Übungsaufgaben zur Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie Ferienkurs Wintersemester 2010/2011 TUM Mittwoch/Donnerstag: Zufallsvariablen und bedingte Wahrscheinlichkeiten (Kapitel 3 und 4) 1. Zufallsvariablen und Verteilung Sei (Ω, F, P ) ein Wahrscheinlichkeitsraum und (Ω0 , F 0 ) ein Ereignisraum. Was versteht man a) unter einer Ω0 -wertigen Zufallsvariablen? b) unter der Verteilung einer Ω0 -wertigen Zufallsvariablen? 2. Verteilung [FE] Geben Sie einen Wahrscheinlichkeitsraum X, Y : (Ω, F, P ) → (R, B(R)) a) X(ω) 6= Y (ω) ∀ω ∈ Ω b) PX = P Y (Ω, F, P ) und zwei reellwertige Zufallsvariablen an, für die gilt: und 3. Punkt in einer Kugel Ein Punkt wird zufällig in einer Kugel mit Radius r > 0 gewählt. Bestimmen Sie die Verteilung des Abstands des Punktes vom Mittelpunkt der Kugel. 4. Simulation von Zufallsvariablen Beschreiben Sie ein Verfahren zur Simulation a) einer mit Parameter α b) einer mit Parametern exponentialverteilten Zufallsvariablen. n=2 und p= 1 binomialverteilten Zufallsvariablen. 4 5. Transformationssatz Formulieren Sie den aus der Vorlesung bekannten Transformationssatz für Lebesguedichten. 6. Transformation von Zufallsvariablen I Sei X gleichverteilt auf [−1, 1]. Y := X 6 , Y := exp(X), Y := X 3 , Y := sin( π2 X). Bestimmen Sie die Dichte von 1 Y für 7. Transformation von Zufallsvariablen II [MU] Bestimmen Sie γ, f : [0, ∞) → [0, ∞), f (x) := γx exp(−x), x > 0 eine DichteX stetig mit Dichte f . Bestimmen Sie die Verteilung von Y := X1 . so dass funktion ist. Es sei Hinweis: Vgl. auch T6.1 8. Faltungsregel In Tutoraufgabe 9.1 aus [MU] wurde mit Hilfe des Transformationssatzes gezeigt: Seien X1 , X2 unabhängige, stetige R Zufallsvariablen mit Dichten f1 stetig mit Dichte f (y) = f (x)f2 (y − x)dx. R 1 und f2 , dann ist Y := X1 +X2 Beweisen Sie dieses Ergebnis erneut über die Berechnung der Verteilungsfunktion von X1 + X 2 , c ∈ R gilt Z c Z FX1 +X2 (c) = f1 (x)f2 (y − x)dxdy. d.h. zeigen Sie, dass für −∞ R 9. Produkt und Quotient stetiger Zufallsvariablen Es seien X1 und X2 unabhängige, stetige Zufallsvariablen mit Dichten f1 und f2 . BestimX1 Y := X1 · X2 und Z := X in Abhängigkeit von f1 und f2 . 2 men Sie die Dichte von Hinweis: Vgl. hierzu auch H6.2 10. Transformationssatz I [TK] Es sei X eine stetige Zufallsvariable mit Dichte fX (x) = e−x ·1R+ (x) und σ, γ ∈ R+ , θ ∈ R. 1 a) Bestimmen Sie die Lebesgue-Dichte von Y := σX γ + θ. b) Bestimmen Sie die Lebesgue-Dichte von Z := −γ log( Y σ−θ ). 11. Transformationssatz II [KL] 2 Es sei X ∼ N (µ, σ ). Die Verteilung von Y := exp(X) nennt man auch Log-Normalverteilung. a) Bestimmen Sie die zugehörige Lebesgue-Dichte. b) Bestimmen Sie E(Y n ), n ∈ N 12. Maximum und Minimum von Zufallsvariablen Seien X1 , ..., Xn unabhängig und gleichverteilt auf [0, 1]. Bestimmen Sie die Verteilung von a) min{X1 , ..., Xn } b) max{X1 , min{X2 , ..., Xn }} 13. Geometrische Verteilung [RI] Es seien X1 und X2 unabhängig und geometrisch verteilt mit Parameter Sie die Verteilung von Y := X1 + X2 und interpretieren Sie 2 Y p. Bestimmen im Bernoulli-Prozess. 14. Füttern einer Katze Zum Füttern einer Katze stehen drei Sorten von Katzenfutter bereit. Jede Sorte wird entsprechend der untenstehenden Tabelle von der Katze mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit angenommen (Ereignis AN) oder abgelehnt (Ereignis AB). Sorte 1 2 3 AN 0.8 0.7 0.2 AB 0.2 0.3 0.8 Mit welcher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine der beiden Sorten 1 oder 2, wenn die Katze das Futter annimmt? 15. Insekt [RO2] Ein Insekt legt eine Poisson-verteilte Anzahl Eier mit Rate p unabhängig von allen anderen mit Wahrscheinlichkeit Verteilung der Anzahl X λ. Aus jedem Ei schlüpft ein Insekt. Bestimmen Sie die der Nachkommen des Insekts. Hinweis: Vgl. hierzu auch T12.2 16. Rückseite von Münzen [HA] In einem Beutel liegen drei Münzen. Eine Münze davon ist eine typische Kopf-ZahlMünze, die anderen beiden sind wie folgt modiziert: eine zeigt auf beiden Seiten Kopf und eine auf beiden Seiten Zahl. Sie wählen blind eine der drei Münzen aus dem Beutel und führen einen Münzwurf durch, bei dem Sie Kopf beobachten. Wie groÿ ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf der Rückseite Zahl bendet? 17. Schwangerschaftstest Hersteller von Schwangerschaftstests werben gerne mit Aussagen wie Zuverlässigkeit von über 99% oder dergleichen. Dies ist natürlich insoweit irreführend, als dass hier nicht zwischen den zwei möglichen Fehlern Test negativ gegeben dass schwanger und Test positiv gegeben dass nicht schwanger unterschieden wird. Schenken Sie der Werbung Glauben und nehmen Sie für beide Fehler einen Wert von 0.01 an. Von allen Personen, die einen Schwangerschaftstest durchführen, sei ein Anteil p ∈ (0, 1) tatsächlich schwanger. Zeigen Sie, dass Sie bei einem positiven Schwangerschaftstest nur dann wirklich mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 99% schwanger sind, wenn p ≥ 0.5. 18. Stochastische Unabhängigkeit [GE] Es sei (Ω, F, P ) ein Wahrscheinlichkeitsraum und a) Sind A, B b) Sind A, B, C unabhängig, so auch A, B c . unabhängig, so auch A ∪ B, C . 3 A, B, C ∈ F . Zeigen Sie: 19. Abschätzung von Wahrscheinlichkeiten [RO1] (Ω, F, P ) Es seien ein Wahrscheinlichkeitsraum und A1 , A2 , ..., An ∈ F unter P unab- hängige Ereignisse. Zeigen Sie, dass die Wahrscheinlichkeit, dass keines dieser Ereignisse eintritt, kleiner ist als exp(− n X P (Ai )) i=1 20. Summe unabhängiger, exponentialverteilter Zufallsvariablen Es seien X und Y unabhängig und jeweils exponentialverteilt mit Parameter Sie die Dichte der Verteilung von α. Bestimmen X +Y. 21. Bedingte Verteilung [RI] Es seien X und Y unabhängig und jeweils exponentialverteilt mit Parameter 1. Bestimmen X gegeben X + Y = t∗ , t∗ > 0. Interpretieren Sie Ihr Sie die bedingte Verteilung von Ergebnis im Poisson-Prozess und im Hinblick auf Aufgabe 4 in der ersten Klausur. 22. Unabhängigkeit von Zufallsvariablen [TK] Es sei X standardnormalverteilt. Zeigen Sie, dass 4 X und X2 nicht unabhängig sind. Literatur [RI] Thomas Richthammer, Online-Skript zur Vorlesung Einführung in die Wahrscheinlich- keitstheorie und erste Klausur, TUM, WiSe 2010/2011 http://www-m5.ma.tum.de/pers/richthammer/wtheorie.html [MU] Thomas Richthammer, Gernot Müller (Übungsleitung), Übungsaufgaben zur Vorlesung Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie, TUM, WiSe 2010/2011 http://www-m5.ma.tum.de/pers/richthammer/wtheorie.html [RO1] Silke Rolles, Mathias Raer (Übungsleitung), Vorlesung Probability Theory, TUM, SoSe 2010 [RO2] Silke Rolles, Alexander Bauer (Übungsleitung), Vorlesung Statistik: Grundlagen, TUM, SoSe 2010 [TK] Thomas Klein, Stephan Haug (Übungsleitung), Vorlesung Einführung in die Wahrschein- lichkeitstheorie, TUM, WiSe 2009/2010 [FE] Stefan Fritsch, Christoph Schwaiger, Ran Zhang, Moritz Voÿ, Ferienkurs zur Vorlesung Stochastik 1 , WiSe 2007/2008, TUM [KL] Achim Klenke, Wahrscheinlichkeitstheorie, 2. Auage, Springer, 2008 [HA] Olle Häggström, Streifzüge durch die Wahrscheinlichkeitstheorie, Springer, 2006 [GE] Hans-Otto Georgii, Stochastik, de Gruyter, Berlin 2002 5