Diagnostik im Dialog • Ausgabe 42 • 11/2013 | Das oberste Gebot ist die Sicherheit der Patienten | Produkte & Services „Das oberste Gebot ist die Sicherheit der Patienten“ 1) Ist ein Mindestvolumen an Probe gefordert? Das Auftragen einer unzureichenden Blutmenge, z. B. auf einen Teststreifen, führt zu Fehlmessungen. Die Geräte sollen daher selbstständig detektieren, ob die Mindestmenge an Probe vorhanden ist. Die Glukosemessung auf Accu-ChekT Performa und Accu-ChekT Inform II startet nur, wenn die Mindestmenge von 0,6 µl Blut aufgetragen ist. 2) Wenn die zeitliche Abfolge bei der Testdurchfotolia führung eine kritische Größe ist, verfügt das Sys- Im Rahmen eines Editorials unter dem Titel „Management-Herausforderungen beim Point-of-Care Testing“ (POCT) 1 formulierte Karen S. Clark, POC-Managerin im Baptist Memorial Hospital in Memphis, 22 Anforderungen an Hersteller von POC-Geräten. Das Statement der Autorin lautet: Der übliche Anwenderkreis außerhalb des Labors und die POC-Tests mit üblicherweise niedrigem Automatisierungsgrad benötigen als Fundament eine „Infrastruktur“, die das oberste Gebot des POCT unterstützt: die Sicherheit der Patienten. Die modernen POC-Lösungen von Roche Diagnostics (Abb. 1) stellen sich den folgenden Forderungen von Clark. tem über eine eingebaute Uhr? Alle modernen POC-Systeme von Roche zeigen die zu beachtenden zeitlichen Rahmenbedingungen deutlich an. Eine interne Uhr informiert zudem, wann das Ergebnis der Messung zur Verfügung steht. 3) Verfügt das Testsystem über eine interne (on board) Qualitätskontrolle (QC) und kann die Weitergabe von Patientenergebnissen bei fehlerhafter QC gesperrt werden? POC-Systeme von Roche Diagnostics cobas IT 1000 Labor- oder Krankenhaus-EDV Gerinnungsmonitoring CoaguChekT XS Pro System Kardiale Marker cobas h 232 System Blutglukose Accu-ChekT Inform II Blutgasanalyse cobas b 123 System Blutgasanalyse cobas b 221 System Abb. 1: Das Portfolio moderner POC-Systeme von Roche Diagnostics 29 Produkte & Services | Das oberste Gebot ist die Sicherheit der Patienten | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 42 • 11/2013 fotolia ren vertreibt Roche POC-Systeme (für BGA, Blutzucker, Gerinnungsmonitoring und kardiale Marker), welche die QC-Intervalle selbstständig überwachen und nach Überschreitung vom Anwender eine QC fordern. Die Messung von Patientenproben bleibt so lange gesperrt, bis alle notwendigen QCBestimmungen vorliegen. Viele Kliniken aktivieren am System eine „Hintertür“, sodass trotzdem noch eine limitierte Anzahl dringender Notfälle durchführbar bleibt. 7) Kann das QC-System Patientenproben und Kontrollmaterial differenzieren? Dort, wo eine On-Board-QC sinnvoll ist, wie bei Blutgas-(BGA-)Systemen, hat Roche diese integriert. Automatismen garantieren Kontrollmessungen zu den individuell festgelegten Uhrzeiten und initiieren im Bedarfsfall auch Nachmessungen. Die Anregung von Clark, wonach die Weitergabe von Patientenergebnissen bei fehlerhafter QC gesperrt werden sollte, betrachten Roche Experten zu kurz gefasst. Sie meinen, dass bereits die Messung einer Patientenprobe bei fehlerhafter QC gesperrt sein muss, denn sobald auf dem Gerätedisplay ein Wert erscheint, besteht die Gefahr, dass dieses Ergebnis für Therapieentscheidungen herangezogen wird. Die Anwender sind meist nicht in der Lage, einzuschätzen, wie stark der konkrete QC-Fehler (oder ein anderer Fehler) das Patientenergebnis beeinflusst. Konsequenterweise zeigen die POC-Systeme von Roche kein Ergebnis an, sobald das Gerät einen Fehler detektiert, der das Ergebnis beeinträchtigen könnte. 4) Ist es möglich, sowohl das Testsystem als fen. Fehlbedienungen, die zu unkorrekten Ergebnissen führen würden, sind bei den POC-Geräten von Roche zusätzlich auch mittels interner QC erkennbar. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die QC von denselben Anwendern durchgeführt wird, die üblicherweise auch Patientenproben vermessen. 5) Gibt es Möglichkeiten, die korrekte Testdurchführung zu überprüfen? Dieses Thema war und ist ein Entwicklungsschwerpunkt von Roche. Beispielhaft dafür sind die Sicherheitschecks, die das vernetzbare Blutzuckermessgerät Accu-ChekT Inform II vor und während der Messung durchführt. Die enzymatische Reaktion bei der Glukosebestimmung ist temperaturabhängig. Herkömmliche Systeme regeln die Temperaturkompensation mit einem integrierten Sensor. Die Temperatur im System kann jedoch von der Reaktionstemperatur auf dem Teststreifen abweichen. Für die bestmögliche Kompensation hat Roche deshalb die Temperaturmessung direkt in das Reaktionsfeld des Teststreifens verlagert. auch dessen korrekte Anwendung extern zu überprüfen? 6) Ist sichergestellt, dass Patientenproben nicht Die Ringversuchsorganisationen als Instanzen der externen QC in Deutschland bieten seit vielen Jahren die Möglichkeit, sowohl das Messsystem als auch dessen korrekte Bedienung regelmäßig zu überprü- getestet werden, sobald das empfohlene QC- 30 Diese Anforderung ist für alle Systeme ohne integrierte QC relevant, z. B. für AccuChekT Inform II. Der Blutzuckermonitor generiert eine Fehlermeldung und verweigert einen Messwert, falls bei einer Kontrollmessung Blut anstelle des vorgesehenen QC-Materials zum Einsatz kommt. Damit ist sichergestellt, dass eine eventuelle Gerätesperre nicht für die Messung von Patientenproben umgangen wird. Intervall überschritten ist? Die RiliBÄK macht hierfür strikte Vorgaben, die von den Überwachungsbehörden auch kontrolliert werden. Seit einigen Jah- 8) Verhindert das System die Testung mit abgelaufenen Reagenzien? Können Chargennummer und Haltbarkeitsdatum erfasst werden? Mit abgelaufenen Reagenzien zu arbeiten, erhöht das Risiko falscher Ergebnisse. Deshalb überwachen sowohl die POC-Geräte als auch die POC-Vernetzungssoftware cobas IT 1000 von Roche Chargennummer und Verfallsdatum. Die Systeme lassen Messungen nach dem Verfallsdatum nicht zu. 9) Sind die Reagenzien mit Chargennummer und Haltbarkeitsdatum barcodiert? Ist dieser Barcode von einem universell einsetzbaren Barcodeleser erkennbar? Vielfach wird von Herstellern gefordert, dass das Messgerät die Teststreifencharge selbstständig erkennt. Im System cobas h 232 für kardiale Marker beispielsweise hat Roche diesen Anwenderwunsch umgesetzt. Bei anderen Geräten, wie z. B. Blutzuckersystemen, wäre eine derartige Codierung Diagnostik im Dialog • Ausgabe 42 • 11/2013 | Das oberste Gebot ist die Sicherheit der Patienten | Produkte & Services jedes einzelnen Teststreifens zu teuer. Deshalb verfügt Accu-ChekT Inform II über ein alternatives Konzept: Vor der Messung wird die barcodierte Teststreifendose durch den im Gerät integrierten Scanner gelesen. Dadurch sind die Teststreifencharge und das Verfallsdatum identifizierbar. Zur Sicherstellung der erforder­ lichen Anwenderkompetenz verknüpft Roche theoretische und praktische Trainings bzw. Prüfungen mit einem intelligenten Benutzermanagement. 10) Verändert sich die Reagenzhaltbarkeit nach dem Öffnen? Gibt es z. B. die Möglichkeit, ein Roche neues Haltbarkeitsdatum als Kommentar einzugeben? Das Öffnen der üblichen POC-Reagenzien und Teststreifen von Roche schränkt deren Haltbarkeit nicht ein. Dies kann lediglich bei Kontrolllösungen der Fall sein. Hier empfiehlt Roche, nach dem ersten Öffnen das neue Verfallsdatum auf den Kontrollen zu notieren. armbänder. Für besondere Hinweise oder Kommentare zu einem Ergebnis wählt der Anwender klinikspezifische, vordefinierte Textbausteine aus. Freitexteingaben sollten immer Ausnahmen bleiben, die Geräte akzeptieren aber sowohl Zahlen als auch Buchstaben und Sonderzeichen. kungen sind als vordefinierte Textfelder auf dem Geräte-Display vorhanden, aber auch Freitext-Kommentare können eingegeben werden. 15) Kann das System sowohl die Person dokumentieren, die die Anwendungskompetenz vermittelt und überprüft, als auch den zu schulen- 11) Ist sichergestellt, dass ausschließlich autorisierte Anwender die Tests durchführen? 13) Führt das System den Anwender durch die den Anwender? Dieser Punkt ist ein entscheidendes Kriterium für eine Qualitätsverbesserung in der POC-Analytik. Denn nur geschulte und dadurch autorisierte Anwender können ein Messsystem korrekt bedienen und auch die Prä- und Postanalytik fehlerfrei bewältigen. Um die Anwenderautorisierung zu gewährleisten, verfügen die POC-Systeme von Roche über die Optionen, das Gerät mit Identifizierung (Benutzer-ID) und Authentifizierung (Passwort) zu schützen. Die Praxis zeigt allerdings, dass die meisten Kliniken derzeit noch auf die Authentifizierung verzichten und die Eingabe der Benutzer-ID als ausreichend erachten. Testschritte? Das Kompetenzmanagement für POCT von Roche verknüpft theoretische und praktische Trainings und Prüfungen mit einem intelligenten Benutzermanagement. Darin wird dokumentiert, wer welche Schulungsmaßnahmen erfolgreich abgeschlossen hat, welches Medium (z. B. e-Learning) zum Einsatz kam und wer als Mentor die Praxisprüfung überwacht und als bestanden bestätigt. Automatismen stellen sicher, dass jeder Anwender zur erforderlichen Zeit die Aufforderung zur Schulung erhält. Das Benutzermanagement steuert die Anwendungsberechtigungen so, dass nur kompetente Personen (die alle vorgesehenen Trainings erfolgreich absolviert haben) die POC-Geräte bedienen dürfen. 12) Verfügt das Analysensystem über die Möglichkeit einer alphanumerischen und numerischen Eingabe? Sind Symbole verwendbar? Moderne POC-Systeme sollten möglichst wenig manuelle Eingaben erforderlich machen. Sowohl die Benutzer- als auch die Patienten-Identifizierung erfolgen bei den Roche-Geräten über den Scan der entsprechenden Barcode-Labels bzw. Patienten- Der Umgang mit POC-Geräten soll besonders einfach und intuitiv sein, denn das Pflegepersonal – häufig zuständig für POCT – hat als Arbeitsschwerpunkt die Pflege der Patienten und nicht die Bedienung medizinischer Geräte. Deshalb sind Roche POCSysteme menügeführt und mit Display-Hinweisen zu jedem Arbeitsschritt versehen. 14) Erlaubt das System die Eingabe von Kommentaren und Korrekturmaßnahmen? Diese Anforderung ist die logische Konsequenz bei Einführung vernetzbarer POCSysteme, um die elektronisch vorliegenden Messergebnisse auch später noch in der elektronischen Patientenakte für Therapieentscheidungen nutzen zu können. Denn alle Hinweise zur Interpretation von Notfallergebnissen müssen zu einem späteren Zeitpunkt noch verfügbar, also dokumentiert sein. Um dies zu gewährleisten, verfügen die Roche POC-Systeme über die Möglichkeit, Messergebnisse mit Kommentaren zu versehen. Oft verwendete Anmer- 16) Liefert der Hersteller Proben, die als Lösung mit „unbekannter“ Konzentration für Qualifika­ tionsüberprüfungen verwendet werden können? Diese Anforderung an Hersteller ist für Deutschland nicht relevant, denn hier gibt es das bewährte und gesetzlich verankerte System der externen Qualitätssicherung. 31 Produkte & Services | Das oberste Gebot ist die Sicherheit der Patienten | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 42 • 11/2013 Die Proben mit „unbekannter“ Konzentration sind Ringversuchsproben, die Ringversuchsanbieter zur Verfügung stellen. 17) Verfügt der Hersteller über einen Linearitätskit, der den gesamten analytischen Messbereich überwacht? Der regulatorische Rahmen der RiliBÄK fordert auch die Verwendung unterschiedlicher Kontroll-Levels. Gerade bei der Blutzuckermessung gibt es jedoch sensible Einsatzgebiete (z. B. Neonatologie), in denen zusätzliche und insbesondere sehr niedrig konzentrierte Kontollen verfügbar sein sollten. Für diesen Einsatzzweck hat Roche ein Linearitätskit entwickelt, welches in sechs unterschiedlichen Konzentrationen den Bereich von 30 bis 500 mg/dl abdeckt. anzeigen zu lassen. Nach dem Scannen der Patienten-Fallnummer – idealerweise von einem Patientenarmband – wird der zugehörige Name im Gerätespeicher gesucht und auf dem Display angezeigt. Auf diese Weise ist die positive Patientenidentifikation gewährleistet. 20) Können Systemwartung und -reinigung im Analyzer dokumentiert werden? Die modernen POC-Geräte von Roche sind wartungsfrei. Für eine Dokumentation von hausintern vorgesehenen Reinigungen kann diese Tätigkeit über die Anwahl von Textbausteinen wie z. B. „Desinfektion des Gerätes durchgeführt“ auf dem Gerätedisplay erfolgen. Der POC-Koordinator kann den Text der Kurzbeschreibungen festlegen und zentral einem Gerätetyp zuordnen. 18) Werden die Ergebnisse in das Laborinformationssystem des Krankenhauses übertragen? 21) Gibt es die Möglichkeit, Reports zu gene- An dieser Stelle Einschränkungen zu akzeptieren, würde bedeuten, dass sich Investitionen nicht in vollem Umfang entfalten. Wird die Vernetzung von POC-Geräten angestrebt und umgesetzt und werden deren Messergebnisse in eine zentrale POC-Software übertragen, so sollte der Nutzer auch den letzten Schritt im Datenmanagement unbedingt gehen. Dieser beinhaltet, dass alle Patientenergebnisse automatisch dort vorliegen, wo man sie braucht, z. B. in Patien­ ten­monitoring-, Laborinformations- und Krankeninformationssystemen. Die offene POC-Vernetzungssoftware cobas IT 1000 von Roche Diagnostics z. B. gewährleistet eine solche intelligente Verteilung der Patien­ tenergebnisse. Mittlerweile arbeiten damit schon über 400 Kliniken in Deutschland. rieren, die sowohl QC und Wartung als auch die 19) Verfügt das Testsystem über eine positive Patientenidentifikation? Um Patientenverwechslungen auszuschließen, besitzen die POC-Systeme von Roche Barcodescanner und zusätzlich die Möglichkeit, Patienteninformationen wie Name und Geburtsdatum auf dem Gerätedisplay 32 Patiententestung umfassen? Können Leistungsnachweise erstellt werden? Die offene, herstellerübergreifende Vernetzungssoftware cobas IT 1000 bietet eine große Anzahl vordefinierter Berichte mit flexiblen Filterkriterien. Dazu zählt auch der RiliBÄK-Bericht, der alle Informationen enthält, welche die Richtlinie verlangt. Für die im Rahmen des QC-Managements notwendige Dokumentation von Leistungsnachweisen (z. B. das Absolvieren eines E-Learnings zur Gerätebedienung) stehen spezifische Berichte zur Verfügung. Die Erfahrung zeigt, dass – unter Beachtung des Datenschutzes – die in einer IT-Lösung dokumentierten Trainings und Ausbildungen als behördlicher Schulungsnachweis gelten. Statistiken zum Teststreifenverbrauch der Klinik und jeder einzelnen Station sowie Wartungsübersichten sind weitere Beispiele für nützliche Berichte. 22) Ist der Hersteller bereit, seine Produkte kontinuierlich zu aktualisieren und zu verbessern? Roche arbeitet kontinuierlich an Verbesse- rungen sowohl der cobas IT 1000 Software als auch der POC-Systeme. Daraus resultieren jährliche Updates. Die Herausforderung von Herstellern besteht nicht nur darin, die richtigen zusätzlichen Features zu programmieren, sondern diese auch möglichst schnell allen Systemen im Markt zukommen zu lassen. Hier haben alle Kliniken, die ihre POC-Systeme von Roche mit cobas IT 1000 vernetzt haben, einen deutlichen Vorteil. Per Remote-Zugriff wird eine neue GeräteFirmware in cobas IT 1000 hinterlegt und dann vollautomatisch auf alle angeschlossenen Geräte gespielt. Fazit Die modernen POC-Systeme von Roche erfüllen die publizierten Anforderungen. Sie bieten den Anwendern Sicherheit für ihre Patienten. K. S. Clark drängt Hersteller zu kreativen Ideen, die den Automatisierungsgrad des POCT erhöhen, appelliert aber auch an krankenhausinterne Strukturen: Für die Sicherheit der Patienten müssen die Anwender lernen, ihre Aufmerksamkeit auf jedes Detail zu richten. Der POCKoordinator spielt dafür eine entscheidende Rolle, indem er für die notwendige technische Qualifikation der Anwender sorgt, ein umfangreiches QC-Programm etabliert und nicht zuletzt, indem er das Bewusstsein dafür schärft, welche Auswirkungen die Test­ergebnisse auf den Patienten haben. Literatur: 1Clark KS: Point of Care (2013); 12 (2): 972013, S. 121 Steffen Bonkaß Produktmanagement HosPOC 0621 759-9727 steffen.bonkass @roche.com