Hi babs anbei die mails die rumgingen

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Künstlerische Diplomarbeit
Georg Steiner
Erläuterung der von traditionellen Spielweisen abweichenden
Techniken im Posaunenspiel sowie
Erläuterungen zu „Basta“ von Folke Rabe
Einführung
Den Schwerpunkt der hier vorliegenden Arbeit möchte ich auf die Erläuterung der von
traditionellen Spielweisen abweichenden Techniken im Posaunenspiel legen, da diese und vor
allem die daraus resultierenden Möglichkeiten zur Klangerzeugung ein wesentliches
Charakteristikum im hier näher betrachteten Werk „Basta“ im speziellen, aber auch der
zeitgenössischen Literatur für Posaune im Allgemeinen, darstellen.
Um eine möglichst übersichtliche Darstellung der Gesamtheit der Spieltechniken bieten zu
können, habe ich mich dazu entschlossen, die einzelnen Kapitel in die Art der
Klangerzeugung am Instrument zu unterteilen und nur an den entsprechenden Abschnitten auf
Folke Rabes „Basta“ einzugehen und das Stück näher zu erörtern.
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Inhaltsverzeichnis
1.
Stimme und Doppeltöne (Multiphonics)
S. 6 - 9
A Die Stimme
B Doppeltontechnik
C Der Schrei
D Doppeltöne im hohen Register
E Split tone
F Rohrblatt und Doppelrohrblatt als Hilfsmittel
2. Vokale und Konsonanten
S. 10 - 12
A Buzzed Vowels (gespielte Vokale)
B Gesungene Vokale
C Artikulation
D Konsonanten
3. Glissandi
S. 13 - 14
A Normales Glissando
B Bent tone
C Harmonisches Glissando
4. Mikrotonalität
S. 15 - 17
A Notation
B Akustische Reflexion
C Der Doppler – Effekt
3
5. Vibrati und Triller
S. 18 - 21
A Das Zugvibrato
B Das Lippen – und Kiefervibrato
C Das Zungen – oder Vokalvibrato
D Zwerchfellvibrato
E Triller und Shake
F Tremolo
G Dämpfervibrato
6. Weitere „Bodysounds“
S. 22 - 25
A Buzzing
B Zungenschwingungen
C Flatterzunge
D Die Stimme
E Closed Sounds
F Rachengeräusche
G Schnalzen und Schlagen
H Die Luft
I Zirkularatmung
7. Zug und Schallstück
S. 26 - 27
A Mundstück
B Zug
C Schallstück
D Quartventil
E Ventiltremolo
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8. Perkussive Techniken und Hilfsmittel
S. 28 - 30
A Zwei Mundstücke
B Handfläche
C Schlagen der Becherkante
D Vakuum
E Dämpfer
F Trommelschlegel
G Kratzen
H Wasser
9. Dämpfer
S. 31 - 33
A WAWA – Dämpfer
B Plunger
C Hut
D Bucket mute , Filz und Hand
E Effektiver Gebrauch von Dämpfern
10.Schauspiel
S. 34
Anhang
S. 35 - 38
Biographie Folke Rabe
„Basta“
Bibliographie
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Kapitel 1. Stimme und Doppeltöne (Multiphonics)
Das Einsetzen der Stimme, um Harmonien zu produzieren, reicht bis zum Beginn des 20.
Jahrhunderts zurück, möglicherweise noch viel früher. Das wahrscheinlich bekannteste frühe
Beispiel in der Blechbläserliteratur findet sich in der Kadenz zu C. M. von Webers
„Hornkonzert Opus 45“1. Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich ein enormes Interesse
für die „Doppeltontechnik“ – diese gehört neben den „Vokalklängen“ zu den beliebtesten,
erfolgreichsten und am besten durchführbaren der neuen Spieltechniken.
A. Die Stimme
Versucht man, einfach durch das Instrument zu sprechen, entsteht ein dem Megaphon
ähnlicher Effekt, wenn auch die Verzerrung auffällig ist, so können die Worte doch immer
noch verstanden werden. Ernst Krenek beispielsweise verlangt in seinen „5 Stücken“ ein
„Murmeln“, das sich auf diese Weise am besten darstellen läßt.
B. Stimme und schwingende Lippen (Doppeltontechnik)
Der erste Schritt, um diese Technik zu erlernen, besteht darin, unisono zu singen und zu
spielen und dabei genauestens darauf zu achten, die Intonation zu halten.
Beispiel 1 :
Als nächstes geht man dazu über, den Zug ein wenig abwärts zu bewegen und mit der Stimme
nach unten zu folgen, wodurch eine Art „Flattern“ entsteht, das etwa in Donald Erbs
„… and then, toward the End…“ in der Kadenz verlangt wird.
Anschließend kann man daran gehen, immer größere Intervalle zwischen gespielten Ton und
Stimme zu bringen und dabei genau auf die Anzahl der mitschwingenden Töne zu achten (bei
einer großen Sext sind dies 3-4 Töne). Die meisten Posaunisten bevorzugen die gesungene
Stimme über der gespielten zu halten, da dies aufgrund des Widerstands im Instrument besser
kontrollierbar ist. Wichtig, um die richtige Balance zwischen den beiden produzierten Tönen
halten zu können, ist, sich vor Augen zu führen, daß die Singstimme sozusagen durch das
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Instrument „geschrieen“ werden muß. Eine gute Übung hierfür ist das Aushalten von unisonoTönen mit sich verändernder Dynamik.
Beispiel 2 :
Der nächste Schritt besteht im abwechselnden Ändern der Intervalle durch Glissandi oder
Bindungen.
Diesen Effekt verwendet Rabe im „Threatening“- Teil und schon kurz davor zusammen mit
den zuvor beschriebenen dynamischen Änderungen in „Basta“.
Als Vorübung um eine saubere Intonation zu erreichen, ist der in Robert Müllers „Technische
Studien, Teil 2“ angeführte Choral sehr hilfreich. Bei richtiger Ausführung erklingen
ausschließlich 3- bis 4-stimmige Akkorde.
Beispiel 3 :
Die letzte Steigerung ist zu finden, indem man lernt, die beiden Stimmen voneinander
unabhängig zu bewegen – vergleichbar vielleicht mit einem Klavierschüler, der seine erste
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zweistimmige Invention erlernt. Ist es anfänglich mit einigen Problemen verbunden, wird es
mit einiger Übung jedoch relativ einfach, die gesamte Doppeltontechnik einzusetzen.
Frauen werden entdecken, daß vorgeschriebene Tonumfänge oft unterhalb ihrer Singstimme
liegen. Ihnen bleibt als Alternative das Oktavieren oder aber das Vertauschen von gesungener
und gespielter Stimme.
C. Der Schrei
Die Stimme erfährt in der hohen Lage eine gewaltige Veränderung, womit sie der Interpret
gut für laute Geräusche und Effekte einsetzen kann, auch in Verbindung mit gespielten Tönen
in tiefer oder mittlerer Lage für die Imitation von Tierstimmen oder Klängen elektronischer
Musik, wobei sich diese Effekte gut mit der Zuhilfenahme von Dämpfern verstärken lassen.
D. Doppeltöne im hohen Register
Ein weiterer bemerkenswerter Effekt tritt bei gespielt-gesungenen Kombinationen von kleinen
und großen Terzen in der hohen Lage auf. Was dieser Methode eigen ist, ist das
Mitschwingen von Tönen im tiefen Register des Instruments. Unglücklicherweise müssen
sehr hoch gelegene Intervalle verwendet werden, um die tiefen Töne in den hörbaren Bereich
zu bringen, was den Bläser sehr ermüdet, die Kehle austrocknet und einen starken Widerstand
im Instrument hervorruft. Daher ist es ratsam, diesen Effekt nur in kurzen Fragmenten zu
verwenden.
Die mitschwingenden Töne lassen sich durch einen Wechsel von Terzen auf Sekunden oder
Quarten verändern, wobei zu berücksichtigen ist, daß sich das „Flattern“ verstärkt und
besonders bei Quarten ein eher akkordähnlicher Klang daraus resultiert.
E. Split-Tone (gespaltene Töne)
Sie sind eine zusätzliche Möglichkeit, um die Struktur eines Klanges zu verdichten. Im
Gegensatz zum Doppelton werden hier zwei Töne gleichzeitig mit Lippenschwingung
erzeugt. Die Lippe spaltet sich sozusagen in zwei verschiedene Schwingungen auf – daher der
Name.
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Theoretisch kann dies mit jedem Intervall passieren, auf der Posaune ist jedoch der Bereich
zwischen Sekunden und Terzen am besten geeignet.
Da dieser Klang sehr instabil ist, sollte er nur mit Vorsicht verwendet werden.
Ein guter Weg um diese Technik zu erlernen und die Balance zwischen zwei Teiltönen zu
finden, sind Lippenbindungen zwischen den beiden Tönen, wobei man den Wechsel immer
weiter verlangsamt, bis man schließlich den Punkt der Balance erreicht.
F. Rohrblatt und Doppelrohrblatt als Hilfsmittel
Eine gute Möglichkeit, um Multiphonics zu erzeugen, ist das Einsetzen von Oboen- oder
Fagottrohrblättern ins Posaunenmundstück oder das Verwenden von Saxophonmundstücken.
Spielt man auf dem Blatt, wie es ein Holzbläser tun würde, bricht der erzeugte Ton in viele
Teile auseinander, was einen äußerst interessanten und einzigartigen Effekt, wie er am
Holzblasinstrument nicht möglich wäre, hervorruft.
Komponisten tun jedoch gut daran, nicht auf bestimmten Tonhöhen zu beharren, da solche
Hilfsmittel in den Händen von Posaunisten nicht allzu gut kontrollierbar sind. Nichts desto
trotz lassen sich Teile elektronischer Musik hervorragend imitieren.
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Kapitel 2. Vokale und Konsonanten
Sie zeigen am Besten den Gebrauch des eigenen Körpers als Resonanzraum. Deren
Verwendung im Instrumentalspiel ist wesentlicher Bestandteil des spezifischen
Klangcharakters der Posaune in der zeitgenössischen Musik.
A. Buzzed Vowels (gespielte Vokale)
Die bekanntesten Beispiele aus der früheren Zeit finden sich in Aufnahmen der Spike-JonesBand aus den 40er und 50er Jahren2, deren Posaunist Tommy Pederson diese Vokalklänge
hauptsächlich als parodistische Geste verwendete und sie daher bei Weitem nicht die
komplexe Form hatten, die sie später noch erreichen sollten.
Die Wiederentdeckung läßt sich Luciano Berio zuschreiben, der sie in seiner 1966
komponierten „Sequenza 5“ benützt, um das an einer Stelle ohne Instrument ausgesprochene
Wort ‚Why’ an anderer Stelle durch die Vokale U-A-I zu simulieren.
Berio verstärkt diesen Effekt an vielen Stellen mithilfe eines Plungers, mit dem sich Vokale
gut imitieren lassen.
Am Instrument lassen sich die Vokale durch Verändern der Größe der Mundhöhle und der
Zungenposition erzeugen, wobei die Bewegungen den beim Aussprechen der Vokale
verwendeten Bewegungen nachempfunden werden sollten.
Das A entspricht der Klangvorstellung traditioneller westlicher Musik, O ist dem sehr ähnlich,
mit dem Unterschied, daß die Lippen und der vordere Mund ein wenig geschürzt werden.
Ergänzend soll hier erwähnt werden, daß praktisch gesehen kein Klangunterschied zwischen
den beiden besteht, und diese daher als identisch behandelt werden können.
Das I läßt sich am besten mit geschlossenem Mund, stark geschürzten Lippen und der Zunge
weit vorne im Mund, wodurch die Zunge den Luftstrom an die Oberseiten des Gaumens
drückt, hervorbringen. Die Zähne können leicht geöffnet bleiben, um eine gute Resonanz
beizubehalten.
U wird auf ähnliche Weise erzeugt, nur bleibt die Zunge dabei im hinteren Bereich der
Mundhöhle.
Das E ist wiederum eine Art Umkehrung zu U und I: Der Mund ist weiter geöffnet, die Zunge
befindet sich eher im vorderen Bereich der Mundhöhle, wird jedoch nicht an die Oberseite des
Gaumens gedrückt.
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Aus dem Englischen wird auch dasY (u-a-i) als Vokal mit übernommen und ist, wie das
Aussprechen des Buchstabens schon andeutet, eine Kombination aus u, a und i.
Eine große Anzahl von Stücken verlangt die Verwendung dieser Buzzed Vowels, wobei sich
mit Bestimmtheit „General Speech“ von Robert Erickson am intensivsten damit
auseinandersetzt.
B. Gesungene Vokale
Selbstverständlich können Vokale auch mit der Stimme alleine erzeugt werden. Im unten
angeführten Beispiel werden gesungene gespielten Vokalen gegenüber gestellt. Die zu
singenden Selbstlaute stehen in eckiger Klammer, die gespielten in runden Klammern, wobei
ein Plunger als Hilfe verwendet wird, um den Effekt noch zu verstärken. Die eingekreisten
Ziffern beziehen sich auf die Dynamik.
Beispiel 4: Berio „Sequenza 5“
C. Artikulation
Herkömmliche Anstoßtechniken werden in den meisten Schulen mit den Silben TU oder TA
für angestoßene bzw. DU und DA für gebundene Tonverbindungen verwendet. Zusätzlich
findet die Doppelzunge (TAKA oder TUKU) sowie die Trippelzunge (TATAKA oder
TUTUKU) häufig Verwendung.
In der Jazzmusik wird weiters auch die „Doodle“-Zunge als Gegenstück zur Doppelzunge im
Legato verwendet, wohingegen ein allgemein gebräuchliches Gegenstück zur Trippelzunge
fehlt.
D. Konsonanten
Sie werden in sehr unterschiedlichen Formen in der zeitgenössischen Musik verwendet, wobei
Komponisten des Öfteren eine Art „kräftiges Flüstern“ durch das Instrument verlangen, was
sich am Besten mithilfe von internationalen phonetischen Zeichen darstellen läßt.
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Eine weitere gute Möglichkeit, um ganze Wörter am Instrument nachempfinden zu können,
bietet das zusätzliche Einfügen von Vokalen, was sich sehr gut anhand von Ericksons
„General Speech“ nachvollziehen läßt (siehe Beispiel 9).
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Kapitel 3. Glissandi
Grundsätzlich kann man 3 verschiedene Arten unterscheiden, wobei wiederum zwei, nämlich
das normale und das „bent tone“-Glissando (gebundener Ton) im Klangergebnis sehr ähnlich
sind.
A. Normales Glissando
Es findet bereits seit längerer Zeit in traditioneller Musik wie z.B. Strawinskys „Pulcinella“3
Verwendung, und soll, da es in vielen Posaunenschulen erörtert wird, hier nur kurz behandelt
werden.
Grundsätzlich läßt es sich, wenn vom Komponisten gut eingesetzt, innerhalb eines Naturtones
mithilfe des Zuges durchführen und sollte daher nie den Abstand einer verminderten Quinte
übersteigen. Falls doch, ist es wichtig, den Wechsel zwischen den Teiltönen sehr weich mit
möglichst schneller Zugbewegung durchzuführen, was speziell im tiefen Register kaum zu
bewerkstelligen ist.
B. Bent Tone
Es ist das Ergebnis des Änderns der Tonhöhe allein durch Lippenspannung ohne Bewegung
des Zuges. Oft wird es auch zusammen mit einem halb gedrückten Quartventil eingesetzt und
wird besonders in der Jazzmusik häufig eingesetzt.
Theoretisch ist es unabhängig von der Zugposition durchführbar, sollte aber trotzdem, um
einen reichen, vollen Klang zu erhalten, mit der Instrumentenlänge abgestimmt werden.
Im Allgemeinen können Bent Tones im gesamten Register verwendet werden. Es fällt den
meisten Posaunisten jedoch wesentlich leichter, die Töne nach unten zu „biegen“.
C. Harmonisches Glissando
Hierbei springt man über mehrere Töne einer Naturtonreihe, wie es im Jazz beim Drop
(Anfangston steht fest) und beim Rip (Endton steht fest) schon länger gebräuchlich ist. Sehr
oft sind Drop und Rip auch eine Kombination aller drei Glissando-Arten, was ein wenig
Verwirrung stiftet, jedoch im Jazz seit vielen Jahren in dieser Form praktiziert wird.
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Neu am harmonischen Glissando sind der erweiterte Gebrauch und die verschiedenen
Formen, die es angenommen hat. Richtungsweisend hierfür war „Bolos“ (1962) von Folke
Rabe und Jan Bark.
Auch Rabes „Basta“ wird über weite Strecken von diesem harmonischen Glissando-Effekt
dominiert.
Beispiel 5 :
Wesentlich, um die Effekte hervorzuheben, ist es, die angegebenen Zugpositionen
einzuhalten, da das gleichzeitige Verlängern des Instruments bei steigender Tonhöhe erst das
Überspringen von einem Teilton in den nächsten ermöglicht – wobei für entgegengesetzte
Bewegungen der musikalischen Phrase selbstverständlich auch die umgekehrten Bewegungen
entscheidend sind.
Ein ganz anderer Aspekt der harmonischen Glissando-Technik zeigt sich beim Wechsel
zwischen gleichen Tönen auf verschiedene Zugpositionen4, der gut vergleichbar ist mit
Trompetern, die durch schnelles Wechseln der Ventile Triller auf einem Ton produzieren.
Im weiteren Verlauf zeigt sich, daß sich harmonische Glissandi auch sehr gut mit anderen
Effekten wie etwa dem „Lippentriller“ kombinieren lassen.
Führt man die Zugbewegungen beim harmonischen Glissando sehr langsam aus, erreicht man
eine Kombination mit dem normalen Glissando und erhält eine weitere, sehr effektvolle
Verwendungsmöglichkeit.
Beispiel 6 :
In mikrotonaler Musik kann man, indem die entsprechende Zugposition bei Glissandi
zwischen gleichen Tönen leicht nach oben oder unten korrigiert wird, ein allmähliches
Ändern der Grundstimmung bewirken.
14
Kapitel 4. Mikrotonalität
Der Zug, einzigartig bei der Posaune, macht alle Arten von ungewöhnlicher Intonation und
Stimmung sehr einfach, da er eine stufenlose Änderung der Tonhöhe ermöglicht. Der Begriff
„Mikrotonalität“ umschreibt, obwohl Viertel- bzw. Sechsteltöne nicht wirklich mikrotonal
sind, die in diesem Kapitel angeführten Inhalte doch am Besten.
Im gesamten Orchesterapparat gehört die Posaune zu den wenigen Instrumenten, die
Mikrotonalität äußerst komfortabel bewältigen können.
Andere sind das Cello, der Kontrabass und die Pauken, denn Ventil- und Klappeninstrumente
müssen mit oft sehr aufwendigen Hilfsgriffen arbeiten. Bei Geige und Viola sind bereits die
Abstände zwischen Halbtönen sehr klein.
Bei der Posaune beträgt der Abstand zwischen zwei Lagen (1 Halbtonschritt) etwa 7,5 cm.,
der Weg von einem Viertelton zum nächsten etwa 3,8 cm. Sechsteltöne findet man im
Abstand von 2,5cm5.
A. Notation
Leider läßt sich ein einheitliches, für alle Arten von Mikrotonalität anwendbares
Notationssystem nicht festlegen, daher sollen an dieser Stelle einige häufig anzutreffende
vorgestellt werden.
Ton De Leeuw beispielsweise verwendet zum Darstellen von Viertel- und Achteltönen ein
4-Komma-System, wobei jedes Komma für einen Achtelton steht und fügt diese den gängigen
Versetzungszeichen bei.
Beispiel 7 :
Eine Variante dieser Notation ist das Zufügen von Längsbalken, wodurch das Notenbild
meiner Meinung nach schon ein wenig unübersichtlich wird, sich aber bei der Beschränkung
auf Vierteltöne bewährt und weitgehend durchgesetzt hat (
)
Barney Childs verwendet zur Notation von Sechsteltönen ein 5-Linien-System, wobei jede
Linie anstelle des sonst üblichen Ganztones einen Halbton repräsentiert. Sechsteltöne werden
näher an der Linie plaziert. Childs Notationssystem birgt den Nachteil von schwieriger
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Lesbarkeit und stiftet anfangs große Verwirrung, da diese Notation mit dem erlernten und
tradierten Muster kollidiert und erst „neu erlernt“ werden muß.
Beispiel 8 :
Bei der Arbeit mit Sechsteltönen greifen manche Komponisten auch auf die für Vierteltöne
verwendete Schreibweise zurück und erläutern deren Auslegung meist separat im Anhang zur
Partitur.
Eine sehr elegante Notationsvariante, besonders um Mikrotonalität darzustellen, ergibt sich
aus einer Mischung von traditioneller Notation und graphischen Elementen, wie sie Robert
Erickson in „General Speech“ verwendet. Hier wird der mikrotonale Fluss der Sprache
dargestellt und läßt sich auch sehr leicht aus dem Notentext ablesen.
Beispiel 9 :
Das Gebiet der graphischen Notation ist dermaßen umfangreich, daß sie im Rahmen dieser
Arbeit nicht näher erörtert werden kann. Darum möchte ich hier auf Eugene Bozzas
„Graphism“6, eine Ansammlung von Übungen unter Einbeziehung graphischer
Notationsformen, verweisen.
B. Akustische Reflexion
In einem überakustischen Raum oder aber auch im Resonanzraum eines Flügels mit
gedrücktem Pedal läßt sich eine Vielzahl von mikrotonalen Harmonien erzeugen. Als Beispiel
für einen solchen speziellen Effekt soll hier Ernst Kreneks „5 Stücke“7, wo durch Rollen des
Schallstücks über Klaviersaiten Mikrotonalität erzeugt wird, angeführt werden.
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C. Der Doppler Effekt
Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen in der Physik und Akustik viel zitierten Effekt mit Hilfe
des Instruments entstehen zu lassen:
Eine besteht darin, das Instrument herumzuwirbeln, wobei der Ausführende auf ein und
derselben Stelle verharrt, die andere, das Instrument und den Ausführenden als eine Einheit
rotieren zu lassen.
Es bietet sich an, anstelle einer Posaune einen Gartenschlauch, der an einem Ende mit einem
Trichter versehen wird zu verwenden, da dieser problemlos durch den Raum geschwungen
werden kann. Stuart Dempster benützt einen solchen in „ Zehn Grosse Schlauchungen“.
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Kapitel 5. Vibrati und Triller
Auf der Posaune lassen sich zumindest 3 Arten von Vibrati spielen und ebenso noch einige
mehr oder weniger vibrato-ähnliche Effekte. Zu letzteren gehören Triller und Shake, die auch
innerhalb dieses Kapitels beschrieben werden.
Obwohl durchführbar, wird das Zwerchfell-Vibrato, bei dem die Amplitude des Tons variiert,
vom Posaunisten nur selten eingesetzt.
Beim Timbre-Vibrato ändert man die Klangfarbe durch Bewegungen der Zunge oder des
Kiefers. Es wird auch als Lippenvibrato bezeichnet und sehr häufig genutzt.
Als dritte Möglichkeit steht das Variieren der Frequenz zur Verfügung, welches vom
Posaunisten als Zug-Vibrato bezeichnet wird, und vor allem im Jazz angewandt wird.
A. Das Zug-Vibrato
Man ändert die Tonhöhe durch Zugbewegungen und hat somit ein großes Spektrum von
Intonationsvarianten und Geschwindigkeiten zur Verfügung, die sich auch während der
Durchführung sehr gut ändern lassen. Beispielsweise beginnt Folke Rabes „Bolos“ mit einem
Vibrato zwischen 1. und 7. Position, das sich immer weiter verkleinert.
Oftmals wirkt das Zug-Vibrato auf den Zuhörer auch wie ein Glissando – grundsätzlich ein
vollkommen richtiger Eindruck, weil beides auf die gleiche Art und Weise erzeugt wird.
Das folgende Diagramm zeigt ein Zugvibrato mit sich ändernder Geschwindigkeit wobei die
Unterteilungen die Vorgänge innerhalb einer Sekunde repräsentieren.
Beispiel 10 :
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B. Das Lippen- oder Kiefer-Vibrato
Es wird genau wie das Zug-Vibrato eingesetzt und entsteht durch minimale Änderungen im
Ansatz, durch Bewegung von Zunge oder Kiefer oder aber aus einer Kombination von
beidem. Dieses Vibrato ist auf der Posaune am besten geeignet, um das Gefühl eines durch
den Raum schwebenden Tones zu vermitteln.
Beispiel 11 :
Zug- und Lippenvibrato lassen sich sehr leicht miteinander kombinieren. Geschieht dies in
unterschiedlichen Geschwindigkeiten, entsteht ein sehr interessanter Träller-Effekt.
C. Das Zungen- oder Vokal-Vibrato
Dieses Vibrato wird, obwohl es leicht durchführbar ist, nur selten verwendet. Am besten
erzeugen läßt es sich durch Verbinden zweier Vokale , deren Ausführungstechnik in Kapitel 2
schon eingehend behandelt wurde. Nicht nur leicht auszuführen, sondern auch gut variierbar,
resultiert daraus eine sehr gute Klangfarbenveränderung.
Beispiel 12 :
Es ist schwierig, Lippen- und Zungenvibrato miteinander zu kombinieren, da das
Lippenvibrato separat ausgeführt schon eine leichte Bewegung der Zunge mit einschließt, und
umgekehrt.
D. Zwerchfell-Vibrato
Die schnellen Wechsel zwischen akzentuiert und weich, die für dieses Amplitudenvibrato
charakteristisch sind, stellen zugleich den Hauptgrund für seine seltene Verwendung bei
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Blechblasinstrumenten dar. Der dabei entstehende pulsierende Effekt läßt sich anhand des
nachstehenden Diagramms gut nachvollziehen.
Beispiel 13:
Erzeugen läßt es sich durch Ändern der Geschwindigkeit des verwendeten Luftstroms mithilfe
des Zwerchfelles, was zum einen viel Übung erfordert, zum anderen in sehr expandierten
Lagen aufgrund von hohem Druck des Luftstromes und damit verbundener starker
Zwerchfellspannung oder aber auch erhöhtem Luftverbrauch nur noch schwer kontrollierbar
ist.
Genauso wie sich das Zugvibrato, was kaum störend ist, oft mit einem Glissando-Effekt
vermischt, besteht die Gefahr, daß sich Zwerchfellvibrato und die einzuhaltenden
Dynamikangaben überschneiden.
Die Möglichkeiten, einzelne Vibratovarianten zu kombinieren, sind sehr vielfältig. Deren
Einsatz ist von jedem Interpreten je nach gegebener Situation selbst auszuloten. Trotzdem sei
darauf hingewiesen, daß zu viele zur gleichen Zeit verwendete Vibrati einander oft
gegenseitig eliminieren.
E. Triller und Shake
Bei beiden wird mit Frequenzänderungen gearbeitet, daher stehen sie in enger Beziehung zum
Vibrato.
Viele Posaunenschulen beschäftigen sich ausführlich mit der Ausführung von Lippentrillern,
weswegen sie hier nicht näher betrachtet werden sollen. Es sei nur angemerkt, daß
Lippentriller, die kleiner als eine große Sekunde sind, vermieden werden sollten und die
verwendeten Zugpositionen eng beieinander liegen sollten, um die technische Ausführbarkeit
zu gewährleisten. Lippentriller in großen Abständen können leicht zu harmonischen Glissandi
werden und sollten auch als solche behandelt werden. In tiefer Lage bieten Quarten und
Quinten die einzige Möglichkeit für Lippentriller und sind daher nicht allzu angenehm für den
Ausführenden. Eine Möglichkeit in geringen Abständen für Triller in mittlerer und tiefer Lage
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ist eine Doppelton-Kombination (Singen und Spielen) der beiden benötigten Töne (siehe
Kapitel 1.)
Der Shake ist eine weitere Technik, um einen Triller-Effekt zu erhalten. Wie der Name schon
vorwegnimmt, entsteht er entweder durch Schütteln des Kopfes oder des Instrumentes, wobei
für gewöhnlich eine Mischung aus beidem angewandt wird.
Gegenüber dem Lippentriller ist der Shake schwerer zu kontrollieren und daher auch weniger
gut variierbar.
F. Tremolo
Auf der Posaune stehen vier Möglichkeiten zur Verfügung, um eine Tremolo zu erzeugen:
Die „Doodle“-Zunge, Zwerchfellvibrato, das Quartventil und der WAWA-Dämpfer.
Die „Doodle“-Zunge (Kapitel 2.) kommt dem Tremolo von Streichinstrumenten am Nächsten.
Das Zwerchfellvibrato imitiert dieses aufgrund der ungleichen Dynamik nicht einmal
annähernd, ist aber trotzdem eine sehr effektvolle Variante. Das Zwerchfelltremolo ist eine
Abwandlung des Zwerchfellvibrato in sehr schneller Ausführung mit dem Unterschied, daß es
eher im Rachenbereich als im Zwerchfell entsteht.
Das Quartventiltremolo ist die effektivste und daher auch interessanteste der vier Varianten
und wird in Kapitel 7 noch näher beschrieben werden.
Um ein Tremolo mit dem WAWA-Dämpfer entstehen zu lassen, müssen zwei Finger sehr
schnell über dessen Öffnung bewegt werden.
G. Dämpfervibrato
Plunger und WAWA-Dämpfer werden auch als Vokaldämpfer bezeichnet, da sich der für
ihren Klang charakteristische Effekt am besten mit den Vokalen U und A beschreiben läßt.
Diesen Klang erreicht man, indem man beim WAWA-Dämpfer die Hand über die Öffnung
bewegt, bzw. den Plunger vor dem Schallbecher selbst öffnet und schließt.
Führt man diese Bewegungen sehr schnell aus, entsteht der klangliche Eindruck eines Vibrati,
der sich auch gut mit den eingangs in diesem Kapitel angeführten Techniken verbinden läßt.
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Kapitel 6. Weitere „Bodysounds“
Unter Body Sounds fallen auch alle bisher erläuterten Spieltechniken. Die im Folgenden
beschriebenen lassen sich jedoch nur schwer den bisherigen Abschnitten zuordnen und
werden deshalb separat behandelt.
A. „Buzzing“
Darunter versteht man das Produzieren von Tönen mit der schwingenden Lippe ohne
Zuhilfenahme eines Instrumentes. Die schwingende Lippe ist das für die Tonhöhe
hauptverantwortliche Element im Posaunespiel und kann auch ohne Instrument durchgeführt
werden. Der früher bereits erwähnte Megaphon-Effekt des Instruments ist jedoch nicht dessen
einzige Funktion, auch die Resonanz und die Fokusierung des Instruments vereinfacht das
Schwingen der Lippen. Darum wird die Posaune für alle im Folgenden angeführten Themen
mit einbezogen werden.
B. Zungenschwingungen
Grundsätzlich wird davon ausgegangen, daß die Lippen schwingen müssen, um einen Ton zu
erzeugen. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, die Zunge zwischen die Lippen zu legen, und
sie so zu einem Teil der schwingenden Fläche zu machen. Dabei übernimmt die Zunge die
Aufgabe der Unterlippe. Dies reduziert die Resonanz und bewirkt einen gedämpften Klang.
Kehrt man zur normalen Lippenschwingung zurück, entsteht meist ein dumpfer Schlag,
woraus sich ergibt, daß eine Verbindung der beiden Techniken einen sehr guten perkussiven
Effekt entstehen läßt.
C. Flatterzunge
Sie gehört zu den ältesten und meist eingesetzten der so genannten neuen Spieltechniken und
ist dem Großteil der Posaunisten geläufig. Im Gespräch mit Kollegen zeigte sich, daß eine
genaue Definition für die Art der Erzeugung kaum möglich ist. Manche gehen von einer
Bewegung der Zunge im vorderen oder hinteren Bereich aus, andere lassen sie im Rachen
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entstehen. Glücklicherweise finden fast alle sehr rasch die für sie am besten geeignete
Methode.
Die Flatterzunge läßt sich im gesamten Tonumfang und in allen Lautstärken verwenden – mit
Ausnahme der Pedaltöne. Es hat sich jedoch gezeigt, daß durch die niedrige Anzahl der
Schwingungen pro Sekunde im Pedaltonbereich Nicht-Posaunisten einen normal gespielten
Ton oftmals schon als Flatterzunge wahrnehmen.
Komponisten setzen die Flatterzunge oft ein, um einen lauteren, raueren Klang zu erhalten, im
Pedaltonbereich bewirkt sie jedoch das genaue Gegenteil, daher bin ich dazu übergegangen,
sie in dieser Lage einfach zu ignorieren.
D. Die Stimme
Über die Einsatzmöglichkeit der Stimme wurde bereits einiges gesagt. Manches ist jedoch
noch unerwähnt geblieben. Neben dem in Kapitel 1. beschriebenen Singen kann die Stimme
angefangen von tiefem Knurren bis hin zu hohem Krächzen verwendet werden und so ist
beispielsweise der Klang einer Sirene leicht nachzuahmen.
Als Möglichkeit der Darstellung der Stimme im Notenbild sei hier ein „Streit“ (Quarrel) aus
Erickson „Ricercare à 5“ angeführt.
Beispiel 14 :
Zu den beliebtesten Effekten in diesem Kontext zählt das Nachahmen von Tierstimmen wie
etwa das Hundegebell in Kreneks „5 Stücke“8.
Ebenfalls erwähnenswert ist, die Stimme mit möglichst engem Rachenraum zu verwenden,
was ein Herauswürgen der Töne gut imitiert.
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E. Closed Sounds
Diesen Begriff habe ich von Stuart Dempster9 entlehnt, der ihn auf 3 verschiedene Effekte
bezieht: Den „Verdauungsstörungen“, dem Quietschen und dem Schmatzen oder Küssen.
Ersteren Effekt erhält man durch Aufeinanderpressen der Lippen, sodass kaum Luft ins
Instrument strömen kann und man den Luftstrom aus dem Rachen ins Instrument preßt.
Dieser Klang läßt sich in seiner Tonlage verändern, eine genaue Intonation von bestimmten
Tönen ist jedoch nicht möglich.
Das „Quietschen“ basiert auf der gleichen Technik, jedoch in extrem hoher Lage und fällt oft
beim Inhalieren der Luft leichter.
Das „Küssen“, welches ebenfalls beim Einatmen entsteht, ist im Gegensatz zu den beiden
anderen ein eher kurzer knallartiger Effekt.
F. Rachengeräusche
Hierzu zählt das Räuspern, wie es zum einen vorm Ausspucken zum Reinigen des Rachens
gebräuchlich ist – am besten darzustellen mit den Lauten „ch-ch“ und zum anderen das als
„a-hem“ dargestellte Räuspern, wie es oft verwendet wird um sich bemerkbar zu machen.
G. Schnalzen und Schlagen („Slap“)
Schnalzen mit der Zunge läßt sich durch Verkleinern und Vergrößern der Mundhöhle in der
Tonlage variieren und sehr gut mit dem „Küssen“ verbinden. Die Notation entspricht oft der
für das Schlagwerk verwendeten (
).
Der Slap läßt sich entweder durch einen kurzen, von der Zunge abgestoppten Luftstoß ohne
Lippeschwingungen oder indem man mit der Handfläche auf das Mundstück schlägt,
durchführen.
Ersteres bietet den Vorteil, daß sich mithilfe des Zuges genauere Tonhöhen, wenn auch nur in
geringem Tonumfang, leichter intonieren lassen. Letzteres wird bei den perkussiven Effekten
erneut angesprochen werden (Kapitel 8 B).
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H. Die Luft
Es ist gebräuchlich, Luft ohne Lippenschwingungen ins Instrument zu blasen, wobei nichts
anderes als die strömende Luft zu hören ist und Änderungen in der Mundhöhle den Klang
beeinflussen. Durch abwechselndes Ein- und Ausatmen läßt sich beispielsweise das Hecheln
eines Hundes nachahmen.
In Berios „Sequenza 5“10 wird das Einatmen mit der Stimme kombiniert, was eine weitere
Variante für den Gebrauch der Luft im Instrument aufzeigt.
I. Zirkularatmung
Es ist unausweichlich für Interpreten „Neuer Musik“ diese Technik zu erlernen, da sich ein
durchgehendes Halten von langen, liegenbleibenden Tönen, wie es bei Kompositionen, die
auf Klangflächen aufbauen, nötig ist, ermöglichen. Während des normalen Spiels bläst man
die Backen auf, um dort Luft zu sammeln, die man dann beim Einatmen durch die Nase mit
geschlossenem Kehlkopf mithilfe der Zunge ins Instrument drückt, wobei man zur gleichen
Zeit durch die Nase wieder einatmet, um die Lunge mit Luft zu füllen. Bei geöffnetem
Kehlkopf wird die Luft aus der Lunge wieder ins Instrument befördert.
Für Anfänger ist es hilfreich, zu Übungszwecken mit einem Strohhalm Luft in ein Wasserglas
zu blasen, bis man in der Lage ist, einen ununterbrochenen Luftstrom zu erzeugen.
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Kapitel 7. Zug und Schallstück
Wie schon erläutert, dient das Instrument als Resonator, dessen Bestandteile auch separat
benützt werden können. Die Möglichkeiten hierzu sollen in diesem Abschnitt erörtert werden.
A. Mundstück
In der Posaunenliteratur gibt es einige Beispiele, in denen das Mundstück alleine entweder als
Instrument oder als Resonator verwendet wird.
Das Spielen am Mundstück wird vom Posaunisten im Allgemeinen als „Buzzing“ bezeichnet
und wird beispielsweise in Rabes „Bolos“ verlangt. In der Partitur verwendet er hierfür das
Symbol
, welches in den Spielanweisungen als „Quasi parlando: Spiele am Mundstück
allein und halte die Hände, um den Klang zu verändern, davor“ beschrieben wird.
Die andere Möglichkeit, den Gebrauch als Resonator, findet sich in Ernst Kreneks „5 Stücke“,
wo der Interpret so instruiert wird: „Nimm das Mundstück aus der Posaune, bedecke das
große Ende mit der Handfläche und Pfeife über dem schmalen Ende.“11
B. Zug
Mit dem Mundstück am Zug entsteht ein Klang, der dem beim Spielen auf einem
Gartenschlauch sehr ähnlich ist, jedoch mehr Möglichkeiten für die Stimmung in
verschiedenen Tonarten hat, indem man entweder nur auf einem Rohr des Innenzuges spielt,
den Außenzug über ein oder beide Rohre des Innenzuges führt, oder aber auch beim
zusammengebauten Instrument den Stimmzug entfernt.
In „Bolos“ findet sich die Anweisung: „Nimm das Instrument auseinander, decke mit der
Hand die beiden Öffnungen ab und sondiere dessen Vakuum. Und am Schluß : Zieh rasch den
Zug auseinander. Vakuum Schnalzlaut“.12
Weiters läßt sich am Zug auch ein Pfeifen erzeugen, indem man an dessen Rand wie auf einer
Flasche bläst.
Zuletzt noch eine Variante zum Erzeugen von verschiedenen Schnalz- und
„Verdauungsgeräuschen“: Zug und Mundstück werden wie beim Spielen an die Lippe gesetzt
und das zweite Ende des Zuges mit dem Daumen verschlossen. Beim Bewegen des Zuges
entsteht eine Sogwirkung und verursacht verschiedenartige Geräusche.
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C. Schallstück
Beim Spielen am Schallstück, (manche benutzen dafür ein Mundstück, andere nicht), entsteht
ein Klang, der dem eines Muschelhorns ähnlich ist, wobei man auch den Stimmzug entfernen
kann, um den Klang zu ändern.
In John Cages „Solo“ trifft man auf 3 Techniken, die sich diesem Abschnitt zuordnen lassen.
Alle lassen sich ohne das Schallstück vom Instrument zu nehmen ausführen:
Spielen mit geöffneter Wasserklappe (1), ohne Stimmzug (2), mit dem Mundstück im
Schallbecher (3). Bei letzterer Technik dreht man das Instrument um, sodass der Interpret mit
dem Gesicht zum Becher steht und beim Buzzing direkt in den Trichter spielt.
D. Quartventil
Die oben an zweiter Stelle angeführte Technik läßt sich besonders gut bei Instrumenten mit
Quartventil durchführen, da man anstelle des Hauptstimmzuges den Stimmzug des Ventilteils
entfernt und dadurch das Instrument in seiner normalen Funktion nicht beeinträchtigt.
Der Stimmzug am Ventilteil kann entweder mit gedrücktem Ventil leise, oder ohne Ventil mit
einem „plopp!“-Effekt entfernt werden.
E. Ventiltremolo
Entfernt man den Stimmzug des Ventilteils, sind die Rohrlängen des normalen Instruments
und die des übers Quartventil verlaufenden Rohres etwa ident. Man erhält unabhängig davon,
ob man mit oder ohne Ventil spielt, etwa den gleichen Ton – einzig die Klangfarbe ist eine
andere, womit man durch schnelles Drücken des Ventils sehr einfach ein Tremolo erzeugen
kann.
Da die Bauweise von Ventilen bei den einzelnen Posaunenherstellern unterschiedlich ist, muß
man bei manchen Modellen den Ventilstimmzug auf eines der Rohre setzen, um die
entsprechend Rohrlänge zu erhalten.
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Kapitel 8. Perkussive Techniken und Hilfsmittel
Anhand von Rabes „Bolo“ und Ericksons „Ricercare à 5“ lassen sich die sogenannten
„Trombone Percussions“ sehr gut studieren und werden hier für die Aufarbeitung der
möglichen Techniken herangezogen.
A. Zwei Mundstücke
In „Bolos“ findet sich das Symbol, das in den Instruktionen den Spieler anweist, zwei
Mundstücke gegeneinander zu schlagen.
B. Handfläche
Ebenso findet man in „Bolos“ die Anweisungen, mit der flachen Hand auf das Mundstück (es
befindet sich in diesem Fall auf dem Instrument) zu schlagen. Rabe verlangt nach einem
Schmatz-Geräusch, Erickson in „ Ricercare a 5“ wiederum einen „popp“-Effekt.
Ersterer entsteht, indem die Handfläche auf dem Mundstück bleibt, zweiterer, indem man die
Hand schnell wegzieht und die Röhre wieder freigibt. Vorsicht ist geboten, denn schlägt man
zu fest aufs Mundstück, kann oft nur mehr ein Instrumentenbauer dieses wieder aus dem
Instrument entfernen.
Die Stimmung kann entweder mit dem Quartventil geändert werden oder indem man den Zug
auf den Boden stellt und das ganze Instrument hebt und senkt.
C. Schlagen der Becherkante
Ein weiterer Effekt im „Bolos“ wird am besten mit einem Ring, den man am Finger trägt und
auf die Becherkante schlägt, erzeugt. Möchte man dafür ein Mundstück verwenden, würde ich
zu einem billigen raten, das nicht mehr benötigt wird, da es beschädigt werden könnte.
D. Vakuum
Es entsteht ein Vakuum, wenn man den Ventilstimmzug rasch aus dem Instrument nimmt,
ohne dabei das Ventil zu betätigen. Eine weitere Variante bietet sich, wie in Kapitel 7. erklärt,
mithilfe des Zuges an.
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E. Dämpfer
Man kann zum einen mit Münzen oder einem Ring auf sie schlagen, oder sie gegen den
Schallbecher schlagen, wie in Berios „Sequenza 5“ verlangt, um einen perkussiven Effekt zu
erzeugen.
F. Trommelschlegel
In „Ricercare à 5“ findet sich beispielsweise die Anordnung „RIKITIKI“; auszuführen mit
einem Schlegel mit Plastikgriff, den man auf der Griffstange des Instruments federn läßt. Ein
derartiger Schlegel wird auch für den Beginn des 5. Teils von Kreneks „5 Stücke“ verwendet.
Ein Schlegel mit weichem Gummikopf kann benützt werden, um den Schallbecher an
verschiedenen Stellen durch Draufschlagen zum Schwingen zu bringen.
Weitere interessante Effekte lassen sich mit einem Besen( Schlaginstrument) oder einem
Gummiball, den man am Becher reibt, hervorbringen.
Natürlich gibt es viele weitere geeignete Schlaginstrumente, wie etwa den Zug selbst, dessen
Ende vorsichtig an ein Tam-Tam geschlagen werden kann, aber die wichtigsten sind somit
hier präsentiert worden.
G. Kratzen
Der Schallbecher kann über die verschiedensten Materialien geschliffen werden, ohne ihn im
Geringsten zu beschädigen – vorausgesetzt, er ist mit einem eingedrehten Rand versehen. Gut
geeignet hierfür sind Klaviersaiten, ein Tam-Tam, Glasscheiben oder Holz (besonders, wenn
mit Resonanzraum).
Entscheidend für den Klang ist, ob man zieht oder schiebt, und der Winkel zwischen
Schallbecher und dem Reibungsgegenstand.
H. Wasser
Ein Eimer voll Wasser auf einem Tisch plaziert bietet einige Möglichkeiten für Effekte.
Hält man den Schallbecher ganz nahe an die Wasseroberfläche, entsteht ein vielleicht am
besten als schimmernd zu bezeichnender Ton. Taucht man den Becher teilweise ins Wasser
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und bewegt ihn, ändern sich die Schwingungseigenschaften sehr stark und bewirken eine
Klang und Intonationsänderung, wohingegen der ganz ins Wasser getauchte Becher ein
Blubbern von Luftblasen entstehen läßt.
Saugt man Luft durch das Instrument ein, während dieses unter Wasser getaucht ist, füllt sich
der Schallbecher mit Wasser. Spielt man nun einen kräftigen Ton, entsteht ein weicher Klang,
der nach unten glissandiert, je mehr Wasser aus dem Schallbecher fließt und mit einem
explosionsartigen Geräusch endet.
Zwei weitere perkussive Effekte mit Wasser sollen noch erwähnt werden:
Füllt man vor dem Spielen etwas Wasser in den Zug, vermischt sich der Ton mit gurgelnden
Geräuschen, entfernt man den Außenzug und hält den Innenzug in einen Krug mit Wasser,
entsteht beim Spielen ein Blubbern.
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Kapitel 9. Dämpfer
Der Standardgebrauch von Dämpfern ist in Schulen von beispielsweise Kleinhammer, Fink
oder Wick13 und vielen anderen ausgiebig erläutert. Deshalb möchte ich mich in dieser
Abhandlung auf den Gebrauch von speziellen Dämpfern und unüblichen Methoden
beschränken.
A. WAWA-Dämpfer
Er wird oftmals auch als Harmon, nach einem der Hersteller, bezeichnet.
Charakteristisch für ihn ist die Art und Weise, in der sich Vokale imitieren lassen, wovon in
den Kapiteln 2 und 5 schon die Rede war.
Die Länge des Mittelstücks kann verändert werden und Fink macht sie von der
Entstehungszeit der zu interpretierenden Musik abhängig. Laut ihm soll das Mittelstück für
nach 1950 entstandene Werke so weit als möglich ausgezogen werden.
Wie auch immer: In zeitgenössischer Musik ist der WAWA-Effekt der Hauptgrund für den
Gebrauch dieses Dämpfers, der sich mit zusammengeschobenen Innenteilen am bestes
erzielen läßt.
John Cage verlangt in „Solo“, auf den Dämpfer zu buzzen, was sich am besten mit dem
Harmon bewerkstelligen läßt.
Der Dämpfer verkehrtherum ans Instrument gehalten, erzeugt einen großartigen rasselnden
Effekt. Entfernt man das Mittelstück ganz aus dem Dämpfer, entsteht beim Spielen ein
dumpfer, rauschender Ton.
B. Plunger
Mit ihm erzeugt man den schon bekannten „U-A“-Effekt, hat aber gegenüber anderen
Dämpfern den Vorteil, daß dem Posaunisten jederzeit auch der ungedämpfte Klang zur
Verfügung steht.
Beim Plunger unterscheidet man zwischen den gewöhnlichen „Gummi-Toiletten-Saugnapf“,
dem Glenn-Miller-Tuxedo-Plunger und dem Wow-Wow-Dämpfer.
Die beiden letzteren sind elegantere Varianten, bei denen man die Intonation besser unter
Kontrolle behält und deren Verwendung für schwierige Werke wie Berios „Sequenza 5“
sinnvoll erscheint.
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Eine klangliche Mischung aus Surren und „U-A“-Effekt läßt sich erzielen, indem man einen
Trompetenspitzdämpfer möglichst tief in die Posaune einführt, und zusätzlich einen Plunger
verwendet.
Die Anweisung „tight plunger“ fordert ein vollständiges Verschließen der Schallöffnung mit
dem Plunger. Schneidet man hierbei ein kleines Loch in den Dämpfer, lassen sich weitere
interessante Vokaleffekte produzieren.
Bei der Notation von Plungertönen verwendet man „o“ für offen und „+“ für geschlossen.
C. Hut
Hierfür eignet sich ein handelsüblicher Melonen-Hut, oder eine Nachbildung aus Metall oder
Plastik. Auch bei dieser gedämpften Variante steht das offene Instrument zur Verfügung, da
der Hut nicht mit dem Instrument verbunden ist, sondern auf einem Ständer separat aufgestellt
wird. Einerseits stehen so beide Hände zur Verfügung, andererseits lassen sich keine
schnellen Wechsel zwischen offen und geschlossen durchführen.
D. Bucket mute , Filz und Hand
Ein Stück Filz über den Trichter gelegt ergibt einen ähnlichen Klang wie das Spielen in den
Hut. Auch der manchmal als „Velvet Tone“-Dämpfer bezeichnete Bucket funktioniert nach
dem gleichen Prinzip, wird jedoch fest mit dem Instrument verbunden.
Findet sich in einer Partitur der Ausdruck „Quasi Horn“, ist damit das Dämpfen mit bloßer
Hand gemeint, das in Finks „Trombonist’s Handbook“ anhand von Fotos gut dargestellt wird.
Dieser dämpfende Effekt läßt sich auch erzeugen, wenn man eine Klopapierrolle ins
Instrument steckt. Der so erzielte Klang des Instruments ist dem einer Barock-Posaune schon
relativ ähnlich. Natürlich entstehen dabei einige Intonationsprobleme, die der geübte
Blechbläser aber leicht in den Griff bekommen kann.
E. Effektiver Gebrauch von Dämpfern
Da Schallbechergrößen bei Posaunen sehr stark variieren, müssen Dämpfer sehr genau dem
Instrument angepaßt werden. So läßt sich die Intonation durch Abschleifen oder Vergrößern
der Korken und die Ansprache des Instruments durch Einführen einer Papierrolle in den
Dämpfer verbessern.
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Die größten Probleme in diesem Zusammenhang entstehen beim Cup Dämpfer, denn nur
wenige sind aufgrund ihrer Bauweise für das jeweilige Instrument geeignet und sollten
achtsam ausgesucht werden.
Beim Verwenden von mehreren Dämpfern in einem Stück und beim schnellen Wechseln ist
es hilfreich, eine stabile Metallschlinge am Pult zu befestigen, um den Dämpfer notfalls auch
ohne Hände ins Instrument einsetzen zu können.
Dämpfer sollten immer mit der linken Hand gewechselt werden, da man zumindest zwischen
1. und 4. Position das Instrument notfalls mit der rechten Hand alleine balancieren kann.
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Kapitel 10. Schauspiel
Die sogenannte Bühnenperformance hat in der zeitgenössischen Musik einen weit höheren
Stellenwert, als dies bei traditioneller Musik der Fall ist . Oftmals ist sie in einer Art
„Drehbuch“ oder in Form von Regieanweisungen vom Komponisten vorgegeben und
wesentlicher Bestandteil der Interpretation.
Die Posaune eignet sich sehr gut, um bestimmte musikalische Geschehnisse zu visualisieren,
nachvollziehbar anhand von Glissandi oder schnellen technischen Passagen, die dem Zuhörer
(in diesem Fall Zuseher) aufgrund der Zugbewegungen einen Eindruck der Vorgänge
übermitteln und vom Interpreten sehr bewußt und effektvoll eingesetzt werden können und
sollen.
Verwendet man perkussive Hilfsmittel, Gartenschläuche (wie in Kapitel 4 beschrieben),
spielt in ein Klavier oder einen Eimer mit Wasser, sollte stets auf die Wirkung als Teil des
Auftritts geachtet werden .
In Rabes „Basta“ findet man beispielsweise zu Beginn die Anweisung „Schneller Auftritt,
beginne sofort zu spielen“, was bestimmt dazu beiträgt, den Zuseher in die vom Komponisten
beabsichtigte Stimmung zu bringen .
Das erste durchgehende Theaterstück für Posaune verwirklichte Luciano Berio mit der
„Sequenza 5“ im Jahr 1966 .
Es erzählt die „Geschichte“ des berühmten Clown Grock14, dessen akustisches
Markenzeichen, das Wort „Warum?“, Teile seines Kostüms, sowie Bewegungen während
seiner Auftritte ins Stück integriert sind und deren Ausführung genau in der Partitur
festgehalten sind .
Die Mischung aus Tragik und Komik, charakteristisch für den Clown, bildet die Kernaussage
dieses Werkes.
Ein weiteres sehr publikumswirksames Theaterstück für Posaune stellt Ericksons „General
Speech“ dar. Ihm liegt eine Rede von General Douglas Mac Arthur zugrunde und parodiert
dessen Auftreten (böse Blicke ins Publikum, salutieren), seine Gestik (mit Zug oder Hand)
und seine Art zu sprechen und somit den Eindruck der amerikanischen Bevölkerung von ihm.
Das Wesentliche ergibt sich nicht aus dem Inhalt der Rede, sondern aus der Art und Weise, in
der sie gehalten wurde .
Weitere mir bekannte Stücke dieser Art komponierten Pauline Oliveros („Theaterstück für
Posaune, Spieler und Kassette“) und Stuart Dempster („Zehn große Schlauchungen“).
34
Nachwort
Die Posaune ist seit 500 Jahren, während andere Instrumente erst viel später erfunden oder
stark verändert wurden, in ihrer grundsätzlichen Form unverändert geblieben. Trotzdem oder
gerade deshalb wurde sie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts von Komponisten nur selten
oder spärlich eingesetzt.
Einen Hauptgrund für ihre steigende Beliebtheit bei heutigen Komponisten sehe ich in der
Entdeckung der enormen Bandbreite an klanglichen Möglichkeiten, die aufgrund neuer
Spieltechniken immer weiter vorangetrieben werden.
Ich hoffe daß diese Arbeit Komponisten und Posaunisten gleichermaßen einen ersten Anreiz
zum Erlernen und Verwenden neuer Spieltechniken bietet.
1
Birchard Coer in „ Hornvirtuosen 19. Jahrhunderts“
„The best of Spike Jones“, „ Spike Jones is Murdering the Classics“
3
7. Satz 4 Takte vor Ziffer 86
4
„Basta“ Takt 12 ff
5
Maßangaben aus Adam Carse „Musikblasinstrumente“ Seite 251
6
Eugene Bozza „Graphism“ Verlag Leduc
7
Krenek „5 Stücke“ Seite 13 Takt 22
8
Krenek „5 Stücke“ Seite 11Takt 19
9
„The Modern Trombone“ Seite 41
10
Berio „Sequenza 5“ Zeile 6
11
Krenek „5 Stücke“ Seite 14-15 Takt 13-18
12
Rabe „Bolos“ Seite 2 letztes System
13
Fink „The Trombonists Handbook“ , Seite 49 – 53 , Kleinnhammer „The Art of Trombone
Playing“, Seite 12 – 14, Wick „Trombone Technique“, Seite 73 - 75
14
Künstlername von Charles Adrian Wettach, geb. Schweiz 1880, gest. Italien 1959
15
www.folkerabe.se/pages/comments
2
35
Anhang
Biographie Folke Rabe
Folke Rabe wurde 1935 in Stockholm, Schweden, geboren, wo er zwischen 1957 und 1964 an
der königlichen Hochschule für Musik sein Studium absolvierte. Zu seinen Tutoren zählten
unter anderem Valdemar Södeholm, Bo Wallner, Karl-Birger Blomdahl, Ingvar Lidholm,
György Ligeti und Witold Lutoslawski.
Neben seiner kompositorischen Tätigkeit war und ist Rabe in den unterschiedlichsten Sparten
im Gebiet der Musik tätig.
Als professioneller Jazzmusiker ist er bis heute mit dem Culture Quartett aktiv, als Pädagoge
veranstaltet er Klang- und Gehörschulungsseminare und war Gastdozent an verschiedenen
Universitäten in Schweden und den USA.
Er veröffentlichte zahlreiche Artikel in musikbezogenen Fachzeitschriften und arbeitete von
1968 bis 1980 im schwedischen Institut für nationale Konzerte (‚Swedish Institute for
national Concerts’), dem er die letzten vier Jahre seines dortigen Engagements als
Programmdirektor vorstand.
Beim schwedischen Rundfunk war er von 1980 an vorerst als Redakteur, später Chefredakteur
und schließlich als Programmdirektor 20 Jahre lang tätig.
Zusätzlich engagierte er sich im Bereich der Musikethnologie und führte im Zuge dessen
Feldstudien, unter anderem in Bosnien und Südamerika, durch.
Als Komponist wurde er in den 60er Jahren mit Werken wie „Piéce“ für Sprechchor, „Bolos“
für 4 Posaunen und dem „Rondes“ für Chor, seiner wohl am häufigsten aufgeführten
Komposition, der Avantgarde zugeordnet.
Seit den 80er Jahren nehmen Blechblasinstrumente – Rabe ist selbst Posaunist – einen
wichtigen Platz im Schaffen Rabes ein. So entstanden einerseits Solokonzerte für Trompete
(„Sandine Sarcophagus“), Posaune („All the lonely People…“), Horn („Natur, Herden und
Verwandte“), sowie Blechbläserquintett („L’Assiulo Caprese“) und Orchester; andererseits
kammermusikalische Werke wie etwa „Basta“ für Posaune solo, „Tintomara“ für Trompete
und Posaune, „Escalations“ für Blechbläserquintett und „Jawbone Five“ für Posaune und
Schlagwerkensemble. Weiters schrieb Rabe Musik für Sinfonieorchester („So that this Song
will not die“) und elektro-akustische Musik („What??“, „Cyclone“)
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Folke Rabe, mittlerweile pensioniert, lebt in Stockholm, wo er nach wie vor komponiert und
von wo aus er Konzertreisen durch Europa und die USA nachgeht.
„Basta“
Das Stück wurde 1982 für Christian Lindberg komponiert, der zu dieser Zeit Student an der
königlichen Hochschule für Musik in Stockholm war. Es wurde von der Universität im
Rahmen eines Projekts in Auftrag gegeben, um das Entstehen von Solo-Literatur für Posaune
zu fördern.
Die Uraufführung, die Lindberg gestaltete, fand in einem Konzert, das ebenso Teil dieses
Projektes war, statt.
Die Schwerpunkte in „Basta“ legt Rabe auf äußerst schnelle Bewegungen durch verschiedene
Skalen einerseits, und Akkorde, also eine Art Gegenpol andererseits, die der Interpret durch
gleichzeitiges Singen und Spielen erzeugt. Eine Steigerung im Verlauf des Stückes entsteht
durch immer schnellere Wechsel zwischen diesen beiden Grundschemen. Als weiteres
dominantes Stilmittel hervorzuheben ist das Erschöpfen des gesamten dynamischen
Spektrums innerhalb kürzester Abschnitte.
Rabe selbst zu diesem Werk15: „Eine häufig gestellte Frage ist, ob es eine Geschichte gibt,
die hinter ‚Basta’ steht. Ich hatte nie eine Geschichte oder ein Programm im Sinn gehabt, als
ich ‚Basta’ komponierte. Aber es stimmt, dass Anfang und Ende eine Art Situation
darstellen… Ich hatte die Idee, der Interpret könnte als eine Art Bote gesehen werden, der
hereinstürmt und seine Nachricht überbringt, und dann – BASTA! – davoneilt. (Sie wissen,
‚basta’ ist italienisch für ‚genug’). Aber abgesehen davon gibt es keine hintergründige
Geschichte wie beispielsweise ‚was ist genug?’, ‚was ist die Botschaft’ oder ‚warum diese
Eile? ; Dies überlasse ich der Vorstellungskraft jedes einzelnen. Aber ich denke, die Musik
selbst, virtuos wie sie ist, übermittelt manchmal das Gefühl von Stress und Eile, besonders
gegen Ende wo Motive und Fragmente von Motiven herumjongliert werden und Phrasen nicht
mehr beendet werden, bevor die nächsten beginnen…“
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Bibliographie
Baker, David Contemporary Techniques for the Trombone Charles Colin, 1974
Bozza, Eugene Graphism Leduc, 1981
Berio, Luciano Sequenza V for Trombone Solo Universal Edition, 1968
Carse, Adam Musikblasinstrumente Da Capo Press, 1965
Coar, Birchard Hornvirtuosen des 19. Jahrhunderts De Kalb, 1952
De Leeuw, Ton Music for Trombone Donemus, 1974
Demster, Stuart The Modern Trombone University of California Press, 1979
Erickson, Robert General Speech Okra Music Corp., 1976; Ricercare a 5 Okra Music
Corp.`71
Fink, Reginald The Trombonist `s Handbook Accura Music, 1977
Kleinhammer, Edward The Art of Trombone Playing Summy- Birchard Co., 1963
Krenek, Ernst Fünf Stücke für Posaune und Klavier Bärenreiter, 1969
Müller, Robert Schule für Zugposaune Wilhelm Zimmermann, 1902
Rabe, Folke Basta for Trombone Solo Edition Reimers, 1982
Rabe Folke und Bark, Jan Bolos Wilhelm Hansen, 1964
Sloan, Gerard The Talking Trombone ITA – Journal Nr. 6, 1978
Stravinsky, Igor Pulcinella Boosey and Hawkes, 1966
Wick, Dennis Trombone Technique Oxford University Press, 1973
38
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