2-2014

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JOURNAL
2
2014
Die
DieMünchner
MünchnerOpernfreunde
Opernfreunde
33. Jahrgang
Laudatio auf Ks. Brigitte Fassbaender
Eine Laudatio auf Brigitte Fassbaender zu halten, klingt zunächst wie
Foto: eh
D
ie Dramatisierung unserer erlebten Welt ist seit der Antike
lebendig und dem Menschen
offenbar ein Bedürfnis als Spiegel seiner Zeit, in Gleichnis und Metapher.
(…) Die Freiheit der Meinung, die
Freiheit jedes Einzelnen sind theaterimmanente Themen und ‚künstlerische Freiheit‘ oberstes Gebot.“ Diese
Sätze könnten mit ihrer treffsicheren
Gültigkeit in jedem Handbuch der dramatischen Kunst stehen. Ihr leidenschaftliches Credo wiederum lässt an
ein so überzeugtes wie überzeugendes
Bekenntnis denken. Sie entstammen
einem Text, den Brigitte Fassbaender
2006 unter dem Titel Kann man mit
Kunst etwas bewegen bzw. vermitteln?
verfasst und als Rede gehalten hat,
und sie offenbaren wenigstens drei
Wesenszüge der hier und heute ausgezeichneten Persönlichkeit:
ihren weiten geistigen Horizont,
der über binnenmusikalische und
gesangstechnische Problemfelder
deutlich hinausreicht; den streitbaren
Mut, der sich nicht in erworbenem
Ruhm sonnt und in satter Zufriedenheit mit einer mehr als erfolgreichen
Laufbahn zurücklehnt; endlich das
Feuer, das hinter makellosen Formulierungen aller ihrer Schriftzeugnisse
durchleuchtet. „Nirgends brennen
wir genauer“, hat Ernst Bloch einmal
über die Musik und Dramaturgie von
Beethovens Fidelio geschrieben: Auch
in Brigitte Fassbaenders vielfältigem
Wirken wird dieser nur scheinbare Widerspruch zum leuchtenden Ereignis.
Unser neues Ehrenmitglied:
Ks. Brigitte Fassbaender
eine recht leichte Aufgabe. Denn man
könnte zu diesem Zweck bequem aus
ihren zahlreichen Interviews exzerpieren, Lobreden aus berufenem Mund
wiederholen, Daten ihrer Biographie
sowie ihre Leistungen als Sängerin,
Regisseurin und Intendantin chronologisch oder nach Merkmalen von
Frequenz und Dominanz aufzählen.
Ja selbst die schiere Nennung ihrer
Auszeichnungen, Titel und offiziellen
Würdigungen könnte einen wesentlichen Teil meiner Rede ausmachen.
Doch mir erschiene dieses Verfahren
zu banal, zu anspruchslos, anders
gesagt: dieser unverwechselbaren
‚Gesamtkünstlerin‘ nicht angemessen.
Ich wähle daher einen alternativen,
zugegeben sehr subjektiven und individuellen Zugang zu meinem Sujet,
bei dem persönliche Begegnungen
und Hörerfahrungen als Leitfaden
dienen mögen. Das Repertoire der
gefeierten Sängerin aufzulisten, soll
und muss eine archivarische Aufgabe
außerhalb dieses Festaktes bleiben.
In diesem Jahr, in der Stadt München
und bei unserem besonderen Anlass
an ihre Strauss-Partien zu erinnern,
soll jedoch als kleiner, aber aufschlussreicher Teil ihrer Künstlerbiographie,
quasi als pars pro toto, gestattet
sein. Ein bezeichnendes Merkmal
ist dabei die schrittweise Eroberung
von Figuren und Werken. Dass sie im
Rosenkavalier von der dritten adeligen
Waise über Annina zur Titelrolle des
Octavian aufgestiegen ist, mag man
noch als typische Expansion und Eroberung des ersten Faches betrachten.
Dass sie diese Traumrolle mancher
Sängerin nicht aus stimmlichen
Gründen, sondern als Resultat eines
inneren Reifungsprozesses freiwillig
zurückgelegt hat, ist einer Erwähnung
wert – freilich mehr noch die Tatsache, dass Frau Fassbaender dank ihrer
reichen Erfahrung mit der Partitur
und dem Personenarsenal dieser Oper
als Spielleiterin die ersten Schritte
ihrer zweiten Karriere gesetzt hat. Der
Wechsel vom Pagen zur Herodias in
Salome wiederum beschreibt zugleich
eine Bruchlinie der Charaktere: hier
eine Liebestragödie in nuce, dort das
Portrait einer verwitterten, zur Widerwärtigkeit verhärteten reifen Frau.
Als Clairon in Capriccio konnte die
Mimin die Attitüden einer Schauspielerin, einer professionellen Künstlerin
LAUDATIO
IN H ALT
1-3 Laudatio auf
Brigitte Fassbaender
4 Vorschau Künstlergespräche
5 Vorschau KulturZeit und
Wanderungen
6 Danielle de Niese
7-8 Wilfried Hiller
9 Alex Esposito
10-11 Zu Haus bei Strauss
12 Opernstudio
13 Il Pirata in Landshut
14-15 Rossinis Guillaume Tell
16-18 Teatro La Fenice und
Gedenktage
19 Hertha Töpper zum
90. Geburtstag
20 Münchner Straßen II
IMPRESSU M
© Copyright:
Vorstand des Interessenvereins des
Bayerischen Staatsopernpublikums e.V.
(IBS) – Die Münchner Opernfreunde
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Redaktion:
Ulrike Ehmann (verantw.)
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Gestaltung:
Ingrid Näßl
Das IBS Journal erscheint viermal jährlich.
Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag
enthalten.
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Anzeigen-Preisliste Nr. 7, gültig seit
1. Dezember 2008
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Jost Voges | Monika Beyerle-Scheller |
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Heinrich Bender|Inge Borkh|Brigitte Fassbaender|Edita Gruberova| Sir Peter Jonas |
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Schneider | Peter Schreier | Peter Seiffert
2
im Milieu beflissener Dilettanten
ausspielen. An der vielleicht voraussetzungsreichsten Bühnenfigur des
Tandems Strauss - Hofmannsthal, der
Amme in der Frau ohne Schatten, mögen sie und ihr Publikum die mephistophelischen Züge, das Konglomerat
aus Zynismus, Menschenverachtung
und fürsorglicher Belagerung ihres
Schützlings fasziniert haben.
Versäumt habe ich die Sängerin in
einer mir sehr lieben Operngestalt,
dem ‚mozärtlichen‘ Komponisten
im Vorspiel zu Ariadne auf Naxos!
Den Balanceakt zwischen Euphorie
und Depression, den Umschwung
von ästhetischem Anspruch zu allzu
menschlichen Gefühlen hätte ich
akustisch und optisch gern erlebt.
In lebendiger Erinnerung, durch
mehrfache Beschäftigung mit der
Videoaufzeichnung vertieft und
aufgefrischt, ist mir dagegen Brigitte
Fassbaenders Interpretation der
Klytämnestra in Elektra. Im Einklang
mit Harry Kupfers szenischer Deutung stellt sie keine boshafte Furie auf
die Bühne, vielmehr eine vom Schicksal gezeichnete Frau, traumatisiert
und auf sich zurückgeworfen, die ihre
innere Zerrüttung mit dicker Schminke übertüncht und um die Zuwendung
ihrer Tochter geradezu bettelt. Ich
habe soeben von Rollen der Künstlerin gesprochen, die ich – beruflich an
meine akademischen Wirkungsstätten
gebunden – leider nicht authentisch
erleben konnte. Zu diesen schmerzlich
empfundenen Lücken und Defiziten
zähle ich ihre Eboli, ihre Amneris und
die Marie in Alban Bergs Wozzeck.
Im Rückblick auf eine Verfilmung
unvergesslich ist mir hingegen die
Gestaltung der Charlotte in Jules
Massenets Werther im manifesten
Zwiespalt zwischen strenger Erfüllung
ihrer familiären Rolle und mühsam
beherrschter Empathie sowie emotionaler Hingabe.
Brigitte Fassbaender hat sich als Lehrerin und Leiterin von Meisterkursen
einen legendären Ruf erworben. Eine
Vielzahl ihrer ehemaligen Schützlinge
auf den Bühnen und Konzertpodien
der Welt bezeugt den Wahrheitsgehalt dieser Aura. Ich selbst durfte
einmal als Zaungast in Garmisch
ihrem Unterricht beiwohnen: Das viel
gebrauchte Schlagwort von ‚wohlwollender Kritik‘ (oder auch umgekehrt:
von ‚kritischem Wohlwollen‘) hat dabei in meiner Wahrnehmung fassbare,
konkrete Form gewonnen, also den
notorischen ‚Sitz im Leben‘ erhalten.
Die Regiearbeit der heute Geehrten
habe ich erst spät und nur in bescheidenen Auszügen kennengelernt: gerade vor wenigen Tagen in Benjamin
Brittens Albert Herring an der Wiener
Volksoper, vor knapp zwei Jahren bei
Falstaff am Tiroler Landestheater. Die
rundum stimmige Wiener Produktion hält eine schöne Mitte zwischen
großer Linie und liebevollem Detail.
Der Blick auf das merkwürdige, im
Charakter verbogene und verschrobene Personal des Stückes geriet
diagnostisch, nüchtern, zugleich aber
keineswegs ätzend, sondern durch
liebevolles Augenzwinkern gemildert:
Die Welt erschien dabei nicht heil,
sehr wohl aber heilbar. In Brigitte
Fassbaenders szenischer Arbeit wird
der prekären Situation des heutigen
Theaters gebührend Rechnung getragen – weder mit eskapistischer Arroganz noch mit willfähriger Verneigung
vor einer Spaßgesellschaft. Sie strebt
den Aufschlusswert für die Gegenwart
nicht mit penetrant aufgetragener,
aufdringlicher Aktualität an. Denn
T-Shirts, Jeans und Trenchcoats sind
noch keine sicheren Garanten für persönliche Betroffenheit im Publikum;
umgekehrt kann gerade das historische Ambiente, die gesuchte äußere
Distanz nachdrücklich auf Probleme
unserer Zeit weisen: Die Bühne soll
verzaubern und keine Neuauflage von
Tagesschau oder Zeitmagazin vortäuschen. Das Wunder der Verwandlung
erfordert Dringlichkeit und Triftigkeit, die uns die Regisseurin Fassbaender in reichem Maße zuteilwerden
lässt: Sie ist für ihre Zuschauer Weg
und nicht Wegweiserin.
LAUDATIO
Im ersten Bild der Innsbrucker
Falstaff-Inszenierung überrascht
zunächst das Milieu eines britischen
Clubs, in dem der abgehauste Aristokrat dürftig, aber nicht ohne
Standesdünkel Hof hält. Damit wird
visuell wie ideell eine stimmige Brücke
zwischen fiktiver Vergangenheit
und realer Moderne errichtet. Apropos Falstaff: In einem klugen Essay
bringt die Regisseurin die schillernde
Diskrepanz zwischen Schwäche und
Größe der Titelfigur, ihr oszillierendes
menschliches Profil auf den Punkt:
„Er denkt z. B. nach über ‚die Ehre‘
(…) Aber auch über seine Körperlichkeit, die ihm nicht Last oder Ballast
ist, sondern quasi ein Statussymbol,
eine umwerfende, überrumpelnde
Körperlichkeit, die seine Genusssucht
ihm auferlegt hat. Er trägt und erträgt
sie mit Grandezza, ja geradezu Stolz.
Ein ‚Depot der Anmaßung‘, ein ‚Körperphilosoph‘. Ein gewitzter, intelligenter, selbstbewusster Kerl, der sich
für unwiderstehlich hält, was seine
einzige Dummheit ist.“
An dieser Stelle meiner Laudatio
habe ich die Schriftstellerin Brigitte Fassbaender erreicht, in deren
Selbstverständnis Sprache mehr
bedeutet als ein wohlfeiles Mittel
der Alltagskommunikation. Diese ist
vielmehr eine genuine Facette ihres
Künstlertums, eine ‚Verdichtung‘ (in
doppelter Lesart!) ihrer kreativen
Auseinandersetzung mit Stoffen und
Gestalten, ihrer geistigen Annäherung
an und Aneignung von Werken der
Bühne und darüber hinaus. Dass sie
bereits in der Schule gute Aufsätze
geschrieben hat, glaubt man ihr aufs
Wort: Ihre Ausdrucksweise ist so
sinnig wie sinnlich, ihre verbale Kraft
ist stets beispielhaft, bisweilen sogar
beispiellos.
An zwei Texten zu Opern, die auch
mir viel bedeuten, möchte ich diese
Tugend abschließend knapp beleuchten. In einem Essay, Ein Traum von
Liebe, räumt die Autorin zunächst
gründlich mit dem Vorurteil auf, die
Strauss-Oper Arabella sei eine eher
triviale Operette oder mit anderen
Worten: ein ‚Sklerosenkavalier‘. In
schlüssiger Analyse betrachtet sie das
Ensemble der handelnden Personen;
ihr freundlicher Blick ruht dabei auf
der – oft missverstandenen – Protagonistin und ihrem kongenialen ‚Lebensmenschen‘ Mandryka: „Arabella
ist eine souveräne junge Frau, die
die Fähigkeit hat, über sich und das
Leben nachzudenken, ein rationaler,
kompromissloser Mensch, bereit zum
Aufbruch in eine große Liebe.“ Über
die mitunter bestaunte, gar als veraltet belächelte Phrase „Und du sollst
mein Gebieter sein“ schreibt Brigitte
Fassbaender: „Aber diese ‚Unterwerfungsgeste‘ ist doch nur Hingabe an
den Menschen, den sie als Partner für
sich anerkennt und akzeptiert.“ Von
dieser Gestalt heißt es endlich: „Er
ist verletzbar, und Arabellas seelische
Konstruktion versetzt sie in die Lage,
diese Verletzbarkeit richtig einzuordnen und sein Verhalten zu verzeihen.
Mandrykas Selbstwertgefühl steht
auf tönernen Füßen; diese Frau, diese
EINLADUNG
Zur ordentlichen
Mitgliederversammlung
am Mittwoch, dem 21. Mai 2014
um 19.00 Uhr
im Millerzimmer des Münchner
Künstlerhauses am Lenbachplatz
Partnerin wird ihm helfen, es wiederzufinden, es auszubauen.“
Solche Aussagen sind ein Angebot,
keine Anbiederung an den Leser und
an das Publikum einer Opernproduktion, wie es auch die Studie zu Debussys Pelléas et Mélisande demonstriert.
Ich beschränke mich auf die Aussage
über die filigrane titelgebende Frauengestalt im Netzwerk ihrer dramaturgischen Beziehungen: „Wenn
man über Mélisande spricht, über sie
nachdenkt, drängen sich die anderen
dazwischen. Sie ist nie allein, aber unendlich einsam. Golauds Eifersucht ist
immer greifbar; Arkel sucht und tastet
nach ihr; Yniold schmiegt sich an sie,
sucht ihre Wärme und Zärtlichkeit,
Geneviève beobachtet sie fragend –
wer bist du, Mélisande? Und sie kann
es nicht sagen, sie hat keine Worte für
sich, kaum für andere.“
Ich ende nicht – denn das würde ein
Fertigwerden mit meiner Aufgabe
meinen –, sondern ich höre auf, breche aus Zeitgründen ab. Und ich folge
dabei in leicht verändertem Wortlaut
jener Passage, mit der Brigitte Fassbaender ihren Liebesbrief an Franz
Schubert ausklingen lässt: „Ich muss
jetzt schließen, der Text wird zu lang.
Lassen Sie mich ganz einfach meinen
Dank abstatten, der umfassender ist,
als sich hier und je in Worten sagen
lässt. Ich grüße Sie in größter Verehrung und Bewunderung, nein – Liebe.“
Laudatio von Prof. Oswald Panagl,
gehalten am 24. Februar 2014 anlässlich
der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft
des IBS – Die Münchner Opernfreunde
an Prof. Dr. h.c. Ks. Brigitte Fassbaender
TAGESORDNUNG
1.
Genehmigung des Protokolls der letzten Mitgliederversamm-
lung vom 8. Mai 2013
(Das Protokoll liegt für Sie zur Einsichtnahme am Eingang bereit)
2.
Berichte des Vorstands mit anschließender Aussprache
3.
Bericht der Kassenprüfer
4.
Entlastung des Vorstands
5.
Neuwahl der Kassenprüfer
6.
Anträge: Schriftliche Anträge werden gemäß § 12/1 der Satzung bis spätestens 7. Mai 2014 erbeten.
7.Verschiedenes
Mit herzlichen Grüßen
Der Vorstand
3
VERANSTALTUNGEN
KÜNSTLERGESPRÄCHE
KÜNSTLERGESPRÄCHE
KÜNSTLERGESPRÄCHE
Ks. Anna Tomowa-Sintow
Die bulgarische Sängerin ist an allen
bedeutenden Opern- und Konzerthäusern der Welt aufgetreten.
Eine besonders enge künstlerische
Verbindung hatte sie zu Herbert von
Karajan.
Neunzehn Festspielsommer lang
trat sie in Salzburg auf, vor allem in
Mozart- und Strauss-Opern.
In München konnte man sie als
mondäne Marschallin im
Rosenkavalier und in Liederabenden
bewundern. Mit der Saburowa in
Rimsky-Korsakows Zarenbraut in
Berlin glückte ihr im letzten Jahr
der Sprung ins Charakterfach.
Sonntag, 13. April 2014,
15.00 Uhr
Moderation: M. Beyerle-Scheller
Dr. Claudia Küster
gewährt uns einen Blick hinter die
Kulissen, auf ihren Arbeitsplatz im
Künstlerischen Betriebsbüro der
Bayerischen Staatsoper.
Sie ist die Leiterin des Probenbüros
– ein aufregender Job, der ein unglaubliches Organisationstalent und
eine ausgefeilte Logistik erfordert.
Für etwa vierhundert Aufführungen
und zehn Neuproduktionen pro
Spielzeit ist sie verantwortlich.
Freitag, 6. Juni 2014,
19.00 Uhr
Moderation: N.N.
Joseph Calleja
startete seine Karriere mit 19 Jahren in seiner maltesischen Heimat
als Macduff im Macbeth.
Seither singt er an den großen internationalen Opernhäusern und
gehört zu den führenden Tenören
seines Faches.
An der Bayerischen Staatsoper,
wo er bei den Festspielen 2014 als
Macduff und Alfredo Germont in La
Traviata zu hören sein wird, ist er
ein regelmäßiger Gast.
Samstag, 5. Juli 2014,
19.00 Uhr
Moderation: Gisela Schmöger
Stammtisch
im Bräustüberl (1. Stock) des
„Hofbräuhauses“ am Platzl
Sonntag, 15. Juni 2014,
ab 12.30 Uhr
Ivy Amista
stammt aus Sao Paolo, Brasilien,
und studierte an der dortigen
Camilla Ballett-Schule.
2001 erhielt sie ein Stipendium, um
in München an der Ballettakademie/Heinz-Bosl-Stiftung ihre
Ausbildung zu beenden.
Nach ihrem Examen wurde sie zur
Spielzeit 2001/02 ins Bayerische
Staatsballett übernommen.
Im Herbst 2005 erhielt sie den
Bayerischen Kunstförderpreis in der
Sparte Tanz.
Jetzt gratulieren wir ihr ganz herzlich: Zur Spielzeit 2014/15 wurde
sie zur 1. Solistin ernannt.
Samstag, 3. Mai 2014,
19.00 Uhr
Moderation: Gisela Schmöger
Aus Anlass der Wiedereröffnung des Nationaltheaters im November 1963 legte die Deutsche Bundespost eine 20-Pfennig-Sondermarke auf. 30 Millionen Marken wurden gedruckt,
Ausgabetag war der 6. Mai 1964. Diese Sondermarke nach einem Entwurf von Heinz Schillinger war bis zum 31. Dezember 1966 gültig.
Mitgliederversammlung 2014
Mittwoch, 21. Mai 2014, 19.00 Uhr
s. Einladung auf Seite 3
Alle Veranstaltungen, soweit nicht anders
angegeben:
Münchner Künstlerhaus
am Lenbachplatz
Kasse und Einlass jeweils
½ Std. vor Beginn
Eintritt:
Mitglieder 5,- €, Gäste 8,- €
Jahresabo: 30,- €
Schüler und Studenten zahlen die Hälfte.
IBS – Interessenverein des Bayerischen Staatsopernpublikums e. V. – Postfach 10 08 29, 80082 München
Tel. (089) 300 37 98 – Fax (089) 74 16 00 85 – Bürozeiten: Montag – Mittwoch – Freitag 10-13 Uhr
[email protected] – www.opernfreundemuenchen.de
Bankverbindung: Postbank München IBAN: DE41700100800312030800 BIC: PBNKDEFF
4
VERANSTALTUNGEN
KULTURZEIT
KULTURZEIT
WANDERUNGEN
Ein Tag bei Kurfürst Max Emanuel
Das Gesamtkunstwerk des „bayerischen Versailles“ an einem Tag
Vormittag: Altes und Neues Schloss
Schleißheim.
Mittagspause in der Schlosswirtschaft.
Nach dem Mittagessen Spaziergang
durch den Schlosspark mit den wieder
original angelegten barocken Blumenrabatten, Besichtigung Neuer Stall,
Renatuskapelle und Schloss Lustheim.
Dienstag, 27. Mai, 10.00 Uhr
Treffpunkt: 10.00 Uhr in der Kassenhalle
Kosten: 25,- € (alle Führungen und
Eintritte, Sendeanlage)
Führung: Monika Babl M.A.
Leitung: Eva Weimer
S1 Marienplatz
Richtung Freising ab 09.20 Uhr
Verbindliche Anmeldung im IBSBüro ab 12. Mai, per E-Mail ab 5. Mai
Zum 150. Geburtstag
von Richard Strauss:
Besichtigung und Führung durch die
von Emanuel von Seidl für Richard
Strauss erbaute Jugendstilvilla in
Garmisch-Partenkirchen.
Danach gemeinsames Mittagessen.
Anschließend:
Führung durch das
Richard-Strauss-Institut in
Garmisch-Partenkirchen
Dienstag, 24. Juni 2014
Kosten: Eintritt Institut 3,50 € plus
Bayernticket
Leitung: Jost Voges
München Hauptbahnhof
ab 09.32 Uhr mit RE 5415;
Ankunft GAP: 10.54 Uhr
Verbindliche Anmeldung im IBSBüro ab 11. Juni,
per E-Mail ab 4. Juni
Samstag, 10. Mai 2014
Saulgrub – Soier See – Saulgrub
Gehzeit: ca 3 ½ Stunden
Führung: H. Kühnel (089) 755 91 49
München
Hauptbahnhof ab 08.32 Uhr
Saulgrub
an 10.06 Uhr
(Umsteigen in Murnau)
Einkehr nach 2 Stunden im „Fischerhäusl“ am See in Bad Bayersoien.
Anmeldung erforderlich (Bayernticket)
Die E-Mail-Anmeldungen zu unseren KulturZeit-Veranstaltungen werden
nicht bevorzugt behandelt, sondern dienen dazu, das Büro-Telefon
am Anmeldetag zu entlasten.
Maigrüße anno 1901
Samstag, 14. Juni 2014
Olching – Emmering – Fürstenfeldbruck an den Amperauen
Gehzeit: ca. 3 Stunden
Führung: Ingrid Näßl (08142) 498 55
(Handy: 0160-90 23 15 55)
S3 Marienplatz Richtung Mammendorf/Maisach ab 09.34 Uhr
Olching an 10.01 Uhr
Einkehr nach ca. 2 ¼ Stunden im
Gasthaus „Alter Wirt“ in Emmering
Samstag, 12. Juli 2014
Von Kochel über das Walchenseekraftwerk und den Felsenweg nach
Schlehdorf
Gehzeit: ca. 3 Stunden
Führung:
M. Greczmiel (089) 84 37 77
(Handy 0179-201 71 09)
München Hauptbahnhof
RB nach Kochel
ab 09.00 Uhr
Pasing
ab 09.07 Uhr
Kochel
an 10.08 Uhr
Einkehr nach 2 Stunden im „Landgasthaus Fischerwirt“.
Rückfahrt alternativ mit dem Schiff
nach Kochel, dann RB nach München
oder Bus und RB.
Anmeldung erforderlich (Bayernticket)
Jeder Teilnehmer unternimmt die
Wanderungen auf eigene Gefahr.
Eine Haftung für Schäden wird nicht
übernommen.
Kaum ist der Mai gekommen, gehen die Maikäfer auf Exkursion. Einige Münchner Maikäfer
haben dabei das Nationaltheater im Gepäck. – Dieser Gruß aus München ging am
26. April 1901 nach Wasserburg am Inn, an Hermann Hahn, kgl. Rentamt.
5
ZU GAST BEIM IBS
Ein ungewöhnlicher Fall
„Ich bin ein ungewöhnlicher Fall“,
bekennt die glänzend aufgelegte
quirlige Sopranistin lachend, „aber
nicht im negativen Sinn.“ Ihre Begabung begann sich ungewöhnlich früh
abzuzeichnen. Schon als Einjährige
konnte sie das, was die Mutter ihr vorsang, intonationssicher nachsingen.
Als sie sechs Jahre alt war, bekam sie
Ballett- und Gesangsunterricht und
lernte Jazz-, Stepp- und Modernen
Tanz. Weil sie von klein auf in sich so
große Lust verspürte zu tanzen, zu
spielen und zu agieren, Leuten etwas
vorzuführen, sog sie alles auf wie ein
Schwamm. Mit sieben kamen Klavierunterricht, Musiktheorie und Kontrapunkt hinzu. Doch das größte Talent
nützt nichts, wenn es nicht gefördert
wird, meinten ihre aus Sri Lanka
stammenden Eltern, und sorgten
dafür, dass die Achtjährige eine fundierte klassische Gesangsausbildung
erhielt. Um die hochbegabte Tochter
optimal zu fördern, übersiedelte die
Familie 1989 von Melbourne nach
Los Angeles. Mit zwölf Jahren erhielt
Danielle de Niese als singender und
moderierender Star einer US-amerikanischen Fernsehshow einen Emmy.
Drei Jahre später trat sie erstmals
an der Los Angeles Opera auf, und
noch bevor sie ihren Abschluss am
Mannes College of Music in New York
machen konnte, gab sie mit 19 Jahren
als Barbarina in Le nozze di Figaro ihr
Debüt an der Met. Heute ist sie einer
der großen Stars der internationalen
Opernszene.
6
Während die meisten Sänger ihre
ersten Bühnenerfahrungen mit
zwanzig oder gar dreißig sammeln,
musste sie alles, was sie während ihrer
Ausbildung gelernt hatte, sofort auf
der Bühne umsetzen und sich dort
behaupten. Sie ist im Scheinwerferlicht erwachsen geworden, unterstützt
vom Publikum, erzählt sie, und hat
gelernt, mit dem Erwartungsdruck
umzugehen.
Obwohl ihre junge Stimme seit einiger
Zeit an Volumen gewonnen hat, hat
sie erst letztes Jahr Donizettis Norina
in ihr Repertoire aufgenommen. Sie
ist sehr vorsichtig und nimmt Partien
erst dann an, wenn sie sich bereit
dazu fühlt, nicht Jahre im Voraus.
Foto: Jost Voges
I
m Oktober 2008 war sie erstmals
in München, um den ECHO Klassik als „Newcomerin des Jahres“
entgegenzunehmen. Im Januar dieses
Jahres debütierte Danielle de Niese an
der Bayerische Staatsoper in der Titelrolle von Cavallis La Calisto und nahm
sich zwischen den Aufführungen Zeit
für ein Künstlergespräch beim IBS,
das Michael Atzinger so umsichtig wie
beschwingt leitete, mühelos zwischen
dem Deutschen und dem Englischen
hin und her wechselnd.
Danielle de Niese
Ein entscheidendes Jahr in ihrer
rasant verlaufenden Karriere war
2004. Sie war eingeladen worden, im
südenglischen Glyndebourne für die
Rolle der Adele in der Fledermaus vorzusingen. In Paris verpasste sie ihren
Flug nach London, weil der Taxifahrer
sie zum falschen Terminal gebracht
hatte. Sie musste sich ein neues Ticket
kaufen, doch dieses galt nur für den
Flug nach Heathrow. Von dort aus
fuhr sie mit dem Bus nach Gatwick
und nahm dann den Zug nach Glynde-
bourne, wo sie im strömenden Regen
eine Viertelstunde vor ihrem Vorsingtermin eintraf und mit ihren
High Heels durch eine aufgeweichte,
von Schafen bevölkerte Wiese zum
Festspielhaus waten musste. Das
Vorsingen klappte trotzdem, und sie
bekam einen Vertrag. Doch statt der
Adele 2006 sang und tanzte sie 2005
in Glyndebourne mit unglaublich großem Erfolg die verführerische Cleopatra in Händels Giulio Cesare in Egitto in
der spektakulären Bollywood-Inszenierung von David McVicar.
In Glyndebourne fand das australisch-amerikanische Temperamentsbündel auch den Mann fürs Leben:
Im Dezember 2009 heiratete sie Gus
Christie, den Leiter des Opernfestivals. Das Eheglück (vier Stiefsöhne)
vervollständigt ein Portugiesischer
Wasserhund, der auf den Namen
Caesar hört.
Ende April wird sie an der Met die
Despina singen und anschließend in
Turin am Tetro Regio mit der Anne
Truelove in Strawinskys The Rake’s
Progress ihr Haus- und Rollendebüt
geben. Auf ein Projekt ist sie ganz
besonders stolz. 2015 wird sie an der
Lyric Opera of Chicago an der Uraufführung von Bel Canto mitwirken.
Die Musik zu dieser Oper wird der
Peruaner Jimmy López schreiben, das
auf dem preisgekrönten Bestseller von
Ann Patchett basierende Libretto der
Dramatiker Nilo Cruz. Für die Hauptrolle war Renée Fleming vorgesehen,
doch der amerikanische Superstar
hat die Partie der Roxane Coss, einer
weltweit gefeierten Operndiva, an
Danielle de Niese weitergegeben.
Und was ist mit München? Ihre
Verbindung zur Bayerischen Staatsoper möchte die Sängerin unbedingt
intensivieren: „I want to come back!“,
ruft sie schelmisch und verspricht,
bei ihrem nächsten Besuch beim
IBS Deutsch zu sprechen. Wir sind
gespannt.
Ulrike Ehmann
ZU GAST BEIM IBS
Das Spiel vom Immer-mehr-HABEN-wollen
Robert Louis Stevenson verbrachte
die letzten drei Jahre seines Lebens
aus gesundheitlichen Gründen auf
einer kleinen Samoainsel. In seinem
Flaschengeist verarbeitet er jedoch
seinen Aufenthalt auf Hawaii. Daher
lässt Hiller den ersten Akt (in F-Dur
wie Flasche) auf Hawaii spielen, den
zweiten Akt (in G-Dur wie Geist) auf
Tahiti. Die Annäherung Hillers an die
exotische Musik Ozeaniens festigte
sich während seiner 40-jährigen Tätigkeit beim BR, wo er für außereuropäische Musik zuständig war.
Foto: Jost Voges
B
ereits 1993 und 2002 ist Wilfried Hiller beim IBS zu Gast
gewesen, am 26. Januar konnten Monika Beyerle-Scheller und der
Dramaturg Dr. Thomas Siedhoff ihn
erneut zu einem Künstlergespräch begrüßen. Nur wenige Tage zuvor hatte
das Ensemble des Gärtnerplatztheaters im Carl-Orff-Saal des Gasteigs das
neueste Singspiel des Komponisten
– „Ich habe nie eine Oper geschrieben“ – präsentiert: den Flaschengeist.
Die Texte dazu schrieb Felix Mitterer,
nach einer Vorlage des schottischen
Bestsellerautors Robert Louis Stevenson.
Der Intendant des Staatstheaters am
Gärtnerplatz, Josef E. Köpplinger,
wusste, dass sich Wilfried Hiller und
Michael Ende vor vielen Jahren mit
dem Thema befasst hatten. Damals
hieß das Stück Mamonella. Auch August Everding war daran interessiert
und wollte es zur Wiedereröffnung des
Prinzregententheaters herausbringen.
Doch durch den allzu frühen Tod Michael Endes wurde nichts daraus.
Schon 1968, Hiller betreute als Musikredakteur des Bayerischen Rundfunks
den Film Der Mann in der Flasche,
hatte ihm der Illustrator, Schriftsteller
und Übersetzer Alastair (alias Hans
Henning von Voigt), den Flaschendämon, die Übersetzung von Stevensons
Erzählung The Bottle Imp, geschenkt.
(Wer kennt ihn nicht, den Autor der
Schatzinsel und von Dr. Jekyll and Mr.
Hyde?)
Zahlreiche Autoren fanden Gefallen
an der Figur des Teufels in der Flasche; der wohl berühmteste Flaschengeist ist die bezaubernde Jeannie
aus der gleichnamigen Fernsehserie.
Stevenson greift im Bottle Imp auf
alte Geschichten und Kunstmärchen
zurück, u. a. auf Friedrich de la Motte
Fouqués Geschichte vom Galgenmännlein. In der orientalischen Märchenwelt kennt man Flaschen- und Lampengeister als dämonische Wesen mit
magischen Fähigkeiten.
Wilfried Hiller
Die Handlung:
Matrosen werden von ihren Bräuten
empfangen. Keawe (Paul Schweinester) ist unsterblich in Kokua (Katharina Ruckgaber) verliebt, die aber bereits einem alten Fischer versprochen
ist. Keawe hat zwar genügend Geld für
ein eigenes Fischerboot gespart, doch
seine Chancen auf Kokua sinken, als
ihm das Geld gestohlen wird.
Der reiche Mokula (Holger Ohlmann,
begleitet sich selbst auf der SteelDrum) hilft, indem er Keawe von der
Flasche, die sich in seinem Besitz
befindet, erzählt: Deren Geist erfülle
ihm alle seine Wünsche.
Natürlich hat die Sache einen Haken:
Wer die Flasche im Moment seines
Todes besitzt, dessen Seele wandert
unweigerlich in die Hölle. Die Lösung:
Man muss die Flasche billiger weiter
verkaufen, als man sie erworben hat.
Keawe kauft die Flasche und wünscht
sich umgehend den ersehnten Fischkutter herbei.
Keawe und Kokua heiraten und
wohnen im prächtigsten Haus der
Insel. Keawes Reichtum kommt nicht
allein aus der Flasche, er hat geerbt;
kurz darauf sind sein Onkel und der
einzige Sohn verstorben: Der Fluch
der Flasche hat seine Familie getroffen. Keawe muss die Flasche wieder
loswerden, da er an sich erste Anzeichen einer Lepraerkrankung bemerkt.
Er bietet sie seinem Freund Lopaka
(Virgil Mischok) an, der begeistert
zugreift.
Die Flasche findet mehrere Käufer.
Um gesund zu werden, muss Keawe
sie jedoch wieder in seinen Besitz
bringen. Inzwischen liegt der Kaufpreis bei einem Cent, was bedeutet,
dass er sie nie wieder loswerden wird.
Verzweifelt vertraut er sich seiner
Frau Kokua an. Sie hat die rettende Idee: Warum verkaufen wir die
Flasche nicht in einem Land, wo es
Geld gibt, das weniger als 1 US-Cent
wert ist? Die beiden machen sich auf
nach Papeete, der Hauptstadt Tahitis.
Sie verkaufen die Flasche einige Male,
dann kauft sie ein alter, versoffener
Bootsmann, der sie nie mehr hergeben will, weil der Geist ihm so viel
Rum liefert, wie er braucht.
Der Inhalt ist also sehr aktuell. Im
Programmheft schreibt der österreichische Schauspieler und Dramatiker
Felix Mitterer: „Es geht um Geld und
Besitz, und wie stressig es sein kann,
wenn man vom bösen Geist HABEN
nicht mehr loskommt. Abhilfe schafft
da nur die Liebe!“
7
ZU GAST BEIM IBS
Ein Countertenor (Roland Schneider)
erzählt die Geschichte (als Tusitala)
und mimt zugleich den Flaschenteufel, der musikalisch aus dem
Orchestergraben von zwei weiblichen
Stimmen (Elaine Ortiz Arandes und
Frances Lucey) verstärkt wird. Am
Schluss kommt er auch noch als französischer Missionar auf Tahiti zum
Einsatz.
Die Instrumentierung ist den räumlichen Gegebenheiten des Orff-Saales
geschuldet; dennoch finden sich 58
Instrumente in der Partitur, gespielt
von 40 Orchestermitgliedern.
Das Schlagzeug ist das Lieblingsinstrument des Orff-Schülers Hiller, der
an der Münchner Musikhochschule
nicht nur Komposition bei Günter
Bialas, Opernregie bei Heinz Arnold
und Musiktheorie bei Hermann Pfrogner studierte, sondern auch Schlagzeug und Pauke bei Ludwig Porth
und Hanns Hölzl, und anschließend
als Schlagzeuger beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
und an der Bayerischen Staatsoper
arbeitete.
Dem Lokalkolorit der Südsee entsprechend, ist sehr viel exotisches
Schlagzeug aus dem asiatischen
Raum zu hören. Die Harfe klingt wie
eine Hawaii-Gitarre, ein Akkordeon
8
(Stefanie Schumacher, sie wirkt auch
als Schauspielerin auf der Bühne mit)
charakterisiert die Matrosen (drunken sailor-Variationen), hinzu kommen Streich- und Blasinstrumente,
Glockenspiel, Weingläser, Gong,
Tam-Tam, Triangel, Ocean-Drum,
gestimmte Steine usw.
Foto: Jost Voges
Felix Mitterer verfasste ein Theaterstück, das die Grundlage für die Singspieltexte darstellte. Wilfried Hiller,
seine inzwischen verstorbene Frau,
die Schauspielerin, Dramaturgin und
künstlerische Mitarbeiterin Elisabet
Woska und die Regisseurin Nicole
Claudia Weber waren von Anfang an
in dessen Entstehungsprozess involviert und trugen zu einer singspieltauglichen Fassung bei. Auf Wilfried
Hillers Website kann man ein detailliertes Tagebuch der Entstehungsgeschichte des Flaschengeistes lesen.
Der umtriebige Anfangssiebziger
arbeitet stets an mehreren Projekten
gleichzeitig, weil er eine lange Inkubationszeit einkalkulieren muss. Aktuell
arbeitet er an einem Werk für den
150. Geburtstag der Wilden Gungl,
Arbeitstitel: Klingende Skulpturen. Das
Konzert am 7. Dezember wird begleitet von Skulpturen der Künstlerin
Antje Tesche-Mentzen. Aufgeführt
werden Werke von Richard Strauss
und Wilfried Hiller. Eine Ausstellung
dieser Skulpturen ist vom 1. bis 19.
Oktober im Künstlerhaus am Lenbachplatz zu sehen. Mit Hellmuth
Matiasek arbeitet Wilfried Hiller an
einer Bühnenmusik mit dem Titel Der
verlorene Sohn für das Landestheater
Salzburg.
Wilfried Hiller führte uns eine Klangschale von den javanischen Inseln vor,
die den Namen KIM trägt, und eine
Ocean-Drum.
Trotz der vielen Aktivitäten denkt er
auch an sein Ende. Zusammen mit
seinem Sohn hat er einen Platz für das
Familiengrab auf dem Waldfriedhof
ausgesucht und ganz in der Nähe der
letzten Ruhestätten von Michael Ende
und Fritz Wunderlich ein schönes
Fleckchen gefunden. Auf der Grabstätte der Hillers wird die Skulptur Lilith
von Antje Tesche-Mentzen stehen.
Der meistgespielte lebende Komponist im deutschen Sprachraum geht
kritisch mit seinen Werken um, setzt
immer wieder den Radiergummi an,
und zieht auch schon mal Werke
zurück. Der Flaschengeist wird nach
Fertigstellung der Umbauarbeiten des
Gärtnerplatztheaters in das große
Haus übernommen. Wer weiß, vielleicht in geänderter Form.
Zu unserer großen Überraschung
hatte er Stefanie Schumacher mitgebracht, die uns die erwähnten Variationen des englischen Volksliedes What
shall we do with the drunken sailor mit
einer unglaublichen Vitalität und
Ausdrucksfülle auf dem Akkordeon
vorspielte.
Es ist ein ungeheures Privileg, den
Komponisten persönlich treffen zu
dürfen. Freuen wir uns also auf seinen
nächsten Besuch. Bis dahin wünschen
wir Wilfried Hiller die nötige Kraft,
um alle seine Vorhaben verwirklichen
zu können.
Sieglinde Weber
Stefanie Schumacher
Eine Partitur aus all diesen Instrumenten zusammenzubauen hat
etwas von Zauberei. Das Orchester
des Gärtnerplatztheaters unter dem
Dirigenten Michael Brandstätter setzt
sie musikalisch meisterhaft um.
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ZU GAST BEIM IBS
Ein italienischer Papageno
Warum nennt sich ein Italiener Alex,
wo doch Alessandro viel musikalischer
klingt, wollte Michael Atzinger von
unserem smarten Gast als Erstes wissen. Den Namen verdankt er seinen
Eltern, die auch in den Vereinigten
Staaten lebten, erfuhren wir. Geboren
wurde Alex Esposito 1975 in Bergamo, der Stadt in der Giovanni Simone
Mayr und sein berühmter Schüler
Gaetano Donizetti gewirkt haben. Die
Musik faszinierte ihn schon als Kind,
und nach einer Nabucco-Vorstellung
an der Mailänder Scala – mit Riccardo Muti, Renato Bruson und Gena
Dimitrova – beschloss Alex, Sänger zu
werden.
In seiner Heimatstadt Bergamo studierte Esposito Klavier und Orgel, ehe
er mit dem Gesangsstudium begann.
Sein erstes Engagement bekam er in
Turin; an der Seite Giuseppe Sabbatinis und Nancy Gustafsons sang er
den Grafen Paris in Gounods Roméo et
Juliette unter Bruno Campanella.
Mit 25 Jahren erlebte Alex Esposito
in Rom seinen Durchbruch. Künstlerischer und musikalischer Direktor
des Teatro dell’Opera war damals Giuseppe Sinopoli. Die Programmdirektorin Renate Kupfer bot dem jungen
Sänger die Partie des Masetto in einer
neuen, großen Don Giovanni-Produktion an. Doch es kam anders: Bei einer
Probe erfuhr Esposito, dass er für
den erkrankten Roberto Scandiuzzi
einspringen und die Rolle des Don
Giovanni übernehmen sollte. Diese
enorme Herausforderung war das entscheidende Erlebnis in seiner jungen
Karriere.
Heute zählt Alex Esposito zu den
interessantesten Bassbaritonen seiner
Generation. Sein Repertoire hat eine
große Spannweite, die von Mozart bis
Strawinsky reicht. Eine Vorliebe hat
der Sänger für Mozart und Rossini, doch er singt gerne auch Bellini,
Donizetti, Gounod und Puccini. Klug
und behutsam erwägt der Sänger die
Übernahme neuer Rollen: „Sicher
möchte ich schon morgen den Wotan
singen, das wäre aber der Ruin für
meine Stimme“, meint er.
Foto: Jost Voges
A
n seinen Leporello in Stephan
Kimmigs Neuinszenierung des
Don Giovanni im Jahr 2009 erinnern wir uns noch gut. Anfang März
dieses Jahres war Alex Esposito in
München, um den Alidoro in Rossinis
La Cenerentola zu verkörpern, und am
8. März besuchte er uns im Künstlerhaus am Lenbachplatz.
Alex Esposito
Die beiden Dirigenten, die unser Gast
besonders bewundert, sind Riccardo
Muti, der den jungen Sänger am meisten geprägt hat, und Claudio Abbado,
den er als zerbrechlichen alten Mann
mit enormer Ausdruckskraft erlebt
hat. „Seine“ Regisseure sind vor allem
Kasper Holten, in dessen neuer Don
Giovanni-Inszenierung am Royal
Opera House Covent Garden er soeben den Leporello sang, und Graham
Vick, dem er in Pesaro anlässlich der
Neuinszenierung von Rossinis Mosè in
Egitto begegnete.
Den gewagten modernen Inszenierungen steht der Sänger sehr offen
gegenüber. So fand er die umstrittene
Münchner Don Giovanni-Produktion
bemerkenswert, selbst wenn, wie er
einräumt, auf der Bühne „nicht alles
schön“ war. Es sei jedoch nicht gut,
so Esposito, wenn ein Opernwerk
als Showbühne zur Selbstdarstellung
oder zur Verbreitung von Ideologien
benutzt werde; bei aller künstlerischen Freiheit solle der Regisseur
vor allem dem Stück dienen. Auch
kluge klassische Inszenierungen
können überzeugen; Otto Schenks Rosenkavalier oder Jean-Pierre Ponnelles
La Cenerentola haben bis heute nichts
von ihrem Charme eingebüßt. Doch
leere Ästhetik – ob in klassischen oder
modernen Inszenierungen – würde
das Publikum langweilen.
Unser Gast entspricht nicht unbedingt dem Klischee des Italieners. Er
wirkt eher introvertiert, findet den
Winter besser als den Sommer und
die Berge schöner als das Meer. Er
liebt jedoch sein Land über alles und
wünscht sich, alle Italiener würden so
stolz auf die kulturellen und kulinarischen Schätze ihrer Heimat sein
wie die Männer in Lederhosen vom
Viktualienmarkt!
Wir hörten an diesem Abend wunderschöne Musikbeispiele aus La
Cenerentola, Don Giovanni, L’Italiana in
Algeri und Lucrezia Borgia. Ein besonderer „Leckerbissen“ war der kurze
Ausschnitt aus der Arie des Papageno,
aufgenommen 2011 in der Mailänder Scala. 2012 war Alex Esposito in
München der erste Italiener, der im
deutschsprachigen Raum diese Partie
in der Originalsprache sang. „Jetzt
sind Sie ein echter Papageno, denn
Sie haben ihn im wichtigsten deutschen Theater gesungen!“, waren die
anerkennenden Worte von Nikolaus
Bachler.
Im November wird Alex Esposito wieder nach München kommen, als Selim
in Rossinis Il turco in Italia; im Januar
2015 wird er wieder den Leporello
singen und in der Spielzeit 2015/16
den Assur in Rossinis Semiramide. Wir
freuen uns auf ihn.
Emanuela Luca
9
ZU GAST BEIM IBS
Zu Haus bei Strauss
Mit einer großen Veranstaltung unter dem
Motto „Zu Haus bei Strauss“ eröffnete der
IBS das Richard-Strauss-Jubiläumsjahr.
Ein Wiedersehen im Festsaal des Münchner Künstlerhauses: Dr. Christian Strauss, der Enkel des Komponisten, und seine Frau Susann begrüßen unser
Ehrenmitglied Ks. Inge Borkh.
Unterhielten sich über den Privatmann und Familienmenschen Richard Strauss (v.l.):
Markus Thiel (Moderation), Brigitte Fassbaender, Prof. Oswald Panagl, Vorsitzender der Internationalen Richard-Strauss-Gesellschaft, Gabriele Strauss-Hotter, Frau des verstorbenen
zweiten Enkels und Tochter des Sängers Hans Hotter, und Dr. Christian Strauss.
Juliane Banse ist erkrankt.
Wer singt die Strauss-Lieder?
10
Retterin in letzter Minute: Hanna-Elisabeth Müller, die
Zdenka der Salzburger Osterfestspiele, sang Das Rosenband,
Mohnblumen und Hat gesagt – bleibt’s nicht dabei.
ZU GAST BEIM IBS
Zu Haus bei Strauss
Prof. Oswald Panagl hielt
die Laudatio auf …
… die gespannt lauschende
Brigitte Fassbaender.
Ehrenurkunde und Blumen überreichte dem
neuen Ehrenmitglied der Vorstandsvorsitzende
des IBS, Jost Voges.
Stürmischen Applaus gab es für den Auftritt des Opernstudios (v.l.): Andrea Borghini, Naomi Schmidt, Rafał Pawnuk, Leonard Bernad,
Rachael Wilson, Elsa Benoit und Mária Celeng präsentierten Ausschnitte aus Le nozze di Figaro.
Zwei, die zu Haus sind bei Strauss:
Brigitte Fassbaender und Inge Borkh.
Es war ein wunderschöner Abend!
11
ZU GAST BEIM IBS
Vom unwahrscheinlichen Glück einer hervorragenden Ausbildung
Der Termin für das Künstlergespräch
am 17. März war lange vor dem
umjubelten Auftritt des Opernstudios
bei „Zu Haus bei Strauss“ vereinbart
worden. Diesmal trat das Opernstudio
im Künstlerhaus mit vier Personen
an: Tobias Truniger, der musikalische Leiter, brachte die Sopranistin
Elsa Benoit und den Bariton Andrea
Borghini mit. Die Korrepetitorin
des Opernstudios, Naomi Schmidt,
begleitete die beiden jungen Sänger
feinfühlig am Klavier und half auf
dem Podium dezent mit besonders
schwierigen deutschen Wörtern aus.
Dorothea Hußlein moderierte behutsam und kompetent.
Elsa Benoit ist in ihrem ersten Studienjahr. Sie hat immer gern gesungen,
doch meist Pop und Jazz. Erst während ihres Musikwissenschaftsstudiums hat sie sich der klassischen Musik
angenähert, als sie im Chor der Opéra
de Rennes sang. 2007 begann sie am
Konservatorium in Amsterdam mit
ihrem Gesangsstudium, 2011 wurde
sie Mitglied der Niederländischen
Opernakademie. An der Bayerischen
Staatsoper hat sie bisher u. a. das
Taumännchen in Hänsel und Gretel
gesungen sowie eine der drei adeligen
Waisen im Rosenkavalier.
12
Foto: eh
A
ngehende Opernsänger in der
ganzen Welt träumen davon,
Mitglied im Opernstudio der
Bayerischen Staatsoper zu werden.
Acht hoch talentierte junge Sänger
werden dort zwei Jahre lang auf ihre
Karriere vorbereitet. Sie sind in der
Regel unter dreißig und haben ein
abgeschlossenes Studium sowie viele
Preise bei internationalen Wettbewerben vorzuweisen. Die Ausbildung
umfasst Gesangs-, Schauspiel- und
Sprachunterricht sowie Korrepetition.
Doch es bleibt nicht bei der Theorie:
Die Studenten übernehmen vom
ersten Jahr an kleinere Partien auf
der Bühne des Nationaltheaters und
lernen so die Abläufe und Anforderungen eines großen Opernbetriebes
kennen.
Kein eiskaltes Händchen: Elsa Benoit als Mirandolina und Andrea Borghini als Cavaliere
Andrea Borghini stammt aus Siena. Er
studierte zunächst Klavier und Cello,
um dann doch seiner Berufung, wie er
sagt, zu folgen und in Lucca Gesang
zu studieren. Der Toskaner ist im
zweiten Studienjahr und hat sich u.a.
schon als Schaunard in La bohème und
Hermann in Les Contes d’Hoffmann
vorgestellt.
Das Opernstudio hat im Schnitt vier
Plätze pro Jahr zu vergeben. Über 600
Bewerbungen gehen jährlich dafür
ein; einer jeden liegt eine CD bei, die
angehört werden muss. „Wir versuchen Stimmen und Persönlichkeiten
zu finden, die einen sofort fesseln“,
erzählt Tobias Truniger. Etwa dreißig Bewerber werden zum Vorsingen
eingeladen. Elsa Benoit und Andrea
Borghini hatten beide das Glück,
auf diese Weise einen der begehrten
Plätze zu erhalten. Doch es ist schon
vorgekommen, dass kein einziger
Platz vergeben wurde, weil sich keine
herausragenden Stimmen finden
ließen. Deshalb reisen die beiden
Leiter des Opernstudios regelmäßig
zu wichtigen Wettbewerben sowie in
die USA.
Jede Saison präsentiert das Opernstudio im Cuvilliés-Theater seine eigene
Opernproduktion. Diesmal ist es ein
selten gespieltes zeitgenössisches
Werk, Mirandolina von Bohuslav Martinů. Diese heitere, auf Carlo Goldonis
Komödie La Locandiera basierende
Oper über eine muntere Wirtin, die
umschwärmt wird von drei Adeligen
und am Schluss den eigenen Kellner
heiratet, wird Christian Stückl inszenieren. „Das wird ein Riesenspaß“,
sind sich alle Beteiligten einig.
In der Titelrolle alternieren Mária
Celeng und Elsa Benoit. Andrea
Borghini verkörpert den Cavaliere,
einen unbeugsamen Frauenfeind, der
sich mehr und mehr für Mirandolina
erwärmt. Die französische Sopranistin
und der italienische Bariton gaben
mit einer hinreißend gesungenen und
gespielten Szene eine Kostprobe ihres
Könnens, die Heißhunger machte auf
mehr. Premiere ist am 30. April.
Andrea Borghini wird ab der nächsten Spielzeit als Ensemblemitglied
regelmäßig im Nationaltheater zu
erleben sein. Elsa Benoit drücken wir
die Daumen dafür, diesen Sprung
ebenfalls zu schaffen. Bei allen Gästen
vom Opernstudio bedanken wir uns
für diesen spannenden Abend.
Ulrike Ehmann
OPERNBESPRECHUNG
Il Pirata am Landestheater Niederbayern in Landshut
A
Das Niederbayerische Landestheater
unter seinem Intendanten Stefan
Tilch und GMD Basil H. E. Coleman
führt seit einigen Jahren mit großem
Erfolg die großen Bellini-Opern auf.
Nun also Il Pirata (uraufgeführt 1827
in Mailand), die Oper, die für den
jungen Bellini den großen Durchbruch
gebracht hatte. Eine romantische
Schauergeschichte von der zwangsverheirateten, im Wahnsinn endenden
Ehefrau Imogene, ihrem brutalen
Ehemann Ernesto und dem Imogene
inbrünstig liebenden Piraten Gualtiero. In der weiblichen Hauptrolle
wiederum die koreanische Koloratursopranistin Hyun-Ju Park, die mit
Foto: © Peter Litvai
n einem Sonntag im Januar
trafen sich 15 „Münchner
Opernfreunde“ am Münchner
Hauptbahnhof, um mit der Deutschen Bahn nach Landshut zu einer
Nachmittagsvorstellung von Vincenzo
Bellinis Il Pirata zu fahren. Dass der
in Aussicht genommene Zug ersatzlos
entfiel, war kein böses Omen, sondern
nur der etwas holprige Beginn eines
von Monika Beyerle-Scheller perfekt
organisierten Ausflugs zu einer interessanten Opernaufführung.
Hyun-Ju Park als Imogene
bewegender Emotionalität, großer
Sicherheit und stimmlicher Kompetenz ihre anspruchsvolle Rolle sang,
die in der ersten Wahnsinnsszene
der Operngeschichte gipfelt. Michael
Mrosek sang den Ernesto mit wundervoll strömendem und höhensicherem
Bariton sehr ausdrucksvoll. Die große
Szene von Imogene und Ernesto
gehörte zu den emotional dichtesten
und musikalisch schönsten, obwohl
Ernesto ja „der Böse“ ist. Die Meinungen der Zuschauer schieden sich
am Tenor: Dass Eric Vivion-Grandi
die als beinahe unsingbar bekannte
Partie, die Bellini für den berühmten
Drei-Oktaven-Tenor Giovanni Battista
Rubini geschrieben hatte, überhaupt
übernommen hat, ist ihm sehr zu danken. Er bewältigte sie mit Stilgefühl,
Höhensicherheit und Durchhaltevermögen. Den wiederholten Bravorufen
eines einzelnen Zuschauers wollte
sich das freundlich applaudierende
Publikum jedoch nicht anschließen.
Großes Interesse fand schon im
Vorfeld die Bühnenausstattung des
Turiner Schattentheaters „Controluce
Teatro d’Ombre“. Durch Licht- und
Schattenwirkungen auf farbigen Vorhängen sollte das Bühnengeschehen
nicht illustriert, sondern vertieft und
psychologisch verdeutlicht werden,
was über weite Strecken auch gelang.
Die Niederbayerische Philharmonie,
Chor und Statisterie des Landestheaters Niederbayern sowie die Sänger
der übrigen Rollen trugen zum Erfolg
dieser interessanten Produktion bei
und machten neugierig auf weitere
Bellini- und andere Belcanto-Opern.
Helga Schmöger
Mitgliedsbeitrag 2014
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Einzahlungsbeleg als Spendenquittung und kann beim Finanzamt eingereicht werden.
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Sofern Sie keine Einzugsermächtigung erteilt haben, benötigen wir hierfür eine Kopie Ihres Einzahlungsbeleges, bei
Anforderung über das Büro außerdem ein an Sie adressiertes, frankiertes Rückkuvert.
Herzlichen Dank für Ihr Verständnis
Der Vorstand
13
PREMIERENVORSCHAU
Guillaume Tell – Gioachino Rossinis letzte Oper
W
er kennt sie nicht, die
Melodien aus der Ouvertüre zu Rossinis Guillaume
Tell, den zarten Beginn mit fünf Celli
und den rasanten Galopp am Ende,
ein beliebtes Motiv für Handyklingeltöne, Filmuntermalungen oder
Kurkonzerte. Doch wer hat diese
grandiose Oper schon einmal in ihrer
ganzen Länge auf einer Bühne gehört
und gesehen? Nur selten fand man
sie auf den Spielplänen, die enormen
Anforderungen an die Solisten, die
umfangreiche Besetzung – auch mit
Ballett und großem Chor – bilden
hohe Hürden.
Guillaume Tell ist Rossinis erste eigenständige Grand opéra und zugleich
sein letztes Bühnenwerk. Über die
Gründe für seinen Rückzug von der
Bühne mit knapp 38 Jahren diskutieren die Rossini-Experten noch heute.
1824 war er von London nach Paris
gekommen und hatte das Théâtre-Italien geleitet, an dem zahlreiche seiner
bisherigen Opern aufgeführt wurden.
Die Besonderheiten der französischen
Operntradition stellten jedoch eine
außerordentliche Herausforderung
an ihn dar, die ihn dazu veranlasste,
seine beiden italienischen Opern
Maometto II und Mosè in Egitto nach
französischem Vorbild durch Einfügen
von Ballettszenen und Verstärkung
des dramatischen Geschehens in Le
siège de Corinthe und Moïse et Pharaon
ou Le Passage de la Mer Rouge umzuarbeiten.
Mit beiden Opern konnte er das Publikum begeistern, und er beabsichtigte nun, auch aufgrund eines neuen
Vertrags mit König Karl X. eine eigenständige französische Oper im Stil der
Grand opéras von Spontini oder Auber
zu schaffen. Dieser Vertrag garantierte ihm in jedem Fall eine Jahresrente, verpflichtete ihn jedoch, als
Komponist exklusiv der Académie Royale de Musique innerhalb von zehn
Jahren mindestens fünf große Opern
gegen Extrabezahlung zu schreiben.
Der Tell sollte die erste sein.
14
Ursprünglich wollte Rossini ein
Libretto von Eugène Scribe vertonen;
dessen Vorschläge lehnte er jedoch ab.
Rossini, um 1828. Stahlstich von Gandon
nach einem Ölgemälde von Antoinette C.H.
Lescot, Sammlung Reto Müller, Basel
Daraufhin wandte er sich an Etienne
de Jouy, der auf der Basis des Tell-Themas, das in dieser Zeit durch eine
Oper von Grétry, einer Novelle von
J.-P. Claris de Florian und natürlich
Schillers gleichnamiges Theaterstück
en vogue war, sein Libretto verfasste,
das allerdings aufgrund seiner Überlänge von Hippolyte Bis, einem Mitarbeiter Jouys, noch einmal gekürzt und
überarbeitet wurde.
Von der allseits bekannten Geschichte
bei Schiller weicht das Libretto der
Oper Rossinis in einigen wesentlichen
Punkten ab: Laut Jochen Schönleber,
dem Regisseur des Guillaume Tell in
Bad Wildbad 2013, „ist Tell bei Schiller subtiler, vergrübelter, bei Rossini
hingegen ein knallharter Freiheitskämpfer, eine Art trockener Berufsrevolutionär“. Bei Schiller ist er nicht
von Anbeginn das Haupt der Verschwörung, er steht der Politik fern,
während Rossinis Tell sich von Beginn
an mit den Aufständischen solidarisiert und auch (nicht so bei Schiller)
beim Rütli-Schwur eine führende
Rolle übernimmt. Natürlich darf in
einer Oper eine Liebesgeschichte
nicht fehlen, in Rossinis Werk rückt
der unglücklich in die habsburgische
Prinzessin Mathilde (bei Schiller Berta
von Bruneck) verliebte Arnold in den
Mittelpunkt, auch musikalisch.
Am 3. August 1829 wurde Rossinis
Guillaume Tell in einer sehr aufwendigen Inszenierung und mit den
besten Solisten der damaligen Zeit
am Théâtre de l'Académie Royale de
Musique, der Pariser Opéra, uraufgeführt. Als packende große Freiheitsoper ist sie musikalisch wie auch
im Handlungsablauf hochdramatisch
und leidenschaftlich und zeigte den
Komponisten auf dem Höhepunkt
seiner Kunst.
Generell lässt sich Guillaume Tell als
eine Ensemble-Oper bezeichnen,
lediglich das Liebespaar Arnold und
Mathilde hat herausragende Soloszenen und Duette, wie etwa die Romanze der Mathilde, Sombre forêt oder
die Arie des Arnold, Asile héréditaire.
Der Titelheld selbst hat keine ausgeprägte Solonummer, doch ist er an
allen großen Ensembles beteiligt. Das
„Lokalkolorit“ in der Musik erreichte
Rossini durch Verwendung nationaler
Melodien, wie des Kuhreigens („ranz
des vaches“), Schützenmarsches und
der Tyrolienne.
Rossinis neue Oper wurde ein einhelliger Erfolg bei Presse und Publikum. Donizetti wird der Ausspruch
zugeschrieben: „Der erste, dritte und
vierte Akt ist von Rossini, der zweite
aber unmittelbar vom lieben Gott.“
Doch schon bald wurde das Werk
aufgrund der Länge und der hohen gesanglichen Anforderungen vielfältigen
Änderungen unterworfen. Der Arnold
der Uraufführung, der Tenor Adolphe
Nourrit, berühmt für seine hohen
Töne, die er damals noch im Falsett
sang, ließ die berühmte Arie im
vierten Akt, Asile héréditaire, schon in
einer der Folgevorstellungen streichen. 1831 erarbeitete Rossini, selbst
erfahrener Theaterpraktiker, bereits
mit dem Librettisten Bis eine dreiaktige Fassung. Schließlich ging die
Pariser Oper dazu über, nur noch den
„göttlichen“ zweiten Akt zu spielen,
als Begleitstück von Ballettaufführungen. Aus dieser Zeit ist eine Anekdote überliefert, der zufolge der Pariser Operndirektor Rossini bei einer
Begegnung auf der Straße die freudige
Nachricht zurief, man gebe heute den
zweiten Akt seines herrlichen Guillaume Tell. „Ist es möglich“, erwiderte
Rossini, „wirklich, den g a n z e n
zweiten Akt?“
Bereits ein Jahr nach der Pariser
Uraufführung gab es Vorstellungen
in Brüssel, auf Deutsch in Pest, Prag,
Wien, Brünn und an zahlreichen
weiteren Bühnen. In Italien wurde die
Oper als Guglielmo Tell in der Übersetzung von Calisto Bassi erstmals
1831 in Lucca mit großem Erfolg
aufgeführt. Ein junger französischer
Tenor, Gilbert Duprez, überraschte
das Publikum, indem er die 18 hohen
Cs und zwei Cis des Arnold mit vollem
Brustton statt im damals üblichen
Falsett sang. Duprez war es auch,
der in der Pariser Wiederaufnahme
des Werkes 1837 den endgültigen
Durchbruch dieser Oper zu einem der
beliebtesten Repertoirestücke des 19.
Jahrhunderts sicherte. In den ersten
hundert Jahren wurde Guillaume Tell
allein an der Pariser Opéra 617mal
aufgeführt, allerdings in den verschiedensten Fassungen, davon 63mal nur
der zweite Akt. Auch die politische
Zensur förderte weitere Umarbeitungen der Oper. Sie erschien unter
Titeln wie Hofer or the tell of Tyrol
(London 1830), Andreas Hofer (Berlin
1830), Guglielmo Vallace (Mailand
1836), Rodolfo di Sterlinga (Rom und
Bologna 1840) oder Karl der Kühne
(Petersburg 1830).
Auch München spielte im Rahmen der
Rossini-Rezeption außerhalb Italiens
eine gewichtige Rolle, wenngleich der
Meister München nie einen Besuch
Foto: © Patrick Pfeiffer
PREMIERENVORSCHAU
Guillaume Tell, Bad Wildbad 2013
abstattete. Zunächst behauptete
Rossini sich an der Italienischen
Oper in München seit 1816/17 als
meistgespielter Komponist. Allein in
den Jahren zwischen 1818 und 1824
wurden neben dem bisherigen Rossini-Repertoire 15 weitere Opern des
Meisters aufgeführt. Im 1818 neueröffneten Hof- und Nationaltheater
kam es 1821 sogar zur Erstaufführung
eines Werkes von Rossini in deutscher Sprache, nämlich von Richard
und Zoraide. König Ludwig I. verfügte
1826 per allerhöchstem Dekret die
Abschaffung der italienisch gesungenen Oper. Sämtliche Werke italienischer Komponisten wurden von nun
an in deutscher Sprache aufgeführt.
So auch Guillaume Tell, unter dem
einfachen Titel Tell, dessen Münchner Erstaufführung 1833 – leider
nur in der „neuesten Einrichtung des
Komponisten für die Pariser Bühne“,
also der dreiaktigen Fassung – zur
wirkungsvollen Einstandspremiere
des neuen Intendanten Karl Theodor
von Küstner wurde. In nur 19 Tagen
wurde dieses schwierige Werk mit
einer hochkarätigen Besetzung (Julius
Pellegrini als Tell, Heldentenor Alois
Bayer als Arnold und Betty Spitzeder
als Mathilde) auf die Bühne gebracht
und zu einem großen Publikumserfolg. Diese Inszenierung markierte allerdings einen letzten Höhepunkt am
Ende der Münchner „Rossini-Hausse“.
Nur mehr wenige Opern des Komponisten verblieben in den Folgejahren
neben dem Tell im Repertoire des
Hof- und Nationaltheaters; dieser
allerdings erlebte regelmäßig (1862,
1871, 1898, 1905) Neuinszenierungen in unterschiedlichen Fassungen. Die vorläufig letzte, immer
noch in deutscher Sprache, erfolgte im
Jahre 1923 unter dem Titel Wilhelm
Tell.
Rossinis Guillaume Tell verschwand
nie ganz von den Bühnen der Welt,
immer wieder gab es herausragende
Aufführungen. Neue Initialzündungen
setzten sowohl die Produktion beim
Maggio Musicale in Florenz 1972 unter der Leitung von Riccardo Muti als
auch die Kritische Edition der Fondazione Rossini Pesaro von 1992, die die
von Rossini „hinterlassene“ vieraktige
Fassung von Mitte August 1829 zur
Basisversion machte und Teile aus
anderen Versionen im Anhang hinzufügte.
Seit einigen Jahren erleben wir nun
eine Renaissance dieser Oper; sie
erschien mit wechselhaftem Erfolg auf
den Bühnen von Zürich, Rom, Pesaro,
Bad Wildbad („der komplette Tell“),
Nürnberg, Amsterdam, Brüssel, und
wird nun auch – erstmals in der französischen Fassung – an der Bayerischen Staatsoper aufgeführt. Die
Premiere ist am 28. Juni 2014. Nach
Auskunft der Dramaturgie des Hauses
wird die Kritische Edition zugrunde
gelegt werden. Freuen wir uns auf
diese interessante Bereicherung des
Münchner Rossini-Repertoires.
Hans Köhle
15
TEATRO LA FENICE
Gran Teatro La Fenice di Venezia – wie Phönix aus der Asche
Einblicke in die Geschichte eines legendären Opernhauses
W
enn man die Geschichte des
im Jahre 1792 eröffneten
Teatro La Fenice verfolgt,
kann man von einem außergewöhnlich glanzvollen und zugleich tragischen Schicksal sprechen, einem
Schicksal, das sich bereits in der Wahl
des Emblems für das Theater abzeichnete. Es war der Phönix, der mythische Vogel, der sich selbst verbrennt,
um aus seiner Asche verjüngt wiederzuerstehen – auf Italienisch:
„la Fenice“.
Es verwundert kaum, dass die Lagunenstadt zum Hauptsitz der italienischen Oper wurde. Das Venedig des
17. und 18. Jahrhunderts war von
Musik beherrscht. Die Venezianer badeten förmlich im Gesang. Nicht nur
in den geistig-kulturellen Zentren, wie
den Kirchen, den Opernhäusern, dem
Ospedale und den Palazzi, auch auf
den Straßen und Kanälen war überall
Musik zu hören; einen wichtigen Beitrag dazu leisteten die Gondolieri mit
ihren berühmten Barkarolen.
Den Beginn der Vorherrschaft der
Venezianer auf dem Gebiet des
Musiktheaters markierte 1637 die
Eröffnung des ersten öffentlichen
Opernhauses San Cassiano in der
Nähe des Rialto; das Kunstphänomen
Oper war jetzt gegen ein verhältnismäßig geringes Eintrittsgeld jedermann zugänglich und wurde zu einer
Volksangelegenheit: Zu den eifrigsten
Besuchern zählten die Gondolieri und
erstaunlicherweise auch die Priester!
Eine neue, unterhaltende musikdramaturgische Gattung, die Opera seria,
verdrängte das höfische Dramma per
musica, und ein regelrechtes Opernfieber brach aus.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts
war Venedig die Königin der lyrischen
Oper. Mit sieben großen und mindestens fünf kleineren Theatern hatte
Venedig so viele Opernhäuser wie
keine andere Stadt in Europa. Nahezu
alle entstanden auf Privatinitiative
wohlhabender Patrizierfamilien, die
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miteinander um Prestige wetteiferten.
Finanziert wurden diese Kunststätten
durch die Vermietung der Logen, und
die Organisation übernahmen in der
Regel die Impresari (Theaterunternehmer). In diesen Theatern entwickelte
sich eine soziale Hierarchie, an deren
Spitze die Logen des ersten und zweiten Ranges standen. Es folgten die des
Das Emblem des berühmten Opernhauses:
der Phönix
dritten und vierten Ranges, dann die
des so genannten „pepiano“, in Höhe
des Parketts, und zuletzt das damals
noch nicht bestuhlte Parkett, wo der
Pöbel stand.
Gespielt wurde während des Karnevals, in der Zeit nach Ostern bis
Himmelfahrt und im Herbst. Besonders unter dem Schutz der Maske des
Karnevals machten die Venezianer
die Oper zur wichtigsten Institution
sowohl ihres öffentlichen als auch
ihres privaten Lebens. Die Theater
waren Orte der lärmenden Unterhaltung, der erotischen Lustbarkeiten,
des Sich-selbst-in-Szene-Setzens. Den
Mittelpunkt bildete die Loge, in der
sich die gute Gesellschaft traf und
galant unterhielt, Geschäfte abwickelte und Politik betrieb. Die Theater
waren groß, mit kostbaren Dekorationen prächtig ausgestattet, Kostüme
und Bühnenbild waren aufwendig.
Ein Theaterabend konnte bis zu fünf
Stunden dauern, wobei man ungeniert ein- und ausging.
Aufgeführt wurden Werke von bedeutenden venezianischen Meistern, wie
Monteverdi, Cavalli, Lotti, Galuppi,
Vivaldi. Aber auch Nichtvenezianer
wie Gasparini, Alessandro Scarlatti
oder Händel suchten in Venedig als
Opernkomponisten ihr Glück.
Zu den sieben wichtigsten Theatern
Venedigs vor der Entstehung des La
Fenice zählte neben San Cassiano
(1637 eröffnet und 1798 geschlossen)
auch das Teatro San Moisè (1640 bis
1818), eine Art Volkstheater, spezialisiert auf die aus Neapel importierte
Gattung der Opera buffa. 1656 öffnete das Teatro di San Samuele seine
Tore, der berühmte galante Abenteurer Giacomo Casanova spielte dort als
junger Mann ein Jahr lang im Orchester die Violine. Außerdem gab es das
Sprechtheater San Luca, auch Teatro
San Salvatore genannt (das heutige
Teatro Goldoni). Am Canal Grande lag
das 1676 eröffnete Teatro San Angelo, wo Vivaldi eine längere Zeit als
Impresario verpflichtet war. Im Jahr
1679 ließen die Grimani zusammen
mit der Familie Pisani das Teatro San
Giovanni Crisostomo (das heutige
Teatro Malibran) errichten.
Das siebte und wichtigste Theater
aber war das Teatro San Benedetto
(später Teatro Venier, Teatro Gallo
und schließlich Teatro Rossini genannt), das am 26. Dezember 1755
eingeweiht wurde. Es wurde von einer
Theaterbetreibergesellschaft verwaltet, die Aktien verkaufte: Jede Aktie
entsprach dem Wert einer Loge. Bald
wurde San Benedetto zum elegantesten und meistfrequentierten Theater
Venedigs. In der Nacht des 5. Februar
1774 setzte jedoch eine verheerende
Feuerbrunst dem San Benedetto ein
Ende. Nach der erneuten Eröffnung
am 26. Dezember desselben Jahres
kam es zu einem Rechtsstreit zwischen der Betreibergesellschaft und
der Familie Venier, der das Grundstück gehörte. Die Mitglieder der
TEATRO LA FENICE
Gesellschaft erhielten zwar 31000 Dukaten als Abfindung, hatten aber kein
Theater mehr. Sie entschieden sich
dafür, ein neues Opernhaus zu bauen,
eines, das noch größer, schöner und
bedeutender sein sollte als das San Benedetto: das Teatro La Fenice.
Das Grundstück, auf dem das neue
Theater gebaut werden sollte, war
nur wenige Schritte von San Marco
entfernt. Zum 1. November 1789
wurde ein öffentlicher Wettbewerb
ausgeschrieben, um „nationale ebenso
wie internationale“ Architekten aufzufordern, Entwürfe einzureichen. Von
den 29 Entwürfen erfüllten nicht
alle die strengen Bestimmungen der
Ausschreibung. Sie verfehlten entweder die Abmessungen des Zuschauerraums, die Zahl von fünf Logenrängen
mit je 35 Logen, die zwei Eingangsfassaden, die Funktionen der Geschäftsräume oder gar die Bühne mit den
Nebenräumen.
Die Jury wählte den mit dem
Buchstaben „T“ gekennzeichneten
Entwurf aus, der von dem venezianischen Architekten Giannantonio
Selva stammte. Sie war besonders
beeindruckt von der Eleganz und der
Harmonie der elliptischen Form des
Zuschauerraums mit optimaler Akustik und bester Sicht. Sein Konzept
erläuterte Selva bescheiden so: „Um
ein Theater harmonisch zu gestalten,
gibt es meiner Meinung nach keine
fundierten Theorien, die einen Erfolg
garantieren würden. Offenbar besteht
eine gewisse Analogie zwischen dem
guten Sehen und dem guten Hören,
und im Allgemeinen sind die für das
Auge am besten geeigneten Raumkrümmungen auch für das Ohr am
sinnvollsten.“
Der Proteststurm, der sich nach Bekanntgabe der Entscheidung der Jury
erhob, hatte zur Folge, dass ein Kompromiss geschlossen wurde: Der Preis
für den besten Entwurf wurde Selvas
erbittertstem Widersacher, dem venezianischen Architekten Pietro Bianchi,
zugesprochen, während Selva die Ehre
widerfuhr, den eigenen Entwurf als
Bauleiter realisieren zu dürfen.
Man vermutet, dass der Name des
neuen Opernhauses, La Fenice, auf
Giannantonio Selva zurückgeht. Der
geheimnisvolle Vogel war bereits auf
dem Holzmodell, das er beim Architektenwettbewerb miteinreichte, abgebildet. Ob Selva den Phönix wegen
seines Gesangs als Emblem wählte
oder ob er in Anspielung auf die
Brandkatastrophe des San Benedetto an den Mythos der Auferstehung
und Wiedergeburt dachte, bleibt uns
verborgen. Der Phönix könnte auch
ein Hinweis auf den freimaurerischen
Hintergrund der Theatergesellschaft
sein.
Als erstes Theater, das nicht den
Namen des Eigentümers oder der ihm
am nächsten gelegenen Kirche trug,
verstieß La Fenice gegen die venezianische Tradition. Der Phönix sollte
das nahende Ende einer Ära und den
Anbruch neuer Zeiten symbolisieren,
darüber hinaus sollte das Theater ein
Ort der Freiheit, ein Theater für alle
sein. Motive mit Bezug auf Lichtsymbolik der Aufklärungszeit findet man
außer auf den Fassaden auch im Inneren bei der Gestaltung der Säulen,
Fenster, Treppen und Statuen.
Für den für Ballette vorgesehenen
zweiten Vorhang wählte der Bühnenbildner Pietro Gonzaga einen Apollotempel als Motiv; dabei wird Apollo,
der Gott des Lichtes, von Priestern,
Musen und Dichtern verehrt.
Venedigs klassizistisches Meisterwerk, das Gran Teatro La Fenice,
wurde am 16. Mai 1792 mit der Oper
I giuochi d’Agrigento von Giovanni Paisiello nach einem Libretto von Alessandro Pepoli eingeweiht. Die Sänger,
u.a. der Tenor Giacomo David und der
Soprankastrat Gaspare Pacchiarotti,
gehörten zu den berühmtesten Künstlern ihrer Zeit.
Von der ersten Spielzeit an bemühte
sich das Teatro La Fenice, hervorragende Sänger-Virtuosen zu verpflichten. Unter diesen waren die Sopranistinnen Angelica Catalani und Brigida
Banti, der Kastrat Luigi Marchesi und
die Sängerin Giuseppina Grassini,
ebenso bekannt für ihren „contralto“
wie für ihre zahlreichen Amouren
(eine davon mit Napoleon). Bald nach
seiner Eröffnung wurde La Fenice
zum Publikumsmagneten und ersten
Opernhaus der Serenissima.
Doch der Phönix, Segen und Fluch zugleich, beschwor erneut den Feuerteufel herauf: 1836 nahm das Theater mit
dem sagenhaften Namen schweren
Schaden durch einen Brand. Das Gebäude war aber relativ schnell wieder
bespielbar, und La Fenice konnte sich
seinen guten Ruf bewahren.
Eine schier unglaubliche Zahl an Werken wurde auf dieser Bühne uraufgeführt. Zu den wichtigsten Uraufführungen, die in der ersten Glanzzeit
stattgefunden haben, zählen Tancredi
und Semiramide von Gioachino Rossini, I Capuleti e i Montecchi und Beatrice
di Tenda von Vincenzo Bellini sowie
Gaetano Donizettis Opern Belisario
und Maria di Rudenz.
Auch Giuseppe Verdi wählte gerne
die berühmte venezianische Bühne
für seine Weltpremieren; Ernani,
Attila, Rigoletto, Simon Boccanegra
und La Traviata wurden im La Fenice
uraufgeführt. Und selbst als nach der
Einigung Italiens 1870 die Opernhäuser von Mailand, Rom und Neapel
stärker gefördert wurden, verlor
dieses Opernhaus nicht an Bedeutung. Wagner wählte es (und nicht
die Scala!), um 1883 seinen Ring des
Nibelungen erstmals in Italien aufführen zu lassen. Er konnte allerdings die
Premiere nicht mehr miterleben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr
La Fenice einen enormen Aufschwung.
Uraufgeführt wurden u. a. The Rake’s
Progress von Igor Strawinsky, The Turn
of the Screw von Benjamin Britten,
Der feurige Engel von Sergej Prokofjew,
Allez-Hop von Luciano Berio, Intolleranza von Luigi Nono und Hyperion
von Bruno Maderna.
Viele große Künstler haben mit ihren
Auftritten die Geschichte dieses Theaters bereichert. Zu den berühmtesten Sängerinnen, die hier auftraten,
zählen Isabella Colbran (Rossinis erste
Frau), Giuseppina Strepponi (Verdis
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TEATRO LA FENICE • GEDENKTAGE
zweite Frau) sowie die drei vom
Publikum so geliebten Primadonnen
Giuditta Grisi, Giuditta Pasta und vor
allem María Malibran, die hier die
Norma, die Rosina, die Desdemona
und die Cenerentola sang. Die berühmte spanische Mezzosopranistin
kam jeden Abend in einer hellgrauen
Gondel ins Theater, die innen mit
Gold und Scharlach ausgeschlagen
war; das traditionelle Schwarz war für
sie die Farbe der Trauer. Ihr Gondoliere fiel in seinem bunten, von ihr
selbst entworfenen Kostüm nicht
weniger auf.
Mit der neueren Geschichte des Teatro
La Fenice verbunden sind die Namen
von Aureliano Pertile, Tito Schipa,
Boris Christoff, Franco Corelli und
Alfredo Kraus. Unvergesslich bleiben
die berühmten Rivalinnen Maria Callas und Renata Tebaldi sowie Fiorenza
Cossotto, Giulietta Simionato, Mario
del Monaco und Luciano Pavarotti. Zu
den großartigen Dirigenten, die hier
triumphierten, gehören Toscanini,
Karajan, Maderna, Sinopoli, Prêtre
und Abbado.
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Kurz vor der Jahrtausendwende
geschah dann eine unvorstellbare
Katastrophe: Am 29. Januar 1996
steckten der Elektroingenieur Enrico
Carella und sein Cousin das Haus,
das gerade renoviert wurde, in Brand,
um einer Konventionalstrafe in Höhe
von 7500,- € wegen Arbeitsverzugs zu
entgehen. La Fenice brannte bis auf
die Grundmauern nieder.
Über seine neue Gestalt gab es
zahlreiche Kontroversen, schließlich
wurde Aldo Rossi mit dem Wiederaufbau beauftragt. Gemäß dem Motto
der Venezianer: „com’era e dov’era“
(„wie es war und wo es war“) strebte er
mit alten Fotos und Filmdokumenten
eine weitgehend originalgetreue
Rekonstruktion an, fügte allerdings
technische Modernisierungen hinzu.
Die fantastische Akustik des La Fenice
konnte wiederhergestellt und sogar
verbessert werden.
Am 14. Dezember 2003 wurde das
neue Opernhaus mit einem Konzert
unter der Leitung von Riccardo Muti
eröffnet. Am 12. November 2004
konnte mit Verdis La Traviata, in der
Fassung der Uraufführung, dirigiert
von Lorin Maazel, der Opernbetrieb
wiederaufgenommen werden.
Einen weiteren tragischen Einschnitt
in der von Höhen und Tiefen geprägten Geschichte des Opernhauses
bedeutete im Februar 2005 der
unerwartete Tod von Marcello Viotti.
Doch der Mythos, der das Schicksal
des La Fenice zu bestimmen scheint,
verspricht vor allem Erneuerung,
Glück, Ewigkeit. Das große venezianische Opernhaus ist nun seit über
200 Jahren in Betrieb und berühmter
denn je. Seit 2011 feiert das Orchestra
del Teatro La Fenice unter dem jungen
Chefdirigenten des Hauses, dem
Venezolaner Diego Matheuz, große
Erfolge.
Mehrere Male ist La Fenice abgebrannt, doch immer wieder hat sich
der Phönix aus seiner Asche erhoben;
die Geschichte dieses venezianischen
Theaters gleicht bereits jetzt einer Legende. Wir wünschen dem beliebten,
außergewöhnlichen Gran Teatro La
Fenice di Venezia viel Glück und ein
ewiges Leben!
Emanuela Luca
Herzliche Glückwünsche
Dennis Russell Davis zum 70. Geburtstag am 16. April
Franz Mazura zum 90. Geburtstag am 22. April
Ferruccio Furlanetto zum 65. Geburtstag am 16. Mai
Gabriel Bacquier zum 90. Geburtstag am 17. Mai
Justus Frantz zum 70. Geburtstag am 18. Mai
Nikolaus Lehnhoff zum 75. Geburtstag am 20. Mai
Heinz Holliger zum 75. Geburtstag am 21. Mai
Klaus König zum 80. Geburtstag am 26. Mai
Deborah Polaski zum 65. Geburtstag am 26. Mai
Alfred Muff zum 65. Geburtstag am 31. Mai
Neil Shicoff zum 65. Geburtstag am 2. Juni
Giacomo Aragall zum 75. Geburtstag am 6. Juni
Ileana Cotrubas zum 75. Geburtstag am 9. Juni
Brigitte Fassbaender zum 75. Geburtstag am 3. Juli
Carlo Bergonzi zum 90. Geburtstag am 13. Juli
Richard Strauss: 150. Geburtstag am 11. Juni
Joachim Herz: 90. Geburtstag am 15. Juni
Darius Milhaud: 40. Todestag am 22. Juni
Anton Dermota: 25. Todestag am 22. Juni
Wolfgang Windgassen: 100. Geburtstag am 26. Juni
Rafael Kubelik: 100. Geburtstag am 29. Juni
Marcello Viotti: 60. Geburtstag am 29. Juni
Pierre Monteux: 50. Todestag am 1. Juli
Chr. Willibald Gluck: 300. Geburtstag am 2. Juli
Annie Fischer: 100. Geburtstag am 5. Juli
Oskar Czerwenka: 90. Geburtstag am 5. Juli
Tom Krause: 80. Geburtstag am 5. Juli
Eberhard Waechter: 85. Geburtstag am 9. Juli
Hermann Prey: 85. Geburtstag am 11. Juli
Van Cliburn: 80. Geburtstag am 12. Juli
Carlos Kleiber: 10. Todestag am 13. Juli
In memoriam
Giacomo Meyerbeer: 150. Todestag am 2. Mai
Carlo Maria Giulini: 100. Geburtstag am 9. Mai
Richard Lewis: 100. Geburtstag am 10. Mai
Boris Christoff: 100. Geburtstag am 18. Mai
Giuseppe Valdengo: 100. Geburtstag am 24. Mai
Beverly Sills: 85. Geburtstag am 25. Mai
Sigrid Onegin: 125. Geburtstag am 1. Juni
Rosita Serrano: 100. Geburtstag am 10. Juni
Wir trauern um
den Dirigenten Claudio Abbado, verstorben am 20. Januar, den Dirigenten Gerd Albrecht, verstorben am 2. Februar, die Altistin Anna
Reynolds, verstorben am 24. Februar, und den Opern- und Theaterintendanten Gerard Mortier, verstorben am 8. März.
Wir gratulieren
dem Künstlerischen Leiter des Chors des Bayerischen Rundfunks,
Peter Dijkstra, zum Preis der Eugen Jochum Stiftung.
Ks. Hertha Töpper zum 90. Geburtstag
Bereits bei den ersten Bayreuther
Festspielen nach dem Krieg im Jahr
1951 wurde Hertha Töpper als Floßhilde und Siegrune im Ring engagiert.
Dort hat Rudolf Hartmann sie gehört
und zum Vorsingen nach München
eingeladen. Daraus wurde ein festes
Engagement an der Bayerischen
Staatsoper von 1952 bis 1981. Zur
Bayerischen Kammersängerin wurde
sie 1955 ernannt. „Ich habe mich
sofort in München verliebt“, erzählte
sie uns bei ihrem Besuch im Februar
1987. Und sie ist ihrer Wahlheimat
treu geblieben.
Ihr Repertoire umfasste Rollen wie
Dorabella, Octavian, Clairon, Carmen,
Fricka, Brangäne, Eboli, Amneris, Orpheus, aber auch Rollen in modernen
Opern, wie Judith in Bartóks
Foto: © BSO
I
m IBS-Journal 1 (2014) haben
wir an Marianne Schech (100.
Geburtstag) und Erika Köth (25.
Todestag) erinnert. Diesmal haben
wir die große Freude, der Dritten im
Bunde aus dem Rosenkavalier-„Lieblingsterzett“ von Hans Knappertsbusch, der Mezzosopranistin Hertha
Töpper, zum 90. Geburtstag am 19.
April sehr herzlich gratulieren zu
dürfen.
Geboren in Graz, erhielt sie bereits
mit dreieinhalb Jahren von ihrem
Vater, einem Musiklehrer, Geigenunterricht. Bevor sie Buchstaben lesen
konnte, konnte sie bereits Noten
lesen. Mit 16 Jahren begann sie ihre
musikalische Ausbildung am Landeskonservatorium ihrer Heimatstadt
und debütierte 1945 am Grazer
Stadttheater als Einspringerin in Verdis Maskenball (Ulrica).
Royal Opera House Covent Garden in
London, an der Staatsoper in Wien,
der Mailänder Scala, der Metropolitan Opera in New York, am Teatro La
Fenice in Venedig, am La Monnaie in
Brüssel, an der Nederlandse Opera
in Amsterdam, am Teatro dell'Opera
di Roma und in Zürich sowie bei den
Salzburger Festspielen. Vier Gastspiele mit verschiedenen Ensembles
führten sie auch nach Japan.
Neben ihrem erfolgreichen Wirken
auf der Bühne (ca. 70 Rollen) war
Hertha Töpper eine sehr geschätzte
Konzert- und Oratoriensängerin, sie
gehörte als herausragende Bach-Interpretin zum engen Ensemblekreis von
Karl Richter.
Hertha Töpper als Oktavian
Herzog Blaubarts Burg oder Jokasta
in Strawinskys Oedipus Rex. Bei der
Uraufführung von Paul Hindemiths
Die Harmonie der Welt 1957 war sie
Katharina, die Mutter des Astronomen Johannes Kepler, und sie wirkte
auch an der Uraufführung der Oper
Sim Tjong von Ysang Iun 1972 mit.
Auch international war die Künstlerin
sehr gefragt. Sie gastierte an allen
großen Opernhäusern der Welt, am
Trotz aller Erfolge im Ausland kehrte
sie immer wieder gerne in ihr geliebtes München zurück. Mit ihrer
musikalischen Vielfältigkeit, ihrer unverwechselbaren, wertvollen Stimme
ist sie ein Stück Münchner Theatergeschichte geworden. Sie hat dafür zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Von
1971 bis 1981 lehrte die Wahlmünchnerin als Professorin für Gesang an
der Münchner Musikhochschule.
Einer ihrer vielen Fans sagte einmal:
„Ihr Singen ist Lieben.“ Sie liebte ihr
Publikum, und ihr Publikum liebt sie
noch heute, und wir wünschen ihr
alles Gute.
Hans Köhle
Reisen mit IBS-Freunden
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24. bis 27. April Linz
Besuch des neuen Opernhauses: Walküre (Wagner) und Fadinger oder Die Revolution der Hutmacher (Ernst Ludwig Leitner)
25. Mai
Würzburg
Salome (Strauss), Beginn 15.00 Uhr
25. Mai
Ulm
Iphigénie en Tauride (Gluck), Beginn 14.00 Uhr
7. Juni
Innsbruck
Tiefland (d’Albert), Beginn 19.00 Uhr; Busfahrt, ohne Übernachtung
6. Juli.
Ulm
Serse (Händel), Beginn 14.00 Uhr
20. Juli
Nürnberg
Die Hugenotten (Meyerbeer), Beginn 15.30 Uhr
30. Juli
Erl Walküre (Wagner), Beginn 17.00 Uhr; Busfahrt
Opern- und Kulturreisen Monika Beyerle-Scheller
Tel. (08022) 36 49 Fax (08022) 66 39 30 E-Mail [email protected]
www.opernundkulturreisen.de
19
MÜNCHNER STRASSENNAMEN
Nach Opernsängern benannt II
D
iesmal sind wir auf den Spuren
bedeutender Sänger in Obermenzing unterwegs. Dort
verbindet der Raffweg die ThaddäusEck-Straße mit der Thuillestraße.
Anton Raff, heute meist Raaff
geschrieben (1714–1797), unser diesjähriger Jubilar (300. Geburtstag am
6. Mai), wurde in der Nähe von Bonn
geboren und sang die Titelrolle bei der
Uraufführung von Mozarts Idomeneo
im Jahr 1781. Wenn man das liest,
stutzt man unwillkürlich. 1781 – da
war der Tenor doch schon 67 Jahre
alt. Ist das denn gut gegangen? Aber
natürlich! Allerdings hat Mozart bei
der Komposition Rücksicht auf den
Sänger genommen. Doch dazu später.
Anton Raaff sollte Geistlicher werden.
Doch der musikbegeisterte Kurfürst
Clemens August, Erzbischof von
Köln, ein Wittelsbacher, entdeckte die
schöne Stimme des Priesteramtskandidaten und schickte diesen zur Gesangsausbildung nach München. Dort
debütierte der junge Mann bereits
1736 und setzte zwei Jahre später
seine Bühnenkarriere in Italien fort.
1742 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er an verschiedenen Hoftheatern wirkte. Der italienische Dichter
und Librettist Pietro Metastasio hörte
ihn in Wien und meinte: „Er singt wie
ein Engel.“ Selbst als er schon weit
über siebzig war, sang Raaff noch „mit
Gefühl und entzückender Anmut“.
Mozart, der den Bühnenstar 1777
kennenlernte, beurteilte die Stimme
jedoch recht kritisch. Wie der Hofsänger selbst brieflich bekundete, konnte
er die Töne nicht mehr so lange halten
wie in seiner Glanzzeit. Dennoch
schrieb Mozart für den Toni eine
Konzertarie, die „maßgeschneidert
wie ein Rock“ war. Auch die Titelpar20
tie des Idomeneo
schrieb er ihm
auf den Leib. Mit
dieser Oper wurde
der Ruhm des
berühmten Tenors
in die Welt hinausgetragen.
IBS Journal: Zeitschrift des Interessenvereins des Bayerischen
Staatsopernpublikums e. V., Postfach 10 08 29, 80082 München
Postvertriebsstück, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, B 9907
Südlich von „Im
Wismat“, ein
alter Flurname
(Wiesenmahd, Wiesenmatte), trifft
man gleich auf drei Straßen, die nach
Opernsängern benannt worden sind:
die Rehkemper-, die Schlusnus- und
die Benderstraße.
Heinrich Rehkemper (1894–1949)
wurde in Schwerte geboren und
studierte zunächst Maschinenbau.
Anschließend besuchte er die Konservatorien in Hagen und Düsseldorf
und setzte dann sein Musikstudium
an der Musikakademie in München
fort. 1919 debütierte der Bariton am
Hoftheater in Coburg. Von 1921 bis
1924 wirkte er am Landestheater in
Stuttgart, 1925 wurde der Westfale an
die Bayerische Staatsoper in München
engagiert.
Der stilsichere Sänger überzeugte
als Rigoletto, Macbeth, Wolfram und
Amfortas, feierte jedoch seine größten Erfolge als Don Giovanni, Figaro
und Papageno. Die warm timbrierte,
ausdrucksvolle und sehr bewegliche
Stimme mit ihrer leicht anspringenden Höhe war ideal für das Fach
des Kavalierbaritons.
Der beliebte Künstler war einer der
bedeutendsten Liedinterpreten seiner
Zeit. Auf dem Höhepunkt seiner
Karriere zog er sich eine Herzerkrankung zu, die ihn dazu zwang, der
Bühne zu entsagen. Von 1940 bis
1945 unterrichtete er am Mozarteum
in Salzburg. Im Alter von 55 Jahren
erlag Heinrich Rehkemper seinem
Herzleiden; sein Grab befindet sich
auf dem Münchner Waldfriedhof. Von
der Schönheit seiner Stimme zeugen
Schallplattenaufnahmen aus den
zwanziger Jahren.
Südlich der Verdistraße trifft man auf
die Härtingerstraße.
Martin Härtinger (1815–1896), in
Ingolstadt geboren, absolvierte ein
Medizinstudium und praktizierte als
Arzt. Alois Bayer, Erster Tenor der
Münchner Hofoper, überzeugte den
Mediziner mit der schönen Stimme
davon, die Bühnenlaufbahn einzuschlagen, und übernahm dessen
Ausbildung.
1841 debütierte Bayers Schüler auf
Empfehlung von Franz Lachner am
Hoftheater in Mannheim als Tamino
in Mozarts Zauberflöte. 1842 gastierte
der Ingolstädter an der Münchner
Hofoper als Tamino und als Max sowie
in Lachners Oper Catharina Cornaro.
1843 erhielt Martin Härtinger zu sehr
guten Bedingungen einen Vertrag von
der Münchner Hofoper, sozusagen als
Nachfolger seines Lehrers Alois Bayer.
Hier erweiterte der Mozart-Tenor sein
Stimmfach in den nächsten zwölf Jahren erheblich und trat in Opern von
Donizetti, Meyerbeer, Spontini auf, ja
er sang sogar den Florestan.
1855 bis 1858 zog sich der Künstler allmählich von der Opernbühne
zurück und trat nur noch gelegentlich
als Konzert- und Liedersänger auf.
Bis 1884 wirkte er an der von König
Ludwig II. 1867 nach Plänen von
Richard Wagner gegründeten Königlichen Musikschule als Gesangslehrer.
Hochgeehrt feierte Martin Härtinger
seinen 80. Geburtstag. Eineinhalb
Jahre später erlag er einem Herzleiden und wurde auf dem Münchner
Alten Südfriedhof zur letzten Ruhe
gebettet.
Helmut Gutjahr
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