Vorlesung Theoretische Chemie I Sommersemester 2015 Eckhard Spohr Lehrstuhl für Theoretische Chemie Universität Duisburg-Essen D-45141 Essen, Germany [email protected] 10. Mai 2017 Inhaltsverzeichnis I Einleitung und Motivation 1 Probleme der klassischen Physik zu Beginn des derts 1.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Zusatzmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.1 Atomspektren . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.2 Schwarzer Strahler . . . . . . . . . . . . 1.2.3 Spezifische Wärme . . . . . . . . . . . . 1.2.4 Photoelektrischer und Compton E↵ekt . 1.2.5 Dualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 20. Jahrhun. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 2 2 4 6 6 8 2 Was ist Theoretische Chemie? 9 2.1 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.2 Teilgebiete der Theoretischen Chemie . . . . . . . . . . . . . . 9 2.3 Moderne theoretische Chemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3 Klassische Teilchen und Wellen 13 3.1 Klassische Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3.2 Wellen (klassisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4 Das Doppelspaltexperiment 16 II 20 Quantenmechanik 5 Axiome der Quantenmechanik 5.1 Wellenfunktion und Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte 5.2 Hermitesche Operatoren und physikalische Observable . . 5.2.1 Lineare Operatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2 Eigenfunktionen und Eigenwerte . . . . . . . . . . 5.2.3 Operatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.4 Kommutatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.5 Dirac-Notation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.6 Hermitesche Operatoren . . . . . . . . . . . . . . 5.2.7 Operatordarstellungen . . . . . . . . . . . . . . . iii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 21 22 22 22 25 27 28 29 29 5.3 5.4 5.5 5.6 Erwartungswerte . . . . . . . . . . . . . . . . Die Schrödingergleichung . . . . . . . . . . . . 5.4.1 Zeitabhängige Schrödingergleichung . . 5.4.2 Zeitunabhängige Schrödingergleichung Die Unschärferelation . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 34 34 36 37 40 III Exakte Lösungen der stationären Schrödingergleichung 42 6 Eindimensionale Probleme 6.1 Das Teilchen im unendlich tiefen Kasten . . . . . . . . . . . . 6.1.1 Modell und Lösung der Schrödingergleichung . . . . . . 6.1.2 Zustände des Teilchens im Kasten . . . . . . . . . . . . 6.1.3 Erwartungswerte und Varianzen für das Teilchen im Kasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1.4 Zusatzmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Der harmonische Oszillator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.1 Federmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.2 Schrödingergleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.3 Lösung der Schrödingergleichung . . . . . . . . . . . . 6.2.4 Form der Wellenfunktionen und Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 45 45 49 54 57 58 58 59 62 67 7 Zwei- und Dreidimensionale Probleme in kartesischen Koordinaten 7.1 Das Teilchen im zweidimensionalen Kasten . . . . . . . . . . . 7.2 Das Teilchen im dreidimensionalen Kasten . . . . . . . . . . . 7.3 Der harmonische Oszillator in 3 Dimensionen . . . . . . . . . . 7.4 Erweiterung auf mehr als ein Teilchen . . . . . . . . . . . . . . 72 72 80 84 88 8 Zentralkraft-Probleme 8.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1.1 Kugelkoordinaten . . . . . . . . 8.1.2 Teilchen auf der Kugeloberfäche 8.1.3 Das Teilchen auf dem Ring . . . 8.2 Der Drehimpuls . . . . . . . . . . . . . 90 90 91 94 95 97 iv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3 Produktansatz der Schrödingergleichung in Kugelkoordinaten . 102 9 Das Wassersto↵atom 110 9.1 Radiale Dichteverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 9.2 Entartung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 IV Mehrelektronenprobleme 121 10 Mehrelektronenprobleme ohne e-e-Wechselwirkung 122 10.1 Allgemeine Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 10.2 Variationsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 10.3 Grundzustand des He-Atoms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 11 Mehrelektronenatome 11.1 Grundzustand des He-Atoms . . . . 11.2 Grundzustand des Li-Atoms . . . . 11.3 Der Spin . . . . . . . . . . . . . . . 11.4 Das Pauli-Prinzip . . . . . . . . . . 11.5 Die Eigenschaften von Atomen . . . 11.6 Drehimpulskopplung . . . . . . . . 11.7 Spin-Bahn-Kopplung und Hundsche 11.8 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Moleküle 12.1 Die Born-Oppenheimer-Näherung . . . . . . . . . . 12.2 Die Linear Combination of Atomic Orbital-Methode 12.3 Die Wellenfunktionen des H+ 2 -Molekülions . . . . . 12.4 Das Wassersto↵molekül . . . . . . . . . . . . . . . . 12.5 MO-Diagramme zweiatomiger Moleküle . . . . . . . v . . . . . . . . . . . . . . . . 129 129 130 131 134 136 140 143 147 . . . . . (LCAO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 149 152 157 159 159 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . “What I cannot create I do not understand” Richard Feynman Ich bin Herrn Prof. Dr. Georg Jansen dankbar für die Überlassung seines Vorlesungsskriptes. Einige Beispiele und Darstellungen sind diesem Skript entnommen. Der überwiegende Teil des vorliegenden Skriptes lehnt sich eng an P.W. Atkins and R. Friedman, “Molecular Quantum Mechanics”, Fourth edition, Oxford University Press, Oxford (2005, 2007) an. Ich danke Herrn Dr. Klaus Kolster, Dr. Sergej Piskunovs und PD Dr. Holger Somnitz für Fehlerkorrekturen und kritische Durchsicht des Skriptes sowie Frau Helga Fischer und Herrn Torsten de Montigny für die Hilfe bei der Anfertigung der Abbildungen. Teil I Einleitung und Motivation Inhaltsangabe 1 2 3 4 Probleme der klassischen Physik zu Beginn des 20. Jahrhunderts 2 1.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2 Zusatzmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2.1 Atomspektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2.2 Schwarzer Strahler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.2.3 Spezifische Wärme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.2.4 Photoelektrischer und Compton E↵ekt . . . . . . . 6 1.2.5 Dualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Was ist Theoretische Chemie? 9 2.1 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.2 Teilgebiete der Theoretischen Chemie . . . . . . . . . . . 9 2.3 Moderne theoretische Chemie . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Klassische Teilchen und Wellen 13 3.1 Klassische Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3.2 Wellen (klassisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Das Doppelspaltexperiment 1 16 1 Probleme der klassischen Physik zu Beginn des 20. Jahrhunderts 1.1 Slide 2 Übersicht Ungeklärte experimentelle Probleme zu Beginn des 20. Jahrhunderts Um die Jahrhundertwende 1900 zeigte die klassische Physik (Mechanik, Thermodynamik, Elektrodynamik) mehr und mehr prinizipielle Unzulänglichkeiten bei der Beschreibung von Eigenschaften auf atomarer Ebene. • Atomspektren • Strahlung des schwarzen Körpers • Wärmekapazität bei niedrigen Temperaturen • Photoelektrischer und Compton E↵ekt • Dualität der Materie 1.2 Zusatzmaterial 1.2.1 Slide 3 Atomspektren Das Wassersto↵spektrum This figure not shown due to copyright reasons! goto hyperlink [http://www.astronomyknowhow.com/pics-res/hydrogen-spectra.jpg1 ] Slide 4 1 http://www.astronomyknowhow.com/pics-res/hydrogen-spectra.jpg 2 Atomspektren Die von Atomen emittierte Strahlung ist nicht kontinuierlich, sondern ✓ ◆ be1 1 steht aus Spektrallinien. Die Balmerserie(1885), ⌫˜ = RH (Wel22 m2 lenzahl ⌫˜ = ⌫/c) beschreibt eine Serie von Spektrallinien im sichtbaren Licht. 3 Die Rydberg-Konstante2 RH = 109737.32 cm 1 ist nach Johannes Rydberg ✓ ◆ 1 1 benannt, der die Formel für beliebige Serien (⇤) ⌫˜ = RH wie 2 n m2 z. B. die Lyman-Serie (n=1, UV), Paschen-Serie (n=3), Bracket-Serie (n=4) und Pfund-Serie (n=5) erweitert hat, die alle nach Wissenschaftlern benannt sind. Die Formel ist ein Spezialfall des Ritzschen4 Kombinationsprinzips, wonach alle beobachteten Spektrallinien als Termdi↵erenz ⌫˜ = T1 T2 geschrieben werden können. Bohrsches Atommodell Niels Bohr (Nobelpreis 1922)a erklärte die Termformel (⇤) durch das Bohrsche Atommodell (1913), wonach die erlaubten Energieniveaus des Wassersto↵atoms durch die Formel En = µe4 1 · 2 2 2 8h ✏0 n beschrieben werden (Verknüpfung von Strahlungstheorie und mechanischem Modell). Dabei heisst µ (1/µ = 1/mP + 1/me ) reduzierte Masse, e ist die Elementarladung, h ist die Plancksche Konstante, ✏0 ist die Permittivität des Vakuums (“Dielektrizitätskonstante”) und n eine positive ganze Zahl. a http://de.wikipedia.org/wiki/Niels Bohr 2 http://de.wikipedia.org/wiki/Rydberg-Konstante http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes Rydberg 4 http://de.wikipedia.org/wiki/Walter Ritz 3 3 Kritik des Bohrschen Atommodells: Das Bohrsche Atommodell (und die Weiterentwicklung durch Arnold Sommerfelda ) war zwar (näherungsweise) quantitativ korrekt, jedoch waren die Quantisierungsbedingungen für die erlaubten Elektronenbahnen (ebenfalls ein nicht haltbares Konzept($ Unschärferelation)) ad hoc. Mit Hilfe der Quantenmechanik ergeben sich diese Quantisierungsbedingungen zwangsläufig! a 1.2.2 Slide 5 http://de.wikipedia.org/wiki/Arnold Sommerfeld Schwarzer Strahler Schwarzer Strahler This figure not shown due to copyright reasons! goto hyperlink [http://rugth30.phys.rug.nl/quantummechanics/ derived/black body.htm txt CAVITY.gif5 ] Slide 6 5 http://rugth30.phys.rug.nl/quantummechanics/ derived/black body.htm txt CAVITY.gif 4 Strahlung des schwarzen Körpers • Stefan-Boltzmann-Gesetz M = · T4 • Wiensches Verschiebungsgesetz max Stefan-Boltzmann-Gesetz M : emittierte Leistung, dividiert durch die emittierende Fläche : Stefan-Boltzmann-Konstante; Bei 1000 K emittiert 1 cm2 eines schwarzen Strahlers ca. 6 Watt. · T = const. Beobachtung Das Wellenlängenmaximum der emittierten Strahlung nimmt mit zunehmender Temperatur ab, d.h. das Frequenzmaximum nimmt mit zunehmender Temperatur zu. schwarz ! rotglühend ! gelbglühend ! weißglühend • Rayleigh-Jeans-Gesetz ⇢( ) = 8⇡kT 4 • “Ultraviolettkatastrophe” Interpretation Die Energiedichte (also die Energie pro Volumeneinheit im Wellenlängenbereich bis +d ) nimmt mit zunehmender Frequenz ⌫ (also abnehmendem ) zu! Dieses Ergebnis wurde von Ehrenfest mit dem Namen “Ultraviolettkatastrophe” bezeichnet. • Planck’sches Strahlungsgesetz (1900) ⇢( ) = 8⇡hc 5 e 1 hc/ kT e hc/ kT theoretische Begründung Energie wird in Einheiten von h · ⌫ abgegeben Planck (1858-1947) führte die Naturkonstante h (Plancksche Konstante) ad hoc ein, um die experimentellen Ergebnisse zu erklären. Seine Formel erklärt die Schwarzkörperstrahlung vollständig. 5 1.2.3 Slide 7 Spezifische Wärme spezifische Wärme des Festkörpers bei niedrigen Temperaturen • Gesetz von Dulong und Petit: Cv ⇡ 3R Interpretation Jedes Atom verhält sich wie ein klassischer Oszillator in 3 Dimensionen und kann beliebige Beträge an Energie aufnehmen. • Einstein: Cv = 3RfE (T ) mit fE (T ) = ⇢ ⇥E e⇥E /2T · T 1 e⇥E /T 2 Interpretation Jedes Atom verhält sich wie ein Oszillator, kann aber nur angeregt werden, wenn die Anregungsenergie einen minimalen Wert übersteigt. Einstein nahm an, dass die Anregungsenergien für alle Oszillatoren gleich sind. Komplementarität zur Planckschen Theorie! • Debye: Cv = 3RfD (T ) mit fD (T ) = 3 ✓ T ⇥D ◆3 Z ⇥D /T 0 x 4 ex dx (ex 1)2 Interpretation Jedes Atom verhält sich wie ein Oszillator, kann aber nur angeregt werden, wenn die Anregungsenergie einen minimalen Wert übersteigt. Im Ggs. zu Einstein nimmt Debye eine Verteilung der charakteristischen Frequenzen (und damit Anregungsenergien) an. 1.2.4 Photoelektrischer und Compton E↵ekt Slide 8 6 Der Photoe↵ekt This figure not shown due to copyright reasons! goto hyperlink [https://www.llnl.gov/str/June05/gifs/Aufderheide3.jpg6 ] [http://hyperphysics.phy-astr.gsu.edu/hbase/imgmod2/pelec.gif7 ] Slide 9 Comptonstreuung This figure not shown due to copyright reasons! goto hyperlink [http://hyperphysics.phy-astr.gsu.edu/hbase/quantum/imgqua/compton.gif8 ] Slide 10 Photoelektrischer und Compton E↵ekt • Photoelektronen: EK = h⌫ Beobachtung linearer Zusammenhang zwischen kinetischer Energie von Photoelektronen und der Frequenz des anregenden UV-Lichtes Emission von Elektronen ist spontan (auch bei niedriger Intensität), sobald die Strahlung eine Minimalfrequenz hat. • Einstein verknüpfte Planck’s Quantenhypothese mit dem Photoe↵ekt Erklärung (Einstein 1905) Das elektromagnetische Feld ist quantisiert und besteht aus Energiebündeln der Größe h⌫ • G.N. Lewis prägte dafür den Begri↵ Photonen. • Licht (Photonen) hat also Teilchencharakter p • relativistische Energie E = m2 c4 + c2 p2 (Albert Einstein, 1879-1955, Nobelpreis 1921)a m=0)E =p·c Photon hat keine Ruhemasse, aber einen Impuls p und bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit. a http://de.wikipedia.org/wiki/Einstein 6 https://www.llnl.gov/str/June05/gifs/Aufderheide3.jpg 7 http://hyperphysics.phy-astr.gsu.edu/hbase/imgmod2/pelec.gif 8 http://hyperphysics.phy-astr.gsu.edu/hbase/quantum/imgqua/compton.gif 7 • für Photonen: m = 0 ) E = p · c = h⌫ = hc =) = h h oder p = p • Photonen haben einen wellenlängenabhängigen Impuls. • Experimentelle Bestätigung: Compton-E↵ekt Bei der inelastischen Streuung von Photonen an Elektronen (im ursprünglichen Experiment (1923) in Graphit) ändert sich 1 die Wellenlänge der Photonen um = 2 C sin2 ✓ mit der 2 h Compton-Wellenlänge C = . Diese Formel wird unter der me c Annahme abgeleitet, dass Photonen einen linearen Impuls h/ besitzen. Die Quantenmechanik erklärt diesen dualen Charakter. Photonen haben einerseits Teilcheneigenschaften (z.B. einen linearen Impuls). Dies scheint ein Widerspruch zu zahlreichen Experimenten, die den Wellencharakter des Lichtes untermauern. Die Quantenmechanik erklärt diesen scheinbaren Widerspruch quantitativ, wohingegen die klassische Physik nicht einmal eine qualitative Erklärung zu geben vermag. 1.2.5 Slide 11 Dualität Dualität von Materie und Strahlung Die Synthese dieser Ideen und die Demonstration der engen Verknüpfung zwischen elektromagnetischer Strahlung und Materie begann mit Louis de Broglie (Nobelpreis 1929)9 , der die Universalität der de Broglie-Beziehung h = postulierte. p Dualität )Dualität, d.h. gleichzeitige Wellen- ( ) und Teilcheneigenschaften (Impuls p) von Materie und Strahlung! 9 http://de.wikipedia.org/wiki/Louis-Victor de Broglie 8 2 Was ist Theoretische Chemie? 2.1 Slide 12 Motivation Theoretische Chemie Paul Adrian Maurice Dirac (1902-1984, Nobelpreis 1933)10 wird der Satz zugeschrieben, dass “Once the laws of quantum mechanics are understood, the rest is chemistry!” =) (Theoretische) Chemie ist also einfach(?) die Anwendung der Gesetze der Quantenmechanik Dirac wird ebenfalls der folgende Satz zugeschrieben: “The underlying physical laws for the mathematical theory of a large part of physics and the whole of chemistry are thus completely known, and the difficulty is only that the exact application of these laws leads to equations much too complicated to be soluble.” =) Theoretische Chemie ist also doch nicht einfach ein Teilgebiet der Ingenieurwissenschaften! 2.2 Slide 13 Teilgebiete der Theoretischen Chemie Theoretische Chemie Grundlagen • Die Lösung der Gleichungen ist sogar so komplex, dass man häufig die Quantenmechanik durch die klassische Mechanik ersetzen muss! • Für große Systeme mit einer großen Anzahl von Molekülen müssen gemittelte Größen berechnet werden. =) Theoretische Chemie befasst sich mit 10 http://de.wikipedia.org/wiki/Dirac 9 1. Quantenmechanik 2. Quantenchemie 3. klassische Mechanik 4. statistische Mechanik (Thermodynamik) Slide 14 Teilgebiete der Theoretische Chemie 1. Theorie der Chemischen Bindung (z. B. Existenz von Molekülen, Geometrie, Bindungsenergien) 2. Theorie der Chemischen Reaktionen (z. B. Reaktionsdynamik, Reaktionskinetik) 3. Theorie der Molekülspektroskopie (z. B. Wechselwirkung von Molekülen mit elektromagnetischer Strahlung) 4. Theorie von Polymerstrukturen und -dynamik (z. B. Ionomere, Gasdi↵usion, Scher- und Fließverhalten) 5. Theorie von Flüssigkeiten (z. B. Solvatation, Relaxationsphänomene) 6. Theorie von Festkörpern (z. B. Transporteigenschaften, mechanische Eigenschaften) 7. Oberflächentheorie (Surface Science) (z. B. Adsorption, Katalyse, Elektrochemie) 8. Mathematische Ordnungsstrukturen in der Chemie (z. B. Molekülstruktur und -topologie, Reaktionen, Organisation von Datenbanken) 9. . . . 1. – 7. überlappen mit der (theoretischen) Physik 8. überlappt mit Mathematik und Informatik 2.3 Slide 15 Moderne theoretische Chemie 10 Bedeutung heute starke Zunahme in den letzten 30 Jahren Theoretische Chemie ist Computerchemie: Einsatz des Computers zur Lösung chemischer Probleme Ursachen dieser Entwicklung: • Zuwachs an Rechenkapazität (Moore’s Law)11 Moore’s Law “The complexity for minimum component costs has increased at a rate of roughly a factor of two per year. Certainly over the short term this rate can be expected to continue, if not to increase. Over the longer term, the rate of increase is a bit more uncertain, although there is no reason to believe it will not remain nearly constant for at least 10 years. That means by 1975, the number of components per integrated circuit for minimum cost will be 65,000.” G.E. Moore “Cramming more components onto integrated circuits”, Electronics Magazine, 19.4.1965. • algorithmische Verbesserungen der Software • verbesserte graphische Benutzerinterfaces (GUIs) Slide 16 Moderne Theoretische Chemie In weiten Bereichen der chemischen Forschung spielt die Unterstützung durch Rechnungen eine immer wichtigere Rolle. Dies gilt sowohl für kleinere Moleküle (z. B. Stabilität und Struktur von Radikalen, chemische Verschiebungen (NMR), Schwingungsspektroskopie) als insbesondere auch für größere Moleküle wie Makromoleküle und Proteine (z. B. Visualisierung von Strukturen, Struktur-Wirkungsbeziehungen in der pharmazeutischen Forschung) und Molekülverbände (z. B. Docking, Materialsimulationen, also Simulationen mit Umgebung, chemische Reaktionen) . Es geht weltweit 1/3 der Kapazität von Supercomputern in chemische Anwendungen. Die Chemie liegt 11 http://de.wikipedia.org/wiki/Moore’s Law 11 damit weit an der Spitze! Vor diesem Hintergrund muß sich auch die Ausbildung in Theoretischer Chemie muss verändert werden! Mehr Theorie / Mehr Computation / Mehr Programmierung / Mehr Mathematik / Mehr Physik / Mehr Physikalische Chemie 12 3 Klassische Teilchen und Wellen 3.1 Slide 17 Klassische Teilchen Klassische Teilchen • Newton’s Bewegungsgleichungen dv dt d2 x = m · ẍ = m 2 = F dt m · a = m · v̇ = m • oft ist F = dV (x) dx • V = V (x) heißt Potentialfunktion • Beispiele: • Hookesches Federgesetz F = kx V = 12 kx2 • Bewegung im (konstanten) Gravitationsfeld der Erde F = mgx (oft: z) Slide 18 mg Verallgemeinerung • n wechselwirkende Teilchen x ! xi d @ ! dx @xi • Newtons Bewegungsgleichungen dvi dt d 2 xi = mi · ẍi = mi 2 = Fi = dt mi · ai = mi · v̇i = mi • ! Molekulardynamik 13 @V ({x1 , . . . , xn }) @xi V = 3.2 Slide 19 Wellen (klassisch) Klassische Wellen • Ortsabhängigkeit einer freien (ebenen) Welle: (x) = cos kx oder (x) = sin kx • äquivalent (mathematisch bequem) (x) = cos kx + i sin kx = eikx k= 2⇡ • Zeitabhängigkeit (t) = cos !t i sin !t = e i!t ! = 2⇡⌫ = 2⇡c˜ ⌫ • Gesamtwellenfunktion (x, t) = A (x) · (t) = kx A ·ei(kx |{z} !t) Amplitude !t heißt die Phase der Welle. Bezug zu den “Materiewellen” atomarer Teilchen h Man ersetzt E = h⌫ = ~! und p = , und erhält die Wellenfunktion sich frei bewegender Teilchen als i (x, t) = A · e ~ (p·x ~= E·t) h 2⇡ Chemgapedia http://www.chemgapedia.de/...12 Slide 20 12 http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/1/pc/pc 11/pc 11 01/pc 11 01 01.vlu.html 14 Operatoren • Man kann den Impuls aus der Wellenfunktion z.B. so gewinnen ~ @ ~ i (x, t) = · p (x, t) = p (x, t) i @x i ~ Operator ~ @ ist ein Operator, durch dessen “Anwendung auf die Weli @x lenfunktion” wir die physikalische “Observable” des Impulses berechnen können. Slide 21 Aufenthaltswahrscheinlichkeit eine freie Welle ist im ganzen Raum ausgebreitet Wo befindet sich das Teilchen? Antwort: Irgendwo im Raum, mit überall gleicher Wahrscheinlichkeit W (x, y) = const. Beobachtung: ⇤ (x, t) · (x, t) = A2 = const. ) Vermutung: W (x, t) = ⇤ (x, t)· (x, t) könnte eine Wahrscheinlichkeitsdichte sein 15 4 Slide 22 Das Doppelspaltexperiment Klassische Teilchen (Schrotkugeln) P2 Gewehr P12 x P1 Detektor Doppelspalt Auffangwand Häufigkeitsverteilungen Teilchen aus “Teilchenquelle” fliegen durch den Spalt oder werden an einer Kante abgelenkt. Man beobachtet die Verteilungen P1 , P2 , P12 , wenn Spalt 1, Spalt 2, oder beide Spalte o↵en sind. O↵ensichtlich ist 1. P12 = P1 + P2 2. Es tre↵en nur ganze Kugeln auf. Slide 23 Klassische Wellen (Wasserwellen) 16 P2 P12 Wellenerreger x P1 Detektor Doppelspalt Auffangwand O↵ensichtlich ist 1. P12 6= P1 + P2 Wellen zeigen Interferenzerscheinungen. 2. Die Intensität kann jeden beliebigen Wert zwischen 0 und der maximalen Intensität annehmen. Slide 24 Das Verhalten von Elektronen 17 P2 P12 Elektronenquellle x P1 Detektor Doppelspalt Auffangwand O↵ensichtlich ist 1. P12 6= P1 + P2 Elektronen zeigen Interferenzerscheinungen 2. Die Stärke der Detektorimpulse ist immer gleich groß. 3. Selbst wenn die Elektronen einzeln nacheinander ankommen, misst man stets ganze Elektronen, ihre Verteilung zeigt jedoch das Interferenzmuster 4. Es scheint, als ob die Elektronen mit sich selbst interferieren. Slide 25 Welle-Teilchen-Dualismus • Das Elektron verhält sich als Welle, soweit es die Statistik der Ereignisse betri↵t. • Andererseits verhält sich das Elektron als Partikel, da bei jeder Messung immer nur ein ganzes Teilchen im Detektor auftri↵t. 18 Kopenhagener Interpretation ($ Viel-Welten-Theorie) – Kollaps der Wellenfunktion: Dem Teilchen stehen 2 Wege o↵en, die es gleichzeitig benutzt ) Interferenz – Der Messprozess beeinflusst (stört) das Elektron und legt fest, welchen Weg es benutzt. 19 Teil II Quantenmechanik Inhaltsangabe 5 Axiome der Quantenmechanik 21 5.1 Wellenfunktion und Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte . 21 5.2 Hermitesche Operatoren und physikalische Observable . . 22 5.2.1 Lineare Operatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5.2.2 Eigenfunktionen und Eigenwerte . . . . . . . . . . 22 5.2.3 Operatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5.2.4 Kommutatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 5.2.5 Dirac-Notation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 5.2.6 Hermitesche Operatoren . . . . . . . . . . . . . . . 29 5.2.7 Operatordarstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5.3 Erwartungswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 5.4 Die Schrödingergleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 5.4.1 Zeitabhängige Schrödingergleichung . . . . . . . . 34 5.4.2 Zeitunabhängige Schrödingergleichung . . . . . . . 36 5.5 Die Unschärferelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 5.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 20 5 5.1 Slide 26 Axiome der Quantenmechanik Wellenfunktion und Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte Axiom I Die Grundlagen der Quantenmechanik können in Form von Axiomen bzw. Postulaten formuliert werden: Postulat I: Der Zustand eines quantenmechanischen Systems ist vollständig durch eine Wellenfunktion (r1 , r2 , . . . rN , t) beschrieben. Die Funktion tiga . a ist im Allgemeinen komplexwer- http://de.wikipedia.org/wiki/Komplexe Zahl ri (oder ~ri ) sind dabei die Koordinaten von Teilchen i, t die Zeit. Wir werden sehen, dass die Wellenfunktion des Systems, also sein Zustand, häufig durch Quantenzahlen a, b, . . . charakterisiert werden kann. Die Zustände sind dann abzählbar oder quantisiert, und können als Wellenfunktion a,b,... (r1 , r2 , . . . rN , t) geschrieben werden. Für ein einzelnes Teilchen ist die Wellenfunktion a,b,... (~r, t) Slide 27 Bornsche Interpretation Interpretation als Wahrscheinlichkeitsdichte Das Absolutquadrat der Wellenfunktion ⇤ (~r, t) (~r, t) kann als Wahrscheinlichkeitsdichte p(r, t) interpretiert werden. | ⇤ (~r, t) (~r, t) dxdydz {z } p(x,y,z,t) ist dann die Wahrscheinlichkeit, ein Teilchen im infinitesimalen Volumenelement dV = dxdydz am Punkt ~r im Raum zur Zeit t zu finden, also zwischen x und x + dx, y und y + dy und z und z + dz. 21 O↵enbar ist dann Z1 Z1 Z1 1 1 ⇤ (~r) (~r)dxdydz = 1 die Wahrscheinlich- 1 keit, das Teilchen irgendwo im Raum zu finden. 5.2 5.2.1 Slide 28 Hermitesche Operatoren und physikalische Observable Lineare Operatoren Lineare Operatoren Ein Operator Ô wirkt auf eine Funktion f und erzeugt eine neue Funktion g: g = Ôf linearer Operator Ein linearer Operator hat die Eigenschaft Ô(↵f + g) = ↵Ôf + Ôg . Operatoren in der Quantenmechanik sind lineare Operatoren. Multiplikation und Di↵erentiation sind Beispiele für lineare Operatoren. ↵ und sind Skalare (Zahlen), f und g sind Funktionen. Operatoren werden durch einˆcharakterisiert. 5.2.2 Slide 29 Eigenfunktionen und Eigenwerte Eigenfunktionen und Eigenwerte I Definition: Eine Funktion f ist Eigenfunktion zu einem Operator Ô, wenn Ôf = ↵f mit konstanten ↵. Die Konstante (Skalar) ↵ heißt dann Eigenwert. Eigenfunktionen sind also Spezialfälle von Funktionen, die für jeden Operator charakteristisch sind. 22 Slide 30 Beispiel: Gegeben sei die Funktion f (x) = cos(3x + 5). • sei Ô1 = d dx Ô1 f (x) = • sei Ô2 = d2 dx2 3 sin(3x + 5) =) f (x) ist keine Eigenfunktion von Ô1 . = Ô1 Ô1 d d d Ô2 f (x) = dx f (x) = dx [ 3 sin(3x + 5)] = dx Eigenfunktion von Ô2 zum Eigenwert -9. 9 cos(3x + 5) ist eine • Ist exp(3x + 5) eine Eigenfunktion von Ô1 oder Ô2 ? Ô1 exp(3x + 5) = 3 exp(3x + 5) Ô2 exp(3x + 5) = d 3 exp(3x dx + 5) = 9 exp(3x + 5) ) exp(3x + 5) ist eine Eigenfunktion von Ô1 (mit Eigenwert 3) und von Ô2 (mit Eigenwert 9). Slide 31 Eigenfunktionen und Eigenwerte II wichtige Eigenschaften: 1. Die Menge aller Eigenfunktionen fn zu einem gegebenen Operator Ô (mit den entsprechenden Eigenwerten ↵n ) bildet eine vollständige Funktionenmenge. Man sagt, dass die Funktionen dieser vollständigen Funktionenmenge den Hilbertraum aufspannen. (Die Funktionen spielen die Rolle von Einheitsvektoren in diesem Raum, analog zum bekannten dreidimensionalen Vektorraum.) Die Gesamtheit dieser Funktionen sowie aller möglichen Linearkombinationen daraus nennt man Hilbert-Rauma . a http://de.wikipedia.org/wiki/Hilbert-Raum 23 2. Eine Funktion, die über dem gleichen Definitionsbereich definiert ist, kann nach diesen Funktionen entwickelt werden, d.h. eine Funktion g kann durch X g= cn f n n mit skalaren Koeffizienten cn dargestellt werden. 3. Die Menge der Eigenwerte {↵n } nennt man auch das Eigenwertspektrum des Operators Ô. Slide 32 Eigenfunktionen und Eigenwerte III Spezialfall: entartete Eigenwerte Gibt es mehrere Eigenfunktionen des Operators Ô, z.B. fn und fm zum gleichen Eigenwert ↵n = ↵m = ↵ (man spricht dann von entarteten Eigenwerten), so ist jede Linearkombination dieser Funktionen ebenfalls eine Eigenfunktion des Operators Ô. Beweis: Ôg = Ô k X cn f n = n=1 = k X cn Ôfn n=1 k X cn ↵fn = ↵ n=1 Slide 33 k X n=1 Lineare Unabhängigkeit 24 cn fn = ↵g Definition Eine Funktionenmenge g1 , g2 , . . . gn heißt linear unabhängig, wenn es keinen Satz von Koeffizienten c1 , c2 , . . . cn gibt (außer dem trivialen Satz ci = 08i), für den gilt: n X ci g i = 0 . i=1 Ein Satz von Funktionen, der nicht linear unabhängig ist, heißt linear abhängig. • Es ist möglich, aus n Basis(Eigen)funktionen eines Operators Ô einen Satz von n linear unabhängigen Funktionen zu erzeugen. • Jede Funktion im Hilbertraum ist als Linearkombination des vollständigen Funktionensatzes (=Basis) darstellbar. 5.2.3 Slide 34 Operatoren Integrale über Operatoren I Es wurde weiter oben kurz eine “Analogie” zwischen Hilbertraum (der Funktionen) und dem (dreidimensionalen) Vektorraum angesprochen. Das Analogon zum Skalarprodukt ~a · ~b = c sind Integrale über Funktionen und/oder Operatoren der Form Z I = f ⇤ Ôgd⌧ , wobei d⌧ ein verallgemeinertes Volumenelement ist (z.B. d⌧ = dxdydz für Funktionen, die nur von einem Satz Koordinaten abhängen. Da die Anwendung des Operators Ô auf g wieder eine Funktion, h, Z Z ⇤ ⇤ ergibt, ist I = f Ôgd⌧ = f hd⌧ ein Integral über 2 Funktionen. Slide 35 25 Integrale über Operatoren II • Für den Z Operator Ô = 1 (Multiplikation mit 1) nennt man das Integral ⇤ S = fm fn d⌧ das Überlappungsintegral. • Wenn S = 0 ist, klassifiziert man die Funktionen in Analogie zum dreidimensionalen Vektorraum als orthogonal (analog zu zwei aufeinander senkrechten Vektoren). Z • Der Spezialfall n = m von S = fn⇤ fn d⌧ heißt Normierungsintegral. • Eine Funktion fn heißt (auf 1) normiert, wenn S = Z fn⇤ fn d⌧ = 1 gilt. In der Regel kann man leicht einen Normierungsfaktor N finden, der eine Funktion fn normiert. Slide 36 Beispiel: Normierungsfaktor Sei f eine Funktion, wobei f (x) = sin(⇡x/L) im Definitionsbereich [0; L], ansonsten 0. • Das Normierungsintegral lautet S= ZL 0 ) N= r ⇤ f f dx = ZL 1 ! N 2 sin2 (⇡x/L)dx = LN 2 = 1 . 2 0 2 L ✓ ◆1/2 2 Die normierte Funktion lautet also f = sin(⇡x/L) (s. ÜbungsL aufgabe). Slide 37 26 Orthonormalitätsbedingung Eine Menge von Funktionen, die (a) normiert und (b) paarweise orthogonal sind, genügt der Orthonormalitätsbedingung Z ⇤ fm fn d⌧ = nm . nm heißt Kroneckerdelta, und hat den Wert 1 für n = m, andernfalls 0. 5.2.4 Slide 38 Kommutatoren Kommutativität Zwei Operationen heißen kommutativ, wenn das Ergebnis unabhängig von der Reihenfolge der Anwendung der Operationen ist. (Genauer: Es muss noch angegeben werden, auf welche Menge man sich bezieht.) • Z.B. sind Addition und Multiplikation auf den Mengen der natürlichen, ganzen, rationalen, reellen und komplexen Zahlen N, Z, Q, R, C kommutativ. Definition: Kommutator Im allgemeinen sind zwei Operatoren  und B̂ nicht kommutativ. Man definiert den Kommutator [Â, B̂] von  und B̂ als [Â, B̂] = ÂB̂ B̂  Slide 39 Beispiel: Kommutator Betrachten wir die Operatoren x̂ und p̂x := 27 ~ d . i dx [x̂, pˆx ]f = (x̂pˆx pˆx x̂)f ~ @f ~ @(x · f ) = x· i @x i ✓ @x ◆ ~ @f ~ @f = x· f +x· (Kettenregel) i @x i @x ~ = f i =) [x̂, pˆx ] = 5.2.5 Slide 40 ~ = i~ i Dirac-Notation Vereinfachung der Schreibweise: Dirac(“Bracket”)-Notation Z Integrale des Typs I = f ⇤ Ôgd⌧ kommen in der Quantenmechanik so häufig vor, dass eine vereinfachte, auf Dirac13 zurückgehende, Notation sehr praktisch ist. Diracsche “Bracket”-Notation Z fm ⇤ Ôfn d⌧ =< m|Ô|n > |n >:= fn heißt ket und ist eine Funktion. Z ⇤ < m| := fm d⌧ heißt bra und ist ein linearer (Integral)Operator. < m|Ô|n > nennt man bracket. Wenn Ô = 1 ist, schreibt man vereinfacht < m|n >. Per definitionem gilt < m|n >=< n|m >⇤ . < m|n >= 13 R ⇤ f d⌧ = fm n R fm fn⇤ d⌧ http://de.wikipedia.org/wiki/Dirac 28 ⇤ = R fn⇤ fm d⌧ ⇤ = (< n|m >)⇤ 5.2.6 Slide 41 Hermitesche Operatoren Hermitesche Operatoren Definition Ein Operator Ô heißt hermitesch, wenn für zwei beliebige Funktionen fn und fm ✓Z ◆⇤ Z ⇤ ⇤ fm Ôfn d⌧ = fn Ôfm d⌧ gilt. In Diracschreibweise: < m|Ô|n >=< n|Ô|m >⇤ . Eine alternative Definition lautet Z Z ⇤ fm Ôfn d⌧ = (Ôfm )⇤ fn d⌧ . Slide 42 Axiom II Postulat II: Observable Physikalische Observable werden in der Quantenmechanik durch hermitesche Operatoren repräsentiert, die die Kommutatorbeziehungen [q, pq0 ] = i~ qq 0 [q, q 0 ] = 0 [pq , pq0 ] = 0 erfüllen. Dabei stehen q und q 0 jeweils für x, y, z und pq und pq0 für die zugehörigen linearen Impulse. i ist die imaginäre Einheit, ~ = h/2⇡. Hermitesche Operatoren haben reelle Eigenwerte. =) Messbare Größen sind reell! 5.2.7 Operatordarstellungen Slide 43 29 Darstellungen Ein großer Teil der Quantenmechanik kann mit solch abstrakten Operatoren entwickelt werden. Die spezifische Wahl von Operatoren für eine Observable führt zu spezifischen Darstellungen: • Ortsdarstellung Positionsoperator: x̂ ! x· ~ @ Impulsoperator: p̂x ! i @x • Impulsdarstellung ~ @ i @px Impulsoperator: p̂x ! px · Positionsoperator: x̂ ! • Es gibt weitere Darstellungen, z.B. die Besetzungszahldarstellung. Wir werden uns auf die Ortsdarstellung beschränken. Slide 44 Konstruktion von Operatoren in der Quantenmechanik I • Ortsoperator: x̂ ! x· • Impulsoperator: p̂x ! ~ d i dx • Operator der kinetischen Energie T̂ m (px )2 ~2 d 2 in x-Richtung: Tklassisch = (vx )2 = ! 2 2m 2m dx2 ⇢ 2 ~2 @ @2 @2 ~2 2 • in 3 Dimensionen: T̂ = + + = r = 2m @x2 @y 2 @z 2 2m r: Nabla-Operator, : Laplace-Operator Slide 45 30 ~2 2m Konstruktion von Operatoren in der Quantenmechanik II • Operator der potentiellen Energie: V̂ (x, y, z) ! V (x, y, z)· • z.B. V̂ (x, y, z) = 4⇡✏0 pZe 2 x2 +y 2 +z 2 · = V̂ (r) = Ze2 · 4⇡✏0 r für die Coulombwechselwirkung eines Elektrons mit einem Kern der Ladungszahl Z. • Hamiltonoperator der Gesamtenergie z.B. des Wassersto↵atoms ~2 2 e2 Ĥ = r · 2m 4⇡✏0 r Allgemeine Vorschrift In der Ortsdarstellung ersetzt man 1. x̂ durch Multiplikation mit x· 2. pˆx durch den Di↵erentialoperator ~ @ i @x 3. und analog für y und z. 5.3 Slide 46 Erwartungswerte Matrixelemente • Ausdrücke der Art Z ⇤ Ô d⌧ = h |Ô| i nennt man auch Matrixele- mente des Operators Ô. • Der Spezialfall Z ⇤ Ô d⌧ = h |Ô| i = hOi ( = ) heißt Erwartungswert des Operators Ô im Zustand . • Erwartungswerte von hermiteschen Operatoren sind reell: 31 Beweis: hÔi ⇤ ✓Z = Z = Z = = = hÔi Slide 47 Z ⇤ Ô d⌧ ⇤ Ô (Ô ⇤ ⇤ ◆⇤ d⌧ ) d⌧ Ô d⌧ Axiom III Postulat III: Wenn ein System durch eine Wellenfunktion beschrieben ist, dann ist der Mittelwert einer physikalischen Größe in einer Serie von Messungen durch den Erwartungswert des zugehörigen Operators bestimmt. Ist eine Wellenfunktion eine Eigenfunktion des Operators Ô, dann gilt natürlich Ô (~r, t) = ak (~r, t). =) Ist ein Eigenzustand des Operators Ô, dann wird bei jeder Messung der gleiche Wert erhalten! Postulat III’: Ist die Wellenfunktion eine Eigenfunktion von Ô, so ist der Erwartungswert einer Messung gleich dem Eigenwert des Operators. Slide 48 Axiom IV: Bornsche Interpretation Postulat IV: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teilchen im Volumenelement d⌧ = dx · dy · dz um den Punkt r zu finden, ist | (r)|2 d⌧ = ⇤ (r) (r)d⌧ . 32 Für Wellenfunktionen von Systemen aus n Teilchen ist ⇤ (x1 , y1 , z1 , x2 , y2 , z2 , . . . , xn , yn , zn , t) · (x1 , y1 , z1 , x2 , y2 , z2 , . . . , xn , yn , zn , t) · dx1 dy1 dz1 . . . dxn dyn dzn die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen 1 im Volumen dV1 = dx1 · dy1 · dz1 um (x1 , y1 , z1 ) und gleichzeitig das Teilchen 2 im Volumen dV2 = dx2 · dy2 · dz2 um (x2 , y2 , z2 ), etc., zu finden. Slide 49 Normierung der Wellenfunktion I • Die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen 1 irgendwo im Raum zu finden und gleichzeitig das Teilchen 2 irgendwo im Raum zu finden, usw., muss gleich 1 sein. • also müssen physikalisch sinnvolle Wellenfunktionen 1 = Z1 Z1 Z1 Z1 Z1 1 ⇤ 1 1 1 normiert sein: ... 1 (x1 , y1 , z1 , x2 , . . . , t) (x1 , y1 , z1 , x2 , . . . , t) dx1 dy1 dz1 dx2 . . . Slide 50 Normierung der Wellenfunktion II Gilt stattdessen (⇤) A = Z1 Z1 Z1 Z1 Z1 1 ⇤ 1 1 1 ... 1 (x1 , y1 , z1 , x2 , . . . , t) (x1 , y1 , z1 , x2 , . . . , t) dx1 dy1 dz1 dx2 . . . mit 0 < A < 1 (⇤⇤), so ist 1 =p A 33 normiert. • Funktionen, die (*) und (**) erfüllen, heißen quadratintegrierbar oder quadratintegrabel oder normierbar. • Die Gesamtheit aller quadratintegrablen Funktionen für das n-Teilchensystem heißt der Hilbertraum für das n-Teilchensystem. • Bemerkung: A aber nicht. Slide 51 hängt im Allgemeinen von der Zeit t ab, die Konstante Normierung der Wellenfunktion II • | |2 ist eine Wahrscheinlichkeitsdichte • | |2 dxdydz ist eine Wahrscheinlichkeit 5.4 5.4.1 Slide 52 Die Schrödingergleichung Zeitabhängige Schrödingergleichung Axiom V Postulat V: Die zeitliche Entwicklung der (x1 , y1 , z1 , x2 , . . . , zn , t) wird durch die Wellenfunktion zeitabhängige Schrödingergleichung i~ @ = Ĥ @t beschrieben. • Ĥ ist der Hamiltonoperator, der im Allgemeinen explizit von der Zeit abhängig sein kann. • Zeitabhängigkeit über den Operator V̂ der potentiellen Energie • für ein einzelnes Teilchen gilt ~2 @ 2 @2 @2 Ĥ = + + + V (x, y, z, t) 2m @x2 @y 2 @z 2 34 ~2 @ 2 + V (x) 2m @x2 zeitabhängige Schrödingergleichung in einer Dimension • in einer Dimension: Ĥ = i~ @ Slide 53 (x,t) @t = ~2 @ 2 2m @x2 (x, t) + V (x) (x, t) Statt einer Herleitung • Wir hatten weiter oben gesehen, dass eine Wellenfunktion für atomare Systeme die Form i (x, t) = A · e ~ (p·x E·t) besitzt. • Für ein freies Teilchen in einer Dimension ist E = Ekin , mit der kinep2x tischen Energie Ekin = 2m ✓ ◆ @ (x, t) i • i~ = i~ · E (x, t) = E (x, t) @t ~ • ~2 @ 2 (x, t) ~2 i2 2 + V (x) (x, t) = p (x, t) + V (x) (x, t) 2m @x2 2m ~2 x = Ekin (x, t) + V (x) (x, t) = E (x, t) =) Schrödingergleichung ist erfüllt. Slide 54 Der Hamiltonoperator eines Vielteilchensystems n-Teilchen-Operator Ĥ = n X i=1 wobei i = Teilchen ist. ~2 2m i + V ({~ri }, t) @2 @2 @2 + 2 + 2 der Laplace-Operator für das i. 2 @xi @yi @zi 35 Man beachte: Der Operator der kinetischen Energie entkoppelt (d.h., ist eine einfache Summe über Teilchen). Alle Kopplungen im Vielteilchensystem stecken in der Potentialfunktion V ({~ri }, t). 5.4.2 Slide 55 Zeitunabhängige Schrödingergleichung Separation der Wellenfunktion Ortsfunktion & Zeitfunktion • meistens ist die potentielle Energie nicht explizit zeitabhängig • das System ist dann konservativ (wobei angenommen wurde, dass keine geschwindigkeitsabhängigen Wechselwirkungsterme auftreten) V̂ (x1 , y1 , z1 , x2 , . . . zn , t) = V̂ ({x}, t) ! V̂ ({x}) • Dann kann man (x1 , y1 , z1 , x2 , . . . zn , t) = ({x}, t) schreiben als (⇤) ({x}, t) = ({x}) · (t) • Man nennt dies einen Separationsansatz für eine partielle Di↵erentialgleichung. Die Schrödingergleichung ist eine solche. Slide 56 Produktansatz • Die Schrödingergleichung lautet mit (⇤): i~ =) @ [ ({x}) · (t)] = Ĥ[ ({x}) · (t)] @t @ ({x}) · i~ (t) = (t) · Ĥ ({x}) @t links wirkt kein Di↵erentialoperator auf Slide 57 36 und rechts keiner auf . Zeitunabhängige Schrödingergleichung • Wir machen nun einen mathematisch unsauberen (aber gerechtfertigten) Trick, indem wir die Gleichung durch ({x}) und (t) dividieren 1 @ 1 =) i~ · (t) = · Ĥ ({x}) (t) @t ({x}) oder i~ @ @t(t) Ĥ ({x}) = (t) ({x}) R(t) = S({x}) = E = const. Zeitunabhängige Schrödingergleichung Ĥ ({x}) = E ({x}) 5.5 Slide 58 Die Unschärferelation Unschärfe Nichtvertauschbare Operatoren bewirken, dass verschiedene Observablen nicht gleichzeitig exakte Werte annehmen können. Messungen erzeugen Unschärfe, indem bei verschiedenen Messungen des gleichen Systems unterschiedliche Messwerte beobachtet werden (sei es durch meßtechnische Probleme (Ungenauigkeit) oder wie hier durch prinzipielle Eigenschaften des Systems bedingt). Diese Unschärfe wird (auch bei “klassischen” Messungen) durch die Varianz A2 = h(A hAi)2 i quantifiziert. h. . .i symbolisiert dabei einen Mittel- oder Erwartungswert. Slide 59 37 Die Unschärferelation Es gilt: A2 = = = = A = {hA2 i h(A hAi)2 i hA2 AhAi hAiA + hAihAii hA2 i hAi2 hAi2 + hAi2 hA2 i hAi2 (Ausmultiplizieren) weilhhAii = hAi hAi2 }1/2 heißt Standardabweichung Unschärferelation Seien A = {hA2 i hAi2 }1/2 B = {hB 2 i hBi2 }1/2 und Dann gilt Slide 60 A B 1 h[Â, B̂]i 2 Beweis der Unschärferelation I • Seien hAi = h |Â| i und hBi = h |B̂| i. • Operatoren für die Verteilung von Einzelwerten von A und B sind dann ˆA =  hAi und ˆB = B̂ hBi. • Natürlich gilt [ ˆA, ˆB] = [ hAi, B̂ und hBi Skalare (Zahlen) sind. hBi] = [Â, B̂] =: iĈ, weil hAi • Man betrachtet nun für reelles, ansonsten beliebiges ↵ das Integral Z 2 I= (↵ ˆA i ˆB) d⌧ 0. Slide 61 38 Beweis der Unschärferelation II I = = Z n Z (↵ ˆA ⇤ i ˆB) o⇤ n (↵ ˆA (↵ ˆA + i ˆB)(↵ ˆA i ˆB) i ˆB) d⌧ o d⌧ (Hermitizität) = h(↵ ˆA + i ˆB)(↵ ˆA i ˆB)i (Erwartungswert) = ↵2 h( ˆA)2 i + h( ˆB)2 i ˆB ˆAi (Ausmultiplizieren) i↵h ˆA ˆB = ↵2 h( ˆA)2 i + h( ˆB)2 i + ↵hĈi 0 Slide 62 Beweis der Unschärferelation III 0 I = ↵2 h( ˆA)2 i + h( ˆB)2 i + ↵hĈi !2 h Ĉi 2 = h( ˆA) i ↵ + 2h( ˆA)2 i 2 +h( ˆB)2 i =) I = =) hĈi 4h( ˆA)2 i (quadr. Ergänzung) gilt für beliebiges ↵, also insbesondere auch für dasjenige ↵, das den ersten Term verschwinden läßt 2 hĈi 2 ˆ h( B) i 0 4h( ˆA)2 i h( ˆA)2 ih( ˆB)2 i Slide 63 39 2 1 hĈi 4 Beweis der Unschärferelation IV h( ˆA)2 i = = = = h( hAi)2 i hÂ2 2ÂhAi + hAi2 i hÂ2 i 2hAihAi + hAi2 hÂ2 i hAi2 h( A)2 i ist also die mittlere quadratische Abweichung von A von seinem Mittelwert. q q 2 ˆA , B = ˆB 2 Analoges gilt für B. mit A = =) 5.6 Slide 64 A B 1 |hCi| 2 Zusammenfassung Weitere Eigenschaften der Wellenfunktion • Die Schrödingergleichung ist eine DGL 2. Ordnung bzgl. der Koordinaten der Teilchen ) ) ({x}) muss überall stetig sein @ ({x}) muss stetig an allen Stellen sein, an denen die po@xi tentielle Energie stetig ist. • Natürlich muss eindeutig sein). eindeutig sein (genau genommen: ⇤ muss • die Wellenfunktion darf nicht über einen endlichen Bereich unendlich groß werden Slide 65 40 y(x) y(x) Physikalisch korrekte und inkorrekte Wellenfunktionen x y(x) y(x) x x x 41 Teil III Exakte Lösungen der stationären Schrödingergleichung Inhaltsangabe 6 Eindimensionale Probleme 6.1 6.2 7 8 44 Das Teilchen im unendlich tiefen Kasten . . . . . . . . . . 45 6.1.1 Modell und Lösung der Schrödingergleichung . . . 45 6.1.2 Zustände des Teilchens im Kasten . . . . . . . . . 49 6.1.3 Erwartungswerte und Varianzen für das Teilchen im Kasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 6.1.4 Zusatzmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Der harmonische Oszillator . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 6.2.1 Federmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 6.2.2 Schrödingergleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 6.2.3 Lösung der Schrödingergleichung . . . . . . . . . . 62 6.2.4 Form der Wellenfunktionen und Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Zwei- und Dreidimensionale Probleme in kartesischen Koordinaten 72 7.1 Das Teilchen im zweidimensionalen Kasten . . . . . . . . 72 7.2 Das Teilchen im dreidimensionalen Kasten . . . . . . . . . 80 7.3 Der harmonische Oszillator in 3 Dimensionen . . . . . . . 84 7.4 Erweiterung auf mehr als ein Teilchen . . . . . . . . . . . 88 Zentralkraft-Probleme 8.1 90 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 42 9 8.1.1 Kugelkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 8.1.2 Teilchen auf der Kugeloberfäche . . . . . . . . . . 94 8.1.3 Das Teilchen auf dem Ring . . . . . . . . . . . . . 95 8.2 Der Drehimpuls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 8.3 Produktansatz der Schrödingergleichung in Kugelkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Das Wassersto↵atom 110 9.1 Radiale Dichteverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 9.2 Entartung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 43 6 Slide 66 Eindimensionale Probleme Die Schrödingergleichung in einer Dimension • wir betrachten Wellenfunktionen, die nur von einer Variablen abhängen d.h. die Bewegung eines einzigen Teilchens ist eingeschränkt auf eine Raumrichtung (x-Achse). 1D-SGL: Ĥ (x) = E (x) ✓ ~2 d 2 + V (x) 2m dx2 44 ◆ (x) = E (x) 6.1 6.1.1 Slide 67 Das Teilchen im unendlich tiefen Kasten Modell und Lösung der Schrödingergleichung Das Teilchen im unendlich tiefen Kasten • Das Teilchen soll sich zwischen x = 0 und x = L frei bewegen können (frei bedeutet: kräftefrei: ) V = const. wähle oBdA: V = 0) • aber nicht außerhalb dieses “Kastens” der Länge L gelangen können. (außerhalb des Kastens ist die potentielle Energie also “unendlich groß”) Systemskizze V(x)=0 V(x) 0 Slide 68 V(x) L x Lösungsweg • Unterteilung des Definitionsbereiches in 3 Bereiche 1. Für x 0 gilt V (x) ! 1. 2. Für 0 < x < L gilt V (x) = 0. 3. Für x Slide 69 L gilt wie für Bereich 1 V (x) ! 1. 45 Bereiche 1 und 3 • Wir sind nur an endlichen Energien E des Teilchens interessiert. ✓ ◆ ~2 d 2 ) + V (x) (x) = E (x) 2m dx2 kann nur durch (x) = 0 für x 0 und x L erfüllt sein. Dann gilt natürlich auch ⇢(x) = ⇤ (x) (x) = 0 für x 0 und x L, d.h. das Teilchen kann sich nicht außerhalb des Bereiches 0 < x < L aufhalten. • die Aufenthaltswahrscheinlichkeit außerhalb des “Potentialtopfes” verschwindet also, in Übereinstimmung mit der Problemstellung. Slide 70 Bereich 2 Für 0 < x < L gilt V (x) = 0. Somit lautet die zu lösende Di↵erentialgleichung (DGL) ~2 d 2 (x) = E (x). 2m dx2 Die Energie E muss immer größer oder gleich 0 sein, da E immer Vmin = 0 ist, also Ekin 0! • gesucht: Funktion (x), deren 2. Ableitung proportional zum Negativen ihrer selbst ist. • Wir wissen: d2 sin(ax) = dx2 d2 cos(ax) = dx2 a2 sin(ax) a2 cos(ax) ) Lösungsansatz (x) = A sin(ax) + B cos(ax) (A, B und a sind noch festzulegen!). Slide 71 46 Eigenwerte d2 dx2 Somit ist d2 [A sin(ax) + B cos(ax)] dx2 d2 d2 = A 2 sin(ax) + B 2 cos(ax) dx dx = A · ( a2 ) · sin(ax) + B · ( a2 ) · cos(ax) = a2 [A sin(ax) + B cos(ax)] = a2 (x) = ~2 d 2 ~ 2 a2 (x) = (x) = E (x) 2m dx2 2m ) E= ~ 2 a2 2m A, B, und a müssen noch durch die Randbedingungen festgelegt werden. Slide 72 Randbedingungen (i) ! (0) = (L) = 0 da die Wellenfunktion im Topf stetig in die Wellenfunktion außerhalb des Topfes übergehen muss. (ii) Die Normierungsbedingung Z1 ⇤ 1 (x) (x)dx = ZL 0 47 ⇤ ! (x) (x)dx = 1 Anschlußbedingungen – aus (i) folgt an der Stelle x = 0: ! (0) = A sin(0 · a) +B cos(0 · a) = 0 ) B=0 | {z } | {z } 0 1 ! – damit gilt an der Stelle x = L: (L) = A sin(L · a) = 0 – A 6= 0, da sonst (x) = 0 auch im Potentialkasten ! ) sin(L · a) = 0 – analog, n 6= 0, da sonst überall (x) = 0: – Zur Erinnerung: sin(n⇡) = 0 für n = 1, 2, 3, . . . – Man kann also die Bedingung (L) = 0 immer dann n⇡ erfüllen, wenn L · a = n · ⇡ ist, also wenn a = L – kleinstes n ist n = 1 – negatives n nicht möglich, da (identisches | |2 !) Slide 73 n = n wäre Energieeigenwerte • zulässige Energiewerte E = ~ 2 a2 ~2 ⇡ 2 ) En = · n2 2m 2mL2 n = 1, 2, 3, . . . Nur wenn E einen der Eigenwerte En annimmt, hat die Schrödingergleichung für das Teilchen im Kasten eine physikalisch sinnvolle (d.h. mit den Randbedingungen verträgliche) Lösung O↵enbar ist E “gequantelt”! Slide 74 48 Normierung (iii) Z L ⇤ ⇤ (x) (x)dx = A A 0 Z Z L ! sin2 (ax)dx = 1 0 L n⇡x L ! )dx = |A|2 = 1 L 2 0 r 2 ) Wir wählen A = L |A|2 sin2 ( • Man hätte durchaus die Freiheit, A = oder A = i r oder A = ei↵ 2 L r r 2 zu wählen. L 2 mit beliebigem reellem ↵ L • Diese Wahlfreiheit besteht, weil nur das Betragsquadrat der Wellenfunktion physikalische Bedeutung hat. 6.1.2 Slide 75 Zustände des Teilchens im Kasten Zustände Zusammenfassend gilt also für n = 1, 2, 3, . . . Energiezustände Wellenfunktionen ~2 ⇡ 2 2 h2 2 n = n 2mL2 8mL2 r ⇣ n⇡ ⌘ 2 (x) = sin ·x n L L En = • Es existieren unendlich viele Eigenwerte und (normierte) Eigenfunktionen für das Teilchen im Kasten. 49 • Die Grundzustandsenergie (n=1) lautet E1 = ~2 ⇡ 2 h2 = 2mL2 8mL2 • Die Energien der angeregten Zustände En = E1 · n2 , n = 2, 3, . . . • n heißt Quantenzahl Slide 76 Nullpunktsenergie • Die minimale Energie des Grundzustands des Teilchens im Kasten ist immer vorhanden. • Sie kann nicht konvertiert werden. • Dieser unveränderliche minimale Energiebeitrag heißt auch Nullpunktsenergie. Slide 77 Spektrum der Zustände E h2(8mL2)-1 E h2(8L2)-1 25 • 25 E5 ∆E4 20 15 E4 5 0 E3 ∆E2 E2 E1 Anregungsenergien zwischen zwei 25 aufeinanderfolgenden Zuständen En = En+120 En = E1 · (2n + 1) • Die Energien15der angeregten Zustände wachsen quadratisch mit der Quantenzahl n 10 10 15 ∆E3 10 20 E h2(8m)-1 • die Anregungsenergien zwischen benach5 barten Zuständen linear 5 ∆E1 0 0 m=1 m=2 Slide 78 50 L=1 L=2 E h2(8mL2)-1 25 10 5 0 E4 E h2(8m)-1 25 25 20 20 1. E1 / 15 15 E3 10 10 ∆E2 E2 5 5 1 m damit sind alle Energien umgekehrt proportional zur Masse des Teilchens ) auch E/ 1 m ∆E1 E1 0 0 m=1 m=2 Slide 79 E h2(8L2)-1 5 ∆E4 4 1 ∆E4 E h2(8L2)-1 ∆E3 L2)-1 2 E5 20 15 Massenabhängigkeit L=1 L=2 Größenabhängigkeit E h2(8m)-1 25 25 20 20 15 15 10 10 5 5 2. E1 / 1 L2 alle Energien sind umgekehrt proportional zum Quadrat der Länge des Kastens ) auch E/ 1 L2 ∆E3 ∆E2 ∆E1 0 0 m=1 m=2 Slide 80 L=1 L=2 Quasikontinuum Größenabschätzung: L = 2 Å(⇡Atom), m = me 51 ! E1 ⇡ 4.5 · 10 18 J ! ⌫˜ ⇡ 225000 cm 1 (mit E = hc˜ ⌫ ; vglbar der Rydbergkonstanten (Ry = 1.097·105 cm 7 1 1.097 · 10 m )! 1 = Betrachten wir den Grenzfall • großer Massen L = 2 Å, m = 1 g ! E1 ⇡ 1.8 · 10 33 J ! ⌫˜ ⇡ 9 · 10 11 cm 1 ! • oder großer Kastenlängen L = 1 cm, m = me ! E1 ⇡ 4.2 · 10 45 J ! ⌫˜ ⇡ 2.1 · 10 22 cm 1 ! Dann rücken die Energien der Zustände also sehr dicht zusammen. ! Es sieht so aus, als wären (fast) beliebige kontinuierliche Variationen der Energie möglich. Die Energieniveaus sind quasikontinuierlich wie in der klassischen Physik Slide 81 Wellenfunktionen und Wahrscheinlichkeitsdichten • Grundzustandswellenfunktion und zugehörige Wahrscheinlichkeitsdichte ⇣ ⇡x ⌘ 2 sin L L ⇣ ⇡x ⌘ 2 = sin2 L L 1 (x) = ⇢1 (x) = | 1 (x)| 2 r • Wellenfunktionen der angeregten Zustände und zugehörige Wahrscheinlichkeitsdichten für n = 2, 3, . . . ⇣ ⇡x ⌘ 2 sin ·n L L ⇣ ⇡x ⌘ 2 = sin2 ·n L L n (x) = ⇢1 (x) = | 1 (x)| 2 r 52 Slide 82 Wellenfunktionen und Aufenthaltswahrscheinlichkeiten ψ1(x) ψ2(x) ρ1(x) ψ3(x) ρ2(x) ψ (x) [ρ31+ρ 1 55+ρ87]/3 ψ4(x) ρ3(x) ψ2(x) ρ4(x) ψ3(x) • die Zahl der Knoten (Nulldurchgänge von (x)) nimmt mit zunehmendem n zu (wie n 1). ρ1(x) ρ2(x) • Für sehr hohe Quantenzahlen gibt es sehr viele Knoten. Slide 83 ρ3(x) Bohr’sches Korrespondenzprinzip [ρ31+ρ55+ρ87]/3 Für großes n gilt: • Man wird in der Regel den Zustand des Systems nur als eine Überlagerung von Zuständen mit ähnlichem n finden. • Sind viele dieser Zustände überlagert, ergibt sich eine Wahrscheinlichkeitsdichte ⇢ ⇡ const. • wie in der klassischen Physik Dies ist ein Beispiel für das Bohr’sche Korrespondenzprinzip zwischen Quantenmechanik und klassischer Mechanik. Slide 84 Alternative Darstellung 53 ψ4(x) ρ4(x) ψ(x) 4 ρ(x) 4 3 3 2 2 1 1 Wellenfunktionen oder Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichten werden im Potentialtopf bei Energie E eingezeichnet (s. z.B. Atkins). 6.1.3 Slide 85 Erwartungswerte und Varianzen für das Teilchen im Kasten Grundzustand des Teilchens im Kasten Energieerwartungswert • Der Energieerwartungswert im GZ ist hEi 1 = h 1 ⇤ |Ĥ| 1i = ZL 1 ⇤ Ĥ 1 dx 0 ZL 1 = E1 ZL = ⇤ E1 1 dx ⇤ 1 dx 0 1 = E1 0 • In einem Eigenzustand des Operators (hier Ĥ) ist natürlich der Erwartungswert des Operators gleich dem Eigenwert! Slide 86 54 Grundzustand des Teilchens im Kasten Erwartungswert des Ortes • Der Ortserwartungswert im GZ (n = 1) ist hxi 1 = h 1 ⇤ |x̂| 1i r !2 ZL 2 ⇡x ⇡x sin( )x sin( )dx L L L = 0 = 2 L ZL x sin2 0 ⇣ ⇡x ⌘ L dx = L 2 Rechenweg (s. Übungsaufgabe) • Der zustandsgemittelte Aufenthaltsort des Teilchens ist also in der Mitte des Potentialkastens! (nicht unerwartet!) Slide 87 Grundzustand des Teilchens im Kasten Erwartungswert des Impulses • Der Impulserwartungswert im GZ ist hpx i 1 = h 1 ⇤ ~ @ | | i @x 2 1i = L ZL sin( ⇡x ~ @ ⇡x ) sin( )dx L i @x L 0 = 2 L ZL 0 sin ⇣ ⇡x ⌘ ~⇡ L iL cos ⇣ ⇡x ⌘ L dx = 0 aus Symmetriegründen • Der zustandsgemittelte Impuls des Teilchens ist also 0. (MaW: das Teilchen bewegt sich “genauso oft” nach links wie nach rechts!) (ebenfalls nicht unerwartet!) Slide 88 55 Grundzustand des Teilchens im Kasten Varianzen Um diese Mittelwerte ergeben sich Schwankungen der Messung von Ort oder Impuls (Ort und Impuls sind, da [x̂, Ĥ] 6= 0 und [p̂x , Ĥ] 6= 0, nicht gleichzeitig mit der Energie scharf messbar) in Form von Standardabweichungen und Varianzen • Varianzen ( A)2 = hÂ2 i hÂi • Standardabweichungen = A 2 q p ( A)2 = hÂ2 i • Standardabweichung des Ortes x • Standardabweichung des Impulses Slide 89 = p px ( x)2 = = hÂi s hx̂2 i L p 2 = p ⇡ ⇡ 12 x • hp̂2x i = h 2 1 |p̂x | 1 i • ) ~⇡ L px =) • da r x = · px =~ = r 6 ~2 ⇡ 2 L2 ⇡2 6 12 ⇡2 6 ⇡ 0.568, ist auf jeden Fall 12 x · px 1 > ~ 2 Die Heisenberg’sche Unschärferelation ist also erfüllt. 56 hx̂i2 |{z} schon berechnet s p ( px )2 = hpˆx 2 i Orts-Impuls-Unschärfe im Grundzustand ✓ ◆ 1 1 • hx̂2 i = h 1 |x̂2 | 1 i = L2 3 2⇡ 2 ) 2 hp̂x i2 | {z } schon berechnet 6.1.4 Slide 90 Zusatzmaterial Integral RL 0 hxi = x sin2 ( ⇡x )dx L 2 L ZL x sin ⇣ ⇡x ⌘ 2 L 0 Z⇡ Z⇡ y sin2 ydy 0 Substitution: y = ⇡x/L ) dx = dx dy dy 1 y · [1 2 Additionstheorem = 2L ⇡2 = 2L y 2 ⇡2 4 0 2L dx = 2 ⇡ cos(2y)]dx 1 cos(2y) 8 1 y sin(2y) 4 partielle Integration = = 2 2L 4 ⇡ 2 ⇡2 4 ⇡2 2L L = ⇡2 4 2 1 cos(2⇡) 8 | {z } =1 ⇡ sin(2⇡) 4 | {z } =0 57 = L dy ⇡ y=⇡ y=0 3 02 1 ⇡ + cos(0) + sin(0)5 4 8 | {z } 4 | {z } =1 =0 6.2 Der harmonische Oszillator 6.2.1 Slide 91 Federmodell Modell m x 0 • Eine Masse m sei durch eine Feder mit einer Wand verbunden. • Auslenkungen aus der Ruhelage (x = 0), in der die Feder entspannt ist, seien nur entlang einer Achse (der x-Achse) möglich. Slide 92 Federkraft und Hookesches Gesetz • Für (kleine) Auslenkungen ist die Rückstellkraft F~ = k · ~x. k heißt Federkonstante • Kräfte sind die negativen Ableitungen der potentiellen Energie F~ = Slide 93 ~ . rV Wechselwirkungspotential • Da die Kraft nur von x abhängen soll (und damit das Potential), sieht 1 man leicht, daß V (x, y, z) = V (x) = kx2 2 0 @V (x) 1 0 1 kx @x @V (x) C ~ (x) = B • denn rV @ @y A = @ 0 A = kx~ex = k~x @V (x) 0 @z Slide 94 58 Hamilton-Funktion und Hamilton-Operator • Die kinetische Energie der Masse m ist T = p~2 px 2 = 2m 2m • die klassische Hamiltonfunktion (also die Gesamtenergie) lautet px 2 1 2 + kx 2m 2 H(px , x) = T + V = • der entsprechende Hamiltonoperator in der Quantenmechanik lautet Ĥ = T̂ + V̂ = p̂2x 1 + kx̂2 2m 2 oder explizit Ĥ = 6.2.2 Slide 95 ~2 d 2 1 + kx2 2 2m dx 2 Schrödingergleichung Schrödingergleichung des Harmonischen Oszillators Ĥ (x) = E (x) () man definiert a2 := p ~2 d2 (x) 1 2 + kx (x) = E (x) 2m dx2 2 ~ k·m und multipliziert alle Terme mit 2m 2 ·a ~2 und erhält d2 (x) x2 2a2 mE + (x) = (x) = " (x) dx2 a2 ~2 r 2a2 mE 2 m mit der Definition " := = ·E ~2 ~ k a2 Slide 96 59 Variablentransformation ⇠ = x/a Man definiert eine neue Variable ⇠ = dann ist und x a d d =a· d⇠ dx d2 d2 2 = a · d⇠ 2 dx2 Damit erhält man schließlich d2 (⇠) + (" d⇠ 2 Slide 97 ⇠ 2 ) (⇠) = 0 Ansätze zur Lösung der Schrödingergleichung des harmonischen Oszillators Man kann diese Gleichung auf mehrere Arten lösen. 1. klassisches Verfahren durch Lösen der Di↵erentialgleichung mit Produktund Potenzreihenansatz =) Eigenfunktionen und Eigenwerte 2. algebraisches Verfahren mit Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren =) Eigenwerte und Matrixelemente Die Kenntnis von Eigenfunktion und Eigenwert ist äquivalent zur Kenntnis von Eigenwert und allen Matrixelementen. (Beide Techniken liefern die gleiche Einsicht in das Problem.) Slide 98 60 Eigenwerte • Man erhält als Eigenwerte für ✏ die Werte " = 2n + 1, n = 0, 1, 2, . . . und mit den Definitionen r ~ 2a2 mE 2 m 2 a := p und " := = E erhält man ~2 ~ k k·m ✓ 1 E = ~! n + 2 Slide 99 ◆ =~ r k m ✓ 1 n+ 2 ◆ , n = 0, 1, 2, . . . Eigenfunktionen p p 4 mit ⇠ = x/a = x pm·k = m! x ~ ~ ✓r ◆ m! 2 m! (x/a)2 /2 = Nn H n x e 2~ x n (x) = Nn Hn (x/a)e ~ n (x) = Nn Hn (⇠)e ⇠ 2 /2 mit den Hermiteschen Polynomen Hn (⇠) = ( 1)n e⇠ 2 dn e d⇠ n ⇠2 und den Normierungsfaktoren ⇣ m · ! ⌘1/4 ✓ 1 ◆1/2 Nn = ~⇡ 2n n! Slide 100 Hermitesche Polynome 61 H0 (y) H1 (y) H2 (y) H3 (y) H4 (y) H5 (y) H6 (y) H7 (y) H8 (y) 6.2.3 Slide 101 = = = = = = = = = 1 2y 4y 2 2 8y 3 12y 16y 4 48y 2 + 12 32y 5 160y 3 + 120y 64y 6 480y 4 + 720y 2 120 128y 7 1344y 5 + 3360y 3 1680y 256y 8 3584y 6 + 13440y 4 13440y 2 + 1680 Lösung der Schrödingergleichung Lösung der Schrödingergleichung Asymptotischer Lösungsansatz Schrödingergleichung d2 (⇠) + (" d⇠ 2 ⇠ 2 ) (⇠) = 0 Für sehr große Werte von ⇠ gilt ⇠ 2 " und damit asymptotisch (also für ⇠ ! ±1) d2 ˜ ⇠ 2 ˜(⇠) = 0 d⇠ 2 Diese Di↵erentialgleichung hat die allgemeine Lösung ˜(⇠) = Ae 1 2 ⇠ 2 1 2 + Be+ 2 ⇠ Damit ˜(⇠) normierbar bleibt, muss ˜(⇠) ! 0 für ⇠ ! ±1 B=0 Slide 102 62 =) Lösungsansatz für die Schrödingergleichung 1 2 Die asymptotische Lösung ˜(⇠) ⇠ e 2 ⇠ verwendet man als Ansatz für eine allgemeine Lösung für alle ⇠, nicht nur für sehr große. (⇠) = N H(⇠)e 1 2 ⇠ 2 ist ein Produkt aus Normierungskonstante N (später festzulegen), einer unbekannten “Korrektur”Funktion H(⇠) (als nächstes zu bestimmen) und der bereits bekannten asympotischen Lösung ˜(⇠) Slide 103 = N H(⇠) ˜(⇠) Ableitungen des Lösungsansatzes Di↵erenziert man (⇠) nach der Kettenregel, so erhält man d (⇠) d ⇣ = N e d⇠ d⇠ ✓ = N ⇠e 1 2 ⇠ 2 1 2 ⇠ 2 · H(⇠) ⌘ · H(⇠) + e 1 2 ⇠ 2 dH(⇠) d⇠ ◆ und d2 (⇠) = N d⇠ 2 ✓ +e (⇠ 2 1 2 ⇠ 2 1)e 1 2 ⇠ 2 d2 H(⇠) d⇠ 2 Slide 104 63 ◆ H(⇠) 2⇠e 1 2 ⇠ 2 dH(⇠) d⇠ Di↵erentialgleichung für H(⇠) d2 (⇠) + (" ⇠ 2 ) (⇠) = 0 d⇠ 2 ⇣ 1 2⌘ und Multiplikation von links mit e 2 ⇠ /N ergibt Einsetzen in die SGL (⇠ 2 1)H(⇠) 2⇠ dH(⇠) d2 H(⇠) + + (" d⇠ d⇠ 2 ⇠ 2 )H(⇠) = 0 oder H 00 (⇠) Slide 105 2⇠H 0 (⇠) + (" 1)H(⇠) = 0 Potenzreihenansatz für H(⇠) I Gleichungen der Form H 00 (⇠) 2⇠H 0 (⇠) + (" 1)H(⇠) = 0 löst man durch Potenzreihenentwicklung 1 X Ansatz H(⇠) = aj ⇠ j j=0 1 X ) H 0 (⇠) = j=0 1 X ) H 00 (⇠) = Einsetzen: 1 P j=0 Slide 106 j(j 1) · aj ⇠ j 2 2⇠ 1 X j=0 | j · aj ⇠ j j(j j=0 j · aj ⇠ j {z ⇠...⇠ j 64 1 !⇠ j 1 } 1 1) · aj ⇠ j +(" 1) 2 1 P j=0 aj ⇠ j = 0 Potenzreihenansatz für H(⇠) II 1 X j(j j=0 | {z + 1 X j=2 | 1) · aj ⇠ j 2 j(j 1) · aj ⇠ j } 2 1 X j=0 j j · aj ⇠ + (" 1) 1 X aj ⇠ j = 0 j=0 2 {z } mit k + 2 := j 1 X (k + 2)(k + 2 1) · ak+2 ⇠ k+2 2 |k=0 {z } und nach Umbenennen k ! j 1 X j=0 Slide 107 {(j + 2)(j + 1)aj+2 + (" 1 2j)aj } ⇠ j = 0 1 2j)aj } ⇠ j = 0 Potenzreihenansatz für H(⇠) III Rekursionsformel 1 X j=0 {(j + 2)(j + 1)aj+2 + (" Diese Gleichung kann nur dann für alle ⇠ gelten, wenn jede einzelne Potenz von ⇠ verschwindet. ) (j + 2)(j + 1)aj+2 = (2j + 1 ")aj Dies ist eine Rekursionsformel für die aj • kennt man a0 , sind alle weiteren a2 , a4 , a6 , . . . festgelegt. • kennt man a1 , sind alle weiteren a3 , a5 , a7 , . . . festgelegt. a0 und a1 kann man prinzipiell frei wählen, da man später noch den Normierungsfaktor bestimmen muss. Slide 108 65 Abbruchbedingung Man kann nun zeigen (tun wir aber nicht), dass i.A. für einen beliebigen Wert von " die Funktion H(⇠) so schnell wächst, dass das Produkt 1 2 H(⇠)e 2 ⇠ für ⇠ ! ±1 nicht gegen Null strebt. =) Die Wellenfunktion ist dann nicht normierbar. Für normierbare Lösungen muss die Potenzreihe für H(⇠) also bei irgendeiner maximalen Potenz n (also bei ⇠ n ) abbrechen. ! also: an+2 = 0 ) 2n + 1 " ! =0 (n + 2)(n + 1) =) oder Slide 109 2n + 1 "=0 "n = 2n + 1 Quantenzahl n "n = 2n + 1 Es fällt wieder automatisch eine Quantenzahl n an, die die verschiedenen möglichen Lösungen (für die maximalen endlichen Potenzen von ⇠) durchzählt. r 2 m " war definiert als " = E ~ k Die Energieniveaus des harmonischen Oszillators lauten dann En = ~ r Slide 110 66 k m ✓ 1 n+ 2 ◆ Frequenz des Oszillators ✓ 1 En = ~! n + 2 1 Frequenz: ⌫ = 2⇡ r ◆ ✓ 1 = h⌫ n + 2 ◆ k m Kreisfrequenz: ! = 2⇡⌫ = r k m Frequenz des quantenmechanischen Oszillators ist dieselbe wie die des klassischen Oszillators Die Energie des klassischen Oszillators hängt direkt von der Amplitude (maximale Auslenkung) der Schwingung ab und kann kontinuierlich variieren Die Energie des quantenmechanischen Oszillators ist wieder gequantelt. 6.2.4 Slide 111 Form der Wellenfunktionen und Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte Wellenfunktionen (⇠) = Nn Hn (⇠)e mit 67 1 2 ⇠ 2 n X Hn (⇠) = aj ⇠ j j=0 2(j n) (n) aj (j + 2)(j + 1) (n) aj+2 = wenn n gerade, dann verschwinden alle aj für ungerades j wenn n ungerade, dann verschwinden alle aj für gerades j Slide 112 Grundzustand n (x) = Nn Hn (⇠)e mit ⇠ = x/a = ⇠ 2 /2 p 4 x pm·k ~ = p m! ~ x ⇣ m · ! ⌘1/4 ✓ 1 ◆1/2 und Nn = ~⇡ 2n n! 1 • EGZ = E0 = ~! 2 0 (x) = = ⇣ m · ! ⌘1/4 ~⇡ ⇣ m · ! ⌘1/4 ·1·1·e e m! 2 x ~ s ~⇡ ✓r ◆ 1 m·! 4 p = ·e ~ ⇡ Slide 113 68 m! 2 x ~ m! 2 x ~ 1. Angeregter Zustand n (x) = Nn Hn (⇠)e mit ⇠ = x/a = ⇠ 2 /2 p 4 x pm·k ~ = p m! ~ x ⇣ m · ! ⌘1/4 ✓ 1 ◆1/2 und Nn = ~⇡ 2n n! 3 • E1 = ~! 2 ⇣ m · ! ⌘1/4 ✓ 1 ◆1/2 r m! · ·2 x·e 1 (x) = ~⇡ 2 ~ s ✓r ◆3 m! 2 2 m! 4 p = ·x·e ~ x ~ ⇡ Slide 114 (x) and ⇢(x) = | (x)|2 dx ψ0(x) ψ1(x) ρ0(x) ρ1(x) ψ3(x) ψ4(x) ρ3(x) Slide 115 ρ4(x) 69 ψ2(x) ρ2(x) ψ5(x) ρ5(x) m! 2 x ~ Darstellung im “Topf der potentiellen Energie” 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 ψ(x) Slide 116 ρ(x) Eigenschaften I • Zahl der Knoten(=Nulldurchgänge der Wellenfunktion) = Quantenzahl n • Die niedrigste Energie 12 ~! > 0 Nullpunktsenergie Ein quantenmechanischer Oszillator ist niemals in Ruhe! Er “schwingt immer um seine Gleichgewichtslage”! Slide 117 Eigenschaften II 70 • Ein klassischer Oszillator dürfte sich, bei den gegebenen Energien, nicht im Bereich außerhalb der gelben Parabel aufhalten. (Hier wäre wegen En = T + V und V > En die kinetische Energie T negativ)! • Ein quantenmechanischer Oszillator darf sich in diesem klassisch “verbotenen” Bereich aufhalten. Die Wellenfunktion hat eine endliche Amplitude und Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte in diesem Bereich. Tunnele↵ekt Dieses Hinein’tunneln’ in klassisch verbotene Bereiche ist ein allgemeines Phänomen der Quantenmechanik Der Name dafür ist Tunnele↵ekt Slide 118 Unschärferelation p x2 p2x ist im Grundzustand des harmop ~ nischen Oszillators gegeben durch x2 p2x = . 2 • Die Orts-Impulsunschärfe • Es gilt also das Gleichheitszeichen in der Unschärferelation Zustand minimaler quantenmechanischer Unschärfe Der GZ des HO ist derjenige quantenmechanische Zustand mit der minimal möglichen Orts-Impuls-Unschärfe. Slide 119 Der harmonische Oszillator: Ein Modell für zweitatomige Moleküle • Alle obigen Resultate gelten auch für zweiatomige Schwinger • x ist dann die Di↵erenz zwischen aktuellem Atomabstand und dem Gleichgewichtsabstand re : x = x2 x1 re • Dazu muss m ! µ = m1 · m2 ersetzt werden. m1 + m2 • µ heißt reduzierte Masse. 71