15 10 y 5 –2 2 x –5 –10 –15 Nullstellen Häufig interessiert man sich für die Werte der unabhängigen Variable einer Funktion, für die der Funktionswert 0 ist: 98 Sei f : R → R eine Funktion. Ist x0 ∈ D(f ) eine reelle Zahl mit f (x0) = 0, dann heißt x0 eine Nullstelle von f . Der folgende Graph skizziert eine Funktion mit drei Nullstellen (3, 1 und −3): 60 40 20 –3 –2 –1 1 2 x –20 –40 99 3 4 2.3 Elementare Funktionen Trigonometrische Funktionen (Winkelfunktionen) Vorbemerkung. Wir definieren die Winkelfunktionen bezogen auf die Bogenlänge x auf dem Einheitskreis, d.h. für x ∈ [0, 2π]. Alternativ werden die Argumente der Winkelfunktionen in Winkelgraden angegeben. Hier entspricht der Winkelgrad α = 360o der Bogenlänge x = 2π, und Anteile am Vollkreiswinkel 360o werden entsprechend in Anteile des Kreisumfangs umgerechnet: 360o 2π α= entspricht x = t t π d.h. die Bogenlänge zum Winkel α ist x = α. 180 (i) Sinus Als Winkelfunktion ist die Sinus-Funktion in folgender Weise definiert. Für einen Winkel α ∈ [0, π2 ] ist sin α = Gegenkathete Hypothenuse , wobei hier die (Längen der) Gegenkathete und Hypothenuse in einem rechtwinkligen Dreieck mit Scheitelwinkel α gemeint ist. Für α ∈ [ π2 , π] ist sin α = sin(π − α). Für α ∈ [π, 2π] ist sin α = − sin(α − π). 100 Ist x ∈ R, dann schreiben wir x = 2mπ + α mit m ∈ Z, α ∈ [0, 2π), und setzen sin x = sin α. Dadurch ist die Sinus-Funktion auf ganz R erklärt. Sie ist periodisch mit Periode 2π, d.h. sin(x + 2π) = sin(x). Ihr Wertebereich ist W (sin) = {y ∈ R : −1 ≤ y ≤ 1} = [−1, 1]. π/2 − α Hypothenuse Gegenkathete α Ankathete Diese Skizze zeigt noch einmal die Größen, die bei der Definition der trigonometrischen Funktionen eine Rolle spielen. (ii) Cosinus: Als Winkelfunktion ist die Cosinus-Funktion in folgender Weise definiert. Ankathete Für einen Winkel α ∈ [0, π2 ] ist cos α = Hypothenuse , wobei hier die (Länge der) Ankathete bzw. Hypothenuse in einem rechtwinkligen Dreieck mit Scheitelwinkel α gemeint ist. Für α ∈ [ π2 , π] ist cos α = − cos(π − α). 101 –6 –4 1 0.5 –2 –0.50 –1 2 4 6 x Abbildung 1: Graphen von sin x (rot) und cos x (blau) Für α ∈ [π, 2π] ist cos α = − cos(α − π). Ist x ∈ R, dann schreiben wir x = 2mπ + α mit m ∈ Z, α ∈ [0, 2π), und setzen cos x = cos α. Auch die Cosinus-Funktion ist periodisch mit Periode 2π. Ihr Wertebereich ist ebenfalls W (cos) = [−1, 1]. Es gilt π sin(x + ) = cos x und 2 102 π sin(x) = cos(x − ) 2 Das bedeutet, dass der Graph der Sinus-Funktion aus dem Graph der Cosinus-Funktion durch Verschiebung um π/2 nach rechts entsteht. (iii) Tangens: Als Winkelfunktion ist die Tangens-Funktion für einen Winkel α ∈ [0, π2 ) definiert als tan α = Gegenkathete Ankathete wobei hier die (Längen der) Gegenkathete und Ankathete in einem rechtwinkligen Dreieck mit Scheitelwinkel α gemeint ist. Es ist also sin α tan α = cos α Wie vorher wird tan fortgesetzt, diesmal allerdings nur auf den Definitionsbereich D = {x ∈ R : x 6= π2 + m · π, m ∈ Z}, und es ist tan : D → R , tan x = sin x . cos x Als Wertebereich ergibt sich W (tan) = R. Der Tangens ist auf den Intervallen (− π2 + zπ, − π2 + zπ), z ∈ Z, streng monoton wachsend. (iv) Cotangens: Diese Funktion ist auf D = {x ∈ R | x 6= m · π, m ∈ Z} definiert durch x cot x = cos sin x . 103 10 8 6 y 4 2 –4 –3 –2 –1 1 –2 2 3 4 x –4 –6 –8 –10 Abbildung 2: Graphen von tan x (rot) und cot x (blau) Als Wertebereich ergibt sich W (cot) = R. Der Cotangens ist streng monoton fallend auf den Intervallen (zπ, π + zπ), z ∈ Z. Im folgenden Bild sind die Graphen für den Tangens rot und den Cotangens blau eingezeichnet. 104 Eigenschaften Funktionen der trigonometrischen 1. Einige spezielle Werte sind 0 sin 0 cos 1 tan 0 cot − − − π/6 π/4 π/3 1 2 √ 3 2 √ 3 3 √ 3 105 √ 2 2 √ 2 2 1 1 √ π/2 3 2 1 1 2 0 √ √ 3 −−− 3 3 0 2. Periodizität: sin(x + 2π) = sin x , cos(x + 2π) = cos x 3. Symmetrie: sin(−x) = − sin x , cos(−x) = cos x (sin ist eine ungerade und cos eine gerade Funktion.) 4. Satz des Pythagoras: sin2 x + cos2 x = 1. 106 5. Additionstheoreme: sin(x + y) = sin x · cos y + cos x · sin y cos(x + y) = cos x · cos y − sin x · sin y 6. Die trigonometrische Funktion tan ist streng monoton steigend auf (−π/2, π/2) und und die Funktion cot ist streng monoton fallend auf (0/π) (und den entsprechend verschobenen Intervallen). 107 7. Verschiebungen um π/2 und π: sin(x + π2 ) = cos(x) cos(x − π2 ) = sin(x) sin(x + π) = − sin(x) cos(x + π) = − cos(x) tan(x + π) = tan(x) tan(x + π2 = − cot(x) cot(x + π2 = − tan(x) cot(x + π) = cot(x) 1 tan(x) = cot(x) . Treppenfunktionen Das sind Funktionen, die intervallweise konstant sind; bis auf die konstante Funktion haben solche Funktionen Sprungstellen. 108 • 3 • 2 –3 –2 ο –1 1 • ο 0 ο 1 2 ο 3 x ο ο • Beispiel 2.17 • • –1 –2 –3 • Ganzzahliger Anteil: Sei f : R → R, f (x) = trunc(x) wobei für x ∈ R durch trunc(x) der ganzzahlige Anteil von x (Vorkommastelle) bezeichnet sei. Als Wertebereich ergibt sich W (f ) = Z. • Vorzeichenfunktion: 109 Es sei 1 falls x > 0 sgn : R → R , x 7→ 0 falls x = 0 −1 falls x < 0 1ο 0.5 –4 –3 –2 • –1 1 2 x –0.5 –1 ο 110 3 4 2.4 Polynome Eine Funktion P : R → R gegeben durch P (x) = anxn + an−1 xn−1 + · · · + a1x + a0 = n X ak xk , k=0 wobei n ∈ N0, ak ∈ R und an 6= 0, heißt Polynom(funktion) vom Grad grad(P (x)) = n. Die Funktion P (x) = 0 heißt das Nullpolynom. Wir setzen grad(0) = −∞. Die Zahlen a0, a1, . . . , an heißen die Koeffizienten des Polynoms. Ist an = 1, dann heißt P normiert. 111 60 40 20 –3 –2 –1 1 2 3 x –20 Abbildung 3: Graph von 2x4 − 10x2 + 3x − 10 Division mit Rest Seien S(x), T (x) zwei Polynome, T (x) 6= 0. Dann gibt es eindeutig bestimmte Polynome Q(x) und R(x) mit der Eigenschaft S(x) = T (x)Q(x)+R(x) und grad(R(x)) < grad(T (x)) Die Polynome Q(x), R(x) werden genauso wie beim “schriftlichen Dividieren” berechnet. R(x) heißt Rest von S(x) bei Division durch T (x). Gilt dabei R(x) = 0, so heißt T (x) ein Teiler von 112 S(x).