Nachbericht zum

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Trauma und Traumafolgen
KJPP
Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
P. Hochgatterer/ Trauma
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Definitionen
Trauma
… ist eine innere Katastrophe, ein
Zusammenbruch der Persönlichkeit aufgrund
von Reizüberschwemmung, die die SteuerungsFunktionen des Ichs außer Kraft gesetzt hat.
A. Freud, 1916
… ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen
bedrohlichen Situationsfaktoren und den
individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das
mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser
Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte
Erschütterung des Selbst- und
Weltverständnisses bewirkt.
P. Riedesser, 1999
P. Hochgatterer/ Trauma
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DSM IV
Ein Ereignis, das objektiv und subjektiv
mit Verletzung oder Bedrohung der
eigenen Person oder naher Personen
und dem Erleben von intensiver Angst
oder Todesgefahr einhergeht.
P. Hochgatterer/ Trauma
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Trauma-Typen
Trauma – Typ I
Trauma – Typ II
Unfälle
Überfälle
Vergewaltigungen
operative Eingriffe
schwere Erkrankungen
unerwartete
Trennungen
 Naturkatastrophen
 Vernachlässigung
 Misshandlung
 Missbrauch
(emotional, sexuell)
 chronische
Traumatisierung durch
Krieg oder Flucht
 chronisch existentieller
Mangel (Hunger)






P. Hochgatterer/ Trauma
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Begriffe

Misshandlung




Missbrauch




körperlich
psychisch
sexuell
körperlich
psychisch (emotional)
sexuell
Vernachlässigung



körperlich
psychisch (intellektuell, emotional)
sexuell
P. Hochgatterer/ Trauma
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Fakten
 Ein Drittel der Kinder wird geschlagen
 5 – 10% der Kinder werden körperlich misshandelt
 5 – 10% der Kinder werden sexuell missbraucht
 Misshandlung und Missbrauch erfolgen zwar
vorwiegend innerfamiliär,
 jedoch immer wieder auch innerinstitutionell
(Kindergärten, Schulen, Vereine, Wohn- und
Betreuungseinrichtungen)
P. Hochgatterer/ Trauma
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Akute Belastungsreaktion (F 43.0)
..... vorübergehende Störung von
beträchtlichem Schweregrad, die als
Reaktion auf eine außergewöhnliche
körperliche und/oder seelische
Belastung auftritt und im allgemeinen
innerhalb von Stunden oder Tagen
abklingt.
P. Hochgatterer/ Trauma
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Posttraumatische
Belastungsstörung - PTSD (F43.1)
..... verzögerte oder protrahierte Reaktion
auf ein belastendes Ereignis oder eine
Situation außergewöhnlicher Bedrohung.
Die Störung folgt dem Trauma mit einer
Latenz, die Wochen oder (selten mehr
als sechs) Monate dauern kann.
P. Hochgatterer/ Trauma
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Trauma-Trias
 Spannung
(Hyperarousal, Ängstlichkeit)
 Flashbacks
(Intrusionen, unfreiwilliges Wiedererleben)
 Vermeidungsverhalten
P. Hochgatterer/ Trauma
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P. Hochgatterer/ Trauma
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P. Hochgatterer/ Trauma
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Häufigkeit von PTSD
 Lebenszeitprävalenz 1 – 10%
 bei Gewalt, Kriminalität 15 – 70%
 Unfallopfer 10 – 25%
 Hohe Komorbidität mit Angststörungen,
depressiver Symptomatik und
Suchterkrankungen!
P. Hochgatterer/ Trauma
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Spezifische
Reaktionen und Symptome
Trauma – Typ I
Trauma – Typ II
 schlimme
Vorahnungen
 Verleugnung und
psychische Betäubung
 detaillierte
Erinnerungen
 verschwundene
Erinnerung
 verzerrte
Wahrnehmungen
 Selbsthypnose und
Dissoziation
 Angst
 Wut
P. Hochgatterer/ Trauma
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Traumafolgen im
Entwicklungsverlauf 1
 Abbruch von Entwicklungswegen
 Schulversagen
 Anschluss an Subkulturen (soziale Randgruppen)
 Beeinträchtigung von Beziehungen
 Misstrauen
 Isolation, sozialer Rückzug
 erhöhte Reizbarkeit und Impulsivität
 Selbst- und Fremddestruktivität
P. Hochgatterer/ Trauma
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Traumafolgen im
Entwicklungsverlauf 2
 Störung im Verstehen psychischer Zustände bei
Anderen (Mentalisierungsstörungen)
 Störungen der Selbstwahrnehmung und
Selbstregulation
 Unruhe, Betäubung
 Störungen der Affekt- und Impulsregulation
 Erregung, Erstarrung
 kognitive Defizite
 Aufmerksamkeit, Konzentration
P. Hochgatterer/ Trauma
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Körperliche Gewalt/ Mythen
 Die gesunde Ohrfeige
 Was einen nicht umbringt, macht einen stärker
 Kinder brauchen (körperliche) Grenzen
 Mir haben die Prügel auch nicht geschadet
 Aggression entsteht nicht durch Schläge, sondern
durch Computerspiele
P. Hochgatterer/ Trauma
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Paddle
P. Hochgatterer/ Trauma
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Körperliche Gewalt/ Zeichen
 Hutkrempenregel
 Narben
 Hämatome verschiedenen Alters
 Knochenbrüche
 Diskrepanz in der Darstellung
 Abwehrreaktionen
P. Hochgatterer/ Trauma
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Sexueller Missbrauch/ Mythen

Kinder haben keine Sexualität

Kinder spielen ja auch Doktor

Kinder brauchen eine Einführung in Sexualität

Kinder können Sexuelles und Nicht-Sexuelles nicht
unterscheiden

Sexueller Missbrauch ist eine Erfindung der Kinder

Sexueller Missbrauch ist eine Erfindung der Medien

Pornographie im Internet ist viel schlimmer
P. Hochgatterer/ Trauma
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Sexueller Missbrauch/ Fakten
 Beide Geschlechter sind betroffen
 Die Opfer kommen aus allen Altersgruppen
 Die meisten Täter haben ein Naheverhältnis zum Kind
 Die Täter sind überwiegend Männer
 Das Einzelereignis ist die Ausnahme
 Es gibt den Missbrauch mit dem Missbrauch
 Sex. Missbrauch ist ein transgenerationales Phänomen
P. Hochgatterer/ Trauma
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Sexueller Missbrauch/ Zeichen
 Unspezifisch





Rückzug, Depressivität, Suizidalität
Aggression, Selbstverletzungen
Abgängigkeit
Mutismus
Essstörungen
 Spezifisch





Distanzlosigkeit, Sexualisieriung
Einnässen, Einkoten
Schluckstörungen, Erbrechen
Wasch- und Kontrollzwänge
Unangemessenes einschlägiges Wissen
P. Hochgatterer/ Trauma
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Sexueller Missbrauch/ Folgen
 Depression
x3–5
 Suizidversuche
x5
 Substanzmissbrauch
x6
 psych. Auffälligkeiten
gesamt
x 12
P. Hochgatterer/ Trauma
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Sexueller Missbrauch/ Probleme

Sprachlosigkeit

Mehrdeutigkeit des symbolischen Ausdrucks


Spiel
Zeichnung

Symptom stellt Ereignis in Frage

Selbstzuschreibungen, Schuldgefühle

Sexualität als Quelle narzisstischer Zufuhr und Macht

Verwirrung zwischen Sexualität und adäquater Zuwendung
P. Hochgatterer/ Trauma
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Psychische Misshandlung/ Mythen

Kinder halten mehr aus, als man denkt

Psyche beginnt erst mit der Sprache

Wenn ein Kind wieder lacht, hat es alles vergessen

Kinder brauchen eine strenge Hand

Das größte Übel ist Verwöhnung

Spielen ist vergeudete Zeit

Man kann ein Kind nicht früh genug an die Härte des Lebens gewöhnen
P. Hochgatterer/ Trauma
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Psychische Misshandlung
Terrorisieren
 Androhung oder Andeutung von Gewalt
 Misshandlung oder Bedrohung geliebter Menschen
oder Objekte
 Herstellen oder Aufsuchen gefährlicher Situationen
 Ängstigung auf andere Weise
P. Hochgatterer/ Trauma
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Psychische Misshandlung
Feindselige Entwertung
 Ständiges Herabsetzen und Niedermachen
 Öffentliche Beschämung und Demütigung
 Zurschaustellen negativer Charakteristika
 Konsequente Benachteiligung gegenüber anderen
P. Hochgatterer/ Trauma
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Psychische Misshandlung
Isolierung
 Ungerechtfertigte Beschränkung der
Bewegungsfreiheit
 Ungerechtfertigte Beschneidung der Interaktion mit
anderen Menschen
 Vorenthalten der Teilnahme an üblichen
Alltagsaktivitäten
 Vorenthalten von Bildungsmöglichkeiten
P. Hochgatterer/ Trauma
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Psychische Misshandlung
Ignorieren
 Verweigerung oder massive Einschränkung von
Interaktion
 Verweigerung von emotionalem Echo
 Versagen von Anerkennung
 Versagen von Zärtlichkeit oder anderen Zeichen der
Zuneigung
P. Hochgatterer/ Trauma
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Psychische Misshandlung
Instrumentalisierung
 Heranziehen zu unangemessener körperlicher
Arbeit
 Heranziehen zu unangemessener
Verantwortungsübernahme
 Ausbeutung zum Zwecke des Gelderwerbes
 Ausbeutung für das eigene Wohlbefinden
P. Hochgatterer/ Trauma
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Psychische Misshandlung/ Zeichen

Angst, Schreckhaftigkeit

Vermeidungsverhalten, sozialer Rückzug

Anpassung um jeden Preis

Aggressives oder autoaggressives Verhalten

Auffällige Sprach- oder Bildungsdefizite

Mangelnde Alltagsroutinen

Emotionale Stumpfheit, Depression
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Trias der Traumatherapie
 Stabilisierung
 Konfrontation
 Integration
P. Hochgatterer/ Trauma
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Therapiestrategien
 Schutz und Sicherheit (therapeutisches Milieu)
 Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung
 Strukturierte Alltagsaktivitäten
 Psychotherapie
 Psychopharmakotherapie
P. Hochgatterer/ Trauma
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Gelungene
Traumabewältigung
 Fortsetzung von Schule, Beruf und sozialen Aufgaben
 Regulation der eigenen Emotionen
 realistische Selbstwahrnehmung und
Selbsteinschätzung
 Fähigkeit zu differenzierten sozialen Beziehungen
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ACE-Pyramide (V.Felitti)
P. Hochgatterer/ Trauma
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Still Face-Experiment (E. Tronick)
https://www.youtube.com/watch?v=apz
XGEbZht0
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Die allerwichtigste Frage
Was bedeutet das?
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