STUDIE Das IVMP hat die Zufriedenheit der Apotheker mit dem Außendienst der kosmetischen Industrie untersucht Nähe zum Kunden suchen V om wachsenden OTC-Markt profitiert auch die Apothekenkosmetik. Wie IMS Health Anfang 2016 berichtete, wechselten 2015 rezeptfreie Produkte im Wert von 12,4 Milliarden Euro – davon 48 % Nicht-Arzneimittel – den Besitzer. Kosmetik und Körperpflegeprodukte machten davon 23 % aus. Dabei haben es diese Produkte nicht immer leicht – sind kosmetische Waren doch auch außerhalb der Offizin zu haben. Unter diesen Vorzeichen spielt der Apotheken-Außendienst eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, welche Produkte im Freiwahl-Bereich an welcher Stelle platziert sind. Bei einer bundesweiten telefonischen Befragung von 115 Apotheken durch das Bensheimer Institut für Vertrieb und Marketing im Pharma-Markt (IVMP) zur Vertriebs- und Vermarktungsleistung von Apothekenkosmetik erreichte Pierre Fabre den ersten Platz. >> Im Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute wurde die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2016 auf 1,9 % erhöht. Diese Zeit höchster Einkommenserwartung der Verbraucher seit der Wiedervereinigung, wie der GfK Konsumklimaindex im Mai dieses Jahres angab, bietet für den Absatz von Apothekenkosmetik günstige Rahmenbedingungen. In der MarketingUnterstützung top Dem Benchmarking des IVMP liegt eine telefonische Befragung im Herbst dieses Jahres von 115 Apotheken zugrunde, deren Teilnehmer eine Bewertung der Vertriebs- und Vermarktungsleistung von acht Unternehmen vornehmen sollten, die im Bereich Apothekenkosmetik unterwegs sind. In den sechs abgefragten Kategorien • Fachliche Kompetenz des Außendienstmitarbeiters, • Kommunikation und Kooperation des Außendienstmitarbeiters • Nutzen des Außendienstbesuchs für die Apotheke • Marketing und Vkf-Unterstützung • Abverkaufswirkung der Marketing- und Vkf-Maßnahmen • Schulungs- und Weiterbildungsangebote konnte sich Pierre Fabre vor allem in der Marketing-Unterstützung und der vertrieblichen Betreuung behaupten, sodass der Dermokosmetik-Hersteller nach Angaben des 22 pharma R E L AT I O N S 12/16 IVMP auf einen Sales Performance Index (SPI) von 70 % kommt. Das nach eigenen Angaben weltweit zweitgrößte Dermokosmetik-Unternehmen und zugleich zweitgrößter privater Pharmakonzern Frankreichs, kann sich damit vor L‘Oréal und Weleda platzieren, die mit einem Wert von 68 % knapp dahinter liegen. Dass der Außendienst nicht immer das beste Standing bei den Apothekern hat, manifestiert sich in der Tatsache, dass im OTCBereich durchschnittlich 36 % der Besuche als überflüssig bewertet werden. Etwas günstiger scheinen da die Voraussetzungen für die kosmetische Industrie zu sein, deren Besuche man zu „nur“ 25 % für unnötig hält. Geringe Wertschätzung In Apotheken, die spezielle Kosmetikberaterinnen beschäftigten, sei die Wertschätzung des Außendienstes größer, stellt Thomas Pielenhofer, Geschäftsführer der UGW Consulting GmbH Wiesbaden und Partner des IVMP, fest. Darüber hinaus sei „die Vertriebs- und Vermarktungsleistung von Unternehmen im Vertriebskanal Apotheke sehr stark davon abhängig, welchen Nutzen bzw. Mehrwert die Industrie dem Apotheker im Hinblick auf sein Geschäft bieten kann“, führt Pielenhofer aus. Dabei zeige sich das Angebot an Marketinginstrumenten der Industrie für die Apotheke in der Regel umfangreicher als der Bedarf und die Gesamtergebnis Vertriebsbenchmarking der kosmetischen Industrie in der Apotheke 2016 Kapazitäten der Apotheken, stellt Pielenhofer fest. Hinzu komme die unterschiedliche Interessenlage der Marktpartner: dem Apotheker gehe es um eine kurze und prägnante Vermittlung von Informationen, der Industrie häufig um eine umfassende Schulung über die unternehmenseigenen Produkte und Sortimente. Umdenken ist gefragt Diese Aspekte scheinen bei den nächstplatzierten Unternehmen Beiersdorf und Johnson&Johnson (jeweils 63%) sowie Galderma mit einem SPI von 60 % noch ausbaufähig zu sein. Vielleicht liegt dies auch an der oft festzustellenden historisch bedingten Steuerung des Außendienstes nach Hineinverkaufs- (Sell-in-)Aspekten, die Thomas Pielenhofer lokalisiert. „Hier muss ein Umdenken stattfinden“, fordert er und erklärt, dass anstelle des Hineinverkaufs immer mehr der Abverkauf (Sell-out) im Vordergrund stehe. Statt der Einzelmarke solle jedoch der Ausbau der Warengruppe beziehungsweise Kategorie stärker in Betracht gezogen werden, schlägt er vor und ist sich außerdem sicher, dass der Shopper an sich „mehr und mehr eine Rolle spielt“. Diesen Trend konnte der Geschäftsführer bereits Ende 2013 in der Studie „apo-SCAN“, gemeinsam durchgeführt mit Produkt + Markt und „Pharma Relations“, belegen. Darin wurden sieben verschiedene Shopper-Typen identifiziert und charakterisiert. „Die Apotheke muss im Zusammenspiel mit der Industrie umdenken: hin zum Kunden“, ist STUDIE/NEWS die Marschrichtung für Pielenhofer klar und er identifiziert hier noch einen gewissen Nachholbedarf im Apothekenmarkt. Dabei hat ebenso eine Studie von GS1 Germany und der Hochschule Rhein Main schon 2013 die Relevanz des Themas gezeigt, da 70 % der Kaufentscheidungen von FMCG (Fast Moving Consumer Goods) Produkten am Point of Sale getroffen werden. Das Ziel von Shopper-Marketing sei, so definiert die das Forschungsprojekt begleitende Prof. Dr. Susanne Czech-Winkelmann von der Hochschule Rhein Main in einer Projektbeschreibung, brachliegende Umsatz- und Ertragspotenziale im Handel zu heben, Wertschöpfung und Markenwert für Händler und Hersteller zu steigern und dabei gleichzeitig die Bedürfnisse der Shopper zu befriedigen. Im Ergebnis soll laut CzechWinkelmann durch Shopper-Marketing nicht nur eine nachhaltige und profitable Hersteller-Handelbeziehung aufgebaut und gefestigt werden, sondern darüber hinaus auch das Kategoriewachstum des betreffenden Händlers ausgebaut werden. Der Shopper werde nämlich dauerhaft bevorzugt bei dem Händler einkaufen, der es versteht, das Interesse des Shoppers für seine entsprechende Warengruppe zu wecken. Insofern sei Shopper-Marketing auch eine wirksame Initiative zur Verbesserung der Kooperation zwischen Herstellern und Händlern. Diskrepanz zwischen Ost und West Dass dies not Tut, zeigt die bereits oben dargelegte kritische Einstellung der Apotheker gegenüber des Außendienstbesuchs, der sich den Untersuchungsergebnissen zufolge mit 27 % besonders deutlich im Westen manifestiert, während nur 13 % der Apotheker in Ostdeutschland den Nutzen des Außendienstes kritisch einschätzen. „Diese Diskrepanz haben wir so nicht erwartet“, zeigt sich Pielenhofer überrascht. „Wenn man unterstellt, dass eine ähnliche Apothekenbetreuung in Ost und West durch die kosmetische Industrie stattfindet, kann man daraus ableiten, dass westdeutsche Apotheker deutlich höhere Anforderungen an die Außendienstbetreuung stellen als die Apotheker im Osten“, versucht Pielenhofer das Ergebnis zu deuten, weist jedoch selbst auf den spekulativen Charakter dieser Aussage hin. Und so könnten wohl auch die mit einem SPI von 55 % auf dem 8. Platz liegenden Unternehmen Dr. Wolff und Sebapharma weiter vorne – vielleicht sogar auf dem heiß umkämpften Platz auf der Ladentheke – landen, optimierten sie diverse Strukturen. Welche genau das sein könnten, will IVMP (www.ivmp.net) gemeinsam mit der IDV GmbH in einem Expertenkreis am 6. Dezember in Bodenheim erörtern. << Unterschiede zwischen Ost und West bei der Zufriedenheit mit dem Außendienstbesuch „doc“ setzt auf Gefühl >> Hermes Arzneimittel setzt bei der neuen Kampagne für „doc Ibuprofen Schmerzgel“ auf ganz viel Emotion und auf das wohl größte Gefühl: Die Liebe. Mit dem Welthit „How deep is your love“ von den Bee Gees demonstriert „doc“, wie gut es sich anfühlt, sich wieder schmerzfrei bewegen zu können. Die neuen TV-Spots laufen ab sofort auf ARD, ZDF und Sat.1 und werden von einer Printkampagne sowie einem neuen POS-Auftritt in Apotheken begleitet. Die „doc“Tiefenwirkung geht Schmerzen auf den Grund, so dass Verwender voller Überzeugung und Dankbarkeit sagen: „‚doc‘, ich liebe dich!“. Umgesetzt wurden die TV-Spots von der Stuttgarter Filmproduktion Schokolade mit dem Regisseur Richard Caesar. Damit zeigt das Team der Schmittgall Gruppe aus Stuttgart nun, womit sie im Spätsommer den mehrstufigen Strategie- und Kreativpitch rund um die Marke „doc“ für sich entscheiden konnte. Geschäftsführer Wolf Stroetmann: „Gerade Intensivverwender haben eine tief emotionale Beziehung zu ihrem Schmerzmittel, es ist ja eine Art Lebensbegleiter, quasi eine Versicherung. Diesen insight und dieses tiefe Gefühl wollten wir aufgreifen und für ‚doc Ibuprofen Schmerzgel‘ kapitalisieren“. << Echte Frauen und echte Geschichten >> Manchmal hält das Leben Herausforderungen bereit, die nicht so einfach zu bewältigen sind. Man befindet sich in einer Lebenskrise, leidet unter einem vorübergehenden Belastungssyndrom, ist noch handlungsfähig, aber merkt, dass die innere Stärke nachlässt. Vor allem sind es Frauen im Alter von 50 bis 65 Jahren, die betroffen sind. Für solche Situationen gibt es seit 60 Jahren „Sedariston Konzentrat“ mit Baldrian und Johanniskraut von Aristo Pharma. Peix Healthcare Communication hat nun für das Produkt eine Relaunchkampagne mit integriertem Kommunikationskonzept für Endverbraucher, Ärzte und Apotheker entwickelt. Die Aufgabe bestand darin, neben der Modernisierung und dem Schärfen des Markenprofils auch die nachweisliche Wirksamkeit von „Sedariston“ zu kommunizieren. Die Tonalität der Botschaften sollte klar und deutlich, aber auch aktivierend sein. Zudem sollte die Anzahl der Verordnungen von Allgemeinmedizinern auf dem grünen Rezept gesteigert werden. „Hinter jeder gekauften Packung ‚Sedariston Konzentrat‘ steckt eine persönliche Geschichte. Diese echten Geschichten interessierten uns. Wir wollten weg von der geschönten Werbewelt und hin zu Ehrlichkeit, Mut und Authentizität“, erklärt Creative Director Sebastian Hahn. Im Mittelpunkt der emotionalen Kampagne (Claim: „Für innere Stärke“), stehen mutige Frauen, die ihre wahre Geschichte erzählen. Um die verschiedenen Zielgruppen zu erreichen, entwickelte Peix diverse Offline- und Online-Maßnahmen, u.a. die Website www.innere-stärke.info. << pharma R E L AT I O N S 12/16 23