Fakultät IV - Wirtschaft und Informatik Abteilung Wirtschaftsinformatik Abteilung Betriebswirtschaft Propädeutikum Mathematik Wintersemester 2012/13 Prof. Dr. Jörg Stephan Prof. Dr. Dieter Leitmann Literaturhinweise Bücher zum Studieneinstieg, die den Stoff des Propädeutikums behandeln, gibt es viele. Meistens haben sie ein Wort wie Studieneinstieg, Studienbeginn, Vorkurs, etc. im Titel. In der FH-Bibliothek finden sie z.B.: Piehler, Sippel, Pfeiffer: Mathematik zum Studieneinstieg, Springer, 1995 Schäfer, W. et. Al.: Mathematikvorkurs, Teubner, Wiesbaden, 2002 Kemnitz, A.: Mathematik zum Studienbeginn, Vieweg, Wiesbaden, 2001 Cramer, E., Neslehova, J.: Vorkurs Mathematik, Springer, 2004 Hilfe findet man auch im Internet, z.B. unter www.mathe-online.at. Hier gibt es auch Links zu weiteren Internetseiten. In der FH-Bibliothek als ebook vorhanden: van de Craats, J. / Bosch, R.: Grundwissen Mathematik, Springer, 2009 Hier werden die Mathe-Grundlagen in einzigartiger und spaßiger Weise dargeboten: Partoll, Heinz u.a.: Mathe macchiato, Pearson, 2003 Ein großer Teil der Übungsaufgaben ist dem Buch von Karl Bosch: Brückenkurs Mathematik, Oldenbourg Verlag München entnommen. Dieses Buch deckt auch inhaltlich weitgehend (aber nicht vollständig!) den im Propädeutikum behandelten Stoff ab. Inhalt 1. Mengen 2. Zahlbereiche 3. Rechenregeln für reelle Zahlen 4. Bruchrechnen 5. Summen und Produkte 6. Binomische Formeln 7. Potenzen und Wurzeln 8. Logarithmen 9. Gleichungen mit einer Unbekannten 10. Prozentrechnung, Dreisatz 11. Ungleichungen mit einer Unbekannten 12. Gleichungssysteme 13. Grundlagen der ebenen Geometrie 14. Trigonometrische Funktionen 1. Mengen Eine Menge ist eine Zusammenfassung von bestimmten unterscheidbaren Objekten zu einem Ganzen. Ein Objekt gehört entweder zu einer Menge oder nicht. Die Objekte einer Menge heißen Elemente dieser Menge. Falls x Element der Menge A ist schreibt man: x A Falls x nicht Element von A ist schreibt man: A x Zur Darstellung einer Menge A gibt es folgende Möglichkeiten: 1. Beschreibung der Elemente von A durch Angabe der charakterisierenden Eigenschaften 2. Aufzählung der Elemente von A 3. Zeichnen eines Mengendiagramms von A Grundmenge: Menge aller zulässigen Objekte (Universum) leere Menge: Menge, die kein Element enthält Schreibweisen für die leere Menge: oder {} Zwei Mengen A und B sind gleich, in Zeichen A = B, wenn sie die gleichen Elemente besitzen. Eine Menge A heißt Teilmenge der Menge B, wenn jedes Element von A auch Element von B ist. Schreibweise: A B Mengenoperatoren: Schnittmenge A B={x|x A und x A B={x|x A oder x , Vereinigungsmenge B} B} Hierbei wird „oder“ im nichtausschließenden Sinn verwendet, d.h. zu A Elemente, die sowohl Element von A als auch Element von B sind . B gehören auch diejenigen 2. Zahlbereiche Die Menge der natürlichen Zahlen IN = { 1, 2, 3, 4, ... } Die Menge der ganzen Zahlen Z = { ..., -3, -2, -1, 0, 1, 2, 3, ...} Die Menge der rationalen Zahlen (Brüche) Q={ x | x, y y Z und y 0} Zu jedem Punkt auf der Zahlengeraden (Zahlenstrahl) gehört eindeutig eine reelle Zahl. IR bezeichnet die Menge der reellen Zahlen. Für die Zahlbereiche gilt: IN Z Q IR 3. Rechenregeln für reelle Zahlen Für die Addition + und die Multiplikation * von reellen Zahlen a, b, c gelten die Regeln: a + b = b + a; ab = ba; Kommutativgesetze (a + b) + c = a + (b + c); (ab)c = a(bc); Assoziativgesetze a + 0 = 0 + a = a; 0 ist neutrales Element der Addition 1a = a1 = a; 1 ist neutrales El. der Multiplikation a + (-a) = a - a = 0; -a ist inverses Element der Addition a*(1/a) = 1, falls a≠0; 1/a ist inverses El. der Multiplikation a(b + c) = ab + ac; (a+b)c = ac + bc; Distributivgesetze a*0 = 0*a = 0 a*b = 0 gilt genau dann, wenn a = 0 oder b = 0. Terme sind sinnvolle Ausdrücke bestehend aus Konstanten (Zahlen), Variablen, Rechenoperationen und Klammern. Die Reihenfolge der Auswertung (Berechnung) eines Terms wird durch Klammersetzung bzw. Vorrangregeln verschiedener Rechenoperatoren bestimmt, z.B. „Punktrechnung geht vor Strichrechnung“ 4. Bruchrechnen Erweitern und Kürzen von Zähler und Nenner eines Bruches mit der gleichen Zahl c 0 ändert den Wert des Bruches nicht: a b a c b c a:c b:c Zwei Brüche a/b und c/d sind gleich, wenn ad = bc gilt. Um zwei Brüche zu addieren, müssen die Nenner der Brüche gleich sein: a b c b a c b Um zwei Brüche zu multiplizieren, rechnet man „Zähler mal Zähler und Nenner mal Nenner“: a c b d a c b d Dividieren durch einen Bruch bedeutet multiplizieren mit dem Kehrwert des Bruches: a c : b d a d b c ad bc 5. Summen, Produkte, Binomialkoeffizienten Falls viele Summanden addiert werden, verwendet man oft folgende Schreibweise mit dem griechischen Buchstaben Sigma als sogenanntem Summenzeichen: n ak am am 1 am ... an 2 2 an 1 an k m Analog verwendet man für das Produkt mehrerer Faktoren das Produktzeichen: n ak am am 1 ... an 1 an k m Für eine natürliche Zahl n wird n! (sprich: n Fakultät) definiert als das Produkt der ersten n natürlichen Zahlen: n! = 1 · 2 · 3 · 4 ·...· (n-1) · n Zusätzlich wird definiert 0! = 1. Für zwei natürliche Zahlen n und k mit k n wird der Binomialkoeffizient n k n definiert als: k n! k! (n k )! (sprich: n über k) 6. Binomische Formeln 2 2 2 2 2 2 (a + b) = a + 2ab + b (a – b) = a – 2ab + b 2 2 (a + b)(a – b) = a – b Allgemeiner Binomischer Lehrsatz für reelle Zahlen a und b und natürliche Zahl n: n n ( a b) n k k 0 an kbk 7. Potenzen und Wurzeln Für n IN und a n IR ist a die n-te Potenz der Zahl a, d.h. das n-fache Produkt der Zahl a mit sich n selbst, also a = a · a ·...· a. a heißt Basis und n Exponent. Es gelten die Potenzgesetze: n m a ·a =a n m (a ) = a n n+m n·m n a · b = (a·b) Für a 0 -n 0 definiert man a = 1 und a = 1 an n . Damit gelten die Potenzgesetze auch für beliebige ganzzahlige Exponenten und außerdem gilt an am n an m a , die n-te Wurzel aus a ist diejenige positive reelle Zahl, deren n-te Potenz gleich a ist. Weitere Definitionen: a 1 n n a, a m n n m a , a m n 1 a m n 1 n am 8. Logarithmen Für a, b IR mit a x 1 und b > 0 heißt die Lösung der Gleichung a = b der Logarithmus von b zur Basis a, geschrieben: x = logab logab ist diejenige Zahl, mit der man a potenzieren muss, um b zu erhalten. Rechenregeln: loga(x·y) = logax + logay loga(x/y) = logax - logay c loga(x ) = c · logax loga1 = 0 logaa = 1 log b x log b a log a x Umformungsregel: 9. Gleichungen mit einer Unbekannten Für eine lineare Gleichung der Form a · x = b gilt 1. Fall: falls a 0, ist x = b/a die einzige Lösung 2. Fall: falls a = 0 und b 0, gibt es keine Lösung 3. Fall: falls a = 0 und b = 0, ist jedes x IR Lösung. 2 Eine quadratische Gleichung der Form x + px + q = 0 2 hat, falls p - 4q 0 ist, die Lösungen x1 p 2 p2 4 q x2 p 2 p2 4 q 2 Falls p - 4q = 0, gibt es die eindeutige Lösung x p. 2 2 Falls p - 4q < 0, hat die quadratische Gleichung keine Lösung in der Grundmenge der reellen Zahlen. 2 Faktorisierung von quadratischen Termen x + px + q: 2 Sind x1 und x2 die Lösungen der quadratischen Gleichung x + px + q = 0, so gilt 2 x + px + q = (x – x1)(x – x2) 10. Dreisatz und Prozentrechnung Einfacher Dreisatz: Zwei Größen A und B stehen in konstantem Verhältnis zueinander (sind proportional, „je mehr von A, umso mehr von B“). Hat man a Einheiten von A und b Einheiten von B gegeben und sucht die Anzahl x Einheiten von A, die in demselben Verhältnis zu d Einheiten von B x d stehen, so gilt: a b Umgekehrter Dreisatz: Zwei Größen A und B stehen in umgekehrt proportionalem Verhältnis zueinander („je mehr von A, umso weniger von B“). Hat man a Einheiten von A und b Einheiten von B gegeben und sucht die Anzahl x Einheiten von A, die zu d Einheiten von B gehören, so gilt: x d a b Prozent bedeutet „von Hundert“, d.h. p % sind p Hundertstel also p/100. Hat man einen prozentualen Anteil p gegeben und sucht die zugehörige absolute Zahl, so multipliziert man die absolute Größe der Grundgesamtheit (den Grundwert) mit p/100 (entspricht dem einfachen Dreisatz). Zinssätze werden üblicherweise in Prozent angegeben. Bei der sogenannten Verzinsung mit Zinseszins lautet der fundamentale Zusammenhang zwischen Anfangskapital K0 , jährlichem Zinssatz i, Anlagezeitraum n in Jahren und Endkapital Kn : Kn K 0 (1 i n ) 100 11. Ungleichungen mit einer Unbekannten Für zwei beliebige reelle Zahlen a und b gilt genau eine der drei Beziehungen a<b a ist kleiner als b, falls a auf dem Zahlenstrahl links von b liegt a=b a ist gleich b, falls a und b denselben Punkt auf dem Zahlenstrahl darstellen a>b a ist größer als b, falls a auf dem Zahlenstrahl rechts von b liegt. Lineare Ungleichungen löst man analog linearen Gleichungen durch Äquivalenzumformungen, wobei zu beachten ist, das bei Multiplikation bzw. Division der Ungleichung mit einer negativen Zahl das Ungleichheitszeichen umgekehrt wird. Zur Lösung quadratischer Ungleichungen kann man folgendermaßen vorgehen: 2 1. Schritt: Ungleichung in Normalform x + px + q > 0 (bzw. < 0) bringen 2. Schritt: Faktorisierung in (x – x1)(x – x2) > 0 (bzw. < 0) (siehe Kapitel 9) 3. Schritt: Ermittlung der Lösungsmenge durch Fallunterscheidung Im 3. Schritt verwendet man: Ein Produkt ist genau dann > 0, wenn beide Faktoren > 0 sind oder wenn beide Faktoren < 0 sind, bzw. ein Produkt ist genau dann < 0, wenn ein Faktor > 0 ist und ein Faktor < 0 ist. 12. Gleichungssysteme Lineare Gleichungssysteme mit zwei Unbekannten kann man mit der Einsetzungsmethode (Substitutionsmethode) oder mit der Additionsmethode lösen. Die Einsetzungsmethode lässt sich folgendermaßen skizzieren: 1. Auflösen einer der beiden Gleichungen nach einer Variablen. 2. Einsetzen des für diese Variable erhaltenen Ausdrucks in die andere Gleichung. 3. Auflösung dieser Gleichung nach der (verbliebenen) Variablen. 4. Einsetzen dieser Variablen in 1. Falls in 3. ein Widerspruch entsteht, hat das System keine Lösung. Falls in 3. eine Identität entsteht hat das System unendlich viele Lösungen, die durch die Gleichung in 1. Beschrieben werden können. Bei nichtlinearen Gleichungssystemen mit zwei Unbekannten kann man in vielen Fällen ebenfalls die Substitutionsmethode erfolgreich anwenden. 13. Grundlagen der ebenen Geometrie Jeder Punkt P in der Ebene lässt sich durch ein Paar (xP | yP) reeller Zahlen beschreiben, wobei xP die x-Koordinate von P ist und yP die y-Koordinate von P. Die Punktmenge einer Geraden g in der Ebene lässt sich durch eine lineare Gleichung y = mx + n beschreiben, g = { (x | y) | x IR, y IR, y = mx + n}. Hierbei ist m die Steigung von g und n der Schnittpunkt von g mit der y-Achse des Koordinatensystems. Zwei Geraden g und h mit den Steigungen m 1 bzw. m2 sind parallel, falls m1 = m2. Die Geraden stehen senkrecht zueinander, falls m 1 • m2 = -1. Die Schnittpunkte der Geraden bestimmt man durch Lösen des linearen Gleichungssystems (der Geradengleichungen). Drei Punkte A, B und C, die nicht auf einer gemeinsamen Geraden liegen, bilden ein Dreieck. Die den Punkten gegenüberliegenden Seiten (und ihre Längen) werden mit a, b und c bezeichnet, die Winkel mit , , . Für die Summe der Winkel im Dreieck gilt Dreiecksungleichungen a < b + c; b < a + c; + + o = 180 . Für die Seitenlängen gelten die c < a + b. Ist hc die zur Seite c gehörige Höhe des Dreiecks, so gilt für den Flächeninhalt F des Dreiecks: F = ½ • c • hc. (Entsprechende Formeln gelten für die Seiten a und b). o Sind a und b die Katheten eines rechtwinkligen Dreiecks mit Hypothenuse c (also = 90 ), so gilt der Satz des Pythagoras: 2 2 2 a +b =c . Ein Viereck mit vier rechten Winkeln heißt Rechteck. Gegenüberliegende Seiten sind gleichlang und parallel. Sind a und b die Seitenlängen des Rechtecks, so berechnet sich sein Flächeninhalt F nach der Formel F = a • b. Für den Umfang U gilt U = 2a + 2b. Ein Rechteck mit vier gleichen Seitenlängen heißt Quadrat. Die Menge aller Punkte der Ebene, die zu einem Punkt M den gleichen Abstand r haben, bilden einen Kreis. Der Punkt M ist dann der Mittelpunkt des Kreises, der Abstand r ist der Radius des Kreises. Der doppelte Radius d heißt Durchmesser des Kreises. Für den Flächeninhalt F und den Umfang U eines Kreises mit Radius r gelten folgende Formeln: F= •r 2 U=2 r 14. Trigonometrische Funktionen Im rechtwinkligen Dreiecken mit sin a c Gegenkathe te Hypothenus e o = 90 gilt (siehe Kapitel 13): cos b c Ankathete Hypothenus e tan a b Gegenkathe te Ankathete o Winkelmessungen lassen sich im Kreis in Grad (eine volle Umdrehung entspricht 360 ) oder in Bogenmaß (eine volle Umdrehung entspricht dem Kreisumfang 2 r) durchführen. Ein Winkel entspricht der Kreisbogenlänge b 2πr α 360 Der Einheitskreis hat Radius r = 1 und Mittelpunkt im Nullpunkt des Koordinatensystems. Ein Kreisbogen der Länge t definiert einen Punkt auf dem Einheitskreis, dessen Koordinaten mit cos t und sin t definiert werden. Dies erweitert die Definition der trigonometrischen Funktionen sinus und cosinus im rechtwinkligen Dreieck auf beliebige reelle Zahlen t. Gemäß Definition sind diese Funktionen periodisch mit Periode 2 , d.h. es gilt: sin(x + 2 ) = sin x und cos(x + 2 ) = cos x für alle reellen Zahlen x. Aus dem Satz des Pythagoras ergibt sich direkt die Gleichung 2 2 sin x + cos x = 1 für alle reellen Zahlen x. Weitere nützliche Beziehungen zwischen den trigonometrischen Funktionen sind tan x sin x cos x und cos x sin( x 2 ).