Programmheft ansehen - Gürzenich

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sinfoniekonzert
03
György Ligeti
Johannes Brahms
Sally Matthews Sopran
Krešimir Stražanac Bariton
Schola Heidelberg (Einstudierung: Walter Nußbaum)
Bach-Verein Köln (Einstudierung: Thomas Neuhoff)
Gürzenich-Orchester Köln
François-Xavier Roth Dirigent
First Global Partner
sinfoniekonzert
03
20. November 2016 11 Uhr
21./22. November 2016 20 Uhr
Kölner Philharmonie
György Ligeti
»Lux aeterna«
für 16-stimmigen gemischten Chor a cappella (1966) 8’
Johannes Brahms
»Ein deutsches Requiem«
für Sopran, Bariton, gemischten Chor und Orchester op. 45 (1865–1868) I. Selig sind, die da Leid tragen
II. Denn alles Fleisch, es ist wie Gras
III. Herr, lehre doch mich
IV. Wie lieblich sind deine Wohnungen
V. Ihr habt nun Traurigkeit
VI. Denn wir haben hie keine bleibende Statt
VII.Selig sind die Toten
Konzert ohne Pause
Sally Matthews Sopran
Krešimir Stražanac Bariton
Schola Heidelberg (Einstudierung: Walter Nußbaum)
Bach-Verein Köln (Einstudierung: Thomas Neuhoff)
Gürzenich-Orchester Köln
François-Xavier Roth Dirigent
So 10 Uhr und Mo + Di 19 Uhr: Konzerteinführung mit Dr. Suzanne Josek
68’
5
Das Konzert in Kürze
Der Weltraum und das göttliche Licht. Nur auf den ersten Blick
sind sie einander entgegengesetzt. Beide sind Projektionsflächen
auf der Suche des Menschen nach dem Widerschein der Transzendenz.
Stanley Kubrick hat beide miteinander vereint, als er einen
­Ausschnitt aus Ligetis »Lux aeterna« für seinen Film »2001:
A Space Odyssey« auswählte. Ligeti verwandelt den Text der lateinischen Messe zu einem leuchtenden Band der Klangfarben.
François-­Xavier Roth stellt dieses kurze Chorstück dem »Deutschen
Requiem« von Johannes Brahms voran. »Es ist ein wahrhaft
menschliches Requiem«, urteilte Clara Schumann über das Werk
und traf damit den Kern. Denn das vor 150 Jahren entstandene
»Deutsche ­Requiem« nimmt statt der Toten die Lebenden in den
Blick. »­ Wahrhaft menschlich« ist das zentrale Anliegen dieses
­großen Chorwerks: zu trösten. Brahms macht sein Werk jedem
Gläubigen zugänglich – und selbst den Zweifelnden. »Nun bin ich
wie ein Adler, der sich höher und höher schwingen kann«, empfand Brahms, nachdem er mit dem »Deutschen Requiem« nicht
­zuletzt selbst Trauerarbeit geleistet hatte.
6
»Mehr Licht!« – Klangvisionen über die
tröstende Wirkung von Licht in der Finsternis:
György Ligetis »Lux aeterna« und
»Ein deutsches Requiem« von Johannes Brahms
»Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge lauter ist, so wird
dein ganzer Leib licht sein.« (Matthäus 6.22)
»Nicht nur das Licht, das scheint, und das Licht, das erkennen
macht, gehen Menschen von Grund auf an, sondern mehr noch
das Licht, das lebt, das Licht das erheitert und heilt.« In diesem
Satz des Karlsruher Philosophen Peter Sloterdijk wird deutlich:
Das Licht als Phänomen und Metapher trifft ins »Schwarze« der
menschlichen Grundfragen. Licht ist Voraussetzung für Leben überhaupt. Es ist essentiell verwoben in unsere Vorstellungen von Geburt
und Tod, Erkenntnis, Transzendenz, Ewigkeit, aber auch H
­ eilung,
Freude und Trost. Von je her haben die Menschen das Licht verehrt, in fast allen Religionssystemen, Mythologien, rituellen Kultur­
äußerungen spielt es eine, wenn nicht sogar die zentrale Rolle.
»Die Untersuchung des Lichts hat zu Leistungen der Erkenntnis,
Fantasie und Erfindungsgabe geführt, die auf keinem Gebiet geis­
tiger Betätigung übertroffen wurden«, formulierte der britische
­Physiker und Nobelpreisträger Joseph John Thomson im Jahr 1925 –
und Albert Einstein nahm sich 1917 vor, den Rest seines Lebens
damit zu­zubringen, »darüber nachzudenken, was Licht ist.«
Die Entdeckung des Lichtes ist ein spartenübergreifender Prozess, der noch längst nicht abgeschlossen ist. Der Physiker Arthur
Zajonc hat darüber ein höchst spannendes Buch geschrieben,
in welchem er uns nahelegt, die verschiedenen Anschauungen
über das Licht wieder zusammenzudenken, und dabei auch unsere
eigene Wahrnehmung ernst zu nehmen:
»Während der letzten drei Jahrhunderte hat man die künstlerischen
und religiösen Aspekte des Lichts streng von einer wissenschaft­
lichen Untersuchung ­getrennt. Ich glaube, es ist an der Zeit, sie
wieder zu berücksich­tigen, damit wir ein vollständigeres Bild vom
Licht gewinnen, als es eine einzelne Disziplin zu liefern vermag.«*
Dazu erhalten wir heute eine außergewöhnliche Möglichkeit:
»Lux aeterna« von György Ligeti ist geradezu eine Einladung, kopfüber in ein Licht-Bad von eindrücklichster Intensität zu tauchen. Der
Komponist Ligeti war darüber hinaus ein Zajoncscher »Zusammen*Arthur Zajonc, Lichtfänger. Die gemeinsame Geschichte von Licht und Bewusstsein,
Stuttgart 2008
7
Der Komponist György Ligeti, fotografiert im Jahr 1965.
8
denker« par excellence, ein kreativ Schaffender zwischen Physik
und Metaphysik. Zeitlebens bezog er seine Inspirationen nicht nur
aus Philosophie, Literatur und bildender Kunst, sondern auch aus
den mathematisch-naturwissenschaftlichen Diskursen seines
­Jahrhunderts. Vor allem Chaostheorie und die fraktale Geometrie
Benoît Mandelbrots hatten es ihm angetan; in seine Komposi­
tionsklassen nahm er gerne auch Seiteneinsteiger aus anderen
Bereichen der Wissenschaft auf.
Das 16-stimmige A-cappella-Chorwerk »Lux aeterna«, im November
1966 durch Clytus Gottwald und die Stuttgarter Schola Cantorum
uraufgeführt, ist eine Vertonung der Bitte um das ewige Licht: »Lux
aeterna luceat eis, Domine …«. Traditionell gehört diese Anrufung
zur Communio der »Missa pro defunctis« der katholischen Kirche,
der heiligen Messe für Verstorbene. Ligeti nahm es aus diesem
­liturgischen Zusammenhang heraus; mittlerweile ist es ein Fixstern
am kompositorischen Himmel des 20. Jahrhunderts.
Der weltbekannte US-amerikanische Regisseur Stanley Kubrick
erkannte die enorme Wirkkraft von »Lux aeterna« und benutzte es
(sowie Teile aus dessen »Requiem« und das 1961 entstandene
­Orchesterwerk »Atmosphères«) kurzerhand – und ohne Ligeti um
Erlaubnis zu bitten – als Soundtrack für seinen Filmklassiker
»2001: A Space Odyssey« (1968). Dadurch wurde Ligeti quasi über
Nacht einem breiteren Publikum bekannt, jedoch weder entsprechend gewürdigt noch entlohnt; eine eher dunkle Nebengeschichte
dieses sonst so hell erstrahlenden Werks.
»Lux aeterna« entstand in nahem Abstand zu Ligetis »Requiem«
(1963–1965), welches er entgegen der Konvention lediglich 4-sätzig
konzipierte (Introitus, Kyrie, De die judicii sequentia, Lacrimosa) und
die Teile Offertorium, Sanctus, Agnus Dei und Communio aussparte.
Die Besetzung des dramatisch anmutenden »Requiems« allerdings
ist umfangreich: ein groß besetztes Orchester, zwei Solisten und
zwei 5-stimmige Chöre, insgesamt »mindestens hundert Sänger«
(Ligeti). Dagegen verkörpert das Nachfolge- (und vielleicht ergänzende?) Werk »Lux aeterna« eine völlig konträre Klangwelt: Fragil
und ätherisch taucht es fast wie eine akustische Lichtgestalt eigener Präsenz aus der Stille auf und geht wieder in diese ein. Die
16 jeweils voneinander unabhängigen Stimmen, in ihrer A-cappella-­
Nacktheit von eindringlicher Präsenz, weben einen polyphonen
Klangstrom von zart-vibrierender Dichte, der uns geheimnisvoll
­angeht. Je nach Dichtegrad erscheinen einige Passagen lauter,
leuchtender als andere, jedoch bewegt sich die Dynamik des rund
9-minütigen Werkes lediglich zwischen einfachem und dreifachem
Piano. Durch sukzessives Einsetzen der Stimmen erwirkt Ligeti
Klangimpressionen, die wie Licht aus einer immensen, interstellaren
Ferne zu uns gelangen (»Lontano« heißt eines der direkten Folge-
9
werke von »Lux aeterna« …). Andererseits erinnert ein simultanes
Einsetzen der Stimmen an das plötzliche Hervorbrechen des Sonnenlichts durch einen dicht verhangenen Wolkenhimmel, oder wie ein
Lichtstrahl, der, – so empfand es bereits Augustinus –, »augenblicklich, in einem Pulsschlag« durch die »weiten, grenzenlosen
Räume« streift. Manche Sopranpassagen schmerzen ihrer Fragilität
zum Trotz fast unser Ohr, nur sind wir durch unsere Unfähigkeit,
mit den Ohren zu »blinzeln«, dem gleißenden Licht erbarmungslos
ausgesetzt. Aber »keine Dissonanzen klingen schöner als diejenigen
Ligetis«, so beschrieb es einmal ein Kritiker. Zwei homophone
­Basspassagen geben dem gesungenen Wort »Domine« eine gebührende Gewichtigkeit und Klarheit. Im mikropolyphonalen Klangstrom jedoch verschmelzen Wort und Klang »clusterhaft« zu einer
einzigen, sinnlich-ätherischen Licht-Farb-Klang-Atmosphäre. Ent­
gegen dieser verschleierten Ästhetik wollte Ligeti uns damit nicht
die »Sicht vernebeln«, wie es sein Schüler Manfred Stahnke rückblickend formulierte: »(Ligeti) wollte immer Aktivität. Auch ›Atmosphères‹: Das sollte kein Nebel sein, der uns die Sicht nimmt. Im
Gegenteil: das Werk sollte das Denken anstacheln.« Als György
­Ligeti 1961 gebeten wurde, einen Vortrag über die »Zukunft der
Musik« zu halten, schwieg er. »Lux aeterna« endet mit 7 Takten
­aktiv-bewegter Stille…
Bereits sehr früh musste sich Ligeti mit dem Tod auseinandersetzen. Sein Vater und auch sein jüngerer Bruder Gabor waren im
KZ ermordet worden – Ligetis Mutter überlebte Auschwitz-Birkenau.
Im »Requiem« können wir den Schmerz dieser Erfahrungen hören –
»Lux aeterna« jedoch scheint uns noch etwas darüber hinaus
zu ­offenbaren: klangliche Transzendenz, ein Übersteigen dieses
Schmerzes in erstaunlich hell erleuchtete, tröstende Sphären:
György Ligeti
* 28. Mai 1923 in Târnăveni, Rumänien
† 12. Juni 2006 in Wien
»Lux aeterna« für 16-stimmigen gemischten Chor a cappella
Entstehungsjahr: 1966
Uraufführung: Am 02. November 1966 in Stuttgart mit der Schola
Cantorum Stuttgart unter der Leitung von Clytus Gottwald.
Erstmalige Aufführung im Rahmen der Konzerte des GürzenichOrchesters.
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L­ assen wir das vibrierende Leuchten von »Lux aeterna« als inneres
Nachbild in uns nachwirken, entfaltet es womöglich weitere, freiere
Dimensionen, deren Sinnhaftigkeit wir in unserer jetzigen Präsenz
nur erahnen können. Ligetis suggestive Klangflächenkompositionen
führen ins Offene, in die Weite, in den Weltaußen- und zugleich
­-innenraum.
So, wie sein Grabmal auf dem Wiener Zentralfriedhof: Es ist
nicht in Stein gemeißelt, sondern ein minimalistischer Block aus
durchscheinendem Glas. »Ligeti« steht darauf in eingravierten
Buchstaben, die das (ewige) Licht hindurchlassen und den Blick
hinter sich freigeben.
Dr. Suzanne Josek
Der Grabstein von György Ligeti auf dem Wiener Zentralfriedhof.
12
Johannes Brahms
»Ein deutsches Requiem«
Ebenfalls auf dem Wiener Zentralfriedhof befindet sich das Grab
des Komponisten Johannes Brahms (1833–1897) – und rund
­hundert Jahre vor Ligeti war auch er mit der Komposition eines
­»Requiems« beschäftigt. Robert Schumann hatte den jungen Brahms
bereits 1853 als »Berufenen« der Musikwelt schwärmerisch angekündigt: »Wenn er seinen Zauberstab dahin senken wird, wo ihm
die Mächte der Massen, im Chor und Orchester, ihre Kräfte leihen«,
prophezeite Schumann, »so stehen uns noch wunderbarere Blicke
in die Geheimnisse der Geisterwelt bevor«. Und er fügte h
­ inzu:
»Seine Mitgenossen begrüßen ihn bei seinem ersten Gang durch
die Welt, wo seiner vielleicht Wunden warten werden, aber auch
Lorbeeren und Palmen; wir heißen ihn willkommen als starken
Streiter.«
Den »starken Streiter« mit »Zauberstab« erwarteten in der Tat
zahlreiche »Lorbeeren« und sein Leben endete mitnichten so tragisch wie das seines Mentors Schumann. Als Brahms 1897 starb,
war er ein gefeierter Pianist, Komponist und Dirigent. Dennoch
blieben auch ihm Wunden und Schmerzen nicht erspart. Die ersten
geistlichen Werke, etwa die Begräbnismusik op. 13 für Chor und
Bläser (1860) oder die Marienlieder op. 22 (1859), die Brahms
erst nach Schumanns Tod komponierte, erzählen bereits davon,
weitere sollten folgen.
So begann Johannes Brahms 1861 ein weitaus größeres, geist­
liches Projekt: Er stellte Texte für eine Totenmesse zusammen
und komponierte zwei erste Teile. Doch erst der Tod seiner Mutter
Johanna Henrike Christiane Brahms im Februar des Jahres 1865
und dessen tragischen Begleitumstände mögen ihn bewogen haben,
das begonnene Werk wieder aufzunehmen. Tief erschüttert über
diesen Verlust, komponierte Brahms im gleichen Jahr den vierten
Satz, im direkten Anschluss, 1866, die Sätze III, VI und VII. Obgleich noch unvollendet, schrieb seine langjährige Vertraute Clara
Schumann nach der Sichtung des Klavierauszugs, »dass ich ganz
und gar erfüllt bin von Deinem Requiem, es ist ein gewaltiges Stück,
ergreift den ganzen Menschen in einer Weise, wie wenig anderes.
Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend.« Eine vorläufige Gesamt­aufführung dieser sechs Sätze am Karfreitag des Jahres 1868 im
­Bremer Dom unter der Leitung des Komponisten war bereits ein
13
Johannes Brahms mit Julius Stockhausen, der als Sänger
bei der Uraufführung des »Deutschen Requiems« in Bremen mitwirkte.
t­riumphaler Erfolg: »Seit Bachs h-Moll-Messe und Beethovens Missa
solemnis«, so der Kritiker Eduard Hanslick, »ist nichts geschrieben
worden, was auf diesem Gebiete sich neben Brahms’ deutsches
Requiem zu stellen vermag!« Hierauf folgte dann noch der bemerkenswerte fünfte Satz, dessen Sopransolo »Ihr habt nun Traurigkeit«
nach Worten des Johannes (16,22) bald eine zentrale Stellung
­innerhalb des Werkes einnahm. Die endgültige Uraufführung des
vollständigen, siebensätzigen Werkes fand dann schließlich am
18. Februar 1869 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung von
Carl Reinecke statt. Von dort startete das »Deutsche Requiem«
für Sopran- und Baritonsolo, Chor und Orchester op. 45 seine
­Karriere, bis heute ist sie ungebrochen. Für Brahms bedeutete
dies damals, so der Musikwissenschaftler Malte Korff, »das Tor
zum Ruhm«.
Im Gegensatz zu Ligetis Klangtexturen, in denen die lateinischen
Worte quasi zu reiner Klangfarbe eingeschmolzen sind, soll der
Text im »Requiem« von Brahms klar und deutlich verstanden werden.
Deshalb erklingen die vertonten Worte hier auf deutsch; sie richten
sich darüber hinaus nicht nach dem katholischen Messetext.
­V ielmehr stellte Brahms Passagen aus dem Alten und Neuen
­Testa­ment in der Übersetzung Martin Luthers zusammen, unorthodox und individuell, tiefreligiös und »heidnisch« (Brahms) zugleich.
14
Die Sekundärliteratur stellt immer wieder heraus, dass Brahms
­dieses Requiem in erster Linie als Trost für die Hinterbliebenen, also
mehr für die Lebenden denn für die Toten, geschrieben habe:
»Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden«
(Matthäus 5,4). Der biografische Hintergrund, der oben erwähnte
Tod seiner Mutter, und die zu bewältigende Trauer könnten dies
­bestätigen: »Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet …«
(Jesaja 66, 13a), so singt der Chor in Satz V.
Mit dem Wort »selig« beginnt und endet das Werk – und es scheint
fast, als würde Brahms durch diese Einrahmung die Zuhörer sanft
umarmen. Die Geste des Trostes durchzieht die gesamte Grundstimmung des Requiems. Bei näherer Betrachtung enthüllt sich die
symmetrische Struktur des Werks. Eine Art »stabilen Mittelpunkt«
bildet der zentrale vierte Satz, das Herz des Werkes: In durchgängigem ¾-Takt (mäßig bewegt) verklanglicht Brahms hier die »lieb­
lichen Wohnungen (…) des Herrn« in Es-Dur, der Tonart, die der
Dichter und Komponist Christian Friedrich Daniel Schubart in seinen »Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst« (1784/1785) als »Ton
der Liebe, der Andacht, des traulichen Gesprächs mit Gott; durch
seine drey B, die heilige Trias [Dreifaltigkeit] ausdrückend« beschrieben hatte. Darum gruppieren sich die übrigen Sätze, die sich
inhaltlich mit den Themen der Vergänglichkeit, der Nichtigkeit des
menschlichen Bemühens, der Auferstehung und immer wieder mit
dem Trost auseinandersetzen.
Hier werden wir auch noch als heutige Konzertbesucherinnen
und -besucher, lange nach der Entstehungszeit des »Deutschen
­Requiems«, direkt angesprochen. Die etymologische Herkunft
des Wortes »Trost« führt zurück zur indogermanischen Wurzel
­»deru« (auch »dreu«, »dru«), was ursprünglich »Baum« bzw.
»Eiche« bedeutete (wir finden es noch im englischen »tree«).
­Festigkeit (eines Baumes) entwickelte sich daraus, im übertragenen
Johannes Brahms
* 07. Mai 1833 in Hamburg
† 03. April 1897 in Wien
»Ein deutsches Requiem« für Sopran, Bariton, gemischten Chor
und Orchester
Entstehungsjahre: Erste Vorarbeiten ab 1861 (Sätze I und II), Weiterarbeit am Werk zwischen 1865 und 1869.
Uraufführung: Am 18. Februar 1869 im Leipziger Gewandhaus unter der
Leitung von Johannes Brahms.
Vom Gürzenich-Orchester Köln zuletzt gespielt am 26. Februar 1989 mit
den Solisten Elizabeth Richards, Peter Lika und dem Philharmonischen
Chor Köln unter der Leitung von Philipp Röhl.
15
Anfang des Autographs des »Deutschen Requiems« von Brahms
mit den Worten »Selig sind, die da Leid tragen«.
Sinne dann Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht. Wer sehnt sich nicht
danach? »Das verlangen sie im Grunde alle, die wildesten Revo­
lutionäre nicht weniger leidenschaftlich als die bravsten Frommgläubigen«, beschwerte sich der Psychoanalytiker Sigmund Freud,
der sich ­oftmals (widerwillig) zum Trost-Spenden gezwungen sah.
Vielleicht liegt hier eine Verbindung zwischen den beiden mutigen Werken des heutigen Abends. Während das engmaschige
Klanggewebe Ligetis ein All(es) durchdringendes, hoffnungsvolles
Licht offenbart, weist uns das »Deutsche Requiem« von Brahms
hin auf die einzelnen Fäden dieser Gewebestruktur: Schließlich
sind es unsere menschlichen Verbindungen, unser gegenseitiges
Vertrauen und unsere Liebe, die das Netz zusammenhalten. Kehren
wir zurück zum Lichtforscher Zajonc: »Nicht Mondsüchtigkeit, sondern Mut ist erforderlich, um unsere Welt als ein Ganzes zu sehen,
um zu begreifen, dass Liebe und Erkenntnis ein gemeinsames
Zentrum haben müssen.«
Die letzten Worte des großen Dichters, Naturwissenschaftlers
und interdisziplinären »Zusammendenkers« Johann Wolfgang
­Goethe bringen es auf die einfache Formel: »Mehr Licht!«
Dr. Suzanne Josek
16
Gesangstexte
György Ligeti
»Lux aeterna«
Text: »Communio« aus der liturgischen Totenmesse
Lux aeterna luceat eis,
Domine, cum sanctis tuis in aeternum, quia pius es.
Requiem aeternam dona eis, Domine.
et lux perpetua luceat eis.
Deutsche Übersetzung:
Das ewige Licht leuchte ihnen,
o Herr: Bei deinen Heiligen in Ewigkeit, denn du bist mild.
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihnen.
Johannes Brahms
»Ein deutsches Requiem«
Text: Kompilation von Bibelstellen, ausgewählt vom Komponisten
I. Selig sind, die da Leid tragen (Chor)
Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen
getröstet werden.
Matthäus 5.4
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden
ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen
edlen Samen und kommen mit Freuden und
bringen ihre Garben.
Psalm 126.5–6
II. Denn alles Fleisch, es ist wie Gras (Chor)
Denn alles Fleisch es ist wie Gras und alle
Herrlichkeit des Menschen wie des Grases
Blumen. Das Gras ist verdorret und die Blume
abgefallen.
1. Petrus 1.24 – nach Jesaja 40.6–8
So seid nun geduldig, lieben Brüder, bis auf
die Zukunft des Herrn. Siehe, ein Ackermann
wartet auf die köstliche Frucht der Erde und
ist geduldig darüber, bis er empfange
den Morgenregen und Abendregen.
Jakobus 5.7
17
Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit.
1. Petrus 1.25 – nach Jesaja 40.6–8
Die Erlöseten des Herrn werden
wiederkommen und gen Zion kommen mit
Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem
Haupte sein; Freude und Wonne werden sie
ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird weg
müssen.
Jesaja 35.10
III. Herr, lehre doch mich (Bariton solo, Chor)
Herr, lehre doch mich, daß ein Ende mit mir
haben muß, und mein Leben ein Ziel hat, und
ich davon muß. Siehe, meine Tage sind einer
Hand breit vor dir, und mein Leben ist wie
nichts vor dir. Ach, wie gar nichts sind alle
Menschen, die doch so sicher leben.
Sie gehen daher wie ein Schemen, und machen
ihnen viel vergebliche Unruhe; sie sammeln
und wissen nicht, wer es kriegen wird.
Nun Herr, wes soll ich mich trösten?
Ich hoffe auf dich.
Psalm 39.5–8
Der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand,
und keine Qual rühret sie an.
Weisheit 3.1
IV. Wie lieblich sind deine Wohnungen (Chor)
Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr
Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet
sich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib
und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.
Wohl denen, die in deinem Hause wohnen;
die loben dich immerdar.
Psalm 84.2–3.5
V. Ihr habt nun Traurigkeit (Sopran solo, Chor)
Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will Euch
wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen,
und eure Freude soll niemand von euch
nehmen.
Johannes 16.22
18
Sehet mich an; ich habe eine kleine Zeit Mühe
und Arbeit gehabt und habe großen Trost funden.
Sirach 51.35
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.
Jesaja 66.13
VI. Denn wir haben hie keine bleibende Statt (Bariton solo, Chor)
Denn wir haben hie keine bleibende Statt,
sondern die zukünftige suchen wir.
Hebräer 13.14
Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir
werden nicht alle entschlafen, wir werden
aber alle verwandelt werden; und dasselbige
plötzlich in einem Augenblick, zu der Zeit der
letzten Posaune. Denn es wird die Posaune
schallen, und die Toten werden auf
erstehen unverweslich, und wir werden verwandelt
werden. Dann wird erfüllet werden das Wort,
das geschrieben steht: Der Tod ist
verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein
Stachel?
Hölle, wo ist dein Sieg?
1. Korinther 15.51–52, 54b–55 – auch nach Jesaja 25.8 und
Hosea 13.14
Herr, du bist würdig, zu nehmen Preis und
Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge
erschaffen, und durch deinen Willen haben
sie das Wesen und sind geschaffen.
Offenbarung 4.11
VII. Selig sind die Toten (Chor)
Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben
von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie
ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke
folgen ihnen nach.
Offenbarung 14.13
20
Sally Matthews studierte u. a. an der Guildhall School of Music
and Drama und war Mitglied des Royal Opera Vilar Young Artist
­Programme. 1999 gewann sie den Kathleen Ferrier Award. 2001 gab
sie ihr Debüt am Royal Opera House Covent Garden in London als
Nannetta in Verdis »Falstaff« und sang dort seither Iris (»Semele«),
Sifare (»Mitridate«), Pamina (»Die Zauberflöte«) und Sophie (»Der
­Rosenkavalier«). Weitere Engagements führten sie u. a. an die Wiener
Staatsoper, die Staatsoper Unter den Linden, das Theater an der
Wien und die Nederlandse Opera Amsterdam. Neben den großen
Opernpartien ihres Fachs widmet sich Sally Matthews auch dem
Konzert- und Oratorienrepertoire: So musizierte sie Mendelssohns
»Elias« mit den Münchner Philharmonikern, den »Lobgesang« mit
dem Mahler Chamber Orchestra und Schumanns »Das Paradies und
die Peri« mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle.
Höhepunkte dieser Spielzeit 2016/2017 beinhalten Auftritte als
Blanche in Poulencs »Dialogues des Carmélites« an der Dutch
­National Oper sowie als Donna Anna in Mozarts »Don Giovanni«;
an der Bayerischen Staatsoper München wird Sally Matthews die
Rolle der Jenufa in Janáčeks gleichnamiger Oper singen. Im Theater
an der Wien ist sie als Governess in Benjamin Brittens »The Turn of
the Screw« zu erleben. Darüber hinaus wird sie an die Royal Opera
Covent Garden in London zurückkehren und an der Metropolitan
Opera Ney York debütieren. Beim Glyndebourne Festival sang sie die
Konstanze in Mozarts »Die Entführung aus dem Serail« sowie die
Gräfin in »Le nozze di Figaro«. Liederabende führten sie mit Simon
Lepper ans Brüsseler Opernhaus »La Monnaie«, zum Concertgebouw
Amsterdam und in die Londoner Wigmore Hall. Mit diesem Konzert
debütiert Sally Matthews beim Gürzenich-Orchester Köln.
21
Krešimir Stražanac studierte bei Dunja Vejzovic (Gesang) und Cornelis Witthoefft (Liedgestaltung) an der Hochschule für Musik und
darstellende Kunst in Stuttgart sowie privat bei Hanns-Friedrich Kunz
und Jane Thorner Mengedoht. Von 2007 bis 2014 war er f­estes Ensemblemitglied des Opernhauses Zürich und dort u. a. als Baron Tusenbach
in Anton Tschechows »Drei Schwestern«, als Ping in Giacomo Puccinis
»Turandot«, als Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von Richard Strauss
und als Don Fernando in Beethovens »Fidelio« zu erleben. Dabei
­musizierte er unter der Leitung von Dirigenten wie Nello Santi, Peter
Schneider, Franz Welser-Möst, Bernard Haitink, Placido Domingo und
vielen anderen. Besonders gerne widmet sich Krešimir Stražanac dem
Kunstlied- und Konzertrepertoire. So sang er zahlreiche Liederabende
in Konzerthäusern wie der Bayreuther Stadthalle, beim Dubrovnik
Sommerfestival, im Grand Théâtre de Dijon sowie in Lienz, Périgueux,
Stuttgart, Venedig und Japan. Zu den Höhepunkten der vergangenen
Spielzeiten gehörten Debüts u. a. beim WDR Sinfonieorchester Köln,
beim Bayerischen Rundfunk, bei den Bamberger Symphonikern und
dem Tokyo Symphony Orchestra. In dieser Spielzeit 2016/2017 stehen
Debüts mit dem Collegium Vocale Gent und dem Orchestre du
Champs-Elysées, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Hessischen Rundfunk und dem Royal Flemish Orkest auf dem Programm.
Krešimir Stražanacs Diskografie umfasst mehrere DVD-Aufnahmen,
darunter Bizets »Carmen«, eine BBC-Produktion von Beethovens
­»Fidelio« und eine Live-Produktion von Wagners »Die Meistersinger
von Nürnberg«. Im Januar 2016 erschien eine Einspielung von
Bachs »Johannes­passion« mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks
und Concerto Köln unter der Leitung von Peter Dijkstra. Krešimir
Stražanac ist ­heute erstmals zu Gast beim Gürzenich-Orchester Köln.
22
Das Vokalensemble Schola Heidelberg unter der Leitung von Walter
Nußbaum schlägt seit seiner Gründung die Brücke zwischen Alter
Musik und Neuer Vokalmusik. Die bis zu 16 Solisten des Ensembles
beherrschen unterschiedlichste Stile und Vokaltechniken bis hin zu
mikrotonaler Intonation, Stimm- und Atemgeräuschen und lassen
die Werke des 16./17. und des 20./21. Jahrhunderts einander befruchten – so entsteht eine neue Interpretationskultur. In engem
Kontakt mit führenden Komponisten der Gegenwart, wie u. a. Heinz
Holliger, Helmut Lachenmann, Caspar Johannes Walter, Peter Eötvös
und Hans Zender erarbeitet die Schola Heidelberg ein umfangreiches
Repertoire, präsentiert aber auch regelmäßig eigene Kompositionsaufträge, etwa die Werkreihen des Projekts Netzwerk Madrigal oder
des Projekts Prinzhorn. Außerhalb der eigenen Heidelberger Konzertreihe gastiert die Schola Heidelberg international auf Festivals wie der
Biennale Salzburg, den Wittener Tagen für Neue Kammermusik, dem
Musikfest Berlin, den Salzburger Festspielen, dem Milano M
­ usica und
dem Lucerne Festival und arbeitet u. a. mit dem Ensemble Modern,
dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem SWR Sinfonieorchester BadenBaden Freiburg, den Bamberger Symphonikern und der Deutschen
Radio Philharmonie zusammen. Die Diskografie der Schola Heidelberg
umfasst u. a. eine international mehrfach ausgezeichnete Aufnahme
mit Werken von Helmut Lachenmann; die Einspielung von Gérard
Griseys »Les Chants de l’amour« beim Label KAIROS wurde 2008
mit dem »Diapason d’Or« ausgezeichnet. 2009 erschien eine PorträtCD mit Werken von Carola Bauckholt; eine Aufnahme mit Werken von
René Leibowitz ist seit 2013 erhältlich. Aktuell ist ein CD-Kompen­
dium mit 21 Auftragskompositionen renommierter Komponistinnen
und Komponisten zum Thema Prinzhorn erschienen.
23
Walter Nußbaum studierte Kirchenmusik und Dirigieren in Heidelberg und Trossingen und war bis 1992 Kirchenmusiker an der
­Johanneskirche Heidelberg. Im gleichen Jahr gründete er die
Schola Heidelberg und das ensemble aisthesis und lehrte bis
2015 Chorleitung und Dirigieren an der Hochschule für Musik,
Theater und Medien in Hannover. Walter Nußbaums Schwerpunkte
umfassen das Repertoire von der frühen Vokalmusik bis zu Vokalund Instrumentalwerken von zeitgenössischen Komponisten.
Durch Programme, die wie hörbare Labyrinthe den Hörer von Musik
vergangener Epochen zur Musik der Gegenwart und wieder zurückführen, macht er Zusammenhänge der musikalischen Wahrnehmung
ebenso wie kontrastierende Konstellationen sprechend. Sein besonderes Interesse gilt den Veränderungen von Interpretation in
Abhängigkeit von der Geistesgeschichte. Walter Nußbaum leitet
regelmäßig Uraufführungen u. a. am Nationaltheater Mannheim
und dirigiert u. a. bei der Biennale Venedig, den Luzerner Fest­
spielen, der Salzburg Biennale, dem Festival »Steirischer Herbst«,
der Milano Musica, der Musica viva München, dem Festival Ultraschall Berlin, den Wittener Tagen für neue Kammermusik, den
Schwetzinger Festspielen und beim Tongyeong Festival. Zudem
war er an der Wiederentdeckung des komposito­rischen Œuvres
von René Leibowitz beteiligt und veröffentlichte 2013 eine Doppel-CD, die mit dem Diaposon d’or ausgezeichnet wurde. 2009
­erhielt Walter Nußbaum den Preis der deutschen Schallplatten­
kritik für eine Einspielung von Werken Helmut L­ achenmanns in
­Kooperation mit dem WDR Sinfonieorchester Köln; 2001 wurde
die CD »Nuits – Weiß wie Lilien« mit dem »Choc du Mois« prämiert.
24
Der Bach-Verein Köln besteht seit 85 Jahren und feierte sein
­Jubiläum mit »Mass« von Leonard Bernstein unter Mitwirkung
des Gürzenich-Orchesters Köln, mit dem der Bach-Verein seit 2010
­immer wieder gemeinsam auftritt. Einen Schwerpunkt des Programmes bilden Werke des 20. und 21. Jahrhunderts. So erklangen in
den letzten Jahren Kompositionen u. a. von Hermann Schroeder,
Arvo Pärt, Benjamin Britten und Iannis Xenakis sowie die Oratorien
»Das Buch mit sieben Siegeln« von Franz Schmidt und »Belshazzar’s
Feast« von William Walton, die beide erstmalig in Köln aufgeführt
wurden. Für 2017 steht mit Elgars »The Kingdom« eine weitere
­Erstaufführung auf dem Programm. Durch Gesprächskonzerte
und kontinuierliche Jugendarbeit hat der Bach-Verein Köln weitere
Facetten in seinen Spielplan eingebracht. Bis heute bildet die
­Beschäftigung mit dem kompositorischen Œuvre Johann Sebastian
Bachs e
­ inen Schwerpunkt der musikalischen Arbeit des Chores,
der seit 2002 von Thomas Neuhoff geleitet wird. Auch über die
Grenzen Kölns hinaus hat sich das Ensemble einen Namen gemacht.
So gastierte es jüngst bereits zum zweiten Mal in der Leipziger
Thomaskirche. Am 4. Dezember 2016 (2. Advent) steht dann in
Köln mit Bachs Weihnachtsoratorium jenes Werk auf dem Programm, das der Bach-Verein kurz nach seiner Gründung durch den
Orgellehrer und Chordirigenten Heinrich Boell im Jahr 1931 erstmals aufführte. Seither gehört dieses Meisterwerk zum festen
­Repertoire des Chores, dem sich im Laufe seiner Geschichte
alle bisherigen zehn künstlerischen Leiter, darunter Hermann
Schroeder, Kurt Thomas, Wolfgang Gönnenwein und Winfried Toll
regelmäßig gewidmet haben.
25
Stilistische Vielfalt, Neugier auf Unbekanntes und die Vermittlung von
Musik – das sind die Markenzeichen des Chorleiters des Bach-Vereins
Köln Thomas Neuhoff. Dabei ist er mit der gesamten Bandbreite
der abendlän­dischen Vokalmusik – von Monteverdis »Marienvesper«
bis zu »Nuits« von Xenakis, von der Renaissance bis zur Romantik
Gustav Mahlers – bestens vertraut. Die Werke Johann Sebastian
Bachs und ihre historische Aufführungspraxis bilden für den GardinerSchüler den roten Faden seines musikalischen Lebenswegs. Seit
er 2002 zum künstlerischen Leiter des Bach-Vereins Köln berufen
wurde, hat er die großen Vokal­schöpfungen des Thomaskantors immer
wieder neu erarbeitet. Für den studierten Kirchenmusiker ist es eine
Herzensangelegenheit, Jugendliche mit Musik vertraut zu machen.
Seit Jahren führt er Projekte zur musikalischen Nachwuchsförderung
durch. In der rheinischen Chorszene hat er sich durch zahlreiche Erst­
aufführungen ­profiliert: Neben Uraufführungen wie der »Bonner Messe«
von Christophe Looten (2003) leitete Thomas Neuhoff regionale
Erstauffüh­rungen wichtiger chor­sinfonischer Werke der Spätromantik
und des 20. Jahrhunderts, darunter »Eine Messe des Lebens« von
Frederick Delius und einen Zyklus der Oratorien Edward Elgars. Dessen
selten aufgeführtes ­Oratorium »The Kingdom« wird in dieser Saison
auch erstmals in Köln zu hören sein. Auch in der Kölner Philharmonie
­dirigierte Thomas Neuhoff mehrfach Werke des 20. Jahrhunderts,
u. a. »Das Buch mit sieben Siegeln« von Franz Schmidt und – am Pult
des Gürzenich-­Orchesters Köln – »In Terra Pax« von Frank Martin ­sowie
»Belshazzar’s Feast« von William Walton. Einen weiteren Höhepunkt
in Neuhoffs beruflicher Laufbahn stellte die gefeierte Aufführung von
Leonard Bernsteins »Mass« dar, das Abschlusskonzert des Festivals
»ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln«.
26
27
François-Xavier Roth
François-Xavier Roth, geboren 1971 in Paris, gehört zu den charismatischsten und mutigsten Dirigenten seiner Generation. Sein Repertoire
reicht von der Musik des 17. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen
Werken und umfasst alle Gattungen: sinfonische Musik, Oper und
­Kammermusik. Im Jahr 2003 gründete er das innovative Orchester
Les Siècles, das sowohl auf neuen wie auf alten Instrumenten musiziert,
je nach Werk und oftmals im Wechsel während des gleichen Konzertes.
Von 2010 bis 2016 war François-Xavier Roth Chefdirigent des SWR
­Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg; seit dem 1. September
2015 ist er Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt
Köln. Roth ist für seine ungewöhnliche Programmgestaltung bekannt,
und sein geradliniger Ansatz und seine Überzeugungskraft werden in
aller Welt geschätzt. Er arbeitet mit führenden Orchestern zusammen,
darunter die Berliner Philharmoniker, das Royal Concertgebouw­orkest
Amsterdam, das Boston Symphony Orchestra und das London Symphony
Orchestra. In seiner zweiten Spielzeit an der Kölner Oper dirigiert FrançoisXavier Roth Ravels »L’enfant et les sortilèges / L’heure espagnole«,
die Wiederaufnahme von Berlioz’ »Benvenuto Cellini« sowie Mozarts
»Le nozze di Figaro«. Zu seinem Opernrepertoire gehören u.a. Offenbachs
»Les Brigands« und »Lakmé« von Delibes an der Opéra-Comique in Paris
und Morton Feldmans »Neither« an der Berliner Staatsoper. Seine zahlreichen CD-Einspielungen, u.a. mit Les Siècles (mit dem er 2016 den
Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik für Strawinskys Ballett­
musiken erhielt), dem London Symphony Orchestra und dem SWR Sinfonieorchester genießen hohe Wertschätzung. Mit dem Gürzenich-Orchester
führt er die Zusammenarbeit mit Philippe Manoury als »Komponist für
Köln« mit Uraufführungen weiter und leitet darüber hinaus die Asien­
tournee 2017 des Orchesters. Kinder- und Mitmachkonzerte, wie in der
letzten Spielzeit »Planeten« mit jungen Tänzern und dem Orchester der
Rheinischen Musikschule und grenzüberschreitende Projekte wie »CityLife« mit den Künstlern des Kölner Elektro-Labels Kompakt, gehören
zu den festen Bestandteilen seiner Arbeit. François-Xavier Roth leitet
das wegweisende LSO Panufnik Young Composer Scheme und gründete
gemeinsam mit dem Festival Berlioz und Les Siècles die Orchester­
akademie Jeune Orchestre Européen Hector Berlioz, die über eine eigene
Sammlung historischer Instrumente verfügt. Für das französische Fernsehen konzipierte er mit Les Siècles die Serie Presto, die während ihrer
dreijährigen Laufzeit wöchentlich ein Publikum von durchschnittlich drei
Millionen Zuschauern erreichte.
28
schola heidelberg
Die Schola Heidelberg singt in den Konzerten
am 20., 21. und 22. November 2016 in folgender Besetzung:
SOPRAN
Claudia Ehmann
Juliane Dennert
Peyee Chen
Karolina Eurich
TENOR
Matthias Klosinski
Johannes Mayer
Jörg Deutschewitz
Sebastian Franz
ALT
Julika Birke
Esther Weigold
Barbara Ostertag
Andra Wildgrube
BASS
Luciano Lodi
Christian Janz
Steffen Schulte
Martin Backhaus
EINSTUDIERUNG
Walter Nußbaum
Stand: 10. November 2016
29
bach-verein köln
Der Bach-Verein Köln singt in den Konzerten
am 20., 21. und 22. November 2016 in folgender Besetzung:
SOPRAN
Natalia Engel
Claudia Füg
Leonie Galler
Maria Ganseforth
Brigitte Half
Ute Harth
Constanze Haubrich
Susanne Heydasch-Lehmann
Silvia Hoch
Isabel Irureta
Julia Mok-Russo
Dorothea Müller
Sabine Müller
Katrin Noll
Annett Reischert-Bruckmann
Maren Rennoch
Maria Schorn-Kuenen
Brigitte Schwaderer
Larissa Stelzer
Nicole Völker
Ellen Wagner
Maria Weber
Anke Wohlfahrt
Ulrike Wolff Metternich
ALT
Kristina Auerswald
Doris Brinkmann
Lisa Coppack
Christina Dörschel
Gundula Grützner
Dorothee Heinzelmann
Sophia Herber
Anja Hermes
Margret Klein
Frauke Kniffler
Beate Leber
Charlotte Putzer
Almut Solzbacher
Angela Steidele
Silke Steinke
Sofie Taubert
Lisa Vogelsang
Nathalie Weber
Cornelia Zehle
TENOR
José Augusto Amgarten Quitzau
Walter Bässler
Peter Breil
Peter Büssers
Martin Füg
Christian Große Rüschkamp
Michael Hahn
Oliver Heister
Andreas Karnath
Peter Kertesz
Christian Leber
Markus Marmon
Achim Otto
Markus Petermann
Raphael Schneider
BASS
Martin Asiáin
Martin Berg
Ralph Brünker
Dirk Janßen
Norbert Knipprath
Mark Lenkewitz
Leh-Qiao Liao
Stefan Lihs
Thomas Möller
Lothar Nieswandt
Janis Rentrop
Andreas Röhser
Simon Rusch
Michael Schmidt
Bernd Weber
Karl Josef Würth
Tobias Zampich
EINSTUDIERUNG
Thomas Neuhoff
Stand: 02. November 2016
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orchesterbesetzung
I. VIOLINEN Torsten Janicke,
Jordan Ofiesh, Alvaro Palmen, Chieko
Yoshioka-Sallmon, David Johnson,
Andreas Bauer, Rose Kaufmann,
Adelheid Neumayer-Goosses, Demetrius
Polyzoides, Elisabeth Polyzoides,
Judith Ruthenberg, Colin Harrison
II. VIOLINEN Minhea Evian*,
­Christoph Rombusch, Andreas
Heinrich, Marek Malinowski,
Stefan Kleinert, Liz Macintosh,
Sigrid Hegers-Schwamm, Joanna
Becker, Julia Greve*, Lucas Barr*
BRATSCHEN Bernhard Oll,
Susanne Duven, Bruno Toebrock,
Annegret Klingel, Antje Kaufmann, Ina
Bichescu, Eva-Maria Wilms-Mühlbach,
Veronika Weiser*
VIOLONCELLI Bonian Tian, Joachim
Griesheimer, Ursula Gneiting-Nentwig,
Daniel Raabe, Sylvia Borg-Bujanowski,
Katharina Apel-Hülshoff
FLÖTEN Alja Velkaverh, Irmtraud
Rattay-Kasper, Christiane Menke
OBOEN Horst Eppendorf,
João Miguel Silva*
KLARINETTEN Blaž Šparovec,
Hyunsang Yoon**
FAGOTTE Constantin Gerstein-­
Ichimescu, Felix Samuel Parlasca**,
Klaus Lohrer
HÖRNER Egon Hellrung,
Willy ­Bessems, Jens Kreuter,
David Neuhoff
TROMPETEN Matthias Jüttendonk,
Matthias Kiefer
POSAUNEN Aaron Außenhofer-Stilz,
Jan Böhme, Matthias Lampl*
TUBA Karl-Heinz Glöckner
PAUKE Carsten Steinbach
KONTRABÄSSE Slawomir Grenda*,
Henning Rasche, Jason Witjas-Evans,
Krasen Zagorski*
ORGEL Peter Dicke*
HARFEN Antonia Schreiber,
Saskia Kwast
* Gast
** Orchesterakademie des Gürzenich-Orchesters
Stand: 11. November 2016
gürzenich
orchester
köln
benefiz
konzert
Foto: © Simon Fowler/Warner Classics
Maurice Ravel
»Alborada del gracioso«
»Rapsodie espagnole«
»Tzigane« – Rhapsodie für Violine und Orchester
»Valses nobles et sentimentales«
»Boléro«
Renaud Capuçon Violine
François-Xavier Roth Dirigent
Erster Advent
27. Nov 16, 11 Uhr
Kölner Philharmonie
Zugunsten von »wir helfen«
sowie »help alliance«
Kartenbestellung (0221) 280 282
guerzenich-orchester.de
First Global Partner
32
orchesteraktuell
»Es siegten die Klatscher!«
Zur Voraufführung des »Deutschen Requiems«
Nur drei von heute sieben Sätzen des »Deutschen Requiems« von
Johannes Brahms wurden am 01. Dezember 1867 im Rahmen eines
Konzertes der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufgeführt.
Zum einen, weil das Notenmaterial erst für die ersten drei Sätze
­verfügbar war und zum anderen, weil der W
­ iener Hofkapellmeister
Johann Herbeck seinem Publikum die vollständige Aufführung eines
solch »ernsten als [auch] umfangreichen Tonwerkes« nicht zumuten
wollte. Daher entschied sich Herbeck dazu, den ersten Teil des
­»Deutschen Requiems« von Brahms mit Franz Schuberts Bühnen­
musik zu ­»Rosamunde« zu kombinieren. Die Bühnenversion von
­»Rosamunde« war zuvor am Theater an der Wien zwar »durchgefallen«,
doch lag Herbeck die erstmalig vollständige Aufführung der Musik
von Franz Schubert am Herzen. An einer solchen Konzertzusammenstellung schienen sich die Besucher nicht zu stören, man kommentierte nur, dass Konzert bestünde eben aus »zwei musikalischen
­Cyklen sehr verschiedenen Charakters«.
Trotz anfänglicher Bedenken Herbecks, dem Publikum könne das
­Requiem zu schwer »im Magen liegen«, waren die Hörer vom neuen
Brahms-Werk begeistert. So bemerkte der Musikpapst Eduard Hanslick,
es sei ein Stück von »ungewöhnlicher Bedeutung und großer Meisterschaft«. Nur der dritte Satz löste gemischte Reaktionen auf Publikumsseite aus, da ein »­ [dahinbrausender Orgelpunkt]« und »die Brutalität
des Paukenschlägers eine erschreckende akustische Wirkung« hatten.
Dies war allerdings dem Pauker geschuldet, der versehentlich die
­Dynamikangabe »fp« übersehen hatte und sich stattdessen, parallel
zum Orgelpunkt, in der Schlussfuge über 36 Takte in einem beherzten
­Forte bis ans Ende des Satzes trommelte. Doch trotz dieses Fauxpas
müsse sich bei jedem Besucher eine »Ahnung von Größe und Respect«
einstellen, so Hanslick. Glücklicherweise war dem dann auch so und
ein Konzertbesucher schilderte: »Das Zischen und Klatschen wurde
zur förmlichen Leidenschaft, es war ein Kampf der Parteien, endlich
siegten die Klatscher!«
Dem Testlauf in Wien folgte eine Aufführung im Bremer Dom am
10. April 1868, in der alle bis dato existierenden sechs Sätze gespielt
wurden. Doch hier war die Sachlage ganz anders: Hielt man das
33
­ equiem in Wien für zu »ernst«, so sah man es in Bremen für das
R
­Karfreitagskonzert als nicht »religiös« genug an: Es fehle die explizite
Erwähnung von Jesus und seinem erlösenden Tod. Was tun? Ähnlich
wie in Wien kam man auf die Idee, das Requiem durch andere Stücke
zu ergänzen, um diesem Mangel Abhilfe zu schaffen. Notgedrungen
stimmte Brahms zu: »In Bremen wird mein Requiem jährlich im Dom
gesungen. Aber da der Name Christus gar nicht darin vorkommt, wird
die Erlaubnis der Benutzung der Kirche nur unter der Bedingung erteilt,
dass diesem Mangel durch eine Einlage abgeholfen werde.« So durften
die 2500 Konzertbesucherinnen und -besucher im Anschluss an
den dritten Satz des Requiems der Sopran-Arie »Ich weiß, dass mein
­Erlöser lebt« aus Georg Friedrich Händels Oratorium »Der Messias«
lauschen, v­ orgetragen durch Amalie Joachim. Auch die »Messias«Chorstücke »Seht, das ist Gottes Lamm« und »Hallelujah« wurden
­eingefügt. Um den christlichen Anstrich abzurunden, begleitete zudem
Joseph Joachim, einer der ältesten Freunde von Brahms, seine Frau
Amalie beim Sopran-Solo »Können Tränen meiner Wangen« aus Johann
Sebastian Bachs »Matthäus-Passion«. So hatte man das Problem
der »Christless Crisis«, die einige Zeitgenossen beim »Deutschen
­Requiem« sahen, elegant gelöst und auch die Sätze IV bis VI konnten
widerspruchslos aufgeführt werden.
Nur einen Monat später, im Mai 1868 entstand der 5. Satz des
­Requiems in Hamburg. Zwei Tage vor der offiziellen Uraufführung
des 7-sätzigen Requiems im Leipziger Gewandhaus machte man am
16. Februar 1869 in Köln die Probe aufs Exempel und markierte so
die tiefe Verbundenheit des Komponisten zu Köln: Das Gürzenich-­
Orchester spielte unter der Leitung des damaligen Kapellmeisters
Ferdinand Hiller, der Brahms bereits 22-jährig kennenlernte und
­förderte, die Vorpremiere des vollendeten »Deutschen Requiems«.
Patricia Knebel
34
orchesteraktuell
Portrait Blaz Šparovec
Wir möchten Ihnen ein neues Mitglied des Gürzenich-Orchesters
­vorstellen: Der 1994 in Slowenien geborenen Blaz Šparovec ist
seit dem 31. August 2015 als Solo-Klarinettist tätig. Am 13. März
2016 bekam er die Bestätigung zu dem »mit Bravour« b
­ estandenen
Probejahr.
Der 22-jährige Musiker studierte zunächst am Konservatorium für
Musik und Ballett in Ljubljana bei Andrej Zupan, bevor er an die
­Universität der Künste Berlin zu François Benda wechselte. Für seine
ausgezeichnete Studienleistungen bekam er den Škerjančeva-Preis und
den DAAD-Preis. Als Solist und Kammermusiker errang Šparovec bei
nationalen Wettbewerben vier goldene P
­ reise, gleich siebenmal wurde
er international mit einem 1. Preis ausgezeichnet. Er vertrat Slowenien
2012 beim Wettbewerb »Euro­vision Young Musicians« in Wien, ein Jahr
zuvor wurde ihm ein Sonderpreis beim Internationalen Radiowettbewerb
Concertino Prag verliehen. 2014 gewann Blaž Šparovec den 1. Preis
beim hülsta woodwinds Wettbewerb und den 1. Preis als auch den
Publikumspreis beim »Aeolus«-Bläserwettbewerb.
Der ausgezeichnete Klarinettist gab als Solist Konzerte u. a. mit der
Slowenischen Nationalphilharmonie, den Düsseldorfer Symphonikern,
35
dem Göttinger Symphonieorchester, der Akademischen Staatskapelle
St. Petersburg und dem Symphonieorchester RTV Slowenien. So hat der
junge Musiker schon mit einigen namhaften Orchestern konzer­tieren
dürfen. Wir haben ihn gefragt, mit welchen Ensembles er gerne
­einmal zusammenarbeiten würde: »Natürlich als Solist mit dem
­Gürzenich-Orchester Köln«, antwortete Blaz Šparovec schmunzelnd,
»es würde mich aber auch sehr reizen, einmal im Orchester der
­Wiener Philharmoniker spielen zu dürfen!«
Mittlerweile ist Blaz Šparovec schon ein gutes Jahr Teil des GürzenichOrchesters. Köln gefällt ihm gut, dieses Jahr hat er sogar das erste
Mal beim Karneval mitgefeiert. Manchmal vermisst er allerdings seine
Heimat Slowenien: »Vor allem die Berge und die Sonne dort fehlen mir
hier …« Trotzdem hat sich der neue Solo-Klarinettist bereits gut ein­
gelebt: »Dank meiner Orchester-Kollegen fühlte ich mich von Anfang
an wie zu Hause. Die Arbeitsatmosphäre und das Zwischenmensch­
liche im Orchester fand ich sofort sehr a
­ ngenehm. Ich denke aber
auch, dass ich von meiner Persönlichkeit her ganz gut in die Gruppe
passe, was mir bei meiner Eingewöhnung sicher geholfen hat.« An zwei
Momente seiner bisherigen Zeit beim Gürzenich-Orchester erinnert sich
Blaz Šparovec besonders gern: »Zum einen an ­meine erste ›Tosca‹.
Die wunderschöne Oper ist für die Klarinette ein Highlight. Ich freue
mich, dass ich sie schon in meiner ersten Spielzeit spielen durfte!
Aber auch unser Sinfoniekonzert Nr. 7 mit der 6. Sinfonie von Ludwig
van Beethoven unter der Leitung von F­ rançois-Xavier Roth war ein
super Erlebnis!« Dann wollten wir auch noch gerne w
­ issen, ob Blaz
Šparovec eigentlich ein persönliches Lieblingsstück der klassischen
Musik hat? »Nein, das habe ich tatsächlich nicht, meine tägliche L­ aune
diktiert auch meinen musikalischen Geschmack.«
Wenn der Klarinettist nicht beim Gürzenich-Orchester eingeplant ist,
spielt er Kammerkonzerte in ganz Deutschland, der Schweiz, in Italien,
Russland und Slowenien und ist regelmäßig zu Gast bei wichtigen
Festivals wie dem Musical Olympus, den Fränkischen Musiktagen
oder dem Festival Ljubljana. Der junge Musiker kommt viel herum.
Uns hat daher interessiert, welches wohl sein liebster Ort in seiner
neuen Heimat Köln ist. Die Antwort war einfach: »Zu Hause!«
Patricia Knebel
36
orchesteraktuell
Frag FXR
www.guerzenich-orchester.de
Wussten Sie schon, dass Sie auf der Internetseite des GürzenichOrchesters seit der Saison 2016/2017 eine Konzerteinführung
der besonderen Art erhalten?
Zu jedem Sinfoniekonzert präsentieren wir Ihnen spätestens eine
Woche vor dem Konzert ein kurzes Video, in dem ich Ihnen das
­Programm und unsere Gäste vorstelle. Zusätzlich beantworte ich
Ihre ganz persönlichen Fragen. Im Video zum heutigen Konzert verrate
ich Ihnen, warum wir Ligeti und Brahms in einem Konzert hören und
wie es ist, einen Chor a cappella zu dirigieren.
Wenn auch Sie Ihre Frage einreichen wollen, senden Sie eine E-Mail
an: [email protected]
Ich freue mich darauf!
Im nächsten Video erzähle ich Ihnen etwas über unser
sinfoniekonzert04
37
Ton-Bilder [3]
Chargesheimer (1924–1971)
Reflexion musicale, 1949
Experimentelle Fotografie, 39,7 x 48,6 cm
Museum Ludwig Köln, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05112261
1949 experimentierte der Fotograf Chargesheimer in der Dunkel­
kammer mit Fotonegativ-Material. Es entstanden abstrakte »Licht­
grafiken« in Schwarzweiß. Dafür erwärmte er ein Negativ, bis sich die
Chemikalien in der lichtempfindlichen Schicht verflüssigten. Die
­Vergrößerung auf Fotopapier zeigt dann Schlieren und amorphe
­Formen. So entsteht aus bewährtem Material eine neue Dimension
des Fotografischen: kein Abbild, sondern eine abstrakte Neuschöpfung aus Licht und Schatten. Ein »universelles Mysterium« wurde
­diesen Arbeiten bescheinigt. Dass Chargesheimer tatsächlich aber
weniger Mysterien als Musik bei solchen Experimenten begleitete ist
bekannt.
Das Bild ist Teil der umfangreichen Sammlung Fotografie des
­Museum Ludwig und kann gegen Anmeldung im Studienraum vor­
gelegt werden.
konzerte neu erleben
Mit GO PLUS bieten wir Ihnen eine neue Möglichkeit, Konzerte des
Gürzenich-Orchesters im Internet zu erleben – unabhängig vom Ort,
von der Tageszeit und mit ungeahnten Per­s­pektiven. GO PLUS präsentiert Ihnen ausgewählte Konzerte als hochauflösende Videos und
als Audiostreams, live aufgenommen in der Kölner Philharmonie.
Werke von Beethoven | Berlioz | Boulez | Brahms |
Bruckner | Delius | Elgar | Eötvös | Manoury |
Mozart | Ravel | Schönberg | Strauss
GO PLUS ist kostenlos. Besuchen Sie uns unter
guerzenich-orchester.de/go-plus
40
vorschau
florakonzert 01
Sonntag, 04. Dezember 2016 11 Uhr
Flora Köln, Festsaal
Karl Weigl
»Ein Stelldichein« (1904)
für hohe ­Stimme und Streichsextett
auf ein ­Gedicht von Richard Dehmel
Arnold Schönberg
»Verklärte Nacht« (1899)
Streich­sextett nach dem Gedicht
von Richard Dehmel
Johannes Brahms
Streichsextett Nr. 2 G-Dur
(1864/1865)
Talia Or Sopran
Dylan Naylor, Toshiko Tamayo Violine
Maria Scheid, Alvaro Palmen Viola
Bonian Tian, Georg Heimbach Violoncello
Karten erhalten Sie bei der Gürzenich-Orchester-Hotline: Tel (0221) 280 282,
beim Kartenservice der Bühnen Köln in den Opernpassagen, im Internet unter:
www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
41
sinfoniekonzert 04
Sonntag, 11. Dezember 2016 11 Uhr
Montag, 12. Dezember 2016 20 Uhr
Dienstag, 13. Dezember 2016 20 Uhr
Kölner Philharmonie
Konzerteinführung
So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr
Camille Saint-Saëns
»Danse macabre« g-Moll (1874)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5
F-Dur (1896) – »Ägyptisches Konzert«
Sinfonie Nr. 3 c-Moll »Orgelsinfonie«
(1885–1886)
Jean-François Heisser Klavier
Daniel Roth Orgel
Gürzenich-Orchester Köln
François-Xavier Roth Dirigent
Dieses Konzert wird für
GO PLUS aufgezeichnet.
Dr. Suzanne Josek studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Slavische Philologie an der
Univer­sität zu Köln und absolvierte zusätzliche Auslandssemester in St. Petersburg und Moskau.
­Gleichzeitig ist sie ausgebildet in Klassischem Ballett und als Yogalehrerin. Sie arbeitet als freie Autorin,
Musik- und Kunstwissenschaftlerin, lehrt an der Universität zu Köln und lebt mit ihren drei Söhnen in
Köln. »­ Jonathan Harvey: … towards a Pure Land« ist ihr zweites Buch und gleichzeitig ihre Dissertation
im Fach Musikwissenschaft.
IMPRESSUM Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing
Redaktion Tilla Clüsserath (verantwortlich), Ben Duven, Patrick Hahn, Patricia Knebel Textnachweis Der
Text von Dr. Suzanne Josek ist ein Originalbeitrag. Bildnachweis Titel: Vadimsadovski – Fotolia.com,
S. 7, S. 13, S. 15, S. 31: AKG-images, S. 9: flickr (Alfred Diem), S. 20: Johan Persson, S. 21: Patrick V
­ ogel,
S. 22: Florian Müller, S. 23: KeskinArts, S. 24: Bach-Verein Köln, S. 25: Thilo Schmülgen, S. 33: Bonian
Tian, S. 34: Blaz Šparovec, S. 37: Rheinisches Bildarchiv ­Gestaltung, Satz parole g­ esellschaft für
kommunika­tion mbh Druck Köllen Druck + Verlag GmbH
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht
­gestattet sind. Euro 2,-
42
Das Gürzenich-Orchester Köln dankt Lufthansa und
der Concert-Gesellschaft Köln e.V. für ihr kulturelles
Engagement und ihre großzügige Unterstützung.
Ehrenmitglieder des Kuratoriums
Henriette Reker I Oberbürgermeisterin der Stadt Köln
Jürgen Roters I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.
Dr. h. c. Fritz Schramma I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.
Vorstandsvorsitzender der Concert-Gesellschaft Köln e.V.
Olaf Wegner
Kuratoren
Bechtle GmbH I IT Systemhaus, Waldemar Zgrzebski
Ebner Stolz Partnerschaft mbB I Dr. Werner Holzmayer
Excelsior Hotel Ernst AG I Henning Matthiesen
Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH I Dr. Ulrich Kauffmann
HANSA-REVISION Schubert & Coll. GmbH I Wirtschafts­prüfungs- und Steuerberatungs­gesellschaft,
Dipl.-Kfm. Bernd Schubert
ifp I Personalberatung und Managementdiagnostik, Jörg Will
Kirberg GmbH Catering Fine Food I Jutta Kirberg
Kölner Bank eG I Bruno Hollweger
Koelnmesse GmbH I Gerald Böse
Kreissparkasse Köln I Alexander Wüerst
Gerd Lützeler I Dipl.-Kaufmann – Wirtschafts­prüfer – Steuerberater
Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA I Dr. Wolfgang Leoni
Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG I Heinrich Becker
ROLEX Deutschland GmbH I Peter Streit
TÜV Rheinland AG I Prof. Dr. Bruno O. Braun
Firmen l Verbände l Vereine
August Hülden GmbH & Co. KG I Dr. Paul Kellerwessel
Henze & Partner I Jürgen Henze
Freie Volksbühne I Astrid Freudenberger
Freytag & Petersen I Prof. Dr. Hugo Heinrich Best
Kölner Bank eG I Bruno Hollweger
Kreissparkasse Köln I Dr. Klaus Tiedeken
Philharmonischer Chor e.V. I Prof. Horst Meinardus
Richard-Wagner-Verband Köln I Gerhard Idolski
Sparkasse KölnBonn I Dr. Christoph Siemons
Theatergemeinde Köln I Norbert Reiche
ifp Will und Partner GmbH & Co. KG I Jörg Will
43
Mitglieder
Konrad und Petra Adenauer I Claudia und Joachim von Arnim I Erika Baunach I Helge und Thekla Bauwens
I Matthias Berg und Dieter Eimermacher I Dr. Regine Blaß I Barbara Blumberg I Wolfgang und Ellen
Böttcher I Birgit Boisserée I Dr. Rudolf von Borries I Sabine Bourry I Andreas Braun I Ursula Breunig I
Prof. Dr. Gerhard Brunn I Prof. Dr. T. Brusius I Dr. Michael und Marita Cramer I Anna Dünnebiervon Paczensky I Klaus und Hella Dufft I Brigitte Eldering I Dr. Ben und Sigrun Elsner I Heinz Christian
Esser I Maria-Hildegard Falderbaum I Brigitte Feierabend I Dr. Klaus Fleischmann und Krista ScheepersFleischmann I Christoph Gallhöfer und Katrin Preuß-Neudorf I Hubertus von Gallwitz I Dr. Marie-Louise
Gaul I Hans und Dr. Helga Gennen I Jutta Geyr I Erwin und Heidi Graebner I Bernd und Gisela Grützmacher
I Hans-Georg und Ursula Gülke I Dr. Klaus und Theodora van Haag I Christa Hackenbruch I Dr. Rolf-D.
Halswick I Bernd Hannemann I Hermann Hauke I Monika und Michael Hegel I Doris und Dieter Heithecker
I Prof. Dr. Klaus Heubeck I Markus Hilgers I Ulrike Höller I Gerd und Ursula Hörstensmeyer I Prof. Dr.
Rolf Huschke-Rhein und Dr. Irmela Rhein I Prof. Dr. Rainer Jacobs I Klaus und Dagmar Jaster I Prof. Dr.
Hermann Kämmerer und Dr. Mireya Schmickler I Prof. Michael und Rose Kaufmann I Werner und Gisela
Kiefer I Prof. Dr. Hans-Friedrich Kienzle und Dr. Sabine Staemmler-Kienzle I Hildegard Kilsbach I Dirk
Klameth I Hans-Josef Klein I Dres. Marlies und Jobst Jürgen Knief I Hermann und Ute Kögler I Cornelia
und Gerald Köhler I Dr. Peter Konner I Dr. Klaus Konner I Bernd Krükel I Dr. Bernd Küppers I Dr. Arnd
Kumerloeve I Dr. Lydia Kunze I Dr. Anke Leineweber I Ute Linack I Susanne Lührig I Dres. Andreas und
Henriette Madaus I Dr.-Ing. Heinz und Rosemarie Mathiak I Johanna von Mirbach-Reich I Hermann-Reiner
Müller I Christian Münster und Bianca Schönemann I Dr. Jochen und Astrid Nacken I Theo und Leni
Nettekoven I Dr. Günther Ocker I Annemarie Opitz I Margarethe Parseghian I Dr. Jürgen Pelka I Manfred
und Christine Pfeifer I Dr. Wolfgang und Doris Postelt I Dres. Hans-Michael und Elisabeth Pott I Julia
Priemer-Bleisteiner I Dr. Reiner I Ingeborg Richter I Prof. Dr. Ulrich Richter I Jacqueline Ritter I Ulrich
Rochels I Axel Rodert und Hedwig Rodert-Rutt I Andreas Röhling I Dr. Dirk Sagemühl I Dr. Bernd Schäfer
und Ulrike Schäfer-Trüb I Dr. Bernhard Schareck I Margarete Schönenborn I Prof. Dr. Ulrich Schröder I
Bernd und Marianne Schubert I Gerd-Kurt und Marianne Schwieren I Siegfried Seidel I Burkhard
Sondermeier I Dr. Angelika Sprüth I Rolf Stapmanns I Gabriele Stroß I Hans Jürgen und Edelgard Thiel
I Peter und Monika Tonger I Anita und Dr. Reiner Tredopp I Hans-Ulrich und Gisela Trippen I Dr. Detlef
Trüb I Markus Ulrich I Heinz-Peter und Andrea Verspay I Peter Egon Wagner I Helmut Wexler I Michael
Wienand I Gabriele Wienhenkel-Pfeiffer I Lotte Wiethoff I Hans-Peter Wolle und Brigitte Bauer
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