Frühe Hilfen Eine Investition in die Zukunft Reinhold Kerbl LKH Hochsteiermark / Leoben Abteilung für Kinder und Jugendliche Frühe Hilfen-Netzwerk Bruck-Mürzzuschlag-Leoben Auftaktveranstaltung, Leoben, 24.5.2016 1 Frühe Hilfen-Netzwerk Bruck-Mürzzuschlag-Leoben 2 Zielgruppe …. 3 Zielgruppe …. 4 5 Die ersten Lebensjahre 6 7 Primitive Reflexe .... • • • • • • persistieren in den ersten Lebensmonaten sichern das Überleben Suchreflex Saugreflex Greifreflex .... 8 9 ...werden abgelöst durch komplexere Reflexe und Spontanmotorik... ... diese dienen der Orientierung und der Fortbewegung unter dem Einfluss der Schwerkraft www.sids.at 11 Umgebungsfaktoren • Sozialstatus, Stimulation (Spielzeug), Mutter(Vater)-Kind-Interaktion • Ernährung(sgewohnheiten) • "Umweltbelastung" (Nikotin...) • Temperatur • Audiovisuelle Eindrücke (Musik...) • .... 12 Prägung und Bindung 13 Prägung 14 15 16 Elterliche Stimulation 17 Das Bindungssystem • Die wohl wichtigste bio-psycho-soziale Verbindung zwischen den Generationen ist das Bindungssystem. • Nach Bowlby (1975) stellt es ein primäres, genetisch verankertes, motivationales System dar, das zwischen der primären Bezugsperson und dem Säugling in gewisser biologischer Präformiertheit nach der Geburt aktiviert wird und überlebenssichernde Funktion hat. 18 Tierversuch • Frühdeprivation von Mäusen • Erhöhung von Cortisol (Stresshormon) • Auch bei menschlichen Babies nachweisbar (Cortisol im Speichel) • Bei wiederholter (täglicher) Deprivation lebenslange Neigung zu verstärkten Arousalreaktionen (Panikattacken, Impulsivität, Irritabilität) 19 Grundlagen der Bindung • Genetische Grundlage („Bindungsgen“) • Spezifika bestimmter genetischer Anomalien (Down-Sy., Prader-Willi-Sy., Fragiles X-Syndrom …) • Promotorgene („Aktivierung/Abschaltung“) • „Verhaltenskorridor“ = gewisse Bandbreite für die Entwicklung der Bindung 20 Gehirnentwicklung • • • • Zellmaximum in 20. SSW Bis zur Geburt 70 - 80% wieder abgebaut Bei Geburt 1010 Nervenzellen im Cortex Jede Nervenzelle kann sich mit 104 anderen Neuronen verbinden • = 1014 mögliche Synapsen • Prinzip der Nutzungsabhängigkeit – „use it or loose it“ – „use dependent plasticity“ 21 Sprache • Neugeborenes ist sprachlicher Universalist • Mit 12 Monaten werden nur mehr die Laute (Phoneme) der Muttersprache unterschieden • Es gibt also „Entwicklungsfenster“ / „kritische Phasen“ für das Erlernen von Fähigkeiten / Fertigkeiten • Ähnliches Muster bei Singvögeln • Anatomisch bedeutsam Hippocampus 22 23 Spiegelneurone • Eine Person führt Handlung aus (z.B. Herausstrecken der Zunge) • Andere Person sieht zu • Dabei werden gleiche Hirnareale aktiviert (mit Bildgebung nachweisbar) • Z.B. auch ansteckende Wirkung des Gähnens …. • „Muster“ werden im Gehirn abgespeichert und b. Bed. rasch wiedererkannt 24 25 Bindung vs. Erkundungsbedürfnis • Das Bindungsbedürfnis des Kindes steht in wechselseitiger Abhängigkeit mit seinem Erkundungsbedürfnis. • Wenn das Bindungsbedürfnis hinreichend erfüllt ist, kann der Säugling die Umwelt erkunden. Andernfalls ist er zu sehr damit beschäftigt, Sicherheit herzustellen. 26 27 • Sichere Bindung bedeutet also für das weitere Leben einen Schutzfaktor bei Belastungen und mehr Bewältigungsmöglichkeiten von inneren und äußern Stresszuständen. • Kinder mit einer solchen Grunderfahrung werden schneller und beständiger zu selbstständigen und autonomen Persönlichkeiten (Typ „mastery“). • Sie können sich leichter Hilfe holen, zeigen mehr gemeinschaftliches Verhalten, mehr Einfühlungsvermögen in andere Menschen, mehr Beziehungsfähigkeit, mehr Kreativität, Flexibilität und Ausdauer sowie bessere Gedächtnisleistungen und besseres Lernen. 28 Bindungs- und Interaktionsstörungen 29 30 Soziale Deprivation 31 32 Auch unter Berücksichtigung des "first night effects" relativ unruhiger Schlaf (s.komprimierte Aktographie im obigen Bild). Auffällig ist dass Mutter und Kind offensichtlich schwer voneinander "loslassen" können im Sinne einer gegenseitigen "Kontrolle" (s.Bild). 33 Die in der Polygrafie erfassten autonomen Parameter zeigen sonst keine Pathologie. 32-jährige Mutter 16 Monate altes Kind • Sehr gehrter Dr. Kerbel ! • Ich habe ihre Adresse asu dem Internet und bitte sie in völiger Vrezweiflung um Hilfe !!!!! • Seit Monate kann mein kind in der Nacht nicht mehr schlafen und ich auch nicht …. • Ich war nun wegn Erschöfungssyndrom 4 Tage in XXX, aber nun geht alles wieder los …. • Ich war schon im XXX und im YYY Kinderspital, dort habe ich einen ttrmin im Juni bekomen … • Ich fürchet aber das ich solange nicht aushalte und jetzt schon angst das ich meinem kind was antue … • Ich war auch schon bei der fürsorge ….. • BITTE HELFEN SIE MIR !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 34 35 Frühe Hilfen „Vorbilder“ 36 Monatsschrift Kinderheilkunde, 2008 37 38 39 Aufgaben und Ziele • Systematisch und umfassend Zugang zur Zielgruppe finden • Belastungen und Risiken frühzeitig erkennen • Familien zur Annahme von Hilfen motivieren • Passgenaue Hilfen entwickeln • Kontinuierliches Monitoring • Implementation ins Regelsystem 40 Monatsschrift Kinderheilkunde, 2012 41 42 43 44 45 Alter der Kinder (in Monaten) 46 Alter der Kinder (in Monaten) 47 Aufgaben und Ziele • Niederschwelliger und strukturierter Zugang zur Zielgruppe • Systematisches Erkennen von Risiken • Motivation der Familien zur aktiven Teilnahme • Anpassung der Hilfen an den Bedarf der Familien • Verlaufsbeobachtung • Verankerung im Regelsystem 48 Dokumentation und Evaluierung 49 Mögliche Parameter • Pflege- / Still- / Gewichtsprobleme • Mutter-Kind-Interaktionsstörungen • Psychische Probleme + Überforderung der Mutter / Eltern • Vernachlässigung / Misshandlungen von Babies und (Klein-) Kindern 50 51 52 (Langzeit-) Folgen • Psychische Gesundheit • Somatische Gesundheit (Asthma, Übergewicht, Diabetes ….) • Soziale Gesundheit / Integration • Sprachentwicklung • Schulerfolg • Berufsfähigkeit • Deliktverhalten / Kriminalität • Suchtverhalten 53 54 Tic 55 56 ROI Return on Investment • Kaum systematische Analysen • Zumeist Subgruppen-Analysen – Teenager-Mütter – Postpartale Depression – Frühgeborene / Mehrlinge – Kinder mit Behinderungen / Syndromen – Kinder mit Autismus Spectrum Disorders – Kinder Drogenabhängiger • ROI 1: 2 – 1:5 – 1:9 …. ??? 57 Die Rolle der KinderärztInnen 58 59 9,6 60 Official document Information brochure 61 Brauchen Sie Hilfe ? 62 https://www.youtube.com/watch?v=RPS-wBZvbjE 63 https://www.youtube.com/watch?v=RPS-wBZvbjE 64 https://www.youtube.com/watch?v=RPS-wBZvbjE 65 Danke für Ihre Aufmerksamkeit ! 66