Doch lieber rund?

Werbung
fassadentechnik
Planung und Ausführung der Gebäudehülle
Gebäudekubatur
Doch lieber rund?
06/16
22. Jahrgang
Weitere Themen
Planung
• Parametrische
• WDVS
• Gebäudevermessung
• Algorithmen
n
Was in Münche
wichtig ist
vorwort
Martin Jung, Chefredakteur
fassadentechnik als
Einstein-Rosen-Brücke
Wie ich kennen Sie sich ganz selbstverständlich in der allgemeinen Relativitätstheorie gut aus. Wie ich wissen Sie, dass die gar nicht so komplex ist, wie alle immer behaupten. Einige zentrale Begriffe dieser Theorie lassen sich beispielsweise
völlig problemlos anhand der BAU 2017 erläutern. Denn während ich diese Zeilen
schreibe, bewege ich mich an der Grenzfläche der Raumzeit (vulgo Ereignishorizont), die für mich in diesem Augenblick ziemlich genau am 21. Dezember 2016
um 16 Uhr 49 endet.
Wenn Sie diese Zeilen lesen, beispielsweise am Fachpressestand der BAU am
16. Januar 2017 um 11 Uhr 27, dann hat sich die informelle Grenze des Ereignishorizontes mühsam bis ins neue Jahr vorgearbeitet, durch das komplette
Weihnachten, Berge von Geschenkpapier, die den Altpapiercontainer verstopfen,
den Geschenke-Umtausch in den Tagen danach, durch eine laute, aber mäßig
begeisternde Sylvester Party und einen verkaterten Neujahrsmorgen.
Also jetzt endlich BAU. Darauf hat die Branche zwei Jahre hin gearbeitet.
Produktneuheiten, die die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum (Socken?)
vergessen machen.
Aber halt: Wenn Sie Abonnent der fassadentechnik sind, haben Sie rechtzeitig vor der BAU über die Einstein-Rosen-Brücke (vulgo: Wurmloch) vorab alle
relevanten Informationen für die BAU vor der BAU erhalten. Ab Seite 26 lesen Sie
nämlich alles, was in München wichtig ist für die Gebäudehülle.
Und damit nicht genug: Damit die Krux mit multistabilen Kubaturen in der
Architektur endlich ein Ende hat, eröffnen wir diese Ausgabe nicht nur mit zwei,
nein mit drei Artikeln zur parametrischen Planung von Fassaden. Wir beginnen
mit der Projektbeschreibung des Neubaus der ESO Supernova in der Nähe von
München (ab Seite 8). Das dreidimensional gekrümmte Gebäude macht eine komplexe Gebäudehülle notwendig.
Die Vermessung liefert neben anderen Daten die exakten Montagepunkte für
die Unterkonstruktion der vorgehängten hinterlüfteten Konstruktion (ab Seite 12).
Im Artikel ab Seite 20 schildert unser Interviewpartner dann, wie bei mehrfach
geneigten Glaskonstruktionen Algorithmen Planung und Ausführung deutlich
vereinfachen und damit kostengünstiger machen.
Schließlich soll es Ihnen nicht gehen, wie dem Planer auf unserem Titelbild
des niederländischen Grafikers M. C. Escher. Denn dann lieber rund.
Herzlichst aus Hamburg grüßt
Martin Jung
fassadentechnik 6/2016
3
Wenn die Gebäudehülle für Unikatbauten
und Landmarken ansteht, sind Algorithmen das Instrument der Wahl für Planung
und Konstruktion der Gebäudehülle.
Durch visuelle Programmierung ist dieses
Werkzeug auch zugänglicher als früher. .

Bild: Schüco
20

Der markante Gebäudeentwurf für das astronomische
Zentrum der Europäischen Südsternwarte ähnelt einem
Doppelsternsystem. Die Architekten haben sich für eine
runde Kubatur entschieden – eine Überlegung, mit der
auch der Planer auf unserem Titelbild zu ringen scheint.
.
inhalt
vorwort
3
fassadentechnik als
Einstein-Rosen-Brücke
aktuell
6
Vietnam
Richtfest Deutsches Haus
Gebäudehülle
Zirzensische Fassade
7
Tagung
Fassaden für internationale Märkte
8
Parametrische Planung
Fassade für ein Doppelsternsystem
Michael Fischnaller
12
Gebäudevermessung
„…exakt, präzise, genau…“
Jürgen Weber
16
WDVS
Ganzheitlich planen und ausführen
Bettina Hahn
20
Parametrische Planung II
„…das eigentliche Potenzial von
digitalen Planungsprozessen…“
Patric de Hair
24
Auslegungsfragen VHF
Verwendbarkeitsnachweise und
Standsicherheit
Jan Preuß
technik
4
fassadentechnik 6/2016
26
Treffpunkt für professionelles
Planen und Bauen
Hallenplan
28
30
32/34 33
35
36
37 40 40
43 Produkte nach Kategorien
Bauchemie
Bekleidung
Beton
Unterkonstruktion
Elementfassade
Dämmung
Energieeffizienz
Feuer- und Rauchschutz
Glas
Oberflächen
44
VFT Herbstseminar 2016
Full House
Martin Jung
46
Trendbarometer Bau
Städte der Zukunft
47
Personalien
service
49
Profifinder
vorschau /
impressum
50
BAU 2017
branche
www.fassadentechnik.de
8
Bild: M.C.Escher’s „Man with
Cuboid“ © 2016
The M.C. Escher CompanyThe Netherlands. All rights
reserved. www.mcescher.com

Bild: Cubus Medien Verlag, Rolf Kuhl, Köln
24
Auf der BAU präsentieren wieder mehr als
2.000 Aussteller aus über 40 Ländern alles,
was beim Planen und Bauen zur Anwendung
kommt. Bei uns verschaffen Sie sich einen
Überblick.

Bild: VFT
26
Bild: Messe München International

44
Das VFT-Herbstseminar platzte in
diesem Jahr aus allen Nähten. Mit
290 Teilnehmern war eine Rekordbeteiligung zu vermelden.
fassadentechnik 6/2016
5
technik
Parametrische Planung
Fassade für ein Doppelsternsystem
In Garching bei München wird derzeit unter Hochdruck am Bau des
neuen Planetariums und Besucherzentrums der Europäischen Südsternwarte (ESO) gearbeitet. Der markante Gebäudeentwurf für das
astronomische Zentrum stammt von Bernhardt + Partner und ähnelt
einem Doppelsternsystem, bei dem die Masse von einem Stern auf einen
anderen übertragen wird und dabei als Supernova explodiert.
Die Klaus Tschira Stiftung fördert den Bau des neuen Planetariums und
Besucherzentrums am ESO-Hauptquartier in Garching. Betreiber der
­Einrichtung wird die ESO sein. Das Zentrum soll der Öffentlichkeit die
­Bedeutung der Astronomie und ihre Auswirkung auf unseren Alltag ver­
mitteln. Die Astronomie gehört zu den ältesten Wissenschaften und ist
durch den Einsatz modernster Technologien besonders spannend.
Das Südtiroler Fassadenbauunternehmen Frener & Reifer ist unter ­anderem für die Planung, Fertigung und Montage der zweiseitig und
­teilweise dreiseitig gekrümmten Aluminium-Blechfassaden und für das
233 m2 große Kuppeldach verantwortlich.
Alle Teile unterschiedlich
Durch den parametrischen Planungsprozess waren viele Planungsgrundlagen bereits vorhanden, dadurch war es möglich den gesamten Planungsaufwand zu minimieren. Sowohl die Biegung, als auch die Schnittkontur
(Abwicklung) konnten aus dem parametrischen Modell abgeleitet und an
ein vollautomatisches Bearbeitungszentrum übermittelt werden und aus
den Datenfiles die Bleche in einem einzigen Fertigungsprozess hergestellt
werden.
8
fassadentechnik 6/2016
Bild: Frener & Reifer
Parametrische Planung der Fassade
Sowohl die Blechfassade als auch das Sternendach wurde vollständig
parametrisch geplant. Die Basis dafür bildete ein parametrisch aufgebautes
Rhino 3D Modell vom Architekten. Aus diesem konnten vom Fassaden­
bauunternehmen Frener & Reifer die geometrischen Daten übernommen
und in die 3D Software (SolidWorks) integriert werden. Die weiterführenden
Planungen von Frener & Reifer in SolidWorks basierten demnach auf dem
parametrischen 3D Rhino Modell des Architekten.
Der durchgängige Einsatz der 3D Software ist somit auf die Software
­Rhino zu beziehen, da aus diesem Basismodell der Architekten, alle weiteren relevanten 3D-Geometrien generiert werden konnten. Das heißt von der
Planung und Vermessung über die Ausführungsplanung bis hin zur Montage.
Einschwenken des
Sternendaches.
fassadentechnik 6/2016
9
technik
Montage der
AluminiumBlechfassade.
Rendering des
fertigen Besucherzentrums.
Die vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) von ESO Supernova wurde
speziell von Frener & Reifer entwickelt und für den parametrischen
Planungsprozess optimiert. Die Konstruktionsart dieser hochkomplexen
Gebäudehülle, bei der alle Teile unterschiedlich sind, eignete sich bestens
parametrisch geplant zu werden. Form, Kontur und Fassadenraster konnten dadurch nach Wunsch individuell, schnell und wirtschaftlich angepasst
werden.
Leistungsumfang
Insgesamt 3.200 m2 mit 4 mm starkem Aluminiumblech beplankte Systemfassaden werden hier verbaut. Hinzu kommen 550 m2 Stahl-Pfosten-RiegelFassaden mit einer Höhe von 14 m. 360 m2 Aluminium Pfosten-RiegelFassaden werden ebenfalls verbaut. Das Kuppeldach (Sternendach) schlägt
in der Gebäudehülle mit insgesamt 233 m2 und einem Durchmesser von
17 m zu Buche.
Zudem werden im Untergeschoss, im Erdgeschoss und im 3. Obergeschoss
Türen aus Glas mit Aluminium Rahmen realisiert. Ebenso eine vollautomatische Karussell-Drehtür mit einem Durchmesser von 3000 mm.
Besondere Herausforderungen
Geschwungene Fassadenform stellte besonders hohe Anforderungen im
Bereich der Gebäudehülle. Die einzelnen Elemente der Aluminium-Blechfassade bestehen aus teils zweiseitig, teils dreiseitig gebogenen Teilen.
Auch die Geometrie der 213 unterschiedlichen Fassadengläser ist besonders hervorzuheben, da hier kein Bauteil gleich ist.
Das 25 t schwere Sternendach besteht zudem aus 263 unterschiedlichen
Glas-Dreiecksscheiben. Die vorgefertigten Baugruppen des Daches wurden
zuerst am Boden zusammengesetzt und dann mit einem Mobilkran (maximal Nutzlast 500 t) auf das Dach des Gebäudes gehoben. Die Realisierung
erfolgte als 3D und parametrisch geplante Gesamtlösung.
Bilder: Frener & Reifer
Michael Fischnaller
Horizontalschnitt der Aluminium-Blechfassade.
10
fassadentechnik 6/2016
Vertikaler Regelschnitt des Sterndaches.
fassadentechnik 6/2016
11
architektur
technik
Gebäudevermessung
„…exakt,
präzise,
genau…“
Bild: Messpunktplus
Gerade für die Gebäudehülle ist eine
präzise Vermessung des Rohbaus eine
Vereinfachung für Planung, Ausführung
und Montage. Das zeigt das Beispiel ESO
Supernova. Vermessungsspezialist Jürgen
Weber erläutert im Interview, welche weiteren Vorteile sich aus den verschiedenen
Verfahren ergeben.
Herr Weber, welchen Stellenwert hat Vermessung im heutigen
Baugeschehen?
Vermessung schafft Bestandskenntnis. Ein vermessungstechnisch erfasstes, zusammenhängendes, dreidimensionales
Bauaufmaß liefert geometrisch und inhaltlich exakte Grundlagen für die Planung. Das Bauaufmaß führt zum Bestandsplan oder auch zum 3D-Bestandsmodell. Diese Grundlagen
müssen vor allem eines: Sie müssen stimmen! Sie müssen
das reale Bauwerk maßlich und geometrisch exakt wiedergeben.
Mit dem Einsatz moderner Messtechnik ist dies heute
problemlos möglich. Schiefwinkligkeiten, Krümmungen und
Wölbungen können sicher erfasst werden. Abweichungen
von idealen Formen werden nachgewiesen. Die Nutzung der Vermessungstechnik bei der Bauaufnahme
macht das Aufmaß zu dem was es immer schon sein
wollte: exakt, präzise, genau. Verformungsgetreues Aufmaß bedeutet insofern immer den Einsatz
moderner Vermessungstechnik.
Es liegt nahe, dass in der Praxis nicht allein
eine bestimmte Messtechnik zum Einsatz
kommt. Wir setzen unsere Instrumente
und Verfahren so ein, wie es der Lösung
unserer Aufgabe angemessen ist und
nutzen hierbei die Kombination der
Vorteile. Die Photogrammetrie und
das Laserscanning beispielsweise,
um die Form eines Gebäudes zu
dokumentieren, Tachymeter und
gegebenenfalls Disto direkt an der
Bauwerksoberfläche, um eventuell
weitere Details zu erfassen. Unter
Umständen müssen viele einzelne
Messergebnisse zusammengefügt
werden, damit ein einheitliches
Gesamt-Messergebnis entsteht.
Punktwolke des Rohbaus mit
3D-Sollmodell der Unterkon12 12fassadentechnik
fassadentechnik
6/2016
6/2016
struktion zur Definition der
Montagevorgaben.
Ihr Unternehmen vermisst Gebäude dreidimensional mittels
Laser­scanning. Dadurch werden die weiteren Planungs-, Ausführungs- und Montageschritte v­ ereinfacht. Können Sie dieses
Verfahren kurz erläutern?
Ein 3D-Scanner ist ein Messinstrument, das in der Lage ist
automatisch und in einem regelmäßigen Muster mit hoher
Geschwindigkeit in Echtzeit 3D-Koordinaten auf Oberflächen
zu bestimmen. Der Laserscanner misst dabei in vorgegebenen Horizontal- und Vertikalwinkelwerten eine große Anzahl
von dreidimensionalen Punkten in kürzester Zeit. Parallel
hierzu können referenzierte Fotos des definierten Scan­
bereiches erfasst und zu einem Panoramafoto zusammengefügt werden.
Je nach Projektanforderung erfolgt die Objekterfassung
von einem oder mehreren Standpunkten aus mit unterschiedlichen Blickwinkeln auf das zu erfassende Objekt. Als
Ergebnis jedes einzelnen Standpunktes erhält man eine so
genannte Punktwolke in einem lokalen Koordinatensystem.
Im weiteren Verlauf der Auswertung müssen die einzelnen
lokalen Punktwolkensysteme miteinander verbunden und
eventuell auf ein übergeordnetes Baukoordinatensystem
transformiert werden.
Liegen die Scanpunkte hinreichend dicht beisammen,
gleichen sie einem pixeligen Digitalfoto, jedoch mit dem
­Unterschied, dass dieses Foto dreidimensional ist. Der
Scanner schafft eine räumliche Punktszene unserer gebauten Welt. Jeder Punkt liegt mit seinen Koordinaten fest. Wird
dieses Punktgebilde in horizontale oder vertikale Streifen
zerschnitten, entstehen Schnittkonturen.
Können Sie erläutern, wie präzise die Ergebnisse des
Scannings sind?
Mein Büro Messpunkt plus verfügt über verschiedene, voneinander unabhängige Systeme, die beim terrestrischen Laserscanning zum Einsatz kommen. Mit unserem Hochgeschwindigkeits-3D-Laserscanner und einer extragroßen Reichweite
sind wir in der Lage in Sekundenschnelle Objekte in bis zu
330 Metern Entfernung bei vollem Sonnenlicht zu scannen.
Mit diesem präzisen Messinstrument werden photo­
realistische dreidimensionale Abbildungen der Realität
erzeugt, die aus vielen Millionen 3D-Messpunkten bestehen. Die Vorteile des Scanners liegen in seiner hohen
Geschwindigkeit mit bis zu 1 Million Messpunkten in der
Sekunde, verbunden mit einer hohen Auflösung (bis zu 1,5
mm auf 10m Entfernung) und Genauigkeit. Durch die integrierte hochauflösende HDR-Kamera sind fotorealistische
Farbscans jederzeit möglich.
Der systematische Distanzfehler liegt bei +/- 2mm. Das
Rauschen beziehungsweise die Standardabweichung liegt
bei zirka 0,3 mm auf 25 m Entfernung. Darüber hinaus
garantieren die HDR Bildgebung und HD Bildauflösung
detailgetreue Scanresultate in höchster Datenqualität.
Die zeitgleich erfassten Bilder werden direkt mit den
Messungen verlinkt und zugeordnet, hierdurch werden die
Effizienz, Qualität und Dokumentation der Vermessungs­
arbeiten deutlich verbessert.
Punktwolken können wahlweise entsprechend der Intensität des zurückkommenden Laserstrahls, entsprechend
den wirklichen Farben (RGB) anhand der Digitalbilder oder
mit einer eigenen Farbe für jede Einstellung eingefärbt
werden.
Welche Informationen werden durch Ihr Laserscanning für
Fassadenplaner zur Verfügung gestellt?
Wie zuvor schon erwähnt ist das Ergebnis eines Scans zunächst eine Punktwolke. Deren Auswertungsmöglichkeiten
sind nahezu unbegrenzt. Beispielhaft seien hier genannt:
 die Ableitung beziehungsweise das direkte Messen von
2D- oder 3D-Entfernungen;
 beliebige Auswertungen von Horizontal- und Vertikalschnitten oder –linien;
 Definition von ausgeglichenen 3D-Ebenen im Raum;
 die CAD-Aufbereitung von exakten 3D-Bestandsmodellen;
 Ebenheitskontrollen von zum Beispiel Fußböden, Decken,
Wänden etc.
 die Vermaschung von Oberflächen („Mesh“)
 die Modellierung von geometrischen Körpern
fassadentechnik 6/2016
13
architektur
technik


Vergleiche, Analysen
Visualisierungen, Präsentationen, etc.
Wie profitieren Fassadenbauer und Monteure?
Bild: Messpunktplus
Durch unsere Möglichkeiten die verschiedensten Mess­
methoden miteinander zu kombinieren sind wir in der
Lage schon beim Bestandsaufmaß die Grundlagen für die
spätere Montage zu schaffen. So können wir zum Beispiel mittels Laserscanning den Bestand erfassen und die
­„As-Built Situation“ dokumentieren und nahezu parallel mit
der Funktionalität des Präzisionstachymeters passgenaue
­Referenzpunkte bestimmen anhand derer wir anschließend
die Montagvorgaben in Lage, Höhe und Tiefe ableiten.
Für den Fassadenbauer oder Monteur bringt dies ein
Höchstmaß an Sicherheit bei der örtlichen Umsetzung des
Bauvorhabens. Für ihn entfällt das aufwändige Einmessen
der Fassade mittels Schnur oder Baulaser. Durch die von
uns geschaffenen Vorgaben kann er sich auf seine eigent­
liche Aufgabe konzentrieren und wird in die Lage versetzt,
die erforderlichen weiteren manuellen Einmessungen
mit einfachen Hilfsmitteln wie Wasserwaage, Winkel und
Zollstock vorzunehmen. Viele durch Messpunkt plus in den
letzten Jahren erfolgreich begleitete und international anerkannte Bauvorhaben bestätigen dieses Konzept.
Sie haben auch am Besucherzentrum ESO Supernova mitgewirkt. Können Sie Ihre Aufgabenstellung bei diesem Objekt
kurz erläutern?
Bei der ESO Supernova haben wir vermessungstechnisch
den gesamten Fassadenbau begleitet und aus den Ergebnissen alle Montagevorgaben abgeleitet.
Schon im Sommer 2015 haben wir zum passgenauen
Zusammenbau die komplette Geometrie des aus 263 unter­
schiedlichen Dreiecken bestehenden Sternendaches auf den
Hallenboden des ausführenden Unternehmens Frener &
Reifer in Brixen projiziert. Auf der Baustelle wurden alle erforderlichen Referenzpunkte zum Einbau der ­vollständigen
Fassadenglasgeometrie – hier gleicht kein Bauteil dem
anderen – millimetergenau am Baukörper abgesteckt und
mit den entsprechenden Abständen vermasst.
Zur Ermittlung der Rohbautoleranzen wurde durch uns
der gesamte Rohbaukörper parallel zum Baufortschritt in
mehreren Zeitabständen mit einem Punktraster < 10 mm
eingescannt. Die Definitionen der dreidimensionalen Montagevorgaben zum passgerechten Einbau der komplett nach
dem 3D-Modell vorgefertigten Freiformflächen der Aluminium-Blechfassade leiten wir über zirka 3.000 am Rohbau
geklebte und präzise eingemessene Montagemarken ab.
Multistation beim
­Scannen des Rohbaus.
14
fassadentechnik 6/2016
Welche weiteren Einsatzmöglichkeiten im Bereich
Hochbau bietet Ihre Meßmethode?
Vor allem im Hochbau wird die Laserscantechnologie in
Zukunft immer mehr Anwendung finden, denn die Vorteile
gegenüber herkömmlichen Vermessungsverfahren sind
geradezu revolutionär. Neben der Erfassung einer immensen Datenmenge innerhalb kürzester Zeit sind vor allem
die Genauigkeit und der Dokumentationswert der erzeugten Daten hervorzuheben.
Aus den beim Laserscanning entstandenen Punktwolken ist die Erzeugung von exakten und realistischen
3D-Modellen samt Visualisierungen möglich. Darüber
hinaus hat das Verfahren einen dokumentarischen Wert.
Es konserviert die reale Situation zur Zeit der Erfassung.
Unter Umständen kann dies bei nachträglichen Fragen
oder Analysen von Bedeutung sein.
Der Interviewpartner
reits 1990 erste Projekte in der Architekturvermessung durchgeführt. Seit 2005
spezialisierte er sich auf das Gebiet der
„Digitalen Architekturvermessung“. 2012
Bild: Messpunktplus
Jürgen Weber (Jahrgang 1956) hat be-
erfolgte die Gründung des inhabergeführten Ingenieurbüros messpunktplus.
Jürgen Weber ist darüber hinaus als
Referent zum Thema der Architektur und
Fassadenvermessung auf internationalen
Anwenderkonferenzen, Fachtagungen
und Hochschul-Kolloquien aktiv.
www.messpunktplus.de
fassadentechnik 6/2016
15
Bild: IBP
Bild: Wienerberger/Oliver Heissner
Bild: priedemann fassadenberatung GmbH
vorschau / impressum
Verblenderfassade
Trends
Tageslichtplanung
Wohnen und arbeiten rings um
den schönsten Kirchturm und
Kirchhof Hamburgs, Tür an Tür
mit Hamburger Hafen, historischer Speicherstadt und moderner
Hafen-City? Diese Symbiose aus
Tradition und Moderne wird durch
eine stylische Vorsatzschale aus
Verblendmauerwerk erst möglich
gemacht.
Die Ansprüche an die Gebäudehülle steigen ständig und werden
insbesondere von Großprojekten
kontinuierlich vorangetrieben.
Wolfgang Priedemann, auf vielen
Kontinenten aktiver Fassadenberater, schildert im Interview,
was aus seiner Erfahrung derzeit
Stand der Dinge ist und wohin die
Branche sich entwickelt.
Die tageslichttechnischen
Auswirkungen von Fassaden
und Dachoberlichtern auf das
Gebäude lagen lange im Dunkel
der Planungsunsicherheit. Dies
führt zu planerischen Fehlentscheidungen. Potentiale der
Fassadentechnik werden nicht
im möglichen Umfang genutzt.
Der Forschungsbericht in der
kommenden Ausgabe schafft
Klarheit.
Die nächste Ausgabe von fassadentechnik erscheint im März 2017
fassadentechnik
Planung und Ausführung der Gebäudehülle
Mit den Mitteilungen des Verbandes für Fassadentechnik
e.V. – Ganzheitliche Technik der Gebäudehülle (VFT),
Frankfurt, Main. Die Mitglieder des VFT erhalten die
Fassadentechnik im Rahmen ihrer Verbandsmitgliedschaft
Herausgeber
Kirsten Jung, Martin Jung
Chefredaktion
Martin Jung (v.i.s.d.P.)
Verlagsleitung
Kirsten Jung, Telefon: +49(0)40 46 06 33 94
E-Mail: [email protected]
Anzeigenverkauf und Mediaberatung
Martina-Stefanie Weiss, Telefon: +49(0)40 54 80 36 23,
E-Mail: [email protected]
Redaktion
Dipl.-Ing. Franz Lubinski (LU)
Sabine Natebus
Toni Reichel
Telefon: +49(0)40 54 80 36 21
E-Mail: [email protected]
Redaktionsbeirat
Hans-Dieter Hegner, Stefan Hofmann, Hugo Philipp,
Steffen Szeidl, Alexander Zylla
50
fassadentechnik 6/2016
Leser Service
Verena Pescht, Telefon: +49(0)40 54 80 36 22
E-Mail: [email protected]
Sonderausgaben sind im Abonnementpreis enthalten.
Jahresabopreis: Inland € 87,– einschließlich Versandkosten und Mehrwertsteuer, europäisches Ausland € 95,–
einschließlich Versandkosten ohne Mehrwertsteuer,
nichteuropäisches Ausland € 99,– einschließlich
Versandkosten ohne Mehrwertsteuer
Mitgliedschaften
Der Cubus Medien Verlag ist Mitglied der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von
Werbeträgern e.V. (IVW)
ISSN 0948-1214
Layout
Daniela Schneider und Rolf Kuhl
Druck
Bösmann Medien und Druck GmbH & Co. KG, Detmold
Verlag
Cubus Medien Verlag GmbH
Geschäftsführung:
Kirsten Jung, Martin Jung
Knauerstraße 1, D-20249 Hamburg
Telefon: +49(0)40 54 80 36 22
Telefax: +49(0)40 28 09 67 52
E-Mail: [email protected]
www.fassadentechnik.de
Anzeigenpreisliste
21, gültig ab 1. Januar 2016
Die mit den Verfassernamen oder -kurzzeichen gekennzeichneten Artikel geben lediglich die persönliche Meinung
des Autors wieder; sie stellen nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion oder der kooperierenden Verbände dar. Das
Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung
außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes
ist ohne Zustimmung des Verlages strafbar. Dies gilt
insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Layoutkonzept, ArtDirection
kuhl marketingtools, Rolf Kuhl, Köln
Erfüllungsort und Gerichtsstand
Hamburg
Der Cubus Medien Verlag ist Mitglied im
Architekten- und Ingenieurverein Hamburg (AIV)
Verlagsrepräsentanz Dubai
Manuela Biedenkopf
Telefon: +971-50-655 76 07
Herunterladen