„Das Heute” gestalten Asylbewerber und Flüchtlingskinder Das Trauma Trauma - Definition: „Potentielle oder reale Todesdrohungen, ernsthafte Verletzung oder einer Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit bei sich oder anderen auf die mit intensiver Furcht, Hilflosigkeit oder Schrecken reagiert reagiert.“ Das Trauma Traumatisches Lebensereignis Extreme physiologische Erregung Flucht Einfrieren Traumasymptome Kampf Traumatypologie Traumaentwicklungsstörung: Regulatuionsstörungen Bindungsstörungen Emotionale Störungen Angststörungen Oppositionelles Verhalten Störung des Sozialverhaltens ADHS Affektive Störungen Bipolare Störungen im Kindesalter Störungen der Persönlichkeitsentwicklung Selbstverletzung Suizidalität Substanzmissbrauch Dissoziative und Somatoforme Störungen Komplexe Traumafolgestörungen Störungen des Körperselbst Körperwahrnehmung Somatisierung Störungen der Empathiefähigkeit Mentalisierung (sich selbst von außen zu sehen und den anderen von innen) Soziale Wahrnehmung weniger soziale Kompetenzen ^ Störung der Emotionsregulation PTSD Hyperarousal (Übererregung) Intrusionen Vermeidung Störung der Impulskontrolle Selbstregulation Stressintoleranz Selbstwert Gefühl der Selbstunwirklichkeit kognitive Schemata Bindungsstörungen der Interaktionen Dissoziationsneigung/ Sinneswahrnehmung Störungen der exekutiven, kognitiven Funktionen Das Entwurzelungssyndrom bzw. Anpassungsstörung Seelische Verstimmungen, anhaltende Traurigkeit durch einschneidende Veränderungen in der Umwelt oder in den Lebensgewohnheiten. Chronische Anpassungsstörung als Folge einer Entwurzelungssituation, z.B. nach Deportation, Vertreibung, wobei dem Totalverlust von Heimat, Familie, Besitz, Arbeitsplatz, Ehre u. Ansehen bes. Bedeutung zukommt. Traurige Verstimmung als Antwort auf eine tiefe psych. Erschütterung; klingt in der Regel nach Fortfall der Ursache von selbst ab. Durch (stützende) Psychotherapie meist gut beeinflussbar. Die posttraumatische Belastungsstörung bei Kindern Symptome: Lebhafte Rückblenden Sich immer wieder aufdrängende Gedanken an das Ereignis: * jederzeit möglich Wut und Reizbarkeit * besonders in ruhigen Momenten * vor dem Einschlafen * wenn Erinnerungen wach werden Stetiges Lauern auf mögliche Gefahren in der Umgebung Trennungsangst: * die Eltern nicht aus den Augen lassen * im Elternbett schlafen Schwierigkeiten, mit Gleichaltrigen (und Eltern zu sprechen): * um diese nicht zu beunruhigen * weil die Altersgenossen den/die Überlebende/n nicht aufregen wollen Schlafstörungen: *Angst vor Dunkelheit * schlimme Träume Eltern die sich des Leids ihres Kinde nicht bewusst sind Kognitive Veränderungen wie Konzentrationsschwierigkeiten * Albträume * nächtliches Erwachen Schwierigkeiten, bei der Anwendung „alter“ Fertigkeiten oder sich an diese zu erinnern: Die Empfindung des eigenen Lebens als brüchig: * Pessimismus * Hoffnungslosigkeit Veränderte Prioritäten: * Keine Zukunftspläne mehr * Gefühl eingeschränkter Zukunft Veränderte Prioritäten: * Keine Zukunftspläne mehr Vermeidung von Situationen, die mit Wertewandel Depressionen spezifischen Aspekten der traumatischen Situation zusammenhängen Suizidgedanken Panikattacken Schuldgefühle, überlebt zu haben Ängste, die mit spezifischen Aspekten der traumatischen Situation zusammenhängen Auswirkungen auf Kleinkinder: * Vorschulkinder reagieren auf extrem belastende Erfahrung sehr unterschiedlich * Kleinkinder erfassen bewusst nur sehr begrenzt, dass Katastrophen lebensgefährlich sind * bei manchen von Ihnen ist es möglich sehr „reife“ Auffassungen über Tod und Sterben festzustellen *Die Fähigkeit des Kindes schon sehr früh im Leben Informationen emotional und kognitiv zu verarbeiten, ist für seine Anpassung sehr wichtig *Kinder über 28 Monate die ein Trauma erleiden mussten, beschreiben die Tatsachen eindrücklich detailliert und genau *Vorschulkinder thematisieren das Ereignis vor allem mit: * Spielen * Zeichnungen * Visuelle Erinnerungen * Wiederholungen bestimmter Verhaltensweisen * regressive oder asoziale Verhaltensweisen Traumapädagogik als eigenständige Fachdisziplin Ziele: * Angebot handlungsrelevanter Erkenntnisse *und Methoden * Bezug auf die besten Traditionen der Pädagogik * Entwicklung von Flexibilität * Entwicklung von Sensibilität * Entwicklung von Souveränität * Entwicklung von Mut im professionellen herangehen an Traumarisierte Kinder Entwicklung traumapädagogischer Konzepte auf der Basis interdisziplinären Erkenntnissen aus: * Psychotraumatologie * Psychoanalyse * Neurophysiologie * Bindungsforschung Traumapädagogische Haltung: * Lebensgeschichtlich belastete Menschen bei der Verbesserung ihrer Lebensqualität zu unterstützen * Weiterentwicklung und Überprüfung der Konzepte Traumapädagogik und interkulturelle Kompetenz Interkulturelle Kompetenz: Die Fähigkeit, effektiv mit Menschen, die über andere kulturelle Hintergründe verfügen, umzugehen und zusammenzuarbeiten, wobei die Effektivität auf beiden Seiten als solche empfunden werden sollte, wird mit interkultureller Kompetenz beschrieben. Wichtig sind dabei die emotionale Kompetenz und die interkulturelle Sensibilität, die es uns erlauben, die Konzepte der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens und Handelns der Fremdkultur bei unserem Handeln zu berücksichtigen. Die eigenen Erfahrungen der interkulturell kompetenten Person werden in diesem Moment zurückgestellt und es besteht die Bereitschaft Stereotype und Vorurteile zu revidieren und Neues zu erlernen. Interkulturelle Kompetenz beschreibt die Kompetenz, auf Grundlage bestimmter Haltungen und Einstellungen sowie besonderer Handlungs- und Reflexionsfähigkeiten in interkulturellen Situationen effektiv und angemessen zu interagieren Der eigene Weg: Sprachliche Kompetenz/ Einsatz von Fremdsprachen: * Anbieten geeigneter Verständigungsmöglichkeiten * Anwendung einer klar verständlichen Sprache * Einsatz von Dolmetschern und Dolmetscherinnen Erwerb von Hintergrundwissen eines Landes durch: * Beschäftigung mit politischem Tagesgeschehen Learning by Doing * historischen Bedingungen * Kunst und Literatur * Umgang mit Nähe und Distanz * Höflichkeitsformen * Umgang mit Geschenken Rollendefinition: * Anbieten eines Ortes, der Annahme und des Verständnisses Eigene Migrationsgeschichte: * Offenheit und Neugierverhalten * In Fragestellung eigener Konzepte der Werthaltungen Exil und Asyl „...Meiner Meinung nach ist die des Asylverfahrens, welche für Flüchtlinge mit ständiger Angst und Unsicherheit ausgefüllte ist, und aufgrund ihrer früher erlebten Traumatisierung, mit einer psychischen Folter vergleichbar. Für Kinder ist die diese erste spannungsgeladene Zeit, weit folgenschwerer als für ihre Eltern. Sie fällt in eine Entwicklungsphase, in der ihre Persönlichkeitsstruktur nur wenig ausgebildet ist, was sie ganz besonders verletzlich macht. Ihr junges Leben ist schon reichlich beladen mit traumatisierenden und zum Teil unverständlichen Ereignissen. Auch sie stehen vor dem Verlust der Heimat. Von einem Tag auf den anderen haben sie ihre vertraute Kinderwelt von gestern – völlig ahnungslos und unvorbereitet – verloren; ihr Haus, ihre Spiel- und Kameraden, ihre Verwandten, ihr Lieblingstier usw. Im Gegensatz zu den Erwachsenen können sie die Gründe, welche ihre Familie zwang, die Heimat so abrupt zu verlassen, noch nicht verstehen. Ausgerechnet in einer Zeit, in der sie darauf angewiesen sind, mit der Sprache ihre persönliche und soziale Identität aufzubauen, sehen sie sich plötzlich sprachlos und isoliert einer fremden Umgebung ausgeliefert, mit der sie nur beschränkt kommunizieren können. ...sind in enge Zimmer gepfercht, wo sie sich – um keinen Ärger mit der Nachbarschaft zu erzeugen – möglichst ruhig verhalten müssen. In dieser ersten Zeit sind die Kinder vollkommen desorientiert verunsichert, verängstigt, und sie fühlen sich von ihren Eltern im Stich gelassen. Diese sind zumeist selber zu sehr mit ihren eigenen Schwierigkeiten belastet, so dass sie die Probleme der Kinder kaum wahrnehmen und ihnen deshalb den lebensnotwendigen psychischen halt und Schutz nicht beisteuern können. Die Kinder ihrerseits nehmen zu ihren eigenen Ängsten und Spannungen diejenigen der Eltern 'seismographisch' wahr, wissen aber nicht, mit ihnen umzugehen. Sie spüren genau, dass sie Ihre tiefe Trauer und Verzweiflung über die verlorene und vertraute Kinderwelt nicht zeigen dürfen, um mit ihren Eltern nicht noch mehr Ängste u aktivieren. Genau wie ihre Eltern haben auch die Kinder keine Möglichkeit, sich behutsam mit der fremden Umgebung vertraut zu machen... …und (werden) vom ersten Tag an mit unseren kulturellen Normen überflutet, und zwar in einer ihnen noch unbekannten Sprache. Häufig werden sie wegen ihres andersartigen Aussehens... in den ersten Tagen … mit den Problemen des Rassismus konfrontiert.“ Grundlagen der Traumapädagogik Standards: < Gute Balance zwischen Vorgabe von eindeutigen Standards und dem Belassen von institutionellen Freiheiten für die Ausgestaltung (Ressourcen) < Haltung als Basis der „Traumapädagogik“ < wichtige Aspekte der Struktur- und Prozessqualität < Fokussierung auf die „Versorgung“ der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter < Entwicklung von Kooperationsbeziehungen mit einer guten traumapädagogischen Institution Trauma und Bindung Bindungstheorie nach John Bolwby: < Bowlbys Theorie besagt, dass der Säugling das angeborene Bedürfnis hat, in bindungsrelevanten Situationen die Nähe, die Zuwendung und den Schutz einer vertrauten Person zu suchen. Die Entwicklung der Bindungsverhaltensweisen beginnt gleich nach der Geburt und dient dazu, bei Bedarf die Nähe zur Bindungsperson herzustellen. < Die Bindungsperson wird zum sicheren emotionalen Helfer und Beschützer. < Es wird durch Trennung von der Bindungsperson sowie durch äußere oder innere Bedrohung, Schmerz und Gefahr aktiviert. Die wichtigste Funktion der Bindungsperson ist es, den Säugling bzw. das Kind in Situationen von Bedrohung zu schützen und ihm emotionale und reale Sicherheit zu geben. Probleme in der Identitätsbildung < Damit sich die Identität bei einem Kind überhaupt entwickeln kann, ist Vertrauen in seine Umgebung und zu sich selber notwendig. < Dieses Vertrauen gewinnt der Säugling bereits in seiner „primären“ Liebe zur Mutter. Ist diese erste Mutter-Kind-Beziehung gut, entsteht ein „Gefühl des Urvertrauens“, ist sie hingegen schlecht, ein „Gefühl des Urmisstrauens“ < Auf der Grundlage des Urvertrauens entwickelt und verfestigt sich in der Auseinandersetzung mit der altersentsprechenden Umwelt das Vertrauen zu anderen Menschen, wodurch sich beim heranwachsenden Kind langsam das Gefühl einer Identität entwickeln kann. < Die Eltern werden wegen ihrer veränderten Persönlichkeit und Haltung im Exil oft zu ungeeigneten Identifikationsobjekten. Probleme in der Identitätsbildung < Kinder werden zu Eltern ihrer Eltern. < Es entsteht eine Umkehrung der Familienhierarchie < Die im Exil erlebten Diskriminierungen werden vor dem Hintergrund der traumatisierenden Vergangenheit zu Wiederholungen der durch die heimatlichen Repressionen erlebten Traumata. < Häufig brechen Verzweiflung und Wut über die Vergangenheit und die Gegenwart bei den Eltern durch und die Kindern werden zu Sündenböcken. < Auch bei den Kindern können Alltagserlebnisse verdrängte Ängste reaktivieren. < Ein weiteres Problem für die Identitätsbildung stellt das in der neuen Kultur sich wandelnde Selbstbild dar. Traumapädagogik und Dissoziation < Ein Trauma ist ein als lebensbedrohlich wahrgenommenes Ereignis, das die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigt und den betroffenen Menschen mit Gefühlen der Hilflosigkeit, intensiver Angst oder Entsetzen überflutet. < Wenn weder Kampf noch Flucht möglich ist, also Körper und Seele sich der Situation nicht entziehen können, schaltet der menschliche Organismus auf Überlebensstrategien um. Der Mensch erstarrt (ähnlich dem Todstellreflex bei Tieren) und dissoziiert. < Dissoziation ist die Fähigkeit, etwas aus dem Alltagsbewusstsein abzuspalten. Traumatisierte Eltern/ traumatisierte Kinder Sekundäre Traumatisierung: < Obwohl manche Kinder zwar vor dem unmittelbaren Erleben des Schrecklichen verschont blieben, führt das intuitive Verständnis für die verborgenen traumatischen Erlebnisse der Eltern oft dazu, dass sie sich unbewusst mit den Ängsten der Eltern, häufig, sogar mit deren Erlebnissen, gewissermaßen stellvertretend identifizieren und hierdurch ebenfalls traumatisiert werden. Auswirkungen des Traumas in der Gruppe Reaktionsketten in der „Eskalation der Hilfen“: < Überlastung mit Kind in der Gruppe < Überforderung mit Kind in der Gruppe < Keine Veränderung mit Kind in der Gruppe < Kind ist nicht länger in der Gruppe tragbar Umgang mit der Gegenübertragung in der alltäglichen Arbeit Narzismusfalle Kind macht „besonderes“ Beziehungsangebot Kind fordert Beziehung immer stärker und intensiver Hält diese intensive Beziehung kaum aus MitarbeiterIn fühlt sich unwohl, überfordert, emotional stark involviert Kind „testet“ Beziehungen Reinszenierung von Abbrüchen Beziehungserfahrungen MitarbeiterIn zieht sich zurück oder reagiert über Auftreten der Symptomatik Entwertung des Mitarbeiters Methoden in der Traumapädagogik Der sichere Ort: * Nur ein „sicherer Ort“ erlaubt es die hochwirksamen Überlebensstrategien aufzugeben und alternative Verhaltensweisen zu erlernen. Übungen zur Spannungsregulation und Angstbewältigung Nähe und Distanzregulation Elemente aus Natur- und Landschaftspädagogik: * Heilende Kraft der Natur * Gartenarbeit * positive (Körper) – wahrnehmung Kunst- und Kreativitätsmethoden: * kreative Medien * Ressourcenarbeit Erarbeitung eines Unterstützungsleitfadens auf der Basis von Beispielen und Fragen ~