INHALT Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 GUTSHÖFE UND HERRENHÄUSER IN SCHLESWIG-HOLSTEIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 KATALOG DER GUTSANLAGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Abgekürzt zitierte Literatur/Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 646 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 648 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 666 Personenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 666 Register der Architekten, Künstler und Handwerker. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 674 Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 675 Fachausdrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 682 Fotonachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 687 5 BORGHORSTERHÜTTEN Lage: An der Landstraße von Gettorf nach Sprenge im Dänischen Wohld, Kirchspiel Gettorf, Gemeinde Osdorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde Loggia mit Blick in den Garten 80 Historisches: Der ehemalige Meierhof von Borghorst ist wie jenes aus einem Dorf hervorgegangen, dem 1630 niedergelegten Koggendorf. Als Kokkendorper Hutten wird es 1504 in einer Quelle genannt. 1803 wurde der Hof Hütten von dem damaligen Besitzer von Ahlefeldt an Carl August Martens auf Birkenmoor verkauft und 1806 unter die adligen Güter aufgenommen. 1829 erbaute Johann Friedrich Gäde, der das Gut 1825 erworben hatte, ein erstes Herrenhaus. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts ging Borghorsterhütten durch zahlreiche Hände, 1891 schließlich an O. Harckensee, der zunächst die Wirtschaftsgebäude erneuerte und kurz nach der Jahrhundertwende ein neues Herrenhaus errichten ließ. Als Architekten wählte er den jungen Hans Schnittger, der sich 1899 in Kiel niedergelassen hatte und nun hier im Dänischen Wohld kurze Zeit später sein Erstlingswerk errichten konnte. Es steht auf der Stelle des Vorgängerbaues von 1829, somit zwar am traditionellen Platz im Gutsensemble, also im Anschluss an die – heute weitgehend verschwundenen – Wirtschaftsgebäude, aber in einer Architektursprache, die damals neu war und Züge städtisch-großbürgerlicher Villenarchitektur annahm. Malerische Versatzstücke wie den Treppen- turm hatte es schon 1857 beim wenig glücklichen Umbau des Herrenhauses Schönweide und 1863 an der tudorgotischen Verkleidung von Altenhof durch Joseph Eduard Mose gegeben (s. dort). Auch der Putzbau war seit Christian Frederik Hansens hundert Jahre zuvor errichteten Herrenhäusern in die holsteinische Gutslandschaft eingedrungen. Neu in Borghorsterhütten war die in Beziehung zum rustikalen Ambiente etwas zu kapriziös-verspielte Dekoration des Gebäudes aus Mischformen zwischen Rokoko und Jugendstil, die heute allerdings durch den ursprünglich nicht vorhandenen mehrfarbigen Anstrich überbetont wirkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Borghorsterhütten aufgesiedelt, das Herrenhaus ging durch verschiedene Hände. 1991 übernahm Norman Leiser die verfallenen Hofgebäude und ließ das Herrenhaus von Grund auf erneuern. Bauten: 1825 existierte noch kein Herrenhaus, nur ein „Schreiber- und Vogthaus, worin zugleich die Borgstube“. Neben den üblichen Wirtschaftsgebäuden gab es ein „Holländerhaus“ mit zugehörigen Nebengebäuden. Alle waren aus Fachwerk und mit Stroh gedeckt. Das Herrenhaus von 1900 (genannt wird auch das Jahr 1905) ist im Äußeren weitgehend erhalten. Drei großformatige Gauben mit Schweifgiebeln auf der Gartenseite waren 1954 bereits beseitigt, ebenso einige originale Fledermausgauben. 1982 wurde die barockisierende Zwiebelhaube des Treppenturmes durch einen schlichten Spitzhelm ersetzt. Das Gebäude erscheint auf den ersten Blick als symmetrisch gegliederter, zweigeschossiger, verputzter Backsteinbau unter hohem Walmdach mit schmalen seitlichen Ausbauten unter deutlich niedrigeren Dächern, die in Krüppelwalmen enden. Die Mitte betont ein breiter, mit Schweifgiebel überfangener Risalit (vgl. Gutshaus Treuholz in Stormarn von 1904/05). Bei näherem Hinsehen zeigen sich, abgesehen vom seitlich angefügten Treppenturm, Abweichungen von der Symmetrie in der Gestaltung der Fenster, die nur aus der inneren Organisation des Hauses verständlich werden. Durch eine Gliederung aus angedeuteten Pilastern wird versucht, diese Ungleichmäßigkeiten zu überspielen. Über der schlicht gehaltenen Ein- gangstür weist eine geschossübergreifende Dreifenstergruppe mit Jugendstilverglasung auf die zentrale, zweigeschossige Treppenhalle hin. Das Innere ist mit zahlreichen Details der Erbauungszeit erhalten, denen sich die gediegene, doch zurückhaltende Neuausstattung aus der Zeit nach 1982 ausgezeichnet einfügt. Dunkle Wandpaneele, Jugendstilkamine und Stuckdecken harmonieren mit einer dezenten, gleichwohl Akzente setzenden Farbigkeit. Die Rückseite des Hauses offenbart das Fassadenhafte dieser Architektur, die kaum der Landschaft zugewandt ist. Die Dekoration ist auf Rahmung einer aus dem inneren Gefüge sich ergebenden zufälligen Fensteranordnung ohne Außenbezug beschränkt, lediglich im Winkel des rechten Stummelflügels zeigt eine offene Säulenloggia mit groß dimensionierter zweiläufiger Freitreppe eine Hinwendung zum intimen Landschaftsgarten. Eher störend wirkt der 1982 errichtete Schwimmbadanbau auf der anderen Seite. Vor dem hohen Souterrain wurde um 1910 eine Terrasse angelegt, von der wenige, von zwei Sphingen flankierte Stufen in den Garten führen. Dieser in ein tiefes Geländeprofil eingebettete Landschaftsgarten ist wohl gleichzeitig mit dem Herren- haus angelegt worden, damals auch mit großem Nutzgartenbereich nordwestlich des Hauses, heute einen weitläufigen pleasureground ausbildend, der durch die hohe, dichte Baumkulisse zugleich intim gerahmt ist. Eine Baumgruppe mit charakteristischen Solitären verbirgt einen Teich im Hintergrund, rechterhand unterbricht ein mächtiger Rhododendron den Tiefenzug der Rasenfläche. Der Wirtschaftshof war 1954 noch intakt, 1970 im akuten Verfall begriffen und ist seit 1980 fast vollständig abgeräumt. Die ehemals als Verwalterhaus und Tischlerhaus fungierenden Gebäude sind ebenso wie frühere Arbeiterhäuser an der Landstraße durchgehend modernisiert worden. Wiesenflächen links und rechts der auf das Herrenhaus zuführenden, intakten historischen Lindenallee lassen das heutige Ensemble im Sinne einer Landhauskulisse als durchaus intakt erscheinen. Hofansicht des um 1900 errichteten Herrenhauses Brunnen vor dem Herrenhaus Literatur: Gutsbeschreibung 1825 v. Schröder 1837 I S. 417 v. Schröder 1854 S. 245 Oldekop 1906 II S. 28 Laur 1992 S. 170 81 BORSTEL Lage: Südwestlich von Bad Segeberg, Kirchspiel und Gemeinde Sülfeld, Kreis Segeberg Blick über den Mühlenteich, Lithographie von A. Hornemann 1850 (LB) Karte vom Hoffeld, von J. J. Barner 1762 (LASH) 82 Historisches: Der Name rührt vermutlich vom altsächsischen burstal her, was soviel wie Wohnstätte bedeutet. 1266 wird eine Familie von Borstelde (oder Borlstede) genannt. Ihr gehörte Borstel damals zusammen mit Jersbek, später den Hummersbüttel, die zuvor auf Stegen gesessen hatten und dieses wohl mit einbrachten, bis der ganze Besitz im 15. Jahrhundert durch Einheirat für über 300 Jahre der Familie von Bokwold (Buchwaldt) zufiel. Erst 1588 erfolgte eine Trennung der Güter in einer Erbauseinandersetzung unter vier Brüdern Buchwaldt. Friedrich von Buchwaldt (1697–1761), herzoglicher Rat und Klosterprobst in Preetz, ließ, nachdem der gesamte Hof 1737 abgebrannt war, bis 1751 das heute noch existierende Herrenhaus errichten. Zuvor hatte er schon den Wirtschaftshof erneuert. Die 1975 abgebrannte große Kornscheune trug die Jahreszahl 1742 und seine Initialen. Durch die Heirat seiner Tochter Charitas Emilie gelangte das Gut 1761 in die Hände des Johann Hartwig Ernst Grafen von Bernstorff, der 1737 Wotersen geerbt hatte (s. dort). 1798 wurde beim großen Stadtbrand von Oldesloe das gesamte Borsteler Gutsarchiv vernichtet, das sich dort beim Gerichtshalter in Verwah- rung befand. Um die gleiche Zeit wurde das Gut verkauft und sah in der Folge mehrere Besitzerwechsel. Ab 1803 hatte es der polnische General Graf Demetrius de Wuits (oder Dewuicz) für ein Jahr in Händen; er ruinierte in dieser Zeit durch Kahlschlag den Waldbestand von über 400 ha und endete 1806 im Konkurs. 1838 kam es für ein knappes Jahrhundert an die Grafen Baudissin von Knoop. 1932 wurde Borstel aufgesiedelt, das Herrenhaus mit Nebengebäuden und Park 1938 vom Staat übernommen. Es ist heute Medizinisches Forschungsinstitut und wurde unlängst von Grund auf saniert und restauriert. Das adelige Gut Borstel bestand um 1810, nachdem der Meierhof Grabau von den Vorbesitzern verkauft worden war, aus dem Haupthof Borstel, den Meierhöfen Holm und Heidkrug, den Kupferund Messingwerken zu Hoherdamm, den Dörfern Sülfeld, Oehring und Seth, dazu einigen Einzelstellen. 100 Jahre später bestand neben dem Haupthof nur noch der Meierhof Holm; südlich vom Hof lag eine Wassermühle, „die frühere Windmühle ist abgebrochen“ (Oldekop). Und es wird 1908 die seit 1720 nachweisbare Borsteler Ziegelei genannt, nordwestlich des Hofes gelegen, mit einer Jahresproduktion von 300.000 Steinen. Bauten: Einen Eindruck des noch halbwegs mittelalterlich geprägten Gutsareals vermittelt die Varendorfsche Karte von 1796. Die Zufahrtsallee, auf der man noch heute von der alten Landstraße Segeberg-Hamburg zum Gut gelangt, ist schon da, ebenso das Herrenhaus von 1751 mit Nebengebäuden, großem Barockparterre und Allee. Doch östlich davon umgrenzen der Mühlenteich und eine weitere, umfangreiche Stauung das Hofgelände auf einer Halbinsel und östlich angrenzend den vollständig vom Hausgraben umgebenen alten Burgplatz, der nur über eine Brücke zu erreichen ist. Die mächtigen Wirtschaftsgebäude standen bis weit ins 20. Jahrhundert: das Kuhhaus von 1740 wurde 1965 abgebrochen, die Scheune von 1742, angeblich die größte, noch existierende im Lande, brannte 1975 bis auf die Grundmauern nieder. Friedrich von Buchwaldt hatte sich – nach dem Brandverlust des alten, wohl noch mittelalterlichen Hauses 1737 – in den 1740er Jahren zum Neubau eines Herrenhauses entschlossen, der kurz nach 1747/48 (d.) begonnen wurde und 1751 vollendet war. Der Bauplatz des neuen Hauses lag 500 m westlich des alten Gutshofes, wo noch heute der von Wasser umgebene Standort des mittelalterlichen Hauses zu sehen ist. Überraschend früh ist hier die Lösung aus dem traditionellen Anlageschema der schleswig-holsteinischen Gutsanlage vollzogen wor- den. Da Buchwaldt schon vorher die Wirtschaftsgebäude an alter Stelle erneuert hatte, war demnach keine Verlegung des ganzen Hofes geplant, sondern ganz bewusst zusammen mit dem baulichen und gärtnerischen Umfeld ein landschlossartiges Ensemble geschaffen worden. Als Architekt wird Johann Christian Böhme genannt, der in jener Zeit Neubaupläne für Breitenburg entwarf und dabei auch Ansichten und Grundrisse für Borstel zeichnete, ferner 1746 ein Pastorat in Hohenaspe gebaut hatte, ansonsten aber unbekannt blieb. Das Haus zeigt, vielleicht mehr als jeder Vergleichsbau im Lande, eine ausgesprochen versierte Hand, sodass die Zuschreibung schwer fällt. Dieses Herrenhaus des früheren Gutes Borstel ist ein breit gelagerter, verhältnismäßig tiefer Backsteinbau, zweigeschossig über Kellersockel aus Granitquadern und mit unvermittelt lastendem Walmdach. Seine rustikale Behäbigkeit ist höchst eigenwillig durch Akzente eleganter Rokokoarchitektur aufgelockert. Die Hoffront spannt sich zwischen zwei schweren polygonalen Pavillonausbauten. Ihre Stirnseiten sind von gekuppelten Backsteinpilastern toskanischer Ordnung mit Werksteinkapitellen und -sockeln gerahmt, die Fensterachsen in flachen Backsteinrahmen geschossübergreifend zusammengefasst. Die steile Portalachse in der Mitte ist durch einen aufwändigen, segmentbogig übergiebelten Kolossalpilasterrahmen aus Werkstein über doppelläufiger, geschweifter Freitreppe als vertikaler Hauptakzent gestaltet; ein innerer, Portal und Fenster zusammen- Herrenhaus von 1751, Ansicht der Gartenseite Herrenhaus, Grundriss des Erdgeschosses (Planarchiv LD) 83 Mittelrisalit an der Gartenseite Kabinett mit um 1760 hergestellter Vertäfelung Gewölbekeller 84 fassender Rahmen im Giebelfeld wird von üppiger Rocaille mit dem Alliancewappen von Buchwaldt/ von Holstein bekrönt. Ein mittleres Blendenfeld trägt die Bauinschrift von 1751. Die Gartenfront ist von einem dreiachsigen Mittelrisalit mit schrägen Seiten, gedoppelten Backsteinpilastern und Segmentbogengiebel beherrscht. Davor liegt ein Austritt mit Freitreppe. Hohe, zweiteilige Saalfenster und querovale Ochsenaugen da- rüber sitzen in reich skulptierter Sandsteinrahmung; die mittlere trägt im Giebel Monogramm und bekröntes Wappen des Bauherrn. Zum Gesamteindruck des Gebäudes tragen auch vier kräftig profilierte, originale Schornsteinköpfe bei. Das Innere zeigt eine praktische Raumaufteilung nach französischem Vorbild der „maison de plaisance“ mit querovalen bzw. oktogonalen Hauptsalons, platzsparenden, kleinen Treppen und Domestikenfluren in der Hausmitte. Sämtliche Räume des Erdgeschosses waren 1806 „gegypst, tapezirt oder gemahlt, und mit Oefen oder Kaminen versehen“. Das Vestibül, heute über drei Achsen, war ursprünglich und noch 1806 fünf Fensterachsen breit, wohl mit Treppenanlage ins Obergeschoss. Die ursprüngliche Treppe konnte bisher nicht nachgewiesen werden, die heutige, im rechten Bereich aufsteigende ist Ergebnis eines Umbaus. Eine zweite, kleine Wendeltreppe ist ebenfalls späteren Ursprungs, aber als Domestikentreppe wohl an alter Stelle. Prächtig beschnitzte Doppeltüren führen in die angrenzenden Räume. Hinter dem Vestibül schließt sich der oktogonale, über anderthalb Geschosse reichende Festsaal (Gartensaal) an, mit Randstuckaturen an der Decke und Kamin des Rokoko, dazu einer spätklassizistischen Wandgliederung mit Gehängen, Medaillons und figürlichen Reliefs nach Bertel Thorvaldsen, hergestellt 1842. Die Bereiche rechts und links des Gartensaals sind nicht symmetrisch ausgebildet, der nördliche Teil Hoffassade des Herrenhauses mit kleinen privaten Räumen, der südliche mit großen repräsentativen. Der linke ovale Ecksalon zeigt Stuckaturen aus der Erbauungszeit, die von Carlo Donato Martini, Hamburg, stammen (Martini werden auch die Stuckaturen im Bramstedter Torhaus zugeschrieben, s. dort, während seine Arbeit in der Rellinger Kirche gesichert ist). Besonders schön ist die große Deckenrosette aus noch nicht voll entfalteten, züngelnden Rocaillen. – Im kleinen Kabinett zur Linken, das später vom Vestibül abgetrennt wurde, gibt es eine vorzüglich geschnitzte, farbig gefasste Wandvertäfelung aus der Zeit um 1760, die ursprünglich für einen anderen Raum bestimmt war. Im Obergeschoss, das noch 1806 ebenso prächtig wie das Erdgeschoss ausgestattet war, ist die Raumaufteilung ähnlich: über dem Vestibül ein großer Saal zum Hof hin mit ehemals seitlichen Kaminen an den Stirnwänden, in späterer Zeit durch Fachwerkwände unterteilt. Es schließen Vorräume und dann die jeweiligen Salons in den Eckpavillon an, sodass sich an der Hofseite eine Folge bzw. eine Enfilade von fünf Sälen ergibt. Im rückwärtigen Bereich befinden sich kleine Räume und Kabinette. In den meisten Räumen sind infolge der langen Fremdnutzung ursprüngliche Raumfassungen nicht erhalten. Zwei Randalleen von Linden rahmen den weiten Rasenplafond des Ehrenhofes zur Straße, etwas versteckt dahinter liegen zwei zweigeschossige ältere Nebengebäude, früher Pferdestall und Waschhaus, die 1806 noch schlichte Fachwerkbauten waren und später allerdings unpassend modernisiert wurden. Bei dem alten, 1737 abgebrannten Herrenhaus ist ein terrassierter Renaissancegarten überliefert, der heute überbaut ist. Der spätere Barockgarten, wohl im Zusammenhang mit dem Neubau des Herrenhauses angelegt und auf Gutskarten von 1762 und 1766 dokumentiert, wurde, vermutlich nach 1806, zum geräumigen Landschaftspark umgestaltet, der nach Süden vom alten Mühlenteich begrenzt wird. Eine Karte des Landmessers Boysen von 1810 zeigt noch Reste der barocken Strukturen wie das durch die Randwege angedeutete ehemalige Parterre und die anschließende, auf die Mittelachse des Herrenhauses ausgerichtete Allee durch das Waldquartier, die heute in Resten noch vorhanden ist. Literatur: Gutsbeschreibung 1806 v. Schröder 1841 I S. 73 v. Schröder/Biernatzki I 1855 S. 242 Oldekop 1908 XI S. 14 Hirschfeld 1935 S. 82 v. Rumohr 1963 S. 119 Kunst-Top. S. 753 Hirschfeld 1980 S. 171 Neuschäffer 1984 S. 59 Sophie Reventlow S. 104 Laur 1992 S. 172 Dehio 2009 S. 196 85 BOSSEE Lage: Am Westufer des mit dem Westensee verbundenen Bossees, Kirchspiel und Gemeinde Westensee, Kreis Rendsburg-Eckernförde unten: Lithographie von A. Hornemann 1850 (LB) Ausschnitt aus der Varendorfschen Karte von 1796 (Det Kongelige Bibliotek, Kopenhagen) 86 Historisches: Das 1443 genannte Bodsee, auch Boszee, gehört zu den zahlreichen großen Gütern rund um den Westensee, die bereits im 13./14. Jahrhundert entstanden sind. Nach den Rittern von Westensee, die auf der kleinen Insel Lohburg am Übergang vom Westensee in den Bossee ihren Stammsitz gehabt haben sollen, gelangte die uradelige Familie Ahlefeldt ab etwa 1400 für knapp 200 Jahre in seinen Besitz. 1587 erfolgte der Verkauf des damaligen Lehngutes an Friedrich Brockdorff auf Bürau. Er wurde angeblich auf Veranlassung seiner Frau 1612 vergiftet; wenige Jahre danach fiel das Gut an die Rantzaus vom benach- barten Deutsch-Nienhof. 1715 kam es dann in die Hand Cai Rumohrs aus dem Hause Roest. Während der Rumohrschen Zeit wurde das alte Herrenhaus um- oder weitgehend neu gebaut und es entstanden die beiden Kavaliershäuser. Henning Bendix von Rumohr, der ab 1770 auf Bossee saß, kaufte den Warleberger Hof in Kiel als Stadtpalais und ließ ihn weitgehend umgestalten. 1778 wurde Bossee an den Hamburger Kaufmann Georg Friedrich Pauly, 1807 an den Legationssekretär Johann Ernst Leisching verkauft, bevor es mit den Bülow 1824 wieder in adelige Hand geriet. Wilhelm von Bülow ließ in den 1840er Jahren das Torhaus abbrechen. 1896/97 wurde das Herrenhaus in der Form umgebaut, in der es noch heute existiert. – Zu Bossee gehörten 1908 die Meierhöfe Rolfshörn und Schönhagen, sowie das Dorf Brux. Auf Rolfshörn lag eine Ziegelei. Bauten: Die Varendorfsche Karte zeigt 1796 sehr schön die mittelalterliche Anlage des Gutshofes. Herrenhaus und Wirtschaftshof liegen noch auf einer Insel, entstanden vermutlich durch Stauung der heute unmittelbar durch den Park und südwestlich am Gut vorbei fließenden Au. Eine Brücke führt zum Torhaus. Herrenhaus und Kavaliershäuser liegen eng begrenzt im Wasser, möglicherweise waren sie ehemals auf eigener Insel durch einen Graben vom Hof abgesondert, wie in Damp noch heute zu sehen und Noer auf älteren Gutskarten zeigt (s. dort). Der Westensee scheint ursprünglich bis an das Hofplateau herangereicht zu haben. Das Herrenhaus liegt, leicht aus der Achse verschwenkt und abgerückt, an dem durch die Kavaliershäuser gerahmten Ehrenhof jenseits der großen Wirtschaftsgebäude. Im Kern vermutlich noch spätmittelalterlich, weist es im Kellerbereich derbe spitzbogige Kreuzrippengewölbe aus der Zeit um 1400 auf, mit breiten Gurten über mächtigen Rundsäulen. Damals hatten die Ahlefeldt das Gut erworben und möglicherweise einen wohl mehr burgähnlichen Vorgängerbau erneuert. Der heutige aufgehende Bau ist vermutlich erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert entstanden; Überraschend ist die weitgehende Übereinstimmung des Grundrisses mit dem 1772 von Georg Greggenhofer errichteten Dobersdorf (s. dort). Greggenhofer, dem die Kavaliershäuser zugeschrieben werden, könnte durchaus auch das Herrenhaus errichtet haben. Die Gutsbeschreibung von 1824 nennt „das Wohnhaus von Brandmauern, mit einem Sockel von behauenem Granit, mit Ziegeln gedeckt und mit einer Gallerie und Statuen verziert“; das Innere hatte im Erdgeschoss eine „gegipste“ Vordiele, einen Speisesaal und acht „tapezirte“ Zimmer, das Obergeschoss einen „Vorsaal“ und ebenfalls acht Zimmer. Man kann diese Anzahl von Räumen aus den Umbauplänen Petersens von 1896 (im Gutsarchiv) herauslesen. 1850 zeigt Hornemanns Lithographie einen zweigeschossigen Breitbau unter mächtigem Walmdach mit insgesamt elf Fensterachsen, die drei mittleren als kaum vorspringender flacher Risalit um ein Geschoss erhöht und übergiebelt. Den Eingang rahmt ein Säulenportikus, ähnlich dem in Ludwigsburg (s. dort). 1857 bis 1859 soll ein Umbau des Hauses erfolgt sein. Seine heutige Gestalt erhielt es jedoch 1897 durch den Altonaer Architekten Albert Petersen. Das Gebäude bekam eine glatte Putzfassade und ein flacheres Krüppelwalmdach, dazu umlaufende Ziergesimse und einen gestuften Frontgiebel. Auf der Gartenseite wurde der Mittelrisalit mit dem Gartensaal bzw. Esszimmer weiter vorgezogen. Innen schuf Petersen eine große, über beide Geschosse reichende Halle mit Freitreppe und offener Galerie, wie wir sie auch von den gleichzeitig errichteten Häusern des Architekten in Bredeneek und Quarnbek oder vom Herrenhaus in Tremsbüttel kennen (s. dort). Rechts und links vor dem Herrenhaus stehen zwei gleichartige Kavaliershäuser von 1766/67, die dem Eutiner Hofbaumeister Georg Greggenhofer zugeschrieben werden. Sie enthielten 1824 die Wohnungen des Verwalters und des Försters, dazu Stallungen, Remisen, Backofen und „eine Feuerstelle Herrenhaus, Ansicht der Hofseite Wirtschaftsgebäude von 1896 87 Kavaliershaus von 1766/67 BOTHKAMP Kuhhaus von 1709 Literatur: Gutsbeschreibungen 1806, 1824 Meyer 1815 S. 240 v. Schröder 1841 I S. 76 v. Schröder/Biernatzki I 1855 S. 245 Oldekop 1908 X S. 26 v. Rumohr 1963 S. 58 Kunst-Top. S. 621 v. Rumohr 1981 S. 135 Laur 1992 S. 172 Dehio 2009 S. 966 88 zum Waschen und Brauen.“ Es sind im Wesentlichen identische eingeschossige Backsteintraufenhäuser unter Halbwalmdach mit übergiebeltem dreiachsigen Mittelrisalit und zwei korbbogigen Toreinfahrten zwischen Pilastern auf der Südseite. Typisch für Greggenhofer sind die Rahmungen von Fassaden und Risaliten durch Pilaster und die kräftig profilierten Gesimse. Die winklig angebauten, im Detail angepassten Rückflügel sind Hinzufügungen von 1895. 1824 waren Herrenhaus und Kavaliershäuser „durch eine Mauer von Ziegelsteinen mit zwei eisernen Pforten“ vom Wirtschaftshof getrennt. Südöstlich dieser beiden Gebäude rahmen Kuhhaus und Scheune den Wirtschaftshof, großvolumige Backsteinbauten auf Granitquadersockeln mit untypischen, nämlich rundbogig die Giebel abschließenden Krüppelwalmen und ebenfalls rundbogigen Torrisaliten. Das linker Hand gelegene Kuhhaus trägt noch Reet auf seinen riesigen Dachflächen, an den Giebeln zeigen Maueranker die Jahreszahl 1709 und die Initialen des Erbauers Jasper Rantzau und seiner Ehefrau. 1924, nach einem Brand, wurde der Bau durch den Kieler Architekten Heinrich Stav wiederaufgebaut und durch einen Anbau mit entsprechenden Höhendimensionen und gleichem Giebelmotiv an der hofabgewandten Seite erweitert. Unverändert erhalten blieben die Giebelfronten des Altbaus. Alle Traufseiten wurden mit Reihen von gleichartigen Sprossenfenstern versehen, der Giebel des Anbaus mit dekorativ versprossten Halbrundfenstern; das Motiv der hohen, die Trauflinie durchbrechenden Rundbogentore variiert ältere Formen. Stav schuf damit einen der klassischen Heimatschutzbauten in Schleswig-Holstein. Die gegenüberliegende Scheune – in ähnlichen Abmessungen und Formen – ersetzte schon vor 1824 einen durch russische Truppen 1813 angesteckten Vorgängerbau, offensichtlich gleichfalls am alten Vorbild orientiert. Ihr Reetdach ist durch Eternit ersetzt, das mit seiner Kantigkeit keinerlei Rücksicht auf die schön geschwungenen Rundbogenformen nimmt. Vor der Scheune liegt die um 1900 errichtete Stellmacherei, eingeschossig mit Krüppelwalmdach und Resten älteren Fachwerks an der Ostseite. An der Stelle des abgebrochenen Torhauses, das zweigeschossig und mit einem Uhrtümchen versehen war, entstand 1896 ein malerisches, zweiflügliges Wirtschaftsgebäude, ein Gruppenbau aus Ziegeln mit hohem Wasserturm, Wohnflügel, Kutschstall und Wagenremise. Kurios ist seine fast identische Kopie einer Hälfte des ebenfalls in Bülowschen Besitz befindlichen Bothkamper Torhauses. Das Datum 1781 im Granitsockel deutet möglicherweise auf das Erbauungsjahr des Torhauses. Nordwestlich des Herrenhauses erstreckt sich ein ausgedehnter Landschaftsgarten mit altem Baumbestand, Teich und Graben und einer künstlichen Ruine von 1898/99. 1824 werden „Spatziergänge“ beschrieben, die an das Wohnhaus stoßen und „mit dem Obstgarten in Verbindung stehen; nahe am Westensee liegt der Küchengarten und ein Bosquet mit einem Gartenhause.“ Einen Kilometer westlich des Gutes lag auf beherrschender Anhöhe die vor 1806 errichtete, 1876 durch den Osdorfer Mühlenbauer Johann Hinrich Matz neu erbaute Bosseer Windmühle mit nahebei liegendem Gehöft. Alle Gebäude und die Zuwegung sind heute verschwunden, die Stätte ist übergepflügt. Auf halbem Weg liegt die frühere Meierei mit dem stattlichen, reetgedeckten Wohnhaus, einem eingeschossigen Backsteinbau aus der Zeit um 1800 mit jüngerem, übergiebeltem Frontispiz, im Winkel dazu ein älteres Remisen- und Stallgebäude. Historisches: Bothkamp ist aus dem mittelalterlichen Hof Bissee entstanden, der westlich vom heutigen Herrenhaus angeblich im Bothkamper See lag und seit dem 14. Jahrhundert der Familie Pogwisch gehörte. Für 1322 ist Detlef Pogwisch überliefert, 1500 Otto Pogwisch. Von ihm erwarb zwischen 1531 und 1538 Johann Rantzau von Breitenburg Bissee, kaufte Ländereien der säkularisierten Klöster Uetersen, Bordesholm und Segeberg hinzu und schuf den Hof thor Botkampe, eines der größten Güter in den Herzogtümern. Die Herkunft des 1552 zuerst genannten Namens ist nicht eindeutig, wobei Kamp das Landstück meint. Das neue Hofgelände lag natürlich geschützt am Ostufer des Bothkamper Sees auf einem schmalen Moränenhügel, der sich nach Norden in eine einst unzugängliche Niederung schiebt. Hier errichtete Rantzau wohl in den Jahren 1538 bis 1547 das erste Renaissance-Herrenhaus in den Herzogtümern. Auf Johann Rantzau, der noch 1559 den siegreichen Feldzug gegen die Dithmarscher führte, folgte 1565 sein Sohn Paul zu Erfrade. Die Rantzaus hielten das Gut bis 1647, als der letzte aus dieser Linie, der berühmte Josias Rantzau, Marschall von Frankreich, nach einer Plünderung des Gutes durch die kaiserlichen Truppen mit Bothkamp in Konkurs ging. In den nächsten knapp 60 Jahren wechselte das Gut mehrfach den Besitzer. Um 1700 wurde das Herrenhaus, wie es heißt, weitgehend abgebrochen und neu errichtet. 1705 verkaufte Benedikta Margaretha Gräfin Reventlow geb. Brockdorff Bothkamp an Bendix von Ahlefeldt auf Quarnbek. Er baute die beiden markanten Torhäuser, vermutlich auch das Herrenhaus und die später überformten Kavaliershäuser. 1763 kam das Gut im Erbgang an den mit Bendix’ Tochter Ida verheirateten Johann Rudolph von Rumohr auf Hanerau und Kronsburg. 1787 folgte ihr Sohn Heinrich von Rumohr, der schließlich 1812 Bothkamp seinem Neffen, dem Geheimen Konferenzrat Detlef Heinrich von Bülow (1782–1855) vererbte. Bei den Bülows ist es bis heute geblieben. Bothkamp war bis ins 20. Jahrhundert mit einer Fläche von rund 6000 Hektar eines der größten Güter in Holstein. Nach den beiden Weltkriegen wurden erhebliche Teile für Siedlungszwecke abgege- Lage: Auf einer Halbinsel im Bothkamper See, Kirchspiel Kirchbarkau, Gemeinde Bothkamp, Kreis Plön ben. Zu Bothkamp gehörten 1908 die Meierhöfe Siek, Altenrade, Alt-Bokhorst, Neu-Bokhorst, Neuenrade, Schönhagen und Ziegelhof, sowie die Dörfer Klein-Buchwald, Busdorf, Steinhorst, Dosenbek, Schillsdorf, Langereihe, Rendswühren, Hüttenwohld, Schipphorst, Schipphorsterfeld und zahlreiche Einzelstellen. Bei Klein-Buchwald lag die Bothkamper Mühle, ein Galerieholländer von 1801, der 1925 seinen Betrieb einstellte und nach 1950 abgebrochen wurde. Zu dem Mühlengehöft gehörten Hökerei, Krug, Brauerei und Brennerei. Heute ist hier ein Betrieb für landtechnische Dienstleistung angesiedelt. Die Ziegelei des Gutes lag in einem Waldstück bei Schönhagen. Bothkamp, Stich von H. Henninges 1590 Blick von Nordosten, Lithographie von A. Hornemann 1850 (LB) 89 Herrenhaus und nördliches Kavaliershaus unten rechts: Herrenhaus, Grundriss des Erdgeschosses (Planarchiv LD) Kieler Torhaus von 1711, Hofseite 90 Bauten: Von dem Renaissancebau Johann Rantzaus sind heute, nach bisheriger Kenntnis, nur noch die tonnengewölbten Keller geblieben. Fünf Terrakotten an einem Bauernhaus in Kirchbarkau stammen von der Fassade, die wohl von dem Lübecker Statius von Düren gestaltet wurde. Über das Aussehen gibt der Stich von Henninges um 1590 einige Aufschlüsse, ebenso zeigen die etwas später entstandenen Schlösser in Wismar und Gadebusch Gliederungselemente des Künstlers. Der Sohn von Johann, Heinrich Rantzau, bezeichnet das Herrenhaus als eines der schönsten aller holsteinischen Sitze. In einem Epigramm lässt er Bothkamp selber sprechen: „Ich bin auf einem Bergrücken mit steinernen Säulen aufgeführt und das edle Werk erstrahlt in italienischer Kunst ... Mein großartiger Bau übertrifft an Kunst und Schönheit ... auch jeden adeligen Herrensitz“. Das Wort italienisch darf man nicht wörtlich nehmen. Es soll hier nur auf die neue Bauweise hinweisen, besonders wohl im Gegensatz zu dem vom gleichen Bauherrn auf Breitenburg errichteten dreifachen Haus im alten Stil. Auffallend am Henninges-Stich ist die horizontale Gliederung und Einfassung der Fenster, ferner erstmalig am Giebel die Halbrundbögen, ein Motiv, das später am Neubau des Kieler Schlosses ab 1558 wieder aufgenommen wurde. Das Haus hatte über einem hohen Sockel zwei Geschosse mit einem hochgezogenen Mittelgiebel und be- sonders betonten Seitengiebeln. Auf dem Dach saß in der Mitte ein Dachreiter. Gemäß einer Chronik soll um 1690 Hedwig von Brockdorff in Verbindung mit ihrem Schwiegersohn Baron Gyldenløve das Haus von Grund auf neu gebaut haben. Es ist fraglich, ob der Bau fertig wurde. Heute schreibt man den Neubau eher Bendix von Ahlefeldt zu. Von ihm heißt es, dass er den Hof mit verschiedenen schönen Gebäuden vermehrte und sehr ansehnlich machte. Bendix von Ahlefeldt war ein Vetter des bekannten anderen Bendix auf Jersbek, des großen Förderers der Künste (s. dort). Das damals neu errichtete oder auch nur erneuerte Herrenhaus blieb bis in die Gegenwart äußerlich so gut wie unverändert. Es ist ein zweistöckiger, verputzter Backsteinbau über hohem Keller auf einem Sockel aus behauenem Granit. Ursprünglich war das Gebäude sicher wie die Torhäuser ein roter Ziegelrohbau. Die neunachsige Hoffront ist von schmalen Rustikastreifen gerahmt, ebenso der angedeutete dreiachsige Mittelrisalit. Das rundbogige Sandsteinportal hat eine Rahmung aus korinthischen Säulen mit Akanthusdekor in den Bogenfeldern und Vasenaufsätzen, darüber schmale toskanische Pilaster, die das gerahmte Mittelfenster hervorheben. Zu dieser etwas kleinteiligen Lösung gehörten bis gegen 1960 engsprossige barocke Kreuzstockfenster, die damals mit großflächigen Flügeln versehen wurden. Die sandsteinerne Freitreppe mit Podest vor dem Portal trägt ein schmiedeeisernes Gitter von 1794. Über kräftigem Konsolgesims erhebt sich ein doppelfirstiges Walmdach mit noch barocker Deckung aus schwarz glasierten Pfannen, wie sie früher auf schleswig-holsteinischen Herrenhäusern verbreitet war. Ehemals zwei volutengerahmte Satteldachgauben über der Hoffassade sind vor 1958 durch fünf modernere Gauben ersetzt worden. Zwei weit reichende Umbauentwürfe des Baumeisters Joseph Eduard Mose (s. Altenhof) von 1860/62 blieben unausgeführt; lediglich eine filigrane Holzveranda an der nördlichen Schmalseite entstand in dieser Zeit. Sie wurde 1958 abgebrochen. Das Innere, angeblich auf den Kellern des RantzauBaus, die tonnengewölbt sind, wurde um 1786 der Zeit entsprechend von Johann Adam Richter modernisiert. Die Haupträume erhielten Stuckaturen, die dem Italiener Francesco Antonio Tadei zugeschrieben werden. Das Vestibül ist ausgestattet mit Marmorfußboden und einer Pilastergliederung in dorischer Ordnung samt Gebälk mit Triglyphenfries. Der anschließende, gleichgroße Gartensaal hat ausgerundete Ecken und Ofennischen und eine Wandgliederung in der sogenannten Deutschen Ordnung nach Leonhard Christoph Sturm, dazu Blüten- und Fruchtgehänge, Idealporträtmedaillons, Supraporten mit Jahreszeitenallegorien und florale Deckenstuckaturen. Weitere Räume zeigen Deckenstuck und stuckierte Ofennischen, das Kabinett nördlich des Gartensaals mit klassizistischem Aufsatzofen, darüber das Relief eines griechischen Philosophen, an der Decke eine Sonne mit Strahlenkranz. Vor dem Herrenhaus liegen zwei einander entsprechende Kavaliershäuser, eingeschossig, unter Satteldächern, auf hohen geböschten Sockeln und mit rustizierten Kanten, die im frühen 18. Jahrhundert entstanden sind und am Ende des Jahrhunderts überformt und verputzt wurden. Aus jener Zeit um 1790 stammen die Thermenfenster in den seitlichen Giebeln und wohl auch die flachen Dreiecksgiebel über den angedeuteten mittigen Eingangsrisaliten. Der Wirtschaftshof ist im Gegensatz zu der üblichen Anlage auf den Gütern nicht in der Achse des Her- Großes oder Hamburger Torhaus von 1714, Hoffassade 91 Literatur: Gutsbeschreibung 1817 v. Schröder 1837 I S. 332 v. Schröder 1854 S. 191 Oldekop 1906 II S. 54 Heimatbuch 1928 S. 536 Hirschfeld 1935 S. 102 Inv. Kreis Eckernförde S. 169 v. Rumohr 1963 S. 44 v. Rumohr 1979 S. 233 Hirschfeld 1980 S. 187 Kunst-Top S.198 Laur 1992 S. 294 Dehio 2009 S. 930 Ohl 2013 S. 263 GRÜNHORST Herrenhaus, Gartenseite Torhaus, Durchfahrt 208 sie die Bewegung des abschließenden Gesimses wiederholen. In korbbogiger Öffnung sitzt die originale, in kräftigem Relief aufwendig beschnitzte, eichene Doppeltür mit Oberlicht. Deutlich und traditionell zurückhaltender ist die Gliederung der Gartenseite, immerhin mit Fensterfaschen und einer der Hoffront entsprechenden Dreiteilung der Fassade lediglich mit flachen Rustikastreifen. – Umbaupläne des Baumeisters Mose von 1892, darunter eine Variante mit zwei mächtigen Ecktürmen, blieben – wie in Bothkamp – unausgeführt. An die westliche Schmalseite wurde 1910 ein Anbau in Höhe des Kellergeschosses mit großzügiger Terrasse gefügt. Das Innere birgt die kaum veränderte Rokokoausstattung, die sich auch auf die Wohn- und Nebenräume des Obergeschosses erstreckt mit qualitätvollen Rocailleboiserien, Fayence- und Gusseisenöfen. Die Raumaufteilung ist symmetrisch in zwei Fluchten mit Eckkabinetten, untereinander durch Enfiladen verbunden. Neben dem schmalen, schlicht holzvertäfelten Vestibül liegt linkerhand das Treppenhaus mit in C-Schwüngen geschnitztem Geländer an der vom Keller bis in den Dachboden verlaufenden Treppe. In der Tiefenachse des Vestibüls öffnet sich der geräumige, annähernd quadratische Gartensaal, einer der schönsten Räume des reifen Rokoko im Lande: die Wandvertäfelung ist in schmale Felder gegliedert, in denen abwechslungsreiche, sprühende Rocail- leboiserien zierliche Rahmen bilden. Sogar auf Supraporten und Fenstergewände wurde das gleiche Schnitzwerk übertragen. Von den beiderseits anschließenden Räumen hat der rechte, das Gelbe Zimmer, eine ähnliche, etwas einfachere Täfelung und einen schön bemalten Kieler Fayenceofen von 1767; der linke, das Esszimmer, zeigt um 1700 gewebte Brüsseler Gobelins, ovidische Metamorphosen darstellend, und einen Fayenceofen von 1729. Zwei bedeutende Brüsseler Gobelins um 1650 aus einer Serie „Pflichten des Herrschers“, verbunden mit Jahreszeitenallegorien (Sommer und Winter; Herbst-Gobelin in Schloss Glücksburg) befinden sich im Raum über dem Vestibül. – Das gesamte, ungewöhnlich hohe Kellergeschoss hat exakt gemauerte und verputzte Kreuzgratgewölbe, die an den Wänden auf flachen Pilastern mit profilierten Kämpfern ruhen. Westlich des Herrenhauses erstreckt sich ein geräumiger Landschaftspark mit einem Netz an gepflegten Wegen in locker bepflanztem Wiesengelände und einem Bestand an seltenen alten Bäumen, als Gruppen und Solitäre mit schönen Durchblicken, nach Süden und Nordwesten mit Lindenalleen abschließend, nach Westen in Wald übergehend. Ein Teehaus steht vielleicht an der Stelle eines 1817 überlieferten Pavillons aus Backstein, „mit Ziegeln gedeckt, 35 Fuß lang, und 26 Fuß breit, worin 3 Stuben und 2 Kammern, mit 2 eisernen Oefen“ (Gutsbeschreibung 1817). Historisches: Ehemals Meierhof von Sehestedt, wurde Grünhorst („grüne Hölzung“) 1765 von diesem getrennt, an Johann von Brömbsen auf Hohenlieth verkauft und als adliges Gut privilegiert. 1799 erwarb es der Kammerherr und Major Andreas von Bernstorff, der 1823 in Konkurs geriet und das Gut verkaufen musste. 1902 kaufte Edgar Schröder aus Hamburg Grünhorst, bei dessen Nachkommen es bis heute verblieben ist. – In der Nähe fließt die Alte Eider, in der früher Fischereirechte bestanden. Zum Hof gehörten nach von Schröder vormals eine Ziegelei und ein Armenhaus, ferner die Erbpachtstelle Lagenburg, früher Carstenberg, auch Plönsruh genannt, an der Landstraße Gettorf-Sehestedt, die vermutlich schon Ende des 18. Jahrhunderts abgelegt wurde. Bauten: Das Herrenhaus war 1837 „von Brandmauern und mit blauen Ziegeln gedeckt, im Jahre1769 erbauet und hat ein gewölbtes Souterrain“ (von Schröder). Es scheint der bestehende Bau zu sein, der dann vor 1927 von den Rendsburger Architekten Joerges & Wehde umgebaut wurde. Er stellt sich dar als eingeschossiger, verputzter Backsteinbau von sechs Achsen mit hohem Krüppelwalmdach und firsthoch übergiebeltem Frontispiz, davor eine polygonal vortretende Veranda mit einem Gerüst aus Säulen und breitem Architrav. 1820 gab es an der linken Seite des Herrenhauses ein gleichfalls 1769 errichtetes Meiereigebäude, dazu ein älteres Kuhhaus von Fachwerk. 1799 waren die große Scheune und ein Torhaus erbaut worden, beides Mauerwerksbauten. 1864 brannte die Scheune ab und wurde in massiver Bauweise erneuert. Vor und um 1900 wurden das Kuhhaus „ganz neu“ gebaut (Oldekop), später weitere Gebäude erneuert. Noch heute steht vor dem Hof mit modernisierten Details das 1925 errichtete Torhaus. Oldekop berichtet von einem großen schönen Garten mit einem Laubengang von Hainbuchen. Lage: Abseits der Landstraße zwischen Gettorf und Sehestedt in Richtung Nord-Ostsee-Kanal, Kirchspiel Sehestedt, Gemeinde Holtsee, Kreis Rendsburg-Eckernförde Literatur: Gutsbeschreibungen 1787, 1820, 1823 v. Schröder 1837 I S. 336 v. Schröder 1854 S. 192 Oldekop 1906 II S. 55 Laur 1992 S. 294 Herrenhaus, Hofansicht 209 GUDOW Lage: Südöstlich von Mölln am Gudower See, Kirchspiel und Gemeinde Gudow, Kreis Herzogtum Lauenburg Kurhannoversche Landesaufnahme von 1777, Ausschnitt (Kopie, Planarchiv LD) Literatur: v. Kobbe III 1837 S. 300 v. Schröder/Biernatzki I 1855 S. 444 Haupt IV S. 73 Oldekop 1908 IV S. 46 Kunst-Top. S. 339 Neuschäffer 1987 S. 131 Laur 1992 S. 295 Hist. Gärten S. 279 Dehio 2009 S. 343 Blick in die Tiergartenallee von 1716/17 Historisches: Godowe wird 1194 erstmals in den Quellen genannt. Der Name kommt aus dem Altpolabischen und bedeutet „Ort des God“. Gudow gehörte immer zu den bedeutendsten Gütern des Landes und ist 1278 Witwensitz des Landesherrn, des Herzogs von Sachsen (ab 1296 Sachsen-Lauenburg), doch 1334 wurde es von Marquard von Zecher erworben. Im 14. Jahrhundert existierte hier eine Burg, die in fortwährenden Auseinandersetzungen mit dem Herzog mehrmals zerstört und wiederaufgebaut wurde, zuletzt 1483 von den aus Mecklenburg stammenden Bülows, die 1470 das damalige Lehen von der Familie von Zecher übernommen hatten. Gudow blieb bis heute im Besitz der Familie von Bülow. Mit dem Besitz Gudows war das Amt des lauenburgischen Erblandmarschalls verbunden, zunächst ein reines Hofamt, später ein mehr landständisches, das mit der Leitung des Landtages und der Vertretung der Ritterschaft wie der Landschaft des Herzogtums eine starke politische Funktion beinhaltete. Diese währte bis 1882. Bauten: Clemens von Bülow († 1537) hatte einen ersten Wirtschaftshof angelegt, sein Sohn Franz von Bülow (1523–1564) ließ die alte Burg abbrechen und durch einen mächtigen Neubau ersetzen. Eine Skizze des 19. Jahrhunderts zeigt einen viergeschossigen Bau mit vier Ecktürmen, doppelten Wällen und Wassergräben zur Landseite, zwei „Blockhäusern“ und zur Wasserseite von doppelten Palisaden geschützt. Die Blockhäuser waren Festungstürme mit Geschützen, die die Wälle und Zugbrücken bestreichen konnten. Um 1560 soll dieses aufwendige Gebäude vollendet gewesen sein, also noch vor den 210 bekannteren Schlossbauten des Gottorfer Herzogs Adolf und den zahlreichen Herrenhäusern Heinrich Rantzaus. Das eigenwillige Erscheinungsbild erinnert an die späteren Bauten in Tönning und Damp (s. dort).Das Gebäude wurde bereits hundert Jahre später wieder abgebrochen. Der Reitergeneral Jacob von Bülow (1626–1681) musste im polnisch-schwedischen Erbfolgekrieg Gudow gegen feindliche Truppen verteidigen. Das damals und früher schon beschädigte Gebäude ließ er 1656 abtragen und durch einen zweigeschossigen Fachwerkbau mit langen Seitenflügeln ersetzen. Der Mittelflügel stand auf hohem gequadertem Sockel, vielleicht ein Rest des Renaissancebaus. Nach Darstellung der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1777 stand das 1665 neu errichtete Gebäude dicht am Seeufer und unmittelbar südwestlich des großen Speichergebäudes, ausgerichtet auf die vom jetzigen Herrenhaus kommende Hauptzufahrt auf den Wirtschaftshof. An der Stelle des Speichergebäudes muss der mächtige Bau aus dem 16. Jahrhundert gestanden haben Das bestehende Herrenhaus entstand 1826/28 für Adolf Gottlieb von Bülow (1795–1841) nach Entwürfen von Joseph Christian Lillie, Lübeck, der während der Bauzeit 1827 starb. Der Bauherr selbst hatte den Platz für das neue Gebäude bestimmt: abseits des Wirtschaftshofes am See, auf früherem Gartengelände, mit einer neu gepflanzten Lindenallee als Zufahrt von Osten zwischen zwei baugleichen Torhäuschen, die gleichfalls von Lillie stammen. Der spätklassizistische Putzbau hat zwei Geschosse über rustiziertem Kellersockel und ein niedriges Walmdach, das auf Wunsch Bülows zustande kam – entgegen der Intention des Architek- ten, der eine Lösung entsprechend dem Haus in Knoop bevorzugt hätte (s. dort). Die Breitfront zum See zeigt als Schauseite zwischen einachsigen angedeuteten Seitenrisaliten mit Hauptfenstern in kräftigen Rustikarahmen das Erdgeschoss durch Putzrillen betont und eine Blendbogenfolge gegliedert, die hohe Fenster mit Balusterbrüstungen und eine schlichte Mitteltür unter ornamentalen Relieflünetten aus Stuck umschließt. Zur Tür führt eine zweiläufige Rampentreppe auf ein halbrund ausbauchendes Podest. Über dem mittleren Frontabschnitt erhebt sich eine schmucklose Attika mit Baudatum MDCCCXXVI. An der Gegenseite teilt ein dreiachsiger, durch eine Attika abgeschlossener Mittelrisalit die Fassade; die hier entsprechend geplante Treppe wurde nicht ausgeführt. Dafür entstand 1879 an der östlichen Schmalseite eine offene Säulenloggia mit zweiter Eingangstür. Innen wird das querrechteckige Vestibül durch zwei monumentale dorische Säulen beherrscht, die vor einer flachbogigen Rückwand mit drei Doppeltüren in Rundbogenrahmen postiert sind. Die Halbkreisfelder wie der Kreisabschnitt der Decke sind von Falttuchornamenten gefüllt. Die Decke des vorderen Raumteils ist diagonal kassettiert mit kleinen Rosetten in den Feldern. Neben zwei, einander an den Schmalseiten gegenüberliegenden, rechteckig gerahmten Türen sitzen im oberen Wandabschnitt fi- gürliche Rundmedaillonreliefs. – Der Saal hinter dem Vestibül hat Stucksupraporten (geflügelte Löwen) und zwei runde Öfen. Rechts schließt der Runde Salon an mit Pilastergliederung und einer Flachkuppel auf Konsolfries sowie vier Sitznischen. – Die Ausstattung des Hauses ist seit der Erbauung kaum verändert. 1860 wurden einige Dielenböden durch Parkett ersetzt. Das gesamte Innere wurde 1988 bis 1992 res- Herrenhaus, errichtet 1826–28 von J. C. Lillie, Eingangsseite Herrenhaus, Ansicht von Südosten, Ölbild, um 1830 (Privatbesitz) 211 GÜLDENSTEIN Torhaus von 1828 Hospital von 1704 212 tauriert und dabei die wesentlichen ursprünglichen Raumfassungen nach Befund erneuert. Die östlich des Herrenhauses den Beginn der Lindenallee flankierenden Torhäuser entstanden 1828 und 1829, rechts als erstes der ehemalige Kutschpferdestall, links im folgenden Jahr das Waschhaus. Beide sind baugleich, kubische, anderthalbgeschossige Putzbauten mit kurzem Walmdach. Blendfel- der, in denen die Haustüren sitzen, Wandstreifen und Halbrundfenster im Halbgeschoss sind die sparsame Zier, die zugleich deutlich auf Lillie als Architekten weisen. Gleichzeitig mit dem Bau des neuen Wohnhauses ließ Adolph Gottlieb von Bülow ab 1826 einen Landschaftspark anlegen. Hierbei half ihm der Ludwigsluster Hofgärtner Schweer. Auf ausgedehnten Rasenflächen wurden heimische Gehölze gepflanzt, die man aus dem Ludwigsburger Schlossgarten, aus Nienstedten und aus dem nahe gelegenen Lehsen bezog. Auch der 1665 am Ostufer des Gudower Sees angelegte Tiergarten wurde in den Jahren 1827 bis 1831 landschaftlich umgestaltet. – Zwei Alleen führen auf das Herrenhaus zu; die älteste, die sog. Tiergartenallee von 1716/17 (d), ist mit Eichen bestanden. Parallel zur Hausfront und durch die Torhäuser führt eine Lindenallee, die wohl im Zuge des Herrenhaus-Neubaus angelegt wurde. Rechtwinklig von Norden, also von der Dorfstraße, trifft eine weitere Lindenallee unmittelbar vor den Torhäusern auf die Hauptallee. Nördlich der Dorfkirche liegt das 1704 errichtete sogenannte Hospital, ein eingeschossiger, lang gestreckter Backsteinbau mit Walmdach, in der Mitte ein Türrisalit unter hohem Dreieckgiebel mit Wappen von Bülow und Bauinschrift. Historisches: Das Gut Güldenstein ist eine nachmittelalterliche Gründung. Es entstand wahrscheinlich im Verlaufe des 16. Jahrhunderts gemeinsam mit dem benachbarten Petersdorf (s. dort) aus Ländereien der alten Dörfer Deutschund Wendisch-Gneningen. Oldekop sah in Wendisch-Gneningen einen ehemaligen Edelhof. 1509 taucht der Name Guldenstein zum ersten Mal in einer Urkunde auf. In Caspar Danckwerths Landesbeschreibung von 1652 existierte der Ort Gnenyn noch neben dem Hof Güldenstein, und der frühere Name des an Güldenstein vorbei fließenden Baches, Kneiningsbek, weist ebenso auf diesen Ursprung hin wie indirekt der Flurname Ohldorp in der Güldensteiner Feldmark. Im 15. Jahrhundert war das Geschlecht der Pogwisch im Besitz von Gneningen, später kamen die Reventlows. Hinrich Reventlow verkaufte es vermutlich im Jahre 1584 an den Gottorfer Amtmann Jürgen Sehestedt († 1618) auf Kluvensiek, Groß Nordsee und Perdoel, der nach Henning von Rumohr den Namen Güldenstein endgültig für den Hof einführte und ein erstes Herrenhaus erbaute. Lage: Westlich von Lensahn, Kirchspiel Hansühn, Gemeinde Harmsdorf, Kreis Ostholstein Unter den zahlreichen späteren Besitzern ragen die reichen und baufreudigen Thienens hervor. Wulf Heinrich von Thienen († 1708) auf Wahlstorf und Schinkel kaufte Güldenstein 1701, sein Neffe Heinrich († 1737), der 1722 auch Grünholz bei Thumby in Schwansen erwerben konnte (s. dort), ließ in den Jahren 1726/28 von dem Eutiner Hofbaumeister Rudolph Matthias Dallin das re- Herrenhaus, erbaut 1726–28 von R. M. Dallin, Hofansicht 213 LOUISENLUND Lage: Am Südwestufer der inneren Schlei, die sich hier seenartig zur ‚Großen Breite‘ erweitert, Kirchspiel Haddeby, Gemeinde Güby, Kreis Rendsburg-Eckernförde Blick aus dem Park zum Herrenhaus, Ölbild von J. Tüxen um 1860 (Museum Flensburg) Ansicht vom Meierhof, Aquarell von C. D. Voigts 1805 (LB) 348 Historisches: Im Mittelalter lag an der Stelle des Wirtschaftshofes vermutlich eine Ziegelei, auf die der spätere Name tom Tegelhoff schließen lässt. Besitzer des nachmaligen Gutes waren im 16. Jahrhundert drei Brüder aus dem Geschlecht Sehestedt. 1563 wurde es an Herzog Adolf von Gottorf verkauft und diente einige Zeit der herzoglichen Hofhaltung als Vorwerk. Nach 1647 der Familie des gottorfischen Oberhofmarschalls Ernst Christoph von Günderoth überlassen, fiel es nach dem Tode der letzten Familienangehörigen 1727 an den dänischen König, der sich zwischenzeitlich (1721) der Schleswiger Anteile des Herzogtums bemächtigt hatte. Landgraf Carl von Hessen (1744–1836) hatte schon in jungen Jahren Karriere am dänischen Königshof gemacht, war mit 20 bereits Generalmajor und ver- mählte sich zwei Jahre darauf, 1766, mit der Prinzessin Louise, der Schwester König Christians VII. Die Gunst des Monarchen machte ihn zum Vorsitzenden des Obersten Kriegsrates, Staatsminister und Vizekönig von Norwegen. Hofintrigen veranlassten ihn jedoch schon kurze Zeit später, von allen Ämtern zurückzutreten und mit Einverständnis des Königs die Statthalterschaft in den Herzogtümern als Nachfolger des Grafen Ludwig von Dehn (s. unter Ludwigsburg) anzutreten. Seine lange Dienstzeit von 1767 bis zu seinem Tode 1836 gab dem alten herzoglichen Schloss Gottorf einen letzten Abglanz früherer Residenzzeiten zurück. Als Sommersitz schenkte der König seiner Schwester den Ziegelhof an der Schlei. Hier ließ das landgräfliche Paar durch den aus Kassel gebürtigen späteren Landbaumeister Johann Hermann von Motz ein vergleichsweise schlichtes Wohnhaus errichten. Louise war die Namensgeberin. Für die Anlage eines weitläu figen Parks wurde der vorher auf Damp und Schierensee tätig gewesene Johann Caspar Bechstedt gewonnen. In der Abgeschiedenheit des ländlichen Anwesens konnte der Landgraf seinen freimaurerischen, später bisweilen spiritistischen Neigungen nachgehen, die in Verbindung mit dem als Gast auf Louisenlund weilenden Grafen von St. Germain skurrile Züge annehmen konnten. 1790 wurde in dieser ländlichen Idylle die Vermählung des Thronfolgers und nachmaligen Königs Frederik VI. mit der Tochter des Landgrafenpaares Marie So phie Friederike von Hessen gefeiert. Vermutlich noch in den 90er Jahren wurde das spätbarocke Wohnhaus durch Motz bedeutend vergrößert und nördlich ein lang gestreckter Orangerieflügel angefügt. Spätere Umbauten durch Joseph Eduard Mose haben das Bild nur unbedeutend verändert. Nach wie vor wird das Gut in wesentlichen Zügen durch die landgräfliche Epoche geprägt, auch wenn nicht zu übersehen ist, dass mittlerweile zahlreiche Neubauten seinen ursprünglichen Charakter verändert haben. Louisenlund ging nach dem Tode des Landgrafen 1836 über die jüngste Tochter Louise Caroline von Hessen im Erbgang an das Haus SchleswigHolstein-Sonderburg-Beck, aus dem die heutige, jüngere Glücksburger Linie hervorgegangen ist. Das Gut wird seit 1948 in großzügiger Weise als Internat (Stiftung) genutzt. Bauten: Im heutigen sog. Schloss steckt der Ursprungsbau der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts, ein eingeschossiger Backsteinbau von elf Achsen mit zweigeschossigem übergiebeltem Mittelrisalit und durchfenstertem Mansarddach. Er wurde vor 1794 um die Höhe des Mansardgeschosses aufgestockt, durch zweiachsige Seitenrisalite vergrößert und erhielt ein neues, höheres Satteldach mit Krüppelwalmen. Das Gebäude ist heute verputzt und weiß gestrichen, schlichte breite Freitreppen führen auf beiden Langseiten des Gebäudes ins Innere. Der von Doppelsäulen getragene Balkon am Mittelrisalit der Gartenseite ist eine Zutat der Jahrhundertwende. Der vielteilige Anbau an der nördlichen Schmalseite birgt die ehemalige Orangerie mit Mittelpavillon. Das Innere lässt trotz mehrfacher Umbauten die Grundrissstruktur des Ursprungsbaues noch in großen Zügen erkennen. Um die mittlere Eingangshalle an der Wasserseite und einen ehemals wohl durch die gesamte Länge des Hauses laufenden Mittelflur gruppieren sich acht regelmäßige quadratische Räume (zwei davon heute unterteilt) und ein Gartenzimmer. Die Räume weisen schlichte Stuckelemente und Kaminnischen aus der Zeit um 1800, einige wenige aus der Erbauungszeit auf, dazu eine Reihe schöner klassizistischer Gusseisenöfen. Südlich der Diele liegt das Treppenhaus mit frühklassizistischer Treppe, die mit drei Läufen in das Obergeschoss führt. Hier ist der Festsaal zu nennen mit Stuckdecke und Kaminnische in ‚Schloss Louisenlund‘ von der Wasserseite Blick vom Herrenhaus auf die Schlei 349 Kavaliershaus von 1834 oben: ‚Glockenhaus‘ von 1854, früher Küchengebäude Baudatum mit Monogramm des Landgrafen Carl am Kavaliershaus 350 Empireformen. Ein großer Raum der ursprünglichen Orangerie wird heute als Aula, Ausstellungsund Empfangssaal für das Internat genutzt. Von dem in geometrischen Formen angelegten Kernbereich des Bechstedtschen Gartens um das Landhaus herum (ab 1772 errichtet) ist zur Schlei hin ein regelmäßiges Rasenparterre mit Wegekreuz erhalten bzw. wiederhergestellt. Im Zentrum der mit Buchshecken gefassten Wege steht auf sandsteinernem Säulenstumpf eine Sonnenuhr in Form einer Armillarsphäre, als Kopie des Originals von J. C. Jürgensen aus Schleswig, angefertigt 1794 als Geschenk der Residenzstadt zum 50. Geburtstag des Landgrafen. Südlich an das Rasenparterre anschließend liegt ein ovales Lindenrondell, um das sich die älteren Nebengebäude aus dem 19. Jahrhundert und jün- gere Internatsbauten gruppieren. Das auf Granitquadern gelagerte Kavaliershaus, ein schlichter, zweigeschossiger Backsteinbau von 1834 in spätklassizistischen Formen, mit breitem, flach überdachten Pfeilerportal, angedeuteten Seitenrisaliten und sparsamen Akanthusfriesen, weist auf den Einfluss Christian Frederik Hansens hin. Rechts daneben entstand 1854 das vermutliche, von Oldekop erwähnte Küchengebäude (heute „Glockenhaus“ genannt) als eingeschossiges Traufenhaus mit kräftigem, um ein Geschoss höherem Mittelrisalit, auf dessen Giebel eine steile, dreiteilige Firstzinne mit Schallöffnung und Hofglocke thront. Die Pfeilerverstärkungen der Gebäudekanten könnten auf einen frühen Entwurf des sehr viel später auf Louisenlund tätig werdenden J. E. Mose deuten. Der südlich anschließende ehem. Marstall, ein zweigeschossiges Langhaus unter Walmdach scheint der gleichen Zeit zu entstammen, wurde allerdings 1960 in nüchternen Formen umgebaut. Die im weiteren Umfeld liegenden Parkbereiche weisen Reste der freimaurerischen Ausstattung des späten 18. Jahrhunderts auf: nordwestlich des Schlosses die zugewachsenen und verschütteten Trümmer des ehemaligen Freimaurerturmes, der um 1780 errichtet wurde. Über einem kreisrunden Feldsteinsockel erhoben sich drei Stockwerke in einer Scheinarchitektur aus verbretterten Holzgerüsten mit Putzbewurf. In dem steinernen Sockelgeschoss befand sich ein gewölbter Keller (1918 zerstört). Hier soll der Graf von St. Germain im Auftrag des Landgrafen Carl seinen alchimistischen Neigungen nachgegangen sein. Ein monumentales ägyptisierendes Portal vom Turm aus sandsteinernen Halbsäulen mit Lotuskapitellen und Sturzbalken ist heute an einem der Nebengebäude vermauert. Folgt man dem Weg vorbei am Standort des Turmes, gelangt man in einem entlegenen Winkel des Parks zu der Louisensäule. Die schlanke korinthische Säule mit Sandsteinschaft und Marmorkapitell über hohem Sockel mit der Aufschrift LOVISEN erinnert an die Landgräfin. Abseits im Süden steht das Nordische Haus, ein Holzblockbau im norwegischen Stil, ursprünglich als Jagdhütte, seit 1868 als Kapelle genutzt. Von zahlreichen Freundschaftsmalen erhalten ist nördlich der Hauptallee, am Waldsaum jenseits des heutigen Sportplatzes ein schöner sandsteinerner Obelisk aus dem Jahre 1790. Nicht weit davon findet sich ein 1804 errichteter Freundschaftsstein, beides Überreste einer zu Ehren der Landgrafentochter errichteten Marienlaube. Literatur: Hirschfeld 1782 IV S. 175 v. Schröder 1837 II S. 32 v. Schröder 1854 S. 327 Oldekop 1906 II S. 82 Inv. Kreis Eckernförde S. 239 v. Rumohr 1963 S. 33 Hist. Stätten S. 153 Kunst-Top. S. 205 v. Rumohr 1979 S. 174 Laur 1992 S. 436 Hist. Gärten S. 410 Schlösser und Gutsanlagen S. 62 Dehio 2009 S. 341 Ohl 2013 S. 280 Freimaurerturm auf einer alten Fotografie (Fotoarchiv LD) Auf der Anhöhe westlich des Landhauses liegen die auf die ältere Hofanlage des 17. Jahrhunderts zurückgehenden Gebäude des Meierhofes, einer kleinen regelmäßigen Anlage des späten 18. Jahrhunderts aus Wohnhaus, Scheune und Stall, sämtlich heute zur Unterbringung von Internatsschülern genutzt. Seitlich des Wohnhauses steht, mit Glockentürmchen weithin sichtbar, eine kleine ehem. Fachwerkkapelle. Zum Gut gehörten früher das Katendorf Ahrensberg und das ehemalige Carlsstift, ein Armenhaus von 1841, direkt an der Bundesstraße 76 gelegen, ein langgestreckter, eingeschossiger Backsteinbau unter reetgedecktem Krüppelwalmdach, an der Nordseite mit geschweiftem Zwerchgiebel, darauf in bekröntem Blendfeld die Inschrift CARLS-STIFT / 1841. Zufahrtsallee Obelisk von 1790 351 LÜBBERSDORF Lage: Südlich von Oldenburg, Kirchspiel und Stadt Oldenburg, Kreis Ostholstein Literatur: Gutsbeschreibung 1851 v. Schröder 1841 II S. 87 v. Schröder/Biernatzki II 1856 S. 98 Oldekop 1908 VII S. 100 Laur 1992 S. 437 Herrenhaus von 1856, Gartenseite 352 Historisches: Die villa Lutbrachtesdorpe, das „Dorf des Liutbert“, wird 1237 zum ersten Mal erwähnt. 1256 wird es in einem Tauschvertrag Lutbertesdorp geschrieben. Damals ging das von acht Familien bewohnte Dorf in den Besitz des Lübecker Bischofs über. Vor 1440 wurden die Ländereien des älteren bischöflichen Hofes Kakediz, westlich von Oldenburg, nach verheerenden Überschwemmungen denen von Lübbersdorf zugeschlagen. 1623 wurden zahlreiche Besitzungen des Stifts Lübeck dem Fürstbischof und Herzog Johann Friedrich (1579–1634) geschenkt, darunter auch Lübbersdorf. 1706/07 (nach von Schröder 1708) kam es zur Niederlegung, das heißt gewaltsamen Zerstörung, der Dörfer Bollbrügge, Kremsdorf und Lübbersdorf, auf dem Land der davon gejagten Bauern – angeblich waren sie „dem Trunke ergeben“ (von Schröder 1841) – wurden die gleichnamigen Höfe errichtet. Später zählte Lübbersdorf zu den sogenannten jüngeren großherzoglich Oldenburgischen Fideikommissgütern und wurde verpachtet. Heute gehört es der Familie Korfmann. – Zum Gut gehörten Mitte des 19. Jahrhunderts eine Ziegelei, das Dorf Sipsdorf und mehrere Einzelstellen. LUDWIGSBURG Bauten: „Der Hof liegt in einer Niederung, an einem ehemaligen Teich in einer baumleeren Gegend, ist aber nunmehr von hübschen Anlagen umgeben“ schreibt Oldekop 1908. Noch heute ist die Anlage geprägt von umfangreichen Resten der früheren Hofgräben, die in den sichelförmig nach Südosten sich um das Gutsgelände erstreckenden „Hofteich“ münden. Das Herrenhaus war 1856 „nur klein, einstöckig und mit einem hohen Souterrain, von Brandmauern erbaut und mit Pfannen gedeckt“ (von Schröder). Oldekop berichtet 1908, dass das Gebäude 1861 auf jeder Seite um 5 m verlängert und weiß verputzt wurde. Gegenwärtig zeigt es sich mit dreiachsigen, anderthalbgeschossigen, flach übergiebelten Frontispizen (an der Hofseite nurmehr angedeutet) und rückwärtig einer pilastergegliederten Veranda, die 1925 angebaut wurde. Der hohe, genutete Kellersockel ist mit kräftigem Gesims in Höhe der Fenstersohlbänke des Hochparterres abgeschlossen, die Fenster sind in spätklassizistischer Manier mit profilierten Faschen gerahmt und profilierten Gesimsen mit Akroterienschmuck bekrönt (an der Eingangsseite beseitigt). Das flach geneigte Satteldach liegt auf einem Kniestock mit ebenfalls profilierten seitlichen Ortgängen. Weitgehend erhalten, zeigt der Bau nur in der Eingangssituation – über breit angelegter Freitreppe – eine etwas dürftige Vernüchterung. Auf einem 1854 errichteten Kuhhaus, das bereits 10 Jahre später, nach einem Brand, erneuert werden musste, befand sich ein bemerkenswertes technisches Wunderwerk: „eine gußeiserne Windmühle mit 6 hölzernen Flügeln, die sich selbst reguliren, eingerichtet, durch welche jetzt 2 Heckselmaschinen von verschiedener Construction, 1 Kornquetsche,1 Schleifstein, 1 Wasserpumpe, vermittelst deren die Kühe getränkt werden, außerdem 1 Dreschmaschine und 1 Sägewerk getrieben werden“ (von Schröder 1856). Zwei mächtige Drempelscheunen mit reicher Gliederung an den nach Süden zum Hof gewandten Giebeln, Rundbogenfenstern und breiten, segmentbogig abgeschlossenen Einfahrtstoren zeigen als Maueranker das Erbauungsjahr 1867. Hinter dem Haus erstreckt sich nach Südosten ein kleiner Landschaftspark bis zum Hofteich. Historisches: Um 1400 soll die curia Cohovetia, das frühere Kohöved in der Landschaft Schwansen, Lehngut des Bischofs von Schleswig gewesen sein. Der 1462 verwendete dänische Name Cohovede bedeutet „Kuhhaupt“. Abgeleitet davon erscheint der Name des Baches Kobek, der vermutlich bereits im Mittelalter um das Gutsareal aufgestaut wurde. Die ersten namentlich genannten Besitzer entstammten dem uradeligen Geschlecht der Sehestedt. Mit Beate Sehestedt, die 1564 ihren Bruder Melchior beerbte und später Paul Rantzau von Bothkamp heiratete, ging das Gut für ein Jahrhundert an die seinerzeit mächtigste Familie in den Herzogtümern über. Beate Rantzau, geb. Sehestedt, setzte der eigenen Familie und ihrem früh verstorbenen Ehemann an dem vermutlich von ihr erbauten Torhaus auf Kohöved ein bleibendes Denkmal mit dem großen Sandsteinepitaph in Kreuzesform über der Durchfahrt. 1672 kaufte Friedrich Christian von Kielmannsegg, Sohn des Gottorfischen Kanzlers Kielmann von Kielmannseck, Kohöved. Seine Hinterlassenschaft ist die berühmte „Bunte Kammer“ im Herrenhaus, die er 1673 als anspruchsvollen Gesellschaftsraum durch eine anonyme Künstlerwerkstatt herstellen ließ. Lage: In der Landschaft Schwansen an der Landstraße zwischen Eckernförde und Waabs unweit der Ostsee. Kirchspiel und Gemeinde Waabs, Kreis Rendsburg-Eckernförde Es folgten mehrere kurzfristige Besitzerwechsel, bis 1729 Friedrich Ludwig von Dehn das Gut erwarb und noch im gleichen Jahr mit einer weitgehenden Erneuerung des veralteten Wohnhauses begann. Dabei sorgte er für einen Wiedereinbau der Bunten Kammer in allerdings etwas dezimierter Form. Nach einer steilen Karriere als Diplomat im Dienste des dänischen Königs wurde von Dehn Statthalter für die königlichen Anteile in Schleswig und Holstein mit Sitz auf Gottorf. 1768 erhob der König Die Burg Cohöved, Stich von H. Henninges 1590 Herrenhaus von 1730, Hoffassade Herrenhaus, Grundriss des Erdgeschosses (Planarchiv LD) 353 Herrenhaus des späten 16. Jh., Darstellung in der ‚Bunten Kammer‘ von 1673 ihn in den Grafenstand und gestattete ihm, Kohöved in „Ludwigsburg“ umzubenennen. Hier starb er 1771. Im Erbgang gelangte Ludwigsburg an die Familie von Ahlefeldt, bei der es bis 1950 verblieb. Heutiger Eigentümer ist Wolfgang Carl. – Zu Ludwigsburg gehörten die Meierhöfe Karlsminde, Lehmberg, Sophienhof, Rotensande, Waabs und Hökholz. 1823 gab es eine Windmühle mit Müllerwohnhaus auf einer Koppel des Meierhofes Sophienhof und eine Wassermühle „am Burggraben des Haupthofes“ (Gutsbeschreibung). In der sogenannten Glashölzung lag eine Ziegelei mit Ziegelscheune, Brennofen und mehreren Wohnhäusern. ‚Bunte Kammer“, Kaminrisalit Bauten: Das jetzige Herrenhaus Ludwigsburg hatte zwei uns bekannte Vorgängerbauten, die an gleicher Stelle standen und mit Teilen ihrer Fundamente, Mauern und Kellergewölbe in ihm aufgegangen sind. Die Rantzau-Tafel von 1586 zeigt den ersten, die Wasserburg COHOVETIA aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, als schmucklosen Bau von sechs Achsen Breite mit Satteldach und drei Zwerchhäusern. Schon sehr viel aufwändiger tritt uns der Erweiterungsbau entgegen, der Bertram Rantzau, Beates Sohn, zugeschrieben wird. Er soll nach 1590 errichtet worden sein. Als zweigeschossiges Doppelhaus mit Treppenturm vertrat er einen damals gängigen, wenn auch nicht mehr zeitgemäßen Bautypus. Auffällig war neben reich gestalteten Volutengiebeln ein zweiter mächtiger Turm, asymmetrisch vor der südlichen Giebelfassade, der mit zwei offenen umlaufenden Galerien und Zwiebelhaube entfernt an chinesische Pagoden erinnerte. Als mächtiger dreigeschossiger Backsteinbau mit schwerem Mansarddach liegt das Herrenhaus mit 354 seinem aus großen Granitquadern errichteten Kellersockel in breitem Wassergraben, zugänglich über einen gemauerten Damm, der im 19. Jahrhundert eine Bogenbrücke ersetzte. Sandsteinlagen im Erdgeschossmauerwerk sind eine Reminiszenz an den Vorgängerbau, dessen Material weitgehend wieder verwendet wurde. Aus der Näher erst offenbart sich die feine Oberflächenstruktur der Fassaden, die in den Obergeschossen an der Eingangsseite eine flach aufgelegte barocke Pilasterordnung zeigt. Kaum mehr als Relief sind auch die übergiebelten Mittelrisalite an Hof- und Gartenseite mit rustizierten Erdgeschossen und schlichten sandsteinernen Säulenportalen. Das Innere des Hauses birgt aus dem 18. Jahrhundert noch zahlreiche Räume und Appartements, die qualitätvoll mit Kaminen, Boiserien, bemalten Leinwandbespannungen und Tapeten ausgestattet sind. Von dem früheren Reichtum an Gemälden zeugen unter anderem etliche Supraporten mit ländlichen Szenerien und zwei große Staatsgemälde im Festsaal des Obergeschosses. Die zentrale Eingangshalle ist holzgetäfelt mit einer Gliederung durch wandhohe korinthische Pilaster und mit Öländer Platten ausgelegt, ebenso der in der Mittelachse in holländischer Manier anschließende Gartenflur. Linker Hand liegen Räume, die schon immer dem täglichen Wohnen dienten; zur Rechten betritt man das durch alle Geschosse reichende Treppenhaus mit Régence-Balustrade. Im ersten Obergeschoss, dem ‚piano nobile‘, befinden sich die Räume, die repräsentativen Anlässen vorbehalten waren. Vom Treppenhaus gelangt man auf der Hofseite unmittelbar in den ehemaligen Speisesaal, der heute eine jüngst freigelegte Tapete aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dramatischen Szenen aus den französischen Kolonialkriegen in Nordafrika zeigt. Der auf der Gartenseite folgende Festsaal trägt frühklassizistische Boiserien aus der Zeit um 1780, weiß mit sparsamer Vergoldung, deren schlichte Gliederung aus Füllungsfeldern und rahmenden Doppelpilastern in reizvollem Gegensatz zu älteren Rokoko-Schnitzereien an den verspiegelten Kaminrisaliten steht. Zwei lebensgroße ganzfigurige Porträts Kaiser Karls VI. und seiner Gemahlin in prachtvoll geschnitzten Régencerahmen ergänzen das Bild. Die Bunte Kammer von 1673 im Erdgeschoss ist der bedeutendste Raum im Herrenhaus Ludwigsburg. Er gewährt Einblick in das verschwundene Haus des 17. Jahrhunderts. Mit ihrem wandhohen Getäfel aus 145 Ölbildern in einem Rahmenwerk ist die Bunte Kammer ohne Vergleich im Lande. 25 weitere Tafeln befinden sich in der Bibliothek im Obergeschoss. Ohne ein festes Programm dokumentieren die Darstellungen, die auf die zeitgenössische europäische Emblemliteratur zurückgehen, eindringlich, wenn auch stets verklausuliert, die geistigen und politischen Ambitionen ihres Initiators Kielmannsegg. Die Bildüberschriften sind in den wichtigsten europäischen Sprachen der damaligen Zeit abgefasst. Auch die Themen der Bilder sprengen den regionalen Rahmen. Nur eine kleine Schicht von Gebildeten war damals in der Lage, ihren rätselhaften Inhalt zu deuten. Von den historischen Hofgebäuden der Gutsanlage stehen heute – nach zwei Bränden 1858 und 1904 – nur noch Reste. Das halbrunde Krummhaus, vermutlich von Landbaumeister Johann Georg Rosenberg um 1740 errichtet, wurde 1967 abgebrochen. Nur die beiden Seitenflügel blieben erhalten. Am südlichen schließt das Torhaus des 16. Jahrhunderts an, das in stark vereinfachter Form überkommen ist. Es erhielt nach dem Brand von 1904 an Stelle des vorherigen Walmdaches ein Mansarddach in Anlehnung an das Herrenhaus. Das von Wassergräben umzogene Geviert des alten Gartens hinter dem Herrenhaus geht auf eine Anlage des frühen 17. Jahrhunderts zurück. Reste barocker Lindenalleen und einzelne Baumgruppen deuten seine Entwicklungsgeschichte an. Das Gartenhaus an der Westseite zeigt die Formensprache des Krummhauses; sein flaches Dach ist nicht ursprünglich. Außerhalb der Gräben erstreckt sich hier, zum Teil noch von hoher Backsteinmauer begrenzt, der ehemalige Küchengarten. Am Ortseingang von Kleinwaabs liegen die verbauten Reste der Ludwigsburger Mühle, einem Zwickstellholländer von 1879, der 1905 abgebrannt ist. Daneben existierte bis 1870 eine ältere Bockmühle. Vor der Waabser Kirche liegt das noch heute zum Gut gehörige Armenhaus, das Friedrich Ludwig von Dehn 1730 errichten ließ, ein solider Backsteinbau unter hohem Walmdach mit gerahmten Wandfeldern und fein profiliertem Gesims. Im Hausflur hing früher ein gut gemaltes Porträt des Bauherrn in zeitgenössischem Rahmen. Südflügel des ehemaligen ‚Krummhauses‘ und Torhaus des 16. Jh., Feldseite Literatur: Gutsbeschreibung um 1823 v. Schröder 1837 II S. 32 v. Schröder 1854 S. 328 v. Schröder 1862 S. 72 Trap S. 651 Haupt I S. 183 Oldekop 1906 II S. 83 Lorenzen 1913 S. 37 Hirschfeld 1929 S. 82 Inv. Kreis Eckernförde S. 247 v. Rumohr 1963 S. 47 Kunst-Top. S. 205 v. Rumohr 1979 S. 267 Hirschfeld 1980 S. 57 Laur 1992 S. 401, 437 Hist. Gärten S. 426 Schlösser und Gutsanlagen S. 53 Dehio 2009 S. 949 355