140 8. Schwingungen und Wellen 141 Lösung der Differentialgleichung: x (t ) = a sin ωt + b cos ωt Bewegung um Potentialminima führt zu periodischen Vorgängen (Schwingungen). mit ω = Harmonischer Oszillator Kraft: F = − Dx x D a,b: Konstanten (bestimmt durch Startbedingungen x0 und v0) Die Geschwindigkeit ist gegeben durch: Potentielle Energie: E pot Es gilt: ( genauer: d V (x ) dx F = −∇V (r ) ) F =− D = x 2 = V ( x) 2 v (t ) = xɺ (t ) = aω cos ωt − bω sin ωt x(0) = b; v(0) = aω Für t=0 gilt: Für x(0) = x0 und v(0) = 0 ist also b = x0 ; a = 0 x (t ) = x0 cos ωt und damit x(t) x0 Differentialgleichung: v0 = 0 harmonische Schwingung ma = F ⇔ ⇔ hier: d V (x ) dx 1 d ɺxɺ = − V ( x) m dx mɺxɺ = − ɺxɺ = − D x m D m π ω 2π t ω -x0 Für x(0) = 0 und v(0) = v0 ist hingegen in diesem Fall ist x (t ) = v0 ω sin ωt b = 0; a = v0 ω (ebenfalls harmonisch) 142 Es gibt aber auch nichtharmonische periodische Vorgänge. Bemerkung: Die Lösung 143 x (t ) = a sin ωt + b cos ωt Beispiel: Kastenpotential V(x) läßt sich auch darstellen als x(t ) = c cos(ωt + ϕ ) Amplitude Teilchen im Kastenpotential wird bei x=0 und x=l reflektiert Phasenverschiebung Es ist: c cos(ω t + ϕ ) = c cos(ω t ) cos(ϕ ) − c sin(ω t )sin(ϕ ) Dies ist gleich falls Ortskurve: a sin ω t + b cos ωt −c sin(ϕ ) = a c cos(ϕ ) = b τ= x(t) 2v l Keine Sinus-Funktion! Anharmonische Schwingung l Damit sind c und ϕ gegeben durch 0 Steigung: Geschwindigkeit v c = a2 + b2 b ϕ = arctan − a Ebenso möglich ist die Darstellung x l 0 x(t ) = c sin(ωt + ϕ ) Beispiel: zwei schiefe Ebenen V(x) Wichtig ist bei allen Lösung, dass zwei freie Parameter zur Verfügung stehen, damit die Startbedingungen Ort und Geschwindigkeit unabhängig gewählt werden können. x Potential: V ( x) = c x Kraft: F ( x ) = −c x x 144 Ortskurve: x(t) 4mv0 c τ= Keine Sinus-Funktion! Anharmonische Schwingung 145 Allgemein: auch nichtperiodische Funktionen können in harmonische Komponenten zerlegt werden; hier tragen sämtliche Frequenzen (und nicht nur die Vielfachen einer Grundfrequenz) bei. Daher wird die Summe durch ein Integrale ersetzt: f (t ) = t Parabelstücke 2 ∞ π ∫0 1 a (ω ) = 2π mit: 8.1 Fourier-Analyse n ω0 = 2π τ an , bn : Fourier-Koeffizienten Berechnung der Koeffizienten: bn = 2 τ 2 τ −∞ ∞ ∫ f (t ) sin(ωt )dt −∞ cos( nω0t ) + bn sin( nω0t ) n =1 mit an = ∫ f (t ) cos(ωt )dt komplexe Schreibweise: ∞ ∑a ∞ 1 b(ω ) = 2π Jede periodische Funktion mit Periode τ kann in einer unendliche Summe von harmonischen Komponenten zerlegt werden: a f (t ) = 0 + 2 a (ω ) cos(ωt ) + b(ω ) sin(ωt )dω 1 f (t ) = 2π ∞ ~ ∫ f (ω )e − iω t dω −∞ 1 ~ f (ω ) = 2π ∞ ∫ f (t ) e iωt dt −∞ τ ∫ f (t ) cos(nω t )dt 0 0 τ ∫ f (t ) sin(nω t )dt 0 0 ~ f (ω ) : Fourier-Transformierte von f(t) ~ f (ω ) = a (ω ) 2 + b(ω ) 2 : Spektrum von f(t) 146 mathematischer Einschub: Additionstheoreme der trigonometrischen Funktionen 147 Beispiel: Überlagerung zweier harmonischer Funktionen f (t ) = cos(ω1t ) + cos(ω 2 t ) Es gilt: cos(α + β ) = cos(α ) cos( β ) − sin(α ) sin( β ) Ersetzen: ω1 + ω 2 mittlere Frequenz 2 ω − ω1 δ= 2 2 cos(α − β ) = cos(α ) cos( β ) + sin(α ) sin( β ) sin(α + β ) = sin(α ) cos( β ) + cos(α ) sin( β ) sin(α − β ) = sin(α ) cos( β ) − cos(α ) sin( β ) ω = Differenzfrequenz Damit ist: f (t ) = cos((ω − δ )t ) + cos((ω + δ )t ) = cos(ω t ) cos(δt ) − sin(ω t ) sin(δt ) + cos(ω t ) cos(δt ) + sin(ω t ) sin(δt ) Daraus folgt: α α α α cos(α ) = cos( + ) = cos 2 ( ) − sin 2 ( ) 2 2 2 2 α α Also: = cos ( ) − (1 − cos ( )) 2 2 2 2 f (t ) = 2 cos(ω t ) cos(δ t ) „Schwebung“ α = 2 cos 2 ( ) − 1 2 α = 1 − 2 sin ( ) 2 2 Signal: Spektrum: 2π f (t ) ~ f (ω ) ω Damit: α 1 cos 2 ( ) = (1 + cos(α )) 2 2 α 1 sin 2 ( ) = (1 − cos(α )) 2 2 t 2π δ ω 148 Mathematischer Einschub: komplexe Zahlen Darstellung: iϕ c = a + ib = c e = c cos ϕ + i c sin ϕ 8.2 Resonanz und Dämpfung Jede Schwingung unterliegt einer Dämpfung Im b 149 c ϕ a Realteil: Re(c) = a = c cos ϕ Imaginärteil: Im(c) = b = c sin ϕ Re (es ist und Betrag: c = a +b Phase: ϕ = arctan(b / a ) 2 ⇒ freie Schwingungen haben eine endliche Lebensdauer! 8.2.1 gedämpfter harmonischer Oszillator 2 Differentialgleichung a 2 + b 2 = c cos 2 ϕ + c sin 2 ϕ = c b c sin ϕ = = tan ϕ ) a c cos ϕ 2 2 2 ma = Fges = FD + FR D muɺɺ = − Du − β uɺ m u Für die komplexe Funktion u (t ) = u0 e = u0 eiϕ e − iωt = u0 e − i (ωt −ϕ ) tan ϕ − Flüssigkeit ⇒ Reibungskraft (Stokes) muɺɺ(t ) + β uɺ (t ) + Du (t ) = 0 Re ( u (t ) ) = u0 cos(ωt − ϕ ) lautet der Realteil: −π Federkraft − iωt π π 2 2 π mit ϕ Im(u0 ) tan ϕ = Re(u0 ) Hierbei ist zu beachten, dass der arctan (die Umkehrfunktion des tan) keine eindeutige Funktion ist. Lösungsansatz: u (t ) = u0 e − iωt Einsetzen: m(−ω 2 )u0 e− iωt + β (−iω )u0 e− iωt + Du0 e − iωt = 0 ⇒ ß m ω2 + i ω − D =0 m 150 Lösung der quadratischen Gleichung: ω = −i 151 Graph: u0 u(t) Exponentieller Abfall der Amplitude mit Lebensdauer τ 2 ß ß D ± − 2+ 2m 4m m t Periode 2π / ω1 Die Form der Lösung hängt davon ab, ob der Term unter der Wurzel positiv oder negativ ist. -u0 2 Fall 1: D ß > m 4m 2 ⇒ (leicht gedämpft) Fall 2: u (t ) = u0 e D ß2 ß − t − t ±i m 4 m2 2m e Dies sind zwei unabhängige Lösungen. Die allgemeine komplexe Lösung ist eine Überlagerung beider Funktionen: u (t ) = u0,1e − t /τ e iω1 t + u0,2 e − t /τ e − iω1 t Von physikalischer Bedeutung ist allerdings nur der Realteil. Hierbei verschmelzen beide Funktionen wieder zu einer. Man erhält die rein reelle Funktion u (t ) = u0 e mit: − t /τ cos(ω 1t + φ ) τ = 2m / ß ω1 = D 1 − m τ2 u0 , ϕ Lebensdauer der Schwingung Frequenz reelle Konstanten stark gedämpft (Kriechfall) D ß2 ß2 D ω1 = − = −1 − = iγ m 4m 2 4m 2 m ω1 1/τ D ß2 < m 4m 2 ⇒ u (t ) = e − t /τ (ae −γ t + beγ t ) mit: τ = 2m / ß γ= 1 τ 2 a, b − D m reelle Konstanten Für größere Zeiten ergibt sich eine rein exponentielle Abnahme; anfänglich kann (bei positiver Startgeschwindigkeit) die Amplitude zunehmen oder ein „Unterschwinger“ erzeugt werden. 152 153 8.2.2 Getriebener gedämpfter harmonischer Oszillator u(t) Graph: Die Schwingungsamplitude bleibt zeitlich konstant, wenn eine äußere Kraft die Dämpfung kompensiert. a+b1 Differentialgleichung: ma = FD + FR + FA D 0 t Fall 3: D ß2 = m 4m 2 aperiodischer Grenzfall ⇒ ω1 = 0 mit u(t) Graph: τ = 2m / ß ReibungsFederkraft kraft FA(t) u (t ) = ae − t /τ + bte − t /τ ⇒ u muɺɺ(t ) + β uɺ (t ) + Du (t ) = F0 cos ωt m treibende Kraft Stationäre Lösung (ohne Einschwingvorgang) : u (t ) = u0 cos(ωt + ϕ0 ) hier auch eine mögliche Lösung (es muß zwei geben, um die Startbedingungen erfüllen zu können) F0 / m u0 = ( a Bei Startgeschwindigkeit Null schnellstmögliche Abnahme der Amplitude t mit 4 D − ω 2 )2 + 2 ω 2 m τ ω : Frequenz (durch äußere Kraft vorgegeben) ϕ : Phasenverschiebung der Schwingung gegenüber treibender Kraft τ= 2m β Lebensdauer Schwingung ohne äußere Kraft 154 Fa (t ) = F0 e − iωt Nachrechnen: 155 Diskussion: Für u (t ) = u0 e − iωt Einsetzen in die Differentialgleichung: ω→∞ : ω→0 : (quasistatisch! u= F/D ist die normale statische Auslenkung einer Feder) m(−ω 2 )u0 e − iωt + β (−iω )u0 e − iωt + Du0 e − iωt = F0 e − iωt − ω 2 u0 − i ⇒ also und u0 = u0 = β m ω u0 + F0 / m D β − ω2 − i ω m m F D u0 = 0 m m D m : u0 → F0 βω , ϕ0 → − π 2 u0 kann sehr groß werden für kleine Dämpfung! Bemerkung: für das komplexwertige u0 ist die Phase modulo 2π definiert, in obiger Formel nur modulo π. Man muß daher den „richtigen“ Zweig der tan-Funktion nehmen: β 2 D 2 −ω + 2 ω m m tan ϕ0 = − ω→ = u0 e − iϕ0 F0 / m 2 u0 → 0 , ϕ0 → −π F u0 → 0 , ϕ 0 → 0 D 2 Im(u0 ) βω / m βω =− = 2 D m −D ω Re(u0 ) 2 −ω m ω> D/m = u0 cos(ωt + ϕ0 ) 4 2 ω →∞ −π Damit ist der Realteil von u(t): Re( u (t ) ) = Re ( u0 e − iωt ) = Re ( u0 e − i (ωt +ϕ0 ) ) tan(ϕ0 ) ω→ D/m − π 0 2 -2 ω→ D/m ω< D/m -4 ω =0 π 2 ϕ0 156 157 8.3.Gekoppelte Schwingungen Damit erhält man die Frequenzabhängigkeit von Amplitude und Phase: Gekoppelte Pendel u0 Im ungekoppelten Fall gilt: Resonanz l Amplitude g muɺɺ1 = −m u1 l g muɺɺ2 = −m u2 l D m m u1 u2 ω D m ⇒ beide Pendel schwingen mit ω 0 Gekoppelt: Phase um π/2 versetzt „in Phase“ -π ω0 = ⇒ ϕ „in Gegenphase“ g l g muɺɺ1 = −m u1 − D (u1 − u2 ) l g muɺɺ2 = −m u2 − D(u2 − u1 ) l uɺɺ1 = −ω0 2u1 − ω12 (u1 − u2 ) uɺɺ2 = −ω0 2u2 − ω12 (u2 − u1 ) mit ω1 = D / m System zweier gekoppelter Differentialgleichungen 158 Es existieren zwei einfache Lösungen: 1. u1 (t ) = u2 (t ) ⇒ ⇒ uɺɺ1 = −ω0 u1 159 Pendelkette a (mit u1 (t ) = u0 cos(ω0t + ϕ ) u2 (t ) = u0 cos(ω0t + ϕ ) Die Pendel schwingen gemeinsam mit der Frequenz D un-1 u1 (t ) = −u2 (t ) ⇒ un ω ⇒ 2 2 u1 (t ) = u0 cos(ω2t + ϕ ) u2 (t ) = −u0 cos(ω2t + ϕ ) Die Pendel schwingen gegenphasig mit der Frequenz ω2 = ω0 2 + ω12 Die allgemeine Lösung ist eine Überlagerung dieser beiden Lösungen ⇒ führt zur Schwebung (Variation der Schwingung mit ω −ω 2 1 un+1 Fn = D (u n +1 − u n ) − D (u n − u n −1 ) m Differentialgleichung: muɺɺn = D (u n +1 + u n −1 − 2u n ) uɺɺ1 = −ω0 2u1 − ω12 (u1 + u1 ) = (ω0 2 + 2ω12 ) u1 g /l ≪ D/m ) Kraft auf n-tes Pendel: ω0 = g / l 2. unendliche Kette 2 (unendliche viele gekoppelte Diffentialgleichungen!) Lösung: un (t ) = u0 cos(kxn − ωt ) mit xn = na k= λ 2π λ Position n-tes Pendel Wellenzahl Wellenlänge Die Lösung ist eine Wellenfunktion! (die allerdings nur an diskreten Orten, den Positionen der Pendel, definiert ist). 160 161 Darstellung für feste Zeiten: f(x,t) 8.4 Wellen t0 t1 t2 Harmonische Funktion in Abhängigkeit von der Zeit: f(t) Periode τ= f (t ) = sin(ωt ) x 2π ω t Für feste Orte: f(x,t) x0 x1 x2 Harmonische Funktion in Abhängigkeit vom Ort: f(x) f ( x ) = sin( kx) t Wellenlänge λ= 2π k x Für Orte gleicher Amplitude gilt: kx − ωt = konstant = ϕ0 k= 2π λ Wellenzahl x= („Ortsfrequenz“) φ0 k + ω k t = x0 + vt Die Welle) bewegt sich also mit derr Geschwindigkeit: Welle: harmonische Abhängigkeit von Ort und Zeit: v= f ( x, t ) = sin( kx − ωt ) Und damit auch: v= ω k = ω Phasengeschwindigkeit k 2π / τ λ = = λf 2π / λ τ Geschwindigkeit = Wellenlänge mal Frequenz ! 162 8.5 Stehende Wellen 163 8.6 Wellen im dreidimensionalen Raum Überlagerung einer „nach links“ und einer „nach rechts“ laufenden Welle: f ( x, t ) = cos(kx − ωt ) + cos(−kx − ωt ) Wellen in Räumen verschiedener Dimension 1D komplex: = cos(kx) cos(ωt ) − sin(kx) sin(ωt ) + cos(kx) cos(ωt ) + sin( kx) sin(ωt ) f ( x, t ) = u 0 cos(kx − ωt ) 2D f ( x, y, t ) = u 0 cos(k r − ωt ) = 2 cos(kx) cos(ωt ) Ortsfeste Funktion! f(x,t) „Knoten“: Amplitude Null kx k = ; ky „Bauch“: maximale Amplitude komplex: 3D Äquivalente Aussage: Randbedingungen können die Ausbildung stehender Wellen erzwingen. Beispiel: eingespanntes Seil An den Ende keine Schwingung möglich ⇒ Knoten x r = y t Stehende Wellen bilden sich bei Überlagerung von einlaufender und reflektierter Welle. f ( x, t ) = u0 ei ( kx −ωt ) f ( x, y, t ) = u0 ei ( kr −ωt ) f ( x, y, z , t ) = u 0 cos(k r − ωt ) k x k = k y ; k z x r = y z i ( kr −ωt ) komplex: f ( x, y , z , t ) = u0 e u0 kann ein Skalar sein (z.B. Druckwelle) oder ein Vektor (z.B. elektromagnetische Welle). 164 In 2D und 3D existieren verschiedene Wellenformen: 8.6.1 Huygens-Prinzip f ( x, y , z , t ) = u 0 cos(k r − ωt ) ω k v= k k y 165 ebene Welle Die Ausbreitung einer Welle im Raum kann konstruiert werden, indem jeder Punkt eines Wellenbergs als Quelle einer Kugelwelle angesehen wird. λ Nach der Zeit λ τ = λ /v ist der Radius der Kugelwelle r= λ; alle Teilwellen überlagern sich zu einem neuen Wellenberg x Wellenberge 1 f ( x, y , z , t ) = u 0 cos(k r − ωt ) r Wellenberg neuer Wellenberg y λ v= Reflexion an Oberflächen: ω k Kugelwelle neuer Wellenberg x einlaufender Wellenberg v Wellenberge Auftreffpunkt bewegt sich Vorfaktor 1/r: Intensität nimmt mit Entfernung zur Quelle ab (folgt aus der Erhaltung der transportierten Energie). Von den Auftreffpunkten auslaufende Kugelwellen 166 v v' v v' α α' 167 8.7 Wellen im eleastischen homogenen Medium Betrachten Stab un Aufteilung in Teilstücke der Länge ∆x (mit Index n) Es gilt α = α ' Einfallswinkel=Ausfallswinkel Beugung an Wand: Fläche A ∆x Kugelwellen Masse der Teilstücke: ∆m = ρA∆x Welle dringt in abgeschatteten Bereich ein! (allerdings mit geringer Intensität) Kraftgesetz des Mediums: F = EA Kugelwellen bilden Kugelwelle! u n +1 − u n u − u n −1 − EA n ∆x ∆x Damit lautet die Differentialgleichung: EA (u n +1 + u n −1 − 2u n ) ∆x ∆muɺɺn = Ein von einer ebenen Welle beleuchtetes kleines Loch wirkt wie eine Punktquelle! ( E : Elastizitätsmodul ) Damit ist die Kraft auf das n-te Teilstück bei Verschiebung um un: Fn = EA Beugung an kleinem Loch: ∆l l ( ρ : Dichte ) ρA∆xuɺɺn = uɺɺn = EA (u n +1 + u n −1 − 2u n ) ∆x E (u n +1 + u n −1 − 2u n ) ρ ∆x 2 168 Einschub: diskrete zweite Ableitung (Definition der zweiten Ableitung von diskreten Funktionen) für die erste Ableitung gilt: xn −1 + xn f ( xn ) − f ( xn −1 ) )= ∆x 2 x + xn +1 f ( x n +1 ) − f ( xn ) f '( n )= 2 ∆x 169 Einsetzen in Differentialgleichung: − ω 2 a0 cos( kx − ωt ) = f '( Die zweite Ableitung ist dann: x + xn +1 x + xn ) − f ' ( n −1 ) f '( n 2 2 f ' ' ( xn ) = ∆x f ( xn+1 ) + f ( xn −1 ) − 2 f ( xn ) f ' ' ( xn ) = ∆x 2 ⇒ E ∂ u ρ ∂x 2 und damit: v= Lösungsansatz: f ( x, t ) = a0 cos( kx − ωt ) ρ ω k E ρ Phasengeschwindigkeit im elastischen Medium (gilt für Stäbe mit Durchmesser < λ ) ρ : Dichte Damit lässt sich eine allgemeine Wellengleichung aufstellen: 2 ∂2 2 ∂ f ( x, t ) = v f ( x, t ) ∂t 2 ∂x 2 2 Wellengleichung für ein elastisches Medium E E : Elastizitä tsmodul ∂ E ∂ f ( x, t ) = f ( x, t ) 2 ρ ∂x 2 ∂t 2 = v= 2 und mit f statt u: k 2 ρ (− k 2 a0 cos( kx − ωt )) Für die Geschwindigkeit der Welle gilt: Damit läßt sich die Differentialgleichung schreiben als: uɺɺn = ω2 E Dreidimensional: d2 2 2 f ( r , t ) = v ∇ f (r , t ) 2 dt 170 8.8 Schallgeschwindigkeit 171 Damit wird die Schallgeschwindigkeit: Schallgeschwindigkeit in Festkörpern: v⊥ = v = G Transversalwelle ρ G: Schermodul ρ: Dichte E (1 − µ ) Longitudinalwelle ρ (1 + µ )(1 − 2µ ) E: Elastizitätsmodul vs = 1 κρ = γ k BT γp = m ρ m: Teilchenmasse Zahlenwerte (20°C): Luft Helium SF6 µ: Poisson-Zahl 343 m/s 1005 m/s 134 m/s In dünnen Stäben oder für sehr kleine Werte von µ : Kenngrößen Schallwellen E vS = ρ Auslenkung Zahlenwerte (Longitudinalwellen in dünnen Stäben): Je geringer die Dichte und je höher die Härte, desto größer die Geschwindigkeit! Blei 1300 m/s Eisen 5100 m/s Diamant 17500 m/s Schallschnelle v = mit K= 1 κ und K Schalldruck Damit ist p p0 k 1 = = = = ρ vs v v0 κω κ vs K: Kompressionsmodul ρ κ= 1 γp p: Druck γ: Adiabatenexponent (γ=5/3 für Atome; γ=7/5 für zweiatomige Moleküle) v( x, t ) = uɺ ( x, t ) = ωu0 sin(kx − ωt ) = v0 sin( kx − ωt ) 1 ∂ k p ( x, t ) = − u ( x, t ) = u0 sin(kx − ωt ) κ ∂x κ = p0 sin(kx − ωt ) Schallgeschwindigkeit in Gasen: Hier ist u ( x, t ) = u0 cos(kx − ωt ) Diese Größe heisst Schallimpedanz und hat für Luft den Wert: Z= p = 413 Ns/m3 v 172 Häufig werden für Schalldruck und Schallschnelle effektive, d.h. zeitlich oder örtlich quadratisch gemittelte Werte angegeben: peff 1 = p0 2 veff 1 = v0 2 Die Energiedichte der Schallwelle besteht aus potentieller und kinetischer Energiedichte: 173 8.9 Stehende Schallwellen Beispiel: „Orgelpfeife“ 1. Gasgefülltes Rohr, beidseitig geschlossen u(x,t) 1 1 w( x, t ) = κ p( x, t ) 2 + ρ v( x, t ) 2 2 2 Diese Beiträge sind gleich groß; über den Raum gemittelt erhält man: 1 1 1 1 w = κ p02 + ρ v02 = κ p02 = ρ v02 4 4 2 2 Der Energiefluss ist dann: 1 1 2 I = vs w = vsκ p02 = peff 2 Z 1 2 = vs ρ v02 = Zveff = veff peff 2 Die Hörschwelle des Menschen bei 1000 Hz liegt bei I=10-12 W/m2 bzw. peff=2*10-5 Pa. Dies entspricht einer Auslenkung des Gases um u0 = 2 veff ω = l Durch Reflektion an den Enden bilden sich stehende Wellen Auslenkungsprofil in der Grundmode: u(x,t) x l λ/2 Für die Grundmode gilt also: λ 2 peff ωZ also nur 1.1 10-11 m !! an den Enden kann sich das Gas nicht bewegen: u=0 u(x,t) 2 Frequenz: =l λ = 2l ⇒ f0 = vs λ = vs 2l ( Luft: für l = 1m erhält man f = 165 1/s ) 174 1. Oberton 175 Damit ergibt sich für ein Auslenkungsprofil u(x,t) u(x,t) f1 = x l vs = 2 f0 l x l λ =l folgendes Druckprofil: p(x,t) 2. Oberton u(x,t) 3v f2 = s = 3 f0 2 l x l λ = 2l / 3 p0 l x Der Druck hat „Bäuche“ an den Rohrenden! usw. 2. Gasgefülltes Rohr, halboffen Damit: die Frequenzen der Moden eines geschlossenen Rohrs sind gegeben durch: f =n vs 2l u(x,t) n = 1,2,3,... l Druck kann sich nicht aufbauen: Druckknoten Gas kann sich nicht bewegen: Druckbauch Für den Druck in einer Welle gilt: p ( x, t ) = p 0 − u(x,t) 1 ∂ u ( x, t ) κ ∂x Alle erlaubten Moden haben also Druckbäuche (Auslenkungsknoten) bei x=0 und Druckknoten (Auslenkungsbäuche) bei x=l . 176 Grundton: 177 2. Oberton: p(x,t) Druck p(x,t) p0 l λ/4 x p0 l u(x,t) u(x,t) x f 2= 5λ / 4 5 vs = 5 f0 4 l Auslenkung x x l Frequenz: f 0= vs λ = l vs 4l Die Frequenzen der Moden eines geschlossenen Rohrs sind also gegeben durch: 1. Oberton: f = ( 2n − 1) p(x,t) p0 l u(x,t) x 3λ / 4 x n = 1,2,3,... Nur ungerade Harmonische (Vielfache der Grundfrequenz) sind erlaubt! f 1= l vs 4l 3 vs = 3 f0 4 l 178 8.10 Stehende Wellen in 2D und 3D 179 8.11 Doppler-Effekt Bewegt sich die Quelle im wellentragendem Medium, werden Wellenlänge und Frequenz richtungsabhängig. Jede Begrenzung eines Mediums führt zur Ausbildung von stehenden Wellen (Normalmoden eines Systems) λ2 Beispiel: quadratische freie Scheibe mit Kantenlänge l, Auslenkung senkrecht zur Scheibe (Transversalwellen) Näherungsweise sind die Wellenfunktionen gegeben durch: (bzw. durch Linearkombinationen aus Funktionen gleicher Frequenz) λ1 = λ0 − ∆x = λ0 − vτ = λ0 − (2,0)+(0,2) 1 1 1 0.8 0.8 0.8 0.8 0.6 0.6 0.6 0.6 0.4 0.4 0.4 0.4 0.2 0.2 0.2 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 0.2 0.4 0.6 0.8 1 Wellenlänge entgegen der Bewegungsrichtung: λ1 = λ0 + ∆x = λ0 + vτ = λ0 + 0.2 0 0 ∆x f0 (2,2) 1 0 ∆x = vτ Wellenlänge in Bewegungsrichtung: Mögliche Schwingungsformen (n,m): (2,0)- (0,2) λ1 Eine Quelle sende Wellen der Frequenz f0 aus. Zwischen dem Aussenden zweier Wellenberge legt die Quelle eine Strecke ∆x zurück, wodurch sich der Abstand der Wellenberge verändert. f nm ( x, y, t ) = cos(nxπ / l ) cos(nyπ / l ) cos(ωnm t ) (2,0) v Quelle ∆x f0 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 Frequenz in Bewegungsrichtung (3,1)-(1,3) (3,1)+(1,3) (6,2)+(2,6) 1 1 1 1 0.8 0.8 0.8 0.8 0.6 0.6 0.6 0.6 0.4 0.4 0.4 0.4 0.2 0.2 0.2 0 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 0.2 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 f1 = (4,3)-(3,4) 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 c λ1 = c v λ0 − f0 = c c v − f0 f0 = 1 v 1− c f0 ( > f 0 !) 180 Frequenz entgegen der Bewegungsrichtung f2 = c λ2 = c v λ0 + f0 = c c v + f0 f0 = 1 v 1+ c f0 ( < f 0 !) Zusammengefasst: v f = (1 ± ) −1 f 0 c Doppler-Effekt