Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze 10. September 2014, Altes Spital Solothurn Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Dr. med. Kurt Albermann, Winterthur Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Ausgangslage © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch Psychische Störungen zählen zu den häufigsten Krankheiten im Erwachsenenalter Ca. jeder dritte Erwachsene mit psychischer Störung hat Kinder < 18 J. 1 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Fragen Wie geht es den Kindern mit der elterlichen Erkrankung? Welche Unterstützung benötigen diese Kinder (allenfalls)? Häufigkeit psychischer Erkrankungen • Schwere psychische Belastungen und psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter mit 10,5 – 22,5 % sehr häufig (Asthma und Übergewicht ca. 15%) Häufigste Störungen: Angststörungen Dissozial-aggressive Störungen Depressive Störungen / ADHS • ( 10,4 %) ( 7,5 %) (je 4,4 %) Lebenszeitprävalenz bis zum Jugendalter bis zu 50 % (wie Erwachsene) Ravens-Sieberer U et al. 2007, www.bdp-verband.org 2007, Steinhausen HC 2006, Knöpfli B 2008 © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 2 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Prävalenz Ca. 4.000 betroffene Kinder im Kanton ZH mind. ca. 20-50.000 Kinder mit psychisch erkranktem Elternteil in der Schweiz Deutschland: ca. 20% somit ca. 300.000 Kinder in der Schweiz? 30 % der Kinder von Eltern mit psychischer Erkrankung mit dauerhaften Störungen im emotionalen bzw. im Verhaltensbereich Psychische Erkrankung der Eltern: erheblicher Risikofaktor für die kindliche Entwicklung Rutter et al. 1984, Stallard et al. 2004, Gurny et al. 2007, Wiegand-Grefe et al. 2012 Resilienz © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 3 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Frühkindliche Resilienzfaktoren Mutter-Kind-Interaktion als Schutzfaktor Lächeln des Säuglings in der Interaktion mit der Mutter Quelle: Mannheimer Risikokinderstudie, 2009 Feinfühligkeit Definition Die Bindungsperson nimmt die kindlichen Signale wahr interpretiert sie adäquat und reagiert angemessen und prompt darauf. → Gefühl emotionaler Sicherheit Bindungstheorie: Elterliche Feinfühligkeit - wesentlicher Einfluss auf die Bindungsentwicklung - mässiger, aber zuverlässiger Prädiktor für die spätere Bindungssicherheit Quelle: Goldsmith und Alansky 1987, DeWolff und Van Ijzendoorn 1997 © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 4 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Schutzfaktoren Individuum Autonomie, sicheres Bindungsverhalten Soziale und kommunikative Kompetenz, Temperament Problemlösungsfertigkeiten, Selbstwirksamkeit Reflexivität / Impulskontrolle Anpassungsfähigkeit Selbstwert Hohe Intelligenz, höheres Bildungsniveau Emotionale Intelligenz Sensibilität / Empathie Fähigkeit der raschen Regeneration nach Belastung Schutzfaktoren Familie, Umfeld Stabile emotionale Beziehung zu mind. einem Elternteil oder verlässliche Bezugsperson, Fürsorge, Zuwendung Emotionale und soziale Unterstützung ausserhalb der Familie (z. B. Nachbarn, Verwandte, ErzieherInnen, Lehrpersonen) Transparente und konsistente Strukturen, Regeln Positive Rollenvorbilder, Normen und Werte (Familie, Peer-group und Gesellschaft) Ressourcen auf kommunaler Ebene © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 5 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Adverse Childhood Experiences Kohorte 17‘000/26‘000 middle-class St. Diego KP d=57 Jahre Fazit: • ACE überraschend häufig, typischerweise verheimlicht / nicht erkannt • deutliche Auswirkung auch 50 Jahre später: Korrelation neg. psychosozialer Erfahrungen mit somatischer Erkrankung, sozialer Dysfunktion, seelischer Erkrankung • Hauptdeterminante der Gesundheit und des sozialen Wohlbefindens der Nation Felitti 2003 Vulnerabilität © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 6 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 8% aller Kinder und Jugendlichen: mindestens 1 psychisch erkrankter Elternteil Winterthurer Studie 2006 Gurny et al. 2007 Häufigste Störungsbilder der erkrankten Eltern (Mehrfachnennungen) Frauen Männer •Depression •Suchterkrankung •Persönlichkeits‐ oder Verhaltensstörung •Borderline‐Störung •Schizophrenie / Psychose •Posttraum. Belastungsstörung oder Anpassungsstörung Gesamt 43% 24% 31% 49% 38% 32% 16% 24% 19% 6% 13% 22% 12% 19% Gurny et al. 2007 © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 7 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Häufigste Auffälligkeiten der Kinder (Mehrfachnennungen) • • • • Störung des Sozialverhaltens: Schulleistungsprobleme: Affektive Störungen: Aufmerksamkeits‐ und Konzentrationsstörungen: 55 % 45 % 32 % 23% Angaben anhand von 86 ausgefüllten Familienbogen Gurny et al. 2007 Psychisch erkrankte Personen mit/ohne Kinder Wohnsituation [%] 40 30 20 10 Patientinnen (n=124) Patienten (n=67) 0 mi tP a e r tn ru oh ne nd d K in Pa e rtn er n r, m it d K in e rn al l ei n W n oh he im K li n ik Albermann, Gurny, Cassée, Gavez, Los 2007 Winterthurer Prävalenzstudie „Vergessene Kinder“ © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 8 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Familiäre Belastungen Mangelnde Erziehungskompetenz Mangelnde Alltagsstruktur Total Paarkonflikte Arbeitslosigkeit Yes No n = 16 vs. 53 23% vs. 77% Körperliche oder seelische Gewalt Isolation, mangelnde Sozialkontakte Vernachlässigung Armut Type of Service Schulden Sexuelle Gewalt n = 196/842 (ver. Diagnosis) Andere 0 Female 10 63% Male 20 34% Sex not mentioned 3% 30 40 50 60 [% ] Albermann, Gurny, Cassée, Gavez, Los 2007 Winterthurer Prävalenzstudie „Vergessene Kinder“ Auswirkungen Erleben einer psychischen Erkrankung des Elternteils: -> tiefe seelischen Irritation „Selbstverständlichkeit des bisherigen Lebens“ wird in Frage gestellt: Verunsicherung Der vertraute und geliebte Mensch, auf dessen Schutz und Fürsorge die Kinder angewiesen sind, wirkt nun selbst ängstlich, hilflos und wird in seinem Wesen als stark verändert, zum Teil fremd wahrgenommen Informationsdefizit © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 9 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Verlauf Die Kinder sind oft die ersten, die mit einer psychischen Krise konfrontiert sind, da sie die meiste Zeit mit dem erkrankten Elternteil verbringen Zeitliche Latenz von der Wahrnehmung erster Symptome bis zur Diagnose: häufig Monate oder Jahre «Graubereich» : besondere schwere Zeit für die Kinder und die gesamte Familie - keine rationalen Erklärungen für befremdendes Verhalten Leiden (für die Kinder) beginnt nicht erst mit der Diagnose Auswirkungen Erkrankter Elternteil in extremen Gefühlszuständen: unverständlich, nicht berechenbar und nachvollziehbar Abrupte Schwankungen zwischen Anhänglichkeit und Zurückweisung, Verwöhnung und Beschimpfung Erzieherische Überforderung: wenig Grenzen / Strukturen Ständig angespannte Atmosphäre: Aufmerksamkeit beim erkrankten Elternteil, seinem Befinden Gefahr der Vernachlässigung © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 10 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Auswirkungen auf die Kinder / Jugendlichen Schuldgefühle / Mitverantwortung durch eigenes Verhalten Scham Hilflosigkeit / Ohnmachtsgefühl Angst vor elterlicher Gewalt oder Suizid Verunsicherung, Desorientierung Soziale Isolation, Stigmatisierung Invalidierung Fehlende positive Identifikationsvorbilder Auswirkungen auf die Kinder / Jugendlichen Regression mit – sehr enger Bindung Unterdrückung altersentsprechender Autonomiebestrebungen Angst vor Vererbung / Ansteckung Mitgefühl / Traurigkeit Unterdrückte / gefrorene Wut auf erkrankten Elternteil Verantwortungsübernahme für Familie Destruktive Parentifizierung © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 11 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Destruktive Parentifizierung Vernachlässigung / Verleugnung kindgerechter Aktivitäten und Bedürfnisse Altersunangemesse Überforderung in Bezug auf kindlichen Entwicklungsstand Schlichten von Partnerkonflikten Verantwortung für Haushalt Organisation von Aktivitäten Arztbesuche, Medikation Sorgen um finanzielle / materielle Sicherheit Versorgung jüngerer Geschwister (emotional und physisch) Partnerersatz Verwirklichung elterlicher Träume / Fantasien Akzeptanz der delegierten Rolle Bozormenyi Nagy, Spark 1981 Jurkovic 1997 Einflussfaktoren (Schweregrad der Deprivation) Form und Intensität der elterlichen Erkrankung - Kurzfristige überschaubare Krankheitsepisoden oder chronische Verläufe - Einbindung des Kindes in die Erkrankung, bspw. ins Wahn- und Angstsystem Umgang des erkrankten Elternteils mit der Erkrankung - Krankheitseinsicht, innerfamiliäre Krankheitsbewältigung - Inanspruchnahme von Hilfen, Selbsthilferessourcen, etc. © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 12 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Einflussfaktoren (Schweregrad der Deprivation) Familiäre Ressourcen und Stressoren innerfamiliäre Beziehungsqualität, emotionale Verfügbarkeit der Eltern, elterlicher Interaktionsstil, Konflikte, Trennung / Scheidung der Eltern, Kompensationsmöglichkeiten durch andere Familienmitglieder Aktuelle Lebenssituation familiäre und individuelle Entwicklungsphase soziale Situation der Familie Schwellensituationen: Einschulung, Schulabschluss, etc. Einflussfaktoren (Kind) Persönlichkeitseigenschaften und Kompetenzen Temperament, affektive Ressourcen, Resilienz/ Vulnerabilität, Intelligenz, Leistungsstärken, etc. Position des Kindes in der Familienstruktur Geschwisterkonstellation innerfamiliäre Rollenverteilungen, etc. Ausserfamiliäre Bindungen Vertrauensvolle Beziehungen zu anderen Bezugspersonen (Grosseltern, Paten, Kindergärtnerin/Lehrpersonen, Freunde) Kompensationsmöglichkeiten durch andere nahe stehenden Menschen, etc. Aufklärung und Information Krankheit und laufende Behandlung © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 13 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Fazit Familien mit psychisch erkranktem Elternteil benötigen unterschiedliche resp. individuelle Unterstützung Einbezug aller Fachpersonen, die mit den Familienmitgliedern in beruflicher Beziehung stehen u.a. Haus- / AllgemeinärztInnen, PädiaterInnen PsychotherapeutInnen / PsychiaterInnen Kinder- und Jugendhilfe kommt dabei eine wichtige Schlüsselfunktion zu, weil sie … … unersetzlicher Teil des integrierten Versorgungssystems sind www.liliancaprez.ch © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 14 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Verantwortung des Netzwerks Sie sind Mitglied des Versorgungsnetzes Transdisziplinäre Kooperation Vereinbarte Zusammenarbeit Unterstützung der Eltern in der Akzeptanz externer Hilfsangebote und Überwindung ihrer Scham- und Schuldgefühle den Kindern gegenüber Sie ermutigen die Eltern mit den Kindern das Gespräch über die Krankheit zu führen Sie informieren bei Bedarf selbst Sie helfen in der Sicherung des Kindesschutzes mit Leistungserbringer Kinder und Jugendliche arbeiten innerhalb des eigenen Versorgungssystems am häufigsten zusammen mit: – JFB – SPD – PsychiaterInnen / PsychotherapeutInnen – ÄrztInnen 74% 55% 52% 51% Gurny et al. 2007 © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 15 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Leistungserbringer Kinder und Jugendliche arbeiten mit LE des Versorgungssystems für Erwachsene am häufigsten zusammen mit – HausärztInnen – PsychiaterInnen – Psychiatrischen Kliniken 36% 33% 32% Gurny et al. 2007 Müller et al. 2013 © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 16 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 4 Säulen Modell • Information, Prävention und Früherkennung • Soziale Unterstützung und Beratung für betroffene Eltern und Kinder • Therapie • Kindesschutz Häufige (überwiegende) Perspektive www.liliancaprez.ch © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 17 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Berufsgruppenübergreifende Perspektive www.liliancaprez.ch Übersicht Angebote und neue Entwicklungen (Beispiele, keine vollständige Übersicht der Angebote) • • • • • • • • • • © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch Früherkennung / Frühintervention Netzwerkangebote Angebote für Kinder und Jugendliche Angebote in der stationären Erwachsenpsychiatrie Mutter-Kind-Einrichtungen Patenschaftsfamilien Kinderschutz Schulung Forschung Politische Unterstützung 18 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Berücksichtigung kindlicher Bedürfnisse • • • • • • • • Sicherheit Ernährung / Gesundheit Beziehung / Bindung Entwicklung / Bildung Persönlichkeit Umfeld / Freunde Schule / Beruf Familie Mod. gemäss Dettenborn (2010), Dettenborn (2002), Bamberger, von Arx (2008) Typologie des Kindeswohls „Best-Variante“ Ziel: Der Versuch, das optimale Kindeswohl zu garantieren „Genug-Variante“ Ziel: ausreichend günstige Relation zwischen kindlichen Bedürfnissen und seinen möglichen Lebensbedingungen „Gefährdungsabgrenzung“ Ziel: Der Versuch, Kindesgefährdung zu stoppen oder zu vermeiden. Einschreiten bei Kindeswohlgefährdung. Dettenborn (2008), Schreiner (2005) © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 19 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Komplexes Helfersystem Nachbarin Gross‐ eltern Sozialhilfe Kunst‐ therapie Rechts‐ anwältin Hausarzt VASK Freunde Psychiater Rechtsanwalt Gross‐ eltern Spitex Psychologin Hausarzt M V Freunde Seelsorgerin KJPP 10 7 Lehrer KJZ KESB Beistand Lehrer Schul‐ leitung Kinderarzt SPD Freund Schul‐ pflege SSA 40 © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 20 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Unterstützung von Kindern mit psychisch erkranktem Elternteil – (manchmal) eine Gratwanderung?! Familie als Beziehungssystem betrachten Pragmatische, flexible und individuelle Interpretation der Kindeswohlkriterien - Voraussetzung: Sicherheit Lösungsorientiertes, prozessorientiertes Vorgehen Klärung von Erwartungen und Grenzen (Hochrisiko / Stress) Ressourcen vs. Belastungsfaktoren Erfassen / Training elterlicher und familiärer Kompetenzen Coaching / Familienorientiertes Casemanagement Notfallplan Interdisziplinäres Netzwerk SB KE Ju F a g en be mil dhi ra ien lfe tu ng le hu ga Sc nder Ki © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch trie Horte Krippen n rte Schule Kindergarten Kin psy der-J chi uge atr i e nd Vä ng ü - tu M era B Päd ia Sozia Dien le ste Erw .P Soziale Dienste trie hia syc Mü-VäBeratung KinderJugendPsychiatrie KESB CaseCaseManagement Pädiatrie Jugendhilfe Familienberatung Erw. psychiatrie 21 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Übersicht Angebote und neue Entwicklungen (Beispiele, keine vollständige Übersicht der Angebote) • • • • • • • • • • Früherkennung / Frühintervention Netzwerkangebote Angebote für Kinder und Jugendliche Angebote in der stationären Erwachsenpsychiatrie Mutter-Kind-Einrichtungen Patenschaftsfamilien Kinderschutz Schulung Forschung Politische Unterstützung Netzwerkstrategien • Gemeinsame, handlungsleitende Haltung «no wrong door» • Formalisierung der Zusammenarbeit Fallbezogene Koordination der Hilfeleistungen verbessern, Informationsaustausch Schnittstellen‐ und Verantwortlichkeitsklärung Vereinbarte Zusammenarbeit Erweiterte «integrierte Versorgung» © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 22 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Vorläufige Schlussfolgerungen • Transdisziplinäre Zusammenarbeit Kenntnisse der gesamten Angebotslandschaft (auch über das Versorgungssystem hinaus) Wissen über Auftrag, Ziele und Arbeitsweisen der «anderen» • Fachwissen Psychische Erkrankungen und ihre Auswirkungen auf Fähigkeit zur Alltagsbewältigung Bedeutung und Auswirkung elterlicher psychischer Erkrankungen auf Kinder Informationsvermittlung für Kinder (wie? wer? was? womit?) © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 23 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Schweizerische Stiftung und Institut zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen Ausblick • 23. April 2015 Herbst 2016 • Mehrdimensionale Herausforderungen • - regional - kantonal - national • • • © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch Nationale Tagung Biel Internationale Tagung - Familie - Fachpersonen / Netzwerk - Politik, Öffentlichkeit Finanzierung / Health technology assessment Sensibilisierung / Schulung Forschungsfragen 24 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Monika Alessi Christine Gäumann Dr. Brigitte Müller lic. phil. I Renate Gutmann Lukas Fellmann Dr. med. Ronnie Gundelfinger Sozialpädiatrisches Zentrum SPZ Einladung 11. SPZ-Symposium e Sav ate! d the Wie Kinder lernen – Entwicklung Neurobiologie Schule Donnerstag, 27. November 2014 8.30 – 17.00 Uhr Winterthur, Hotel Banana City, Festsaal www.ksw.ch/spz‐symposium © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 25 Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern 10. September 2014, Solothurn Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: [email protected] [email protected] Web: www.wikip.ch www.ksw.ch Literatur Fachliteratur – Auswahl Albermann, K., Gäumann, C., Alessi, M.,Müller, B., Gutmann, R. & Gundelfinger, R. (2012). Winterthurer Präventionsund Versorgungsprojekt für Kinder psychisch und suchtkranker Eltern (wikip) – Ein interdisziplinärer Approach der medizinischen und psychosozialen Versorgungssysteme für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (Teil I). Das Thema zum Thema machen. Schweizerische Ärztezeitung, 93(42), 1521–5125. Albermann, K., Gäumann, C., Alessi, M.,Müller, B., Gutmann, R., Fellmann, L., Gundelfinger, R. (2014). Winterthurer Präventions- und Versorgungsprojekt für Kinder psychisch kranker Eltern. Projektbericht. www.wikip.ch Bauer, U., Reinisch, A. & Schmuhl, M. (Hrsg.) (2012). Prävention für Familien mit psychisch erkrankten Eltern. Bedarf, Koordination, Praxiserfahrungen. Wiesbaden: VS Verlag. Brisch, K.H. (2011). SAFE® – Sichere Ausbildung für Eltern. Sichere Bindung zwischen Eltern und Kind. Stuttgart: Klett-Cotta Cowling, V. & McGorry, P. (2012).Parental mental illness is a family matter. A familyfocused approach enables early identification and intervention to prevent mental illness in children an their families. Editorial. MJA Open 1 Suppl 1, 5. Diggins, M. (2011). Think child, think parent, think family: a guide to parental mental health and child welfare. London: SCIE, Social Care Institute for Excellence. Gahleitner, S. B. & Homfeldt, H. G. (Hrsg.) (2012). Kinder und Jugendliche mit speziellem Versorgungsbedarf. Beispiele und Lösungswege für Kooperation der sozialen Dienste. Weinheim und Basel: Beltz Juventa. Gurny, R., Cassée, K., Gavez, S., Los, B. & Albermann, K. (2007). Vergessene Kinder? Kinder psychisch kranker Eltern: Winterthurer Studie. www.wikip.ch Jungbauer, J. (Hrsg.) (2010). Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil. Forschungsbefunde und Perspektiven für die Soziale Arbeit. Opladen & Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich. © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch 26 10. September 2014, Solothurn Ver-rückte Welt: Kinder von psychisch kranken Eltern – Grundlagen und Handlungsansätze Die Situation von Kindern psychisch kranker Eltern Literatur Kupferschmid S., Sahli, K., Leu, E. & Koch, I. (2014). Psychisch belastete Eltern und ihre Kinder stärken. Ein Therapiemanual. Stuttgart: Kohlhammer. Lenz, A. (2010). Ressourcen fördern. Materialen für die Arbeit mit Kindern und ihren psychisch kranken Eltern. Göttingen: Hogrefe Verlag. Lenz, A. (2008). Interventionen bei Kindern psychisch kranker Eltern. Grundlagen, Diagnostik und therapeutische Massnahmen. Göttingen: Hogrefe Verlag. Lenz, A. & Jungbauer, J. (Hrsg.) (2008). Kinder und Partner psychisch kranker Menschen. Belastungen, Hilfebedarf, Interventionskonzepte. Tübingen: dgvt Verlag. Siegenthaler, E., Munder, T. & Egger, M. (2012). Effect of preventive interventions in mentally ill parents on the mental health of the offspring: systematic review and meta-analysis. J. Am. Acad. Child Adolesc. Psychiatry, 51(1), 8–17. Wiegand-Grefe, S., Mattejat, F. & Lenz, A. (Hrsg.) (2011). Kinder mit psychisch kranken Eltern. Klinik und Forschung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Literatur Broschüre Pro Juventute (Hrsg.) (2007). Wenn ein Vater oder eine Mutter psychische Probleme hat…wie geht es dann den Kindern? Zürich: Pro Juventute. Kinderbücher Eder, S., Rebhandl, P. & Gasser, E. (2011). Annikas andere Welt. Salzburg: Edition Riedenburg. Eggermann, V. & Janggen, L. (2005). Fufu und der grüne Mantel. Zug: Inthera. Homeier, S. (2006). Sonnige Traurigtage. Frankfurt/M: Mabuse-Verlag. Tilly, C. & Offermann, A. (2012). Mama, Mia und das Schleuderprogramm. Bonn: Balance Buch und Medien Verlag. Websites: www.wikip.ch www.tschau.ch www.fruehehilfen.ch © Dr. med. Kurt Albermann IKS www.wikip.ch www.netz-und-boden.de www.copmi.net.au www.projuventute.ch www.promentesana.ch 27