Vortrag zu Bindungsstörung und Trauma Problemlage heute: Kinderfeindliches Deutschland etwa 200.000 Abtreibungen im Jahr - (1/3) aller gezeugten Kinder Bezug Scheidungen: - jede 5. Mutter ist alleinerziehend Gesundheitliche und psychische Belastung vieler Fam. Steigt. Auflösung traditioneller Strukturen Unsicherheit (lieber Kitas) Leistungsansprüche gegenüber Kinder steigen (früh in Fördereinrichtungen) Brisch/Hellbrügge – Kinder ohne Bindung „Die psychischen Auswirkungen früher Heimerziehung“ - Michael Rutter starke Auswirkung von frühkindlichen Erfahrungen auf psychische Entwicklung Zusammenhang zu Beziehungsqualität zwischen Fürsorgepersonen und Kindern Erfahrungen in ersten 3 Lebensjahren (sensible Phase) langfristige Wirkung (Wachstum des Gehirns bes. groß) Gene vererbt schaffen Erziehungsumfeld bergen Risiken, mit Umweltrisiken verbunden aktive Wechselwirkung von Genen und Umwelt Studie rumänischer Adoptivkinder (vorher Heim, dann britische, normale Familien eindeutige Besserung ursprüngl. Defizite als Resultate der Heimerziehung) im Heim keine Möglichkeit zur kontinuierlichen, engen Beziehung Auswirkungen der Heimerziehung eher altersunabhängig Zurückbleiben erheblicher Defizite nach Heimerziehung wenn mit Deprivation verbunden (durch häufige Betreuerwechsel, etc.) vor allem undifferenziertes Bindungsverhalten Brisch – Bindungsstörungen und Trauma Trauma in ersten Lebensjahren Bindungsstörung wahrscheinlich Symptome der Bindungsstörung: Störungen der sozialen Funktionen: Abnormes Beziehungsmuster zu Betreuungspersonen mit einer Mischung aus Annäherung und Vermeidung und Widerstand gegen Zuspruch, Eingeschränkte Interaktion mit Gleichaltrigen, Beeinträchtigung des sozialen Spielens, Gegen sich selbst und andere gerichtete Aggressionen o Emotionale Auffälligkeiten: Furchtsamkeit, Übervorsichtigkeit, Unglücklichsein, Mangel an emotionaler Ansprechbarkeit, Verlust/Mangel an emotionalen Reaktionen, Apathie, "frozen watchfulness" ("eingefrorene Wachsamkeit") •ohne Bindungszeichen –keine Suche nach Hilfe oder Bindungsperson in Gefahr oder bei Aktivierung von Angst –kein Trennungsprotest –extreme Vermeidung von Beziehung –Rückzug in Isolation •Promiskuität –Pseudo-Bindung an jede verfügbare Person –Suche nach Nähe in Gefahr und bei Angst –Bindungsperson beliebig austauschbar –keine „echte“spezifische Bindungsperson –keine sichere emotionale Basis •Übererregung –Kaum Trennung möglich –Kind bewacht seine Bindungsperson –Kleine Trennungen führen zur Übererregung –Spiel nur in der Nähe der Mutter –Auch in höherem Alter (Kiga, Schule) •Hemmung –Hemmung, die Bindungsperson als sichere Basis bei Angst und Gefahr zu nutzen –in Abwesenheit der Bindungsperson zeigt Kind Bindungsverhalten und spezifische Bindungssuche zu fremden Personen •Aggression –ambivalente Bindungsnähe wird durch aggressive Verhaltensweisen hergestellt –Verkennung des Bindungswunsches durch andere Personen –aggressive Antwort auf Bindungswunsch –Ablehnung steigert Angst –Spirale •Unfall-Risiko –spektakuläre Risikosituation mit Aktivierung der Aufmerksamkeit der Bindungspersonen –Inszenierung von Unfällen –Reaktion der Bindungsperson nur bei maximaler Gefahr für ihr Kind –kein Lerneffekt aus Unfallerfahrung •Rollenwechsel –Kind muss „sichere emotionale Basis“für erwachsene Bindungsperson sein –Umkehrung in den Rollen –Kind hat kein Vertrauen, potentielle Bindungspersonen in Angst und Gefahr zu nutzen •Psychosomatik –Deprivation mit physiologischer Dysregulation –psychogene Wachstumsretardierung –Störungen der Eltern-Kind-Interaktion •Schreistörung •Schlafstörung •Essstörung Folgen von Bindungsstörungen Schwerwiegende Gefährdung des Kindeswohls •mangelnde Beziehungsfähigkeit •weniger pro-soziales Verhalten im Konflikt •Geringe Stresstoleranz bei Belastungen •Risiko für psychosomatische Störungen •Risiko für dissoziative Erkrankungen •Gefahr von Missbrauch und Misshandlung •Weitergabe an die nächste Generation Trauma: Als psychologisches, psychisches, seelisches oder mentales Trauma oder Psychotrauma (griech.: Wunde, Pl.: Traumata, Traumen) wird die Erinnerung einer Person an die Situation eines für sie seelisch einschneidenden Erlebnisses bezeichnet bzw. der seelische und / oder neuerdings auch der körperliche (Hirnstrukturen) Eindruck, den das Erlebnis in der Seele der betroffenen Person hinterlassen hat. Häufig wird auch stellvertretend die traumatisierende Situation selbst als Trauma bezeichnet. Zu einer psychischen Traumatisierung kommt es, wenn das Ereignis die psychischen Belastungsgrenzen des Individuums übersteigt und nicht adäquat verarbeitet werden kann. Beispiele für Erlebnisse, die Traumata auslösen können, sind Gewalt, Krieg, Mord, Folter, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, körperliche und seelische Misshandlung, Unfälle, Katastrophen oder Krankheiten. Auch emotionale Vernachlässigung, Verwahrlosung, soziale Ausgrenzung, Zwangsräumung, Obdachlosigkeit oder Mobbing können zu einer Traumatisierung führen. Mitunter kann die bloße Zeugenschaft eines solchen Ereignisses auf die beobachtende Person traumatisierend wirken. Symptome eines Traumas sind unter anderem: stark kontrollierendes Verhalten, da ein Trauma als ein extremer Kontrollverlust erlebt wird, gedankliche Vorwegnahme des Schlimmsten, um nicht wieder überrascht zu werden, was von der Umwelt als eine nervige Art von Dauer-Pessimismus erlebt wird, unverhältnismäßig heftige Reaktionen auf äußere oder innere Einflüsse (durch sog. Trigger ausgelöst): beispielsweise Panikattacken, Angsterkrankungen, Zwangserkrankungen, Selbstverletzendes Verhalten und Abhängigkeitssyndrom können ein Merkmal einer durch ein Trauma verursachten psychischen Störung sein, ebenso wiederkehrende Albträume und dissoziative Zustände. Traumatische Erlebnisse werden unter Anderem auch als ein maßgeblicher Faktor für die Borderline-Persönlichkeitsstörung angesehen. Kinder im Heim – Erfahrungen einer Sozialpädagogin mit 30jähriger Berufserfahrung Bindungsängste (erschüttertes Vertrauen) schwer Vertrauen fassen (zu viel erlebt in Herkunftsfamilie) gestörte Selbstwahrnehmung (zumindest ansatzweise bei fast jedem Kind) niedriges Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein (wird oft überspielt) Abschottung ggü. Öffentlichkeit (Ki und Jug bleiben unter sich, gruppieren sich untereinander) „beziehungsgestört“ sowohl untereinander als auch zu Erziehern; oft ständig wechselnde Sexualpartner (v.a. Scheidungskinder, die das so vorgelebt bekamen); viele bieten sich regelrecht an (definieren sich über ihre Sexualitätmeinen, sie hätten nicht mehr zu bieten) kein Urvertrauen trotzdem Lieb zu den Eltern kaum Beständigkeit erfahren Sozialverhalten : Unsicherheit, Aggression (glauben, dass aggressives, lautes Verhalten Stärke bedeutet), Probleme im „Legalbereich“ (Diebstähle, Körperverletzungen, Drogen) Sozialisationsprozess heute sehr schwer (hohe Arbeitslosigkeit, schlechte Schulbildung (die meisten Heimkinder auf Förder- und Hauptschulen) die meisten brauchen länger zur geistigen und seelischen Reifung ca. 60% erreichen „normales“ Leben (keine belegte Statistik sondern aus eigener Erfahrung) Beispiel für Hospitalismus: Kinder wurden in SS-Organisation „Lebensborn“ gezüchtet – staatlich geförderte Heime – mit viel Distanz und Trennung von der Mutter Sollten später NS-Führer in Europa werden Auffallend hübsch, blond, blauäugig, physisch gesund Aber mit 2 Jahren: mangelhafte linguistische Entwicklung, fehlender Blickkontakt, Schreie bei Annäherung, Aggressiv untereinander In der Adoleszenz: Streunen, Wegbleiben von Schule und Beruf, Sexuelle Verwahrlosung, häufige Delikte, niedriges Intelligenzniveau Deprivationsverlauf: Bei Trennung von Mutter und Kind: 1. Phase Unruhe (körperlich ängstlich und angespannt – viel Schreien) 2. Phase Resignation ( Spüren, dass Bemühung um sonst sind – weniger Reaktionen auf äußere Reize – Apathie) – neuronale Veränderungen 3. Phase Verfall ( Blässe, Schlaffheit, völlige Widerstandslosigkeit gegen Infektionen) -> möglicher Tod) Interaktion im frühen Kindesalter: Bei Baby- Signal intuitives Verhalten der Mutter: o Gesichtsausdruck zur Grußform o Stimme oktave höher o Gesicht in 20 – 25 cm Abstand zum Baby Erwartung des Babys zur Antwortzeit 0,2 Sekunden – andernfalls Frustration Deshalb bei Kollektivpflege von Säuglingen Sprachentwicklung verzögert bessere sprachliche Entwicklung bei Kindern in soz.-Probl.-Familien als in Heim Risikofaktoren für kindliche Entwicklung Biologische Faktoren: organische Schäden, geringes Gewicht → aber auch Temperament (später noch eingehen) → Vor allem schlechten Einfluss auf motorische und kogn. Entwicklung Soziale Faktoren: schlechte Familienverhältnisse, Alkoholmissbrauch, geringes Einkommen, psychische Erkrankung von Vater oder Mutter ◦ → Vor allem schlechten Einfluss auf sozial-emotionale und kogn. Entwicklung (z.B. bei Depression der Mutter- verm. Reaktivität, weniger Einfühlsam durchschn. 10 Punkte niedriger als Norm – sozial 3 mal eher auffällig (Hyperaktivität/ Aggressiv)) kummulativer Effekt – können sich aber auch gegenseitig verstärken Resilienz bei schlechten Bedingungen – heterogene Entwicklung – manche kommen sehr gut damit klar Resiliente Kinder - verletzbar, aber unbesiegbar Protektive Faktoren: ▪ Aufwachsen in einer Familie ▪ Eigenschaft pos. Reaktionen bei anderen auszulösen ▪ Initative, Selbstvertrauen, Selbstständigkeit ▪ Externale Unterstützungssysteme Resilienzentwicklung → Grafik Aufhalten/ Rückgängig machen psychischer Deprivation ▪ Fördern von intellektuellen Fähigkeiten (Schularbeiten) ▪ Förderung individueller Fähigkeiten in Gesellschaft anderer → soziale Bestätigung → Stärkung des Selbstwertes ▪ Nutzung körperlicher Fähigkeiten (soz. Prestige, sex. Identität bei män.) ▪ Positive Liebesbeziehung ▪ Eigene Elternschaft (Geburt, Erwachen in der Rolle, Kontakt zu Kind) → Lebenssicherheit, soziale Kompetenz ▪ Beziehung zu Geschwistern Franziska Neumann und Robin Junker