News in der Geburtsmedizin GynAllround, Teneriffa, 25.2.14 10.-10.45 • KTM Schneider, TU München T Magnesiumsulfat zurNeuroprotektion Lungenreifung – Wiederholung: ja / nein? Neues zurTokolyse Magnesiumsulfat zur Neuroprotektion • Frühgeburt ist Haupt-Risikofaktor für Zerebralparese (CP): 1/3 aller CP sind mit Frühgeburten assoziiert • Prävalenz: 2-3 / 1000 NG (steigend!), v.a. frühe Frühgeburt: 25% der CP <34 SSW (Inzidenz 22-27 SSW 14.6 %, 28-31 SSW 0.7%, Terminnähe0.1%) • Studien der 1990-er: MgSO4 bei schwerer PE -> Risiko fürperiventrikuläreLeukomalzieund CP gesenkt (OR 0.14) Studien MgSo2 zur Neuroprotektion • 5 randomisierte Studien, 3 Meta-Analysen,eineCochraneAnalyse • Mittendorf-Studie 2002:keinUnterschiedzwischen undKontrollgruppe, sogar „adverseoutcome“. Mit29Müttern imneuroprotektivenArm bzgl. CP unterpowertReview behandelter Wirkmechanismus (MgSO2) zur Neuroprotektion • MgSo4 blockiert NMDA Rezeptor(NMDA-Rezeptor Antagonisten zeigtenneuroprotektivenEffekt im Tiermodell) • Gewebeprotektiongegen freie Radikale,Vasodilatator, mildertZytokinundAminiosäureinduzierte Zellschädigung undAnti-Apoptose Wirkung Magnesiumsulfat zur Neuroprotektion 24+0bis31+6SSWund voraussichtlicheEntbindung Magnesium bei Frühgeburt -Cerebralparese innerhalb der nächsten 12 Stunden (iatrogen oder nicht aufzuhalten spontan) 4gi.v. Bolus über 20-30min,dann 1g/h fürbis zu 12h Falls später wieder Entbindung droht, Wiederholung möglich Cochranereview2013: substantiallyreductionofriskofCP [RR 0.68 (CI:0.54-0.87)], significantreductionofgrossmotordysfunction[RR 0.61 (CI:0.44-0.85)], höhereRate an mildenmaternalenNW im Mg-Arm MgSo2- Kontraindikationen • • • • • Myastheniagravis SchwerematernaleKardiomyopathie, Ateminsuffizienz Elektrolytstörungen(Hypokaliämie,Hypokalziämie) Niereninsuffizienz MgSo2wann und wie?? • 24+0bis31+6 SSW: Cx< 15 mm und regelmäßige WT trotzTokolyse Fruchtblasenprolaps Anderweitigenicht aufzuhaltende Geburtsbestrebungen GeplanteEntbindung innerhalb 12 h bei: IUGR, VBS, PE, Blutung • 4gi.v.Bolus über 20-30 min , dann 1g/h für bis zu 12h • Bei erneutem/bestehendem Risiko für Frühgeburt: - Falls>6h keinPerfusor, dann erneuter Bolus und Erhaltungsdosis - Falls<6h, dann erneut Erhaltungsdosis. MgSo2Dosierung? • -> Bolus: 1 Fläschchen (10gMgSO4/50 ml): 20 ml (=4g) abziehenundmit 40 ml/h laufen lassen. • -> Erhaltungsdosierung: 1 Fläschchen (10gMgSO4/50 ml): mit 5 ml/h laufen lassen MgSo2Überwachung im Kreissaal? • Vor Administration und nachBolusgabe: RR, HF, AF (>12/min), Patellarsehnenreflex, O2-Sättigung (Pulsoxymeter) • Unter der Erhaltungsdosis:alle 4 StundenKontrolle von RR, HF, AF, Patellarsehnenreflex, O2-Sättigung (Pulsoxymeter) undDiurese • Abbruch der Therapie bei: Hypotension (Verringerung desdiast. Drucks um >15mmHg, AF < 12/min, Patellarsehnenreflex nicht auslösbar, Diurese <100ml/4h.) MgSo2 Gabe:Nebenwirkungen • Maternal: – sehrhäufig (70%):Flushing, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerz, Schwitzen, Schwindel, Agitiertheit bei Injektion. – Häufig(50%): Hypotonie, Bradykardie, Tachykardie. – Sehrselten: Muskelschwäche, Paralyse- verstärkt wenn mitCa-Kanal- Antagonisten (Nifedipin!!)kombiniert • Fetus: – CTG: bis hin zusilentemMuster, bzw.pathol. STV, daher nur bzgl.Dezelerationenaussagekräftig MgSo2 Gabe: NB? • AtosibanundFenoterolsind nicht kontraindiziert! • AuchNifedipinist möglich, aber bei potenziertem NW-Profil o.g.Überwachung alle2 h. • Bei Abbruchnotwendigkeit bzw. starken NW:ANTIDOT:Ca-Glukonat(100-200 mg Calcium über 5-10 min) Lungenreife - Wiederholen oder nicht? Die aktuelle Datenlage 2014 Einflussfaktoren an der Grenze zur Lebensfähigkeit I. II. III. IV. Geburtsgewicht Geschlecht (♀ > ♂) antenataleGlukokortikoide Einlingsgravidität Software zur Einschätzung des Outcomes bei extremer Frühgeburtlichkeit: www.nichd.nih.gov/neonatalestimates aus : Tyson JE et al. NEJM 2008, 358 (16): 1672-1681 Überlebensraten ohne schwere Beeinträchtigungen - geschlechtsabhängig - -untersucht im Alter von 18-22 Monaten -n=4129 Kinder gesamt aus : Tyson JE et al. NEJM 2008, 358 (16): 1672-1681 Überleben extremer Frühgeburten – UK/Bayern n = 526 p < 0.016 n = 495 p < 0.001 n=370 n=261 (!) Aus: Field et al., prospective cohort study. BMJ 2008; 336: 1221 und Bayrische Neonatalerhebung 2006 Wirkmechanismus derGlucocorticoide • Beschleunigung der Abflachung Pneumozyt II → Pneumozyt I • Enzyminduktion→ Surfactantproduktion ↑ • Begünstigt Kapillarwachstum an Alveolenwand • Beschleunigt Umwandlung Androgen (hemmt Surfactantproduktion) → Östrogen! CAVE: MaternalesLungenödem (in Kombination mitß-Mimetika) Studienlage - dieinitialeGabe der Lungenreife - Antenatale Corticosteroide zur Lungenreifeinduktion bei drohender Frühgeburtlichkeit RR 95% KI n Studien n Kinder gesamt RDS gesamt 0,66 0.59-0.73 21 4038 moderates - schweres RDS 0.55 0.43-0.71 6 1686 IVH 0.54 0.43-0.69 13 2872 NEC 0.46 0.29-0.74 8 1675 Mortalität + IVH 0.69 0.58-0.81 18 3956 Infektion in ersten 48h 0.56 0.38-0.85 5 1319 0.85 0.60-1.20 Mehrlinge Roberts D et al., Cochrane Database Syst Rev. 2006; 3:CD004454 Empfohlene Konsequenz aus Metaanalyse 2006 (n=21 Studien, 4269 Kinder) Kortikoideals Routinemaßnahme (Einmalgabe) bei drohenderFrühgeburtlichkeitdringend einsetzen Benefitbis 7d nach Gabestatist. signifikant Optimale Dosis (Mehrfachgabe)? Optimales Medikament ? Effekte in Mehrlingsgravidität? Langzeiteffekte? Roberts D et al.,CochraneDatabaseSystRev. 2006; 3:CD004454 Zusammenfassung I: Erstmalige GabeantenatalerGlukokortikoide •2x12mg Betamethason im Abstand von 24h oder 4x6mg Dexamethason im Abstand von 12h •führen zu deutlicher Verbesserung der Lungenfunktion bei frühgeborenen Kindern reduzieren Inzidenz RDS, IVH, NEC, Sepsis und neonataler Mortalität um bis zu 50% TAKE HOME MESSAGE: bei drohender FG bis zur 34+0 SSW (Evidenz Level = ELGrad 1A) vor 23+0 SSW aufgrund unzureichender Anzahl primitiver Alveolen sinnlos (ELGrad 2B) beivorz. BlasensprungohneAmnioninfektzeichenbis 32+0 SSW (ELGrad 1A) beivorz. BlasensprungohneAmnioninfektzeichen32+0 bis 34+0 SSW Effizienz nicht bewiesen [re. d. Isar wird z. Zt. 2x12mgBetamethasonverabreichen] www.uptodate.com, angelehnt an Empfehlungen des ACOG Studienlage - die wiederholte Gabe der Lungenreife - Wiederholte Gaben - Einzelstudien Australien (ACTORDS) USA (NICHD) 1146 594 1x12mg Betamethason q7 bis 31+6 SSW ↔ Plazebo 2x12mg Betamethason q7 bis 31+6 SSW ↔ Plazebo 1 bis ≥ 4 (66% 1-2) 1-11 (≥4 bei 63%) Perinatal RR 0.82 (95%KI 0.71-0.95) p= 0.01 p= 0.26 RR 0.60 (95%KI 0.46-0.79) p= 0.0003 p= 0.93 IVH K.A. p= 0.64 AIS K.A. p= 0.41 p= 0.04, aber bereits bei Entlassung p= 0.29 p= 0.048 2 Jahre 2-3 Jahre schwere neurolog. Auffälligkeiten RR 1.04 (95%KI 0.98-1.10) p= 0.20 RR 5.7 (95%KI 0.7-46.7) p=0.12 Aufmerksamkeitsprobleme RR 1.87 (95%KI 1.03-3.42) p= 0.04 5/6 dieser Kinder waren ≥ 4 Zyklen ausgesetzt perinatale Morbidität ↓ perinatale Morbidität ↔; SGA ↑ LZ-Daten in beiden Gruppen gleich kein LZ-Benefit,fragl.neurolog. schädigend Wiederholungsgaben empfohlen keine Wiederholungsgaben nKinder gesamt Studiendesign Anzahl wiederholter Zyklen (Mittelwert) RDS schweres RDS SGA < 10.P. (Gewicht) Follow up Konsequenz Wiederholte Gaben (1-2x 12mg Betamethason) ≥7 Tage nach Erstgabe - Metaanalyse RR 95% KI n Studien n Kinder gesamt RDS gesamt 0,82 0.72-0.93 4 2155 moderates - schweres RDS 0.60 0.48-0.75 3 2139 Morbidität 0,79 0,67-0,93 4 2157 Geburtsgewicht* Keine sign. Diff. 4 2273 1.63 1.12-2.37 2 602 Keine Sign. Diff. 5 > 2000 Keine Sign. Diff. 5 > 2000 1.11 1.01-1.22 4 1523 *SGA Mortalität + IVH Maternale Infektion Sectiorate ? Crowther CA et al., Cochrane Database Review 2007, publiziert 2008 Wiederholte Gaben (1-2x 12mg Betamethason) ≥7 Tage nach Erstgabe Nutzen-Risikoanalyse aufgrundzu geringer Datenmenge+ fehlendem Follow-up noch nicht abschließend beurteilbar (möglicherweise) RDS + Morbidität↓, aber SGA ↑ Neurologische Entwicklung? – LZ-Daten fehlen Anzahl wiederholter Gaben? Intervall?→ am ehesten q7 Dosis (1 oder 2x 12mg Betamethason)? Effekte/Dosis bei Mehrlingsgravidität? CrowtherCA et al.,CochraneDatabase Review 2007, publiziert 2008 MACS Kinder, < 7 Tage nach „Wiederholung“geboren Zusammenfassung II: WiederholungsgabenantenatalerGlukokortikoide inkonsistente Langzeitdaten bzgl. Anzahl, Zeitintervall und optimaler Dosis der Wiederholungsgaben, deshalb keine gut Evidenz-basierten Empfehlungen möglich TAKE HOME MESSAGE – Vorschlagre. d. Isar: risikoadaptierte (vereinzelte) Wiederholungsgaben bis 34+0 SSW befürwortet (1x12mgBetamethasoni.m.) bei drohender extremer FG bis zur 28+0 SSW im Abstand von 1 Woche, 1 wenn FG-Risiko* bestehen bleibt u. Pat. instabil erscheint (ELGrad 2C) sollte NICHT gegeben werden, wenn Geburt in nächsten 24h erwartet wird (ELGrad 2B) InformedConsentbeim Patienten bzgl. unerwünschter Nebenwirkungen *2 1 * z.B. bei Verschlechterung maternal/fetaler Zustand; neu positiver Fibronektintest; voranschreitende Zervixinsuffizienz 2 * Reduktion des Geburtsgewichtes/KU/Länge→ SGA, im LZ-Verlauf, (sehr) fraglich neurolog. Auffälligkeiten, (?)höhere Infektionsraten (AIS bei vorz. Blasensprung) Empfehlungen modifiziert, aber angelehnt an:www.uptodate.com, (ACOG) und DGGG Lungenreifung Zeitspanne Bei zu erwartender Frühgeburt innerhalb der nächsten 7 Tage in24+0 SSWbis 34+6 SSW(ELA), in 23+0bis 23+6 SSW in Betracht ziehen (ELC) RespiratoryDistressSyndrom Lungenreifung vorSectio Vor elektiver Sectio bis 38+6 SSW (EL A) (ab 39+0 SSW sign. weniger RDS, Beatmung, Sepsis, Hypoglykämien und NICU Aufnahme) Aufnahme auf NICU nach elektiver Sectio 2* 12mgBetamethasoni.m. Keine mütterlichen Nebenwirkungen beobachtet, Kontraindikation akute Infektion DM / GDM ist keine Kontraindikation, aber Datenlage dünner – Diskussion mit Patientin (BZ-Monitoring– evtl. Anpassung der Insulindosis) Neues zurTokolyse Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Beschluss 17.12.2013 OraleBeta-Agonisten (z.B.Fenoterol/Partusisten®) -Zulassungen widerrufen. „...Bezüglichder oralen und rektalen Formulierungen schlussfolgerte der PRAC und der CMD(h) angesichts der insgesamt verfügbaren Sicherheitsdaten,insbesondere in Bezug aufdas Risiko schwerer kardiovaskulärer Ereignisse und der sehr begrenzten Wirksamkeitsdatendassdas Nutzen-Risiko-Verhältnis nicht positiv ist...“ Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Beschluss 17.12.2013 IntravenösinjizierbareBeta-Agonisten(z.B.Fenoterol/Partusisten®) -Zulassung für max. 48h „...thesemedicinesshouldonlybeusedforsuppressprematurelabourforupto48hours,between22ndandthe37t hweeksofpregnancyandunderspecialistsupervisionwithcontinuousmonitoringofthemotherandtheunbornb aby.... ... Alsoauthorisedforexternalcephalicversionandemergencyuseinspecificconditions...remainauthorisedinthes eindications....“ Konsequenz Off-label-Aufklärungen der Patienten - wennTokolyse> 48h - wenn z.B.Nifedipin(Adalat®)p.o. CAVE: beiAdalatauch kardiovaskuläre NW insbesondere in Kombination mitClarithromycin