I DIE LANDSCHAFT1

Werbung
I
DIE L A N D S C H A F T 1
Haps liegt in dein Grenzgebiet zweier geologischer Landschaften: der Flugdecksandlandschaft
im Westen und der Niederterrasselandschaft im Osten. Direkt westlich von Haps greifen beide
Landschaften in einer breiten, südöstlich-nordwestlich verlaufenden Übergangszone ineinander.
Die Flugdecklandschaft bildete sich auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, des WeichselGlazials, als Trockenheit und das Fehlen einer Vegetationsdecke zum Entstehen kräftiger Sandstürme führten. Ein großer Teil des nordöstlichen Brabants wurde damals mit einer Schicht
feiner äolischer Sande (Decksande) bedeckt, ungefähr bis zur Linie St.Anthonis-Wanroij-MillGrave (Abb. 2). Östlich von dieser Linie hatte die äolische Sedimentation mit den fluviatilen
Einflüssen von Rhein und Maas zu kämpfen. In einer Übergangszone, die zwischen der eben
genannten Linie und der Linie Boxmeer-Haps-Heibroek-Gassel liegt, weist das Decksandareal
dadurch einen zerbröckelten Charakter auf. Stellenweise konnte hier noch ziemlich viel Decksand ansetzen und sich behaupten, an anderen Stellen aber wurde dies vom Flußwasser ver-
Abb. 2. Die Umgebung von Haps. 1 : 100.000. 1. Fluviatiles Gebiet; 2. Decksand.
I
2
DIE
LANDSCHAFT
Abb. 3. Luftbild der Umgebung von Haps. 1 : 20.000.
hindert. Durch eine südöstlich-nordwestlich verlaufende Niederung von dem geschlossenen
Decksandgebiet getrennt, konnte sich noch ein niedriger Decksandrücken bilden, der etwas
westlich von Boxmeer über einen Punkt westlich von Haps nach Heibroek, Escharen und
Grave verläuft. Der Rücken weist Senkungen und Wölbungen auf, von denen heute nur noch
die letzteren durch die Decke der jüngeren fluviatilen Sedimente hindurchragen. Auf diese
Weise entstand u.a. direkt westlich von Haps eine große südöstlich-nordwestlich ausgerichtete
Decksandinsel inmitten der jüngeren, lehmigen Ablagerungen des Flußgebietes.
Das fluviatile Gebiet (die heutige Niederterrasse) weist größtenteils noch die Topographie
und den geologischen Bau eines verwilderten Flußsystems aus der letzten Eiszeit auf. Damals
vereinigte sich ein Rheinarm bei Gennep mit der Maas, wonach beide Flüsse sich mit einem
sich verflechtenden Flußbettmuster (periglaziales Flußregime, vgl. Doeglas 1951) in nordwestlicher Richtung fortsetzten. Die Flußarme brachen stellenweise in das Flugdecksandgebiet
ein und isolierten so die eben beschriebenen Decksandinseln. Die Niederterrasse wurde von den
zahlreichen Flußbetten aus mit groben und kieshaltigen Flußsanden erhöht.
Gegen Ende der letzten Eiszeit traten einige leichte Klimaverbesserungen ein, denen wieder
etwas kältere Perioden folgten. Verwilderte Flüsse neigen dazu, sich beim Auftreten von Kli-
DIE
' •
LANDSCHAFT
3
2 Q 3E3
Abb. 4. Arme des verwilderten Flußsystems in der Umgebung von Haps. 1 : 20.000. Im Ausschnitt: Abb. 6.
1. Alte Flußarm«; 2. Alte Flußarme, begrenzt von einem Steilhang; 3. Lage der Bohrprofile aus Abb. 5.
W
,
.1,
•••
i m ••• ..^===Z^ZZ£===::~
_
~~~
-——
=::!
E
H^_mcg=^-rrr^^
Abb. 5, Bohrprofile aus dem Grabungsgelände. 1. Ausgrabungsstelle; 2. Ackerfurche und Plaggenboden; 3. Von
Häuserbau gestörtes Profil; 4. Ungestörter Untergrund.
maverbesserungen mehr oder weniger kräftig einzuschneiden (Doeglas 1951). Demzufolge
haben sich Rhein und Maas im Spätglazial an der Stelle ihres heutigen Laufs eingeschnitten,
wobei sie sich von der Niederterrasse zurückzogen. Bei diesem Rückzugsprozeß bedeckten sie
die Nicdertcrrasge noch mit einer sandigen Lehmschicht. Viele außer Gebrauch geratene Arme
DIE
LANDSCHAFT
[TU 5
Abb. 6. Höhenkarte der Umgebung von Haps. 1 : 5.000. 1. 10,00-10,50 m ; 2. 10,50-11,00 m ; 3. 11,00-11,50 m ;
4. 11,50-11,75 in. 5. 11,75-12,00 m ; 6. Ausgrabung.
des verwilderten Systems in dieser Ebene blieben zum Teil offen liegen und übernahmen
möglicherweise die lokale Abwässerung.
Während des Holozens füllten sich diese Betten, wie auch die Niederungen in der Übergangszone zwischen der Niederterrasse und dem Decksandgebiet, mit Sedimenten, die aus vom
höheren Brabanter Gebiet herunterkommenden Bächen stammten, wie auch von Sumpfgewächsen (Moorland). Vielleicht hat kurz vor der Eindeichung auch noch Überschwemmungswasser der Maas, die durch Aufschlickung wieder hochgekommen war, eine Rolle gespielt.
Ein auffälliges Phänomen ist die große Menge sehr harten Raseneisenerzes, worauf man in
den alten Flussarmen regelmäßig stieß. Raseneisenerz wurde niemals in höher liegenden Gelanden festgestellt.
Beschränken wir uns auf die unmittelbare Umgebung von Haps, so sehen wir, daß diese
Ortschaft in der Hauptsache auf einem Teil der mit sandigem Maaslehm abgedeckten Nieder-
DIE
LANDSCHAFT
5
terrasse von Rhein und Maas liegt. Um die Ortschaft herum schlängeln sich einige alte, nunmehr fast völlig aufgefüllte Flußarme des weichselglazialen verwilderten Flußsystems (Abb.
3 und 4 ) . Direkt westlich von Haps befindet sich eine relativ ausgedehnte Decksandinsel.
Auch südlich des Ortes ist noch ein ausgedehnter Decksandstreifen vorhanden. Beide Decksandgcbietc werden durch ein altes Flußbett voneinander getrennt, das bei Aalsvoorten den
ursprünglichen, vielleicht zusammenhängenden Decksandrücken durchbrochen hat.
Die Höhenunterschiede in dem Gebiet sind gering. Die Decksandinseln erheben sich nur
wenig mehr als einen Meter über den alten (heute aufgefüllten) Flußarmen und naturgemäß
noch weniger über der mit sandigem Lehm bedeckten eigentlichen Niederterrasse. Stellenweise
liegt der Decksand sogar auf dem gleichen Niveau wie die Niederterrasse und manchmal
merkwürdigerweise sogar noch etwas niedriger. Diese geringen Höhenunterschiede bedeuteten,
daß die Maas im Falle einer Überschwemmung freien Zutritt zu großen Teilen dieser Landschaft hatte. Auch die Findeichung der Maas machte diesen Wasserproblemen noch kein Ende.
Bis 1942 strömte nämlich fast jeden Frühling das Flußwasser nördlich von Cuyk durch den
'Beerse Overlaat' im westlichen Flußdeich in den nördlichen Teil der Niederterrasse hinein,
Richtung 's-Hertogenbosch. Regelmäßig wurden vom Norden her auch die alten Flußrinnen
in südlicher Richtung überschwemmt. Mehrere Male wurde auf diese Weise auch das Gebiet
um Haps inundiert. Interessant ist es aber, daß sogar bei den extremen Wasserhöhen zwischen
1920 und 1926 die genannten Decksandinseln trocken blieben.
Das erforschte Gelände in Haps liegt etwas westlich vom heutigen Dorfzentrum, in einem
relativ hohen Sandgebiet, das die Namen 'Kamps Veld' oder 'De Kamp' trägt (Abb. 6). Dieses
Gelände gehört der Übersichtskarte von Schelling zufolge zu den östlichen Ausläufern der oben
beschriebenen großen Decksandinsel.
Das Bodenprofil auf dem 'Kamps Veld' besteht aus einem 30 bis 90 cm dicken Eschboden,
der auf einer im Durchschnitt 20 cm dicken Siedlungsschicht ruht. Darunter folgt der ungestörte Untergrund.
Dieser Untergrund besteht aus Decksand 2 . Die Farbe ist überwiegend gelb bis braungelb
mit, stellenweise, rostbraunen Flecken 3 . An der Oberseite dieses Pakets kommen Reste einer
B-Schicht vor, was darauf deutet, daß Podsolierung stattgefunden hat. Die Dauer der Periode,
während welcher sich dieser Boden gebildet hat, ist unbekannt. Sie umfaßt mindestens die
Zeit, in der die Bronzezeit-Grabhügel und das Eisenzeit-Urnenfeld entstanden sind. Pfostengruben der Hügel H-l und H-3 sind nämlich podsoliert, während die Ränder einer Reihe von
Kreisgräben das gleiche Bodenprofil aufweisen. Nebenbei sei darauf hingewiesen, daß diese Erscheinung bei allen Pfostengruben in der Eisenzeit-Siedlung fehlt. Die gestörte B-Schicht bildet
stellenweise die Unterseite einer Schicht lehmigen Sandes, die'schmutzig'gelbgrau bis dunkelgrau
gefärbt ist 4 . Die durchschnittliche Dicke beträgt 20 cm. Wo keine Reste der B-Schicht vorhanden sind, ist der Übergang von dieser 'schmutzig'-grauen Farbe zu dem unterliegenden
Gelb in der Regel ein allmählicher. Vereinzelt wurde die Trennung von einer Zick-zack-Linie
gebildet, wobei an Spatenstiche gedacht wird. Diese Hinweise auf menschliche Aktivitäten
bilden eine Ergänzung zu dem Faktum der 'schmutzigen' Farbe: die Schicht ist unter dem
Einfluß menschlicher Besiedlung und/oder Bebauung entstanden. Für die archäologischen Untersuchungen bildete sie einen sehr wichtigen Teil des Boden profus, weil in ihr große Mengen
Keramikscherben gefunden wurden.
6
DIE
LANDSCHAFT
Alk- Bodenverfärbungen wurden erst unterhalb der grauen Schicht sichtbar. Vereinzelt
trennte eine etwas gelber gefärbte Zone die Siedlungsschlicht von den unterliegenden Bodenspuren. Dies war u.a. der Fall bei einem Querschnitt, der durch den großen Kreisgraben um
den Bronzezeit-Hügel H-4 herum vorgenommen wurde. Bei den jüngsten Bodenspuren, nämlich denjenigen der Eisenzeit-Siedlung, wurde diese gelbe Zone niemals beobachtet.
Altersunterschied ist also einer der Gründe, weswegen sich eine Reihe von Bodenspuren
erst unterhalb der 'schmutzigen' Schicht abzeichneten. Ein zweiter Grund, der besonders für die
Siedlungsspuren gilt, ist die Farbübereinstimmung zwischen der Wohnschicht und den Bodenverfärbungen. Daß eine Reihe von Pfostengruben aus Hausgrundrissen, obwohl unsichtbar,
dennoch in der Wohnschicht vorhanden sind, beweisen Scherbenkonzentrationen, die in dieser
Schicht gefunden wurden. Bei Vertiefung der Grabungsfläche bis in den gelben Untergrund
hinein kamen unter den Konzentrationen Pfostengruben zum Vorschein, welche auch auf
diesem tieferen Niveau häufig Scherben enthielten.
Als Datierung dieser Wohnschicht ist auf Grund der hier erwähnten Angaben die Eisenzeit,
und zwar besonders die Periode in der Besiedlung stattfand, am wahrscheinlichsten.
Nach oben wird diese 'schmutzige' Wohnschicht von einem Paket dunkler Erde abgeschlossen.
Diese Schicht ist im östlichen Teil des Grabungsgeländes am dicksten; sie beträgt hier etwa
90 cm. Je nachdem der Rücken des 'Kamps Veld' in westlicher Richtung niedriger wird,
nimmt auch die Dicke der dunklen Schicht ab und erreicht einen Wert von rund 30 cm
(Abb. 5). Neben dem Rücken kommt also ein normales Bodenprofil vor, in dem die Dicke
der humosen Schicht der Tiefe der Pflugfurche gleich ist. Auf dem Rücken ist die Dicke der
dunklen Oberschicht so groß, daß sie nur durch künstliche Erhöhung mit Plaggenstreu entstanden sein kann. Die niederländische Bezeichnung für ein solches Profil lautete früher 'oud
bouwland'; heute spricht man von 'enkeerdgrond'. Wie die von Dr. Teunissen durchgeführten
Granularanalysen erwiesen haben, stimmen die Sande dieses Eschbodens nahezu völlig mit denen
des Decksanduntergrundes überein. Dr. Teunissen bemerkt dazu, daß angenommen werden
muß, daß die mittelalterlichen Landwirte ihre Plaggen für die Herstellung von Plaggenstreu
in der Hauptsache von demselben Decksandgebiet bezogen haben.
Die Grenze zwischen dem fast immer dunkelbraun 5 gefärbten Eschboden und der grauen
Siedlungsschicht darunter ist ziemlich scharf. Auf der Trennungsfläche kommen stellenweise
Pflugspuren vor. Diese Trennungsfläche bildet also die Pflugsohle der Bodenbearbeitung, welche
dem Aufschütten voranging. Wichtig ist, daß also am Anfang auch ein Teil der grauen Schicht
mitgepflügt sein mag. Dabei ist ein Teil der Siedlungsschicht gestört worden. Tatsächlich
kommen unten im Eschboden noch Keramikscherben aus der Eisenzeit vor. Die Anlage dieses
alten Ackerlandes datiert wahrscheinlich aus dem 12.Jahrhundert, wie es Scherben aus einigen
Gräben im unteren Teil des Eschbodens nahelegen.
Herunterladen