Dr. H. Grunert Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung Vorlesungscharts Vorlesung 4 „Diskrete Zufallsvariable“ • • • • Wahrscheinlichkeitsfunktion, Verteilungsfunktion, Parameter Binomialverteilung Hypergeometrische Verteilung Poissonverteilung Seite 1 von 13 2004 Dr. H. Grunert Chart1: Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung 2004 Begriff der Zufallsvariablen Eine Zufallsvariable X ist eine Funktion, die jedem (Elementar-) Ereignis eines Zufallsvorganges x i eine reelle Zahl - seine Eintrittswahrscheinlichkeit zuordnet. x i .... Realisationen der Zufallsvariable Die Gesamtheit der Realisationen einer Zufallsvariablen sind eine vollständige Zerlegung des zugehörigen Ereignisraumes. Diskrete Zufallsvariable endlich oder abzählbar unendlich viele Realisationen Stetige Zufallsvariable kann jeden beliebigen Wert innerhalb eines endlichen oder unendlichen Intervalls annehmen è unendlich viele Realisationen Schreibweise Zufallsvariable X ; A .......... Realisationen x i ; a i .......... Seite 2 von 13 Dr. H. Grunert Chart 2: Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung Diskrete Zufallsvariable Wahrscheinlichkeitsfunktion Nimmt die diskrete Zufallsvariable X den Wert x i mit der Wahrscheinlichkeit p i an, so heißt die Zuordnungsvorschrift f X ( xi ) = P ( X = xi ) = pi die Wahrscheinlichkeitsfunktion der Zufallsvariablen X . Eigenschaften der Wahrscheinlichkeitsfunktion (1) 0 £ f X ( xi ) £ 1 (2) n å f (x ) =1 i =1 (3) i ( Realisationen der Zufallsvariablen sind stochastisch unabhängige Ereignisse ) P ( X = xk È X = x j ) = pk + p j P ( X = xk Ç X = x j ) = pk × p j mit xk ; x j Î X ; k ¹ j Seite 3 von 13 2004 Dr. H. Grunert Chart 3: Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung Verteilungsfunktion Die Funktion, die die Wahrscheinlichkeit dafür angibt, dass die diskrete Zufallsvariable X Realisationen xi annimmt, die kleiner oder gleich einem Wert x sind, heißt Verteilungsfunktion mit FX ( x ) = P ( X £ x ) = å f ( xi ) xi £ x . Eigenschaften der Verteilungsfunktion (1) 0 £ FX ( x ) £ 1 (2) FX ( xi ) £ FX ( xi + a ) FX ( x ) (3) mit a > 0, ganzzahlig .... monoton steigende Funktion P ( a < xi £ b ) = FX ( b ) - FX ( a ) P ( a £ xi £ b ) = FX ( b ) - FX ( a o ) mit (4) FX ( a o ) = FX ( a ) FX ( a o , wenn a keine Sprungstelle ) = F ( a - 1) , wenn a Sprungstelle X P ( X > a ) = 1 - FX ( a ) Seite 4 von 13 2004 Dr. H. Grunert Chart 4: è Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung Parameter der diskreten Zufallsvariable Erwartungswert .... der Wert, der bei genügend häufiger Durchführung des Zufallsvorganges als durchschnittliche Realisation pro Zufallsvorgang zu erwarten ist. n E ( X ) = m = å xi f ( xi ) i =1 (= Mittelwert der Zufallsvariable X) è Varianz, Standardabweichung Varianz ... die Summe der mit der jeweiligen Wahrscheinlichkeit gewichteten quadrierten Abweichungen aller möglichen Realisationen vom Erwartungswert. n VAR ( X ) = s = å ( xi - E ( X ) ) f ( xi ) 2 2 i =1 Standardabweichung STDEV = VAR ( X ) = s = s 2 STDEV ..... Standard Deviation Seite 5 von 13 2004 Dr. H. Grunert Chart 5: Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung Binomialverteilung Eine zufällige Variable X, die die Werte m = 0,1,2,...., n mit den Wahrscheinlichkeiten n m n-m P ( X = m ) = fB ( X = m ) = p (1 - p ) m annimmt, ist binomialverteilt. n ... Anzahl der Wiederholungen des Zufallsexperimentes m ... Anzahl der Eintritte des interessierenden Ereignisses A p ... Eintrittswahrscheinlichkeit von A Verteilungsfunktion n a n-a FB ( X £ m ) = å p (1 - p ) a =0 a m Erwartungswert E(X ) = m = n× p Varianz/ Standardabweichung VAR ( X ) = n × p × (1 - p ) STDEV = VAR ( X ) = n × p × (1 - p ) Seite 6 von 13 2004 Dr. H. Grunert Chart 6: Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung 2004 Beispiele zur Binomialverteilung Erfahrungsgemäß sind bei der Produktion bestimmter Werkstücke 99,3% qualitätsgerecht. Mit welcher Wahrscheinlichkeit enthält ein Lieferposten von 100 Werkstücken a) b) c) kein Ausschussstück ? genau zwei Ausschussstücke ? höchstens zwei Ausschussstücke ? Die Wahrscheinlichkeit für die Geburt eines Knaben beträgt 0,513. Ermitteln Sie die Wahrscheinlichkeiten für die möglichen Geschlechterkombinationen der Kinder (Knaben / Mädchen) einer Familie mit drei Kindern. Berechnen Sie den Erwartungswert und die Varianz dieser Zufallsgröße. Seite 7 von 13 Dr. H. Grunert Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung Chart 7: Hypergeometrische Verteilung Merkmale des Zufallsexperimentes: è gegeben sind N Elemente davon haben M Elemente die Eigenschaft A N - M Elemente haben die Eigenschaft A nicht è von den N Elementen werden n Elemente ohne Zurücklegen entnommen; es sollen davon x Elemente die Eigenschaft A haben Wahrscheinlichkeitsfunktion M N - M x n x fH ( X ) = N n 0 für x = max 0; n - ( N - M ) ; ...; min n; M sonst Verteilungsfunktion M N - M x a n a FH ( X £ x ) = å N a =0 n Seite 8 von 13 2004 Dr. H. Grunert Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung Erwartungswert M E(X ) = m = n N Varianz VAR ( X ) = s ² = n M N M N -n 1 - N N -1 Seite 9 von 13 2004 Dr. H. Grunert Chart 8: Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung 2004 Beispiel zur hypergeometrischen Verteilung Ein Lieferung umfasst 20 Werkstücke, davon sind 5 Werkstücke Ausschuss. Es werden zur Qualitätskontrolle 5 Werkstücke entnommen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass höchstens 2 Werkstücke nicht qualitätsgerecht sind ? xi f H ( xi ) 0 1 2 3 4 5 0,19369 0,44021 0,29347 0,06772 0,00484 0,00006 FH ( x = xi ) 0,19369 0,63390 0,92737 0,99509 0,99993 1,00000 Seite 10 von 13 Dr. H. Grunert Chart 9: Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung Poisson - Verteilung (Grenzfall der Binomialverteilung) Merkmale des Zufallsexperimentes - Ereignisse treten zu bestimmten Zeitpunkten zufällig ein - zwei Ereignisse können nicht gleichzeitig eintreten - es gibt innerhalb eines Zeitintervalls unendlich viele unterschiedliche Zeitpunkte, folglich auch unendlich viele mögliche zufällige Ereigniseintritte - Ereignisse treten aber bezogen auf beliebige gleichlange Zeitintervalle gewöhnlich nur durchschnittlich häufig ein Für das durchschnittliche Eintreten der Ereignisse (= Erwartungswert der Verteilung der Ereignisse) innerhalb eines Zeitintervalls gilt: lim np = n mit > 0; const . Seite 11 von 13 2004 Dr. H. Grunert Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition Eine diskrete zufällige Variable X, die die Werte k = 0,1,2,........... mit der Wahrscheinlichkeit k - P ( X = k ) = fP ( k ; ) = e für k = 0,1, 2,..... k! annimmt, ist Poisson - verteilt. Verteilungsfunktion a FP (k ; ) = e - å a =0 a ! k für k = 0,1, 2,........ Erwartungswert E(X ) = Varianz VAR ( X ) = s 2 = Seite 12 von 13 2004 Dr. H. Grunert Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung 2004 Chart 10: Beispiel zur Poissonverteilung Ein Arbeiter überwacht mehrere Maschinen, die aus verschiedenen Gründen bedient werden müssen. Durchschnittlich sind drei Bedienungen pro Stunde erforderlich. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine ( ,dass 3 ) Bedienungen erforderlich sind ? xi 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 ...... f P ( xi ) 0,04979 0,14936 0,22404 0,22404 0,16803 0,10082 0,05041 0,02160 0,00810 0,00270 0,00081 FP ( x = xi ) 0,04979 0,19915 0,42319 0,64723 0,81526 0,91608 0,96649 0,98809 0,99619 0,99889 0,99970 .......... 1,00000 Seite 13 von 13