19. Thüringer Ultraschalltagung, 5. November 2011 in Erfurt Blasenentzündung – was tun? Thomas Hagemeier, Suhl AGUB III Vorstand der AGUB Harnwegsinfektion (HWI) • Verschiedene Zustände zusammengefasst • Gemeinsam: Anwesenheit von Mikroorganismen im Harntrakt • Unterscheidung: untere HWI (Zystitis) und obere HWI (Pyelonephritis) • rezidivierend: • Rezidivrate ≥ sympt. 2 Episoden ½ Jahr oder ≥ 3 sympt. Episoden/Jahr Prävalenz und Alter 1. Atemwegsinfektionen 2. Akute Durchfallerkrankungen 3. HWI -= 8 : 1 Geschichte Anormale Harnentleerung immer Gegenstand ärztlicher Bemühungen Eber Papyrus Rezepte gegen Harnverhaltung, Blutungen Sucruta „Ayurveda“ - verknotete Harnwege (600 v. Chr.) Götter werden angerufen Zarathustra „Zend Avesta“ – ersuchen die Götter um Heilung, Katheter sind bekannt Empirie – fehlende anatomische Kenntnisse Therapie aufs Geradewohl verheerende Auswirkungen Widmet sich ausgiebig urologischen Problemen Steinleiden im Vordergrund Hippokrates von Kos 460 v. Chr. – 370 v. Chr. Galen *131 - † 201 Lehre der Körpersäfte Harnschau mit Geschmacksprüfung Renaissance – Leitlinien 2010 Paracelsus, da Vinci, Vesal … Anatomie rückt in den Vordergrund Pathogenese Physiologische Keimflora • Introitus vaginae • Rektum • Anus pathogene Keime + insuff. Abwehr = HWI Prädisponierende Faktoren • • • • • Scheidenmilieu – Hormonsituation Urinmillieu Disposition der Frau (Diabetes, Karzinome, OP´s) Geschlechtsverkehr Blasenentleerungsstörungen • Descensus, Prolaps, neurogene Blase, Medikamente • Demenz • Stuhlinkontinenz Ätiologie der HWI und klinisches Bild 1. E. coli 80 – 90 % 2. Staphylokokken 3. Proteus/Klebsiella Aber auch Enterokokken, Streptokokken, Pseudomonas Ätiologie der HWI und klinisches Bild Unterer HWI • Dysurie • Pollakisurie • Harndrang • Nykturie • Suprapubische Schmerzen Oberer HWI • Fieber • Schüttelfrost • Flankenschmerz • Klopfschmerz Diagnostische Prinzipien „Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gesetzt“ Franz Volhard (1872-1950) • • • • Lokalisierung der Erkrankung im Harntrakt Schweregrad der Infektion Krankheitserreger identifizieren Empfindlichkeit gegenüber Chemotherapeutika Diagnostik und Kultur Unkomplizierte Pyelonephritis Zystitis Asymp. Bakterien Standardgruppe Prämenopause Ø ja nein Gesunde Schwangere ja ja ja Gesunde Frauen Postmenopause ? ja ja Patientinnen mit Diabetes mellitus ? ja nein Urindiagnostische Verfahren • • • • Urinteststreifen Urinmikroskopie Nährböden Urinkultur pathologisch Therapie der HWI 1. Flüssigkeitszufuhr 2. Ansäuerung des Harns 3. Spasmolytika 4. Antibiotika Unkomplizierte Zystitis unkomplizierte PN Antibiotikatherapie ResistenzLagebeachten! J.W. Goethe: Faust I Take home message 1. Urindiagnostik bis auf wenige Ausnahmen indiziert 2. Antibiotische Kurzzeittherapie bei unkomplizierter HWI möglich 3. Rezidiv-HWI = urologische Abklärung 4. Therapiedauer in der Schwangerschaft sollte mindestens 10 – 14 Tage betragen (Antibiogramm beachten) Für die Therapieumsetzung benötigt man: RUHE AUFMERKSAMKEIT BISSIGKEIT (Politik und Krankenkassen)