Q-Fieber – ein erfahrungsbericht aus Futterkamp - Animal

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Q-Fieber – ein erfahrungsbericht
aus Futterkamp
Q-Fieber ist eine weltweit vorkommende erkrankung, die überwiegend von den wiederkäuern Schaf,
Ziege und Rind auf den Menschen übertragen werden kann. in Deutschland gibt es keine flächendeckenden Untersuchungen zur Befallsdichte mit Q-Fieber, sodass derzeit diesbezüglich auch keine
haltbaren aussagen gemacht werden können (heNNiNG, 2013). in Schleswig-holstein wurden im
Jahr 2012 741 Rinder serologisch untersucht. Davon erwiesen sich 12 % als positiv.
Dr.Katrin Mahlkow-Nerge, Sönke Huuck und Dr. Chris Schmiedel, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und
Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Sehlendorf
tiere sind äußerlich unauffällig
Eine während der späten Trächtigkeit
stattgefundene Infektion kann zu Spätaborten oder Frühgeburten, darüber hinaus bei Rindern auch zu unspezifschen
Fruchtbarkeitsstörungen führen. In der
Regel verläuf sie aber bei Rindern eher
ohne klinische Symptome.
Infizierte Tiere können vor allem
beim Geburtsvorgang massenhaf, aber
auch noch einige Wochen danach, Erreger ausscheiden. Diese trocknen mit
den Ausscheidungen an und entwickeln
dann die sporenähnliche Form, die in
der Umwelt über mehrere Wochen und
Zoonose Q-Fieber – wie verläuft die infektion
bei tier und Mensch
Infzierte Tiere können die Bakterien vor allem während der Geburt mit dem
Fruchtwasser und der Nachgeburt ausscheiden, darüber hinaus aber auch mit dem
Kot, Harn und der Milch.
Die Infektion des Menschen fndet dann vor allem über deren Atemwege statt,
wenn erregerhaltiger Staub (eingetrocknete Ausscheidungen infzierter Tiere) eingeatmet wird. Da der Erreger sehr klein ist, kann er mit Staub und Wind durchaus
mehrere Kilometer weit getragen werden. Des Weiteren können sich Menschen
auch durch direkten Erregerkontakt beim Geburtsvorgang oder beim Entmisten
kontaminierter Einstreu infzieren (Schmierinfektion). Nicht zuletzt ist auch eine
Infektion über Zecken möglich, die wiederum mit Erregern in Berührung kamen.
Q-Fieber sieht man den Kühen von außen nicht an
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n Milchpraxis 2/2013 (51. Jg.) n
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Die infektion des Menschen findet überwiegend über die atemwege statt, aber auch durch
direkten erregerkontakt vorrangig bei der Kalbung
infizierte tiere können die Bakterien vor
allem während der Geburt mit dem Fruchtwasser und der Nachgeburt ausscheiden
Monate infektiös bleiben kann.
Da eine Q-Fieber-Infektion nicht selten mit der mit Chlamydien vergesellschaftet zu sein scheint, sollte deshalb
diferenzialdiagnostisch auch eine eventuelle Chlamydieninfektion abgeklärt
werden.
re (Gefahr Frühgeburt), Menschen mit
Herzerkrankungen und solche mit einer
Immunschwäche bzw. Immundefekten
sollten sich einerseits diesbezüglich umfangreich informieren und andererseits
derartig betrofene Tierbeständen meiden.
Wird bei Patienten eine akute Q-Fieber-Infektion nachgewiesen – diese kann
sich in grippeähnlichen Symptomen, hohem Fieber, Kopfschmerz, seltener Lungenentzündungen äußern; die Hälfe der
Coxiella-Infektionen bleibt aber klinisch
unaufällig –, erfolgt eine antimikrobielle
Terapie. Dieses war bei den Beschäfigten in Futterkamp glücklicherweise nicht
der Fall.
Auch wies bei einigen der Futterkamper Mitarbeiter der positive Antikörpernachweis in keinem Fall auf eine akute
auftreten in der Milchkuhherde Futterkamp
Bei einer im Sommer 2012 allgemein
eher unbefriedigenden Fruchtbarkeitssituation in der Milchkuhherde wurden
zudem vermehrt Spätaborte festgestellt.
Bei zwei der sieben daraufin serologisch untersuchten Kühe ergab sich ein
positiver Q-Fieber-Befund. Um den Befallsgrad in der gesamten Herde festzustellen, erfolgte anschließend eine serologische Untersuchung in der Milch aller
laktierenden Kühe. Sämtliche 14 Tankmilch-Poolproben wurden im Landeslabor in Neumünster als positiv getestet.
Von den zeitglich ins Biocheck-Labor in
Leipzig geschickten Parallelproben erwies sich die Hälfe als positiv, 14 % als
fraglich und 36 % als negativ (Tabelle 1).
Trotz dieser Unterschiede schien das
Problem Q-Fieber größer zu sein, als anfänglich vermutet. Deshalb wurden nun
von sämtlichen Kühen Blutproben serologisch untersucht (Tabelle 2).
Von diesen 196 Proben waren 114
(58 %) serologisch positiv. Da dieser serologische Nachweis von Antikörpern jedoch nichts über eine akute Erkrankung
aussagt, sondern Hinweise auf durchaus
auch länger zurückliegende Infektionen
gibt, erfolgte auch der direkte Erregernachweis mittels PCR (Polymerase Chain
Reaction) aus Vaginaltupferproben. Dabei erwiesen sich nur 2 der 186 Proben
als PCR-Q-Fieber-positiv.
Des Weiteren wurden 11 Staubproben aus der Umgebung der Tiere und eine Fliegenprobe aus dem Kuhstall sowie
eine Probe aus dem Milchaustauscher
untersucht. Von den 11 Staubproben erwiesen sich 8 als PCR-positiv. Auch die
Fliegen waren positiv. Die Coxiellen waren demnach weit verbreitet im Stall anzutrefen.
Durchgeführte Maßnahmen
Neben der Meldung dieser Erkrankung an den Kreisveterinär (Q-Fieber ist
meldepfichtig! Dabei löst ein alleiniger serologischer Antikörpernachweis
noch nicht die Meldepflicht aus, sondern erst der direkte Nachweis mittels
PCR-Untersuchung) erfolgte auch eine
ans Gesundheitsamt. Alle Beschäfigten
wurden entsprechend informiert. Eine
serologische Untersuchung auf Q-Fieber
wurde angeboten. Vor allem Schwange-
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n Milchpraxis 2/2013 (51. Jg.) n
tab. 1: anteil (%) positiver, fraglicher
und negativer Milchproben
Untersuchungsergebnis: antikörpernachweis
Biocheck
leipzig
landeslabor
Neumünster
positiv
7
14
fraglich
2
0
negativ
5
0
tab. 2: Serologischer Nachweis im
Blut und direkter Nachweis in Vaginaltupferproben (anteil der Proben,
%)
Nachweis
Serologie Blut
PcR Vaginalproben
positiv
58
1
fraglich
3
0
negativ
39
99
hygienische Vorkehrungen gegen
Q-Fieber
• Verschärfung der allgemeinen Sauberkeit im
gesamten Rinder-, v. a. Abkalbebereich
• Tragen von Mund- und Atemschutz (FFP3-Masken)
rund um die Geburt und bei der Stallreinigung
• sofortige Beseitigung der Nachgeburt im geschlossenen
Behälter und Entsorgung über TKBA
• Entmistung der Abkalbeboxen nach jeder
Kalbung; dabei/vorher Einsatz von Branntkalk
• Desinfektion der Kalbeboxen mit Desintec FLdes Allround [Zweikomponentenpräparat;
Bekämpfung von Bakterien, Mycobakterien
(Tuberkulose), Viren, Pilzen und
Parasitendauerstadien (Wurmeier, Coccidienoocysten,
Kryptosporidienoocysten und Milbeneier)]
Q-Fiebererkrankung, sondern immer auf Altinfektionen hin,
die auch bereits viele Jahre zurückliegen könnten.
Viele der sonst üblichen Lehrgänge und Besichtigungen von
Besucher- und Schülergruppen wurden abgesagt. Das Gebiet
um den Kuhstall wurde abgesperrt und mit Informationstafeln
auf die Q-Fieber-Erkrankung und deren Risiken für den Menschen hingewiesen. Sämtliche Besucher und Lehrgangsteilnehmer wurden zu diesem Tema speziell aufgeklärt.
Darüber hinaus wurden besondere hygienische Vorkehrungen (Arbeitsanweisungen gemäß der Vorgaben der Berufsgenossenschaf) getrofen.
impfung und Behandlung
Alle Tiere, die älter als 3 Monate waren, wurden zweimalig
im Abstand von drei Wochen mit dem seit letzten Herbst verfügbaren Impfstof CoxevacÒ geimpf, mit Ausnahme der Kühe in den letzten 10 Wochen vor der Kalbung. Diese Impfung
Die Milchproben zeigten ein deutliches Q-Fieber-Geschehen an
n Milchpraxis 2/2013 (51. Jg.) n
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abb. 1: Futteraufnahme und Milchleistung vor und nach der impfung

Futteraufnahme: kg tM/tier und tag  Milchleistung: kg/tier und tag
22
31
20
30
19
18
29
17
16
28
Milchmenge, kg
Futteraufnahme kg tM
21
15
14
15.–29.08.2012
impfung:
30.08.2012
27
31.08.–14.09.2012
tab. 3: anteil (%) der negativen tiere an den nach der Kalbung beprobten
(PcR-Untersuchungen der Vaginaltupferproben) tieren
wochen nach erfolgter
impfung
anzahl
untersuchter tiere
anzahl geimpfter tiere
der insgesamt untersuchten tiere
anteil (%)
der negativen tiere
0–2
17
0
79
2–4
7
0
57
4–6
15
1
60
6–8
10
1
90
8–10
10
3
100
10–12
12
6
92
12–14
10
7
100
14–16
15
11
100
bewirkt eine aktive Immunisierung gegen Q-Fieber und soll die Erregerausscheidung und damit das Infektionsrisiko reduzieren.
Wie bei vielen anderen Impfungen
auch, reagierten die Kühe auf diese Impfmaßnahme mit einem Leistungsrückgang (Abb. 1).
Da Coxiella burnetii gegenüber Antibiotika (Tetrazyklin) empfindlich ist,
wurden alle ungeimpfen, trocken stehenden Tiere einmalig (bei Einstallung in die
Transitgruppe) oder zweimalig (im Ab-
stand von 2 Tagen, wenn sie PCR-positiv
oder PCR-fraglich waren) antibiotisch behandelt. Es ist bekannt, dass diese Terapie die Erregerausscheidung zwar nicht
zum Stillstand bringen kann, aber es wurde hiermit die Hofnung auf eine Reduzierung dieser gehegt. Da jedoch zahlreiche
Tiere auf diese Behandlung mit starkem
Unwohlsein, Abszessen und nachfolgender Leistungsdepression reagierten, wurde diese Behandlung abgebrochen.
Um den Erfolg dieser Maßnahmen zu
überprüfen, wurden nochmals von ins-
gesamt 96 Kühen Vaginaltupferproben
untersucht (Tabelle 3).
Dabei zeigte sich eindeutig, dass mit zunehmender Anzahl an geimpfen Tieren der
Anteil an Q-Fieber-positiven Ergebnissen
drastisch zurückging und 12 Wochen nach
Impfeginn kein Tier mehr positiv war.
Fazit
Die in Futterkamp im Sommer letzten
Jahres bei Kühen diagnostizierte Q-Fiebererkrankung wurde durch umfangreiche
Untersuchungen begleitet. Sämtliche Maßnahmen zur Eindämmung des Q-Fiebers
wurden mit dem Ministerium, dem Landeslabor, dem Kreisveterinär- und -gesundheitsamt, dem Bestandstierarzt, Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover und dem Betriebsarzt abgestimmt.
Seit dem 20.11.2012 (und dieser Erregernachweis betraf eine bis dahin nicht
geimpfe Kuh) wurde kein Erreger ausscheidendes Tier mehr diagnostiziert.
Dieser Erfolg scheint auf die Impfung
sowie die getrofenen Hygienemaßnahmen zurückzuführen sein.
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n
KONtaKt
nnn
Dr. Katrin Mahlkow-Nerge
landwirtschaftskammer
telefon: 04381 900949
[email protected]
Sönke huuck
landwirtschaftskammer
telefon: 04381 9009918
[email protected]
Dr. chris Schmiedel
tierärztliche Gemeinschaftspraxis
Sehlendorf
telefon: 04382 373
[email protected]
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