Didaktik der Geometrie und Stochastik WS 10 / 11 Februar 2011 9 Beurteilende Statistik 9.1 Testen einer Hypothese Beispiel „Aufstrich“ (s. Arbeitsblatt „Aufstrich“). In der Praxis geht man meistens etwas anders als im Beispiel „Aufstrich“ vor: Man gibt die Irrtumswahrscheinlichkeit vor, z. B. sind häufige Werte α = 0,05 (oder 0,01) und bestimmt den Ablehnungsbereich der Nullhypothese. Erwartungswert einer Zufallsvariablen X: X nehme die Werte x1 . .. xn mit den Wahrscheinlichkeiten p1 ... pn an. E(X) = x1p1 + ... + xnpn. Da p1 + ... + pn = 1 gilt, kann man den Erwartungswert als einen gewichteten Mittelwert interpretieren. Bei einer binomialverteilten Zufallsvariablen X ist p = p1 = ... = pn und x1 = x2 = ... = xn = 1. Somit ist E(X) = np (man schreibt dann auch µ = np). Varianz und Standardabweichung einer binomialverteilten Zufallsvariablen X: Varianz σ²: σ² = npq Standardabweichung: σ = mit q = 1 – p. npq Bedeutung von σ : ( σ- Regeln): P( µ - σ ≤ X ≤ µ + σ ) P( µ - 2σ ≤ X ≤ µ + 2σ ) P( µ - 3σ ≤ X ≤ µ + 3σ ) ≈ 0,68 ≈ 0,955 ≈ 0,997 Die Näherung ist umso besser, je größer n ist. (1σ - Regel) (2σ - Regel) (3σ – Regel) In der Regel verlangt man σ > 3. Ist eine binomialverteilte Zufallsvariable X mit dem Erwartungswert µ gegeben, so interessiert man sich für das Intervall um µ, in dem die Werte von X mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit liegen. Es gilt: Die W., dass die Werte von X im I. [µ – 1,64σ; µ + 1,64σ ] liegen, ist etwa 0,9 Die W., dass die Werte von X im I. [µ – 1,96σ; µ + 1,96σ ] liegen, ist etwa 0,95 Die W., dass die Werte von X im I. [µ – 2,58σ; µ + 2,58σ ] liegen, ist etwa 0,99. Das Signifikanzniveau ist in den drei Fällen 0,1, 0,05 bzw. 0,01. Beispiel: Ein defekter Parkscheinautomat eines Parkhauses codiert ca. 20% aller Parkkarten so falsch, dass eine Ausfahrt nicht möglich ist. An einem Samstagvormittag möchten zwischen 9.30 Uhr und 10 Uhr 100 Autofahrer mit ihren Autos das Parkhaus verlassen. Schätzen Sie ab, wie viele dieser PKW-Fahrer mit einer W. Von 0,99 entsprechende Probleme bei der Ausfahrt bekommen. Lösung: X gibt die Anzahl der falsch codierten Parkkarten an. Nachprüfung ob 100 „groß genug“ ist: Die Standardabweichung der Zufallsvariablen muss > 3 sein! σ = 4 > 3! Erwartungswert von X ist 20. Signifikanzniveau ist 0,01. Daher liegen 99% aller Werte von X im Intervall [20 – 2,58⋅4; 20 + 2,58⋅4], in [9,68; 30,32]. also sind bei einem Signifikanzniveau von 1% bei einer Zahl von Fahrzeugen, die zwischen 10 und 30 liegt, Probleme bei der Ausfahrt zu erwarten. 9.2 Stetige Dichteverteilungen Beispiel: Regen auf Kreisfläche Der Kreisring mit Breite 1 und mittlerem Radius x entspricht dem Flächtenanteil an der gesamten Kreisfläche. Dementsprechend ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Abstand X der Regentropfen im Intervall [x - 0,5; x + 0.5] liegt, gleich 0,02x ist. Untersucht man die W. P(a X b), so gilt: b P(a ≤ X ≤ b) = ∫ 0,02 x dx = 0,01b²−a² = b²−a² 100 Dies entspricht dem Flächenanteil des Kreisrings mit dem inneren Radius a und dem äußeren Radius b. a Theorie und Experiment: Ein Vergleich mit dem GTR: Mit dem GTR werden 100 gleichmäßig verteilte Zufallszahlen im Intervall [0;1] erzeugt. Die Dichte dieser Verteilung ist gleich 1. a) Bestimme den (theoretischen) Mittelwert m und die (theoretische) Standardabweichung s. b) Erzeuge mit dem GTR 100 Zufallszahlen, deren Erwartungswert und die Standardabweichung. Gaußsche Glockenfunktion: 2 ϕµ,σ (x) = 1 ⋅e ⋅ 2 x− 2 2 Interessante Internetadressen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung / Statistik: Wahrscheinlichkeitsrechnung – Binomialverteilung Das Ziegenproblem http://www.jgiesen.de/javascript/Beispiele/Ziegenproblem/Ziegen.html http://viles.zef.uni-oldenburg.de/public/viles2/wahrscheinlichkeit/ziege.html Gero von Randow: „Das Ziegenproblem. Denken in Wahrscheinlichkeiten“ http://www.jbg-miltenberg.de/faecher/mathe/ziegenproblem.html Lösung dieses und anderer interessanter Probleme http://www.mister-mueller.de/mathe/beispiele/meinproblem.html http://www.mathematik.ch/anwendungenmath/ e-Lisa LinkExpress (Un-)Wahrscheinlichkeiten http://www.e-lisa.at/linkexpress/archiv/2004/040415.asp Klasse 8 Leitprogramm Testen von Hypothesen http://www.educeth.ch/mathematik/leitprog/testen/