Worte Werke Werte BBS Idar-Oberstein Name: Technik 13/1: Thermodynamik und Strömungsmechanik In diesem Kurs beschäftigen wir uns im ersten Teil mit dem Verhalten von Fluiden (Oberbegriff für Flüssigkeiten und Gase) in Ruhe und in Bewegung und den entsprechenden Anwendungen und Geräten, wie sie für die Umwelttechnik von Bedeutung sind. Im zweiten Teil, der Thermodynamik, betrachten wir die energetischen Vorgänge sowie die Änderungen von bes. Druck, Volumen und Temperatur bei Materie- und Wärmetausch, die vor allem in der Verfahrenstechnik von großer Bedeutung sind. 1. Mechanik der Fluide Materie kann fest, flüssig oder gasförmig sein. (Bei sehr hohen Temperaturen, wie z.B. im Lichtbogen oder in der Sonne, existiert auch noch das Plasma; die Gasatome oder -moleküle sind zu Ionen und Elektronen dissoziiert.) Diese Aggregatzustände sind Idealzustände, die in der Natur nur angenähert vorkommen. In Grenzbereichen gehen sie oftmals fließend ineinander über. In unserem Kurs geht es zuerst um das Verhalten von Fluiden Beispiel: Der Colorado in Arizona, (USA) ist 216 m hoch gestaut und bildet durch den so entstandenen Lake Powell ein riesiges Wasserreservoir und liefert die el. Energie für mehrere Bundesstaaten. Thermodynamik/Strömungsmechanik Flüssigkeit Dampf 1 Kohäsion vorhanden, der die Moleküle enggepackt zusammenhält. (lat. cohaerere, zusammenhängen) Die Kohäsion bei Flüssigkeiten macht sich in deren Oberflächenspannung bemerkbar. 1.1. Mechanik ruhender Flüssigkeiten: Hydrostatik Versuche: • Eine leicht eingefettete Nähnadel bleibt auf der Wasseroberfläche liegen. Gibt man Spülmittel in das Wasser, so geht die Nadel unter. • Wasserläufer können sich auf Gewässern bewegen ohne einzusinken. • Die im freien Fall erstarrenden Tropfen aus Blei schließen sich zu Kugeln zusammen. • Kleine Quecksilbertropfen verlaufen nicht: 1.1.1 Grundeigenschaften von Flüssigkeiten Bei einer Flüssigkeit wirken zwischen den Molekülen viel kleinere Anziehungskräfte als bei festen Stoffen. Die Moleküle können sich deshalb im Innern der Flüssigkeit frei bewegen. Sie folgen der Erdanziehungskraft: sie füllen jedes zur Verfügung stehende Gefäß von unten her; die Oberfläche der Flüssigkeit steht immer senkrecht zum Erdmittelpunkt; Eine Flüssigkeit besitzt keine feste Gestalt; dagegen hat sie ein genau bestimmbares Volumen, das sich selbst bei hohen Drücken nur um sehr kleine Beträge (bei Wasser: 0,0048 % je bar ) zusammenpressen lässt . V1 = V2 = V3 Die Moleküle innerhalb der Flüssigkeit erfahren von allen Seiten gleich starke Anziehungskräfte durch ihre Nachbarmoleküle. Dagegen haben die Moleküle an der Oberfläche nur Nachbarn neben sich und in der Flüssigkeit, jedoch keine über sich. Daher wirkt auf sie Schlauchwaage eine resultierende Kraft in die Flüssigkeit hinein. Die Flüssigkeitsmoleküle sind leicht beweglich und gegenseitig leicht verschiebbar.. Eine Flüssigkeitsmenge besitzt keine bestimmte Gestalt, aber ein bestimmtes Volumen. Füssigkeiten sind nahezu inkompressibel. 1.1.2 Kohäsion und Adhäsion bei Flüssigkeiten Gas Seite Dampf ist die gasförmige Phase einer Substanz, die im Gleichgewicht mit ihrer flüssigen oder festen Phase steht, wie z.B. wie Wasserdampf, Benzin-, Quecksilber- oder Fettdämpfe . Fluid Datum: Obwohl bei Flüssigkeiten die Kräfte zwischen den einzelnen Molekülen viel kleiner sind als bei festen Körpern, ist doch (im Gegensatz zu Gasen) noch ein Rest von Durch Verunreinigungen (z.B. Spülmittel) wird die Kohäsion und damit die Oberflächenspannung reduziert. An den Flächen fester Körper unterliegen die Flüssigkeitsmoleküle den von den Molekülen der Wände hervorgerufenen Adhäsionskräften. Die Anziehungskraft hat ihre Ursache in elektromagnetischen Wechselwirkungen. Innerhalb der Moleküle der sich gegenüberstehenden Oberflächen herrschen Schwankungen in der Elektronenverteilung. Aus ihnen resultiert die Anziehungskraft. Entscheidender Worte Werke Werte BBS Idar-Oberstein Name: Technik 13/1: Faktor für die Stärke der Kraft ist die Entfernung zwischen den Molekülen der sich gegenüberstehenden Oberflächen Beispiele: Wassertropfen bleibt an einer Fensterscheibe „kleben“; die Kreide an der Tafel. Kohäsion ist die Zusammenhangskraft zwischen den Molekülen (im Innern) eines Körpers. Adhäsion ist die Anhangskraft zwischen den Oberflächenmolekülen verschiedener Körper. Thermodynamik/Strömungsmechanik Die Oberflächenspannung ist definiert als Verhältnis von der Änderung der Oberflächenenergie zu Oberflächenänderung: Zieht man laut Skizze den Ring aus der Flüssigkeit, so wird die Arbeit F*s verrichtet. Die Flächenänderung der Flüssigkeitsoberfläche ist 2 mal der Umfang mal s. Datum: zusammengedrückt Seite 2 schnell heraus. Aus Gleichgewichtsgründen kann eine Fläche nur (Kräfte und damit) Drücke aufnehmen, die senkrecht zur zum jeweiligen Flächenelement stehen. In einer Flüssigkeit pflanzt sich der Druck nach allen Seiten in gleicher Größe fort (wenn man den Schweredruck vernachlässigt). Der Druck wirkt immer senkrecht zur Fläche. Da der Druck an jeder beliebigen Stelle der Flüssigkeit wirkt und somit keine Richtung hat, ist der Druck (im Gegensatz zur Kraft) kein Vektor, sondern ein Skalar. FAdh > FKoh benetzend FAdh < Fkoh nicht benetzend z.B. z.B. • Schwamm • wasserundurchlässige • Löschpapier Dachpappe • Lötspalt • Bratenreste auf der • Öl- bzw. Schmierfilm an Fissler-Pfanne einem Maschinenteil Die Oberflächenspannung ist stark von der Temperatur abhängig Flüssigkeit bei 20 oC Quecksilber Wqsser Alkohol Oberflächenspannung 0,47 N/m 0,073 N/m 0,025 N/m . 1.1.3 Druck und Druckausbreitung bei Wasser: (Meniskus ist konkav) bei Quecksilber (Meniskus ist konvex) Wegen der leichten Beweglichkeit der Flüssigkeitsmoleküle ist eine punktförmig angreifende Kraft wirkungslos. Wirkt jedoch eine Kraft auf den Kolben eines geschlossenen Gefäßes, so entsteht in der Flüssigkeit ein Druck Die Adhäsion wirkt sich besonders in engen Spalten aus. Diesen Effekt bezeichnet man als Kapillarität (kapillar = haarfein). So steigt z.B. im guten, feinkörnigen Boden das Grundwasser hoch, so dass es die Wurzeln der Pflanzen aufnehmen können. Exkurs: Ermittlung der Oberflächenspannung Versuche ergeben, dass der Druck proportional zur (Stempel-)Kraft wächst und dass (bei konst. Druck) die Kraft proportional zur Fläche steigt. Aus F ~ p und F ~ A folgt F ~ p ⋅ A . Aus einer Proportion erhält man eine Gleichung, in dem man einen Proportionalitätsfaktor einführt, der Beträge und Einheiten beider Gleichungsseiten einander anpasst. Da aber p noch nicht definiert ist (weder Betrag noch Einheit), kann der Porportionalitätsfaktor = 1 gesetzt werden. Damit wird p = F/A Unter Druck versteht man den Quotient aus Kraft und Fläche, wobei die Kraft stets senkrecht zur Fläche wirkt. Die luftgefüllte Gummiblase wird gleichmäßig Das Wasser spritzt aus allen Düsen gleich Druckeinheit = Krafteinheit / Flächeneinheit Worte Werke Werte BBS Idar-Oberstein Name: Technik 13/1: Diese kohärente (= zusammenhängende, zum übrigen Einheitensystem passende) Einheit Nm-2 wird auch mit Pa abgekürzt, nach dem französichen Physiker Blaise Pascal (1623-1662). Da 1 Pa aber ein sehr geringer Druck ist, verwendet man weitere (nicht kohärente) Druckeinheiten: Abgeleitet aus dem alten at (auch: atü), was wiederum mit 1 kg!!! pro cm2 festgelgt war, hat man das bar definiert als 1daN pro cm2 (,um nicht alle alten Druckmesser wegschmeißen zu müssen). 2 2 5 1 bar = 10 N/cm = 10 ⋅ 10000 N/m = 10 Pa Demnach ist ein hPa (Hektopascal) = mbar (Millibar), was von den Wetterfröschen (Meteriologen) oft benutzt wird. (weitere Druckeinheiten: vgl. 1.1.5 Schweredruck) by the way: In der obigen Versuchsanordnung bestätigt sich „wunderbar“ der Energieerhaltungssatz: Wenn man z.B. den kleineren Kolben eindrückt, so bewegt sich der 4 mal größere Kolben zwar mit der 4-fachen Kraft nach außen; da aber das verdrängte Volumen = A1*s1 = A2*s2 ist, ist der Hub des großen Kolben nur ein Viertel des kleinen. F1⋅s1 = F2⋅s2 = 4⋅ F1⋅1/4 ⋅s1 = W1 = W2 Techniker nennen den Energieerhaltungssatz auch „Goldene Regel der Mechanik“. D.h. sie kümmern sich oft nicht um die genauen inneren physikalischen Abläufe in einem Gerät/Aggregat/Anlage, sondern sagen: „Die Arbeit, die ‘rein geht, kommt auch (um einen Wirkungsgrad verringert) wieder ´raus“. 1.1.4 Druckmessgeräte: Manometer a) Druckmessgeräte mit Sperrflüssigkeit Thermodynamik/Strömungsmechanik Messprinzip: Je größer der zu messende Druck auf die Sperrflüssigkeit im Rohr ist, um so großer ist die Höhendifferenz zwischen linker und rechter Oberfläche. mit z.B. Quecksilber gefülltes U-RohrManometer Schrägrohrmanometer (für sehr geringe Drücke) b) Federelastische Druckmessgeräte Sie setzt man für Drücke von einigen hPa bis zu GPaBereich ein. Messprinzip: Unter dem zu messenden Druck verformt sich ein elastisches Messglied. Die Verformung ist ein Maß für den Druck. Sie wird über ein Getriebe auf einen Zeiger übertragen. Rohrfeder-Manometer Datum: Seite 3 Sie werden verwendet, wenn hohe Drücke und kleine bis mittlere Fördermengen gefordert sind. Z.B. bei ölhydraulischen Anlagen. Sie arbeiten nach dem Verdrängerprinzip: der Pumpenraum wird verändert. Beim Vergrößern ist über ein Ventil die Saugseite verbunden, beim Verkleinern die Druckseite. Kolbenpumpen können besonders hohe Drücke erzeugen. Zwecks Massenausgleich und gleichmäßigerer Förderung sind meistens mehere Kolben angeordnet: in Reihe (vgl. Einspritzpumpe eines Dieselmotors), radial (sternförmig um einen Exzenter angeordnet) oder axial (stehen auf einer rotierenden Taumelscheibe) Folgende Verdrängerpumpen benötigen keine Ventile. Flügelzellenpumpen: In den Rotorschlitzen befinden sich radial verschiebbare Flügel. Zahnradpumpen: Beim Drehen der zwei ineinandergreifende Zahnräder verschließen sich die Zahnlücken an der Druckseite Wellrohrfeder-Manometer c) Druckmessumformer Die oben beschriebenen federelastischen Bauteile können als Messglied für Druckmessumformer verwendet werden. Zur Erzeugung eines Ausgangssignals wird während der Messung am Messglied erzeugte Weg- oder Kraftänderung benutzt. Die Messsignale werden elektrisch verstärk und angezeigt. Durch Druckmessumformer ist eine Fernübertragung von Messwerten möglich. Beispiel: Piezoelektrischer Druckaufnehmer 1.1.5 Erzeugung von Drücken: Pumpen a) Verdrängerpumpen b) Kreiselpumpen Sie werden meist eingesetzt, wenn große Fördermengen (und nur mittlere Drücke) benötigt werden. Die axial angesaugte Flüssigkeit erfährt durch die hohe Geschwindigkeit und durch die Fliehkräfte eine Druckerhöhung, - Es gibt noch eine Vielzahl von Sonderpumpen. Eine interessante Pumpenart ist die Wasserstrahlpumpe, die wir in 1.2.3 kennen lernen werden. Worte Werke Werte BBS Idar-Oberstein Name: Technik 13/1: Thermodynamik/Strömungsmechanik 1.1.6 Druck durch das Eigengewicht: Schweredruck (hydrostatischer Druck) Flüssigkeitsdrücke entstehen sowohl durch von außen auf die Flüssigkeitsoberfläche einwirkende Kräfte (Gefäß muss dabei geschlossen sein) als auch durch das Eigengewicht der Flüssigkeit: Der hydrostatische Druck hängt nur von der Tauchtiefe und der Dichte der Flüssigkeit ab. Dies wird auch vom „Hydrostatischen Paradoxon“ bestätigt. paradox = (gr.-lat) widersinnig, einen Widerspruch in Datum: Seite 4 deshalb oft (besonders bei den Installateuren und Schornsteinfegern) der Druck in mm WS angebeben. WS steht für Wassersäule. (Obige Formel nach h umgestellt, errechnet sich eine Wasserhöhe von knapp 10 m, um einen Druck von 1 bar zu erzeugen.) Um den Blutdruck oder auch den Luftdruck (vgl. 1.2.2) zu messen, verwendet man U-Rohr-Manometer, die mit Quecksilber gefüllt sind. 1 bar sind ca. 755 mm HG sich enthaltend Je tiefer die Leckstelle, desto weiter spritzt das Wasser Der Druck im Verbindungsrohr wird von der linken Seite nur vom Eigengewicht erzeugt. In den vier verschiedenen Gefäßen herrscht bei gleicher Bodenöffnung und gleicher Füllhöhe am Boden der gleiche Druck. a) Bodendruckkräfte Auf den Behälterboden wirkt überall der gleiche Schweredruck: FBoden= p ⋅ A = ρ ⋅ g ⋅ h ⋅ A Durch Versuche (= induktives Vorgehen) stellt man fest, dass der Schweredruck nur abhängig ist von der Tiefe (bzw. Flüssigkeitshöhe) und der Dichte der Flüssigkeit. Die Gefäßform und -größe spielen keine Rolle. p ~ h und p ~ρ p~h⋅ρ Durch Einführung eines Proportionalitätsfaktors (der Zahl und Einheiten anpasst) erhält man die Formel. Auch die folgende Tatsache ist mit dem hydrostatischen Druck erklärbar. In „Kommunizierenden Röhren“ liegen die Flüssigkeitsspiegel alle auf einer Horizontalen. Wir ermitteln jedoch im folgenden die Formel deduktiv: (Deduktion = Ableitung des Besonderen aus dem Allgemeinen) . Praktische Anwendungsbeispiele: • Trinkwasserversorgung: alle Entnahmestellen, die tiefer als das Niveau im Wasserturm bzw. -basin sind, erhalten Wasser. (Wolkenkratzer benötigen Pumpen!) • Siphon (Geruchsverschluss) Der Druck auf die skizzierte Fläche errechnet sich aus p=F/A, wobei F die Gewichtskraft der darüber liegenden Flüssigkeitssäule ist: FG = m ⋅ g Die Masse errechnet sich aus dem Volumen der Flüssigkeitssäule und der Dichte der Flüssigkeit. m=V⋅ρ Das Volumen V der Säule ist A⋅h. 1.1.7 Kräfte auf die Behälterwandung Erst wenn in allen Säulen die Füllhöhe gleich groß ist, herrscht (im Verbindungsrohr) ein Druckgleichgewicht. • U-Rohr-Manometer (vgl. 1.1.3) Auf Grund der Verwendung von U-Rohr-Manometer hatte sich eingebürgert, den Druck in mm anzugeben, also die gemessene Flüssigkeitshöhe im U-Rohr. Bis heute wird b) Aufdruckkräfte Beispiel Gießen: Die Kraft auf den Oberkasten berechnet sich mit der selben Formel wie oben.. Die Kräfte können dabei wegen der großen Flächen und vor allem wegen der großen Dichte des Schmelzmetalls sehr groß werden. c) Seitendruckkräfte Da der Druckverlauf auf die Seitenwand linear ansteigt, muss man die verschiedenen Kräfte Fi der einzelnen Teilflächen aufaddieren (integrieren). Das Ergebnis ist als Dreiecksfläche darstellbar. FS = ½ ⋅ pmax ⋅ A (Die Seitendruckkraft FS wirkt hier nicht in halber Höhe, nicht im Flächenschwerpunkt, sondern am Schwerpunkt des „Kräfte“Dreiecks!) Worte Werke Werte BBS Idar-Oberstein Name: Leider ist aber die Seitenwand nicht immer rechteckig. Deshalb muss man die Rechnung allgemeingültig formulieren. Man zerlegt dazu die Wand wegen des ansteigenden Druckes in viele (unendlich kleine) horizontale Streifen, multipliziert sie mit ihrem jeweiligen Druck und addiert dann alle so ermittelten Teilkräfte. Integral h⋅dA ist gleich der Fläche A mal dem Abstand ihres Flächenschwerpunktes hS (vgl. Hebelgesetz). Seitendruckkraft = FS =ρ ⋅ g ⋅ hS ⋅ A Die Wirkungslinie von FS liegt jedoch nicht im Flächenschwerpunkt, sondern tiefer, weil die unteren Flächenelemente stärkeren Drehmomentanteil haben. D.h. das von der Seitendruckkraft erzeugte Drehmoment von FS ⋅ hD , als Summe aller Momente der Teilkräfte, ( hD = Höhe der gesuchten Wirkungslinie der Seitenkraft) hängt quadratisch von der Höhe h ab: Das Integral ist das von der Festigkeitslehre her bekannte Flächenträgheitsmoment. Befindet sich ein Körper in einer Flüssigkeit, so wirkt auf ihn der Schweredruck von unten stärker als von oben: 1.1.8 Auftrieb FA in Flüssigkeiten Unter Auftrieb versteht man die scheinbare Gewichtsminderung, den ein Körper erfährt, wenn er in eine Flüssigkeit (o. Gas) eingetaucht wird. Versuch: Technik 13/1: Thermodynamik/Strömungsmechanik Die Waage bleibt auch im Gleichgewicht, wenn der Stein ins Wasser getaucht wird. Gesetz des Archimedes (287-212 v.Chr.) Die Auftriebskraft FA ist gleich der Gewichtskraft der verdrängten Flüssigkeit Dies lässt sich auch deduktiv herleiten: Ein beliebig geformter Körper kann man sich in viele Quader aufgeteilt vorstellen. Die Auftriebskraft ist dann die Summe der einzelnen Kraftdifferenzen Fu - Fo. Die seitlich wirkenden Kräfte heben sich gegenseitig auf. Ermittlung der Auftriebskraft für einen der vielen Quader: FA1 = Fu Fo = A1⋅ pu - A⋅po = A1⋅ ( pu - po ) = A1⋅ ( ρFl⋅g⋅hu - ρFl⋅g⋅h o ) = A1⋅ ρFl⋅g⋅ (hu - h o ) = A1⋅ ρFl⋅g⋅h FA1 = V1⋅ ρFl⋅g Auftriebskraft des gesamten Körpers: FA = V⋅ ρFl ⋅ g Technische Verwendung findet diese Gesetzmäßigkeit besonders im Schiffs- und U-Bootbau. Dort muss zusätzlich darauf geachtet werden, dass das Schiff sich bei Schräglage wieder aufrichtet Datum: Seite 5 Stabile Schwimmlage: Die Massenschwerpunkte (=Angriffspunkt der Kraft) vom Schiff und vom verdrängten Wasser müssen ein Drehmoment in die richtige Richtung bewirken. Dies ist immer dann der Fall, wenn das „Metazentrum“ (Schnittpunkt von FA mit der Mittellinie) über dem Schwerpunkt des Schiffes liegt. (Praktiker fühlen dies am Schwingverhalten des Schiffes.) Je nach dem, ob die Auftriebskraft größer, gleich oder kleiner der Gewichtskraft des Körpers ist, unterscheidet man Schwimmen, Schweben oder Sinken. Eine weitere Anwendung des Archimedischen Prinzips stellt die Senkwaage (das sog. Aräometer) dar: Weil ein schwimmender Körper gerade so tief eintaucht, bis die Gewichtskraft der verdrängten Flüssigkeit gleich seiner eigenen ist, kann man mit einer Senkwaage die Dichte einer Flüssigkeit bestimmen. Je geringer die Dichte der Flüssigkeit ist, um so mehr Volumen muss verdrängt werden und um so tiefer sinkt die Senkwaage ein. Auf einer Skala kann man den entsprechenden Dichtewert ablesen. Die Geräte müssen auf die zu messenden Flüssigkeiten und auf eine Standardtemperatur, gewöhnlich 4°C oder 20°C, geeicht sein. Verschiedene Aräometertypen werden u. a. zur Dichteund Reinheitsbestimmung eingesetzt. So bestimmt man den Fettgehalt der Milch, den Alkoholgehalt von Getränken, den Zuckergehalt (Öchsle-Grade) des Mostes, Worte Werke Werte BBS Idar-Oberstein Name: die Konzentration der Akkusäure (Ladungszustand der Batterie) oder den Kälteschutz des Kühlwassers. Technik 13/1: Thermodynamik/Strömungsmechanik Datum: Seite 6 1.2 Mechanik ruhender Gase: Aerostatik 1.2.1Eigenschaften von Gasen Exkurs: Lösungsvermögen und osmotischer Druck Treffen zwei verschiedene Flüssigkeiten zusammen, so schieben sich die beweglichen Flüssigkeitsmoleküle leicht zwischen die Fremdmoleküle, wenn - wie z.B. bei Wasser und Alkohol - die Adhäsionskräfte größer als die Kohäsionskräfte sind; dieses Lösen nennt man auch Diffusion (lat. „Auseinanderfließen“) Ist jedoch die Kohäsion größer, so lassen sich - wie z.B. bei Wasser und Öl - die Stoffe nicht miteinander mischen. Der beschriebene Lösungsvorgang kann unter Umständen sehr lange dauern (bis die Konzentration ausgeglichen ist) Die Diffusion hat immer das Bestreben, die Konzentration des Lösungsmittels auszugleichen. Ist dieser Ausgleichsvorgang verhindert, in dem man zwischen reinen Lösungsmittel und der Lösung eine halbdurchlässige Membrane bringt, die zwar die Moleküle des Lösungsmittels aber nicht die der gelösten Substanz hindurchlässt, so entsteht in der Lösung ein Überdruck (= osmotischer Druck) Lösung halbdurchlässige Membrane Lösungsmittel Gase sind nicht wie die festen und flüssigen Stoffe greifbar und meist nicht sichtbar. Nur wenige Gase sind durch ihren Geruch oder ihrer Farbe sichtbar. Gase haben eine sehr geringe Dichte - Luft hat je nach Temperatur und Luftdruck etwa 1,3 g/dm3 .(Die Dichte ist mit Hilfe einer Metall-Hohlkugel nachweisbar, deren Gewicht man vor und nach der Evakuierung des Gases misst.) Gase nehmen jeden zur Verfügung stehenden Raum ein, das heißt, die Gasmoleküle streben auseinander; sie expandieren. Umgekehrt lassen sich Gase komprimieren. Gase können nur in abgeschlossenen Behältern transportiert werden. Das Gas wirkt auf die Behälterwandung einen Druck aus. Erklärbar sind diese Phänomene dadurch, dass zwischen den Gasmolekülen viel freier Raum ist, (fast) keine Anziehungskräfte wirken und durch die (thermische) Bewegung der Moleküle ein ständiges elastisches Stoßen stattfindet. Eine Gasmenge hat eine bestimmte Masse, aber weder eine bestimmte Gestalt noch ein bestimmtes Volumen. Alle Folgerungen, die bei Flüssigkeiten aus der Beweglichkeit der Moleküle gezogen werden, gelten auch bei Gasen (Druckausbreitung, Schweredruck, Auftrieb usw.). 1.2.2 Schweredruck unserer Atmosphäre: Luftdruck Die Gewichtskraft der uns umgebenden Lufthülle erzeugt den sog. Atmosphärendruck pamb . {amb wie ambiens (lat.) = umgebend Ambiente (lat-it.) = Umwelt, Umgebung} (Achtung, Skizze ist nicht maßstäblich gezeichnet! Die Lufthülle müsste im Vergleich zur Erdkugel viel dünner dargestellt sein. Sie ist viel empfindlicher als es scheint.) Dieser Luftdruck ist Ursache für viele physikalischtechnische Effekte. Z.B.: Durch den Luftdruck wird der Wein aus dem Fass hoch in den Schlauch gedrückt, in dem ein geringerer Druck herrscht. Die evakuierten „Magdeburger Halbkugeln“ lassen sich auch mit großer Kraft nicht mehr (gegen den Luftdruck) trennen. Die Größe des Luftdruckes konnte Torricelli (1608-1647, Florenz) mit folgendem Versuch bestimmen: Der Luftdruck kann die Quecksilbersäule nur 760 mm hoch (ins Vakuum) drücken Es herrscht Gleichgewicht von Luftdruck und hydrostatischem Druck. Worte Werke Werte BBS Idar-Oberstein Name: (Der Magdeburger Guericke -1602 bis 1686 - machte ähnliche Versuche mit Wasser.) Die inkohärente Druckangabe in mm Hg = Torr ist veraltet, steht aber noch sehr oft an(alten) Barometern. Der normale Luftdruck auf Meereshöhe beträgt je nach Wetter etwa 1,013 bar. Da sich die Dichte der Luft in größeren Höhen sehr stark verringert (vgl 1.2.3), steigt der Luftdruck nicht wie bei Flüssigkeiten mit der Tiefe linear an: Technik 13/1: Thermodynamik/Strömungsmechanik Datum: Seite 7 1.2.3 Unter-, Über- und absoluter Druck Bei der jew. Halbierung des Volumens verdoppelt sich der absolute Druck des eingeschlossenen Gases Der Druck in einem Vakuum ist Null. Alle Drücke, die sich auf den Druck Null beziehen, nennt man absolute Drücke. Der Absolutdruck pabs ist der Druck gegenüber dem Druck Null im luftleeren Raum. {abs: absolutus (lat.) = losgelöst, unabhängig} Der absolute Druck ist der tatsächliche Druck (, „den die Moleküle spüren“). Da man aber mit einem Manometer immer nur den Druck eines Fluides relativ zum vorherrschenden Luftdruck misst, nennt man ihn Überdruck pe . Genaue Messungen ergeben: pabs ~ 1/V Durch Einführung eines Proportionalitätsfaktors erhält man aus der Proprtion eine Gleichung: pabs = konst. ⋅ 1/V konst = pabs 1 ⋅ V1 = pabs 2 ⋅ V2 {e wie exedens (lat.) = überschreitend} Bei gleichbleibender Temperatur ist das Produkt aus dem absoluten Druck und dem Volumen eines eingeschlossenen Gases in allen Zuständen gleich. Die Höhenmesser von Flugzeugen messen den Luftdruck und zeigen damit indirekt die Flughöhe an. Luftdruckmessgeräte heißen Barometer. Sie sind als Sonderformen eines Manometers ähnlich aufgebaut, wie unter 1.1.4 beschrieben; es befindet sich lediglich auf der Gegenseite ein Vakuum. So kennt man QuecksilberBarometer (vgl. Versuch von Torricelli bzw. das U-RohrManometer) und das Dosenbarometer, das mit einem Wellrohrfeder-Manometer vergleichbar ist, in dessen „Dose“ ein Vakuum herrscht. Dosenbarometer pe = pabs - pamb Wenn pe, wie im 2. Fall negativ ist, so spricht man auch von einem Unterdruck (z.B. in einem Saugrohr). Da eine Druckänderung nur das Volumen, aber nicht die Masse einer Gasmenge beeinflusst, muss sich auch die Dichte ändern: pabs 1 ⋅ V1 = pabs 2 ⋅ V2 für V=Masse/Dichte folgt: Druckänderungen haben wegen der großen Kompressibilität von Gasen eine starke Volumen- bzw. Dichteänderung zur Folge: Die Formel gilt natürlich nur bei konstanter Temperatur! Erst mit der allg. Gasgleichung in Kapitel 2.?? werden wir jeden beliebigen Fall berechnen können. 1.2.4 Gesetz von Boyle-Mariotte Damit die Dichten verschiedener Gase vergleichbar sind, bestimmt man die sog. Normdichte (1,01325 bar und 0oC). Z.B.: Ammoniak NH3 0,771 kg/m3 Helium He 0,179 „ Luft 1,293 „ Sauerstoff O2 1,429 „ Wasserstoff H2 0,090 „ Robert Boyle (1627-1691) und Edme Mariotte (16271684) untersuchten unabhängig von einander, wie sich der Druck mit dem Volumen eines eingeschlossenen Gases ändert. Bei dem Versuch ist zu beachten, dass die Temperatur konstant bleibt. ( kühlen oder warten! Denn beim Verdichten wird Arbeit verrichtet, die als innere Energie im Gas gespeichert wird. Die Temperatur steigt an. vgl. 2.5.4)