INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016 VORSICHT IST DAS GEBOT DER STUNDE Trotz niedriger Zinssätze und hoher Volatilität sehen wir eine Reihe von Investmentmöglichkeiten. Da sich jedoch viele potenzielle Risiken abzeichnen, sollten Anleger vorsichtig sein. 1 AMSTERDAM BRÜSSEL LONDON LUXEMBURG MADRID MONACO MÜNCHEN PARIS INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016 DIE 10 GRÖSSTEN VOLKSWIRTSCHAFTEN DER WELT IN ZAHLEN BRUTTOINLANDSPRODUKT 2015 nominal, in Billionen US-$ 17,9 10,9 17,9 4,1 10,9 3,4 2,8 4,1 2,4 3,4 2,1 2,8 2,4 17,9 10,9 4,1 3,4 2,8 2,4 1,8 1,8 1,6 2,1 1,8 1,8 2,1 1,8 1,8 1,6 1,6 WACHSTUMSRATE BRUTTOINLANDSPRODUKT 1. Quartal 2016 im Jahresvergleich 6,7 % 6,7 % 5,3 % 5,3 % 6,7 % 2,0 % 2,0 % 2,0 % 1,6 % Japon 0,1 % 1,6 % 1,4 % 2,0 % Japan 0,1 % 2,0 % 1,6 % 2,0 % Japon 0,1 % 1,0 % 5,3 % 1,4 % 1,1 % 1,0 % 1,4 % 1,0 % 1,1 % 1,1 % -5,4 % -5,4 % 11,2 % 9,9 % 11,7 % 11,7 % -5,411,2 % % ARBEITSLOSENQUOTE 9,9 % 7,1 % April/Mai 2016, in Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung 6,1 % 5,1 % 4,9 % 7,1 % 4,7 % 4,0 % 6,1 % 11,7 % 3,2 % 5,1 % 4,9 % 11,2 % 4,7 % 4,0 % 9,9 % 3,2 % 4,7 % 6,1 % 4,0 % 3,2 % 7,1 % 5,1 % 4,9 % Quellen: Bloomberg, Eurostat, IMF 2 INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016: AUSBLICK FÜR DIE WELTWIRTSCHAFT LANGSAM, ABER STETIG Trotz weit verbreiteter Ängste vor drohendem Unheil, ausgelöst durch Ereignisse wie den Brexit, bleibt unser weltwirtschaftlicher Ausblick leicht positiv. S chon vor der schicksalhaften Entscheidung der Briten für den Brexit hatten viele den Eindruck, dass sich der Ausblick für die Entwicklung der Weltwirtschaft zunehmend verdüstert. So hat der IWF seine Prognosen für das weltweite Wachstum im Jahr 2016 im Januar von 3,6 % auf 3,4 % und im April dann auf 3,2 % gesenkt – kaum mehr als die Vorjahres-Wachstumsrate von 3,1 %. Für die zweite Jahreshälfte sehen wir zwar eine ganze Reihe von Risikofaktoren, gehen aber dennoch davon aus, dass das weltweite Bruttoinlandsprodukt 2016 um rund 3 % zulegen wird. Schauen wir uns zunächst an, wie es um die weltgrößte Volkswirtschaft der Welt bestellt ist. Nach einem enttäuschenden ersten Quartal, in dem das BIP-Wachstum nur bei knapp über 1 % lag, zeigte die US-Wirtschaft im zweiten Quartal wieder mehr Dynamik. Das Wachstum dürfte sich daher bei rund 3 % bewegen. Der private Konsum ist der wichtigste Treiber. Hier schlagen sich die niedrigste Arbeitslosenquote in den USA seit 2008 und die wenigsten Anträge auf Arbeitslosenhilfe seit 1970 nieder. Auch die Löhne in den USA bewegen sich jetzt endlich nach oben – was sich weiter positiv auf die Verbraucherstimmung und die Ausgaben der privaten Haushalte in der zweiten Jahreshälfte auswirken wird. Im Moment wird in den USA jedoch wenig investiert, sondern eher ge- 3 spart und die Produktivität wächst nur in mäßigem Tempo. Wie überall auf der Welt. Darin spiegelt sich ein Trend wider, der weltweit zu beobachten ist: Die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe ist schwächer als im Dienstleistungssektor. Die positiven Auftragstrends und das starke Kreditwachstum lassen jedoch auf ein gutes zweites Halbjahr für die USA hoffen. Das wiederum könnte bedeuten, dass das Wachstum im siebten Jahr in Folge bei oder über 2 % liegt. Gleichzeitig wird sich weiter Inflationsdruck in den USA aufbauen – wie In ähnlicher Weise wird die Politik der EZB weiterhin durch die Nachwirkungen des Brexit-Referendums beeinflusst. Die anhaltende politische Unsicherheit lastet schwer auf der britischen Volkswirtschaft, hat aber auch Konsequenzen für den Ausblick für die Eurozone. Nach einem soliden ersten Halbjahr und sogar nach dem Referendum erscheint dort ein jährliches BIP-Wachstum von 1,5 % realistisch. Weitere Themen, die die wirtschaftlichen Entscheidungsträger im Hinterkopf haben sind die Unsicherheit hinsichtlich des Ausgangs des bevorstehenden Verfassungsreferendums und des Bad Bank-Plans in Italien so- WIR SEHEN RISIKOFAKTOREN, GEHEN ABER DENNOCH DAVON AUS, DASS DAS WELTWEITE BIP 2016 UM RUND 3 % ZULEGEN WIRD möglicherweise auch in anderen Län-dern wie in China, wo die Inflation der Produzentenpreise wieder anziehen dürfte. Die Inflation könnte also ein Auslöser für die nächste Zinsanhe-bung durch die Fed sein, vermutlich im Dezember. Da die Fed auch die Unsicherheit in ihren Entscheidungsprozess einbezieht, könnte der Verlauf des US-Wahlkampfs die Stimmung beeinflussen – vor allem, wenn die Chancen des launenhaften Donald Trump auf einen Einzug ins Weiße Haus steigen. wie die Parlamentswahlen im nächsten Jahr in Frankreich, in Deutschland und in den Niederlanden. In Japan verläuft das Wachstum weiter schleppend. Rohstoffexporteure aus den Schwellenländern erwartet eine leichte, preisgesteuerte Erholung. Eine harte Landung Chinas kann nicht ausgeschlossen werden, erscheint uns jedoch unwahrscheinlich. Sie ist daher auch nicht unser Kernszenario. Der Weltwirtschaft stehen zwar nicht die besten Zeiten bevor, doch sie wächst weiter: zwar langsam, aber stetig. n INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016: BRITISCHE WIRTSCHAFT ENTSCHEIDET EUCH, BRITANNIA! Wird das Brexit-Votum das ohnehin schon träge Wachstum der britischen Wirtschaft weiter ausbremsen? D ie Auswirkungen eines Brexit auf die Wirtschaft in Großbritannien waren früh umfassend analysiert – noch bevor auch nur eine Stimme abgegeben wurde. Dieser Analyse des britischen Finanzund Wirtschaftsministeriums zufolge wird das Binnenwachstum bis 2030 um insgesamt 6,2 % zurückgehen. Das bedeutet, dass das jährliche BIP-Wachstum um etwa 0,5 % niedriger ausfallen wird. Die kurzfristigen Auswirkungen dürften jedoch noch spürbarer sein. Das Finanzund Wirtschaftsministerium schätzt, dass bei einem Schock-Szenario – mit dem auch ein plötzlicher Anstieg der Unsicherheit einhergehen würde – ein Brexit „Großbritannien in die Rezession drängen und zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit“ führen wird. Diese Prognose ist am pessimistischen Ende der Prognosespanne der Investmentbanken einzuordnen, wonach von einer kurzfristigen negativen Auswirkung auf das BIP-Wachstum von 1-2 % ausgegangen wird. Angesichts der aktuellen jährlichen Wachstumsrate im Land von rund 2 % deuten diese Prognosen auf ein nicht unerhebliches Risiko einer Rezession im nächsten Jahr hin. Die Wahrheit ist jedoch, dass niemand weiß, wie sich die britische Wirtschaft außerhalb der EU entwickeln wird – nicht einmal das Finanz- und Wirtschaftsministerium. Eines ist aber sicher: Die Folgen dürften eher negativ als positiv sein, insbesondere kurzfristig. Für die Konjunktur sind Ausgabeentscheidungen maßgeblich, für die die aktuelle Unsicherheit ein großes Hin4 dernis sein dürfte. Hinzu kommt, dass 13 % des britischen BIP vom Handel mit Europa abhängen; die Aussicht, dass kein Zugang mehr zu diesem Markt möglich ist, stellt eine unmittelbare Gefahr dar. Zweifelsohne erscheint die britische Wirtschaft verwundbar. Einige dieser negativen Effekte, vor allem im Außenhandel, werden jedoch dadurch abgeschwächt, dass das britische Pfund bereits signifikant abgewertet hat. Bleibt es dabei, dann dürfte dies der Konjunktur zugute kommen. Die Regierung und die Bank of England haben außerdem Entscheidungsspielraum für den Fall, dass die Wirtschaft stärker aus dem Ruder laufen sollte. Die übergeordneten politischen Ziele – Sparprogramm, Schuldenabbau und konsequente Kontrolle des Inflationsdrucks – dürften erst einmal in den Hintergrund treten. Das würde bedeuten, dass die Bank of England von ihrer Antiinflationsrhetorik Abstand nehmen müsste, was wiederum auf eine Zinssenkung hindeuten würde. Aber was ist mit der Inflationsgefahr infolge der Schwäche des Pfund Ster- ling und den Auswirkungen auf die Einfuhrpreise? Das schwache konjunkturelle Umfeld scheint diesem Risiko entgegenzuwirken, wie schon 1992, als das britische Pfund „unehrenhaft“ aus dem Europäischen Wechselkursmechanismus ausschied. Die Bank of England orientiert ihre Politik am langfristigen Inflationsausblick. Im Moment gehen die meisten anderen Notenbanken eher gegen die Gefahr einer Deflation an. Es ist daher nur schwer vorstellbar, dass in Großbritannien eine ernsthafte Inflation droht. Auch wenn der Schatzkanzler vor Kurzem verlauten ließ, dass Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen notwendig seien, bieten die aktuellen außergewöhnlichen Umstände der Regierung noch die Möglichkeit, die Zwangsjacke der Sparmaßnahmen zu lockern. Die vor dem Referendum herrschende Gefahr einer notwendigen Steuererhöhung steht in keinem Verhältnis zu den kurzfristigen wirtschaftlichen Risiken, die mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU verbunden wären. n DEMOGRAFISCHES GEFÄLLE Brexit-Wähler nach Altersgruppen Ausstieg 50 % Verbleib 18-24 27 % 73 % 25-34 38 % 62 % 35-44 48 % 52 % 45-54 56 % 44 % 55-64 57 % 43 % 65+ 60 % 40 % Quelle: Lord Ashcroft Polls INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016: WIRTSCHAFT IN DEN USA FINDET AMERIKA ZU ALTER GRÖSSE ZURÜCK? Nach dem überraschenden Brexit-Referendum stellt sich die Frage, ob die Wähler in Amerika nicht vielleicht noch eins draufsetzen und Donald Trump wählen? Falls dem so wäre, was würde seine Präsidentschaft für das weltweite Wachstum bedeuten? D er Ausgang des BrexitReferendums hat deutlich gemacht, dass sich ein gut vorbereiteter Anleger auf verschiedene Szenarien einstellen und sich der möglichen Konsequenzen jedes noch so scheinbar unwahrscheinlichen Ergebnisses bewusst sein muss - wie z.B. die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Es ist extrem schwierig, zu prognostizieren, was die wirtschaftlichen Auswirkungen einer möglichen Präsidentschaft Trumps wären, vor allem weil sich seine politische Haltung von Tag zu Tag ändert. Es ist auch fraglich, ob der Kongress überhaupt irgendeine seiner Ideen umsetzen würde. Trumps Wirtschaftsprogramm sieht unter anderem folgende Punkte vor: massive Steuersenkungen (die zu Mindereinnahmen von geschätzt 9,5 Bio. $ über 10 Jahre führen würden) bei gleichzeitig höheren Militärausgaben ohne Einschnitte bei Krankenversicherung oder sozialer Sicherheit. Er hat auch die freiwillige Ausreise oder Abschiebung von rund 11 Millionen Zuwanderern ohne Papiere und hohe Zölle auf Waren aus China und die importierten Produkte von US-Unternehmen, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagert haben, vorgeschlagen. Angenommen, alle diese Maßnahmen würden umgesetzt, dann wäre die unmittelbare Wirkung wirtschaftsfördernd: Aufgrund der höheren Staatsausgaben und höheren 5 Löhne, mit denen die Arbeitgeber um Arbeitskräfte konkurrieren (es würden dann keine billigen Zuwanderer mehr zur Verfügung stehen), würde die Binnenwirtschaft einen Aufschwung erleben. Die positive Wirkung würde jedoch nicht lange anhalten, weil Strafzölle und höhere Personalkosten in Form von höheren Preisen an die Verbraucher weitergegeben würden. Es wäre auch mit Vergeltungszöllen zu rechnen, was wiederum die Rentabilität der Unternehmen und deren Bereitschaft, Arbeitskräfte einzustellen, beeinträchtigen würde. Die höheren Kosten, höherer Löhne und die höhere Staatsverschuldung für die Finanzierung eines weiteren jährlichen Fehlbetrags von 1 Bio. $ würden dazu führen, dass die USA etwas längere Sicht mit einem Anstieg der Inflation rechnen müssten. Das wiederum würde die Fed veranlassen, die Leitzinsen anzuheben, um der Inflation entgegenzuwirken, was wiederum zu einem Rückgang der Beschäftigung und möglicherweise zu einer Rezession führen würde. Analysen von Moody Analytics zufolge wäre mit folgenden Entwicklungen in den USA zu rechnen: • Die Arbeitslosigkeit würde von 5,5 % auf 7 % ansteigen (entspräche einem Verlust von 3,4 Mio. Arbeitsplätzen) • Die Inflation würde von 1 % auf 4,2 % steigen (was die Fed zu Zinsanhebungen veranlassen würde) • Die Staatsverschuldung würde sich von ca. 75 % des BIP auf über 130 % erhöhen • Die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen würden von 2,4 % auf 6,7 % steigen Trumps Anhänger wollen von solchen Analysen nichts hören und beharren auf der von einer Steuersenkung ausgehenden Schubwirkung. Die Vergangenheit hat uns jedoch gelehrt, dass eine solche Maßnahme kein Allheilmittel ist. Es wäre recht wahrscheinlich, dass Präsident Trump einseitig viele wichtige Handelsabkommen aushebeln würde. Man könnte sich auch gut vorstellen, dass der Präsident Ländern, die ihm nicht passen, einfach mal eben Zölle auferlegt oder andere Vergeltungsmaßnahmen ergreift. Ein weltweiter Handelskrieg könnte daher nicht ausgeschlossen werden, einhergehend mit höheren Kosten für die Verbraucher auf der ganzen Welt. Einige Länder würden der Rezession zum Opfer fallen. Letztendlich bleibt es der Fantasie jedes einzelnen überlassen, wie der ungewöhnlichste Präsidentschaftskandidat einer großen Partei in der Geschichte der USA tatsächlich Politik machen würde. Es steht aber außer Frage, dass das bislang von ihm propagierte Wirtschaftsprogramm für die USA und die ganze Welt sehr schädlich wäre. n INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016: WELTWEITER INVESTMENTAUSBLICK MIT SICHERHEIT UNSICHER In einem Investmentumfeld, das geprägt ist durch hohe Volatilität, niedrige Renditen und Risiken wohin man schaut, gilt: Das einzige, was sicher ist, ist die Unsicherheit. D ie unmittelbare Reaktion auf das Brexit-Referendum hat gezeigt, dass die Märkte mit schlechten Nachrichten nicht gut zurecht kommen. Nichts ist ihnen so zuwider, wie die Unsicherheit. Genau das steht der Welt aber in der zweiten Jahreshälfte bevor. Denken wir nur an die längerfristigen Folgen des britischen Referendums, den Ausgang der Wahlen in den USA, die Ölpreis- und Inflationstrends oder die mögliche weitere Abwertung des chinesischen Yuan. Es ist also gut möglich, dass öffentliche Investitionen hinausgezögert werden, Unternehmen aus dem privaten Sektor weiterhin Bargeld anhäufen und die Verbraucher lieber sparen oder Kredite abbezahlen. All dies könnte sich negativ auf den weltweiten makroökonomischen Ausblick auswirken (in geringem Maße), auf die Unternehmensrentabilität (in moderatem Umfang) und die Anlegerstimmung (möglicherweise erheblich). In diesem Umfeld, das durch hohe Volatilität und niedrige Renditen gekennzeichnet ist, halten wir es für wichtig, uns auf Portfoliodiversifizierung zu konzentrieren, was wohl auch häufige kurzfristigere Anpassungen mit sich bringen wird. Aktuell ist es schwer, mit Anleihen Geld zu machen – rund 40 % der Staatsanleihen bringen negative Renditen ein. Wenn sich der Inflationsdruck erhöht, könnten die Märkte zumindest in gewissem Umfang zur Normalität zurückfinden. 6 Wir bevorzugen Anleihen, die ein höheres Renditepotenzial, aber auch höhere Risiken aufweisen, wie unter anderem Unternehmensanleihen, US-Hochzinsanleihen und Staatsanleihen aus Peripherieländern, Schwellenländeranleihen und aufgrund des Inflationsausblicks auch inflationsgebundene US-Staatsbonds. Darüber hinaus könnten Absolute-Return-Strategien Rendite bringen. Durch den Einsatz von Derivaten könnten außerdem Risiken eingedämmt und steigende Renditen ausgenutzt werden. Insgesamt bleiben wir in Anleihen untergewichtet. Bei Aktien und risikoreicheren Anlagen sind wir neutral eingestellt. Die aktuellen Aktienbewertungen sind zwar nicht besonders attraktiv, aber auch nicht überzogen. Die Risikoprämien bei Aktien liegen leicht über den historischen Standards, dürften aber zurückgehen, wenn die Anleiherenditen niedrig oder negativ bleiben und es nur wenige attraktive Alternativen gibt. Davon könnten Aktien profitieren, aber das Aufwärtspotenzial erscheint begrenzt – vor allem angesichts der aktuellen Unsicherheit an den Märkten. 2017 rechnen wir mit einer Verbesserung des Gewinnwachstums infolge gestiegener Rohstoffpreise, was für Unternehmen aus dem Energie- und Grundstoffsektor eine Trendwende bedeuten würde. Parallel dazu könnten sich im Zuge eines Anstiegs der Inflation und der Löhne die Kaufkraft und die Preismacht der Unternehmen verbessern. Im Moment sieht es im Immobiliensektor vielversprechend aus – außer in Europa, wegen der Auswirkung des Brexits. Die Leerstände sind weltweit niedrig, die Fertigstellung von Neubauten ist begrenzt und sowohl Mieten als auch Objektwerte steigen. Gold ist ebenfalls attraktiv – nicht nur als sicherer Hafen, sondern auch als Absicherung vor Währungsabwertungen und Negativzinspolitik. Daneben empfehlen wir auch Absowobei lute-Return-Aktienstrategien, wir überbewertete Aktien untergewichten und attraktive Werte, die zusätzliche Renditen generieren könnten, eher übergewichten würden. n MARKTENTWICKLUNG S&P 500 und MSCI World 2.200 2.000 1.800 1.600 1.400 08/15 10/15 S&P 500 Index 12/15 02/16 MSCI World Index 04/16 06/16 Quelle: Bloomberg INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016: AKTIENMÄRKTE BITTE FESTHALTEN, EIN HEISSER RITT STEHT BEVOR Die weltweiten Aktienmärkte werden für den Rest des Jahres weiter stark schwanken. Die regionalen Unterschiede bleiben erheblich. W ie erwartet, herrschte an den weltweiten Aktienmärkten in der ersten Jahreshälfte eine hohe Volatilität. Der MSCI World Index verzeichnete Mitte Februar ein zweistelliges Minus und erreichte seinen tiefsten Stand seit 2013, kletterte dann aber wieder in ansatzweise positives Territorium, bevor er nach dem überraschenden Ergebnis des Brexit-Referendums wieder etwas absackte. Starke regionale Unterschiede beherrschten das Bild. Während der S&P 500 einen kleinen Anstieg verzeichnete, verlor der europäische Stoxx 600 stark an Boden. Die japanischen Aktienmärkte gerieten ebenfalls unter Druck, während die meisten Schwellenländer (ohne China) leicht zulegten. Sie profitierten von der jüngsten Erholung der Rohstoffpreise. Dieser Trend dürfte auch den Börsen in Lateinamerika, Russland und einigen asiatischen Ländern weiter zugute kommen. Im ersten Halbjahr wurden die Aktienmärkte durch die drastische Abwärtskorrektur der Gewinnprognosen für 2016 belastet. Dieser Einbruch wurde stark durch die erhebliche Unsicherheit an diversen Fronten beeinflusst, angefangen bei der europäischen Flüchtlingskrise bis hinzu Brexit-Ängsten vor und nach dem Referendum vom 23. Juni. Infolgedessen gingen die Prognosen für die Gewinne je Aktie bei europäischen und US-Unternehmen 7 in den Keller, von +7 % im Januar auf fast null im Juni. Der US-Markt dürfte von Faktoren wie dem Einpendeln des Ölpreises bei durchschnittlich 45 USD/Barrel profitieren, sodass im zweiten Halbjahr mit einem Anstieg der Margen der Unternehmen im S&P 500 um 40 Basispunkte zu rechnen ist. Auf der anderen Seite lasten steigende aus unserer Sicht vorzuziehen sind. Angesichts der expansiven Zentralbank und der verzweifelten Suche nach Rendite setzen wir insgesamt auf eine neutrale Aktiengewichtung. Wir rechnen damit, dass die Aktienmärkte in den übrigen Monaten des Jahres weiter stark schwanken. Sollten die populistischen Parteien WIR HALTEN DIE KONSENSSCHÄTZUNGEN, DIE VON EINEM ZWEISTELLIGEN GEWINNWACHSTUM FÜR EUROPA UND DIE USA AUSGEHEN, FÜR ZU OPTIMISTISCH US-Löhne und Exporte infolge des starken Dollars auf den Gewinntrends. noch stärkeren Zulauf bekommen würde dies ein besonderes Abwärtsrisiko bedeuten. Wir halten die Konsensschätzungen der Analysten, die von einem zweistelligen Gewinnwachstum für Europa und die USA ausgehen, für zu optimistisch, weil die US-Margen zusätzlichem Druck ausgesetzt sind und der Brexit die aktuellen Wachstumstrends in Europa negativ beeinflussen könnte. Große Unsicherheit wurde durch den Brexit ausgelöst; hinzu kommen eine mögliche Zinsanhebung durch die Fed, die fragliche weitere Handhabung des QE-Programms durch die EZB und der nicht vorhersehbare Ausgang der US-Wahlen. Die Bewertungskennzahlen liefern ein uneinheitliches Bild. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse nähern sich historischen Durchschnittswerten und die Kurs-Buch-Verhältnisse gewinnen an Attraktivität, insbesondere in Europa – einer der Gründe, warum europäische Aktien (neutral gewichtet) US-Aktien (leicht untergewichtet) Aufgrund dieser hohen weltweiten Unsicherheit gehen wir von anhaltend hoher Marktvolatilität aus, die auch durch die sehr hohen Cash-Bestände der Investoren – bei den weltweiten Fondsmanagern aktuell auf dem höchsten Stand seit 2001 – ausgelöst wird. Ein Teil dieses Gelds fließt risikoabhängig in Anlagen und wieder heraus, was zu weiteren Turbulenzen führen dürfte. n INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016: ANLAGESTRATEGIEN WARUM GRÖSSER NICHT IMMER BESSER IST Es hat sich gezeigt, das "Small" und "Mid Caps" langfristig mehr Renditepotential als "Large Caps" haben. Wie erklärt sich die historische Outperformance? I m Hinblick auf Investments ist größer nicht immer besser. Außer in Phasen eines Konjunkturrückgangs übertreffen tatsächlich auf lange Sicht Titel mit geringer und mittlerer Marktkapitalisierung (SMID) diejenigen mit hoher Marktkapitalisierung. Skaleneffekte zugutekommen, können diese Unternehmen nicht wettbewerbsfähig sein. Daher konzentrieren sich SMIDs eher auf Nischen, in denen strukturelle Chancen nachhaltiges Wachstum unterstützen. So erzielte der MSCI Europe Small Cap Index vom 31. Dezember 2000 bis 31. Juni 2016 eine Gesamtrendite von 216 %. Im selben Zeitraum erzielte der MSCI Europe Index eine Gesamtrendite von gerade einmal 125 %. Da SMIDs auf einem niedrigeren Niveau beginnen als Large-Caps, können sie schneller wachsen. Und mit ihren schlankeren und flexibleren Kostenstrukturen, die durch effiziente Entscheidungsprozesse gestützt werden, können SMIDs die Gewinne in der Regel besser einsetzen. Wie lässt sich diese historische Outperformance erklären? Prozentual betrachtet reinvestieren SMIDs mehr als Large-Caps in künf- Der erste Grund liegt im Wesen von Small- und Mid-Caps: Angesichts der Größe dieser Unternehmen sind sie im Stande, rasch auf Markttrends zu reagieren. In aller Regel werden SMIDs durch eine Einzelperson oder eine kleine Gruppe Gleichgesinnter mit einer Idee für ein Produkt oder eine Dienstleistung gegründet. Sie sind überdies von Natur aus auf Innovation ausgerichtet und profitieren von diesem dynamischen, unternehmerischen Geist. Da für diese Unternehmen der Zugang zu Kapital häufig sehr schwierig ist, sind die Gründer in der Regel die ersten Investoren. Sie setzen ihr eigenes Geld ein, Engagement und Verpflichtung g egenüber d em Unternehmen sind dementsprechend einzigartig hoch. In Marktsegmenten, die von Branchenriesen dominiert werden, denen 8 mentbanken ihre Berichterstattung über SMIDs als Teil umfangreicherer Bemühungen zur Kostenverringerung aktiv zurückfahren, wird diese Ineffizienz auf jeden Fall noch zunehmen. Daher kann sicher davon ausgegangen werden, dass der Aktienkurs von vielen der mehr als 1.000 europäischen SMIDs den Wert der Unternehmen nicht angemessen ausdrückt. Und hierin liegt eine zumeist ungenutzte Chance. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen wirtschaftlichen Erholung rechnen wir weiter mit einem überdurchschnittlichen Abschneiden der SMIDS KONZENTRIEREN SICH EHER AUF EINE NISCHE, IN DER STRUKTURELLE CHANCEN NACHHALTIGES WACHSTUM UNTERSTÜTZEN tiges Wachstum. Dies liegt zum Teil daran, dass Dividenden normalerweise nur in begrenztem Umfang ausgeschüttet werden. Überdies haben sie in aller Regel eine geringe Verschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital. Darin zeigen sich die üblicherweise konservativen Strategien zur Fremdkapitalbeschaffung. Die dünne Berichterstattung von Analysten über SMIDs kann indes die Anlockung externer Investitionen erschweren und erzeugt überdies viel Marktineffizienz. Da die Invest- SMIDs. Dies wird zudem durch ein Zinsumfeld gestützt, das die Fremdkapitalkosten verringert und den Trend zu Fusionen und Übernahmen beschleunigt hat. Dies macht SMIDs zu besonders attraktiven Übernahmezielen. Natürlich gibt es Risiken im Zusammenhang mit Investitionen in Unternehmen mit begrenzter Historie und geringer Berichterstattung durch Analysten. Marktvolatilität und gesamtwirtschaftliche Ungewissheit überschatten dieses Bild noch weiter. n INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016: ANLEIHEN UND ALTERNATIVE ANLAGEN ACHTUNG RUTSCHIG Die Renditen rutschen immer weiter ab, sodass kurzlaufende noch am Anleihen attraktivsten im Renten-Universum sind. Unterdessen avanciert Gold zu einer besonders reizvollen Safe-Haven-Anlage. D ie Anleiherenditen befinden sich fast überall auf der Welt im freien Fall und es unverändert bliebe, wird die Energie- bevorzugen wir weiterhin Anlei- komponente des Korbs an Preisen, hen mit kurzer Laufzeit, die weni- die ausschlaggebend für die Infla- ger empfindlich gegenüber Zins- ist kein Ende in Sicht – so gut wie tionsrate sind, ab August anziehen. schwankungen sind. Auch wenn die alle Schweizer Anleihen, die meis- Denn dann kommt der sogenannte kurzfristigen Zinsen (die von der ten japanischen Staatsanleihen und „Basiseffekt“ zum Tragen. Geldpolitik der Zentralbank abhän- 70 % der deutschen Bundesanleihen bringen negative Renditen ein. Wenn der Brent-Preis also weiter über 45 $/Barrel liegt, wird die Kerninflati- gen) niedrig bleiben, könnten die längerfristigen Zinsen steigen, was einen steileren Anstieg der Rendite- Schuld daran ist die niedrige bis on in den USA um 2,3 % steigen und negative Inflation in Kombination in der Eurozone um 1,1 %. Dies ist ein kurve zur Folge hätte. mit der Geldvergabepolitik der EZB erheblicher Anstieg im Vergleich zum und der Bank of Japan, die alles heutigen Stand und wir haben dabei Angesichts der niedrigen Realzinsen dafür tun, um die Zinsen niedrig zu noch nicht einmal den Basiseffekt bei halten und damit die Kreditvergabe Agrarrohstoffen berücksichtigt. an Unternehmen und Verbraucher anzukurbeln. Gold als sicherem Hafen und Teil einer breiteren Diversifizierungsstrate- Rohstoffpreise weiter auf diesem gie zu. Niveau bewegen oder nach oben Überangebot: Berge von Anleihen, gehen – bullish angehauchte Ren- die sich in den Bilanzen der Zentral- ten-Anleger sollten auf jedes Warn- banken häufen, die munter weiter zeichen achten. Käufe drucken. Angesichts des großangelegten niedrigere Inflationsaussichten eingepreist haben. 0,4 0,3 0,2 0,1 angezogen hat. Vor allem nach Erreichen der Talsohle im Januar hat sich der BrentPreis nahezu verdoppelt. Selbst wenn das aktuelle Preisniveau 9 Preisanstiegs seit Jahresbeginn. 0,5 hen, weil der Preis für Öl und andere mittlerweile tan in durchschnittlichen Portfolios 0,6 Der Schuss könnte nach hinten losgeRohstoffe ist das gelbe Metall jedoch momen- IN NEGATIVEM TERRITORIUM Renditen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen werden, dass die Inflation weiter so te mit Blick auf die Zukunft bereits Gemessen an historischen Standards untergewichtet – trotz eines stetigen Aus den oben genannten Gründen Gelddruckens kann nicht garantiert niedrig bleibt, auch wenn die Märk- wenden sich die Anleger zunehmend Es gibt keine Garantie, dass sich die Das Ergebnis ist ein klassisches Geld für die Finanzierung solcher und geopolitischen Unsicherheiten 0 -0,2 02/16 03/16 Quelle: Bloomberg 04/16 05/16 06/16 07/16 n INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016: ANLAGESTRATEGIEN FAMILIENUNTERNEHMEN ALS INVESTITIONSZIEL Familienunternehmen erwirtschaften im Durchschnitt höhere Renditen als andere Unternehmen – aus diesem Grund stellt diese Nische eine attraktive langfristige Investmentgelegenheit dar. W as haben Walmart, BMW und Maersk gemeinsam – abgesehen davon, dass sie zu den größten Unternehmen der Welt gehören? Alle sind Familienunternehmen, an denen die Familien Walton, Quandt und Moller mit einem erheblichen Anteil beteiligt sind. Im Gegensatz zu diesen drei multinationalen Konzernen sind die meisten Familienunternehmen jedoch eher klein, sei es gemessen an den Eigentumsverhältnissen, an der Vertretung im Vorstand oder an den letztendlichen Entscheidungsbefugnissen. Die große Mehrheit der Unternehmen startet als Familienbetrieb, und diejenigen, die den Wachstumsweg beschreiten, entwickeln sich weiter. Insgesamt schaffen es weniger als 30 % der Familienunternehmen bis in die dritte Generation als familiengeführter Betrieb. Vom S&P 500 ist abzulesen, dass weniger als ein Drittel dieser Unternehmen aktuell von einer Gründungsfamilie beherrscht wird. Dabei darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass die große Mehrheit der Familienunternehmen nicht an der Börse notiert ist. Es überrascht nicht, dass diejenigen Unternehmen, die notiert sind, Small und Mid Caps sind. Für Anleger, die Familienunternehmen im Visier haben, stellt dies eine doppelte Herausforderung dar. Zunächst einmal sind Familienunternehmen 10 nicht homogen und es gibt keinen notierten Index für diese Unternehmen. Zweitens stehen allenfalls punktuell Analystenbewertungen für das breitere Small & Mid Cap-Segment bereit. Dennoch sprechen eine Menge Gründe dafür, sich ernsthaft mit den Chancen auseinander zu setzen, die notierte Familienunternehmen bieten. Allgemein zeichnen sich Familienunternehmen vor allem durch tiefgehende Markteinblicke, eine Mid Caps. Das ist ein zweiter Wettbewerbsvorteil: Die Geschichte hat gezeigt, dass Aktien von Unternehmen mit geringer und mittlerer Kapitalisierung auf lange Sicht gleichbleibend besser abschneiden als Large Caps. Familiengeführte europäische Small und Mid Caps sind zurzeit besonders attraktiv. Das liegt zum Teil daran, dass sie geografisch eher lokal als international ausgerichtet sind und ihre Geschäftstätigkeit überwiegend an dem relativ WENIGER ALS 30 % DER FAMILIENUNTERNEHMEN SCHAFFEN ES, BIS IN DIE DRITTE GENERATION ALS FAMILIENGEFÜHRTER BETRIEB außergewöhnlich hohe Leistungsbereitschaft und Erfolgsorientierung und eine besonders stabile langfristige Vision aus. Es zeigt sich auch immer deutlicher, dass Familienunternehmen bei der Verteilung ihres Kapitals disziplinierter vorgehen, strengere Standards für die Corporate Governance haben und letztendlich höhere und stabilere Renditen erwirtschaften. Alle diese Faktoren sprechen für ein Investment in Familienunternehmen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei den meisten notierten Familienunternehmen um Small und stabilen europäischen Markt und nicht in den schwankungsanfälligen Schwellenländern ausüben. Da die Attraktivität solcher Unternehmen auf der ihnen innewohnenden Qualität beruht, sollten sie eher als potenzielle Buy & Hold-Investmentmöglichkeiten betrachtet werden. Eine solche langfristige Perspektive deckt sich auch mit der Philosophie familiengeführter Unternehmen: Diese Unternehmen konzentrieren sich weniger auf das aktuelle Quartal als auf das nächste Vierteljahrhundert, wenn die nächste Generation das Ruder übernimmt. n INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016: DEVISENMÄRKTE DIE MECHANISMEN VON WECHSELKURSEN Trotz stark unterschiedlicher Geldpolitik diesseits und jenseits des Atlantiks dürfte der aktuelle Euro-US-$-Wechselkurs relativ stabil bleiben. Ein Blick auf die wirtschaftlichen Faktoren, die beide Währungen beeinflussen. Ü ber die vergangenen 16 Monate ist der Euro-US-$-Wechselkurs relativ stabil in einer Bandbreite von 1,05-1,15 geblieben. Wie ist der Ausblick für den Euro gegenüber dem Dollar? Die Antwort beginnt mit volkswirtschaftlichen Grundlagen. Derzeit haben die USA ein Leistungsbilanzdefizit von 2,7 %, während der Leistungsbilanzüberschuss des Euroraums weiter zunimmt und jetzt mehr als 3 % beträgt. Damit die USA ihre Zahlungsbilanz ausgleichen können, müssen sie dafür sorgen, dass Regionen wie der Euroraum einen Teil ihrer überschüssigen Liquidität in US-Anleihen und andere Wertpapiere investieren oder in Güter und Dienstleistungen. Ein solcher Trend könnte zwar eintreten, hängt jedoch stark davon ab, wieviel zusätzliche Zinszahlungen auf Dollar lautende Wertpapiere leisten können. Da die US-Notenbank ihre geldpolitischen Zügel eher strafft und die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik per Quantitative Easing weiter lockert, können Anleger mit auf Dollar lautenden Vermögenswerten höhere Renditen erzielen. Das stützt einen stärkeren Dollar, zumindest in der Theorie. Ein starker Dollar verteuert allerdings auch die US-Exporte, was wiederum zu Inflationsdruck und zu einer weiteren Verschlechterung der Leistungsbi- 11 lanz des Landes führt – alles Dinge, die die Fed unbedingt vermeiden will. Diesseits des Atlantiks verläuft die Inflation nahezu an der Null-Linie, obwohl die EZB weiterhin eine Rate von knapp unter 2 % anpeilt. Angesichts eines solchen Deflationsdrucks stehen Zinsanhebungen ganz sicher nicht auf der Agenda der Frankfurter Zentralbanker. lar-Wechselkurs höher treiben. Die EZB ist jedoch nicht sonderlich erpicht darauf, dass dies geschieht, denn eine stärkere Währung bedeutet eine geldpolitische Straffung. Zugleich ist das Rätselraten darüber, wann und um wie viel die Fed das nächste Mal die Zinsen anheben wird, zu einem internationalen Zeitvertreib geworden. Wir erwarten für dieses Stattdessen wird die EZB die Gelddruckpressen weiter laufen lassen und große Mengen an Liquidität in die Finanzmärkte pumpen, um den Euro unten zu halten und die Wettbewerbsfähigkeit von in Euro abgewickelten Exporten zu verbessern. Jahr maximal einen Zinsschritt; daher Bedeutet dies also, dass wir mit einer Aufwertung des Dollars gegenüber dem Euro rechnen sollten? in diesem Jahr in einer Brandbreite Der enorme Leistungsbilanzüberschuss Europas wird – sofern alles andere gleich bleibt – den Euro-Dol- rechnen wir nicht mit einer Belastung des Dollars gegenüber dem Euro. Trotz der komplexen Faktoren, die beide Währungen beeinflussen, sind wir letztendlich der Ansicht, dass der Euro-Dollar-Wechselkurs von 1,00 bis 1,15 bleiben wird – sofern bedeutende strukturelle Überraschungen ausbleiben. Zum Schluss: Je mehr sich verändert, desto mehr bleibt sich gleich. VERGLEICHSWEISE STABIL Euro-Dollar-Wechselkurs 1.2 1.1 1 0.9 07/15 09/15 Quelle: Bloomberg 11/15 01/16 03/16 05/16 n INVESTMENTPERSPEKTIVEN JAHRESMITTE 2016 EUROPAS EINZIGES NETZWERK VON BOUTIQUE-PRIVATBANKEN Founders Court, Lothbury London EC2R 7HE United Kingdom www.brownshipley.com Herrmann Debrouxlaan 46 B-1160 Brussels Belgium www.pldw.be 22, boulevard Malesherbes F-75008 Paris France www.kblrichelieu.com 43, boulevard Royal L-2955 Luxembourg Luxembourg www.kbl.lu 57, Calle Serrano E-28006 Madrid Spain www.kbl-bank.es Keizersgracht 617 1017 DS Amsterdam The Netherlands www.gilissen.nl 2, boulevard E. Servais L-2355 Luxembourg Luxembourg www.puilaetco.lu Pacellistrasse 16 D-80333 Munich Germany www.merckfinck.de 8, avenue de Grande-Bretagne MC-98005 Monaco Monaco www.kblmonaco.com Das vorliegende Dokument wurde von KBL European Private Bankers erstellt. Die darin enthaltenen Aussagen – die auf Informationen beruhen, die aus als zuverlässig erachteten Quellen stammen – geben die Meinungen und Ansichten des Group Asset Allocation Committee (GAAC) von KBL epb zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (1. Juli 2016) wieder, die sich ändern können. Dieses Dokument ist allgemeiner Art und stellt keine Rechts-, Finanz-, Steuer- oder Anlageberatung dar. Alle Anleger sollten berücksichtigen, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit keinen Aufschluss über die künftige Wertentwicklung gibt und dass der Wert von Anlagen steigen oder fallen kann. Copyright © KBL European Private Bankers 2016. Alle Rechte vorbehalten. 12