Optimale Besteuerung Alfred Greiner Universität Bielefeld 3. Mai 2017 Optimale Besteuerung Inhaltsverzeichnis 1 Optimale indirekte Besteuerung 1.1 Einführung: Partielles Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 Alfred Greiner 1 Universität Bielefeld Optimale Besteuerung 1 Optimale indirekte Besteuerung 1.1 Einführung: Partielles Gleichgewicht Wie aus der grundlegenden Veranstaltung ’Öffentliche Einnahmen’ bekannt ist, führt die indirekte Besteuerung von Gütern zu Wohlfahrtsverlusten, den sogenannten excess-burden. Bevor wir uns nun mit der optimalen Besteuerung befassen, wollen wir uns zunächst kurz den Wohlfahrtsverlust anhand eines Beispiels illustrieren. Wir nehmen an, dass das Angebot von Gut k vollkommen elastisch ist und p der Preis dieses Gutes sei. Das Gleichgewicht ergibt sich dann im Punkt E in der Abbildung 1. Wird nun eine Steuer tk auf dieses Gut erhoben, so steigt der Preis für dieses Gut von pk auf (pk +tk ). Das neue Gleichgewicht stellt sich im Punkt B ein. Abbildung 1: Einführung einer (Mengen-) Steuer Der excess-buden ist gleich der Fläche BCE, und der Verlust an Konsumentenrente für den Konsumenten gleich ABED. Es ergibt sich der excess-burden (Bk ) als: 0 Bk = Zxk N (Xk ) dXk − pk Xk0 − Xkt xtk (1) Wobei N(Xe ) die (inverse) Marshall’sche Nachfrage nach Gut Xk bezeichnet. Hieraus ergibt sich der zusätzliche excess-burden eines marginalen Anstiegs des Steuersatzes als: ∂X t ∂X t ∂X t ∂Bk = pk k − N (Xk ) k = −tk k ∂tk ∂tk ∂tk ∂tk (2) Anmerkung: Es gilt: Alfred Greiner Universität Bielefeld 2 Optimale Besteuerung F (x) = v(x) Z f (x,t) dt ⇒ u(x) ′ ′ ′ F (x) = f (x, v (x)) v (x) − f (x, u (x)) u (x) + v(x) Z ∂ f (x,t) dt ∂x u(x) Das bedeutet, dass der zusätzliche excess-burden bei Steuern von 0 ebenfalls gleich 0 ist. Nun wollen wir annehmen, dass der Staat Steuersätze auf verschiedene Güter (t1 , . . . ,tn ) erhebt, so dass ein bestehendes Steueraufkommen erzielt wird. Das Ziel sei dabei, den excess-burden zu minimieren. Das formale Problem lautet dann: n max − ∑ Bk tk unter: k=1 n R≡ ∑ tk Xkt = R0 k=1 n n → L(·) = − ∑ Bk + λ k=1 → ∑ tk Xkt − R0 k=1 ! ∂X t ∂L ∂Bk =0⇔ = λXkt + λtk k ∂tk ∂tk ∂tk (3) für alle k = 1, . . . , n. Verwenden wir die Gleichung (2), so können wir die Gleichung (3) umschreiben zu: ∂Xkt (−1 − λ) ∂tk ∂X t tk λ − k t = ∂tk Xk 1+λ λXkt = tk oder: (4) Die linke Seite von der Gleichung (4) ist nun gleich der Nachfrageelastizität von Gut k. Diese kann auch geschrieben werden als: ∂Xkt pk + tk qk ∂X t , εdk ≡ − t k = − Xk ∂qk Xkt ∂ (pk + tk ) wobei wir qk = pk + tk verwendeten. Somit läßt sich (4) schreiben als: tk λ · εdk = Θ, mit Θ = pk + tk 1+λ Θ tk = d oder: pk + tk εk (5) Gleichung (5) bezeichnet man als die ’inverse Elastizitätenregel’. Sie besagt, dass der optimale Steuersatz tk umso größer ist, je unelastischer die Nachfrage nach Gut k ist. Allerdings muss auch deutlich auf die vielen Annahmen hingewiesen werden, die dieser Analyse zu Grunde liegen. So ist unterstellt, dass von der Besteuerung keine Einkommenseffekte ausgehen, und dass die Kreuzpreiselastizitäten gleich null sind. Das sogenannte Ramsey-Steuerproblem trägt diesen Punkten Rechnung und wird in der Vorlesung ’Optimal Besteuerung (Optimal Taxation)’ behandelt Alfred Greiner Universität Bielefeld 3