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WELTKIRCHE
Nr. 132 | 2004
Hintergrund Thailand nach der Asienkrise • Land & Leben Buddhismus, König und Nation •
Lächeln hat viele Bedeutungen • Methode: Tabus und fremde Sitten • Buddhismus Land der
Mönche • 10 Tage in einem buddhistischen Kloster • Rätsel • Kirche Christlich-buddhistischer
Dialog • Flüchtlinge • (Sex)-Tourismus MAE, eine Frau • AIDS Fast schon Alltag
THAILAND
„Das Land der Freien“
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MISSIO • Werkmappe Weltkirche 01/04
Beispiel-Land zum
Sonntag der
1
Weltkirche 2004
xxxxxxxxxxxxxx
Inhalt
LAND UND LEUTE
3
4
5
6
7
8
10
12
13
14
Bildimpuls
Auf einen Blick
Geschichte Thailands
Lächeln hat viele Bedeutungen
& Methode: Gefühle zeigen
Der WAI
Thailand nach der Asienkrise
3 Säulen: Buddhismus, König
und Nation
Kinder, die Ameise oder Ente
heißen
Darbringen von Speisengaben
Tabus und fremde Sitten &
Arbeitsblatt
BUDDHISMUS
15 Land der Mönche
17 Die ersten Mönchinnen
19 Wenn der Geist zur Ruhe
kommen möchte
20 Buddhismus-Rätsel
KIRCHE
21 Mission in Bangkok
23 Eine Mikro-Kirche
GESELLSCHAFTLICHE
HERAUSFORDERUNGEN
26 Flucht ins Elend: Flüchtlinge
aus Myanmar (Burma)
27 Missio Projekt: Gesundheit für
Flüchtlinge
28 Tourismus: Prostitution als
Wirtschaftsfaktor
29 Portrait: MAE, eine Frau
31 AIDS in Thailand
32 Schicksale, die berühren &
Impuls
34 Missio Projekt: An der Seite der
AIDS-Kranken
Liebe Leserin, lieber Leser!
Das „Land der Freien“ - so heißt Thailand wörtlich. Tatsächlich ist es das einzige Land Südostasiens, das niemals zur Kolonie wurde. Heute wird es durch
den Tourismus in Besitz genommen.
Aber nur der erste Blick zeigt ein „verwestlichtes“ Land. In Wahrheit gelten
andere Verhaltensmuster im legendären Siam. Buddhismus, König und Nation
sind die tragenden Säulen der thailändischen Gesellschaft. Die strengen
Hierarchien drücken sich im alltäglichen Verhalten der Menschen aus.
Wir nähern uns dem diesjährigen Beispiel-Land zum Monat der Weltkirche
zuerst über seine außergewöhnliche Kultur und Mentalität.
Zutiefst geprägt ist das Leben von ThailänderInnen durch den Buddhismus.
350.000 Mönche gibt es in Thailand, das entspricht in etwa der Gesamtzahl
der ChristInnen dort. Jeder buddhistische Thai sollte mindestens einmal in
seinem Leben für mehrere Monate als Mönch im Wat (Tempel) leben.
Die spezifisch thailändische Form des Theravada-Buddhismus steht auch in
überraschender Symbiose mit dem Animismus (Geisterglauben). So gehören
die „Geisterhäuschen“ zum allgegenwärtigen Erscheinungsbild – das sind
kleine Holzschreine, in denen den Geistern täglich frische Gaben dargebracht
werden.
In diesem Umfeld hatte es das Christentum nicht leicht, seinen Platz zu finden. Bis heute wird es als die Religion von AusländerInnen betrachtet. Das
Christentum verwurzelte sich stärker bei den Minderheiten im Norden oder
den chinesischen und burmesischen Einwanderern.
Die katholische Kirche genießt heute vor allem im Erziehungs- und Gesundheitsbereich großes Ansehen. Viele Ordensgemeinschaften und kirchliche Institutionen stellen sich den gesellschaftlichen Herausforderungen im
Land - wie z. B. Flüchtlinge, AIDS und Sextourismus. Das zeigen auch eindrucksvoll die Beispiele unserer ProjektpartnerInnen in Thailand, die wir Ihnen in diesem Heft vorstellen.
Ich wünsche Ihnen eine geruhsame Sommerpause
und eine spannende „Reise“ in unser neues BespielLand zum Sonntag der Weltkirche
Ihre
TITEL, TIPPS, TERMINE
Neues Kindervideo zu Thailand:
Impressum
FEEDBACK SERVICE: [email protected]
Titelfoto: E. Zerche
Vorschau: Werkmappe 133
Aktionsheft
zum Sonntag der Weltkirche
2
MISSIO IM INTERNET: www.missio.at
Herausgeber und Medieninhaber: Missio – Päpstliche Missionswerke.
Redaktion: Mag. Maria Schelkshorn- Magas, Mag. Karin Hintersteiner. Alle: Seilerstätte 12, 1015 Wien, Tel.: (01) 513 77 22.
Herstellung: Eva Meixner, 1030 Wien, www.meixnergrafik.at
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OFFENLEGUNG IM SINNE DES MEDIENGESETZES: Alleineigentümer: Missio – Päpstliche Missionswerke in Österreich.
WERKMAPPE WELTKIRCHE hat sich die Information und Bewusstseinsbildung über Fragen der Weltkirche zum Ziel gesetzt.
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Missio • Werkmappe Weltkirche 132 • Thailanda
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Land & Leben
Auf einen Blick
Staat
■ Staatsname: Ratcha Anachak
Thai – Königreich Thailand (bis
1945 Landesname Siam)
■ Staatsform: Parlamentarische
Monarchie seit 1932
■ Staatsoberhauptund oberster
Schutzherr des Glaubens:
König Bhumibol Adulyadej
(Rama IX.) seit 1946
■ Regierungschef: Thaksin
Shinawatra seit 2001
■ Fläche: 513.115 km2 (ungefähr 6 x so groß wie Österreich)
■ Hauptstadt: Bangkok (Krung
Thep) mit über 6, 5 Mio. Einw.
■ Grenzen: Thailand grenzt an
Myanmar (vormals Burma) im
NW, an Laos im NO, an Kambodscha im SO und an Malaysia im S; Seegrenzen im W zum
Indischen Ozean und im Süden
zum Golf von Thailand.
■ Unabhängigkeit:alte staatliche
Tradition, Königreich seit 1782;
Thailand ist das einzige Land
Südostasiens, das nie von Kolonialmächten besetzt wurde.
■ Zeitrechnung: In Thailand wird
eine mit dem angenommenen
Todesjahr Buddhas beginnende Zeitrechnung verwendet.
Die Buddhist Era (B.E.) beginnt
543 v. Chr. Das Jahr 2004 n.
Chr. entspricht also B.E. 2547.
Bevölkerung
■ EinwohnerInnen: ca. 62,4 Mio.
(2002)
■ Bevölkerungsdichte: 119,3
Einw./km 2 (Österreich 95
Einw./km2)
■ Bevölkerungszusammensetzung: Thaivölker: 80 %
(Siamesen, Shan und Lao),
12 % Chinesischstämmige,
4 % Malaien, 3 % Khmer. Im NW
an der Grenze zu Myanmar
leben verschiedene ethnische
Minderheiten wie z.B. Meo,
Karen, Akha, Lisu, Mon u. a.
■ Städtische Bevölkerung: 20 %
(2001)
■ Flüchtlinge: 336.000, davon
335.000 aus Myanmar (Ende
2002)
■ Bevölkerungswachstum:1,3 %
(durchschnittl. 1980– 2001);
derzeit 0,9 %
■ Lebenserwartung: 69 Jahre
(2001); 24 % der Bevölkerung
4
sind bis 14 Jahre alt, 70 % gehören zur Altersgruppe der 15bis 64jährigen, 6 % sind 65 Jahre und älter.
■ Säuglingssterblichkeit: 2,4 %
(2001) Kindersterblichkeit:
2,8 % (2001)
■ Sprachen: Staatssprache Thailändisch od. Siamesisch (mit
eigener alphabetischer Schrift);
Handelssprache Englisch; daneben Chinesisch, Malaiisch
und Sprachen der ethnischen
Minderheiten.
Wirtschaft
■ Währung: Baht; 1 € = ca.
48,3399 B
■ Bruttosozialprodukt (2001):
118.450 Mio. US$
■ Bruttoinlandsprodukt (2001):
114.681 Mio. US$; realer Zuwachs 2002: 5,2 %
■ Anteil Landwirtschaft: 10 %;
Industrie: 40 %; Dienstleistungen: 49 %
■ Außenhandel: 2002: Import:
64,31 Mrd.US$ Export: 68,9
Mrd.US$
■ Tourismus: 2002: 10,9 Mio.
Auslandsgäste; Anstieg der
Tourismuseinnahmen um
11,2 % (6,7 % des BIP)
■ Entwicklungshilfe: ist zu 98 %
bilaterale Entwicklungshilfe,
sie ging von 1999 (1.010
Mio.US$) bis 2001 (281
Mio.US$) stark zurück;
Deutschland lag hinter Japan
(das fast 90 % der Gelder gab)
auf Platz zwei. Der Großteil
fließt in Infrastrukturmaßnahmen.
■ Auslandsverschuldung: 59,3
Mrd US$ (Ende 2002)
Soziales und Bildung
■ Erwerbstätigkeit: Mehr als die
Hälfte der Bevölkerung ist in
der Landwirtschaft tätig. 2/3
der Bevölkerung arbeiten in
irgendeiner Weise mit Reis.
Thailand ist das 5. größte Reisanbauland der Welt.
13.1 % der Bevölkerung leben
unterhalb der Armutsgrenze
(2000).
■ Landwirtschaft: 51,3 %; Industrie: 17,7 %; Dienstleistungen:
31 %
© Jean Louis Lemoigne
■ Arbeitslosenrate: 1,4 %
(2002); 70 % der thailändischen Arbeitskräfte bestreiten
ihren Lebensunterhalt in der
„informellen Wirtschaft“: Motorradtaxifahrer, Bauarbeiter,
TagelöhnerInnen, InhaberInnen
von Straßenständen ...
■ Schulwesen: Schulpflicht seit
1921, derzeit 9 Jahre; Von den
eingeschulten Kindern scheidet ein Teil nach wenigen Jahren wieder aus. 87 % der Kinder
wurden in die Primarstufe eingeschult, 56 % in die Sekundarstufe, 22 % besuchten eine
Einrichtung des tertiären Bereichs (1996).
■ Alphabetisierungsrate: 99 %
(2001) Erwachsene Frauen:
94,1 %; Männer: 97,3 %
■ Zugang zu sauberem Wasser:
Stadt 95 %; Land: 81 %
Religion und Kirche
■ Religion: 94,6 % BuddhistInnen des Theravada Buddhis-
Missio • Werkmappe Weltkirche 132 • Thailanda
mus (2000); 4,6 % MuslimInnen (Malaien); 0,7 % ChristInnen (0,4 % KatholikInnen) mit
Schwerpunkt Bangkok und
Norden Thailands. Daneben
Konfuzianismus (zugewanderte ChinesInnen) und etwa
85.000 Hindus und Sikhs
(0,6 % der Bevölkerung)
■ Kirche: Struktur: 279.000 KatholikInnen, 10 Diözesen, 10
Diözesanbischöfe, 3 Titularbischöfe, 763 Gemeinden, 405
Diözesanpriester, 247 Ordenspriester, 124 Diakone, 1.422
Ordensfrauen, 69 Ordensfrauen in Säkularinstituten, 1.847
KatechistInnen
Quellen: Human Development Fact
Sheet for Thailand
(http://hdrc.undp.org.in/); HDR
2003; Munzinger-Archiv/ IH-Länder
aktuell 1/03;
Der Fischer Weltalmanach 2003
und 2004; Statistical Yearbook of
the Church 2001
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Land & Leben
Geschichte Thailands
3600 v. Chr. bis 200 n. Chr.: Baan Chiang Kultur
(berühmte Keramik); um 3000 v. Chr. die wohl
älteste Bronzezeit-Kultur der Welt.
ab ca. 250 v. Chr.: buddhistische und hinduistische Missionierung aus Indien.
800 bis 1431 n. Chr.: Khmer Herrschaft in Nordost-Thailand.
Die Dvaravati Periode (7.–11. Jahrhundert): Das Volk
der Mon errichtete im Norden des Landes das
Dvaravati Königreich.
ab 860 n. Chr.: Beginn der Einwanderung der Thai-Völker
(Lao, Shan und Tai) aus Südchina. Die Einwanderer zerstören die blühenden Reiche der Mon und
Khmer im Einzugsgebiet des Chao-Phraya-Flusses.
Sie übernahmen dabei deren buddhistische Religion und Kultur.
Im 12. Jahrhundert: bildeten sich mehrere siamesische
Fürstentümer und schlossen sich lose zusammen.
Gründung des Königreichs Sukhothai.
Die Sukhothai Periode (1238–1350 n. Chr.): Sukhothai
war die erste Hauptstadt des gleichnamigen Königreiches. In diesem Zeitraum blühte das Leben in
Kultur und Politik. Die Thai-Schrift wurde entwickelt, so wie eine besondere Bauart der Häuser
und Dächer. Noch heute kann man die Ruinen dieser Stadt besuchen.
Die Ayutthaya Periode (1350–1767 n. Chr.): Mit dem
Wechsel der Herrscher wurde auch wieder die
Hauptstadt gewechselt. 400 Jahre herrschten die
Könige in Ayutthaya. Viele Völker aus anderen
Teilen Asiens lebten hier friedlich miteinander.
Reger Handel mit China, Japan, Indien und sogar
aus dem fernen Persien wurde betrieben.
1511: Erste portugiesische Gesandtschaft in Ayutthaya.
1767: wurde Ayutthaya von den Burmesen zerstört.
1782: Gründung der Hauptstadt Bangkok durch Rama I.,
Stammvater der regierenden Chakri-Dynastie.
Siam blieb frei von Kolonialherrschaft.
ab 1820: starker europäischer Einfluss; Freundschaftsverträge mit England und USA.
ab 1875: westlich beeinflusste Reformen: Die Chakri Herrscher passten sich den Veränderungen der Zeit viel
besser an, als es in den Nachbarländern der Fall war.
Sie erlaubten offene Handelsbeziehungen mit anderen Ländern. Dadurch wurde der Staat wohlhabend und das Land blieb frei, während seine
Nachbarstaaten nach und nach unter die Kontrolle
und die Herrschaft europäischer Staaten fielen. Straßen- und Eisenbahnbau, Aufhebung der Sklaverei,
modernes Steuer- und Verwaltungssystem.
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1917: Eintritt in den ersten Weltkrieg auf Seiten der
Alliierten.
1932: Staatsstreich – Der König muss eine neue Verfassung verkünden: Thailand wird konstitutionelle
Monarchie.
1939: Faschistische Militärdiktatur unter Diktator
General Pibul Songkhram.
Er ändert 1945 den Landesnamen von „Siam“ in
„Thailand“ (= „Land der Freien“).
1942: Im 2. Weltkrieg enger Anschluss an Japan, hat aber
an den Kriegshandlungen nicht teilgenommen.
1946: Thronbesteigung König Bhumibols, Rama IX.
1950: König Bhumibol wird gekrönt und heiratet am Tag
seiner Krönung Prinzessin Sirikit (bis dato der am
längsten amtierende König der Welt).
1957: Staatsstreich: Machtübernahme durch Marschall
Sarit Thanarat
1963: Unterstützung der USA im Vietnamkrieg: Militärstützpunkte
1976: Militärputsch: Sturz der demokratisch gewählten
Regierung, Militärjunta
1980–88: Premier General Prem Tinsulanonda, Liberalisierungspolitik
1987/88: Grenzkrieg mit Laos
1988: Wahlen und Rücktritt General Prems
1991: erneuter Putsch des Militärs
1992: Blutige Unruhen gegen die Militärherrschaft, Sturz
der autoritären Regierung; Beginn der Demokratisierung Thailands
1997: Der rasante wirtschaftliche Aufstieg seit Ende der
70er Jahre endet abrupt in der Asienkrise. Chuan
Leekpai (Partei „Pratschathiphat“) wird neuer
Premierminister. Ihm gelingt es, die Wirtschaft des
Landes zu stabilisieren und auf den Wachstumspfad zurückzuführen. Verabschiedung einer neuen, auf demokratischen Grundsätzen aufbauenden Verfassung
6. Januar 2001: Die Parlamentswahlen bescheren der erst
Ende 1998 gegründeten Partei „Thai Rak Thai“
einen überwältigenden Wahlerfolg. Dr. Thaksin
Shinawatra wird Premierminister
Aus: E. Freiwald, Thailand – der 5. Tiger? Textsammlung
für den Unterricht, Toro Verlag, Hamburg 1996
Missio • Werkmappe Weltkirche 132 • Thailand
5
Land & Leben
Thailand nach der Asienkrise
Etwa eine Million EinwohnerInnen, so wird geschätzt, haben während der asiatischen
Finanzkrise Bangkok verlassen, weil sie sich ein Leben in der Hauptstadt nicht mehr leisten
konnten. Die wirtschaftlichen Probleme haben das soziale Klima in einem Land verschärft,
das ohnehin keine staatlichen Absicherungen bietet.
Bangkok – eine explodierende Metropole
© Zerche
„Was soll ich denn sonst machen, auf den Strich gehen?“
Ebenso stolz wie resigniert schleudert mir die junge Frau
den provozierenden Satz ins Gesicht. Sie wohnt am Rande
der großen Slums von Klong Toey in Bangkok. Erst seit
kurzem hat sie sich auf den Handel mit Amphetaminen
eingelassen und verkauft nun die weißen Pillen, um sich
und ihre Familie durchzubringen. Ansonsten müsste sie
ihren Körper verkaufen oder ihre Tochter, was ihr zweifelsohne schon vorgeschlagen wurde.
Seinen Körper zu Markte tragen oder ya ba, wie hier die
Amphetamine heißen, unter die Leute zu bringen, ist für
die Schwächsten der Gesellschaft inzwischen die einzige
Alternative. Denn die Asien-Krise von 1997 ist für viele
noch nicht zu Ende.
Der massive Konsum von Amphetaminen ist neu in Thailand. Er steht symptomatisch für das zerrissene soziale
Netz der Gesellschaft. „Unsere UniversitätsabsolventInnen
finden keine Arbeit, die ArbeiterInnen haben ihre Arbeitsplatzsicherheit verloren, und wer seinen Arbeitsplatz verteidigen konnte, muss viele Überstunden machen. Für die
Ärmsten ist es sehr schwer, sich über Wasser zu halten.“
So skizziert Professor Lae, Arbeitsökonom an der Universität Chulalongkorn, die zugespitzte Lage.
Die Einkommen der Mittelschicht und der ArbeiterInnen
sind um 30 Prozent gesunken und die Lebensbedingun-
8
gen der Ärmsten, die sich in der immensen Schattenwirtschaft durchschlagen, haben sich erheblich verschlechtert.
Ca. 70 Prozent der thailändischen Arbeitskräfte bestreiten ihren Lebensunterhalt in der „informellen Wirtschaft“:
Motorradtaxifahrer, Bauarbeiter, TagelöhnerInnen, Dienstmädchen, InhaberInnen von Straßenständen.
In dieser Situation sind es die Frauen, die für den familiären und sozialen Zusammenhalt sorgen. Sie hatten als
Erste unter der explosiv steigenden Arbeitslosigkeit zu
leiden, die aus dem Zusammenbruch des Finanzsystems
resultierte. Sie wurden schnell aus dem offiziellen Arbeitsmarkt verdrängt. Viele von ihnen sind auf die Straße gegangen, um wie unzählige andere fliegende HändlerInnen,
Obst, Gemüse oder gegrilltes Fleisch feilzubieten. So machen sie ihren Leidensgenossinnen Konkurrenz, die sich
bereits „einen festen Platz“ erobert hatten. Sie alle kämpfen um eine Kundschaft, deren Kaufkraft stetig sinkt, und
arbeiten unter elenden Bedingungen und für einen Hungerlohn.
Für den US-amerikanischen Priester Father Joe, der seit
über dreißig Jahren in Klong Toey lebt, ist die verzweifelte
Lage dieser Frauen Ursache dafür, dass „Substanz und
Moral der buddhistischen Gesellschaft zerstört“ werden.
In allen Elendsvierteln der Hauptstadt ist zu beobachten,
dass die Gemeinschaften und die traditionellen Strukturen der Solidarität zerbrechen. Schon immer hat es in dieser stark ungleichen Gesellschaft Massenarmut gegeben,
auch in den Jahrzehnten mit hohem Wirtschaftswachstum und rascher Industrialisierung.
Begrabene Hoffnungen
In den Achtziger- und Neunzigerjahren hofften die Thais
jedoch, die Unterentwicklung zu überwinden, indem sie
denselben Weg wie zuvor Japan, Südkorea und Taiwan
einschlugen. Mit dieser optimistischen Erwartung standen
sie nicht allein. 1995 hatte die Weltbank prognostiziert,
dass das Königreich bis zum Jahre 2020 zur zehntstärksten Wirtschaftsmacht der Welt aufsteigen könnte. So absurd diese Prophezeiung heute erscheinen mag, damals
war sie nicht unbegründet.
Im Unterschied zu Südkorea und Taiwan erreichte die Entwicklung in Thailand jedoch nicht die kritische Schwelle,
die für einen dauerhaften Aufschwung erforderlich gewesen wäre.
Thailand konnte sich nie völlig aus seiner landwirtschaft-
Missio • Werkmappe Weltkirche 132 • Thailanda
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Land & Leben
lichen Vergangenheit lösen. (Noch heute ist Thailand mehrheitlich ein Agrarland.) Andererseits verfügte es lediglich
über einen primitiven Industriekapitalismus, der gänzlich
auf die Vorgaben des Weltmarkts zugeschnitten war. Die
Abhängigkeit des Landes hat sich in drei Phasen entwickelt: „In den Sechzigerjahren waren wir ein Stützpunkt
für die B52 der amerikanischen Luftwaffe. Wir exportierten vor allem Rohstoffe und Rohprodukte. Im darauf folgenden Jahrzehnt wurde ganz Thailand in einen Montagebetrieb verwandelt. Und dann strömte spekulatives
Kapital aus dem Ausland in unser Land.“ So Pansak
Vinyaratn, der schillernde Berater des neuen Premierministers Thaksin.
Die Entwicklung in Thailand wurde tatsächlich den Bedürfnissen zweier dominierender Volkswirtschaften untergeordnet. Zunächst der amerikanischen Wirtschaftspolitik
zu Zeiten des Kalten Krieges in den Sechzigerjahren, und
dann dem Produktionssystem, das Japan in den Achtzigerjahren in der Region durchsetzte. Die Investitionsströme
aus Japan schufen in der Tat ein neues Produktionsnetz,
drängten allerdings zugleich der thailändischen Wirtschaft
eine enge industrielle Spezialisierung auf und stellten die
Weichen für eine sehr einseitige Entwicklung.
Bereits seit 1996 haben der Textil- und der Elektroniksektor an Schwung verloren, nachdem Länder wie China
auf den Plan traten, wo die Arbeitskosten „konkurrenzfähiger“ waren. Und schließlich hat in den Neunzigerjahren
die fatale Öffnung des Landes für internationale Kapitalströme dazu geführt, dass die Renditeerwartungen internationaler Anleger die Wirtschaft beherrschten. Als dann
1997/98 die Spekulationsblase platzte, war dies der letzte
Akt einer angekündigten Tragödie.
Von dieser Tragödie zeugen die zahlreichen, bizarren Betonskelette, die in der tropischen Feuchtigkeit Bangkoks
langsam verrotten. Sie wurden in all den Jahren des starken Aufschwungs, der ostentativen Bereicherung und der
Immobilienspekulation völlig unkontrolliert und auf Kredit
errichtet. Man sieht sie überall, im Zentrum wie an der
Peripherie dieser zu schnell gewachsenen Metropole. Die
Strategie der Industrialisierung durch Exporte ist am Ende.
weisen auf die Verschwendung öffentlicher Gelder durch
die Vergabe von Krediten an Einzelpersonen. (Bei der Grameenbank in Bangladesh etwa werden Kleinstkredite nur
an Gruppen vergeben.) Die Verwendung der finanziellen
Mittel wird nicht immer genau nachgeprüft. Häufig werden mit dem Geld Schulden bei lokalen Verleihern beglichen.
In vielen Fällen wurden Zweiräder oder Handys erstanden.
Viele Projekte leiden unter den nahezu unvermeidlichen
Verlusten durch Missmanagement und Korruption.
Trotzdem scheint Thaksin bis jetzt mit seiner Wirtschaftspolitik Erfolg zu haben. Zum wiederholten Male
nämlich korrigierten verschiedene Wirtschaftsforschungsinstitute die Wachstumsprognosen nach oben. Der Absatz
von Autos und Handys beispielsweise erreicht monatlich
neue Rekordwerte. Und trotz der hohen Haushaltsbelastung hat Thailand die letzte Tilgungsrate eines Kredits des
Internationalen Währungsfonds bereits zurückgezahlt. Die
Nachfrage durch Verschuldung zu stimulieren und damit
Arbeitsplätze zu schaffen scheint für den Moment auch
für andere asiatische Regierungen noch ein vorbildlicher
Weg.
Thaksin ist in vielfacher Hinsicht typisch für Thailand. Selbst
Dollar-Milliardär und Medienzar, kauft er mit seinem Geld
Provinzbosse und Wählerstimmen. Allmählich jedoch verfliegt die anfängliche Euphorie. Sogar der sonst diplomatisch zurückhaltende König Bhumibol kritisierte in einer
öffentlichen Rede zum Nationalfeiertag den anwesenden
Premier ungewöhnlich scharf. Er prangerte besonders das
engstirnige Wachstumsdenken der Regierung an.
Ca. 70 % der thailändischen
Arbeitskräfte bestreiten
ihren Lebensunterhalt
in der „informellen
Wirtschaft“.
© Zerche
Wirtschaftlich erfolgreich aber autoritär
Offener Ausgang
Die seit 2001 amtierende Regierung unter Ministerpräsident Thaksin Shinawatra weckte bei seiner Wahl hohe Erwartungen. Der in relativer Armut lebenden Bevölkerung
hat Thaksin populäre Reformen in Aussicht gestellt. Er
möchte sie in die Volkswirtschaft integrieren, indem er
einen dreijährigen Schuldenaufschub für die Landbevölkerung und Zugang zu Kleinkrediten gewährt. Knapp
75.000 ländliche und städtische Gemeinden des Landes
profitieren von einem Dorf-Investitionsfonds. Eine Krankenversorgung soll allen BürgerInnen eine Behandlung in
staatlichen Kliniken für lediglich 70 Cent ermöglichen. Maßnahmen wie dies erklären die große Beliebtheit Thaksins
gerade bei Angehörigen der Unterschicht. KritikerInnen
Die aktuelle Situation mag die Thais an ihre Vergangenheit erinnern. Zwar ist das Land im 19. Jahrhundert der
direkten Kolonisierung entgangen, wirtschaftlich jedoch
stand es unter der Herrschaft der Kolonialmächte. Das
heutige Thailand ist alles andere als „das Land der Freien“.
Mühsam kämpft es dafür, wenigstens kleine Handlungsspielräume zu erlangen. Die staatliche Führung versucht
die Kontrolle zurück zu gewinnen. Und auf sozialem Gebiet
ist noch unendlich viel zu tun.
M. Sch.
www.missio.at
aus: P. Golub, Thailands Tragödie, in: Le Monde diplomatique, Juni 2001, S. 21 f; A. Ufen, Geschäftstüchtiger Regierungschef, in: der überblick 4/2002, S. 103 ff
Missio • Werkmappe Weltkirche 132 • Thailand
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Buddhismus
Land der Mönche
Der Buddhismus Thailands im gesellschaftlichen Wandel: Das buddhistische Mönchtum
ist die prägende religiöse Macht Thailands. Aber auch der Buddhismus muss sich
dem gesellschaftlichen Wandel stellen. Manche Mönche sind durch ihren Lebensstil
in die Schlagzeilen geraten. Andere versuchen, aus der buddhistischen Überlieferung
■ Von Georg Evers
soziale Reformimpulse zu entwickeln.
Ausländische BesucherInnen stoßen in Thailand an vielen Stellen
auf den Buddhismus, wenn sie die
Vielzahl buddhistischer Tempel sehen, ihnen in den Morgenstunden
die Mönche auf ihrem täglichen
Bettelgang begegnen und sie bei
der Begegnung mit den BewohnerInnen eine selbstverständliche
Verbundenheit mit Buddha und
seiner Lehre feststellen können.
Der Theravada-Buddhismus, das
heißt der Buddhismus der „Alten
Schule“, und Thailand gehören zusammen.
Die Zahl der Mönche ist immer
noch verhältnismäßig hoch, doch
ist ihr Anteil an der Bevölkerung in
den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. 1927 lag der Anteil der Mönche noch bei 1,7 Prozent, 1998 nur noch bei 0,43 Prozent.
In der Öffentlichkeit ist der Buddhismus in den modernen Medien
350.000 Mönche leben in Thailand – etwa gleich viele wie ChristInnen
© Zerche
durchaus präsent. Es gibt Mönche,
die regelmäßig Beiträge zu Fragen
der Religion, der Ethik, der Erziehung und anderen LeTheravada-Buddhismus
bensproblemen für Zeitungen und Zeitschriften schreiben. Im Fernsehen sind Mönche zu sehen, die religiöse ZeIn Thailand ist der Theravada-Buddhismus, der
remonien abhalten, die Lehre des Buddha auslegen und
Buddhismus der „Alten Schule“ verbreitet. Er verMenschen in existenziellen Fragen beraten. Besondere
steht sich als die „wahre Lehre Buddhas“, die von den
Aufmerksamkeit genießen immer noch die MönchsweiMönchen bewahrt und weitergegeben wird.
hen, wenn junge Thais für mehrere Monate, für ein Jahr
oder auch für immer das Mönchgewand anziehen.
Sangha (Mönchsorden)
Die buddhistischen Klöster spielen immer noch eine wichtige religiöse und gesellschaftliche Rolle, weniger in der
Im Theravada-Buddhismus wird der mönchische Weg
Stadt als in den Dörfern auf dem Land. Neben den direkals der eigentliche, der zur Erleuchtung führt, gesehen.
ten religiösen Aufgaben als Stätte der Buddhaverehrung,
Der Sangha wird in Thailand staatlich kontrolliert. Er
der Meditation und der religiösen Unterweisung dienen
überwacht sowohl die Disziplin innerhalb der Orden als
die Klöster als Gemeindezentrum, medizinische Versorauch die Inhalte der buddhistischen Lehre. Oberhaupt
gungsstelle, Alters- und Armenheim, Rasthäuser und Infordes Sangha ist der König.
Fortsetzung S. 16
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Missio • Werkmappe Weltkirche 132 • Thailand
15
Buddhismus
mationszentrum. Bei den meisten privaten und öffentlichen Feiern und Festen sind Teilnahme und Segen der
Mönche unerlässlich.
Eine Eigenart des Buddhismus in Thailand besteht darin,
dass es zu einer oft überraschenden Symbiose zwischen
traditionellem Buddhismus und der herkömmlichen Volksreligiosität gekommen ist. So gilt es beispielsweise als gefährlich, einen Baum zu fällen, ohne zuvor den „Geist“
(Phi) des jeweiligen Ortes informiert und um Erlaubnis gebeten zu haben. Wer einmal in Thailand gewesen ist, wird
sich an die vielen kleinen Geisterhäuser und Tempelchen
erinnern, die überall zu finden sind und vor denen täglich
Opfer in der Form von Früchten und Weihrauch dargebracht werden.
Trotz der großen und bleibenden Bedeutung des Buddhismus mehren sich im Lande seit einigen Jahren die Stimmen, die dem thailändischen Buddhismus die Fähigkeit
absprechen, auf die Herausforderungen der modernen Zeit
die passenden Antworten zu finden. Den führenden Vertretern des Sangha wird vorgeworfen, die Besonderheit
des Theravada-Buddhismus als „Lehre der Alten“ dahingehend missverstanden zu haben, dass sie Treue zur Tradition mit Starre und Unbeugsamkeit verwechseln und
sich gegen jeden Wandel stemmen.
Weiterentwicklung der buddhistischen
Tradition
In der traditionellen Sicht gilt es als ausgemacht, dass der
Buddhismus eine eher weltabgewandte Religion darstellt,
der es um die Befreiung des Menschen aus der Verstrickung seines Karma geht und die sich wenig um eine Veränderung der Lebensbediungen, um soziale Gerechtigkeit
und soziales Engagement kümmert. In Thailand war der
buddhistische Sangha lange kein Faktor für gesellschaftliche Veränderungen. Doch gibt es seit einigen Jahrzehnten eine starke Gegenbewegung, die in Rückkehr zu den
alten Idealen des Buddhismus, den Einsatz in der Gesellschaft, als Wesensmerkmal der Lehre des Buddha wieder
entdeckt und entsprechende praktische Konsequenzen gezogen hat.
Fortsetzung S. 17
Welche Antworten findet der thailändische Buddhismus auf die Herausforderungen der modernen Zeit?
© Zerche
Hauptrichtungen des Buddhismus
Theravada – „Kleines Fahrzeug“
Sri Lanka, Thailand, Laos,
Burma, Kambodscha
Der „Weg der Alten” nimmt für sich
in Anspruch, die Lehre des Buddha
unverfälscht erhalten zu haben.
Ideal: Arhat, Erleuchteter,
der das Heil nur für sich erlangt.
Die Welt muss überwunden werden.
16
Mahayana – „Großes Fahrzeug“
©†
China, Vietnam, Korea, Japan;
in Tibet, Nepal: Vajrayana („Diamantenes Fahrzeug“)
©†
Wird von den AnhängerInnen als Entfaltung
der Lehren des Buddha verstanden, die zur
„Vollkommenheit der Erkenntnis“ führt.
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Ideal: Bodhisattva: Erleuchteter,
der das Heil allen Wesen bringen will.
Die Welt soll erlöst werden. Ethik des Mitleidens.
Schriften: Pali-Kanon (Pali war ein indischer
Dialekt zu Zeiten Buddhas): Sammlungen von
Lehrsätzen, die Buddha zugeschrieben werden
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Schriften: Sutras: neue Lehrsätze,
die Buddha zugeschrieben werden
Trennung in Mönche und Laien
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Mönche und Laien sind gleichgestellt
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Buddhismus
In Thailand steht am Beginn der Reformbewegung des Buddhismus Ajahn Buddhadasa Bhikkhu (1906–1993). Er galt
wegen seiner reformerischen Ideen eher als Außenseiter,
aber mit seiner großen Ausstrahlungskraft, den vielen Vorträgen und Publikationen hat er viele dazu bewegt, sich in
der Gesellschaft zu engagieren. In seinem Kloster „Garten
der Befreiung“ (Wat Suan Mokh) in Surat Thani hat Buddhadasa versucht, eine buddhistische Form des Sozialismus
(Dhammic Socialism) zu entwickeln, um deutlich zu machen,
dass die Lehren des Buddhismus durchaus soziale, wirtschaftliche und politische Dimensionen haben. Gemeint ist
eine grundsätzliche Einstellung, die das Augenmerk auf Verbundenheit und gegenseitige Abhängigkeit der Menschen
untereinander und mit der Natur lenkt, die immer den Vorrang vor den Interessen des Einzelnen haben sollten. Dabei
sollen die ethischen Grundsätze des Buddhismus helfen, die
Selbstsucht zu zügeln und verhindern, dass andere aus egoistischen Motiven ausgebeutet werden.
Aufgegriffen und umgesetzt wurden die Ideen Buddhadasas von Sulak Sivaraksa (geb. 1933). Zusammen mit dem
vietnamesischen Buddhisten Thich Nhat Hanh gründete
er 1989 eine internationale Bewegung von Buddhisten
(International Network of Engaged Buddhists), die sich in
gesellschaftlichen Fragen engagieren wollen.
Eine neue Form des Klosterlebens
Soziales Engagement zeigen aber nicht nur die Gruppen,
die zum „Reform-Buddhismus“ gezählt werden, sondern
auch viele buddhistische Klöster und Einzelpersonen im
„Mainstream“. Ein wichtiges Feld ist hier die Betreuung
von AIDS-Kranken, deren Zahl in Thailand immer noch
stark im Wachsen begriffen ist. Oft angestoßen durch
christliche Initiativen hat eine Reihe von buddhistischen
Klöstern damit begonnen, AIDS-Kranke aufzunehmen und
sie auf ihrem Leidens- und Sterbensweg zu begleiten. Auch
an einer anderen Schwachstelle der thailändischen Gesellschaft, der weit verbreiteten Drogensucht, gibt es buddhistische Gruppen, die sich der Drogenabhängigen annehmen
und ihnen durch medizinische Behandlung, aber oft auch
Fortsetzung S. 18
Die ersten Mönchinnen
In Thailand sind Nonnen seit mehr als 300 Jahren ein
wichtiger Teil der buddhistischen Religionsgemeinschaft.
Dennoch genießen sie nicht die gleichen religiösen Rechte wie die Mönche. Allmählich regt sich Widerstand.
Der Rat des geweihten buddhistischen Klerus (Sangha)
betrachtet die auf 14.700 geschätzten Mai Chi, wie sich
die Jüngerinnen Buddhas nennen, nicht als gleichwertige Mitglieder. So ist es ihnen nicht erlaubt, die Lehren
von Buddha zu interpretieren, sie zu unterrichten oder
religiöse Rituale durchzuführen. Sangha akzeptiert die
Nonnen lediglich als Schülerinnen des Glaubens. Konkret bedeutet diese, dass sie innerhalb der Kirchenhierarchie Thailands, wo 95 Prozent der Bevölkerung Buddhisten sind, eine untergeordnete Stellung einnehmen.
Frauen werden in Thailand nicht zu Novizinnen geweiht.
Wenn sie Buddha folgen wollen, bleibt ihnen keine andere Wahl als lebenslang Nonne zu werden. Männer
hingegen haben die Option, sich für eine kurze Zeit zu
Novizen ordinieren zu lassen.
Von ordinierten Mönchen wird erwartet, dass sie fünf
religiösen Grundsätzen und 227 weiteren buddhistischen
Regeln folgen. Nonnen brauchen sich lediglich an zehn
Grundsätze und 80 Regeln zu halten. Dass von Mönchen
ein höherer ethischer Standard erwartet wird, ist für viele
Nonnen ein weiterer Hinweis darauf, dass sie einen niedrigeren Stellenwert als Mönche haben: Sie kochen und
putzen für die Mönche. Sie essen nicht an ihrer Tafel.
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Doch inzwischen suchen die Nonnen nach Mitteln und
Wegen, um ihren Status zu verbessern. Sie sehen sich in
anderen buddhistischen Ländern wie Sri Lanka um, wo
in Übereinstimmung mit der buddhistischen TheravadaTradition Frauen durchaus den Mönchen gleichgestellt
sind.
Aus: Chayanit Poonyarat, Die ersten Mönchinnen, in: Südwind-Magazin, November 2002, Nr. 11, S. 27.
Ein weiter Weg zur Gleichberechtigung
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Buddhismus
durch Hinführung zu Formen der Meditation und Spiritualität Wege aus der Abhängigkeit zu zeigen versuchen.
Das Thamkrabok Kloster, etwa 140 km nördlich von
Bangkok gelegen, hat beispielsweise eine eigene Website,
in der Drogenabhängige eingeladen werden, die von diesem Kloster auf Heilkräuterbasis entwickelte Form einer
Entgiftung zu versuchen, die sich auf buddhistische Glaubensüberzeugung und Prinzipien stützt, aber für Menschen aller Religionsüberzeugungen offen ist.
Daneben ist eine andere Form des buddhistischen Klosterlebens entstanden. Viele Klöster haben von der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes profitiert und sind
wie große Geschäftsunternehmen organisiert. Immer höhere Spenden der Gläubigen haben ihnen die Mittel gegeben, die Tempel immer prächtiger auszubauen. Auf die
Mönchsdisziplin hatte diese Entwicklung ziemlich negative Auswirkungen. Viele Mönche gewöhnten sich daran,
sich von den Wohlhabenden zu Festen und Feiern einladen zu lassen, reiche Sachspenden entgegen zu nehmen
und die Gelübde sexueller Enthaltsamkeit zu vernachlässigen. In den letzten Jahren häufen sich Skandale, in denen buddhistische Mönche die Hauptrollen spielen. Die
Vergehen einiger Vertreter des Mönchstandes führten dazu,
dass in der Öffentlichkeit generell das Leben der Mönche
kritischer gesehen wird und ihre einst unangefochtene
Stellung zunehmend abgenommen hat. Der Eindruck entstand, dass viele Klöster und Mönche auf Kosten der Gesellschaft leben und nicht oder kaum bereit sind, sich für
die Armen und Bedürftigen einzusetzen.
Religion und Staat
18
Der Konflikt machte deutlich, dass die Rolle des Buddhismus und des Sangha innerhalb der demokratischen Gesellschaft in Thailand einer Klärung bedarf. Die offiziellen
Gremien des etablierten Buddhismus versuchen, alle Privilegien zu bewahren. In diesem Bestreben kommt ihnen
die Krise des Mönchtums äußerst ungelegen. Die Reformkräfte im Sangha dagegen sind noch nicht stark genug, ihr neues Verständnis von der sozialen Verantwortung des Buddhismus wirkungsvoll und überzeugend für
die breite Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Aus: Georg Evers, Land der Mönche. Der Buddhismus Thailands im gesellschaftlichen Wandels, in: Herder Korrespondenz 56, 5/2002, S. 242-246
Meditation
Meditation hat im Buddhismus einen hohen Stellenwert. Sie
ist im Achtfachen Pfad niedergelegt. „Rechtes Gedenken“ ist
die Achtsamkeit auf Körper und Geist. Zu Beginn konzentriert
sich der/die Übende auf die Atmung: Er/Sie nimmt wahr, wie
er/sie aus- und einatmet, ob es lang oder kurz ist.
Danach konzentriert man sich auf andere Körperfunktionen,
dann auf das innere Erleben.
Die Atmung ist auch in der christlichen Meditation ein
wesentliches Element, um innerlich ruhig zu werden, um ganz
bei sich zu sein und sich auf Gott hin öffnen zu können.
Im Folgenden eine Einstiegsübung zur Meditation:
Die Könige des letzen Jahrhunderts bemühten sich in Thailand angesichts der Bedrohung der staatlichen Eigenständigkeit durch den Westen und Japan um den Aufbau eines zentralistischen Staates. Dem Buddhismus kam dabei
ein wichtiger Ordnungsfaktor zu. Über ein vom Staat eingerichtetes Bildungssystem für Mönche und die Einführung eines „Obersten Sangha-Rates“ sicherten sich König
und Regierung einen großen Einfluss auf alle wichtigen
Entscheidungen. 1932 wurde der König zum Oberhaupt
des Sangha, der Mönchsorden.
Atempause
Wie die vorausgegangenen Verfassungen hält auch die
neue thailändische Verfassung vom 11. Oktober 1997 an
einer grundsätzlichen Trennung von Religion und Staat
fest. Auch wenn der König laut Verfassung Buddhist sein
muss, wurde der Buddhismus trotz einer massiven Kampagne der buddhistischen Mönche nicht zur Staatsreligion
erklärt. Im Jahr 2001 erregte dann die Gesetzesvorlage zur
Schaffung eines Ministeriums für „Erziehung, Religion und
Kultur“ heftigen Protest seitens der Buddhisten. Sollten
doch Laien und Mitglieder aller in Thailand anerkannten
Religionen im Entscheidungskomitee vertreten sein. Somit würden eventuell auch Nicht-Buddhisten in die Belange des Sangha hineinreden können.
Mögliche Fortführung und Variation
Nach dem Ausatmen entsteht eine kleine Pause, bevor der
neue Atem kommt. Spüre diesen Augenblick der Ruhe in dir!
Vielleicht kannst du dich darin für einen winzigen Augenblick
niederlassen, gleichsam hineinsetzen.
Wenn keine Atemluft mehr in dir ist, geschieht das Einatmen
ganz von selbst. Begleite diesen Vorgang mit deiner Aufmerksamkeit!
Öffnet bei dieser Übung die Fenster.
Stelle oder setze dich bequem hin und atme hörbar und möglichst ganz aus. Nimm in dieses Ausatmen alles mit, was du
jetzt loswerden möchtest, was du gerade nicht mehr brauchen kannst: Müdesein, Anspannung, persönlichen Ärger,
Gedanken, die dich plagen, Gefühle, die dich beinträchtigen.
Lass soviel frische Luft wieder ein, wie Platz hat – ohne zu
pressen und zu pumpen! Je mehr Altes du ausatmest, desto
mehr Neues hat Platz.
Aus: L. Rendle/L. Kuld/U. Heinemann/B. Moos/A. Müller, Ganzheitliche Methoden im Religionsunterricht. Ein Praxisbuch,
Kösel, München 1996, S. 29.
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Kirche
Eine Mikro-Kirche
Katholische Kirche in Thailand: Sie sind nicht Buddhisten, überwiegend auch nicht Thais.
Dennoch sind sie ThailänderInnen, die gut 300.000 ChristInnen: Sie sind Angehörige der
Bergvölker der Karen und Hmong sowie Einwanderer aus China, Vietnam und Laos.
■ Von Maria Schelkshorn-Magas
Das Erbe
Die erste dauerhafte Missionstätigkeit
begann in Siam im Jahr 1662 mit der
Arbeit der „Foreign Missions Society
of Paris“, allen voran verbunden mit
dem Namen Monsignore de la Motte.
Mission in Thailand ist also über dreihundert Jahre alt. In der Geschichte
des Christentums in Thailand gibt es
einige Fakten, die bis heute Gültigkeit
haben:
Das auffälligste Merkmal ist, dass die
ersten Getauften im Land keine SiamesInnen waren, sondern Flüchtlinge
oder ImmigrantInnen aus den benachbarten südostasiatischen Ländern. Diese KatholikInnen lebten am Rande der
thailändischen Gesellschaft, obwohl sie
AsiatInnen waren oder Nachkommen
portugiesischer Kaufleute.
Auch Monsignore de la Motte selbst
war nicht gesandt worden, um das
Königreich Siam zu evangelisieren,
sondern um ein Priesterseminar aufzubauen, wo ChinesInnenen und
VietnamesInnen für ihre Heimatländer Thailändische Bibelmalerei: Die Speisung der Fünftausend.
© Zerche
ausgebildet werden konnten. Er gründete ein berühmtes Seminar, das „General College“. Haupthen sie den Buddhismus, nicht andere Religionen. Es
ziel war vorerst die Priesterausbildung, nur in zweiter Linie
herrschte die landläufige Meinung, dass Thais nicht Chrisging es um die Evangelisierung des Volkes. Der Klerus des
tInnen werden konnten, ohne die Thai-Gesellschaft zu ver„General College“ versammelte zwar eine kleine katholilassen.
sche Gemeinde um sich, die langsam wuchs, aber die KonBuddhisten waren dem Christentum gegenüber nur sovertiten waren wie zuvor Nicht-Thais.
lange tolerant, als sich die Missionstätigkeit der Kirche auf
Bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts hat es nie
Angehörige anderer Völker beschränkte. Dort, wo sich eine
mehr als einige tausend KatholikInnen im Land gegeben.
Allianz der Kirche von Siam zu den großen Westmächten,
Heute leben etwa soviele ChristInnen wie buddhistische
allen voran Frankreich, zeigte, fürchtete man um die UnMönche im Land. Wir sprechen also von einer Mikroabhängigkeit des Landes. Die Tatsache, dass in anderen
Kirche, die nur beschränkten gesellschaftlichen Einfluss
asiatischen Ländern wie z.B. den Philippinen, das Chrisauf das Land hat.
tentum gemeinsam mit der Kolonialmacht ins Land gebracht wurde, vergrößerte die Vorbehalte.
Der Verdacht, dass Evangelisierung die Souveränität des
Spannungsreicher Dialog
Landes gefährde, wird bis heute als Argument vorgebracht.
Unter Theravada Buddhisten hatte die Missionstätigkeit
Es scheint notwendig, dass die Kirche sich von diesen hisvon Anfang an wenig Erfolg.
torischen Bürden befreit und auch von dem Stigma, eine
Thais sehen ihre Kultur auf drei Säulen ruhen: dem Köfremde Religion zu sein.
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nig, der Religion und der Nation. Unter Religion verste-
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Kirche
Christentum eine fremde Religion
© Zerche
Das Christentum wendet sich als Minderheitenreligion auch
heute vornehmlich den Nicht-Thai Minderheiten zu. Die
meisten KatholikInnen sind vietnamesischer, laotischer
und chinesischer Herkunft oder Angehörige der ethnischen Minderheiten der Karen und Hmong im Norden des
Landes. Das Christentum wird immer noch als eine Religion von und für AusländerInnen betrachtet. ThailänderInnen, die ChristInnen sind, werden oft als Fremde angesehen und als VerräterInnen am thailändischen Erbe.
Erst vor wenigen Jahren bezeichnete die Regierung in einem Statement erstmals ChristInnen auch als ThailänderInnen. Es war dies das erste Mal, dass das Adjektiv Thai auf
AnhängerInnen einer nicht-buddhistischen, „fremden“
Religion angewandt wurde.
Die katholische Kirche ist vor dem Gesetz voll anerkannt,
es herrscht Religionsfreiheit im Land. Das Verhältnis
zwischen BuddhistInnen und der katholischen Kirche ist
offiziell gut. Der Kontakt zwischen den Religionen ist aber
beschränkt auf die dekorative Gegenwart von buddhistischen Vertretern bei offiziellen christlichen Anlässen.
Sicherlich war und bleibt das Miteinander der Religionen
nicht ohne Spannungen. Der Versuch der ChristInnen, sich
in der Kultur des Landes zu verwurzeln, wird von buddhistischer Seite argwöhnisch betrachtet. Noch reizen z. B. Kirchen im Pagodenstil zu scharfer Auseinandersetzung innerhalb und außerhalb der Kirche. Im Dialog mit dem Buddhismus hat die Kirche auch deshalb stärker die sozialen
Aspekte wie Erziehung und Entwicklung betont.
Der Beitrag der katholischen Kirche zum Bildungs- und
Gesundheitswesen des Landes wird sehr geachtet, zumal
ihre Institutionen auch BuddhistInnen dienen. Seit dem
19. Jahrhundert eröffneten christliche Missionen zahlreiche Schulen im Land und führten moderne Erziehung und
Der Versuch von ChristInnen, sich in der Kultur
des Landes zu verwurzeln, wird von buddhistischer Seite argwöhnisch betrachtet.
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Sprachunterricht ein. Die Kinder Adeliger und leitender
Beamter erhielten hier eine Erziehung im westlichen Stil,
deren Vorzüge von der Thai-Elite bald erkannt wurde.
Gemeindeleben
Es scheint, dass das zahlenmäßige Wachstum der Kirche in
Thailand Hand in Hand geht mit dem Anwachsen der Bevölkerung. Der prozentuelle Anteil an der Gesamtbevölkerung
bleibt seit Jahrzehnten mit ca. 0,4 Prozent gleich niedrig.
Es gibt zweifellos eine Reihe von Gründen, die die eher
passive, obrigkeitshörige Haltung vieler KatholikInnen erklären können. Mit Ausnahme einiger Gruppierungen verharren die meisten Gemeinden in einer Passivität, die alle
Impulse von oben erwartet. Katholische Gemeinden standen immer in einer gesellschaftlichen Randposition, das
erklärt zum Teil ihre Zurückgezogenheit.
Zudem sind auch KatholikInnen geprägt von ihrer asiatischen Kultur, die in besonderer Weise die Lehre der Tradition und den Meister einer Lehre betont. Der höchste
Wert bleibt Selbstdisziplin: Man kann zum Glück anderer
nur beitragen, indem man selbst ein besserer Mensch wird.
Das Ideal bleibt also ein innerlicher Prozess, nicht beeinflusst durch die Wirren der Geschichte. Betrachtet man die
pastorale Arbeit im Ganzen, bekommt man den Eindruck
einer Kirche, die nur schwer ihre traditionellen Wege verlassen kann.
Gegenwärtige Herausforderungen
Dabei sind die gesellschaftlichen Herausforderungen,
denen sich auch die Kirche stellen muss, zahlreich:
■ MigrantInnen, die ihre Dörfer verlassen und die Armenviertel der industrialisierten Zonen bevölkern
■ die Armen – ob es sich um Bauern, ArbeiterInnen oder
Arbeitslose handelt
■ das Drogenproblem, sowohl der Drogenhandel als auch
der verbreitete Drogenkonsum, der sich mit rasanter
Geschwindigkeit unter Jugendlichen in allen Bevölkerungsschichten ausbreitet
■ die landesweit gegenwärtige Prostitution
■ die Probleme der HIV-Positiven und AIDS-Kranken
Viele Priester, Ordensfrauen und Laien arbeiten bereits in
diesen Problembereichen. Kamillianer und Franziskaner
haben Zentren für Aidskranke und Rehabilitationszentren
für Drogenabhängige errichtet. Die „Schwestern vom Guten
Hirten“ setzen sich im ganzen Land für Prostituierte ein.
Freiwillige der „Enfants du Mékong“ helfen den Kindern der
Ärmsten, besonders unter den Bergvölkern im Norden.
Seit 1978 setzt sich das von der thailändischen Caritas gegründete „Catholic Office for Emergency Relief and Refugees“ für Flüchtlinge aus Kambodscha, Vietnam und
Laos ein.
Aber bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die meisten
dieser Initiativen von ausländischen MissionarInnen gesetzt wurden.
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Kirche
Wo kultureller Identitätsverlust droht, hilft der christliche Glaube den Karen, ihre Gemeinschaft zusammenzuhalten.
Heute da Kommerz, Korruption und katastrophale Umweltschäden das Land plagen, kommt es immer mehr auf
einen konstruktiven und engagierten Dialog zwischen
ChristInnen und BuddhistInnen an. Das katholische
„National Research Center for Culture and Religion“ in
Samphran dient diesem Ziel. So können ChristInnen von
BuddhistInnen ein besonderes Gespür für alles Lebendige sowie Hochachtung vor Eltern und Älteren lernen.
Reformbuddhisten sind in ihrem sozialen Engagement, in
der Sorge für Kranke und Entrechtete, stark von ChristInnen beeinflusst worden.
Aus: Fr. P. S. Niphon SDB, The Catholic Church in Thailand,
in: http://lox1.loxinfo.co.th/~sniphon/catholicchurch.html;
R. Kern, Thailändische Christen, in: Sympathiemagazin Nr.3,
Thailand verstehen, S. 14;
J. Dantonel, L‘ Église de Thaïlande, hrsg. v. Missionnaires
de Paris, 1997
Auflösung des Rätsels von Seite 20
Waagrecht: 1. Tak Bat, 2. Phi, 3. Meditation, 4. Erleuchteter,
5. Pali-Kanon, 6. Sulak Sivaraksa, 7. Sangha, 8. Buddha, 9. Wat Suan Mokh
Senkrecht: Theravada
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Die Kirche bei den Karen
Die Karen gehören zur Minderheit der „Hilltribe People“,
die im Grenzgebiet zwischen Thailand und Myanmar
(Burma) heimisch sind. Sie sind die größte Gruppe unter
den verschiedenen Bergvölkern der Region. Etwa
250.000 von ihnen leben auf thailändischem Gebiet,
7 bis 8 Millionen jenseits der Grenze in Myanmar.
In den letzten vierzig Jahren bildete sich bei den Karen
eine basisnahe Kirche, die die Menschen und ihre von
der thailändischen Kultur grundlegend verschiedene
Lebensweise ernst nimmt. Schulen und Ausbildungszentren entstanden.
Gerade heute kommen immer mehr Karen mit der Welt
der Thais in Berührung. Viele Junge müssen ihre Bergregion auf der Suche nach Arbeit verlassen. Bildungsarbeit ist daher besonders wichtig.
Wo kultureller Identitätsverlust und wirtschaftliche
Armut drohen, hilft der christliche Glaube den Karen,
ihre Gemeinschaft zusammenzuhalten.
Die Kirche der Karen ist eine gemeinschaftliche Kirche,
in der der Glaube nicht individualistisch, sondern in
Familien, Gruppen und liturgischen Feiern seinen Ausdruck findet.
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