Biocatalytic cascade reactions towards the production of valuable fine chemicals Kandidatin: Nikolin Oberleitner Prüfer: Prof. Marko D. Mihovilovic Prof. Uwe T. Bornscheuer Deutsche Kurzfassung: Die Natur nutzt seit Anbeginn der Evolution das Prinzip von miteinander verknüpften Reaktionen, sogenannte Kaskadenreaktionen. Diese metabolischen Netzwerke sichern die Aufrechterhaltung von Leben, Wachstum und Reproduktion. In einer lebenden Zelle laufen diese Kaskadenreaktionen quasi in einem Ein-Topf-System in wässrigem Milieu ab. Die Hauptakteure dieses hoch geregelten interaktiven Reaktionssystems sind Enzyme. Das Designprinzip der Natur als Vorbild wird in dieser Arbeit die Entwicklung von artifiziellen Kaskadenreaktionen, durch die Zusammenführung von in der Natur nicht verknüpften Enzymen, gezeigt. An einem simplifizierten Modelsystem werden die Parameter, die eine solche Kaskade beeinflussen, studiert. Durch den Einsatz des Prinzips der retrosynthetischen Zerlegung, ein in der Chemie oft angewandtes System zur intelligenten Syntheseplanung, wurde eine Modellkaskade entworfen. Auch in der Biokatalyse kann dieses System, bei dem ein hochwertiges Produkt auf simple Ausgangsmaterialen zurückgeführt wird, Anwendung finden. Die einzelnen Transformationen von funktionellen Gruppen werden in diesem Falle von Enzymen katalysiert. Im ersten Schritt der studierten Kaskade sollte ein nicht aktiviertes cyclisches Alken durch die Addition von Sauerstoff in einer Hydroxylierung für weitere Modifikationen aktiviert werden. Der entstehende ungesättigte allylische Alkohol wird im zweiten Schritt durch Oxidation in ein ungesättigtes Keton überführt. Durch eine anschließende Reduktion entsteht ein gesättigtes cyclisches Keton, das im letzten Schritt mittels Baeyer-Villiger Oxidation zu einem Lakton funktionalisiert wird. All diese Schritte der Kaskadenreaktion können effizient und selektiv von Enzymen katalysiert werden. Durch den Aufbau dieser Kaskade sollte ein tieferes Verständnis des Zusammenspiels von Redox-Enzymen ermöglicht werden. Da sich die initiale Hydroxylierung des cyclischen Alkens schwierig gestaltete wurde vorerst eine drei-stufige Kaskadenreaktion genauer charakterisiert. Dafür wurden eine Alkoholdehydrogenase, eine Enoatreduktase und eine Baeyer-Villliger Monooxygenase in den mikrobiellen Wirtsorganismus Escherichia coli eingebracht. Dieses artifizielle System wurde sowohl in vitro als auch in der Ganzzelle genau untersucht. Durch die Auswahl von geeigneten Ausgangsmaterialien wurde die Überlappung der Substratprofile der einzelnen Kaskadenenzyme erreicht und dadurch der Zugang zu verschiedenen optisch reinen Laktonen ermöglicht. Schließlich konnte die Hydroxylierung, der ersten Kaskadenschritt, im Wirtsorganismus Pseudomonas putida realisiert werden. Aus diesem Grund wurde ein Mischkultursystem zur Zugänglichmachung von cyclischen Alkenen als Startmaterialien getestet. Der Einsatz vom Naturstoff Limonen als Ausgangsmaterial ermöglichte so die Produktion von chiralen Carvolaktonen in einer vier-stufigen Kaskadenreaktion. In einem anwendungsorientieren Versuch wurde der Einsatz des Abfallprodukts Orangenschale als Ausgangsmaterial untersucht. Die Verfügbarkeit von Limonen aus der Orangenschale war hierbei ein wichtiger Faktor, der in unterschiedlichen Strategien behandelt wurde. Ein Ansatz war die in situ Extraktion von Limonen durch den Einsatz von ionischen Flüssigkeiten zu verbessern. Schlussendlich zeigte sich das in einem simplen wässrigen System durch die Kombination der beiden mikrobiellen Wirtsorganismen eine Kaskadenreaktion von Limonen aus Orangenschale zu Carvolakton, ohne Extraktionszusätze, erreicht werden konnte.