1 I. Allg. BWL - Begriff und Aufgaben

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I.
II.
Allg. BWL - Begriff und Aufgaben ....................................................................................... 2
BWL – Die Grundlagen ....................................................................................................... 3
A. Grundbegriffe.................................................................................................................. 3
1. Bedürfnisse, Bedarf, Nachfrage, Knappheit................................................................ 4
2. Das ökonomische Prinzip............................................................................................ 6
3. Güter ............................................................................................................................ 7
4. Die Wirtschaftssubjekte einer Volkswirtschaft ............................................................ 8
B. Die Produktionsfaktoren................................................................................................ 11
1. Die volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren .......................................................... 11
2. Die betriebswirtschaftlichen Produktionsfaktoren ..................................................... 12
C. Wichtige Betriebswirtschaftliche Kennzahlen ............................................................... 13
D. Betriebswirtschaftliche Teilfunktionen ........................................................................... 15
III. Die Rechtsformen von Unternehmen ............................................................................... 16
IV.
Unternehmenszusammenschlüsse............................................................................... 19
A. Kooperationsformen ...................................................................................................... 21
1. Kartelle ....................................................................................................................... 21
2. Konsortium / joint ventures ........................................................................................ 22
3. Genossenschaften..................................................................................................... 22
4. Vertragshändlersysteme / Franchising-Systeme......................................................... 22
A. Konzentrationsformen ................................................................................................... 22
1. Konzerne.................................................................................................................... 22
2. Trust........................................................................................................................... 23
C. Rechtliche Aspekte (GWB) ........................................................................................... 23
V. Ausgewählte Methoden der BWL..................................................................................... 25
A. Die Nutzwertanalyse ..................................................................................................... 25
B. Die ABC-Analyse........................................................................................................... 26
C. Die Lebenzyklusanalyse................................................................................................ 27
D. Die Portfolioanalyse(n) .................................................................................................. 30
VI.
Marketing ....................................................................................................................... 35
A. Entwicklung des Marketing .............................................................................................. 35
B. Die Entwicklung der Marketing-Konzepte ..................................................................... 35
C. Das moderne Marketing-Konzept ................................................................................. 36
D. Verkaufskonzept versus Marketing-Konzept ................................................................ 38
E. Die Marketinginstrumente ............................................................................................. 40
F. Institutionelle Besonderheiten des Marketing ............................................................... 41
VII.
Das betriebliche Rechnungswesen............................................................................... 43
A. Die Buchführung............................................................................................................... 43
B. Die Kostenrechnung...................................................................................................... 43
Beispiele für Klausurfragen Allgemeine BWL.......................................................................... 45
1
©opyright senner 21.01.01
I.
Allg. BWL - Begriff und Aufgaben
Die allgemeine Betriebswirtschaftslehre befasst sich mit allen Entscheidungen, über den
Einsatz von Mitteln, mit denen die Ziele eines Unternehmens realisiert werden können.
Ein Betrieb ist in diesem Zusammenhang eine Wirtschaftseinheit, die durch Kombination und
Einsatz von Produktionsfaktoren Ziele realisiert. (vgl. II. Grundberiffe)
Die BWL als Wissenschaft muß dabei, wie jede Wissenschaft, im Einzelnen folgenden
Anforderungen gerecht werden:
•
•
•
•
•
•
•
Beobachtung und Beschreibung von Sachverhalten auf empirischer Basis
darauf folgende Erklärung der Beobachtungen
Aufstellen von Hypothesen / Erforschen der Kausalbeziehungen, bzw. der
Wechselwirkungen
Quantifizierung der Beziehungen
Aufstellen von allgemeingültigen Modellen
Prognose von denkbaren Zuständen / Entwickeln von Szenarien
Aufzeigen der Beeinflussungsmöglichkeiten
Die Betriebswirtschaftslehre wird üblicherweise in drei Teilbereiche gegliedert:
(1.)
Die betriebswirtschaftliche Verfahrenstechnik
Bei diesem Ansatz werden Verfahren, Methoden und Instrumente entwickelt und
beschrieben, die im Rahmen der Entscheidungsfindung und –optimierung eingesetzt
werden. Dies sind z.B. Methoden der Kostenrechnung, Methoden der
Betriebsorganisation, der Material- und Produktionswirtschaft, der
Unternehmensführung, des Marketing etc. (vgl. V. ausgewählte Methoden der BWL)
(2)
Die Allgemeine BWL
Im Rahmen der Allgemeinen BWL werden betriebliche Erscheinungen und Probleme
beschrieben und erklärt, die allen Betrieben – unabhängig z.B. von Größe, Branche
u.ä. – gemeinsam sind. In diesem Zusammenhang werden auch Lösungsansätze
aufgezeigt und bewertet.
(3.)
Die spezielle Betriebswirtschaftslehre beschäftigt sich genau mit diesen spezifischen
Gegebenheiten. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die Industriebetriebslehre
(mit dem Schwerpunkt Material- und Produktionswirtschaft), die
Handelsbetriebslehre, die Bankbetriebslehre, etc.....
2
©opyright senner 21.01.01
Zunehmend wird die BWL zuerst auf einem einführenden Niveau nach dem Ansatz der
Allgemeinen BWL gelehrt, anschließend werden die einzelnen betrieblichen
Funktionsbereiche z.T. unter Berücksichtigung branchenspezifischer Gegebenheiten vertieft,
die Funktionsbereiche stellen sich üblicherweise, wie folgt dar:
•
•
•
•
•
•
•
•
Unternehmensführung
Beschaffung und „Handling“ der Produktionsfaktoren, also
• Finanzierung
• Investition
• Materialwirtschaft
• Personalwirtschaft
Leistungserstellung (Produktionswirtschaft)
Marketing (Absatzwirtschaft)
Buchführung / Kostenrechnung
Controlling
Betriebsorganisation
EDV im Unternehmen
Diesem letztgenannten Ansatz wird auch an der FH Pforzheim gefolgt.
II.
BWL – Die Grundlagen
A.
Grundbegriffe
In diesem Kapitel werden einige zentrale Grundbegriffe und grundlegende Zusammenhänge
der BWL besprochen. Diese Themen werden in den nachfolgenden Kapiteln wieder
aufgegriffen. Der nachfolgende stark vereinfachte Wirtschaftskreislauf zeigt bereits, wie
Unternehmen in eine marktwirtschaftlich organisierte Volkswirtschaft (VW) eingebunden
sind:
Bedürfnisse + Kaufkraft
= Bedarf
Nachfrage
private Haushalte
Angebot
Nutzenmaximierung
ökonomisches
Prinzip
Güter
Produktionsfaktoren
Markt
Arbeit
Boden
Kapital
know-how
(dispos.Faktor)
Pr
ei
s
Pr
ei
s
Markt
Angebot
Nachfrage
input
output
private Untern.
Arbeitsteilung
erwerbswirtschaftliches
Prinzip
gemeinwirtschaftliche
Untern.
Unternehmen
3
Versorgungsprinzip
©opyright senner 21.01.01
1. Bedürfnisse, Bedarf, Nachfrage, Knappheit
Warum kauft ein Mensch bestimmte Güter, bzw. Produkte und andere nicht.
Nach den Arbeiten von Abraham Maslow ist die Grundlage jeglichen menschlichen
Handels das Bedürfnis. 1
Bedürfnisse
MangelEin Bedürfnis ist nach Maslow ein subjektives Mangelempfinden eines Menschen.
empfinden
Dieser Mangel bewirkt den Antrieb diesen Mangel zu beheben, das Bedürfnis zu
Motivation
befriedigen. Dies ist dann der Fall, wenn beispielsweise der Erwerb eines
bestimmten Gutes den erwarteten Nutzen bringt. Gelingt das, bricht gleichzeitig der Antrieb,
die Motivation, zusammen. Der Bedürfnisträger ist zufrieden, da das Ziel erreicht ist.
Bedürfnis
Motivation
Mangelempfindung
Nutzen
Ziel
Antrieb
Beweg-Grund
Abbildung 1: Bedürfnis, Motivation und Nutzen (Senner marketing-die einführung 3. Auflage)
Ist das Bedürfnis ausreichend befriedigt, empfindet der Mensch Zufriedenheit, ist das
Bedürfnis nicht oder nur unzureichend befriedigt, empfindet der Mensch Unzufriedenheit.
Ein Mensch hat unendlich viele und individuelle Bedürfnisse. Sind diese Bedürfnisse
aktiviert, d.h. nicht befriedigt, empfindet der Mensch einen Mangel.
Bedürfnisse
Nutzen
Dieser Mangel bewirkt einen Antrieb, den Mangel zu befriedigen. Der Mensch wird
also versuchen, Güter zu erwerben, die ihm hinsichtlich des Mangels einen Nutzen
bringen. Tritt dieser erwartete Nutzen ein, ist das Bedürfnis befriedigt und der
Bedürfnisträger empfindet Zufriedenheit.
Zufriedenheit
Bedürfnisse können nach verschiedenen Kriterien eingeteilt werden:
• Grundbedürfnisse sind Bedürfnisse die befriedigt werden müssen um das
Überleben zu sichern.
• Luxusbedürfnisse sind Bedürfnisse, die bei Befriedigung den Lebensstandard
erhöhen.
• Individualbedürfnisse werden von einem einzelnen Menschen subjektiv
empfunden. Andere Menschen verspüren diese Bedürfnisse eventuell nicht.
• Kollektivbedürfnisse werden von allen Menschen in gleichem Maße empfunden.
Maslow hat in der Maslowschen Bedürfnispyramide versucht, die Bedürfnistypen
noch weiter zu strukturieren; danach gibt es Bedürfnisse unterschiedlicher
Dringlichkeitsstufen.
1 Maslow
Motivation and Personality
Grundbedürfniss
e
Luxusbedürfnisse
Individualbedürfnisse
Kollektivbedürfnisse
1954
4
©opyright senner 21.01.01
Auf jeder Stufe der Pyramide sind ähnliche Bedürfnisse gleicher Struktur zusammengefaßt:
Abbildung 2: Die Bedürfnispyramide nach Maslow (Kotler/Bliemel Marketing-Management 8. Auflage)
Maslows
Bedürfnispyramide
Der Mensch befriedigt danach die Bedürfnisse zuerst, die im Moment am dringendsten
sind und wendet sich nach erfolgreicher Befriedigung den nächstdringendsten
Bedürfnissen zu.
In der Literatur findet man häufig die Aussage: Der Mensch würde die Bedürfnispyramide von unten
nach oben abarbeiten, also erst dann auf die zweite Stufe gehen, wenn die erste Stufe vollständig
befriedigt wurde. Die Aussage ist so in Maslows Werken nicht zu finden!
Vielmehr legt jedes Individuum selbst fest, welche Stufe die nächstdringendste ist.
Viele BMW 325 i sind auf Kredit gekauft, da den meist jugendlichen Fahrern die Anerkennung
Gleichgesinnter wichtiger ist, als die finanzielle Absicherung für die Zukunft.
Güter befriedigen in der Praxis i.d.R. nicht nur ein Bedürfnis, sondern ganze
Bedürfnisbündel:
Bedürfnisbündel
Ein Studium Weiterbildungskurs kann eine Menge Bedürfnisse befriedigen:
∗ Sicherheit
∗ Soziale Bedürfnisse
∗ Anerkennung:
∗ Status
∗ Selbstverwirklichung
der Beruf kann dank der Weiterbildung auch morgen
noch ausgeübt werden
Kommunikation mit anderen Teilnehmern
Zugehörigkeit zu einer netten Gruppe
Bestätigung durch Dozenten und Prüfungsergebnisse
Erwerb eines bestimmten Titels
Entwicklung der eigenen Persönlichkeit durch Wissen
Je nach Individuum stehen aber unterschiedliche Bedürfnisse im Vordergrund.
5
©opyright senner 21.01.01
Nun können aber nie alle Bedürfnisse befriedigt werden. Die Kaufkraft, die zur Verfügung
steht, um Güter kaufen zu können ist begrenzt.
Auch Millionäre empfinden dieses Spannungsverhältnis; zwar haben sie enorme Kaufkraft,
aber diese ist nicht unbegrenzt, wohl aber die Bedürfnisse.
Bedarf ist daher der Teil der Bedürfnisse, für deren Befriedigung Kaufkraft
vorhanden ist.
Bedarf
Aber auch der Bedarf wird nicht in vollem Umfang am Markt als Nachfrage wirksam:
Wegen der Ladenschlußzeiten in der BRD wird vielfach Bedarf nicht zur Nachfrage, da die
Möglichkeit am Markt nachzufragen für einige Menschen nicht gegeben ist.
Der Mensch
hat Bedürfnisse
hat begrenzte Kaufkraft
benötigt knappe Güter
Bedarf
Nachfrage
2. Das ökonomische Prinzip
Um das Spannungsverhältnis zwischen den unbegrenzten Bedürfnissen und der
begrenzten Kaufkraft, bzw. den begrenzten Güter zu mildern, wenden die
Wirtschaftssubjekte das ökonomische Prinzip an.
Das
ökonomische
Prinzip
Dieses Prinzip besagt in seiner allgemeinen (und relativ nichtssagenden) Formulierung, daß
die Wirtschaftssubjekte durch wirtschaftliches und planendes Verhalten ihren Nutzen
maximieren.
Als Handlungsanweisung zerfällt das ökonomische Prinzip in zwei Prinzipien:
Minimalprinzip
Maximalprinzip
das Minimalprinzip
ein bestimmter Erfolg (Nutzen) soll mit
minimalem Einsatz realisiert werden
das Maximalprinzip
mit gegebenem Einsatz soll der maximale
Erfolg (Nutzen) realisiert werden
Ein Student möchte die BWL-Klausur bestehen, dafür aber möglichst wenig Mühe
aufwenden = Minimalprinzip.
Ein andere Studentin nutzt die vorhandene Zeit und das Wissen der Professoren und der
Lehrbeauftragten voll aus, da sie so gut wie möglich abschneiden möchte und so viel wie
möglich Wissen erwerben möchte = Maximalprinzip.
6
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Das oft zitierte Prinzip mit minimalem Einsatz den maximalen Erfolg erzielen wollen, ist ........
Quatsch.
Versuchen Sie einmal eine Formel mit zwei Unbekannten eindeutig zu lösen. Oder, fahren
Sie mit sowenig Benzin wie möglich so weit wie möglich. Eben !
Minimalprinzip
Maximalprinzip
input
minimal
gegeben
output
gegeben
maximal
3. Güter
Güter sind, wie bereits erwähnt, Mittel, die Bedürfnisse befriedigen. Dabei spielt es
keine Rolle, ob die Güter materiell (=Sachgüter) oder immateriell (= Dienstleistungen) sind. In jedem Fall spricht man von Gütern.
Güter
Sachgüter Dienstleistungen
Der Begriff „Produkt“ definiert denselben Sachverhalt, wird aber in der VWL nicht verwendet.
Auch Güter werden nach verschiedenen Kriterien systematisiert:
Güter
knappe
Güter
freie Güter
materielle
Güter
Gebrauchsgüter
Konsumgüter
immaterielle
Güter
Verbrauchsgüter
Investitionsgüter
Freie Güter sind, nach der herrschenden Auffassung, solche, die im Überfluß
vorhanden sind, ohne Mühe und Aufwand nutzbar sind und deswegen keinen Preis
haben.
freie Güter
In der Literatur findet man als Beispiele für freie Güter Luft, Sonne, Wasser u.ä. Nun sind
aber gerade diese Güter, zumindest in Europa nicht ohne Mühe und Aufwand zu nutzen.
Wasser muß geklärt, Luft gefiltert werden, vor der Sonne muß man sich mittlerweile
schützen. Nach Ansicht des Autors gibt es in der BRD momentan keine Güter auf die diese
Definition paßt.
7
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Knappe Güter lassen sich, wie bereits erwähnt, in materielle (Sachgüter) und
immaterielle (Dienstleistungen und Rechte) Güter einteilen.
Knappe Güter
Diese Güter können entweder Ge- oder Verbrauchsgüter sein:
Bei Gebrauchsgüter ist ein mehrmaliger Gebrauch vorgesehen, Verbrauchsgüter
können nur einmal benutzt werden.
Gebrauchsgüter
Verbrauchsgüter
Sowohl Gebrauchs- als auch Verbrauchsgüter können von den Unternehmen oder von den
privaten Haushalten nachgefragt werden.
Im einen Fall spricht man von Investitionsgütern, im anderen Fall von
Konsumgütern. Mit Investitionsgütern werden also neue Güter produziert, die am
Markt angeboten werden, mit Konsumgütern ist das nicht möglich.
Konsumgüter
Investitionsgüter
Produziert ein privater Haushalt Güter, die gegen Entgelt am Markt angeboten werden, ist
aus dem Haushalt ein Unternehmen geworden.
4. Die Wirtschaftssubjekte einer Volkswirtschaft
Wirtschaftsubjekte sind Teilnehmer einer Volkswirtschaft. Grundsätzlich gibt es nur vier
Gruppen von Teilnehmer in einer VW:
•
•
•
•
die privaten Haushalte
die Unternehmen
der Staat
das Ausland
Häufig wird noch als fünfte Gruppe die Gruppe der Geschäftsbanken angeführt.
Diese Gruppen werden in den folgenden Abschnitten kurz besprochen.
a. Die privaten Haushalte
Der private
Ein privater Haushalt besteht aus mindestens einer Person, die gegen Entgelt
Haushalt
Produktionsfaktoren, bzw. die Leistungen aus der Nutzung eigener
Produktionsfaktoren am Markt verkauft. Dadurch oder aus vorhandenem oder geschenktem
Vermögen und sonstigen Zahlungen, wie z.B. Kindergeld fließt diesem Haushalt Kaufkraft
zu. Mit dieser Kaufkraft kann der Haushalt Güter kaufen, muß i.d.R. Steuer zahlen oder
spart:
E ges. = C + T + S
E = Einkommen; C = Konsum, T = Steuern, S = Sparen
b. Die Unternehmen
Die Unternehmen stellen unter Einsatz der Produktionsfaktoren Güter her, welche
sie am Markt i.d.R. gegen Entgelt anbieten. Der Einsatz der Produktionsfaktoren
verursacht Kosten, beim Verkauf der Güter entstehen Umsatzerlöse.
Die Unternehmen
Sind diese Erlöse höher als die Kosten entsteht Gewinn, sind sie geringer entsteht Verlust:
Umsatz = Menge × Preis
- Kosten
Gewinn / Verlust
8
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Das Einkommen der Unternehmen steht für Investitionen, Steuerzahlungen oder Sparen zur
Verfügung:
E=I+T+S
E = Einkommen; I = Investitionen, T = Steuern, S = Sparen
In der VWL werden zwei Arten von Unternehmen unterschieden: gemeinwirtschaftliche und
private Unternehmen.
Private Unternehmen orientieren sich am erwerbswirtschaftlichen Prinzip,
gemeinwirtschaftliche Unternehmen am gemeinwirtschaftlichen oder Versorgungsprinzip.
aa)
Das erwerbswirtschaftliche Prinzip
Das erwerbswirtschaftliche Prinzip besagt, ein (privates) Unternehmen erbringt auf
Dauer nur dann eine Leistung, wenn die Chance auf Gewinn besteht. Über die Höhe
des Gewinns macht das erwerbswirtschaftliche Prinzip keine Angabe.
(1)
Das
erwerbswirtschaftliche
Prinzip
Die Gewinnmaximierung
Das Prinzip der Gewinnmaximierung besagt, der angestrebte Gewinn soll so hoch
wie möglich sein. Wird in der klassischen BWL (nach Gutenberg) noch das Prinzip
der Gewinnmaximierung favorisiert, ist dieses Prinzip heute stark umstritten.
Gewinnmaximierun
g
Folgende Einwände werden dabei diskutiert:
• Der maximale Gewinn gibt keine Aufschlüsse über die (Kapital-)Rentabilität
• Der maximale Gewinn ist nicht genau bestimmbar
• Dieses Prinzip verführt zu kurzfristigem Denken und Handeln im Unternehmen, da Kosten
die jetzt anfallen und erst später Nutzen bringen, vermieden werden sollen
(2)
Der angemessene Gewinn
agemessener
Angemessen ist der Gewinn dann, wenn sich das eingesetzte Kapital (EK) durch
Gewinn
den Gewinn im selben Maße verzinst, wie das auf dem freien Kapitalmarkt der Fall
wäre. Dieses Prinzip bezieht sich also auf keine absolute Größe, sondern auf eine relative
Größe, eben den Kapitalmarktzins.
Da aber auf dem Kapitalmarkt angelegtes Vermögen i.d.R. sicherer ist als EK privater
Unternehmen wird noch ein Risikozuschlag einkalkuliert.
Der angemessene Gewinn läßt sich wie folgt bestimmen:
Gewinn
× 100 + Risikozuschlag. ≥ Kapitalmarktzins
eingesetztes Kapital
Ein Unternehmen muß also im langfristigen Durchschnitt ca. 8-10 % des EK jährlich als
Gewinn abwerfen, sonst ist es für den Kapitalgeber eigentlich ein Verlustgeschäft!
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©opyright senner 21.01.01
bb)
Das gemeinwirtschaftliche Prinzip
Die gemeinwirtschaftlichen Unternehmen hingegen wollen keinen Gewinn
erwirtschaften. Das Ziel ist hier die Bevölkerung mit wichtigen oder vom Staat für
wichtig erklärten Gütern flächendeckend zu versorgen.
Das
gemeinwirtschaftliche
Prinzip
Ein Gewinn soll, bzw. darf dabei gar nicht erzielt werden, die Verluste sollen sich aber in
verantwortbaren Grenzen halten. Es wird also Kostendeckung angestrebt.
Die gemeinwirtschaftlichen Unternehmen sterben allmählich aus, da der hochverschuldete
Staat die Defizite nicht mehr decken kann oder will. Hauptsächlich aus diesem Grund
wurden und werden viele Staatsunternehmen privatisiert.
c. Der Staat
Der Staat übernimmt in der sozialen Marktwirtschaft (vgl. entsprechendes Kapitel)
die Aufgabe die Bevölkerung mit Gütern, die kollektiven Grundbedürfnissen
befriedigen, wie Sicherheit, Wissen, etc., zu versorgen.
Der Staat
Staat sind dabei Bund, Länder, Gemeinden, Kommunen, staatseigene Unternehmen etc.
Die Mittel für die Bewältigung der Aufgaben bezieht der Staat dabei überwiegend aus
Steuereinnahmen (und einer zunehmenden Neuverschuldung).
d. Das Ausland
Das Ausland besteht wiederum aus den Wirtschaftssubjekten private Haushalte,
Unternehmen und Staat.
Auf die Bedeutung des Auslands wird im Kapitel außenwirtschaftliche Beziehungen
genauestens eingegangen.
10
©opyright senner 21.01.01
B. Die Produktionsfaktoren
Produktionsfaktoren
Arbeit
Boden
Kapital
know-how
(dispos.Faktor)
input
output
Arbeitsteilung
Unternehmen
1. Die volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren
Produktionsfaktoren sind Mittel, die eingesetzt werden (müssen) um überhaupt
Güter herstellen zu können. Für die Produktion sind also Faktoren, eben die
Produktionsfaktoren, nötig.
Die
volkswirtschaftlichen
Produktionsfaktoren
Die VWL unterscheidet dabei folgende Produktionsfaktoren:
∗
∗
∗
∗
Arbeit
Boden
Kapital
Know-How
Arbeit und Boden werden auch als originäre, also ursprüngliche Produktionsfaktoren
bezeichnet, da es diese schon immer gab, das Kapital wurde erst später „erfunden“. Daher
wird der Faktor Kapital auch als derivativer, also als abgeleiteter Produktionsfaktor
bezeichnet. Dasselbe gilt auch für den Faktor Know-How, der ebenfalls nicht zu den
ursprünglichen Faktoren gehört.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Erkenntnis, daß der Faktor Boden im
Gegensatz zu den anderen Produktionsfakoren nicht beliebig vermehrbar ist.
In der VWL wird nun davon ausgegangen, daß eine beliebige Kombination dieser
Produktionsfaktoren nötig ist um überhaupt produzieren zu können. Folgendes
Beispiel soll diesen Sachverhalt erläutern:
Kombination von
Produktionsfaktoren
Die FH in der Sie studieren produziert eine Leistung, also ein Gut, eben dieses Studium.
Dazu werden Produktionsfaktoren benötigt: Referenten, die die Fachgebiete erläutern (=
Arbeit), Räume in welchen die Vorlesung stattfinden kann (= Boden), Sachmittel, wie
Projektoren und Einrichtungsgegenstände die gekauft werden müssen (= Kapital) und
schließlich Know-How in Form von Fachwissen der Referenten und des Managements der
FH. Ohne den Einsatz dieser Produktionsfaktoren wäre das Studium nicht möglich, es
könnte schlichtweg nicht produziert werden.
Wie aber die Produktionsfaktoren kombiniert werden, also ob mehr oder weniger Know-How,
mehr Personal oder mehr Kapital eingesetzt wird hängt von der Zielsetzung, den Kosten für
Produktionsfaktoren und nicht zuletzt von den Vorstellungen der Nachfrager ab. Die
ursprünglich gewählte Kombination kann aus diesen oder anderen Gründen durchaus
verändert werden.
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Wird beispielsweise ein EDV-Referent ganz oder teilweise durch ein Lernprogramm
ersetzt, fand eine sogenannte Substitution (= Ersatz) eines Produktionfaktors durch einen
anderen statt. In diesem Fall wurde Arbeit und Know-How durch kapital substituiert.
Substitution von
Produktionsfaktoren
Wird ein Produktionsfaktor entfernt ohne daß er durch einen anderen ersetzt wird, spricht
man von einer Elimination von Produktionsfaktoren. Aus Zeit und Kostengründen werden
bestimmte Leistungen nicht mehr angeboten, beispielsweise zusätzliche Übungen, deshalb
werden Stunden eines Referenten minimiert, hat eine solche Elimination teilweise
stattgefunden.
In vielen Unternehmen werden Leistungen, die vorher der Mitarbeiter des
Unternehmens erbracht haben nicht mehr erbracht, bzw. vom Kunden selbst
erledigt.
Elimination von
Produktionsfaktoren
Die Beratung in Discountmärkten erfolgt nicht, der Kunde muß sich selbst beraten.
2. Die betriebswirtschaftlichen Produktionsfaktoren
Auch in der Betriebswirtschaftslehre spielen die Produktionsfaktoren bei vielen
Aspekten eine wesentliche Rolle. Allerdings gliedert die BWL nach etwas anderen
Gesichtspunkten. Dort werden unterschieden:
∗
∗
∗
∗
∗
Betriebsmittel
Werkstoffe
Arbeit
Rechte, Patente
Dipositiver Faktor
Die betriebswirtschaftlichen
Produktionsfaktoren
Gebäude, Maschinen, Fuhrpark etc.
Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffe, Handelswaren, etc.
ausführende Arbeit
Management, Marketing, Forschung & Entwicklung
Die ersten vier Faktoren werden als Elementarfaktor bezeichnet, die aber erst durch den
dispositiven Faktor, also entscheidungsorientierte Tätigkeiten optimiert werden.
Vergleicht man die volkswirtschaftliche Gliederung mit der betriebswirtschaftlichen
Gliederung lassen sich durchaus Gemeinsamkeiten erkennen:
Betriebswirtschaftliche
Produktionsfaktoren
∗ Betriebsmittel
∗ Werkstoffe
∗ Arbeit
∗ Rechte
∗ Dipositiver Faktor
Volkswirtschaftliche
Produktionsfaktoren
∗ Boden
∗ Kapital
∗ Arbeit
∗ Know-How
12
©opyright senner 21.01.01
C. Wichtige Betriebswirtschaftliche Kennzahlen
Der Einsatz, bzw. die Kombination der Produktionsfaktoren steht in sehr engem
Zusammenhang mit betriebswirtschaftlichen Erfolgsgrößen oder auch Kennzahlen, wie
Produktivität und Rentabilität u.a. .
Die Produktivität gibt das Verhältnis zwischen Faktoreinsatz und ausgebrachter
Menge an oder einfacher ausgedrückt, das Verhältnis zwischen input und output.
Produktivität = output (me)
input (me)
oder
Produktivität
Ausbringungsmenge
Faktoreinsatz
Wichtig ist hierbei, daß Produktivitätskennzahlen i.d.R. immer in Mengeneinheiten, also
niemals wertmäßig ermittelt werden.
66 Mitarbeiter produzieren in einem Monat (160 Arbeitsstunden) 1489 Produkte.
Die Arbeitsproduktivität beträgt also 1489 Stück = 0,14 Stück/Stunde.
66 x 160 Std.
Eine Produktivitätssteigerung liegt nun vor, wenn:
Produktivitätssteigerung
- bei gleichbleibendem input der output zunimmt oder wenn
- bei gleichbleibendem output der input verringert wird.
Durch eine Steigerung der Produktivität muß sich die Produktion also keineswegs erhöhen.
Im obigen Beispiel erhöht sich also die Produktivität:
- wenn 66 x 160 Std. 1500 Stück herstellen, aber genauso
- wenn 65 x 160 Std. 1489 Stück herstellen.
Lediglich im ersten Fall hat sich auch die Produktion erhöht.
Über das wertmäßige Ergebnis, also wie sich beispielsweise eine Erhöhung der Produktivität
auf den Gewinn auswirkt, ist dabei noch nichts ausgesagt. Hier muß die Wirtschaftlichkeit
berücksichtigt werden.
Wirtschaftlichkeit ist wie folgt definiert:
Wirtschaftlichkeit
Wirtschaftlichkeit = output (DM)
input (DM)
oder
Umsatz
Kosten
Setzt man in die Produktivitätsformel statt der Mengeneinheiten monetäre
(= geldmäßige) Werte ein, erhält man Aussagen zur Wirtschaftlichkeit.
Da, wie bereits gezeigt, Umsatz - Kosten = Gewinn ist, steigert also eine Erhöhung der
Wirtschaftlichkeit in jedem Fall den Gewinn.
Ob aber eine Produktivitätssteigerung in jedem Fall eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit
bedeutet darf bezweifelt werden.
So kommt es durchaus vor, daß der durch Produktivitätssteigerung erhöhte output nur zu
günstigeren Preisen verkauft werden kann, die Umsätze steigen nicht im selben Maße wie
die Kosten, die Wirtschaftlichkeit hat sich verschlechtert, der Gewinn ist zurückgegangen.
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©opyright senner 21.01.01
Auch kann es durchaus gerechtfertigt sein, die Produktion in Länder zu verlagern in welchen
zwar eine geringere Produktivität erzielt wird, die Lohnkosten aber noch viel geringer sind,
die Wirtschaftlichkeit erhöht sich dann trotz (oder wegen) der geringeren Produktivität.
Auch noch Jahre nach der Wiedervereinigung ist in den Neuen Bundesländern das
Lohnniveau zum Teil erheblich geringer als in den Alten Bundesländern. Dies ist dann
gerechtfertigt, wenn die Produktivität geringer ist.
Rentabilität
Die Rentabilität schließlich gibt an, wie sich der erzielte Gewinn im Verhältnis zum
eingesetzten Kapital verzinst hat. Die einfache Formel wurde bereits im Abschnitt
der angemessene Gewinn vorgestellt. Erhöht sich die Wirtschaftlichkeit, erhöht sich in aller
Regel auch die Rentabilität. Allerdings nur, wenn das eingesetzte Kapital nicht
überproportional erhöht werden mußte.
Viele Unternehmen investieren in teure Produktionsanlagen um die Produktivität und damit
auch die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Diese Produktionsanlagen erfordern aber häufig
einen höheren Kapitaleinsatz, so daß die Rendite durchaus sinken kann.
Rendite
= Gewinn
x 100
eingesetztes Kapital
Häufig wird auch die Gesamtkapitalrentabilität berechnet, also der Ertrag – Zins – des
Fremdkapitals (FK) ebenfalls berücksichtigt:
Unternehmensrentabilität
= Gewinn + Zinsaufwand x 100
EK + FK
In den letzten Jahren hat sich neben der einfachen Renditeberechnung eine weitere
Kennzahl etabliert, der ROI – Return on Investment. Der Mathematiker argumentiert, und
durchaus zurecht, daß sich der Umsatz herauskürzt. Dennoch ist es interessant zu
erkennen, bei welchem Umsatzvolumen eine bestimmte Rendite erzielt wurde. Es ist sicher
ein Unterschied im absoluten Betrag, ob eine Rendite von 10 % mit 100 000,- DM oder mit
10 MIO DM Umsatz erreicht wurden.
ROI
= Gewinn
Umsatz
x Umsatz x 100
EK
Insbesondere für die Selbstfinanzierung, also für die Finanzierung aus Mitteln, die aus dem
Unternehmen selbst bereitgestellt werden, ist die Kennzahl cash flow sehr wichtig.
Cash Flow
=
Betriebsergebnis
+ Abschreibungen
+ Rückstellungen
Betriebsergebnis
+ Aufwendungen = keine Ausgaben
+ Erträge = keine Einnahmen
Üblicherweise werden hier zur Selbstfinanzierung die Gewinne (Betriebsergebnis), die
Abschreibungen (Aufwendungen, für den Wertverlust von Anlagegütern, also Maschine,
Fahrzeuge u.ä.) und die Rückstellungen (Schulden für künftige Aufwendungen, deren
genaue Höhe und Fälligkeit noch nicht bekannt sind, also z.B. Pensionsrückstellungen, z.B.
für Betriebsrenten an ausscheidende Mitarbeiter oder Rückstellungen für Reparaturen u.ä.)
Diese Rückflüsse stehen, zumindest kurzfristig zur Finanzierung von Investitionen zur
Verfügung. Ein hoher Cash Flow steht also für eine hohe Selbstfinanzierungskraft eines
Unternehmens.
14
©opyright senner 21.01.01
Die folgenden Kennzahlen sind ebenfalls für die Finanzwirtschaft interessant:
Wie unabhängig vom fremden Geldgebern ist ein Unternehmen?
Kapitalaufbau = Eigenkapital
Fremdkapital
Zumindest das Anlagevermögen, das ja längerfristig im Unternehmen verbleibt sollte
überwiegend durch Eigenkapital gedeckt sein:
Investierungs- = Eigenkapital
verhältnis
Anlagevermögen
Sind die kurzfristigen Verbindlichkeiten, z.B. Lieferantenkredite, durch liquide Mittel
abgedeckt, also z.B. durch Barmittel oder Giroguthaben, kann das Unternehmen den
kurzfristigen Zahlungsaufforderungen nachkommen.
Liquidität 1. Grades = liquide Mittel
kurzfr. Verbindlichkeiten
Auch bei der Liquidität 2. Grades ist dieses normalerweise noch möglich.
Liquidität 2. Grades = liquide Mittel + Forderungen
kurzfr. Verbindlichkeiten
Liquidität 3. Grades
D.
= Umlaufvermögen
kurz- und mittelfr. Verbindlichkeiten
Betriebswirtschaftliche Teilfunktionen
Wie bereits in I. dargestellt, wird die BWL heute in zahlreiche Teildisziplinen unterteilt, die in
den Kapiteln VI. bis XIII. vorgestellt werden.
15
©opyright senner 21.01.01
III.
Die Rechtsformen von Unternehmen
Wenn ein Mensch in diesem Land (BRD) unternehmerisch tätig wird, also ein Unternehmen,
betreibt, muß dies in einer Form geschehen, die der Rechtsordnung der BRD gerecht wird.
In welcher konkreten Umsetzung dies letztlich geschieht, ist dem Gesetzgeber relativ egal, er
stellt eine gewisse Auswahl zur Verfügung, die wiederum an gewisse Auflagen und
Voraussetzungen geknüpft sind.
Unternehmensformen (Rechtsformen)
>
„rechtliche (gesetzliche) Basis auf der eine
Unternehmung ruht“
Die folgende Darstellungen stellt die wichtigsten Rechtsformen dar:
wesentliche Rechtsformen privater Unternehmen
Einzelunternehmung
Gesellschaftsunternehmen
Sonderformen
Genossenschaft (eG)
Stiftung
Personengesellschaften
Kapitalgesellschaften
Stille Gesellschaft
GBR
OHG
KG
GmbH & Co. KG
GmbH
AG
KG aA
Bei der Wahl einer bestimmten Rechtsform, die in der BWL als unternehmerische
(strategische) Grundentscheidung gilt, sind eine Reihe von Faktoren zu beachten:
•
Haftung
Wie wird der Eigentümer eines Unternehmens z.B. im Fall des Konkurses seines
Unternehmens von den Gläubigern (Unternehmen oder Personen, wie Mitarbeitern, die
noch offenstehende Forderungen an das Unternehmen haben) in Anspruch genommen?
•
Leitungsbefugnisse: Geschäftsvertretung (Aussenverhältnis) Geschäftsführung
(Innenverhältnis)
Wie kommen Entscheidungen zwischen den Miteigentümern über zustande
(=Innenverhältnis=Geschäftsführung) zustande. Also z.B. die Frage, ob alle drei
Miteigentümer dem Kauf einer neuen Maschine zustimmen müssen, oder ob die einfache
Mehrheit ausreicht oder gar ob einer alleine entscheiden kann.
Bei der Geschäftvertretung (=Aussenverhältnis) geht es darum, wer das Unternehmen
nach aussen verpflichten kann. Es geht also beispielsweise um die Frage, ob bei
unseren drei Eigentümern alle den Kaufvertrag mit dem Lieferanten für die Maschine
unterschreiben müssen, nur zwei, nur einer oder am Ende gar keiner, sondern ein dazu
Bevollmächtigter, etwa der Einkäufer.
16
©opyright senner 21.01.01
•
Gewinn-, bzw. Verlustbeteiligung
In welchem Verhältnis werden Gewinne oder Verluste verteilt, nach Zahl der
Eigentümern oder nach Anteilen am EK des Unternehmens oder...?
•
Finanzierungsmöglichkeiten durch EK bzw. FK
Wie gut eignet sich eine bestimmte Rechtsform für die Finanzierung durch Fremdkapital
oder treffender formuliert, wie kreditwürdig ist eine bestimmte Rechtsform für
Aussenstehende. Andererseits ist es je nach Rechtsform unterschiedlich problematisch
weitere Eigentümer zu gewinnen und das Unternehmen auf diesem Wege durch
zusätzliches EK zu finanzieren.
•
Flexibilität bei Änderung der Beteiligungsverhältnisse
Wie problematisch ist es für bisherige Eigentümer aus dem Unternehmen auszutreten,
bzw. mit welchen Konsequenzen haben sie mit diesem Ausscheiden zu rechnen? Wie
problematisch ist es, neue Eigentümer in das Unternehmen zu integrieren?
•
Steuerbelastung
Wie wird eine bestimmte Rechtsform steuerlich behandelt?
•
Gesetzliche Vorschriften, z.B. Publizitätspflicht
Welche Voraussetzungen knüpft der Gesetzgeber an die Gründung einer bestimmten
Rechtsform. Welchen Anforderungen muß eine Rechtsform während des
Geschäftsjahres genügen?
Die folgende Tabelle zeigt stichpunktartig, wie die verschiedenen Rechtsformen diesen
Kriterien gerecht werden:
Einzelunternehmen
OHG Offene
Handelsgesellschaft
min. 2 Inhaber
(Komplementäre)
unbeschränkt
unmittelbar
gesamtschuldnerisch
Einzelvertretung
gewöhnl. Geschäfte
Einzelgeschäftsführung
aussergewöhnl. Geschäfte
Gesamtgeschäftsführung
4 % nach Kapitaleinlagen
Rest nach Köpfen
KG Kommanditgesellschaft
gut
EK noch gut bei Kommanditist wg.
Haftungsbeschränkung
wie OHG
Gründung
eine Person
Haftung
unbeschränkt (Inhaber)
Geschäftsvertretung
Geschäftsführung
Inhaber
Inhaber
Gewinnverteilung
Inhaber
Finanzierung durch
FK
EK
rel. schlecht
Inhaber
gut
schlecht, wg. Haftung
Publizitätspflicht
keine
keine, aber Einblick ins
Handelsregister
17
min. 2 Inhaber (ein Komplementär,
ein Kommanditist)
wie OHG
Kommanditist mit seiner Einlage
Kommanditist keine
Kommanditist keine, aber
Widerspruchsrecht bei aussergewöhnl.
Geschäften
4 % nach Kapitaleinlagen
Rest nach angemessenem Verhältnis
©opyright senner 21.01.01
Gründung
Haftung
Geschäftsvertretung
Geschäftsführung
Gewinnverteilung
Finanzierung FK
EK
Publizitätspflicht
GmbH Gesellschaft mit
beschränkter Haftung
eine Person !
Stammkapital, min 50 000,- DM
Stammeinlage min
500,- DM
Gesellschafter beschränkt auf
Einlage
Geschäftsführer berufen durch
Gesellschafterverhandlung
Geschäftsführer /
Gesellschafterversammlung
im Verhältnis der
Geschäftsanteile
evtl. problematisch
gut wg. Haftung
Bilanz und GuV im Hr, evtl.
Lagebericht bei mittleren
Gesellschaften ab. 8 MIO
Umsatz durch vereidigten
Abschlußprüfer
AG Aktiengesellschaft
min. 5 Personen
min. 100 000,- DM
Grundkapital
Aktionäre beschränkt auf
Aktie
Vorstand
Gesamtvertretung
Vorstand
Gesamtgeschäftsführung
(Aufsichtsrat)
nach Aktien
i.d.R. gut
sehr gut wg. Zerstückelung
des Kapitals
wie GmbH
18
e.G. eingetragene
Genossenschaft
min 7 Personen
Mitglieder mit Einlagen
keine Mindesteinlage
wie AG
wie AG
nach Köpfen, aber auch nach
Anteilen mögl.
i.d.R. gut
gut
vgl. Genossenschaftsgesetz
und Register
©opyright senner 21.01.01
IV.
Unternehmenszusammenschlüsse
Nahezu jede Woche ist in den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen oder in den Nachrichten
eine Meldung enthalten, daß Unternehmen zukünftig eng oder enger zusammenarbeiten
wollen oder gar zu einem gemeinsamen Unternehmen verschmelzen. Welche Ziele und
Überlegungen liegen diesen Entwicklungen zu Grunde?
Zentraler Gedanke ist dabei sicher, daß sich die betroffenen Unternehmen durch eine
Beschränkung des Wettbewerbes untereinander wesentliche Vorteile, sei es in der
Beschaffung, im Vertrieb, bei den Personalkosten oder wo auch immer versprechen.
Dennoch sollten hier kurz vorab die Auswirkungen auf die betroffenen Volkswirtschaften,
also auf das Makroumfeld der Unternehmen besprochen werden.
Wettbewerb liegt vor, wenn sich mehrere (Anbieter) um dasselbe Ziel streiten.
Bsp.: Mehrere Einzelhandelsgruppen wollen im Lebensmittelbereich Marktführer werden.
Da der Wettbewerb in einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnungen mehrere wichtige
Funktionen erfüllt, ist der Erhalt eines funktionierenden Wettbewerbs eine unabdingbare
Voraussetzung, oder anders formuliert die nachfolgenden wichtigen Aspekte können bei
nachlassendem Wettbewerb nicht mehr zufriedenstellend erfüllt werden.
• marktgerechte Preisbildung
Liegen Anbieter und Nachfrager miteinander im Wettbewerb, möchte jeder Marktteilnehmer
seinen Nutzen optimieren. Ein Anbieter möchte beispielsweise seine Umsätze und Gewinne
erhöhen. Das wird ihm dann gelingen, wenn mehr Nachfrager als zuvor sein Angebot
annehmen. Also versucht er Produkte und auch Preise kundengerecht anzubieten. Gelingt
ihm dies besser als der Konkurrenz, kann er wahrscheinlich seine Umsatzziele erreichen.
Die Preise sind durch diesen Prozeß auf dem momentan geringstmöglichen Niveau, also
marktgerecht. Sprechen sich hingegen die Anbieter ab, einen bestimmten Preis nicht zu
unterschreiten, wird ist das Preisniveau eben nicht marktgerecht.
• Fortschritt (Innovationsfunktion)
Versuchen Anbieter dem reinen Preiswettbewerb auszuweichen, werden sie sich bemühen
den Nutzen der Nachfrager durch Innovationen zu verbessern um sich so einen
Wettbewerbsvorsprung zu sichern. Besteht kein Wettbewerb, sind diese Innovationen nicht
notwendig, im Gegenteil sie verursachen Kosten und schmälern deshalb den Gewinn.
• optimale Verwendung (Allokation) der Produktionsfaktoren
Stehen Anbieter im Wettbewerb sind sie bestrebt kostengünstig zu produzieren, d.h. die
Anbieter wollen die Produktionsfaktoren möglichst wirtschaftlich einsetzen. So ist garantiert,
daß die jeweils günstigste Kombination gewählt wird.
Kann die produzierte Menge allerdings nicht abgesetzt werden, werden nicht mehr benötigte
Produktionsfaktoren eliminiert. So entsteht beispielsweise Arbeitslosigkeit, aber auch die
brachliegenden landwirtschaftlichen Flächen sind so zu erklären.
•
Verhinderung wirtschaftlicher Macht
Stehen viele Anbieter im Wettbewerb und gelingt es keinem Anbieter einen Vorteil zu
erringen, kann kein Anbieter einen größeren Marktanteil erringen und diesen mißbräuchlich
einsetzen. Gelingt das aber einem oder einem oder mehreren Unternehmen, entsteht eben
durch Wettbewerb wirtschaftliche Macht.
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©opyright senner 21.01.01
Bis heute gibt es keine Theorie, die die Voraussetzungen für Wettbewerb zufriedenstellend
erklärt.
Man ist sich in der Literatur einig, daß zwar verschiedene Voraussetzungen unabdingbar
sind, aber noch keinen Wettbewerb garantieren:
∗ mehrere Anbieter
∗ eine Wirtschaftsordnung, die Wettbewerb erlaubt
∗ Anbieter, die Wettbewerb führen wollen.
Die Gefahren, die für den Wettbewerb in einer Marktwirtschaft bestehen lassen sich
grundsätzlich in zwei Arten einteilen:
Gefahren für den Wettbewerb
beschränkter, bzw. gar kein Wettbewerb
unfairer Wettbewerb
Wettbewerb findet nicht oder z.B. durch
Absprachen nur eingeschränkt statt
Wettbewerb findet zwar statt, dieser wird aber
mit unfairen Mitteln bestritten
Gesetzliche Regelungen:
u.a. GWB
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
u.a. UWG
Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb
In dieser Zusammenfassung wird lediglich auf die Gefahr der Wettbewerbsbeschränkungen
eingegangen.
In der Praxis wird Wettbewerb beschränkt durch:
∗ Kooperation, z.B. durch Absprachen, Vertriebsbindungen, joint ventures u.ä.
∗ Konzentration, z.B. durch Bildung von Konzernen, Firmenverschmelzungen.
20
©opyright senner 21.01.01
Bei der Frage, ob im konkreten Einzelfall eine Kooperations- oder eine Konzentrationsform
vorliegt, wird die wirtschaftliche und rechtliche Selbständigkeit der Partner untersucht
Ein Unternehmen ist dann rechtlich selbständig, wenn es eine eigene Rechtspersönlichkeit
hat, also in der Rechtsform der GmbH, AG, KG, OHG, Einzelunternehmen etc. Geführt wird.
Die wirtschaftliche Selbständigkeit garantiert, die Fähigkeit Entscheidungen unabhängig zu
treffen.
Bsp.: Der BMW Vertragshändler ist zwar rechtlich selbständig, seine wirtschaftliche
Selbständigkeit ist aber durch den Vertrag in mehr oder weniger erheblicher Weise durch
seinen Partner, der BMW AG, eingeschränkt. Daher spricht man in der VWL von einer
Kooperationsform.
Selbständigkeit
Kooperation
Konzentration
rechtliche
gegeben
wirtschaftliche
teilweise eingeschränkt
gegeben (Konzern)
oder erloschen (Trust)
erheblich eingeschränkt (Konzern), bzw.
völlig erloschen (Trust)
Im folgenden Abschnitt werden die konkreten Arten der Kooperations- und Konzentration
noch genauer dargestellt. Vereinfacht kann zunächst festgehalten werden, Kooperation ist
eine wesentlich losere Form der Zusammenarbeit, die Gefahren für den Wettbewerb sind
aber nicht wesentlich geringer, zum Teil noch gravierender (Kartelle), als dies bei
Konzentrationsformen der Fall ist.
A. Kooperationsformen
1. Kartelle
Ein Kartell liegt vor, wenn rechtlich selbständige Unternehmen, die direkte Konkurrenten
sind, durch vertragliche Absprachen einen Teil ihrer wirtschaftliche Selbständigkeit aufgeben.
Typisch für das Kartell ist also die horizontale Ausrichtung.
Kartelle sind für den Wettbewerb sehr gefährlich, da sie i.d.R. direkt nicht erkennbar sind.
Deshalb sind Kartelle grundsätzlich durch das GWB verboten, es sei denn sie werden
ausdrücklich erlaubt.
Anmeldepflichtige Kartelltypen sind:
∗
∗
∗
∗
Genehmigungsfähige Kartelle sind:
∗ Krisenkartelle
∗ Rationalisierungskartell
Konditionenkartell
Rabattkartell
Normenkartell
Exportkartell
Alle anderen Kartelle sind verboten. Besonders heimtückische wettbewerbsbeschränkende
Typen sind:
∗ Preiskartell
∗ Quotenkartell
∗ Mengenkartell
∗ Gebietskartell
21
©opyright senner 21.01.01
Auch das Syndikat gehört zu den Kartellen. Hier wird der Vertrieb und Verkauf mehrerer
Wettbewerber gemeinsam organisiert. Syndikate sind genehmigungsfähig.
2. Konsortium / joint ventures
Das Konsortium ist im Prinzip ein Kartell, allerdings ist dieses „Kartell“ nur für einen
bestimmten Zweck errichtet worden und wird nach der Zweckerfüllung wieder aufgelöst.
Konsortien unterliegen ebenfalls dem GWB und müssen genehmigt werden.
3. Genossenschaften
Genossenschaften werden durch die Mitglieder zur Erreichung eines gemeinsamen Zwecks
errichtet. Die Mitglieder sind Wettbewerber, die ihre rechtliche Selbständigkeit, also den
eigenen Geschäftsbetrieb erhalten, aber zum gemeinsamen Nutzen eine Firma, die
Genossenschaft, gründen.
4. Vertragshändlersysteme / Franchising-Systeme
Das sind vertikal ausgerichtete Systeme, die Partner begeben sich durch den Vertrag in eine
gegenseitige Abhängigkeit, behalten aber die rechtliche Selbständigkeit.
A. Konzentrationsformen
1. Konzerne
Der Konzern ist ein Zusammenschluß rechtlich selbständiger Unternehmen, die ihre
wirtschaftliche Selbständigkeit weitestgehend aufgeben.
Hier sind wechselseitige Beteiligungen möglich, typisch ist aber die Muttergesellschaft, die
die rechtlich selbständigen Tochtergesellschaften beherrscht. Stellt diese Muttergesellschaft
nichts her, sondern verwaltet nur die Töchter, spricht man von einer Holding.
Dieser Fall lässt sich wie folgt darstellen:
Holding (Muttergesellschaft)
Tochter 1 AG
Tochter 2 AG
Tochter 3 GmbH
Tochter 4 GmbH usw.
weitere Untergliederung der jeweiligen Töchter
Die Abhängigkeit wird durch kapitalmäßige Verflechtung erreicht. Konzerne ab einer
bestimmten Größe, 20% Marktanteil, 10 000 Beschäftigte, Umsatz 500 Millionen DM,
unterliegen dem GWB.
22
©opyright senner 21.01.01
2. Trust
Durch eine echte Fusion, Verschmelzung, entsteht ein Trust. Dabei gibt mindestens ein
Unternehmen seine rechtliche und wirtschaftliche Selbständigkeit auf.
Bei der Kässbohrer / Mercedes-Benz Fusion ist zuerst das Unternehmen Kässbohrer
erloschen. In einer zweiten Stufe entstand aus Mercedes-Benz-Busbau das neue
Unternehmen Evo-Bus. Die Markenrechte von Kässbohrer-Setra liegen bei der Evo-Bus.
Die Fusion ist der Vorgang, der zum Trust führt. Vielfach wird auch bei der Konzernbildung
der Begriff Fusion verwendet, auch wenn eine Verschmelzung im rechtlichen Sinne hier nicht
stattfindet.
C. Rechtliche Aspekte (GWB)
Natürlich muß der Staat in einer sozialen Marktwirtschaft den Wettbewerb schützen, da bei
beschränktem Wettbewerb eine Marktwirtschaft nicht zufriedenstellend funktionieren kann.
Wettbewerbsbeschränkungen werden in der BRD durch das GWB geregelt. Die Behörde die
auf der Grundlage des GWB arbeitet, also den Wettbewerb schützt, ist das Bundeskartellamt
in Berlin. Das GWB wird im Volksmund auch als Kartellgesetz bezeichnet.
Tatsächlich wird im GWB aber nicht nur die Kartellproblematik geregelt, auch mißbräuchliche
Marktbeherrschung, sowie seit 1973 auch die Fusionskontrolle ist in diesem Gesetz geregelt.
Das GWB ist sicher nach dem Grundgesetz das wichtigste Gesetz der Ordnungspolitik der
BRD. Gerade der Schutz des Wettbewerbs ist eine enorm wichtige Säule der sozialen
Marktwirtschaft, da ohne funktionierenden Wettbewerb unsoziale Auswirkungen nicht zu
verhindern ist.
Das GWB umfaßt drei relativ unabhängige Bereiche:
∗ Kartellkontrolle (Kartellgesetz)
∗ Fusionskontrolle
∗ Mißbrauchsaufsicht
23
©opyright senner 21.01.01
Die Kartellkontrolle regelt, welche Kartelle genehmigungsfähig sind, welche nicht, wie mit
aufgespürten illegalen Kartellen zu verfahren ist, Strafen etc.
Seit 1973 ist es mit der Fusionskontrolle auch möglich, externes Unternehmenswachstum
durch Konzernbildung und Trust zu kontrollieren. Erringt ein Unternehmen durch Fusion eine
marktbeherrschende Stellung muß das Bundeskartellamt diese Fusion untersagen. Die
Fusion kann durch das BKA nur genehmigt werden, wenn wichtige Gründe die Fusion
dennoch rechtfertigen. Auch der Bundeswirtschaftminister kann mit dieser Begründung eine
Entscheidung des Bundeskartellamts aufheben.
Mit der Vollendung (?) des europäischen Binnenmarkts 1992 besteht für die fusionswilligen
Unternehmen auch die Möglichkeit einen ablehnenden Bescheid des BKA bei der
Europäischen Kartellbehörde in Brüssel anzufechten. Wie der Fall Kässbohrer/MercedesBenz gezeigt hat ist das erfolgreich möglich.
Der Begriff der Marktbeherrschung wird durch die Definition des relevanten Marktes
auslegbar. Das Bundeskartellamt legt als relevanten Markt immer den bundesdeutschen
Markt zugrunde, das Europäische Kartellamt den europäischen Binnenmarkt.
So wurde bei Kässbohrer/Mercedes-Benz für den deutschen Markt zwar Marktbeherrschung
festgestellt, im europäischen Binnenmarkt wurde diese jedoch knapp verfehlt.
24
©opyright senner 21.01.01
V.
Ausgewählte Methoden der BWL
Nachfolgend werden einige Instrumente vorgestellt, die im rahmen der Allgemeinen BWL zur
Entscheidungsfindung und Optimierung häufig herangezogen werden.
A. Die Nutzwertanalyse
Bei der Nutzwertanalyse werden zunächst die für die Entscheidung relevanten Kriterien
benannt. Im Beispiel sind dies die Kriterien, die bei der Wahl eines Standortes für ein
Großhandelsunternehmen in der Holzbranche relevant sind.
Anschließend werden die Kriterien hinsichtlich ihrer Bedeutung für dieses Unternehmen und
der Branche gewichtet; bei 100 Punkte in der Summe, würde die Zahl 10 auf eine
durchschnittliche Bedeutung hinweisen, die 5 eine unterdurchschnittliche und die 15 eine
überdurchschnittliche.
Im nächsten Schritt werden die drei Standorte, die zur Auswahl stehen, hinsichtlich der
Attraktivität bezüglich dieser Kriterien bepunktet, in diesem Fall steht die 0 für sehr schlecht,
die 10 für hervorragendst geeignet. Nun werden die Punkte mit der Gewichtung multipliziert,
die gewichteten Punkte aufaddiert. Der Standort mit der höchsten Punktzahl ist der
geeignetste. Welcher wohl?
Kriterium
1. Kaufkraft
2. Potenzial
3. Wettbewerb
4. Kosten
5. Infrastruktur
6.
7.
8.
9.
10.
Summe
Gewichtung
15
5
10
5
15
10
5
15
10
10
Standort A
Punkte gew.
2
5
8
8
2
3
3
5
7
8
Punkte
30
25
80
40
30
30
15
75
70
80
Standort B
Punkte gew.
9
10
10
2
2
2
2
2
5
5
Punkte
135
50
100
10
30
20
10
30
50
50
Standort C
Punkte gew.
2
2
5
5
10
10
10
10
5
2
Punkte
30
10
50
25
150
100
50
150
50
20
100
schlecht = 0 Sehr gut = 10
25
©opyright senner 21.01.01
B. Die ABC-Analyse
Mit der ABC-Analyse wird untersucht, wie stark sich eine bestimmte Eigenschaft auf die
einzelnen Elemente einer bestimmten Menge konzentrieren.
Im Rahmen der Materialwirtschaft wird beispielsweise häufig die Frage gestellt, wie sich der
Wert (Preis) einzelner Teile (Waren) auf den gesamten Warenbestand verteilt, im Marketing
etwa ist die frage relevant, wie sich der Umsatz auf die einzelnen Kunden verteilt etc.
Erfahrungswerte besagen, daß häufig folgende Verteilung zu erkennen ist:
Teile
A-Teile
B-Teile
C-Teile
Wertanteil (in %)
ca. 80
ca. 15
ca. 5
Mengenanteil (in %)
ca. 10
ca. 20
ca. 70
Diese typische Verteilung muß nun natürlich im konkreten Fall genau spezifiziert werden,
dieses Ergebnis ist aber zu erwarten. Es macht nun natürlich keinen Sinn sich den C-Teilen
besonders zu widmen, da häufig der Arbeitsaufwand für Preisvergleiche bei C-Teilen höher
ist, als die damit verbundene Ersparnis. Anders bei den A-Teilen.
Das Ergebnis lässt sich auch graphisch darstellen:
Wertanteil in %
100 %
95 %
80 %
A
B
10 %
C
30 %
100
Mengenanteil in %
26
©opyright senner 21.01.01
C. Die Lebenzyklusanalyse
Der Produktlebenszyklus beschreibt in graphischer Form die Umsatzentwicklung eines
Produktes während des Zeitraums in welchem es verkauft wird.
Der Produktlebenszyklus bezieht sich auf ein ganz konkretes Produkt, der
Markenlebenszyklus auf eine bestimmte (Produkt-)Marke, der Marktlebenszyklus auf einen
konkreten Markt.
Der Motorrollermarkt ist in seiner zweiten Marktzyklusphase, die Marke VESPA erlebt
ebenfalls im gleichen Zyklus ein zweites Hoch, die Produkte unter der Marke VESPA haben
aber bereits x Produktlebenszyklen durchgemacht.
Der idealtypische Verlauf eines Produktlebenszyklus sieht so aus:
DM
Umsatz
Gewinn
Zeit
Einführungsphase
Wachstumsphase
Umsatz schwach
steigend
Gewinn negativ
Umsatz stark
steigend
Gewinn steigend
Reifephase
Umsatz schwach
steigend
Gewinn konstant
Sättigungsphase Degenerationsphase
Umsatz relativ
konstant
Gewinn rückl.
Umsatz stark rückläufig
Gewinn stark rückl. bzw. negativ
Abbildung 3: Produktlebenszyklus (Senner marketing-die einführung)
Die fünf Phasen des idealtypischen (normalen) Produktlebenszyklus werden wie folgt
charakterisiert:
Einführungsphase Da das Produkt erst eingeführt wurde und noch recht
unbekannt ist, steigen die Umsätze erst langsam an.
Gewinne werden noch nicht erzielt, da den Umsätzen hohe
Markteinführungskosten gegenüberstehen
Wachstumsphase
Da das Produkt nun bekannter ist und evtl. bereits
Wiederkäufer gewonnen sind, steigen die Umsätze stärker
an, vor allen Dingen wird der break even point erreicht.
Reifephase
Es zeichnet sich bereits eine beginnende Marktsättigung ab.
Neukunden können kaum noch gewonnen werden. Die
Umsätze steigen daher nur noch schwach, der Gewinn
ebenfalls.
27
Die 5 Phasen des
Produktlebenszyklus
©opyright senner 21.01.01
Sättigungsphase
In dieser Phase beginnt der Umsatz zu stagnieren bzw. wird
rückläufig, da Käufer bereits zu Konkurrenzprodukten, die
evtl. neuer sind, greifen. Der Gewinn ist ebenfalls rückläufig,
da beispielsweise die Kosten für Werbung steigen, bzw.
Preisnachlässe gewährt werden müssen.
Degenerationsphase
Der Absatz geht unvermindert zurück, Umsatz und Gewinn
ebenfalls, das Produkt ist veraltet.
Wie bereits gesagt, verläuft das Leben eines Produktes in der Regel so, es muß aber nicht
so sein. In der Praxis gibt es sehr viele Produkt- (Marken), die auch nach Jahrzehnten sehr
erfolgreich leben: Coca Cola, Maggi, ...
Andererseits haben viele Produkte gar nicht alle Phasen durchlaufen, sondern sind schon in
der Einführungs- oder Wachstumsphase gescheitert sind, wie z.B. Grundig Video 2000 oder
die DAT-Player.
Das Marketing ist jedenfalls bemüht, durch entsprechende Maßnahmen das Leben
eines Produkts im Sinne der Unternehmensziele zu gestalten und wenn nötig,
durch relaunch neu zu positionieren (Repositionierung) und dadurch zu verlängern.
relaunch
Durch Produktvariationen kann etwa die Reifephase verlängert bzw. in der Sättigungsphase
eine weitere Wachstumsphase gestartet werden. Durch verstärkten Einsatz preis- und
kommunikationspolitischer Instrumente sowie durch Erschließung neuer Vertriebswege u.ä.
Maßnahmen können die gleichen Effekte erzielt werden.
Abbildung 4: Marketingpolitische Maßnahmen im Produktleben (Kotler/Bliemel Marketing-Management 8. Aufl.)
Für das Strategische Marketing lassen sich aus dem idealtypischen Verlauf des
Marktlebenszyklus verschiedene Erkenntnisse ableiten.
28
©opyright senner 21.01.01
Marktlebenszyklus
I.
III.
IV.
I.
II.
IV.
III.
gering
Marktattraktivität
hoch
II.
hoch
gering
Wettbewerbsstärke
Abbildung 5: Marktattraktivität und Wettbewerbsstärke im Verlauf des Marktlebenszyklus.Quelle: K. Nagel Praktische
Unternehmensführung Band 1. mi Verlag
Die Darstellung zeigt die Abhängigkeit der Marktattraktivität und der notwendigen
Wettbewerbsstärke im Verlauf des vierphasigen Marktlebenszyklusses.
Aus Sicht des Unternehmens ist bei einem frühen Eintritt in den Markt die Attraktivität des
Marktes hoch, die Wettbewerbsstärke muß noch nicht so stark ausgeprägt sein, da die Zahl
der Wettbewerber noch nicht so groß ist. (Phase I.)
In der Phase II. nimmt die Zahl der Anbieter weiter zu, der Markt ist aber allmählich gesättigt,
die Wettbewerbsstärke muß zunehmen. In der dritten Phase nimmt die Marktattraktivität ab,
will das Unternehmen aber am Markt bleiben ist eine unverändert hohe Wettbewerbsstärke
nötig. Da in der letzten Phase bereits viele Konkurrenten ausgeschieden sind, kann die
Wettbewerbsstärke wieder verringert werden.
Im Verlauf des Marktlebenszyklusses verändern sich noch weitere relevante Faktoren:
Wachstum
Marktgröße
Anzahl der
Wettbewerber
Stabilität der
Marktanteile
Marktzutritt
Produktqualität
Technologie
Preise
Deckungsbeitrag
pro Stück
Phase I
zunehmend
gering
wenige
Phase II
stark zunehmend
mittel
mehrere
Phase III
abnehmend
Maximum
viele
Phase IV
negativ
mittel-gering
wenige
instabil
stabiler
kaum Veränderungen
stabil-instabil
relativ einfach
schwierig
kaum mehr möglich
gering
Produktinnovation
hoch
hoch
mittel-hoch
Produktverbesserung
sinkend
sinkend
hoch
Prozeßinnovation
weiter sinkend
niedrig
möglich, aber kaum
attraktiv
mittel-hoch
stagnierend
stabil
niedrig
29
©opyright senner 21.01.01
D. Die Portfolioanalyse(n)
Die Portfolio-Analyse ist das wohl bekannteste Instrument des strategischen Marketings. Bei
dieser zeitpunktbezogenen Analyse werden die zu untersuchenden Einheiten, z.B. SGEs,
Produktlinien, Kundengruppen etc. hinsichtlich verschiedener Kriterien beurteilt. Die
Ergebnisse werden in einer Matrix mit i.d.R. vier oder neun Felder eingetragen.
Die Erkenntnisse werden für die weitere Vorgehensweise verwendet. Häufig sind bereits
Normstrategien in den Konzepten enthalten, d.h. je nach Quadrant in welchem sich ein
Untersuchungsobjekt befindet, sind bestimmte Strategien durchzuführen.
Das folgende Portfolio stellt ein 4-Felder Marktanteil-Marktwachstum-Portfoilio dar. Das Boston-ConsulingGroup Portfolio
Dieses von der Boston-Consulting-Group entwickeltes Konzept, arbeitet nur mit
(BCG-Portfolio)
zwei Kriterien, eben dem Markwachstum, sowie dem relativem Marktanteil, also
dem Marktanteil im Vergleich zum Wettbewerb. Die Größe der Kreise gibt einen Hinweis auf
den Umsatzanteil der SGE oder Produktlinie am Gesamtumsatz des Unternehmens.
Das Marktwachstum das in der letzten Periode (z.B. ein Jahr) erreicht wurde, berücksichtigt
das Wachstum des Gesamtmarktes, nicht das Wachstum der eigenen Umsätze im
betreffenden Markt. Bei der Berechnung des relativen Marktanteils wird der eigene
Marktanteil ins Verhältnis zum stärksten Wettbewerber gesetzt. Hat beispielsweise das
eigene Unternehmen 20 % Marktanteil, der beste Wettbewerber nur 10 %, ergibt sich ein
relativer Marktanteil von 2 x. Das besagt, daß der Marktanteil des eigenen Unternehmens
doppelt so hoch ist, wie der des stärksten Wettbewerbers.
hoch
MarktanteilMarktwachstum-Portfoilio
Geschirrspüler
Marktwachstum
Kühlschränke
Kleingeräte
Waschmaschinen/
Trockner
gering
Küchenherde
gering
1x
hoch
relativer Marktanteil
In diesem Beispiel wurden verschiedene Produktlinien hinsichtlich der beschriebenen
Kriterien eingeteilt.
Die Quadranten sind in der BCG-Matrix benannt:
30
©opyright senner 21.01.01
- question marks,
sie sind bei geringem Marktanteil in stark wachsenden
Märkten tätig, verursachen hohe Kosten, der Erfolg ist
aber ungewiß.
- stars
sie sind Marktführer in stark wachsenden Märkten, ob
sie allerdings bereits Gewinne abwerfen hängt sehr
stark von der Konkurrenzsituation ab.
- cash cows
sie sind Markführer in gesättigten Märkten und werfen
Gewinne ab, die z.B. question marks oder stars zur
Verfügung gestellt werden sollten.
- poor dogs
sie sind bei geringem Marktanteil in stagnierenden
Märkten tätig, ob sie weiterhin am Leben erhalten
werden sollen ist fraglich.
question-marks
stars
cash cows
poor dogs
Im obigen Beispiel sind die Waschmaschinen/Trockner cash cows (Milchkühe), die
Kühlschränke stars, die Geschirrspüler Fragezeichen, Kleingeräte und Küchenherde arme
Hunde.
Die BCG sieht nun für die einzelnen SGEs bestimmte Normstrategien vor:
- ausbauen
- erhalten
- ernten
question marks
stars
cash cows
- eliminieren poor dogs
Normstrategien
der Marktanteil sollte vergrößert werden
die Stellung der SGE sollte gehalten werden
Gewinne werden abgezogen, ohne auf
mittelfristige Auswirkungen Rücksicht zu nehmen
die SGE sollte aufgegeben werden.
In Anlehnung an die Lebenszyklustheorie geht die BCG von der Überlegung aus, daß jede
SGE die verschiedenen Stadien durchlaufen kann und das Gesamtunternehmen sich dann
ausgewogen darstellt, wenn es in jedem Stadium SGEs plaziert hat.
Vereinfacht dargestellt sollte ein Unternehmen immer genügend stars und aussichtsreiche
Fragezeichen haben, welche die Milchkühe von morgen darstellen.
In der Literatur ist die BCG Matrix umstritten:
Die Kritik richtet sich einmal auf die Auswahl der Kriterien. So ist das Kriterium
Marktwachstum sicher nicht der einzige Indikator für einen attraktiven Markt und auch der
relative Marktanteil reicht wohl nicht aus um die Konkurrenzvorteile ausreichend zu
beschreiben. Außerdem sind die Daten teilweise schwer zu gewinnen und nicht mehr
aktuell, da sie ja nur die Vergangenheit betrachten. Andererseits sind diese Kriterien recht
einfach zu ermitteln und eine Manipulierbarkeit, etwa bei Auswahl der Kriterien oder bei
einer möglichen Gewichtung oder Bepunktung scheidet aus.
31
©opyright senner 21.01.01
Heftig kritisiert wird auch der recht pragmatischen Ansatz der verschiedenen
Normstrategien: Es kann durchaus Sinn machen gegen die Empfehlungen zu verstoßen
z.B. in einen poor dog zu investieren, wenn es aufgrund der Gesamtsituation gerechtfertigt
erscheint.
Basierend auf den Überlegungen der BCG erstellte Mc Kinsey in Zusammenarbeit
mit General Electric eine 9 Felder Matrix, die die oben genannte Kritikpunkte
berücksichtigt.
MarktattraktivitätsWettbewerbsvorteilsPortfoilio
9-Felder-Matrix
Statt des Kriteriums Marktwachstum führt Mc Kinsey die Marktattraktivität an, die
Mc Kinsey Portfolio
wiederum verschiedene Kriterien, u.a. auch das Marktwachstum beinhaltet.
Statt des relativen Marktanteils ist die Wettbewerbsstärke die zweite Dimension. Auch hier
gehen verschiedene Kriterien ein.
Bei beiden Indikatoren ist es möglich zu gewichten um die zweifellos verschiedene
Relevanz der einzelnen Kriterien zu berücksichtigen.
Die nachfolgende Tabelle zeigt beispielhaft, wie die verschiedenen Kriterien, die individuell
bestimmt werden müssen, gewichtet und bewertet werden:
Marktattraktivität
Wettbewerbsstärke
Marktgröße
Wachstumsrate
Gewinnspanne
WettbewerbsIntensität
etc.....
Marktanteil
Produktqualität
Markenimage
Stückkosten
Vertrieb
etc.......
Gewichtung
0.2
0.2
0.1
Punktwert (0-5)
4
3
2
gew. Wert
0.8
0.6
0.2
0.1
0.4
----1.0
0.2
0.1
0.1
0.1
0.1
0.4
----1.0
4
1
0.4
0.4
----2.4
0.6
0.2
0.2
0.3
0.1
0.8
----2.2
3
2
2
3
1
2
Im Beispiel ergeben sich für Marktattraktivität und Wettbewerbsstärke die Werte 2,4 und
2,2. Diese Wertes der betreffenden SGE werden nun in die 9 Felder umfassende Matrix
eingetragen. Die Punktwerte der Achsen entsprechen den möglichen Punkten der
Einzelkriterien, 0 ist der schlechteste, 5 der beste Wert.
Die Größe der Kreise der jeweiligen SGE können entweder
• den Umsatzanteil der SGE am Gesamtumsatz darstellen (wie bei der 4-Felder-Matrix)
oder
• der Kreis bezeichnet die gesamte Marktgröße, die schraffierte Fläche den Marktanteil
der eigenen SGE.
32
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Im folgenden Beispiel ist die mit SGE 1 bezeichnet SGE mit den Werten 2,4 und 2,2
eingezeichnet.
Marktattraktivität
niedrig
mittel
hoch
5
3,33
2,4
Sge
1
1,66
0
1,66 2,2 3,33
5
niedrig
mittel
hoch
Wettbewerbsstärke
Optisch unterscheidet sich die McKinsey-Matrix von der BCG-Matrix durch eine „höhere
Auflösung“, es werden 9 statt nur 4 Felder dargestellt. Ein Quadrant deckt jeweils ein Drittel
des Punktebereichs ab.
Für jedes der neuen Felder sieht Mc Kinsey nun verschieden Normstrategien vor:
Selektives Vorgehen
Spezialisieren, Nischen suchen
Selektives Wachstum
Segmentierungsstrategie
Ernten
Spezialisieren, Nischen
bearbeiten oder Rückzug
Ernten
Rückzug planen,
Desinvestitionsstrategie
Selektives Vorgehen
Spezialisieren, Nischen
suchen
Ernten
Abschöpfen und Rückzug
planen
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Investition und Wachstum
Marktführerschaft anstreben, bzw.
halten, maximale Investition
Selektives Wachstum
in Wachstumsbereiche investieren,
Segmentierungsstrategie
Selektives Vorgehen
Position halten oder Rückzug
anstreben, Investitionen nur zur
Erhaltung ansonsten Abschöpfen
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mittel
niedrig
Marktattraktivität
hoch
Heute werden diese Strategieempfehlungen bei weitem nicht mehr so pragmatisch
gesehen, es hat sich eine weiträumigere Betrachtung durchgesetzt:
Mi Z
tte on
lfre e
ise der
tzu
ng
niedrig
Z
Se one
lek de
tio r
n
mittel
Mi Zo
tte ne
lbi de
nd r
un
g
hoch
Wettbewerbsstärke
Die Mc Kinsey Matrix ermöglicht sicher ein sehr viel differenzierteres Vorgehen als dies bei
der BCG Matrix möglich ist. Dennoch ist auch dieses Portfoilo-Konzept sehr umstritten:
•
•
•
•
•
•
hohe Manipulierbarkeit der Punktwerte durch Gewichtung und Bepunktung gegeben
Subjektivität bei der Auswahl der Kriterien
Relevanz und Aktualität des Datenmaterials
große Bereitschaft, sich bei der Beurteilung auf Kompromisse zu einigen
verfälschte Aussagekraft durch die Durchschnittswertberechnung
Starrheit der Normstrategeien
Zusammenfassend kann gesagt werden, das Mc Kinsey Modell erlaubt gegenüber dem
BCG-Portfolio eine detailliertere Betrachtung, wird gerade dadurch aber subjektiver und
manipulierbarer.
34
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VI.
Marketing
A. Entwicklung des Marketing
In einer marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsordnung erfolgt der Austausch
Marktwirtschaft
von Produkten und Dienstleistungen über den Markt. Entsprechend ihren
Bedürfnissen und der vorhandenen Kaufkraft suchen die Nachfrager nach den Produkten,
von denen sie sich den größten Nutzen versprechen. Am Markt ergibt sich allerdings erst
dann ein Angebot, wenn sich Anbieter finden, die diese Produkte und Dienstleistungen
herstellen. Das wird in der Regel dann der Fall sein, wenn sich ein angemessener Gewinn
erzielen läßt.
Da jedoch nicht immer davon ausgegangen werden kann, daß das Interesse am Tausch
zwischen den Partnern gleich ausgeprägt ist, muß sich der Partner, von dem die
Tauschaktivität ausgeht, stärker anstrengen.
Nach Ende des zweiten Weltkriegs bestand in Europa ein sogenannter Verkäufermarkt, d.h.
das Angebot an Gütern war knapp und die Nachfrage wesentlich größer als das
Verkäufermarkt
Angebot. Es waren hier also eindeutig die Nachfrager, die sich anstrengen mußten,
bestimmte Produkte zu bekommen. Für die Unternehmen brachte folglich der Absatz
der Produkte keine Probleme, der Engpaß war die Beschaffung von Rohstoffen, Maschinen
u.ä. Auf diese Gebiete konzentrierte sich auch das Hauptaugenmerk der Geschäftsleitungen.
Mit der Zunahme des allgemeinen Wohlstands und der weltweiten Konkurrenz, vor allem
aber durch die sich allmählich abzeichnende Sättigung alter Märkte, wandelte sich der
Käufermarkt
Verkäufermarkt in einen Käufermarkt! Die Unternehmen mußten sich nun darum
bemühen, Tauschpartner zu finden. Der Absatz der Produkte wurde zum Engpaß im
betrieblichen Prozeß, das Marketing der dominierende Aufgabenbereich des Managements.
B. Die Entwicklung der Marketing-Konzepte
Marketing ist ein Begriff, der in der Literatur unterschiedlich definiert ist.
Im folgenden werden zunächst Konzepte vorgestellt, die sich im Verlauf der Geschichte
entwickelt haben, oftmals heute noch als Marketing verstanden werden, mit dem modernen
Marketing-Konzept aber nichts zu tun haben.
Produktionskonzept
Das Produktionskonzept besagt, daß Konsumenten diejenigen Produkte
bevorzugen, welche zu niedrigen Preisen verfügbar sind. Das Management in
produktionsorientierten Unternehmen konzentriert sich daher auf eine breite Distribution und
effiziente Massenproduktion.
Produktkonzept
Das Produktkonzept geht von der Überlegung aus, daß sich Produkte von
überlegener Qualität trotz hoher Preise sehr gut verkaufen. Das Management in
Unternehmen, die das Produktkonzept anwenden, ist meist sehr stark technisch orientiert
und konzentriert sich sehr stark auf die Produktpolitik!
Das Verkaufskonzept besagt, nicht niedrige Preise, umfassende Distribution oder Verkaufskonzept
überlegene Produktqualität führen zum Erfolg, sondern starke
Verkaufsanstrengungen.
Der Schwerpunkt liegt bei diesem Konzept auf der starken Betonung der
Kommunikationspolitik, also auf Verkaufsförderungsmaßnahmen und starker Einbindung des
Handels sowie massiver Endverbraucherwerbung.
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Heute wird vor allem das moderne Marketing-Konzept vertreten, d.h. die Ausrichtung des
Unternehmens an den Erfordernissen der Umwelt, insbesondere am Kunden.
C. Das moderne Marketing-Konzept
Der Begriff des Marketing wird in der neueren Betriebswirtschaftslehre sehr weit gefaßt.
Nach Philip Kotler ist „Marketing ein sozialer Prozeß, durch welchen Individuen und
Gruppen erhalten, was sie brauchen und wollen, indem sie Produkte schaffen und mit
anderen austauschen.“2
Definition
Marketing
Heribert Meffert definiert Marketing als „Planung, Koordination und Kontrolle aller auf die
aktuellen und potentiellen Märkte ausgerichteten Unternehmensaktivitäten.“3
Nieschlag/Dichtl/Hörschgen verstehen unter Marketing eine „Grundhaltung, die durch
konsequente Ausrichtung aller unmittelbar und mittelbar den Markt berührenden
Entscheidungen an dessen Erfordernissen gekennzeichnet ist.“4
Peter Drucker faßt zusammen: „Marketing ist so grundlegend, daß es nicht als eine
betriebswirtschaftliche Funktion angesehen werden kann. Marketing ist, wenn das ganze
Unternehmen von den erzielten Resultaten, das heißt aus einer Kundenperspektive gesehen
wird.“5
Nicht mit diesen modernen Definitionen des Marketing darf der Begriff Absatz bzw.
Absatzwirtschaft verwechselt werden! Dieser Begriff stellt lediglich einen Teil des Marketings
dar, nämlich den Teil, der sich auf die optimale Ausrichtung des Marketing-Mix, den
optimalen Einsatz des marketingpolitischen Instrumentariums,
bezieht.
In marketing-die einführung wird unter Marketing verstanden:
„die Ausrichtung sämtlicher aktueller und zukünftiger Entscheidungen und Aktivitäten
eines Unternehmens an seiner Umwelt, insbesondere am Kunden."
Diese vereinfachte Definition entspricht den oben aufgeführten modernen Marketing
Definitionen und erhebt wie diese gegenüber den anderen Teilbereichen der BWL einen
Führungsanspruch.
Obwohl dieser Anspruch in der Literatur nicht unumstritten ist, besteht doch darüber
Einigkeit, daß Marketing mehr als Preispolitik, Verkaufsförderung oder Werbung ist.
Die folgende Darstellung zeigt, wie sich die Stellung des Marketing im Unternehmen im Lauf
der Entwicklung vom Verkäufer- zum Käufermarkt entwickelt hat (entwickeln hätte müssen):
2Kotler/Bliemel
3Meffert
4Nieschlag/Dichtl/Hörschgen
5Drucker
Marketing-Management 7. Auflage
Marketing Grundlagen der Absatzpolitik
Marketing 16. Auflage
Management
36
©opyright senner 21.01.01
Abbildung 6: Die Stellung des Marketing im Unternehmen (Kotler/Bliemel Marketing-Management 8. Auflage)
Das moderne Marketing-Konzept sieht den Kunden im Mittelpunkt aller unternehmerischen
Aktionen. Das Marketing hat die Aufgabe, die „Signale“ der Kunden für die anderen
Abteilungen zu übersetzen.
Das moderne Marketing-Konzept unterscheidet zwischen strategischem und operativem
(taktischem) Marketing. Strategisches Marketing plant in die Zukunft, Operatives Marketing
setzt diese Planung um.
Im Rahmen des strategischen Marketing werden unter anderem folgende Fragen geklärt:
- Welche Märkte wollen wir bedienen?
- Welche Marktsegmente entwickeln sich mit welcher Attraktivität?
- Mit welchen Anbietern wollen wir in Konkurrenz treten?
- Welche Kundensegmente sollen bedient werden? ...
strategisches
Marketing
Operatives Marketing setzt ein, wenn diese grundlegenden Fragen geklärt sind. Es geht hier
beispielsweise um folgende Punkte:
- Wie sollen die Produkte konkret gestaltet werden?
- Mit welchen Distributions- und Kommunikationsmaßnahmen werden die
gesetzten Ziele erreicht?
- Welche Preispolitik soll verfolgt werden?...
37
operatives
Marketing
©opyright senner 21.01.01
D. Verkaufskonzept versus Marketing-Konzept
In vielen Unternehmen wird zwar ständig die Richtigkeit und Notwendigkeit eines
marktorientierten Denkens bejaht, letztendlich aber nur das Verkaufskonzept unter dem
Namen Marketing angewandt.
Zum besseren Verständnis und zur klaren Abgrenzung werden in diesem Abschnitt die
Unterschiede zwischen beiden Konzepten herausgearbeitet sowie die wesentlichen Punkte
des modernen Marketing-Konzepts genauer dargestellt.
Levitt brachte einmal den Unterschied zwischen Verkaufs- und Marketing-Konzept auf den
Punkt: 6
„Beim Verkaufen stehen die Bedürfnisse des Verkäufers im Mittelpunkt, beim Marketing die
Bedürfnisse des Käufers. Das Verkaufen ist beseelt vom Wunsch des Verkäufers, sein
Produkt zu Geld zu machen; Marketing ist beseelt von der Idee, die Wünsche des Kunden zu
erfüllen, und zwar durch das Produkt und alle dazugehörigen Handlungen, von seiner
Kreation und Bereitstellung bis hin zu seinem Verbrauch.“
Verkaufs- und Marketing-Konzept im Vergleich
Fokussierung
auf:
Fertigung
Markt
Durchführung
betont:
Orientierung
an:
Erfolgsmaßstab:
Verkaufsförderung
und Werbung
Produkten
Koordiniertes
Marketing
Kundenwünsche
Gewinn durch
hohen Umsatz
Gewinn durch
zufriedene Kunden
Abbildung 7: Verkaufskonzept versus Marketing-Konzept (Kotler/Bliemel Marketing-Management 8. Auflage)
Die Perspektive beim Verkaufskonzept verläuft von innen nach außen:
Der Ausgangspunkt ist die Produktion, das Bezugsobjekt sind die Produkte des
Unternehmens. Sie bedürfen intensiver Verkaufs-, Verkaufsförderungs- und
Werbemaßnahmen, um durch genügend Umsatz einen Gewinn zu erzielen.
Die Perspektive beim Marketing-Konzept verläuft von außen nach innen:
Ausgangspunkt ist der Markt, das Bezugsobjekt sind die Wünsche des Kunden. Sie müssen
durch koordiniertes Vorgehen bei allen Handlungen berücksichtigt werden, um einen Gewinn
durch zufriedene Kunden zu erzielen.
6 Kotler/Bliemel Marketing-Management 8. Auflage
38
©opyright senner 21.01.01
Das Marketing-Konzept beinhaltet also vier wesentliche Punkte:
Fokussierung auf den Markt und die Konkurrenten, Orientierung am Kunden,
koordiniertes Marketing und Gewinn durch zufriedene Kunden.
Säulen des modernen
Marketing-Konzepts
Fokussierung auf den Markt
Konzentration auf
Kein Unternehmen kann heute noch - wie etwa VW in den 60ern mit dem KäferMarktsegmente
jeden Markt bedienen und jedes Bedürfnis befriedigen. Am besten fahren
Unternehmen, wenn sie für Ihre Märkte sorgfältig Grenzen ziehen und für jedes angestrebte
Marktsegment ein passendes Marketingprogramm ausarbeiten.
Orientierung am Kunden
Darunter versteht man, daß das Unternehmen die Kundenwünsche sorgfältig zu beachten
hat, und zwar aus der Sicht des Kunden, nicht aus der eigenen Sicht. Um diese Wünsche
zu erfahren, muß man mit dem Kunden reden und Marktforschung betreiben!
Kundenzufriedenheit als
zentrale Größe
Warum ist es nun so wichtig den Kunden zufriedenzustellen?
Einerseits ist es im Zeitalter der Alternativen mehr als fraglich, ob ein potentieller Kunde,
dessen Wünsche nicht vollständig erfüllt sind, überhaupt kauft.
Andererseits hat ein zufriedener Kunde eine Reihe positiver Eigenschaften:
- er kauft wieder
- er empfiehlt das Unternehmen weiter
- er beachtet Produkte und Werbung der Konkurrenz weniger
- last but not least ist er nicht unzufrieden, denn
ein unzufriedener Kunde berichtet ca. zehnmal über seine Unzufriedenheit.
Koordiniertes Marketing
Einmal geht es darum, sämtliche Marketingaktivitäten aufeinander abzustimmen - Produkt-,
Preis-, Distributions-, und Kommunikationspolitik - der Marketing-Mix muß in sich stimmig
sein!
Zweitens müssen alle Unternehmensbereiche im Hinblick auf die Erreichung der Ziele
zusammenarbeiten.
Marketing als
Gewinn durch zufriedene Kunden
koordinierende Funktion
Durch das Marketing-Konzept soll die Verwirklichung von Unternehmenszielen
erreicht werden. Bei privaten Unternehmen lautet das oberste Erfolgsziel angemessener
Gewinn.
Die Gewinnerzielung kann aber niemals als unmittelbare Aufgabe für ein Unternehmen
formuliert werden, ein angemessener Gewinn ist vielmehr die Folge aus einem
marktorientierten Verhalten.
Dazu J. Hayek, Manager der SMH Gruppe (Swatch): „Geld verdienen, das ist doch kein Ziel.
... Unternehmen müssen als Subsysteme der Gesellschaft für diese notwendige und
sinnvolle Produkte herstellen."
Oder anders formuliert: Jedes Unternehmen hat für bestimmte Mitglieder einer
Volkswirtschaft einen bestimmten Zweck zu erfüllen (Unternehmenszweck oder Mission).
Erfüllt es seinen Zweck, sind angemessene Gewinne die Folge, erfüllt es seinen
Zweck besser als die Konkurrenz, die sich derselben Aufgabe stellt, kann der
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Unternehmenszweck
Unternehmensmission
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Gewinn auch höher sein. Dieser Teil kann auch als Belohnung des Marktes für
unternehmerische Leistung betrachtet werden.
Aufgabe des Marketings ist es daher, ständig zu fragen: „Decken sich unsere internen
Unternehmensziele mit dem Zweck, den unser Unternehmen und seine Leistungen für den
Kunden haben?"
Das strategische Marketing hat dafür zu sorgen, daß das nicht nur im Moment der Zusammenhang
Strategisches Marketing
Fall ist, sondern auch in der Zukunft. Denn die Bedürfnisse und Wünsche der
Kunden ändern sich laufend, dem muß auch das Unternehmen Rechnung tragen, Operatives Marketing
weil es sehr fraglich ist, ob ein Unternehmen, das seinen Zweck in einem übergeordneten
System nicht mehr erfüllt, lange überleben wird.
Die Umsetzung der Strategien gehört in den Bereich des operativen Marketing.
Durch den Einsatz der marketingpolitischen Instrumente Produktpolitik, Preispolitik,
Distributionspolitik und Kommunikationspolitik soll der Kunde optimal zufriedengestellt
werden.
Welche Strategien das Unternehmen fährt, nimmt der Kunde nicht wahr, bzw. es ist Marketing-Mix
ihm egal. Er entscheidet lediglich durch sein Verhalten am Markt, ob ihm der
Marketing-Mix, also der gewählte Einsatz der Marketing-Instrumente, zusagt oder nicht.
E. Die Marketinginstrumente
Das „klassische“ Marketing kennt, wie bereits mehrfach erwähnt, vier
Marketinginstrumente. E.J. Mc Carthy7 prägte in den sechziger Jahren den Begriff der
four Ps, nämlich:
∗ product (Produktpolitik)
∗ price (Preispolitik)
∗ place (Distributionspolitik)
∗ promotion (Kommunikationspolitik)
Die four Ps
Ergänzend zu diesen vier Instrumenten, die in marketing-die einführung in den Kapiteln
IV-VII noch detailliert besprochen werden, arbeiten neuere Marketing-Konzepte,
insbesondere das Marketing der Dienstleistungsunternehmen, mit den seven Ps.
Die seven Ps
Zu den klassischen Instrumenten kommen process management, physical facillities und
personnel hinzu.
Physical Facillities sind die materiellen Faktoren eines an sich immateriellen Produkts,
beispielsweise der Standort, die Räumlichkeiten u.ä. eines Dienstleistungs- oder
Handelsunternehmens.
Das process management garantiert die gleichbleibende Qualität der Dienstleistung.
Auch das Personal (personnel), welches in der Regel im Dienstleistungsbereich
direkten Kundenkontakt hat, taucht als eigenständiges Marketinginstrument auf.
physical facillities
process management
personnel
Markenpolitik
Viele Marketingleute, zu denen sich auch der Autor zählt, ergänzen diese sieben
Instrumente um zwei weitere, die üblicherweise der Produktpolitik zugerechnet werden,
nämlich der Markenpolitik und der Servicepolitik. Die Markenpolitik – vgl. auch Kapitel III. G. ist heute so dominierend und vor allem auch übergreifend, daß sie nicht mehr als Teilaspekt
der Produktpolitik gesehen werden darf, da ja auch die anderen Teilinstrumente das
Markenbild prägen.
7 Mc Carthy
Basic Marketing 1. Auflage 1981
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©opyright senner 21.01.01
Die Servicepolitik ist heute von so zentraler Bedeutung, daß eine rein
produktbegleitende Bedeutung diesem Instrument nicht mehr gerecht wird, zumal viele
Unternehmen Kunden vom Wettbewerb nur aufgrund ihres besseren Services gewinnen
können. Nach einer jüngeren Studie geben 70 % der Kunden, die das Unternehmen
wechseln als Grund dafür schlechten Service an.
Servicepolitik
Der Begriff Marketing-Mix darf nun nicht mit dem Begriff marketingpolitisches
Instrumentarium gleichgesetzt werden, vielmehr ist der Marketing-Mix die gewählte
Kombination aus der Vielzahl der Möglichkeiten.
Der Marketing-Mix ist die Kombination aus den Marketinginstrumentarien, die das
Unternehmen zur Erreichung seiner Marketingziele auf dem Zielmarkt einsetzt.8
F. Institutionelle Besonderheiten des Marketing
Das Marketing-Konzept entstand in der Konsumgüterindustrie. Im Lauf der Zeit hat sich
gezeigt, daß die Eigenarten dieser Branche nicht in jedem Fall auf andere Bereiche zu
übertragen sind. Daher wurden verschiedene Marketing-Spezialdisziplinen entwickelt.
Nach der Zielsetzung wird zwischen Profit- und Non-Profit-Marketing unterschieden:
For-ProfitMarketing
Non-ProfitAuch Unternehmen, die keinen Gewinn anstreben müssen, geraten, nicht zuletzt
Marketing
wegen der angespannten Finanzsituation des Staates, zunehmend unter Druck
wenigstens einigermaßen kostendeckend zu arbeiten. Als Beispiel seien hier die öffentlichrechtlichen Senderanstalten angeführt, das Gesundheitswesen oder Bildungseinrichtungen,
wie Schulen und Hochschulen. Hier wird, wie auch in anderen Bereichen, zunehmend NonProfit-Marketing eingesetzt um durch kundengerechte Angebote das Überleben zu sichern.
Im Bereich des For-Profit-Marketing werden heute weitere Marketing-Disziplinen
unterschieden:
Marketing
Hersteller-Marketing
Handels-Marketing
Dienstleistungs-Marketing
Konsumgüter Investitionsgüter
Hersteller-Marketing betrachtet Kunden und Märkte aus Sicht eines Herstellers von
Sachgütern, die entweder an den Endverbraucher (Konsumgüter-Marketing) oder an
weiterverarbeitende Unternehmen (Investitionsgüter-Marketing) verkaufen.
In diesem Bereich wird häufig nochmals nach Ge- oder Verbrauchsgüterherstellern
unterschieden.
Industrie- oder
Hersteller-Marketing
DienstleistungsStellt ein Unternehmen immaterielle Produkte her, handelt es sich also um einen
Marketing
„Dienstleister“, ist das Dienstleistungs-Marketing angebracht, da insbesondere bei
der Produkt-, aber auch in der Distributionspolitik erhebliche Unterschiede festzustellen sind.
Handels-Marketing schließlich betrachtet die spezifischen Aspekte des Groß- und
Einzelhandels, der ja aus Sicht der Hersteller ein wichtiges Element der
Distributionspolitik darstellt.
8 Kotler/Bliemel
Handels-Marketing
Marketing-Management 8. Auflage
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©opyright senner 21.01.01
Die Hauptunterschiede zwischen diesen Bereichen des Marketing sind im operativen
Marketing, bei den marketingpolitischen Instrumenten festzustellen:
Industrie-Marketing
Dienstleistungs-Marketing
Handels-Marketing
Produktpolitik incl. Servicepolitik
Preispolitik
Angebotspolitik
Preispolitik
Standortpolitik (place)
Servicepolitik
Beratung (Personal)
Präsentation (Physical Factors)
Distributionspolitik
Kommunikationspolitik
Sortimentspolitik
Preispolitik
Standortpolitik (place)
Servicepolitik
Beratung (Personal)
Präsentation (Physical Factors)
Distributionspolitik
Kommunikationspolitik
Distributionspolitik
Kommunikationspolitik
Marketing ist das ständige Bemühen, die Bedürfnisse der Zielgruppe besser zu befriedigen
als der direkte Wettbewerb. Gelingt das, ist ein angemessener Gewinn die Folge.
optimale
Problemlösung
Kunde
magisches
Dreieck
Konkurrenz
Unternehmen
abheben vom
Wettbewerb
angemessener
Gewinn
Marketing versucht, dieses Spannungsverhältnis in der Gegenwart (Operatives Marketing)
und in der Zukunft ( Strategisches Marketing) bestmöglich zu lösen.
In einer sehr umfassenden Definition hoben Nieschlag / Dichtl /Hörschgen drei sehr
unterschiedliche Aspekte des Marketing hervor:9
Marketing ist Maxime, Methode und Mittel.
∗ Marketing als Maxime ist die Denkhaltung (Philosophie), die die Bedürfnisse der
Kunden in den Mittelpunkt jeglichen Handels im Unternehmen stellt.
∗ Marketing als Methode hat den Anspruch, daß durch strukturiertes und
wissenschaftliches Vorgehen die Ziele erreicht werden. (Analyse der
Ausgangsposition, Zielbestimmung, Strategieformulierung, Umsetzung, Kontrolle)
(vgl. Kapitel III.)
∗ Marketing als Mittel sieht den Einsatz des marketingpolitischen Instrumentariums vor, um
die Maxime in der Praxis zu erfüllen und die Methode umzusetzen.
(vgl. Kapitel IV.-VII.)
Diese Definition zeigt sehr anschaulich, wie weit sich das Feld Marketing spannt.
Viele Marketingneulinge fragen sich (und mich) daher häufig: „Dann ist Marketing ja alles?“
Gegenfrage: „Wie sollen Unternehmen geführt werden?“
Antwort: „Marktorientiert!“ Eben! Jedenfalls ist Marketing viel, viel mehr als Werbung!
9Nieschlag/Dichtl/Hörschgen
Marketing
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©opyright senner 21.01.01
VII. Das betriebliche Rechnungswesen
Rechnungswesen:
Erfassung aller ökonomischer Vorgange im Unternehmen in einer
Periode
Das Rechnungswesen zerfällt in die Bereiche Buchführung, Kosten- und Leistungsrechnung
und Controlling.
Aufgaben:
- Dokumentation : Zeitliche und sachliche Aufzeichnung aller
Geschäftsvorfälle auf Grund von Belegen
- Rechenschaftslegung und Informationsaufgabe
- Kontrollaufgabe
- Grundlage für unternehmerische Entscheidungen
A. Die Buchführung
Buchführung: Die Buchführung erfasst alle Bestände an Vermögen und Schulden, sowie alle
Aufwendungen (Wertevezehr) und Erträge (Wertezuwachs) für ein
Geschäftsjahr.
In diesem Rahmen muß einmal jährliche eine körperliche Bestandsaufnahmen der
Wirtschaftsgüter und der Schulden erfolgen (Inventur), die Ergebnisse müssen in einem
Verzeichnis (Inventar) dargestellt werden, daraus wird die Bilanz erstellt.
Die Bilanz stellt Vermögen und Schulden, sowie Eigenkapital eines Unternehmens zu einem
bestimmten Zeitpunkt dar.
Während des Jahres werden alle Geschäftsvorfälle, die mit einem Werteverzehr oder einem
Wertezuwachs verbunden sind durch die sogenannte Erfolgsrechnung, also durch Ertragsund Aufwandskonten erfasst. Aus dieser Erfolgsrechnung lässt sich der Erfolg eines
Unternehmens, Gewinn oder Verlust, berechnen.
Dies ist aber auch durch Vergleich des Eigenkapitals zu Beginn des Geschäftsjahrs und zu
Ende des Geschäftsjahrs, also durch Bilanzvergleich möglich. Aus diesem Grund wird die
Buchführung auch als doppelte Buchführung bezeichnet, der Erfolg lässt sich auf zwei
unabhängigen Wegen berechnen.
B. Die Kostenrechnung
Die Kostenrechnung hat die Aufgabe Informationen der Buchführung so aufzubereiten, dass
sie für unternehmerische Entscheidungen genutzt werden können. Zentraler Aspekt dabei ist
die exakte Zurechnung der Kosten auf das einzelne Produkt.
Die Kostenrechnung kann im Wege der Voll oder der Teilkostenrechnung erfolgen.
Bei der Vollkostenrechnung werden Einzel und Gemeinkosten unterschieden.
Einzelkosten sind von den Produkten direkt verursachte Kosten, wie Materialkosten und
Fertigungslöhne.
Gemeinkosten sind Kosten, welche den einzelnen Produkten nicht direkt zurechenbar sind,
wie etwa Miete oder Energiekosten.
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©opyright senner 21.01.01
Die Gemeinkosten werden nun durch ein aufwendiges Verfahren
(Betriebsabrechnungsbogen) auf die Kostenstellen (= Ort an welchem, die Kosten anteilig
angefallen sind, z.B. Forschung und Entwicklung) nach diversen sinnvollen Umlageverfahren
verteilt. Aufgrund des Verhältnisses von Einzel- zu Gemeinkosten in den jeweiligen
Kostenstellen werden nun Zuschlagsätze berechnet, mit denen die Gemeinkosten auf jedes
einzelne Produkt verteilt werden können.
Wegen der zahlreichen Schwächen der Vollkostenrechnung wurde das
Teilkostenrechnungsverfahren entwickelt. Hier werden die Kostenarten nicht nach Einzelund Gemeinkosten, sondern nach fixen und variablen Kosten gebildet. Bei der TK-Rechnung
gilt die Philosophie keinen Umlagen !!!
Fixkosten sind dabei Kosten der Betriebsbereitschaft, d.h. diese Kosten fallen an um
überhaupt eine Leistung erstellen zu können.
Die variablen Kosten sind im Gegensatz dazu produktionsabhängige Kosten, diese Kosten
fallen nur bei der Leistungserstellung an.
Ein zentraler Begriff der TK-Rechnung ist der Begriff Deckungsbeitrag (DB). Dieser DB
berechnet sich wie folgt:
Umsatzerlöse
variable Kosten
= Deckungsbeitrag
Der Deckungsbeitrag gibt also an, welchen Beitrag jedes einzelne Produkt zur Deckung der
fixen Kosten bereitstellt. Und diese Kosten müssen ja schlussendlich auch gedeckt werden.
Im Rahmen der DB-Rechnung wird auch die sogenannte Break-Even-Analyse durchgeführt.
Mit dieser Methode wird berechnet bei welcher Menge, bzw. bei welchem Umsatz ein
Produkt die Gewinnschwelle erreicht.
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©opyright senner 21.01.01
Beispiele für Klausurfragen Allgemeine BWL
Die folgende Fragen erbringen in einer Klausur ca. 10 Punkte, zur Beantwortung stehen also
umgerechnet knapp 9 Minuten zur Verfügung. Nutzen Sie diese Zeit!
1.
Stellen Sie drei erhebliche Probleme gemeinwirtschaftlicher Unternehmen an
einem selbstgewählten Beispiel dar.
2.
Das Prinzip der Gewinnmaximierung ist äußerst umstritten. Gehen Sie auf drei
wesentliche Kritikpunkte ein.
3.
Stellen Sie die wesentlichen Vor- und Nachteile von Outsourcing dar.
4.
Grenzen Sie die GmbH von der OHG anhand wesentlicher Kriterien ab.
5.
Erläutern Sie den Begriff Marketing-Mix an einen selbstgewählten Beispiel.
6.
Stellen Sie den Marketing-Prozeß in seinen wesentlichen Phasen vor.
7.
Erläutern Sie drei wesentliche Vor-, bzw. Nachteile von Fusionen.
8.
Grenzen Sie anhand wesentlicher Merkmale den Trust vom Konzern ab
9.
Welche Nachteile sind mit der Fremdfinanzierung verbunden?
10.
Welche Vorteile sind mit der Selbstfinanzierung verbunden?
11.
Erläutern Sie die Vorgehensweise der Deckungsbeitragsrechnung.
12.
Vergleichen Sie die Voll- mit der Teilkostenrechnung.
13.
Erläutern Sie die Vorgehensweise bei der Erstellung eines BCG Portfolios.
14.
Erläutern Sie drei gravierende Probleme dieser Methode.
15.
Zeigen Sie an einem selbstgewählten Beispiel die Vorgehensweise bei der
Erstellung einer Nutzwertanalyse (Entscheidungstabelle).
16.
Erstellen Sie beispielhaft eine ABC-Analyse.
17.
Bzw. Interpretation einer fertigen ABC-Analyse, Portfolio-Analyse, bzw. einer
mehrstufigen Deckungsbeitratgsrechnung.
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