Johannes Brahms (1833 - 1897) "Der große Klare aus dem Norden"* (*Westfalenpost, 7. Mai 1983) "Hüter der Flamme" (Harold C. Schonberg) 1833 Brahms kommt in Hamburg zur Welt. Vater: Musiker in Kneipen, (Flügel?-)hornist der Bürgerwehr, Kontrabassist im Stadtorchester (ärmliche Verhältnisse). "Um das Familieneinkommen aufzubessern, spielte er schon bald in Kneipen des Hamburger Hafenviertels; außerdem bearbeitete er Unterhaltungsmusik für die Gruppe, in der sein Vater spielte." (Cambridge Buch der Musik) " Brahms kam früh mit Tanz- und Volksmusik in Berührung, an die er später im eigenen Schaffen bewusst anknüpfte. (Volksliedbearbeitungen, Ungarische Tänze, Liebesliederwalzer, lied- und tanznahe Themen vieler Instrumentalwerke.)" (Jugendlexikon Musik). "Er verdiente sogar Geld in […] Matrosenkneipen von zweifelhaftem Ruf. Diese Erlebnisse gingen nicht spurlos an ihm vorüber. Zeit seines Lebens empfand er Unbehagen in der Gesellschaft anständiger Frauen und schien mit Prostituierten besser auszukommen. (Harold C. Schonberg) 1848/49 Erstes Auftreten in Konzerten (als Pianist) 1853 Brahms lernt in Hannover den Geiger Joseph Joachim kennen, in Weimar Franz Liszt und in Düsseldorf Robert und Clara Schumann. Es ist hier ein junger Mann erschienen, der uns mit seiner wunderbaren Musik auf das allertiefste ergriffen hat und [wie] ich überzeugt [bin], die größte Bewegung in der musikalischen Welt hervorrufen wird. (Robert Schumann, Brief an den Verlag Breitkopf und Härtel. 1853) (1854 wird Schumann, nach dem er sich von einer Brücke in den Rhein gestürzt hatte, in eine Heilanstalt eingewiesen und stirbt 1856) 1857 Detmold, erste Erfahrungen als Chordirigent. 1859 Brahms begründet in Hamburg einen Frauenchor (Volkslieder, Marienlieder, Begräbnisgesang) Erstes Klavierkonzert (Misserfolg in Leipzig) 1860 Manifest gegen die "Neudeutschen" um Liszt. "neudeutsche Schule: Gruppe um Liszt, die sich insbesondere für die Programmsinfonie (Berlioz) und das Musikdrama (Wagner) einsetzten. (Knaurs Musiklexikon) Der berühmte Kritiker Hanslick erfand für die Komponisten seiner Richtung den Ausdruck "Brahminen", im Gegensatz zu den "Wagnerianern" 1861 Brahms legt Clara Schumann Skizzen für ein Streichquintett vor [,das er später zum Klavierquintett umarbeitet.] von dem sich Clara Schumann nach gründlichem Studium der Partitur am Klavier sofort begeistert gezeigt hatte: […]Auch der mit Brahms befreundete Geiger Joseph Joachim äußerte sich nach Erhalt der Noten zwei Monate später enthusiastisch über das Werk: "Es ist, soviel ist mir gleich klar, ein Stück von tiefster Bedeutung, voll männlicher Kraft und schwungvoller Gestaltung." Erst als er das Streichquintett mit anderen Musikern geprobt hatte, meldete er im April des folgenden Jahres zaghaft Kritik an. 1862 Er wird nicht Leiter der Hamburger Philharmonischen Konzerte. Brahms siedelt nach Wien über 1863 Leiter der Wiener Singakademie (bis 1864) 1864 Brahms schuf aus den Streichquintett-Skizzen von 1861 (Grundlage des späteren Klavierquintettes) eine Sonate für zwei Klaviere Clara Schumann äußerte sich dazu: "Eine Menge der schönsten Gedanken gehen auf dem Klavier verloren, nur erkennbar für den Musiker, für das Publikum ungenießbar. Ich hatte gleich beim Erstenmalspielen das Gefühl eines arrangierten Werkes. […] Bitte, lieber Johannes, […] arbeite das Werk nochmals um." Brahms tat dies, verwarf aber die Fassung für zwei Klaviere nicht. 1865 12. Juni: Brahms übersendet das fertige Klavierquintett f-Moll an seinen Verleger. 1869 1872 Ein Deutsches Requiem op. 50 im Andenken an Schubert. Kein liturgisches Werk, sondern ein Werk, das Bibelstellen zum Thema Trauer, Schmerz und Tod verarbeitet. Leitung des Wiener Singvereins (bis 1875) 1873 Haydn-Variationen für Orchester 1875 Er gibt seine Tätigkeit als Leiter des Wiener Singvereins auf und lebt als freischaffender Komponist. 1876 Erste Sinfonie, c-Moll "An seiner ersten Sinfonie hat er fast 20 Jahre lang gearbeitet. Zum einen lastete das sinfonische Werk Beethovens schwer auf ihm, zum anderen war er in der Orchestrierung unsicher. Als letzte Einübung vor der Niederschrift der 1. Sinfonie beendete er seine Variationen über ein Thema von Haydn, op. 56a. Er bewies sich selbst, dass er die im Mittelpunkt seines Komponierens stehende Variationstechnik auch in der Instrumentierung voll beherrschte. Bei gleichzeitigem Festhalten am Sonatenhauptsatz konnte er jetzt darangehen, diese Form neu zu durchdringen und das dualistische Prinzip, abzulösen. Obwohl. sich Brahms noch den überlieferten Formen bediente, weist er in seiner Tonsprache und insbesondere in seiner Rhythmik weit in die Zukunft." (Knaurs Musiklexikon) 1877 Zweite Sinfonie, D-Dur 1878 Violinkonzert D-Dur , op. 77 1879 1881 1883 1885 Ehrendoktorwürde der Universität Breslau (Akademische Festouvertüre) Zweites Klavierkonzert Dritte Sinfonie Vierte Sinfonie "Die Kunst, ohne Einfälle zu komponieren hat entschieden in Brahms ihren würdigsten Vertreter zu finden." (Hugo Wolf zur 4. Sinfonie, 1886) 1886 Ehrenpräsident des Wiener Tonkünstlervereins. Doppelkonzert für Violine und Cello a-Moll "Ab den 80er Jahren verfügte Brahms über ein Einkommen, das ihm völlige Unabhängigkeit ermöglichte: Er widmete sich deshalb in aller Ruhe seinen Kompositionen, bei denen die Kammermusik deutlich überwog." (Cambridge Buch der Musik) 1889 Klarinettentrio a-Moll, op. 114, Klarinettenquintett h-Moll op. 115 1891 Uraufführung des Klarinettenquintetts h-Moll op. 115, das viele Musikwissenschaftler als Höhepunkt von Brahms' kammermusikalischem Schaffen betrachten. 1894 zwei Klarinettensonaten op. 120, f-Moll, Es-Dur (auch für Bratsche) 1897 Brahms stirbt am 3. April Allgemeines über und Äußerungen zu Brahms: - Außer der Oper gibt es keine Gattung, für die Brahms nicht Wesentliches geschaffen hätte. Er hinterließ, beispielsweise, etwa 200 Klavierlieder, darunter auch Bearbeitungen von Volksweisen (Guten Abend, Gut' Nacht., Liederzyklus Die schöne Magelone) - Brahms war zeitlebens ein Einzelgänger, der sich nie zum Sprachrohr irgendeiner Kunstrichtung machen ließ. In seiner Einstellung zu zeitgenössischer Musik war Brahms eher reserviert. - Brahms liebte Kinder über alles. Ständig hatte er Bonbons dabei. - "Es gab einen Komponisten, in dem Brahms die große Begabung erkannte und den er nachdrücklich gefördert hat. Es gab auch sogleich eine Übereinstimmung zwischen den beiden Musikern: ihre Liebe zum Volkston. Es war Antonín Dvořák [1841 - 1904]" aus: Hans A. Neunzig: Brahms (rororo Bildmonographien), Reinbek, 1973 "Brahms Schaffen ist die Melancholie des Unvermögens." (Friedrich Nietzsche, 1888) Hugo Wolf nennt Brahms' Werke "auf der Folterbank gezeugte Produkte" ... einige Brahms-Zitate: • • • „Der Elefant ist ein gefährliches Tier, denn aus seinen Stoßzähnen werden Klaviertasten gemacht.“ „Es ist nicht schwer, zu komponieren. Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen.“ „Du hast keinen Begriff davon, wie es unsereinem zu Mute ist, wenn er immer so einen Riesen (Beethoven) hinter sich marschieren hört.“ - Max Kalbeck: Johannes Brahms. Quellen: Das Cambridge Buch der Musik, Hg. Stanley Sadie, Alison Latham, Frankfurt 1994; Hans A. Neunzig: Brahms (rororo Bildmonographien), Reinbek, 1973; Kurt Honolka u a.: Weltgeschichte der Musik, München, Zürich, 1985, Brahms: Piano Quintet, Taschenpartitur, London: Eulenburg, 2010; Bernd Riede: Musik - Vorbereitung auf das Abitur Musikgeschichte bis 1900, Stuttgart, 1999; Jugendlexikon Musik, Leipzig 1989. Harold C: Schonberg, Die großen Komponisten, Berlin, 1986, Max Kalbeck: Johannes Brahms. 4 Bände, 1904-1914 (zusammengestellt von StD Thomas Kalmbach)