schulkonzert für 5. - 9. Klassen - Gürzenich

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Unterrichtsmaterial
zum
ohrenauf!-schulkonzert
2016/2017
für Klassen 5 bis 9
ohrenauf!-schulkonzert
für Klassen 5 bis 9
2016/2017
20. Januar 2017, 9.30 Uhr
Kölner Philharmonie
Richard Strauss
„Ein Heldenleben“
Michael Sanderling, Dirigent
Gürzenich-Orchester Köln
Anne Kussmaul, Moderation
Inhalt
Das Gürzenich-Orchester Köln ...................................................................................... 4
François-Xavier Roth, Gürzenich-Kapellmeister ............................................................. 5
Hintergrundinformationen ........................................................................................... 6
Biographie Richard Strauss ................................................................................................ 6
Biografie Richard Strauss ................................................................................................. 7
Das Werk: Ein Heldenleben op. 40, Tondichtung für großes Orchester ............................ 8
Richard Strauss und Köln ................................................................................................... 9
Referenzaufnahme „Heldenleben“ .................................................................................. 10
Partitur............................................................................................................................. 10
Vorschläge für den Unterricht..................................................................................... 10
Unterrichtsvorschlag 1: Eine Fanfare für einen Superhelden .......................................... 11
Unterrichtsvorschlag 2: Leute, das nervt! ....................................................................... 13
Unterrichtsvorschlag 3: „Romeo“ und „Julia“ ................................................................. 16
Unterrichtsvorschlag 4: Die Militärtrommeln ................................................................. 18
Unterrichtsvorschlag 5: Die Sinfonische Dichtung bei Strauss und Anderen................... 20
Quellenverzeichnis ..................................................................................................... 22
Bildnachweise .................................................................................................................. 22
Impressum ................................................................................................................. 23
© 2016 Gürzenich-Orchester Köln |
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Das Gürzenich-Orchester Köln
»Wenn man beweisen wollte, dass moderne Musik nicht unbedingt scheußlich
klingen muss, dann müsste man sie ihnen zu spielen geben, denn Ihr Spiel ist
getragen von Geist, Können und unbeschreiblichem Wohlklang.«
Rolf Liebermann an den Vorstand des Gürzenich-Orchesters (1952)
In der langen Geschichte des Kölner Gürzenich-Orchesters bündeln sich viele
Entwicklungslinien des städtischen Musiklebens. Die Wurzeln reichen zurück bis zur
städtischen Ratsmusik des 15. Jahrhunderts und der Domkapelle. 1827 übernahm die aus
betuchter und kunstengagierter Bürgerschaft bestehende „Cölner Concert-Gesellschaft“
die Trägerschaft. Dreizehn Jahre später bestellte sie mit Conradin Kreutzer den ersten fest
besoldeten städtischen Kapellmeister, der die zahlreichen Orchester- und Chorkonzerte,
sowie Opernaufführungen leitete. Die Gesellschaftskonzerte fanden ab 1857 in einem
Handels- und Festsaal aus der Zeit der Spätgotik statt, dem sogenannten Gürzenich. Von
Ferdinand Hiller über Franz Wüllner, Fritz Steinbach, Hermann Abendroth und Günter
Wand, bis hin zu Markus Stenz und François-Xavier Roth – so unterschiedlich die
städtischen Kapellmeister in der Nachfolge von Conradin Kreutzer ihre Schwerpunkte
auch setzten, so ist ihnen doch gemeinsam, dass sie alle die Balance zwischen dem
klassischen Kanon und dem jeweils Neuen ihrer Zeit suchten.
Robert und Clara Schumann konzertierten mit dem Gürzenich-Orchester in Köln, Hector
Berlioz, Giuseppe Verdi und Richard Wagner dirigierten ihre neuesten Werke. Johannes
Brahms persönlich leitete die Uraufführung seines Doppelkonzerts für Violine, Violoncello
und Orchester. Richard Strauss’ „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ (1895) und „Don
Quixote“ (1898) wurden hier aus der Taufe gehoben und Gustav Mahler vertraute dem
Orchester die Uraufführung seiner 5. Sinfonie an. 1888 ging das Orchester in städtische
Trägerschaft über. Die damals 43 Orchestermitglieder bespielten vertraglich verpflichtet
das Theater. Bis heute ist das Gürzenich-Orchester zugleich das Orchester der Oper Köln.
Marek Janowski weihte 1986 die Kölner Philharmonie mit Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 8,
der „Sinfonie der Tausend“, ein: Das Gürzenich-Orchester ist seitdem in einem der
schönsten Konzertsäle der Welt beheimatet, der Kölner Philharmonie. Mit Dmitrij
Kitajenko, der 2009 zum Ehrendirigent ernannt wurde, erarbeitete das Orchester intensiv
russisches Repertoire.
Zahlreiche Einladungen führten das Gürzenich-Orchester Köln auf bedeutende
internationale Konzertpodien. Das Gürzenich-Orchester Köln spielt pro Jahr rund 50
Sinfoniekonzerte in der Kölner Philharmonie und wirkt als Orchester der Oper Köln bei
rund 160 Vorstellungen mit. Mit 130 Musikerinnen und Musikern gehört es zu den
größten Orchestern Deutschlands. Diese kommen aus elf verschiedenen Nationen.
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François-Xavier Roth, Gürzenich-Kapellmeister
François-Xavier Roth hat mit Beginn der Saison 2015/2016 das Amt als
Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Gürzenich-Kapellmeister angetreten. Roth
wurde 1971 in Paris in einen musikalischen Haushalt geboren, sein Vater, Daniel Roth, ist
Organist an Saint Sulpice in Paris. François-Xavier Roth studierte Flöte bei Alain Marion
am Konservatorium Paris. Neben seiner Tätigkeit als Flötist an der Opéra National de Paris
begann er ein Dirigierstudium bei János Fürst und Jorma Panula. Nachdem er 2000 den
renommierten Donatella-Flick-Dirigierwettbewerb gewann, war er ein Jahr Assistant
Conductor beim London Symphony Orchestra und arbeitete dort unter anderem mit
Pierre Boulez und Colin Davis zusammen.
Im Jahr 2003 gründete François-Xavier Roth das innovative Orchestre Les Siècles, das
sowohl auf neuen wie auf alten Instrumenten – je nach Werk und oftmals im selben
Konzert – kontrastreiche und bunte Programme aufführt. Mit Les Siècles konzertierte er
in Frankreich, Italien, Deutschland, England und Japan. Seit 2011 ist er Chefdirigent des
SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Als Gastdirigent leitet Roth weltweit
führende Orchester, darunter das London Symphony Orchestra, das BBC Symphony
Orchestra, das Boston Symphony Orchestra, das Königliche Concertgebouw-Orchester,
das Bayerische Staatsorchester, die Bamberger und die Wiener Symphoniker.
Einen besonderen Schwerpunkt legt der Maestro auf Musikvermittlung und
Medienproduktionen. In seiner ersten Saison als Gürzenich-Kapellmeister etabliert er
viele neue Angebote für Kinder und Jugendliche, darunter den Impuls-Probenbesuch. Er
möchte die jungen Menschen zu sich in die Philharmonie einladen und mit ihnen
gemeinsam die Musik erleben.
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Hintergrundinformationen
Biographie Richard Strauss
* 11. 06 1864 in München
† 08.09. 1949 in Garmisch-Partenkirchen
Richard Strauss wird als erstes Kind des Musikers Franz Joseph Strauss und seiner Frau
Josepha, die aus der Bierbrauer-Dynastie Pschorr stammt, in München geboren. Schon als
Sechsjähriger komponiert er seine ersten Stücke, bis zu seinem 18. Geburtstag schrieb er
etwa 140 Werke.
Zunächst wird er mit 21 Jahren Musikdirektor am Hof in der kleinen Residenzstadt
Meiningen. 1886 wechselt er als 3. Kapellmeister an die Münchener Hofoper. In dieser
Zeit widmet sich Strauss sehr stark der Sinfonischen Dichtung. 1889 zieht Strauss nach
Weimar, wo er bis 1894 als 2. Kapellmeister angestellt ist. Sein Ruhm als Komponist
wächst mit den Uraufführungen von „Don Juan“, „Tod und Verklärung“ und „Macbeth“.
1894 heiratet er die Sängerin Pauline de Ahna. Als 1. Kapellmeister geht er 1894 nach
München. Bis 1898 gelingen ihm Tondichtungen wie „Also sprach Zarathustra“, die
endgültig seinen Weltruhm begründen. Doch die erhoffte Stelle als Münchener
Generalmusikdirektor bekommt Strauss nicht. Er reagiert auf seine Art: Strauss geht nach
Berlin und komponiert eine Sinfonie auf sich selbst, die „Sinfonia domestica“.
Mit der 1905 in Dresden uraufgeführten Oper „Salome“ schafft Strauss den Inbegriff
moderner Opernmusik – für Anhänger ebenso wie für Verächter. Die Pole Begeisterung
und Ablehnung spitzen sich um die Oper „Elektra“, der ersten Arbeit mit seinem
langjährigen Textdichter Hugo von Hofmannsthal, noch weiter zu. Von den Einnahmen
der Oper lässt er eine Villa in Garmisch-Partenkirchen errichten, die zum Familiensitz
wird. Es folgen die Opern „Rosenkavalier“ und „Ariadne auf Naxos“. 1916 stellt er die
Oper „Frau ohne Schatten“ fertig. Ab 1919 wird er als Wiener Staatsoperndirektor
engagiert und bringt dem Opernhaus neue, große Inszenierungen. 1920 gründen Strauss
und Hofmannsthal gemeinsam mit dem Regisseur Max Reinhardt und dem Bühnenbildner
Alfred Roller die Salzburger Festspiele. 1924 tritt Strauss als Staatsoperndirektor zurück
und verlässt die Stadt Richtung Berlin – nicht ohne Groll, denn Franz Schalk, mit dem er
sich den Posten teilte, hatte bei einer anstehenden Vertragsverlängerung mehr
Kompetenzen zugesprochen bekommen als Strauss.
1933 wird Strauss in Berlin zum Präsidenten der Reichsmusikkammer ernannt. Es folgen
zwiespältige Jahre. Strauss setzt sich mit seinem Kampf gegen den Arierparagraphen bei
Hitler nicht durch und bringt Goebbels durch seine Freundschaft mit dem jüdischen
Librettisten Stefan Zweig gegen sich auf. Andererseits komponiert er die „Olympische
Hymne“ für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Strauss erlebt das Kriegsende 1945 in
der Schweiz. Kurz vor seinem Tod 1949 in Garmisch erlebt Strauss noch einmal Ruhm und
Anerkennung: In London wird 1948 ein Strauss-Fest veranstaltet, München bereitet ihm
zum 85. Geburtstag 1949 zahlreiche Ehrungen.
Seinen Nachlass verwalten die Familie und das Richard-Strauss-Institut in GarmischPartenkirchen. Die jährlichen Strauss-Tage in Garmisch-Partenkirchen halten die
Erinnerung an den großen Musiker lebendig.
Auf der nächsten Seite finden Sie eine Biografie für die Schüler als Kopiervorlage.
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Biografie Richard Strauss
* 11. 06 1864 in München
† 08.09. 1949 in Garmisch-Partenkirchen
Richard Strauss stammt aus München. Sein
Vater war Hornist im Münchener Hoforchester,
seine Mutter war die Tochter des reichen
Bierbrauers Pschorr. Ein Brauhaus mit diesem
Namen gibt es noch heute in München. Das
musikalische Talent von Richard Strauss wurde
schon früh entdeckt. Bis zu seinem 18.
Geburtstag komponierte er etwa 140 Stücke. Er
lebte später lange in Wien und Berlin.
Seine wichtigsten Werke hat er vor ungefähr
100 Jahren geschrieben. In seiner Zeit
sehr berühmt.
war er
Portrait von R. Strauss, Emil Orlik, 1917
Er hatte Fans und Feinde wie sonst nur sein Kollege Gustav Mahler.
Seine ersten großen Erfolge hatte er mit Kompositionen, die er nur für Orchester
geschrieben hat. Sie heißen „Symphonische Dichtungen“, denn Richard Strauss hat in
diesen Werken immer eine Geschichte vertont: In „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ und
„Ein Heldenleben“ sagt bereits der Titel des Werks aus, um was es geht. Bei „Don Juan“,
„Don Quixote“ oder „Macbeth“ vertont er berühmte Stoffe der Weltliteratur. Seine letzte
Sinfonische Dichtung heißt „Eine Alpensinfonie“ und darin beschreibt er eine Bergtour
vom Aufstieg früh am Morgen über das Erreichen des Gipfels am Mittag bis zum Abstieg
in Sturm und bei schlechtem Wetter.
Aber vor allem ist Richard Strauss durch seine Opern berühmt geworden. Sie werden bis
heute von allen großen Opernhäusern auf der ganzen Welt gespielt. Die berühmtesten
Opern heißen „Der Rosenkavalier“, „Salome“ und „Elektra“.
Strauss hat vom Komponieren und Dirigieren seiner Werke gut leben können. Doch hat er
neben dem Komponieren auch lange Zeit als Kapellmeister in verschiedenen Städten und
als Operndirektor in Wien gearbeitet. Außerdem hat er ein Musikfestival gegründet, die
Salzburger Festspiele, welches heute eines der bedeutendsten Festivals für Klassische
Musik ist. Richard Strauss ist ein reicher Mann geworden. In Garmisch-Partenkirchen in
den bayerischen Alpen hatte er eine große Villa. Dort ist er auch im Jahr 1949 gestorben,
kurz nach seinem 85. Geburtstag.
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Das Werk: Ein Heldenleben op. 40, Tondichtung für großes Orchester
Entstehung: 1897/98
Uraufführung: 3. März 1899 in Frankfurt/Main unter der Leitung des Komponisten
Gewidmet dem niederländischen Dirigenten Willem Mengelberg
Besetzung: großes Sinfonieorchester
Dauer:
ca. 45 bis 50 Minuten
Sätze:
sechs einzelne Sätze, durchkomponiert
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Der Held
Des Helden Widersacher
Des Helden Gefährtin
Des Helden Walstatt
Des Helden Friedenswerke
Des Helden Weltflucht und Vollendung
Richard Strauss hat zwischen 1887 und 1915 insgesamt zehn große Sinfonische
Dichtungen geschrieben. „Ein Heldenleben“ ist das achte Werk in dieser Reihe. Der „Held“
ist niemand anders als der Komponist selbst. Strauss war 33 bzw. 34 Jahre alt, als er diese
Sinfonische Dichtung schrieb.
Dass ein Komponist sich selbst zum Thema seiner Werke macht, ist sehr ungewöhnlich
und spricht für sein Selbstbewusstsein: „Ich sehe nicht ein, warum ich keine Sinfonie auf
mich selbst machen sollte“, schrieb er provozierend: „Ich finde mich ebenso interessant
wie Napoleon oder Alexander.“ Auch in seiner „Sinfonia domestica“ („Häusliche
Sinfonie“) aus dem Jahr 1904 thematisiert er sich – sowie seine Frau Pauline und seinen
Sohn Richard junior.
Die Titel der Sätze 4 und 6 sind heutzutage erklärungsbedürftig:
• „Walstatt“ ist ein altertümliches Wort für „Schlacht“: Im vierten Satz zieht der Held
also in einen Krieg und kämpft um Ruhm und Ehre.
• „Weltflucht“ bedeutet nicht, dass der Held mit einem Raumschiff von der Erde flieht,
sondern es bedeutet, dass er die Einsamkeit sucht, um sich auf das Ende seines
Lebens vorzubereiten.
Strauss setzt ein sehr großes Orchester ein (es spielen jeweils vier Holzbläser statt wie
sonst üblich zwei, acht Hörner statt wie sonst üblich vier, fünf Trompeten statt wie sonst
üblich drei; außerdem ein „Fernorchester“) und „malt“ mit diesen vielen Instrumenten
enorm viele Klangfarben.
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Richard Strauss und Köln
Vor 130 Jahren war Franz Wüllner der Vorgänger von François-Xavier Roth. Wüllner kam
1884 als Leiter des Gürzenich-Orchesters nach Köln. Er leitete das Orchester bis 1902 und
begleitete auch 1888 dessen Umwandlung in ein städtisches Orchester.
Im Januar 1885 brachte er die Sinfonie in f-Moll von Richard Strauss in Köln zur
Europäischen Erstaufführung. Da war Richard Strauss gerade mal 20 Jahre alt. Diese
Aufführung war das Startzeichen für viele weitere Aufführungen der Musik von Richard
Strauss in Köln, Düsseldorf und Aachen. „Richard Strauss war offenen Sinnes genug, um
dies wohl zu bemerken“, schreibt Irmgard Scharberth in ihrem 1988 erschienen Buch über
die Geschichte des Gürzenich-Orchesters: „Er kehrte wiederholt in die gastlichen Häuser
der Domstadt ein, was allerdings auch daran liegen mochte, dass er auf ein harmonisches
Klima traf. Dank dieser glücklichen Umstände und Wüllners Initiative erklangen in Köln die
Uraufführungen von Till Eulenspiegels lustigen Streichen (5.11.1885), Don Quixote
(8.3.1898), der Hymne für 16-stimmigen Chor a cappella (18.4.1899) sowie der drei Lieder
für Sopran und Orchester Rosenband, Morgen und Cäcilie, die seine Gattin Pauline
Strauss-de Ahna unter der Stabführung des Komponisten vortrug. Aus Italien, Don Juan,
Ein Heldenleben und Macbeth erklangen zum ersten Mal im Gürzenich sowie zwei
Vorspiele aus der Oper Guntram, die erst einige Monate vorher, 1894 in Weimar, ihre
Uraufführung erlebt hatte“.
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden regelmäßig Festspiele in der 1902
eröffneten Kölner Oper am Rudolfplatz abgehalten, bei denen unter anderem auch
Richard Strauss dirigierte. Eine Aufführung von Ariadne auf Naxos war die letzte im alten
Opernhaus, bevor es im 2. Weltkrieg von Bomben getroffen wurde und ausbrannte.
Die Opern von Richard Strauss standen und stehen immer wieder auf dem Spielplan der
Kölner Oper, auch im 1957 eröffneten neuen Opernhaus am Offenbachplatz. So wurden
im April 1964 im Rahmen einer Festwoche zum 100sten Geburtstag von Richard Strauss in
Köln seine Opern Arabella, Capriccio, Frau ohne Schatten, Ariadne auf Naxos und der
Rosenkavalier aufgeführt – eine wahrhaft große Leistung.
Unter dem früheren Kölner Opernintendanten Michael Hampe gab es ab 1975 in vielen
Spielzeiten Neuinszenierungen der Opern von Richard Strauss, beginnend mit Arabella
und Salome. Die Oper Frau ohne Schatten wurde im Jahr 1979 von Jean-Pierre Ponnelle
neu inszeniert. Unter dem Dirigenten Sir John Pritchard sangen Weltstars wie Gwyneth
Jones, Helga Dernesch und Walter Berry.
Sehr erfolgreich war auch die Inszenierung der Oper Elektra, die in der Spielzeit 1983/84
mit dem Dirigenten Gerd Albrecht und mit Gwyneth Jones in der Titelrolle neu
herauskam.
In der Spielzeit 2014/2015 wurde die Oper Arabella von Richard Strauss in Köln neu
inszeniert.
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Referenzaufnahme „Heldenleben“
Wir beziehen uns in diesem Unterrichtsmaterial auf die
Einspielung der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von
Christian Thielemann, erschienen bei der Deutschen
Grammophon (LC-Nummer 00173).
Bei itunes können alle 6 Sätze für 9,14 € als Download
gekauft werden. Die CD kostet im Handel ca. 15 €.
Partitur
Über die Webseite imslp.org können Sie sich unter diesem Link das PDF der Partitur von
„Ein Heldenleben“ kostenfrei herunterladen:
http://ks.petruccimusiclibrary.org/files/imglnks/usimg/3/3e/IMSLP19168-PMLP04982Strauss_-_Ein_Heldenleben__Op._40__orch._score_.pdf
Vorschläge für den Unterricht
In diesem Unterrichtsmaterial haben wir fünf Vorschläge für den Unterricht vorbereitet,
die sich auf unterschiedliche Aspekte des Werkes beziehen. Während sich die ersten vier
Vorschläge auf die Sätze 1-4 beziehen, stellt der letzte Vorschlag die Gattung der
Sinfonischen Dichtung in den Mittelpunkt.
Bitte passen Sie die hier gegebenen Anregungen wie immer an die Situation in Ihrer
Klasse an und wählen Sie sich geeignete Elemente aus.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Vorbereitung auf das Konzert!
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Unterrichtsvorschlag 1: Eine Fanfare für einen Superhelden
•
Die Schüler/innen kennen die Welt der Comic-Helden von Spiderman, Superman und
Batman bis zu Captain America, X-Men und Doctor Strange.
• Im ersten Abschnitt von „Ein Heldenleben“ wird der Held u.a. durch zwei markante
Motive gekennzeichnet.
Der Unterrichtsvorschlag besteht aus zwei Teilen:
Teil 1
Der Held wird im ersten Abschnitt des Werkes charakterisiert und vorgestellt. Die
Schüler/innen sollen den Held anhand dieser beiden Motive (siehe Arbeitsblatt 1)
kennenlernen. Sie sollen die Motive charakterisieren und wiedererkennen können.
Motiv 1 hört man gleich zu Beginn: CD, Track 2, 0’00-0’10 (Takte 1-4)
Motiv 2 ist an dieser Stelle gut zu hören: CD, Track 2, ab 2’05
Sie können die beiden Motive auch am Klavier vorspielen.
Vom Hören und dem Notentext her sollen die Schüler/innen diese beiden Motive
möglichst genau beschreiben:
- aufsteigend, Anlauf nehmend
- durch die Triolen im ersten Motiv „energiegeladen“
- durch die Punktierung im zweiten Motiv „markant, entschlossen“
- Spannung wird aufgebaut
- Lange Noten (Spannungsaufbau) und Absprünge (Triolen, 16tel) werden
miteinander kombiniert
Hören Sie mit den Schüler/innen die gesamte Einleitung (Track 2). Wo hören die
Schüler/innen die Motive oder Teile der beiden Motive heraus?
Spielen Sie den Schüler/innen das Thema der „Star Wars“-Filme1 vor und lassen Sie
Ähnlichkeiten und Unterschiede zum ersten Thema von „Ein Heldenleben“ benennen:
- Das „Star Wars“-Thema besteht aus denselben Elementen (Triolen!), ist aber
wesentlich einfacher aufgebaut als das Thema von Strauss.
Teil 2
Aus den Erkenntnissen über den Aufbau der beiden Helden-Motive bei Strauss sollen die
Schüler/innen dann in Kleingruppen eine eigene Helden-Fanfare für einen Superhelden
ihrer Wahl erfinden. Vielleicht sind die Superhelden, die die Schüler/innen kennen ein
guter Anknüpfungspunkt, um zunächst Eigenschaften für einen Superhelden zu sammeln.
Diese Eigenschaften können sich dann auch in der Helden-Fanfare widerspiegeln.
Nach verschiedenen Charaktereigenschaften sollen mindestens drei Eigenschaften
herausgearbeitet werden, die als unverzichtbare Elemente eines musikalischen
Heldenthemas gelten (s.o.). Diesem Thema sollte ein Beat unterlegt werden: Entweder
einfaches rhythmisches Pochen oder punktiertes Pochen. Ob das Thema gesungen oder
gespielt wird oder wie weit Sie hier Hilfestellung bieten und bspw. am Klavier einige
Varianten zur Auswahl spielen, hängt von den individuellen Verhältnissen in der Klasse ab.
Die Kleingruppen stellen abschließend ihr Thema vor und erläutern, was sie sich beim
Erfinden des Themas gedacht haben.
1
Link zum Star Wars-Thema: https://www.youtube.com/watch?v=4rQSJDLM8ZE
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Arbeitsblatt 1: Wie ist ein Superhelden-Motiv aufgebaut?
Motiv 1 (Richard Strauss: „Ein Heldenleben“):
Motiv 2 (Richard Strauss: „Ein Heldenleben“):
Mein Superhelden-Motiv:
Drei Eigenschaften dieses Motivs:
____________________
______________________
__________________________
Notenbild:
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Unterrichtsvorschlag 2: Leute, das nervt!
Im zweiten Abschnitt von „Ein Heldenleben“ charakterisiert Strauss seine Widersacher.
Ein markantes Bassmotiv (Quintparallelen) und scheinbar durcheinander spielende
Holzblasinstrumente kennzeichnen diese Passage.
Musik: CD, Track 3, 0’00-0’50 (Notenbeispiel setzt nach den ersten 9 Takten ein)
Partiturausschnitt Richard Strauss „Ein Heldenleben“, 2. Satz „Des Helden Widersacher“, Takt 10
ff.
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Der Unterrichtsvorschlag nimmt diese Idee auf: Die Schüler/innen sollen ein (Rap)-Lied
erfinden, bei dem das Original-Quinten-Motiv von Strauss den wiederkehrenden, sehr
kurzen Refrain bildet. Der Text für diesen Refrain lautet „Leute, das nervt!“
Sie sollen ein Gedicht schreiben, in dem sie beschreiben, was sie nervt – ähnlich wie es
Richard Strauss musikalisch im zweiten Satz von „Ein Heldenleben“ macht: Ihn nerven
seine „Widersacher“.
Die Schüler/innen können sich zunächst überlegen: Wen hat ein Komponist wie Richard
Strauss wohl vor 120 Jahren als Feind gehabt?
- Kritiker, die seine Musik beurteilt haben
- Konkurrenten, andere Komponisten
- Menschen, die ihn um seinen Erfolg beneidet haben
- Menschen, deren Wünsche er nicht erfüllt hat
In welchen Situationen fühlen sich die Schüler/innen heute genervt? Lassen Sie die
Schüler/innen eine Liste machen. Es sollen selbst erlebte, typische Situationen sein, in
denen sie sich genervt fühlten... von den Eltern oder Geschwistern, von Leuten, denen sie
in der Freizeit begegnen. Lehrer/innen sind ausnahmsweise tabu! Dann werden die
Situationen an Kleingruppen verteilt.
Auf der Webseite www.reimix.de findet man viele Beispiele und Informationen über das
Reimen. Unter www.reimemaschine.de kann man sich Hilfestellung beim Reimen holen.
Dort kann man jedes Wort eingeben und die Reimemaschine zeigt viele andere Worte an,
die sich darauf reimen.
Die Schüler/innen erarbeiten sich in Kleingruppen jeweils mindestens einen Vierzeiler.
Dann denken sie sich einen Grund-Beat aus, über dem sie dann die selbst gereimten
Vierzeiler rappen. Immer, wenn der Refrain „Leute, das nervt“ kommt, setzt der Beat kurz
aus.
Zur Unterstützung teilen Sie Arbeitsblatt 2 aus.
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Arbeitsblatt 2: Anleitung zum Erstellen eines Liedes
Das Lied ist folgendermaßen aufgebaut:
Strophe – Bridge – Refrain
Strophe – Bridge – Refrain... usw.
Eure Aufgabe ist, einen Text für die Strophe zu dichten und diesem zu einem
gleichmäßigen Beat zu sprechen. Natürlich soll er zur Bridge und zum Refrain passen. Wer
möchte kann sich auch eine Melodie für die Strophe und die Bridge ausdenken.
Strophe:
Die Zahl der Silben in jeder Textzeile kann frei gewählt werden. Es sollten in jeder Zeile
möglichst dieselbe Silbenzahl vorkommen. Auch die Folge von betonten und unbetonten
Silben sollte sich möglichst in allen vier Zeilen sehr ähnlich sein. Am einfachsten ist es,
wenn sich die ersten beiden Zeilen am Ende reimen und die Zeilen drei und vier ebenfalls.
Als „Bridge“ (Übergang) kommt dann immer folgender Text:
„Auch wenn ihr mich mit faulen Eiern bewerft“
Refrain:
Und als kurzer Refrain dient das Quint-Motiv von Richard Strauss mit dem Text „Leute,
das nervt“.
Leu- te, das nervt__________________!
(das ist das Motiv von Tenortuba und Basstuba aus
Richard Strauss: „Ein Heldenleben“, 2. Satz „Des Helden Widersacher“)
Hier ein Reim als Anregung:
Beispiel:
Wunderbar ist der Computer,
tippt man etwas ein, das tut er…
Es sei denn, es gibt ein Problem
mit Viren im Betriebssystem.
(Quelle: http://www.reimix.de/user-oder-loser-lustige-reime-ueber-computer)
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Unterrichtsvorschlag 3: „Romeo“ und „Julia“
Im dritten Satz von „Ein Heldenleben“ wird „Des Helden Gefährtin“ durch die Solovioline
repräsentiert. In der Musik kann man sehr schön das Werben eines Jungen um ein
Mädchen nachvollziehen und auch den Moment genau bestimmen, wann sie musikalisch
zusammenkommen.
Der Unterrichtsvorschlag zielt darauf ab, dass die Schüler/innen anhand eines Ausschnitts
dieses Hin und Her zwischen den beiden verstehen.
Schritt 1:
Fragen Sie dazu zunächst nach der Romeo-und-Julia-Geschichte. Was wissen die
Schüler/innen darüber? Bringen Sie gemeinsam mit ihnen den Kern der Geschichte
(verfeindete Familien, sind gegen die Hochzeit, Julia soll einen anderen heiraten, Tod der
beiden Liebenden, Versöhnung der Väter über den Leichen) herausarbeiten: „Romeo und
Julia“ ist die klassische romantische Liebesgeschichte.
Schritt 2:
Nun sollen die Schüler/innen die Musik kennenlernen, etwa in dem Abschnitt ab 0’52 bis
etwa 2’20. Die Schüler/innen sollen die beiden musikalischen Sphären beschreiben: Die
langsamen, dunklen, „männlichen“ Akkorde des „Romeo“. Die aufgekratzte, bewegliche,
hin- und her schwankende Solostimme der „Julia“. Bei 1’34 blitzt bei ihr das spätere Motiv
der Versöhnung schon bereits kurz auf.
Im dritten Satz mit dem Titel „Des Helden Gefährtin“ wird die Freundin des Helden durch
das Spiel einer Solovioline charakterisiert. In die Partitur hat Strauss viele
Spielanweisungen geschrieben, die seine Frau Pauline charakterisieren: „heuchlerisch
schmachtend“, „leichtfertig“, „zart, etwas sentimental“, „übermütig“, „liebenswürdig“
(Partitur Seite 209-217).
Die Schüler/innen sollen ihre eigenen Adjektive finden, mit denen sie den Gegensatz
zwischen den beiden musikalischen Figuren beschreiben.
Schritt 3:
Das erste gemeinsame Motiv von Mann und Frau soll dann noch genauer untersucht
werden. Es ist bei Track 4 ab 7’47 zu hören, zuerst von der Solo-Oboe („Romeo“), dann
antwortet die Solo-Violine („Julia“). Spielen Sie den Schüler/innen das Motiv am Klavier
vor. Zeigen sie ihnen die Noten auf Arbeitsblatt 3.
Warum hat der Komponist es so und nicht anders komponiert. Welches Gefühl löst es bei
den Schüler/innen aus? Warum ist da ein Vorschlag vor der höchsten Note? Welche
Worte könnte man dieser kurzen Melodie unterlegen?
Weiterführende Überlegung:
Wie hat Richard Strauss wohl das Verhältnis von Mann und Frau gesehen? Das spätere
gemeinsame Motiv wird zuerst von der Solo-Geige gespielt. Im Moment, als das ganze
Orchester (der Mann) endlich dieses Motiv übernimmt, kommt erst die Zustimmung von
der Solo-Violine (der Frau). Stellt das nicht das „Heldentum“ des Mannes in Frage? Ist es
nur ein eingebildeter Held?
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Arbeitsblatt 3: „Romeo“ und „Julia“
Ausschnitt aus dem 3. Satz „Des Helden Gefährtin“: Gegenüberstellen von Orchester
(Anfang und Ende der Zeile) und Solo-Violine
Was charakterisiert die „Romeo“-Musik?
Was charakterisiert die „Julia“-Musik?
Das gemeinsame Motiv der beiden:
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Unterrichtsvorschlag 4: Die Militärtrommeln
Im vierten Teil von „Ein Heldenleben“ – Des Helden Walstatt – setzt Richard Strauss als
Block immer eine kleine Militärtrommel, eine große Rührtrommel, ein Becken und eine
große Trommel ein. Diese vier Instrumente geben den Rhythmus für den Kampf des
Helden vor und spielen immer gemeinsam.
Im Unterrichtsvorschlag lernen die Schüler/innen diese vier Instrumente näher kennen.
Schritt 1:
Sie recherchieren Fakten über ihre Beschaffenheit und zu ihrer Geschichte. Eine sehr
ausführliche Quelle ist die Webseite der Vienna Symphonic Library GmbH,
http://vsl.co.at/de/Instrumentology/Percussions
Die Informationen sind für Mittelstufenschüler/innen fast zu komplex. Aber es lassen sich
Basisdaten und z.B. Klangeigenschaften recherchieren.
Die Schüler/innen sollen ein kleines Dossier zu einem dieser vier Schlagwerkinstrumente
erstellen. Dafür können sie Text-, Bild- und Videodateien zusammenstellen.
Sie können ihre Ergebnisse in Form kleiner Referate in der Klasse vortragen.
Schritt 2:
Mittels einer Klopfübung können sie in vier Gruppen nachmachen, wie diese vier
Instrumente bei Richard Strauss zusammenspielen (siehe Arbeitsblatt 4). Dabei wird der
Beckenschlag geklatscht, die große Trommel mit den Fäusten geschlagen, der Triller der
Rührtrommel mit vier Fingern beider Hände (außer dem Daumen) nachgeahmt. Die kleine
Trommel wird mit zwei Fingern auf der Tischkante geschlagen. Natürlich können Sie mit
den Schüler/innen auch gemeinsam überlegen, welche Klänge sich für die
unterschiedlichen Instrumente eigenen.
Schritt 3:
Jetzt hören die Schüler/innen die Musik (Beginn von Track 4 auf der CD) und merken, wie
diese „Rhythmussektion“ im Zusammenhang mit dem ganzen Orchester klingt. Auch
darüber tauschen sie sich aus. Verändert sich die Wirkung? Ist es schwerer für die
Rhythmusgruppe genau zu spielen, wenn andere Instrumente mitspielen?
Probieren Sie es gemeinsam zur Orchesteraufnahme aus.
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Arbeitsblatt 4: Instrumentenkunde
So sehen die vier Schlagwerkinstrumente aus:
Kleine Militärtrommel
Becken
Große Rührtrommel
große Trommel
Ausschnitt aus der Partitur: So werden die Instrumente in den ersten Takten von
„Des Helden Walstatt“ eingesetzt:
(Partitur Seite 237)
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Unterrichtsvorschlag 5: Die Sinfonische Dichtung bei Strauss und Anderen
Die Schüler/innen sollen die Gattung der Sinfonischen Dichtung kennenlernen und den
Unterschied zu einer Sinfonie verstehen.
Schritt 1:
Sie teilen das Arbeitsblatt 5 an die Schülerinnen und Schüler aus und klären im Anschluss
daran Verständnisfragen.
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Wer war Franz Liszt?
Wie klingen die „Bergsinfonie“ oder „Les Préludes“ von Liszt?
Wer war Hector Berlioz?
Wie klingt der „Hexensabbat“ aus der „Symphonie fantastique“?
Wie unterscheidet sich „Programmmusik“ von „Sinfonischer Dichtung“? Gibt es
Programmmusik, die keine Sinfonische Dichtung ist? Gibt es Sinfonische Dichtungen,
die keine Programmmusik sind?
Welche Unterschiede in der Form gibt es zwischen einer Sinfonie und einer
„Sinfonischen Dichtung“?
Warum braucht man die von Strauss vorgegebenen Titel, um zu wissen, um was es bei
der Musik von „Ein Heldenleben“ geht?
Schritt 2:
Diskutieren Sie anhand von Hörbeispielen weitere Fragen rund um das Thema:
• Welches Alternativ-Programm (Titel) würden die Schüler/innen evtl. dem ersten Satz
des Werks geben?
• Die „Moldau“ oder der „Zauberlehrling“ sind zwei weitere bekannte Sinfonische
Dichtungen. Die Schüler/innen könnten diese Werke auch (ausschnittweise) im
Unterricht kennenlernen. Erinnert der Anfang der „Moldau“ die Schüler/innen
wirklich an das Sprudeln einer Quelle? Oder welche anderen Assoziationen haben sie?
Beim „Zauberlehrling“ findet man bei Youtube2 die Disney-Version aus dem Film
„Fantasia“. Darin ist die ganze Sinfonische Dichtung Takt für Takt in einen kongenialen
Trickfilm übersetzt worden. Diskutieren Sie: Wie wirkt die Musik ohne den Trickfilm,
wie mit dem Trickfilm? Könnte man etwa zum dritten Satz von „Ein Heldenleben“
auch so einen Trickfilm erfinden – mit Mickey Mouse und Minnie Mouse oder
anderen Helden? Welche szenischen Ideen hätten die Schüler/innen dazu?
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Link zum Zauberlehrling: https://www.youtube.com/watch?v=Ait_Fs6UQhQ
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Arbeitsblatt 5: Die Geschichte der Sinfonischen Dichtung
Die Form der „Sinfonischen Dichtung“ ist eine Spezialform der sogenannten
„Programmmusik“. Die Zuhörer bekommen schriftliche Hinweise zu der Geschichte, die
der Komponist in seiner Musik vertont. Manche Komponisten haben ausführlichere Texte
zu den einzelnen Sätzen ihrer Kompositionen verfasst. Einige haben diese ausführlichen
Kommentare im Nachhinein auch wieder gestrichen, weil sie den Eindruck hatten, es
würde die Zuhörer zu sehr von der Musik ablenken. Einesr der bekanntesten Beispiele für
Programmmusik ist die „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz aus dem Jahr 1830.
Sie hat die Programmmusik-Mode im 19. und frühen 20. Jahrhundert wesentlich geprägt.
Die Gattung „Sinfonische Dichtung“ wurde vom Komponisten Franz Liszt im Jahr 1850
geschaffen. Er war auch der erste, der diesen Namen explizit benutzte. Die erste
„Sinfonische Dichtung“ hieß „Bergsinfonie“.
Liszt war überzeugt, dass die Sinfonie mit ihren Möglichkeiten weitgehend am Ende war.
Er wollte sie retten, indem er außermusikalische Gedanken und Schilderungen einfließen
lässt: Also ein „Programm“ unterlegt. Meist kann man das Programm nicht erraten, wenn
man nicht durch schriftliche Hinweise die Gedanken des Komponisten beim Verfassen des
Werks erfährt. Wenn man aber die Gedanken kennt, kann man den Verlauf der Musik
anhand des Programms meist eindeutig nachvollziehen: Man weiß immer, wo man
gerade ist.
Liszt und seine Kollegen standen dabei vor einem Problem: Wenn man nur am Text des
Programms entlang komponiert, entsteht ein eine Art lockere Folge von Bildern. Doch die
„Sinfonische Dichtung“ sollte mehr leisten als nur die reine musikalische Bebilderung
eines Programms. Deswegen suchten sich die Komponisten ein oder mehrere Themen
aus, die in mehreren Teilen des Werks in unterschiedlichen Varianten vorkommen und
die sie im Lauf des Werks musikalisch verarbeiten.
Normale Sinfonien, die meist „absolute Musik“ sind, denen also kein Programm zugrunde
liegt, bestehen im 19. Jahrhundert aus vier einzelnen Sätzen. Die Sinfonischen Dichtungen
sind aber durchkomponiert, das heißt, die Musik hört zwischendurch nicht auf. Trotzdem
gibt es langsame und schnelle Abschnitte, die man gut voneinander abgrenzen kann. Aber
der Komponist ist bei seiner formalen Gestaltung viel freier als bei einer herkömmlichen
Sinfonie.
Etwa 100 Jahre lang schrieben Komponisten sinfonische Dichtungen, zum Beispiel Bedřich
Smetana („Die Moldau“) und Paul Dukas („Der Zauberlehrling“). In Deutschland erlebte
die Gattung „Sinfonische Dichtung“ ihren Höhepunkt mit den zehn „Tondichtungen“ von
Richard Strauss:
1887: „Aus Italien“ op. 16,
1889: „Don Juan“ op. 20
1890: „Macbeth“ op. 23
1890: „Tod und Verklärung“ op. 24
1895: „Till Eulenspiegels lustige Streiche“
op. 28
1896: „Also sprach Zarathustra“ op. 30
1898: „Don Quixote“ op. 35
1899: „Ein Heldenleben“ op. 40
1904: „Sinfonia domestica“ op. 53
1915: „Eine Alpensinfonie“ op. 64
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Quellenverzeichnis
http://www.richardstrauss.at
Matthias Hansen: Richard Strauss. Die Sinfonischen Dichtungen, Bärenreiter: Kassel, ISBN
978-3761-81468-0
Walter Deppisch: Richard Strauss (rororo bildmonographie), Rowohlt: Frankfurt, ISBN 3
499 50146 5
Franzpeter Messmer: Richard Strauss Biographie eines Klangzauberers, M&T: Zürich/St.
Gallen, ISBN 3-7265-6032-7
Alfred Beaujean/Annette Retinski: Harenberg Konzertführer, Harenberg: Dortmund, ISBN
3-611-00535-5
Bildnachweise
S. 7: Porträt R. Strauss, Emil Orlik, 1917:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Richard_Strauss#/media/File:EmilOrlikRichardStrau
ss1917.JPG
S. 12; 15; 17 (gemeinsames Motiv): Walter Liedtke
S. 13; 17; 19: Partiturausschnitte:
http://ks.petruccimusiclibrary.org/files/imglnks/usimg/3/3e/IMSLP19168-PMLP04982Strauss_-_Ein_Heldenleben__Op._40__orch._score_.pdf
S. 19: kleine Militärtrommel, Becken, große Trommel: www.vsl.co.at
S. 19: große Rührtrommel: www.kolberg.com
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Impressum
Herausgeber
Gürzenich-Orchester Köln
Bischofsgartenstraße 1
50667 Köln
Fon: 0221 / 221-22437
Fax: 0221 / 221-23800
[email protected]
Autor
Walter Liedtke
Redaktion
Catharina Starken
Lektorat und Layout
Romy Sarakacianis
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