Psychosomatik – Körper unter Daueralarm

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Es darf nur gerade gehen
Psychosomatik - der Körper im Daueralarm
Rosina Brossi und Zagorka Pavles
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12.9.2015
Aufbau der Präsentation
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Ausgangslage: Ich möchte diesen Patienten loswerden
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Personzentrierte Störungslehre
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Vorstellung Herr L.
Gemeinsamer Hintergrund
Unsere Schnittstelle, unser gemeinsamer Grund, auf dem unsere supervisorische Arbeit gründet:
− Gespräch
− Video
− Verstehenshypothesen
− Veränderung?
− Diskussion
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Das personzentrierte Beziehungsangebot, das heisst:
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Die Anerkennung der Bedeutung eines Verstehensprozesses, der dann in
Gang kommen kann, wenn die Supervisandin zumindest im Ansatz spürt,
dass sie die Supervisorin bedingungsfrei empathisch begleitet. Empathie
wird hier im Kontext der Supervision auch als eine gemeinsame Annäherung an das Erleben des Klienten, ein gemeinsames Entwickeln und Überprüfen von „Verstehenshypothesen“ (Auckenthaler) verstanden.
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Durch ein besseres Verstehen des Klienten, eine neue Beziehungsqualität finden, die für den Klienten hilfreich ist.
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Die Personzentrierte Störungslehre
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Ähnliche Vorstellungen über das Zusammenwirken von KörperempfindungsDenk- Gefühlsebene: Focusing und Sensory Awareness, beziehungsweise Body Awareness.
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Die Personzentrierten Grundannahmen
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Einige wichtige Personzentrierte Begriffe zur Störungslehre
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Fortbildung Psychosomatik - Der Körper im Alarmzustand—12.9.2015 — 1
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Die Personzentrierten Grundannahmen:
Entfalten
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Eine allen Lebewesen innewohnenden Tendenz zu wachsen, sie wird
Aktualisierungstendenz genannt.
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Die Aktualisierungstendenz ist allgemeinpsychologisch gesprochen
sowohl als eine Energiequelle konzipiert als auch als Wahrnehmungfilter und als Bewertungsinstanz:
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Sie bewertet jede Erfahrung des menschlichen Organismus im Hinblick
darauf, ob sie der Erhaltung und Förderung des Organismus als Ganzem
dient oder nicht dient.
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Die Aktualisierungstendenz hat einen entfaltenden und einen erhaltenden
Teil.
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Die Personzentrierten
Grundannahmen (Fortsetzung)
Erhalten
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Ein uns allen innewohnendes Bedürfnis nach An-Erkennung.
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Wir möchten wahrgenommen und verstanden werden.
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Gerald Hüther
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Verbunden
Alle Kinder machen am Anfang ihres Lebens, und auch schon vor der
Geburt, zwei Erfahrungen, die sind total banal:
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Sie wachsen erstens und
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zweitens sind sie verbunden.
Das sind zwei Basiserfahrungen, die jeder Mensch hat.
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Fortbildung Psychosomatik - Der Körper im Alarmzustand—12.9.2015 — 2
Einige wichtige Personzentrierte
Begriffe zur Störungslehre
Auf und davon
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Entwicklung
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Selbstentwicklung
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Erfahrung
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Selbsterfahrungen
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Inkongruenz
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Selbsterhaltung
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Angst, Bedrohung und Desorganisation
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Symptome
Entwicklung
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Selbstentwicklung
Entwicklung verläuft in einem guten Fall so, dass ein Kind bei den notwendigen Schritten eine empathische Begleitung hat, sei es durch die Mutter
oder durch andere wichtige Bezugspersonen.
Aus der Bindungstheorie wissen wir heute, dass der Säugling sich anfänglich nur an einige wenige Bezugspersonen bindet und auf diese in seiner
Entwicklung zentral angewiesen ist.
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Wesentlich für unsere Entwicklung ist die Entwicklung eines Selbst.
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So gehört zur Aktualisierungstendenz auch die Tendenz zur Selbsterfahrung.
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Damit sind Erfahrungen gemeint, die wir als uns zugehörig erleben: was
wir meinen, selbst zu sein und selbst sein zu können.
„Das Selbst ist das Wissen einer Person über sich selbst, repräsentiert
die Beziehungen zwischen sich und der Welt und enthält all das, was
sich auf die Fragen "wer bin ich", "wie bin ich " und "was bedeuten für
mich die Menschen und Dinge, die mich umgeben“ (Höger, 2012)
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Erfahrung
Selbsterfahrungen
Erfahrung im personzentrierten Konzept meint alles
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„was sich innerhalb des Organismus in einem bestimmten Augenblick
abspielt und potentiell der Gewahrwerdung zugänglich ist. Es schliesst
Ereignisse ein, deren sich das Individuum nicht gewahr ist, ebenso wie
die Phänomene, die im Bewusstsein sind“ (Rogers 1959/1987).
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Der wichtigste Unterschied zum alltäglichen Sprachgebrauch ist, dass
sich „Erfahrung“ im personzentrierten Konzept nicht auf die Vergangenheit bezieht, sondern ausschliesslich auf einen jeweils gegenwärtigen
Prozess.
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Sie ist deshalb kein fester Bezugspunkt in der Erinnerung, sondern verändert sich kontinuierlich.
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Erfahrung oder Erleben beinhaltet Gefühle, Gedanken, Bilder, Körperempfindungen, Bewertungen.
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Erhalten wir empathische Reaktionen auf unsere Erfahrungen, so können
wir sie als uns zugehörig wahrnehmen, sie werden Selbsterfahrungen,
gehören zu uns selbst.
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Werden sie nicht empathisch aufgenommen, können sie sich zum Beispiel als diffuse Spannungen oder Ängste bemerkbar machen, sie können
zu Symptomen führen.
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Fortbildung Psychosomatik - Der Körper im Alarmzustand—12.9.2015 — 3
Inkongruenz
Selbsterhaltung
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Es kann eine sogenannte Inkongruenz zwischen unserem Selbst und
unserer Erfahrung entstehen.
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Unsere Entwicklung verläuft kaum ungestört von Erfahrungen des NichtVerstandenwerdens. Einzelne unserer Erfahrungen werden eher empathisch verstanden als andere und damit eher in unser Selbstkonzept integriert als andere.
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Je mehr Inkongruenz besteht, desto weniger Offenheit für neue Erfahrungen ist möglich. Man sagt auch, dass dann nicht Selbstentfaltung möglich,
sondern Selbsterhaltung nötig ist. Die Person ist dann nicht fähig, neue
Erfahrungen in ihr Selbstkonzept zu integrieren, sondern muss dieses im
Gegenteil schützen.
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Über den Mechanismus der Selbsterhaltung verfügt ein Organismus, um
auch unter widrigen Umständen seine Existenz aufrecht zu erhalten; und
“Existenz” beschränkt sich hier nicht auf das rein physische “Überleben”,
sondern bezieht die Integrität und Identität der Person in ihrer spezifischen Eigenart mit ein (Höger,1993).
Als Kongruenz/Inkongruenz zwischen Selbst und Erfahrung wird im personzentrierten Konzept das Ausmass bezeichnet, in dem bei einer Person
ihre Erfahrung mit deren Symbolisierung im Selbst übereinstimmt, d. h. in
das Selbst integriert wird. (Höger,1993).
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Angst, Bedrohung und Desorganisation
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Wenn die Erfahrung von Inkongruenz (das heisst, wenn die tatsächlich gemachte Erfahrung nicht mit dem Selbstkonzept übereinstimmt)
bewusst wird, wird Angst erlebt.
Wenn Inkongruenz besteht und das Individuum sich dessen nicht bewusst
ist, es also gar nicht realisiert, dass Selbstkonzept und Erfahrung nicht
übereinstimmen, dann ist es potentiell anfällig für frei flottierende Angst,
für Bedrohung und Desorganisation.
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Die Qualität der Angst, sagt etwas darüber aus, welche Erfahrungen nicht
ins Selbstkonzept integriert werden konnten, wie labil das Selbstkonzept
und wie früh die Störung ist.
Man kann also sagen,
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dass das Selbstkonzept umso weniger flexibel und damit umso instabiler
und umso mehr vom Zusammenbruch bedroht ist, je früher die Stagnation
begonnen hat.
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Je brüchiger, schwacher und starrer das Selbst ist, desto bedrohlicher
werden auch spätere schwierige Erfahrungen erlebt (Biermann-Ratjen,
2012).
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Eine Trennung kann dann eine nicht zu integrierende Erfahrung werden,
was sich zum Beispiel in einer Depression äusseren kann. Eine Operation
zu nicht zu unterbrechenden psychosomatischen Beschwerden, Ängsten
und Zwangsgedanken, wie wir bei Herrn L sehen werden.
Früh ist eine Störung, wenn wir in einem frühen Entwicklungsstadium einen Mangel an Empathie und bedingungsfreier Beachtung erlebt
haben. Je grundsätzlicher dieser Mangel ist, je beeinträchtigter sind wir
in unserer Selbstentwicklung und je starrer ist unser Selbst.
Symptome
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Verwendete Literatur
Deshalb erleben wir, gerade auch im stationären Bereich, wo Zagorka
arbeitet, Personen, die von Krise zu Krise stolpern und die,
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anstatt sich selber entwickeln zu können, sich selber behaupten müssen.
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Dazu dienen ihnen unterschiedliche Symptome.
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Symptome sind Produkte des Selbstbehauptungstendenz. Sie helfen das
Erleben von für das Selbst bedrohlichen Erfahrungen zu vermeiden und
auch eine mögliche Integration solcher Erfahrungen.
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Sie können auch als unvollständige Symbolisierungen verstanden werden, die ins Bewusstsein gelangen, wie eben zum Beispiel psychosomatische Beschwerden, zwanghafte oder phobische Gedanken, depressives
Grübeln, isolierte Affekte.
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Biermann-Ratjen, E.-M.(2012). Krankheitslehre der Gesprächspsychotherapie. In Eckert, J., Biermann-Ratjen, E.-M., Höger, D. (Hrg.):
Gesprächspsychotherapie, Lehrbuch für die Praxis, Heidelberg: Springer
(S. 87-104).
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Höger, D. (2012). Klientenzentrierte Persönlichkeitstheorie. In Eckert,
J., Biermann-Ratjen, E.-M., Höger, D. (Hrg.): Gesprächspsychotherapie,
Lehrbuch für die Praxis, Heidelberg: Springer (S.35-65).
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Höger, D. (1993). Organismus, Aktualisierungstendenz, Beziehung - die
zentralen Grundbegriffe der Klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie. Die Entwicklung der Person und ihre Störung. In Eckert, Höger, D. und
Linster, H.,: Entwurf einer ätiologisch orientierten Krankheitslehre im Rahmen des klientenzentrierten Konzepts. Köln: GwG-Verlag, Band 1 (S.1741).
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Hüther, G. (2011). Könnten wir anders sein? Referat anlässlich der 2. Konferenz des Denkwerk Zukunft,15. Januar 2011
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Gendlin, E. T. (1998). Focusing - orientierte Psychotherapie. Ein Handbuch der erlebensbezogenen Methode. München: Pfeiffer.
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Rogers, C.R. (1959/1987). Eine Theorie der Psychotherapie, der Persönlichkeit und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Entwickelt im
Rahmen des klientenzentrierten Ansatzes. Köln: GwG-Verlag. (Original
erschienen 1959: A theory or therapy, personality and interpersonal relationships as developed in the client-centered framework. In: Koch S. (Ed.):
Psychology: A study of a science (Vol. 3). New York: Mc Graw-Hill).
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Rogers, C. R. (1973). Entwicklung der Persönlichkeit. Stuttgart: Klett.
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