyklen sollten die
oben genannten Werte mindestens einmal
zwischen den Behandlungen überprüft
werden.
Sollte in allen Zyklen die
gleiche Dosis gegeben werden?
In allen Zyklen sollte die gleiche Dosis gegeben werden, vorausgesetzt es treten keine
Nebenwirkungen (Toxizitäten) der Schwere­
grade 3-4 auf und der Patient erfüllt die
Kriterien für eine erneute Behandlung.
Vor einer erneuten Behandlung müssen
Patienten speziell definierte Ausgangskriterien (Laborwerte) erfüllen. Wenn jedoch zu
irgendeinem Zeitpunkt (z.B. zwischen den
Behandlungszyklen) bestimmte Werte nicht
erfüllt sind, dann muss die Dosis für die
nachfolgenden Zyklen auf 1,2 mg/m 2 bei
Weichteilsarkomen (WTS) reduziert werden.
Wurde eine Dosis aufgrund einer Toxizität
reduziert, wird eine Dosiseskalation in den
nachfolgenden Zyklen nicht empfohlen.
Wenn es bei einem Patienten, der klinisch
profitiert, in den nachfolgenden Zyklen erneut zu einer dieser Toxizitäten kommen
sollte, kann die Dosis weiter auf 1 mg/m 2
bei WTS reduziert werden.
Für den Fall, dass weitere Dosisreduktionen
notwendig sind, sollte eine Beendigung der
Behandlung in Betracht gezogen werden.
Wie lange soll die Behandlung
erfolgen?
Die Behandlung mit Trabectedin sollte solange fortgesetzt werden, wie ein klinischer
Nutzen festgestellt werden kann. In den klinischen Studien wurden keine Grenzen für
die Zahl der durchzuführenden Zyklen festgelegt. Trabectedin wurde folgendermaßen
über 6 Zyklen oder mehr angewendet:
n WTS 29.5% der Patienten in Behandlung
mit der Monotherapie.
n Dieses Regime kam bis zu 38 Zyklen
lang zur Anwendung.
Es wurden keine kumulativen Toxizitäten
(sich steigernde, addierende Nebenwirkungen) bei Patienten, beobachtet, die mit
mehrfachen Zyklen behandelt wurden.
19
2010
4
WissensWert
Studie CRAD001C24114: Drittlinien-Therapie
mit RAD001 beim „Alveolärem Weichteilsarkom (ASPS)“.
Multizentrische, dreiarmige, einstufige Phase II Studie bei Patienten
mit histologisch nachgewiesenen progredienten oder metastasierten Knochenoder Weichteilsarkomen bzw. GIST (Gastrointestinale Stromatumoren).
Vor der Vorstellung dieser Studie muss das
Lebenshausteam vorausschicken, dass zwei
Arme dieser Studie bereits vollständig rekrutiert sind: Die Arme I für Patienten mit
metastasierten Knochen- oder Weichteil­
sarkomen und II für Patienten mit GIST
nach Versagen bzw. Unverträglichkeit einer
Imatinib- und Sunitinib-basierten Therapie. Offen ist die Studie noch in Arm III
für Patienten mit progredientem bzw.
metastasiertem alveolärem Weichteilsarkom
(ASPS).
RAD001 (mTOR-Inhibitor) ist ein Rapamycin-Derivat (Rapamune) – eine Sub­
stanz, die in Vermehrungsprozesse von
Körperzellen eingreift. RAD001 - Wirkstoffname Everolimus - wird seit Jahren in
der Transplantationsmedizin eingesetzt und
ist seit einigen Monaten als Afinitor ® auch
in der Behanlung des fortgeschrittenen
Nierenzellkarzinoms zugelassen.
In wissenschaftlichen Experimenten konnte
gezeigt werden, dass RAD001 die Vermehrung von Körperzellen durch Hemmung
der durch mTOR-vermittelten Signaltransduktionswege unterbindet. Bei einer
Tumorerkrankung haben Körperzellen die
Wachstumskontrolle teilweise oder vollständig verloren und vermehren sich
unkontrolliert. Versuche ergaben, dass
RAD001 dieses Wachstum der Tumor­
zellen hemmt. Zusätzlich haben klinische
Studien mit Patienten mit Tumorerkrankungen gezeigt, dass die Wirksamkeit von
zurzeit verwendeten Krebsmedikamenten
durch RAD001 erhöht werden kann. Die
Rationale zum Einsatz von RAD001 bei
den Sarkomen/GIST basiert auf folgenden
Erkenntnissen:
n Imatinib-Resistenz bei GIST-Patienten
und das Fortschreiten von Sarkom-Erkrankungen erfordern die Notwendigkeiten neuer verbesserte Therapien.
n Erste Studien mit RAD001 bei GIST
(auch in Kombination mit Imatinib)
haben gezeigt, dass die Substanz das
Wachstum von GIST wirksam hemmen
kann.
Primäres Studienziel
Knochen- oder Weichteilsarkome /
GIST = Studie vollständig rekrutiert!
ASPS (Alveoläres Weichteilsarkom)
Wirksamkeit von RAD001 bei progredientem bzw. metastasiertem ASPS,
definiert als Anzahl der Patienten mit CR,
PR, SD nach 16 Wochen.
(Weitere sekundäre Studienziele wurden
definiert.)
Einschlusskriterien (= nur Auszug)
Knochen- oder Weichteilsarkome /
GIST – Studie vollständig rekrutiert!
n Histologisch bestätigte Diagnose eines
Alveolären Weichteilsarkom (ASPS)
Ausschlusskriterien (= nur Auszug)
n Anti-Tumortherapie innerhalb der
letzten 3 Wochen vor Einschluss,
einschließlich Chemo-, Hormon-,
Immun- und Radiotherapie
n Vorangegangene Behandlung mit
RAD001 oder anderen Rapamycinen
(Sirolismus, Temsirolimus)
n Bestrahlung der Lunge
INFO
Rapamycin wurde angeblich bereits vor über 30 Jahren in einem
Bodenbakterium der Oster-Inseln
gefunden. Sein Name wurde daher abgeleitet von "Rapa-Nui"
der dortigen Mutttersprache.
20
2010
4
SARKOME
Berlin
Essen
Studiendesign und
Therapiedauer
Düsseldorf
Multizentrische, dreiarmige, einstufige
Phase II Studie bei Patienten mit histologisch nachgewiesenen progredienten oder
metastasierten Knochen- oder Weichteil­
sarkomen.
Mannheim
Knochen- oder Weichteilsarkome /
GIST – Studie
Arm I wurde bereits vollständig rekrutiert:
eingeschlossen wurden 36 Patienten mit
progredienten bzw. metastasierten Knochen -oder Weichteilsarkomen.
Arm II wurde bereits vollständig rekrutiert:
eingeschlossen wurden 24 Patienten mit
GIST nach Versagen bzw. Unverträglichkeit einer Imatinib- und Sunitinib-basierten Therapie in erster und zweiter Linie.
In Arm III werden 24 Patienten mit progredientem bzw. metastasiertem alveolärem
Weichteilsarkom (ASPS) eingeschlossen.
Die Patienten werden bis zu einem
Progress Ihrer Erkrankung mit 10 mg
RAD001 täglich behandelt. Der primäre
Endpunkt nach 16 Wochen ist durch die
Ansprechrate der Therapie mit RAD001
definiert.
München
Studienleitung:
WICHTIG
PD Dr. P. Reichardt
HELIOS Klinikum Bad Saarow
Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg
Studiensekretariat Sarkomzentrum
HELIOS Klinikum Bad Saarow
HELIOS Klinikum Berlin Buch
Tel.: 033631 7-3727
Fax.: 033631 7-37 28
[email protected]
Die Behandlung im Rahmen der Studie ist nur
in den Studienzentren
möglich.
Weitere beteiligte Studienzentren in Deutschland:
München
Dr. Marcus Schlemmer
Uni-Klinikum München-Grosshadern
Essen
Dr. Sebastian Bauer
Uni-Klinikum Essen Tumorzentrum
Mannheim
Prof. Dr. Peter Hohenberger
Klinikum Mannheim, Chirurgische Klinik
Frankfurt/Main
Dr. Salah-Eddin Al-Batran
Krankenhaus Nordwest
Düsseldorf
Prof. Dr. Jochen Schütte
Marien-Hospital Düsseldorf
21
2010
4
WissensWert
+ TICKER + TICKER +
Deutsches Netzwerk
Nierenzelltumoren…
Im Frühjahr 2005 wurde das „Deutsche Netzwerk Nierenzelltumoren“
gebildet. Mitglieder dieses Netzwerkes sind nicht nur Urologische
Kliniken sondern auch Institute für
Pathologie, für Immunologie, für
Transplantationsdiagnostik und Zelltherapie. Ziel des Netzwerkes ist die
gemeinsame, interdisziplinäre
Bearbeitung von ausgewählten
wissenschaftlichen Fragestellungen
durch experimentelle und klinische
Untersuchungen.
Am 29.-30.10.2010 fand in Jena das
3. Symposium des „Deutschen Netzwerks Nierenzelltumoren“ unter dem
Motto „Klinische und experimentelle
Forschung beim Nierenzellkarzinom eine interdisziplinäre Herausforderung“ statt. Über die neusten
Entwicklungen werden wir Ihnen hier
in Kürze mehr berichten.
Mit Volldampf voraus:
Die Planung für das Nierenkrebsforum
für 2011 läuft auf Hochtouren
Vom 1. bis 2. April 2011 wird das vierte nationale Nierenkrebsforum für Patienten und Begleiter (Angehörige) in der Nähe
von Frankfurt stattfinden. Eine Mischung aus Information,
Interaktion und der Austausch mit Experten und anderen
Betroffenen machen dieses Forum für alle Teilnehmer zu einer
ganz besonderen Veranstaltung.
Mit seiner mittlerweile vierten bundesweiten Nierenkrebs-Patientenveranstaltung
möchte Das Lebenshaus e.V. im nächsten
Jahr wieder hohe Wellen schlagen.
An diesem Wochenende steht der Nierenkrebs und dessen Behandlung im Mittelpunkt: genaue Kenntnisse über Nierenkrebs, Therapieoptionen, die Vorstellung
neuer Medikamente und klinischer Studien.
Die positiven Reaktionen auf die Foren der
vergangen Jahre bestätigen uns diese Veranstaltung weiter auszubauen, denn Ihre
Fragen und unsere Beratungsgespräche
haben das Lebenshausteam dazu veranlasst
zwei Schwerpunkte zu setzen: das Nebenwirkungsmanagement sowie Radiologie
und Radioonkologie.
Wir wollen Ihnen auch mit diesem Forum
den Rücken stärken, Wissen vermitteln,
Orientierungshilfe geben und Sie dabei
unterstützen, Entscheidungen bewusster
und damit besser zu treffen.
Die Planungen werden voraussichtlich bis
Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Sollten Sie mit Ihrer Adresse beim Lebenshaus gelistet sein, erhalten Sie die Ein­
ladungsunterlagen automatisch auf dem
Postweg zugesandt. Weitere Informationen
werden nicht nur auf unserer Webseite
sondern auch in unserem nächsten Informationsbrief Wissenswert veröffentlicht.
Wir würden uns freuen Sie auf dem
nächsten Forum begrüßen zu können!
22
Veranstaltungsort:
Frankfurt am Main
Freitag, 01. April 2011
Ab
11:00 Uhr
Basiswissen Nierenkrebs
für Neueinsteiger und
Auffrischer
13:00– 13:30
Offizielle Eröffnung/
Begrüßung und Vorstellung
das Lebenshaus
13:30 – 18:30
Medizinische Fachvorträge
zum Thema Nierenkrebs
19:30
Dinnerbuffet
Samstag, 02. April 2011
Ab
9:00 Uhr
Praxis-Specials: Radiologie,
Radioonkologie, Cyberknife
und Vorträge zu
Nebenwirkungen und
Therapieergänzung
13:00
Verabschiedung
Teilnahme:
Die Anzahl der Teilnehmer ist aus
organisatorischen Gründen auf
200 begrenzt
(LH-Mitglieder haben Vorrang).
Anmeldung:
Für weitere Informationen können Sie auch
gerne mit uns Kontakt aufnehmen:
Das Lebenshaus e.V.
Nierenkrebs-Forum 2011
Usastrasse 1
D-61213 Bad Nauheim
Telefon: 0700 – 5885 - 0700
Telefax: 06032-9492 885
Mail:
[email protected]
2010
4
NIERENKREBS
Das Lebenshaus e.V. erhält Spende über 20.000 Euro
von Pfizer für das Projekt „Gesprächszeit Nierenkrebs“.
Der forschende Arzneimittelhersteller Pfizer unterstützt die
Patientenorgnisation „Das Lebenshaus e.V.“ mit einer Spende
über 20.000 Euro. Der Betrag fließt in das Projekt „Gesprächszeit Nierenkrebs“, bei dem Nierenkrebspatienten praktische
Hilfestellung für die Kommunikation mit ihren Ärzten erhalten
sollen. Die Scheckübergabe fand am Freitag, 1. Oktober 2010,
am Rande der Gemeinsamen Jahrestagung der deutschen,
österreichischen und schweizerischen Gesellschaften für
Hämatologie und Onkologie (DGHO 2010) im ICC Berlin statt.
Erfolgt ist die Spende im Rahmen der Aktion „Mehr Zeit gewinnen – für Patienten
mit Nierenkrebs“ anlässlich des Weltnierentags am 11. März 2010. An diesem Tag bildeten rund 200 Pfizer-Mitarbeiter auf dem
Potsdamer Platz symbolisch eine „lebende
Uhr“, um auf die seltene Erkrankung Nierenkrebs und die Situation der Betroffenen
aufmerksam zu machen. „Wir freuen uns
sehr über die Unterstützung von Pfizer
Oncology für das Projekt ‚Gesprächszeit
Nierenkrebs’, bei dem wir Nierenkrebs­
patienten in eintägigen Workshops für das
Arzt-Patienten-Gespräch fit machen möchten. Denn der Dialog zwischen behandelndem Arzt und Patient kann entscheidenden
Einf luss auf den Verlauf und Erfolg einer
Therapie haben“, sagte Markus Wartenberg,
Vereinssprecher von Das Lebenshaus e.V.,
bei der Spendenübergabe vor dem Internationalen Congress Centrum ICC/Messe
Berlin. „Trotz enormer Fortschritte in der
modernen Nierenkrebstherapie gibt es viel
zu tun, um die Situation der Betroffenen
weiter zu verbessern. Eine wichtige Rolle
spielt dabei das Lebenshaus, das sich unermüdlich für die Belange der Patienten einsetzt. Dies entspricht auch unserer Philosophie, weshalb wir – neben der Entwicklung
neuer wirksamer Krebstherapien – Projekte
wie „Gesprächszeit Nierenkrebs“ gerne unterstützen“, ergänzte Dr. Tobias Eichhorn,
Leiter von Pfizer Oncology Deutschland.
„Mehr Zeit gewinnen – für
Patienten mit Nierenkrebs!“
Am 11. März 2010 klingelte um 12.30 Uhr
auf dem Potsdamer Platz in Berlin ein aus
Menschen gebildeter Wecker. Damit wollten die Mitarbeiter des in Berlin ansässigen
forschenden Arzneimittelherstellers Pfizer
Deutschland anlässlich des Welt-NierenTages 2010 auf das Thema Nierenkrebs aufmerksam machen – eine seltene Krebserkrankung, die sonst wenig öffentliche
Beachtung findet. Unterstützt wurde die
Aktion des Arzneimittelherstellers von der
Patientenorganisation „Das Lebenshaus e.
V.“, die sich für Nierenkrebspatienten und
deren Angehörige einsetzt. Im Mittelpunkt
der Aktion „Mehr Zeit gewinnen – für
Patienten mit Nierenkrebs“ stand der symbolisch mit der „lebenden Uhr“ dargestellte
Faktor Zeit. Denn Nierenkrebs ist eine
Erkrankung, bei der eine rechtzeitige Diagnose lebensrettend sein kann: Hier gibt es
durchaus noch Heilungschancen. Im fortgeschrittenen Stadium ist Heilung in der
Regel nicht mehr möglich. Dann geht es –
dank moderner Therapiemöglichkeiten –
darum, für die Patienten wertvolle Lebenszeit bei möglichst hoher Lebensqualität zu
gewinnen.
Verbunden war die Aktion mit einer PfizerSpendenaktion auf Facebook: Für die ersten
4.000 Fans der Seite www.facebook.com/
zeit-gewinnen wollte Pfizer Oncology je
fünf Euro zugunsten des Lebenshaus-
Projekts „Gesprächszeit Nierenkrebs“
spenden. Obwohl die angestrebte Fanzahl
nicht erreicht wurde, stockte Pfizer den
Betrag auf 20.000 Euro auf.
Projekt
„Gesprächszeit Nierenkrebs!“
Das Lebenshaus Nierenkrebs vermittelt
Patienten und Angehörigen Wissen für ein
Leben mit der Diagnose Nierenkrebs. Im
Rahmen des geplanten Projektes „Gesprächszeit Nierenkrebs“ möchte der gemeinnützige Verein spezielle Kommunikations-Workshops für Betroffene anbieten.
Diese Tages-Seminare sollen Patienten mit
Nierenkrebs „fit machen“ für eine bessere
Arzt-Patienten-Kommunikation. Die praxisorientierten Trainings fördern das so wichtige „Miteinander von Arzt und Patient“ im
Behandlungsprozess - besonders im Rahmen von medikamentösen Therapien.
23
2010
4
WissensWert
Jährlich erkranken über 16.000 Menschen
in Deutschland neu an „Nierenkrebs“. Mit
einer solchen Diagnose findet man sich
plötzlich in einer völlig neuen Situation
wieder. Eine Menge Fragen tauchen auf –
zum Teil persönlicher Natur, aber insbesondere auch zur Erkrankung: Was ist eigentlich Nierenkrebs, wie sieht meine Prognose
aus, welche aktuellen Therapieoptionen gibt
es, was gehört zu einer regelmäßigen Nachsorge, wie kann ich selbst aktiv werden? und vieles mehr: Häufig fühlen sich
Patienten, gerade mit einer seltenen Tumor­
erkrankung - ohne Informationen - verlassen und werden vor Entscheidungen gestellt, die sie überfordern.
Dem „Dialog bei Krebs“ kommt eine
enorme Bedeutung zu: Für das Vertrauensverhältnis Arzt-Patient allgemein – sowie
für das Verständnis und die Akzeptanz einer
Therapie. Der Dialog stellt eine wichtige
Basis auch für den Erfolg der therapeutischen Schritte dar. Fragt man Patienten,
wie Sie sich ihr Gespräch mit dem Arzt
wünschen, hört man immer wieder: „Im
Gespräch hört der Arzt aufmerksam zu,
unterbindet Störungen, versichert sich, dass
ich als Patient alles verstanden habe, er
versorgt mich mit schriftlichem Material
und ermuntert mich aktiv dazu, Fragen zu
stellen.“ Wichtig: Es geht vielen Patienten
nicht um die Länge der Gespräche, sondern
um deren Qualität. Wie Patienten und
Ärzte immer häufiger erleben, spielt die
fehlende Zeit für Gespräche im Klinikalltag
eine entscheidende Rolle. Oft kann man an
der „Zeitschraube“ wenig drehen – wohl
aber am „Qualitätsrad“: Von Seiten der
Patienten und von Seiten der Behandler…
24
„Gesprächszeit Nierenkrebs!“ bietet ein­
tägige Trainings-Seminare für Patienten,
um das Arzt-Patienten-Gespräch als Patient
angenehmer, selbstbewusster, qualitativer
und ergebnis-orientierter zu führen.
Zwei erste Pilot-Projekte sollen im ersten
Halbjahr 2011 in Berlin und München stattfinden.
n
In einem ersten - allgemeinen Teil lernen und erleben Betroffene viel Hilfreiches, um die Gesprächszeit mit dem
Arzt optimaler erleben zu können:
Grundsätzliches, Erfahrungen, Rechte,
Patientenordner, Tipps, Checklisten und
Vieles mehr. Gleichzeitig veranschaulicht
das Seminar aber auch die Seite und die
Schwierigkeiten des Arztes – als Mensch
in der „Rolle“ des Behandlers und im
klinischen Umfeld.
n
In einem zweiten Teil, geht es um die
spezifische Kommunikation zum Thema
Nierenkrebs wie z.B.:
Wann sollte man welche Fragen stellen?
Welche Rolle übernehmen Arzt und Patient in der Therapie-Kooperation?
Was hat Therapie-Treue (Compliance)
mit dem Arzt und was mit dem
Patienten zu tun?
Was sind Aufgaben des Arztes – was
sollte man einfordern?
Was sind die Aufgaben des Betroffenen was sollte er im Therapie-Verlauf den
Arzt fragen - was sollte er ihm mitteilen?
Wie kommuniziert man mit dem Arzt
über Nebenwirkungen?
2010
4
NIERENKREBS
Expanding Circles in Supporting Kidney Cancer:
eine gemeinsame Stimme für Patientenorganisationen
Vom 10. bis 12. September 2010 trafen sich Patientenorganisationen
aus 19 Ländern und 5 Kontinenten zur ersten Konferenz
„Expanding Circles in Supporting Kidney Cancer“ in Frankfurt.
Vertreter der nationalen Patientengruppen hatten dabei die
Gelegenheit Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame
Ansatzpunkte für internationale Projekte im Bereich Nierenkrebs
festzulegen.
Die neue International Kidney Cancer
Coalition (IKCC) ist ein unabhängiges,
demokratisches Netzwerk nationaler
Patientenorganisationen, mit dem Ziel
n die existierenden nationalen Patientengruppen zu stärken und
n zukünftig die Entwicklung von neuen
Patientenvereinigungen im Bereich der
seltenen, aber immer häufiger auftreten­
den Krankheit Nierenkrebs zu unter­
stützen.
Das Lebenshaus e.V. ist Initiator und Gründungsmitglied dieses internationalen
Zusammenschlusses und organisierte die
erste Konferenz in Frankfurt. Gemeinsam
mit Nierenkrebsexperten aus den USA,
Indien, Deutschland, Großbritannien und
Kanada erarbeiteten dabei die Vertreter der
teilnehmenden Patientengruppen verschiedene Projekte und Initiativen mit inter­
nationalem Fokus.
„Wir sind begeistert vom Zuspruch der
anwesenden Patientenvertreter, denn wir
sind uns durchaus bewusst, wie wichtig ein
internationales Netzwerk wie dieses ist“,
so Markus Wartenberg, Vereinssprecher Das
Lebenshaus e.V. „Patientenorganisationen
wie unsere suchen schon lange nach einer
Gelegenheit der internationalen Zusammenarbeit. Wir alle können durch Erfahrungs- und Informationsaustausch von einander profitieren. Verschiedene Bereiche,
wie beispielsweise die aktive Patienteneinbindung in die klinischen Forschung, sind
ohne eine internationale Vernetzung kaum
denkbar“, so Wartenberg weiter.
Die ersten "Expanding Circles in Supporting Kidney Cancer" waren somit ein voller
Erfolg. Daher ist IKCC natürlich auch weiterhin offen für weitere nationale Patientenorganisationen, die dem Netzwerk beitreten
möchten. „IKCC bietet nationalen Gruppen
die Möglichkeit sich über Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen“, sagt Rose Woodward, Gründerin
der englischen Gruppe Kidney Cancer
Patient Support Network. „Als patienten­
geführte Organisationen verfügen wir nur
über begrenzte Möglichkeiten auf die speziellen Bedürfnisse der Patienten in unserem
Land einzugehen. Auf nationaler Ebene
sind wir bereits Partner des James Whale
Fund for Kidney Cancer in England. IKCC
ermöglicht nun die Zusammenarbeit in
verschiedensten Projekten und erlaubt uns
einen offenen, grenzüberschreitenden Austausch untereinander.“
„Die IKCC Konferenz war wirklich einzigartig in der Welt des Nierenkrebses,“
berichtet Gilles Frydman, Gründer von
ACOR (Association on Online Cancer
Resources) und KIDNEY-ONC listserv
mit mehr als 2000 Mitgliedern weltweit,
und fügt hinzu:„Der Trend hin zu einer
patienten-gesteuerten Forschung verlangt
nach einem globalen Fokus.“
Auch die Teilnehmer aus Indien waren
begeistert. „IKCC verleiht uns die Möglichkeit über unsere Grenzen hinaus in
einer vernünftigen Art und Weise und
respektvoll zusammen zu arbeiten“, so
Vandana Gupta von der V-Care Foundation
in Mumbai. „Wir freuen uns darauf, unsere
Arbeit in der Patientenunterstützung in
Indien, mit Hilfe der Ergebnisse aus dieser
Konferenz, weiter auszubauen.“
Die erste Konferenz im September in
Frankfurt war somit der Startschuss für eine
erfolgreiche internationale Vernetzung im
Bereich Nierenkrebs.
Die Internationale Kidney
Cancer Coalition (IKCC)
IKCC ist ein unabhängiges, demokratisches
Netzwerk von Patientengruppen – und
Organisationen, gegründet mit der Aufgabe,
die Lebensqualität von Patienten mit Nierenkrebs und ihren Familien zu verbessern.
IKCC möchte alle nationalen Nierenkrebs
Organisationen mit Informationen unter­
stützen und ihnen in allen Bereichen Hilfestellungen geben. Alle Organisationen aus
dem Bereich Nierenkrebs sind herzlich
eingeladen dem Netzwerk beizutreten.
Für weitere Informationen zu IKCC
besuchen Sie bitte unsere Website unter
www.ikcc.org
25
2010
4
WissensWert
Neoadjuvante Therapie
bei Nierenkrebs in der Diskussion
Auf dem 3. Jenaer Symposium des „Deutschen Netzwerk
Nierenzelltumoren“ stellte PD Dr. Thomas Steiner – Chefarzt der
Urologie des Helios Klinikums Erfurt – die Bedeutung der
neoadjuvanten Therapie bei der Diagnose Nierenzellkarzinom
zur Diskussion.
Als neoadjuvante Therapie (zusammen­
gesetzt aus neo griech., „neu“ und lat.
adjuvare, „unterstützen“) wird in der Onko­
logie eine medikamentöse Therapie bezeichnet, die zur Reduktion - Downsizing
oder besser noch zum Downstaging - der
Tumor­masse vor einem geplanten operativen Eingriff durchgeführt wird. Sie wird
deswegen auch präoperative Therapie
genannt und meist durchgeführt, wenn ein
Tumor schlecht operabel ist. Die neo­
adjuvante Therapie soll also die Chancen
auf eine chirurgische Tumorentfernung
vergrößern.
Die Einführung der so genannten TargetTherapien, also Medikamenten, die direkt
auf den Tumor wirken, hat in den vergangenen Jahren die medikamentöse Behandlung von Patienten mit metastasiertem
Nierenzellkarzinom revolutioniert. Gerade
die Tyrosinkinaseinhibitoren nehmen hier
eine große Rolle ein und zeigen vielversprechende Erfolge.
Ob jedoch ein neoadjuvanter Einsatz von
Target-Therapien bei Nierenzellkarzinomen
sinnvoll ist, lässt sich pauschal schwer bewerten, denn nur in seltenen Fällen ist ein
lokal fortgeschrittener Primärtumor inoperabel. Allerdings gibt es mögliche Konstellationen für die eine neoadjuvante Therapie
in Betracht gezogen werden kann, wie z.B.:
n
bei der Entfernung eines Primärtumors
mit einem ausgedehnten Tumorthrombus in der Hohlvene (ganzer oder teilweiser Verstopfung der Blutgefäße durch
Tumorgewebe). Diese Operation kann
sehr belastend sein und eine präoperative
Verringerung des Tumorthrombus
würde hier erhebliche Vorteile bieten.
n
bei Patienten mit eingeschränkter
Nierenfunktion bzw. Einzelniere, bei
der über ein Downsizing des Tumors ein
nierenerhaltendes operatives Vorgehen
ermöglicht werden kann.
n
bei einer Metastasierung, die schwer
operabel erscheint
INFO
Gegenüberstellung:
Downstaging — Downsizing
Sowohl beim Downstaging als
auch beim Downsizing soll die
Größe der Tumorläsion reduziert
werden.
26
Downstaging:
Downsizing:
• Operabilität von zuvor inoperablen organüberschreitenden Tumoren
• Infiltration (Eindringen) in Nachbarstrukturen wird aufgehoben
• Operabilität verbessert durch
Größenreduktion
• Schwierige Einschätzung der
dann vorzufindenden R-Situation
(beschreibt im Körper verbliebene Tumorreste nach der
Operation)
• Infiltrationsniveau bleibt erhalten
2010
4
NIERENKREBS
Wir danken Herrn PD Dr. Thomas Steiner
für die Bereitstellung von Informations­
material und die freundliche Unterstützung.
Derzeit liegen einige publizierte Einzelfallberichte vor, die über eine erfolgreiche
neoadjuvante Therapie berichten und zu
folgenden Ergebnissen führten:
n
histologische Komplettremissionen insbesondere bei Lokalrezidiven
n
nierenerhaltende Operationen von,
zuvor als technisch nicht teilresezierbar
eingeschätzten Tumoren
Prinzipiell zeigen diese Fallberichte die
Umsetzbarkeit neoadjuvanter Konzepte
unter Einsatz von Tyrosinkinaseinhibitoren
bei nicht relevant erhöhtem Operations­
risiko.
Jedoch gilt es immer zwei Seiten zu
betrachten: So kann es passieren, dass die
verabreichten Targetmedikamente nicht
ansprechen. Dadurch kann die anstehende
Operation unnötig verzögert werden. Im
Extremfall kann dies bedeuten, dass ein,
zuvor mit hohem Aufwand potenziell
operabler Tumor, durch weiteres Wachstum
inoperabel werden kann.
So berichtet eine wissenschaftliche
Ver­öffentlichung beispielsweise von zwei
Patienten, bei denen die neoadjuvante
Therapie versagt hatte und der Tumorthrombus der Hohlvene verstärkt wuchs.
Die neoadjuvante Therapie in
klinischen Studien
Der neoadjuvante Therapieansatz für das
Nierenzellkarzinom wird zurzeit weltweit
in mehreren Studien überprüft. Auch in
Deutschland sind Ärzte und Patienten
gleichermaßen an der Lösung dieser Fragestellung interessiert. Die Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie e.V. hat diesbezüglich ein Studienkonzept entwickelt.
Die multizentrische Studie überprüft die
Anwendung einer kombiniert neoadjuvanten und adjuvanten Therapie bei der
Entfernung von Lungenmetastasen: nach
Verabreichung von zwei Zyklen Sunitinib
(Sutent ®) werden die Lungenmetastasen
entfernt, anschließend daran erfolgt eine
adjuvante Therapie für ein Jahr. Neben der
Erfassung klinischer Daten wird auch eine
molekularbiologische Aufarbeitung des
entfernten Metastasengewebes im Fokus
stehen.
Zusammenfassend betonte
PD Dr. Steiner, dass
n
die Frage nach Stellenwert und Sinn­
haftigkeit einer neoadjuvanten Therapie
beim Nierenzellkarzinom bisher nicht
befriedigend beantwortet werden kann,
n
die neoadjuvante Therapie nur bei
komplexen Einzelfällen angewandt
werden sollte und dass sich hierbei der
behandelnde Arzt und der Patient nach
ausführlicher Diskussion im Sinne einer
Einzelfallentscheidung gemeinsam für
dieses Konzept entschließen sollten,
n
der Einsatz neoadjuvanter Konzepte bei
Patienten mit Nierenzellkarzinom im
klinischen Alltag nicht uneingeschränkt
empfohlen werden kann , sowie dass
n
die Entwicklung geeigneter Marker,
die bereits vor Therapiebeginn das
Ansprechen der TyrosinkinaseinhibitorTherapie vorhersagen lassen, einen
entscheidenden Beitrag zum Erfolg der
neoadjuvanten Therapie leisten würde.
Sicherlich ist eine weitere Untersuchung
des Konzeptes der neoadjuvanten Therapie
notwendig.
27
2010
4
WissensWert
Die SMAT-Studie:
kombinierte neoadjuvante und adjuvante Therapie
bei Nierenkrebs in der Überprüfung
Die multizentrische Studie der AUO (Arbeitsgemeinschaft
Urologische Onkologie e.V.) zur Therapie des metastasierten
klarzelligen Nierenzellkarzinoms überprüft die Anwendung einer
kombiniert neoadjuvanten und adjuvanten Therapie.
In diese Studie können Patienten eingebracht werden, die zeitgleich zur Diagnose
eines Nierenzellkarzinoms mehr als 2 Lungenmetastasen aufweisen oder diese innerhalb von 2 Jahren nach Nierentumorent­
fernung entwickeln. Es muss sich dabei
histologisch um ein klarzelliges Nierenzellkarzinom handeln. Metastasen an anderer
Stelle dürfen nicht vorhanden sein.
Erscheinen die Lungenmetastasen komplett
entfernbar, erhalten die Studienteilnehmer
zunächst 2 Zyklen einer neoadjuvanten
Therapie mit Sunitinib (Sutent ®). Nur
wenn es unter dieser Medikamentation
nicht bereits zu einem Wachstum der Metastasen kommt, erfolgt die operative Entfernung der Metastasen. Gelingt die Entfernung vollständig, werden ca. sechs Wochen
später die Patienten zufällig, d.h. mittels
Randomisation, in einen der beiden Therapiearme für die adjuvante Therapie eingeteilt. In diesen wird die Gabe von Sunitinib
dem Einsatz eines Placebos gegenüber gestellt. Die adjuvante Therapiephase besteht
aus bis zu 9 Zyklen und dauert ein Jahr.
In der gesamten Studienzeit werden die
Patienten regelmäßig untersucht und auch
nach Abschluss der adjuvanten Therapiephase ist ein weiteres Follow-up von 2 Jahren geplant. Hauptziel der Studie ist zu
untersuchen, ob sich in den beiden Therapiegruppen das rezidiv-freie Zeitintervall
unterscheidet. Nebenziele sind die Nebenerscheinungen der Metastasenresektion und
der adjuvanten Therapie sowie die Lebensqualität der Patienten.
28
Die Studie wird in Deutschland in 9 Studienzentren durchgeführt, jede teilnehmende
Urologie/Onkologie hat eine feststehende
Kooperation mit einer Thoraxchirurgie.
Wir danken der Studienkoordinatoren
Frau PD Dr. Krege und Frau Rexer von der
AUO für die Bereitstellung der
Informationsmaterialien und freundliche
Unterstützung.
Wir haben für Sie die Angaben der Studie
zusammengefasst, dieser kurze Überblick
erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ob Sie als Betroffene(r) für diese
Studie infrage kommen, sollten Sie zunächst
mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.
Letztendlich kann nur der Prüfarzt eines
Studienzentrums nach einer eingehenden
Untersuchung feststellen, ob ein Patient an
dieser Studie teilnehmen kann.
Für weitere Informationen steht Ihnen
auch Frau Heidrun Rexer von der AUO
Geschäftsstelle zur Verfügung
Telefon: 039827/79 677
Fax: 039827/79 678
Mobil: 0173/907 67 15
Berlin
Universitätsklinikum Charité, PD Dr. S. Weikert, 030/84 45-40 84,
Berlin
Franziskus-Krankenhaus, PD Dr. J. Neymeyer, 030/26 38-38 01
Düsseldorf
Universitätsklinikum, Prof. Dr. P. Albers, 0211/811-81 10
Essen
Universitätsklinikum, Prof. Dr. H. Rübben, Dr. F. vom Dorp, 0201/723-85 631,
Freiburg
Universitätsklinikum, Prof. Dr. U. Wetterauer, 0761/270-2891,
Heidelberg
Universitätsklinikum, Prof. Dr. M. Hohenfellner, Dr. Dr. J. Huber, 06221/56-63 21,
Krefeld
Krankenhaus Maria Hilf, PD Dr. S. Krege, 02151/334-52 74,
München
Universitätsklinikum, Dr. M. Stähler, 089/70 95-0,
Wiesbaden
Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken, Prof. Dr. N. Frickhofen, 0611/43-30 09,
2010
Studien-Name:
SMAT
AUO Identifikation:
AN 20/04
Beginn:
ab 01.November 2010
Patientenzahl:
60
Wichtige
Bedingungen:
Ausbildung von Lungenmetastasen mind. innerhalb von 24 Monaten nach Nephrektomie bzw. Auftreten von
Lungenmetastasen bei Stellung der Diagnose eines Nierenzellkarzinoms
Studienarme:
Adjuvante Behandlung, randomisiert
2 Studienarme - Sunitinib - Placebo
Dosierung:
in der neoadjuvante Phase: 2 Zyklen 50mg Sunitinib oral täglich 4 Wochen, dann 2 Wochen Pause
in der adjuvanten Phase: 9 Zyklen 50mg Sunitinib oral täglich 4 Wochen, dann 2 Wochen Pause
Einschlusskriterien
(Auswahl):
>/= 2 synchronen oder innerhalb von 24 Monaten nach Nephrektomie metachron aufgetretene Lungenmetastasen
Alter zwischen 18 und 75 Jahren
Funktionell vertretbares OP-Risiko
Therapietreue der Patienten und geographische Nähe, die ein adäquates Follow-up ermöglichen
Ausschlusskriterien
(Auswahl):
Vorhandensein weiterer Metastasen außerhalb der Lunge
Progress unter der 12-wöchigen Sunitinibtherapie vor Metastasenresektion
R1 oder R2- Befund bei der Metastasenresektion
Dialysepflicht nach Nephrektomie
Patienten mit schlecht kontrolliertem Diabetes mellitus
Schwere bakterielle oder Pilz-Infektionen
Früherer Gebrauch von Angiogenese-Inhibitoren
Teilnahme an anderen Therapie-Studien in den letzten 4 Wochen
Studienkoordinatorin:
Frau PD Dr. Susanne Krege, Klinik für Urologie und Kinderurologie im Krankenhaus Maria-Hilf Krefeld
Durchführung:
9 Zentren bundesweit
Website:
http://www.auo-online.de/
4
NIERENKREBS
Berlin
Essen
Krefeld
Düsseldorf
Wiesbaden
Heidelberg
Freiburg
München
29
2010
4
WissensWert
NIERENKREBS
Neue regionale
Nierenkrebs-Patientengruppe „Berlin“ gegründet.
Vor einigen Wochen wandte sich eine kleine Berliner
Patientengruppe an „Das Lebenshaus e.V.“ mit der Bitte um
Information und Unterstützung. Und dann ging auf einmal alles
ganz schnell: Wissen als Basis und das Gefühl nicht alleine zu
sein – mit diesem Grundgedanken wurde im Oktober 2010
die regionale Nierenkrebs-Patientengruppe „Berlin“ ins Leben
gerufen. Ein großer Informationsabend mit erfahrenen
Nierenkrebs-Experten ist bereits im Frühjahr 2011 geplant.
Denn Niemand ist allein mit Nierenkrebs!
Um dies auch im täglichen Leben umzusetzen, ist die Arbeit der Patientengruppen in
den einzelnen Regionen Deutschlands sehr
wichtig. Umso erfreuter war „Das Lebenshaus e.V.“, dass beinahe zeitgleich die Nachfrage nach Information und Unterstützung
der schon bestehenden Gruppe Berlin von
der Betroffenen Roswitha Lucas und das
Angebot eine Gruppe für „Das Lebenshaus
e.V.“ zu eröffnen von Berit Eberhardt –
einer engagierten Angehörigen – einging.
„Alles begann mit dem Gedanken, dass
Informationen und Zuspruch so schnell wie
möglich den Patienten oder den Angehörigen erreichen und dabei ganz persönlich
sein sollen.“ so Berit Eberhardt, die Leiterin
der neuen Regionalgruppe Berlin. Nach
dem Tod ihres Freundes hatte sie mit sich
gerungen diesen Schritt zu tun, entschloss
sich dann aber doch relativ schnell dazu sich
an „Das Lebenshaus e.V.“ zu wenden und
sich für andere Betroffene stark zu machen.
„Nach dem Tod meines Freundes stand ich
mit all diesem erworbenen Wissen da und
hatte das Gefühl nicht nur dieses Wissen
weitergeben zu müssen, sondern auch die
vom Lebenshaus und von anderen Betroffnen und Angehörigen erhaltene Unterstützung. Als ich mich informierte, ob es in
Berlin schon eine Gruppe für Nierenkrebspatienten gäbe, stieß ich auf die Gruppe von
Frau Lucas. Ich kontaktierte Frau Lucas,
sagte, dass ich für „Das Lebenshaus e.V.“
eine Patientengruppe in Berlin planen
würde und fragte, ob Sie sich vorstellen
könnte in Zukunft mit meiner Gruppe zu
kooperieren. Frau Lucas sagte sofort, dass
30
sich ihre Gruppe just an diesem Tage an
„Das Lebenshaus e.V.“ mit der Bitte um
Unterstützung und Information gewandt
hatte.“ Nach einem interessanten und langen Gespräch der beiden engagierten
Frauen stand bald fest, dass die Patienten in
Zukunft gemeinsam unter dem Dach der
Patientenorganisation „Das Lebenshaus e.V.“
betreut werden.
Da die Gruppe von Frau Lucas einen monatlichen Termin gewohnt war, wurde
diese Regelmäßigkeit gewahrt. Die Gruppe
traf sich zum ersten Mal am 11.Oktober
2010 und wird sich jetzt regelmäßig jeden
zweiten Montag im Monat in Berlin
Tempelhof treffen.
„Einen Informations- und Gründungsabend
mit Nierenkrebs-erfahrenen Medizinern
der Region sowie verständlichen Vorträgen
rund um die Erkrankung werden wir selbstverständlich im nächsten Jahr nachholen.“
so Brigitte Wartenberg, die seit Juni 2010
im Lebenshaus die Aufgabe übernommen
hat, die Patientenkontakte zu unterstützen.
„Unsere Priorität lag auf der Wahrung des
regelmäßigen Treffens der schon bestehenden Gruppe. Die erfahrenen Mediziner der
Region sind schon informiert und freuen
sich, dass Ihre Patienten jetzt auch durch
den direkten Austausch und das Miteinander lernen, mit der Erkrankung besser umgehen zu können. Die Ärzte sind jederzeit
dazu bereit die regionale Berliner Gruppe
fachlich zu unterstützen“, erklärt Frau Wartenberg weiter.
Die Patientengruppe Berlin unter der
Leitung von Berit Eberhardt trifft sich
regelmäßig an jedem zweiten Montag im
Monat.
Termin: Jeweils der zweite Montag im
Monat
Nächster Termin: 10. Januar 2011
Uhrzeit:ab 18:00 Uhr
Ort: Lichtblicke e.V.
(im ersten Stock auf der rechten Seite,
Klingel unten an der Tür rechts)
Tempelhofer Damm 133-137
D-12099 Berlin
„Interessierte Patienten mit Nierenkrebs
und deren Begleiter (Angehörige), sind immer herzlich Willkommen“, so die Leiterin.
Eine Anmeldung zum „Treffpunkt Nierenkrebs“ ist nicht erforderlich - die Teilnahme
ist natürlich kostenlos.
Weitere Informationen im Internet unter
www.lh-nierenkrebs.org
oder direkt beim Patientenkontakt
(Leiterin) der Gruppe:
Das Lebenshaus e.V.
Regionale Nierenkrebs-Patientengruppe
Berlin
Berit Eberhardt
Telefon: 0172-9941949
Mail: [email protected]
Das Lebenshaus-Team bedankt sich ganz
herzlich bei Frau Eberhardt, Frau Lucas
sowie den Betroffenen, die sie bei ihrer
neuen Aufgabe aktiv unterstützen. Wir
wünschen der neuen Gruppe Berlin einen
guten Start sowie viele hilfreiche, auf bauende und informative Treffen.
Sollten Sie als Patient oder Begleiter (Angehöriger) Interesse haben, eine regionale
Patientengruppe zu starten – kontaktieren
Sie uns einfach. Brigitte Wartenberg vom
Lebenshaus-Team und andere erfahrene
Gruppenleiter stehen künftig jederzeit
gerne mit Wissen, Materialien und Unterstützung zur Seite.
2010
ERKRANKUNG & LEBEN
4
WissensWert
Palliativmedizin heute
„Frühzeitig vorbeugen und lindern“
„Palliativmedizin dient der Verbesserung der Lebensqualität von
Patienten und ihren Angehörigen, die mit einer lebens­bedrohlichen
Erkrankung konfrontiert sind. Dies geschieht durch Vorbeugung und
Linderung von Leiden mittels früh­zeitiger Erkennung, qualifizierter
Beurteilung und Behandlung von Schmerzen und anderen Problemen
physischer, psycho­sozialer und spiritueller Natur.“ WHO 2002 …
Wissenswert: Die meisten Menschen
ver­binden das Thema Palliativ-Medizin mit
dem Thema Sterbebegleitung. Warum ist das
falsch?
Dr. Maier: Weil Palliativmedizin deutlich
früher im Krankheitsverlauf ansetzt, um
sich vorausschauend aktiv für die Lebensqualität und Lebensgestaltung stark zu machen. Natürlich ist Sterbebegleitung ein
elementarer Bestandteil palliativer Medizin,
aber es ausschließlich darauf zu reduzieren
greift viel zu kurz. In der Palliativmedizin
müssen, wie in allen anderen Disziplinen
auch, moderne Methoden zur Verfügung
stehen, um die aktuelle oder drohende
Symptombelastung diagnostisch einzuordnen und passende Therapiestrategien zu
entwickeln. Allerdings unterscheidet sich
der Umgang mit diesen Möglichkeiten
durch einen Ansatz, der sehr viel mehr auf
die individuellen Wünsche und Bedürfnisse
der Patienten eingehen kann, als das in anderen Bereichen der Fall ist. Nicht, was
medizinisch machbar ist, sondern nur das,
was dem Patienten tatsächlich nützt, ist
wichtig. Von Palliativstationen werden in
der Regel etwa 50% der Patienten entlassen
– mit der Perspektive, ihre Lebensgestaltung, zumindest für einige Zeit, selbst
bestimmt und aktiv weiterzuführen.
Wissenswert: Warum gewinnt die PalliativMedizin aus Ihrer Sicht immer mehr an
Bedeutung?
Dr. Maier: Durch die Zunahme von KrebsNeuerkrankungen wandelt sich das Bewusstsein in Fragen rund um die Betreuung
am Lebensende – sowohl in der gesell-
schaftlichen, als auch in der medizinischen
Wahrnehmung. Palliativmedizin ist auch im
Umgang mit Schwerstkranken und Sterbenden gefragt, deren Grundleiden nicht in
Form einer Tumorerkrankung besteht. Die
detaillierte Behandlung der belastenden
Symptome rückt bei diesen Patienten in den
Mittelpunkt der Bemühungen. Das schließt
immer auch die Behandlung der psychosozialen Belastungen mit ein, die durch das
Wissen um die begrenzte Lebenszeit entstehen. Beim Patienten, aber auch in seinem
persönlichen Umfeld. Der steigende Anteil
allein lebender, älterer Menschen in unserer
Gesellschaft ist in diesem Zusammenhang
eine große gesundheitspolitische Herausforderung. Eines ist klar: Ohne die strukturelle
Verankerung tragfähiger palliativer Angebote werden wir diese große Aufgabe nicht
meistern können.
Wissenswert: Die WHO spricht in ihrer
Definition von Verbesserung der LEBENSqualität und von FRÜHZEITIGER Erkennung. Heißt das, dass Patienten im Idealfall
Kontakt zu Ihnen aufnehmen sollten,
BEVOR es akut wird?
Dr. Maier: Günstig ist in jedem Fall ein
frühzeitiger Kontakt, um uns – also den
Medizinern und betroffenen Familien gemeinsam Spielraum für konstruktive Planungen und eine vorausschauende Absicherung zu lassen. In vielen Fällen führt selbst
die einmalige Beratung über konkrete Unterstützungsmöglichkeiten zu einer Beruhigung der oft sehr verängstigten Betroffenen
und Angehörigen. Zu wissen, wie und wo
Hilfe zu erwarten ist, schafft Vertrauen in
die eigene Handlungsfähigkeit. Auch dann,
wenn sich das körperliche Befinden verändert. Bei frühzeitiger Kontaktaufnahme
31
2010
4
WissensWert
haben wir alle eine Chance und mehr
Zeit, um gegenseitiges Vertrauen auf­
zubauen und die Wünsche und Vorstellungen der Betroffenen zu begreifen und
umzusetzen.
Wissenswert: Einer Ihrer Kollegen sagte
einmal so schön: „Das Wissen über Palliativ­
medizin ist wie ein Feuerlöscher, den man sich
an die Wand hängt, für den Fall, dass es
brennt.“ Was kann die moderne PalliativMedizin aus Ihrer Sicht „im Brandfall“
leisten?
Dr. Maier: Neben der kontinuierlichen
Begleitung der betroffenen Menschen ist die
Tatsache wichtig, dass wir in der Palliativmedizin durch entsprechende Strukturen in
den Kliniken in der Lage sind, f lexibel auf
die sich ändernden Bedürfnisse zu reagieren. Eine 24-stündige Erreichbarkeit eines
kompetenten Ansprechpartners sollte für
alle betroffenen Patienten und deren Angehörige ausnahmslos gegeben sein. Oft verändert sich die klinische Situation oder die
psychische Belastung so drastisch, dass ein
schnelles Eingreifen im Krisenfall garantiert
sein muss. Nur dann fühlen sich alle Beteiligten sicher und gut aufgehoben. Im besten
Fall wird der Feuerlöscher von der Wand
genommen und „löscht“ den Brandherd vor
Ort, also auch bei Betroffenen zu Hause.
Es geht in der Krise immer darum, die
Situation vielschichtig und interdisziplinär
zu stabilisieren – das heißt medizinisch,
pf legerisch oder psychologisch.
Wissenswert: Die Welt Gesundheitsorgani­
sation (WHO) nennt ganz klar Patienten
UND Angehörige als Zielgruppe der Palliativ­
medizin. Was kann die Palliativmedizin
konkret für Angehörige tun?
Dr. Maier: Angehörige fühlen sich häufig
mit einer unbekannten aber sehr wichtigen
Aufgabe allein gelassen und haben Angst,
32
das Falsche zu tun. Durch Einbindung und
gezielte Anleitung in den einzelnen Schritten können auch sie Selbstvertrauen in die
eigenen Fähigkeiten entwickeln. Die innere
Stärke der Angehörigen und das Vertrauen
in die eigenen Fähigkeiten sind oft entscheidend für eine gelungene ambulante Weiterbetreuung. Natürlich gehört auch hierzu
wiederum die Erreichbarkeit eines kompetenten Ansprechpartners, der die Versorgung absichert. Viele Erlebnisse haben uns
gezeigt: Oftmals verlieren Familien ihre
stabilen Fixpunkte und mutlose Sprachlosig­
keit prägt den Umgang miteinander. Hier
kann es sehr hilfreich sein, als Außenstehender zu moderieren um im Gespräch behutsam die Ehrlichkeit und Offenheit aller
Beteiligten zu fördern. Nach dem Versterben halten wir auf Wunsch Kontakt zu den
Hinterbliebenen und bieten alle sechs
Monate einen Gedenkabend auf der Station
an, bei dem Gelegenheit zum gemeinsamen
Erinnern und zum Austausch besteht. Das
nehmen viele Angehörige eine Zeit lang
sehr dankbar an.
Wissenswert: Führende Palliativ-Stationen
arbeiten mit multiprofessionellen Teams aus
Ärzten, Pflegenden, Sozialarbeitern, Psychologen, Seelsorgern, Physiotherapeuten, ehrenamtlichen Helfern und anderen. Wie muss
man sich das ist der Praxis vorstellen?
Dr. Maier: Das ist essentiell und unabdingbar: Nur ein echtes Team aus den genannten Berufsgruppen kann all die unterschiedlichen Dimensionen von Lebensqualität und
Symptombelastung umfassend aufgreifen.
Dazu gehört ein eng koordinierter Austausch und effektive Teamarbeit, die im
Alltag gelebt und kultiviert werden muss.
Ganz wichtig: Die regelmäßige „Super­
vision“ der Pf legenden und der Ärzte. In
der Supervision setzt man sich gemeinsam
und konstruktiv mit Erlebnissen, Problemen, Konf likten und Fragen aus dem
beruf lichen Alltag auseinander. Ziel ist die
emotionale Entlastung des Einzelnen und
die Erhöhung der Zufriedenheit im Team.
So verliert man den gemeinsamen Fokus
nicht aus den Augen und füllt auch als
„Experte“ seine Ressourcen wieder auf.
Wissenswert: Die Berührungsängste mit dem
Thema „Palliativmedizin“ sind stark. Wie
helfen Sie Ihren Patienten, diese Ängste zu
überwinden?
Dr. Maier: Die Ängste basieren häufig auf
den Vorstellungen von Hilf losigkeit und
Ohnmacht gegenüber den bedrohlichen
Veränderungen in der letzten Lebensphase.
Wenn diese Ängste sensibel aufgenommen
werden, lässt sich oftmals ein Zugang
finden, der Impulse zur Sinnstiftung geben
kann. Ein gutes Gespräch auf Augenhöhe
kann sehr viel Druck und Angst wegnehmen.
Wissenswert: Was ist Ihr Rat für unsere
Patienten?
Dr. Maier: Sollte die Situation es erforderlich machen, dann hat jeder das Recht,
mutig die angemessene Versorgung und
Begleitung einzufordern. Leider hängt das
häufig noch wesentlich von der Eigeninitiative jedes Einzelnen ab. Mein Rat ist es,
sich nicht von den Themen erschrecken lassen, sondern offen zu sein und ganzheitliche
Konzepte zuzulassen. Ein gutes Sterben ist
nicht gnädiges Schicksal, sondern auch
Ergebnis von Planung und Kompetenz!
Wissenswert: Herr Dr. Maier, Danke für
dieses ausführliche Gespräch!
2010
4
ERKRANKUNG & LEBEN
Hier erhalten Sie bei Bedarf weitere
Informationen:
Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin
www.dgpalliativmedizin.de
Österreichische Palliativgesellschaft
Schweizerische Gesellschaft für Palliative
Medizin, Pf lege und Begleitung
www.palliative.ch
Das Wort Palliativmedizin hat seinen
Ursprung im Lateinischen: “pallium”
heißt Mantel, und wie ein Mantel
sollen alle Schutzmaßnahmen der
Palliativmedizin den Schwerstkranken
schützend umhüllen.
„Zu wissen, wie und wo
Hilfe zu erwarten ist, schafft
Vertrauen in die eigene
Handlungsfähigkeit“
Dr. med. Bernd Oliver Maier,
Palliativstation HSK Wiesbaden
Dr. Bernd-Oliver Maier leitet die
Abteilung „Palliativmedizin der HSK (Dr. Horst Schmidt Klinik)“ in
Wies­baden. Er ist Internist mit dem
Schwerpunkt Hämatologie und
Onkologie und hat außerdem die
Zusatzbezeichnung Palliativmedizin
erworben. Während eines Aufenthaltes
in England, dem Mutterland der
Palliativmedizin, hat er einen Studiengang "Master of Science in Palliative
Medicine" an der Universität Bristol
absolviert. Er hat die palliativmedizinische Abteilung innerhalb der Klinik
für Hämatologie und Onkologie
aufgebaut und organisiert zusammen
mit der Landesärztekammer Hessen
Weiterbildungskurse für Ärzte in
Palliativmedizin.
Die blauen Ratgeber: Palliativmedizin
– Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige
und Interessierte
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Bestelladresse:
Deutsche Krebshilfe e. V.
Buschstraße 32, D-53113 Bonn
Tel.: 02 28/7 29 90–0,
Mail: [email protected]
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2010
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WissensWert
Das Lebenshaus
Das Lebenshaus – persönlich:
Brigitte Wartenberg
Welche Aufgaben übernimmst Du /
übernehmen Sie im LH?
Bereits während meiner Tätigkeit als
Gruppenleiterin im Bankengewerbe habe
ich angefangen, mich in dem Bereich
Coaching weiterzubilden. Einer Ausbildung
zum NLP Practitioner folgte die Ausbildung zum NLP Master Practitioner. In
meiner Elternzeit habe ich die Ausbildung
zum zertifizierten ILP Coach (Integrierte
Lösungsorientierte Psychologie) absolviert.
Im Lebenshaus habe ich nun die Betreuung/Coaching der Patientenkontakte übernommen, organisiere, plane und leite das
jährliche Patientenkontakte-Wochenende,
pf lege das Praxis-Handbuch für die Patientenkontakte und unterstütze neue Patientenkontakte beim Auf bau/Gründung neuer
regionalen Patientengruppen. In den Kommunikationsmedien des LH wie Newsletter
Wissenswert und Web-Sites vertrete /
berücksichtige ich die Informationen über
und für die regionalen Gruppen.
Warum ist es für Dich / Sie wichtig,
sich im LH zu engagieren?
Die Unterstützung der Patientenkontakte
ist dem Lebenshaus sehr wichtig: sie vertreten vor Ort Das Lebenshaus und machen es
regional bekannter, sie sind ein Bindeglied
des Lebenshauses, haben direkten Kontakt
zu den Patienten und betreuen sie, obwohl
sie meist selbst betroffen sind.
Seitdem mein Mann Markus Wartenberg
und ich die Betreuung der regionalen GIST
Patientengruppe Rhein-Main im Oktober
2006 übernommen haben, sehe ich, dass es
nicht leicht ist, sein Leben mit einer so
schwerwiegenden Diagnose neu zu meistern. Vor allen Patientenkontakten, die
selbst betroffen sind, habe ich großen
Respekt, da Sie nicht nur sich selbst,
sondern auch anderen Mut machen, mit
ihrer Erkrankung zu leben.
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Mit meinen Coaching-Ausbildungen
glaube ich den Patientenkontakten gute
Hilfestellungen geben zu können. Sie sollen
das Gefühl haben, in der Gemeinschaft des
Lebenshauses eingebunden zu sein, und
dass jemand für sie bei Fragen zu ihrer
Arbeit in den regionalen Gruppen, aber
auch für sie persönlich mit Rat und Tat zur
Seite steht. Ich möchte in meiner Arbeit im
Lebenshaus wo es nur geht, unterstützen
und motivieren nach vorne zu blicken,
und zuhören, begleiten und helfen,
Lösungen zu finden.
Was machst Du / machen Sie außer
Deinem / Ihrem Engagement im LH
sonst noch?
Seit drei Jahren ist unsere kleine süße Tochter der Mittelpunkt meines Lebens. So steht
natürlich die Familie an oberster Stelle.
Mein Dasein als Mutter ist für mich täglich
eine neue Herausforderung, die jedoch sehr
spannend und interessant ist, und mir auch
sehr viel Energie gibt.
Urlaube mit meiner Familie sind für mich
das Größte. Ans Meer oder in die Berge
fahre ich am liebsten. Wenn unsere Tochter
etwas größer ist, fange ich wieder an Wintersport zu treiben und sie wird dann auch
auf 1 oder 2 Bretter gestellt – darauf freue
ich mich schon! Ansonsten mache ich gerne
Nordic-Walking, Spinning oder fahre
gerne Rennrad. Außerdem fotografiere,
koche und lese ich sehr gerne.
Wenn es sich einrichten lässt, besuche ich
gerne Konzerte oder gehe mit meinem
Mann ins Kabarett.
Auf einen Blick :
Name: Brigitte Wartenberg
Wohnort: Wölfersheim
Alter/Geburtstag: 39 / 22.05.1971
Im LH seit: Oktober 2010
Gibt es einen Lieblingsfilm?
Tatsächlich Liebe“ mit Hugh Grant, Liam
Neeson, Emma Thomson, Colin Firth –
der richtige Film zur Weihnachtszeit !!
Verrätst Du / verraten Sie uns Deine /
Ihre Leibspeise:
Ich liebe die mediterrane und thailändische
Küche. Meine Lieblingsnachspeise ist
Tiramisu !
Wie lautet Dein Lebensmotto?
Lebensfreude – der Weg und das Ziel
Hast Du / Sie ein Lieblingsbuch?
Ich habe mehrere Lieblingsbücher, dazu
gehören „Schatten des Windes“ von Carlos
Ruiz Zafon, „Die Säulen der Erde“ von
Ken Follett und „Wie ein einziger Tag“ von
Nicholas Sparks
2010
Das Lebenshaus
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WissensWert
Impressum
Founding-Menber of
„Unabhängig, fachkundig und engagiert!“
Die Organisation Für Patienten Mit Seltenen Soliden Tumoren:
Das Lebenshaus e.V.
n Betroffene informieren
n Interessen vertreten
n Behandlung optimieren
n Forschung unterstützen
n Hoffnung geben
Das Lebenshaus e.V. Seltene Solide Tumoren:
GIST • Sarkome • Nierenkrebs
International
Kidney Cancer
Coalition
Hotline 0700-4884-0700
[email protected]
www.daslebenshaus.org
„Das Lebenshaus e.V.“ ist die Organisation
für Patienten mit bestimmten seltenen
soliden Tumoren wie GIST, Sarkome und
Nierenkrebs, Angehörige und medizinische
Fachkräfte. Die wesentlichen Aufgaben­
bereiche des Lebenshauses sind:
n Betroffene informieren
n Interessen vertreten
n Behandlung optimieren
n Forschung unterstützen
n Hoffnung geben
Der Verein arbeitet professionell mit medizinischen Fachkräften, der forschenden
Pharmaindustrie und anderen Patienten­
organisationen weltweit zusammen, um das
Bestmögliche für die Betroffenen und ihre
Familien in den jeweiligen Indikationen zu
erreichen. Das Lebenshaus ist eine gemeinnütziger Non-Profit Verein, ohne Einf lussnahme Dritter. Er finanziert sich durch
Fördermitgliedschaften, Privatspenden,
Firmenspenden, Sponsoring, Benefiz­
aktivitäten sowie Mitarbeit in
EU-geförderten Projekten.
Status: Gemeinnütziger Verein, gegründet
am 24. Juni 2003 (14 Gründungsmitglieder),
eingetragen unter VR 1152 im Vereins­
register des Amtsgerichts Friedberg/Hessen.
Vereinsorgane: Betroffenen-Vorstand,
Mitgliederversammlung, Vereinssprecher,
angestellte Mitarbeiter sowie zwei mediz.wiss. Beiräte führender Experten in den
jeweiligen Indikationen.
Spenden-/Bankkonto: Commerzbank
Bad Nauheim - BLZ 513 800 40 Konto: 01 30 52 07 00
Bitte geben Sie bei Spenden Ihre komplette
Adresse auf dem Überweisungsträger an,
damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung für Ihre Steuerunterlagen zusenden
können. Vielen Dank!
Vereinsadresse:
Das Lebenshaus e.V. Patientenorganisation
Usa-Strasse 1, D-61231 Bad Nauheim
GIST/Sarkome: Tel.: + 49 (0) 700 4884 0700
Nierenkrebs: Tel.: + 49 (0) 700 5885 0700
Telefax: + 49 (0) 6032-9492-885
Website: www.daslebenshaus.org
Zentrale Email: [email protected]
Dieser Infobrief „WissensWert“ ist ein
kostenloses Informationsangebot des gemeinnützigen Vereins Das Lebenshaus e.V.
(V.i.S.d.P. Markus Wartenberg,
Berit Eberhardt, Karin Kastrati)
Ausgabe 4 = Dezember 2010 –
Auf lage 3.000 Ex. Der Bezugspreis ist im
Mitgliedsbeitrag enthalten.
Disclaimer / Haftungsausschluss
ACHTUNG! Wir sind Patienten,
Angehörige, Redakteure und freiwillige
Mitarbeiter – keine Ärzte! Die Informationen dieses Infobriefes dürfen auf keinen
Fall als Ersatz für professionelle Beratung
oder Behandlung durch ausgebildete und
anerkannte Ärzte angesehen werden.
Der Inhalt kann und darf nicht verwendet
werden, um eigenständig Diagnosen zu
stellen oder Behandlungen zu beginnen.
Wir haben versucht, diesen Infobrief mit
größtmöglicher Sorgfalt zu erstellen – dennoch sind Irrtümer und Änderungen
möglich. Das ist menschlich! Hierfür übernehmen Herausgeber, Vorstand, Vereinssprecher, Redakteure, Beiräte, FremdAutoren und Gestalter keine Haftung.
Sollten Sie Irrtümer und Änderungen
finden, bitte machen Sie die Redaktion
unmittelbar darauf aufmerksam:
[email protected]
Vielen Dank!
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WissensWert
Das Lebenshaus
Die wichtigsten Termine im Überblick
Das Lebenshaus e.V. Terminkalender: Januar und Februar 2011
JANUAR 2011
Datum
Ort
Veranstaltung
10.01.2011
München
Reg. NIER-Gruppe München
10.01.2011
Berlin
Reg. NIER-Gruppe Berlin
11.01.2011
Köln
Reg. GIST-Gruppe Köln-Bonn
19.01.2011
Bochum
Reg. GIST-Gruppe Rhein-Ruhr
19.01.2011
Frankfurt
Roundtable „Lebensqualität unter Target-Therapien“
21.01. bis 22.01.2011
Loipersdorf,
Österreich
Tri-Nationaler GIST-Gipfel
27.01.2011
Heilbronn
Reg. NIER-Gruppe Heilbronn
07.02.2011
München
Reg. GIST-Gruppe München
09.02.2011 – 11.02.2011
Newcastle, UK
British Sarcoma Group Conference
10.02.2011
Berlin
Reg. GIST-Gruppe Berlin
14.02.2011
Berlin
Reg. NIER-Gruppe Berlin
23.02.2011
Düsseldorf
Gemeinsamer Experten-Informationsabend der reg. GIST-Gruppen Rhein-Ruhr und Köln-Bonn
23.02.2011
München
Reg. NIER-Gruppe München
24.02.2011
Heilbronn
Reg. NIER-Gruppe Heilbronn
FEBRUAR 2011
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und unsere gemeinsame Arbeit durch eine Spende!
n Betroffene informieren
n Interessen vertreten
n Behandlung optimieren
n Forschung unterstützen
n Hoffnung geben
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Dresdner Bank
Bad Nauheim
BLZ: 513 800 40
Konto: 0130520700
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